1884 / 252 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 25 Oct 1884 18:00:01 GMT) scan diff

Ministerium der geisilihen, Unterrichts: und Medizinal-Angelegenheiten. :

Der ordentliche Lehrer Theodor Steinwender vom Gymnasium zu Marienburg ist zum Oberlehrer bei dem König- lihen Gymnasium in Danzig befördert worden.

Dem Klosterorganisten Johannes Julius Katter- feldt zu Preet ist das Prädikat Musikdirektor beigelegt worden.

Justiz-Ministerium. S

Der Rechtsanwalt Rabe zu Coelleda ist zum Notar im Bezirk des L SGGtger ens zu Naumburg a./S., mit An- weisung seines Wohnsißes in Koelleda, :

der Rechtsanwalt Rosénbaum in Solingen zum Notar für den Amtsgerichtsbezirk Solingen, im Landgerichts- bezirk Elberfeld, mit Anweisung seines Wohnsißes in So- lingen, und :

der Rechtsanwalt Die kamp zu Bochum zum Notar im Bezirk des Ober-Landesgerichts zu Hamm, mit Anweisung seines Wohnsißes in Bochum, ernannt worden. A

Verseßt sind: der Amtsrichter Dr. Felsmann in Nieder- Wüstegiersdorf als Landrichter an das Landgericht in Beuthen O.-Schl.,, der Amtsrichter Dr. Jungk in Lippehne an das Amtsgericht T in Berlin, der Amterichter Rotter in Friedland i. Schl. an das Amtsgericht in Neisse, der Amts- rihter Luyken in M.-Gladbah an das Amtsgericht in Coblenz, der Landrichter Th öl in Osnabrück an das Land- geriht in Göttingen, und der Amtsrichter Rive in Coblenz als Landrichter an das Landgericht daselbst. ; f

Der Landgerichts-Rath Friedländer in Oppeln ist mit Pension in den Ruhestand verseßt.

, Der Staatsanwalt Riel in Lüneburg ist an das Land- gericht T in Berlin, und der Staatsanwalt Dr. Herbs\ch in Bochum an das Landgericht in Beuthen D.-Schl. E

Jn der Liste der Rechtsanwälte sind gelöscht : der Rechts- anwalt Redlich in Guhrau bei dem Landgericht in Glogau und bei dem Amtsgericht in Guhrau, und der Rechtsanwalt Walter bei dem Amtsgericht in Brandenburg.

In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: der Rechtsanwalt Redlich aus Guhrau bei dem Landgericht T in Berlin, der bisherige Amtsrichter Lahmann bei dem Amtsgeriht in Forst, und der Gerichts-Asscssor Dr. Segall bei dem Landgericht 11 in Berlin.

Der Amtsgerichts-Rath Pniower in Berlin, der Amts- gerihts-Rath Thomas in Krotoschin, und der Amtsgerichts- Rath Dr. v on Blumenthal in Bütow sind gesiorben.

Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

Dem Thierarzt Jochim Christian Hinrih Schroeder zu Preeg ist die von ihm bisher kommissarisch verwaltete Kreis-Thierarztstele des Kreises Ploen definitiv verliehen worden.

Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

Dem Wasser-Bauinspektor von Dömming in Coblenz sind die Funktionen des Ersten tehnishen Hülfsarbeiters bei der Rheinjtrom-Bauverwaltung und Stellvertreters des Rhein- strom-Baudirektors übertragen worden. : AE

Der Wasser-Bauinspektor Höfßfgen in Coblenz ist in gleiher Amtseigenshast nah Cochent a. d. Mosel verseßt.

Der bisherige Kreis: Bauin}pektor, Baurath Köppe in Merzig, Regierungsbezirk Trier, ist als Wasser-Bauinspektor nah Hamm i. Westf. versetzt. j

Der Regierungs: Baumeister Paul Gerhardt in Berlin ist zum Königlichen Wasser-Bauinspektor ernannt und dem-

selben eine tehnische Hülfsarbeiterstele bei der Königlichen Ministerial-Baukommission verliehen worden.

Der Regierungs - Baumeister Paul Tesmer in Berent W.-Pr. ist als Königlicher Kreis-Bauinspektor da- selbst angestellt worden.

Der Regierungs-Baumeister Bernhard Rüs8gen in Merseburg ist zum Königlichen Bauinspektor ernannt und demselben die lechnische Hülfsarbeiterstelle bei der dortigen Königlichen Regierung verliehen worden. E

Der Regierungs-Baumeister Josef König in Stettin ist zum Königlichen Bauinspektor ernannt und demselben die tehnishe Hülfsarbeiterstelle bei der dortigen Königlichen Regie- rung verliehen worden. :

Der Regierungs-Baumeister Eduard Happe in Stallu- pónen ist als Königlicher Kreis-Bauinspyektor daselbst angestellt worden.

Vetanntmàachun. get, die Unfallversiherung betreffend.

Auf Grund des §. 109 des Unfall-Versicherungsgeseßes vom 6. Juli 1884 (Reichs:Geseßblatt Nr. 19) wird hiemit bestimmt :

Die il dent 58: 11 Abs. 3, 85 Abs. 2, 82 Ab]. 2 und 85 Abs. 2 dieses Gesetzes bezeihneten Strafen fließen in die Staatskasse und, soweit dieselben von einer Gemeindebehörde verfügt werden, in die Gemeindekasse.

München, den 28. September 1884.

Staats-Ministerium des Jnnern, Abtheilung für Landwirthschaft, Gewerbe und Handel, und Staats-Ministerium der Finanzen. Frhr. von Feiliß\ch. von Höß, Staatsrath.

