1905 / 131 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 05 Jun 1905 18:00:01 GMT) scan diff

Grün und rote Rosen bildeten den Hauptshmuck. Dazwischen zah man Arrangements von Flaggen in den mecklenburgischen, eutschen und preußischen Farben. Die Palais des Kaisers Wilhelm I. und des KaisersFriedrih waren nach langen Jahrenzum ersten Male wieder geschmückt. Schon lange vor Beginn der Feierlichkeit hatten sich viele Tausende von Menschen dicht ge- drängt zu beiden Seiten der Feststraße aufgestellt, die überall errihteten Tribünen gefüllt, die Fenster der Gebäude beseßt und sogar auf den Dächern Plaß genommen. Etwa 30 000 Ritglieder von gewerblichen Verbänden, von Vereinen und Korporationen, von Kriegerverbänden, von der Feuerwehr, der Schügzengilde 2c. hatten vom Kleinen Stern im Tiergarten bis zum Brandenburger Tor Aufstellung genommen, ebenso von der Wilhelw straße, kurz hinter dem Brandenburger Tor, bis zum Palais des Kaisers Friedrih. Vom Schlosse Belleoue bis zum Kleinen Stern standen etwa 6000 Knaben und Mädchen. Die an der Schloßbrücke ankernden Spreekähne waren mit zahlreihen Wimpeln und Flaggen geschmüdt. Zwischen den vordersten Schiffen war auf der einen Seite der Brücke ein großes Banner mit dem deutschen Reichsadler, auf der andern Seite das mecklenburgishe Banner angebracht. : Bald nach 4 Uhr zogen 100 Ehrenjungfrauen in weißen Gewändern mit Rosen im Haar und Rosengewinden an Stäben zum Pariser Plap und nahmen dort vor einer der Oberbürgermeister Kirschner,

Tribüne Aufstellung, wo ‘b l der Bürgermeister Reicke , der Stadtverordnetenvorsteher

Langerhans, die Stadträte und Stadtverordneten Aufstellung genommen hatten. i

Um 41/, Uhr ritt Seine Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz an der Spiße der 2. Kompagnie des 1. Garde- regiments z. F. durch die Feststraße zum Berliner Schloß.

Um ò Uhr Nachmittags verließ Jhre Hoheit die Herzogin Cecilie das Schloß Bellevue im achtspännigen Staatswagen, begleitet von JFhrer Majestät der Kaiserin und Königin und umgeben von dem Gefolge und einer militärischen Ehreneskorte. Vorauf ritten Postillione, die sich am Kleinen Stern an die Spiße des Zuges stellten. Mit der Musik „Wir winden Dir den Zungfernkranz“ zogen die Postillione durch das Branden-

burger Tor nach dem Schlosse; ihnen folgten hoh gu Roß 146 Schlächter. Dann folgte eine Eskadron es 1. Gardedragonerregiments mit den Trompetern

an der Spiße, worauf 2 Piqueure folgten, denen sich drei sechsspännige Wagen anschlossen, in denen der diensttuende Kammerherr Ihrer Majestät der Kaiserin und _Königin, Kabinettsrat von Behr-Pinnow, der für dea Hofstaat der Herzogin-Braut designierte Kavalier Kammerherr von Bis- marck-Bohlen, Schloßhauptmann von Hohenthal, Kammerherr Graf von Kalnein, Hofmarschall Freiherr von Reischach und der mecklenburgishe Bevollmächtigte Graf von Bassewiß- Levezow Plag genommen hatten. Darauf folgte eine halbe Eskadron des Regiments der Gardes du Corps, der der große Königliche Staatswagen, mit 8 Pferden bespannt, folgte, in dem die Hohe Braut mit Jhrer Mazestät der Kaiserin und Königin, und zwar zu Allerhöchstderen Rechten, den Fond einnahm. Auf der rechten Seite des Königlichen Wagens, der sich, wie der ganze zug, im Schritt be- wegie, ritt der Oberstallmeister Graf von Wedel, auf der linken Seite der Kommandeur. der den Wagen be- gleitenden Eskadron des Negiments Gardes du Corps. Auf den Tritten des Wagens standen Königliche Pagen, zwei Stall- meister ritten vorauf. Vor dem Standort des Magistrats der Stadt Berlin hielt der Wagen, der Wagenschlag wurde geöffnet und der Oberbürgermeister Kirschner hielt folgende Begrüßungsrede: Dur(hlauchtigste Hoheit! Gnâädigste Herzogin !

Der Weg dur unsere Stadt führt Eure Hoheit an die Seite des in Liebe erkorenen Lebensgenossen, auf einen boben, an Ehren und Mürden reihen Platz, einer glückverheißenden, hoffnungsreichen Zu- kunft entgegen. : Í

Tief und lebhaft empfundene Gefüßle, heiße Wünsche, frohe Hoff- nungen durchzittern in dieser festlichen Stunde Eurer Hoheit bräut- liches Herz. i:

Daß die Bevölkerung dieser Stadt in allen Alteréstufen und Berufs\chihten an diesen Empfindungen den innigsten und wärmsten Anteil nimmt, Eurer Hoheit Wünsche und Hoffnungen freudig bewegt s das bezeugt der laute Zuruf, mit dem si: Eure Hoheit jubelnd

rüßt.

