— Am 18. d. M. hielt der Bundesrath unter Vorsiß des Staats-Ministers von Boetticher eine Plenarsitzung ab. Der Präsident des Großherzoglich hessishen Finanz-Ministe- riums, Weter, ist für das Großherzogthum Hessen zum Bevollmächtigten, und der Königlich : bayerishe Ministe- rial - Rath Freiherr von Stengel zum stellvertretenden Bevollmächtigten zum Bundesrath ernannt worden. Der Großherzoglihe Ministerial-Präsident Schleiermacher ist aus dem Bundesrath ausgeschieden, der Königlich bayerische Ministe- rial-Rath Freiherr von Raesfeldt wird mit Ablauf dieses Monats ausscheiden. Nachdem die durch die Verseßung des bisherigen Protokollführers erforderlich gewordene Neuwahl eines jolhen vollzogen worden war, machte der Vor- sizende Mittheilung von der erfolgten Zustim- mung des Reichstages zu dem internationalen Vertrag zum Schuß der unterseeishen Telegraphenkabel. Den zu- ständigen Ausschüssen wurden folgende Vorlagen überwiesen, nämlih: der Entwurf einer Verordnung über die Kaution des Rendanten der Patentamts-Kasse, eine Vorlage wegen Aenderung der Bestimmungen des Eisenbahn - Betriebs- reglements über die Beförderung von geldwerthen Papieren und Antiquitäten, der Entwurf von Ausführungsbestimmungen zu dem Geseße wegen Abänderung der Maß- und Gewichts- ordnung, eine Vorlage wegen Regelung der Angaben Über die Maschinenkräfte der Seedampsschiffe in den amtlichen Verzeichnissen, endlih eine Vorlage über das Format der Formulare zu den Registerauszügen über die Beurkundung des Personenstandes. Einem Antrage Württembergs auf Zu- lassung gemischter Privat-Transitlager von Getreide in Frie- drichshafen is die Zustimmung ertheilt worden. Den Anträgen Preußens bezw. Hamburgs wegen Er- neuerung der Anwendung der im §8. 28 des Ge- seßes gegen die gemeingefährlihen Bestrebungen der Sozialdemokratie vorgesehenen Anordnungen auf Berlin und dessen Umgebung bezw. Hamburg und angrenzende Theile der preußishen Provinzen Hannover und Schleswig-Holstein wurde Seitens der Versammlung Folge gegeben. Endlich wurde über die geschäftlihe Behandlung von Eingaben Be- {luß gefaßt.
— Für den Umtausch der Stamm- und Stamm- Prioritäts-Aktien der verstaatlihten Eisenbahnen in preußische Staats\chuldverschreibungen sind, wie wir nah den Bekanntmachungen der Königlichen Eisenbahn-Direktionen hier wiederholen, die aus der unten folgenden Zusammen- stellung ersichtlihen Fristen bewilligt. TFnsoweit der Um- tausch der Aktien zur Zeit, den Aktionären noch niht angeboten ist, sind in der Zusammenstellung diejenigen Termine auf- genommen, zu welchen der Beginn des Umtausches nah Maß- gabe der Bestimmungen der Erwerbsverträge spätestens zu erwarten steht. i
Bei den nachstehend niht mit aufgeführten verstaatlichten Eisenbahnen is die für den Umtausch bewilligt gewesene Frist bereits abgelaufen.
Der Umtausch der Stamm- | Aktien und Stamm - Prioritäts- : Aktien soll | vertrags8- | gonnen | mäßig ist gestattet oder spätestens) bis beginnt *' beginnen | M
M O E Eisenbahn- | hat be-
Gesellschaften Bemerkungen
ch
Altona-Kieler
Bergisch- Märkische 1883 | Berlin- Anhaltische 1882 | : Berlin - Ham- L Su burger | 1885, Berlin - Stét- |1. Februar auf tiner 1883 | Weiteres Breslau- L, Suli Schweidnitz- 1885 Freiburger : Cottbus- Gro- |1. Septbr. au ßenhainer 1882 | Weiteres Cöln - Minde- |1. Oktober au ner 1851 Weiteres Magdeburg- |[Litt. B.: Halberstädter |1. Oktober 1880, / Titb, A, auf 1 Ult | Weiteres
1881, Lit, C! 1. April | 1882 | | l
Oberschlesische 2, Januar
1885. Dels Gnesener |1. Oktober 1884 Posen - Creuz- |1., März burger 1884
2, Januar| auf Weiteres
2, Oktober| auf | Weiteres
30, Sept. 1885
28. Febr. [Die Liquidation der 1885 Gesellschaft ift gleich- zeitig eingeleitet. Eine Verlängerung der Umtauschfrist ist als ausgeschlofsen be- zeichnet.
Rechte - Oder- |1. Juli n Ult Ufer 1884 1885 Rheinische 15, Novbr. auf
E 1883 Weiteres Thüringishe [Litt. C.: für Litt. C. \ 1. Juli U Bi: 1882, bis auf Litt.B.Sr. Weiteres A: 1:Vk- (f. Ltt, A: tober1882 [bis 1. Oft. Litt. A.:; 1885 1. Oktober 1884 Tilsit - Inster- 11. Juli burger 1884 1885
30. Juni [Die Liquidation der Gesellschaft ist gleich- zeitig eingeleitet.
Cine Verlängerung der Umtauschfrist ist als ausgeslofsen be- zeichnet. .
— NaGch éiner Mittheilung der französishen Postverwal-
tung werden die zwischen Marseille und Egypten bzw. Ostasien verkehrenden Dostdampfer der Messageries Maritimes aus
Anlaß der Choleragefahr in Neapel bis auf Weiteres nit mehr anlegen. Jn Folge dessen werden bis auf Weiteres Briefsendungen aus Deutschland nach Egypten mit den bezeihneten Schiffen niht mehr zur Absendung gebracht, folhe nah Asien aber, soweit sie mit den französischen Post- dampfern Beförderung, erhalten sollen, über Marseille geleitet, von wo der Abgang der Schiffe jeden zweiten Sonntag (zu- nächst am 28. September) um 10 Uhr Vorm. erfolgt.
