1884 / 244 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 16 Oct 1884 18:00:01 GMT) scan diff

Die in Druck und Verlag von Ÿ H. W, Diet in Stutt- gart erschienene Druckschrift: „An die Wähler des 10. badishen Reihstags-Wahlkreises“ und unter- zeihnet : „Die Vertretung der deutshen Sozialdemokratie wird auf Grund des §8. 11 und 12 des Reichsgeseßes vom 21. Oktober 1878 verboten. Karlsruhe, den 14. Oktober 1884. N Der Großherzogli badishe Landeskommissär für die Kreise DEBIE und Baden. acs.

Nichtamtliches. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 16. Oktober. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen, nah Meldung des „W. T. B.“ aus Baden-Baden, gestern Vormittag 11 Uhr, den Statt- halter General-Feldmarschall Frhrn. von Manteuffel und nahmen sodann bei dem Fürsten zu Solms das Déjeuner ein.

Später maten Se. Majestät eine Spazierfahrt und empfingen sodann den Adjunkten des Bischofs von Straßburg.

Nachmittags fand im Meßmerschen Hause ein Diner von 25 Gededcken statt, an welhem Jhre Königlichen Hoheiten die Großherzoglichen Herrschaften theilnahmen, und zu welchem unter Anderen der Statthalter General-Feldmarschall Frhr. von Manteuffel, der Adjunkt des Bischofs von Straßburg, der General-Lieutenant Frhr. von Meerscheidt-Hüllessem aus Karls- ruhe, mehrere Generale aus Straßburg und der Gesandte bei der Eidgenossenschaft, Wirkliche Geheime Legations-Rath von Bülow Einladungen erhalten hatten.

Der Ausschuß des Bundesraths für Justizwesen trat heute zu einer Sißung zusammen.

Dem Kreise Neustadt in Oberschlesien, welcher den Bau einer Chaussee von Ober-Glogau bis zur Kreisgrenze in der Richtung auf Thomnigz beschlossen hat, ist durch Aller- höchste Ordre vom 3. d, M. das Enteignungsrecht für die zu dieser Chaussee erforderlichen Grundstücke sowie gegen Uebernahme der künftigen chausseemäßigen Unterhaltung der Straße das Recht zur Erhebung des Chausseegeldes nah den Bestimmungen des Chausseegeld-Tarifs vom 29. Februar 1840, einshließlih der in demselben enthaltenen Bestimmungen über die Befreiungen sowie der sonstigen, die Erhebung be- treffenden zusäßlihen Vorschriften vorbehaltlih der Ab- änderung der sämmtlihen voraufgeführten Bestimmungen verliehen worden. Auch sollen die dem Chausseegeld-Tarife vom 29. Februar 1840 angehängten Bestimmungen wegen der Chausseepolizei-Vergehen auf die gedachte Straße zur Anwendung kommen.

2 N soeben im Verlage von Georg Reimer in Berlin erschienene „Handbuch für die deutsche Handels- Marine auf das Jahr 1884“ hat folgenden Jnhalt:

__ L, Verzeichniß der auf die Seeschiffahrt bezüglichen Reichs-

geseße, -Verordnungen u. st. w.

11, Verzeichniß der im Deutschen Reich amtlich over im amt- lichen Auftrage herausgegebenen, aus\schließliß auf die Seeschiffahrt bezüglihen Bücher, Zeitschriften und Karten.

111. Verzeichniß derjenigen auswärtigen Staaten, mit denen vom Deutschen Reich, vom früheren norddeutschen Bund, vom früheren deutshen Zoll- und Handelsverein und von einzelnen deutschen Bun- desftaaten Verträge über die Auslieferung desertirter Matrosen ab- geschlossen sind, nebst Bezeichnung dieser Verträge.

IV. Anweisung in Betreff der Beurkundung von Geburten und Sterbefällen auf Seeschiffen während der Reife.

V, Cirkular an die Kaiserlich deutschen Konsulate, betreffend die kostenfreie Vermittelung des Geldverkehrs der deutschen Seeleute im Auslande mit der Heimath, vom 15. Juni 1877.

VI. Verzeichnisse von Seebehörden innerhalb des Bundesgebietes.

a, Die Inspektoren zur Beaufsichtigung des Seesteuermanns- und Seeschiffer-Prüfungswesens und die Kommissionen für die Prü- fung der Seesteuerleute und Seeschiffer.

b, Die Inspektoren zur Beaufsichtigung des Mascbinisten-Prü- fungswesens und die Kommissionen für die Prüfung der Maschinisten auf Seedampfschiffen.

e, Verzeichniß der zur Aussertigung der Befähigungs - Zeugnisse für Seeschiffer, Seesteuerleute und Seedampfschiffs-Maschinisten zu- ständigen Landesbehörden.

d. Verzeichniß des auf Grund des §, 4 der Verordnung vom 26. Dezember 1875 (Reichs-Geseßblatt Seite 387) bestellten Personals der deutschen Seewarte.

e. Die Sciffsregisterbehörden.

f. Die Inspektoren zur Beaufsichtigung des Schiffsvermessungs- De dic Schiff8vermessungs- undiSchiffsvermessungs-Revisions-

ehörden.

g. Die Seemannsämter und die denselben vorgesetzten Landes- behörden.

h. Die Strandbehörden.

i. Behörden für die Untersuchung von Seeunfällen.

VII. Verzeichniß der deutschen Konsulate, nach der alphabetischen Reihefolge der Staaten und innerhalb jedes Staates nah der alphabetischen Reihefolge der Amtssiße geordnet, nebst alphabetishem Register der e

A. Verzeichniß der deutschen Konsulate.

B, Alphabetishes Register der Orte, an denen dic Konsular- Behörden ihren E haben.

VIII. Verzeichniß derjenigen fremden Konsulate in Deutschland, deren A N I paeviete Ny anes,

. Alphabetishes Verzeichniß der deutschen Kauffahrteischife

noch dem Bestande an 1. Januar 1884. N

_X, Alphabetishes Verzeichniß der deutschen Kauffahrtei-Dampf-

sie nah dem Bestande am Î. Januar 1884.