G Uns aber, den verordneten Vertretern der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Berlin, der Hauptstadt des Deutschen Reichs, ist es vergönnt, an dieser durch gesihtlide Erinnerungen geweibten Stätte dem, was die Volksseele erfüllt, in Worten Ausdruck zu geben, Eurer Hokeit in der neuen Heimat das erste hberzlihe Willkommen der Bürgerschaft ebrfurht#vollst darzubringen.

Gs steigt auf in der Erinnerung die erhabene Gestalt der edlen Königin Luise, die ebenfalls eine Fürstin aus mecklenburgishem Fürstengeshlecht und gleichfalls eine Braut eines preußischen Kron- prinzen vor länger denn 100 Fahren in diese Mauern ihren festlichen Einzug hielt, und deren Andenken, verehrt unt geliebt, noch heut in den Herzen des dankbaren Bolkes forilebt als das Andenken an den Schußzzzeist Preußens.

Millionen Deutsche vereinigen ih am beutigen Tage mit uns zu dem innigen Gebet :

Möôze auch Eurer Hoheit Eingang reihen Segen bringen! Reichen Segen Eurer Hoheit und dem erhabenen Füstenbhause der Hohenzollern! Neichen Segen dieser Stadt und dem gesamten Preußishen und Deutschen Vaterlande!

Mit Rosen ist der heutige Weg Eurer Hoheit geshmüdckt; Rosen bitten wir ehrerbietigst als Millkommensgruß der Stadt Berlin huld- vollft entgegenzunehmen.

Fhre Hobeit die Herzogin Cecilie zu Medcklenburg, die Braut Seiner Kaiserli@en und Königlichen Hoheit des Kron- prinzen des Deutschen Reichs und von Preuß en, unseres Kronprinzen Hoh! Hoch! Hoch!

Jhre Hoheit die Herzogin dankte hierauf mit folgenden

Worten: Hocgeehrter Herr Oberbürgermeister! Ich danke Ibnen sehr für den \{höônen, lieben Empfang und die freundlihen Worte. Die Erinnerung daran wird immerdar in meixem Herzen fortleben. Ich werde mich stets gern Jbrer liebens- würdig-n Worte erinnern und der Stadt Ballin, der ih nunmehr für immer angzhöre, mit dankerfülltem Herzen gedenken. Dann he sih der Hug wieder langsam in Bewegung. Unmittelbar hinter dem Wagen ritten der Gouverneur der Stadt Berlin, Generalfeldmarschall von Hahnke, der Komman- dant der Stadt, Generalmajor Hoyer von NRotenheim und der Polizeipräsident von Borries, die die Hohe Braut bereits

vor dem Brandenburger Tor empfangen hatten. Den Beschluß des Zuges bildeten eine halbe Esfadron des Regiments der Gardes du Corps, ein sechs\pänniger Wagen mit der Oberhof- meisterin Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin Gräfin von Bro{dorff, den Hofstaatsdamen Gräfin von Keller und Fräulein

Braut, nämlich der Burggräfin Shlobitten und Fräulein von Helldor

an der Spiße.

eine freudige Erregung.

auf das Portal Ÿ des Schlosses zu. Korps des hiesigen Schlä

Als der Brautwagen und Königliche Hoheit der von beseßten Wendeltreppe eine Ehrenwache des 2.

hinaustrat. Kaiserliche Am Fuße fompagnie in dem

Hohe

Königlihen Hauses die

ersten Parade-Vorkammer ;

Paradevorkammer ; der Reichskanzler,

Ordens vom Schwarzen Adler, fanterie, der Kavallerie und der Arti Minister des Königlichen Hauses minister sowie die Präsidenten des Häuser des Landtags Prinzessinnen des Königlichen Hauses in der Roten (drap d’or) Kammer;

(Noten Adler-) Kammer. An

aufgestellt war, wurde Ihre Hoh von Jhren Königlichen Hoheiten, den

Majestäten geleiteten die Hohe Br

die Höchsten Gäste Jhre lauchtigste

Herrschaften ho! dori aus, Kronprinz seine Kompagnie im Pa

Majestäten begaben Sich darauf Großherzog von

Anastasia Oberstkämmerer Fürsten zu des Königlichen Hauses von mecklenburg - shwerinschen Grafen von Bassewiz - Leveßow Oberregierungsrat und des Königlihen Haujes Ehepakten nah die Höchsten Gäste

Keil,

sich zurü.

der bei der Vollziehung der Herrschaften erwarteten deren oberhof, die Oberhof- und Majestäten voran, als

Nücku diese geleiteten.

Gefolge der

der Bildergalerie Nach der

sämtliche haften 1n Räumen stalt.

Elisabethsaal Cercle. Brautpaar an den Fenstern sichtbar die sich zu vielen sammelt hatte, in andauernde Ho Hüte wurden geshwenkt.

