1905 / 121 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 23 May 1905 18:00:01 GMT) scan diff

der von dem Kongreß gebotenen Vorträge wesentlich die anthro- pologise Themata behandelnden wahr. Avs Mitteilungen Dörpfelds über vorhistorishe Gräber auf griehischem Boden ging die bisher unbekannte Tatsache hervor, daß die Griechen ihre Leichen nicht ver- brannt, sondern nur gedörrt haben, [det das Knochengerüst erhalten

blieb. Verbrannt wurden nur die auf fremdem Boden Ver- storbenen, deren Ashe man nach der Heimat senden wollte. Von Interesse ist die Ermittlung, daß der geometrische Stil der Ornamente {hon in der neolithischen Kultur verbreitet war, somit niht als mykenishe| Erfindung anzusprehen ist. Merkwürdig ist auch die F ema, daß die von Cypern ausgehende Bekanntschaft der antiken Welt mit dem Kupfer {hon sehr bald zu einer lebhaften Ausfuhr des Metalls nah dem westlihen Europa und bis an die Küsten des deutshen Nordmeeres führte: eine Tatsache, die für die schnell si ausbreitende Erkenntnis des ungeheuren Kulturfortschrittes \pricht, der die Menschheit aus der Steinzeit erlöste.

Gs sprach sodann Professor Dr. Hans Virchow über den Chinesinnenfuß. Die drei \. Z. im Zirkus Busch auftretenden Cinesischen Artistinnen, eine Frau von 30 Jahren und zwei junge Mädchen von 18 und 14 Jahren, haben es leider bei ihrer Be- sichtigung dur die Gesellshaft vor 2 Wochen abgelehnt, ihre nackten pen zu zeigen; do hat eine unter ihnen der Bildhauerin Frl. Bern- ardt nachher einen Gips8abguß gestattet, der vorgezeigt wurde, und alle drei haben sich \chließlich überreden lassen, von ihren be- \huhten Füßen RNöntgenphotographien anfertigen zu lassen, vermut- lid in Unkenntnis darüber, daß diese Art der Photographie niht Lloß den so ängsilih gehüteten naten Fuß , sondern au dessen verunstalteten Knocheninhalt deutlich erkennen lassen werde. Die betreffenden, vorzügli gelungenen Röntgenphotographien wurden dur den Bildwerfer vorgeführt. Sie lassen deutli erkennen, wie durch Schnürung und Fesselung des Fußes Fersenbein und Vorderfuß gegeneinander gebogen und dem Fuß eine Wölbung gegeben wird, die seine Oberseite beinahe als Fortseßung des Beines zeigt, mit der Wirkung, daß der beshuhte Fuß die Verkrüppelung kaum merken läßt, fondern als ein besonders kleiner und zterliher Fuß erscheint. Die drei erwähnten Chinesinnen bewegten sich leicht und \chnell, kaum verschieden von Menshen mit normalen Füßen ; doch ist hierbei ihr Artistinnenberuf zu berüdsihtigen, und nicht alle Chinesinnen mit solchen a erfreuen. sih der gleichen Beweglichkeit, besonders niht in der Zeit der Trainierung, die mit 31 bis 5 Jahren beginnt und erst mit dem 12. oder 13. Jahre über- wunden is. Während dieser Zeit verursachen die Füße den Kindern oft solche Schmerzen, sodaß sie vorziehen, sich auf allen Vieren zu bewegen. Großmütter und Mütter rgen für die Aufrechterhaltung der alten Sitte und besorgen zumeisi selbst das Geschäft der Sbnürung bei Enkelin und Tochter, wahrscheinlich in der Absicht, das Maß von deren Leiden dur gelindeste Behandlung möglichst abzushwächen, weshalb man Mädchen, die ihre Mutter verloren, an erster Stelle deshalb beklagt, daß sie nun die socgsame Schnürerin ihrer Füße verloren haben. Uebrigens fängt die törihte Sitte an stark abzunehmen; die Mandschu- frauen, also auch die Damen der Kaiserlihen Familie und des Hofes, übten fie von jeher niht. Nur zwischen größeren Provinzialstädten besteht noch eine Art von Nebenbuhlerschaft, bezüglich der kleinsten Füße threr Bewohnerinven.

Als letzte Redner des Abends sprachen Herr Busse und Professor Lissauer über das Brandgräberfeld von Wilhelmösau, Kreis Niederbarnim. Der erstgenannte Herr hat an der bezeichneten Stelle, die in der Nähe von Fangschleuse und Erkner an der inneren Seite eines hier von der Spree gemachten Knies am Ufer des Flusses gelegen ist, nicht weniger als 54 Brandgräber geöffnet, die dem 3. oder 4. Jahrhundert unserer Dee entstammen, also ermanischen Ursprungs sind. Der interessante, überaus mannigfaltige

nhalt der Gräber an Tongefäßen, eisernen und bronzenen Geräten und Shmucksachen aller Art lag systematish geordnet auf 3 Tischen aus- gebreitet und wurde allseitig genau untersucht, wobei der Finder für die be- währte Ausdauer ges dem zu Klumpen fes zusammengesinterten Gráberinhalt viel Lob einerntete. Bemerkenswert sind namentlich eiserne Messer von allerlei Gestalt, eine eiserne Lanzenspige, viele sogenannte Armbrustfibeln, Aexte, Beile, Pfriemen, zwei durchlochte Nähnadeln, selbst Schlüssel von der einfahen Herstellungs8art unserer heutigen Dietriche, nur mit einem Halter versehen. Eine silberne Fibel ist mit blauer Glasperle ges{chmüdckt, die Tongefäße zeigen Tier- und Blumen- ornamente. Professor Lissauer hob besonders die große Selten- heit eines an derselben Stelle von dem Ingenieur Herrmann gefundenen Gefäßes von Terra nigra hervor, das aus Franfreih oder Belgien, wo allein Töpfereien auf Terra nigra und Terra sigillata bestanden, eingeführt worden sein muß : ein Beweis des Vorhandenseins gallischen Handels mit dem deutshen Osten und Norden in jener Zeit kurz vor dem Bezinn der Völkerwanderung.