RI. Verzeichniß von deutschen Kauffahrteishiffen, welhen auf Grund des §. 16 des Geseßzes, betreffend die Nationalität der Kauffahrteischi e und ihre Befugniß zur Führung der Bundesflagge, vom 25. Oktober 1867 (Bundes-Geseßblatt Seite 35), von den E deutschen Konsularbehörden Flaggenatteste ertheilt wor-

X11. Alphabetische Liste der deutschen Heimathshäfen mit Be- zeihnung der Sciffsregisterbehörden i in tan Bezirk die Häfen

liegen.

XIÏI. Statistische Uebersichten.

a. Der Bestand der deutsben Kauffahrteischiffe.

b. Uebersicht der Seereisen deutsher Schiffe zwishen außer- De, Halen in a E dae 1880 und 1882.

c, Der Seeverkehr in den deutschen Hafenplä ü 1875, 1880 und 1882, E das E äßen für die Jahre

d. Nachweis über die tin den Fahren 1880, 1881 und 1882 ver- unglückten deutschen Seeschiffe.

e. Uebersicht der Schiffsunfälle an der deutscheu Küste während der Jahre 1881, 1882 und 1883,

XIVY. Nachträge.

_ Das unter IX aufgeführte Verzeihniß giebt für jedes einzelne Schiff an:

1) Das Unterscheidungs-Signal.

2) Den Namen.

3) Den Heimathshafen. L

4) Die Gattung (Bauart), insbesondere:

a. bei Dampfschiffen, ob Räder- oder Schrauben-Dampfs\cif ;

b. bei Segelschiffen die durch die Takelage und die Form des Sciffskörpers bestimmte Gattung nach der landesüblihen Benennung.

5) Die Ladungsfähigkeit (den Netto-Raumgehalt), sowohl in Kubikmetern, als auch in britisben Register-Tons auf Grund der Vermessung nah der Schiffsvermessungs-Ordnung vom 5. Juli 1872 (Neihs-Geseßblatt Seite 270); insoweit eine solhe Vermessung noch nicht stattgefunden hat, ist dies erkennbar gemacht.

6) Die Pferdestärken der Dampfmaschinen; die Angabe über die- selben ist in der Form eines Brucbes gemacht, in welchem die Zahl der effektiven Pferdestärken den Zähler und diejenige der nominellen Pferdestärken den Nenner bildet.

p Das Jahr der Erbauung, d. h. das Jahr, in welchem das Scifff zuerst vom Stapel gelaufen ist ; erforderlihen Falles au das Jahr eines etwa vorgenommenen neuen Aufbaues.

8) Das Hauptmaterial, aus welhem das Schiff erbaut ist, ob:

a. von Eisen,

b. von Holz, und zwar:

aa. von hartem (z. B. Eichen-, Teak-) Holz,

bb. von weichem (z. B. Föhren-) Holz. /

9) Die Verbolzung ; ob das Swif verbolzt ist mit:

a. Bolzen von Kupfer oder von irgend einer Kupferlegirung (Muntmetall, Metall in engerem Sinne),

b. Bolzen aus verzinktem (galvanisirtem) Eisen,

e. Bolzen aus unyerzinktem Eisen. ift 10) Den Beschlag; ob der äußere Schiffsboden beshlagen ist mit:

a. Platten von Kupfer oder von irgend einer Kupferlegirung (Muntmetall, Metall in engerem Sinne),

b. Zinkplatten.

11) Die Zahl der Schiffs- (Box-) Chronometer, welche das Schiff führt.

12) Den Namen und Wohnort des Rheders. Bei getheiliem Eigenthum den Namen und Wohnert des Correspondent-Rheders,

13) Den Namen und Wohnort des Schiffers (Schiffsführers, Kapitäns).

14) Die Zahl der regelmäßigen Besaßung, einschließlich des Scwiffers (Schiffsführers, Kapitäns), sowie des ärztlihen, Mafchinen-, Verwaltungs- und Dienstpersonals. | h

_Das Verzeichniß ist nah den Namen der Schiffe alpha- betisch geordnet. Schiffe gleihen Namens sind nah der alphabetishen Reihefolge ihrer Heimathshäfen aufgeführt. Kennt man daher den Namen, beziehungsweise den Namen und den Heimathshafen eines Schiffes, so wird man das Unterscheidungssignal, die Labungsfähigkeit, den Namen und Wohnort des Rheders und Schiffers, sowie die sonstigen An- gaben Liber das Schif} dem Verzeichnisse leiht entnehmen

öónnen.

Diese alphabetishe Anordnung sowie die größere Zahl und Reichhaltigkeit der Angaben über jedes einzelne Schiff unterscheiden das Verzeichniß von der als Anhang zum inter- nationalen Signalbuche herausgegebenen Schiffsliste. Die leßtere weist die Schisfe nah der systematishen Reihefolge ihrer Unterscheidungssignale nah und beschränkt sih, unter Beibehaltung des Schemas der britishen beziehungêweise französishen Signalbuch-Schiffsliste, auf die Angabe des Unterscheidungss\ignales, des Namens, des Heimathhafcns, der Ladungs fähigkeit und der Maschinenkrafst des einzelnen Schiffes. Während die Signalbuh-Schiffsliste daher vorzugs- weise den Signalisirungszwecken dient, ist das alphabetische Verzeichniß wesentlich zum allgemeinen Gebrauche für Behörden, Kaufleute, Schiffer u. }. w. bestimmt.

