1884 / 231 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 01 Oct 1884 18:00:01 GMT) scan diff

E. e Sett Zt R F F R T E I

band des XV, Armee-Corps und zur 30. Kavallerie-Brigade von Stendal und Tangermünde nah Diedenhofen, der Stab und vier Escadrons des Magdeburgischen Husaren- Regiments Nr. 10 von Aschersleben nach Stendal, zum 31. März 1885: die in Schönebeck garnisonirende Escadron des uleßt genannten Regiments ebenfalls nah Stendal zu verlegen find.

einigung des Kreises St. Wendel mit der Krone Preußens hatten die Kreisstände eine Adresse an Se. Majestät den König gerichtet. erhalten :

der Rheinprovinz durch zahlreihe Beweise der Licbe und Verehrung wahrhaft erfreut werde, fo gereicht Mir auch die Adresse der Kreis-

Kommando, zum Generalftabe der Inf. Div. Nr. 24 kom- mandirt. Meißner, Hauptmann und Comp. Chef im Jäger- Bat. Nr. 12, unter Stellung à la suits dieses Bats., als Comp. Chef auf den Etat der Unteroff. Schule zu Marienberg, Kracke, Hauptm. à la suits des Inf. Regts. Nr. 103 und Comp. Chef bei der Unteroff. Schule zu Marienberg. als Comp. Chef in das Inf. Regt. Nr. 106 verseßt. Frhr. v. Wagner, Hauptm. à la suite des Schüßen-Füs. Regts. Nr. 108, unter Entbindung von dem Kom- mando als Adjut. bei der Inf. Brig. Nr. 46. zum Comp. Chef im Jäger-Bat. Nr. 12 ernannt. Vogt, Ras, Prem. Lts. im Inf. Regt. Nr. 104, Kirchübel, Prem. Lt. im Inf. Regt Mex. 107, Busse, de Vaux, Prem. Lis. im Inf. Regt. Nr. 133, der Charakter als Hauptm., v. Kospoth, Hauptm. und Comp. Chef im Inf. Regt. Nr. 102, ein Patent seiner Charge, ver- liehen. Schönpflug, Pr. Lt. im Inf. Regt. Nr. 106, unter Ent- bindung von dem Kommando zum Generalstabe und unter Stellung à la suite des Regts, als Adjut. zur Inf. Brig. Nr. 46 komman- dirt. Gilbert, Pr. Lt. im Inf. Regt. Nr. 134, kommandirt als Adjut. bei der Inf. Brig. Nr. 48, à la suite des Regts. gestellt. v. Domarus, carakteris. Pr. Lt. im Inf. Regt. Nr. 107, zum etatsmäßigen Premier-Lieutenant mit einem Patent vom Tage der Charakterisirung. im Infanterie-Regiment Nr. 106 ernannt. Frhr. v. Hagen, Seconde-Lieutenant im Jäger-Bataillon Nr. 12, Hempel, Sec. Lt. im Inf. Regt. Nr. 103, Hottenrot h, Sec. Lt. im Schütßen-Füs. Reg. Nr. 108, der Charakter als Pr. Lt., Kästner, Pr. Lt. im Inf. Regt. Nr. 106, Rühle, Pr. Lt. im Inf. Regt. Nr. 105, ein Patent ihrer Charge verliehen. Fritsche, Sec. Lt. im Inf. Regt. Nr. 104, zum Inf. Regt. Nr. 103, Freies- leben, Sec. Lt. im Jäger-Bat. Nr. 13, zum Inf. Regt. Nr. 106, verseßt. Kürzel, Premier-Lieutenant à la suite des Infanterie- Regiments Nr. 134, bei diesem Regiment wieder einrangirt. Hübel, Oberst à !a suite de3 Karabinier-Regts. und mit Führung der Kav. Brig. Nr. 23 beauftragt, zum Commandeur dieser Brig., Schultze, Major à la suite des Hus. Regts. Nr. 18 und mit Führung dieses Regts. beauftragt, Preußer, Major à la suite des Ulan. Regts. Nr. 18 und mit Führung dieses Regts. beauftragt. Frhr. v. Wangenheim, Major à la suite des Karabinier-Regts. und mit Führung dieses Regts. beauftragt, zu Commandeuren dieser Regtr. ernannt. Frhr. v. Hammerstein, Major u. etatsm. Stabs- offiz. im Husaren Regiment Nr. 18, unter Stellung à la suite des Huîtaren-Regiments Nr. 19, mit Führung leßteren Reats. beauftragt. v. Rabenhorst, Hauptm. und Battr. Chef im Feld-Art. Regt. Nr. 12, in den Generalftab, unter gleichzeitiger Kommandirung zum Generalstab des Gen. Kommandos, versetzt. Fliegner, Pr. Lt. im leßtgenannten RNegt,, zum Hauptm. und Battr. Chef befördert. v. Waßdorf, Sec. L. im Feld-Art. Regt. Nr. 28, der Charakter als Pr. Lt. verlichen. v. Wittern, charakteris. Oberst-Lt. 3. D. und Bez. Commandeur des 2, Bats. Landw. Regts. Nr. 101, in gleicher Eigenschaft zum 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 195 versetzt. Ar ege, Major z. D., zum Bez. Commandeur des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 101 ernannt. Frhr. v. Gregory, Pr. Lt. z. D,, als Bez. Adjut. bei dem 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 103 angestellt. Im Beurlaubtenstande. 20. September. Schöne, Pr. Lt. von der Landw. Inf. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 102, zum Hauptm. der Landw. Jnf. befördert. Abschiedsbewilligungen. Jm aktiven Heere. 20.Seyp- Lember, Frhr: v. Gregory, Pr. Lt. à la suite des Gren. Regts. Nr: 101 in Genehmigung seines Abschied8gesuches, unter Gewährung der geseßlichen Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der Regts. Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen, zur Disposition gestellt. v. Dieb its, char. Oberst-Lt. und Bez. Commandeur des 1, Bats. Landw. Regts. Nr. 105, in Genehmigung seines Gesuches, unter Fortgewährung der geseßl, Penfion und mit der Erlaubniß zum Fort- tragen der bisher Uniform, von dieser Stellung enthoben. Im Beurlaubtenstande. 2, September. Wiede- an He, Da dais L des Res. Landw. Bats. L: ,„ mil der Crlaubniß zum Tragen der Landw. Armee-Unif der Me Ale bewilligt. : E m anitäts-Corps. 20. September. Dr. Tietz, Ober-Stabsarzt 1. Kl. und Regimentsarzt des Feld-Art. Regts. N12, _diesem mit der geseßl. Pens. und der Erlaubniß zum Fort- tragen seiner bisher. Unif. mit den vorgeschriebenen Abzeichen, Dr. Froriep, Assist. Arzt 1. Kl. der Res. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 104, der erbetene Abschied bewilligt.