Gestern vormittag um 10 Uhr Dom für das Hohe

Hofstaaten, die von einer dichten s 1 Die im Königlihen Schloß auch viele Damen schritten zu

mit Allerhöchstdemselben Seine Kaiser der Kronprinz, sowie Jhre Prinzen des Königlichen Ha von Hessen und der Herzog und Gotha. Jhre Mazestä Königin mit zessin Victoria Luise

Höchsten Herrschaften versammelten

Schloß her Herzogin Cecilie mit Jhrer Großherzogin-Mutter von Stürmische z das anmutig|te.

beseßt. i Höchsten Gästen Plaß, auch mit Fürstlichkeiten, Würdenträgern

Der Domchor trug den 47. Psa

Gersdorff sowie der Hofdame Gräfin zu Rangau, ein anderer

alle- Völker) von Reinthaler vor,

sechs\pänniger Wagen mit den Damen Jhrer Hoheit der Herzogin- MWalpurgis zu

des 2. Gardeulanenregiments wiederum

Als Gloenläuten und der Salut der Geschüße das Nahen des Zuges ankündigte, bemächtigte sih des Publikums Der Zug ging über die Schloßbrücke und den Lustgarten und s{chwenfte unter dem Jubel der Menge Die Postillione, das berittene tergewerks sowie die militärische

Ehreneskorte ritten durch den Schloßhof, auf dem nun- mehr Seine Kaiserliche un Königliche Hoheit der Kronprinz

seine Kompagnie präsentieren ließ und ste Seiner Majestät dem Kaiser meldete, Allerhöchstwelcher- cu den Schloßzhof

einem Spalier innerhalb des Vestibüls,

paradierte, empfingen Seine Majestät der Kaiser und König, Seine Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kron- prinz und Jhre Königlichen Hoheiten die Prinzen des

Höchstdieselbe hinauf. Jn wischen hatten sich hon um 51/9 Uhr versammelt die Generaladjutanten, die Generale und Ad- mirale à la suite und die Flügeladjutanten Seiner Mazestät des Kaisers und Königs sowie der Geheime Kabinettsrat in der die Prinzlichen_ Hofstaaten und Gefolge, sowie die Gefolge der Höchsten Gäste in der zweiten

die Generalobersten, die in Berlin anwesenden Nitter des Hohen die aktiven Generale der Jn-

und die

im Königszimmer ;

Majestät der Kaiserin und Königin in der Brandenburgischen der T in dem eine Galawahe vom Regiment der Gardes du Corps mit dem Trompeterkorps und der zweite Zug der Leibgendarmerte

lichen Hauses empfangen. Jhre Kais

vortfammern, das Königszimmer, die die Brandenburgishe Kammer nah dem Nittersaale, wo Majestäten

Herzogin-Braut erwarteten.

erschienen darauf auf dem gelegenen Balkon des Nittersaales wie Seine Kaiserliche un

hinaus marschieren ließ. Jhre Kais

oheit dem Mecklenburg-Schwerin,

amilienoberhaupt, Jhrer Kaiserlichen Hoheit der Großherzogin und dem Hohen Brautpaar, gefolgt Solms-Baruth, Wedel,

Bevollmächtigten, vortragenden Rat dem Kurfürstenzimmer.

die in den vorgedachten Gemächern versammelten Personen, und nur die Hofstaaten Jhrer Mazestäten }owie das Gefolge Ehepakten anwesenden Höchsten

die obersten Hofchargen traten den 1 sodann die j na den für Jhre Hoheit in Bereitschaft geseßten Gemächern

Um 63/4 Uhr fand Familientafel bei Jhren Majestäten in dem Elisabethsaal und gleichzeitig Allerhöchsten und Höchsten Herr- und in Tafel hielten die Majestäten in den nah dem Schloßplaß hinaus liegenden Sälen neben Als die Majestäten

Hunderten auf dem Schloßplaz ange-

Brautpaar, die Familie, die sämtlichen anwesenden Höchsten Gäste, die ° Umgebungen und Gefolge angesagt. Morgens üm 7 Uhr waren der Lustgarten und dessen Zugänge Menschenmenge wohnenden Hohen Fuß zum Dom hinüber. Seine Majestät der Kaiser und König, empfangen, ging zu Fuß von P

Königlichen

Ihrer Königlichen s fam un und wurden ebenfalls lebhaft begrüßt.

empore und auf der Treppe davor.

im offenen Zweispänner Melenburg - Schwerin. urufe wurden laut, die Hohe Braut dankte auf

Die hohen Hallen des Doms waren bis zum leßten Plaß Auf der Hofempore nahmen die Mazestäten mit den die andern Emporen füllten si

gs Dohna- f, ms eine Eskadron mit den Trompetern

einfuhr, ließ Seine abermals präsentieren. der Schloßgarde-

Q:

Garderegiments z. F.

Braut und geleiteten

die Genecralfeldmarschälle,

llerie, die Admirale, der aftiven Staats- Reichstags und beider die Damen der und der Höchsten Gäste die Palaîtdamen Jhrer

ür des Schweizersaales,

eit die Herzogin-Braut Prinzessinnen des König- erlichen und Königlichen aut durch die Parade» Note Kammer und

und die Durch- Die Allerhöchsten nah dem Schloß- und sahen von d Königliche Hoheit der rademarsh . zum Schloß erlihen und Königlichen mit Seiner Muigli@en ais

von dem dem Minister dem Großherzoglich Staatsminister und dem Geheimen im Ministerium Vollziehung der Inzwischen zogen entfernten sich

zur

Zugleich

nft. Die Hof-, die Vize-

die Herzogin-Braut

Mars\challstafel für

den angrenzenden dem und das Hohe wurden, brach die Menge,

chrufe aus. Tücher und

war Kirchgang in den Königliche

bereits beseßt. Gâíte,

Kopf an Kopf

mit Hochrufen ortal V nach dem Dom, liche und Königliche Hoheit 1 Hoheiten die uses, der Großherzog von Sachsen-C oburg t Die Kallertn_ Und Hoheit der Prin- : Galawagen Die Allerhöchsten und Sich im Vestibül zur Hof- Zuleßt erschien vom

