Civild. u. \. bisber. Unif., v. Holleben, Korv. Kapt. i. Marinestabe, mit Pension nebft Aussicht auf Anstellung im Civildienst und seiner bis berigen Uniform, R ottok, Kapitän-Lt., mit Pension nebst Ausficht auf Arftellung im Civildienst “und seiner bisherigen Uniform, der Abschied bewilligt. D efsterr eich, Unter-Lt. z. See der Res. vom 1. Bat. Hanseat. Landw. Regts. Nr. 75, zum Lt. z. See der Ref., v. Veltheim, Vize-Seecadet vom 1. Bat. Hannov. Landw. Regts. Nr. 74, zum Unter-Lt. z. See der Res. der Matrofen- Artillerie, befördert.
Nichtamtliches. Deutsches Neicch.
Preußen. Berlin, 29, Oktober. Se. Kaiserliche und Königlihe Hoheit der Kronprinz nahm gestern militärishe Meldungen entgegen und empfing den Minifter- Nefidenten von Bergen. i
Nachmittags 3 Uhr begab Sich Höchstderselbe nah dem Jnvalidenhause und wohnte der Leichenfeier für den verstorbe- nen General der Jnfanterie von Olle bei.
— Amtlichen Nachrichten zufolge hat der ODberbefehls- haber der französishen Seestreitkräfte in Ostasien alle Häfen und NRheden der Jnsel Formosa, welche auf der wes - lihen und nördlichen Seite derselben zwischen der Südspiße (Kap Nan-Sha, 210 55 ‘ nördlicher Breite und 11809 30‘ östäicher Länge von Paris) und der Bucht von Soo-Au (240 30“ nördlicher Breite und 1199 33‘ östliher Länge von Paris) L, vom 23. Oktober d. J. ab in Blokade-Zustand erflärt.
— Nach dem Cirkularerlaß des Ministers des Fnnern, vom 16. Juli 1875, ist den berittenen ODber-Wacht- meistern und Gensd’armen die ihnen nah Absayß 4 §. 4 der Allerhöchsten Werordnung vom 1. April 1874 bei Dienst- reisen außerhalb des gwheg Sa zustehende Vergütung von 3 M bezw. 1,50 M pro Tag für die Mitnahme des Pferdes nur für die Tage der eigentlihen Reise, dagegen nicht für die Tage des Aufenthalts an den Kommando-Orten zu gewähren. Jm Einverständniß mit dem Finanz-Minister hat der Minister des Jnnern unterm 2. d. M. bestimmt, daß den aus Anlaß von Truppenübungen beorderten berittenen Gensd’armerie: Mannschaften die erwähnte Vergütung während ihrer Anwesenheit auf dem Manöverterrain auch für die Nuhe- tage zu zahlen is, da die Bewilligung dieser Vergütung für den speziellen Fall der Truppenübungen als mit der an- gezogenen Verordnung vereinbar erahtet werden darf.
— Jn Folge einer Vereinbarung mit der Ober-Rehnungs8- fammer hat der Minister des Jnnern bestimmt, daß die bei den Straf- und Gefangen-Anstalten seines Ressorts auf Probe angenommenen und weiterhin anzunehmenden Auf- seher von der Entrichtung der geseßlihen Wittwen- und Waisengeldbeiträge fortan frei zu lassen sind.
— Nach Art. 13 der Verordnung zur Verhütung des Zusammenstoßens der Schiffe auf See, vom 7. Januar 1880, muß jedes Schiff, einerlei ob Segelschiff oder Dampfschiff, bei Nebel, dickdem Wetter oder Schneefall mit mäßiger Geschwindigkeit fahren. Jn Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht, 1. Civilsenat, durch Urtheil vom 24, September d. J., ausgesprochen, daß die Fahrt derartig zu mäßigen is, um die durch den Nebel und die dabei ob- waltenden besonderen Umstände hervorgerufene Gefahr eines Zusammenstoßcs mit anderen in der Fahrt begriffenen oder ankern- den oder aus irgend einem Grunde zeitweilig manövrirunfähigen Schiffen thunlih| vermeiden zu können. Unter entsprehenden Umständen also, beispielsweise bei besonders dihtem Nebel, wird der Schiffsführer die Fahrt auf ein Minimum reduziren müssen. „Die allerdings im Allgemeinen zutreffende Voraus- seßung, daß des Nebels wegen auch andere in Fahrt begriffene Schiffe ihre Fahrt mäßigen werden, steht der aus Art. 13 cit. zu entnehmenden Verpflichtung, die Fahrt des eigenen soweit zu mäßigen, als dies den obwaltenden Umständen zu Folge der Zwed, Kollisionen zu vermeiden, gebietet, keineswegs entgegen.“
— Der Königlich dänische Gesandte am hiesigen Aller- höchsten Hofe, von Vind, ist vom Urlaube nah Berlin zurücgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder Übernommen.
Baden. Karlsruhe, 27. Oktober. (Karlsr. Ztg.) Die Großherzoglichen Herrschaften nahmen gestern an der Familientafel Theil, welche bei Fhrer Majestät der Kaiserin in Baden stattfand, und verweilten den späteren Abend bei Allerhöchstderselben. — Heute findet eine Hoftafel im Großherzoglichen Schlosse zu Baden statt, zu welcher der Großher- zog von Mecklenburg-Schwerin, die Prinzessin Marie von Baden, Herzogin von Hamilton, und mehrere hochgestellte Persönlichkeiten erscheinen. — Heute Nacht reisen die Großherzoglichen Herr- schaften nach Cöôln ab. JFhre Königlichen Hoheiten werden unterwegs die Fürstlich Wiedschen Herrschaften besuhen und Abends fast gleichzeitig mit der Kronprinzessin von Schweden und Norwegen in Cöln eintreffen. Die Großherzoglichen Herrschaften beabsichtigen am Mittwoch, den 29. d., daselbst zu verweilen, wo au der Erbgroßherzog und Prinz Ludwig Wilhelm aus Berlin morgen ein- treffen wollen, und gedenken am Donnerstag wieder nah Baden-Baden zurückzukehren.