Der General-Sekretär : Ministerial-Rath von Schlereth.

BeltanntmaGuüungén auf Grund des Reichsgeseßes vom 21. Oktober 1878.

Auf Grund der 88. 11 und 12 des Reichsgeseßes gegen die gemeingefährlihen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oftober 1878 wird das mit dér Ueberschrift :

„An die werkthätigen Wähler des vierten hannoverschen Wahlkreises“, und mit der Unterschrift : „Mehrere Wähler“ versehene, von Meinders u. Elstermann in Osnabrück gedruckte [ugblatt von der unterzeihneten Landes-Polizeibehörde iermit verboten. :

Osnabrüd, den 24, Oktober 1884.

Königliche Landdrostei. Gehrmann.

Die unterfertigte Stelle hat durch Beshluß vom Heutigen das Flugblatt mit der Ueberschrist: „An die Wähler Deutschlands! “, beginnend mit den Worten: „Jn wenigen Wochen werdet Jhr an die Wahlurne zu treten haben“, und on dessen Schluß als Kandidat bezeihnet wurde Georg von Vollmar, Schriftsteler in Mittweida, z. Z. in München, herausgegeben, gedruckt und verlegt von J. H. W. Dietz in Stuttgart, auf Grund der §88. 11 und 12 des Reichsgeleßes egen die gemeingefährlihen Bestrebungen der Sozialdemo- ratie vom 21. Oktober 1878 verboten. Augsburg, den 23. Oktober 1884. Königliche Regierung von Shwaben und Neuburg, Kammer des Fnnern. In Stellvertretung: Frhr. von Crailsheim.

Nichtamilicßes. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 25. Oktober. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen heute Vormittag mili- tärishe Meldungen, arbeiteten mit dem Kriegé-Minister und dem Chef des, Vilitärkabinets, nahmen darauf die Meldung Sr. Königl.wgye: Hoheit des Prinzen Heinrih von Preußen entgegen und empfingen den Botschaster am Kaiserlich russi- {hen Hofe, General-Adjutanten, General der Fnfanterie von Schweiniß. e

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin seßt die in Baden-Baden begonnene Kur bis auf Weiteres fort und vermochte zu Allerhöchstihrem Bedauern nicht die- selbe zu unterbrehen, um Se. Majestät den Kaiser und König nah Sigmaringen zur Feier der goldenen Hochzeit des Fürsten und der Fürstin von Hohenzollern zu begleiten.

Die Gesundheit Jhxer Majestät bedarf, nah den An- sirengungen des vorigen?Monats, noch großer Schonung, und hat Sich Allerhöchstdiesêlbe daher auch der Betheiligung an allen geselligen Festlicckeiten während der Anwesenheit Sr. Majestät in Baden ênthalten müssen.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz besuhte gestern Vormittag 10 Uhr die Aus- stellung von Werken des Bildhauers Professor A. Hildebrand aus Florenz und empfing sodann militärishe Meldungen.

Das Diner nahm Höchstderselbe bei Jhrer Königlichen Dove, der Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen in Charlotten- urg ein.

Auf die an Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit den Kronprinzen gerichtete Geburtstags- GlückEwunsch-Adresse ist dem hiesigen Magistrat das folgende Dan kschreiben zugegangen :

Die warmen Glückwünshe des Magistrats zu Meinem dies- jährigen Geburtstage, welche I in ter Ferne erbßielt, sind Mir als ein werthvolles Zeichen der Theilnahme aus der Heimath besonders willkommen gewesen, Ich |erwidere dieselben nah Meiner Nükkehr hierher mit dem -aufr{htißsten Danke wie in dem freudigen Bewußtsein, auf die treue und anhänglihe Gesinnung der Hauptstadt bei allen Anläfsen rechnen zu können, Wie der Magistrat in her;licen Worten des häuslichen Glückes gedenkt, woelhes Mir während bec abgelaufenen Lebensjahres erneut beschieden ward, so erkennt derselbe mit Recht ein äußeres Ergebniß von hoher Bedeutung in den allseitigen begeisterten Kundgebungen der Liebe und Treue zu Kaiser und Reich, deren Zeuge auf Meinen Wegen durch Deutschland zu sein Mir überall vergönnt war. Mit innerer Befriedigung darf Ich auf solche Erfahrungen zurückblicken und ihnen zugleich das zuversichtlihe Vertrauen entnehmen, daß aus der mächtigen Erstarkung des deutschen Nationalçcefühls auch der Haupt- stadt des Reiches für ihre fortschreitende Entwicklung reicher Gewinn erwachsen werde.

Berlin, den 23, Oktober 1884.

Friedrich Wilhelm, Kronprinz.

Der Justiz-Minister macht die Justizbehörden dur eine allgemeine Verf ügung vom 16. d. M. darauf aufmerksam, daß inUntersuchungen, welhe auf Grund erhobener öffentlicher Klage geführt werden, außer dem etwaigen Nebenkläger eine ersabpflihtige Partei im Sinne der Nummer 2 der allge- meinen Verfügung vom 8. September 1882 überhaupt nicht vorhanden ist. Jn derartigen Untersuchungen sind daher auch die von den Konsulaten aus Anlaß der Erledigung von Ersuchen der Justizbehörden zu liquidirenden Gebühren in allen Fällen alsbald zu berichtigen, ohne Nücksicht darauf, ob etwa deren Wiedereinziehung von einer zur Tragung der Kosten verurtheilten Person werde erfolgen können.

Gleichzeitig macht der Minisier den Justizbehörden die pünktliche Befolgung der Vorschriften der allgemeinen Ver- fügungen vom 8. September 1882 und vom 25. April 1883 wiederholt zur besonderen Pflicht.