Jhre Hoheit die Kaiserlihen Hoheit der

und hohen Beamten. lm (Frohlocket mit Händen,

und Herz vereint zusammen Sucht in Gottes Herzen Ruh“. Nach der Liturgie sang der Domgor „Der Herr ist mein ge- treuer Hirt“. Der Oberhofprediger D. Dryander predigte über das Wort des Apostels Paulus (Galater V1, 2) „Einer trage des Andern Last, so werden wir das Geseh Christi er- füllen“. Die Gemeinde jang zum Schluß „So nimm denn meine Hände und führe mo. e

Bei der Nückehr der Majestäten und der Fürstlichkeiten nah dem Schloß und den anderen Quartieren wiederholten sich die Ovationen des Publikums, besonders sympathisch be- rüßt wurden auch Zhre Königlichen Hoheiten der Groß- Keeson und die Großherzogin von Baden. :

Um 8 Uhr Abends fand bei Jhren Majestäten im Weißen Saale des Königlihen Schlosses eine Galatafel statt, zu der sämtlihe anwesenden Fürstlihkeiten und _ Spezial- gesandten, die Hofstaaten, die Palastdamen, die militärischen Gefolge und die Gefolge der. Höchsten Gäste, der Reichs» kanzler, die Generalfeldmarschälle, die Generalobersten, die in Berlin anwesenden Ritter des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler, die Chefs der Fürstlichen und ehemals reihsständishen Gräflichen Häuser, die aktiven Generale der Infanterie, der Kavallerie und der Artillerie, die Admirale, der Minister des Königlichen Haujcs, ferner die Staatsminister, die stimmführenden Mitglieder des Bundesrats, die Prâäsi- denten des Reichstags und beider Häujer des Landtags ge-

laden waren. : : A Unter großem Vortritt begaben Sich die Fürstlichkeiten vom Rittersaale her durch die Bildergalerie in den Weißen Saal. Voran schritt das E Brautpaar, das vor dem Thronbaldachin in der Mitte der Haupltafel Play nahm. Rechts neben der Hohen Braut saß Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Medcklen- burg-Schwerin, links neben dem Bräutigam Ihre Majestät die Kaiserin und Königin. Gegenüber saß Seine Majestät der Kaiser und König zwischen Jhrer Kaiserlihen Hoheit der Großherzogin-VMutter von Mecklenburg-Shwerin und JZhrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden. : Als die Majestäten und die Hohen Gäste nah dem Diner den Weißen Saal verließen, drang der Klang von Trommeln vom Lustgarten herauf. Unter den Klängen des Yorkshen Marsches rüdte von den Linden her der Fackelzug der Studentenscaft heran. 4000 Studie- rende der sechs Berliner und Charlottenburger Hochschulen hatten sich beteiligt, zahlreiche Musikkapellen begleiteten den Zug. In fast cinstündiger Folge zogen die Banner der Hoch- \chulen, die Chargierten in großem Wichs mit den Fahnen der Verbindungen in Wagen und zu Pferde und die Reihen der Faelträger in Shlangenlinien über den Lust- garten. An den Fenstern der Prunkgemächer des zweiten Stockwerks des Schlosses erschienen die Gäste Zhrer Mazejtäten, auf den Balkons die Allerhohsten und Höchjten Herrschaften selbst. Beim Anblick der Majestäten und des Hohen Braut- paares erhoben sich die Chargierten in ihren Wagen, die Schläger wurden geschwungen, die Fahnen gesenkt und Hurra folgte auf Hurra. Hinter den Museen bei der eisernen Brücke wurde dann der abmarschierende Zug zum zweiten Male sihtbar.

Seine Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kro nprinz und Jhre Hoheit die Herzogin Cecilie zu Mecklenburg empfingen heute in Gegenwart Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin in den Braunschweigischen Kammern die Deputationen aus dem Lande.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin haben der verwitweten Frau Fabrikbesißer Emilie Beringer, geb. Bürckle, in Charlottenburg das silberne Frauen-Verdienstkreuz am weißen Bande Allergnädigst zu verlélhén geruht.

Der Unterstaatssekretär im Reichsamt des Jnnern

Wermuth hat Berlin mit Urlaub verlassen.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. Fiußkanonen- boot „Tsingtau“ am 2. Junt von Whampoa nah Hongfong in See gegangen.

Deutsche Kolonien.