Ueber die deutshen Kauffahrtei-Dampfschiffe enthält das unter X aufgeführte besondere Verzeihniß derselben im An- {luß an die Aufzeihnungen unter IX noch Folgendes :

a. Die noch §8. 22 der Schiffsvermessungs-Ordnung vom 5. Juli 1872 bebufs Feststellung der Jdentität der Schiffe ermittelten Haupti- 7E Lönge, Breite, Tiefe sowie Länge des Maschinenraur1es erselben.

b. Den nach der Swhiffsvermessungs-Ordnung fefgestellten Brutto- Raumgehalt der Schiffe, sowohl in Kubikmetern als auch ia kritischen Register-Tons.

c. Den Unterschied zwiscen dem Brutto- und dem Netio-Raum- gehalt der Schiffe in Prozenten ihres Brutto-Raumgehalts.

d, Die Zahl und Bauart der Fortbewegungs-Mcschinen der Schiffe, sowie die Zahl und Bauart der zu ersterea gehörigen Dampfkessel. A d i

Die in diesem Verzeichniß enthaltenen Dampfschiffe, welche Suezkanal:Meßbriefe erhalten haben, sind am Schlusse des Verzcichnisses noch besonders nachgewiesen unter Angabe des nach den Vorschristen, betreffend die Vermessung der Schiffe für die Fahrt durch den Suezkanal, vom 15. Apri!. 1879, er- mittelten Brutto- und Netto-Naumgehaltes sowie des Unter- jhiedes zwischen dem Brutto- und Netto-Raurngehalt in Prozenten des Brutto-Raumgehaltes.

—_— Der General dec Jnfanterie von Strubberg, General-Fnspecteur des Militär-Erziehungs- und Bildungs- wesens, hat sich, behufs Besichtigung der dortigen Kriegsschule, auf einige Tage nah Hannover begeben.

Cassel, 15. Oktober. Fn der heutigen Sihung des Kommunal-Landtages erfolgten die Wahlen für den E O den Eingabenausshuß und den großen

UsS]MUP-

Meck&lenburg - Strelis, Neustreliß, 14, Oktober. Ae Der Großherzog und der Erbgroßherzog ind gestern mit dem Nachmittagszuge, die Großherzogin mit dem Abendzuge von Neubrandenburg hier wieder ein- getroffen, während die Erbgroßherzogin von Neudrandenburg aus noch einen Besuch in die Nachbarschaft unternommen hat.

Braunschweig. Braunschweig,16. Oktober. (W. T. B.) Die leßten Nachrichten über das Befinden des Herzogs lauten wieder weniger günstig. Die „Braunschweigischen Anzeigen“ melden: Nach gestern hier eingetroffener tele- graphisher Nachricht hat eine wesentlihe Hebung der Kräfte des Herzogs noch nicht stattgefunden; Seitens der Aerzte ist ein Magenkatarrh konstatirt worden. Der Herzog hatte eine unruhige Nacht, doch ist der Puls relativ gut.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 14. Oktober. (Ldes.- Ztg. f. Els.-L.) Der Kaiserlihe Statthalter, General-Feld- marschall Freiherr von Manteuffel, ist gestern Nahmittag mit dem Wien-Pariser Schnellzuge von Augsburg kommend, im besten Wohlsein hier wieder eingetroffen.

Oesterreich-Ungarn. Prag, 15. Oktober. (W. T. B.) In der heutigen Sißung des Landtages beantragte Graf Clam-Martiniß, die Regierung zur Einbringung einer Vor- lage aufzufordern, durch welche der Grundsaß zur Geltung ge- braht werde, daß in allen aus Staatsmitteln erhal- tenen Mittelshulen Böhmens die zweite Landes- sprache als obligatorisher Lehrgegenstand erklärt werde. Von dem Unterricht in der zweiten Landessprache sollen jedoh nach dem Antrage diejenigen Schüler ausges{lossen bleiben, deren Eltern ausdrückich um Befreiung ein- kommen. Hinsichtlih der aus Gemeinde- oder Privatmitteln unterhaltenen Mittelshulen sollen darüber, ob die zweite Landessprache für obligatorish erklärt werden soll, diejenigen entscheiden, welche diese Mittel hergeben. Der Majorität s- antrag des Ausschusses bezüglich des Herbstschen Antrages über die nationale Abgrenzung der Bezirke wurde in namentliher Abstimmung mit 141 gegen 66 Stimmen ange- nommen. _ Pest, 14. Oktober. (Wien. Ztg.) Die gemäßigte Oppo- sition hat den von Albert Apponyi verfaßten Adreßentwurf ohne Debatte angenommen.

_ Agram, 14. Oktober. (Wien. Abdposk) Jn der heutigen Sißung des Landtages unterbreitete der Adreßaus\chuß den Adreßentwurf. Hinkovic und Genossen überreichten den Adreßentwurf der Starcevicpartei. Beide Adreß- entwürfe wurden für Freitag auf die Tagesordnung gestellt.

Belgien. Brüssel, 14. Oktober. (Wes.-Ztg.) Nach- dem das neue Schulgeseß die Kommunen zu Willkürakten verleitet hat, sicht sich jeßt der M inister des Jnnern ge- zwungen, durch ein neues Rundschreiben, „da die Be- stimmungen des Geseßes niht richtig verstanden worden sind“, die Rechte der Gemeinden genau festzustellen. Hier- nah haben die Kommunen ohne Weiteres das Recht, Fort- bildungs- und Kindergartenschulen sowie Elementarshulen zu errichten oder aufzuheben wofern wenigstens eine Schule er- halten bleibt —, die Zahl und das Gehalt der Lehrer wie der Lehrerinnen zu erhöhen oder zu vermindern nur muß das für eine Schule nothwendige Lehrerpersonal erhalten bleiben —, dieLehrer bei Aufhebung ihrèc Stelle mit Wartegeld zur

Disposition zu stellen, und endlih freie Schulen zu adopti-®

ren, Dagegen bedürfen sie der Zustimmung der Regierung zur Aufhebung der Kommunalshulen und zur Adoptirung einer freien Schule, deren Lehrerpersonal nicht wenigstens zur Hälfte geprüft ist, Die Skadt Gent hat die Erhaltung ihrer sämmtlihen Schulen troß der jährlihen Mehrbelaïung von 95 000 Fr. beschlossen.

Die Kommunalwahlen nehmen besonders in der Hauptstadt einen sehr erregten Charakter an. Plakate, Auf- rufe, Ansprachen, persönliches Eintreten der Vertrauensmänner beider Parteien kurz, alles nur Denkbvare geschieht, um sih den Sieg zu sichern. Drei verschiedene Listen bekämpfen sih bei der Wahl der 18 Kommunalräthe.