Jn Bezug auf die Bestimmung des 8. 10 Abs. 2 des preußishen Erbschaftssteuer- Geseßes vom 30. Mai 1873, nah welchem das im Jniande befindlihe Mobiliarvermögen eines Erblassers, welcher bei seinem Ableben Ausländer war, der Versteuerung nicht unterliegt, wenn in dem Staate, wohin dasselbe verabfolgt werden soll, die gleihe Nücksihht hin- sihtlih des Nachlasses diesseitiger Angehöriger beobachtet wird, hat das Reichsgericht, IV. Civilsenat, durch Urtheil vom 25, September d. J., in Uebereinstimmung mit dem III, Civil- senat, folgenden Rechtssay ausgesprochen: Der in Preußen befindliche Mobiliarnachlaß eines Erblassers, welcher bei seinem Ableben Ausländer war, unterliegt grundsäßlich nicht der preußischen Erbschaftssteuer, gleichviel ob die Erben Jnländer oder Ausländer sind, und nur ausnahmsweise unterliegt der Mobiliarnahlaß eines Ausländers in dem am Schluß des citirten §. 10 erwähnten Retorsionsfalle der Erbschaftssteuer.

An Zöllen und gemeinshaftlihen Ver- brauchssteuern sowie anderen Einnahmen sind im Reich für die Zeit vom 1. April 1884 bis zum Schlusse des Mo- nats September 1884 einschließlih der kreditirten Einnahmen (und verglichen mit der Einnahme in demselben Zeitraum des Vorjahres) zur Anschreibung gelangt : Zölle 104 773 969 46 (—+ 6 994 890 6), Tabadsteuer 2 361 280 M (+ 1 153 756 M),

Rübenzuckersteuer 105 305 064 4 (— 17 704 083 4), Salz steuer 17 291 589 M (+ 327125 #), Branntweinsteuer 10 926 722 M (+ 382636 A), Uebergangs8abgaben von Branntwein 59234 # (—+ 11484 4), Brausteuer 8919355 M (4 320620 M), Uebergangsabgaben von Bier 804178 M (+ 97612 M4); Summe 39831 263 (—8415 960 A6). Spielkartenstempel 407 235 A6 (+19 586 M), Wechselstempelsteuer 3 351 502 # (— 5044 M), Stempel: abgabe für Werthpapiere, Schlußnoten, Rechnungen und Lotterieloose 6 453395 M (+ 64648 M), Post- und Tele- graphen - Verwaltung 78 936964 # (+ 3552877 #), RNeich3cisenbahn-Verwaltung 23 849 000 M (+ 22851 M).

Die zur Reichskasse gelangte Fs -Einnahme, ab- züglih der Ausfuhr-Vergütungen und Verwaltungskosten, be- trägt bei den nahbezeihneten Einnahmen bis Ende September 1884: Zölle 92344298 M (+ 2855816 M), Tabadck- steuer 1 434210 #Æ( (+ 874468 M), Rübenzuckersteuer 16 035 444 Mí6 (— 10 864 056 M), Salzsteuer 16 970 709 M (+ 440 636 M), Branntweinsteuer und Uebergangsabgabe von Branntwein 19 374 915 4 (—- 1066 857 4), Brausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 8 244 594 M (+ 353 857 M4); Summe 154 404 170 M (— 5 272 422 46). Spielkartenstempel 434 473 M (+ 7836 M6).

Der Generat-Lieutenant von Leszczynski, Com- mandeur der 11. Division, ist zur Abstattung persönlicher Meldungen hier eingetroffen.

Bayern. München, 23. Oktober. (Allg. Ztg.) Der König hat in Folge Ablebens des Herzogs Wilhelm von Braunschweig eine dreitägige, vom 24. bis 26. d, dauernde Hoftrauer angeordnet.

Braunschweig. Braunschweig, 24. Oktober. (W.T.B.) Fn der heutigen Sißung des außerordentlichen Lan d- tages gelangte zunächst der von der Staatsrechtlichen Kommission ausgearbeitete Entwurf einer Antwort auf die Eröffnungsrede zur Verlesung. Jn demselben wird in vollem Einverständniß mit dem Regentschaftsrath bezügliÞh der Thronfolge die Ansicht ausgesprochen, daß die Entscheidung darüber dem Recht des Landes und seiner Verfassung niht minder als auch denjenigen Normen zu entnehmen sei, welhe die Verfassung des Reiches, die Rechte seines erhabenen Kaisers und die Nechte der Bundesgenossen gebieten. Sei das Landesrecht in dieser Beziehung nah den Bestimmungen der Verfassung voll- ständig klar, so stehe dem Landesrecht, es beherrschend, und, wo es sein muß, beschränkend, das höhere Necht gegenüber, welches auéfließt aus der jedem Angehörigen des Herzogthums, dem Fürsten wie dem Volke gebotenen Reihs- und Bundes- treue. „Auch wir sind bereit und, wie wir hoffen dürfen, mit uns das ganze Land, dem Reiche zu geben, was dem Neiche gebührt. Ebenso aber geben wir uns der sicheren Hoffnung hin, daß die Verfassung des Herzogthums, seine Stellung als eines selbständigen Gliedes des gesammten Reiches gewahrt, der Genuß der während der langen gesegneten Regierung des verewigten Landesherrn zur Wohlfahrt des Landes geschaffenen Einrichtungen und erworbenen Güter nicht geshmälert werden wird.“ Der Entwurf wurde ohne Debatte einstimmig angenommen. Staats: Minister Graf Görß-Wrisberg verlas darauf ein Schreiben des Negentschastsraths an Se. Majestät den Kaiser, durch welches der Regentschastsrath Se. Majestät von dem Ableten des Herzogs und von der Konstituirung des Negentschaftsraths in Kenntniß seßt mit dem Ersuchen, Verfügung zur Regelung der Stellung des Herzogsthums zum Reiche und seines Stimmrechts im Bundesrathe ergehen zu lassen, au bezüglih der Ausübung der militärishen Hoheits- rechte Anordnung zu treffen. ein Schreiben ähnlihen Jnhalts an Täahnzle, Fürsten voni Bismara, mt SE van Vos r E i 0h en Ga Grote überreihtes, an das Ministerium gerichtetes Schreiben des Herzogs von Cumberland, in welchem

