1905 / 114 p. 8 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 15 May 1905 18:00:01 GMT) scan diff

Theater und Musik.

Deutsches Theater.

Unter der Leitung Sigmund Lautenburgs begann im Deutschen Theater gestern ein Anzengruber-Zyklus, der die Volksstücke des Wiener Dichters in chronologisher Reihenfolge vorführen wird. Berlin fann fich rübmen, Anzengrubers Dramen zuerst liebe- volles Verständnis entgegengebrahi zu baben, zu einer Zeit, als der Dichter in seinem Vaterlande noch vergeblich um Anerkennung feines kernigen und im hbeimatliden Boden wurzelnden Talents rang. In Berlin sind die Sympathien Anzengruber auch stets treu geblieben, so konnte ein Anzengruker- Zyklus von vornherein auf lebhafte Teilnahme rechnen, umsomehr, als für ihn die hervorragendsten Darsteller gewonnen waren und das Zusammenspiel einen wirklichen Kunstgenuß versprach. Die Aufführung des „Pfarrers von Kirhfeld“ am Sonnabend entsprach all’ diesen Erwartungen, fie war verftändnisvoll inszeniert und wurde \chauspielerisch meisterhaft durchgeführt. In der Titelrolle

zeigte Otio Sommerstorff seine oft bewährte Kunst mit feiner Affekisteigerung und rechtem Maßhalten. Ihm töllig eben- bürtig war der Wiener Willy Thaller, ter den Wurzelfepp

spielte und namentli im vierten Akt eine tiefe Wirkung erzielte. Amalie Schönchen wußte aus der kleinen Rolle der Brigitte wiederum ein Kabinettstück zu machen, und Hansi Niese-Jarno ftellte die Anna Birkmeier

unübertrefflider Treuberzigfeit und Naivität Rollen waren gut beseßt; Eugen Berndorfer gab, verdiert noch be- werden. Der Beifall des gutbesuchten und stellte der Veranstaltung ein zahl-

n Ausficht 2 r Li L

mit die anderen

L B troy der Theater-

, F - eszeit naturgemäß bes

R

ublifum r vorge

Berliner Theater.

ck T :; Cx 0 A 71+ . S t [5 Sror .- Fast ein Jahrzent ist verflossen, seitdem das reizvolle dreiaktige J S p é T L o BYaudeville a-Toto“ von Bilhaud und B dur das Besamtaast es Hamburger Kar ü bier befannt wurde, und über ein Lustrum ist plan biefiger T L E e E pa E Bühnen nicht mehr aufgetauht. 2 fônnte man L [2 d r At T roi q e E E {o d 5) 5 Li den Versuch mate, Erinnerung zu bringer ie d weit über das ekommen. Das R Wei annt zu werden, a die Welt ge nen, die Ü "t früber

F

gen, die bei en wurden, waren Auch die Darstellung i die urwahr-

t ty

c über s erer Neiz liegt in ck oto von ciner und Bötticher, der diese Au sie charafkterisierte den d zierTiche zidern und tei aller un 3 Ver I Leo Uen ha ; .

co p 7s T4 ct

D

i ite Ce L 5 D f Der [eßte Gastspielabend von Madame Charlotte Wyns, von (R on Co : +8 s 4 +7 ck ay L 5 Ip der Gro Over in Paris, brachte am Sonnabend Maillarts amt uo Z T M “r , I komishe Over „Das Glöcckchen des Erse s acbtentwert CAnnen D f legentlih ibhce8 Auftretens S ea 1 Fat n dieser : an [ bisweilen Abi 1g zu bemerken, der ria et emne Fi beit harafkterisiert mo ck p ¿T anr die x erstgenannten G sowobl sa [eri Bielseitigfeit zu zeig wei ur 5s vetständnisvolle Pa n e sprahlite Verschiedenheit kaum störend bemerkbar - 11 E 5 e ntere “s bs Lo n” Mm ci F we n cine recht interessante, woblabgerundete Vorstellung M s n Mp +5 andoren R oslon M s E a Bon den Vertretern der anderen Rollen, die sich ihren Aufgaben G L E E e ; S E durchweg na besten Kräften Fräulein Rado (Seo e) sow die L er), Birrenkoven - z= r. D. (Spl Foserh (Le en. Das voll- E L C Ta, Z ke Tr bese ndete lebhaften en Pariser Gast noch olte Hervorrufe.

Theater.

8 önigliche Schauspiele. Dienstag : Opern- | l Zbonnementévorstellung. Die Seirat |

d Tas =

x‘

2 L

bai B,

wider Willen. Komische Oper in 3 Aufzügen, frei |

nah einem Lustspiel des A. Dumas, von E. Hurnper- | Lessingtheater.

dinckd. Musifalishe Leitung: Herr Kapellmeister | Meere. Anfang

Dr. Strauß. Regie: Herr Oberregisseur Droescher. | Mittwoch: Elga.

Ballett : Herr Ballettmeister Graeb. Anfang 74 Uhr. | Donnerstag: Nora. Shausvielhaus. 52. Abonnementsvorstellung. Göt |

von Berlichingen mit der eisernen Hand. | »

Schauspiel in j s Schillertheater. 0.

5 Aufzúgen von W. von Goethe. | r erregiffeur Grube. Anfang 7 Uhr. | Dienstag, Neue# Overntheater. Jung-Heidelberg. Operette | n L. Krenn und G. Lindau. Musik | Anfang 74 Ubr.

Mittroo§: Overnhaus. 6. Billettreservesag. | „„LMnerstag, Lohengrin. Romantishe Oper in 3 Akten von Brunuen. Richard Wagner. (Elsa: Großen Oper in Paris, als Gast.) Die Abonne- | ments, Dienst- und ständigen Freipläge sind aufs | Eine Tragödie in 5 Akten von Friedrich Hebbel. getoben. Anfarg 7 Uhr. |

Schausrvielbaus. stillen Gäßchen. (Quality-Street.) Lustsviel in 4 Aufzügen von J. M. Barrie. Deutsh von B. Pogson. Anfang 7# Uhr.

Neues Orerntbeater. Jung-Heidelberg. Operette in 3 Akten von L. Krenn und C. Lindau. Musik

53. Abonnementsvorstellung. J | | | | |

bon Karl Millôcker. Anfang 74 Uhr. |

G E E | |

Tränen.

