1884 / 222 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 20 Sep 1884 18:00:01 GMT) scan diff

den Ersten Gerichtsschreiber, Sekretär Heckenberg bei dem Landgericht in Münster,

den Ersten Gerichtsschreiber, Sekretär Bollens bei dem Landgericht in Paderborn,

den Sekretär Hanke bei dem Landgericht in Paderborn,

den Sekretär Kramer bei dem Landgericht in Duisburg,

den Regierungs - Sekretär Lemcke 1. zu Münster zu Kanzlei-Räthen,

den praktischen Arzt Dr. med, Reinhard zu Bohum zum Sanitäts-Rath, i

den Fabrikanten Brader zu Borghorst, G

den Kausmann und Fabrikinhaber Möllmann zu Wer- ningsen zu Kommerzien-Räthen zu ernennen; und

dem Ober - Bürgermeister Scheffer-Boichorst zu Münster das Recht, bei geeigneten Gelegenheiten die goldene Amtskette tragen zu dürfen, zu verleihen.

Deutsches Reich.

Se. Majestät der Kaiser haben im Namen des Reichs an Stelle des auf seinen Antrag entlassenen Vize- Konsuls Franck den Kaufmann Alois Meyer zum Vize- Konsul in Alexandrette (Syrien) zu ernennen geruht.

BELoLAnnUng, betreffend die Wahlen zum Reichstage.

Vom 18. September 1884.

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen 2c. verordnen auf Grund der Bestimmung im §. 14 des Wahl- geseßes vom 31. Mai 1869, im Namen des Reichs, was folgt : Die Wahlen zum Reichstage sind am 28. Oktober 1884 vorzunehmen. : E - Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Kaiserlichen rFnsiegel. Gegeben Schloß Benrath, den 18. September 1884. (L.:8)) Wilhelm. von Bismar.

Mit der nächsten Seesteuermanns- und See- \hifferprüfung für große Fahrt wird bei der Navi- gationsshule in Geestemünde am 16. k. Mts., in Leer am 27, k. Mts., und mit der nächsten Seesteuermanns- prüfung bei der Navigationsshule in Timmel am 3. No- vember d. Js. begonnen werden.

BeoranunutmaG un g.

Am 1. Oktober d. J. wird im Bezirk der Königlichen Eisenbahn-Direktion zu Magdeburg die Haltestelle Groß- Quenstedt an der Bahnstrecke Magdeburg-Halberstadt auch für den Personenverkehr, sowie für die Abfertigung von Gepäck und Hunden eröffnet.

Berlin, den 20. September 1884. |

Jn Vertretung des B des Reichs-Eisenbahnamts : öórte.

BYeltaununtmaGuUn: g,

Von den auf den Postkursen Glaß Bhf. Landeck Bad, Glaß Bhf. Reinerz Bad und Reinerz Stadt Cudowa während der Badezeit eingerichteten Personenposten verkehren vom 25. Sep- tember ab noch folgende:

1) Kurs Glaß Bhf. Landeck Bad.

945 B, 130N., 845 Abds, Laus Glaß Bhf. in4640V., 1115V., 635 N.

15 N., 465 N., 122 Nchts.| Landeck Stadt aus | 0240 O N,

115 N., 455 N,, 1210 Nchchts. yin Lande Bad aus «35_V., 75 V., 39 N, 2) Kurs Glaß Bhf. Reinerz B'ad.

945 V. 1390N., 86N. kaus Glaß Bhf, in460V.,, 1115V,, 635 N.

110N., 440 N., 1155 N. Reinerz Stadt aus | 330V,, 82V,, 32%N,

|

12% N., 450 N., 125 Nchts.yin Reinerz Bad aus g315V,, 85 V., 310N, 3) Reinerz Stadt Cudowa.

1220 Nchts. y aus Reinerz Stadt in 4 3 V. 220 V Trin Cudowa aus f 15 V.

Breslau, den 19. September 1884. Der Nette, E atirear: U,

Die Nummer 27 des Reichs-Geseßtblatts, welhze von heute ab zur Ausgabe gelangt, enthält unter Nr. 1566 die Verordnung, betreffend die Wahlen zum Reichstage. Vom 18. September 1884. Berlin, den 20. September 1884. Kaiserliches Post-Zeitungsamt. Didden.

Königreich Preußen.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht :

den Landgerichts-Direktor Langrock in Bromberg zum Präsidenten des Landgerichts in Memel zu ernennen ; sowie

dem Fabrikbesißer Clemens Schreiber zu Eberswalde den Charakter als Kommerzien-Rath, und

dem Bahnhofs-Restaurateur Adolf Heinrih Meyer zu Offenburg, im Großherzogthum Baden, das Prädikat eines Königlichen Hosflieferanten zu verleihen.

Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Der Lehrer an der Privat-Präparandenanstalt zu Königs- berg N.-M., Paul Schellack, is als Hülfslehrer an dem Schullehrer-Seminar zu Soest angestellt worden.

Justiz-Ministerium.

Der Rechtsanwalt Walter ist zum Notar im Bezirk des Ober-Landesgerichts zu Breslau, mit Anweisung seines Wohn- sißes in Militsh, ernannt worden. :

Dem Senats-Präsidenten, Geheimen Justiz-Rath Grüner in Marienwerder ist die nachgesuchie Dienitentlassung mit

Verseßt sind: der Landrichter Kreich in Oppeln an das Landgericht in Schneidemühl, und der Amtsrichter Filehne in Neustadt-Magdeburg an das Amtsgeriht in Magdeburg.