Elsaß - Lothringen. Straßburg, 28. Olktober. (W. T. B.) Die „Landes-Zeitung für Elsaß-Lothringen“ meldet: An den Festaus\chuß der hiesigen Studenten- schaft ist auf das gestern Abend bei dem Kommers au den Reichskanzler abgesandte Telegramm heute Vormittag folgende Antwort eingegangen :
„Berlin, den 28. Oktober, 11 Uhr 35 Min. Vorm. Ihnen und JShren Commilitonen danke ih von Herzen für Ihre ehrenvolle An- erkennung und für Ihren Beitrag zur Belebung der tröftlihen Hoff- nungen, mit denen ih im Vertrauen auf den vaterländischen Sinn der deutswen Jugend über die Parteikämpfe der Gegenwart hinweg in die Zukunft blicke, auch ohne Gewißheit, sie selbst zu schauen.
von Bismarck.“
Oesterreich - Ungarn. Wien, 2W. Oktober. Die „Wiener Zeitung“ veröffentliht in einer Beilage zum amtlihen Theil einen Ausweis über den Stand der allgemeinen Staatsschuld zu Ende des ersten Semesters (Ende Juni) 1884, verfaßt von der Staatsschulden-Kontrol- Kommisfion des Reichsraths. i : :
— 29. Oktober. (W. T. B.) Die „Wiener Zeitung“ meldet, daß der General-Konsul in Warschau, Freiherr von Brenner-Felsach, zum Gesandten in Lissabon ernannt worden ift.
Pest, 27. Oktober. (W. Ztg.) Im Abgeordneten- hause wurde der Gesehentwurf, betreffend die Tren- nung der Würde des Judex Curiae von der Stelle des Oberhaus-Präsidenten, in dritter Lesung angenommen und dem Oberhause übersendet. ;
— 28. Oktober. (W. T. B.) Bei dem heutigen Empfange der Delegationen erwiderte der Kaijer auf die Ansprache der Präsidenten wie folgt: „Die Versiche- rungen treuer Ergebenheit, welhe Sie soeben an mih ge- rihtet, erfüllen mich mit aufrihtiger Befriedigung. Als ih Sie das leßte Mal um mich versammelt gesehen, konnte ih der Erwartung Ausdruck geben, daß Europa die Segnungen des Friedens erhalten bleiben werden; diese Hoffnung hat sich erfüllt, und ich kann mit Beruhigung aussprechen, daß allem Ermessen nach auch für die weitere Zukunft die berehtigte Aussiht auf eine Epoche des Friedens, der ungestörten Arbeit und eine stetige Fortentwicklung der Volkswohlfahrt vorhanden ist. Unsere Beziehungen zu allen europäishen Mächten, insbesondere zu unseren Nachbarstaaten, sind die freund- schaftlihsten. Die Begegnung, welhe ih jüngst mit dem Kaiser von Rußland und dem Deutschen Kaiser haite, bot mir niht nur die erwünschte Gelegen- heit, meine herzlihen Beziehungen auch zu dem russischen Kaiserhause zu erneuern, sondern zeugt zugleih von der er- freulihen Uebereinstimmung der drei Monarchen und ihrer Regierungen, die zum Wohle ihrer Völker so nothwendigen Grundlagen des Friedens und der Ruhe zu erhalten und zu sihern. Auf die Wahrung der Verträge und gegenseitiges Vertrauen basirt, soll diese Einmüthigkeit eine ahtunggebie- tende Friedensbürgschaft bilden, deren heilsame Wirkungen — ich bin davon überzeugt — nicht nur uns, sondern allen Völkern zu Gute kommen werden.
Großbritannien und Jrland. London, 27. Oktober. (Allg. Corr.) An Stelle des zum parlamentarishen Sekretär des Marine-Ministeriums hinaufgerückten Sir Thomas Brassey ist R. W. Duff, Parlamentsmitglied für Banf und Lord des Schaßamts, zum Civillord der Admiralität ernannt worden.
Die Reformkundgeb ungen nehmen troß des Be- ginns der Herbstsession des Parlaments ihren Fortgang. Am Sonnabend fanden in der unmittelbaren Umgebung von Lon- don, und zwar in Blackheath, Wood Green und Enfield stark besuhte Meetings zu Gunsten der Wahlreform-Vorlage und gegen die Haltung bes Oberhauses statt.
— 28. Oktober. (W. T. B.)- Jn der heutigen Sizung des Unterhauses kündigte Ch urchill ein Amendement zu der Adresse an, durch/ welches dem Bedauern über die jüngsten Reden undHandlungen des Präsidenten des Handels-Ministeriums, Chamberlain, Ausdru gegeben wird, welche als eine Aufforderung zur Beschränkung der politishen Redefreiheit und als eine Rechtfertigung von Kra- vallen und Ruhestörungen zu betrachten seien.
— 29. Oktober, früh. (W. T. B.) Bei der im Unter- hause fortgeseßten Adreßdebatte wurde das von der Regierung bekämpste Amendement Herringtons, be- treffend die Einleitung einer öffentlihen Untersuchung über die Hinrihtung von Myles Joice und über die Gefangen- haltung von 4 anderen wegen des Mordes in Maantrasma verhafteten Personen, mit 219 gegen 48 Stimmen abgelehnt.
Indien. Simla, 25, Oltober, (A. C) Das ELp& ditionscorps unter dem General Tanner hat Fort Veloo, die Veste der rebellishen Kakar Pathans, beseßt. Das Fort wird wahrscheinlich in die Luft gesprengt werden. O a E E R L T C: TSRE E E A A S D E e At A E ames aus nau ami R E E S E I O S E
Frankreich. Paris, 28. Oktober. (W. T. B.) Jm „Gou al Ote WILO Da in Berit Des Han dels-Ministers veröffentliht werden, durch welchen die Zwelkkmäßigkeit einer nationalen Ausstellung für das Jahr 1889 dargethan und die Ernennung des Deputirten Antonin Proust zum Generalkommissar vor- geschlagen wird.
Malronal“ Und ¡„Liberle veriiWern, dag der Konseils-Präsident Ferry eine Erhöhung der Kredite für Tongking ablehnen werde, da er sich bei der Krieg- führung in Tongking auf die Defensive beshränken und nur Pfänder in Händen behalten wolle. Das Fournal „Paris“ sagt, daß es si lediglih darum handele, bei der Marine- Infanterie in Tongking die Kompagnien auf 250 Mann zu ergänzen.
Spanien. Madrid, 28. Oktober. (W. T. B) Der Ehren-Präsident der geographischen Gesellshaft, Coello, wird als technischer Delegirter Spckniens bei der Congo - Konfe- renz in Berlin anwesend sein, — Die Forshungsreise des Dr. Bonelli nah Afrika ist lediglich ein Privat- unternehmen; die Regierung steht derselben fern. — Ge- wisse beunruhigende Gerüchte, welche außerhalb über Spa- nien und die Gesundheit des Königs verbreitet werden, sind auf Zorilla zurückzuführen, der sih zur Zeit in Frank- reih befindet.