Deutsches Theater. (Maisviele.) Dienstag:

Der Meineidbauer. Martha

Anfang 8 Uhr.

Mittwoch: Der Meineidbauer. Wildshüs. Bentraltheater. Dienstag: Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: Zu fkleinen | Lämmer. Berliner Theater. Dientt2g: Tata-Toto Preisen: Des Meeres und der Liebe Wellen. | 2 Akten von Louis Varney.

Anfang 7# Uhr.

Heiling.

Abends

S{bwank in 3 Akten von Gustav Kadelburg. Mittwoch, Abends 8 Uhr: Zum ersten Male:

| Der artefische Brunnen.

Abends

Mme. Aïno Akts, von der | MÆ. (Friedri Wilbelmstädtishes Theater.) Dienstaa, Abends 8 Ubr: Gyges und sein Ring.

Mittrooch Abends 8 Ubr : Die Herren Söhne. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Die Tyrannei der

Theater des Westens. (Kantstraße 12. Babn- bof Zoologischer Garten.) Dienstag (bei aufgehobenem Abonnement): Die neugierigen Frauen.

Mittwoch: Schüleropernaufführung des Stern- schen Konservatoriums.

Donnerstag (29. Vorstellung im Abonnement):

Freitag (29. Vorstellung im Abonnement): Der

Abends 75 Uhr:

__ Im Königlihen Opernhause findet morgen, Dienstag, eine Wiederholung der Oper „Heirat wider Willen* von E. Humper- dinck in der bekannten Beseßung der Hauptrollen statt.

Im Königlihen Schauspielhause wird morgen „Söß von Berlichingen“ wiederholt.

Z Dr. Rudolf Prôll, der bekannte Baritonist des Frankfurter Opernhauses, der bereits im vorigen im Theater des Westens auftrat, wird demnächst ein zweites Gastspiel an der ge- nannten Bühne eröffnen und u. a. die Titelrolle in „Hans Heiling“ singen.

Mannigfaltiges. Berlin, den 15. Mai 1905.

Ueber die Witterung im Monat April 1905 berichtet das Königliche Meteorologische Irstitut auf Grund der angestellten Beobach- tungen folgendes: Auf die milde Witterung der voraufgegangenen Monate folgte ein recht kühler April. Abgesehen von kurzen Wärme- perioden am Anfange der zweiten Dekade und gegen Ende des Monats, war es nämlich durchweg zu kalt, besonders in der Zeit vom 7. bis 9. April, in der auf dem ganzen Gebiet das Thermo- meter mehrere Grade unter den Gefrierpunkt sank; das in diesen Tagen aufgezeihnete Minimum der Temperatur ist sogar niedriger als der tiefste Thermometerstand des voraufgegangenen März. Im Durchschnitt war daher die Temperatur allenthalben zu niedrig, am meisten, um mehr als zwei Grad, im mittleren Norddeutschland. Erhöht wurde der unfreundlihe Charakter des Avril turh die häufigen und ergiebigen Niedersbiäge. Mit Ausnahme des äußersten Südwestens ift überall ein Neterschuß zu verzeichnen gewesen; mebrfach, namentli im Nordosten ift etwa das Dopvelte der gewöhnli zu erwartenden Menge zefallen. Schneefälle traten noch allerorts auf, am auêgedehntesten in der eit vom 6. bis 9. Zumeift war daber auch in diefer Zeit eine zusammen- ängende Schneedede vorhanden. Die bêchsten Erhebungen der Ge-

2 aber waren den ganzen Monat hindurch mit einer Schneeschicht ‘ded, die im Riesengebirge noch fast ein Meter beirug. Entsprechend i der Niederschläge war die Bewölkung groß und die nensheindauer gering; nur an der Nordseeküste sowie im Rheingau en die normalen Verhältnisse beinahe erreiht. Auf die am lvufse des März eingetretene warme Witterung folgte zu Beginn des April ein rascher Tempezratursturz. Zunächst bradte bei hohem Luftdruck im Südwesten ein von der - [

- C4

r A Ar G .-

D

s Q Gz Gs r cy S L s Su Tube

f -

cordîee nah Südosten ziehendes Minimum füble nordwestlide Winde und fast - allenthalben Mz: ¿d L ch1 U - G » dts S D S IEN Niederschlag. Vom 5. an wurde die Abkühlung noch erheblicher, da

im Norden gegenüberlag, rah dem westlihen fte nôrdliche Luftströmung strengcm Froste veranlaßt.

58 Apt ___ Cé» Hocbdruckgebiet nah Often

dem Marimum ein neues Der das Teilminima über die deuts RNufkland entsandte; bierdurch wurde lebh mit ausgedehnten Schneefällen und ziemli

Zu Ende der ersten Dekade aber, als da

abgezogen war und von Westen her eine umfargreihe Depression beranrüdte, trat bei südwestligzen Winden starke Erwärmung ein. Diese wurde jedoch bald wieder aufgehoben, da am 13, cine Antizyklone im Nordosten maßgebend wurde. Dieses Hochdruckgebiet wanderte langsam im Norden vorüber nah Nordwesten und \hließlih bei Beginn der dritten Dekade nah Wesien. Infolge- dessen waren während diefer it kalte Winde zunächst östlicher, dann nördliher Herkunft vorberrshend. Vom 25. ab lag hober Luft-- drudck im Süden, während fih im Nordw: sten ein Minimum einfstellte l

L s G A q T A TET » Vér Hor e bieraus fich ergebende füdwrestlide Lu!tsirêmung verur

der Temperatur, sodaß der Monatss{luß mes Früblingëwetter brachte _ Gemeinnüßige Rehtsauskunft ist in vershiedenen Gegenden Berlins eingerihtet worden. Die Sprehstunden regelmäßig Nachmittags 4 bis 6 Uhr, und ivar in Berlin-Nord: Versöbnungé- (Privat)straße 1, Eingang Strelizer Straße 43, an allen Wothen- agen; in Berlin-Nordos: Landsberger Allee 123 bei Martin an jedem Dienttag und Freitag; in Berlin-Südwef

Grd 1nd

Johanniterstraße 6, links im Erdgeiboeß, am Montag und Dornerétag; in Berlin-W est: Nollendorfstraße 29/30, zwei Treppen. Die ersten drei Rehtés{hutstellen werden von der „Sozialen Geschäftsstelle für das evangelishe Deutschland“, die letteenannte wird vom . Bureau für Sozialpolitik“ unterhalten. Sekretäre sind Rechtsanwalt a. D. Fischer und Arbeitersekretär Bartelt. Es werden Vertretungen übernommen, mündliher Nechtsrat erteilt und Schrift-

stüde gefertigt.

