1884 / 230 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 30 Sep 1884 18:00:01 GMT) scan diff

Die Gebühren für die Benußung der Pack- hofsanstalten zu Halle a. S. sowie die Gebühren für enußung des dem Vereine für den Halleschen Handel gehörigen Ladeplaßes zwishen dem König- lihen Haupt-Steueramtsgebäude und der Schifferbrücke zu geregelt

die B

Halle a. S. sind durch Tarife vom 25. d. Mts. worden.

Js durch den strafbaren Widerstand gegen einen Forst- oder Jagdbeamten eine Körperverleß ung desselben verursacht worden, so ist nah §. 118 des Strafgesepvuhs auf Zuchthaus bis zu 10 Fahren zu erkennen. Unter „Körperverleßzung“ im Sinne dieser Bestimmung fallen nah einem Urtheil des Reichs8gerichts, 11. Strafsenats, vom 1. Juli .d. J., jede körperlihe Mißhandlung oder Gesundheits- beshädigung, also auch Schläge, welhe dem Gemißhandelten nur Schmerzen verursachen, ohne eine Verlegung der Haut oder eines unter der Haut befindlichen Körpertheils herbei- zuführen.

: Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich sächsishe Geheime Regierungs-Rath Böttcher ist nah Dres- den abgereist.

Der General:Lieutenant Wiebe, Jnspecteur der 1. Fuß-Artillerie-Jnspektion, ist von den Schießübungen des Garde-Fuß-Artillerie-Negiments vom Schießplaÿ bei Jüterbog hierher zurückgekehrt.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Neuendorf in Bochum, Riffart in Mandersheid und Dr. Breitkopf in Malstatt.

Wir sind ermächtigt, den Wortlaut der Allerhöchsten Kabinetsordre, welhe Se. Majestät der Kaiser aus Anlaß des 50 jährigen Dienstjubiläums an den Polizei: Präsidenten von Madai erlassen hat, zu veröffentlichen :

Sie werden morgen durch Gottes Gnade den Tag feiern, an welchem Sie vor 50 Jahren in den Staatsdienst eingetreten sind. Das Bewußtsein, in diesem langen Zeitraum dem Vaterlande und Ihren Königen in strenger Arbeit treu gedient zu haben, darf Sie mit voller Befriedigung erfüllen. Mir aber if es Bedürfniß, diese Gelegenheit nicht vorübergehen zu lassen, um wiederholt der hervor- ragenden Verdienste zu gedenken, welche Sie Sich in einer chren- vollen, durch ernste Pflichterfüllung, wie durch wachsende Erfolge aus- gezeichnete Dienstlaufbahn erworben haben. Insbesondere erkenne Ich es gern an, daß es Ihrer Einsicht in die praktishen Bedürfnisse, verbunden mit thatkräftiger Energie, gelungen ist, in der {hwierigen Stellung, welche Sie nun seit länger als etnem Jahrzehnt be- Éleiden, den erhöhten Anforderungen, durh die fortschreitende Ausdehnung und Bedeutung der Reichshauptstadt bedingt, in den * verschiedensten Verhältnissen gereht zu werden, ohne über ‘dem allgemeinen Interesse das Wohl des Einzelnen aus dem Auge zu verlieren. Sie haben zugleih eine so aufrihtige Hingebung an Meine Person bekundet, daß Ich mit Freuden diesen Anlaß benußte, Meinen wärmsten Dank dafür Ihnen auszusprehen. Um denselben durch ein äußeres Zeichen zum Ausdruck zu bringen, verleihe Ih Jhnen den Stern zum Rothen Adler-Orden zweiter Klasse mit Eichenlaub und lasse Ihnen die Dekoration mit Meinen besten Glückwünshen zu Ihrem morgenden Ghrentage, wie mit dem Zeichen der Erinnerung an denselben hier- neben zugehen.

Schloß Brühl, den 25, September 1884. Ihr wohlgeneigter König Wilhelm.

Hannover, 29. September. Der achtzehnte hann o- vershe Provinzial-Landtag ist heute Mittag 2 Uhr dur den Königlichen Kommissarius, Ober-Präsidenten und Wirklichen Geheimen Rath von Leipziger, mit folgender Rede eröffnet worden :

„Hochgeehrte Herren!

Die Provinzialordnung für die Provinz Hannover vom 7. Mai 1884 beseitigt die dur die Verordnung vom 22. August 1867 einge- führte provinzialständishe Verfassung und ordnet eine anderweite Bildung des Provinzial-Landtags an; derselbe tritt daher zum letzten Male in seiner bisherigen Gestaltung zusammen.

Indem ih dem Wunsche und der Erwartung Ausdru gebe, daß Ihre den Abs{bluß Ihrer verfassungsmäßigen Thätigkeit bildenden diesjährigen Verhandlungen, wie bisher, der Provinz zum Segen ge- reichen mögen, habe ih die Ehre, Namens der Königlichen Staats- regierung Sie bei dem Beginn Ihrer Arbeiten willkommen zu heißen.

Die auf Ihrer Initiative beruhende Abänderung des Gesetzes vom 24. Februar 1880, betreffend das Höfercecht, ist durch das Gesetz vom 20. Februar 1884 erfolgt.

Ihrem auf dem leßten Provinzial-Landtage geäußerten Wunshe, daß die behufs Beseitigung der Ungleichheit in der Belastung der Wegeverbände bereits in Angriff genommene Revision der Wege- gesezgebung thunlichst vor Einführung der Kreisordnung vom 6. Mai 1884 zum Abs{luß gebracht werde, ist insoweit ‘entsprochen, als aus den Berathungen der zu diesem Zwecke niedergeseßten Kom- mission der Entwurf einer Wegegeseßz-Novelle hervorgegangen ist und ein im Wesentlichen mit den Vorschlägen der Kommission überein- stimmender Gesehentwurf Ihnen zur Begutachtung unterbreitet wird.

_ Der 10. hannoversche Provinzial-Landtag hatte den Erlaß etncs Gesetzes über die Abstellung der Berechtigungen zum Hauen und Steen von Plaggen, Haide, Rasen oder Bülten als ein dringendes Bedürfniß nicht erachtet; inzwischen haben erneute Ermittelungen

ergeben, daß eine geseßliche Regelung wünschenswerth ist, daher Ihnen der betreffende in einzelnen Punkten ergänzte Gesetzentwurf zur gut- achtlichen Aeußerung vorgelegt wird.