A A M R E R E E L E S O E M De U R A S T E I VEIREE V

Nichiamtliches. Deutsches Reich.

__ Preußen. Berlin, 1. Oktober. Jhre Majestät die Kaiserin und Königin empfing gestern Morgen zuerst die Glüdckwünsche Sr. Majestät des Kaisers und Königs, sodann die der in Baden-Baden anwesenden Mit- glieder der Königlichen und der Großherzoglichen Familie. Hierauf nahm Fhre Majestät die Glückwünsche der Ümgebungen und einiger distinguirten Personen entgegen. Um 51/2 Uhr fand im Meßmerschen Hause bei den Majestäten die Familien- tafel und gleichzeitig die Marschalltafel statt.

Fhre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin sind nebst Prinzessinnen Töchtern, wie „W. T. B.“ meldet, heute Vor- mittag nah der Schweiz abgereist. Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich ist noch in Baden-Baden geblieben.

C I ET. 0 0 A V NIT U DALAO T E

Mittelst Allerhöchster Kabinetsordre, d. d. Skierniewice den 16. September 1884, is} bestimmt worden, daß das West- preußische Ulanen-Regiment Nr. 1 fortan: „Ulanen-Regi- ment Kaiser Alexander 111. von Rußland (West- preußisches) Nr. 1“ benannt werden soll“ und daß die Offiziere und Mannschaften des Regiments den Namenszug des erhabenen Chefs auf den Epauletten erhalten.

—— Mittelst Allerhöhster Kabinets-Ordres vom 20. De- zember v. F., bezw. 20. März und 4. Juli d. F, ist bestimmt worden, daß zum 30. September d. J. das 1. Pommersche Ulanen-Regiment Nr. 4 unter Rücktritt in den Ver- band des T1. Armee-Corps und zur 4. Kavallerie-Brigade von Diedenhofen nach Thorn, das Magdeburgische Dra- goner-Regiment Nr. 6 unter Uebertritt in den Ver-

(N. A. Ztg.) Aus Anlaß der fünfzigjährigen Ver-

Sie haben hierauf folgendes Dankschreiben

„Wie Ich in diesen Tagen Meiner persönlihen Anwesenheit in

fände vom 20. d. M. aus Anlaß der füafzigjährigen Wiederkehr des- jenigen Tages, an welhem das ehemalige sachsen-coburgische Fürsten- thum Lichtenberg, der jetzige Kreis Sankt Wendel, mit der* Krone Preußens vereinigt wurde, zur hohen Befriedigung. Besonders an- genehm und wohlthuend is Mir Ihre Versicherung, daß die Be- wohner des Kreises in diesen 50 Jahrén unter den Segnungen eines langen Friedens, wie nach dea für Preußen geshichtlich großen Ereignissen der leßten Dezennien sich ihrem gegenwärligen Vaterlande immer enger angeschlossen Haben, und daß das Gefühl der Treue und Anhänglichkeit an das Königlihe Haus in ihnen immer stärker und mächtiger geworden ist. Jch kann es Mir daher niht versagen, Ihnen für Ihre patriotische Kundgebung Meinen aufrichtigen landes- väterlihen Dank auszusprechen.

Benrath, den 24. September 18894. Wilheiïm.“

Nah §. 1 des Geseges gegen den verbrecherischen und gemeingefährlichen Gebrau von Sprengsloffen vom 9. Juni d. Js. ist die Herstellung, der Vertrieb und der Besiß von Sprengstoffen, fowie die Einführung derselben aus dem Aus- lande, soweit sie nicht vom Geseß ausgenommen sind, nur mit polizeiliher Genehmigung zulässig.

Unter Hinweis auf die unterm 11. v. Mts. auf Grund des Ÿ 2 des Geseges erlassene Ausführungs-Verordnung hat der Finanz-Minister in einem Cirkularerlaß vom 24. v. Mts. darauf aufmerksam gemacht, daß die nah einem Orte des a bestimmten Sendungen von solhen Spreng- toffen nur unter der Voraut seßung eingelassen werden dürfen, daß der den Adressaten zur Einführung von Spreng- stoffen aus dem Auslande ermäctigende Erlaubnißschein den Begleitpapieren der Sendung beigefügt ist.

Auf die Durchfuhr von Sprengstoffen findet das Geseh keine Anwendung. Es werden indeß zur Sicherung der Zwecke des Geseßes für die zollamtlihe Kontrole der Durchfuhr nachstehende besondere Vorschriften ertheilt:

1) Die Abfertigung der Sprengstoffe zur Durchfuhr hat stets auf Begleitschein 1. unter Anlegung von Collo verschluß zu exfolgen.

2) Bei Besiimmung der Frist zur Vorlegung des Begleit- sheins bei dem Empfangsamt sind die Vorschristen des §8. 15 des Begleitschein-Regulativs genau zu beachten.

3) Das Vegleitschein-Ausfertigungsamt hat das Empfangs- amt von der erfolgten Abfertigung der in Nede stebenden Waaren zur DurW&suhr und der festgeseßten Frist zur Gestel- lung derselben sofort in Kenntniß zu seßen.

«n entsprehender Weise ist auch in den in den 8, 23 bis 27 des Begleitschein-Regulativs erwähnten Fällen zu verfahren. Jm Fall einer Verhinderung der Fortseßung des Transports des Begleitscheinguts (S. 28 a. a. O.) hat die betreffende Amtsstelle au das Begleitshein-Empfangsamt von dem Ver- anlaßten zu benachrihtigen.

4) Wenn zur Durchfuhr abgefertigte Sprengstoffe inner- halb der festgeseßten Frist dem Empfangsamt nicht gestellt werden, so hat das Leßtere sofort hiervon das Begleitschein- Ausfertigungsamt behufs Erörterung über den Verbleib der Waaren und Benachrichtigung der Polizeibehörde in Kenntniß zu seben, eventuell die Einleitung des Strafverfahrens gegen den Waarenführer' zu! veranlassen.

