1884 / 219 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 17 Sep 1884 18:00:01 GMT) scan diff

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16. September, Morgens. Nach dem gestrigen Diner hielten die Kaiserin und die Drei anwesenden onarchen Cercle, bei welhem sämmtliche geladene Personen vorgestellt wurden. Später wurde bei der Kaiserin im engsten Kreise der Thee eingenommen.

16. September, Abends. Heute Vormittag zwischen 10 und 11 Uhr matten die-Minister Jhren Mgjestäten dem Deutschen Kaiser und dem Kaiser von Oesterreich ihre Auf- wartung. Um 11 Uhr begann die Parade von je einem Bataillon der hier garnisonirenden zwei Regimenter, deren Chefs der Deutsche Kaiser und der Kaiser von ODester- reih sind. Beide Bataillone rückten bereits um 10!/2 Ubr mit Fahnen und klingendem Spiele in den Park ein, wo sie in zwei langen Reihen zu beiden Seiten des großen, mit einer Fontaine geshmüdckten Blumenparterres vor dem Schlosse Ausstellung nähmen. General Panjutin befand sich an der Spiße des Bataillons, von dem dem Kaiser von Oesterreich gehörenden Regiment, welches links stand; an der Spiße des rets stehenden Bataillons von dem dem Kaiser Wilhelm gehörenden Regiment befand sih General Ko- narzewsky. Gleichzeitig versammelten sih vor dem Schlosse die Großfürsten, der Prinz von Sachsen-Altenburg, Fürst Bis- marck in Kürassieruniform mit den Grafen Herbert und Wil- helm Bismarck in Dragoneruniform, Graf Kalnoky in Husaren- uniform, die Generale von Schweiniß, von Werder, der Obersl-Lieutenant Klepsh und eine glänzende Suite hoher russisher Offiziere. Das ringsum von Menschen eingefaßte

rüne Parterre, auf welches die Sonne ihre Strahlen nieder- endete, bot ein überaus prähtiges Bild. Um 11 Uhr wur- den die Fahnen der beiden Bataillone unter den üblichen Ehrenbezeugungen aus dem Schlosse hinausgetragen. General - Gouverneur Gurko übernahm den Befehl über beide Bataillone, seine Kommandorufe wurden von den beiden die Bataillone kommandirenden Generalen wiederholt und pflanzten sich echoartig dur die langen Reihen fort. Hierauf erschienen die Drei Kaiser in russischer Generalsuniform, der Deutsche Kaiser in der Mitte, rechts von Demselben der Kaiser Alexander, links der Kaiser Franz Josef. Zuerst wurde die Front des links stehenden Bataillons des dem Kaiser von Oesterreih gehörigen Regiments unter den Klängen der Volkshymne abgeschritten ; hierauf erfolgte, wäh- rend der Kaiser Franz Josef in die Mitte trat und der Deutsche Kaiser links, der Kaiser Alexander rechts von Demselben Stel- lung nahm, die Abschreitung der Front des rets stehenden Bataillons von dem dem Kaiser Wilhelm gehörenden Regi- ment in der nämlihen Weise. Hierauf führte der Kaijer Franz Josef Sein Bataillon dem Kaiser Alexander vor, trat dann auf den General Gurko zu, reihte demselben die Hand und spra hm Seine Anerkennung aus. Der Kaiser Wilhelm, Der durch das Abschreiten der Front beider Bataillone nicht im Geringsten angestrengt erschien, führte hierauf Sein Bataillon ebenfalls vor, der Kaiser Alexander schritt hinter Seinem Erlauchten Groß- oheim her. Die Truppen zeigten die strammste Haltung. Während der Vorführung des ersten Bataillons trat Kaiser Wilhelm zu der Kaiserin und zu der Großfürstin Maria Pawlowna, welche unter der Scloßeinfahrt dem fesselnden Schauspiele beiwohnten und unterhielt Sich mit Denselben, bei der Vorführung des zweiten Bataillons begab Sich der Kaiser Franz Josef zu der Kaiserin. Der Kaiser Wilhelm sprach dem General Gurko in einer längeren Unterhaltung, die Er mit demselben führte, Seine An- erkennung über die Haltung der Truppen aus. Nach Beendigung der Parade, an welcher auch zwei Musik- corps mit Trommlern und Pfeifern theilgenommen hatten, begaben Sich die Drei Monarchen auf die Terrasse und sahen von da aus den Abmarsh der Truppen mit an. Später fand ein Dejeuner statt.

16. September, Abends. Nachdem um 12 Uhr ein Dejeuner für die Majestäten, die Großfürsten und den intimsten Kreis servirt worden war, begaben Sich die Allerhöchsten Herr- \chasten nah dem nahegelegenen Thiergarten zu einer Jagd auf Damwild. Die Kaiserin fuhr mit dem Kaiser Franz Josef, der Kaiser Wilhelm mit dem Kaiser Alexander zusammen, der Kaiser Franz Joseph trug russische Generalsuniform, die Kaiser Wilhelm und Alexander befanden Sich im Jagdanzug. Bei der kurz nah 4 Uhr erfolgten Rückfahrt von der Jagd fuhren der Kaiser Wilhelm und die Kaiserin in einem Wagen zusammen, wäh- rend der Kaiser Franz Josef und der Kaiser Alexander in einem Wagen gemeinschaftlih Plaß genommen hatten. Sofort nah der Rückehr der Majestäten machte Großfürst Michael Nicolaje- witsh, der inzwischen mit Seinen beiden Söhnen, den Groß- fürsten Michael und Georg, hier eingetroffen war, dem Kaiser Franz Josef in österreihisher Uniform und furz darauf dem Kaiser Wilhelm in preußischer Uniform Seinen Besuch. Die während des Jagdausflugs vom Reichskanzler Fürsten Bismarck und den Ministern Graf Kalnoky und von Giers abgehaltene Konferenz dauerte etwa 2 Stunden. Nach der- selben unternahm Fürst Bismarck eine Spazierfahrt durch den Park. Bei einem Besuche des hier anwesenden Photographen, welcher einzelne Scenen der Kaiserbegegnung aufgenommen hatte, traf Fürst Bismarck später zufällig mit den Ministern von Giers und Graf Kalnoky wieder zusammen.