Literatur.

Bernhard Windscheid, Gesammelte Reden und Ab- handlungen. Herausgegeben von Paul Oertmann, o. ö. Pros- fessor der Rechte in Erlangen. XXXVT und 434 Seiten, mit Porträt. Leipzig, Verlag von Duncker u. Humblot. Geh. 9,80 4

Dieses Buch verdankt seine Entstehung dem Auftrag der Wind- \heidshen Familie, die {wer zugänglihen und in Zeitschriften ver-

streuten Reden und Abhandlungen des verstorbenen Gelehrten zu sammeln und herauszugeben. Um es nicht ungebührlich anschwellen zu lassen, hat der Herausgeber drei Gruppen von Arbeiten von der Aufnahme in die Sammlung ausgeschlossen: Es fehlen die Dissertation und, alle vor 1850 geschriebenen Zeit- \hriftenaufsäße; dieses Jahr ist als Zeitgrenze gewählt worden, weil Windscheid seit dem Erscheinen seines Buches über die Lehre des römischen Rechts von der Vorausseßung (1850) der anerkannte Meister war, dessen riften fortan ausnahmelos au heute noch ein nicht nur persönlihes Interefse in Anspruch nehmen. Ferner sind alle von ihm teils in der Heidelberger „Kritischen ik A teils in der „Kritischen Vierteljahr3|chrift* veröffentlichten

inzelrezensionen unberücksihtigt geblieben; endlich wurden selbst- verständlih in die Sammlung nit einbezogen alle Arbeiten, die als selbständige Bücher erschienen sind. Die Sammlung zerfällt in zwei Abteilungen, von denen die erste 7 Reden oder Vorträge und die ¡weite 11 Abhandlungen enthält. Voraus gehen eine Darstellung von Windscheids Leben8gang von einem ungenannten Verfasser, die auf naue Kenntnis der Persönlichkeit und der Lebensbeziehungen des

erewigten beruht, und eine von warmer Verehrung getragene, aber dabei der Forderung der Objektivität entsprehende Würdigung Windscheids als Zuriften aus der gewandten Feder des Herausgebers.

Den S@hluß des Buwes bildet ein chronologisch geordnetes, die Jahre ,

1838 bis 1892 umfassendes Verzeichnis aller Schriften (einschließlich der Zeitschriftenaufsäße) bes berühmten Pandektisten. Die gesammelt vorliegenden Reden find o akademishe Festreden, fo die über „Recht und eht8wissenshaft* (1854), über „die H alten Schule in der Rechtswissenschaft“ (1878), - die isher ungedruckte Festrede zum Gedächhtnis des Gründers dieser Schule von Savigny (1879), die Windscheids meisterhafte Dar- Lens und herzerwärmend pietätvollen Sinn mit besonderer Deutlichkeit hervortreten läßt, und die Leipziger Rektoratsrede über „die Aufgaben der Rechtswifsenschaft“ (1884). Grwähnt sei außerdem die begeisterte Festrede auf „Bismarck als Staatsmann und Parlamentarier“ (1885). Die abgedruckten Abhandlungen betreffen mit der einzigen Ausnahme des Berthold Delbrück gewidmeten Nach- rufs nur Gegenstände des rômishen Rechts; sie sind, soweit sie nicht Zeitschriftenaufsäße pu Leipziger Dekanatsprogramme oder sonstige akademishe Gelegenheitarbeiten. Da Windscheid seinen Ansihhten auch bis in die neuesten Auflagen seines monomentalen, drei- bändigen Lehrbuhes des Pandektenrechts treu geblieben ist, haben diese Abhandlungen durch die Zeit an Wert nicht verloren. Es seien u. a. erwähnt: „Die Wirkung der erfüllten Bedingung“ (gegen die Lehre von der rückwirkenden Kraft), „Die ruhende Erbschaft und die vermögensrectliche E (ena der subjektlosen Rechte), „Willen und Willenserklärung“ Windscheids bekanntes Willensdogma) und die 1892 veröffentlichte A „Die Voraussetzung" (Verteidigung seiner 1850 er- schienenen Shrift über die Lehre von der Borauslalinna gezen seine Kritiker). Eine Sammlung, wie die vorliegende, dient in erster Linie dem praktishen Bedürfnisse, die Denabuog der \chwer zugänglichen und in Zeitschriften verstreuten Reden und Abhandlungen zu erleichtern. Aber daneben gibt sie einen Sporn, von den überragenden Wind- \heidshen Pandekten mit ihrer inhaltschweren Knappheit hinweg fich in Windscheidshe Einzel- und Kleinarbeit hineinzuverseßen, und außer diesem gewährt sie noch den anderen, höheren Genuß, Sinne als Forscher, Juristen, Patrioten, Freund, kurz als Menschen kennen zu lernen. Den ernsten Forscher hält nicht der Ueberdruß an einen \chon zu oft behandelten Thema oder die niederdrückende Erfahrung unnüß geleisteter Gedankenarbeit von erneutem Studium ab; „das einmal angeregte Problem muß auch gelöst werden“. Windscheid als Juristen hat der eee Oertmann treffend gezeichnet; aber es hat einen eigenen Reiz, selbst- tätig die einzelnen üge aus den Ginzelschriften hervorzuholen und zusammenzustellen. er große Dogmatiker und Denker, der bei dem in seiner Natur begründeten Hang zur „Begriff8jurisprudenz*“ den Bedürfnissen des Lebens nicht immer gerecht zu werden vermochte, ift ih doch stets der sekundären Bedeutung aller Dogmen bewußt ge- wesen; er warnt vor der naheliegenden Gefahr, „daß wir bei unseren Gedankengängen den festen Boden des Lebens unter den Füßen ver- lieren, und daß wir Begriffe aufstellen, zu denen die Wirklichkeit der Dinge sch gleichgültig verhält“ (S. 219: denn nie dürfen wir vergessen, „daß die Dogmata durch uns sind, größer aber als wir die Dinge“ (S. 222). Darum E er fo freudig die Mitarbeit der Praktiker: „Der Rehtswissenschaft, deren höchstes Ziel ist, den Bedürfnissen und Interessen des Lebens zu dienen, muß jede Stimme aus dem Leben willkommen sein“ (S. 292) ; und als Mittel zur Erfüllung dieses Wunsches stellt er die Rehts- geshihte hin (S. 78). Wir wissen auch sonst von ihm, daß er sich zur geschihtlihen Schule bekannt hat; aber eine Sonderstellung nimmt er doch insofern ein, als die Grenze der geshichtlichen Er-