Nachdem am 1. Oktober 1882 die Grundsägze für die Beseßung der Subaltern- und Unterbeamtenstellen im Reichs- und Staatsdienste mit Militäranwärtern in Kraft getreten sind, hat der Erlaß des Kriegs-Ministers vom 22, November 1877 über die territoriale Gültigkeit der Civilversorgungs- sheine nah einem Erlasse dieses Ministers vom 29, Zuli d, «3. seine Bedeutung verloren. Es berehtigen nunmehr au die vor dem genannten Termin auf Grund des 8. 75 des Militärpensionsgeseßes bezw. der Novelle vom 4. April 1874 ausgestellten Civil versorgungsscheine ohne Unter- shied zur Anstellung in allen Stellen, welche den Militär- anwärtern bei den Reichsbehörden und den Behörden in sämmtlichen Bundesstaaten vorbehalten sind.

Desterrei: Ungarn. Pe st, 29. September. (Pr.) Bei Verlesung der Thronrede wurden die ersten lebhaften Bei: fall8bezeugungen bei der Stelle über die Erneuerung des Aus- gleichs mit Desterreih laut und steigerten sih zu besonderer Wärme bei dem Passus, welcher die Wichtigkeit dieser Frage betont und die Hoffnung ausspriht, daß auf beiden Seiten bei Lösung derselben die erforderliche Billigkeit herrshen werde. Lebhaft akklamirt wurde der Passus über die intimen Be- ziehungen zu Deutshland, und enthusiastishe Aufnahme fanden die Schlußsäße, welche die Aufmerksamkeit des Reichs- tags auf Maßregeln hinlenken, durh welche Agitationen und Hevereien zwischen Nationalitäten, Klassen und Konfessionen Einhalt gethan werden soll. Nachdem die Thronrede verlesen war, ertöônten abermals laute Eljenrufe, die so lange an- hielten, bis der Kaiser den Saal verlassen hatte.

1. Oftober. (W. T. B.) Die Sektionen des Ab- geordnetenhauses haben si konstituirt. Ja acht [Sektionen hat die liberale Partei die Majorität, in einer die Opposition, Görgény Szent-JFmre, 29. September. (Wien. Ztg.) Das Kron prinzenpaar, welches in den passirten Ort- shasten Gegenstand enthusiastisher“ Ovationen Seitens der Vevölkerung gewesen, ist nah'3!/„stündiger Fahrt um 101/, Uhr hier eingetroffen, ,

WVelgien. Brüssel, 29. September. (Wes. - Ztg.) Der Kommunalrath beschloß heute einstimmig, die beiden vom Minister aufgehobenen Lehrer-Seminare auf Kom- munalfosten zu erhalten. Die jährliche Mehrbelastung des städtischen Budgets beträgt 150 000 Fr.

Großbritannien und Jrland. London, 29, Sep- tember. Die „Allg. Corr.“ s{hreibt: Obwohl das englische Volk jeßt gehört hat, was die Führer dec beiden großen Parteien, Gladstone und Lord Salisbury, über die obshwe- bente große Wahlreformfrage zu sagen haben, und die Ent- scheidung ziemlih nahe gerüdt ist, nehmen die Massenkund- gebungen im Lande für und wider die Annahme der Wahl- reformbill ihren Fortgang. Zur Klärung der Lage haben indeß die verschiedenen Redner verzweifelt wenig beige- tragen. Die Liberalen dringen auf die bedingungslose An- nahme der Wahlreformbill ; die Konservativen dagegen wollen die Srweiterung des Wahlrechts niht genehmigen, so lange mit demselben nicht die Neueintheilung der Wahlkreise ver- bunden ist. Unter diesen Umständen könnte nur ein Kom- promiß das Dilemma, in welchem die Parteien sih befinden, beseitigen, und wenn niht alle Anzeichen trügen, bereitet die

In Salisbury wurde am Sonnabend in später Abend- stunde der Versuch gemacht, das am Marktplaß gelegene Rathhaus in die Luft zu sprengen. Gegen 11 Uhr wurde eine furhtbare Explosion gehört und die {ll angesammelte Volksmenge sah das Rathhaus in Rauchwolken eingehüllt. Die ganze Nachbarschaft war mit Glasscherben bestreut ; in dem Rathhause sowie in den gegenüber befindlichen Häusern des Marktplaßes war kaum eine einzige Fensterscheibe ganz geblieben. Nachforshungen nach der Urfache der Explosion führten zur Entdeckung eines Blechstreifens und Ueberresten einer s{hwefelhaltigen Substanz, woraus gefolgert wird, daß die Explosion dur eine Höllenmaschine verursacht worden, Der angerihtete Schaden is ziemlih beträchtlich. Den Urhebern der Ausschreitung ist man noch nit auf

der Spur. (W. T. B.) Wie dem „Reuterschen

30. September. Bureau“ aus Mozambique vom 30. d. gemeldet wird, wird die Expedition Serpa-Pinto in nächster Zeit von dort auf- brehen, um das Land zwischen Mozambique und Nyassa zu erforschen. Es heißt, daß die Expedition auch via Tanganyka nach dem Kongo gehen werde. Dieselbe nimmt eine Begleitung von 100 Zulus und 250 Trägern 1mmit.

Frankreich. Paris, 29. September. (Köln. Ztg.) Der Arbeits-M inister Raynal wohnte gestern der Eröffnung der Eisenbahn in Chambery an und hielt beim Festessen eine Rede, in welcher er über die auswärtige Politik äußerte : Bemerken Sie wohl, wie schr die auswärtige Politik den Wünschen des Landes entspriht. Die Politik der Republik ist die Politik des Friedens, aber nicht des Zurücktretens, und nach langen Jahren der Sammlung glaubt die Regierung, daß es _thre strenge Pflicht sei, Frankreichs aFnteressen zu vertheidigen, wo sie gefährdet sind. Seien Sie überzeugt, im Auslande täuscht man \sih nicht über unsere Absichten. Man weiß, daß die Republik sih niht durch krie- gerischen Ehrgeiz fortreißen lassen, sondern darauf halten wird, daß Frankreich groß und geachtet bleibe. Admiral Courbet meldete gestern von der Rhede von Matsu, er werde morgen von dort abfahren. Courbet wird, wie es heißt, Kelong beseßen und den Hafen von Tamsui, von wo Kelong Truppen und Munition erhäit, beseßen oder blockiren. Der Minister des Fnnern empfing heute den Bürgermeister von Lyon, der von seinem Generalsekretär und zwei Ge: meinde-Näthen begleitet war. Es handelte sich um Berathung der Maßregeln in betreff der unbeschäftigten Arbeiter in Lyon.

830. September, Abends. (W. T. B.) Mehrere Abendblätter wollen wissen, Admiral Courbet werde morgen die Anker lihten, das Ziel der Expedition sei noch unbekannt, Jm Departement der Ostpyrenäen kamen in den leßten 24 Stunden 5 Choleratodesfälle vor.