dét Reis-

dieser dem Ministerium anzeigt, daß er durch Patent vom |

18, Oktober die Regierung des Herzogthums Braunschweig übernommen habe, und daß das Ministerium das Patent kon- trasigniren und publiziren möge. Weiter verlas der Minister ein Schreiben des Ministeriums an den Herzog von Cumberland, in wel@em exklärt wird, daß ny Ansicht des Ministeriums der in dem Gesetz vom 16. Februar 1879 vorgesehene Fall eingetreten sei und daß sih deshalb der NRegentschaftsrath konstituirt habe, und in welchem ferner auch auf den Erlaß des Generals von Hilgers Bezug genommen wird. Das Ministerium befinde sich daher außer Stande, der Aufforderung zur Contrasignirung und Publizirung des Patents Folge zu geben ; dasselbe sei vielmehr von dem Regentschaftsrath ermächtigt, die Aufforderung abzu- lehnen. (Beifall.) Die Geltendmachung seiner Ansprüche auf die Thronfolge in dem Herzogthum bleibe ihm (dem Herzog von Cumberland) überlassen, Der Minister erklärte weiter: das Ministerium habe an demselben Tage, an welchem es das

Schreiben des Herzogs von Cumberland empfangen habe, den f Reichskanzler Fürsten von Bismark hiervon benachrichtigt }

und hinzugefügt, daß etwaigen weiteren derartigen Kundgebungen

unverzüglich entgegengetreten werden werde. Ferner theilte |

der Minister noh mit, daß in der Nacht zwischen 11 und 12 Uhr der preußishe Gesandte von Normann zu ihm gekommen sei und ihn von einer Depesche des Reichskanzlers in Kenntniß geseßt habe, nah wezlcher Se. Majestät déx Ker das raths mit Dank aufgenommen habe und sämmt lihe Anträge desselben genehmigen werde. Der Regent: \chaftsrath und das Ministerium glaubten, daß die Fortfüh-

rung der Regierung durch den Regentschastsrath vollständig

gesichert sei, und daß auch die Thronfolge ihre Erledigung auf Grund der Rechte des Landes und Reiches finden werde. (Bravo.) Graf Wrisberg machte noch die Mittheilung, daß Graf Grote bei Ueberreihung des Schreibens des Herzogs von Cumberland erklärt habe, daß das Patent vom 18. d. M. n és Majestät dem Kaiser zur Kenntniß gebraht w01° en sei.

24. Oktober, Abends. (W. T. B.) Von Fürstlichen Personen sind zu der morgen stattfindenden Beiseßuns der Leiche des Herzogs bis jeßt hier eingetroffen : Erzherz0s Franz Ferdinand von Este, Prinz Georg von Sachsen und der

Herzog von Cambridge; ferner als Vertreter des Herzogs v! F

Cumberland der Kammerherr von dem Bussche- Streithorst.

Als Vertreter des Prinzen von Wales ist Lord Suffield :

angemeldet, N %, Oktober. (W. T. B.) Heute früh sind von Fürst lihen Personen weiter eingetroffen: der Großherzog v0?

Ferner theilte der Minister |

Schreiben des Regentschafts- |

Hessen und Prinz Heinrich von Hessen, der Erbgroßherzog von Baden und der Prinz Wilhelm von Schaumburg-Lippe. Mittags wird Prinz Albrecht von Preußen erwartet. Zur Einleitung der Leichenfeier wurden heute Vormittag von 10 bis 11 Uhr die Glocken des Doms und sämmtlicher Kirchen der Stadt geläutet. Tausende von Personen dur- wogen die Straßen, namentlich in der Nähe der Residenz. Der Zufluß der von auswärts Kommenden ist überaus groß.

Desterreich-Ungarn. Lemberg, 23. Oktober. (Prg. g Der Landtag wurde heute nah Erledigung der restlichen rbeit von dem Landmarschall mit einer Rede ges{lossen, in welcher derselbe als eines der bedeutendsten Ergebnisse der Session die erfreulihe Aenderung in dem Verhältniß zwi- hen den Polen und Ruthenen bezeichnete, in Folge deren die definitive Verständigung nur eine Frage der Zeit sei. Der Landmarschall s{hloß die Sißungen mit einem dreimaligen, begeistert wiederholten Hoh auf den Kaiser.

Agram, 24. Oktober. (W. T. B.) Den 15 Anhängern Starcevics’ wurde wegen Beleidigung der Autorität des Landtages der Eintritt in denselben durch Gensd’armen verwehrt.

Schweiz. Bern, 24, Oktober. (Bund.) Die von dem eidgenössishen Handelsdepartement einberufene Kommission von Fahmännern hat am Dienstag und Mitt- woch den Entwurf eines Bundesgeseßcs, betreffend die A u f- siht des Bundes über den Geschäftsbetrieb von Privatunternehmungen im Gebiete des Ver- siherungs8wesens, vorberathen und zu Handen des Departements festgestellt. Die Vorlage wird voraussichtlich noch in der Dezembersession den eidgenössishen Räthen unter- breitet werden.