Italien. Rom, 28. Oktober. (W. T. B.) Gestern kamen in sechs von der Cholera infizirten Provinzen 39 Erkrankungen und 18 Todesfälle vor; davon in der Stadt Neapel 5 Erkrankungen und 7 Todesfälle.
— 29, Dltober, (W. G. V) Der Wiederbeginn der Parlamentsverhandlungen is auf den 24. oder 25. November festgeseßt. Der Geseßentwurf, betreffend die Eisenbahnkonvention, gelangt mit dem Kommissions- beriht am 10. November zur Vertheilung.
Nufßland und Polen, St. Petersburg, 29. Okto- ber. (W. T. B.) Nach der russishen „St. Petersburger Zeitung“ ist das Quantum des dur die Goldwäschereien im Jahre 1885 zu erwerbenden Goldes vom Reihsschaßzamt auf 2200 Pud veranschlagt worden. Jm Jahre 1885 wird das Reichsamt für 25 Millionen Goldmünzen aus den Goldbarren und eine halbe Million vollprobiger Silber- münzen prägen lassen.
. für die Organisation von Kameeltransporten um
Afrika. Egypten. Kairo, 25. Oktober. (Allg. Corr.) Das mit der Zustimmung Lord Northbrooks entworfene Normalbudget veranshlagt den durh niht produktive Ländereien und Pachtzins-Reduktionen verursahten Ausfall in der Bodensteuer auf 450 000 Pfd. Sterl. Andererseits. sind die Staatsausgaben unter verschiedenen Rubriken wefent- lih gekürzt worden, namentlich in der Armee und Polizei. Vor seiner Abreise drückte Lord Northbrook eine set? günstige Meinung über die allgemeine Lage Egyptens aus und machte Hoffnung auf eine definitive Lösung ‘des Finanz- problems im Laufe des November. Ein von Nubar Pascha erlassenes Rundschreiben an die Mächte kündigt die Wiederaufnahme der von dem Liquidationsgeseß vor- geschriebenen Zahlungen an die Staatsschuldentilgungskasse an. Der von der egyptishen Regierung während des Zeit- raums der Suspendirung dieser Zahlungen realisirte Betrag beläuft sih auf circa 400 000 Pfd. Sterl.
— 26. Oktober. (A. C.) Der Nil steigt in ganz außer- gewöhnliher Weise — nahezu 6 Pies innerhalb der leßten zwei Tage. Er is jeßt höher als der gewöhnliche durchschnitt- lihe Stand bei Beginn des Monats und hat bereits in ver- schiedenen Richtungen die Kanäle durchbrochen. — Ein amt- lihes Telegramm aus Wady-Halfa meldet, daß zwei Boten, welche abgesandt worden waren, um Erkundigungen über den Schiffbruh von Oberst Stewarts Dampfer in der Nähe des vierten Katarakts einzuziehen, mit der Meldung zurückgekehrt sind, daß der Dampfer zwei Boote im Schlepptau hatte, die er, als er vom Feinde eingeholt wurde, threm Schicktsal überließ. Nahum und seine Verwandten, die sih an Bord der Boote befanden, wurden zu Gefangenen gemaht. Der Dampfec seßte seine Reise fort, stieß aber unweit des vierten Katarakt auf einen Felsen. Die an Bord befindlihen Personen, 45 an der Zahl, darunter 4 Frauen, Oberst Stewart, zwei Konsuln, einer Namens Nicola, wurden Alle getödtet, mit Ausnahme von zwei Ein- geborenen. Die Boten sahen einen der Ueberlebenden, der ihnen obenerwähnte Aufschlüsse gab. Er sagte, das Schickfsal des Obersten Stewart lasse keinem Zweifel Raum.
Wady-Halfa, 25. Oltober. (A. C) Lord Wol- seley und Oberst-Lieutenant Swaine werden am Dienstag den Nil hinauffahren, Fhr Bestimmungsort is indeß noch niht bekannt. Die Generale Buller und Earle bleiben vorläufig hier. 100 Mann der berittenen Fnfanterie, unter dem Befehl des Majors Barrow, gehen am Sonnabend von hier nah Dongola. Längs des Nils werden zwischen Wady-:Halfa und Merawi Depots gebildet. Es werden auch Telegraphenstationen errihtet und Vorkehrungen r S die Ka- tarakte herum.
— 26. Oktober. (A. C.) Das gegenwärtig in Assuan stehende Essex-Regiment, die Gordon-Hochländer, das 19, Husaren-Regiment und die Kameelbatterie find hierher beordert worden. Das Kameelcorps in Affuan hat Befehl erhalten, sobald als möglih vorzustoßen. Die fanadishen Bootleute und 70 Walfischfahrer sind hier ange- fommen. Die Kameele des Hauptquartiers sind nah Sarras abgegangen. Der Rest der berittenen Fnfanterie wird am Dienstag aufbrechen.
Dongola, 26. Oktober. (A. C.) Der gestern Abend hier von Ambukol eingetroffene Abgesandte des Mudirs konstatirt, daß er den einzigen Ueberlebenden- des jüngst ge - \cheiterten Dampfers gesehen habe. Dieser Mann, der Heizer an Bord des Schiffes gewesen war, verdankte die Er- haltung seines Lebens dem Umstande, daß er mit einigen der Leute verwandt ist, die unweit der Scene des Unglücks, welche 260 Meilen hier entfernt, wohnen. Er sagte, daß alle an Bord befindlihen Personen getödtet worden, darunter drei Europäer, von denen einer General Gordons Wakil gewesen, wobei er einen Namen erwähnte, der einige Aehnlichkeit mit dem Stewarts hat und ihn schilderte. Als der Dampfer scheiterte, hatte er zwei Nuggars, die er im Schlepptau hatte und die von Männern und Frauen beseßt waren, ihrem Schicksal überlassen. Drei der Personen wurden zu Gefangenen gemaht. An Bord des Darnpfers wurden Kanonen, Gewehre, Säbel und Schieß- bedarf gefunden. Diese Meldung läßt, wie man glaubt, kaum einen Zweifel, daß Oberst Stewart ermordet worden ift.
Zeitungs8ftimmen.
