1905 / 114 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 15 May 1905 18:00:01 GMT) scan diff

Die Bevollmächtigten zum Bundesrat, Großher oglih hesissher Ministerialrat Dr. Best, Bürgermeister der eien und Hansestadt Hamburg Dr. Burchard und Senator der Freien und Hansestadt Hamburg Dr. Lappenberg find in

erlin angekommen.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. Torpedoboot „Sleipner“ auf der Heimreise am 12. Mai in Ferrol ein- getroffen und am 13. Mai- von dort nach Kiel in See gegangen.

S. M. S. „Tiger“ ist am 12. Mai in Futshau eingetroffen.

Hamburg.

Eine Senatsvorlage, betreffend Aenderung der Ver- fassung und des Burgerwahlrechts, ist erschienen. Die Notabeln- und Grundeigentümerwahlen sollen nah der Vor- lage, wie „W. T. B.“ berichtet, bestehen bleiben; in den all- gemeinen Wahlen foll künftighin die Stadt 72 Ab- geordnete, das Land 8 Abgeordnete wählen; die Wahl- berehtigten der Stadt werden in drei Gruppen nah der Höhe des Einkommens abgestuft und zwar bis zu 3000 , is zu 6000 F und über 6000 Jede Gruppe

soll 24 Abgeordnete und zwar nach dem System der Pro- |

portionalwahlen wählen. Alle drei Jahre joll eine halb- \hihtige Erneuerung stattfinden, jede Gruppe soll 12 Nb-

geordnete auf 6 Jahre wählen. Jn den Landbezirken bleibt

nah der Vorlage das bisherige Wahlrecht besiehen; den Be- |

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amten wird das passive Wahlrecht verliehen. Jn der Be- gründung der Vorlage heißt es, daß der ungeheure Budrang sehr niedrig besteuerter und unselbständiger Elemente zum Erwerb des Bürgerrehts nicht vorausgesehen werden konnte. Binnen kurzem würden diese Elemente in den allgemeinen Wahlen fast alle Mandate an sih reißen und mit der Zeit auch in die Notabelnwahlen eindringen. Der Arbeiter- schaft solle ihr Anteil an dén öffentlihen Geschäften nicht verkfümmert werden, aber sie dürfe die anderen Bevölkerungs- flafsen niht verdrängen. Die ersie Wahl nach dem neuen System foll 1907 erfolgen.

Oefterreich-Ungarn.

Die „Wiener Zeitung“ veröffentlihti ein Kaiserliches Patent, durch das die Landtage in Nieder-Oesterrei ch und der Bukowina zum 17. Mai, in Jstrien zum 25. Mai und die vertagten Landtage von Böhmen zum 18. Mai und von Vorarlberg zum 17. Mai einberufen werden.

Das österreihishe Abgeordnetenhaus begann am Sonnabend die erste Lesung der Vorlage, betreffend die Errichtung einer

talienischen Rehtsfakultät in Noveredo. Der Abg. Bennati |

verwies, wie „W. T. B.“ berichtet, auf den Widerstand der italienischen Bevölkerung Oesterreichs gegen die Errichtung der Fakultät in Roveredo sowie auf deren wiederholt kundgegebenen unabänderlihen Wunsch nach Errichiung einer italienischen Universität in Triest, wo allein die praftisen und moralishen Grundlagen für ihr Gedeihen gegeben seien. Der Redner fprach die Hoffnung aus, daß die Rechtsfakultät in Triest errihtet und zu einer vollständigen

Universität umgestaltet werden würde. Der Abg. Romanczuk ;