__ Die Königliche Staatsregierung hat für jeden Regierungsbezirk die Bildung von Gewerbekammern in Aussicht genommen, welche sich aus Vertretern der Landwirthschaft, des Handwerks, der Industrie und des Handels zusammensetzen, die Reichs- und Landesverwaltung in der Förderung der Gewerbe zu unterstüßen berufen sind und deren Geftaltung und Thätigkeit mit der Selbstverwaltung der kommunalen Verbände dergestalt in Zusammenhang gebracht werden soll, daß den Provinzial-Verbänden die Wahl der Mitglieder und die Aufbringung des zur Erstattung der baaren Auslagen erforderlihen Geldbedarfs überlassen wird.

Der Provinzial-Landtag wird darüber Besbluß zu fassen haben, ob derselbe bereit ist, die zu diesem Zwecke den Provinzial-Verbänden zufallenden Rechte und Pflichten in Beziehung auf die Provinz Hannover zu übernehmen,

Ihre Thätigkeit wird ferner durch die Uebersichten über das hannovers&e Klostervermögen, durch die alljährlih wieder- fehrenden Wahlen und insbesondere durch die die provinzial- ständishe Verwaltung betreffenden Vorlagen und Anträge JSIhrer Organe in Anspruch genommen werden; Sie werden aus den leßtern zu Ihrer Genugthuung entnehmen, daß der Haushalt der Provinz sich in einer befriedigenden finanziellen Lage befindet und daß die provinzialständische Verwaltung fortfährt, auf allen Gebieten ihrer Zuständigkeit eine fruhtbringende Wirksamkeit

Im Allerhöchsten Auftrage Sr. Majestät des Kaisers und Königs E ih Hiermit den 18. hannovershen Provinzial-Landtag für eröffnet.“

Nach dem S@&lufse dieser Ansprache brahte der Landtags- Marschall, Erb Landmarshall Graf zu Münster-Derneburg, ein dreimaliges Hoh auf Se. Majestät den Kaiser und König aus, in welLes die versammelten Mitglieder lebhaft einstimmten.

Sachsen. Dresden, 29. September. (W. T. B.) Se. Majestät der König ist heute Abend 83/4 Uhr von Strehlen aus nach Wien abgereist. Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm von Preußen seßt, von Berlin kommend, von Strehlen aus die Reise mit dem König gemeinschaftlich fort.

Württemberg. Stuttgart, 26. September. (St.-A.) Der König hat sih heute Nachmittag nach Cannstatt begeben und daselbst zunächst die neuen Anlagen auf dem Sulzer Rain in Augenschein genommen. Sodann ist Se. Majestät auf den Waasen gefahren und hat die anläßlich des land- wirthschaftlichen Festes stattfindende Viehausstellung in den besonders dazu errichteten Gebäulichkeiten besichtigt.

30. September, (W. T. B.) Der Präsident der General-Postdirektion von Hofaccker ist zum Präsidenten der General-Direktion der Staatseisenbahnen, und an seiner Stelle Weizsaecker zum Präsidenten der General-Postdiref- tion ernannt worden.

Desterreich-Ungarn. Wien, 30. September. (W. T. B.) Der Kaiser ist um 4 Uhr Morgens aus Gödöllö hier ein- getroffen, empfing um 6 Uhr auf dem Penzinger Bahnhofe den Prinzen Leopold von Bayern und begab \ich um 8 Uhr îín der Uniform seines preußi})hen Garde- Regiments zur Begrüßung des Königs von Saw@sen und des Prinzen Wilhelm von Preußen nach dem Nordwest- bahnhose, woselbsi eine Ehren-Compagnie aufgestellt war. Zum Empfange waren anwesend: der deutshe Botschafter, der Militär-Attaché, der deutshe General-Konsul, der sächsische Gesandte, der Landeskommandirende, der Statthalter und mehrere andere hervorragende Persönlichkeiten. Nach herz- liher Begrüßung geleitete der Kaiser seine Hohen Gäste nah

Schönbrunn.

Pest, 29, Siber. (W. D, B.) Die -von dem Kaiser verlesene Thronrede erwähnt die Reorgaui- sirung der Magnatentafel, die nun nicht länger hinaus- geshoben werden könne; die Lösung dieser Frage werde für lange Zeiten von großer Tragweite sein. Als wei- tere Fragen, die hrer Lösung harreten, werden ein Pensionsgeseß für die Staatsbeamten, die Ergänzung der Strafgesezgebung durch die Regelung des strafgerichtlichen Verfahrens, die Schaffung eines bürgerlihen Geseßbuches, die Negulirung der Donau únd die Beseitigung der Hinder- nisse für die Schiffahrt am eisernen Thore bezeichnet, Die größte Sorgfalt werde aber darauf zu rihten fein, daß die Erfolge, weiche in Betreff der Herstelung des Gleichgewichts im Staatshaushalt erreiht worden seien, niht nur nicht ge- fährdet würden, sondern daß auch der Fortschritt zur gänzlichen Herstellung des Güeichgéwichts ein beständiger sei. Dieses wichtige Ziel werde die Regieruñg mit Festigkeit anstreben. Die Thron- rede hebt hervor, daß die Verlängerung der Dauer des Reichs- tags zwelmäßig erscheine, und gewärtigt, daß in Betreff der Erneuerung des Zollbündnisses zwischen Desterreih und Ungarn ein billiges Entgegenkommen auf keiner Seite fehlen werde. Schließlih wird in der Thronrede die Mahnung aus- gesprochen, das mit den übrigen Staaten bestehende freund- schaftliche Verhältniß zu benußen, um innere Uebelstände zu heben, und die zu Reibungen zwischen den Nationalitäten, Kon- fessionen und Gesellschaftsklassen führenden Ausreizungen zu beseitigen, damit Alle vereint zur Hebung des Wohles und Ruhmes des Vaterlandes zusammenwirken könnten.

Großbritannien und Jrland. London, 27. Sep- tember. (Allg. Corr.) Lord Dufferin, der neue Vize- König von FJndien, wird sich Anfang November auf seinen neuen Posten begeben. Die Hygiene-Ausstellung in Süd-Kensington wird am 30. Oktober geschlossen. Das neugebildete Kameelcorps, sowie andere Truppentheile, im Ganzen 1628 Mann, gingen gestern an Bord der Dampfer „Deccan“ und „Australia“ von Portsmouth nah Egypten ab. 29, September. E. S. B) Das „Neutevsche Bureau“ läßt sih aus Tientsin melden, man glaube dort an eine friedliche Beilegung der Differenzen zwischen China und Frankreich, die Kaiserin von China sei zu einem Verständigungsabshluß mit Frankreih entschlossen. G e- neral Wolseley wird dem Vernehmen nach vor dem 1. No- vember nicht weiter gehen als bis Wady-Halfa.