Der „Magdeburgischen Zeitung“ wird aus Rudol- stadt, 25. Oktober, geschrieben : |
Von dem hiesigen nationalliberalen Wahlcomité ift an Fürst Bismarck folgendes Begrüßungstelegramm abgegangen :
„Die nationalliberale Partei hat in Verbindung mit allen ge- mäßigt Konservativen des Wahlkreises Schwarzburg-Rudolstadt den Dr. Paul Börner aus Berlin dem bisherigen deutscfreisinnigen Ab- geordneten (Hoffmann, Berlin) gegenübergefstellt. Unfer Kandidat ift in zablreih besuhten Wahlversammlungen für die großen Ziele der Politik Ew. Durchlaucht entschieden eingetreten unter der jubelnden Zustimmung der Wähler. Jndem Ew. Durcblaucht wir uns gestatten, dies mitzutheilen, verbinden wir damit den Ausdruck unwandelbarer,
dankbarer Verehrung. Das nationalliberale Wahlcomité.
Darauf is unter der Adresse des Oberlehrers Haushalter in Rudolstadt folgende Antwort ergangen :
„In dankbarer Erwiderung auf Ihre telegraphishe Begrüßung freue ich mich, daß die gemäßigten Parteien sich zu gemeinsamen Zielen vereinigt und damit den dortigen Schäden unseres Parteiwesen® die Spitze abgebrochen haben.
von Bismarck."
— Die „Berliner Börsen-Zeitung“ schreibt:
Die Wahlen haben gestern ein Resultat geliefert, das, troßdem es alle vorher aufgestellten Kombinationen gänzlih über den Haufen wirft und das erstaunlihe Anwachsen einer der Gesellschaft gefähr- lichen Partei dokumentirt, do nit ohne tröôstlichhen Ausblick in dîe Zukunft ift... Eine sehr \{limme Lektion erhielt die deutschfreisinnige
Partei. Ihr wurde von den Sozialisten der Rang abgelaufen. Der Rückgang, den sie sfeit den leßten Wahlen erlitten hat, ist ein erstaunlicher. Seit dem Jahre 1881 hat sich das Ergebniß in der Stimmenanzahl folgendermaßen umgestaltet: T. Wahlkreis Fort- \chrittäpartei (früher) 8713, (jeßt) 8426; 11. Wahlkreis (früher) 17 000, (jeßt) ca. 16 700; III. Wahlkreis (früher) 12847, (jeßt) ca. 9623 ; IV. Wahlkreis 19 500, (jeßt) ca. 13 400; V. Wahlkreis (früher) 10 690, (jeßt) ca. 8900; VI. Wahlkreis (früher) 18 100, (jeßt) ca. 13700. Die Tabelle der Wahlen aus den Jahren 1881 und 1884, betreffend die Sozialdemokraten ergiebt folgendes Resultat: 1. Wahlkreis (früher) 19, (jeßt) 766; 11. Walhl- reis (früher) 2900, (e 9000; L Wahlkreis (früher) 2540, (jeßt) ca. 6340; IV. Wahlkreis (früher) 13 570, (jetzt) ca. 25 390; Ÿ. Wahlkreis (früher) — (jeßt) 2470, VI. Wahl- kreis (früher) 10 630, (jeßt) ca. 24 620. Die gesammten fozialdemo- fratishen Stimmen bei der Wahl im Jahre 1881 bezifferten si
auf ca. 30000, während sie jeßt die Summe von rund 66 000 er- reiht haben. Die Konservativen haben keinen übermäßig großen pu erhalten, immerhin ift die Zahl der für dieselben abgege- enen Stimmen von 45 000 im Jahre 1881 auf rund 54 000 bei der gestrigen Wabl gestiegen. . . . Die eigenthümliche politische Lage, wie sie sich gestern in Berlin manifestirte, läßt jedoch den Wahr- \cheinlichkeits\{luß zu, daß die Ausfihten im Reiche für die Mittelparteien sehr günstige sein dürften. Aller Ver- muthung nach wird die Parole des künftigen Parlaments die sein: energische Betheiligung an den Arbeiten der Regierung! Die Geister, die stets verneinen, werden an Boden verloren haben und sie werden die harte Lehre, die sie erhalten, hoffentlich beherzigen und die Einsichtsvollen unter ihnen sich mählig jener liberalen Partei anschließen, die, obne ihre Unabhängigkeit aufzugeten, doch ftets bereit ist, fih gewissenhaft mit den Plänen und Vorlagen der Regierung zu besbâäftigen. Die Gefahr des Ueberwucherns der Sozialiften muß sie früher oder später zur Besinnung bringen.
— Die „Staatsbürger - Zeitung“ sagt nah den
Wahlen : , Wir haben heute nur nöthig, auf das hinzuweisen, was wir vor drei Jahren an diefer selben Stelle gesaat haben. Wir haben uns damals durch das Triumphgeschrei der Opposition, die einen voll- kommenen Sieg erreiht zu haben glaubte, niht im Geringsten be- irren laffen. Wir waren der Meinung, daß das, was dem Volke Noth thue, troß aller Opposition doch zum Durchbruh kommen werde, und haben uns darin auc durchaus nicht getäuscht. Zwar ist in den drei leßten Jahren nicht alles erfüllt, was wir erstrebt haben, aber wir haben doch einen recht guten Anlauf genommen, einen An- lauf, der die Hoffnung, daß das Versäumte in der nächsten Legis- laturperiode nachgeholt werden wird, nit aus\ch{ließt.ÿ
Während der Wahlbewegung ift vielfah davon die Rede gewesen, daß die Regierung kein Programm aufgestellt habe. Unserer Ansicht nach hatte sie das auch gar nit nöthig, da das, was die Regierung will, in der vielbesprochenen Kaiserlichen Botschaft enthalten is. Wir find auf dem Wege, welchen dieselbe vorgezeihnet hat, eine so große Strecke vorwärts gekommen, daß an keine Umkehr mehr zu denken ift; keine Partei, mag sie auch noch so gestärkt im Reichstage erscheinen, ist im Stande, diesen Fortschritt auf dem Gebiete des sozialen Lebens aufzuhalten.
