1884 / 241 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 13 Oct 1884 18:00:01 GMT) scan diff

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Königliche Staaisregierung zu ersuchen, hinsihtlih folcher und ähnlicher Berechtigungen weitere Ermittelungen anftellen zu lafsen und eventuell deren Abstellung im Wege der Gesetzgebung veran- laffen zu wollen.

Wie der Referent, Abg. Hattendorff, ausführte, seien in der Kommission Zweifel darüber entstanden, ob es rathsam sei, noch über das, was das Geseß hier vorschreibe, hinaus- ugehen, man habe sih aber doch dazu verstanden, um die

egierung zu veranlassen, Ermittelungen anzustellen, welche ähnliche Dienstbarkeiten überhaupt noch beständen, man habe ja dann noch immer freie Hand, sich über die weitere Aus- dehnung des Gesetzes zu entscheiden.

Der Abg. Dr. Müller sprach gegen den Antrag, da er nit ohne Noth ein neues Geseß schaffen wolle, ein folcher Nothstand aber hier niht vorhanden sei. Es komme nit nur auf die Stellung des Verpflichteten, sondern auf die des Berechtigten an; wo fich einsolhes Recht gebildet habe, sei dazu eine dringende Nothwendigkeit gewesen, die Abstellung desselben werde oft den Berechtigten in Verlegenheit bringen, ohne dem Verpflichteten einen erheblihen Vortheil zu verschaffen. Er könne sich mit dem Antrage nur einverstanden erklären, wenn, und das beantrage er, die leßten Worte von „und eventuell“ angestrihen würden.

Nach kurzer Debatte stellte der Abg. von Lenthe-Lenthe den Antrag, statt „Abstellung“ „Regelung“ zu sagen. Der Abg. Dr. Müller zog seinen Antrag zurück; darauf wurde der von Lenthe’sche Antrag genehmigt und dann der so modifizirte Kommisfionsantrag angenommen.

Es folgte die Berathung eines Schreibens des Ober- Präsidenten, betr. den Uebergang der Landgemeinde Linden zur städtischen Verfassung. :

Der Abg. Brüning als Referent führte aus, daß nur die Genehmigung des Königs geseßlich erforderlih sei, der Pro- vinzial-Landtag es daher anerkennen müsse, wenn er zum Gutachten aufgefordert sei. Soweit er gehört, seien alle Mitglieder des Hauses mit dem Uebergang der Landgemeinde Linden zur Städteordnung einverstanden. Linden werde an Bevölkerungszahl in der Provinz nur von drei Orten: Han- nover, Osnabrück und Hildesheim, übertroffen. Mit dem Uebergang zur Städteordnung komme Linden in die Lage, von den industriellen Gesellshaften 71 000 (4 an Steuern erheben zu können, 40000 # mehr als bisher. Jm Uebrigen seien die finanziellen Verhältnisse Lindens sehr günstig, nah den Voranschlägen würde bei dem Uebergange zur Städteordnung der Haushalt ein Plus ergeben, das ent- weder zur Herabseßung der Abgaben oder zur Herstellung von Verbesserungen lokaler Einrichtungen verwandt werden könne. Er stelle deshalb den Antrag, der Provinzial-Landtag möge erklären, daß der Uebergang Lindens zur Städteord- nung nach allen Beziehungen als angemessen erachtet werde. Redner referirte dann aus einer Petition des Gemeinde- vorstandes zu Linden, dahingehend, bei dem Uebergang Lindens zur Städteordnung möge Linden gleichzeitig zum Stadtkreise erklärt werden, und nicht erst genöthigt sein, mit in den Kreis Wennigsen überzugehen. Er halte das für zweckmäßig und stelle ferner den Antrag, im Begleitshreiben der Regierung zur Erwägung zu geben, ob es sich niht empfehle, daß Linden bis zum 1. April 1885 als Stadtkreis erklärt, und die des- halb nothwendige Aenderung der hannoverschen Kreisordnung vorgenommen wexde.

In der weiteren Debatte, an der sich die Abgg. von Lenthe- Lenthe, Brüning, Lauenstein, von Reden-Franßburg, von Lin- fingen, und von Bennigsen betheiligten, stellte der Abg. von Lenthe-Lenthe den Antrag, über die Petition aus Linden zur Tagesordnung überzugehen. Jn der Abstimmung wurde der erste Antrag des Abg. Brüning angenommen, dagegen in namentlicher Abstimmung der Antrag von Lenthe mit 28 Stimmen genehmigt.

Darauf rechtfertigte der Abg. Lütgen seinen Urantrag, die Abänderung des Beitragsfußes zu den Kosten des Land- armen- und Korrigendenwesens betreffend :

„Der Provinzial-Landtag wolle beschließen: daß fortan bei Vertheilung der Koften des Landarmen- und Korrigendenwesens nur die Klafsen- resp. Einkommensteuer mit Aus\{luß der Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer zu Grunde gelegt, und die Genehmigung der Minister des Innern und der Finanzen für diesen Beschluß erbeten werde, wobei solhe Beträge unberücksichtigt bleiben, welche von einer Belastung mit Kreis- vnd Gemeinde- abgaben ganz oder theilweise befreit sind

Der Antragsteller führte aus, daß der Antrag wiederholt hier angenommen sei, aber bei der Regierung niht Berück- * fihtigung gefunden habe. Es verlege aber die Würde des Hauses nicht, den Antrag nohmals zu wiederholen, und hoffe er auf eine große Majorität.

Nath kurzer Debatte wurde darauf der Antrag mit großer Majorität genehmigt.

Zum Schluß erledigte das Haus ohne Debatte die Nach- weisungen über den hannoverschen Klosterfonds pro 1. April 1883/84, die nah den Anträgen des Ausschusses einstimmig genehmigt wurden.

