1884 / 251 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 24 Oct 1884 18:00:01 GMT) scan diff

‘des Reichskanzlers stehen und nur das Programm der jeweiligen Regierung in feierliher Form verkünden“. Von Sah zu Sag ist die Nede des Präsidenten der Wahlversammlung auch in ihrem

weiteren Texte nur eine in durbaus loyalem Ton gehaltene Verthei- digung um nit zu sagen: Entschuldigung und Beschönigung der entschiedenen Opposition des Fortschritts in einer Reihe wichtiger Fragen, in denen die Nation und die große Mehrheit ihrer Vertretung auf Seiten der Regierung stand und in welchey die Gesetzgebung zu n Î Das Streben nach einem parla- mentarisc/en Regiment wurde geradezu in Abrede gestellt. Mit beson- derer Betonung hob der Redner auch hervor, daß es seiner Partei nicht in den Sinn komme, an der Wehrkraft der Nation zu rütteln; er shieg indeß weislich davon, daß der Fortschritt noch in neuerer Zeit gegen das Gese über die Ausbildung der Ersatreserven und die unabweisbar gebotene Vermehrung der Cadres aufs Leidenschaftlichste angekämpft

positiven Resultaten gelangt ift.

hat und daß sein Hauptpoftulat ftets auf Ersparnisse am @Militär- etat gerichtet ist. Die programatishe Forderung der Deutscfrei- finnigen, daß in Zukunft das Septennat aufhören und der Präfsenz- stand von drei zu drei Jahren festgestellt werden folle, wurde in den Sleier der Unschuld gehüllt. Gewiß haben nur wenige der An- wesenden diefen Schleier durchs{aut und fih klar gemacht, daß die dreijährige Bcwilligung nichts anderes bedeutet als das jedes- malige Hineinwerfen einer Existenzfrage für unsere Armee in den Strudel des Wahlkampfes.

Das Ensemble der Rede des intellektuellen Hauptes der Breslauer Fortschrittspartei zeugt ganz unstreitig von einem Fortschritt in unserem Sinne, der unsere kühnsten Hoffnungen weit hinter sich läßt. Die fortschrittliche Aera, in der man es noch mit Erfolg unternehmen durfte, den Wählern Breslau’s anzusinnen, in der Person des verstorbenen Herrn Bürgers einen der radikalsten Demagogen von 1848 als ihren Vertreter zu erklären, liegt ers s\echs Jahre Hinter uns, aber der Faden zwishen damals und *' jeßt ist bereits vollständig gerissen. Auch in den fortschrittlichen Reihen hat eine antifort\scrittlihe Strömung die Oberhand gewonnen. Die Führer haben erkannt, daß „entschiedene Opposition“ nicht mehr populär ift, daß der völlige Schiffbruch des Mancbesterthums fi nicht mehr vor der öffentlichen Meinung verleugnen läßt, daß die großen MReformakte, welche der Regierung im Laufe der leßten Jahre gelungen, die Verstaatlihung der Eisenbahnen, die Tarif- geschgebung, die Verbesserungen unserer Gewerbeordnung, die Re- gelung des Aktienwesen3, das Krankenkassen- und das Unfallgeset, die dankesvollste Anerkennung der Nation gefunden haben und daß die fortschrittlihe Opposition nichts aufzuweisen hat als eine Reihe der eklatantesten Niederlagen. Die fortscrittlihen Führer haben gleichzeitig gelernt zu rechnen mit dem die nationale Gesanmmt- heit immer ticfer erfassenden Gefühl für die welthistorishe Bedeutung unseres Kaisers und seines Kanzlers und mit der Bewunderung, welche unser Volk der genialen, des Vaterlandes Ruhm und Größe mit jedem Tage mehrenden Friedenspolitik seines unvergleichlichen Staatsmannes zollt.

Gesegnet sei der Fortschritt der Fortschritt zu besserer Er- kenntniß!

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des Statistishen Amts der Stadt Berlin find bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 12. bis infl. 18. Oftober cr. zur Anmeldung gekommen: 526 Ehe- \{chlicßungen, 867 Lebendgeborene, 34 Todtgeborene, 611 Sterbefälle.

Ueber die Produktion der Hütten im preußischen Staate im Jahre 1883 entnehmen wir dem bereits erwähnten amtlihen Tabellenwerke folgende Daten:

Roheisen wurde in 98 Hütten als Haupt- und in 4 als

Nebenprodukt fabrizirt. Es waren hierbei 18 026 männlicbe und 955 weiblibe, zusammen 18981 Arbeiter beschäftigt. Die Produktion betrug (infl. 252023,342 t als Nebenprodukt) 2575 977,544 t = 143 070259 Æ (pro Tonne 55,54 M4), und zwar in 21 Hütten 33 369,791 t Holzkohlenroheisen = 3 820422 M (114,49 M pro Tonne), und in 77 Hütten 2542 607,753 t Steinkohlen- und Koks- roheise = 139249 837 M (54,77 4 pro Tonne). __ Rohzink wurde in 29 Hütten mit 7137 m. und 1291 w., zu- sammen 8428 Arbeitern dargestellt (außerdem in 1 Hütte als Neben- produft). Das Quantum betrug 116 644,381 t = 33 668 710 (288,64 M. pro Tonne).

An Blockblei fertigten 13 Hütten als Haupt- und 20 als Nebenprodukt mit 2331 Arbeitern (darunter 21 w.) 84 808,781 t = 20 454057 Æ (241,18 Æ pro Tonne), an Kaufglätte 7 Werke als Nebenprodukt 3858,742 t = 894 385 #4 (231,78 Æ pro Tonne).

Kupfer wurde als hammergares Block- und Rosettenkupfer auf 9 Werken als Haupt- und auf 2 als Nebenprodukt im Quantum von 18 205,166 t = 24 667 537 M (1354,97 A pro Tonne) mit 2768 m. Arbeitern, als Kupferstein zum Verkauf auf 2 Werken als Haupt- und auf 4 als Nebenprodukt im Gewicht von 544,948 t = 187 983 (344,96 A. pro Tonne) mit 62 Arbeitern hergestellt.

An Silber gewannen 4 Hütten als Haupt- und 14 als Neben- prudukt mit 541 Arbeitern 172 865,54 kg = 25894893 M, (149,28 M pro Kilogramm), an Gold 5 Werke als Nebenprodukt 101,59 kg = 284 422 M (2799,90 Æ pro Kilogramm).

Nickel produzirten 2 Werke mit 163 Arbeitern im Gewichte von 109490 t = 755 000 M (6895,61 Æ pro Tonne).