Großbritannien und Jrland. London, 23. Oktober. (Allg. Corr.) Die außerordentlihe Parlaments- jession wurde heute Nahmittags 2 Uhr durch eine König- lihe Kommission unter dem üblihen Ceremonicll eröffnet. Die von dem Lordkanzler verlesene Thronrede hatte fol- genden Wortlaut : °

Mylords und Gentlemen! Ich habe Sie nach einer ungewöhn- lih kurzen Ruhepause wieder zusammengesührt, damit Sie im Stande sein mögen, fofort dem großen Gegenstande, der Vertretung des Volkes im Parlament, Ihre weitere Erwägung zu widmen. Ich fahre fort freundschaftlihe Beziehungen mit allen fremden Mäthten zu unterhalten. Die aus dem Sudan eingegangenen Nachrichten \{ließen \{merzlide Ungewißheiten in sich; allein die Energie, der Muth und die Umsicht, welcbe Eigenschaften von General Gordon in der erfolgreichen Vertheidigung von Chartum in hervorragender Weise entfaltet wurden, verdienen meine warme Anerken- nung. Der Vormarsch meiner Truppen nach Dongola hat zum Zweck die Befreiung und] Sicherheit jenes wackeren Offiziers und derjenigen, die ihm so treu zur Seite sehen. In Egypten selber lasse ich es nicht an Anstrengungen mangeln, um eine weitere Besserung der dortigen Zustände zu fördern, und ich habe der egyp- tischen Regierung mcine Unterstüßung gewährt in der \{wierigen Finanzlage, in welcher sie durch den Mißerfolg der jüngsten Konferenz gelassen wurde. Jch habe zu bedauern, daß Verhältnisse an der sÜd- westlihen Grenze des Transvaals eingetreten sind, welche meine wachsame Aufmerksamkeit erheishen. In Verbindung mit der Re- gierung der Kapkolonie bin ih damit beschäftigt, die Mittel zu er- wägen, die erforderlich sein dürften, um die getreue Beobachtung der diesjährigen Konvention zu sichern. Scriftstücke über diesen Gegen- stand werden Ihnen baldigst vorgelegt werden.

Gentlemen vom Hause der Gemeinen! Die Operationen im Sudan werden es nothwendig machen, Sie um eine weitere Geld- bewilligung anzugehen.

Mylords und Gentlemen! Der Entwurf für die Erweiterung des parlamentarisden Stimmrechts wird fofort eingebraht werden, Schließlich hoffe ich demüthig und sehnlichst, daß der Segen des allmächtigen Gottes Ihre Arbeiten begleiten möge !

(A. C.) Allen Nachrichten über das Geschick des Obersten Stewart mangelt leider noch immer die Gewißheit. So erhielt gestern Morgen das Auswärtige Amt eine Depesche von Sir Charles Wilson, worin derselbe mittheilt, daß er die Stele am Fuße der Stromschnellen, unterhalb Daguyet, besuht habe. Der Dampfer, an dessen Bord sich Oberst Stewart befunden haben soll, faß noch auf den Klippen unter- halb der Stromschnellen fest, und die Eingeborenen in der dortigen Nachbarschaft waren noch immer Anhänger der Rebellen, Die Beweise über Oberst Stewarts Tod sind widersprechend, aber Oberst Wilson befürchtet das Schlimmste. Zur Beschaffung weiterer Nachrichten sind wiederum neue Boten ausgesandt worden.

24. Oktober. (W. T. B.) Jn der heutigen Sihung des Unterhauses theilte der Unter-Staatssekretär Ashley mit, daß das englischeProtektorat in New-Guinea sich vom 141. Grade östliher Länge bis zum Ostkap in der Goschen- Straße und über die benahbarten Jnseln erstree. Die Grenze im Jnnern hänge von den lokalen Umständen ab. Ein Abkommen mit Deutschland, betreffend eine Dkkupa- tion des nördlihen Theiles der Jnsel von Seiten Deutschlands, habe die Regierung nicht getroffen. Der Unter-Staatssekretär Fißmauriîice erklärte: England beshide die westafrikanishe Konferenz in Berlin, ohne den jüngsten Arrangements bezüglih des Niger - Flusses zu präjudiziren. Da die Konferenz von allen Seiten ange- nommen worden sei, so seien von Seiten Englands keine Vor- behalte gemacht worden. Jm weiteren Verlaufe der Sißung wurde die Adreßdebatte fortgeseßt und s{chließlich auf Montag vertagt. Sodann wurde die Reformbill nah un- erheblicher Debatte in erster Lesung angenommen. Churchill kündigte an: er werde bei der zweiten Lesung der Reformbill eine Resolution beantragen, in welcher jede Reformbill die nicht eine Neueintheilung der Wahlbezirke umfasse, für unge- nügend erklärt werden soll.

Liverpool, 24, Oktobér. (W. T. B.) Der unter der Anschuldigung des strafbaren Besißes von Dynamit hier verhaftete Ungar Ondron Chowanez is heute in Frei-

heit geseßt worden. | Calcutta, 22. liber. (A. C) Sämmtlithe

Chefs des Bori-Thales haben sich bedingungslos

ergeben. Das britische Expeditionscorps seßt seinen

Vormarsch fort.