Was nun das "volkswirthschaftlihe Gebiet betrifft, so sind wir heute noch wie früher der Meinung, daß die Ansichten darüber in kein Parteiprogramm gehören, und ¿zwar umsoweniger, als sich nicht ein- mal feste Prinzipien darüber aufstellen lassen. Hier spielen die Be- dürfnisse der Zeit eine Hauptrolle, diesen muß sich Jeder, ob er cin Anhänger des Manchesterthums i} oder nicht, als einer eiser- nen Nothwendigkeit fügen. Ausführungen wie die des Professors Vir- chow: „Warum foll man den Zukerindustriellen nicht die Freiheit lassen, sich zu ruiniren“, können wohl den Beifall einer enragirten Parteiversammlung finden, aber niht den Beifall des unter einer wirthschaftlihen Kalamität leidenden Volkes. Dieses wird es dem Reichskanzler Dank wissen, daß er durch schnelles Eingreifen der \{hlimmsten Noth vorbeugte.
Was speziell das Wahlresultat in Berlin betrifft, so haben wir einen Sieg der konservativen Partei nicht erwartet. Berlin ift ein- mal nit konservativ, und wenn die Partei dennoch so viele Stim- men erhalten hat, wenn es sogar in 4 Wahlbezirken zu Stichwahlen kommt, so ist das der beste Bewocis dafür, daß die Anzabl derjenigen, welche mit dem Verhalten der Deutsch-freisinnigen unzufrieden find, ganz erhebliÞ gewacbsen ist. Vielleibt nehmen dieselben eine Lehre daraus, daß ihr Thun nicht mit dem Willen und den Wünschen des Volkes in Einklang. steht. Auch die Thatsache, wonach die Sozialdemokraten an Stimmen gewonnen haben, müssen wir auf Rechnung der Fort- \chrittspartei setzen, die es nicht verstanden hat, neben den freiheit- lihen Bestrebungen den Patriotismus im Volke zu befestigen, die im Gegentheil zur Vernichtung desselben beigetragen hat.
— Das heutige „Deutsche Tageblatt“ bemerkt zu dem Ausfall der Reichstagswahlen in Berlin :
„Wenn irgend möglich, muß hier jede Stichwahl vermieden, müssen die liberalen Kandidaten im ersten Wahlgange durchgesezt werden“, schrieb gestern Morgen die „Nationalzeitung“, die von ihrem Glauben an die große liberale Partei während des ganzen Wakblkampfs nicht lassen wollte troy Heidelberg und allem, was aus dem Aufschwung der Nationalliberalen, die dod auch noch Liberale sind, folgte. Daß der Fortschritt und sein angeblich frei\inniger Anhang im ganzen Reich gegen die Nationalliberalen ganz ebenso Front machte, wie gegen die Konservativen, daß er sie ganz in der nämlichen Manier verleumdete, wie diese, war für die „Nationalzeitung* kein Grund, den Sieg der Liberalen auf der ganzen Linie für ebenso möglich wie wünschenswerth zu halten. Vor Allem aber lag ihr und ihren gesinnungs8verwandten, wenn auch weniger vornehmen Kol- leginnen unglaublih viel daran, daß in der Reichshauptstadt die Chre der großen liberalen Partei, d. h. des noch immer gerne großen Richtershen Fortschritts von vornherein gerettet werde, und deshalb gab sie gestern Morgen dem Geheimrathsviertel den drin- genden Rath, wenn auch widerwillig, doch unter allen Um- ständen gegen die verhaßten Antifortschrittler zu stimmen.
„Alles spricht dafür,“ schrieb sie, „daß eine zweite Niederlage der antifortschrittlihen Wahlbewegung tödtlich wirken wird; wer einen Stimmzettel gegen sie für die liberalen Kandidaten in die Wahlurne wirft, kann hoffen, zu endgültiger Ueberwindung dieser Partei bei- zutragen.“
Nun und wie stellt sib das Resultat der Wahlen in Berlin ?
íIn drei Kreisen Stichwahl zwishen Antifortschrittlihen und Freisinnigen. In der That das ist ein Ergebniß, das mehr als ermuthigend für die Antifortschrittler in Berlin genannt werden muß; das ift ein Beweis für die Lebensfähigkeit niht nur, sondern auch für die Lebenskraft der Berliner Reformbewegung.
._._, In welchem Maße sie dem Ziele {hon von 1881 bis jeßt näher gekommen sind, erhellt aus den klaren Zahlen der Abstimmungen. 1881 wurden im 1. Wahlkreise abgegeben: für Fortschritt 8717, für den konservativen Kandidaten 6295, für den Sozialdemokraten 37, für den ultramontanen Kandidaten 91 Stimmen.
1884 wurden im 1. Wahlkreise abgegeben 8624 für den Fort- \chritt, 6454 für den Konservativen, 766 für den Sozialdemokraten.
1881 wurden im 2. Wahlkreise abgegeben: für Fortschritt 18 088, für den Ffensfervativen Kandidaten 11627, für den Sozial- demokraten 3159, für den ultramontanen Kandidaten 142 Stimmen. 1884 wurden für den Fortschritt abgegeben 16 702, für den Kon- servativen 12535, für den Sozialdemokraten 9292,
1881 wurden im 3, Wahlkreise abgegeben für Fortschritt 12 846, bei der Nachwahl 11 498, für den konservativen Kandidaten 5770, Nacbwahl 4193, für den Sozialdemokraten 2578, Nachwahl 3691, für den ultramontanen Kandidaten 163, Nachwahl keine Stimmen. :
1884 stellte sich das Refultat so: Fortschritt 9623, Konservativ 6724, Sozialist 6344,
1881 wurden im 4. Wahlkreise Stimmen abgegeben: für den Fortschritt 19 527 (bei der engeren Wahl 19 031), für den konserva- tiven Kandidaten 8270, für den Sozialtemokraten 15573 (bei der engeren Wahl 18 979).
_ 1884 ftimmten fortshrittlich 13 462, liftish 25 387. :
1881 wurden im 5. Wahlkreise abgegeben : für Fortfchritt 11 127 (bei der Nahwahl 9338), für den konservativen Kandidaten 5307 (Nahwahl 3911), für den Sozialdemokraten 202 (bei der Nach- wahl 1709) Stimmen. : L
1884 stimmten für den Fortschritt 8939, konservativ 6432, für den Sozialdemokraten 2473. :
1881 wurden im 6. Wahlkreise abgegeben für Fortschritt 18 911 (bei der Stichwahl 17 947), für den konservativen Kandidaten 8959, sür den Sozialdemokraten 10 629 (Stichwahl 17 378) Stimmen.
1884 flimmten für den Fortschritt 13 742, für den Konservativen 12 742, für den Sozialisten 24 624. :
Das heißt Rückgang des falschen Fortschritts auf der ganzen
konservativ 8559, fozia-
n und Avanciren des wahren Fortschritts auf derselben ganzen inie.