830. September. (W. T. B.) Graf Herbert Bis- marck machte vorgestern am Hoflager der Königin in Bal- moral einen Besuch und wurde dabei von der Königin zur Tafel gezogen.

Frankreich. Paris, 28. September. (Fr. Corr.) Bei dem Wiederzusammentritt der Kammer soll der Marine- Minister eine Nachtragskreditforderung für die Tongking- Expedition einbringen. Es handelt sich dabei darum, die schon geschehenen Ausgaben zu decken und den Unterhalt der französishen Streitkräfte in China und Tongking bis zu Ende des laufenden Jahres zu sichern. Die Höhe des ver- langten Kredits wird erst im nächsten Ministerrath, der be- kanntlih am 2. Oktober stattfindet, definitiv festgeseßt werden. Augenblicklih belaufen si die für Tongking votirten Kredite

auf 72 300 000 Fr.

28. September. (Fr. Corr.) Die Budget- fommission der Kammer nimmt ihre Arbeiten am 1. Oftober wieder auf und wird fich neben dem ordentlichen Budget auch noch mit dem außerordentlichen Voranschlag für 1885 zu beschästigen haben. Der Marine-Minister wird bei dem leßteren eine Ausgabe von 65 Millionen, vertheilt auf fünf oder sechs Jahrgänge, verlangen, die dazu bestimmt sind, die Kosten für die Herstellung neuer Kanonen für die im Bau begriffenen Panzerschiffe, sowie für die Verbesserung der Forts an den französishen Häfen und Kolonien zu decken.

Der Gemeinderath von Lyon beschäftigte sih in seiner gestrigen Sißung mit der Arbeiterkrisis. Der Maire gab nastehenden Aufschluß über die Lage: Vorerst nöthigte der shlehte Geschäftsgang in den Metallwaarenfabriken die Ar- beitgeber, eine große Anzahl von Gehülfen zu entlassen. Das Austauchen der Cholera zog eine weitere Anzahl von Jn- dustrien in Mitleidenschast. Erst in den leyten Tagen trat eine bedeutende Stockung in der Seidenfabrikation ein, welche

zu entwidcke!n.

Verwaltung hat der ihr gemeldeten Lage Rechnung getragen : Un- terstüßungen wurden vertheilt und sonst die Noth nah Möglichkeit gelindert. Da die Lage fih verschlimmert, sind nur zwei Arten von Maßregeln zu ergreifen : die einen politisher, die anderen städtisher Natur. Der Gemeinderath muß von den ersteren absehen und kann nur zeitweilig den nothleidenden Ar- beitern Unterstüßungen zukommen lassen. Die Arbeiter haben in- zwischen mehrere Versammlungen gehalten und darin Beschlüsse gefaßt, welche durch Delegirte dem Gemeinderath mit- getheilt wurden; sie verlangen Arbeit und die Errichtung von Werkstätten, Die Verwaltung hat von jeher die Schaf- fung von Kommunalwerkstätten als nachtheilig angesehen, will jedoch damit nicht sagen, daß sie es sich nicht zur Auf- gabe mat, die beshäftigungslosen Arbeiter nüßlih zu ver- wenden. Es follen Arbeiten unternommen werden, bei denen aber nur lyoner Arbeiter verwendet werden. Die in Aus- führung begriffenen werden beschleunigt. Die Schaffung neuer Straßen würde keine genügende Summe an neuer Arbeit mit sih bringen. Des Weiteren reichen die vorhande- nen Geldmittel niht aus, um daraus die Unterstüßzun- gen zu bestreiten. Deshalb wären neue Kredite zu votiren und eine besondere Kommission zur Vertheilung von Geld an die wahrhaft leidenden Arbeiter zu erwählen. Nach einer langen Debatte votirte der Gemeinderath 50 000 Fr. und forderte die Verwaltung zur Beschleunigung der Arbeiten auf. In die Kommission, welhe sich nah Paris begeben soll, um mit der Regierung zu berathschlagen, wurde der Maire Gailleton und die Gemeinderäthe Conti und Gramusset gewählt. L 29. Seplember. (W. D. B.) Wie es heißt, würden die weiteren Operationen des Admirals Courbet nicht vor Mittwoch beginnen. Jn dem Departement der Ostpyrenäen sind gestern 2 Cholera- Dodesfälle vorgekommen, im Departement Drome 1, im Departement Ariège 4. Jn Nimes starben 3 Per- sonen an der Cholera, darunter der Generalvikar, in Alais 2, in Corrèze 3.

Spanien. Madrid, 29. September. (W. T. B) Voraussihtlich wird Silvela auf seinem Posten als Bot- schafter in Paris verbleiben.

Gestern starben in den infizirten Ortschaften 6 Personen M Cholera, in Barcelona wurden 2 Cholerafälle kon-

atirt.

Italien. Rom, 29. September. (W. T. B) Dem Cholera - Bericht vom 28. d. M. zufolge kamen vor: Jn Alessandria 4 Erkrankungen und 1 Todesfall, in Aquila 7 Erkrankungen und 3 Todesfälle, in Bergamo 15 Erkrankun- gen und 10 Todesfälle, in Brescia 4 E:tkrankungen und 3 Todesfälle, in Caserta 10 Erkrankungen und 3 Todes- fälle, in Cremona 6 Erkrankungen und 5 Todesfälle, in Cuneo 14 Erkrankungen und 12 Todesfälle, in Ferrara 1 Erkrankung, in Genua 95 Erkrankungen und 39 Todes- fälle, davon in der Stadt Genua 52 Erkrankungen und 26 Todesfälle, und in dcr Stadt Spezzia 8 Erkrankungen und 2 Todesfälle, in Massa e Carrara 3 Erkrankungen und ebenso viel Todesfälle, in Mailand 5 Erkrankungen und 2 Todesfälle, in Neapel 151 Erkrankungen und 104 Todesfälle, davon in der Stadt Neapel 118 Erkrankungen und 67 Todes- fälle, in Novara 1 Erkrankung, in Parma 3 Erkrankungen und 5 Todesfälle, in Pavia 5 Erkrankungen und 3 Todes- fálle, in Reggio nell’ Emilia 5 Erkrankunaen und 2 Todes- fälle, in Rovigo 4 Erkrankungen und 2 Todesfälle, in Sandrio 2 Erkrantungen und ebenso viel Todesfälle, in der Stadt Rom 1 Todesfall, in der Stadt Venedig 1 Erkrankung.