Als Nebenprodukte wurden gewonnen: (1 Werk) 21 t Blau- farbwerkprodukte = 340000 M (16 199,48 Æ pro Tonne), (8 Werke) 2419 ko Cadmium = 21520 M (8,90 M pro Kilo- gramm), (1 Werk) Uranpräparate 9,40 kg = 275 4 (29,26 4 pro Kilogramm) und (9 Werke) 3753,394 t reinen Stangenschwefel = 497 385 A. (132,52 A pro Tonne).

Die Produktion von Mangan betrug in 1 Werk 11,8 t = 34 200 Æ (2893,31 4 pro Tonne), von Antimon-, Zinn- und Bleilegirungen (in 1 Werk als Nebenprodukt) 104,06 t = 56 288 M (540,92 Æ pro Tonne), von Antimonmetall in 1 Werk 24,428 t = 15 390 M (630,01 6 pro Tonne), von Arsenikalien in 2 Werken 57722 kg = 11469 (198,69 M pro Tonne).

Gnglishe Schwefelsäure wurde von 2461 Arbeitern in 46 Werken als Haupt- und in 9 als Nebenprodukt im Quantum von 222 761,160 t = 11142618 6 (50,02 «6 pro Tonne) fabrizirt, rauchendes Vitriolöl in 1 Fabrik mit 2219,457 t = 110975 M (50 é pro Tonne),

Eisenvitriol fabrizirten 2 Werke (5 Arbeiter) als Haupyt- und 15 als Nebenprodukt im Quantum von 4872,171 t = 206 517 4 (42,39 A pro Tonne), Kupfervitriol 1 Werk (1 Arbeiter) als Haupt- und 4 als Nebenprodukt mit 22316,692 t = 1 013 195 M4

(402,59 J pro Tonne), gemischten Vitriol 1 (9 Arbeiter) bezw. 1 Werk mit 410,611 t = 58522 (142,52 A pro Tonne), Zink- vitriol 3 Werke als Nebenprodukt mit 567,411 t = 44754 M (78,87 Æ pro Tonne) und Farbwerke 2 Werke als Nebenprodukte mit 183,7 t = 11 534 4 (62,79 #4 pro Tonne).

Quesilber, Wismuth, Zinn, Schwarzkupfer zum Verkauf, Selne und Nickelvitriol sind nicht dargestellt worden.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Der Maler Professor Ludwig Burger, bekannt dur seine zahlreichen dekorativen Arbeiten in hiesigen öffentlichen und privaten Bauten (Rathhaus, Universitäts-Bibliathek, Flora 2c.) sowie dur seine fruchtbare Thätigkeit als Jllustrator, ist vorgestern hier nah langen Leiden verstorben.

Anläßlich der sechshundertjährigen Jubiläumsfeier der Stadt Braunéberg, welche am 2. Juli 1884 stattfand, hat das Festcomité ein Gedenkblatt für die Bürgerschaft Braunsbergs herausgegeben. (Braunsberg, Druck der Ermländischen Zeitungs- und Verlagsdrud@erei J. A. Wichert.) Unter anderen Feierlichkeiten fand im Saale des Rathhauses ein Festakt statt, aus dem die Rede

insbesondere die Entwickelung Braunsbergs, welches seit 112 Jahren der preußishen Monarcbie einverleibt wurde, betont und mit Dank die Segnungen anerkennt, welche die Stadt unter der preußischen Regtecung erfahren hat. „Vertrauensvoll, heißt es, können wir in das neue Jahrhundert eintreten. Unser erhabener Kaiser, der unser Vaterland zu nie geahnter Größe und Kraft empor- geführt hat, hat wiederholentliß in ernster, zu Herzen gehen- der Weise die Förderung der Volkswohlfahrt als die Aufgabe seines Lebens bezeichnet. Er hat die Durchführung dieser Aufgabe in die feste und erprobte Hand seines Kanzlers gelegt, dessen Ge- burtstag auc der eigentliße Geburtstag unserer Stadt ist. Die feste Hand, die bisher die großen Absichten unseres Kaiserlichen Herrn stets fo herrlich durchgefübrt hat, wird bei dem Ausbau unserer wirth- schaftlichen und \ozialen Verhältnisse aub Raum zu {afen wiffsen für die arbeitlose sowohl die {wache und siehe als die über- \chüssige Arbeitskraft. Ueber die bevorstehenden Eisenbahnvorlagen sagt der Redner: Neuester Zeit vollzieht fich eine Besserung. Dank jener wohlthätigen staatlichen Reformmaßregel auf dem Gebiete des Eisenbahnverkehrs, der Verstaatlibung von Privateisenbahnen, kann das Eisenbahnneß in unserer Provinz eine große Erweiterung erfahren; das bisher vom großen Verkehr fast ausge\{lossene Erm- land wird von einer Eisenbahn durchzogen werden, welche der Stadt ihr altes Hinterland wieder eröffnet und somit den Ausgangspunkt zu neuem Aufschwunge des Handels bilden kann." Desgleichen wird die Innungsfrage berührt. Es heißt in der Nede: „Es kann nicht ver- kannt werdea, daß der Handwerkerstand die Erfahrungen des Lebens sich zu Nute zu machen versucht, daß er die Bedeutung eines besseren Geschmacks, einer größeren Solidität, einer besseren gewerblichen Bil- dung der Lehrlinge erkannt hat und aus dieser Erkenntniß Nuten zu ziehen sucht; allein wirkliche Hülfe kann nur von jenen erfreulichen Maßnahmen der Staatsregierung erwartet werden, die die erdrückende Konkurrenz des Hausiergewerbebetriebs in angemessene Schranken ge- wiesen, durch die neue Innungsgesezgebung dem Drange nach korpo- rativer Gestaltung des Handwerks Rechnung getragen und den Schutz der einheimischen Arbeit zum Zwecke haben.“ Die kleine Schrift, welche einen ausführlihen Bericht des hübsch verlaufenen Festes bringt, wird einen Beitrag zur Geschichte der Stadt Braunsberg bilden.

Von der 13. vollständig umgearbeiteten Auflage des Bro ck- hausscchben Konversations-Lerikons sind wiederum 4 Hefte, Heft 127 bis 130 erschienen, Dieselben führen den Tert von „Honorius“ bis zu „In thesi“ fort, enthalten eine Menge theils längerer theils kürzerer lehrreiher und interessanter Artikel aus den verschiedenen Wissensgebieten und des mannigfaltigsten Inhalts und find außerdem mit 5 Tafeln Abbildungen (Industriepflanzen I., Fn- selten I. u. IIL, Insektenfresser, Insignien) und 2 kolorirten Karten (Irland und indischer Ozean) ausgestattet.