Dem Amtsgerihts-Rath Maier in Großenlüder ist die nahgesuhte Dienstentlafsung mit Pension ertheilt.

In der Liste der Rechtsanwälte sind gelöscht: der Rechts- anwalt Niedermeyer bei dem Landgericht in Stade, und der Rechtsanwalt Herold in Sangerhausen bei dem Land- geriht in Nordhausen.

In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: der Rechtsanwalt Niedermeyer aus Stade bei dem Amtsgericht in Uelzen, der Gerichts: Assessor Steinbömer bei dem Land- geriht in Aurich, der Gerichts-Assessor Klossowski bei dem Amtsgericht in Schrimm, der Gerichts:Assessor Dr. Jvers bei dem Landgericht 1 in Berlin, der Rectsanwalt Us bek aus Langenfalza bei dem Landgericht in Nordhausen, und der Gerichts-Affessor Köp1 bei dèm Landgericht in Schneidemühl.

Der Landgerichts-Rath Ferber in Berlin, der Amts- gerihts-Rath Schelle in Olpe, der Landrichter Freiherr von Beaulieu-Marconnay in Aurih, und der Rechts- anwalt und Notar, Justiz-Rath Dr. Gerding in Celle sind gestorben.

Angekommen: Se. Excellenz der Vize-Präsident des Staats-Ministeriums und Minister des Jnnern, von Putt- kamer, aus der Rheinprovinz.

En mungen,

betreffend Verbote und Beschränkungen der Ein- fuhr über die Reichsgrenze.

Landespolizeilihe Anordnung.

Auf Grund des §8. 7 Nr. 1 des Reichsgeseß:s vom 23. Juni 1880, betressend die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen, und des 8. 3 des preußishen Ausführungs- geseßes vom 12. März 1881 ordne ih zufolge Anweisung des Herrn Ministers für Landwirthschaft, Domänen und Forsten, hierdurch an: O

Die Einfuhr von Shwänen aus Rußland über die ganze Landesgrenze des Regierungsbezirks Gumbinnen ist vom 1. Oktober dieses Jahres ab bis auf Weiteres verboten; eine landespolizeilihe Anordnung vom 5. Juni d. Js. (Amts- ‘blatt Seite 202) tritt demgemäß mit diesem Zeitpunkte außer Kraft. 4 d

J:

Uebertretungen dieses Verbotes unterliegen den Bestim- mungen des §. 66 Nr. 1 des Reichsgeseß-s vom 23, Juni 1880, bezw. des §. 328 des Strafgeseßbuches.

Gumbinnen, den 17. September 1884.

Der Königliche Negierungs-Präsident. S. O WODILLC T.

BelEunutmacGUuUngen. Das bevorstehende Studiensemester unserer Universität nimmt

mit dem O DTTODCT C seinen geseßlihen Anfang. Indem wir dies hierdurch zur allgemeinen Kenntniß bringen, machen wir Diejenigen, welche die Absicht haben, die hiesige Universität zu besuchen, darauf aufmerksam, daß sie {ich pünktlich mit dem Beginne des Semesters hier einzufinden haben, um sih dadurh vor den Nachtheilen zu bewahren, welche ihnen durch das Versäumen des Anfangs der Vorlesungen unausbleiblich er- wachsen müssen. Zugleich ersuchen wir hiermit die Eltern und Vor- münder der Studirenden, auch ihrerseits zur Beobachtung dieses wich- tigen Punktes der akademischen Disziplin möglichst mitzuwirken. In An- sehung derjenigen Studirenden, welche auf Grund vorschriftsmäßiger Dürftigkeitsatteste die Wohlthat der Stundung des Honorars für die Vorlesungen in Anspruch zu nehmen beabsichtigen oder um ein akademishes Stipendium fih bewerben wollen, bemerken wir, daß nah den geseßlichen Vorschriften derartige Gesuche bei Vermei- dung der Nichtberücksichtigung, und zwar die Stundung®gesuche inner- halb der ersten Woche und die Gesuhe um Verleihung eines Stipendiums innerhalb der ersten vierzehn Tage nach dem ge- seßlihen Anfange des Semesters von den Petenten in Person. ein- gereiht werden müfsen, und daß von denjenigen Studirenden, wel- chen die Wohlthat der Stundung bereits zuerkannt worden ift, unter dem Präjudiz des Berlustes ihrer Berechtigung von dem erhaltenen Stundungs\cheine innerhalb der ersten Woche nach dem geseßlichen aal des Semesters bei der Quästur Gebrauch gemacht wer- en muß. Bonn, den 19, September 1884. Rektor und Senat der Rheinischen Friedrih-Wilhelms-Universitä t.

Die Immatrikulation für das bevorstehende Studiensemester findet vom15. Oktober an bis zumds. November c. inkl. statt. Später Éönnen nah den bestehenden Vorschriften nur diejenigen Studirenden noch immatrikulirt werden, welhe die Verzögerung ihrer Anmeldung durch Nachweisung gültiger Verhinderungsgründe zu ents{uldigen ver- mögen. Behufs der Immatrikulativn haben 1) diejenigen Studiren- den, welche die Universitäts\studien beginnen, insofern fie Inländer sind, ein vorschriftsmäßiges Schulzeugniß und, falls sie Ausländer sind, einen Paß oder sonstige ausreihende Legitimationspapiere, 2) die- jenigen, welche von anderen Universitäten kommen, außer den vor- stehend bezeichneten Papieren noch ein vollständiges Abgangs- zeugniß von jeder srüher besuhten Universität vorzulegen. Die- jenigen Inländer, welche keine Maturitätsprüfung bestanden, beim Besuche der Universität auch nur die Absicht haben, sich eine allgemeine Bildung für die höheren Lebenskreise o der eine besondere Bildung für ein gewisses Berufsfach zu geben, ohne daß sie fich für den eigentlichen gelehrten Staats- oder Kirchen- dienst bestimmen, können auf Grund des §. 3 der Vorschriften vom 1. Oftober 1879 nur nach vorgängiger, ihnen hierzu Seitens des Königlichen Universitäts-Kuratoriums ertheilter Erlaubniß immatri- kulirt werden.