Nutbene) brate das Verlangen nach Errichtung einer ruthenischen

ehtsfafultät in Lemberg zum Ausdruck. Der Abg. Lantan erklärte, diz Slovenen erhüben entshieden Einspruch gegen die Fr- rihtung einer italienishen Unive:sität in Triest oder in Iitrien überbaurt, weil dadurch in Triest eine Festung gegen die Slovenen errihtet werden würde. Der Redner trat . für einer slovenishen Universität in Laibah ein. Hierauf Unterrichtsminifter Ritter von Har tel: die Regierung den legten Jahrzehnten sich mebrenden Wünschen nah Erri Univzrsitäten durchaus sympathis ufe j wiederholt dargele diese die gebotene die Fragen der ErriŸtung einer ¿weiten tshebiîcen, eine und einer slovenis{en Universität im Auss{ufse zu bezug auf die italienishe Fakultät erklärte der Minister, die babe ihr Woblwollen gegenüber den Italienern dadur bekun sie von dem bisher streng eingebaltenen Brurdfaß, nu nicht einzelne Fakultäten, zu errihten, abzugebe nicht die uld der Regierung, daß früber dem Parlament zugegangen sei. Novemberereignisse in Innsb gierung Mitteln für die italicnisGen Studenten weniger fühlbar z1 subt babe, und erklärte sodann, nit aus Uebelwolien, fondern weil zu befürhten wäre, daß i in Triest ähnliche Ereignisse wie in Innsbruck absvielen könnten, babe die Regierung si für eine Statt in Südtircl entschieden. Uebrigens werde fh im Ausshufse Gelegenheit bieten, über den Siy ter Fakultät näher zu spreden. Nah dem Minister sprach der Aba. Cenci (Ital.) für die Erri#tung einer italienischen HochsFule in Triest; Ellenbogen (Soz.) befürroortete die Gewährung vollständiger Autonomie für alle Nationalitäten, nur diese bilte die Rettung für Oesterreich.

Eine mit Erhebungen über gewerbliche Gefangenen-

arbeit betraute Kommission, die aus Vertretern des Handels- und Justizministeriums sowie der Handels: und Gewerb

kammern besteht, wird sh, „W. T. B.“ zufolge, in den nächsten Tagen zur Besichtigung verschiedener Arten Straf- anstalten in Sachsen und Preußen dorthin begeben.

Gestern fand in Prag in Anwesenheit des Unterrichts- ministers sowie des Statthalters die fcierlihe Eröffnung der vom Kaiser gestifteten Landesgalerie des Königrei chs Böhmen statt.

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Rußland.

Nach einer Meldung der St. Petersburger Telegraphen- agentur aus St. Petersburg ist der gestrige Sonntag ruhig verlaufen. Zwei unbedeutende Versuhe, auf dem Preobra- shenskoje-Kirhhof, auf dem die am 22. Januar Gefallenen begraben find, Kundgebungen zu veranstalten, schlugen fehl. Die Ruhestörer wurden sogleih von Kosaken ohne Anwendung von Waffengewalt auseinandergetrieben. Ebenso wurde eine andere Gruppe von Arbeitern, die singend über Wassili-Ostrow zog, von Kosaken zerstreut. Auch aus Moskau, Saratow, Kasan, Kronstadt, Rostow, Kischinew, Jekaterinodar, Tomsk, Tiflis, Kiew und Wologda wird gemeldet, daß dort den Tag über Ruhe herrshte. Jn Moskau sammelte sih eine große Menge Arbeiter in den Vorstädten an; cs wurden Reden gehalten, doch fanden feine Zulammeniene mit der Polizei statt. Jn Twer entstand im Basar eine bisher unauf- geklärte Panik, in der Kirhe mußte der Gottesdienst auf- hôóren, Frauen und Kinder flüchteten zum Altar. Jn Reval versuchten etwa 3000 Arbeiter nah einer Kundgebung in einer Vorstadt während der vorleßten Nacht durh die Stadt

u ziehen, wurden jedoch von der Polizei zerstreut. Gestern bie ten sie 7 km von der Stadt eine Versammlung ab, doch fam es dabei ju keinen Zusammensftößen.