Italien. Rom, 30. September. (W. T. B.) Dem

Cholera - Beriht vom 29, d. M. zufolge kamen vor: Jn Alessandria 6 Erkrankungen und 4 Tovesfälle, in Aquila 7 Erkrankungen und 4 Todesfälle, in Bergamo 18 Erkrankun- gen und 10 Todesfälle, in Brescia 1 Erkrankung und 1 Todesfall, in Campobasso 2 Erkrankungen und 1 Todes- fal, in Cremona 4 Erkrankungen und 2 Todesfälle, in Cuneo 33 Erkrankungen und 20 Todesfälle, in Ferrara 7 Erkrankungen und 1 Todesfall, in Genua 117 Er- krankungen und 67 Todesfälle, davon in der Stadt Genua 66 Erkrankungen und 47 Todesfälle, und in der Stadt Spezzia 8 Erkrankungen und 3 Todesfälle, in Lucca 2 Erkrankungen, in Mantua 3 Todesfälle, in Massa e Carrara 3 Erkrankungen und 1 Todesfall, in Mailand je 1 Erkrankungs- und Todesfall, in Modena 2 Erkrankungen und 1 Todesfall, in Neapel 184 Erkrankungen und 78 Todes- fälle, davon in der Stadt Neapel 122 Erkrankungen und 51 Todesfälle, in Novara 2 Erkrankungen und 1 Todesfall, in Parma 5 Erkrankungen und 2 Todesfälle, in Piacenza je 1 Erkrankungs- und Todesfall, in Reggio nell’ Emilia 10 Er- krankungen und 9 Todesfälle, in Rovigo 5 Erkrankungen und 3 Todesfälle, in Salerno 3 Erkrankungen und in Turin 2 Erkrankungen. Genua, 1. Oktober. (W. T. B.) Der Ackerbau- Minister Grimaldi besihtigte in Begleitung mehrerer Mitglieder von Behörden und mehrerer hiesigen Deputirten die industriellen Etablissements und die von der Cholera heim- gesuhten Ortschaften Voltri, Sestri di Ponente und San Pier d'Arena, darauf das hiesige Hospital Galliera und die Wirthschaftsküchen. Minister Grimaldi hat den Minister des Aeußeren, Mancini, ersuht, die Nathricht französischer Blätter, daß die Munizipalbehörden aus Genua ge- flohen seien, dementiren zu lassen; im Gegentheil hätten Alle ihre Pflicht strengstens erfüllt.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 1. Oktober. (W. T. B.) An Stelle des Obersten von Dahler is der Oberst-Lieutenant Butakoff, Zweiter Geschäftsführer der Kanzlei des militärishen Gelehrten-Comités, zum Militär- bevollmächtigten in Berlin ernannt worden.

Moskau, 30. September. (W. T. B.) Bezüglich des Zwischenfalls bei der Feier des Jubiläums der Univer- sität Kiew theilt die „Moskauer Zeitung“ auf Grund authentisher Fnformationen mit, der Rektor der Universität habe keineswegs Studenten von der Feier ausgeschlossen, sih vielmehr bemüht, dieselben zur Theilnahme an der Feier zu bewegen, bis die Studenten, von außen her angestistet, Anforderungen stellten, welchen der Reltor niht hätte entsprehen können. Troßdem hätten die Studenten ohne Beschränkung Zutrittskarten zu dem Festaktus erhalten, allein die die Studenten beein- flussenden Rädelsführer hatten mittelst Proklamationen ertlärt, daß die Karten ungültig seien und hatten den Studenten die Theilnahme an dem offiziellen Festprogramm untersagt. Wenn irgend eine Unregelinäßigkeit Seitens der Universitätsbehörde vorgekommen sei, so sei es ledialih etwa die gewesen , daß in dem Festprogramm ein spezielles Studentenfest in Ausficht genommen war, welches Unterhandlungen zwischen dem- Rektor und jenen Studenten veranlaßte, welche als die Repräsentanten der Studentenschaft austraten.

Afrika. Egypten. Kairo, 28, September. (Allg. Corr.) Lord Wolseley hat sich mit seinem Generalstabe nah der Front begeben. Jm britischen General-Konsulat wurde gestern eine Konferenz über finanzielle Angelegenheiten abgehalten. Vie erste Sendung Nilboote, 30 an der Zahl, kam am 26, d. in Assiut per Eisenbahn von Alexandrien an. General-Major Sir Evelyn Wood, der in Wad y-Halfa ange- kommen ist, telegraphirt von dort wichtige Nachrichten über

Regierung ein solhes Kompromiß vor.

die wankelmüthige Haltung einiger Stämme, die bisher zu den wärmsten Anhängern des Mahdis zählten. Der General

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meldet, daß sechs der einflußreihsten Bischarinstämme jeßt ge- neigt sind, dem Khedive Treue zu {wören und daß drei Scheihs sih bereits unterworfen haben.

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Zeitungsstimmen.

Ueber die Kolonialfrage in der Wahlbewegung äußert

si die „Magdeburgische Zeitung“ folgendermaßen: Zu den Wünschen der Nation gehört ganz ohne Zweifel die Gründung von Kolonien , wie fie jeßt begonnen worden ift, Die ge- waltige Kraft, welthe in dem deutsben Einheitsgedanken liegt, drängt mit Naturnothwendigkeit dahin, daß uns von den Vortheilen, welche andere Nationen in den überseeischen Landen si {on Ang, FOREITs ie Be-

haben, endlich auch ein Antheil gewonnen werde. völkerung unserer Seestädte is zwar auch früher unter- nehmungslustig und rastlos thätig gewesen, um: überseeische

andelsverbindungen zu unterhalten, aber es is etwas Anderes, ob die Unternehmer dies thun müssen, indem sie mit dem Hut in der

and bei fremden Behörden um Schuß unv Gunst bitten, und etwas Anderes, ob sie über See gewisse kräftige Siüßpunkte haben, wo sie si unter dem direkten Schirm des deutshen Wutterlandes dem Er- werb widmen können und wo fie in der Lage find, anderen Nationen Dienste zu leisten, für welche sie dann auch Gegendienfte zu verlangen eiu qutes Met Haben... E