Bonn, den 19, September 1884.

Die Immatrikulations-Kommission.

Personalveränderungen.

Königlich Preußische Armee. Grnennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Berlin, 6. September. Haccius, Oberst-Lt. à la suite des Fuß-Art. Regts. Nr. 4 und Direktor der Art. Werkstatt in Danzia, der Nang eines Regts. Commandeurs ver- liehen. Castenholz, Major à la suite des Fuß-Art. Regts. Nr. 10 und Direktor der Art. Werkstatt in Straßburg i. E., in gleicher Eigenschaft zum Feuerw. Laboratorium in Spandau verseßt. Piet\ch,

Pension ertheilt.

Major à la suite des Fuß-Art. Bats. Nr. 3 und Unter-Direktor der Geschoßfabrik in Siegburg, zum Direktor der Art. Werkstatt in

Straßburg i. E. ernannt. Wogkittel, Sec. Lt. vom Feld-Art. Regt. Nr. 20, unter Beförd. zum Pr. Lt. und unter Stellung à la suite des Fuß-Artillerie-Regiments Nr. 5, zum Direktions- Assistenten bei den technisben Instituten der Artillerie ernannt. 11. September. Hobohm, Hauptm. vom FestungEgefängniß in Spandau, kommandirt zur Vertretung des Vorstandes des Festungs- gefängnifses in Torgau, zum Vorstand dieses Festungsgefängnisses, Günther, Hauptm. und Vorstand der Arbeiterabtheilung in Magde- burg, zum Vorstand des Festungsgefängnisses in Posen, Moll, Pr. Lt. vom Festung8gefängniß in Neisse, zum Vorstand der Arbeiter- abtbeilung in Magdeburg, ernannt. Plaue, Hauptm. vom Festungs- gefängniß in Posen, zum Festungsgefänaniß in Spandau, Reh- feldt, Sec. Lt. von der Res. des Jäger-Bats. Nr. 2, v. Waldow, Sec. Lt. von der Res. des Garde-Schützen-Bats., als Sec. Lts. und Feldjäger in das Reit. Feldjäger-Corps, verseßt. Nitschmann, Oberst-Lt. und etatsmäß. Stabsoffizier vom Inf. Regt. Nr. 5 vom 1. Dffober cer. ab auf drei Monate zur Dienstleistung bei dem Kriegs - Ministerium kommandirt. Frhr. v. Kottwitz, Rittm. à la suite des Garde-Hus. Regts., unter Entbind. von seinem Kommando zur Dienstleistung bei dem Kriegs-Ministerium, als Escadr. Chef in das Hus. Regt. Nr. 6 verseyt. Frhr. v. Bo ck, Hauptm. vom Gren. Regt. Nr. 8, unter Entbind. von seinem Kommando als Adjut. bei der 12. Div. und unter Stellung à la suite des Regts., auf drei Monate zur Dienst- leist. bei dem Kriegs-Ministerium, v. Klüber, Rittm. u. Escadr. Chef vom Hus. Regt. Nr. 6, als Adjut. zur 12. Div., v. Stuck- rad, Pr. Lt. vom Kaiser Franz Garde-Gren. Regt. Nr. 2, zur Dienstleistung bei des Prinzen Alexander von Preußen Königliche Hoheit vom 1. Oktober cr. ab vorläufig auf se{ch8 Monate kom- mandirt. Z

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Berlin, 11, September. v. Duve, Hauptm. und Vorstand des Festungs- gefängnisses in Torgau, als Major mit Pens. und der Armee-Unif. der Abschied bewilligt. Gerlacch, Sec. Lt. a. D., zuleßt im Train- Bat. Nr. 9, der Charakter als Pr. Lt. verliehen.

Kaiserliche Marine.

Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen «. Berlin, 13. September. Geiseler, Kapitän-Lt. und Komman- dant S, M. Kanonenboots „Hyäne“, zum Korv. Kapitän, Herr- mann, Lt. zur See, zum Kapitän-Lt.,, Grapow 1., Unter-Lt. zur See, zum Lt. zur See befördert.

Nichtamtliches. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 20. September. Se. Majestät der Kaiser nahmen, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Vor- mittag, umgeben von den Königlichen Prinzen sowie den übrigen Fürstlichen Herrschaften, bei zwar trübem, aber regen- freiem Wetter bei Wevelinghoven die Parade des VYII, Armee- Corps zu Pferde ab. Jhre Majestät die Kaiserin und Königin wohnte der Parade zu Wagen bei, Jhre Kaiser- liche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin war zu Pferde. Nachdem Se, Majestät die Fronten abgeritten hatten, defilirte das Corps zweimal, wobei die Chefs der Regimenter dieselben vorführien, so Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kron- prinz das 5. Westfälische Jnfanterie-Regiment Nr. 53, Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Oldenburg das West- fälishe Kürassier-Regiment Nr. 4 und Se. Durchlaucht Fürst Woldemar zur Lippe das 6. Westfälishe Jnfanterie-Regiment Nr. 55. Se, Majestät der Kaiser wurde von dem Publikum und den Kriegervereinen enthusiastisch begrüßt.