Antiquarischer Anzeiger (Nr. 49) von Lehmann u. Lutz in Frankfnrt a. M. 813 Nrn. Inhalt: Curiosa (Humo- ristica. Facetiae, Myftik. Spiritismus. Freimauerei. Flagel- lantismus. Inquisition. Pferdekunde. Spiele, bes. Schach 2c. 2c.).

Sewerbe und Handel,

Nürnberg, 23, Oktober. (Hopfenmarkthericht von Leopold Held.) Am gestrigen Markt wurden ca. 700 Ballen zu gedrückten Preisen verkauft. Heute betrug die Landzufuhr ungefähr 700 Säcke, wozu annähernd gleich große Bahnabladungen kamen. Das Geschäft war in Folge von Zurückhaltung der Käufer sehr {leppend. Markt- und Gebirgshopfen wurden um ca. 5 # billiger als Dienstag ab- gegeben, und auch auswärtige Hopfen werden zu niedrigeren Preisen angeboten. Der größte Theil der Verkäufe besteht aus Markt- und Gebirg8hopfen. Von Elsäfsern, Württembergern, Badischen und Hallertauern sind nur Prima gesucht. Weniger feine Waare dieser Sorten ist selbft bei Preiétkonzessionen {hwer verkäuflich. Die Stim- mung ift flau. Die Notirungen lauten: Markthopfen 80—100 4, Gebirg8hopfen 105—115 A, Württemberger, Hallertauer und Ba- discher 95—125 #Æ, Aischgründer 95—115 #4, Elsässer 95—110 4, Posener 120—135 M

Antwerpen, 23. Oktober. (W. T. B) Wollauktion. An- geboten 1850 Ballen Laplata-Wollen, davon 1249 Ballen verkauft. E. Von 202 Ballen Schafvließen wurden 75 Ballen verkauft.

Bradford, 23, Oktober. (W. T. B) Wolle rubig, für wollene Garne guter Begehr, wollene Stoffe besser.

Verkehrs8-Anftalten.

Bremen, 24, Oktober. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Amerika* ist gestern in Baltimore und der Dampfer „Ems“ von derselben Gesellschaft gestern Abend 6 Uhr in Soutbampton angekommen. Hamburg, 23, Oktober. (W. T. B.) Der Postdampfer „Silesia“ der Hamburg-Amerikanischen Padetfahrt- Aktiengesellschaft hat, von New-York kommend, heute Morgen 9 Uhr Kap Lizard passirt.

Sill, 29, Vilobexr (W. D, B) Der Lloyddampfer „Hal M ist heute Nachmittag 4} Uhr aus Konstantinopel hier eingetroffen. ,

Berlín, 24. Oktober 1884.

Morgen, Sonnabend, findet Königliche Parforce- Jagd statt, Rendezvous: Mittags 1 Uhr am Forsthaus Plantagenhaus. S

(A. Woldt’s Wissenshaftl. Corresp.) Ueber die Ruinen von Groß-Friedrichsbhurg berichtet in dem soeben erscheinenden neuesten Hest der „Deutschen Geographischen Blätter“ Hr. J. Wulfken aus Bremen im Anschluß an die Berichte S. M. Korvette „Sophie“ : „Auf einer meiner Touren als Leiter verschiedener Expeditionen an der Goldküste stieß ih auf die Ruinen des chemaligen Kurfürstlich brandenburgischen Forts Groß - Friedrichsburg, in unmittelbarer Nähe des Dreifingerkaps gelegen. An mehreren Stellen waren die noch aufrecht stehenden Ueberreste der massiven Mauern von Bäumen beseßt. Jch fand ein noch gut erhaltenes Gewölbe vor, und da die Bewohner des nahe gelegenen Dorfes Princeß village sich weigerten, mir irgendwie behülflich zu sein, indem sie behaupteten, ein Leopard hâtte sein Lager dort aufgesblagen, nahm ih einige meiner Kru-Neger, ließ den Eingang gehörig säubern, fand aber darinnen solch eine Unmasse von kleinen Schlangen vor, daß ih genöthigt war, mich zurückzuzichen. Um einigermaßen Umschau halten zu können, mußte i, da Alles mit Gestrüpp und Schlingpflanzen undurhdringlich überwuchert war, eine gründliche Reinigung des Platzes selbst vor- nehmen ; auch der vom Dorfe dahin führende Weg wurde von mei- nen Leuten gesäubert. Da i selbst der Apolloniasprache hinreichend mächtig bin, fand ich, daß es von ungemeinem Interesse für die Einwohner des Dorfes war, zu hören, daß das Volk meiner Ab- stammung die Erbauer dieses Forts gewesen und versprah mir der Häuptling, nachdem wic nach landesübliher Sitte uns gegenseitig unseren „dash“ hätten überreichen lassen, wenigstens für Instandhaltung des Weges zu sorgen. Von den Ruinen des anderen ehemaligen brandenburgischen Forts Dorothea, welche einige Meilen davon entfernt, auf einer Landzunge am linken Ufer des kleinen Flusses Aquadah liegen, ift wenig mehr zu sehen; nur die Stein- haufen zeigen dem aufmerksamen Beobachter, daß sih doct früher Schußvorrichtungen befunden haben. Es muß dieses nur ein kleines ie E gewesen sein, um die Mündung des Flusses zu üßen.“

Aus Wi es baden wird uns zur Richtigstellung der durch die Presse verbreiteten irrigen Nachricht, daß das neu erbaute Hotel „zum

des Bürgermeisters Maraun hervorgehoben zu werden verdient, die

S TEL L Pr Lo

Englischen Hof“ daselbst in Folge eines vor einigen Tagen statt-

gehabten Brandes betriebsunfähig geworden sei, mitgetheilt, daß das Bes ERE intaft geblieben und in seinem Betriebe nicht gestört worden ift.