Frankreich. Paris, 23. Oktober. (Fr. Corr.) Der heute unter dem Vorsiß des Conseils-Präsidenten Jules Ferry abgehaltene Ministerrath beschäftigte sich vorerst mit den morgen vor der Tongking-Kommission der Kammer abzugebenden Erklärungen der Regierung. Die Regie- rung wird um die Erlgubniß nachsuchen, nöthigenfalls einige Bataillone nah dem kürzlih eingebrahten Entwurf über die Kolonialarmee schaffen zu dürfen, was durch einen Zusaß-

artikel zur Kreditvorlage geschehen könnte. Sodann kam die Regelung des Budgets sür 1885 zur Sprache, und einigten die Minister sich dahin, noch nathstehende Ersparnisse vorzunehmen : beim Kriegs-Ministerium 1200000 Fr., beim Unterriht 1 Million, bei den öffentlihen Arbeiten 1 Million und bei den Finanzen 400 000 Fr., im Ganzen also 3600000 Fr. Bezüglich der Mehrausgaben für die Zahlung der Zinsengarantien der Eisenbahnen hielten die Minister an dem von Herrn Tirard vorgeshlagenen Modus fest. Die Budgetkommission, der dur ihren Präsidenten und ihren Generalber1hterstatter von Seiten des Conseils-Präsidenten diese Beschlüsse der Regierung mitgetheilt wurden, wird \sich nun darüber auszusprechen haben, und falls sie an ihren bis- herigen Entschließungen festhält, wird das Plenum der Kammer in der Meinungsverschiedenheit zwishen Regierung und Budgetkommission entscheiden.

_ Der heute eingetroffene Courier aus Madagascar bringt folgende (schon telegraphisch kurz gemeldeten) Nachrichten, welche bis zum 1. Oktober reihen. Der Admiral Miot hat darnah mit einigen Häuptlingen der Jnsel Unterhandlungen angeknüpst und überall ein großes Entgegenkommen gefunden. 300 Hovas haben den Posten von Ambondimadiron in der Bucht von Passandava angegriffen, wurden aber von 1 Offizier und 12 Soldaten mit großen Verlusten zurückgeworfen. Das ¿reiwilligen-Bataillon der Réunion, welches im Verein mit dem Expeditions-Corps von Madagascar operiren soll, ist voll- ständig organisirt. Es besteht aus 400 Man? äusgesuchter Leute und ist sehr geeignet, die Truppen aus dem Mutter- lande zu unterstüßen.

Das „FFournal officiel“ veröffentlicht die Anzeige von der Blockade der Küste der Fnsel Formosa. Dieselbe lautet folgendermaßen :

„W r Unterzeiwneter, Vize-Admiral, Kommandant en chef der französischen Streitkräfte zur See im äußersten Often, handelnd in Gemäßheit der uns zustehenden Vollmachten, erklären, daß vom 23, Ok- tober 1884 ab alle Häfen und Rheden der Insel Formosa zwischen dem Südkap oder Kap Nan-Sha und der Bucht von Sao-Au auf dem Wege über den Westen und Norden (diese Punkte liegen: der erste 219 55' nöôrdl. Breite und 1189 30‘ öftl. Läüge von Paris, der zweite 249 30‘ nördl. Breite und 1199 33“ öftl. Länge von Paris) im Zustande des effektiven Blocus durch die unter unserem Kommando befindlichen Schiffe gehalten werden und daß die befreundeten Fahrzeuge eine Frist von drei Tagen haben, um ihre Ladung zu vollenden und die blofirten Pläße zu verlassen. Gegen jedes Fahrzeug, das diesen Blocus zu verletzen sucht, wird entsprechend den internationalen Ge- seßen und den bestehenden Verträgen vorgegangen werden. An Bord p fein Panzerschiffes „Bayard“, den 26. Oktober 1884.

DURDE f

Gleichzeitig bringt das offizielle Blatt den vom 11. Sep- tember datirten Bericht des Admirals Courbet über die Operationen auf dem Minflüsse Lon 23. bis 30. August.

24, Oktober. (W. T. B.) Die Budget-Kom- mission nahm heute die Vorschläge des Finanz-Mi- nisters Tirard für die Herstellung des Budgetgleich- gewichts an.

Der Conseilspräsident, der Kriegs -Minister und der Marine-Minister erklärten heute in der Sißung der Tong- king-Kommission, daß General Brière de l’Jsle und Admiral Courbet keine Verstärkungen verlangt hätten. Der Kriegs-Minister Campenon beantragte gleihwohl, daß die Regierung ermächtigt werde, ein Regiment Turcos und eine Fremdenlegion in Gemäßheit der durch den Entwuxf über die Bildung einer Kolonialarmee vorgesehenen Bedingungen zu formiren. Die Vehrkosten bis zum 31. De- zember würden sich auf 2 Millioneli Francs belaufen.

Aus Hanoi wird von heute gemeldet, daß die letzten chinesishen Truppen, welhe die Verschanzungen A Chu besegt hielten, diese Stellungen wieder geräumt haben,

25. Oktober. (W. T. B.) General Millot ist gestern von dem Minister-Präsidenten Ferry, dem Marine- Minister Peyron und dem Kriegs - Minister Campenon empfangen worden und hat denselben über seine militärische und diplomatische Mission in Tongking, welche zu unter- brehen ihn seine Krankheit nöthigte, Rechenschaft abgelegt. Die Minister sprachen, dem „Fournal officiel“ zufolge, dem General Millot ihre vollständige Befriedigung über die von demselben als Ober-Befehlshaber des Expeditions -Corps ge- leisteten Dienste aus,

Italicn. Rom, 24. Oktober. (W. T. B.) Die „Gazzetta ufficiale“ veröffentliht die Ernennung des Generals Ri- cotti zum Kriegs-Minister.