Bei dem Nachmittags zu Benrath im Orangeriehause stattgehabten Paradediner, an welchem die Fürstlichkeiten, die fremdherrlihen Offiziere und diejenigen Generale und Stabs- offiziere, welche in Parade gestanden hatten, theilnahmen, tranken Se. Majestät der Kaiser auf das Wohl des VII, Armee-Corps, Der Commandeur des VII, Armee-Corps, General-Lieutenant von Wißendorff, dankte und brachte einen Toast auf Se. Majestät den Kaiser aus. Abends fand großer Zapfenstreich statt, bei welchem alle Trommler und Musikcorps des VIL, Armee-Corps mitwirkten.

Heute früh 9 Uhr begaben Se. Majeslät der Kaiser, Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz und die übrigen Fürstlichkeiten Sih nach Wevelinghoven, um den in der dortigen Gegend stattfindenden Truppenmanövern beizu: 4 Mad Jhre Majestät die Kaiserin folgte um 10 Uhr ahin.

Die Ausschüsse des Bundesraths für Handel und Verkehr hielten heut Mittag Sitzung.

Dem Kreise Lübbecke, sowie den Gemeinden Ahlsen-Reineberg und Hüllhorst, welche den Bau einer Chaussee von Mäscher in Oberbauerschaft durch Reineberg und Ahlsen nach Hüllhorst und deren künftige chausseemäßige Unterhaltung beschlossen haben, is durch Allerhöchste Ordre vom 22. August d. F. unter Genehmigung des Kreistags- beshlusses der Vertretung des Kreises vom 30, März 1883 das Enteignungsrecht für die zu dieser Chaussee erforder- lihen Grundstücke je innerhalb des bezüglihen Gemeinde- bezirkes verliehen worden. Zugleih is genehmigt worden, daß die dem Chausseegeldtarise vom 29. Februar 1840 an- gehängten Bestimmungen wegen der Chaussee-Polizei- vergehen auf die gedachte Straße zur Anwendung kommen.

Die in Gemäßheit des Geseßes vom 20. Juni 1875 berufenen Mitglieder des Kirchenvorstan des einer katholischen Pfarrgemeinde gehören nah einem Urtheil des Reihs8gerichts, IV, Strafsenat, vom 10. Juni d. J, insofern sie das kirhlihe Vermögen unter staatlicher Autorität und Aufsicht zu verwalten haben, zu den mittelbaren Staats- beamten im Sinne des §. 359 des Str.-G.-B,, und zwar gilt dies niht nur von dem gemäß §8. 10 des alleg. Gesetzes mit der Kassenverwaltung und der Rehnungsführung betrauten Kirchenvorsteher, sondern von jedem Mitgliede des Vorstandes innerhalb des ihm durch Gesetz, bezw. oronungsmäßigen Be- {luß des Kollegiums zugewiesenen Kreises von Verwaltungs- geschästen. Es ist demnach eine von einem derartigen Mit- gliede innerhalb seiner Geschäftsführung begangene Unter- shlagung als Amtszunterschlagung aus §. 350 des Str.-G.-B, zu bestrafen.

Ein Droschkenkutscher, welher während der Fahrt dadur, daß er erklärt, nicht weiter fahren zu wollen, wenn er niht mehr als das tarifmäßige Fahrgeld erhalte, einen Fahrgast bestimmt, in dieses unbillige Verlangen zu willigen, da er sonst nur unter Aufwendung weit höherer Kosten zu rehter Zeit an seinen Bestimmungsort (z. B. den Bahnhof) gelangen würde, macht sih nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafs., vom 3. Juli d. J., dadurch der Erpressung schuldig.

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An Zöllen und gemeinschaftlihen Ver- brauhssteuern sowie anderen Einnahmen sind im Rei ür die Zeit vom 1. April 1884 bis zum Schlusse des Mo- nafs August 1884 einschließlich der kreditirten , Einnahmen (und verglichen mit der Einnahme in demselben Zeitraum des Vorjahres) zur Anschreibung gelangt : Zölle 86 873 912 M (+ 5 661 565 Á), Tabadsteuer 1 799 496 M (+ 796 090 M), Rübenzuckersteuer 105 423 048 M (— 17 685 051 M), Salz- steuer 13 756 804 Æ (+ 194319 4), Branntweinsteuer 9 638 792 M (+ 575817 Æ), Uebergangsabgaben von Branntwein 47440 Æ (+ 9207 H), Brausteuer 7 693 303 M (+ 147484 M), Uebergangsabgaben von Bier 649 579 # (+ 75888 M4); Summe 15 036 278 M (— 10224 681 6). Spielkfartenstempel 294517 M6 (4-5375 46), Wechsel stempelsteuer 2765 676 M. (— 34588 46), Stempel- abgabe für Werthpapiere, Schlußnoten, Rehnungen und Lotterieloose 5 662356 M (+ 21 448 M).

Die zur Reichskasse gelangte Fs - Einnahme, abh- züglih der Ausfuhr-Vergütungen und Verwaltungskosten, be- trägt bei den nachbezeihneten Einnahmen bis Ende August 1884: Zölle 77471676 (+ 18302618 M), Tabad- fteuer 1138480 Æ (+ 738533 S), Rübenzuckersteuer 16 108 743 M (— 10 591 411 M), Salzfteuer 14 222 742 M (+ 378 267 4), Branntweinsteuer und Uebergangsabgabe von Branntwein 16 381 567 M (+ 836 805 46), Brausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 7 073 212 M (+ 184 263 M); Summe 132 396 420 M (— 7 150 919 M). Spielkartenstempel 373 816 M (— 1712 M).