— Jn Bezug auf die Bestimmung des §. 115 der Reichs- Gewerbeordnung, nach welcher die Gewerbetreibenden (bei Strafe) verpflichtet sind, die Löhne ihrer Arbeiter baar in Reichswährung auszuzahlen und denselben keine Waaren kreditiren dürfen, hat das Reichsgericht, Iv. Strafs., dur Uxtheil vom 27. Juni d. J. ausgesprochen, daß der Arbeitsgebeïë niht nur seinen Arbeitern keine Waaren kreditiren, sondern auch Waaren nicht zur Tilgung der Lohn- forderungen verabfolgen darf, selbst wenn die Arbeiter sih damit ausdrücklich einverstanden erklärt haben. Ferner hat das Reichsgericht in derselben Strafsache ausgesprochen, daß die im 8. 115 der Reichs-Gewerbeordnung ausnahmsweise estattete Verabfolgung von Lebensmitteln zu den nschafungskosten an die Arbeiter in Anrehnung auf ihre Löhne eine unmittelbare Verabfolgung Seitens des Arbeits- gebers selbst als Lieferanten an die Arbeiter vorausseßt ; dagegen ist die Verabfolgung von Lebensmitteln durch einen dritten Lieferanten nicht statthaft. z
— In denjenigen deutschen Gebietstheilen, in welchen ein gesezlihes Retentionsreht des Vermiethers an den von dem Miether in die Wohnung eingebrahten Mobilien nicht besteht, ist nah einem Urtheil des Reichs8gerichts, 1II. Strafsenats, vom 12. Juni d. 5F., das vertragsmäßig einge- räumte Retentionsrecht rehtswirksam, und eine vom Miether dagegen begangene Verleßung ist als strafbarer Eigennuß aus 8, 289 des Strafgeseßbuchs zu bestrafen.
— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich württembergishe Wirkliche Direïtor von Schmid ist hier angekommen.
— Der General-Lieutenant Graf von Wartensleben, beaustragt mit der Führung des 111. Armee-Corps, ist von der Besichtigung der Truppen des Corps hier wieder ein- getroffen.
Oesterreich-Ungarn. Wien, 18. September. (W. T. B.) Der Kaiser machte heute Vormittag dem König von Griechenland und dessen Familie einen Besuch und empfing kurz darauf den Gegenbesuch des Königs von Griechenland.
Agram, 18. September. (W. T. B.) Von den bisher gewählten Landtagsabgeordneten gehören 48 der Re- gierungspartei an; Anhänger von Starcsevics sind 20, Un- abhängige 7; 2 Mitglieder gehören keiner Partei an.
Schweiz. Bern, 18. September. (W. T. B.) Heute Mittag wurde der Entwurf derx internationalen Kon- vention, betreffend den Schutz des literarishen und fünstlerishen Eigenthums und die Gleichstellung der Autoren der Konventionsstaaten mit denen des eigenen Staates unterzeihnet. Morgen soll die Genehmigung des Schlußprotokolls und die Wahl des Vorortes stattfinden.
Großbritannien und Jrland. London, 17. Sep- tember. (Allg. Corr.) Sir Stafford Northcote empfing gestern in Edinburg über 80 Deputationen konser- vativer Vereine, welhe ihm Willklomm-Adressen über- reihten. Abends hielt er in der Kornbörse vor etwa 4000 konservativen Wählern eine längere Rede. — Die Meldung, daß Prinz Georg von Wales an Bord der Korvette „Canada“ nah Nordamerika abgesegelt sei, erweist sih als irrig. Der Prinz hat seine Studien an der Marine-Akademie in Greenwich niht unterbrochen.
— 19. September. (W. T. B.) Stanley hielt gestern Abend vor der Londoner Handelskammer einen Vor- trag, in welhem er die Ansprüche Portugals auf des Kongo- gebiet entschieden bestritt und erklärte, daß an den Ufern des Kongo durchaus keine historishen Beweise dafür vorhanden seien, daß Portugiesen jemals irgend welche politishe Nieder- lassung dort besessen hätten. Es gebe dort keine Spur von einer Festung oder von sonstigen Gebäuden. Der Werth der vorjährigen Einfuhr in das Kongogebiet habe sich auf 884 000 Pfd. Sterl., derjenige der Ausfuhr auf 1 856 000 Pfd. Sterl. belaufen. Schließlich theilte der Redner noch mit, daß hervorragende Männer mit dem Entwurf einer Verfassung beschäftigt seien, welche seiner Zeit als die Verfassung für den freien Staat des Kongo veröffentlicht werden solle.
— 19. September. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ meldet aus Tientsin, wegen der erfolgten Beschießung des englischen Kanonenboots „Zephyr“ durch die Kimpaiforts habe die chinesische Regierung dem englischen Gesandten gestern ihre Entschuldigung aussprechen lassen.
Frankreich. Paris, 17. September. (Köln. Ztg.) Der Marine-Minister hat gestern vom Admiral Courbet eine Depesche erhalten, worin erx meldet, daß die Chinesen von den Anhöhen des Flußdurchganges von Kimpai auf das französische Kriegsschiff schossen, welches den Dienst zwischen der Flotte und der Telegraphenstation von Pic-aigu versieht ; das Schiff sah sih genöthigt, in Entfernung von 5000 m von den chinesishen Kanonen Lauf zu nehmen. Der Admiral Courbet hatte Befehl gegeben, das Feuer zu erwidern, doch niemals es zu eröffnen. Er will, wie er meldet, China die Verantwortlihkeit für die Beschädigungen überlassen, welche für neutrale Schiffe entstehen könnten. Courbet sagt nihts von dem Gefechte bei Kimpai, welches von dem „Reutershen Bureau“ gemeldet wurde. — Jn dem nächsten Ministerrath, welcher am 23. d. M. stattfindet, wird die Frage betreffs der Zusammenberufung der Kammern endgültig gelöst werden. Da die Tagesordnung der Kammer sehr belastet ist, glaubt man, daß Ferry schon deshalb genöthigt sein wird, seine Zustimmung zur Einberu- fung der Kammern für den 7. Oktober zu geben, wie es nicht allein die Minister der Marine und des Krieges, sondern auch Präsident Grévy verlangen. /
Marseille, 18. September. (W. T. B.) Hier sind 7 Cholera-Todesfälle vorgekommen. Das Wetter ist wieder heiß geworden.