Die Eisenbahnkommission genehmigte gestern die Tarife für das Ney der sizilianishen Eisenbahnen. Der Minister-Präsident Depretis und der Minister der öffentlichen Arbeiten, Genala, werden der heutigen Sißung der Kommission beiwohnen.

Der Cholera- Bericht vom 23. d. M. meldet: Es kamen vor: Jn Aquila 3 Erkrankungen, 1 Todesfall, in Brescia 6 Er- krankungen, 2 Todesfälle, in Neapel 15 Erkrankungen, 13 Todes- fälle, davon in der Stadt Neapel 9 Erkrankungen, 12 Todes- fälle, in Novara 6 Erkrankungen und 4 Todesfälle, in Reggio nell’ Emilia 4 Erkrankungen, 3 Todesfälle, und in Salerno seit zwei Tagen 8 Erkrankungen, 5 Todesfälle.

Neapel, 24. Oktober, Abends. (W. T. B.) Jn den leßten 24 Stunden sind an der Cholera 7 Personen erkrankt und 10 Personen gestorben.

Turin, 24, Oktober. (W. T. B.) An dem Bankett, welhes der Ackerbau-Minister zu Ehren der Mitglieder des Phylloxera-Kongresses gab, nahmen 200 Gäste Theil. Nach einem Toaste auf den König und die Königin bearüßte der Minister in einer Rede die fremden Delegirten, während Planchon Jtalien als die Lehrerin der Civilisation feierte.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 24. Okto- ber. (W. T. B.) Ein amtliches Communiqué über un leßten Hochverraths-Prozeß macht Folgendes bekaunt:

Am 24. September (6. Oktober) bis 28. September (10. Oktober) fand vor dem St. Petersburger Kriegs-Bezirksgeriht die Prozeß- verhandlung gegen 14 wegen Staatsverbrehen angeklagte Personen statt, welche demselben durch den Minister des Innern auf Grund einer durch den Kaiser bestätigten Verordnung zur Aufretht- erhaltung der s\taatlihen Ordnung und der öffentlichen Sicher- heit übergeben waren. Das Kriegsgericht erkannte die Edelmanns- tochter Vera Figner, die Priestersöhne Nemolowsky und Ssurovteff, den Kaufmannssohn Spandoni Basmandshi, den Edelmann Ts\chaikoff, den Kaufmanns8sohn Iwanoff, die Frau eines Arztes, Ludmilla Wolkenstein, den Oberst-Lieutenant der Infanterie Aschenbrenner, den Stabs-Kapitän der Artillerie Pocitonoff, den Lieutenant der Artillerie Rogats\cheff, den früheren Flotten-Lieutenant Baron Stromberg, den

Fähnrich des Flotten-Steuermanns-Corps Yuvatshef und den Seconde-Lieutenant der Infanterie Tichanowitsh für \{huldig der Zu- gebörigkeit zu einer geseßzwidrigen Gesellshaft, wel&e den Sturz der in Rußland beftebenden ftaatlichen, gesellshaftlihen und ökonomischen Ordnung bezweckt und dies mittelst Gewaltthaien in einer samen Reihe von verbrecherishen Attentaten auf den Kaifer

[lexander II., welchbe mit dem Märtyrertode desselben endeten, zum Ausdruck gebracht habe, ferner für {uldig der Ermordung und Attentate auf Staatswürdenträger und Amtspersonen sowie anderer zur Störung der Staatsordnung uud der öffentlihen Sicherheit ver- übten Verbrechen. Die Priesterstochter Tscchemodanowa wurde dagegen der Angebörigkeit zu einer geseßzwidrigen Vereinigung, welche den Umsturz des Staates für die Zukunft und nicht durch gewaltsame Maßnahmen anstrebte, für schuldig gehalten. Das Communiqué be- schreibt ausführlih die Verbrechen eines jeden Angeklagten und sagt in Bezug auf die Vera Figner, daß dieselbe Agentin des Exekutiv- comités ihres Vereins war und theilnahm an der verbrecherischen Propaganda unter dem Volke im Jahre 1875, an der Demonstration vor der Kasanschen Kirche in St. Petersburg 1876, an dem Kongreß der sozialen revolutionären Vereinigung 1879, an dem Odefsaer Attentate gegen den Kaiser Alexander 1879, an den Vorbereitungen zur Sprengung des Kaiserlichen Bahnzuges in Moskau, der Anfertigung der Sprenggesbosse für die Mordthat am 13. März 1881, an der Organisation ter verbrecherischen Arbeiterzirkel in St. Petersburg 1880, an der Ermordung Strelnikofs in Odeffa 1882 und an der Organisation revolutionärer Kreise unter dem Militär nah dem Programm der geheimen Gesellschaft „Narodnaja Wolja“. Rogatshef unterhielt Beziehungen zu Sheljaboff, Szuchanoff 2c, betrieb revolutionäre Propaganda unter dem Militär in Helsingfors, übernahm nah dem Attentat am 13. März von Szuchanoff die Druckereigegenstände und verbrecerishen Drucksachen und verheimlichte dieselben bei sh in Petersburg, übernahm 1882 im Auftrage eines verbrecherischen Vereins eine Reise in das nordwestlihe Gebiet, wo er Offiziere zur Bildun kriegerish-revolutionärer Gruppen aufforderte, und leistete im Herb 1883 der Aufforderung der Vera Figner, den Abschied zu nehmen und die sogenannte „Bojewya Drushiny* (Kampfdruscinen) zu organisiren, Folge. Stromberg verkehrte mit Szuchanoff, Sheljaboff 2c.,, und wurde eines der ersten Mitglieder des St. Petersburger centralen militäris - revolutionären Kreises. Am 13. März befand sid Stromberg in der Wohnung Szuchanoffs, in welcher die Perowsfkaja erschien und zur Befreiung des arretirten Sheljaboff aufforderte; er nahm Theil an der Anfertigung hekto- graphirter Proflamationen anläßlich des 13. März und an der Ent- fernung des Zubehörs zu der geheimen Druckerei sowie des Dynamit- vorraths aus der Wohnung der Figner.