Se. Durc(hlaucht der Prinz Friedrich von Hohen- zollern, Oberst à la suite des 2. Garde-Dragoner-Regiments und beauftragt mit der Führung der 3. Garde-Kavallerie- Brigade, hat einen 45tägigen Urlaub nach Süddeutschland und der Schweiz angetreten.

Düsseldorf, 19. September. Als Jhre Kaiserlichen Majestäten gestern Abend 63/4 Uhr hier eintrafen, strahlte Düsseldorf in vollstem Lichterglanze, die Kanonen donnerten, die Glockden läuteten, die zahlreih versammelten Menschen jubelten. Den glanzvollsten Theil dieses fo glänzenden Abends bildete der Aufenthalt des Kaisers im Ständehause. Welchen herrlichen Anblick gewährte do dieses Treppenhaus ; ein mäch- tiger baldachinartiger Aufbau überschattet es zur Hälfte, seine untere breite Hälste ziert das Wappen des Deutschen Reichs. In lustiger Höhe an der Decke reihen mächtige Genien Palmen und Lorbeeren dem Hohen Gaste entgegen ; am oberen Ende der Treppe entbietet die Kolossalgruppe des Vater Rhein, mit einigen Frauengestalten zu seinen Füßen, dem Kaiser den Willklommengruß. Aus dem Füllhorn perlt Wasser in s{chwalem Rinnsal, eilt auf der Ballustrade der Treppe von Muschel zu Muschel und stürzt aus halber Höhe in ein von dihtem Grün umranktes Bassin. Auf der Ballustrade des oberen Geschosses strahlen aus Urnen Oriflammen, ein vershwenderisher Reichthum von Blatt- pflanzen füllt die Eckxen, {chmückt die Räume. Dicht an das Treppenhans stößt der große Festsaal; hier waren in weitem AOEEN alle Damen und Herren aufgestellt, welhe Jhren aiserlihen Majestäten bisher noch niht bekannt waren und hier vorgestellt wurden. Die Kaiserin fährt von Gruppe zu Gruppe, eine ihr bekannte Persönlichkeit zu kurzem Gespräche entbietend ; der rüstige Kaiser schreitet die sich tief verneigenden Reihen entlang, bald hier bald dort eine Dame, einen Herrn mit einem freundlichen Wort beehrend. Wenn auf dem Bahnhofe, in der Stadt der Ober-Bürgermeister Becker die Honneurs gegenüber dem Kaiser machte, so lag im Ständehause diese Pflicht dem Landtags-Marschall Fürsten zu Wied und seiner erlauhten Gemahlin ob. Der Marschall führte den Kaiser in den einer hohen Halle gleihenden kleineren Saal ; das Festspiel begann, Die formvollendeten, farbenprächtigen leben- den Bilder, die dekorative Pracht der Wandelbilder, die Schönheit und der rhythmische Fluß des gesanglichen Theils, der poetische Inhalt, die edle Form und der meisterhaste Vortrag des ge- sprochenen Wortes vereinigten sih zu cinem Ganzen von hoher, berückender Schönheit. Die gediegensten Kräfte, die berühm- testen Meister hatten ihr ganzes Können eingeseßt, und dem entsprah das Vollbrachte. Ein kurzes Vorspiel führte den Zuschauer an den Nhein; das erste Bild zeigt uns Chriem- hild an Siegfrieds Leiche, das zweite den Großen Kurfürsten am Rhein, Das dritte und letzte gestaltete sich zu einer speziellen Huldigung sür den Kaiser; Rheintöchhter tauchen mit melodishem Wechselgesange aus der Fluth und halten die Kaiserkrone in der Hand: „Wir hämmern tief im Grunde, Verflossen ist die Zeit, Es naht die große Stunde, Die Krone ist bereit. Es dringt zur Tiefe nieder Ein lihter Tages- strahl, Die Sonne bligzet wieder Jn Siegfcieds altem Stahl. Das Schwert ist aufgefunden, Die große That geschah, Du hast Dein Leid verwunden, Chriemhild Germania!“ Die Wolken heben sich und als lebendes Bild zeigt sich Germania, ein stolzes Weib hoch zu Roß, umgeben von einer Anzahl edler Jungfrauen, welhe mit den Wappen, die auf ihre Kleider ge- stickt sind, die Einzelstaaten darstellen, welche unter der Obhut der Hohenzollern sich zum Deutschen Reiche geeint haben. Der Gesang der Rheintöchter geht über in die Melodie von Heil Dir im Siegerkranz, und der Gesang der Hymne beschließt die Feier, oder richtiger gesagt, den ersten Theil derselben. Für den zweiten Theil bestand von Anfang an die Absicht, denselben auf den unmittelbar vor dem Ständehause gelegenen Kaiserteich zu verlegen ; die Stadt Düsseldorf bat darauf um die Ehre, den Theil dieses Festes unter ihre besondere Obhut nehmen, zu können und die Stände stimmten zu. Während der Kaiser zu einem kurzen Souper Sich niederläßt, werden auf dem flüssigen Element die leßten Vorbereitungen getroffen ; eine Fanfare verkündet, daß der Kaiser am offenen Fenster erschienen ist. Was für ein köstliher, feenhafter Anblick bot sich hier Seinem Auge dar! «In der Mitte des Teiches erhob sih, matt beleuchtet, eine mächtige modellirte Gruppe. Eine hehre Frauengestalt, in der wohl Düsseldorf zu vermuthen ist, hält dem Kaiser den Kranz entgegen; ihr zu Füßen der Rhein, die Düssel, einige allegorishe Figuren.