Am gestrigen Tage feierte der Direktor des Neuen Friedri, Wilhelmfstädtischen Theaters, Hr. Julius Frißsche, das 25 jährige Jubiläum seiner Bühnenthätigkeit. Son am frühen Morgen trafen zahlreihe Depeschen und Briefe ein. Von nah und fern kamen Grüße, besonders aber aus jenen Städten, in welchen der Direktor früher künstlerish gewirkt hat. Am Abend fand dann im Neuen Friedrih-Wilhelmstädtishen Theater eine Fest, vorstellung statt. Zur Aufführung kam die zugkräftige Ope- rette, welche {on seit Wochen allabendlich volle Häuser mat „Gasparone“. Auch am gestrigen Festabend fand si ein freundlig gesinntes und festlich gestimmtes zahlreiches Publikum zusammen. Die Aufführung ging mit mehr als gewohnter Verve von Statten; jeder Mitwirkende seßte alle Kräfte ein, dur lebenëvolleres und pakendes Spiel sein Theil zur Erhöhung der Stimmung beizutragen. Dag Publikum bewies für solhes Bemühen sein reges Verständniß und rauschender Beifall und der Ruf nach Wiederbolungen gah hiervon bis zum Schluß der Vorstellung reihlich Zeug- niß. Besonders lebhaft kam die Theilnahme des Publikums zum Ausdru, als Hr. Wellhof eine auf den Jubilar zu beziehende Einlage des „Podesta-Couplets“ mit dem ihm eigenen drastischen pee vortrug. Am Schluß der Operette verhüllte anstatt des

auptvorhanges ein Wolkenscbleier den Bühnenraum und ein, aus den beliebtesten, am Friedrih-Wilhelmstädtishen Theater aufgeführten Operetten zusammengeseßtes Potpourri bildete die Einleitung zu einer auf der Scene vorbereiteten Ovation. Beim Emporshweben der Gardine gewahrte man in einer mit Blumen und Kränzen reih ges@müdckten Halle die Damen und Herren des Kunstinstituts um das festlih geschmüdckte Bild des Direktors versammelt. Der Jubilar wurde unter Tuschblasen, Hochrufen und unter einem förmlichen Blumenregen hereingeführt, um eine poetische, in humoristj- sem Tone gehaltene Ansprache des Hrn. Wellhof entgegenzunehmen. Fn tiefer Bewegung dankte der Gefeterte Allen, welche ihm zum Gelingen seines Strebens That, Beistand und Wohlwollen entgegen- gebracht und empfing dann noch die besonderen Glückwünsche aller Derer, welce sich in fcoher Bewegung in feiner unmittelbaren Nähe befanden. Vater jubelnden Hochrufen sank der Vorhang ; der Bühnen- ovation {loß si eine zweite Feier außerhalb der der Kunst geweihten Räume an, wo bei einem festliven Mahle Freunde und Verehrer fich um den Jubilar schartea und Zeugniß ablegten von der Be- liebtheit dieses Bühnenleiters.

Walhalla-Theater. Die neue Operette „Gillette von Nar- bonne“, zu welcher heute die leßte Probe stattfindet, wird nun be- stimmt morgen, Sonnabend, zur ersten Aufführung kommen. Die äußerst schwierige Inscenirung leitete Hr. van Hell, den musikalischen Theil Hr. Kapellmeister Plein!nger. Jn der Beseßung der Haupyt- partien werden wir zwei neu angeworbene Kräfte, Frl. Adolfine Zimaier als „Gillette*“ und den Baritonisten Hrn. Kroschèn als „Graf Noger“ kennen lernen. Ferner sind in der Operette hervor- ragend betheiligt: Frl. Eugenie Erdösy, der eine sehr dankbare Rolle zugefallen is, dann Hr. van Hell (König René), Hr. Bollmann (Prinz Olivier), Hr. Link, - dex gls „Griffardin“ siherlih wieder die Lacher auf seiner Seite haben wird, demnäcbst Hr. Worms als „Dorfrichter“, Hr. Suppan (Barigoul), Frl. Ruthenberg (Chauteauneuf) und Frl. Rode (Boislaurier). Auf die Dekonationen, welche dem Atelier des Hru. E. Falk entftammen, und auf die Kostüme, die von Carl Schäffel entworfen und gefertigt sind, ift diesmal eine ganz besondere Sorgfalt verwendet, und da die Handlung im 15. Jahrhundert, zur französischen Ritterzeit spielt, wird die damals herrschende Pracht, hauptsählich in der Kostüm- ausstattung, vollständig historisch ausgeprägt sein. Heute, Freitag, bleibt das Theater der Generalprobe halber geschlossen.

Concerthaus. Auf dem Programm des morgigen Symphonie- Concerts steht die 9. Symphonie von Beethoven.

Die gestrige Galavorstellung im Cirkus Renz brachte die erste Aufführung der angekündigten neuen komisch-phantastishen Pantomime, welche zu den sonstigen Ueberras{hungen auch noch die neuesten Erfin- dungen auf dem Gebiete der Elektricität zu Hülfe nimmt und damit ganz eigenartige und außerordentlich brillante Effekte ermöglicht. Den Rahmen für dieselben bietet eine von Hrn. Direktor Ren mit bewährtem Geschick erfundene und arrangirte Harlekl- nade mit dem Titel „Harlekin. à la Edison oder Alles eleftrisch“ und den Haupttyven der italienischen Volks- komödie: Pantalon, Colombine, Harlequin, Pierrot und Pierrette. Driginell is ein darin vorkommender Spiegeltanz des Pierrot, in welchem die Spiegelbilder durch wirklihe Personen getanzt werden, äußerst komisch aber die mittels elektrisch{er Entzündung bewirkte Explosion, welhe den naseweisen Harlekin, den heimlichen Liebhaber Colombine's, auf Anstiften ihres Vaters Pantalon in fünf Stüdke zerreißt, die dann aber mittels einer wunderthätigen Salbe und durch den elektrishen Strom wieder zusammengeheilt und neu belebt werden. Brillante Effekte bieten die mit viclem Geschmack arrangirten großen Ballet-Diver- tifsements: der Schwertertanz der Harlekin-Garde mit den an den Schwerterspißen funkelnden magischen Lichtern, ein hübscher von 6 Damen aus8geführter Walzer, der Solotanz Colombinens, der Tanz der lustigen Grisetten und ein Ensemble von in reichstem Rokoko-Kostüm gekleideten Chevaliers und Koketten., DenHaupt- effekt repräsentirt jedoch die tanzende „elektrische Dame“, eine Königin der Nacht, auf deren tief \{warzem Kostüm und in deren Diadem ein Sternenheer von in allen Farben leuhtenden Glühlihten funkelt, welches die s{hönsten Edelsteine an Glanz überstrahlt. Dieser prächtige einzigartige Effekt erregte einen Sturm des Bei- fals, welher fsich immer wiederholte und nach dem von dem ganzen Ensemble gestellten Pyramidenbilde im Finale si in lauten Rufen nah Meister Renz Luft machte, der denn auch nih! weniger als dreimal erscheinen mußte, um immer neue Ovationen entgegenzunehmen. Die Vorstellungen des Cirkus Renz haben mit dieser Pantomime eine neue außerordentliche Attraktion er halten, obgleih sie einer solchen bei den vorzüglichen equestrishen und sonstigen Leistungen des Personals kaum bedürfen, Das bewies im ersten Theil der gestrigen Vorstellung besonders die Vorführung des ganz vorzüglich dressirten, \{önen Springpferdes „Har ras“ dur Hrn. Franz Renz, dann Hr. Hager mit seinem in allen Gang- arten der hohen Schule meisterlih zugerittenen Rapphengst Trafalgar und am Anfang des zweiten Theils die, trotz ihrer zarten Jugend gan ausgezeichnete und vielversprechende graziöse Schulreiterin Frl. Clotilde Hager, die Tochter des Vorgenannten, auf ihrem Schulpferd „Adgakr - Der ebenfalls als Reitkünstler längst geshäßte Hr. Wells bot Cr staunliches auf ungesatteltem Pferde, und die anmuthige Equilibristin Miß Mazella mit ihren dressirten Tauben erregte wieder ebenso yroßes Entzücken, wie Mr. Walton mit seinen vorzüglich dressirten Hunden und Affen am Swluß besonders die kleine Welt in die größte Heiterkeit versetzte. Die Vorstellung war sonach in jeder Be- ziehung eine außerordentlich wohlgelungene.