———_ 2 en Q

Nathenow, 14. Mai. (W. T. B.) ag des Ziethen-Husaren-Regiments unter Teilnahme der alten Herren des Regiments, zahlreicher ehe- ialiger Offiziere und auëwärtiger Ziethen- Vereine gefeicrt. Unter anderen waren dazu eingetroffen der Generalfeldmarshall Graf von Haeseler, der General der Kavallerie Graf von Wartenéleben, der

der Lanken, der

Generalmajor von der Schulenburg. Mittags gegen 1 Ubr fand auf dem Kaiser Wilbelmplay eine Parade ftatt, nah der der ( Graf leben nah kurzer Ansprache ein dreimaliges Hurra t den Kaiser ausbrachte. Zur if s

Der 175. Stiftungs8s wurde am Sonnabend

—_

von Wartens

auf Seine Majestàä Feier des

tazes fanden Reitersviele auf dem Reitplay der Kaserne statt. Heute vormittag erfolgte auf dem Ziethenplaß im Beisein des

Ministers für Landwirtschaft 2c. von Podbielski, mehrerer

—_—

Mittwoch: Tata-Toto. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu balben Preisen: Donnerstag: Tata-Toto. Freitag: Tata-Toto.

A bends AVCA V

Der Vettelftudent. Seiling.

E î

Dienstag: Die Frau vom 8 Ubr.

Anfang 8 Ubr. folgende Tage: Ledige Leute.

Anfang 8 Uhr.

(Wallnertheater.)

Weiber v i Y Familie Schierke. eiber von Windsor

8 Ubr: Mittwoch: Die Fledermaus.

h S = Ps D

8 Ubr: Der artesische

Familieutag.

Dienstag, Abends 8 Uhr: 1 Vorspiel und 3 Akten von

Herzogin Crevette.

Mittwoch und folgende

Zum ersten Male: 2 Lämmer.

Dans

7# Ubr: Hans

Neues Theater. (Spielzeit der Direktion Karl und Theodor Rosenfeld.) Dienstag und

Nationaltheater. (Direktion: Hugo Beer. Weinberg8weg 12a—13 b.) Dienstag: Die lustigen

Donnerêtag : Die Regimentstochter.

Freitag: Amelia, oder: Ein Maskenball. onnabend : Zar und Zimmermaun.

onntag: Die lustigen Weiber von Windsor.

Kusispielyans. (Friedrichstraße 236.) Diens- taa, Abends 8 Uhr: Der Familieutag. Mittwoch bis Cet Abends S Ubr: Der

Residenztheater. (Direktion: RichardAlexander.)

Herzogin Crevette. (La Duchesse des Folies-Ber r: Schwank in eorges deutscher Bearbeitung von Benno Jacob on. Mittwoch und folgende Tage, Abends 8 Uhr:

(Les petites brebis.) Vaudeville in Tage :

Generale, der Garnison, der Behörden, von Vertretern der Ziethen- Vereine sowie der hiesigen Kriegervereine die feierlihe Grun dstein, legung ¡um Denkmal für den Reitergeneral von Rosenberg, Der Staatsminister von Podbielski hielt eine Gedächtnigansprache.

Hamburg, 14. Mai. (W. T. B.) Bei s{önem Wetter fand beute die offene Segelwettfahrt des Norddeutschen E C ANALEAS auf der Alfter ftatt. Es beteiligten sig 27 Boote. In der Sonderklafse steuerte Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich das Boot „Tilly VI[I*“ der Herren Doll, ÿ

mann und Krogmann und siegte über „Seonderling“ und „Tilly V1“, F

Nach der Regatta nahm Prin inri t ERRd in Es: horster Fährhaus teil. Prinz Heinri an tem Frühstück im Ublen, |

Wien, 13. Mai. (W. T. B.) Die aus Anlaß des Jubiläums des 25jährigen Bestehens des Deutschen Schulvereint stattfindenden Festlichkeiten find beute mit einer musikalishen und deklamatorishen Feier im großen Musikvereinssaale eröffnet worden. | Die Festrede bielt der Abg. Profefsor Groß.

Budapest, 13. Mai. Resicaer Bergwerks wurden beute naht bei Sprengungearbeiten infolge einer Explosion 22 Bergleute getôtet und einer {wer verwundet.

Paris, 14. Mai Havas* hat fih unter dem Titel: „Vereinigung für die natio- nalen Interessen und den internationalen Ausg leich“, eine aus Gelehrten, Schriftftellern, Künstlern, Politikern und Juristen aller Länder Europas und Amerikas zusammengesezte Gesellschaft! gebildet, die sich um Ziel sezt, sowobl die innere Wohlfahrt der einzelnen Länder zu fördern wie auf gute autwärtige Beziehungen der Länder untereinander hinzuwirken. Die Gruvppenvorftände der Ver. einigung sind: für Frankrei Berthelot, Bourgeois und D'Eftournelles, für Deutschland Haecktel, für Rußland Baron Staal, für Norwegen F. Nansen, für Schweden von Lagerheim. /

T oulon, 15. Mai. (W. T. B.)

der die auf der Wettfahrt Algier—Toulon befindlidßen

Motorboote begleitet, teilte gestern durch Funkspruh mit, daß alle

M otorboote, außer dem „Quandmême“*, von dem man keine Nath- richten babe, wegen der \chweren See von den Mannschaften verlassen worden seien. Die Mannschaften seien gereitet. Das Boot „Mercedes C. P.* sei 50 Meilen vor Toulon ge sunken. Die Insassen wurden gerettet. Die Herzogin von Decazes erhielt

inzwischen von dem Kapitän der Vergnügungsjacht ihres Gatten eine

G

_,

Depesche, nach der das Boot „Quandmême“, das ot „Arbalete“ begleitet war, die Richtung Bord des

orfica einge b [c babe. An B: „Quandmême“ befinden sih 11 Perfonen, darunter der Herzog von Decazes und mebrere Marineoffiziere. Der Kommandant des Torvedojägers f

„Pertuisane“, der geftern das untergegangene Motorb oot „Mer- |

cedeä-Mercedes“

Gegen 8 Uhr Morgens wurde das Motorboot in Schlepp ge- | sene Mannschaft kam an Bord des

Gegen 7 Uhr Abends mußte man 70 Meilen er Proverce wegen der schweren See die n Höhe erreiht die Shlepptrofse kappen. „Mercedes-Mercedes* trieb ab und verschwand bald in der Dunkelheit. Wabrscheinlih bat das Gewicht der 150 m langen Stakbltresse das | Vorderteil des Boots niedergezogen und es fo zum Kentern gebractt.