echts und links davon, auf dem Wasser scheinbar s{chwimmend, zwei zeltartige Aufbaue, bald durch elektrische Flammen taghell beleuchtet, bald im bengalischen Lichte zauberish glühend. Sie bergen eine Fülle schöner Frauen und Jungfrauen, welche in lieblihen Gruppen die Kunst und den Handel darstellen, die unter dem starken Schuße der Hohenzollern in Düsseldorf zu hoher Blüthe gelangt sind. Langsam ziehen eine Anzahl erleuchteter Boote über die stille Fluth dahin, Vereine, Gesellschaften haben sie gestiftet. Bunte Lampions wiegen sih an Schnüren, ihr \{wankendes Licht verräth, daß kostümirte Männer den Nachen leiten, Schüßen, Gewerke und wer sonst sih Bürger Düfsseldorfs nennt. Von röthlihem Lichte umstrahlt, ragt eine lebendige

Pyramide von Turnern empor, links stehen die Kolonnen der Ruderer, weithin dur die Nacht leuchtend. Dann rauscht es in den Schahtelhalmen, Jchthyosaurus und Plesiosaurus tauchen auf und treiben ihr lustiges Spiel auf den Wellen, Mächtige Baumgruppen bilden den Hintergrund ; farbige Lichter tauchen hier auf und vergehen. Den Gegensaß zu diesem phantastishen Gemälde bilden die prahtvoll beleuch- teten Fassaden zur Linken; man sollte meinen, sie würden jeden Augenblick von der flammenden Gluth verzehrt, in der sie stehen. Fünfhundert Männer, Frauen und Knaben haben vor dem Kaiser Posto gefaßt, sie begrüßen den Erlauchten Gast mit einem Jubelliede. Jn weihevoller Stimmung fielen die Zehntausende, welhe die Ufer des Teiches säumten, in den Gesang von „Heil Dir im Siegerkranz“ ein, während ein HÆr von Leuchtkugeln emporstieg und ganze Büschel von Raketen zischten und rasselten, donnernd zersprangen und als goldener Regen si niedersenkten. Es waren Lichteffekte von höchster Wirkung, der ganze Teich schien wie in Feuer gebadet, mit flüssigem Golde gefüllt zu sein. Das Ganze bot ein Bild märchenhafter Pracht, man glaubte Tausend und eine Nacht verwirkliht zu sehen, deren bestrickender, phantastischer Zauber die Sinne gefangen nimmt. Doch nur knapp ward dieser Zauberwelt das Dasein bemessen, die harte Wirklichkeit forderte ihr Recht. Die Rücksiht auf die Gesundheit des Kaisers, war bei Ausstellung des Programms maßgebend ge- wesen und mehr als drei Stunden sollte der Aufenthalt in Düsseldorf niht dauern. Die Kaiserin hatte bereits vor dem Souper die Nückreise angetreten, gegen 10 Uhr folgte Jhr, vom herzinnigen Jubel und von dem Wunsche „Auf Wiedersehen“ begleitet, der Kaiser nah. Die Volksmenge zerstreute sich, die Lichter erloshen und der \{öne Tag ge- hörte der Vergangenheit, aber niht der Vergessenheit an. Der heutige Tag brachte die große Kaiser-Parade des VII. Armee-Corps bei Wevelinghoven. Aus allen Richtungen der Windrose strömte das Publikum herbei, um Zeuge des s{chönen militärishen Schauspiels zu sein; Extrazug auf Extra- zug lraf aus Cöln, Dortmund, Aachen und anderen Haupt- stationen Wesifalens und der Rheinlande ein. Die Truppen

sind in das Alignement eingerückt, im ersten Treffen steht die Fnfanterie, im zweiten die Kavallerie, die Artillerie und der Train; vergebens sucht das Auge nah

dem Ende der schwarzen Linien. Jeßt kommt der Kaiser, brausender Jubel meldet hon von Fern Sein Kommen ; mit dem Hohen Herrn erscheint die Kaiserin in sechsspännigem Wagen, während die Kronprinzessin der Parade zu Pferde bei- wohnt, Die glänzende Suite der Fürstlichen Herren und frem- den Offiziere schließt sih an, der Kaiser sprengt den Truppen zu, das ganze Corps erweist Jhm die militärishen Honneurs. Langsam reitet der Kaiser die Fronten ab, die besichtigten Regimenter formiren sich zum Vorbeimarsh. Die Musik verstummt, der erste Theil der Parade is} beendet. Eine graue Staubwolke hemmt den Fernblick; aller Augen schauen nach links, denn von dort muß der Kaiser kommen. Endlich erkennt man ihn, er kommt näher und ne in leihtem Galopp sprengt der 87jährige Kaiser, siher Sein Pferd lenkend, der Tribüne zu, und ein tausendsahes Hurrah des Publikums begrüßt Jhn. Auch der Kaiserin, dem Kronprinzen, dem General-Feld- marschall Graf Moltke wird mit \ympathishem Zuruf ge- huldigt. Troy langer Reisen und Ständefest hielt Se. Majestät rüstig aus; Allerhöchstderselbe riit alsdann noch die Front der Kriegervereine ab, die Jhn mit begeistertem B begrüßten, und kehrte gegen 2 Uhr nah Benrath zurü.