Telegramme aus Windhuk in Deutsh-Südwestafrika melden, wie „W. T. B.“ berichtet, folgende weiteren Verluste:

In dem Gefecht, das am 12. Mai am Zusammenfluß des Goab- und des Kuisebflusses stattgefunden hat, ist der Sergeant Albert Schäfer, geboren am 22. 10. 1877 zu Kaukehnellen, früher im Feldartillèrieregiment Nr. 16, gefallen. Berwundet wurden: Unteroffizier Ernst Klep\ch, geboren am 9. 7. 1881 zu Riederbäßlich, früher im Königlich \äsishen 4. Feld- artillerieregiment Nr. 48 (Shuß in rechtes Schiénbein); Ge- freiter Willy Friedri, geboren am 8. 5. 1882 zu Kietz, früher im Ulanenregiment Nr. 19 (Lungenlappen\{uß); Reiter Richard Künzel, geboren am 10. 11. 1883 zu S, früher im Infanterieregiment Nr. 83 (Lungenlappenshuß); Reiter August

Nirbach, geboren am 27. 1. 1882 zu Swreitlanken, früher im Grenadierregiment Nr. 1 (Fleischs{uß in linken Oberschenkel und linken Unterarm); Reiter Johann Stier, geboren am

93, 12. 1883 zu Thannhausen, früher im Königlih bayerischen 21. Infanterieregiment (Fleisbschuß in linken Unterarm); Reiter Rudolf Maurit, geboren am 20. 11. 1881 zu Kelladen, früher im äFnfanterieregiment Nr. 41 (Schuß in linken Unterschenkel); Reiter Johann Slensofk, geboren am 2%. 8. 1883 zu Oppeln, früher im Infanterieregiment Nr. 76 (Streifsuß, rechte Kuniescheibe) ; Reiter Wilbelm Schuhmacher, geboren am 2. 2. 1880 zu Menzeringhausen , früher im Infanterieregiment Nr. 128 (Fleishs{chuß in linken Unterschenkel); Reiter Hermann Wi ck- bold, geboren am 4. 4. 1883 zu Remlin, früher im Fäsilier- regiment Nr. 90 (Streifshuß, linke Schulter); Reiter Karl Roese, geboren am 16. 12. 1878 zu Eutin, früher im 3. See- bataillon (Fleishschuß in linken Unterarm); Unteroffizier der Land- wehr Paul Schulz, geboren am 5. 8. 1873 zu Kreuzberg a. d. Orla, früher beim Bezirkskommando I[ in Berlin (Knochenshuß in beide Unterschenkel). Reiter Heinrih Schreiber, geboren am 23. 1. 1880 zu Neu- Falkenberg, früher im Feldartillerieregiment Nr. 53, wurde infolge eigener Unvorsichtigkeit auf einem Streifzug im Sandfeld dur einen Schuß in den reten Unterschenkel verwundet. Gefreiter Klunker, eboren am 20. 5. 1884 zu Nieder-Lößniß, früher beim Bezirks- Lenmarko 1 in Berlin, is am 31. Mai in der Krankensammelstelle zu Naduras an Typhus gestorben.

die Gemeinde sang „Herz

Oesterreich-Ungarn. Der Khedive von

eingetroffen. Großbritannien und JFrland.

Ein der Admiralität zugegangenes Telegramm des Ober-

befehlshabers der Kanalflotte meldet, daß das Shlachtschi „Caesar“ am Sonnabendmittag ein Uhr im Ven bt

auf die von Hamburg nah San Diego unterwegs befindliche

britische Bark „Afghanistan“ aufgefahren ist. Die Bar

sank innerhalb zwei Minuten; von ihrer 34 Mann betragenden Besaßung fonnten nur 11 Mann gerettet werden. Bald nach diesem Vorgang stieß das Schlachtschiff „Hannib a l“ gegen das Hamburger Schiff „Emma Luise“ und beschädigte es am

oberen Schiffsförper. Bei der Wahl zum Unterhause

erhielt 3762 Stimmen. Frankreich.

tahdem am Sonnabend eine Parade in Vincennes ab- gehalten war, fand im Elysee ein Frühstück zu Ehren des Königs von Spanien statt, bei denen der Präsident Loubet und der König Trinksprüche ausbrachten. Abends nahmen der König und der Präsident an einem Diner in der spanischen Botschaft teil. Gestern fand aus Anlaß der Errettung des Königs und des Präsidenten aus Todesgefahr in der spanischen Kapelle cin feierlicher Gottesdienst statt, dem der König sowie die hervorragenden Mitglieder der spanishen und der spanisch-amerikanishen Kolonie beiwohnten. Nach dem Gottes- dienst besuchte der König das Louvremuseum. Die Menge begrüßte den König allenthalben mit lauten Zurufen. Kurz Mittern ist der König von Paris abgereist. Allerhöchstderselbe traf heute früh in Cherbourg ein und

nah Mitternacht

schiffte sich alsbald auf der Jacht „Victoria and Albert“ ein.

_ Der Senator Destournelles de Constans hat, „W. T. B.“ zufolge, bei der parlamentarischen Gruppe für internationalen Schieds8- spruch beantragt, daß sie eine Resolution beschließe, in der die fran- zösishe Regierung ersu{t wird, im Einvernehmen mit der englischen Regierung Rußland und Japan aemih den Ve- stimmungen der Haager Konvention ihre guten Dien ste anzubieten. Die parlamentarische Gruppe für inter- nationalen Schiedsspruch hat diesen Vorschlag einer Prüfung unter- zogen und den Vorstand beauftragt, \ih mit der parlamentarischen Gruppe für internationalen Sciedsspruch in London darüber ins Einvernehmen zu setzen. x

Rußland.