Heute Abend 61/2 Uhr wurde Graf Kalnoky vom Deut- chen Kaiser in Audienz empfangen. Um 7 Uhr fand das Familiendiner im Schlosse und gleichzeitig eine Marscallstafel im Spezialbahnhofe statt. An dem Diner nahmen die Kaiserin, die Drei Kaiser, die Großfürsten Wladimir, Nicolai und Michael, die Großfürstin Maria Paulowna, die Ober - Hofmeisterin Fürstin Kotshubey, die Palastdamen Gräfin Apraxin und von Oserow, sowie

ürst Bismarck, Graf Kalnoky, F. M. L. von Mondel, Graf

olkenstein, die Generale von Albedyll, Graf Lehndorff, Fürst Radziwill, der Botschafter von Schweiniß, General von Werder, Graf Woronzow-Daschkoff, die Minister von Giers, Graf Tolstoi und Wannowski, sowie General-Gouverneur Gurko, Fürst Lobanow und General Tscherewin Theil.

17. September. Bei der gestrigen Balletaufführung erschienen in dem Theatersaale zuerst die Hofherren und Hof- damen, die Minister, die Generalität und die Lee der Suiten ; sodann traten Se. Majestät der Kaijer Wilhelm, welcher die Kaiserin führte, der Kaiser Franz Josef mit der Großfürstin Maria Paulowna, Kaiser Alexander und die Großfürsten ein. Die Kaiserin nahm Jhren Plaß in der Mitte des ersten Ranges, rehts neben hr saßen Kaiser Franz Josef, links Kaiser Wilhelm. Neben dem Kaiser Franz Josef hatten rechts die Großfürstin Maria Paulowna, Kaiser Alexander, die Hofdame Gräfin Rostworowska, Graf Kalnoky, Minister von Giers neben dem Kaiser Wilhelm links die Gräfin Kotshubey, Fürst Bismarck, die Großfürsten

unter Vorantritt des Deutschen

Wladimir, Nikolai und Michael und die Gemahlin des General-Gouverneurs Gurko ihre Pläße. Gestern Nach- mittag 5 Uhr stattete Fürst Bismarck nebst Söhnen dem General-Gouverneur Gurko einen Besuch ab.

Aus St. Petersburg, 17. September, meldet „W. T. Me Der „Regierungs: Anzeiger“ schreibt über die gestrige Parade in Skierniewice : Unter Vorantritt des Kaisers von ODester- rei, welhem der Russishe und Deutsche Kaiser folgten, schritten die Monarchen zunächst die Front des Bataillons des Kexholmshen Regiments ab, Die Musikkapelle intonirte die österreichishe Volkshymne. Hier- auf wedselten die Myuaärchen ihre Stellungen und

aisers wurde bei den Klängen der preußischen Nationalhymne die Front des St. Petersburger Regiments des Kaisers Wilhelm abgeschritten. Sodann begaben Sich die Monarchen zu der Kaiserin, hierauf defilirten die Ba- taillone in Zügen einmal in Paradeschritt vorüber, die Kaiser Gu Josef und Wilhelm gingen mit dem ersten Bataillonszuge hrer respektiven Regimenter. Der Kaiser von Rußland ging anfangs hinter dem Kaiser von Oesterreich, später hinter dem Kaiser von Deutshland. Bei der Jagdfahrt wurden die Majestäten und die hohen Gäjte von dem vor dem Palais massenhaft angesammelten Publikum enthusiastisch begrüßt. Als die Allerhöchsten Herrschaften die Triumphpforten passirten, bestreuten weißgekleidete Mädchen der Skierniewicer Schulen den Weg mit Blumen.

Der Großherzoglih badische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Freiherr von Marschall ist vom Urlaube na Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gefsandt- schast wieder übernommen.

Der General-Lieutenant von Winterfeld, Com- mandeur der Garde-Kavallerie-Division, hat Berlin auf einige Tage mit Urlaub verlassen.

Der Direktor des Königlichen Statistishen Bureaus, Geheime Regierungs-Rath Blenck, ist von Westerland auf Sylt zurüdgekehrt.