__ Wiesbaden, 10. Oktober. Jn der heutigen dritten öffentlihen Sißung des Kommunal-Landtages wurde das Protokoll über die Verhandlungen der vorigen Sißung verlesen, Nach dessen Genehmigung machte der Vorsitzende von den neu eingelaufenen Eingaben und’ sonstigen Eingängen Mittheilung. Diese Eingaben beziehen sich meistens auf die projektirte neue Kreiseintheilung und auf die Wahl der Kreis- Hauptorte. Sämmtliche Eingänge wurden den betreffenden Kommissionen überwiesen.

Coblenz, 11. Oktober. Die „Cobl. Ztg.“ veröffentlicht folgenden Allerhöchsten Erlaß:

Ich habe nachdem Jch leider die drei Feldmanöver der dies- jährigen großen Herbstübungen niht habe sehen können die Truppen des VIII. Armee-Corps sowohl bei der großen Parade, wie bei dem Corps-Manöver in einem Mich durch Ausbildung, Haltung und Anspannung sehr befriedigenden Zustande gefunden, so daß Jch alle Veranlaffung habe, Ihnen hierdurch Meine lebhafte Anerkennung und Meine volle Zufriedenheit auszusprechen. JIch weiß, welcher Fleiß und welche Ausdauer dazu gehört, um ein so gutes Resultat zu erreihen, und darum danke Jch vor Allem Ihnen, dessen Kom- mando-Führung des Armee-Corps Jh mit wahrer Freude fo erfolg- rei beginnen sehe und demnächst allen Generalen und Offizieren recht warm und aufrihtig für Alles, was sie für die Förderung der Ausbildung der ihnen unterstellten Truppen gethan haben.

Die in der Anlage enthaltenen Auszeichnungen und Beförderun- gen, unter welchen Ich Ihnen selbst in Bethätigung Meiner Aner-

kennung den Rothen Adler-Orden erfter Klasse mit Gichenlaub und

S{wertern am Ringe und dem Emaillebande des Königlichen Kronen- Ordens verleihe, ersuhe Ih Sie bekannt“ u machen und au den Mannschaften Meine volle Zufriedenheit mit ihren Leistungen zu er- kennen zu geben. Ueber die Feldmanöver, betreffs deren Mir sowohl bezüglih der Führung wie der Ausbildung der Truppen recht Gün- tiges berichtet ift, behalte Ich Mir nach Einsiht der näheren Be- richte noch vor, Ihnen Meine Bemerkungen zugehen zu laffen.

Ich scheide von dem Armee-Corps mit der Ueberzeugung, daß dasselbe durchaus kriegstüächtig allen Anforderungen gewachsen ist, und Ich scheide auch mit der Zuversicht, daß dem Armee-Corps das Ge- fühl der erlangten vollen Zufriedenheit seines Königs eine fortdauernde Anregung sein wird, das erreihte Gute feftzuhalten und dabei unab- lässig nach weiterer Vervollkommnung zu ftreben.

Brühl, 23. September 1884.

Wilhelm.

An Meinen General-Adjutanten, General-Lieutenant Frei- berrn von Loë, kommandirenden General des VTII. Armee-Corps.

Bayern. München, 11. Oktober. (Allg. Ztg.) Der König hat angeordnet, daß die Eröffnung der Land- rathsversammlungen für das Fahr 1885 an den Sißen der Königlichen Kreisregierungen am Montag, den 10. No- vember, stattzufinden hat.

Braunschweig. Braunschweig,12. Oktober. (W. T. B.) Nat heute hier vorliegenden Nachrichten zeigte sih gestern im Befinden des Herzogs einige Besserung.

13. Dftober. (W. T. B.) Die „Brauns\chwei- gischen Anzeigen“ melden: Nach gestern hier eingetroffener telegraphischer Nachricht ist in dem Zustande des Herzogs keine wesentlihe Aenderung eingetreten, doch hat fih das All: gemeinbefinden dem Anschein nah etwas gebessert.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 11. Oktober. (W. T. B.) Heute Nachmittag 2 Uhr fand durch den Kaiser die feier- lide Schlußsteinlegung zu dem Universitäts- gebäude statt.

(Wien. Ztg.) Um 41/2 Uhr war zu Ehren des Prinzen Wilhelm von Preußen Diner bei dem Oberst- hosmeister, Prinzen zu Hohenlohe, im Augarten.

Na gy-Karoly, 10. Oktober. (Wien. Abdp.) Das Kronprinzliche Paar ist heute um 8 Uhr Morgens hier eingetroffen und von dem Grafen Stephan Karolyi, dem Obergespan," dem Vizegespan, der Stadtvertretung und) der Geistlichkeit festlich empfangen worden. Die Stadt ist ge- \{chmüdckt. ;

Pen, 1 Doe W. D V) In dex heutigen Sißung des Abgeordnetenhauses interpellirte der Abg. «JFranyi die Regierung in Betreff der Skierniewicer Kaiser-Entrevue über deren Zweck und Ergebniß sowie a ob ein s{riftliher oder mündlicher Vertrag geschlossen worden sei.

Belgien. Brüssel, 9. Oktober. (Köln. Ztg.) Der „Moniteur“ veröffentlicht heute das Gesetz, welches dem Auswärtigen Amk 12 918 Fr. anweist für die Wiederher- stellung der diplomatischen Beziehungen zu dem Päpstlichen Stuhle.

13, OUlober. (W. T, B) Die „Chrontque“ meldet von ernsten Unruhen in Senzeilles (Provinz Namur). Jn Folge der Aufhebung der dortigen Töchterschule durh den Gemeinderath war eine Menschenmenge in den Sitzungssaal des Gemeinderaths eingedrungen, hatte die Mit- glieder daraus vertrieben und thätlih angegriffen. Die Menge war darauf in das Presbytorium eingedrungen und hatte dasselbe geplündert. Die Gensd’armerie war genöthigt, energisch einzuschreiten. :

Großbritannien und Jrland. London, 10, Ok- tober. (Allg. Corr.) Der Minister des Jnnern, Sir William Harcourt, hat gestern vor seinen Wählern in Derby eine Rede zur Wahlreformfrage gehalten: die erste ministerielle Auslassung seit den jüngsten Kabinets- sißungen. Aus dexselben geht hervor, daß in der Haltung der Regierung in Bezug auf die brennende Tagesfrage kein Wechsel eingetreten ist. Die Regierung, sagte der Minister, ist ents{lo}sen, die Wahlreformbill durhzuseßen und nicht vor der Opposition die Waffen zu strecken. Lord Salisbury’'s Ansinnen, daß vor der Annahme der Wahlreformbill ein Plan für die Neueintheilung der Wahlsiße Gnade vor den Augen des Oberhauses gefunden haben müsse, bezeihnete er als monströs. Die Regierung, {loß der Minister, wird kein Kompromiß annehmen, welches das Schicksal der Wahlreformbill von der Billigung der Neu- eintheilung der Wahlsißze von Seiten des Oberhauses ab- hängig macht.