__Jn der großen Palastkirhe zu Zarskoje Selo fand gestern, der St. Petersburger „Telegraphen-Agentur“ zufolge, in Gegenwart des Kaisers, der Kaiserin sowie der höchsten Herrschaften eine Seelenmesse für die ge- E ie

Ein Kaiserlicher Ukas seht die Machtbefugniss Gehilfen des Ministers E Nate arie E Polizeiwesen untersteht, folgendermaßen fest: 1) ihm unterstehen fortan alle Angelegenheiten des Polizeideparte- ments fowie die Verbrehen und Vergehen gegen die öffent- lihe Sicherheit; 2) er entscheidet in allen diesen Angelegen- heiten mit den Kompetenzen eines Ministers. Angelegen- heiten, die diese Kompetenzen überschreiten, werden von ihm dem Kaiser direkt unterbreitet; 3) er entscheidet in allen Fragen des ihm unterstehenden öffentlichen Sicherheitsdienstes der Polizei und gibt in jedem Fall, wo ihm dies not- wendig erscheint, den Gouverneuren und Polizeipräfekten Anweisungen, verfügt über alle dem Minister des Jnnern für Polizeizwecke überwiesenen Kredite, untersagt Kongresse und N, sobald er deren Tätigkeit als für die öffent- lihe Sicherheit und Ordnung shädlich erachtet, und schließt bis auf ein Zahr alle Gesellschaften, Vereine, Liguen und Institutionen ähnliher Art im gleichen Falle; 4) er hat die Oberaufsicht über alle wegen Verbrechen und Vergehen gegen die Staatsordnung verhafteten Personen ; 5) er kann in allen von der Entscheidung des Ministergehilfen abhängigen Fragen PO, direkt A A S in Verbindung ‘hen. Der Ministergehilfe verbleibt außerdem auf Poster eines Chefs der Eee. G E

Wie dieselbe Agentur meldet, ist der General Trepow unter Belassung in seinem Posten als Generalgouverneur von St. Petersburg zum Gehilfen des Ministers des Jnnern und zum Chef des Gendarmeriekorps, der bisherige Gehilfe des Ministers des Jnnern und Chef der Polizei Generalmajor Rydszewsky zum Senator ernannt worden.

Der Generalgouverneur von Kiew hat eine Be- kanntmachung erlassen, wonach Ausschreitungen und Gemwalt- tätigleiten gegen Privatpersonen und deren Eigentum sowie Widerstand gegen Polizei und Militär fortan standrechtlich rin RITE ie Bes Preung hat der Gouverneur

n Kali ür Widerstand gegen die izei i Militärmacht erlassen. i e E S imi Be N Bun, die an den dortigen L eilgenommen haben, sind d E i Es worden. «s L ted Am vergangenen Freitagabend 8 Uhr sammelten ich, wie dem „W T. B.“ berichtet wird, in kie Vorstadt U Sit. Petersburg Ljes no1 gegen 15 000 Arbeiter an, die mit

roten Fahnen, revolutionäre Lieder singend, zum Gebäude des tehnishen Jnstituts marschierten, das ganz mit roten, revolutionäre Inschriften tragenden Fahnen beflaggt war. Als die Arbeiter sich dem Jnstitute näherten, erschienen Kosaken und berittene Polizeimannshaften. Jn_ dem ent- stehenden Getümmel hieben die Kosaken mit ihren Säbeln und Nagaiken auf die Arbeiter ein, die sih mit Stöcken und Steinen verteidigten. Das Getümmel dauerte etwa eine Stunde. Nachdem die Menge auseinander getrieben war, zeigte es fich, daß zwölf Arbeiter shwer, außerdem etwa vierzig leiht ver- wundet waren. Von den Kosaken und der Polizei wurden etwa fünfzehn verwundet.

_ Am 2. d. M. hat in Moskau eine außerordentliche, nicht öffentlihe Konferenz von Mitgliedern der Gouverne- ments- und der Kreis-Semstwos stattgefunden, deren Be- sprehungen der Katastrophe in der Koreastraße gewidmet waren. Die Konferenz erachtete es für notwendig, zum 6. Juni eine Konferenz aller Semstwomitglieder der verschie- denen Gouvernements ohne Unterschied der Partei und

Aegypten sowie der rst von Montenegro sind, „W. T. B zufolge, i ou

L für Chichester wurde Lord Edmund Talbot (kons.), der infolge ine Ér: nennung zum Juniorlord des Schayamts die Wiederwahl nachgesucht hatte, mit 4174 Stimmen gewählt. Allen (lib.)

L

Rußlands die telegraphishe Aufforderung gerichtet, nach Moskau zu kommen zur Teilnahme an einer Konferenz, in der Semstwomitglieder und Stadtbehörden sih ver- einigen sollen, um über die Frage zu entscheiden, welche Stellungnahme gegenüber den Ereignissen im fernen Osten zu beobachten sei.

Ftalien.

Die erste Kommisson für das Jnternational Ackerbauinstitut hielt am Freitag L Ausamimenkänfte e | ab. Jn der Vormittagsfizung nahm fie Kenntnis von den

von der zweiten und dritten Kommission gefaßten Beschlüssen betreffend die Aufgaben, mit deren Lösung das Institut beauftragt werden soll. Jn der Nachmittagssizung beendete die erste Kommission die Besprehungen über die finanzielle Grundlage des Jnstituts und ernannte zwei Unter- kommissionen von je elf Mitgliedern, die damit beauftragt wurden, einerseits einen Organisationsplan für das Jnstitut andererseits einen Kostenverteilungsplan auszuarbeiten, der den Anteil eines jeden an dem Jnstitut beteiligten Staates an der Aufbringung der erforderlihen Geldmittel regelt.