forshung des rômischen Rechts für ihn das Geseßbuch Justinians ist. Dieses rômishe Ret nennt er ein „echt praktisches Reht, das noch für viele kommende Jahrhunderte, vielleiht für alle, eine Schule und Quelle gesunder Auffassung der Lebensverhältnisse sein wird“ (S. 225). Aber nicht weiter reiht dessen G Der deutschen Rechtswifsenschaft stellt Windscheid bereits 1853 die

Aufgabe, daß

1 das rômishe Neht messe mit dem Maße unseres nationalen ewußtseins, ausscheide, was diesem widerstrebt, als unser Necht be- reife, was ibm entspriht. „Diesem Gedanken gehört die Zukunft. s muß eine Zeit kommen, für die der Gegensaß ¡wishen Romanisten - und Germanisten ein verklungener ist, wo der deutsche Jurist nichts ist als der Pfleger des deutshen Rechtsbewußtseins* (S. 194). „Sollten wir niht auch dadurch eine deutshe Rehtswissenschaft an- zubahnen uns bestreben, ‘daß wir lateinische Kunstausdrückde vermeiden, wo wir sie durh deutsche erseßen können?* (S. 215). Genug. der Beispiele von goldenen Worten, wie wir fie in Fülle in den Bindieldlchen Aufsäzen finden; aus ihnen erst lernen wir wahrhaft den größten „Pandektisten“ kennen. Interessant ist die Mitteilung des Herausgebers, daß das ehemalige Mitglied der ersten Kommission zur Ausarbeitung des Entwurfs eines Bürgerlichen Geseßbuhs eine Darstellung der Geschichte des Entwurfs erster Lesung hinterlassen hat, die wohl zu geeigneter Zeit veröffent- liht werden dürfte; bekanntlih wurde dieser am 27. Dezember 1887 von dem Vorsitzenden der Kommission Pape dem Reichskanzler über- reichte Entwurf auch als „kleiner Wind heid* bézeihnet, obwohl {hon 1883 Windscheid aus der Kommission ausgeschieden war. Auch die Abfafsung eines Lehrbuchs des bürgerlichen Rechts hat er begonnen.

Techuik. :

In Danzig begann, wie ,W. T. B.“ meldet, gestern vormittag die diesjährige Versammlung der Schiffbautechnischen Gesellschaft in der Aula der Tehnishen Hochschule. Der e Geheime Re@erunigdgas Professor Busley eröffnete die Verhandlungen, worauf Huldigungstelegramme an Seine Majestät den Kaiser und Seine Königlihe Hoheit den Groß- herzog von Oldenbur aaa wurden. Begrüßungsansprachen hielten der Oberpräsident Delbrü ck, der Oberbürgermeister Ehlers und der Rektor der Hochschule von Mangold.

Theater und Musik.

Im Königlichen Opernhause findet morgen, Mittwoch, als 8. Vorstellung im Sonderabonnement des Richard Wagner-Zyklus eine Aufführung der „Walküre" statt. Frau Leffler-Burckard vom Königlichen Theater in Wiesbaden wird an Stelle der erkrankten

Frau Plaichinger die Brünnhilde fingen. Im übrigen lautet die Be- .

setzung: Siegmund : Herr Kraus; Sieglinde : Fräulein De Wotan: err Bachmann; Fricka: Frau Goege; Hunding: Herr Mödlin er; alküren: die Damen Dietrich, Herzog, Rothauser u. a. Die Vor- stellung beginnt um 7 Uhr. Im Kön iglihen Schauspielhause wird morgen „Göß von Berlichingen“ wiederholt.

Manuigfaltiges. Berlin, den 23. Mai 1905.

Frauen als bestellte Vormünder fremder unehelicher Kinder sind keine ganz so seltene Ersheinung mehr. In Hamburg üben eiwa 150, in Düsseldorf 124, in Magdeburg und Bromberg je 50 Frauen dieses Ehrenamt aus. Jn Berlin haben \sih die weiblichen Vormünder zu einer Organisation zusammengeschlossen, die für Be- lehrung über die Obliegenheiten des Amtes tai und sih bemüht, passende Persönlichkeiten ausfindig zu machen.