Quebec, 11. Oktober. (W. T. B.) Neben dem Parlamentsgebäude fand heute Mittag 1 Uhr eine Explosion statt, Dieselbe rihtete an den benachbarten Gebäuden großen Schaden an. Gegen 3 Uhr erfolgte unweit der Stelle der erwähnten Explosion eine zweite.

12. Dftober. (W. T. B,) Bei den bereits gemelde- ten Explosionen in der Nähe des Parlamentsgebäudes wurden 2 Personen leicht verleßt. Durch die Untersuhung ist festgestellt worden, daß der Explosionsstoff zweifellos Dy- namit gewesen ist. Dur die erste Explosion entstand ein 12 Fuß hohes und 5 Fuß breites Loh in der Mauer der 3, Etage oberhalb des rechten Saal-Einganges; durch die zweite wurden die an der Nordostecke des Gebäudes die Stüßen des Leßteren bildenden Ecksteine stark nah außen gedrückt. Das Gebäude und die Sprengstoffmagazine sowie das Par- lamentshaus im Ottawa werden jeßt streng bewacht. Auf die Ermittelung der Urheber der Explosionen is eine Belohnung von 1000 Doll. ausgeseßt worden.

Frankreich. Paris, -10. Oktober. (Köln. Ztg.) Die von dem Finanz-Minister Tirard in der gestrigen Sißung des Budgetausschusses abgegebenen Erklärungen lauten in der Hauptsache wie folgt: Der Finanz-Minister erklärt, daß er \chon längere Zeit geplant habe, seine Ab- schäßungen der Steuereinnahmen von 1885 zu berihtigen und auf das frühere System zurückzukommen. Der Minister wirft jedoch dem Ausschuß vor, daß er die Abshäßung zu sehr ver- ringere und dieselbe besonders bei solhen Steuern vornehme, die fortwährend Mehrerträge abgeworfen hätten. Auch die Erträgnisse der Wälder und Domänen, des Zuckers, der Post

und des Telegraphen, des Tabacks und der Shwefelhölzer könnten um 27—28 Millionen höher angeschlagen werden. Das Defizit würde infolge dessen nur 57 Millionen betragen. Um dieser Un- zulänglikeit der Einnahmen abzuhelfen, s{lägt der Minister vor: 1) die Unterdrückung der Unterschleife bei der Esfig- fabrikation, die 2 Millionen ergeben werde; 2) höhere Be- steuerung des für die Liqueure verwandten Alkohols, die 10 Millionen abwerfen werde; 3) Anwendung des Geseg entwurfs über die Herabsezung des Titels der Weine auf 12 Grade, was 10 Millionen einbringen werde. Diese 22 Millionen würden das Defizit auf 35 Millionen verringern, Der Aus\{chuß have bis jeßt die Ausgaben um 50 Millonen verringert; so könnte man das Gleihgewiht des Bud- gets sihern, wenn die Eisenbahnen für die Zinsen- garantie dieses Jahr niht 22 Millionen mehr ver- langten als voriges Jahr. Jn Folge dessen betrage das Defizit 62 Millionen und nah Abzug der Ersparnisse von 50 Millionen auf die Ausgaben 12 Millionen. Der Minister möchte den Schuldentilgungsfonds nit verringert sehen und zieht es vor, daß das Budget mit einem kleinen Defizit abschließe. Die Höhe der {webenden Schuld gab der Minister auf 1 Milliarde 191 Millionen an. Sie nahm seit dem 30. Dezember 1883 um 100 Millionen zu. Der Minister bat s{ließlich den Auss{chuß-Präsidenten Rouvier, Schritte bei seinen Kollegen zu thun, um einige weitere Verringerungen der Ausgaben zu erlangen. Nachdem der Minister sich entfernt hatte, begann der Ausschuß die Erörterung seiner Anträge, Er stimmte einem Theil derselben zu, namentlich in Bezug auf Taback, Zucker, Post, Telegraphen und Essig. Zum Schluß derx Sizung kündigte der bekannte Financier Germain, Direktor des Crédit Lyonnais, an : er werde den Antrag stellen, die Staats- bahn zu verkaufen, um das außerordentliche Budget zu unter: drüdcken. Jn der heutigen Sißung des Ausschusses wurde eine Abshäßung der Steuern nah den Vorschlägen des Finanz-Ministers vorgenommen. Die Einnahmen für 1885 wurden auf 2418 Millionen geschäßt, so daß das Defizit nur noch 50 372 210 Fr. beträgt. Die von dem Ausschusse gemachten Ersparnisse betragen 52 291 872 Fr., \o daß ein Uebershuß von 1903862 Fr. verbleiben würde. Die 22 Millionen für die Eisenbahnen wurden dabei unberück- sichtigt gelassen, so daß dem Ausshuß zufolge das Defizit immer noch 20 Millionen beträgt, während der Minister 12 Millionen annimmt.