Der „Moniteur“ veröffentliht heute die Uebersicht über die gesammten Staatseinnahmen der ersten neun Monate des Jahres. Dieselben haben danach einen solchen Ausfall ergeben, daß schon jeßt ein Defizit von 16 187 554 Fr. vorhanden ist und die Steuerzahler, falls niht noch das leßte Vierteljahr eine weitere Vershlimmerung der finanziellen Si- tuation herbeiführt, jedenfalls am Schlusse des Jahres ein Defizit von 26 Millionen zu decken haben.

15. Oftober. (W. T. B.) Das „Echo du Parlement“ meldet, daß anläßlich der am Sonntag stattfindenden Kom - munalwahleninAntwerpen eine beträhtlige Truppen- zahl zur Verhinderung von Ruhestörungen konzentrirt werden foll.

Großbritannien und Jrland. London, 14. Df- tober. (Allg, Corr.) Die schottischen Farmer sind unaus- geseßt thätig, um für sih ähnliche Vortheile zu erringen , wie sie den irishen Pächtern dur die Landakte gewährt worden sind. Jun einem in Aberdeen am Sonnabend abgehaltenen Meeting der „Scottish Farmers Alliance“ wurde der Bericht der Deputation unterbreitet, die nah Jrland entsendet worden war, um über die Wirksamkeit der irishen Landakte und deren Anwendbarkeit auf Schottland Erkundigungen einzu- ziehen. Das Resultat ist ein derartiges gewesen, daß im großen Ganzen sämmtliche Bestimmungen der irischen Land- akte auch auf Schottland zutreffend befunden wurden.

Die Festungswerke ber südlihen Küste Eng- lands sind Gegenstand ernster Aufmerksamkeit der Regierung. Eine Anzahl Genie-Dffiziere vegab sih gestern Morgen von der militärischen Genie-Schule zu Chatham nach der englischen Südküste, um die Forts und Küsten-Vertheidigungswerke längs jener Gestade einer Jnspektion zu unterwerfen.

__ Frankreich. Paris, 14. Oktober. (Fr. Corr.) Die Minister traten heute unter dem Vorsiß des Präsidenten der Republik zu einem Ministerrath zusammen, welchem Hr. Rouvier bereits beiwohnte. Die Vereinigung der Ver- waltung der Kolonien mit dem Handels-Ministerium wurde im Prinzip genehmigt, die Durchführung dieser Neuerung aber auf einen Monat vershoben. Die Minister beschäftigten sh hierauf mit der Regelung der Tagesordnung im Parlament und beschlossen, daß der Minister des Jn- nern im Senat die sofortige Berathung über das Neci- divistengeseß und daß die Regierung in der Kammer die Geseßesprojekte über die Eintheilung der Weine und die E De zux raschen Erledigung vorschlagen werde.

Die beiden Häuser des Parlaments traten heute nur zusammen, um ihre Tagesordnung festzustellen. Jn der Deputirtenkammer brachte der Marine-Minister zwei Ge- sezentwürfe ein; der erste eine Kreditforderung für Tong- king von 10811 000 Fr., der andere, betreffend die Er- laubniß zur Verleihung einer Anzahl von Auszeichnungen für Waffenthaten in Tongking. Der Kriegs - Minister brahte Jjein neues Projeït über die Bildung eines Kolonial- und eines ajsrikanishen Heeres ein. Die Jnter- pellation de Roys wird am Sonnabend zur Debatte gelangen. Der Senat regelte seine Tagesordnung dahin, daß zuerst das Gese über die Fncompatibilitäten und hierauf das über die Recidioisten, für welches leßtere noch einige Akten nothwendig sind, zur Berathung gelangen soll. :

15. Dftober. (W. T. B.) Die Budgetkommission lehnte die Vorshläge des Finanz-Ministers Tirard bezüglich der Herstellung des Budgetgleihgewihts ab und be- {loß, an ihren früheren Beschlüssen festzuhalten. Am Freitag wird si der Conseils-Präsident Ferry in der Budgel- kommission über die Mittel zur Herbeiführung neuer Erspar- nisse vernehmen lassen.

Jn Aubervilliers ist heute früh eine Person an #po- radischer Cholera verstorben.

Eine Depesche des Generals Brière de l’Jsle meldet : Oberst Donnier nahm nah einem glänzenden G e- feht am 10. d. M. eine, die Festung Chu beherrschende Höhe weg einen Stüßpunkt des großen verschanzten Lagers, welches von 5 casemattirten Forts gedeckt wird. Die Chinesen versuchten Tags darauf wieder zum Angriff überzugehen, aber unsere Artillerie rihtete so großen Schacen unter ihnen an, daß fie in der Richtung nah Langson entflohen. JZhre Verluste werden auf 3000 Mann veranschlagt, unter denselben ihr kommandirender General. Unsere Verluste betragen 20 Todte, worunter ein Offizier, und 90 Verwundete, worunter 2 Offiziere. Die von dem Obersten Donnier geshlagenen chinesishen Truppen gehörten den besten Truppen des Kaiserreihes an, waren gut be- waffnet und manövrirten nah europäischer Weise. Brière de l’Jsle betrachtet die Fnvasion in Tongking als vollständig zum Stillstand gebraht. Nach der amtlichen Liste betragen die Verluste der Franzosen bei der Rekognoszirung am 8. d. M,, bei Tamsu1, 16 Todie und 49 Verwundete.

Ftalien. Rom, 15. Oktober. (W. T. B.) Der Cholera-Bericht vom 14. d. M. meldet: Es kamen vor: In Alessandria 3 Erkrankungen, 2 Todesfälle, in Aquila 9 Er- krankungen, 6 Todesfälle, in Brescia 2 E: krankungen, 1 Todes- fall, in Caserta 2 Erkrankungen, 2 Todesfälle, in Cremona 4 Erkrankungen, 3 Todesfälle, in Cuneo 41 Erkrankungen, 15 Todesfälle, in Genua 11 Erkrankungen, 15 Todessálle, in Modena 2 Erkrankungen, 1 Todesfall, in Neapel 125 Er- franfungen, 57 Todesfälle, davon in der Stadt Neapel 95 Er- krankungen, 47 Todesfälle, in Novara 4 Erkrankungen, ö Todesfälle, in Parma 1 Erkrankung, 1 Todesfall, in Pavia 15 Erkrankungen, 3 Todesfälle, in Pesaro 4 Erkrankungen, 3 Todesfälle, in Reggio nell’ Emilia 1 Erkrankung, 3 Dodes- fälle, in Rovigo 2 Erkrankungen, 1 Todesfall.