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (S ch olz). Druck: W. Elsner, Fünf Beilagen (einsch{ließlich Börsen-Beilage).

Berlin:

zum Deutschen Reichs-Anz

M 251.

A é

. Deutsches Neich.

DeranntmaGUuUnga,

hetreffead die Ausloosung von elsaß-lothringi- schen Landes-Obligationen.

Bei der am 14. d. M. vorgenommenen 12, Ausëloosung der auf Grund der Geseße vom 10. Funi 1872 (Ges.-Bl. 6, 171), vom 29. November 1875 (Ges.-Bl. S. 191) und yom 31. März 1879 (Ges.-Bl. S. 5) zur Abfindung der Fn- haber verkäufliher Stellen im YJustizdienste ausgegebenen Undes-Obligationen sind folgende Nummern gezogen worden :

Serie 1872. See zu 1000 Fr. Nr. 185 210

1070 1069 1210 12099 S, 1916

T0940 1000 1610: TOVS 1/10 1/01 1991 2075 2076 2077 2091 2272 2350 77 2632 2770 2791. 2836 2899 3457 3664 3678 3878 3916 3964 4339 4606

Serie 1873,

Fr.: Nr. 4746 4747 4784 4852 5420 5464 5726 5728 5792 6199 6289 6451 6588 6798 T9940 (481 (491 (O6 (O08 7788 7816 8004 8080 8114 8339. 8413 8500 8604 8685 8823 8834 8922 9033 9432 9548 9638 9793 9877 9880 10113

100907 10922) 10900 11112 11 129

11040 117386 11:3924 . 11889-12045

10.3940 12370 1909/- 12 (88 126896

19004 19125 189109 19204 10 918 14040 19892 139693. 14081 14230 14316 14394 14419 14453 14537 = 98 Stüd.

Stüde zu 500 Fr.: Nr. 33 73 105 228 247 = 5 Stüd.

Stüde zu 100 ¡Fr.: Nr. 224 268 = 2 :Stüd.

Serie 1874.

Stüde zu 1000 Fr.: Nr. 14639 14684 14707 14777 74 15066 15.141 15 26/ 15319 = 9 Sud.

Stücke zu 500 Fr: Nr. 8909-376 = 2 SIUC.

Stüdte zu 100 Fr.: Nr. 329 423 518 548 = 4 Stü.

Serie 1875.

Stüde zu 1000 Fr.: Nr. 15548 15602 15733 15786 10820 -15 913 = 6 Stud.

Stüde zu 500 Fr.: Nr. 485 510 = 2 Stüd.

Stüclé zu 100 Fr. : Ny, 633 =- 1 Stua.

Serie 1876.

Stücke zu 1000 Fr.: Nr. 16 191 16606 16532 16626 16784 10900 17081 17277 17294 49 1/002 L (N2 L ODT L 18220 18299 18411 18806 18852 18865 18 906 009 19102 19139. 19 166 19978 194056 19416 19705 19796 19924 20039 20189 10601 20780 207580 20821 20924 20996 03 214039 215017 21040 2187/2 21894 21916 O1 29014 22316 22612. 22848 29140 23 288 1919. - 24 428-94 611: [24618 24607 = 86 SGlüd.

Stüdcke zu 500 Fr.: Nr. 848 869 1091 1098 1372 1392 1481 1499 1515 1521 - 1763 1827 1841 1999 2028 2092 0144 2192 2200 2253 2350 2482 2706 = 23 Stüd.

STUace U 100 ry. ! Jur. (eL 85/ 933 1069 1069-1071 1191 1536 1606 1834 1992 = 11 Stüd.

Sette 1847.

Stüde zu 1000 Fr.: Nr. 24653 =

Serie 1879.

Stücke zu 500 Fr. : Nr. 2784 2815 = 2 Stüd.

Die Auszahlung des Kapitalbetrages der ausgeloosten Obligationen erfolgt nah § 22 des Geseßes vom 10. Juni 1872 gegen Rückgabe der Obligationen und der dazu gehöri- gen, am 2. Januar 1885 noch nicht verfallenen Zinscoupons mit dem Talon. Der Betrag fehlender Zinscoupons wird am Kapital gekürzt. Die Verzinsung der ausgeloosten Obli- gationen endet mit dem Schlusse des Jahres 1884.

Die Einlösung der Obligationen wird durch die Landes-

Mupltasse in Straßburg, sowie durh die Ober-Postkassen in öln und Frankfurt a. M. bewirkt und wird mit der Aus- zahlung der Kapitalbeträge {on am 22. Dezember 1884 be- gonnen werden. Zu dem Zwecke können die ausgeloosten Vbligationen mit Coupons und Talon vom 2. Dezember d. J. 6b den genannten Stellen eingereiht werden. Da die Obli- gationen vor der Auszahlung von der Kontrole der Landes- hulden verifizirt werden müssen, liegt die frühzeitige Ein- reihung derselben im Jnteresse der Besißer. i

Zugleih wird bekannt gemacht, daß von den in früheren Jahren ausgeloosten Obligationen folgende noch nicht zur Einlösung präsentirt sind:

Stüde zu 1000 Fr.: Nr. 3462 7311 7483 8213 16 049 16629 19280 21 767.

Stüde zu 500 Fr. : Nr. 2137.

Stücke zu 100 Fr. : Nr. 449 1095.

Straßburg, den 15. Oktober 1884. Ministerium für Elsaß-Lothringen. Abtheilung für Finanzen und Domänen. Der Unter-Staatssekretär. von Mayr.

596 1399

289 555 1329 1874 1906 2428 2483 3636 3662 = 48 Stüd.