Tor fhaus, 22. Mai. (W. T. B.) Seit heute früh berrsht im Oberharz ununterbrochen starkes Schneetreiben. In der leßten Nacht sank die Temperatur auf minus 3 Grad.

Liezen (Steiermark), 22. Mai. (W. T. B.) Heute vormittag erfolgte im Bosrucktunnel in dem Sohlstollen der Süd- seite durch \chlagende Wetter eine Explosion. Im Tunnel befanden fich 17 Arbeiter, die, wie man annimmt, sämtlich getötet wurden. Zwei eingeleitete Versuche, sie zu retten, waren vergeblich, da die ausströmenden Gase das Vordringen zu der Unglücks- stelle unmöglih machten; vier an den Rettungeversuchen Beteiligte mußten ohnmächtig aus dem Tunnel befördert werden. Die fer Tunnelröhre ist durch die Explosion niht beschädigt worden.

New York, 22. Mai. (W. T. B.) In der dritten Avenue ereignete sh heute ein Zusammenstoß zwischen zwei Zügen der Hohbahn. Infolge Kurzschlusses geriet das Hochbahn- gerüst in Brand. Die Reisenden, die von panishem Schrecken ergriffen wurden, suchten \ich dadur zu retten, daß sie aus den

enstern kletterten. Eine Anzahl von ihnen kletterte die Pfeiler inunter, durch welche die Bahnlinie gestüßt wird. Bei dem Zu- sammenstoß sind 20 Personen verleßt worden.

(Fortsezung des Amtlichen und Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten, Dritten und Vierten Beilage.)

Theater.

Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern- haus. 136. Abonnementsvorstellung. 8. Vorstellung

Zykius. Dienst- und Freipläße O aufgehoben.

Der Ning des Nibelungen. Er

Walküre. In 3 Akten von Richard Wagner. | “H gt

Musikalishe Leitung: Herr Kapellmeister Dr. Mudck. onner®lag, Schauspielhaus. 60. Abonnementsvorstellung. Göt

von Verlichingen mit der eisernen Hand.

Regie: Herr Oberregisseur Grube. Anfang 7 Uhr.

in 3 Aken von L. Krenn und C. Lindau. Musik von Karl Millôcker. Anfang 7F Uhr.

Donnerétag: Opernhaus. 137. Abonnements- vorstellung. Die Heirat wider Willen. Komische Oper in 3 Aufzügen, frei nah einem Lustspiel des

. Dumas, von E. Humperdinck. (Fräulein M. Ekeblad, vom Stadttheater in Halle, als Gast.) | hof Zoologischer Anfang 74 Uhr.

Schauspielhaus. 61. Abonnementsvorstellung. Wil- | toriums. helm Tell. Schauspiel in 5 Aufzügen von Friedrich von Schiller Anfang 7 Uhr.

Neues Operntheater. Jung-Heidelberg. Operette in 3 Akten von L. Krenn und C. Lindau. Musik | Hans Heiling. .von Karl Millöcker. Anfang 7F Uhr.

Hans HSeiling.

Die Kreuzelschreiber. Anfang 8 Uhr.

Donnerstag: Der G’wisseuswurm. Anfang | Martha. Abends 74 Uhr: Haus Heiliug.

Lessingtheater. Mittwoh: Elga. Anfang | Weinbergsweg hr. Hugenotten.

Donnerstag: Der Biberpelz. Anfang 8 Uhr. Freitag: Elga. Anfang 8 Uhr.

l Schillertheater. 0.

im Sonderabonnement des Richard Waguer- Mittwo d, Abends 8 Uhr: Der artefif che Brunnen, s ärchenposse in eilungen und 4 Aufzügen m

ter Abend : Die Gesängen und Tänzen von Gustav Raeder.

Abends 8 Uhr: Der artefische

12G 224 5 Brunnen. Regie: Herr Regisseur Braunschweig. Anfang 7 Uhr. Freitag, Abends 8 Uhr: Der artefifche Bruuuen.

Berli : N. (Friedrih Wilbelmstädtishes Theater.) Schauspiel in 5 Aufzügen von W. von Goethe. | Mittwoh, Abends 8 Uhr: Die Tyraunei der Träunen. Lustspiel in 4 Akten von C. Haddon- Neues Operntheater. Jung-Heidelberg. Operette pern E Seis von Bertha Pogson.

onnerstag,

operuaufführung des Sternuschen Konserva-

Freitag (leßte Vorstellung im Abonnemen

Nationaltheater. (Direktion: Hugo Beer.

Abends 8 Uhr:

(Wallnertheater.)

reitag, Abends 8 Uhr: Die Herren Söhne. | deutscher Bearbeitung von Benno Jacobson. m Garten: Großes Militärkonzert. Donnerstag und folgende E Abends 8 Uhr: E Herzogin Crevette. Theater des Westens. (Kantstraße 12. Bahn- , Garten.) Mittwoch: Schüler- Thaliatheater.

(Gastspiel von Dr. Rudolf Pröll.)

12a— 13b,) Mittwohß: Die

Donnerstag, Frettag, Sonnabend und Sonntag, k astspiel des berühmten italienishen Verwandlungsschauspielers Frizzo.

Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Mitt- woch, Abends 8 Uhr: Der Familientag. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Biederleute. Freitag, Fes ar 4 L Fee S Gaul onnabend, Aben r: Der Familientag. it: Hr. N Sonntag, Abends 8 Uhr: Der Familientag. Verehelicht: Hr. Hauptmann Leopold von Cons

Refsidenztheater. (Direktion: RichardAlexander.) M, enes Su Lu: Sens eve a uchness0 S 01168- Bergers. wantk in ends 8 Uhr: Familie Schierke. | 1 Vorspiel und 3 Akten von Georges Feydeau, in

(Dresdener Straße 72/73.) Gastspiel der Wolzogen-Oper. Mittwoch und | Gestorben: folgende Tage: Reklame. Hierauf: Die Bäder Donnerstag (leßte Vorstellung im Abonnement): | von Lucca.