Es rmagja in den auf Kolonialbesit gerihteten Wünschen der Freunde und Förderer mancherlei Ueberswänglichkeit mit unterlaufen, im All- gemeinen aber wird man nicht sagen können, daß die Gegner Recht haben, wenn sie jenen Bestrebungen den Vorwurf machen, daß sie phanta- tis scien. Die Agitation des Kolonialvereins, über dessen Gisenacher Generalversammlung wir berichtet haben, bält fi in sehr maßvoUen und vernünftigen Grenzen und ist weit entfernt davon, eine wüste Schwarmpolitik zu verfolgen und unerreichbaren Zielen naczujagen. Es wäre thöriht, zu glauben, daß, wenn Deutschland auf diesem wichtigen Gebiete seiner nationalen Handelspolitik sich rühriger zeigt, uns alsbald unermeßlive Schätze von felbst in den Schooß fallen werden, Was hier erreicht werden kann, ist nur mit großer Arbeit, zäher Ausdauer und nit ohne s{hwere Opfer zu erringen, aber es ist dieser Mühen werth, wenn es den Handel unferer Nation mehr und mehr hebt und ihm neue Absatgebiete sichert. Die frisde Seeluft wird aud den Nerven der Nation wohl thun, der kühne Wagemuth, weler jenseits der Meere si erprobt, wird auc cine heilsame Rück- wirkung auf die Seele unseres Volkes ausüben, dem kräftige Antriebe noth thun, damit es sich aus einem kleinlien, philisterhaften Partei- treiben, in welches wir na% alter Gewohnheit gern wicder zurück- fallen, herauszureißen vermöge. Und diese moralischen Wirkungen find neben den materiellen Erfolgen, welche nit ausbleiben werden, doch ebenfalls ret s{chätbar. :

Die ganze Kolonialbewegung, wele zu unserer großen Freude an Kraft beständig zunimmt, ift fo gesund, daß ihr auf die Dauer keine Partei, wie abhold sie ihr auh Anfangs gegenüber trat, wird zu widerstehen vermögen Die Frage ift gewiß nicht die wichtigste unter denen, welche dem nächsten Neichstag zur Entscheidung vorliegen werden, aber sie ist immerhin von solcher Bedeutung und Folgen- \chwere, daß die Wähler ein Recht haben, von ibrem Kandidaten auch Auf\schluß über die freundliche odec feindlihe Stellung, weite er dazu einnimmt, zu verlangen. . .. S -

Die „Deutsche Volkswirthschaftlihe Cor- respondenz“ schreibt: :

Es ift uns von freihändlerischer Seite verübelt worden, daß wir wiederholt auf die s{utzzöllnerische Bewegung in England aufmerk- sam gemacht haben. Ist es wahr, daß unsere Industrie von der- selben Gefahren drohen. so wäre es doch wahrlih thöriht, davor den Kopf in den Sand zu ftecken, und gar Nichts hbe- merken zu wollen. Aus dem vom „Board of Trade“, dem englischen Handels-Ministerium, herausgegebenen „Statistical Ab- strart of the United Kingdom“ geht, was zu konstatiren wir uns für verpflichtet halten, ganz unzweifelhaft die Thaisache hervor, daß die ShußtzzoUpoliti? der europäischen Kontinentalstaaten die domini- rende Stellung der englischen Industrie auf dem Weltmarkt bereits erschüttert hat. Großbritannien hat im Jahre 1883 gegenüber dem Fahre 1873 dem Werthe noch absolut wie relativ weniger exportirt und zwar belief sich der Werth seines Exports im Jahre 1873 auf 253164603 L = 7,18 L pr. Kopf der Bevölkerung, . im abre 1883 dagegen auf nur 239799 473 L = 6,14 E pr. Kopf der Bevölkerung. Dieser bedenklihen Abnahme des britishen Ex- ports teht eine Zunahme der Einfuhr fremder Erzeugnisse gegenüber, da sih von 1873 bis 1883 die Einfuhr um 55 604207 £ vermehrt hat. Zu den Ursachen diefer Erscheinung dürfte außer der Schußz- zollpolitif der europäischen Kontinentalstaaten auch die wirthschast- lihe Emanzipation der englischen Kolonien, insbesondere Indiens und Australiens, beigetragen haben, deren industrielle Produktion sich be-

: trächtlih gehoben hat.

Wir lesen in den „Berliner Politishen Nah- Lien

Der französis(e Minister-Präsident und der Minister für Land- wirthschaft haben fTürzlih den Generalrath des Aisnedepartements empfangen. Die Mitglieder des Generalraths legten den Ministern die shlimme Lage der Landwirthschaft in ihrem Departement dar und empfahlen zur Abhülfe die Erhöhung der Zölle auf Vieh und Cerealien. Die Redner wiesen dabei auf die Erleichterung hin, welche das neue Zuckersteuergeseß dem Rübenbau bereits gebracht habe. Beide Minifter bestätigten in ihrer Aniwort, daß der Minister- rath die Erhöhung der Viehzölle im Prinzip angenommen habe. Diese Erhöhung wird in dem der Kammer vorzulegenden Geseßtz- entwurf dahin vorgeschlagen werden, daß in Zukunft zu zahlen

sind für: L ; N B . 2% Fr. pr. Stück (bisher 15,00 Fr.)

See u e E 7 J S0. Jungvieh (Owsen, Stiere u. Kühe) 8 y E 00 Kälber L E I E «4 " u " i 1,50 » Schafe (Widder, Mutterschafe,

Hammel) . O v ZIVO zan S, " v V0. Crd 4 0,00. »

Armee-Verordnungs-Blatt. Nr. 17. Inhalt: Beurlau- bung der in Freistellen der Forst-Akademien kommandirten Mann- haften der Jäger-Bataillone 2c. zum einjährigen Besuch einer Uni-

versität, Dislokation von drei Kavallerie-Regimentern. Ander- weite Benennung des Westpreußischen Ulanen-Regiments Nr. 1 2c. Eröffnung ciner neuen Eisenbahn. Postsendungen nah oder

von Orten außerhalb des Deutschen Reiches. Anfertigung und Vorlage der Qualifikationéberihte über die bei den Erziehungs- und

Bildungsanstalten 2c. befindliben Offiziere. Zulage für Ver- tretung manquirender Unteroffiziere. Eröffnung neuer Eisen-

bahnen. —— Extraordinäre Verpflegungs8zuschüfse pro 4. Quartal 1884, Cisenbahn-Verordnungs-Blatt. Nr. 22, Inhalt: Grlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 11. September 84, betr. territoriale Gültigkeit der Civilversorgungsscheine; vom 12. September 1884, betr, Umschreibung von Freikarten versetzter Beamten auf den Namen der Amtsnachfolger; vom 17. September 1884, betr. Zablung der Gehaltskompetenzen an entlassene Beamte. Nathrichten.

Statistische Nachrichten.