830. September. (W. T. B.) Jn Genua, Spezzia und Neapel nimmt die Cholera beständig ab. Es heißt, daß dem General-Vikar für die Diözese Nom, Kardinal Parrochi, nunmehr der Eintritt in das Civilhospital gestattet werden wird, nachdem ihm derselbe gestern in das Militärhospital gewährt worden war. Wie verlautet, wird die staatliche Be- hörde vor Eröffnung des vatikanishen Cholera- Hospitals ver- langen, daß ein neuer Abzugskanal gebaut werde. Pordenone, 30. September. (W. T. B.) Der König ist gesiern Abend nah Monza abgereist. Genua, 30, September. (W. T. B.) Der Ackerbau- Minister Grimaldi traf gestern Nachmittag hier ein und begab si sofort in das an der Mündung des Bisagno ge- legene Cholera- Hospital.

Afrika. Egypten. Kairo, 26, September. (Allg. Corr.) Das 2. Bataillon des East Surrey Regiments kam heute Morgen hier an. —-=— Lord Northbrook kehrte heute Abend aus Alexandrien zurück, nachdem er auf seinem Wege die Schulen, Hospitäler - und Gefängnisse in Tantah inspizirt hatte. Er E sich sehr befriedigt über den Zustand der Gefäng- nisse aus. i

729 Selb (W. L B) Bis 1e nd dem Finanz-Ministerium 60000 Pfd. Sterl. aus den Ein- nahmen, welche speziell für die Staatsshuld bestimmt sind, zugegangen. Man nimmt an, daß die Einnahmen dieser Art bis zum 25, Oftober 350 000 Pfd. Sterl. betragen werden. 30. September. (W. T. B.) (Telegramm des „Reuter- schen Bureaus“.) Es heißt, daß Northbrook seine Mission zu Ende Oktober beendet haben und dann nah England zurüdkehren werde.

Zeitungs8stimmen.

Das „Süddeutsche Bank- und Handelsblatt“ entnimmt über den Rückgang des französishen und den Auf- shwung des deutschen Handels einem „Communiqué privé du ministère de commerce, Division C (Exportation)“ Folgendes : __ Obwohl Deuischland weit später als England und Frankreich in die Bahn dec industriellea Konkurrenz eingetreten ist, so werden gegenwärtig in vielen Jndustriezweigen bessere und vervollkommnetere Betriebsmittel angewandt, als in andern Ländern. Namentlich gilt dies für die Alkohol- und Zuckerfabrikation. Nach längerer vorher- gegangener Krisis ist der Umshwung zur Hebung der wirthschaftlichen Lage Deutschlands seit 1881 eingetreten ; gegenwärtig hat Deutschland bereits dret für Handel und Verkehr günstige Jahre hinter sich. Deutschland zählte vier und eine halbe Million Pferdekräfte, davon drei Millionen in der Industrie des Verkehrswesens und cin und eine halbe Million in den industriellen Etablissements. In lee reich besitzen diese leßteren nur 576 000 Pferdekräfte bei einer Total- summe von 33/; Millionen. Deutschland ist bei weitem reicher an

Kohlenminen als Frankreich, Die Produktionsziffern liegen für Zuer,

Spiritus, Bier ebenfalls ungünstig für Frankreich. Unter der Ge-

werbeindustrie befindet sfih die Baumwollenweberei fast auf gleicher Höhe mit der französishen. Gegenüber den vierzig Millionen Spin- deln, welche England besißt, zählt der ganze Kontinent 214 Mill.