__ Madrid, 14. Mai. (W. T. B.) Gestern wurde von der biefigen deutschen Kolonie unter zahlreider Beteiligung au von spanischer Seite eine Schillerfeier abgehalten, an der u. a. die Mitglieder der deutschen Botschaft und des deutschen Konsulats teil. nabmen. Die Festrede bielt der Direktor der deutsihen Schule.

Nah Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen. : Potsdam, 15. Mai. (W. T. B.) Die Prinzessin Ernst von Sachsen-Altenburg wurde heute früh von einem Prinzen gqlücklihch entbunden. St. Petersburg, 15. Mai. (Meldung der „St. Peters burger Telegr.-Agentur“.) Der gesirige Abend verlief in der Residenz im allgenteinen ganz ruhig.

sonen und jtellte die Ordnung schnell wieder her.

(Fortsezung des Amtlichen und Nichtamtlichen in der Ersten, j

Zweiten und Dritten Beilage.)

Gaftspiel der Wolzogen-Oper. folgende Tage: Die Bäder von Lucca.

Belleailiancetheater. (Bellealliancestraße 7/8. Direktion: Kren u. Schönfeld.) 8 Uhr: Liebesmanöver. Kurt Kraaß und Freiherrn von Slhlicht.

Mittwoch und folgende Tage: Liebesmanöver.

Trignontheater. (Georgenstraße,

zweiter Mann. Anfang 8 Ubr.

Familiennachrichten. Verehelicht: Hr. Leutnant i. reit. Feldjägerkorys und Forstassessor Siewert mit Frl. Hildegard

Euen (Berlin). Geboren: Gine Tochter: Hrn. Regierungsrat Kilburger (Oppeln). Hrn. Oberleutnant Luchs f

(Lauban).

(Berlin).

evydeau, in Verantwortlicher Redakteur

Verlag der Expedition (Sch{cholz) in Berlin.

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlagb- Anstalt Berlin 8SW., Wilbelmftraße Nr. 32.

Zehn Beilagen (einschließlich Börsen-Beilage).

Die fkleinen

Die kleinen

(W. T. B.) Im Almasyfshacht des F

(W. T. B.) Nas einer Meldung der „Agence:

Der Kreuzer „Desair", f

ia 142

j È esfortierte, erzählt: Das Boot stand mebr- F mals still, weshalb tie „Pertuiscne“ ihre Fahrt verlangsamen mußt: F

E

He _allge : z ) In den öffentlichen f Gârten, wo fich die Arbeiter zu verfammeln pflegen, wurden F Kundgebungen versucht. Die Polizei verhaftete gegen 50 Per- F

Thaligtheater. (Dresdener Straße 72/73.) F Dienstag und |

_ Dienstag, Abends F Lustspiel in 3 Akten von Fi

¡wischen Friedrich- und Universitätsstraße.) Dienstag: Jhr k

Mittwoch bis Sonnabend: Jhr zweiter Maun. 2

E a |

Gestorben : Hr. Professor Dr. Karl August Lengner f

Dr. Tyrol in Charlottenburg. s

(10994) É

Erste Beilage

zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlih Preußischen Staatsanzeiger. .

M 114.

Berlin, Montag, den 15, Mai

1905

Pergamon und die ueuen Ausgrabungen des Kaiserlich deutschen Archäologischen Jnunstituts.

Pergamon gehört zu der alten Landshaft Mysien, die gegenüber der großen Insel Mytilene oder Lesbos an das Aegäishe Meer herantritt. Der Hauptfluß des Landes ift der . alte Kaiko3, der in oft Pee Laufe eine große Fruchtebene durchstrômt. Nicht fern von seiner Mündung steigt {rof ein 335 m hoher Bergrüdcken auf, der fast ganz von den tief eingeshnittenen Tälern zweier dem Kaikos zufließenden Buse, des Ketios und des Selinus, ums{lofsen ist. Auf diesem Berge erhob sih das alte Pergamon. Er war die natürliche Marte der ganzen Ebene. Wer auf ihm festsaß, war Herr des fruhtbaren Landes und zugleich der Karawanenstraße, die aus dem Innern Kleinasiens durch die Ebene zum Meere führte. So tritt uns auch Pergamon in der Geschichte zuerst nicht als Stadt, sondern nur als fester Plaß entgegen, den persishe Große, die Grund- besizer der Gbene, mit ihren Leuten innehatten. Der Athener Zenophon nahm im Jabre 399 diese Festung ein, nahdem er si nach dem glüdcklich durhgeführten Rückzug aus Persien mit einem Teil seiner Griechen dem in Kleinasien gegen die Perser kämpfenden svartanis@en König Agesilaos ange\{chlofsen hatte. Die Bewohner dieses Plaßes waren auch im vierten Jahrhundert noch gemischt. Neben äolishen Griehen aßen auch Angehörige der alten mysishen Bevölkerung auf der Höhe. Von ihr ¡eugt noch eine Inschrift auf einer Säule des Athenetempels, des ältesten uns bekannten Bauwerks der Burg, tas ncch im IV. Jahrhundert erridtet sein muß.