Neapel, 16. Oktober. (W. T. B.) Vom 14. d. M., Nach- mittags 4 Uhr, bis zum 15. d. M. zur gleihen Zeit sind 76 Personen an der Cholera erkrankt und 36 Personen gestorben.

Nußland und Polen. St. Pelersbutrg, 16. Oktober. (W. T. B.) Das Ministerium für Volksaufklärung ma@t bekannt, daß die von dem „Kiewlanin“ mitgetheilte theilweise Zulassung der Kiewschen Studenten zu andern Universittäen dur die jüngst im „Regierungs-Anzeiger“ in Betreff der Kiewschen Universität veröffentlichte Verfügung als annullirt anzusehen sei.

Afrika. Egypten. Kairo, 15, Oktober. (W. T. B.) Entsprehend dem Schreiben des Finanz-Ministers, vom 18. September, durch welches derselbe die Suspension der Amortisirung derx unifizirten Schuld anordnete, hat das Ministerium heute Verfügungen erlassen, daß die Zahlung der Einnahmen der Eisenbahn- und Telegraphen- verwaltung an die Staatsschuldenkasse morgen und die Zahlung der übrigen Einkünfte, welche speziell für die Staats- ¡huld bestimmt sind, am 26. d. M. wieder aufgenommen werden.

(Allg. Corr.) Ueber das Schicksal des Obersten Stewart bleiben die Nachrichten noch immer widerspreend. Die neueste Meldung, die dem Auswärtigen Amte in London zugegangen, belebt von Neuem die {hon dur Zeirungsberichte geweckten Hoffnungen, daß er noch unter den WLebenden ist. Major Kitchener berichtet nämlich: er habe aus Debbeh Neuigkeiten empfangen, die, wenn sie forrekt sind, es über jeden Zweifel stellen würden, daß der Oberst Stewart noch am Leben i}. Boten sind mit Einzelnheiten der Niedermeßelung eingetroffen, Einer der- selben hatte einen der Ueberlebenden gesprochen, welcher er- klärte, daß der griehishe Konsul in Chartum den Dampfer befehligt habe, und man ist der Ansicht, daß, wenn Oberst Stewart sih an Bord des Schiffes befunden hätte, ex dessen Befehl geführt haben würde.

Zeitungs8stimmuten.

Die „Norddeutsche Allgemeine Zeituna“ theilt den Wortlaut einer dem Reichskanzler kürzlich von Seiten der Handelskammer für den Regierungsbezirk Oppeln zugegan- genen Eingabe. Dieselbs lautci:

Ew. Durchlauht wollen uns hochgeneigtest die gehor]same An- zeige gestatten, daß wir in unserer leßten Plenarsißzung am 25, September d. J. folgende Resolution beschlossen haben:

„Die Handelskammer für den Regierungsbezirk Dppeln erachtet die Einrichtung von Postdampferlinien, wel%e cinen regelmäßigen und {nellen Verkehr zwischen Deutschland und überseeischen Kultur- ländern auf direktem Wege herstellen, für eines der wirksamsten Mittel, um im Interesse der deutshen Gewerbethätigkeit die Handelsbeziehungen mit jenen Ländern zu befestigen, zu beleben und zu erweitern. i

Dementsprechend hat unsere Kammer den in einem Geseßeniwurf der verbündeten Regierungen kundgegebenen Plan, zur Einrichtung und Unterhaltung regelmäßiger Dampfscbiffsverbindungen zwischen deutschen Seehäsen und Ostasien bezw. Australien Beihülfen aus Retchsmitteln zu bewilligen, mit lebhafter Befriedigung begrüßt und bedauert, daß der betreffende Geseßentwurf nicht zur endgültigen Er- ledigung gekommen ist.

Indessen hegt die Handelskammer die Hoffnung, daß der nah den Neuwahlen zusammentretende Reichstag seine Zustimmung zu t Unterstüßung eines solchen nationalen Unternehmens nicht ver- agen wird.“

Im Anschluß an diese Erklärung aestatten wir uns, als berufene Vertreter eines großen Industricbezirks, Ew. Durchlaucht die chr- erbietige Bitte zu unterbreiten, hochgeneigtest zu veranlassen, daß der Antrag der verbündeten Regierungen auf Bewilligung von Reichs- mitteln zur Unterstüßung von Postdampferlinien dem Reichstage nochmals vorgelegt werde. :

Die von der Handelskammer für den Kreis Offenburg zu Lahr an den Reichskanzler, Fürsten von Bismarck, gerichtete Adresse bezüglih der Dampfersubventionen hat nah der „Karlsruher Zeitung“ folgenden Wortlaut: :

„Ew. Durc(hlauht!! So freudig wir |#. Zt. die von Gw. Durg@laucht dem Reichstag in der leßten Session zugestellte Vorlage eines Gesetzentwurfs, betreffend die Verwendung von Geldmitteln aus Reihsfonds zur Einrichtung und Unter- huïtung von direkten Post - Dampfschiffverbindungen mit über- leeishen Ländern, begrüßt haben, ebensosehr haben wir bedauert, daß diese bedeutungsvolle Vorlage nicht mehr dur{hberathen und zu einem crfolgreihen Abschluß gebraht werden konnte. Wir sind zwar n in der Lage, für die Beurtheilung und Befürwortung der Vor- 8 in tehnischer Hinsicht neue Gesichtspunkte beizubringen, oder etwa die Nothwendigkeit der geplanten Einrichtung an bestimmten Fällen des Bedürfnisses aus dem praktischen Geschäftsleben nahzuweisen, Es ist a wird dies noch von anderer, kompetenterer Seite zur Genüge und