die Nothlage der arbeitenden Klasse noch erhöhte. Die städtische

Spindeln, davon kommen auf Frankreich und Deutschland je fünf Mil-

lionen. Obwohl die Gewerbeindustrie Deutschlands weit niedrigere

ölle als die französisde besitzt, so kann sie doch existiren und S E Die englische Konkurrenz macht sih nur in ganz feinen Artikeln fühlbar. Das große Gentrum der wieder avfgeblühten Seidenindustrie, sagt der Bericht weiter, befindet sih in Crefeld mit 36 000 Webstühlen. Bei einer Gesammtproduktion von 88 Mill. Mark im Jahre 1883 hat Crefeld für 30 Mill. Mark in Deautsch- land abgeseßt und für 58 Mill. Mark exportirt, von leßter Ziffer fommen 22 Mill. Mark auf England und 8 Mill. Mark auf Frank- rei. EbeKso bedeutend ift die deutshe Wollenindustrie. Die Papier- industrie hat sich außerordentlih gehoben, die Maschinen sind bedeu- tend vervollkommnet worden und der Export ist gestiegen, jedo hat diese Industrie unter der englishen Konkurrenz zu leiden, seitdem der leßteren der Markt in Nordamerika dur Schußzölle versclossen i. Das Kunstgewerbe, heißt es dann weiter in diesem interessanten Berichte, entwickelt \sih unter der Leitung bewährter Kräfte und steht dem eigenen, französishen in keiner Weise na, übertrifft dasselle aber in edler Ausführung gegebener Formen, Möbel und sogenannte Articles de Paris“, Juwelierarbeiten werden în bester Qualität pro- duzirt und gerade diese Konkurrenz bringt Frankreih großen Schaden. Ebenso konkurrirt Deutschland - siegreich mit Frankreich in der Klein- industrie. Der Geshmack und die Produktionsmittel hierin haben {ich in Deutschland in den leßten Jahren außerordentlich gehoben. Eine besonders blühende Induftrie ift die Fabrikation chemiser Produkte, namentli durch Anwendung der neuesten wissensaftlihen Entdeckungen und Dank der großen Anzahl vorzügliher Schüler, welche die Laboratorien der Universitäten alljährlich ausbilden. Die Fabrikation von Alizarin und Anilin allein wird auf 100 Mill. Fr. geschäßt, das Ausland kauft ungefähr drei Viertel davon. Was den gesammten auswärtigen Handel betrifft, so exportirt Deutschland für 4055 Mill. Fr. und importirt für 3955 Mil. Fr. Die Totalsumme von 8910 Mill. ist nur um 588 Mill. geringer als die Totalsumme des auswärtigen Handels Frankreichs. G8 ist zu bemerken, daß der Export in Deutschland von 1882 bis 1883 bereits um 285 Mill. Fr. gestiegen ist, welche Summe vorzugêweife auf Bier, Mehl, Spiritus, Zucker und Produkte der Textil und Metallindustrie entfällt. Im Sahre 1883 hat der Export Deutschlands zu mehr als zwei Drittel qus Fabrikaten bestanden. Gerade dieses erscheint beunruhigend, wenn man konstatiren muß, daß in Frankreich im Gegentheil der Export der Fabrikate abnimmt; 1o bleibt Frankreich um mehr als 100 Mill. im Jahre 1883 gegen das vorhergehende Fahr zurück. Deutschland kauft von Frankreich für 317 Mill. und ver- fauft an Frankreich für 412 Mill. Fr. Die Handels- bilanz ist gleichfalls zu Deuischlands Gunsten in feinen Beziehungen ¿u England, den Vereinigten Staaten und der Schweiz, dagegen zu Ungunsten im Verkehr mit Belgien, Desters rei und Rußland. Der internationale Handel des Deutschen Reiches wird begünstigt durch eine starke Handelsflotte von 4370 Sciffen mit 1 633 000 t Gehalt. Ein Viertel der leßteren wird durh 515 Dampf- \ciffe repräsentirt. Der auf \solbe Hülfsmittel gestüßte deutsche Handel findet in allen Plätzen des Weltverkehrs deutsche Firmen und Geschäftsleute, welhe den Absaß deutscher Produkte fördern Aber nit nur in unseren Beziehungen, fährt der beahtenswerthe Bericht weiter fort, mit Deutschland sind wir im Nachtheil, au Englands Export nach Frankrei is von 574 Mill. Fr. im Jahre 1877 auf 721 Mill. Fr. im Jahre 1883 gestiegen. Belgiens Export hat in demselben Zeitcaum nah Frankreih um 99 Mill. Fr. zuge- nommen (von 409 auf 508 Mil. Fr.). Amerikas ECrport nach Frank- rei bezifferte sich im Jahre LSCT auf 109 Mill. Sr., im Jahre 1883 auf 367 Mill. Fr. Italiens Export nah Frankreich weist nur einen Zuwachs von 17 Mill. Fr. auf (von 344 Mill Fr. auf 361 Mill.) und Oesterreich stieg von 53 auf 126 Mill. Br. in dem Erport nah Frankrei. Auch die französishen Kolonien, die vom Mutterland plößlih so schr in den Vordergrund gedrängt werden, bieten kein Aequivalent, um den Ausfall zu deen. Der intelligente Franzose bleibt im Lande, geht höchstens nah Algier, die wirklchen Ko- lonien werden von den Besitzern ausgefogen. Im Jahre 1877 importirten Frankreihs Kolonien nah dem Hauptgebiet für 230 Mill. Fr. und im Jahre 1883 war dieser Import nur um 2 Mill. gestiegen, nach- dem derselbe in den dazwischen liegenden Jahren fast immer auf dieser Höhe sih befand. In ähnlichem Verhältniß befand sich der Export von Frankrei na seinen Kolonien, der von 1877-1883 durhs{chnittlid jährli 216 Mill. Fr. betrug. So der französische, von C. Marie, directeur du conseil supérieure du commerce et de l’industrie, unterzeichnete Bericht, der ferner von den geeigneten Organen Vorschläge erwartet, um Frankrei8s Stellung als Handels8- mat ungeshwächt zu wahren, und um den Handel sowohl im In- lande als nach den Auslande zu heben. i

Sn den „Berliner Politischen Nachrichten“ [esen wic : A i

Anläßlich eines mißlungenen Versuchs des französishen Erport- handels, die öôsterreichishe Konkurrenz în Albanien aus dem Sattel zu heben, konstatirt der Pariser „Moniteur Officiel de Commerce“, daß der erwähnte Versu deshalb total mißlungen ist, weil zwischen Klbanien und Marseille keine direkte Schiffsverbindung besteht, wogegen die Triester Kaufleute, Dank ihrem Lloyd, eine unmittelbare Verbindung mit Albanien und seiner Küste haben. Kann es ein beweiskräftigeres Zeugniß für den von den „deuts-freifinnigena“ Herren Barth, Bam- berger und tutti quanti hartnäckig geleugneten Nußen direkter , und wenn nöthig, subventionirter Dampferverbindungen geben ?

Jn einer Correspondenz, welche die Errichtung einer neuen Seidenbandfabrik zu Mülhausen 1. E. bespricht, äußert die „Basler Handelszeitung“ sih u. A. folgender- maßen : L;

Die Lyoner, Zürcher und Basler Seidenindustrie wird zwar von dieser neuen Konkurrenz in Mülhausen nicht betroffen, da sie ohnehin wenig mehr nach dem Deutschen Reiche importiren konnte und auf anderweitigen Export angewiesen war. Dagegen darf mit aller Sicherheit vorausgeseßt werden, daß auch die schweizerische Erport- industrie einen belangreihen Nutzen wenigstens indirekt ziehen wird aus der reichsdeutschen emsig und energis realisirten Kolonialpolitik, ganz besonders in Afrika, da diese Politik zweifelsohne nicht er» mangeln wird, Handel und Verkehr sowohl mit den Küsten, wie all- mählich auch mit den Binnenländern dieses gewaltigen und kultur- fähigen Erdtheils aufs Erfreulichste zu heben und zu fördern.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlihungen des Kaiserlihen Gesund» uu sind in der 38. Jahreswoche von je 1000 Bewohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in. Berlin 28,1, in Breslau 28,1, in Königsberg 24,0, in Cöln 25,4, in Frankfurt a. M. 18,4, in Hannover 23,4, in Cassel 25,6, in Magdeburg 24,8, in Stettin 21,8, in Altona 30,6, in Straßburg 22,1, in Mes 18,7, in München 31,0, in Nürnberg 17,7, in Augsburg 24,4, in Dres- den 29,1, in Leipzig 20,2, in Stuttgart 15,1, in Braunschweig 23,0, in Karlsruhe 15,2, in Hamburg 23,5, in Lübeck —, in Wien 19,8, in Budapest —, in Prag 292, in Triest —, in Krakau 20,1, in Basel 10,8, in Brüssel 20,0, in Amsterdam 21,8, in Paris 22,5, in London 17,1, in Glasgow 23,7, in Liverpool 26,8, in Dublin 2600 U Edinburg 19,2, in Kopenhagen 30,2, in Stockholm 23,8, in Chri- tiania 26,8, in St. Petersburg 23,0, in Warschau 29,3, in

dessa 34,5, in Rom 26,6, in Turin 22,1, in Bukarest 22,6, in Madrid 30,2, in Alexandria 35,3. Ferner aus der . Zeit vom 24.—30. August cr.: in New-York 29,3, in Philadelphia 20,6, in Chicago —, in Cincinnati —, in St. Louis —, in San Fran- zisfo 20.2, in Kalkutta 25,8, in Bombay 28,7, in Madras 37,4.