Ftalien. Rom, 18. September. (W. T. B.) Gestern kamen in den infizirten Ortschasten im Ganzen 646 Ch olera- Erkrankungen und 357 Cholera-Todesfälle vor; hiervon ent- fallen auf die Stadt Neapel 507 Erkrankungen und 283 Todesfälle, auf die Stadt Spezzia 10 Erkrankungen und 10 Todesfälle. Jn Rom wurde gestern ein coleraverdähtiger Fall konstatirt.
— 19. September. (W. T. B.) Die „Agenzia Stefani“ meldet aus Tripolis, daß im ganzen Vilajet vollständige Ruhe herrsche; das Gerücht von einem Aufstande in etner Ortschaft im Fnnern sei unbegründet.
Neapel, 18. September. (W. T. B.) Von gestern Nachmittag 4 Uhr bis heute Nachmittag 4 Uhr wurden hier 422 Cholera- Erkrankungen und 188 Cholera - Todesfälle konstatirt.
— 19. September. (W. T. B.) Nach dem von der hiesigen Munizipalität erstatteten Bericht sind vom 17. d. M. Mitternachts bis zum 18. d. Mitternahts 410 Erkrankungen und 230 Todesfälle in Folge der Cholera vorgekommen.
Türkei. Philipopel, 16. September. (Allg. Corr.) Der General-Gouverneur von Ostrumelien, Krifsto- wi, beabsichtigte dur seine jüngste, die Provinzialversamm- lung auflösende Verordnung, auh den permanenten Aus\{uß aufzulösen. Nichtsdestoweniger hielt der Ausschuß eine Sißung und faßte den einstimmigen Beschluß, daß die Auf- lösung des permanenten Ausschusses gegen das organische Statut verstieße, und daß er folglih seine Funktionen ohne Unterbrehung fortseßen würde,
Außland und Polen. St. Petersburg, 18. Sep- tember. (W. T. B.) Das „Journal de St. Péters3bourg“ schreibt: Wir schäßen uns glücklih sagen zu können, daß die von uns in dem Augenblicke, wo sih in Skierniewice das große Ereigniß einer freundschaftlichen Begegnung der drei mächtigen Souveräne vollzog, ausgesprohenen Vorher- sagungen durch die Nachrichten vollkommen bestätigt sind, welche uns aus durchaus sicherer Quelle zugehen. Die persönlichen Gesinnungen der drei erhabenen Monarchen sowohl wie die Anschauungen oder Gesichtspunkte ihrer Minister haben sih als vollkommen übereinstimmende ergeben, insofern als die drei Regierungen von demselben Wunsche, unter einander fo- wohl in gutem und herzlichem Einvernehmen, als auch mit den anderen Staaten Europas in freundschaftlihen Beziehungen zu leben, beseelt sind, Politik im eigentlichen Sinne ist nur soweit er- örtert worden, um die bestehende Uebereinstimmung zu kon- statiren, welche bestimmt ist, in dem Rahmen des gegenwärtigen
. Status quo das Prinzip der Einigung, Versöhnung und Be-
ruhigung demjenigen einer isolirten Aktion zu substituiren, welche zu auseinandergehenden Meinungen oder zu Miß- verständnissen führen könnte. Da alle speziellen Fragen, welche in Europa bestehen oder sich etwa erheben können, von dem Gesichtspunkte einer Uebereinstimmung der drei Kaiser behandelt werden müssen, so wird einerseits die moralische und materielle Macht, über welche die drei großen Reiche disponiren, in die Wagschale geworfen, andererseits aber der Respekt vor dem Recht und das Verlangen nah Frieden, Gefühle, welhe gemeinsam von den drei Betheiligten gehegt werden. Man kann den Frieden als vollständig und wirksam garantirt ansehen, nicht allein zwishen den drei Reichen, was ja an sich schon ein Friedenspfand von ungeheurer Tragweite sein würde, fondern auch für das gesammte übrige Europa, weil alle Berehnungen, welhe etwa begründet werden könn- ten, sei es auf Meinungsvezschiedenheiten oder Rivalitäten der Mächte, sei es auf destruktive Versuche der Feinde der sozialen Ordnung — weil alle diese Berehnungen Schiffbruch leiden und zerschellen würden an dem festen und loyalen Einvernehmen, welches begründet ist auf persönliher Freund- schaft der drei Souveräne und auf Gemeinsamkeit der An- schauungen ihrer Regierungen. Wir sind überzeugt, daß, wenn die öffentlihe Meinung aller Länder die eigentliche Tragweite dieses großen Ereignisses begriffen und gewürdigt haben wird, dieselbe das Gefühl einer lebhaften Genug- thuung und Beruhigung empfinden wird, welches einen wohlthätigen Einfluß auf die gesammte politische, ökono- mische und soziale Situation Europa's ausüben dürfte. Das Unbehagen, an welchem Europa leidet, hat seine Haupt- quelle in der Ungewißheit von heute auf morgen ; dasselbe kann nur verschwinden durch das Gestihl des Vertrauens auf die Zukunft, und diese Sicherheit wird sih aus der Thatsache ergeben, daß das gegenwärtige friedlihe Einvernehmen nicht beruht auf avstrakten Theorien oder zufälligen Gefühlen, fon- dern auf der Ueberzeugung einer praktishen Uebereinstim- mung der Jnteressen, welche zu einer dauerhaften Einigung führen muß.
Mostau, 18. September, (W. L B) Jn den Gou: vernements Saratow und Kasan ist Schnee gefallen und Kälte eingetreten; auch aus dem Gouvernement Orenburg wird Schneesturm und Frost gemeldet. Jn Folge des voraus- gegangenen beständigen Megenwetters ist viel Getreide uneingeerntet auf den Feldern geblieben.