Sachsen-Weimar-Eisenach, Weimar, 19, Septem- ber. (Th. C.) Se. Königliche Hoheit der Großherzog be- giebt sih morgen an den Rhein, um, einer Einladung Sr. Majestät des Kaisers Folge leistend, den Manövern dort beizuwohnen. Nah dem S@luß derselben beabsihtigt Se. Königliche Hoheit, sih mit Fhrer Hoheit der Prinzessin Elisa- beth nah Biarrit zu begeben,

BDesterreih-Ungarn. Wien, 19, September. (W. T. B.) Der König von Griechenland empfing heute den Minister des Auswärtigen, Grafen Kalnoky, in einer Audienz, die gegen eine Stunde dauerte.

20. September. (W. T. B.) Dér Kaiser hat den Großfürsten-:Thronfolger von Rußland zum Ober-Lieutenant des Ulanen-Regiments Kaiser Alexander und den Großfürsten Sergius Alexandrowitsh zum Oberst-Jnhaber des Jnfanterie- Regiments Nr. 101 ernannt.

Jnnsbruck, 19. September. (W. T. B.) Der Kaiser, welcher bereits heute früh auf der Fahrt zu den Manövern bei Stams die hiesige Stadt passirt hatte, kehrte heute Mittag hierher zurück und begab sich unter enthusiastishen Kund- gebungen der Bevölkerung durch die festlih geschmüdckten Straßen nach der Burg, wo er die von der Landesvertretung und von der städtishen Vertretung abgesendeten Deputationen und die Behörden empfing. Zur Begrüßung des Kaisers sind auch die in Bern und Stuttgart akkreditirten österreichischen Gesandten hier eingetroffen. Morgen wird der Kaiser der feierlichen Eröffnung der Arlbergbahn beiwohnen. Für nächsten Sonntag is eine Besichtigung der Bodensee- Trajektanstalt in Bregenz, sowie ein Besuh bei dem Groß- herzog und der Großherzogin von Baden auf der Jnsel Mainau und ein Besuch bei dem König und der Königin von Württemberg in Friedrihshafen in Aussiht genommen.

Set, 19, Setember, (W G D) KLonpuinz Rudolf und seine Gemahlin sind zum Besuche der hiesigen Ausstellung heute Mittag hier eingetroffen und von der Be- völkerung festlich empfangen worden.

Agram, 20. September. (W. T. B.) Nach dem nun- mehr feststehenden Resultate der Landtagswahlen in Kroatien sind 70 Kandidaten der Regierungspartei, 24 Kan- didaten der Oppositionspartei resp. der Starcevicsschen Partei, 13 Unabhängige und 3 Abgeordnete gewählt, welche keiner bestimmten Partei angehören, aber für die Regierung stimmen werden. Die Eröffnung des Landtags is auf den 30. d. M. festgeseßt worden.

Niederlande. Haag, 19. September. (W. T. B.) Der Finanz-Minister hat heute in der Zweiten Kammer das Budget eingebracht. Dasselbe weist bei 136 Millionen Gulden Ausgaben ein Defizit von 15 Millionen auf, in welchen die Kosten für die eventuelle Demonetisirung des Silbers ein- begriffen sind. Jm ordentlichen Budget ist ein Defizit von nur 31/2 Millionen veranschlagt, das durch Erhöhung ver- schiedener Steuern gedeckt werden soll. Jn demselben sind überdies beträhtlihe Ersparnisse vorgesehen worden. Die

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Regierung kündigte gleichzeitig Geseßentwürfe über Ein- R einer Tabacksteuer und über Abänderung der Stempel- euer an.

Großbritannien und Frland. London, 18. Sep- tember. (Allg. Corr.) Mr. Gladstone beendete gestern seinen Besuch bei Lord Aberdeen in Haddo House und begab sih nah Brechin, wo er einige Tage der Gast des Earls von Dalhousie sein wird. Auf dem Wege dahin berührte der Premier Abxrdeen, wo er in Beantwortung einer ihm überreihten Adresse die Verwerfung der Wahl- reformbil Seitens des Oberhauses beklagte und hinzu- fügte: Es ist nicht mein Wunsch, das Volk dieses Landes in die Entscheidung weitgehender fkonstitutioneller und orga- nischer Veränderungen zu tragen, wenn es vermieden werden kann. Es bleibt noch eine Gelegenheit übrig und ich erwarte hoffnungsvoll von der Weisheit, welche bei verschiedenen Gelegen- heiten das Oberhaus carakterisirt, daß sie im Herbst die Folgen des unglüdlihen Schrittes im Juli beseitigen wird. Die Verstärkung der britishen Armee in Egypten um weitere 3000 Mann Truppen is nunmehr eine bes{lossene Sache. Lord Wolseley scheint entschlossen zu sein, den Entsag von Khartum nicht gänzlich von der Nilboot-Expedition ab- hängig zu machen, sondern gleichzeitig einen Vorstoß auf Khartum via Suakim und Berber zu wagen, Zu diesem D bedarf er weitere Truppen, und dieselben sind ihm vom

riegs-Ministeriuum ohne Zaudern bewilligt worden.

__— 19. September. (W. T. B.) Ein Telegramm des „Reutershen Bureaus“ meldet: Wie verlautet, werden die Mitglieder der Staats\schuldenkasse gegen die durh die Maßnahmen des egyptischen Ministeriums erfolgte Ver- legung des Liquidationsgeseßes morgen Protest einlegen und die Gouverneure der Provinzen für jede Zahlung verant- wortlih machen, die niht gegen Empfangsbescheinigung der Staatsschuldenkasse erfolgt.

20. September. (W. T. B.) Die „Times“ ver- theidigt die Suspendirung des Tilgungsfonds der egyptishen Schuld als durchaus nothwendig und glaubt, man werde in dieser Richtung weiter gehen müssen, um die Finanzen Egyptens in eine gesunde Lage zu versetzen.