Beim Beginn der Berichtswohe und bis um die Mitte der- selben herrs{ten an den meisten deutschen Beobachtungsstationen zwishen Ost und Südost wechselnde, in Bremen nordwestlide, nur in Karlsruhe südwestliche Luftströmungen, welche in leßterer Station,

Stationen bis an das Ende der Woche wesilihe Winde vorherrschend. Die Temperatur der Luft war eine hohe und lag an allen Stationen (zumeist in Cöln) über der normalen. Niederschläge erfolgten selten und spärlih. Der beim Wochenbegian mäßig hohe Druck der Luft nahm bis zum 17. und 18. mit geringen Scbwankungen zu und în den leßten Tagen der Woche wieder langsam ab. é

In der Berictswoche gestalteten sich® in den meisten Groß- städten Europas die Sterblichkeitsverhältnifse günstiger. In den deutschen Städten jedoch nur theilweise. in den süddeutshen und rheinischen Städtegruppen und in den Städten in der Mark wurde die Sterblichkeit geringer, in den Städten an der Osft- und Nordsee- füfte größer. Darmfkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder zeigen eine weitere Abnahme; in Folge defsen war auch die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit eine geringere, so daß von 10 000 Lebenden, aufs Jahr berechnet, 107 Säuglinge starben gegen 112 der Vorwoche; in Berlin 121, in München 137. Die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deutshen Städte zeigte eine geringe Steigerung (auf 25,4 von 25,2 der Vorwoche, pro Mille und Jahr berenet). 5 E Obwohl Darmkatarrhe und Brechdurchfälle allgemein seltener wurden, riefen sie noch immer eine große Zahl von Sterbefällen her- vor (es wurden noch 743 aus den deutschen Städten gemeldet); ber sonders war ihr Vorkommen in Königsberg, Danzig, Kiel, Elbing, Breslau, Münster, Augsburg, Dresden, Gera, Berlin, Leipzig, Magdebura, Frankfurt a. O., Görliß, Hamburg, Altona, Braun- \chweig, Cöln, Düsseldorf, Aachen, Straßburg, Wien, Prag, Brüssel, Paris, London, St. Petersburg, Warschau u. a. noch immer eín das gewöhnliche ansehnlich übersteigendes. Sterbefälle an Ruhr zeiaten dagegen, besonders in Berlin, wieder eine Zunahme. Von den Infektionskrankheiten erfuhren nur Masern eine Abnahme der durch sie hervorgerufenen terbefälle; epidemisch traten ‘Tie besonders in Barmen und FJferlohn auf. Das Scharlachfieber hat besonders in Danzig, Königsberg, Elbing, Stargard i. Pomm., Greifswald, Beuthen, Eisleben, Spandau, Bremen, Prag und Amsterdam viel Todesfälle hervorgerufen. Auch Diphtherie und Croup zeigen eine ansehnlihe Steigerung der Todes- fälle, namentli in Stolp, Breslau, Dresden. Berlin, Potsdam, Hamburg, Leipzig, Prag, London, Stockholm, Christiania, Madrid. Biel zahlreicher wurden auch Todesfälle an Unterleibêtyphus, befon- ders in Berlin, Paris, London, Glaëgow, Turin, St. Petersburg. Mehrface Todesfälle kamen auch aus Posen, München, Dresden, Hamburg, Magdeburg, Neustadt-Magdeburg, Potsdam, Dortmund, Straßburg, Mainz zur Anzeige. Einzelne Sterbefälle an Flecktyphus famen aus Warschau, Madrid, Murcia, Palma, St. Petersburg zur Mittheilung. Die Sterblichkeit an Keuchhusten war in Berlin, Brombera, München, Dresden, Osnabrück, Straßburg, Heidelberg cine größere, Podentodesfälle kamen aus deutschen Städten 3 (sämmtli aus Bonn) zur Anzeige. Aus Krakau, Venedig, Paris, Madrid kamen einzelne, aus St. Petersburg, Warschau, Odessa je 2, aus Prag 4, aus Turin 5, aus London 6 zur Mittheilung. In Kal- kutta und Madras zeigten sih Pecken Ende Juli und Anfang August in beshränkter Zahl. Die Cholera tritt in Italien noch immer in einer größeren Zahl von Städten, zum Theil recht bösartig, auf. In Neapel hat sie elwas an Intensität abgenommen; in Süd-Frank- reich und in einigen spanischen Provinzen zeigt sich Cholera in be- {änkter Weisc. Aus den indischen Städten Kalkutta, Madras wurden nur wenige, aus Bombay (13.—19. August) 15 Todesfälle an Cholera gemeldet.

Kuuft, Wissenschaft und Literatur.