Die weltgeschihtlihe Bedeutung von Pergamon beginnt mit dem Augenblick, da der ehemalige Feldherr Alexranders des Großen, Lysimachos, der bei der Teilung des mafkedonishen Weltreiches_ Ls Thrakien und später auch Kleinasien zu erringen wußte, ]etnen Schaß von 9000 Talenten, etwa 32 Millionen Mark, unter der Obhut des getreuen Philetairos in diese Burg legte. Dieser verteidigte tapfer das anvertraute Gut seines Herrn. Erst als Lysimachos im Jahre 281 im Kampfe gegen Seleukos von Syrien gefallen war, eignete \ih Philetairos den Schaß an. Mit seiner Hilfe gründete er sih eine Îeine Herrschaft, die nit weit über die Kaikosebene hinausreihte, und errang ihr die Unabhängigkeit von den mächtigen Nachbarreichen. Seine Nachfolger und Brudersöhne, Eumenes I. und Attalos I. dehnten ihre Herrsaft im Kampfe mit den \yrishen Königen und besonders dur die Freundschaft mit den Römern über die ganzen vorderafiatischen Küstenlandshaften aus. Das Ansehen dieses jungen Reiches erhöhte es besonders, daß Attalos den in Kleinasien eingedrungenen Felten, die eine wahre Geißel der griehischen oder gräcifierten Bevölkerung Kleinasiens geworden waren, als Vorkämpfer des Griechen- tums und seiner Kultur mattvoll entgegentrat. Nach einem ent- iheidenden Siege, den er über diese Horden bei Sardes errang, nahm er 239 v. Chr. den Königstitel an. An seinem Hofe förderte er Kunst und Wissenschaft. Er legte den Grund zu der bedeutenden Bibliothek. Den Rubm feiner Kriege verkündeten Statuengruppen, die er auf der Burg von Pergamon und auf der athenishen Afrovolis aufstellen ließ. Von den pergamenishen Bildwerken sind die Basen mit den In- schriften wiedergefunden, Je sind jeßt im Pergamon-Museum auf- gestellt. Die Figuren selbst, aus Erz, wurden jedenfalls {on im ipâten Altertum eingeschmolzen. Doch haben fich e Kopien dieser Werke unter unserem Vorrat antiker Statuen naweisen lassen. Hierher gehört vor allem der sogenannte sterbende Feter, jene be- rühmte Figur des capitolinishen Museums zu Nom, die in Wirklich- keit einen in der Feldschlacht tödlih getrofœnen Gallier darstellt. Von großer politisher Bedeutung war das Freundschaftsverbältnis, in das Attalos zu den Römern trat. An diesem hielt auch sein Sohn und Nachfolger Eumenes IT. (197—159 v. Chr.) fast sein ganzes Leben lang fest. Mit den Römern verbündet, kämpfte er gegen Antiohos den Großen von Syrien und gewann sich so fast ganz Kleinasien bis zum Tauros. Aus dem bescheidenen Kleinstaat war nun ein großes Reih geworden. Pergamon, die kleine Bergstadt, mußte jur würdigen Hauptstadt dieses neuen Reiches umgestaltet werden. Neben dem alten Palast auf der Höhe des Stadtberges baute sich Eumenes einen neuen, größeren. Der Play des alten Athenetempels wurde mit zweigeshossiger, luftiger Säulenballe umgeben, hinter deren einer Seite die Räume der Bibliothek lagen. Die Schranken zwischen den Säulen des Obergeschosses waren mit den bekannten Waffenreliefs geshmüdt, von denen sh bedeutende Refte erhalten haben. Es war sogar möglich, in unserem Pergamon-Museum ein ganzes Stüdck der Halle mit ihrem bildlihen Shmucke wieder aufzubauen. Das be- deutendste Bauwerk des Eumenes ist jedoch der große Altar mit seinem reihen Relief{mudck, dieser unshäßbare Besiß des Berliner Museums.

Auch der alte Mauerring, der ziemlich hoch oben auf dem Stadt- berge binlief, genügte für die mächtig aufblühende Großstadt nit mebr. es mußte ein neuer, größerer gezogen werden, der \ich bis beinabe zum Fuße des Berges herabzog, sodaß also der ganze Abhang in den Kreis der Stadt bineingezogen wurde. Galten die früheren Ausgrabungen, die das Berliner Museum unter der Leitung von Conze und Humann, den Urhebern dieses großen Unternehmens, von 1878 bis 1886 ausführen ließ, und die fo reihe Ausbeute brachten, den Bauten auf der Höbe des Berges, so baben die neuen Grabungen,

die das Kaiserli deutsche Archäologishe Institut seit 1900 veranstaltet, vor allem den Zweck, die am Abbang h ausdehnende Stadt des Eumenes bis hinauf zur Höhe

der Burg klarzulegen. Wieder ift es Conze vergönnt, au diese Unternehmung zu leiten. Ihm zur Seite steht jegt Dörpfeld, defsen geniale Meisterschaft auch hier wieder ih glänzend bewährt hat.

Die neue Grabung seßte an der Stelle ein, wo die aus dem Innern des Landes kommende Hauptstraße auf den Südabhang des Berges trifft. Schon früher hatte man an dieser Stelle, die am Ende der beutigen, in der Ebene sih auëdehnenden Stadt Bergama, egen den Anstieg des Berges zu, liegt; Spuren eines Tores gesunden. Jetzt ist es blofgelegt. Es ist das Haupttor der Stadt des Cumenes, ein großer, fast guadratisher Hofraum, dessen äußere Ecken dur starke Türme gesdügt sind. Während bei griechischen Toranlagen das in die Stadt selbst führende Tor in der dem anderen Eingange gegenüberliegenden Rückwand des Hofes liegt, mußte in Pergamon wegen der Beschaffenheit des Terrains von dieser Regel abgewichen werden. Das äußere Tor und das innere liegen in derfelben Westwand des Hofes, voneinander getrennt durch die außen an diese Wand an- stofßiende Stadtmauer. Wer von der Stadt oder von außen ber in in den Hof trat, hatte an der Ostseite eine Laubenhalle vor fich, die ursprünglih eine Brunnenanlage barg. In ibr konnte der Wanderer ih erquicken und auch vom Staube der Straße reinigen. Z

An dieses Tor \{chließt die Hauptstraße an, die in großen Windungen allmählich sid den Abhang binaufzieht. Das aus großen Platten bestehende Pflaster ift teilweise noch recht gut erhalten. Von dem starken Wagenverkehr zeugen die tief eingefahrenen Gleise. Unter dem Pflaster liegen die Wasserleitungsröhren und Abwässer- pag N Die Sram O iee Strafe, denn man mußte in ihrer Nähe auf große Gebäude stoßen. . : __ Vald kam Bres eine sehr Le Anlage zum Vorschein. Es ift ein offener Hof von rund 34 X 64 m, von einer dovpelgeschossigen