Das „Marine-Ver.-Bl.“ veröffentliht folgende Nach- rihten über Schiffsbewegungen (das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nah dem Orte Abgang von dort). S. M. Knbt. „Adler“ Kiel 13./9, S. M. Knbt. „Albatroß“ 24./6. Sidney. Beabsichtigte am 1./8. nah Apia zu gehen. (Poststation: Sidney [Australien].) S. M. S, „Ariadne“ 26./8. Wilhelmshaven 4./9.— 11./9. Kiel. (Post- station: bis 21./9. Zoppot, vom 22./9. ab Kiel.) S, M. Knbt. „Cyclop“ 11./9. Wilhelmshaven 12./9. (Poststation: Wilhelms- haven.) S. M. Knbt. „Drache“ 14./6. Wilhelmshaven 27./6. Leßte Nachricht aus Bremerhaven vom 13./8. (Poststation : Cux- haven.) S. M. S. „Elisabeth“ 14./8. Capstadt 21./8. (Post- station bis 28./9. Sidney [Australien]), vom 29./9. ab Yokohama ). S. M. E orena“ 83,/9. _ Frederils- haven. 11./9, Kiel. (Posistation: vom 14./9. bis 21./9. Zoppot, vom 22./9. ab Kiel.) S. M. S. „Hansa“ 29./8. Kiel 1./9. 2./9. Kiel. (Poststation: vom 14./9. bis 21./9. Zoppot, vom 22./9. ab Kiel.) S. M. Knbt. „Hyäne“ 6./9. Sidney 28./9. (Poststation: Sidney [Austra- lien].) S. M. Knbt... „A 2/7, - Maga 10/7. Hongkong 20./7. 20./7. Canton. (Posistation : Hongkong.) S. M. S. „Leipzig“ 18./7. 1+ Angra Pequenna 7./8. (Post- station : Plymouth.) S. M. Av. „Loreley“ 27./8. Galaß 6./9, 8./9. Kavak. (Poststation : Constantinopel.) S. M. S. „Marie“ 20./7. Heradura Bay 22./7. 22./7. Punta Arena 27 M10 Corn 2 2/4 La Union 2./8. 3./8. Libertad 3./8. 4./8. Acajutla 4./8, 5./8. San Jose 9./8. nach Callao. (Poststation : Sidney [Austra- lien] ) S. M. Knbt. „Mocwe“ 28./6. Monrovia 28./6. (Posistation: Madeira.) S. M. Knbt. „Nautilus® 3./7. Canton 17./7. 17./7. Hongkong 23./7. 28./7. Woosung 307 30/7, Shanghai. (Poststation: Hongkong.) S M S, „Niobe“ 2/8 Ecernsoroe 9/9, 10/9. Kiel. (Poststation Kiel.) S. M. S. „Nymphe“ 29./8. Madeira 3./9. oder 4./9. (Poststation: Bahia [Brasilien]). S. M. S. „Prinz Adalbert“ 25./7. Hiogo-Osaka 26./7. 28,/7. Nagasaki. (Poststation: Honkong.) S. M. Briag „Rover“’ 30./8. Eckernförde. 10./9. Kiel. (Poststation : Kiel.) S. M. S. „Sophie“ 24./8. Wilhelmshaven. (Post- station: Wilhelmshaven.) S. M. S. „Stosch“ 27./6. Yoko- hama 20./7. 22./7. Hiogo-Osaka 22./7. 28 /7. Woojung. (Poststation: Hongkong.) S. M. Brigg „Undine“ 7./9, Eckernförde. 10./9, Kiel. (Poststation : Kiel.) S. M. Knbt. „Wolf“ 31./7. Kapstadt 5./8. (Poststation: Plymouth.) Uebungsgeshwader Wilhelmshaven 5./9. 8./9. Fredericks- haven 8./9. 11./9., Kiel 14./9. (Poststation: vom 14./9. bis 21./9. Zoppot, vom 22./9. ab Kiel.)

Danzig, 16. September. (W. T. B.) Das deutsche Panzergeschwader traf, von Swinemünde kommend, heute Nachmittag 3 Uhr vor Danzig ein, um ein Angriffsmanöver auf die hiesige Hafenbefestigung auszuführen und begann nach einem heftigen Gefeht mit der Kanonenboots-Division, welche gefechtsbereit demselben sofort entgegengedampst war, ein Bombardement auf Neufahrwasser. Alle Küstenforts sind armirt. Der kommandirende General des 1, Armee-Corps, General-Lieutenant von Gottberg, ist hier eingetroffen und hat sich sofort nah dem Hafen begeben, Die Manöver werden auch morgen und übermorgen fortdauern.

Düsseldorf, 17. September. (W. T. B.) Die Truppen haben heute einen Ruhetag.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 15. September. (Prag. Ztg.) Die Landtage von Niederösterreih, Oberösterreich und Salzburg wurden mit begeisterten Hochrufen auf den Kaiser eröffnet.

17. September. (W. T. B.) Wie die „Polit. Corresp.“ aus Skierniewice meldet, verlieh der Kaiser von Rußland dem Grafen Kalnoky das Großkreuz des Andreas-Ordens und erhielten der Minister des Aeußeren von Giers und der Botschafter Fürst Lobanoff von dem Kaiser von Oester- reih das Großkreuz des Stephans-Ordens.

General-Gouverneur Gurko erhieli von dem Kaiser Franz Josef den Leopold:-:Drden I. Klasse.

Wie verlautet, wird der Kaiser bei Gelegenheit der Eröffnung der Arlberg-Bahn am nä{hsten Sonntag dem Groß- herzoge von Baden auf Mainau und dem Könige von Württemberg in Friedrichshafen Besuche abstatten.

17. September. (W. T. B.) Die Kaiserin stattete heute Vormittag der hier weilenden griehishen Königsfamilie einen Besuch ab und empfing darauf in der Hofburg deren Gegenbesuh. Heute Nachmittag folgt der König von Griechen- land nebs} der Königin und den Prinzen einer Einladung des Erzherzogs Albrecht zum Diner.

Prag, 16. September. (W. T. B.) Jm Landtage beantragten Herbst und Genossen die Regierung aufzufordern, in der nächsten Session einen Geseßentwurf, betreffend eine in nationaler Hinsicht gleichartige Gestaltung der Bezirke durch Regulirung der Sprachengrenzen, vorzulegen. Der Antrag wird der geschäftsordnungsmäßigen Behandlung unterzogen werden.

Großbritannien und Jrland. London, 15. Sep- tembex. (Allg. Corr.) Am Sonnabend fand im Victoria Park in London zu Gunsten der Wahlreformbill und gegen das Oberhaus eine große radikale Demonstration statt, an welher mindestens 40 000 Personen theilnahmen. Von drei Tribünen wurden kurze Ansprachen gehalten und gleihlautende Resolutionen zu Gunsten der Reformbill und Abschaffung des Oberhauses beantragt und einstimmig angenommen. An demselben Tage hielten die Konser- vativen im Hedsor Park, dem prächtigen Landsiß Lord Bostons unweit Maidenhead, eine von etwa 2000 Personen besuhte Versammlung zu Gunsten des Vorgehens des Ober- hauses in der Reformbill-:Frage ab, wobei Lord Canarvon die Hauptrede hielt. Eine konservative Kundgebung fand am Sonnabend auch in Jpswich statt, während in Alloa unter dem Vorsitz des Lord Advokaten von Schottland und in Oldham unter Mitwirkung des Unter-Staatssekretärs des Fnnern, Hibbert, liberale Meetings für die Regierung abgehalten wurden. Der Großherzog von Hessen triff morgen in England ein. Bald nach seiner Ankunft in London wird er sich zu einem Besuche der Königin nah Balmorel begeben. Prinz Georg von Wales, der zweite Sohn des Thron- folgers, segelte am Sonnabend an Bord der Korvette „Canada“ nach Halifax (Nova Scotia).