Wie dieselbe Telegraphenagentur meldet, hat der Senat das Kassationsgesuch Koliajews, des Mörders des Großfürsten Sergius, verworfen und das Todesurteil bestätigt. Ferner wird aus St. Petersburg gemeldet, daß dort am Sonnabend der Vizeadmiral Nazimoff von seinem Burschen durch drei Revolvershüsse ermordet sei.

Ftalien.

In der italienishen Kammer erklärte der Unter- staatssekretär im Ministerium des Aeußern Fusinato auf eine Anfrage Prinettis, daß die in den Jahren 1899 und 1902 mit Frankreich und England getroffenen Abkommen bezüglih der afrikanischen Mittelmeerküste noh in

Kraft seien. Schweiz.

Aus Anlaß der internationalen Konferenz für Arbeiterschuß gab der Bundesrat am Sonnabendabend ein Diner, an dem, „W. T. B.“ zufolge, die Gesandten der bei der Konferenz vertretenen Staaten und - die Delegierten dieser Staaten teilnahmen. Der Präsident Nuchet brachte einen Trinkspruch aus, in dem er den Wunsh zum Ausdruck bradje, daß die Beratungen der Delegierten von Erfolg gekrönt sein und den Weg für eine Verständigung unter den Nationen vorbereiten möchten. Der Redner trank schliezlich auf das Wohl der Souveräne, Staatsoberhäupter und Regierungen der bei der Konferenz vertretenen Nationen und auf das der Delegierten. Im Namen der Diplomaten antwortete der französishe Bot- schafter Raind:re; im Namen der Delegierten erwiderten Ge- heimrat Caspar-Deutshland und Millerand-Frankreic.

Türkei.

Der „Frankfurter Zeitung“ wird aus Konstantinopel unterm 14. Mai gemeldet, der französishe Botschafter Constans habe dem Minister des Aeußern Tewfik Pascha eine Note überreicht, in der die französishe Regierung erklärt, daß die Kotierung der in der vorigen Woche abgeschlossenen französish-türfishen Anleihe sowie der Anleihe von 901 so lange verweigert werden würde, bis die drei fran- zösischen Forderungen, betreffend die syrischen Bahnen, die Kais von Konstantinopel und die Armeebestellungen vollständig und in befriedigender Weise erfüllt seien. Die Ottomanbank habe den im Anleihevertrag vorgesehenen Vorshuß von zehn Millionen Francs an die Pforte noh nicht geleistet, weshalb die Pforte am Sonnabend mit der Tabakregie einen Vorshuß von 25 000 Pfund Sterling abschloß. Die Dette publique habe das wiederholte Verlangen nach Vorschüssen entschieden ab- gelehnt.

Amerika.

Jn Washington ift gestern, wie „Reuters Burcau“ meldet, der Internationale Eisenbahnkongreß geschlossen worden. Der Kongreß wird nah 5 Jahren in Bern wieder eine Tagung abhalten.

Am Sonnabendabend ¿vurde zu Ehren der Teilnehmer ein Festmahl gegeben, an dem der Schaßsekretär Shaw und der Kcriegssekreiär Taft teilnahmen. “Jn einer Ansprache wies der Schaßsekretär darauf hin, daß die Aufgabe der Eisenbahn- leute auf den Frieden gerichtet sei, und erklärte, die Ver- einigten Staaten seien eifrigst auf die Erhaltung des Friedens bedaht. Der Schabsekretär kam dann auf die Handels politik zu sprehen und sagte, die Vereinigten Staater tadelten keine Nation deswegen, weil sie Zölle erhebe, un ihre Einnahmen zu sichern, vorausgeseßt, daß diese Zolle nicht \{chwerer auf Amerika lasteten als auf anderen Nationen. Amerika verlange nur das Necht, zu denselben Bedingungen auf fremden Märkten zu kaufen wie seine Wettbewerber im Handel, sowie das Recht, auf jedem Markte unter ebenso günstigen Bedingungen zu verkaufen wie andere Nationen. Amerika wie die übrigen Mächte würden niemals in ZolUkriege verwickelt oder zu einer Vergeltungsgesezgebung gezwungen werden, solange die Vereinigten Staaten ihre gegenwärtige Politik ver 1nd ange die übrigen Mächte diejenigen nicht unter Li delten, die gegenüber ihnen selbst keine Unter Je