Die Betheiligung der verschiedenen Religions- bekenntnisse am humanistishen und am realistishen Unterrichte in Preußen. (Stat. Corc.) Obschon die höheren

Lehranftalten in Preußen, d. h. die Gymnasien und Progymnasien, die Realgymnasien und Realprogymnasien, die Ober-Realschulen, Realschulen und böberen Bürgerschulen, die gemeinsame Aufgabe haben, eine böbere allgemeine (d. h. nihi Fach-) Bildung zu ge- währen, so bringen es doch die den Anstalten der humaniftischen Richtung von Alters her zugewiesenen Vorrechte (,Berechti- gungen“) mit sib, daß die Gymnasign den Hauptstock der den ge- lehrten Berufen Obliegenden (der Beamten, der Richter, der Rechts- anwalte, der Aerzte, der Lehrer u. \. w ) liefern ; erst das vorige Jahrzehnt hat auch den Realgymnasien einen bescheidenen Antheil daran zuge- ftanden. Schon die größere Zahl der Gymnasialabiturienten (i. I. 1881: 3273 gegenüber 767 Realgymnasialabiturienten) läßt erkennen, daß die humanistishe Vorbildung heute unser öffentliches Leben be- berrs{cht und auch die nächste Zukunft noch beherrschen wird. Genug, die Thatsache, daß die humanistische Vorbildung nah Lage der Dinge für Leben und Beruf die größeren Vortheile bietet und die weitesten Aussichten eröffnet, besteht. Unter. diesem Gesichtspunkte if denn auch eine Betrachtung der Religionsverhältnifsse der Schüler der bhumanistiscen und der realistischen Lehranstalten zweifellos von all- gemeinem Interesse, insofern sie darthut, in wie weit die verschie- denen Religionen der Bevölkerung auch in den oberen, leitenden Schichten der Gesellshaft ihre Vertretung finden. :

Das uns vorliegende, für den angedeuteten Zweck verwerthbare statistische Material umfaßt die Zeit vom Wintersemester 1859/60 bis zum Wintersemester 1881/82. Nach demselben befanden sich Schüler : evan- fkatho- dissiden- jü-

in den gelishe lisde tische dische

Gy: M 1859/60 26 480 11551 ¿ 2402

ymnasien * 11881/82 61070 15333 17 9408

: 11859/60. 19D 12863 z 94

Progymnasien . * 1881/82 9406 1100 49

I y 1859/60 9630 1 483 Z 1204

Realschulen I. Drdnung . {1881/82 97849 4011 31 2835 A dag S

Realschulen 11. Ordnung . (1881/82 E L Nt

E E 1859/60 688 3c L 106

böberen Bürgerschulen h (1881/82 12 524 9 886 6 1095 T /6 E c « 2 9

bumanisftishea Anstalten . (1881/89 2 an T2 HS 17 tfi

(1859/60 17043 . 1 991 1819

A L, ss Sihe ä realistischen Anstalten s 1881/82 45 689 7 488 37 5106 Hiernach waren unter je 100 Schülern der höheren Lehranstalten (unter Weglassung der Dissidenten): vat evan- atho- ¿r gelishe lische ¿dische 11859/60 644 298 5,8 11880/89707 186. 107

5G /C E r C 8 in realistishen Anstalten , (1881/82 78'3 3 L

Eine Vergleichung dieser Zahlen mit den kürzlich mitgetheilten läßt erkennen, daß von den Katholiken und den Juden der huma- nistishe Unterricht mehr, der realistische weniger als der Unterricht der höheren Schulen im Ganzen besuht wird; die Cvangelischen da- gegen treten beim humanistishen Unterrichte gegen den Durchschnitt ihrer Betheiligung am gesammten höheren Unterrichte zurück, erscheinen aber stärker als dieser beim realistishen Unterrichte betheiligt. Ja dem hier behandelten Zeitraume {ind, wie weiter bei Betrachtung der Zahlen sofort in die Augen springt, mannigfawe Verschiebungen ein- getreten, auf die indessen hier niht weiter eingegangen zu werden brauht. Im Ganzen geht auch aus diesen, nah der Art des Unter- richtes getrennten Zahlen über die Betheiligung der verschiedenen Religionen am höheren Unterrichte hervor, daß die Evangelischen und die Juden im Vergleiche zu ihrem Antheile an der Gesammt- bevölkerung einen mehr als normalen, die Katholiken dagegen einen unternormalen Prozentsaß von Solchen aufweisen, welche eine höhere Lehranstalt absolvirt oder irgend eine Zeit lang besucht haben.

Noch größere Verschiedenheiten, als die oben gekennzeichneten, treten hervor, wenn man die einzelnen Anftaltskategorien bezüglich der Neligionsverhältnisse ihrer Schülerbevölkerung vergleiht. Hierzu eignen sich wegen der Gleichwerthigkeit thres Lehrzieles vor Allem die Gymnasien und die Realgymnasien (früher Realschulen I. O), auch deshalb, weil diese Anstalten über 80% der Schüler aller höheren Lehranstalten (1881/82 148 446) umfassen, dann aber, weil sie, wenn auch nicht gleihmäßig, so doch dicht genug über das Land vertheilt find, um der Bevölkerung fast überall die Wahl zwischen dem huma- nistishen und realistischen Unterrichte zu gestatten. Die Betheiligung an dem Gymnasial- und am Realgymnastialunterrihte if nun aber

in humanistishen Anstalten

Diese Zahlen sind höchst carakteristisc; da die hier behandelten beiden Anstaltskategorien das am weitesten gesteckte Lehrziel im Ge- biete des gesammten mittleren Unterrichts haber, so sind sie gleichsam ein zifermäßiger Ausdcruck für die konfessionelle Mischung der geho- benen Scbichten der Gesellschaft, bis zu einem gewissen Grade sogar für die Vertheilung der Konfessionen in bestimmten zusammen- gefaßten Berufsgruppen, wenn man die „Berechtigungen“ dieser An- italten berücksictigt.

Bei den Progymnasien, den Realprogymnasien bezw. höheren Bürgzerschulen, sowie bei den Realschulen I1. Ordnung bestehen zwar ebenfalls merkwürdige Unterschiede in der Konfession8mischung ihrer Schüler; es mögen aber in Anbetraht der kleinen Zahlen und der räumlichen Vertheilung dieser Anstalten bei der Gestaltung derselben Zufälligkeiten mitwirken, weshalb wir hier nur nahrihtlich anführen, daß sih 1881/82 unter je 100 Schülern befanden:

in den evangelische katholishe jüdische Provm A 57,4 00,0 9,3 Realschulen I1. Ordnung .. 751 8,3 16,6 höheren Bürgershulen . 75,8 17,5 6,6

Dagegen bietet eine Betrachtung der provinziellen Verschieden- beiten in dieser Richtung ein hervorragendes Interesse. Des Raumes wegen beschränken wir uns lediglih auf den Abdruck folgender Tabelle, deren Zahlen übrigens kaum weiterer Erläuterungen bedürfen.