(Fr. Corr.) Der Marine-Minister hat folgende Depesche erhalten:

„Hanoi, 9, Oktober, 11 Uhr 35 Morgens. Ein geschicktes Manöver des Generals de Négrier, gerichtet gegen die auf dem Wege nach Lang-Son liegenden Lruppen, if vollständig gelungen, Der Feind, bestehend aus 6000 Mann regulären Truppen, bewaffnet mit Mausergewehren und Wallbüchsen (de fusils Mauser et de fusils de rempart allerdings eine seltsame Zusammenstellung!) hatte das Centrum des Widerastndes na Lang-Kep verlegt und fich dort verschanzt; am 8, Oktober wurde er durch unsere Truppen an- gegriffen. Die Chinesen wvertheidigten sich hartnäckig in ihren Stellungen, indem sie heftige Gegenangriffe ausführ- ten. Nach fünfstündigem Gefechte wurde der Feind verdrängt und bis zum Flusse in der Richtung des Dorfes Yen-The verfolgt. Der Sammelpunkt und das Dorf, die beide bewaffnet waren, wurden mit gefälltem Bajonnet genommen. Im Dorfe allein zählte man 640 todte Chinesen, darunter viele Mandarinen. Die Truppen, die vor- trefflich geführt wurden, zeigten eine Entschlossenheit, welche gestattete, sih der Nückzugslinie des Feindes zu bemächtigen, sowie auch sein ganzes Material mit einer Anzahl von Pferden und Maulthieren zu erbeuten. Unsere Verluste betragen: einen todten Offizier, den Hauptmann Planté vom 111. Linien-Infanterie-Regiment, 22 Soldaten todt, 50 Soldaten und 8 Offiziere verwundet, darunter General de Negrier, der leiht am Schenkel verwundet is, und sein Ordonnanzoffizier, der auch leiht verwundet ist. Ich lasse das Dorf Lang-Kep stark be- seßen, um die Oeffnungen der Kuhllinien in der Hand zu haben. Jch werde den Loch - Nan, sowie den Yen - The - Paß versperren können. Gegen Westen und Süden ift die Ruhe durch die Besetzung der Festungen Phum-Nim und My-Luong, von wo die cinesishen Ban- den vertrieben wurden, gesichert. Deren Chef, Lieutenant Lu-Vinh- Phuoc, wurde getödtet. Die Küste ist dur unsere Fahrzeuge gut bewacht. Ich werde das direkte Commando der Truppen übernehmen und Hanoï verlassen. Brière de l’ Isle.“

__— 44, Dlober, (W. L, B) Der Finanz-Minister Tirard hat dem Minifterrath angezeigt, daß er ohne jede Reduktion in der Amortisirung das Gleichgewicht im Budget hergestellt habe.

In Regierungekreisen hält man es für wahrscheinlich, daß der Termin für die allgemeinen Wahlen zur Deputirtenkammer werde vorgerückt werden und daß die Wahlen ¡hon im Juni nächsten Jahres stattfinden würden.

11. Dftober, Nachmittags. (W. T. B.) Eine Depesche des Admirals Courbet an den Mgrine- Minister aus Kelong, vom 9. d. M,., meldet: man sei mit der Fnstallirung und den Vertheidigungsanlagen für die Truppen beschäftigt, welhe den Hafen und die Bergwerke von Kelong beseßen sollten; die betreffenden Operationen würden aber noch mehrere Tage in Anspruch nehmen. Von Tamsui aus sei durch die Landungscompagnien gegen die von den cinesishen Torpedomannschaften beseßten Posten eine Rekognoszirung ausgeführt worden, die ergeben habe, daß der Hafen von Tamsui nur durch eine Reihe versenkter Torpedos vertheidigt werde. Das Auffischen dersclben sei aber wegen der geringen Tiefe des fast unzugänglihen Wassers und bei der Größe der Fahr- zeuge sowie wegen der Nähe der Küste eine sehr gefährliche Operation. Der mit der Entzündung der Torpedos beauf- tragte cinesishe Posten sei dur zahlreiche chinesische Jnfan- terie ge\chüßt, die in Dickichten im Hinterhalte liege. Bei der von den Landungscompagnien ausgeführten Rekognoszirung seien auf französisher Seite 6 Mann gefallen, darunter 1 Schiffslieutenant. Zur Herstellung einer wirksamen Blokade der Lin von Tamsui, Taivafu und Takaukan an derx Küste von Formosa, von denen aus allein Verstärkungen nah Formosa gelangen könnten, seien Vorbereitungen getroffen.

183, Vftober. (W. T. B.) Die Ernennung Rouviers zum Handelsminister an Stelle des Hrn Héèrisson ist, gutem Vernehmen nach, durch den Präsidenten Grévy unterzeichnet worden. E

Nach einem Telegramm des Generals Brière aus Culan-Tuhan, vom 11. d. M., macht die, wenn au nur leihte Verwundung des Generals Négrier einige Ruhe nöthig. Das Gefecht am 8. d. M. soll dem Feinde lediglih an Todten etwa 1000 Mann, einschließlich Offiziere gekostet haben.

Italien. Rom, 11. Oktober. (W. T. Si Der König hat zur Unterstüßung der in Catania Ver- unglüdckten resp. ihrer Hinterbliebenen den Betrag von 10 000 Lire gespendet. Jn den Trümmern der von dem

Kirbelsturm zerstörten Gebäude sind bis jeßt 32 Todte ge-

n worden. funde Wiedereröffnung der hiesigen [Volks\s{hulen ist, da dex Gesundheitszustand ein andauernd guter geblieben ist; auf den 15. d. festgeseßt worden.