Stternlewicte 18 Saum W L B) Der Kaiser und die Kaiserin haben sich heute Morgen zur Jagd begeben, „von welcher dieselben 8 Uhr Abends zurüdt- kehrten. — Die Großfürstin Maria Pawlowna ist Mittags nah Amsterdam gereist; Großfürst Nikolaus, der Aeltere, und Minister von Giers haben Skierniewice verlassen.
Afrika. Egypten. Kairo, 18. September. (W. T. B.) Der „Moniteur egyptien“ veröffentliht eine Verfügung des Kabinets, durch welche die Amortisirung der öffent- lihen Schuld suspendirt und gleichzeitig angeordnet wird, dem Finanz-Minister denjenigen Betrag zu zahlen, welcher die zur Einlösung der Coupons erforderlihe Summe übersteigt. Die Verfügung ist allen Kommissarien der Staats- \chuldenkasse notifizirt worden. E
Im Anschluß an diese Meldung theilt „W. T. B.“ jol- gende Telegramme des „Reutershen Bureaus“ aus Kairo mit: Der Minister der Finanzen hat an die Verwaltung der Staatsschuldenkasse ein Schreiben gerichtet, in welchem er mittheilt, daß Angesichts des für Ende Oktober bevorstehen- den Defizits von 33 000 Pfd. Sterl. und der Unmöglichkeit, Geldmittel zu beschaffen, der Ministerrath beschlossen habe, die öffentlihen Ankäufe zum Zweck der Liquidation der unifizirten Schuld einzustellen, und sich veranlaß! gesehen habe, die Gouverneure der Provinzen zu ersuchen, die Direktoren der Zollämter und die Verwaltungen der Eisen- bahnen anzuweijen, bis zum 25. Oktober für erstere bezw, bis zum 15. Oktober für leßtere, alle Beträge, welche die für die Einlösung der nächsten fälligen Coupons erforderlihen Summen übersteigen, an den Finanz-Minister abzuführen. Nach den angeführten Terminen sollen die Zahlungen an die Staats-
shuldenkasse wieder aufgenommen werden. — Der Minister- Präsident Nubar Pasha machte heute den einzelnen hier anwesenden Kommissarien der Staatsschuldenkasse die Mittheilung, daß der Ministerrath einen Beschluß gefaßt habe, nach welchem die speziell für die öffentlihe Schuld be- stimmten Einkünfte niht mehr an die Staatsschuldenkasse ab- zuführen seien, sondern an das Finanz-Ministerium. Leßteres werde für die Zahlung der nächsten fälligen Coupons der privilegirten und unifizirten Schuld Sorge trage. Nubar Pascha theilte ferner mit, daß den Gouverneuren bereits die erforderlihen FJnstruktionen zugesandt worden seien, damit dieselben die für die öffentlihe Schuld bestimmten Einkünfte und ebenso die Einkünste aus den Verwaltungen der Eisen- bahnen, der Telegraphen, der Zölle und der Eingangsgebühren zum Hafen von Alexandrien in Empfang nähmen.
Zeitungsfstimmen.
Die „Staatsbürger- Zeitung“ schreibt unter der Ueberschrist „Kaiser Wilhelm als der erste Diener seines Reiches“:
Es ift ja öfter von alten Leuten die Rede, die, wie ter land- läufige Ausdruck lautet, „noch recht rührig sind“; was ist das aber Alles gegen die Nührigkeit des Heldengreises, auf den ganz Deutsch- land, ja die ganze civilisfirte Welt mit Bewunderung und Verehrung blickt! Am Sonntag nocb in der Reichshauptstadt arbeitend im Kabinet und die Vorträge der ersten Reichswürdenträger entgegennehmend, am Montag über die Grenze hinaus am Hoflager des Kaisers von Rußland in Skierniewice, wo er, der siebenundachtzigjährige Greis, ia der strammfsten Haltung des alten Feldsoldaten sein Bataillon im Parademarsþ bei seinem Kaiserlichen Freunde vorbeiführt. Trotz der ungeheuren Wichtigkeit dieser Drei-Kaiser-Zusammenkunft darf aber niht mehr Zeit auf diesen großen Staatsakt verwendet werden, als unumgänglih nothwendig ist, Von der Ostgrenze zurück, über die Reichshauptstadt hinaus bis nahe zur Westgrenze, um den Truppen- manövern beizuwohnen — da thut man gewiß nicht zu viel, wenn man den mächtigsten und größten Herrscher seiner Zeit zugleich als den ersten und besten Diener seines Reiches bezeicnet.
Wer aber selber seine volle Thatkraft für das einsetßt, was er als seine Lebensaufgabe erfaßt hat, der weiß auch die Dienste derer zu \chäßen, die ihm in Liebe und Treue zur Seite stehen. Denn darüber herrscht kein Zweifel, daß Kaiser Wilhelm einer der gütigsten Herren gegen seine Untergebenen ist. Von dem einfachsten Diener bis zum höchsten Staatsbeamten hinauf, jeder weiß sich unter der väter- lihen Fürsorge seines hohen Herrn. Am deutschen Kaiserhofe giebt es keine \cheue Furt, keinen Beamten, der sih dem Antlitz seines Kaisers zu entziehen sucht, sondern nur offenes Vertrauen und freudige Zuversicht.
Man ift früher vielfad — und auch nit mit Unrecht — der Ansicht gewesen, daß der Deutsche Kaiser seine Hauptthätigkeit der Armee zugewendet habe. Nun, der König von Preußen wußte, daß er einer starken und wohlorganisirten Armee bedurfte, um dem Deutschen Reiche die achtunggebietende Stellung zu geben, die es im Rathe der Völker {on längst hätte cinnehmen müssen; er fühlte die hohe Verantwortung, die auf seinen Schultern ruhte, und so wirkten Neigung und Pflicbtgefühl zusammen, um eine rastlose Thätigkeit auf diesem Gebiet crklärlih erscheinen zu lassen. Ist aber der Deutsche Kaiser darum weniger der Vater seines ganzen Volkes? Es giebt kein größeres wohlthätiges Institut, dem der Kaiser nicht seine volle Aufmerksamkeit zugewendet hätte, kein größeres Kunstinstitut, dem er niht scine Achtung gezollt. Der Kaiser Wilhelm hat Zeit für Alles, was er für die Wohlfahrt des Volkes für ersprießlich hält, und daß er auch das rihtige Verständniß dafür hat, davon giebt der Kaiserlihe Erlaß in Betreff der Wirtbschafts- reform das beste Zeugniß.