Säulenhalle umgeben, hinter der Zimmer liegen, die sih auf den Hof zu öffnen. Man erkannte sofort, daß es sih um einen Marktbau, eine Agora, handelte. i au durch Inschriftfunde bestätigt. Zimmer dienten als Läden. waren noch fo gut erhalten,

Diese aus der Anlage gewonnene Deutung wurde Die den freien Play umgebenden Einige dieser Räume an der Westseite taß fie sich mit geringer Mühe wieder-

herftellen ließen. In ibnen if jeßt das Museum für die Einzelfunde eincerihtet. Die Beschaffenheit des abfallenden Tertains machte ge- wisse Abweichungen von der typischen Gestalt dieser Marktanlagen, wie wir sie aus anderen Städten kennen, notwendig. Der Boden lag

Süden und Osten so viel tiefer als an den beiden anderen Seiten, daß noch ein Untergeshoß angebracht wurde mit Zimmern, die {i auf die vorbeiführenden Straßen öffneten. Im Süden wurde außer- dem noh eine ftattlihe Säulenhalle vorgelegt. Die Stadt Pergamon batte noh einen andern großen Markt auf ziemlider Höhe des Berges. Er ist jedenfalls der ältere. Diese jeßt aufgedeckte Agora gebört zur Stadt des Eumenes, ibre Anlage fällt in die Zeit, als der ganze untere Teil des Bergabhangs der Bebauung übergeben wurde. In diesem Bau der Königszeit lassen fich noch deutlich Einbauten und Ausbefserungen, die unter der haft der Nômer gemacht wurden, erkennen. Sie sind mit Kalkmörtel ausgeführt, den die griechische Baukunst noch nicht verwendete. Solche Zusäße waren besonders an der Nordseite erforderli, wo durch Verschiebung des Bodens ein Einsturz drohte. Er wurde dur starke Pfeiler, die binter den Säulen und vor der Nückwand der Säulenhalle errihtet und mit Bogen ver- bunden wurden, abgewendet. Schon der alte Architekt kannte genau die Gefahr, die solhen am Abhang angelegten Gebäuden das im Boden von oben berabsidernde Waffer bringt. Gr hatte darum da, wo eine Wand

mit der Rükseite gegen den gewasenen Fellen oder das Erdreich sich hätte

anlehnen müssen, hinter der nah außen sihtbaren Mauer im Abstand von # m eine zweite angelegt, welche die vordere vollkommen isolierte und die Bodenfeuchtigkeit von ihr fernhielt. Daß diese solide Art des Bauens in der Bergstadt Pergamon Regel war, lehrt uns eine botinteressante, neu gefundene Urkunde, die eingebende polizeilihe Be- stimmungen über Wegebau, Hochbau und Wafferanlagen entbält und in der auch über diesen Jsoliergang zwishen den zwei Mauern und die Ableitung der angesammelten Feuchtigkeit gebandelt wird. In dem großen Hofe, dessen Pflafter teilweise noch gut erbalten ift, fanden sih die Reste einer christlichen Kirhe. Sie muß in ziemli frübe Zeit hinaufgehen der Bau nimmt noch Rücksicht auf die den Hof umgebenden Hallen, diefe standen also noch aufrecht und ist für die Kenntnis der Entwicklung des frübchristlihen Kirhenbaues von großer Bedeutung.

Auf allen vier Seiten des Marktes ziehen ch Straßen bin. An der Ostseite ist es die Fahrstraße zur Oberstadt. An ihr liegt au der Haupteingang des Marktes. Oberhalb seiner Nordostecke biegt die Straße in sharfem Winkel nah Westen um und führt nun an der Nordfeite des Markts bin, und zwar in der Höhe des Daches feiner nördlichen Halle. :

An der Straße, die an der Westseite des Marktes binaufsteigt und an dessen Nordwestecke auf die Hauptstraße trifft, liegt ein sebr großes, palastähnlihes Wohnhaus, das ursprünglih einem vornehmen Manne in der Fei der König8berrschaft gehört haben muß, aber in der Kaiserzeit umgebaut wurde. Den Often nimmt ein großer Vorbof ein, in den éine breite Tür von der Straße her hineinführt. Einige Ge- mäher öffnen fich auf ihn. Von ihm aus gelangt man in einen aroßen, auf allen vier Seiten einfff von Säulenhallen umgebenen Zentralbof, an dessen Nordseite und Westseite die stattlichen Haupt- räume liegen. Die ganze Südseite des bauses ist abgerutscht. Jeßt hat man von dem Hofe aus einen trefflihen Ueberblick über die ganze Agora und namentlich über die heutige Stadt und die Kaikosebene. Auf dem Boden des Hofes ist das Haus gebaut, das den bei den Arbeiten in Pergamon tätigen deutshen Gelehrten als Wohnung dient.

An der Nordwestecke des Marktes wendet die Fahrstraße wieder mit einem starken Knick um und steigt nah Nordoîten an. P ist sie von einer Reibe von Läden eingefaßt, auch kleine, als Treppen angelegte Querstraßen zweigen von ibr ab. Oberhalb dieser Läden, nördlich von der Straße, haben sich die Reste eines zweiten, sehr großen Wohnhauses gefunden, das wir unten noh einmal er-

bnen müssen. Den oberen Verlauf dieses Teils der Straße

begrenzt im Norden eine gewaltige Stüßzmauer, die oben eine Terrafje trägt. Ueber ibr bietet die starke, mit großen halbrunden Türmen versehene späte Festung8mauer einen sehr malerischen Anblick. Diese stammt aus dem späten Altertum, als die Stadt, die sih in den ersten Jahrhunderten der Kaiserzeit auch in dzr Ebene ausgedehnt hatte, infolge der immer mehr überbandnehmenden Entvölferung und der dur& Barbareneinfälle verursachten Unsicherheit des Reis ih wieder auf die Höhe des Berges zurüdlzog.