Dänemark.

Der König is am Sonnabendabend mit seinem Brud dem Prinzen Johann, an Bord der Königlichen Aach „Dannebrog“ nah Lübeck abgereist, um sich, „W. T. B.“ zu- ae von dort zum Kurgebrauch nach Wiesbaden zu

en.

f l

S Amerika. __ Die Zusammenkunft des Präsidenten R oosevelt mi

russishen Botschafter Grafen Cassini am 9 e dem „Reutershen Bureau“ zufolge, einen persönlichen Charafter. Der italienishe Botschafter Mayor des Plan ches stattete am Abend dem Grafen Cassini einen Besuch ab; später faßte Graf Cassini eine Depesche an seine Regierung ab, worin er die Ansichten des Präsidenten Nosevelt und dessen Wunsch, Rußland in seiner jeßigen Krisis zu dienen mitteilt. Nah Eingang einer Antwort wird er eine zweite Zusammenkunft mit dem Präsidenten haben. Der „Standard“ meldet, der italienishe Botschafter Mayor des Planches habe nach seiner mit dem russischen Botschafter gepflogenen längeren Besprehung den Präsidenten Roosevelt besucht; danach sei der japanische Gesandte Takahira durch ein dringendes Telegramm aufgefordert worden, zu einer Besprechung im Weißen Hause von New York nah Washington zu kommen. Diese habe in später Abendstunde stattgefunden und längere Zeit gedauert. Van nehme an, der Präsident Roosevelt habe dem Gesandten Takahira vor Eröffnung von Friedensverhandlungen die russishen Bedingungen über- e d panien See habe daraufhin erklärt, in dieser Sache kônne nichts weiter geschehen, bis ich î St. Petersburg geäußert habe. gelchet E d

Afien.

Das „Reutersche Bureau“ meldet aus Tokio fo Einzelheiten über die Gefangennahme des Ad inie Ro]chdjestwensky: Nachdem die beiden japanischen Torpedo- bootszerstörer „Sadzanami“ und „Kagero“ während der Nacht des 27. Mai herumgesucht hatten, endeckten sie zwei russishe Torpedobootszerstörer, von denen der eine fortdampfte, der andere manóövrierunfähig war. Beim Näherkommen wurde bei leßterem Fahrzeug am- Fok- mast die weiße Flagge und hinten die Rote Kreuzflagge erkannt; es war dies die „Biedovy“ mit dem Admiral Roschdjestwensky an Bord. Die „Biedovy“ signalisierte, daß ihre Maschinen unbrauchbar geworden feien und sie mit Kohlen und Wasser knapp sei. Es wurde eine bewaffnete Wache behufs Entgegennahme der Uebergabe an Bord ge- shickt. Die Russen baten die Japaner, den Admiral und andere wegen ihrer Wunden nicht weiterzutransportieren. Dieses Gesuch wurde gewährt mit der Einschränkung, daß die Wach- mannschaft Befehl erhielt, den Admiral zu töten, wenn der Aufenthalt der Boote dazu führen würde, daß man andere russishe Schiffe träfe und dadurch die Gefahr der Nück- eroberung der „Biedovy“ durch die Russen entstünde. Die „Biedovy“ wurde dann von der „Sadzanami“ geschleppt wobei zweimal die Schleppleine brach; am Morgen traf man dann den japanischen Kreuzer „Akaschi“, der die Boote nach Sasebo geleitete. Es stand eine shwere See während dieser Fahrt, sodaß ‘die Decks immer unter Wasser waren. E dasselbe Bureau meldet, hat der Admiral Togo am Sonnabend den Admiral Roschdjestwensky im Marinehospital zu Sasebo besuht und ihm seine Sympathie ausgedrückt, au die Tapferkeit und die zähe Ausdauer der Russen gelobt und die Hoffnung ausgesprochen, daß Roschdjestwensky bald nach Rußland werde zurückfehren können. Tief bewegt habe Roschdjestwensky gedankt und Japan zu dem Mut und dem Patriotismus seiner Seeleute beglückwünscht; der edle Cha- rakter der Sieger vermindere den Kummer um die Niederlage. Roschdjestwenskys Genesung screite fort. _ Die russishen Kreuzer „Aurora“, „Oleg“ und „Schemtschug“ find unter dem Oberbefehl des Admirals Enquist, der sich an Bord der „Aurora“ befindet, in der Manilabucht eingetroffen. Die Verluste der Schiffe betragen an Toten 22 Offiziere und 45 Mann, an Verwundeten 4 Offiziere und 131 Mann. Die Schiffe scheinen unter der Wasserlinie beschädigt zu sein, auch die Schornsteine waren durhlöhert und viele Kanonen unbrauchbar gemaht. Alle russishen Offiziere erklärten, daß sih die Japaner einer großen Zahl von Unterseebooten bedient hätten, mit Hilfe derer Ver- wirrung verursaht und die russishe Niederlage besiegelt worden sei. Der Admiral Enquist wurde niht verwundet E E mußte s a „Oleg“, das durch das Feuer Japaner gelitten hatte, verlassen und sei f Cd Hn, N d seine Flagge auf der

Afrika.