(Ses i De. Lo DeBIO) Bentraltheater. Gastspiel des Berliner Theaters. astspiel von Dr. Rudolf Pröll. ; : / j Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: B einen Mittwoch: Zapfeuftreih. Anfang 8 Uhr Preisen: Egmont. Abends Uhr: erleuhtetem Hause zur Jubelfeier von Charlotten-

Deutsches Theater. (Maispiele.) Mittwoch: burg: Der Zigeunerbaron. onntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen:

Donnerstag: Alt-Heidelberg. Bet festlih | 5 Akten von Wilhelm Meyer-Förster. Freitag und folgende Tage : Die kleinen Lämmer.

Bellealliancetheater. (Bellealliancestraße 7/8.

Donnerstag: Jhr zweiter Maun. reitag: Jhr zweiter Mann. onnabend: Jhr zweiter Maun.

Familiennachrichten.

Verlobt: Verw. Fr. Lucia Gordon Bärensprun geb. Bowles, mit Hrn. Rittmeister Otto Curs (Alassio—Straßburg i. Els.). Eltsabeth Gräfin Snoilsky mit Hrn. Oberleutnant Richard von Heynig (Bonn). Frl. Gisela von Spaldin mit Hrn. Oberleutnant Franz von Ponc (Spandau).

bru mit Frl. Eva von Zülow (Knorrendorf). Hr: Regierungsrat Wilhelm Niemöller mit Frl. Malwine Bartels (Merseburg).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Major Weidlich Lüneburg). Hrn. Oberleutnant Günther von roreih (Jüterbog I1 - Ludwigsburg). Hrn. edakteur Dr. Franz Reinecke (Breslau). Eine Tochter: Hrn. Geheimen Regierungsrat und vortragenden Rat Alexander von Steinmeister Bey! Hrn. Pfarrer Theodor Krummacher Berlin). Hrn. Korvettenkapitän a. D. Evert Naffau a. d. Lahn).

r. Generalleutnant z. D. Roman

Wygnanki (Braunschweig). Hr. Carl von

Reutern (Friedrichroda). Hr. Geheimer Res

gerung Ferdinand Voigt (Berlin). Hr.

ittergutsbesißer und Oberleutnant a. D. Rudolf von erka (Klein-Kauer). Landrat

r. Sauspiel in Marianne von Luke, geb. Kühne (Mückenhain).

Verantwortliher Redakteur Dr. Tyrol in Charlottenburg. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

7x Uhr. (Gastspiel von Dr. Rudolf Pröll.) Direktion: Kren u. Schönfeld.) Mittwoch, Abends | Druck der Norddeutshen Buchdruerei und Verlags- C L S A N Fceiberen ven Si} M CEWIC I e IIN N as erliner Theater. Gastspiel von Sara eues ter. (Spielzeit der Direkti : Liebe, ilage Nu hardt. Mittwoch: Phèdre. Anfang a und Uf A “Pat Mittwogh: B as dds ec M R (ei JON E a e )

r. l : L n e en- age 1 Donnerstag (lepfes Gasispiel): Angelo. gg c MAN Freitag und Sonnabend: Künstler. Trianontheater. (Georgenstraëe, zwischen | sowie die Juhaltsougabe zu Nr. 6 des öffeut- Freitag: Maria Stuart. L Friedrih- und Anger U) Mittwoch : Jhr | licheu Anzeigers (einschließlich der unter Nr. D

zweiter Maun. Anfang 8 Uhr. verö chten Bekanntmachungen), Deren

Kommanditgesellschaften auf Aktien uud gesellschaften, für die Woche vom 15, bis 20. Mai 1905.

M 121.

Verhandlung über die Untersuchung der Beschwerden der Bergarbeiter auf der Zeche Deutscher Kaiser, Schacht I.

Verhandelt den 24. März 1905 zu Hamborn.

Anwesend:

1) Die Mitglieder der Untersuhungskommission: Geheimer Bergrat Pöppinghaus, Bürgermeister Schroeter,

Bergmeister Neff.

2) Seitens der Zechenverwaltung : Bergassessor Jacob, Betriebsinspektor Mommerß, Betriebsführer Koch.

3) Als Belegschaftsvertreter : a. S Beer, Þb. Johann Maciejewski. | Nicht erschienen aber geladen war der Belegschafts- vertreter Joh. Voßwinkel, angeblih wegen Krankheit.

4) Als Zeugen : 1 S Ludwig Jschner, 2) Reviersteiger Wilhelm Voß, 3) Hauer Anton Gröschel, 4) Schlepper Ferdinand Charvat, Q Einfahrer Heinrih Uhl, 6) Bergmann Peter Geber, 7) Hauer Anton Morella, 8) Hauer Casimir Manys, 9 9 Anton Rovny, 10) Bergmann Josef Wilms, 11) Lampenaufseher Leopold Sommer, 12) Weittersteiger B Witte, 13) Kauenwärter Gustav Gedtke, 14) Steiger Klaes, 15) Hauer Andreas Grzeskowiak, 16) Steiger Alb. Busch, 17) Hauer Franz Pieprek, 18) Bergmann Den Gubini, 19) Arbeiter Josef Biergans, 20) Bergmann Karl Hirsinger, 21) S F. Winiarsfki, 22) Hauer Jakob Tanzer,

A) Joan, LOaL, 24) Anton Stralenih, 25) Josef Schranz,

25 Neviersteiger Kleinebongards, 27) Hilfesteiger Rüttgers,

28) Bergmann Otto Bohn,

29) E Theodor Schön,

30) Fahrhauer P. Beer,

31) Reviersteiger Herm. Limberg,

29) Heilgehilfe August Zuchowski.