Wir wollen hier keine Vergleiche anstellen zwischen regierenden Häuptern, aber wir können es uns nicht versagen, einem Artikel Raum zu geben, der als eine Beurtheilung des Deutschen Kaisers in einem republikanischen Blatte nicht ohne Bedeutung ist, Die „Neue Züricher Zeitung“ {reibt :
„In s{chönem Lichte zeigt uns den Kaiser Wilhelm der Erlaß an den Fürsten Bis8marck, den uns heute der Telegraph \kizzirt hat.
Es ist ihm eine Berubigung, daß er dem Manne, den er als ein befonderes Geschenk der Vorsehung betrachtet, nah allen Seiten hin gerecht werden und jede Auszeichnung ertheilen kann. Es ist hon oft auf dieses s{chône und den Fürsten wie den Minister ehrende Verhältniß hingewiesen worden. Mag man die geistige Veberlegenheit des preußischen Staatsmannes noch so hoch ftellen, man ist sicher, in seiner Schäßung immer noch von dem Monarchen desselben übertroffen zu werden, In dem braven Herzen des alten Soldaten scheint für den Neid gegen fremde Größe kein Play zu sein Schöner aber als äußere Chren, mit denen auch Lud- wig XIV. nie kargte, ift das Vertrauen, von welhem der Monarch, wie es scheint, keinen Augenblick abging, und welches si in dem be- kannten „Niemals“, das er an den Rand von Bismarcks Abschieds- gesuh schrieb, am Schärfsten ausprägte.
__ Dem Charakter des Königs und Kaisers Wilhelm werden spätere Geschichtschreiber persönlihe Sympathien niht versagen. Cine würdige Gestalt steht am Eingang des neuen Reiches. Der vreußische Fürst hat den Segen des Alters erfahren, Läuterung und Weisheit. “
Wir können dem nichts weiter hinzufügen als den Wunsch, daß Gott dem Deutschen Reiche seinen greisen Heldenkaiser noch lange in vollster Thaitkraft und „Rührigkeit“ erhalten möge zum Heil und Segen des Vaterlandes.
— Ueber die Vorlage der Reichsregierung, betreffend die Unterstüßung von Postdawmpferlinien, äußert sich die „Australische Zeitung“ vom 2. Juli folgendermaßen :
i „Die Unterstüßung von Postdampferlinien Seitens der deutschen Reticsregierung zur Verbindung mit Australien in Höhe von 4 Millionen Mark ist, wie ein Telegramm meldet, vom Reichstage nicht angenommen. Wir fühlen diefen harten Schlag, welchen der Reichstag damit den deutschen Interessen ges{lagen hat, um so leb- hafter, weil wir die niht hoh genug zu s{hätzenden, heilsamen Er- folge für die Industrien der alten, lieben Heimath aus eigener Anschauung in Australien kennen und dur bekannte Thatsachen fest überzeugt sind, daß nichts zur Erwerbung eines guten und ausge- dehnten Marktes sür die Waaren Deutschlands, und zwar mit posi- tiver Sicherheit geeigneter erscheint, als solch eine Unterstüßung. Es ist in der That s{merzlich, wiederum zu schen, daß es dem Reichs- tage an der nöthigen Einsicht zur Billigung solher Maßregeln fehlt, wie die vorliegenden, und daß derselbe damit dîe einzige richtige Maßregel verzögert, welche zum erwünschten Ziele führen kann, wie sie im richtigsten Verständnisse von der Regierung vorgeschlagen wurde. Wie es heißt, ist die Regierung ents{lossen, den jeßt abge- wiesenen Antrag in nächster Session wieder aufzunehmen. Wir wollen hoffen, daß die Erkenntniß in der Zwischenzeit im Reichstage sich erweitert haben möge, und das beste dahin zielende Mittel wäre, wenn eine Anzahl hervorragender Reichstagsmitglieder in den Par- lamentsferien eine Reise nah Australien machte, wie es Seitens Englands und anderer Staaten zahlreih geschieht, um mit eigenen Augen zu sehen und zu prüfen; sie würden mit gründlich erweiterten Ansichten zurückehren,“
— Jn den „Berliner Politishen Nachrichten“ lesen wir:
Die reiche Ernte in Rußland nebst den aufgestapelten Getreide- vorräthen matht, daß die Getreide-Erportbestrebungen dort an Inten- sität zunehmen. Unterstüßzt werden dieselben durch die äußerst billige Verfrachtung auf den Scienenwegen und Wasserstraßen; in Folge dessen ist der Zuzug nah den verschiedenen Scepläßen ein sehr
bedeutender und wird ron denselben aus nord- und südrussischer Weizen zu fehr billigen Preisen auegeboten. Diese Umstände be- wirken, daß der Import russisber Provenicnzen, wie dem „Pester Lloyd“ von woblinformirter Seite gemeldet wird, nach Südwest- deutschland der Schweiz via Genua, das an Bedeutung immer mehr zunimmt, Marseille, Antwerpen und Rotterdam sehr bedeutend ge- worden ist und diese Waare derzeit die ganze Schweiz bis zu deren Ostgrenzen beherrs{cht und troy des Importzolles selbst nach dem Vorarlberg eingeführt wordex ist. Wie stimmt das mit der frei- händlerishen Lehre von der unbedingt vertheuernden Wirkung des Getreidezolles auf die Waare ?
Statistische Nachrichten.
Nach dem von dem Direktor Boeckh herausgegebenen Werke: !