Unter 100 Personen der Gesammtbevölkerung bezw. unter 100 Scülern der Gymnasien oder der Realgymnasien befanden si 1881/82

bei den einzelnen Religionsgemeinschaften sehr verschieden. Es bes. fanden sich unter je 100 Schülern : L

., J o E o T

in den aeliscbe atto jüdische 1859/60. 09,0 28,6 0,9 Gymnasien . | 1860S 080 23,8 8,1 1880 N 179 10 ( 1859/60 . . 78,2 20 98 Realschulen I. Ordn. 1860/08. (89 12,0 9,0 1881/82 G02 40 8,2

Kuuft, Wissenschaft und Literatur.

In diesen Tagen ift der I1. Theil des vom Magistrat heraus- gegebenen Berichts Über die Gemeindeverwaltung der Stadt Berlin in den Jahren 1877 bis 1881 erschienen, der den Behörden und Kommunalbeawten zugängliw gemacht werden wird, Für den Buchhandel is der Kommissionsverlag, auch für diesen Theil, der Firma Julius Sittenfeld, Mauerstr. 63/65 W., übertragen. Der Preis für den I1. Theil ift derselbe, wie der vom I. Theil, 5 M für cin elegant gebundencs Exemplar.

Mit dem soeben zur Ausgabe gelangten Oftoberhbeft der „Deutschen Rundschau“ eröffnet diese Revue ihren XI. Jahr- gang. Aus dem diesem Heft beigelegten Prospekt ersehen wir, daß au der reue Jahrgang reich an den erlesensten Beiträgen sein wird, so erwähnen wir u. a. vov den bevorstehenden Publikationen neue Romane von Gottfried Keller, Conrad Ferdinand Meyer, Ofsip Schubin, Alexander L. Kielland, neue Novellen pon Salvatore Farina, Hans Hoffmann, Wilhelm Berger 2c. Ferner „Persische Briefe“ von Dr. Heinrich Brugs{; Paul Güßfeldts „Reisen in den Andes von Chile und Argentinien“. „Prinz Louis Ferdinand“. Nach bisher unbenußtem archivalishen Material. Von Dr. Paul Bailleu. „Heinrih Heine und Johann Hermann Detmold“. Mit zahlreichen bisher ungedruckten Briefen Heine's aus dem Jahre 1827—1854. Von Professor Dr. H. Hüffer. „Die englische Politik unter dem Ministerium Gladstone“. Von Prof. F. H. Geffcken, und „Französische Reformaedanken im 18. Jahrhundert“. Von Lady Blennerhasset. Hieran {ließen sich Beiträze von Deorg Ebers, Ernst Häkel, Wilhelm Scherer, Julian Schmidt, H. Grimm, Ed. Hanslick, C. Freiherca von ver Goltz, Gerh. Rohlfs, Erich Schmidt 2c. 2e. Das Oktoberheft der „Deutschen Rundschau“ eröffnet cine stimmungsvolle, fein durh- gearbeitete Novelle von Ernst Wichert: „Mutter und Tochter“, welche interessante Kulturktilder aus Littauen bietet. Der Beginn der: „Reise in den Andes von Chile und Argentinien“ von Paul GÜüßfeldt spannt unsere Erwartungen auf die folgenden Artikel. Der berühmte Reisende \{ildert in lebhaften Farben seine mühselige Unternehmung, welche ihn in Gegenden führte, die noch nie vor ihm eines Menschen Fuß betreten. Mit Theilnahme und Wehmuth wird man die fesselnde Memoiren- Publikation: „Charlotte Diede. Mit und nah ungedruckten Briefen“ von Otto Hartwig lesen; zum ersten Male überhaupt wird uns hier das Lebensbild diefer seltenen Frau geboten, welcher ein Wilhelm von Humboldt seine Freundschaft s{chenkte und an die er durch viele Jahre hindur feine „Briefe an eine Greundin“ richtete. Prof. G. Hirs{feld entrollt in seinem « Delos“ ein ungemein anzichendes Bild aus dem klassishen Alter- thuw, und Prof. F. H. Geffcken behandelt in feinem Artikel e Deutsche Kolonialpolitik“ im Anschluß an einen früheren, bereits vor zwei Jahren in der „Rundschau“ veröffentlichten Aufsatz über Deutsche Kolonisation“ die inzwischen erfolgte weitere Entrwoielung der deutschen kolonialen Bestrebungen. —- Ein anmuthiges und liebens- würdiges Idyll aus den Tagen unserer Großmütter is Helene Böhlau's Skizze: „Die Rathsmädel“ ; für Engländer und Deutsche gleih interessant der aus der Feder Julius RNodenbergs, des Heraus- gebers der „Rundschau“, stammende Essay Über Joseph Neuberg, den edlen deutschen Freund Thomas Carlyle’s. Die treffliche objektive Politische-“ wie die gediegene „Literarishe Rundschau“, ferner litera- rishe und bibliographische Notizen {ließen das gehaltvolle Heft ab.