5166 5967 6846 7562 8423 9233 10 312 14: 131 12 264 13 012 13 324 14 360

1010 1501

Stüde zu 1000 5285 5370 6043 6072 7129 7149

5238 6030 7035 7708 8470 9283 10 452 1137 12318 13 031

16 366 16 958 17 401 18 151 18 804 19 008 19 306 19 788 20 637 21 076

16 269 16 283 16827 16 874 17340 17 347 18036 18145 18413 18710 18 981 18996 19265 | 19 300 19/009 LO (Sf 20448 20511

1Std.

Statistische Nachrichten.

Nah dem zweiten Theil des Berichts über die Ge- meindeverwaltung der Stadt Berlin in den Jahren 1877 bis 1881 (Berlin in Kommission bei Jul. Sittenfeld) wurden in den Berichtsjahren 355317 qm Straßen neugepflastert (224037 qm für Rechnung der Stadt, 131280 qm von Privaken und der Pferdebahngesellshaft). Die Stadt verwendete 3632 536 4 Auf Neupflasterungen, In dem vorhergehenden Jahrfünft, 1872—76, waren 740609 qm Straßen für Rehnung der Stadt mit neuem flaster versehen worden. Der bedeutende Rückgang in der späteren Periode i theils durch die 1874 eingetretene wirthschaftliche Kala-

d R T 5/7 2500 E TE

Erste Beilage

Berlin, Freitag, den 24. Oktober

mität, theils dadurch veranlaßt worden, daß Anfangs der siebenziger Jahre zahlreiche neue Straßen entstanden waren; dazu kam, daß die städtise Verwaltung seit dem Ortsftatut vom 8. Oktbr. bezw. 25. Novbr. 1875, welches das Errihten von Wohngebäuden an ungepflaster- ten und nit ordnungémäßig entwässerten Straßen untersagt, in eine günstigere Lage gebraht war. Uebrigens sind von den Pflasterungs- kosten 2279 080 4 von den Adjazenten wieder eingezogen worden. Durch die Uebernahme der fiskalishen Straßen im Jahre 1876 ift das von der Stadt zu unterhaltende Straßenarcal von 1 820 000 auf 3 302 000 qm gestiegen, von denen bis Gnde 1881 275997 qm mit einem Kostenaufwande von 5056 606 4 umgepflastert worden sind (ungerechnet, was die Pferdebahngesellschaft für ca. 43 000 qm ver- ausgabt hat). Durch Vereinbarung unter den verschiedenen betheiligten Behörden soll auch dem Uebelstande des allzuhäufigen Aufreißens des Pflasters thunlichst abgeholfen werden. Von den tiefen Rinnsteinen find bis Ende 1881 172000 m beseitigt worden, es blieben aber noch 258000 m rüdckständig. An Chausseen befanden fich im Besiße der Stadt Anfangs 1877 26700 m, wovon 102 200 qm in Ghausffirung, 35400 qm in Steinpflaster und 186 300 qm als Sommerweg und Bankette zu unterhalten waren, Durch den Hinzutritt der bis dahin fiskalishen Chausseen erweiterte sih dieser Besiy im Jahre 1877 auf 70600 m mit 96 600 qm Pflaster, 361 300 qm chaussfirter Bahn und 534400 qm Sommerwegen und Banketten, zusammen 992300 qm; bis zum Schluß der Berichtéperiode war die Länge der Chausseen auf 91 000 m gestiegen, davon 95 400 qm Steinpflaster, 381 400 gm Chaussirung und 550 800 qm Sommerwege und Bankette. Die Unterhaltungs- kosten betrugen 1877 bis 1. April 1878 295561 Æ, 1878/79 404 646 M, 1879/80 392127 M, 1880/81 360 807 A, 1881/82 350 867 4 Neubeschüttet wurden durchschnittlich jährlich 102 000 qm.

Die 20 öffentlihen Bedür fnißanstalten wurden im Jahre 1882 von 755 804 Personen (268 847 m. und 486 957 w.) benußt. Die Zahl der Anschlagsäulen beträgt 350, die der Rohr- brunnen hat sih bis Ende der Berichtsperiode auf 162 gehoben, die der Kesselbrunnen auf 786 vermindert. Die Baumanpflan- zungen auf den Straßen und Plätzen haben sich seit 1876 um ca. 2000 auf 31 600 vermehrt, dieSchmuckanl agen um ca.4 ha auf 24 ha. Die 91,5 ba großen städtischen Baumschulen haben in der Berichtsperiode 1 284000 Bâume und Sträucher im Werthe von 324000 M ab- gegeben und sih dadurch sehr rentabel erwiesen. Aus dem Humboldt- hain erhielten 142 städtische Lehranstalten wöchentlich 500 bis 690 Pflanzenexemplare in 4 bis 6 verschiedenen Spezies, außerdem wurden verschiedene Privatshulen mit Pflanzen versehen. Der Vogelshutz wurde sorgsam geübt. Die Unterhaltungskosten für die Park-, Garten- und Baumanulagen betrugen in der Berichtsperiode 1 232 500 #4

Die Gesammtflähe der Straßen und Plätze einschließlich der Bürgersteige betrug 1876 480, 1881 678 ha, hat si also in diesen 5 Jahren um 198 ha vermehrt; nichttdestoweniger haben {i die Kosten der Straßenreinigung vermindert, von 1756452 # in 1876 auf 1457031 M in 1878, 1290548 A in 1880 und 1405452 in 1881. Die Gründe dieser auffallenden Erscheinung liegen theils in dem Fortschreiten der Kanalisation und Verbesserung des Straßenpflasters, theils in der vollkommneren Organisation: der Straßen- reinigung8-Verwaltung. Im Jahre 1881 waren bei der Reinigung 560 Arbeiter und 36 Maschinen thätig. Die Größe des Spreng- gebiets hat sich von 2720000 qm in 1877 auf 3674 500 qm in 1881 vermehrt; der Unternehmer erbält für die Bespannung der 100 Wagen jährlich 170 000 #, der Wasserverbrauch ist von 584 000 cbm in 1880 auf 568 500 cbm in 1881 hberabgegangen.

Die Zabl der öffentliwhen Gasflammen ift von Ende Juni 1876 bis Ende März 1882 von 10796 auf 13 377 geftiegen ; von leßteren versorgte die englishe Gas8gesellshaft 441 (in Schöne- berg). An Petroleumflammen brannten in entlegenen Straßen Ende Juni 1876 677, Ende März 1882 848. Die Gesammtkosten der öffentlichen Beleuchtung find vom Jahre 1875/76 von 1 114 487 4 bis 1881/82 auf 1 283 547 A gestiegen. Die Zahl der Privatflammen hat sch im Jahre 1878/19 um 30609 oder 4,75%, ver- mindert, nachher nur unbedeutend zugenommen. Das Gasrohrneßz ift von 513 479 m Ende Juni 1876 auf 587 433 m Ende März 1882 ver- längert, der miitlere Durchmesser der Röhren von 226 auf 244 mm erhoht worden. Der Buchwerth der städtischen Gasanstalten betrug Ende März 1882 49262064 #, nah Abzug der Schulden 26 225 491 M, 6 974490 M mehr als Ende 1875—76.