Im Rathause zu Hamborn begann heute die oben- genannte, von den Herren Ministern für Handel und Gewerbe und des Innern berufene Kommission die Untersuhung der auf der Zeche Deutscher Kaiser, Schacht I, angeblih vor- handenen Mißtände.

Als Vertreter der Zechenverwaltung und der Belegschaft waren die obenbezeihneten Personen erschienen. Die Vertreter der Belegschaft gaben an, daß sie in der Belegschaftsversamm- lung vom 9. oder 10. Februar 1905 gewählt seien.

Sie seien, und zwar a. 23 Jahre alt und seit 14 Jahren auf der Zeche be- schäftigt, : : b. 32 ahre alt und seit 3 Jahren auf der Zeche be- schäftigt. : : “f

Die Belegschaftsvertreter sind Neichsangehörige.

id Die Legitimation dec Vertreter der Zeche ist amtlich efannt. O Der Vorsißende dcr Kommission erläuterte zunächst die Rechte der Parteivertreter. Er wies darauf hin, daß es den- E zustehe, durch den Vorsißenden an die Zeugen aden tellen zu lassen. Ueber die Zulässigkeit der einzelnen Fragen entscheide die Kommission. Ferner wurde bekannt gegeben, daß auch der Antrag gestellt werden dürfe, einen Zeugen unter Aus\chluß der Parteivertreter zu vernehmen, falls begründeter- weise angenommen werden müßte, daß der Zeuge in Gegen- wart derselben mit der Wahrheit zurückhalten werde. Nach Vernehmung eines jeden Zeugen würde sodann den Parteivertretern Gelegenheit gegeben werden, Fragen zur Ver- nehmung zu stellen und sih über die Aussage Îi äußern. Zur Untersuchung ständen jedoh nur Beschwerden, welche für die Zeit nah dem 1. Januar 1901 erhoben werden könnten, und zunächst nur die, welche von der Siebener-Kommission d dem Königlichen Oberbergamt Dortmund geltend gemacht eien. : Sache der Kommission sei es, darüber zu entscheiden, ob etwa solche andere Anträge, die alsbaldige Erledigung im Ver- R finden könnten, zugelassen werden sollten, und ob die

ntersuchung auch auf andere Beschwerdepunkte ausgedehnt werden e Ausgeschlossen von der Untersuchung seien solhe Beschwerden, die gerihtlih bezw. strafrehtlih anhängig oder entschieden seien. Die Verhandlung trage polizeilichen Charakter und sei keine öffentliche.

Der Kommission stehe aber das Recht zu auch andere Personen, welche nicht zu den Vertretern der Pt e oder Beleg- ia ehörten, ügitlasten; wenn dieselben berehtigte Jnter- en hierfür nachweisen könnten. : Der Vorsißende machte sodann den Zechenvertretern die Beschwerdepunkte im einzelnen bekannt mit dem Bemerken, daß es der Verwaltung anheimgestellt werde, Gegenbeweise zu

stellen, Sodann wurden die Belegschaftsvertreter aufgefordert, sich über etwaige allgemeine Mißstände, die auf der Zeche be- ständen, zu äußern.

Erste Beilage zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlih Preußischen Staatsanzeiger.

Berlin, Dienstag, den 23. Mai

Es lagen, folgende Beschwerden vor:

I. Ueber Holzmangel. TI. Schlechte Metterführung. IIT. Stlehten Zustand der Strecken. IV. Sthlehte Behandlung dur die Beamten. V. Niedrige Löhne und Gedinge und Nichtvergütung von Nebenarbeiten. VI. Wagennullen. ; : VII. Mangelhafte Reinigung der Abortkübel. VIIT. Shlehten Zustand der Sicherheitslampen und Mangel an Reservelampen. IX. Mängel in der Waschkaue. : X. Gefährdung der anfahrenden Bergleute durch die maschinelle Streckenförderung.

Außerdem wurde noch vom Belegschaftsvertreter Beer eine Anzahl schriftliher Beschwerden überreiht. Da die in diesen Beshwerden aufgeführten Zeugen niht erschienen sind, wird über den Jnhalt dieser Beshwerden im nächsten Termin verhandelt werden. i

Es ersheint Ludwig Jshner, 30 Jahre alt, seit dem 19. Mai v. J. auf der Zeche und noh heute dort beschäftigt, und sagt aus: ; :

Vom 19. Mai 1904 bis 1. Dezember 1904 war ih als Hauer auf Schacht I der Zehe Deutscher Kaiser beschäftigt.