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Nach einer Meldung des „Reutershen Bureaus“ aus Tokio hatte das Komitee der Konstitutionalisten bei dem Minister- präsidenten Grafen Katsura eine Audienz, um den Fall mit der französishen Neutralität zu besprehen. Graf Katsura versiherte dem Komitee, daß die Regierung ihr Bestes zu

Gunsten des Landes täte, und legte die vershiedenen Schriite | i are B Cn Lon. P o | gegangener Jnitiativantrag die Staatsregierung aufgefordert hat,

dar, die getan wären. Das Komitee erstattete der Partei Bericht, und diese sprach ihre Befriedigung über die Haltung der Regierung aus. Die in der Handelskammer einge- brahte Resolulion, betreffend die Boykottierung der französishen Waren, is zurückgezogen worden.

Afrika.

Der deutshe Spezialgesandte Graf Tattenbach ift, „W. T. B.“ zufolge, am 11. Mai Vormittags in Fez ein- getroffen. /

An Stelle Abdullah ben Kaids is Hadjahmed el- Torres, der Sohn Mohammeds el-Torres, zum Vertreter des Sultans in Tanger ernannt worden.

Wie der „Frankfurter Zeitung“ gemeldet wird, griffen in der Nähe von Malaga marokkanische Piraten spanische Küstenfahrzeuge an. Die Besaßung des Fahrzeugs „Joven Teresa“ flüchtete in einem Boot und wurde von dem Post- dampfer „Ciudad de Mahon“ geborgen. Die „Joven Teresa“ wurde von den Seeräubern weggenommen.

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Parlamentarische Nachrichten,

Der Schlußbericht über die vorgestrige Sißung des Hauses Ee Abgeordneten befindet sich in der Ersten und Zweiten eilage.

Jn der heutigen (181.) Sißung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Justizminijter Dr. Schönstedt und der Minister für Landwirtschaft 2c. von Podbielski bei- wohnten, gelangte zunächst der Geseßentwurf, betreffend die Aenderung der Amtsgerichtsbezirke Cohem, Mayen E a. d. Mosel, zur dritten Beratung.

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. Mooren (Zentr.) spriht sich in längeren Ausführungen |

für die Ablehnung der Vorlage und für die Ueberweisung einer Petition

aus Kaiserses{ch um Errichtung eines Amtsgerihts in Kaisertesch an die Regierung zur Berücksichtigung aus.

Justizmiaïlter Dr. Schönstedt: Es if ein nicht gewöhnlicher Vorgang, daß ein Gesetzentwurf, der einer Kommissionsberatung über- wiesen war, in der Kommission mit großer Mehrheit angenommen ift und in zweiter Lesung im Plerum fast ohne Diskussion eine Mehr- heit gefunden hat, bei der tritten Lesung auf eine gärzlihe Ablehnung stößt. Dies könnte doch vielleicht Bedenken erregen, auch mit Rücksicht darauf, daß die Besetzung des Hauses bei der dritten Lesung eine andere sein kann als neulich bei der zweiten. In der Sahe selbst glaube ih mich auf eingehende Ausführungen nit einlafsen zu sollen, weil tie Sahe im Kommissions- beriht ausführlih dargelegt ist. Die Ausführungen des Abg. Mooren sind mir, wie wohl auch dem Hause, zum größten Teil nicht ver- ständlich geworden; wir haben nur die Bebaubiris gehört, daß in Kaiserse\ch früber {on feit dem 14. Jahrhundert ein Gericht be- standen habe. Das ist mir nicht bekannt; ich weiß nur, daß im Fahre 1821 ein damals bestehendes Gericht aufgeboben worden ift. Anträge auf Errihtung eines Amtsgerichts daselbft sind erst seit 1897 gekommen, aber vom Oberlandesgeriht in Cöln und vom Land- geriht in Koblenz abgelehnt worden. Der Minister führt weiter aus, daß: die Eingesefssenen von Kaisersesch mit einer neuen Eisenbabn ihr Gericht in Mayen erreichen fönnten, und daß die örtlichen Ver- Lâltnifse in Faisersesch riht für ein Geriht geeignet seien, da die nôtigen Wohnungen gar nicht vorkbanden seien. Die Einrichtung von Gerihtétagen in Kaisersesch solle in wohlwollende Erwägung gezogen werden.