„Die Bewegung der Bevölkerung der Stadt Berlin 1869 bis 1878" s{wankte in den Jahren 1816 bis 1880 die Hei- rath8ziffer (d. h. tas Verhältniß der Heirathenden zu der mitt- leren Bevölkerung) in Berlin von 31,30 pro Mille in 1816 und 30,63 pro Mille in 1875 als Maximum bis 15,28 in 1831 und 15,69 in 1848. Auch bei einem Vergleich der Heirathenden mit allen in dem betreffenden Jahre Verheiratketen fällt das Marimum mit 90,15 pro Mille in das Jahr 1875, das Minimum Dagegen mit 5623 bezw. 526025 Wu die Subre 1879 und 1880 (1831 57,11). Vergleicht man die Zahl der heirathen- den Männer bezw. Frauen mit der Zahl der heiraths- fähigen Unverheiratheten, so war seit 1838 bei den Männern das Maximum mit 80,24 pro Mille im Jahre 1875, bei den Frauen mit 82,13 pro Mille in demselben Jahre, das Minimum im Jahre 1848 bei beiden Geschlechte:zn mit 33,44 bei den Männern und 39,41 pro Mille bei den Frauen. In einzelnen Stadttheilen steigt diese Ziffer bedeutend höher, so in den Jahren 1875 und 1876 bei einem Durchschnitt von 72,72 bei den Männern auf 112,59 in der Nosen- thaler Vorstadt und auf 128,74 bei den Frauen in der Luisenstadt jenseits. Im Jahre 1878 ist bei denjenigen Ehen, die von schon ver- heirathet Gewesenen geschlossen wurden, ermittelt worden, die wievielte Ehe eingegangen worden ist; es hat si dabei zergeben, daß unter den wiederheirathenden Wittwen 703 eine weite, 29 eine dritte, während von den Wittwern 1021 die zweite, 39 die dritte, 1 die vierte Ehe {lossen; im Jahre 1880 wurde die fünfte Eheschließung *eines Wittwers verzeihnet. Nab den in den Jahren 1875 und 1876 angestellten Ermittelungen heiratheten am meisten die Katholiken (32,7 pro Mille des männlihcn und 34,1 pro Mille des weiblichen Geschlechts), dann die Evangelischen (27,9 und 28,0 pro Mille), demnächst die Juden (142 und 16,1 pro Mille), und Dissidenten (15,9 und 12,2 pro Mille). Unter den in den Jahren 1875—1880 cheschließenden Männern waren im Maximum (1879) 224,7 pro Mille Berliner, unter den Frauen (1880) 269,1 pro Mille.
Die Sterblichkeit in Berlin betrug im Jahre 1816
30,59 pro Mille, 1880 31,25 pro Mille; sie erreihte den höchsten Stand mit 41,62 im Jahre 1866 in Folge der Pocken- und Cholera- epidemie, sowie im Jahre 1871 mit 40,50 cbenfalls dur die unter den französischen Kricgsgefangenen verbreiteten Pocken, denn in den beiden Cholerajahren 1831 und 1837 (38,72 bezw. 39,30). Die geringste Sterblichkeit weisen die Jahre 1845 mit 24,54, 1851 mit 24,70 und 1860 mit 24,34 auf. In Jahrfünften ergiebt sich von 1816 bis 1880 die Sterblichkeit für das männliche Geschleht mit 01,01, 00,28, 380/88, 3416, 31,84 20,00 29,00, 28/005, 2808 3114 00,01, 0048 399) s S eie Mit 28600 2802, 204, 9100 2944 D 2 2659, 2059 2885 31,70, 32,39, 28,19; für beide Geschlehter zusammen 30,19, 2918, 29009, 924, 3008 004 2824 2,08 2732 30,03, 33,76, 34,35, 30,93. Jn den leßten 13 Jahrfünften war die Sterblichkeit dcs männlichen Geschlehts gegenüber dem weib- iden um 10,34, 8,04,- (7,61, 8,607, 892 7,60: 2,10, 5,75, 5,43, 7,91, 12,97, 12,63 und 19,87 Prozent der Sterblichkeit des letzteren höher. Die Sterblichkeit in den einzelnen Stadtbezirken steht, soweit die angestellten Crmittelungen reichen, zu der Wohlhabenheit im um- gekehrten Verhältniß. Nach den in den Jahren 1876 bis 1880 gewonnenen Resultaten stellte sich die Sterblichkeit im ersten Stolwerk, wo sie 25,7 pro Mille oder 12 %/@ unter dem Gefammtdurchschnitt blieb, dann im zweiten Stockwerk mit 28,8 pro Mille (2 9%); im Erdgeschoß erreichte die Sterblichkeit {hon 30,4 pro Mille (4 % über den Durchschnitt); die Kellerwohnungen stehen in neuerer Zeit etwas besser, am größten ist die Sterblichkeit in den höheren Stockwerken, 31,9 bezw. 31,3 pro Mille (6 bezw. 7 °/9 über dem Durchschnitt). In den Vorderhäusern herrscht ein viel günstigeres Sterblichkcitsverhältniß, als in den Hinterbäusern. Auffallend ist die große Sommersterblihkeit in Berlin; sie erreihte im Durchschnitt der Jahre 1869—78 ihr Maximum im August mit 136,51, sank im September {hon auf 119,96 und fiel dann bis zum November auf 82,68; im Dezember stieg sie auf 88,55, dann weiter bis zum Juni auf 92,23 und im Juli {nell auf 123,75 pro Mille. __ Das Verhältniß der Todtgeborenen zur Bevölkerung s{chwankte in den Jahren 1816 bis 1880 nur zwischen 1,18 und 2,50 pro Mille. Desto auffallender is der Gang der Relativzahlen in der Sterblich- keit der lebend geborenen Kinder im ersten Lebensjahre. Hier zeigt sich in den ersten sieben Jahrfünften eine stetige, wenn auch nur ge- ringe Besserung: bei den Knaben 8,42, 8,31, 7,96, 7,89, 7,87, 7,53, 7,11 pro Mille der mittleren männlihen Bevölkerung, bei den Mädchen 7,16, 7,39, 7,18, 7,16, 6,84, 6,64, 6,57 pro Mille der Ve- völkerung des weiblichen Gesblehts; dann aber (1851—1875) tritt eine immer rapider werdende Verschlehterung ein: 7,72, 8,80, 10,80, 12,80, 14,65 bezw. 6,79, 7,85, 9,55, 10,94, 12,43; erst im Jahrfünft 1876—1880 finken die Zahl wieder etwas, auf 14,15 bezw. 11,31. Demgegenüber zeigt die Sterblichkeit der über 1 Jahr alten Kinder sogar eine kleine Besserung, bei den Knaben von 21,20 pro Mille in 1816—1820, auf 17,67 in 1876—1880; bei den Mädhen von 19,85 auf 15,42, Die einzelnen Stadttheile zeigen in der Kindersterblichkeit die größten Verschieden- heiten; während in 1874—78 in der Friedrichstadt von Kindern im Alter bis zu 5 Jahren nur 9,50 pro Mille der Bevölkerung starben, erreicte dieser Satz in der jenseitizen Louisenstadt 27,688 und auf dem Wedding 28,88.