n dieser Zeit habe ih in dem 3. und im lehten Bremsberg des Flóôzes T als Hauer gearbeitet. Seit 1. Dezember 1904 bin ih bis zum Ausbruch des Streiks in dem westlichen Teile desselben Flözes als Schießmeister beschäftigt gewesen. Als Schießmeister hatte ih die beste Gelegenheit, mih über die Mißstände in diesem Revier zu überzeugen. Jch war auch auf der östlihen Seite in diesem Flöze einzelne Male als Schießmeister tätig. Jnfolgedessen sind mir auch die \hlechten Zustände im östlihen Teil des Reviers be- fannt. Hauptsählih habe ih Klage darüber zu führen, daß in der westlihen Abteilung im 8. und leßten Bremsberge außerordentlicher Holzmangel und Wagenmangel geherrsht hat. Außerdem war im leßten Bremsberg (6) und in der Sohlenstrecke sehr s{hlecht verbaut. Besonders im leßten Bremsberg war es niht mögli, einen vollen beladenen Wagen herunter zu lassen. Dieselben durften höchstens ge- strihen voll geladen werden, um unter den durchgebrochenen Kappen durchzulaufen. Es r mir mehrere Wagen wegen Mindermaßes gestrichen worden. Holzmangel war zeitweise P arg, daß ih manchmal 1/2 Schicht auf Holz gewartet und elbst schon stundenlang nach Holz gesuht habe. Selbst- verständlih hatte ich hierdurch einen E on Lohnausfall. Außerdem waren die Schienen vielfah verbogen und die Schwellen faul, sodaß in dem Bremsberg fast jeder Wagen dg Gens Auch hierdurch habe ich einen Lohnausfall ehabt. s Im November v. J. war ih am 6. Bremsberg vor einen Stoßort “und in einer Ueberhauen neben einem alten Bruche angelegt. Es war schwierig, die Arbeit vorher richtig zu tarieren, und konnte ih über das Gedinge mit dem Steiger eine Éinigung nicht erzielen. Jh habe in diesem Monat in 22 Schichten 96,77 6. verdient. / D :

Für die von mir geleistete Arbeit hatte ih einen höheren Lohn verdient und hätte der Steiger mir von vornherein ein höheres Gedinge zubilligen müssen. Der Steiger muß den in Anrechnung gebrachten Gedingesaß nah seinem Gutdünken be- rechnet haben. : ; ;

Des weiteren muß ih mich darüber beshweren, daß mir der Steiger Voß den zugesagten Lohn nicht gezahlt hat. Voß versprah mir, als i Schießmeister wurde, 4,30 #6 pro Schicht. Erhalten habe ih aber nur 420 Æ

Des weiteren muß ich Klage führen über die Behandlung, die mir durch den Steiger Voß zuteil geworden is. Jch habe ihn mehrfah um Abstellung von Uebelständen, wie Wagengestellung und Holzlieferung ie er hat mich dann aber häufiger grob und kurz abgefertigt, -sodaß ich mich darüber gekränkt gefühlt- habe. Allerdings habe ih in ein- zelnen Fällen ihm auch gründlich meine Meinung gesagt.

v. g. U. Ludwig Jschner.

Der Zechenvertreter, Bergassessor Jacob, entgegnet fol-

es:

Es handelt sich im vorliegenden Falle um den Verhieb von Pfeilerresten in vielfah durchörterten Flözteilen. Die Strecken sind bereits vor vielen Jahren betrieben und stehen infolgedessen stark im Druck. _Mit Rücksicht hierauf ist in dieser Betriebsabteilung ein großer E reie erforderli. Auch werden bei dem Verhieb dieser Pfeilerreste alte Strecken angefahren, sodaß es öfters nicht möglich ist, die Arbeit vor- her zu beurteilen und daraufhin Gedinge stellen zu können. Diese außerordentlichen Verhältnisse werden bei der Gedinge- stellung, und, wo dies nicht angängig, bei der Gedinge- berechnung wohl berücksichtigt. Die Klagen über leere Wagen erkläre ih mir daraus, daß si die Leute vielfa sträuben, mit Bergen gefüllte Wagen anzunehmen, und statt dessen leere Wagen anfordern. Die Gestellung von mit Bergen beladenen Wagen isst aber erforderlih, weil die ausgefkohlten Näume nah der bergpolizeilihen Anordnung vom 1. No- vember 1903 mit Bergen wieder zugeseßt werden müssen.

Nach den vorgelegten Schichtenzetteln hat Beschwerde-

führer verdient: Im Monat August in 27 Schichten à 4,86 M.

gend

i September . . A. 11 » 4,75 M, b. 15 Ï 4,90 M.

» Wliober . . WD b u 4,24 November . . a. 18 û 1 4,45 M

b. als Schießmeister in 2 Z 4,20 M

c. Verbauer. . in 2 é 4,00 M

Der Zechenvertreter hebt noch besonders hervor, daß in demselben Bremsberge in den gegenüberliegenden Oertern mit gleihen Flözverhältnissen für die Schicht im Monat August 568 M. verdient worden sind; allerdings war der Gedingesaß für den Wagen ö Z höher, wie vor dem Ort des Beschwerde-

1905.

führers; vor diesem Ort war aber der Wagen circa 70 m weiter, also im ganzen 140 m, zu shleppen.

Der Betriebsführer Koch gibt an:

In diesem Flôz wird viel Holz zum Verbauen der Strecken und Bremsberge verbraucht; es wird aber stets dafür gesorgt, daß das notwendige Holz zur Stellc ist. Jch gebe zu,