— Jn der „Weimarischen Zeitung“ lesen wir:
Die Reform in der Wirthschaftspolitik hat bewirkt, daß das Reich finanziell nahezu auf eigenen Füßen fteht, d. h. der Matrikular- beiträge fast nicht mehr bedarf. Unser Großherzogthum zahlte vor der Reform 1878: 438000, 1879: 485000, im Jahre 1882: 595 000 Æ. an Matrikularbeiträgen. Seit 1880 aber, d. h. seit dem Inkraftreten der Reform haben aus den Zöllen fstammende Herauszahlungen vom Reich an das Großherzogthum begonnen, die im erften Jahre 206 000, im zweiten 420000, im dritten (1882) 566 000 M betrugen, fo daß nur ein Zushuß Seitens des Groß- herzogthums von 29 000 # zur Deckung der Matrikularbeiträge er- forderlich war. Für die laufende Finanzperiode aber ist ein Ueber- schuß der Herauszahlungen des Reichs über die Matrikularbeträge an das Großherzogthum von 192 000 M vorgesehen. Wenn nun auch diese Summe nit in ihrer ganzen Höhe erreibt werden sollte, g bleibt doch immer die Thatsache als Ergebniß der Wirth- \caftsreform, daß im Großherzogthum statt wie in den Jahren vor derselben nahe 2 Millionen, nur etwa 1 400000 M vermittelst der Einkommensteuer zu erheben sind, und daß dadurch die Möglichkeit einer Steuerentlastung in den breitern Schichten der Bevölkerung ge- geben worden ift. Wie aber, wenn die Steuerreform dem Willen der Greisinnigen entsprechend nit zur Thatsache geworden wäre? Eine erheblihe Erhöhung der direkten Steuer wäre unabweislih ge- worden, und der Steuerzahler hâtle aus seiner Tasche bezahlen müssen, was heute, darüber ist kein Zweifel mehr, so beftig sih die Gegner auch \träuben, die Thatsache anzuerkennen, das Ausland zum großen Theile trägt. So hat si die Wirthscbaftsreform nah allen Rich- tungen hin segensreih gestaltet, für die Industrie und die von dieser beschäftigten Arbeiter und für die Steuerzahler. Die Deutsch-Frei- finnigen haben diese Reform verworfen. # 0
Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 43. — Inhalt: Amtliches: Cirkular-Erlaß vom 21. Oktober 1884. — Persfonalnach- richten. — Nichtamtliches: Die Einweihung des Kollegienhauses der Kaiser Wilhelms-Universität in Straßburg. — Ueber das Rangiren mit Lokomotiven und mit Pferden. — Die Oberflächenströmungen der Oceane. — Das Töpferthor in Marienburg. — Erdrutshungen an den sizilianishen Eisenbahnen. (Schluß.) — Vermischtes: Stellung der Land- und Wasserbauinspektoren. — Rathhaus in Augsburg. — Restauration der Burg Ruukelstein in Tirol. — Denkmal für Dr. Culmann. — Hafenbaudirekter E. Löhmann f. — Einweihungsfeier der Berliner technischen Hochschule. — Bücherschau.
Neichstags- Angelegenheiten.
Das Ergebniß der gestrigen Wahlen werden wir nah der am- Sonnabend erfolgenden amtlichen Publikation in Üüber- sihtliher Form veröffentlichen. Einstweilen theilen wir nah nicht amtlichen Quellen die Resultate aus denjenigen Städten mit, welche eigene Wahlkreise bilden, in denen also das Ergebniß schon einigermaßen übersehen werden kann.
Die gestrigen Reichstagswahlen in Berlin haben nach der „N. A. Z.* nach vorläufiger Ermittelung folgende Resultate ergeben :
1. Wahlkreis, Abgegebene Stimmen 16 101. Prof. A. Wagner, Konservativ, 6754 Stimmen. Ludwig Löwe, Deutschfreisinnig 8426 St. von Vollmar, Arbeiterpartei, 766 St. Zersplittert 155. Ge- mählt: Löwe.
2. Wahlkreis, Abgegebene Stimmen 38936, Hofprediger Stöcker, K., 12 535. Prof. Dr. Virchow, F., 16 702. Stadtverordneter Tuyzauer, S., 9292. Zersplittert 407, Stichwahl zwishen Stö er und Virchow.
3. Wahlkreis. Abgegebene Stimmen : 22 921. Prof. Dr. Brecher, K., 6724. Rechtsanwalt Munckel, F., 9623, Buchhändler Die, S., 6344, Zersplittert 230. Stichwahl zwishen Brecher und
Munckel.
4. Wahlkreis. Abgegebene Stimmen: 47692. Landrath von Köller, K., 8559. Rechtsanwalt Träger, F., 13463. Kaufmann Singer, S., 25387. Zersplittert 283, Gewählt: Singer.
5, Wahlkreis. Abgegebene Stimmen: 17990, Redacteur Cremer, .K., 6432. Schriftsteller Richter, F., 8939. Redacteur Grillenberger, S., 2473. Zersplittert 146, Stichwahl zwischen Cremer und Richter.
6. Wahlkreis. Abgegebene Stimmen: 51323. Stadtverordneter De. Ster N, 12422 LandaeriWIS Ml Io, S, 13942 Schriftsteller Hasenclever, S, 24 624. Zersplittert 283. Stichwahl zwischen Hasenclever und Klo.
— Das „W. T. B.“ theilt folgende Wahlresultate mit:
Königsberg i. Pr. (Stadt). Stichwahl zwischen Möller (dfreif.) und Godau (Soz.)| Bt S Dg
Danzig (Stadt). Gew. Rickert (dfreis.) 7249 St., von Ernsfst- hausen (kons.) 3482, Landmesser (Centr.) 3146, Bektel (Soz.) 577 St.
Stettin. Gewählt Generalsekretär Dr. Brömel (deutschfreisinnig) 6397 St., Iuftizrath Küchendahl (kons.) erhielt 4039 St.
Posen Stadt. ¡Cegielsli 2846, Eugen Richter 1418, v. Willa- mowitz-Möllendorf (kons.) 1188, Niegolewski 1052 St.
Breslau. Ostkreis. Stichwahl zwischen Hasenclever (Soz.) 5805 und Dirichlet (deuts{freis.) 3654 St. Westkreis. Stichwahl zwischen Kräcker (Soz.) 6170 und Friedländer (deuts{chfrei\.) 5695 St.