effser geschehen. Unsere Sympathie für die Vorlage wurzelt in der

Würdigung derselben vom allgemein wirtbschaftliden Standpunkt aus, Ina voller Uebereinstimmung mit dem industriereidben und für einen beträctliwben Theil sciner Erzeugnisse auf den Export angewiesenen Bezirk, dessen wirthschaftlibe Interessen wir zu vertreten baben, sind wir der Meinung, daß in dieser Vorlage ein Keim lieat, der für unser nationales Wirthschaftsleben direkt und indirekt, hundert- und tausendfältig Früchte tragen kann, und daß die günstige Lösung der damit zur rechten Zeit aufgeworfenen Frage von der höchsten Bedeutung und der größten Tragweite für die fernere Entwicklung und das Gedeihen unseres Handels, unserer Industrie und Schiffahrt sein wird. Wir versprehen uns von der Einrichtung direkter Postdampfer-Verbindungen unter eigener, deutscher Flagge nicht blos die auf der Hand liegenden Vortheile eines rascheren, gesicherteren und von fremden Institutionen unabhängigen Postverkehrs mit den überseceishen Ländern und Handelsfstationen Vortheile, die im heutigen Gesc{äftsleben bekanntlih von größtem Werthe sind —, sondern auch die niht hoch genug zu \hätßende Möglichkeit einer selbständigen geregelten Pflege und fortschreitenden Erweiterung unserer überseeishen Handels- beziehungen. Wir erblicken ferner in jener Einrichtung ein wirksames Mittel zur Sicherung und Vergrößerung unserer Absatzgebiete, nicht minder aber auch z1 einer Belebung des Un- ternchmungsgeistes , von welher eine günstige Rückwirkung auf den Handel und die gesammte Industrie unseres deutschen Vater- landes erwartet werden darf. Wir versprehen uns weiter von der Einführung eigener Dampferlinien im Sinne der Vorlage als größten moralischen Gewinn, die Befreiung von der zur Zeit noch bestehenden Abhängigkeit von fremden Verkehrs- mitteln, eine Erhöhung der Selbständigkeit und des Ansehens unseres deutschen Handels und unserer Flagge bis zu dem Maße von Auto- rität, das uns nöthig ist, um au auf diesem Gebiete den uns gebÜüh- renden Play unter den konkurrirenden Nationen einzunehmen und dessen wir bedürfen, um mit den Bewohnern der überseei- hen Linder, welhe ihr Entgegenkommen großentheils nach der Machtentfaltung des mit ihnen Verbindung sucbenden Staates zu bemessen pflegen, erfolgreich verkehren zu können, Wir erblicken endlich in der geplanten Dampferverbindung das beste Mittel zur Unterstüßung der deutshen Kolonialbestrebungen, deren Verwirklihung im Sinne der Ausführungen, mit welchen Ew. Durchlaucht in der Kommissionssizung vom 23. Juni d. J. in so eingehender und Üderzeugender Weise die Grundzüge und Ziele Ihrer deutschen Kolonialpolitik gezeihnet haben, als wir die rihtigste Lösung der Kolonienfrage anerkennen und wünschen müssen. In diesen allgemeinen Gesichtspunkten wurzelt unsere Sympathie für die damalige Vorlage und von diesen Gesichtspunkten aus- gehend, gestatten wir uns heute, einem einstimmigen Be- \hluß unserer Kammer zufolge, die ergebenste Bitte auszu- sprechen: Ew. Durchlaucht wolle dem nächsten Reichstage neuerdings eine Vorlage in gleihem Betreff hochgeneigtest zugehen lassen, welche, wie wir hoffes, im neuen Reichstage eine warme Aufnahme, eine kräftige Unterstüßung fiaden und, wie wir wünscben, zum Segen des deutshen Handels, zum Wohle des Deutschen Reichs zur Annahme und baldigen Ausführung gelangen wird. In ehrerbietigster Ergeben- beit Gw, Durchlaucht gehorsamste Handelskammer für den Kreis Offenburg und Amtsbezirk Ettenheim in Lahr.

Amtsblatt des Reichs-Postamts. Nr. 51, Inhalt: Verfügungen: Vom 7. Oktober 1884. Werthbriefverkehr mit der Türkei. Vom 7. Oktober 1884. Kartenformulare zu Postanwei- sungen aus Frankrei. Vom 6. Oktober 1884, Wiederherstellung des Postpacketverkehrs mit Algerien und Tunis. Vom 7. Oktober 1884. Benutzung der Eisenbahnftrete Großbothen—Wurzen zu Poft- zwecken. Vom 7 Oktober 1884. Eröffnung der Eisenbahnstrecke Siegburg—Ründeroth.

Statistische Nachrichten.

Im Verlage von Julius Springer, Berlin, erschien soeben der Jahresbericht über die Beobachtungsergebnisse der von den forstlihen Versuchsanstalten des Königreichs Preußen, des Königreichs Württemberg, des Herzogthums Braun- \hweig, der thüringiscen Staaten, der Reichslande, und dem Landes-Direktorium her Provinz Hannover eingerichtcten forst- li - meteorologishen Stationen. Herausgegeben von Dr. A. Müttrich, Professor cn der Königlichen Forstakademie zu Eberswalde und Dirigent der meteorologischen Abtheilung des forst- lichen Versuch8wesent in Preußen. Neunter Jahrgang, 1883. Die Zahl der forstlih-meteorologishen Stationen ist auch während des Sahres 1883 wieder unverändert geblieben. Der Bericht giebt in den Vorbemerkungen eine Tafel, welche der leichteren Uebersichtlichkeit wegen die Zusammenstellung der geographischen Lage der Stationen und ihrer Erhebung über den Meeres\piegel, bietet.

C Le Do anwe östlich von | über dem

| Ferro. Meere, Grad.

Grad. m 54,50

38,134 | 30 93,34 39,9 124 50,28 34,2 690 52,90 31,297 42

Stationen. Oberförsterei.