In der 43jährigen Periode 1838 bis 1880 betrugen die Shwan- kungen bei den ermittelten Zuzü gen von 54 pro Mille der mitt- leren Bevölkerung im Jahre 1849 bis 140 pro Mille in 1875; bei den Abgezogenen von 42 pro Mille in 1860 bis 124 pro Mille in 1873; das Mehr des Zuzugs war —16,9 pro Mille in 1852 bis 66,5 pro Mille in 1871.
Der Zuwachs der Bevölkerun g durch Zuzug und Geburt \chwankte in dem Zeitraum von 1838 bis 1880 von 6,94 pro Mille der Bevölkerung in 1852 bis 64,48 pro Mille in 1871.
— Nach Mittheilung des Statistisen Amts dec Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 7. September bis inkl, 13, September cr. zur Anmeldung gekommen : 158 Eheschließungen, 860 Lebendgeborene, 27 Todtgeborene, 645 Sterbefälle.
Kunft, Wissenschaft und Literatur.
Im Verlage von Th, Chr. Fr. Enslin (Richard Schoeßz) Berlin, erschien soeben eine neue Ausgabe der praktisheu kleinen Anweisungen, wie bei Körperverletzung zunächst Hülfe gebracht werden muß. Es ist die Anweisung für Nichtärzte zur Behandlung Ver- unglückter bis zur Ankunft des Arztes. Im amtlichen Auftrage bearbeitet von Dr. Pistor, Regierungs - und Medizinal - Rath. Die Anweisung, auf starkem Papier gedruckt und mit instruktiven Jllu- strationen versehen, bietet für jeden Laien eine willkommene Beleh- rung und dürfte sh deren Anschaffung für jeden itbalt empfehlen. Zur rascheren Orientirung und augenblicklihen Auffindung des ge- suchten Falles sind die betreffenden Ueberschriften roth gedruckt und heben sih auffällig von dem übrigen Druck ab, Zur bequemeren
-
Handhabung hat die Verlagshandlung den Bogen geknifft in einem ges{mackvoll ausgestatteten Ledertäshchen gegeben, fo daß derselbe in der Tasche getragen werden kann, um ihn in allen Fällen glei zur Hand zu haben.
n demselben Verlage erschien soeben die dritt: Auflage der [hon früher an dieser Stelle besprobenen Broschüre: „Die Trunksucht und ihre Bekämpfung durch die Vereinsthätigkeit“, von Dr. A. Baer, Sanitäts-Rath, Oberarzt am Strafgefängniß Plöôßensee, — Es if dies ein unverändertcr Abdruck eines auf der forstituirenden Versammlung des Berliner Zweigvereins gegen
| den Mißbrauch geistiger Getränke am 27. November 1883 im Bürger-
axle des Rathhauses gehaltenen Vortrages, welcher dem Druck über-
¿ geben wurde und nun bereits in der dritten Auflage erscheint. Dieser j große Absay in so kurzer Zeit legt Zeugniß ab von der Verbreitung, welche die sahlich und eingehend gehaltene Schuift in weiteren Kreisen
gefunden hat. Der Preis des gehefteten Bändchens beträgt 1 M
— Forstwesen, Waldkultur und Landwirthschaft in Preußen nebst den zugehörigen kommentirten Geseßen von G. M. Schulzen, Königl. Kreis-Sekretär. Vierte, vermehrte und verbesserte Auflage. Trier, Verlag der Fr. Linßshen Buchhandlung. 1884. Preis 1 Æ 50 §. — Die vorstehende Schrift enthält Ab- handlungen über Forstwesen, Waldkultur und Landwirtbschaft nebft einer Uebersicht über die mit dem Ackerbau und der Viebzucht mebr oder weniger in Beziehung stehenden Gesetze und die bisherigen und das neue Feldfrevel-Geseß. Daran {ließt ih die wortgetreue Mit- theilung des Geseßes, betreffend den Forstdiebstahl, vom 15. April 1878, des Feld- und Forstpolizei-Geseßes vom 1. April 1880 und des Gesetzes über die gemeinschaftlihen Holzungen vom 14. März 1881. Den Swluß bildet cin genaues alphabetisches Sachregister. Da die Abhandlungen über das Wissenswertheste auf den erwähnten Gebieten gut orientiren, und auch die angeführten Geseße mit zweckmäßigen Anmerkungen versehen sizd, so kann die Schrist, welche bereits in ihren früheren Auflagen von der Presse günstig beurtheilt und von mehreren Königlichen Regierungen und Landdrofsteien empfohlen wor- den, in ihrer neuesten vermelrten und verbesserten Auflage mit noch größerem Rechte den betreffenden Beamtenkreisen und den Wald- und Gutsbesitzern empfohlen werden.
Land- und Forstwirthschaft.