Das Balloncorps in Chatham hat den Befehl empfangen, sich in Bereitschaft zu halten, um nach Egypten abzugehen. Der gemiethete Transportdampfer „Naranja“ segelte am Sonnabend von Woolwich mit 39 Nilbooten nah Egypten ab. Jn Portsmouth wird er weitere 27 Boote an Bord nehmen. Zu gleicher Zeit gingen die Dampfer „Bulimba“ und „Neptuno“ mit Truppen, Proviant und Munitionsvorräthen für die Nil-Expedition nah Egypten ab.

16. September. (W. T. B.) Die „Times“ meldet in einer zweiten Ausgabe aus Shanghai vom 16. d. M. daß heute eine Versammlung von Angehörigen der Fremden- Kolonie stattfinde, um Protest zu erheben gegen die Ver- längerung der Feindseligkeiten zwishen Frankreih und China, welche den Handel schädigen, und um die bezüglichen Regie- rungen aufzufordern, eine Vermittelung herbeizuführen. Ein Telegramm des „Reutershen Bureaus“ aus Kairo be- rihtet: Die beabsichtigten Verstärkung der

in Egypten befindlichen

englischen Truppen um 3000 Mann stellt sich nach den À

hier eingezogenen Erkundigungen als unrichtig heraus.

17. September. (W. T. B.) der Glasgower Handelzekammer die Mittheilung zugehen lassen, daß der englische General-Konsul in Shanghai den dortigen chinesishen Behörden empfohlen habe, die beabsichtigte

Absperrung des Hafens aufzuschieben. Der „Times“ wird | aus Foutshu vom 16. d. gemeldet, 5 französische Kriegs- f

schiffe seien nach Matsou zurückgekehrt.

Frankreich. Paris, 15. September. (Köln. Ztg.) Der Präsident der Republik unterzeihnete heute das Dekret, durch das dem Admiral Courbet die Militär- Medaille verliehen wird. Der kommandirende General in Toulon meldet telegraphish, daß die Truppen, welche der Cholera wegen aus der Stadt verlegt worden waren, in ihre Kasernen zurückgekehrt sind. Nah Ankunft der zwölf Com- pagnien Marine-Jnfanterie, die von Cochinhina und Tong- king abgeschickt werden, verfügt Courbet über 2500 Mann Landungstruppen, welche ihm gestatten, das Werk der Zer- störung zu vervollständigen, nachdem er die chinesischen Forts zum Schweigen gebracht hat. Der Erzbischof von Cambrai, Duquesnoy, und der Bischof von Le Mans, d’Oultremont, sind gestorben.

16. September. Die „Republ. Franç.“ meldet: Der Präsident der Republik wird am 6. Oktober nah Paris zurückehren. Der Conseils-Präsident Ju.es Ferry if gestern Abend nah Saint Dié abgereist. Das Befinden des Ministers des Jnnern Waldeck-Rousseau hat si be- deutend gebessert. Man hofft, er werde zu dem am 283. d. M. stattfindenden Ministerrath nah Paris kommen können.

Ftalien. Rom, 16. September. (W. T. B.) Jn sämmtlichen infizirten Provinzen kamen gestern 613 Ch olera- Erkrankungen und 351 Todesfälle vor, hiervon entfallen 470 Erkrankungen und 283 Todesfälle auf die Stadt Neape!, 18 Erkrankungen und 6 Todesfälle auf die Stadt Spezzia. Aus der Provinz Rovigo wurden einige choleraverdächtigt Fälle gemeldet, die Stadt Rom is colerafrei. E

Neapel, 16. September. (W. T. B.) Von gestern Nachmittag 4 Uhr bis heute Nachmittag 4 Uhr sind 432 Per

sonen an der Cholera erkrankt und 141 Personen an der i Unter den Gestorbenen befindet ih de! F

Nach dem Berichte | der Munizipalität sind von vorgestern Mitternacht bis gestern f

selben gestorben. Sohn des Königs der Sandwich-Fnseln. 17, September. W. L. B,)

Mitternaht 463 Personen an der Cholera erkrankt und 958 Personen gestorben. Während die Cholera in Neapel! stetig abnimmt, nimmt sie in Resina zu.

Türkei. Konstantinopel, 16. September. (W. T. B.) Lord Dufferin is mit seiner Familie heute über Varna

nah London abgereist. Auch der mit den Operationen für | die Konvertirung der türkishen Schuld in London betraute Bedros Effendi hat seine Reise nach London heu?

angetreten.

Aufßland und Polen. (W. T. B.)

Amerika. New-York, 14. September.

amerikanishe Regierung sich den anderen Mächten ansqließ

Meldung der Londoner Blätter von der 4

Lord Granville hat [f

Moskau, 17. September. F Der „Gatzukschen Zeitung“ ist wegen fort: F geseßt anstößiger Tendenz die dritte Verwarnung ertheilt und F gleichzeitig ist dieselbe für einen Monat sistirt worden. Vei ihrem Wiedererscheinen unterliegt sie einer Präventivcensur.

(Allg. Corr L Die New-Yorker Handelskammer ist per Kabel v0! London ersucht worden, ihren Einfluß aufzubieten, daß df

um die angedrohte Blockade von Shanghai zu verhin- dern. Wahrscheinlih wird dem Wunsche entsprochen werden.

Asien. China. Shanghai, 17. September. (W. T. B.) (Telegramm des „Reutershen Bureaus.) Die Franzosen sind in Stärke von 2000 Mann am Kinpaipasse gelandet und haben die cinesischen Truppen unter großen Verlusten zer- sprengt. Leßtere befinden sich in vollem Rückzuge.

Zeitungsstimmen.