S Abg. Dinslage (Zentr.) tritt für die Petition aus Kaisers- esch ein.

Justizminister Dr. Schönsiedt bittet wiederholt um die An- nahme der Vorlage. i

Nach weiteren Bemerkungen des Abg. Mooren wird die Vorlage gegen die Stimmen eines Teils des Zentrums an- genommen. Der Antrag auf Ueberweisung der Petition an die Regierung wird abgelehnt, die Petition für erledigt erklärt.

In dritter Beratung werden ferner der Geseßentwurf, betreffend die Aenderung der Amtsgerichtsbezirke Köslin, Kolberg und Körlin, und der Geseßentwurf zur Abänderung des Gesezes vom 12. März 1881, be- treffend die. Ausführung des Reichsviehseuchen- gesetzes, ohne Debatte angenommen.

Darauf folgt die dritte Beratung des Geseßentwurfs, betreffend die Verwaltung gemeinschaftlicher Jagd- bézirle. : ; E : i)

Zu S 1, in dem nah den Beschlüssen zweiter Lesung der Vorsteher der Gemeinde zum Jagdvorsteher und Ver1dalter der Jagdgenossenschaft bestellt wird, ist von den Abgg. Herold und Wallenborn (Zenir.) beantragt, folgenden neuen Absatz einzuschalten:

„In denjenigen Gemeinden der Rheinprovinz, welche aus mebrzren Ortschaften bestehen, bestimmt die Gemeindevertretung für jede Ortschaft aus deren Iagdgenoffen den Iagdvorsteher und defsen Stellvertreter.“ S ;

Ferner hat Abg. von Oldenburg (kons.) seinen bei der zweiten Lesung zu § 4 abgelchnten Antrag wieder aufgenommen, nach dem nit „jeder Jagdgenosse“, sondern nur „mindestens ein Drittel der Jagdgenojjen“ berechtigt sein soll, Einspruch gegen die Art der Verpahtung und die Pachtbedingungen zu erheben. e

In der Diskussion führt

Aba. Sielermann (konf.) aus, daß die bei der zweiten Lefung gefaßten Beschlüsse den Interessen der bäuerlichen Jagdgenofsen niht gerechi würden. Nur ein gewählter Jagdvorstand sei imstande, deren Interessen zu vertreten. Es sei unbegreiflid, we8s halb ‘man den Bauern dieses Wablreht nicht geben wolle. Die weiteren Erörterungen des Redners gehen bei der Unrube des Hauses für die Berichterstattertribüne verloren.

Abg. Dr. Heisig (Zentr.): Auch wir würden im Interesse unserer \hlesishen Bauern es begrüßen, wenn der Jagdvorstand gewählt würde. Da dies aber nicht zu erreichen ift, find wir mit dem zu- frieden, was die Vorlage bietet. Der Antrag von Oldenburg würde den Interessen der tleinen Besizer widersprehen. So weit darf man

as Einspruchtrecht unter keinen Umständen beschränken.

Abg. Wißmann (ul.) spriht sich für die bei der zweiten Lesung gefaßten Beschlüsse aus.