Am Ende des eben genannten Abschnitts läßt die Steigung der Straße nah. An dieser Stelle wurde der große Stadtbrunnen auf- gedeckt. Ein Becken von 21 m Länge und 3,15 m Breite war auf drei Seiten mit festen Quaderwänden umgeben; an der Vorderseite, wo die Schövfenden herantraten, war eine Schranke angebracht. Eine doppelte Säulenreihe trug das aus Steinplatten bestehende Dah. Gespeist wurde das Vassin durch eine CTonrohr- leitung aus der Druckwasserleitung, die aus _ ziemlicher Ent- fernung vom Gebirge her das Waffer auf den Stadtberg brachte. Links schließt an das Brunnenhaus ein Torgebäude von eigentümlichem Grundriß an. Dieser bildet nämli den Ausschnitt einer Kreiszone. Von diesem Raume führte einmal eine Tür nach Westen zu der Terrasse, deren große Stügmauer wir shon als Begrenzung der Fabr- straße kennen gelernt haben, ferner eine breite Wendeltreppe in fünf Absäten zu einer höher gelegenen zweiten Terrasse. Ueber diefer liegt noch eine dritte. Auch diese Terrafsen sind durch mächtige Mauern gestützt. Zur Verstärkung sind den Mauern teils Strebepfeiler vor- gesetzt, teils ist da, wo die Mauer besonders boch sein mußte, und darum einen stärkeren Druck auézubalten hatte, hinter ibr in gewissem Abstand eine zweite gezogen, die mit der vorderen durch Quermauern

verbunden ist. Die dadurch entstandenen Kammern find mit Grde und fkleinen Steinen ausgefüllt. Die Bestimmung dieser großen dreifahen Anlage ergibt ih aus den gefundenen

war das Gymnasium, der Play für In den Inschriften werden diejenigen, die sih in diesem Gymnasium betätigten, in Knaben, Jünglinge und junge Männer geschieden. Wir dürfen gewiß mit diesen drei Alteréklafsen auch die Dreiteilung der Anlage in Zusammenhang bringen, und da ih auf der unteren Terrasse eine große Liste von Knaben gefunden hat, die unter König Attalos I1. Evbeben, d. h. Iünglinge geworden sind, so werden wir den unteren Play für die Knaben, die mittlere Terrasse für die Jünglinge, die obere für die jungen Männer in An- \spruch nehmen. E : S 5 Das Teriain der unteren Terrasse, die dreieckige Gestalt hatte, ist fast ganz a»gerutscht. An ihrec Nückwand, die di- Stüßmauer der miitleren Terrasse bildet, sind durch die vorgesezten Strebe- pfeiler Nischen gebildet. In diesen standen einst Bänke, die als Postamente für große Inschrifttafeln und _Ehren- statuen gedient haben. Von besonderer architekturgeshihtlicher Bedeutung ist die Wendeltrevve, die den Zugang zu der 12 m böber gelegenen Mittelterrafse bildete. Die unteren zwei Ab- säße sind noch woblerhalten, der obere Theil ist dur einen der spât antiken Festungëtürme überbaut. Das Merkwürdigste ist die noch jeßt vorhandene Ueberdahung durch ein Tonnengewölbe aus sorg- fältig geshnittenen Steinen. Wir haben hier eines der frühesten Beispiele dieser Konstruktion, die dann in der rômischen und der späteren Baukunst eine solhe Rolle spielt. Daß wir am Anfang der ganzen Entwiklung stehen, daß der Architekt noch eiwas ängstlich war, lehrt vor allem die noch nit geschickte Lösung der Aufgabe da, wo zwei Gewölbe in rechtem Winkel aufeinander treffen. Auch ließ er das Eewölbe nicht entsprechend der Treppe \chräg ansteigen, sondern

Inschriften; sie die Leibesübungen.

er seßte die Bedahung aus mehreren horizontalen, treppenförmig einander überböhenden Abschnitten zusammen. Steht man jeßt auf der Treppe und blickt hinaus zum Türeingang, \o hat man wie in einem Rahmen ein wundervolles Bild der Ruinen und weiterhin des breiten Kaikoëtales vor fi.

Auf der mittleren Terrasse sind im östlichen Teile die Reste eines Tempels korinthisher Ordnung erhalten. An der Nordseitz war ein langer Hallenbau, angelehnt an die Stüßmauer der obersten Terrafse, erribtet. Er hatte wahrscheinlich ¿wei Geshofse. An ihn {ließen sich nah Osten mehrere Gemächer an. Eines von diesen ist na vorn durch eine Säulenfstelung geöffnet. Nach einer bier n in situ gefundenen Inschrift war es ein Kultraum, den Göttern des Gymnasions Hermes und Herakles, später auch noch tem Augustus und der Livia geweiht.

Im Osten führt eine offene Treppe zu der Oberterrafse hinauf. Auf ihr wurde son in der früheren Periode der Arbeiten gegraben. Es wurde vor allem ein großer Hallenbau aus der römischen Kaisers zeit festgestellt. Auch die Bestimmung des Ganzen als Eymnasion der jungen Männer wurde durch Inschriftfunde gesichert. Die ursprüng- lihe Anlage gehört dagegen, wie die beiden anderen Terrafsen, au in die Königszeit. Eine genauere Kenntnis ist von der weiteren Freis legung zu erwarten. Zu bemerken ist, daß alfo an dieser Stelle die neue Grabung an das Gebiet der älteren den Anschluß erreiht hat.

Trotzdem alle diese hier betrahteten Gebäude in Trümmern liegen, manche Teile ganz abgestürzt sind, maden diefe Ruinen durch die Größe der Abmessungen und die noh jeßt überall sichtbare Sorg- falt der baulichen Ausführung einen gewaltigen Eindruck auf jeden Besucher. Es sind eben die Reste der Hauptstadt eines großen Reiches, in der Handel, Kunst und Wissenschaft in höcbster Blüte ftanden. Noch ist die Grabung nicht abges&lofsen, für mehrere Kampagnen ift genug Arbeit vorhanden. Welche Ueberrashungen kann uns hier der Spaten noch bringen!

Von Einzelfunden seien nur einige erwähnt. der neuen Grabungtveriode wurde ein marmorner Koloffalkopf Aleranders des Großen gefunden. Er nimmt unter den erhaltenen Bildnifsen dieses Herrschers einen ganz hervorragenden Plaß ein, denn er zeigt uns ganz besonders deutlih die Kunstweise des Lysippos, *enes berühmten Künstlers, der das Privileg hatte, Alerander zu bilden, Einen Abguß dieses jeyt in Konstantinopel befindlihen Werkes ift im Berliner Museum aufgestellt.