_ Die Verlagshandlung dec Deutschen Landwirthschaft-
lien Presse (Paul Parey in Berlin) hat gelegentlih des zehn- jährigen Bestehens dieses Journals eine Preiskonkurrenz in Höhe von 1000 6 ausgesbrieben für die beste Anleitung zum Getreidebau auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Das Preisrihteramt wird geübt von den Herren: Dr. H. Thiel, Geh. Ober-Regierungs-Rath und vortragender Rath im Königl, Ministerium für Landwirthschast, Domänen und Forsten, H. v. Nathusius, Königl. Landrath a. D., Althaldensleben; Dr. TL. Kraus, Redacteur der „Deutsch, Landw. Presse“. Das Werk muß, auf eigener wissenschastliher Forshung und praktisher Beobachtung basirt, das Thema in klarer Weise systematish behandeln und dabet in so populärem Tone geschrieben sein, daß es auch dem nicht wissens \caftlih gebildeten Landwirth verständlich ist, und foll der Umfang einem Bande der Thaerbibliothek entsprechen, also die Zahl von zwölf Druckbogen in klein Oftav niht wesentlih überschreiten. Die Preisschriften müssen leferlich geschrieben mit einem Motto versehen und von einem, dasselbe Motto als Aufschrift enthaltenden verstegelten Couvert begleitet sein, in weldem leßteren die genaue Adresse des Verfassers angegeben ist. — Schlußtermin für die Ein- lieferung der Konkurrenzschriften ist der 1, Oktober 1885 und müssen die Schriften bis dahin an die Redaktion der „Deutschen Landwirth- \chastlihen Presse“, Berlin SW., Wilhelmstraße 32, „eingeschrieben“ und portofrei eingesandt werden. Das preisrichterlichhe Urtheil wird mit Namensnennung des Verfassers der prämiirten Arbeit in dec ersten März-Nummer 1886 der „Deutschen Landwirthschaftlichen Presse“, zuglei mit der Aufforderung zur Zurücknahme der nicht prämiirten Schriften, veröffeatlicht. Die preisgekrönte Schrift geht als ein Band dec „Thaer-Bibliothek“ in den Verlag der landwirth- \chaftlihen BVerlagsbuchhandlung von Paul Parey in Berlin mit der Moßgabe über, daß der Verfasser außer der .Prämie von Tausend Mark noch cin Schriftsteller-Honorar erhält von Fünfhundert Mark für jede Auflage der Schrift. Die Publizirung durÞ den Druck er- folgt alsbald na stattgehabter Prämiirung. Die Verfasser der nit prämiirten Schriften find verpflichtet, ihre Arbeit nicht vor einem Jahre nah Rückempfang des Manuskriptes anderweitig im Druck er- cheinen zu laffen.
Sewerbe und Handel.
Breslau, 19. September. (W. T. B.) Nach dem Berichte der „Schles. Ztg.“ ist im Roheisengeschä ft die Produktion über- wiegend. Dec Gesammt-Roheisenverbrauh beträgt 7200 7400 t, während sich die Produktion auf 7900 t stellt. Die Preise sind auf 5,20 bis 5,30 zurüdckgegangen, lassen aber doch den Produzenten noch einen leidlichen Nutzen. Die polnishen Zweigwerke siad noch mit Rob- eisen versehen. Die Walzwerke und die Gußwaarenindustrie sind fehr gut beschäftigt in Stabeisen, Handelsblechen, Radreifeneisen, Schlofser- cisen, Röhrenguß und {weren Gußtücken für Hütten. Die Walz- eisenpreise sind unverändert. Die steigende Zinkproduktion drüdckt die Preise, Die Verladungen find ziemlich belangrcich. Die Walzzink- fabrikation ift in stetiger Thätigkeit.
Nürnberg, 16. September. (Hopfenmarktberiht von Leopold Held.) Gestern find am Markte etwa 1200 Ballen umgesetzt worden, wobei Preise wenig Veränderung zeigten. Heute gelangten ca. 2400 Ballen unserer Landwaare an den Markt und auch mehrere Hundert Säcke Bahnabladungen. Am Einkauf betheiligten sich vicic Erxporteure und Kundschaft8händler, so daß bis Mittag der größte Theil verkauft werden konnte. Unter obigen Abladungen befanden ich viele Partien, welche sehr feuht waren und dadurch nur unter Notiz angebra%t werden konnten. Der Umsaß steigerte sich auf 3000 Ballen. Die bezahlten Preise waren: Württemberger prima 115—125 Æ, mittel 105—110 Æ; Badische prima 120 M4, mittel 105—110 Æ; Hallertauer prima 120—125 M, mittel 105—112 MÆ; Aischgründer prima 100—105 Æ, mittel 85—88 #4; Markthopfen prima 85—88 4, mittel 75—78 M, geringe 68—70 #4; Gebirgs- bhopfen 95— 105 M
London, 18, September. (W. T. B.) Der Shwhluß der diesmaligen Wollauktion war fest, Kapwollen blieben in Parität mit den Schlußnotirungen der Juniauktion, australische Wollen viel- fach höher.
Bradford, 18. September. (W. T. B.) Wolle stramm und belebt, Garne fest, mäßiger Bedarf, für Stoffe besserer Begehr.
Verkehrs-Anstalten.
Bremen, 18. September. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Fulda*® is heute früh 11 Uhr in Southampton ecingetroffen.
Triest, 18. September. (W. T. B.) Der Lloyddampsfer e„Danae* ist heute Mittag aus Konstantinopel hier eingetroffen.
Sanität&wesenu und QOuarantänewesfen.
Jtalien. j 5 Die italienische Regierung hat am 12. September au die Auf- hebung der Quarantänen an den französischen Grenzstationen verfügt. Das Verbot der Einfuhr von Lumpen, alten, nit gewaschenen Kleidern, gebrauchter Bettwäsche, von Sahlbändern und Charpie aus Frankrei bleibt vorläufig bestehen. Oesterreich-Ungarn. S Die Seebehörde zu Fiume hat auf Anordnung des Königlich ungarisben Handels-Ministeriums vom 10. September Folgendes bestimmt :