Der „Berliner Börsen-Zeitung“ schreibt man aus Hamburg:

„Die koloniale Aktion der Reichsregierung hat in ganz Deutsch- land einen so lebhaften Beifall gefunden, daß man sich in den deutschen Seestädten, deren private überseeishe Unternehmungen den ersten Anstoß zu dem Eingreifen der Regierung gegeben haben, der siheren Hoffnung hingiebt, es werde nunmehr auch das Projekt einer staatlichen Dampfersubvention zur Durchführung gelangen. Iffft dies doch eine Maßregel aktiver Einmishung des Staates in den freien Verkehr, die selbst von England, wo das Prinzip der Nichtintervention in die kommerziellen Angelegenheiten so hoch gehalten wird, als unentbehrlich erachtet worden, und zwar nit, wie von mancher Seite behauptet wird, blos wegen des inter- nationalen Postverkehrs, sondern in erster Reihe wegen seiner fommerziellen und kolonialen Interessen, die hierdurch ein faktisches Monopol erhielten. Wenn der Fleiß und die Tüchtigkeit des deutschen Kaufmanns, die überall auf der Welt anerkannt werden, bis beute dem Mutterlande keine oder nur geringe Früchte tragen, so kommt dies nicht zum geringen Theile daher, daß der deutsche Handel nach China, Japan, Indien, Australien und Süd- amerilsa zum größten Theile durh Schiffe vermittelt wird, welhe eine andere, als die deutshe Flagge tragen, Die mäßigen Opfer, welche Seitens des Reiches gebracht werden sollen, um diesem leidigen Zustande abzuhelfen, werden daher gewiß, wenn auch nicht sofort, durch eine mächtige Entwickelung des Üüber- secishen Verkehrs gelohnt werden, ganz abgesehen davon, daß die Vortheile, die für den Post- und Waarenverkehr, für die Kriegs- und Handelsflotte mit der Herstellung direkter deutsher überseeish-r Dampferlinien verbunden sind, {hon jeßt groß genug sind, um eine Unterstüßung vollkommen zu rechtfertigen.“ ...

Die „Flensburger Norddeutshe Zeitung“ enthält über einen am Sonntag in Neumünster abgehaltenen Parteitag der s{hleswig-holsteinishen Nationalliberalen fol- gende Mittheilung :

Mie uns berichtet wird, war der Geist der Versammlung ein einbeitlicer, durhaus dem großen Berliner Parteitage entsprechender. Dies trat besonders dadurch zu Tage, daß folgende vom Leiter der Nerhandlung, Ober-Landesgerichts-Rath Schütt, in Vorschlag ge- brachte Resolution einstimmig zur Annahme gelangte: „Die anwesen- den Vertrauensmänner der nationalliberalen Partei Shleêwig- Holsteins erklären sh zustimmig zu dem allgemeinen Pro- gramm der nationalliberalen Partei vom Jahre 1881, so- wie zu der Heidelberger Erklärung vom Jahre 1884; ferner erklären sie: 1) die nationalliberale Partei legt die meiste Wichtigkeit auf diejenigen Gegenstände der Geseßgebung, welhe die nationale Kräftigung des Deutschen Reiches enthalten ; 2) daß auf eine kräftige Gestaltung des deutschen Heerwesens die gebührende Rücksiht zu nehmen is und zu dem Zwecke der Präsenzstand des Heeres auf weiter als drei Jahre festgeseßt werden muß; 3) daß eine weitere Förderung der sozialen Geseßgebung nah Kräften anzustreben ist, und 4) daß sie auch, wenn es sein muß, bereit sind, eine Verlängerung der Gesetze gegen die sozialdemokratishen Bestrebungen gutzuheißen.“

Aus Mey (Mitie August) wird dem „Deutschen Handelsarchiv“ gemeldet:

Während des abgelaufenen 2. Quartals hat sich der geschäftliche Verkehr fast in den meisten Zweigen der Industrie und des Handels fehr gehoben, und verdient, was die Produktion sowie den Absatz be- trifft, theilweise sogar als ret gut bezeichnet zu werden. Wenn auch die Preise nicht überall in gleihem Maße gestiegen sind, fo ist doch das Geschäft ein durch und durch gesundes gewesen und dürfte sich an Umfang nach den eingelaufenen, meist sehr guten Ernteberichten im Herbst noch weiter ausdehnen.

Die Steinkohlengruben des Saargebiets erfreuen sich im Allge- meinen recht günstiger Verhältnisse. In den Sommermonaten treten die Anforderungen gegen die kältere Jahreszeit erfahrungsmäßig fast immec zurück, und darauf ist gleichzeitig meistens ein mehr oder minder großer Preisrückgang verbunden.

In der Berichtsperiode sind beide Faktoren nur in ganz geringem Maße eingetreten und der Kohlenabsaß is ein immer noch recht be- deutender, troßdem die erforderli gewordenen Reparaturarbeiten an den Kanälen und der kanalisirten Saar die Verladung zu Wasser in der zweiten Hälfte des Quartals wesentlih ershwerten. .

Auch die Aussichten auf die nächste Zukunft sind für den Kohlen- bergbau des Saargebietes recht erfreuliche, und hat die Königliche Bergwerks Direktion bereits mit den größeren Abnehmern Lieferungs- verträge für die zweite Hälfte dieses Jahres abgeschlossen und zwar zu Preisen, welche bei einigen Kohlensorten unverändert wie für das erste Semester geblieben, bei den übrigen Kohlensorten aber nur um 10 bis 20 S für die Tonne gegen die früheren- Preise erhöht bezw. ermäßigt sind.