Frißen Kurwien ' Carlsberg verbunden mit der Hauptsta- | tion des forst- lien Versuchs-/ wesens. Schmiedefeld Lohra Andreasberg Marienthal Lüneburger Heide Hadersleben Hadersleben Schoo Aurich Lahnhof alben ollerath Reifferscheidt t. Johann Oberamt Urach Hagenau Hagenau-Ost Neumath Lemberg 48,59 24574 8340 Melkerei Barx 48,25 24,574 930

Die Beobachtungsresultate von den drei zuleßt genannten, in Elsaß-Lothringen belegenen Stationen sind ebenso wie in dem ver- gangenen Jahr auch im Jahre 1883 sowohl für die monatli er- scheinenden Publikationen, als auch für den Jahresbericht dur die forstlihe Versuchsanstalt in Straßburg und die Resultate des Jahress berichtes für die in Württemberg gelegene Station St. Johann dur die forstlihe Versuchsanstalt in Tübingen zusammengestellt worden. Für die übrigen Stationen ist die Bearbeitung der Beobachtungen durch die Hauptstation des forstlihen Versuhswesens in Preußen ausgeführt. Eine längere Unterbrebung haben die Beobachtungen auf keiner Station erfahren, am häufigsten mußten ebenso wie in den vorhergehenden Jahren die Beohachtungen der Erdbodentempe- raturen ausgeseßt werden, weil entweder die Holzleisten, in denen die Thermometer befestigt sind, zeitweise feslgefroren waren, oder weil în der nassen Jahreszeit zuviel Grundwasser auftrat und die Beobachtungen deshalb unterbrochen werden mußten. Der Bericht giebt das Verzeichniß derjenigen Stationen, auf denen die Ablesungen an den Erdbodenthermometern ausfielen. Im Laufe des Jahres 1883 sind die beiden Stationen Frißen und Kurwien einer eingehenden Revision unterzogen und die auf ihnen benußten Instrumente mit den in Eberswalde befindlichen Normalinstrumenten wieder verglichen worden. Die Revision erfolgte in Frißen am 4. und 5. September und in Kurwien am 31. August und am 1. September.

S urwien Carlsderg Ebert walde

50,362 951,22 51,455 52,16 52,99 59,16 53,362 50,535 50,274 48,295 48,50

28,283 | 680 28,14 353 28,104 | 774 28,38) | 143 27,55 95 27,94 34 25,14 3 25,541 | 602 24,31 612 26,59 760 25,28 145

S({hmiedefeld Friedrihsrode Sonnenberg Marienthal Lintel

Es werden sodann die Resultate der Beobachtungen auf den forstlih - meteorologis&en Stationen während des Jahres 1883 zu- sammengestellt. Die Tafeln enthalten Mittheilungen über Luftdruck, Lufttemperatur, Erdbodertemperatur, atmosphärisce Feuchtigkeit, Ver- dunstungsgröße einer freien Wasserflähe und N?eder läge, Bewölkung, Winde, Beobachtungen aus dem Thier- und Pflanzenleben.

unft, Wissenschaft und Literatur.

Von -der illustrirten Pracbtaus8gabe von Lenau's Werken liegen die Lieferungen 9 und 10, von derjenigen von H. Heine's Werken die Leferungen 4—6 vor, leßtere die „Ideen, das Buch la Grand“ und die Berliner Briefe enthaltend. Sämmtliche Hefte sind mit zablreiden wohlgelungeren Illustrationen ges{müdckt, die den Preis des sehr elegant ausgeftatteten Werkes: 50 -Z für das Heft, auffallend billia erscheinen lassen. Beide Werke werden be- kanntlich von Sigmund Bensinger in Wien, Leipzig und Prag verlegt.

In Carl Heymanns Verlag in Berlin ift erschienen: „Taschenkalender für Schied8männer und deren Stellver- treter in Preußen auf das Jahr 1885.* Derselbe enthält außer einem vollständigen Kalendarium alle Gesehe, deren Kenntniß zur Ausübung des Scicdêmanrsamtes nöthig ist. Außerdem ift in ihm der Versuch gemabt worden, dur selbständige Abhandlungen über einzelne für das Verständniß des Schiedsmanns-Instituts wichtige Fragen das Interesse an demselben anzuregen und auf die hohe Kulturcaufgabe desselben aufmerksam zu machen. Die Redaktion dieses Jahrgangs des Kalenders hat wicderum in den bewährten

änden des Senats - Präsidenten, Geheimen Ober - Justiz - Raths lorschüß geruht, sodaß {on darin eine Garantie der praktischen Brauchbarkeit desselben gefunden werden dürfte. Sicherlih wird das elegant und dauerbaft gebundene Büchlein sich unter den Schieds- männern immer mehr Freunde erwerben. Der Preis des Kalenders beträgt 2,25 M /

„Lehre der Honigverwerthung. Anleitung zur Fabri- fation von Meth, Wein, Champagner, Liqueur, Syrup, Essig, moussirender Limonade, Alkohol 2c., zur Herstellung feiner Backwerke mit Honig, wie Nürnberger und italienischer Lebkuchen, Confituren, Honig- und Pfefferkucken 2c, und zum Einmachen der Früchte in Honig. Nebst Anleitung zum Gebrau) des Honigs in der Gesund- heité pflege und cinem Anhange: Das Wachs und seine Verwerthung“. Herausgegeben von W. Lahn, Vorstandsmitglied des Bienenzucht- Vereins Oranienburg. Mit Dzierzons Bildniß. Ed. Freyhoffs Ver- lag in Oranienburg. Elegant bro. 2 M Die vorliegende Scrift bezweckt die Hebung der vaterländisben Bienenzubt dur beste Ver- werthung ihrer Produkte, speziell des Honigs. Mit Bienenfleiß hat der Verfasser zusammengetragen, was seine eigene Erfahrung ihn ge- lehrt und er hier und da zerstreut gefunden hat an Rezepten und Anweisungen der ersten apistishen Sriftsteller. Nicht aber für die Imker allein will der Verfasser gescrieben haben; er wendet ih auch an die Hausfrauen und lehrt sie die Verwendung des Honigs in der Hauswirthschaft und der Gesundheitspflege und das Einmachen der Früchte in Honig.