Der Cholera-Bericht vom 10. d. M. meldet: Es famen vor: Jn Alefsandria 3 Erkrankungen, in Aquila 9 Erkrankungen und 6 Todesfälle, in Bergamo 7 Er- franfungen und 8 Todesfälle, in Bologna 3 Erkrankungen und 1 Todesfall, in Brescia 4 Erkrankungen und 1 Todes- fall, in Campobasso 2 Erkrankungen und 1 Todesfall, in Caserta 4 Erkrankungen und 2 Todesfälle, in Cremona 7 Erfrankungen und 7 Todesfälle, in Cuneo 30 Erkrankungen und 15 Todesfälle, in Ferrara 3 Erkrankungen und 2 Todes- fälle, in Genua 23 Erkrankungen und 19 Todesfälle, davon in der Stadt Genua 8 Erkrankungen und 10 Todesfälle, in Modena 6 Erkrankungen und 4 Todesfälle, in Neapel 139 Erkrankungen und 74 Todesfälle , . davon in der Stadt Neapel 122 Erkrankungen und 62 Todesfälle, in Novara 7 Erkrankungen und 1 Todesfall, in Rovigo 6 Erkrankungen und 1 Todesfall, in Turin 7 Erkrankungen und 3 Todes- fälle, in Reggio nell’ Emilia 7 Erkrankungen und 3 Todes- fälle, in Salerno 2 Erkrankungen.

12, Olloder. “-(W. T. B.) Der Cholexa-Bericht vom 11. d. M. lautet: Es kamen vor: Jn Alessandria 7 Er- frankungen, 1 Todesfall, in Aquila 6 Erkrankungen, 2 Todes- fälle, in Bergamo 2 Erkrankungen, 3 Todesfälle, in Bologna 4 Erkrankungen, 1 Todesfall, in Brescia 4 Erkrankungen, 3 Todesfälle, in Caserta 1 Erkrankung, 1 Todesfall, in Chieti 9 Erkrankungen, in Cremona 10 Erkrankungen, 8 Todesfälle, in Cuneo 13 Erkrankungen, 21 Todesfälle, in Genua 16 Er- krankungen, 16 Todesfälle, davon in der Stadt Genua 8 Er- frankungen und 10 Todesfälle, in Mailand 1 Erkrankung, 9 Todesfälle, in Modena 4 Erkrankungen, 3 Todesfälle, in Neapel 146 Erkrankungen, 81 Todesfälle, davon in der Stadt Neapel 122 Erkrankungen, 70 Todesfälle, in Novara 1 Er- krankung, 2 Todesfälle, in Parma 5 Erkrankungen, 2 Todes- fälle, in Pavia 10 Erkrankungen, 3 Todesfälle, in Reggio nell’ Emilia 5 Erkrankungen, 2 Todesfälle, in Rovigo 2 Erkran- kungen, 1 Todesfall, in Salerno 4 Erkrankungen, in Turin 5 Erkrankungen, 4 Todesfälle.

Neapel, l. Ditober, (W. 2. D) Vie Wieders zunahme der Cholera, an welcher im Laufe des gestrigen Tages 122 Personen erkrankt und 62 Personen gestorben sind, wird dem übermäßigen Genuß des neuen Weines zu- geshrieben, Von gestern Nachmittag bis heute Nachmittag famen hier 114 Cholera-Erfrankungen und 47 Cholera-Todes- fälle vor.

Nußland und Polen. St. Pelersburg, 12. Oktober. (W. T. B.) Das „Finanzblatt““ veröffentliht ein Cirkular des Zolldepartements vom 25. September, nah welhem zeitweilig der Transittransport russisher Waaren von Nowosielce via Oesterreih und Rumänien nah Odessa gestaitet wird.

Riga, 12, Vtlober, (W. L. D.) Heute fand dié feierlihe Ueberführung der Leiche des Generals von Totleben nah dem hiesigen Bahnhofe statt, von wo dieselbe morgen nach Sebafiopol gebracht werden soll. Dem großen, aus den Mitgliedern der Behörden und allen Ge- werken und Vereinen bestehenden Trauerzuge, welcher die Leiche nah dem Bahnhofe geleitete, hatte sih eine große An- zahl von Trauernden aus allen Ständen angeschlossen; der Sarg war mit Blumen bedeckt ; in den Straßen, welche der Zug passirte, bildete das Militär Spalier, und auf dem Bahnhofe empfingen die hiesigen Gesangvereine die Leiche mit Trauergesängen, Die feierlihe Beiseyung der Leiche in Sebastopol wird am 17. d. M. erfolgen.

Süd-Amerika. Peru. (W. T. B.) Nach ciner in Paris eingegangenen Meldung aus Arequipa, vom 11. d. M., ist Caceres dort eingetroffen und enthusiastisch empfangen worden; Canevaro stellte ihm 4000 gut organisirte Truppen zur Verfügung. Die Bewegung zu Gunsten von Caceres nimmt im Süden und im Centrum von Peru zu.

“Afrika. Egypten. Kairo, 12. Oktober. (W. T. B.) Das „Reutershe Bureau“ meldet: Dem Minister- rath, welcher heute zu einer Sißung zusammengetreten war, wurde von dem Khedive ein von ihm an den Minister- Präsidenten Nubar Pascha gerichteles Schreiben mitgetheilt, welches besagt, daß die egyptishe Regierung sih zur Shadloshaltung Nubar Paschas und des Finanz-Ministers verpflichtet erahte, sofern die inter- nationalen Gerichtshöfe eine Beschlagnahme des Privat- vermögens dieser beiden Minister wegen der von denselben angeordneten Sistirung der Amortisirung aussprechen sollten.

Der Untermudir von Dongola und der Gou- verneur von Meravi bestätigen beide die Ermordung Stewarts. General Wolseley hat dem Mudir befohlen, mit Truppen nach Meravi zu gehen, um die Gefangenen zu befreien oder loszukaufen.

Zeitungsfstimmen.