Schweden uad Norwegen. Stockholm, 20. Oktober. (Hamb. Nachr.) Der König weilt zur Zeit in Christiania. Der Kronprinz kehrt Ende nähsten Monats von Amster- dam zurück. Prinz Karl, welcher gegenwärtig das General- stabs-Offizier-Examen macht, wird Ende November seine Reise nah Jndien antreten. Die Fregatte „Vanadis“, mit dem Prinzen Oscar an Bord, ist am 18. d. in Hongkong ein- getroffen und wird am 28. die Reise nah Manila fortsetzen.

Süd-Amerika. Peru. (Allg. Corr.) Einer Meldung aus Lima zufolge gestalten sich die Verhältnisse in Peru allmählih ruhiger. Sämmtlihe Tramways sind zum ersten Male wieder seit dem Einmarsch der Chilenen in voll- kfommenem Betriebe. Jn dem Anbau des Bodens macht sich ein großer Fortschritt bemerklich.

Afrika. Egypten, Kairo, 22. Oktober. (Allg. Corr.) Der Finanz-Minister sowie die finanziellen Ex- perten, welche ihm bei dem Entwurf des Budgets zur Hand gehen, sind zu der Ueberzeugung gelangt, daß in den Verwaltungskosten eine fernere Reduktion unmöglich fei, Das Budget wird dayer keinen Uebershuß aufweisen und sih von dem vorigen nicht unterscheiden. Persönlih is| Nubar Pascha der Ansicht, daß eine Steuerermäßigung driugend ge- boten sei, wenn das Land pacificirt und wiederum gedeihlih werden foll. Wie er glaubt, würde dies eine Steuerreduktion von 1 200 000 Pfd. Sterl. erfordern.

Khalifa Pascha, der frühere Gouverneur von Berber, den man in Begleitung des Mahdi im Distrikt El Obeid ver- muthete, befehligt jeßt, wie der Mudir von Dongola erfahren hat, die Stämme, welche die Suakim - Berber - Straße beseßt halten. Es scheint, daß Khalifa von dem Mahdi zum Emir der Beduinen von Ababdah und Shaggish ernannt wurde und seinen Sohn sowie seinen Bruder als Geißeln für die Treue gegen seinen neuen Herrn im Lager des Mahdi gelassen hat.

24, Oktober. (W. T. B.) Auf Ersuchen Lord North- brooks wird der General-Sekretär der Finanzen, Blum Pascha, sich demnächst nah London begeben.

Alexandrien, 22. Oktober. (Allg. Corr.) Der Gou- verneur von Massauah, Mason Bey, hat scriftlihch gebeten, ihn seines Postens zu entheben, da er es nicht möglich finde, dem von den Rebellen belagerten Kassala Entsat zu bringen. Er fürchtet, daß wenn die Garnison von Sanheit entscht wird, in Kassala ein Gemetel stattfinden werde, falls niht Truppen dahin gesandt werden.

Zeitung8ftimuren.

Der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitungs wird aus Sofia geschrieben, daß die in der Hauptstadt Bul- gariens ansässigen Deutschen folgende Adresse an den Reichs- kanzler gerichtet haven :

Ew. Durc(laucht!

Die hier in Sofia lebenden Angehörigen des Deutsben Reiches, obglei weit entfernt vom lieben Vaterlande, nehmen doch jeder Zeit das lebhafteste Interesse an allen Ereignissen daselbst. o

Ew. Durcblaucht als den ersten, langjährigen und treuesten Rath- geber Sr. Majestät, unseres allgeliebten Kaisers Wilhelm, muß jeder Deutsche, nebft Höchstdemselben, als Gründer des neuen einigen und starken Deutschlands ehren.

Mit der größten Freude haben wir die Nachritt begrüßt, daf Ew. Durchlaucht nun auch im fernen Weften Afrikas die deutsche Staatsangehörige Kolonien zu bilden beabsichtigen, und ist es unfer heißester Wunsch, daß auch dort wie überall Sr. Durchlaucht Ziel zum Heile Deutschlands gereihen werde. - Möge der Allmächtige zu diesem Ihrem Unternehmen seinen Segen ertheilen und Ew. Durch- laucht zum Wohle des Vaterlandes noch ein langes Leben und die beste Gesundheit senken. :

Wir Unterzeichneten rufen mit vollem und freudigem Herzen Ew. Durchlaucht aus der Ferne zu: Vorwärts mit Gott für Kaiser und Reich!

Sofia i. Bulgarien, den 10. Oktober 1884.

Die ergebenen

(folgen die Unterschriften).

Jn Elberfeld-Barmen haben sich die freikonservativen und nationalliberalen Vereine über die Kandidatur des Dr. Fr. Fabri in Godesberg verständigt. Die „Rheinis ch- Westfälische Post“ veröffentlicht die Reden, welhe Dr. Fabri am 15. und 16. d. M. gehalten hat; er sagte u. A.:

..., Wenn, heute mit Recht, oft betont wird, daß die über- kommenen Programme unserer politishen Parteten für die Bedürf-