Die städtischen Wasserwerke lieferten im Jahre 1881—82 21 897908 cbm Wasser (pro Tag 59 994 cbm, pro Kopf 64,14 cbm) und ergaben 1 036 366 M Ueberschuß. Der Selbstkostenpreis betrug 14 150 Æ, der erzielte Preis 18 882 #4 pro 100 cbm.

Für die Kanalisationsarbeiten sind bis Ende 1881—82 37 006 844 4 und für die Rieselgüter (5354,76 ha) 10 729 025 verwendet worden.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Im Verlage von A. Hohmann in Plauen ersbien: Joh. Chph. Friedr. Guts Muths: Ueber vaterländische Erziehung, eine Abhandlung vom Jahre 1814; bei Gelegenheit der Feier des 100 jährigen Bestehens der Erziehungsanstalt zu Schnepfenthal, neu herausgegeben von Dr, Karl Waßmanns8dorff. Mit einer Rede des Scnepfenthaler Zöglings Gottlieb Lermund von Heinrich, vom Sahre 1796 : De gymnicorum exercitiorum utilitate et vero con- silio, und einer Rede Christ. Gotth. Salzmanns im Betsaale des Dessauer Philantropins vom Jahre 1781: Ueber die Gesundheit, und die Mittel, sie zu erhalten. Das Jubelfest hundertjährigen Bestehens, welches die Erziehungsanstalt zu Schnepfenthal im Juni d, I. feierte, lenkte die Blicke aller Freunde des Erziehungswesen auch auf Guts Mutbhs, den langjährigen Mitarbeiter an jener Anstalt, den Sch{döpfer des allerersten Lehrbuhs für die Leibeserziehung. Als eine Art Ergänzung zu einer bereits früher vom Herausgeber verfaßten Arbeit über Guts Muths soll nun eine Schrift Guts Muths' aus der Zeit der Abschüttelung des Jochs der Fremdherrschaft zur allgemeinen Kenntniß gebracht werden, die Abhandlung nämlich: Ueber vaterländishe Erziehung; in Guts Muths Neuer Bibliothek für Pädagogik, Jahrgang 1814 und 1815 abgedruckt, mag sie wohl nur wenigen bekannt sein. Sie zeigt, wie der wackere Turnmeister auch im Jahre 1814 über vaterländische Gr- ziehung gedacht, wie er für sie mit derselben Feder gefochten, die {on 1795 der Leibeserziehung in Deutschland gerade auch deutsche Ziele gesteckt hat. Zu einer gerechten und allseitigen Würdigung des am 21. Mai 1839 aus dem Leben geschiedenen deutshen Erziechers scheint die Kenntniß dieser Arbeit, mögen die neueren Verhältnisse im Vaterlande Einzelnes auch nicht mehr ganz zutreffend erscheinen lassen, durchaus nothwendig. Die Ueberschrift der betreffenden Rede giebt zugleich den Inhalt derselben und kennzeichnet den guten Patrioten; sie lautet: „Was müssen Eltern, Erzieher und Lehrer als Freunde des deutschen Vaterlandes bei der Erziehung der JIhrigen von jeßt an thun, um das Schickfsal unseres Vaterlandes und die freie Selbst- ständigkeit unseres Volkes au für unsere Nahkommen zu fichern ?“ Schon aus dem Thema läßt sich der Geist des Verfassers, der den guten Patrioten mit dem Pädagogen verbindet, erkennen. Eine eingehende Beschäftigung mit ihr wird auch noch heute eine Menge Belehrung und Anregung mit \ich bringen, und dürfte daher Erziehern und Lehrern zu empfehlen sein. ätze, wie folche: Es walte die Liebe zur Deutschheit durchaus und immer in euerm

eiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

1884.

thätigen Leben und in euern Aeußerungen, und dringe von euch in die Herzen der Jugend, und: Macht die Jugend mit der Geschichte des deutschen Volkes vertraut; oder: Lenket die Herzen der Jugend zum festen Vertrauen auf Gott; den Kopf fülle der Sinn für Recht und Rechtschaffenheit, verdienen sets von Neuem wiederholt zu wer- den. Den Freunden der Geschichte des deutschen Turnwesens mag der Aufsaß im Jahre 1814 auch um deswillen von Bedeutung sein, weil diese Arbeit Guts Muths zur Abfassung seines „Turnbuches“ für die Söhne des Vaterlands geführt hat. Durch die vorliegende Schrift hat der Verfasser die Zahl der gedruckten Bücher Guts Muths um eines vermehrt; er wird fich dadurch den Dank aller Verehrer des Pädagogen erwerben und trägt damit zum größe- ren Verständniß und zur Würdigung desselben erfreulich bei. Die Schülerarbeit: De gymnicorum exercitiornm utilitate et vero consiîlio, oratiuncula, qua die tertio mensis Julii anno 1796 vale dixit paedagogeo Schnepfenthaliano auctor Gottlieb Lexmund de Heinrich, Havniensis, mag ein weiteres Zeuaniß dafür ablegen, in welchem Sinne und mit welchen Mitteln die Leibeserziehung unter Guts Muths Leitung in Schnepfenthal erfolgte. Dem Herausgeber schien die diesjährige Jubelfeier der Schnepfenthaler Anstalt der geeignete Aufenthalt, dieses Aktenstück zur inneren Geschichte der Er- ziehung8anstalt der Vergessenheit zu entreißen. Die dritte Rede: Ueber die Gesundheit und die Mittel, sie zu erhalten, soll nah Wunsch des Herausgebers dazu dienen, abgesehen von ihrem turnerishen Inhalte, eine Anschauung davon zu gewähren, wie der würdige Stifter der Scnepfenthaler Erziehungsanstalt die Aufgabe, die er als Liturg sb stellte, sbon in Dessau, wo Salzmann früher war, zu lösen ge- sucht hat. Die kleine Schrift bildet einen dankenswerthen Beitrag zur pädagogischen Literatur und wird als folhe in Fachkreisen will- kommen geheißen werden. S