Die Förderung des zweiten Quartals hat im Ganzen

1 429 566 t erreicht, gegen 1 377 944 t im Vorjahre, ferner der Absay 1412722 t gegen 1 382815 t im Vorjahre,

was einem Anwachsen von 3,8 bezw, 2,2 9/9 entspriht. Eine natür- lihe Folge hiervon is, daß die Verhältnisse der Arbeiter auf den Königlichen Gruben zu Saarbrücken, welche im Vorjahre bereits cine befriedigende Entwickelung genommen hatten, sich im Jahre 1883 bis 1884 in erfreuliher Weise weiter gefestigt und gebessert haben. Die hohen Anforderungen, welche die Kohlenkonsumenten an alle Gruben des Bezirks während des ganzen Jahres gestellt haben, sicherten nicht allein dem vorhandenen Arbeiterstamme volle Beschäftigung, sondern es mußten noch 1446 neue Arbeiter eingestellt werden, so daß die Zahl der Arbeiter, welbe im zweiten Quartal 1883 24040 betrug, auf 25486 im zweiten Quartal 1884 stieg. Da dies zum allergrößten Theile jugendlihe Söhne von dortigen Berg- arbeitern sind, so ist an vielen Stellen den Familien eine sehr er- wünschte Vermehrung der Einnahme geschaffen worden. Die durh- shnittlihe Jahreslohnsumme ist Dank den günstigen Verhältnissen für einen Arbeiter au von 927 auf 963 M. gestiegen; die augen- bliéliche Lage der Bergmannsfamilien gestaltet sich daher, wie {on gesagt, in recht zufriedenstellender Weise.

Die Lage der Eisenindustrie kann im abgelaufenen Quartale, was die Produktion sowie den Absay betrifft, als eine recht gute, wohl nihts zu wünschen übrig lassende bezeihnet werden; man darf sogar ten Schluß ziehen, daß viele Werke bedeutend mehr hätten versenden können, wenn sie nur Waare gehabt hätten. Die Magazine sind gänzlich leer, troßdem die ganze Produktionsfähigkeit angespannt ist. Die Verkaufspreise dagegen sind immer noch niedrige __ Die Maschinenfabriken befinden sich in recht günstiger Lage, und die Aufträge gehen immer noch flott ein. Ein Gleiches ist von den Waggonfabriken und den für dieselben beschäftigten Werkstätten zu sagen, da auch diesen Etablissements dur verschiedene größere Sub- missionen wieder ein ziemlich bedeutendes Quantum neuer Arbeit zu- gegangen ist. Auch die Stahlwerke und Werkstätten zur Anfertigung von Cijenbahnmaterial und Kleineisenzeug sind fortwährend ziemli regelmäßig beschäftigt

In Drahtstiften ist sehr viel zu thun, namentlich is der Erport ganz außerordentli belebt, aber zu nicht lohnenden Preisen.

Die Lage der Plüs{ch- und Sammetfabriken ift eine recht günstige zu nennen

Manufakturwaaren. Son das Frühjahrsgeschäft ließ #ich recht flott an, als aber im Juni und Juli die überaus warme Witterung eintrat, nahm der Abfay, namentli der leihten Sommer- stoffe, cinen so erhebliden Aufs{wung, daß die an ein gutes Ge- 1châft geknüpften Hoffnungen der Verkäufer wohl noch bei Weitem übertroffen worden sind.

Glaëhütten. .,. . Die Nachfrage aus dem Auslande ift sehr lebhaft, sie hatte sih sogar derart gesteigert, daß überseeisde Erport- ordres vielfah zurückgewtesen werden mußten. In der Schweiz und Dberitalien gewannen die Hütten des Saargebietes stetig an Terrain, nah den Niederlanden gelang es den Vereinigten Rheinischen Tafel- glashütten in Folge der im vergangenen Winter und Frühjahr statt- gehabten Strikes der belgishen Glasarbeiter einige 20 Doppel- ladungen unterzubringen _ Die frühen warmen Tage des Sommers brachten einiges Leben in die sehr darniederliegende Flaschenfabrikation. Es entstand haupt- sädblih eine starke Nahfrage nah Bierflashen, woran si auch Paris wesentlich betheiligte; troßdem konnte jedoch ein höheres Preis nicht erzielt werden.

Die Steingut- und Mosaikfabriken befinden sich in einer nit vngünstigen Lage, wenngleih ein etwas verstärkter Absaß erwünscht wäre. Bei gleichen Preisen wie im Jahre 1882 nahm der Absatz im vorigea Jahre um etwa 5/9 ab; die Ursache davon war nicht in der Verschlehterung der Lage im Allgemeinen zu suchen, sondern der Verkauf hatte fich mehr den feineren, dem Luxus dienenden Stein- zeugwaaren zugewendet, was natürlich lediglih auf Kosten des Absatzes von Steingutartikeln für den tägliden Gebrauch gesehen war. .

Zu bemerken ist nob, daß die jeßige Zollgeseßzgebung der bier besonders in Betracht kommenden englischen Konkurrenz, namentlich im Norden Deutschlands, empfindlihen Einhalt geboten hat.

In der Terra-Cotta-Fabrikation gilt ein Aehnliches für Absatz und Preise wie bei den Steingutfabriken. . - y Weniger günstig ist momentan die sonst so blühende Porzellan- industrie. Die Ueberproduktion auf dem deutschen Markte wirkt lähmend auf den Absaß im Zollverein, so daß die Fabrikanten ihr Augenmerk nothwendigerweise auf den Export hinlenken müssen.

Bei den Lothringischen Gerberéeien war in Folge des verminderten Imports aus Frankreich eine Besserung zu bemerken, und da dieselben in neuerer Zeit wesentlihe Vervollklommnungen im Betrieb und in der Herstellung der Lederfabrikation eingeführt haben, so wird diese Industrie gewiß auch, sobald die Eingangs erwähnte Geschäftsstille aufhört, besser als in früheren Jahren prosperiren,

___ Die Lothringer Schuhfabriken befinden sich im Vergleih zu un- seren früheren Mittheilungen in einer etwas günstigeren Lage. ....

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Armee-Verordnungs-Blatt. Nr. 16. Inhalt: Anlegung von Trauer für den verstorbenen General-Feldmarschall Herwarth v. Bittenfeld. E Herausgabe einer umgearbeiteten Schießinstruktion für die Infanterie. Dislokation des Stabes des 8. Ostpreußischen Infanterie-Regiments Nr. 45, Revolver-Schießinstruktion für die Kavallerie und Feld-Artillerie. —- Abänderungen zum Etat für die jährliche Uebungs8- 2x. Munition. Ergänzung des §8. 191 der Kriegs- \chul-Instruktion vom 1. Juli 1882. Bezug von Visirkappen M/71. Verlegung des Wohnsißes des Garnison-Baubeamten in Elbing nah Graudenz. Eröffnung neuer Eisenbahnen. _Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 37, Inhalt: Nichtamtlicbes: Die französischen Wasserstraßen und der Dortmund- Ems-Kanal. Vermischtes: Verein sür Gesundheitstechnik. Jn- ternationale Ausftellung von Erfindungen in London 1885. Sta- tistishe Angaben über Eisenbahneu und Telegraphen in Nordamerika. Compound-Lokomotiven. Sthraubenventilatoren. Elektrische Beleuchtung in der Gesundheits-Ausftellung in London. i

Gewerbe und Handel.