Das „Magazin für die Literatur des Jn- und Auslandes* eröffnet sein Herbstquartal mit einer ganz besonders interessanten Nummer. Wie das „Magazin“ seit der Redaktion von Franz Hirsh seine Leser daran gewöhnt hat, die Gediegenheit eines kritis&en Journals mit der Anmuth vornehmer Unterhaltung und vor allem echt künstlerisber Produktion vereinigt zu sehen, so bietet auch diese Nr. 40 eine Fülle belehrender und arregender Beiträge, von denen wir einiae hier hervorheben. Die poetishe Produktion ist dur eine reizende Epistel von Rudolf Baumbach, welche fic Über den Werth der Kritik verbreitet, sowie durch eine formvollendete Verdeutshung von Francois Coppée’s „Intimités“ (von Hugo Münsterberg) vertreten. Eduard von Hartmann regt unser Nachdenken durch einen Artikcl „Zur religisen Frage“ an, Ernst Efstein giebt einen meisterhaften Cisay über das „Wesen des historisÞwen Romans und seine Gegner“; Ferdinand Gregorovius, der \sich höchst selten in Journalen verrehmen läßt, berichtet mit bekanntem historischen Feingefühl über die „Geschichte eines Papstes“, welcher eine italienishe Monographie über Nicolaus V. zur Grundlage dient. Höchst interessant und originell find zwei Beiträge, welche sich mit der dramatischen Dichtung und Darstellung beschäftigen. Ein Aufsaß von Albert Lindner „Aus dem Boudoir der dramatishen Muse“ läßt uns Einblicke in die Genesis der dramatischen Dichtung thun, während die Schauspielkunft neue Be- leuhtung in einem Artikel findet, welchen die hervorragendsten deutschen Schauspielerinnen geschrieben haben. Der höchst eigenartige Bei- trag ist betitelt: „Was wir bei unsern Rollen empfinden, Bekennt- nisse deutsher Schauspielerinnen“. Wenn wir nah diesen s{mack- haften Gerichten, mit welchen uns die Redaktion die Tafel det, noch das Dessert der „Literarishen Neuigkeiten“ erwähnen, welche Miniaturkritiken der neuesten Literaturerscheinungen aller Nationen bringen, wenn wir ferner auf die wißige und instruktive „Magazin- post“, auf die reichhaltige „Bibliographie“ aufmerksam machen, so glauben wir im Interesse aller derer zu handeln, welche zu den Freun- den vornehmer und geistvoller Literaturblätter zählen, Das „Ma- gazin* ist eines der weitest verbreiteten und billigsten Literaturblätter (Preis 4 # pro Quartal). Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen, Postanstalten und die Verlagshandlung von Wilhelm Friedrih in Berlin und Leipzig entgegen.

Die Zeitschrift „Vom Fels zum Meer“ (herausgegeben von W, Spemann in Stuttgart und redigirt von Prof. Joseph Kürschner) führt ihren neuen, am 1, Oktober d. J. begonnenen Jahrgang 1884 mit einer Jugendarbeit des General-Feldmarschalls Grafen Moltke „über Polen“ ein, die sowohl ihres Autors wie ihres Inhalts wegen von hohem Interesse ist. Vorangesiellt ist dem Aufsaß ein vorzüglihes Porträt des großen Strategen mit facsimilirter Unterschrift. Auch der übrige Inhalt des Hefts ist ansprechend. Der deutsche Konsul Dr. Gustav Nach- tigall ist mit einer farbenreihen Schilderung von Tunis vertreten, die der Maler Speyer an der Seite des Autors, Land und Leute studi- rend, musterhaft illusirirt hat. Eduard von Hartmann unterfucht den Vegetarianismus auf seine Berechtigung ; Franz von Holßendorff beleuchtet die Verbrchen®erschein1gen der Geaenwart in ihrem gan- zen Umfange und leitet damit zuglei eine Serie fortlaufender Artikel cin, welche von einem höheren Standpunkt als dem der Senfations- macherei mit dem Studium der verbrecherishen Phänomene un'eres Zeitalters sich beschäftigen wird. Ueber den Selbstmord der T)ière verbreitet sich ein Cssay des Prof. W. Preyer, unter Beibringung vieles neuen interessanten Materials. Die Novellistik is in dem Hefte vertreten durch einen spannenden Roman aus dem Theaterleben von Rob. Byr, eine brandenburgishe Geschichte aus dem 17. Jahrhundert von Ludovika Hesekiel „Courage“, von deren düsterer Färbung die fonnig heitere Novelle „Jm Goldrah- men“, von C. von Schwarzkoppen, charakteristisch absticht, Eiae Humoreske „Frize Kulasch“, von Alb. Roderih, wird um so an- ziehender, als Eduard Grüßners Griffel sie tllustrirt hat. Der Illustrations8reihthum des Heftes ist übrigens mit den genannten Beiträgen noch nicht ershöpst; wir erwähnen nur ncch die malec- rischen Schwveizer-Ansichten Webers zu einem anmuthigen Artikel Woldemar Kadens „In der Heimat Tells*“ und die vortrefflichen Re- produktionen von Bildern des französishen Malers Meissonnier zu dessen Charakteristik aus der Feder Pehts. Die Beiträge in gebun- dener Rede find von Wilh. Herß, der ein anziehendes Glbenmärchen aus dem Englishen überseßt, von Herm. Allmers, Emil Peschkau und Rich. Leander. Im „Sammler“ haben wic gegen 20 verschiedene Rubriken mit mehr als 40 Jüustrationen gezählt. Die unterhalten- den Theile dieser „kleinen Zeitung für den Familientish" {find sehr er- weitert worden durch Aufnahme von Domino-, Karten- und Gesell- \hafts\pielen, Preisräthsel, eine farbige Kunstbeilage auf besonderem Papier, Bei - abe einer großen E senbahnkarte von Deutschland, Oester- reich und der Schweiz. Der Preis dieser anziehenden, sauber aus gestatteten Monatsschrift beträgt pro Heft (124 S.) nur 1

Die in Leipzig und Berlin den 18. d. M. erscheinende Nr. 2155 der „JFllustr irten Zeitung" enthält folgende Abbildungen: Das am 28. September enthüllte Bach-Denkmal in Eisenah. Mo- dellirt von Prof. A. Donndorf. Nach einer photographischen Auf-