„„ Die „Mecklenburgishen Anzeigen“ veröffent- lichen ein Flugblatt des mecklenburgischen konservativen Landes- ahlvereins. Jn demselben heißt es: Bei Vorlage des Zolltarifs im Jahre 1879 an den Reichstag erregte keine Position desselben so sehr den Unwillen der liberalen arteien, als die Position wegen Einführung von Getreidezöllen. egen diese wurden alle Schleusen liberaler Beredsamkeit geöffnet. Zwei Scheingründe wurden vor Allem ins Gefecht geführt: 1) Um den Zoll werde das Getreide im Großhandel im Preise steigen, und 2) werde dementsprechend das Brot des armen Mannes vertheuert. Dagegen trat Fürst Bismarck an der Spite der onservativen mit Energie für die Kornzölle, die nichts als ein ge- ringes Aequivalent für den mit Abgaben Üüberlasteten Landmann ein Die Getreidezölle wurden \{ließlich mit großer jorität angenommen. Fünf Jahre sind seitdem ins Land ge- fangen, eine Zeit, lang genug, um zu erproben, ob die Liberalen mit hren Befürtungen Recht gehabt oder nicht. Also 1) Um den Zoll wird der Preis des Getreides im Groß- handel steigen. „Die Antwort auf diese Behauptung giebt folgende, der Zeit- IGrist des Königlich preußischen statistischen Bureaus für 1879 und d entnommene Tabelle, in der die Mittelpreise des Roggens in N Halbjahre vor und na dem Inkrafttreten des Getreidezolles für Jeden Monat besonders angegeben find:

—_ | I O

| | | |

maatinenl

August

Provinzen. |

|

September | November

| |

Oktober

Juli

Preis für 100 Kilogramm in 1/10 4

Oft-Preußen . . . |120!124/130/151/157/157[154|156/162 161|165/178 West-Preußen . . 1134/134/135 148/161/159/160/162/164 163/166/185 Brandenburg inkl. L] E 4

Berlin. . . , |135/139/142/158/168/170|172172/174 173/179 201 Pommern. . . . |134/138/144/155/165/171/172170|/169 170/176 195

. , 1130/133/137/156/165/162 162162/164 164/168'195 . 1135/138/145/165/169/167|169/172/174/172/175 194

A 146151 156/170/185 184/186/186 186/184 184 205 Schleswig - Holstein 1139144 145/158/163/168/170/171 174 174176187 Hannover. . . , 1143/146 148/163/173/176/179/179 182 184 187/197 Westfalen. . . 1150148 148 156/168 1751/179179 184 186 193 203

essen-Nassau . [154/156 158/172/181/185/193/196 197/195 200 215

heinland . . , [151/155/155/174/178/185[187[189 193 196 203 210

Während also im Halbjahr vor Einführung des Zolles der Preis um durcschnittlih über das Dreifache desselben stieg der Zoll be- trägt bekanntlißh 1 Æ pro 100 kg zeigen die darauf folgenden vier Monate eine kaum nennenswerthe Steigerung des Preises. Erst im Juni, nach den Nachtfrösten des Mai, trat ein weiteres Steigen der Preise ein. Daraus ergiebt sih, daß die jeßigen Getreidezölle auf den Engrospreis des Korns gar keinen Einfluß haben. Derselbe ist vielmehr abhängig von dem Ausfall der Ernten in Rußland, Amerika und jeßt auch Indien und von den Spekulationen und Machi- nationen an den Börsen.

2) Das Brot wird dem armen Mann vertheuert.

_ Diese Phrase des Hrn. Richter findet ihre Richtigstelung und Widerlegung durch nachstehende, dem statistishen JFahrbuch der Stadt Berlin für 1881 entnommene Tabelle, welche die Preisbewegung von Roggen, Mehl und Brot auf dem Berliner Markt im Jahre 1881 darftellt.

Es kosteten 100 ke | 1 ke

E 100 kg Roggen RNoggen- | Roggen- s{bwer | mittel | leicht mehl brod S M e E Át. M. Januar 20,83 20,14 19,39 31,00 0,24 Februar 20,69 19,73 18,73 31,00 0,24 März 2007 |: 19,71 18,70 31,00 0,24 April 21,14 20,08 19,03 31,00 0,24 21,42 20,56 19,27 31,00 0,24 21,56 20,58 19,65 31,00 0,24 19:6 19,00 18,16 31,00 0,24 1862 | 1806 | 1748 | 3100 | 024 18,84 18,52 18,21 31,00 0,24 Oktober 19,34 19,08 18,78 31,00 0,24 November 19,22 19,01 18,80 31,00 0,24 Dezember 18,12 18,12 C0 28,00 0,24

Obwohl also nach Ausweis der Tabelle der Preis des Roggens um mehr als 129%/, nahezu 23 4 auf den Doppel. Centner, wechselte, so hat der Brotpreis doch durchaus keine Veränderung erlitten, und selbst die Mehlpreise sind im Einzelverkauf Monate lang dieselben geblieben, Daraus geht klar und deutlich hervor, daß auf den Mehlhandel im Detail und auf die Brotpreise auch weit höhere Zölle als die jeßigen ohne jeden Einfluß sein werden. Vielmehr ergeben sonstige statistishe Ermittelungen, daß die Mehlpreise im Kleinhandel und die Brotpreise in den verschiedensten Städten eines Landes oder einer Provinz um ein Erhebliches variiren und fich nach lokalen S Id insbesondere nach lokalem Angebot und Zwischenhandel, richten,

Demnach sind also die Behauptungen der Liberalen von den \hädlihen Folgen der Getreidezölle völlig fals.

Was haben denn nun aber die Getreidezölle, welhe doch wesent- lih in Rücksicht auf die deutsbe Landwirthschaft eingeführt sind, ge- nüßzt, wenn sie ohne jeden Einfluß auf die Bildung des Preises bis- her gewesen sind ?

Als Stutzzölle haben sie freilich nichts gewirkt. Dazu sind sie zu niedrig. Dies Resultat hat Fürst Bismarck vorausgesagt. Wohl aber haben sie als Finanzzôlle gewirkt, An 16 Millionen Mark bringen jährlich die Getreidezölle der Reichskasse ein. Zu diesen 16 Millionen, welche im heftigsten Kampfe den Liberalen abgerungen sind, trägt der deutshe Steuerzahler nicht einen Groschen bei. Sie werden allein von den russischen, amerikanischen, indischen Produzen- ten und vielleicht einigen reihen deutshen Spekulanten getragen. Die deutschen Steuerzahler würden, wenn es nah dem Willen der Libe- ralen gegangen wäre, auch diese 16 Millionen wieder direkt aus ihrer Tasche haben bezahlen müssen, können nun aber, Dank der Anstren- gung der Konservativen, 16 Millionen ruhig im Beutel behalten.