Abg. Herold (Zentr.): Wenn der Abg. Sielermann die Auffafsung vertritt, daß die Vorlage nah den Beshlüfsen der zweiten Lesung die Nechte des Bauernstandes einscränke, so bin ih entgegengeseßter Meinung. Ih würde zu einer folten Einschränkung nie meine Zu-

stimmung geben und ein so gestaltetes Geseg verwerfen. Da wir obne

die Staatsregierung ein neues Giseß nicht machen können, den jeßigen ustand aber niemand, auch Herr Sielermann und feine Gefinnungs- genossen nicht aufrecht erhalten wollen, so müfsen wir uns eben auf das Erreichbare beshränken und uns auf die Beschlüfse der zweiten Lesung zurückziehen. Auch gegen den Antrag Oldenburg muß ih mich

wenden. Das Einspru§bsreht jedes Jagdgenofsen muß bestehen bleiben.

Namentlich im Often, wo der Großgrundkesitz vorber: s{t, unterliegen au die Gemeindevorfteber starken Einflüfsen, und diefen gegenüber muß es auch dem leßten Jagdgenofsen freistehen, gegen die Verpahtung Einspruch zu erheben.

Minister für Landwirischaft 2c. von Podbielski: Das Haus volle nicht außer aht laffen, daß cin von den großen Parteien ausê-

Ordnung in dieser Materie zu schaffen. Ein Jagdgeset, das alle Teile vollständig befriediat und es allen Teilen recht macht, wird nie zuftande zu bringen sein. Auch die hannoverse Jagdordnung ist nach der Meinung der Regierung feine gute; der urspvrünglihe Entwurf umfaßte auch diese Provinz, die nunmehr von dem Geltungêbereih des Gesetzes auêgenommen werden soll. Wenn Herr Sielermanrnn anregt, die Sache folle bei 10 Morgen anfangen, so geht dies au@ nicht an. Niemand liegt es ferner als der landwirtishaftlihen Verwaltung, ein Gesetz vorzuschlagen, das die Rehie der Bauernschaft irgenwie beein- trähtigt. Es soll nur Ordnung und Sicherheit geschaffen werden. Gegen den Antrag Oldenburg babe ih meinerseits keine Bedenken. Im übrigen karin ih Sie nur bitten, den Boden der Verständigung zu betreten und turch Annahme der Beschlüsse der zweiten Lesung für eine lange Zeit Rube zu schaffen.

Abg. von Oldenburg (kons.): Die Jagd ift ja eigentlich eine ganz unpolitishe Sache. Wir haben keine konservativen Hasen, keine Zentrumtfüchse und keine freisinnigen Hirshe. Das volitiiche Moment scheidet hier ganz aus. Wir wollen den fleinen Grundbesiß niht glüdcklihec machen, als er es selbst will. Für meinen Antrag tritt meine ganze Fraktion eins{ließlich aller fleinen Grundbesitzer ein. Wenn er abgelehnt wird, wird das Gesetz für den größten Teil meiner Fraktion unannehmbar. Das Beste wäre eine prinzipielle Regelung gewesen; die jeßigen Beshlüfsse sind in der Kommission nur dadurch zustande gekommen, daß Hannover und Hessen-Nassau ausgeshlofsen wurden. Was Herr Sielermann

| der Jagdgenossen Widerspruch er

vorshlug, ging darauf binaus, daß die Besißer bis zu 10 Morgen eine Stimme, bis zu 20 Morgen zwei Stimmen usw. baben sollten. Dadurch würde die Sache sehr kompliziert werden, aber Herr Sielermann ist mit uns im Gegensaß zu Herrn Herold der Meinung, daß damit die Rechte der kleinen Bauern niht im geringsten beeinträchtigt

| werden würden. Um die aufgetretenen Mißstände zu bekämpfen, foll

jeßt eine Jagdauffichtsbehörde geshafen werden; aber diese soll nur

in Funktion treten, wenn die Gemeinde in \ich uneins ist. Diese

Uneinigkeit bitten wir erst als Frgrren anzusehen, wenn ein Drittel e

(Schluß des Blattes.)