Centralblatt für Rechtswissenshaft. Unter Mit- wirkung von Ober-Landesgerichts-Rath Achilles in Berlin, Prof. Afzelius in Upsala, Prof. D. Bierling in Greifswald, Prof. Brie in Breslau, Regierungs-Rath Kayser in Berlin, Kammergerichts- Rath Keyßnec in Berlin, Geheim-Rath Klostermann in Bonn, Prof. König in Bern, Ober-Postrath Sydow in Berlin, Prof. Ullmann in Innsbruck, Reibs-Ober-Handelsgerichts-Rath a. D. Voigt in Hamburg, Geheim-Nath Wacb in Leipzig, Geheim-Rath von Wind- \cheid in Leipzig, Prof. Zitelmann in Vonn und anderen Rechts- gelehrten herausgegeben von Dry. von Kirchenheim, Dozent der Rechte in Heidelberg. Dritter Band. Zwölftes Heft September 1884, (Stuttgart. Verlag von Ferdinand Enke. 1884). Diese Zeitschrift, welce, ohne eine Kritik zu üben, über den Inhalt der neuesten Werke im Gebiet der Rechtswifsenshaft berihtet, giebt diesmal Auskunft über folgende Werke: I. Allgemeines: Wendt, V., Rechts\atz und Dogma, Theorie und Praxis. Clark, G. C., Practical Jurispradence. 11, Recbtsgeschihte: Conrat, M., Die Epitome Exactis regibus. Scialoja, V., Novae digestorum editionis specimen. Ginoulhiac, C, Cours élémentaire d'Histoire générale du droit français, public et privé, depuis les premiers temps jusqu’à la publication du code civil, 111, Yrivat- und Handelsrecht : Dernburg, H., Pandekten, I. Bd. 1. Lfg. Jurisprudencia civil española. Cuzino Rodginguez Marcin, Tratado de legislacion rural. Boiftel, A, Précis de droit commercial. Cours professé à la fsaculté de droit de Paris. IV. Gerichts verfassung und Civilprozeß: Busch und Vierhaus, Zeitschrift für deutshen Civilprozeß. Schmidt, Die ZwangsvolUstreckung in das unbewegliche Vermögen. Stegemann, V., Die Materialien zum Ges- fetze vom 13./VII. 1883, betr. die Zwangsvollstreckung in das unbeweg- liche Vermögen2c. Sewards-Schwarz, Der Sheriff und der Vollzug von Gericbtsbefehlen in Amerika. V. StrafreWtswissenschaft : Dugend, P., der Geschäftskreis und die Thätigkeit der Staatsanwaltschaft. Collec- tion des principaux codes étrangers Groizard, A., El código penal de 1870, Viada y Vilaseca, S., Código penal reformado de 1870. Azauria, M., La ley penal, estudios praticos. T _Kirchen- ret: Mayer, E., die Kirchenhoheits-R. des Köntg3 von Bayern. Reinhard, A., die Kirchenhoheits-R. des Königs von Bayern. VI, Sktaats- und Verwaltungsrecht : Nose, O., Der Adel Deutschlands und seine Stellung im Deulschen Reich und in dessen Einzelstaaten. Stein, E 0, Die innere ere waltung. Zweites Hauptgebiet. Das Bildungswesen. Bismarck, B. v., Leitfaden durch das preußische Zuständigkeitsgeseß v. 1./VIIT. 1883. Schenkel, K., Die deutsche Gewerbeordnung nebst Vollzugs- vorschriften. Labus, Das preußishe Stemvelgeseß v. 7 /TTI, 1822. YVIII. Internationales Recht. Perels, F., Handbuch des allge- meinen öffentlichen See-R. im Deutschen Reiche. Bourdon-Viane et Magron. Manuel de droit international 1 rivé. IX. Hülfswissen- schaften: John, V,, Geschichte der Statistik. S S

Seit Anfang dieses Jahres giebt der Verein für die G e- \chich{te Berlins eine Zeitschrift unter dem Namen „Mitthei- lungen des Vereins für die Gescbichte Berlins“ heraus, auf welche wir hiermit unsere Leser aufmerksam machen, da wohl über den Kreis der Mitglieder des genannten Vereins hinaus diese Zeitschrift nicht bekannt sein dürfte, obgleich der Inhalt derselben jeden Berliner interessiren wird. Die vorliegenden neun Nummern geben ein Zeugniß davon, daß es dem Verein bezw. dem Redacteur der Zeitschrift darum zu thun is, in den „Mittheilungen® eine Sammlung desjenigen \pezifisch Berlinischen zu geben, was sür |pä- tere Zeiten auch noch von Werth D 2 Inhalt der „Mittheilun- gen“ ist etwa folgender : Zunächft werden die Tagesordnungen der näcsten Sitzungen und die geschäftlichen Angelegenheiten des Vereins mitgetheilt. Dann folgt ein offizieller, möglichst kurz gefaßter Bericht über die Thätigkeit des Vereins für die Geschichte Berlias, so- wie derjenigen der anderen märkischen Geschichtsvereine. Es reihen sich daran große Abhandlungen mit KLhemen, wie z. B. über die Förderung einer * allgemeinen wissenschaftlichen Landeskunde der Provinz Brandenburg, oder brandenburgische Alterthümer, „Sitten, Sagen und Gebräuche. Hierauf folgen Besprehungen von Büchern und kleinere Mittheilungen, welche leßtere u. A. das geben, was aus den Lokalnacbrichten der hiesigen Zeitungen dauernden Werth hat. Die nächste Rubrik: Zusammenstellung der in Zeitungen und Zeit- schriften erschienenen Aufsäße zur Geschichte Berlins, giebt ein voll- {tändiges Repertorium alles dessen, was zerstreut zur Geschichte der

wel{e dann folgt, firirt alphabetisch geordnet die Namen der nam- haften Todten Berlins, mit Angabe des Todestages, Geburtstages, Sterbehauses und Begräbnißplatßzes. Auch der Briefkasten enthält viele interessante Rotizen. A Î L Die „Mittheilungen“ werden den Mitgliedern des Vereins für die Geschichte Berlins unentgeltlih zugesandt und können von Nicht- mitgbiedern zum Preise von 6 e jährlich durch die Hofbuchhandlung von E. S. Mittler u. Sohn hier bezogen werden.

Gewerbe und Handel.