Genügt dieses Resultat? Freudig erglänzte das Gesicht des Land- mannes, wenn er in diesem Sommer seine reich prangenden Fluren ansah, freudig klopft sein Herz, wenn er an den reichen Inhalt seiner Scheunen denkt. Fällt sein Auge aber auf den Getreidebericht in seiner Zeitung, so verdunkelt sich sein eben noch fröhlihes Gesicht, und immer düsterer wird es, wenn er daran denkt, daß die jeßt {on \chlechten Preise wahrscheinlich noch immer mchr sinken werden, Noch immer kommen in den deutshen Häfen Scbiffs- ladungen mit vorigjährigem russishen Roggen an. Was soll erft werden, wenn troß unserer eigenen guten Ernte auch noch die Ernten von Rußland, Amerika und Indien unseren Markt über- \{chwemmen, Dann wird der Landmann wieder auf die Frucht seiner {weren Arbeit verzihten und mit dem Gedanken zufrieden sein müssen, für Andere gearbeitet zu haben. So tvird und muß es kommen, wenn der deutsche Landmann mit der bescheidenen Rolle, die er bisher gespielt, auch fernerhin sich zufrieden giebt; so muß es kommen, wenn er au fernerhin liberale Männer in den Reichstag wählt. So wird es aber nicht kommen, wenn er seine Interessen besser wahrt, wenn er statt liberaler Männer solhe Männer in den Reichstag wählt, die für ihn ein warmes Herz haben und seinen be- rechtigten Klagen Verständniß entgegenbringen.

Im Monat

Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 41. Jn- halt: Handels- und Gewerbewesen: Bekanntmachung, betreffend die auf Grund des Geseßes zur Abwehr und Unterdrückung der Reblaus- kfrankheit gebildeten Weinbaubezirke. Zoll- und Steuerwesen: Ver- änderungen in den Befugnissen von Steuerstellen. Konsulatwesen : Ernennung. Bavnkwesen: Status der deutschen Notenbanken Ende September 1884. Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.

Justiz-Ministerial-Blatt. Nr. 37. Inhalt: Allge- meine Verfügung vom 8. Oktober 1884, betreffend die Zwangsvoll- streckung in das unbewegliche Vermögen. Erkenntniß des Reichs- gerihts vom 5. Juli 1884, Zustellung des Arrestbeschlusses im Aus- lande als Vorausfeßung des Arrestpfandrechts.

Ministerial-Blatt für die gesammte innere Ver- waltung in den Königlich preußischen Staaten. Nr. 8. Inhalt: T. AUgemeine Verwaltungsfsahen. Uebereinkommen mit Dänemark wegen wechselseitiger Unterstüßung Hülfsbedürftiger 2c. Bekanntmachung, das Schuldbuch betr. Behörden und Beamte. Erkenntniß des Gerichtshofes zur Entscheidung der Kompetenz- fonflikte, Pensionirung eines Beamten betr. Uebertragung der Entscheidung über Verseßung eines Beamten in den Ruhestand sowie über Festseßung der Pension auf die Provinzialbehörden. . Be- stellung der für Königliche Kassen mit der Post eingehenden Werth- sendungen. Kirchlihe Angelegenheiten. Vertheilungsmaßstab kirch-

liber Umlagen. Unterrihts-Angelegenheiten. Schließung der Sculen bei anfteckenden Krankheiten. Medizinal-Angelegenheiten. Chemische Untersuchung des Weins. Polizeiverwaltuna. Im All- gemeinen. Verwaltung der Strompolizei. Reinigung vorläufig festgenommener Vagabonden 2c. vor Ablieferung derselben an das Gericht8gefängniß. Aufführung von Theaterstücken betr. Fest- stellung der Entflammungspunkte des Petroleums. Gewerbepolizei. Beschwerden wegen Versagung eines Wandergewerbescheins. Ver- waltung der öffentlichen Arbeiten. Sicherstellung fiskalisher Gebäude gegen Feuersgefahr. Verwaltung für Landwirthschaft, Domänen und Forsten. Festseßung der Gebühren von Zeugen in Auseinander- seßungs-Sachen. Vergütung für Schreibarbeiten in Auseinander- seßungs-Saçhen.

Veterinärwesen.

In Peoria, Staat Illinois, und dessen Umgegend if die Lungenseuche unter dem Rindvieh ausgebrochen.

Das sogenannte Texasfieber ist aub in der Nähe von Clinton, Staat Illinois, bei Lemars, Staat Jowa, sowie im west- lichen Nebraska ausgebrochen. (Vergl. „Reichs-Anzeiger“ Nr. 208 vom 4, September d. J.)

Gewerbe und Haudel.

Die Königlihe Direktion der Breslau - Schweidnißt- Freiburger Eisenbahn fordert die Inhaber von Stammaktien der Breslau-Schweidnitz-Freiburger Eisenbahn-Gesellschaft durch ein Inserat der heutigen Nummer d. Bl. auf, die Stammaktien bei der Haupt- kasse dec genannten Eisenbahn in Breslau oder bei den Königlichen Eisen- bahn-Hauptkassen in Berlin und Frankfurt a. M. behufs Abstempelung gegen 43 prozentige Staatsrente einzureichen und hierbei die nah S. 4 des Ueberlafiungs-Vertrages vom 12./16 Oktober 1883 gewährte baare Zuzahlung von 30 Æ für jede Stammaktie in Empfang zu nehmen, Es wird uns mitgetheilt, daß gegenwärtig noch gegen 2550 Stück Aktien nicht zur Abstempelung vorgelegt worden sind. Es erscheint daher angemesser, die Inhaber derselben darauf aufmerksam zu machen, daß nah dem Cintritt der im §. 8 des erwähnten Vertrages vor- gesehenen Liquidation der Gejellschaft die Rentenzahlung auf die Stammaktien aufhört und das Anreht auf die baare Zu- zahlung von 30 G für jede Stammaktie erlis{t. Der Termin zum Umtausch der Stammaktien is noch nicht feft- geseßt. Nach 8. 7 des obigen Vertrages erfolgt dieser in der Weise, daß auf 2400 4A Freiburger Stammaktien für 2700 4 4 prozentige preußisde Consols verabfolgt werden.