Eine andere bohwichhtige Skulptur kam unter den Trümmern der Läden an der Nordseite der Fahrstraße zwishen Markt und Stadt- brunnen heraus. ist offenbar aus dem großen Hause, das sich, wie oben gesagt, über den Läden erhob, beruntergestürzt. Es ift ein Bild des Gottes Hermes in der altertümlihen Form eines vieredigen Pfeilers mit aufgeseßter Büste. Solche Bilder wurden besonders a Wegen und Toren aufgestellt. Die Inschrift des Pfeilers sagt uns, daß dieses Bild der Hermes „pro pylon“ ist, ein Werk des Alkamenes. Natürlich handelt es fih nur um eine antike Kopie; das Original, der Hermes Propylaios, stand, wie wir aus der Beschreibung des antiken Reiseschriftstellers Pausfanias wissen, am inneren Eingang der Propyläen, des berühmten Prachitores der athenishen Akropolis. Pausanias nennt irrtümlih als den Künsiler Sofrates. Durch den pergamenischen Fund erfahren wir den wirklihen Shövfer und lernen dazu ein beglaubigtes Werk dieses Künstlers, des bedeutendsten Schülers des Vhidias, kennen. Sehr interessant ist es zu sehen, wie der Künstler im ganzen Schema, in der altertümlihen Haar- und Barttraht fih an die alten Vor- bilder gehalten, dafür aber doch der Gesichtsbildung den Stempel seiner fortgeshrittenen Kunst aufgedrückt

l ] hat. -_ Diese Vorbilder stammen aus der attishen Tyrannenzeit.

Ziemlih im Anfang

o WQ!1e

Wir wifsen, daß Hipparh, der Sohn des Peisistratos, überall in Attika solhe Hermenbilder auf- stellen und auf thnen die Sprüche der sieben Weisen einbauen ließ. Auch darin abmt die neugefundene Herme jene alten nah. Unten am Schaft lesen wir die Worte: „Erkenne dich selbst!“ Wie bes rühmt das Werk des Alkamenes war, zeigen die zahlreih vorhandenen Kopien des Kovfes, die fd jeßt um die vergamenische gruppier-n.

Unter den vielen wichtigen Inschriften, die berauskamen, eten nur zwei erwähnt, die ein bhervorragendes kulturhbistorishes Interesse baben. Beide sind einstweilen in den Mitteilungen des athenischen Instituts, in denen in bestimmten Zwischenräumen über die Arbeiten in Pergamon eingehend berihtet wird, veröffentlibt. Die erste, von

rofessor W. Kolbe treflih behandelt, ist ein Teil einer großen S ini aus der Zeit der Königsherrshaft. Wir bekommen eine große Achtung vor der Ordnung, die in der Stadt und dem Reiche berrschte, und der eingehenden, auf alles gerichteten Aufmerks samkeit der Herrsher. Das erhaltene Stück beginnt mit dem Verbot der Offkfuvation sfentlicher Straßen und Pläye dur Private. Die Straße darf nit von Privaten aufgegraben werden, es soll auf ihr nicht Lehm be- reitet werden, au sollen keine Steine auf ihr zugehauen werden. Ferner dürfen keine Abwasserkanäle über dem Pflaster angelegt werden. Kein Unrat soll auf die Straße geworfen werden. Wer irgend etwa der- artiges tut, wird um Geld gestraft, und muß natürlich auch die Straße wieder in ibren früheren Zustand bringen. Weigert er sich, so vergibt die Polizeibebörde die zu leistende Arbeit, und jener muy dann das Anderthalbfache der Kosien bezahlen. Beachtenëwert ist, daß bei diesen und den folgenden Fällen auch für die Beamten, die die bier vor- geschriebenen Pflichten nit erfüllen, Strafen vorgesehen sind. Es wird ihnen von der böheren Behörde eine Geldstrafe diktiert, die bes deutend böber ist als diejenige, die den Privaten trifft, außerdem müssen sie dann selbst das Andertbalbfahe der Kosten für die vers gebene Arbeit tragen. Für die Straßenreinigung haben die Anwohner aufzukommen, sie haben nämlich bestimmte Taxen zur Bestreitung dieser Arbeit zu zahlen, die von der Stadt vergeben wird. Wer nit be- zahlen will, wird gepfändet. Aehnlich liegt auch auf dem freien Lande die Erhaltung der Straßen und Wege den_ angrenzenden Grund- besigern ob, die ja au ein natürliches Interesse daran haben.

Eine andere Kolumne der Urkunde enthält Vorschriften der Bau- polizei. Das Verfahren gegen Unbotmäßige ist wieder dasselbe. So wird von der Behörde eingeschritten, wenn ein Haus baufällig ist und den Nachbar bedroht. Besonders eingehende Bestimmungen erfordert der so häufige Fall, daß eine Mauer zwei Häusern gemein}am war. Er konnte natürli nur zu oft zu Streitigkeiten der Nachbarn führen. An dieser Stelle wird auch über den zur Trockenlegung einer Wand nôtigen Ifoliergang gehandelt, von dem wir oben bei der Anlage des Marktes gesprohen haben. Der Nachbar muß die Anlegung eines solhen Ganges auf seinem Grund und Boden ge|\tatten, er muh auch, wenn die örtlichen Verhältnisse es erfordern, dem andern den Zugang zu diesem Raume zum Zwecke der Reinigun dur fein Eigentum er- lauben, doch wird er au gegen etwaige Schikanen dieses ges{üßt.

Die legten erhaltenen Bestimmungen _ sind in bpgieniswer Hinsicht von großer Bedeutung. Die Abwässerkanäle müssen rein gehalten werden. Besondere Aufmerksamkeit hat die Polizeibehörde den öffentlihen Brunnen und ihren e und Ableitungen zu widmen. Eine Verunreinigung der Brunnen wird mil ungemein {weren Strafen geabndet. Wer ein Tier an einem Stadtbrunnen tränkt oder Kleider und Geräte in ihm wäst, gebt, wenn er ein Freier ift, des Tieres oder der Gegenstände verluitig und muß noch 50 Drachmen Strafe zahlen. Ist er ein Sklave und bat er im Auf- trage seinês Herrn gehandelt, so bekommt er 50 Stodkshläge im Marterstock und der Herr verliert das betreffende Gut. _Hat s{ließ- li der Sklave aus eigenem Antriebe sih vergangen, so wird ibm seine ganze Habe genommen, er erhält 100 Scläge îm Marterstock,