Frankreich. Paris, 18. September. (Köln. Ztg.) Der Conseils-Präsident Ferry wird zum Sonntag in Paris erwartet. Die Regierung hat keine Bestätigung über das von „Reuters Büreau“ gemeldete Gefecht bei Kimpai erhalten. Die Kriegsschiffe Vienne und Correz2 gehen im nächsten Monat nah Madagaskar ; der Vinhlong geht am 10. Oftober von Brest mit Truppen nah dem fernen Osten ab. Wie es jeßt heißt, sollen die von Tunesien nah Frank- reih zurüdfehrenden Truppen fast sämmtlich erseßt und die Be- saßung von Tunesien bloß nur ein Regiment vermindert werden. Heute Morgen von 8 bis 10 Uhr fand in Vincennes Probe- schießen mit einer neuen Kanone statt. Die Ergebnisse sollen sehr günstig ausgefallen sein. Der Marine-Minister hat die Benennungen der verschiedenen Schiffe, aus welchen die Flotte besteht, umgeändert. Fn Zukunft werden die Panzer- schiffe aus folgenden fünf Klassen bestehen: 1) Geshwader- Panzerschiffe (große Panzerschisfe, die ausnahmsweise außer- halb Europas fahren); 2) Kreuzer-Panzerschiffe (es {ind die, welche sih gegenwärtig in China befinden); 3) Panzer-Küsten- yahten; 4) Panzer-Kanonenboote erster und zweiter Klasse ; 5) s{wimmende Panzer-Batterien. Die Benennung „Eclaireur d’escadre“ wird abgeschafft, Die Schiffe dieser Abtheilung wér- den unter die Kreuzer aufgenommen, welhe in vier Klassen eingetheilt sind: Kreuzer mit Batterien, Kreuzer mit Stück- bank erster, zweiter und dritter Klasse und Torpedo-Kreuzer. Die Avisos bilden drei Klassen: Avisos erster und zweiter Klasse, Transport-Avisos und Torpedo-Avisos. Die Kanonen- boote führen den Namen Kanonenboot oder Kanonenschaluppen. Die Torpedoschisse bilden vier Klassen : die Torpcdoschiffe der hohen See (neuer Typus), die Torpedo- Küstenwachtschiffe erster und zweiter Klasse und die Torpedo: Vedetten, welche leßtere zur Einschiffung auf den Kriegsschiffen bestimmt sind. Außerdem giebt es drei Klassen von Transportschiffen. ___— 19, September. (W. D. B) Die Zournale [preGen sich durhweg sehr scharf aus über die Suspendirung der Amortisirung der egyptishen Schul d. Das Journal „Paris“ schreibt: ein Protest der Mächte werde nicht auf sich warten lassen, derselbe werde ein einstimmiger sein. Der „Lemps““ konstatirt, daß die egyptishe Regierung einen von ihr unterzeichneten Vertrag gebrochen habe.

Italien. Rom, 19. September. (W. T. B.) Es kamen vor in den Provinzen am 18. d. Mts.: Bergamo 18 Ch olera- Erkrankungen und 5 Todesfälle, Bologna 1 Erkrankung und 1 Todesfall, Campobasso 1 Erkrankung und 1 Todesfall, Caserta 7 Erkrankungen und 5 Todesfälle, Chieti 1 Erkran- kuna, Cremona 2 Erkrankungen und 4 Todesfälle, Cuneo 16 Erkrankungen und 10 Todesfälle, Ferrara 1 Erkrankung und 1 Todesfall, Genua 37 Erkrankungen und 12 Todesfälle (davon in Spezzia 21 Erkrankungen und 5 Todesfälle), in Modena 1 Erkrankung, Neapel 501 Erkrankungen und 315 Todesfälle (davon in der Stadt Neapel 437 Erkrankungen und 283 Todesfälle), Parma 4 Erkrankungen und 2 Todes- fälle, Reggio nell’ Emilia 5 Erkrankungen und 1 Todesfall, Rovigo 4 Erkrankungen und 3 Todesfälle, Salerno 5 Erkran- kungen und 2 Todesfälle, Turin 2 Erkrankungen und 1 Todesfall.

Neapel, 19. September. (W. T. B.) Nach dem von der hiesigen Munizipalität erstatteten Bericht sind vom 17. d. M. Mitternachts bis zum 18. d. Mitternachts 410 Erkrankungen und 230 Todesfälle in Folge der Cholera vorgekommer.

Vom 18. d. M. Nachmittags 4 Uhr bis zum 19. d. M. Nachmittags sind hier 364 Personen an der Cholera erkrankt und 210 Personen an derselben gestorben.

20. September. (W. T. B.) Vom 18. d. M. Mitter- nachts bis zum 19, d. M. Mitternachts sind hier an der Cholera 382 Erkrankungen und 205 Todesfälle vorgekommen.

Nufßland und Polen. St. Petersburg, 2. Sep- tember. (W. T. B.) Nach der russishen „St. Petersburger Zeitung“ ist ein Handelsvertrag zwishen Rußland und Korea durch den russishen Bevollmächtigten Woeber abgeschlossen worden.

Skierniewice, 19. September. (W. T. B.) Heute Vormittag empfing das Kaiserpaar eine Bauerndeputation aus dem Kreise Radimin, welche Salz und Brod darbrachte. Darauf begaben si die Majestäten in Begleitung des Groß- fürsten Wladimir, des Prinzen von Sachsen-Altenburg, des Grafen Woronzoff-Daschkoff, des Generals von Werder, des Grafen Wielepolski und einer größeren Suite per Bahn bis Maltsh (Station der Jwangorod-Dombrowo Bahn) und von