Nürnberg, 11, Oktober. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held.) Das gestrige Geschäft zeigte niht mehr die animirte Stim- mung der vorhergehenden Tage, doch blieben die Preise aller Sorten unverändert. Heute kamen zu Markte 700 Ballen vom Lande und 1200 Ballen Bahnabladungen. Die ruhige Stimmung von gestern währte auc heute fort, die Verkäufe vollzogen sid langsam und die Preise stellten sich hierbei in den meisten Fällen einige Mark niedri- ger. Nur Primawaare behauptete sich fest, da solche unverändert gut gefragt ist. Die Lagerbestände sind belangreih und die Zu- fuhren übersteigen die Abzüge wesentlich. Die Tendenz is am Sclufse ruhig. Die Notirungen lauten: Markthopfen 85—108 M; Gebirgshopfen 110—125 4; Aischgründer 105—125 4 ; Hallertauer, Württemberger und Badischer 110—135 #4; Elsäfser 105—122 #; Posener 125—142 M

Glasgow, 11. Oktober. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sih auf 582 400 Tons, gegen 589 000 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betriebe befindlichen Hochöfen 94 gegen 94 im vorigen Jahre.

NewsYork, 12: Oktober. (W. L..B,) Der Werth ver Waareneinfuhr in der leßten Woche betrug 6 300 000 Dollars, wovon 1 400 000 Dollars auf Manufakturwaaren entfallen.

Verkehrs8-Anftalten.

Mit Bezug auf eine erneuerte, im Inseratentheil veröffentlichte Bekanntmachung wegen Schließung des Hamburger Bahn- hofes in Berlin für den Perfonen-, Gepäck-, Eilgut- und Vieh-Verkehr vom 15. d. M. ab machen wir darauf auf- merksam, daß, obwohl die Scnell- und Erpreßzüge über die Stadtbahn gehen, dennoch vom Lehrter Bahnhofe und umgekehrt Anschlußzüge nah und von Spandau an die vorbezeich- neten Schnell- und Expreßzüge mit denselben Wagenklassen, welche dieselben führen, vom 15. d. M. ab befördert werden und daher ein Umsteigen der mit diesen Anschlußzügen beförderten Passagiere in Spandau nicht erforderlich ift. ,

Hamburg, 12. Oktober. (W. T. B.) Der Postdampfer „Saxonia“ der Hamburg-Amerikanischen Padcketfahrt- Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern in St. Thomas eingetroffen, und der Postdampfer „Lessing“ der- selben Gesellschaft hat, von New-York kommend, heute Morgen 5 Uhr Lizard passirt.

Triest; 12, Oktober. (W. D, B) Der Lloyddampfer „Austria“ ist mit der oftindishen Ueberlandpost aus Alexandrien heute Vormittag hier eingetroffen.

New - York, 11. Oktober. (W. T. B.) Der Dampfer „France“ von der National-Dampfschiffs-Compagnie (C. Messingsche Linie) ift hier angekommen.

Sanitätswesen und Quarantänewesen.

Oesterreich-Ungarn.

Die in den Eisenbahn-Grenzstationen Simbah, Salzburg und Kufstein unterm 2. Juli d. J. („R.-A.* Nr. 162 vom 12. Juli) an- geordnete ärztlihe Revision der Reisenden und ihres Gepäcks ist durch Erlaß der österreicbis-ungarishen Regierung vom 30. September seit dem 10. Oktober d. J. aufgehoben worden.

Durch Verfügung der K. K. Seebehörde zu Triest vom 12. Sep- tember ist bestimmt worden, daß das unterm 1. Juli erlassene Verbot der Einfuhr und Durchfuhr von Hadern, altem Tauwerk, alten Kleidern und dergl. aus Frankrei, Algier und Tunis (vgl. „R.-A.* Nr. 158 vom 8. Juli) auf Kunstwolle und Abfälle von Spinnereien, insbesondere von Seidenspinnereien, aus diesen Ländern keine Anwens dung findet. z /

Circular der K. K. Secbehörde zu Triest vom 30, Sep- tember d. J.: Í A

„Angesichts des Herannahens der Cholera werden die mittelst Seebehörde-Circular vom 20. August 1. J. Z. 7784 *) gewährten Erleichterungen für Fahrzeuge, welche die Lokalverbindung an der österreichisch-italienishen Küstengrenze unterhalten und für die aus italienishen Häfen anlangenden Fischerbarken, nämli, die Aus- \ciffung der dort angegebenen Nahrungsmittel und die Einschiffung von Provision in s808pesa pratica vorzunehmen, aufgehoben.“

Cirkular der K. K. Seebehörde zu Triest: i

„Die K. K. Seebehörde giebt im Nachhange zu ihrem Cirkular vom 18,*®*) resp. 30. September bekannt, daß der Hafen von Cervignano aus der Liste jener Seestationen gestrichen wurde, in welchen Schiffe, welhe aus Häfen colerainfizirter Länder eintreffen, ihre Beobachtungsreserve durhmacben können. Die der Observationsreserve zu unterziehenden, nah Cervignano bestimmten Schiffe müssen einen anderen Hafen aufsuchen.

Die in freier Pratica nah Cervignano segelnden Schiffe haben in Porto Buso einen Funktionär der K. K. Finanzwache als Be- gleitung für die Hin- und Rückfahrt an Bord zu nehmen, welcher darüber zu wachen hat, daß während der Fahrt weder die Mannschaft noch die Pafsagiere mit Personen oder Gegen tänden, welche ih auf italienishem Boden befinden, in Berührung kommen.

*) Reichs-Anzeiger ®" Nr. 199 vom 25. August. .) "Mei Antieero Nr. 227 vom 26. September.