Von dem illuftrirten Prachtweik Amerika in Wort und Bild, von Friedr. von Hellwald (Verlag von Schmidt & Günther in Leipzig), sind die Lieferungen 31-—34 erschienen, welche den ersten Band dieses trefflihen Werkes \{ließen. Jn der 31. Lieferung be- ginnen die „südatlantishen Staaten“, von denen Virginien zuerst be- schrieben wird. Dann folgen Karolina und Georgia, an die fich der Staat und die Halbinsel Florida anschließen. Von der Küftenreaion abgesehen, besizt Virginien die abwechselungsreichsten Landschaften in Amerika, und vereinigt in seinen Grenzen eine Fülle der anziehendsten Scenerien, die der Verfasser und die Zeichner uns in böôchst ansprechender Weise schildern. Unter den vielen prächtigen Jllustrationen erwähnen wir nur: der James River oberhalb Rich- mond, St. Johns Church in Richmond, der Jumpberg in den Alleghanies Birginiens, die „natürliche Brücke“ und ihre Umgebung, das Innere des „natürlihen Tunnels“, Sykomoren am New-Rivec in Virginien, die Otter-Peaks, die „natürlihen Thürme“ der Potomac oberhalb Harpers Ferry, Maryland Road bei Harpers Ferry, Hügel um Moorfield, die Chimney Rocks in West-Virginien, der Kathedral- felsen 2c. Das Gebiet, welches die Staaten Nord- und Südkarolina nebst Georgia eianehmen, ist beinahe dreimal so groß wie Bayern und Böhmen. Wahrhaft plastisch schildert der Verfasser die großartigen Sümpfe mit ihrem Thier- und Pflanzenleben. Da finden fich Panther, Bären und Wildkaßen, Waschbären, Opossums 2c. Großartig wüst, aber auch großartig \{chön sind diese Sümpfe. Die Vegetation erstikt hier geradezu in ihrer eigenen Ueppigkeit. Die Palmettopalme bis 24 m Höhe ift sehr häufig, sowie mehrere Nußarten, Kastanien, Tulpenbäume, Cy- pressen, unzählige Schlingpflanzen, und der Weinstock von bedeutender Dicke und ungeheurer Ausdehnung läßt seine reisen Beeren in den Sumpf fallen, um unbenußt zu verfaulen. Dann führt uns Hr. von Hellwald in das sonnige halbjungfräuliche Florida. Unter den Bil- dern erwähnen wir nur einige als, die Lebenseiche, Charleston, ein Garten in Charleston, „Magnolia“ Friedßof, im Park von Magnolia bei Charleston, Negertypen, Savannah, Mündungsgebiet dcs Savan- nah, Gespann am French Broad River, eine Straße in St. Augustin, Mündung des St. Johns River (vom Meere aus gesehen, und Innen- ansibt), auf dem Ocklawaha bei Nacht, das Schiffsfeuer, Begegnung mit Alligatoren, Aasgeier, ein Sumpf mit Thierleben in Florida, im Urwald (Paather), juage Wildkaten 2c. Der Text und die \im- mungévollen Illustrationen vereinigen sich mit einander, um das Werk zu einer ebenso anzichenden wie belehrenden Lektion zu machen.

Der Gericbtssaal. Zeitschrist füc Strafret, Straf- prozeß, Gerichtlibe Medizin, Gefängnißkunde und ausländische Lite- ratur. Unter ständiger Mitwirkung von den Professoren Dr. L. v. Bar zu Göttingen, Dr. Alb. Berner zu Berlin, Dr. Hugo Hälschner zu Bonn, Dr. F. v. Holtendorff zu München, u. Anderen, herausgegeben von Dr. Fr. O. v. Schwarze, General-Staatsanwalt zu Dresden. Band XXXVI. Heft 7. (Stuttgart. Verlag von Ferdinand Enke. 1884). Das vorliegende Heft hat folgenden Inhalt: Zur Bestim- mung des Begriffs „Telegraphie", vom Geheimen Ober-Postrath Scheffler in Berlin. Ueber die Wahl zwischen dem Gerichtsstand der Deliktsverübung und dem des Wohnsißes, vom Landgerichts-Rath Dr. H. Ortloff zu Weimar (Sc(luß). Zur Lehre von der Neben- fiage, von Dr. Fri drih Zimmermann , Hofgerichtsdirektor zu Darm- ftadt. Ucber die Zueignung im Sinne der 88. 242, 246 des St. G, B., vom Landrichter Rotering zu Lyck. Ausländische Lite- ratur, besprochen von A. Teicmann, Professor Dr. König zu Bern, v. Kirchenheim zu Heidelberg. Miscellen: 1) Das Betteln der Bettelmönche, von Dr. Fuld in Mainz. 2) Entschädigung \{huldlos Verurtheilter in England. Literarische Anzeigen.

In Friedr. Schulze’s Verlag, Berlin SW., Wilhelmstr. 1a., ist erschienen: Preußisher Termin- und Notiz-Kalender auf das Jahr 1885. Zum Gebrauch der Beamten der allgemeinen Verwaltung und der Verwaltung des Innern, einschließli der Bürgermeister sämmtlicher Städte Preußens 2c. Unter Benußung offizieller Quellen von Beamten des Ministeriums des Junern be- arbeitet. Sechszehnter Jahrgang. Preis 2 # 50 -3, mit Papier dur(s{ossen 3 4 Der Kalender hat folgenden Inhalt: Kalendarium. Genealogie des Königlich preußischen Hofes. Die gebräuLtlihen Eide. Portotaxe. Gebührentarif für Telegramme. HZins- tabelle. Münztabelle. Die neuen Maße und Gewichte. Ab- gekürzte Bezeichnung der neuen Maße und Gewichte. Zeitverglei- chungstabelle. Register der in den bisher erschienenen Jahrgängen des Termin-Kalenders abgedruckten Geseße und Verordnungen. Gesctz, betr. Abänderungen des Pensionsgeseßes vom 27. März 1872, vom 30. April 1884. Zusammenstellung der Grundsäße über die Festseßung der Reise- und Umzugskosten der Staatsbeamten.

E Evangelische Katholiken Juden So È Eda E Padi|z E 2d in den Provinzen S5 = E B E S B S 2056 S SEILEISE E EIEEISS E55 _BRAS R Sea 2Z Se E2f E 22/25 52

| | | | | Ostpreußen . 85,6. 82,6| 93,8| 12,9| 7,6| 1,4 0,9) 9,8 4,7 estpreuyen (f 2) 0(,9| 49,4 14, D ,9|14,3| 6, D ip Î i 47,8 68,2| 87,3| 49,4 17,4 6,5 1A 6,1

randenvurg mi | |

Berlin . |93,9 82,0 89,2) 3,9| 2,4| 2,3| 2,0 15,5 8,3 Pommern (_« 197,8| 91,0 92,01 1610! 0,0: 09/80! 60 Posen . . . . . 131,3 47,7| 60,3|65,3| 24,5| 19,5| 3,3| 27,7| 20,1 Ss 46,5 51,6 68,6 52,0 28,9 19,4 1,3) 19,5 12,0 Salben... , «1 99,2 94,9190, 0/5 0,0! 290 0.3/.1.8/.-0/8 Schleswig-Holstein . [98,6 96,2 99,0| 0,8| 15| 0/5] 0,3) 2,3| 0,5 Hannover . 86,9 82,2| 91,6| 12,2| 13,8/ 3,8] 0,7| 4,0| 4,6 Westfalen . . . . [465/515 707| 52,4| 44/1| 22,0] 0,9| 4/4| 7:3 effsen-Nassau . . . |70,0| 73,6! 75,5| 27,0| 18,7| 8,3| 2,7| 7,7| 16,2

Rheinland u. Hohen- | | | | | jollen . . . . [26,1/43,6| 53,7] 72,6|51,8| 39,4] 1L,1| 4,6| 6,9

Wiederum erweitertes Verzeichniß der Behörden und Beamten der

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