__Der Geschäftsberiht der Paulinenaue-Neu-Ruppiner Eisenbahn für 1883/84 theilt über den Betrieb des leßten Ge- \häftsjahres folgende Daten mit: Es betrugen die Einnahmen aus dem Personen- und Gepäckverkehr 99 243 #, aus dem Güterverkehr 101 401 Æ und die Summe der Betriebseinnahmen incl. 943 M Vortrag aus 1882/83 208 831 6 Die Betriebsausgaben stellen sich ins Gesammt auf 102771 #, so daß ein Uebershuß von 106 060 4 verbleibt. Hiervon geht ab: Zu konzessions- und statutenmäßigen Rüdcklagen: 1) in den Erneuerungsfonds 18 387 46, 2) in den Re- servefonds 1700 M, verbleiben Uebershuß 85 972 M, derselbe wird wie folgt verwendet: zur Zahlung der Staats-Eisenbahnsteuer 2644 4, zur Zahlung der Dividende auf die Stammaktien von 850 000 # à 4,90% 41 650 & Davon entfallen a. auf die Aktionäre 33% 31166 M4, b. auf die Bauunternehmer resp. auf Dispositionsfonds 10483 M, zur Zahlung der Dividende auf die Prioritäts-Stamm- aktien von 850 000 A à 4,90% 41650 A, Vortrag auf das fol- gende Jahr 28 4. i í

London, 16, September. (W V. B) Ber der gestrigen Wollauktion waren Preise unverändert. Ton fest.

Konstantinopel, 16, September. (W. L. B.) Die den Delegirten für die Konvertirung der türkishen Schuld in Paris und London zugetheilten Beamten der Ottomanbank, Barozzi und Millinger, find heute nach Paris resp. London abgereist.

New-York, 15. September. (W.T.B.) Weizenverschif- fungen der leßten Woche von den atlantishen Häfen der Ver- einigten Staaten nah Großbritannien 115 000, do. nach Frank- rei 85 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents 70 000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 98 000, do. na an- deren Häfen des Kontinents 10 000 Qrts.

New-York, 16. September. (W. T. B.) Der Werth der Produktenaus fuhr in leßter Woche betrug 8565000 Dollars.

Verkehrs-Anstalten.

Hambura, 1 September Q) Der Poste dampfer „Thuringia“ der Hamburg- Amerikanischen Packetfahrt-Aktiengesellshaf}t is, von Hamburg kommend, gestern in St. Thomas und der Postdampfer „Westphalia“ von New-York kommend, Abends 10 Uhr auf der Elbe eingetroffen.

Sanitätsweseu und Quarantänewesen.

: S talten

Das italienische Ministerium des Innern hat unterm 2. Sep- tember 1884 Folgendes verordnet :

Im Interesse der öffentlihen Gesundheit wird für dieses Jahr die auf den Korallenbänken in der Nähe der Insel Sicilien betriebene Korallenfiscberei geschlossen.

íFnnerhalb fünf Tagen von heute ab müssen sich die Korallen- barken von den gedachten Bänken entfernen und heimkehren.

Ferner hat das gedachte Ministerium unterm 2. September Nach- stehendes verfügt :

Art. 1. Die von heute ab von den Häfen und Landungspläten der Küste des Golfes von Neapel, zwischen dem Lazareth zu Nisida und dem Hafen von Portici, den leßteren miteinbegriffen, abgehenden Schiffe werden zum freien Verkehr an dem übrigen Theil der Küste des italienischen Festlandes nur nach einer zehntägigen Beobachtungs- quarantäne, wenn die Fahrt frei von verdächtigen Krankheits- ersheinungen war, und na einer 21tägigen strengen Quarantäne, wenn während der Ueberfahrt wirkliche Cholerafälle oder auch nur verdäcbtige Fälle vorgekommen find, zugelassen.

Art. 2. Derartige nach den italienischen Inseln abgehende Schiffe sind den Quarantänebestimmungen unterworfen, welche durch die Ver-

ordnungen vom geben sind.

Art. 3. Die strenge Quarantäne würden die betreffenden Schiffe entweder in den Quarantänestationen zu Gaëta und S. Stefano oder in den Lazarethen zu Nisida und Verignano abzuhalten haben. '

Endlich hat das mehrgedahte Ministerium unterm 7. September folgende Anordnungen getroffen.

Die von heute ab von der Insel Procida abgehenden Stiffe unterliegen in den übrigen von der Cholera befreiten Häfen und Landungspläßen des Reichs denselben Quarantänevorschriften, welche durch die Verordnung vom 2. d. M. für alle Provenienzen aus den Häfen des Golfes von Neapel erlafsen sind.

L Griechenland. _ Durch Erlaß der grie&ishen Regierung vom 22./3. September ist aub die Einfuhr von unbearbeiteten Häuten, selbs in trockenem oder aesalzenem Zustande, in das Königreich untersagt, falls solche aus Gholera infizirten Ländern stammen.

Ferner hat die griehishe Regierung für alle spaniscen Provenienzen, welbe von den am Mittelmeere gelegenen Küsten fommen, eine el f tägige Quarantäne, für diejenigen, welbe von den dem atlantischen Ocean anliegenden Küsten herrühren, eine fünfs- tägige Beobachtungsquarantäne angeordnet.

; Dänemark.