Magdeburg. Stichwahl zwischen Heine (Soz.) 7814 und Büchte- mann (dfreis.) 5420 St. erforderlich.
Hannover. Stichwahl zwischen Dr. Brüel (Welfe) 8808 St. und Meister (Soz.).
Frankfurt a M. Abgegeben wurden 22 012 St., davon Sarbor (Soz.) 7967, Sonnemann 7384, Hohenemser (natlib.) 3601, Fafsauer (Handwpart.) 1614, Dr. Lieber (Centr.) 1358 St., somit Stichwahl zwishen Sarbor und Sonnemann.
Cöln (Stadt) Engere Wahl zwischen Leyendecker (natlib.) 5276 St. und Röckerath (Centr.) 9090 St.
Elberfeld-Barmen. Stichwahl zwishen Harm (Soz.) mit 13031 St. und Fabri (gemeinsamer Kandidat der Reichspart. und Nat.-Lib.) mit 8984 St., Träger (dfreif.) erhielt 6148 St.
Aachen Stadtkreis. Gew. Gielen (Centr.).
München I. Stichwahl zwischen Ruppert (Centr.) mit 6102 M naue (natlib.) mit 6517 St., Vollmar (Soz.,) erhielt 34 Ï
Dresden (Altstadt). v. Einsiedel (konf.) 7954, Baumeister Hart- wig (Antisem.) 7567, Dr. Engel (dfreis.) 1399, Bebel 8620 St.
Leipzig. Von 24553 abgegebenen Stimmen erhielten Bürger- meister De. Tröndlin (natlib.) 12556, Bebel 9676, Professor Hänel 2161 St., ersterer gewählt.
Bremen. Meier (natlib.) mit 10496 St. gewählt, Richter (dfreis.) 5205, Licbkneht (Soz.) 4880, Windthorst 176 St., 47 St.
zersplittert.
Hamburg. 1. Wahlbez. Bebel mit 12 280 St. gewählt, Wör- mann (nat.-lib.) 6450, Sauer (deuts{freis.) 4071 St. 2. Wahlbez. Dieß (Soz.) mit 14 276 St. gewählt. Adloff (deutschfreis.) erhielt 8223 St. 3. Wahlkreis wahrscheinlich Stichwahl zwischen Heinzel (Soz.) mit 10664 und Wörmann (nat.-lib.) mit 7072 St.
Landtags- Angelegenheiten.
Der zum Geheimen Regierungs- und vortragenden Rath im Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten ernannte frühere Landrath von Heydebrand und der Lasa ist bei der im 3. Breslauer Wahlbezirk (Dels) stattgefundenen Ersaßwahl mit 356 gegen 17 Stimmen zum Mitglied des Hauses der Abgeord- neten wiedergewählt worden.
Statistische Nachrichten.
__ Den „Mittheilungen der Großherzogli hessischen Centralstelle für die Landesstatistik“ (Oktober 1884) entnehmen wir in Bezug auf die Ergebnisse der Bierbrauerei im Großherzogthum Hessen im Jahre 1883/84 Folgendes: Die Menge des in dem Etatsjahr 1883/84 gewonnenen Bieres is um 75 694,96 hl und der Bruttoertrag der Brausteuer um 68 305.98 M in Vergleichung mit dem Etatsjahr 1882/83 gestiegen. Die Ursache hiervon ift das gute Ernteergebniß, durch welchbes die allgemeine Lage gebessert wurde. Der Preis der Gerste, welhe in Folge der un- günstigen Witterung in den Sommermonaten hier zu Lande von ge- ringer Qualität war und vielfah rur mit ausländischer Gerste vermischt verarbeitet werden konnte, betrug 14—19 M per 100 kg gegen 13—14,5 im FJahr 1882/83. Für Gerste aus Ungarn 2c. wurde bis zu 20—22 MÆ per 100 kg gezahlt. Der Preis des Hopfens war im Durchschnitt: für beste Qualität 350—450 A, für geringere Qualität 210—3 0 Æ per 50 kg, gegen 400—550 M erster Qualität und 360—400 Æ geringerer Qualitat im Etatsjahr 1882/83. Der Bedarf an Hopfen wurde vorzugsweise dur direkte Bezüge aus Bayern, Württemberg, Baden und aus Böhmen gedeckt ; es fand der Bezug meistens durch Vermittelung von Händlern ftatt. Im Großherzogthum Hessen kam Hopfenbau nur in geringem Um- fange vor und wurde für inländishes Produkt 120—150 M per 50 kg bezahlt. Es wurde wie in den vorderen Jahren hauptsächlich unter- gähriges Bier aus Gerstenmalz gebraut, und zwar aus 50 kg min- destens 1,7 und höchstens 2,5 hl. Zum Verkauf kam das Bier als Jungbier und Lagerbier, leßteres oft unter der Benennung Bockbier, Salvatorbier, Märzenbier, Exportbier 2c. Die Fabrikation von ober- gährigem Bier hat in dem Eiatsjahr 1883/84 um 667 h] abge- nommen. Es werden zu diesem Bier durchs{hnittlich 50 kg Malz auf 3,8 þ1 verwendet. Die Bierbereitung aus Malzsurrogaten, insbesondere Reis, hat gegen die Vorjahre hauptsächlich in Folge der ungünstigen 1882 und 1883 er Gerstenernte wieder zugenommen ; im Vergleich mit dem Jahr 1882—83 wurden an Reis 12 998 kg mehr verwendet. Faßweise aus den Brauereien verkauft wurden durh- \chnittlich 1 hi1 Lagerbier zu 17—20 #Æ, Jung- oder Schenkbier zu 15—17 M, oberjähriges Bier zu 8—10 4, Exportbier zu 20—25,5 M Mit Anspruch auf Steuerrückvergütung wurden im Fahr 1883— 24 im Ganzen 32 688 hl Bier, hauptsählich nach Elsaß-Lothringen, der Schweiz, Frankreich, Belgien und Baden, ausgeführt und zwar vor- wiegend durch die Bierbrauer felbst. Zusagescheine auf Brausteuer- vergütungen wurden in 1883—84 19 Stü ertheilt, Biereinfuhren aus dem freien Verkehr des Steuervereins fanden in erheblichen Ouantitäten aus den Städten Frankfurt und Hanau statt. Die Ein- fuhr von Bier qus den süddeutschen Staaten, insbesondere aus Bayern, hat fich gegen das Vorjahr vermehrt, während diejenige aus dem Zollverein8ausland abgenommen hat. Es wurden mehr erhoben an Uebergang8abgaben 3082 Æ, weniger vereinnahmt an Eingangs- zoll 2102 Æ Der größte Theil der Brauer war, wie in den Jahren vorher, fixirt und zwar vorwiegend unter der Bedingung der Nach- versteuerung.