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Statistik und Volkswirts{chaft.

Sghlathtvieh- und Fleishbeshau im Deutshen Neid. Zahl der im 1. Vierteljahr 1905 beshauten Shlachttier e.

Zusammengestellt im Kaiserliten Statistischen Amt.

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bis 31. März 1905 für den preußtfcher aa t.

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Die Zentralstelle für Arbeiterwoblfahrtseinri- tungen versendet jeßt die Einladungen zu ibrer 14. Konferenz, die am 5. unt 6. Juni in Hagen i. W, stattfinden wird. Auf der Tagesordnung steben folgende Themata: 1. „Die Belehrung der Arbeiter über die Giftgefahren in gewerblichen Betrieben“ ; als Grund- lage für die Diskussion wird die Frage in acht Referaten unter fol- aenden Gesihtspunften behandelt werden: was kann zur Lösung dieser Frage a. der Arbeitzeber, b. der Arbeiter, c. der Fabrik- bezw. Krankenkassenarzt, d. der Gewerbeaufsihtebeamte, e. die Medizinalbebörde, f. die Landeéversicherungsanstalt, g. die Schulbebörde, h. die Prefse tun? 11. „Die Gestaltung des Arbeiterwobhnhaufses (das Haus in seiner erzicherishen Bedeutung, Entwickelung und heutiger Stand des Arbeiterwobnkausbaues, die Notwendigkeit vers{iedener Wohnhaus- tvven, das Bauernbhaus in seiner vorbildlihen Bedeutung für den Arbeiterwobnhausbau, mit Lichtbildern, Grundriß und Außenbau, Innenausbau und Einrichtung, Arbeiterkolonien, Gärten)“. Gelegentlich der Konferenz wird im Folkwang - Museum des Herrn Karl Ernst Osthaus cine Auestellung von Photogravßien, Zeichnungen und Modellen architektonisch muftergültiger Arb:itere wobnbäuser urd Beispiele guter, einfaher Häuser stattfinden. Auf tiefer Ausstellung werden u. a. vertreten sein die Firmen Fried. Frupr-Efsen, Gelfenkirhener gw esellsdaît, Maschinen-

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A en einen Anteil stark besuhten Generalversammlung Baumetsterverbandes in Zürih wurde, besblofsen, für den Fall, daß die schwebenden , Basel und Bern nicht in kurzer Zeit unter ingungen beendet seien, die Schließung aller Nerband8mitgliedern in der ganzen Schweiz în Aussicht zu nehmen. Der Zentralvorstand erhielt den Auftrag, seine Bemühungen dabin zu richten, daß es nicht nötig werde, dieses äußerste Berteidigung8mittel zu ergreifen (vgl. Nr. 113 d. B)

In Chicago bielten, wie „W. T. B.* berichtet, die Vertreter der Fubrleute eine Versammlung ab, um zu beraten, ob fie den Ausstand für beendet erklären sollen. Die vereinigten Fuhrwerks- besißer haben der Union angeraten, den Ausftand zu beendigen. (Val. Nr. 112 d. Bl.)

Land- und Forftwirtschaft.

Ueber den Stand der Arbeiten und Kulturen wrd dez „Schweizerishen Landwirtschaftlichen Zeitschrift“ unterm 6. 2: 2 Zug geschrieben : Ein Frühling nah Wunsch ist der deute Dbitbauer. Noch baben keine Fröste irgendwelwen Sade get und die anhaltend feuW@twarme Witterung fördert dz Blüten, deren es so viele find, wie m Blütenansaß wie leztes Jahr kaum ve ist, der nidt blüt. Dem Wiesenwirt wt der vielen Engerlinge. Aub die Weiden Troß der nicht reenes E dat

arten und Feld so fördern fönnez, daß der größte Zei dabon Stet ift. Wenn nun nur nit etwa verspätete Kälterückchläge die vielen geweckten Hoffnungen zerstören.