Zufolge Bekanntmachung des Königlih dänischen Justiz-Mini- steriums vom 8. September haben die Bestimmungen im 2. Ab- \chnitt I des Gesetzes vom 2. Juli 1880, betreffend Maßregeln gegen die Einschleppung ansteckender Krankheiten, bis auf Weiteres auch auf solhe Schiffe Anwendung zu finden, welche aus einem spanischen Hafen des Mittelländishen Meeres kommen oder mit einem solchen in Verbindung gestanden, beziehungsweise Personen von Schiffen aus folhen Häfen aufgenommen oder von solchen Schiffen aufgenommene Personen an Bord gehabt haben.

Gibraltar.

Laut Gouvernementsverorznung vom 5. September haben die aus spanischen Mittelmeerhäfen stammenden Provenienzen den Hafen zu verlassen, und müssen sich die Provenienzen anderer spanischer Häfen ciner Quarantäne von 14 Tagen unterziehen.

Dur Gouvernemente verordnung vom 3. September ist für alle aus indischen Häfen kommenden Schiffe eine Quarantäne von 24 Stunden eingeführt worden.

Vesterreih-Ungarn.

Die von der Scebehörde zu Triest für Provenienzen aus Italien angeordnete Observation von 10 bezw. 20 Tagen („R.-A.“ Nr. 199 vom 25. August) ist für Schiffe aus Sicilien und Sardinien auf- gehoben, sofern diese Schiffe auf ihrer Fahrt keinen anderen italienischen Hafen berührt haben, Die Fahrzeuge find mit den an Bord befindlihen Personen und Effekten vor der Zulaffung zum freien Verkehr einer strengen ärztlichen Untersuchung zu unterwerfen. Diese Verfügung findet auf die Provenienzen von den, Sicilien und Sardinien benachbarten Inseln nicht Anwendung.

*) „Reichs-Anz Nr. 160 vom 10. Juli, Ne. 200 vom 26. August, Nr. 206 und 208 pom 2. und 4. September.

30. Juni, 20., 22,, 23. und 26. August®) ge-

Berlin, 17. September 1884.

Beri 1 Über die Thätigkeit dex Königlichen geologischen Landesanfstalt im Fahre 1883.

l, Die Aufnahmen im Gebirgslande.

L 1) Vex Harz.

Jm Mittelharz wurde von dem Landesgeologen Pro- fessor Dr. Lossen die Kartirung des alten Gebirges auf den Blättern Elbingerode und Blankenburg fortgeseßt.

Sekretär Halfar seßte seine Anfrahmen im Gebiete des Devon und Culm nordwestlich des Granethales auf Blatt Zellerfeld fort und suchte einen Anschluß an die westlih angrenzende Sektion Seesen herzustellen.

Am nördlichen Fuße des Harzgebirges begann

der Landesgeologe Dr. Branco die Aufnahme des im Gebiete

der jüngeren Formationen liegenden Blattes Vienenburg und vollendete dieselbe zum größten Theile.

Professor Dr. Dames seßte die Bearbeitung der Blätter

Blankenburg und Derenburg fort. Jn dem Gebiete westlich des Harzes seßte Professor Dr, von Koenen die von Dr. Speyer bereits begonnene Auf- nahme des Blattes Gandersheim fort und bearbeitete einen Theil des Blattes Göttingen.

2) Thüringen.

Im nördlihen Thüringen war der Landesgeologe Dr, Moesta mit einer nohmaligen Begehung des Kyffhäuser- gebirges behufs Fertigstellung der Erläuterungen zu der be- treffenden Kartenlieferung und zu den von ihm entworfenen beiden Profilen dur dieses Gebirge beschäftigt.

Professor Dr. von Fritsh seßte die Revision seiner Auf- nahmen der Blätter südlih von Halle fort.

Jngenieur W. Franzen führte eine genaue Revision des durch Professor Dr. von Seebach bearbeiteten Blattes Creuz- burg aus und stellte den Anschluß der geognostishen Grenzen auf Sektion Treffurt mit denjenigen auf dem westlichen Nachbarblatt Eschwege her.

Jm mittleren Thürin gen lieferte Geheimer Hofrath Professor Dr. E. E. Schmid einige geologishe Nachträge zur 2, Auflage der Sektion Jena, vollendete die Aufnahmen auf den Blättern Dietendorf und Stadt Jlm, revidirte diejenigen auf Sektion Arnstadi und Plaue und seßte die Kartirung des Blattes Crawinkel fort.

Professor Dr. Bauer führte die Bearbeitung der Sektion Ohrdruf dem Abschlusse nahe und nahm Revisionen im Ge- biete des Blattes Gotha vor. N

gm Thüringer Walde seßte der Landesgeologe Pro- fessor Dr. Weiß seine Aufnahmen auf den Blättern Brotterode und Friedrihsroda fort und bearbeitete auf ersterem die Um- gegend von Rühla. Außerdem führte er auf den Sektionen Eisena, Salzungen und Wutha die vorläufig erforderlichen Anschlüsse der geognostishen Grenzen an diejenigen auf Blatt Brotterode aus. _ Professor Dr. von Fritsh vollendete die Kartirung des ihm überwiesenen Theiles von Blatt Tambah und nahm eine Schlußrevision der Sektion Suhl vor.

Geheimer Hofrath Professor Dr. Schmid brachte Sektion JFlmenau zum Abschlusse.

Ingenieur W. Franzen führte die geologishe Aufnahme des Brandleite-Tunnels bei Gehlberg zu Ende.

Dr. Proescholdt vollendete das Blatt Themar bis auf eine Slußrevision seiner östlihen Grenze, sowie den ihm über- wiesenen Antheil von Blatt Schwarza, stellte Blatt Rentwerts- hausen bis auf die Schlußreoision einzelner Theile fertig und begann die Bearbeitung des Blattes Römhild, sowie der Blätter Sondheim und Ostheim innerhalb der fachsen- weimarschen Enklave. : l :

Im südlichen und südöstlihen Thüringen bear- beitete Berg-Referendar Dr. Beyschlag den meiningenshen An-

theil der Blätter Rieth und Heldburg westlich von Coburg.