Kunft, Wissenschaft und Literatur.
Auch in dem neuesten Doppelheft 5 und 6 (für Juli und Sep- tember der „Altpreußishen Monatsschrift" (herausgegeben von Rudolf Reicke und Ernst Wichert; Verlag von Ferd. Beyers Buchhandlung in Königsberg i. Pr.) wird der Abdruck des vielbe- \sprochenen leßten Werks von Kant weiter fortgeseßt. Rudolf Reicke, welcer dasselbe als Manuskript in der genannten Zeitschrift zum ersten Mal veröffentlicht, läßt jeßt den 8. bis 12, Bogen des ersten Konvoluts folgen. Auch auf den ersteren Bogen müht fich der alternde Weise unaufhörlich um eine präzise Definition des Wesens und Zwecks der Transscendental- Philosophie. Auf dem 11. beginnt er eine Darstellung dcs „Systems der reinen Philosophie in ihrem ganzen Inbegriffe.“ Der 12. enthält nur die (sodann noch etwas veränderte) Ueberschrift: „Philofophie als Wifsenscbaftslehre in einem vollständigen System aufgestellt ;“ der ganze übrige Raum ist mit Anmerkungen oft ganz abseitsliegenden Inhalts (beispielsweise einem eigenthümlichen etymologishen VersuÞh, das französishe Lori poltron zu erklären , nämlich aus pollex truncatus) ausgefüllt und enthält noch öfter geradezu absonderlihe und un- verständliche MRandglofsen und Notizen. — Außerdem bringt das Heft die Fortsetzung und den Schluß der Arbeit von Dr, Walther Fuchs über „Peter von Dusburg und das Chronicon Olivense,“ Der Verfasser giebt in diesem zweiten Theil seiner Abhand- lung eine interessante Vergleihung der Chronik und der ent- \sprechenden Darstellung Dusburgs in gesonderten Abschnitten, nämlich: die Schlacht an der Sorge (im Jahre 1234), der Bau der Burg Reden, die Ankunft des Markgrafen Heinrich von Meißen und die Verwüstung Pomesaniens, dessen Bewohner den criftlihen Glau- ben annahmen, die Rückkehr des Markgrafen und der Bau von Elbing, die Bekämpfung der Pogesanier von Elbing aus, der unglückliche Zug der Brüder aegen Balga, die Eroberung von Balga, der Tod des Häuptlings Piops vor der Burg, der Mühlenbau an der Brücke, der Bau zweier feindlichen Burgen in Ermland, der Kreuzzug Otto?s von Braunschweig, die Unterwerfung von Ermland, Natangen und Barten, die Vereinigung des livländishen Ordens mit dem deutschen, Aus- bruch des Krieges mit Swantopolk und Sendung des Legaten Wil- helm von Modena, der Aufstand der Preußen, die Eroberung von Sartowitß, die vergeblihe Belagerung von Sartowitz durÞ Swanto- polk, der Kampf gegen Nakel und die Verwüstung Pommerellens, der erste Frieden mit Swantopolk, der Bruch des Friedens und die Schlacht bei Rensen, Swantopolks Niederlage vor Culm und Mcstwins Absendung nah Oesterreich, Waffenstillstand, Swantopolk verheert Cujavien, sagt den Brüdern offen Krieg an und erbaut die Burgen Sautin und Schweß, der Bau der Burg Butter- berg, der vierte Kampf gegen Swantopolk, der Zug des Landmeisters Heinrih von Weida gegen Christburg, der Zug des Markgrafen Allant und die Verlegung der Stadt Culm, die Gründung von Neus Christburg (1248), die Niederlage des Ordens bei Crücken, die An- kunft mehrerer Kreuzfahrer und der Friede mit den Preußen und Swantopolk, der erste Zug von Christburg nah dem Samlande und der Tod des Comthurs Stango, der Besuch cines Samländers auf der Burg Balga, der Kreuzzug König Ottokars, der Einfall der östliden Preußenstämme, Anlage * und Uebergabe der Burg Wehlau, endlich die Verwüstung des Gebiets von Wohndorf. Fuchs gelangt zu dem Ergebniß, daß ein direkter Zusammenhang zwischen beiden bestehe, daß aber die in der älteren Chronik von Oliva ent- haltene Ordens8geschichte eine der beiden Hauptquellen Dusburgs für die Erzählung der Eroberung Preußens durch den Orden gewesen |\ct. Die Behauptung, daß wir in der Olivacr Ordensgeschichte die Kom- pilation eines deutschen Reimwerks zu sehen hätten, weist der Ver- fasser zurück und hält an der Annahme fest, daß dieselbe ursprünglich lateinish geschrieben worden sei und {hon vor 1269 im Wesentlichen dieselbe Gestalt gehabt habe, in der sie auf uns gekommen ift. — Oer leßte größere Beitrag des Hefts handelt von dem Pestjahr 1709—10 in Preußen und bietet so ein interessantes Gegenstück zu dem früher in der Zeitschrift beschriebenen Cholerajahr 1831, — Unter den dann folgenden Kritiken und Neferaten finden sih Be- \sprechungen des 4.,, vom Frhrn. Goëwin von der Ropp bearbeiteten Bandes der „Hanse-Rezesse" und des ersten Hefts der im Auftrage des Wi stpreußishen Provinzial-Landtages herausgegebenen „Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Westpreußen“, die Kreise Carthaus, Berent und Neustadt behandelnd, sowie eines epishen Gedichts von Dr. Joh. Serler, welches die Sage vom Swloßberge bei Zoppot zum Vorwurf hat und den Zierden heimisher Poesie zugezählt wird. — Aeaeltere brieflihe Mittheilungen, die Universitätshronik und die altpreußishe Bibliographie für das Jahr 1883 machen den Beschluß.
— Die Roßbergshe Buchhandlung in Leipzig hat so- eben den Lagerkatalog Nr. 22 herausgegeben. Derselbe enthält ein \ystematishes Verzeichniß der neueren und gebräucblicheren auf dem Gebiete der Staats- und Rechtswissenschaft erschienenen Lehrbücher, Kompendien, Geseßbücher, Kommentare u. f. w., welche in der genannten Buchhandlung vorräthig find.