Die Inhaber fünfprozentiger zum Nennwerthe ausloosbarer Pfandbriefe der Preußischen Central-Bodenkredit-Aktien- gesellschaft weisen wic auf cine im Jnferatentheil der heutigen Nummer enthaltene Bekanntmachung bin, der zufolge, nach Ein- vernehmen mit den betheiligten Hypothekenshuldnern der Gesellschaft die Konvertirung eveyt. verstärkte Ausloosung eines beträchtlichen Theils jener Pfandbriefe, beabsichtigt wird. Die Anmeldung zur Konvertirung erfolat in der Zeit vom 1. bis 21. Oktober entweder bei der Gesellschaft selbst oder bei der Direktion der Diskonto- Gesellschast und bei S. Bleichröder in Berlin. Verkürzung der Frist überhaupt oder für einzelne der in Betracht kommenden Cmissionen, welche aus den Jahren 1872, 1873, 1874 und 1876 datiren, ist vor- behalten. Mindestens soll sich die Konvertirung oder Ausloosung auf 20 Millionen erstrecken. Die Inhaber, welche sih zur Konver- tirung melden, erhalten den gleichen Nominalbetrag der einlaufenden Stücke in 4prozentigen Pfandbriefen zum Nennwerthe, also unter dem jeßigen Börsencourse von 100,50 bis 100,60. Außerdem wird bei der Abstempelung der altea Stücke eine Zinsvergütung für die Zeit bis 1. Juli 1885 von § Prozent gewährt. i j Der Aufsichtsrath der Berliner Eisengießerei und Maschinenfabrik (vormals Freund) hat nach Vorlegung des Rechnungsabsclufses für das am 30. Juni cr. zu Ende gegangene Geschästejahr beschlossen, bei den Aktionären neben reichlichen Ab- {reibungen aus dem vorhandenen Reingewinn die Vertheilung einer Dividende von 6°/6 in Vorschlag zu bringen ; für das vorhergegangene Jahr wurde auf die konvertirten Aktien nur eine Dividende von 149% gewährt. ; E In der gestrigen Generalversammlung der Aktionäre der Berliner Lampen- und Bronzewaaren-Fabrik vormals Stobwasser wurde die vorgelegte Bilanz genehmigt und dem Vorstand Decharge ertheilt; die Dividende pro 1883/84 ist auf 4 °/ festgeseßt. Die auf die Tagesordnung geseßten Abänderungen des Statuts wurden angenommen. ; j Nürnberg, 27. September. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held.) Der Markt war gestern ret lebhaft und alle Sorten Hopfen konnten beim Verkauf um 5—8 4 bessere Preise erzielen. Zum heutigen Markt kamen etwa 1200 Säke Landzufuhr und 600 Ballen Bahnabladungen. Eigner verlangten hohe Preise; es entwidelte sich deshalb das Geschäft nur langsam. Dessen- ungeachiet wurden doch bis zum Schluß dieses Berichts an 1600 Ballen umgeseßt, wovon das Meiste Kundschaftshändler übérnahmen. Für Export ist heute wohl wegen dec erhöhten Preise weniger ge- fauft worden. In Württemberger, Badischen und Hallertauer Hopfen war wieder, und namentlich für bessere Qualitäten gute Frage; auch bleiben diese Sorten immer sehr gesudt. Schlußtendenz ruhiger und einige Mark billiger. Prima Markthopfen 88—95 M, geringe 75—77 M, mittel 80—85 M ; prima Gebirg8hopfen 110—112 Æ, mittel 95—100 M; prima Aischgründer 110—118 4, mittel 92— 100 A; prima Württemberger 125—130 4, mittel 100—115 Æ; prima Hallertauer 122—130 #, mittel 110—115 M; prima Badische 120—125 A, mittel 108—114 X; prima Elsässer 110—115 M, mittel 95—100 A; prima Posener 128—133 A, mittel 120 M. : Pest, 30, September. (W. T. B.) Das “amtliche Blatt publizirt eine Bekanntmachung des Finanz-Ministers, durch welche der Rest der noch in Umlauf befindlichen Titres der fe 8- prozentigen Rente per 15. Januar 1885 gekündigt wird. ; Bradford, 29. September. (W. T. B.) Wolle ruhig, fest, Garne stetig, mäßiges Geschäft, Stoffe unverändert.

Verkehrs-Anstalten.

(W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Weser“ ist gestern in Galvestone

eingetroffen. i : “Sa mbuea, 30. September. (W. T. B,) Der Posts dampfer „Suevta Ver Hamburg - Amerikani schen PNacketfahrt-Aktiengesellscchaft ist, von New-York kommend,

heute Morgen 2 Uhr in Plymouth eingetroffen.

Bremen, 30. September.

Verlín, 30, September 1884.

DieLandschaftsmalerei auf der diesjährigen Akademischen Kunstausstellung ergiebt in Bezug auf die Auffassung der Natur feine wesentlichen Unterschiede gegen die leßten Jahre. Wiederum dominirt die Stimmungslandschast in entschiedenster Weise und läßt die \chöônen Formen innerhalb der Natur vollständig in den Hinter- grund tr:ten. Der allergrößte Theil der vorhandenen Arbeiten ent- nimmt die Motive der deutschen Flachlandschaft, vorzugsweise der norddeutschen Tiefebene; die Malerei des Hochgebirges ist nur durch vereinzelte Künstler vertreten, und selbst die 1.och vor wenigen Jahren so stark bevorzugte tropishe Landschaft hat si in auffallender Weise vermindert. Dieses starke Uebergewicht einer Richtung, welche da82 malerische Objekt niht wegen setner {chönen Form, sondern wegen der Möglichkeit, an demselben eine subjektive Stimmung zum Aus- druck zu bringen, wählt, giebt diesem Gebiete der Auëêstellung un- zweifelhaft cin etwas monotoaes Aussehen, troßdem neben vielem Unbedeutendem doch auch zahlreihe Arbeiten von hervorragender Schönheit vorhanden sind. : / :

Die Alpenlandschaft wird, wie gesagt, nur noch von wenigen Künstlern gepflegt, aber es find dies durchgängig renommirte Meister, welche die Größe und die ernste Schönheit der Alpen immer wieder an neuen Stoffen zu zeigen wissen. Als die bedeutendsten Arbeiten dieses Genre sind zu nennen: vom Grafen St. von Kalckreuth „Alpenglühen“, von blendender Farbenglutb, und „Vierwaldstädter See mit dem Bristenstok*, ferner von O. von Kameke „Königsspißze“ und „Glet\herbah“ und von Marie von Keudell „Die Croda rofsa“._ Zahlreicher sind die Maler, welhe ihre Stoffe dem norwegis®en Hochgebirge ent- nehmen, aber etwas besonders Fesselndes haben wir kaum gefunden, so tüchtig aub zum Beispiel die betreffenden Bilder voa A. Normann, A. Rasmussen u. }. w. gemalt sind. Bei den Malern der tropischen Landschaft begegnen wir ebenfalls nur wohlbekannten Namen. N prachtvoller Beleuch- tung und tiefpoetiswher Stimmung präsentirt fih vor Allem „Abend am Nil“ von W. Gent. Ed. Berningers „Straße in Kairo und „Am Posilipp bei Neapel“, sowie F. Bellermanns „Süd- amerikanische Landscaft*, ferner E. Koerners „Alhambra“ und „Die Faraglioni“, lassen die individuellen Vorzüge dieser längst an- erkannten Künstler deuilih hervortreten; eine effektvolle Benußung der Beleuchtung durch eine südliche Sonne ist ihnen allen gemeinsam.

Unter den Werken, welche die hönen und interessanten Formen der Landschaft in erster Linie betonen, ohne den. Stimmungsgehalt s über zu vernalässigen, muß E. Bracht s „Elias am Bache Kr t an erster Stelle genannt werden. Die ernften strengen Formen der Natur, die in derselben herrshende tiefe Stille, die ernste, fast \{wermüthige Abenddämmerung, die mit der Landschaft os ver- knüpfte Gestalt des am Bache einjam wandelnden Prophe In das Alles vereinigt fich zu einem durhaus harmonischen und bedeutenden Eindruck. Die äußere Gesftalt und die Stimmung decken si bier vollständig. Das gleiche Lob gebührt den beiden,

sowie auch in München bald nach Nordost drehten. In der zweiten kürzeren Wowenhälfte waren in Karlsruhe östliche, an den übrigen

Reichshauptstadt publizirt ist und wird dem späteren Geschichtschreiber viel Snelien an p Hand geben. Die „Berliner Todtenschau“,

¡war dem Stoff na sehr verschiedenen, an innerem Werth aber fast,