es in einzelnen Fällen vorgekommen sein mag, daß vor

einzelnen Betrieben ein einzelnes Stück Holz gefehlt hat. Be- \chwerdeführer hat mir gegenüber nt&mals über Holzmangel geklagt. Nur etwa 3- bis 4mal im Jahre hörte ih bei meinen Befahrungen hierüber etwas. Was den baulichen Zu- stand der Strecken und Bremsberge betrifft, so bestätige ich, daß das Gebirge dort sehr druckhaft ist und die Strecke viel Reparatur erfordert. Die vom Beshwerdeführer angeführte, als angeblich in besonders s{lechtem Zustande befindliche westliche Pferdestrecke ist im Jahre 1904 als Stoßort neu aufgefahren und ausgebaut und befindet sich in ordnungsmäßigem ZU- stande. Auch die drei Bremsberge sind erst im vorigen Jahre neu verbaut und in durchaus ordnungsmäßigem Zustande. Wir haben selbst das größte Jnteresse daran, die Strecken und Querschläge fahrbar und in einem solchen Zustande zu erhalten, daß vorschriftsmäßig gefüllte Wagen durchgefahren werden können. Daß die Angaben des Beschwerdeführers niht zu- treffen können, erhellt hon aus der Tatsache, daß z. 11 Monat August in demselben Bremsberge von dem Betriebs- punkte des Beschwerdeführers 396 Wagen, von den beiden gegenüberliegenden Oeriern 704 bezw. 570 Wagen, aljo im ganzen 1670 Wagen, in einem Monat durhgefördert worden sind. Eine solchz Förderung wäre nicht möglih, wenn der Bremsberg in dem vom Beschwerdeführer geschilderten Zu- stande sih befände. Bemerken möchte ih A daß der Be- \hwerdeführer mit seiner Kameradschaft zusammen eine wesentlich geringere Leistung aufzuweisen hat, wie die unter den gleihen Verhältnissen arbeitenden Kameradschaften in gegenüberliegenden Oertern. Das Verhältnis der Leistung pro Wagen und Schicht stellt sich beispielsweise in dem Monat August wie 4,1 zu 5/2.

Der NReviersteiger Wilhelm Voß erklärt auf Befragen folgendes: J E

In dem hier in Rede stehenden Flözteile wurden die leßten Pfeilerreste verhauen. Die Strecken waren hon vor Jahren aufgefahren und darauf stark in Druck geraten. Auch standen die Bremsberge unter starkem Druck. Es mag im einzelnen Falle vorgekommen sein, daß sich die Schienen durch den Druck etwas verbogen haben, auch die Kappen durhgebrochen sind. Es wurde aber stets für möglichste Abhilfe sofort gesorgt. Daß Wagen zwischen die Schienen gefallen sind, kann nicht vorgekommen sein, jonjt würden wix die starke Förderung durch den Bremsberg und die Strecken nit haben bewältigen können. Auch mag es in einzelnen Fällen vorgekommen sein, daß einzelne Kohlenstücke dur vorstehende Kappen vom Wagen geschoben sind. Häufiger fann dieses aber auch nicht stattgefunden haben; denn im Monat August sind

von 396 Wagen 4 Wagen wegen Unreinheit und Minder- maßes, im Monat September i i von 407 Wagen 0 Wagen wegen Unreinheit und Minder- maßes, im Monat Oktober 8 j von 468 Wagen 7 Wagen wegen Unreinheit und Minder- maßes gestrichen worden, und zwar der ganzen Kameradschaft von 4 Mann.

Jch entsinne mih nicht, mit dem Beschwerdeführer Zschner jemals in besonders scharfen Wortwechsel wegen Meinungsverschiedenheiten geraten zu sein. Auch hat mir Jschner hierzu keine Veranlassung gegeben. | A

Der Gedingesaß betrug für die Herstellung eines Stoßz- überhauens in diesem Flöz im allgemeinen 3 F pro Meter und 95 Z für den Wagen Kohlen. Dieses Gedinge war auh für die Kameradschaft des Jschner im November v. J. festgeseßt. Diese Festsezung ist aber niht dur mich, sondern durch den Betriebsführer Koh erfolgt. Beim Auffahren des Ueberhauens stellten sih die Fiözverhältnijse eas Aer dar, wie z. Zt. des Gedingeabschlusses. Jnfolgedessen hat der Betriebsführer dem Gesamtverdienst der Kameradschaft am Schluß des Monats 30 H. zugejeßt.

Beschwerdeführer wollte die Bergschule besuchen und bat mich, ihn für diese Zeit mit der leichten Arbeit eines Schieß- meijiers zu betrauen. Jch habe ihn als solhen angenommen, ihm jedoch keinen bestimmten Lohn E L lag keine besondere Veranlassung vor, weil der Lohnsaÿ für die Schießmeister allgemein mit 4,20 /6 anfängt und bei zufrieden- stellenden Leistungen auf 4,30 s bis 450 M steigt. Dieser Lohnsaß ist der ganzen Belegschaft bekannt. JZschner hatte bereits die lezten 2 Schichten des Monats November als Schießmeister verfahren, und pro Schicht 4/20 M bekommen. Am Lohntage im Dezember hat er si hierüber nicht be- \{hwert. Erst nah Ausbruch des Streiks im Monat Januar war er bei mir und klagte darüber, daß er 10 FZ pro Schicht zu wenig bekommen habe. Jch betonte ihm gegenüber noh- mals, daß er den üblichen Lohn bekommen und 1ich ihm einen höheren Lohn nicht versprochen habe.

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U.

. g. Wilh. Voß.

Der Betriebsführer Koch erinnert sih, daß im November

v. J. der Beschwerdeführer Ischner D gebeten hat, vor die Arbeit zu kommen und Gedinge festzusegen. Als er einige Tage später an den Betriebspunkt gekommen sei, habe er die De von der Gegenshiht des Jschner angetroffen. Auf sein Befragen, ob der Steiger schon mit ihnen über den Gedingesaß gesprochen, erhielt er zur Antwort, Steiger Voß abe ihnen erklärt, das Gedinge stehe hier auf 3 # das eter und D H für den Wagen Kohlen. Er habe diesen Sah für angemessen erklärt. Von den Arbeitern sei dieser Sah zjedoch für zu niedrig berechnet. Gegen Schluß des

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