Im Verlage von Franz Siemenroth in Berlin erschien soeben das „Betriebs-Reglement für dieEisenbahnenDeutsch- lands. Vom 11, Mai 1874 (Centralblatt für das Deutsche Reich). In der dur die Beschlüsse des Bundesraths abgeänderten Fassung nebst Spezialbeftimmungen." Die vorliegende Ausgabe, welche sich durch übersichtliche Anordnung des Stoffes, handlihe Form und Woßhlfeilheit auszeihnet, hat eine dankenswerthe Bereicherung des Inhalts durch die im Anhange abgedruckten Spezialbestim- mungen erfahren. Das Verzeichniß weist folgende Nummern auf: I. Allgemeine Bestimmungen. 11. Beförderung von Personen, Reise- gepäd, Leichen, Fahrzeugen und lebenden Thieren. Ill. Beföcderung von Gütern. IV. Schlußbestimmung. Ferner: Anlagen zum Bahn- betriebs-Reglement. Anlage A. Erklärung des Absenders im Falle des Fehlens oder des mangelhaften Zustandes der Verpackung. Anlage B. und C. Formular zum Frachtbriefe und zum Eilfrachtbriefe. D. Bestimmungen über bedingungsweise zur Beförderung auf Eisenbahnen zugelassenen Gegenftände. Der Anhang enthält folgende Nummern : A, Allgemeine Bedingungen und Tarif für die Ausgabe von Abonne- mentsfkarten. B. Abonnements für Schüler. Lehrer- und Schüler-Bade- Abonnements, C. Gewährung von Fahrpreisermäßigungen an größere Gesellschaften, sowie bei Schulfahrten. D. Fahrpreisermäßigungen für Vereine und Genossenschaften, welche sih der öffentlichen Kranken- pflege widmen. E. Fahrpreisermäßigungen bei Badereisen mittelloser Kranker. F. Arbeiter-Retourbillets. Berechnung der Preise von Wochen- Abonnements füc Arbeiter und von Arbeiter-Retourbillets. G. Bewilligung freier Fahrt an die Kinder von Beamten zum Schul- besuch. H. Unentgeltlihe Beförderung von Medikamenten 2c. an Beamte und Arbeiter an Orten ohne Apotheke. Der Preis des elegant ausgestatteten Buches in Ganzleinwandband beträgt 80 4.

In demselben Verlage erschien ferner: „Bahnpolizei-Regle- ment für die Eisenbahnen Deutschlands, vom 4. Januar 1875, nebst den Bestimmungen über die Befähigung von Bahnpolizei- beamten und Lokomotivführern vom 12. Junt 1878; in der durch die Beschlüsse des Bundesraths abgeänderten Fassung. Der.neueste Beschluß des Bundesraths über Abänderung und Ergänzung der Bahnpolizei-Reglements und der Bestimmungen über die Befähigung von Bahnpolizeibeamten und Lokomotivführern (vom 7. Juni 1883) bezieht si auf zulässige Abweichungen in Betreff der Befähigung der Bahnpolizeibeamten auf Eisenbahnen untergeordneter Bedeutung und ist den preußischen Eisenbahnbehörden durch Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten vom 7. Januar 1884 im Eisenbahn-Verord-

nungsblatt (Seite 7) bekannt gegeben. Die ergänzenden Spezial-

bestimmungen sind den betreffenden Paragraphen unterm Strich bei- gefügt. Das Inhaltsverzeichniß, welches vom ferauc gene! zum Zwede der Weren Orientierung beigegeben worden ist, weist folgende Num- mern auf: I. Zustand, Unterhaltung und Bewachung der Bahn. I]. Ein- rihtung und Zustand der Betriebsmittel. IIL. Einrichtungen und Maß- regeln für die Handhabung des Betriebes. TV. Bestimmungen für das Publikum, Y. Bahnpolizeibeamte. VI. Beaufsichtigung. VIL. Ueber- gangsbestimmungen. VIII. Schlußbestimmung. Normalprofil des lichten Raumes für die Eisenbahnen Deutschlands. Bestimmungen über die Befähigung von Bahnpolizeibeamten und Lokomotivführern. Vor- bedingungen für Nachtwächter, Thürhüter, Wagenwärter, Bremfer, Rangirmeister, Schaffner, Packmeister, Ober-Zugmeister und Zug- meister, Ober-Bahnwärter,Bahnwärter undHülfs-Bahnwärter, Weichen- steller, Halteftellen-Vorsteher, Bahnmeister und Hülfs-Bahnmeister, Stationsaufseher und Stationsassistenten; Stationsvorsteher, Loko- motivführer. Lebensalter bei dem ersten Eintritt in den Eisen- bahndienst. Ausnahmen. Allgemeine Bemerkungen. Die vorliegende Ausgabe, welche si ebenfalls dur Handlichkeit und Uebersichtlichkeit auszeichnet, kostet kartonnirt 50 S, -

Von „Engelhorns allgemeiner Romanbibliothek“ (Stuttgart, J. Engelhorn, Pr. 50 4), liegt der 4. Band vor, enthaltend: „Zóro*, eine Geschichte aus Monte Carlo, von Mrs. Campbeü Praed, übersetzt von Eugen Conin. Der Inhalt dieser drastischen Erzählung läßt sih aus dem Titel ungefähr errathen ; sie ist aber so \spannend geschrieben, daß man sie mit Interesse lesen wird.

Die Buch- und Antiquariatshandlung von Joseph Jolowicz in Posen hat über ihr antiquarishes Bücher- lager 2 Kataloge, Nr. 85 und 86, ausgegeben. Nr. 85 enthält ein Verzeichniß von 616 Schriften, die unter folgende 5 Abtheilungen vertheilt find: 1) Sagen, Legenden, Märchen, Volksbücer, Mythologie; 2) Volkslieder; 3) Sprichwörter, Emblemata, Räthsel 2c.; 4) Kultur, Gebräuche, Sitten, Ceremonien 2c.; 5) Magie, Alchemie, Astrologie, Magnetismus, Hexen, Geister, Aberglaube 2c. Ne. 86. bringt ein Verzeiwniß von 550 Medizin betr. Schriften, darunter 13 Über Thierbeilkunde und Viehseucben. E i

Kirchhoff & Wigand in Leipzig haben über ihr anti- quarishes Bücerllager 2 Kataloge, 716 und 717, ausgegeben.

16 bringt ein Verzeichniß von 1497 Schriften, betreffend Philo- \ophie, Freimaurerei und Pädagogik ; 717, enthaltend die besonders im Gebiete der Dogmen- und Sektengeshihte reihhaltige Bibliothek des Konsist.-Raths Prof. Dr. Erbkam in Königsberg, nebst einem Anhange, enthaltend wichtigere theologishe Werke aus dem älteren Lagerbestande des genannten Antiquariats, führt im Ganzen 4041 theologishe Scbriften auf.