Nach einer „Reuter-Meldung“ ist der englishe Ge- sandte Lowther am 31. v. in Fez t Truppen bildeten bei seinem Empfange Spalier, der Groß- C E O und die Minister des Kriegs und des Aeußern ießen ihn im Namen des Sultans willkommen.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die vorgestrige Sißung des erens hauses befindet sih in der Ersten Beilage. g Herren

der - Anschauungen in Moskau zusammenzuberufen. Der Bürgermeister von Moskau hat an alle B egvrmeifer

Statiftik und Volkswirtschaft.

Die Krankenhausftatistik für Preußen 1903.

Die allgemeinen Heilanstalten für die Zivilbevs der Krankenbausstatistik für 1903 in einer U NuA as Im Jahre zuvor waren es 2083; Krankenbetten waren in diefen Anstalten 118 623 (1902: 115 178) vorhanden. Gegen das Vor- jahr ist die Zahl der behandelten Personen von 791168 auf Mein e De g DLEMEe von 839 140 auf 916548 ge- : « Bon je er leßteren waren Infekiions- ) Ï Krankheiten 217,40 (189,90), Krankheiten infolge von he Jarane (135,07), folhe der äußeren Bedeckungen 106,34 (110,83), des Ver- dauungéapparats 99,56 (96,38), der Bewegung8organe 80,60 (91 05) sonstige allgemeine Krankheiten 78,83, solche der Atmungs8organe 76,11 (132,10), der Harn- und Geshlehtsorgane 56,96 (61,42), des Nerven- \ystems 53,43 (66,25), der Kreiélaufiorgane 34,20 (39,27) der Augen O P O E 24 44 (27,51), Krankheiten des V , 93), ande d niî eti Q : Reanfheiten 883 (9 69) dere und nicht bestimmt angegebene S ine andere Reihenfolge zeigt für die gleihen Krankhei i Sterblichkeit. Von je 1000 der behandelten Fälle A e tôdlihen Ausgang überhaupt 62,58 (64,05), an Infektions- und parasitären Krankheiten 20,85 (18,97), an sonstigen allgemeinen Krankheiten 8,19, an sfolhen der Atmung8organe 6,61 (17,50), des Verdauung2apparats 6,22 (4,36), des Nervensystems 4,62 (5,05), der Kreiélaufsorgane 4,46 (4,54), an Entwoickelungékrankheiten 342 (4,75), infolge von Verleßungen 3,23 (3,22), an Krankheiten der Harn- und Geshlechtsorgane 2,62 (2,80), der BewegunzSorgane 0,68 (1,13), der äußeren Bedeckungen 0,55" (0,31), des Ohres 0,14 (0,13), der Augen 0,01 (0,01), an anderen und unbestimmt anges gebenen Krankheiten 0,98 (1,28). Im ganzen starben 57 356 (53 767) oder 65,08 (67,96) von 1000 der Behandelten. Von 1C00 Todes- fällen _inrerhalb des Staatsgebiets entfielen auf die allgemeinen Heilanstalten 81,02 (79,39). Von je 10000 der Zivilbevölkerung wurden 250,33 (228,14) in jene Anstalten aufgenommen und 16,29 (15,50) find daselbst gestorben. In denselben Kranke:Säusern fanden a T g i teils wegen Krankheitsverdacts, teils zur O Berpsiegung: egleiter sowie aus anderen Gründen Aufnahme n Klammern stehen auch hier die Vergleihungszablen aus Jahre 1902. Die zum Teil erheblichen uteriwiede Lee bei Pi Infektionskrankbeiten wie bei den Krankheiten der Atmungsorgane zwischen den Ziffern der Jahre 1993 und 1902 hervortreten, sind aud dadur bedingt, daß in dem Berichtsjahre zum ersten Male die Fälle von Tuberkulose, Krupp und kruppöser Lungenent¡ündung nicht als Krankheiten der Atmungsorgane, sondern als Infektionskrankheiten gezählt sind. (Stat. Korr.)

Zur Arbeiterbewegung.

Am Sonnabendabend tagten wieder zwei gut besuhte ö i Versammlungen der Berliner E E drt um entscheidende Beschlüfse über das weitere Vorgehen zu fassen In beiden Versammlungen wurde, wie die „Voss. Ztg.“ meldet, ein Beschluß gefaßt, in dem die leyte Erklärung der Berliner Arbeitgeber als niht übereinstimmend mit den in der Konferenz vom 29 Mai in Aussicht gestellten Garantien erklärt wird, und, da nicht ges nügend Garantien geboten werden, auch die Meldungen von in Berlin angebotenen Ausstands8arbeiten \sich häufen, soll von beute ab bei sämtlichen Firmen der Herrenmaßbranhe die- Arbeit so lange ruhen, bis der Zentralvorstand des Arbeitgeberverbandes Veranlafsung La Lan E E Va Sinne, rtêgruppe Gießen an if i i i nebimern Y verhandeln. ßen anzuweisen, mit den dortigen Arbeit- __Die Arbeiterbewegung im Kleineisenindustriebezi Essen nimmt zu. Die Former haben den Velberter Fabrikanten auf N der Verwaltungsstelle des Deutschen Metallarbeiter- verbandes, derselben Zeitung zufolge, einen Tarif eingereiht, wonach sie außer anderen Vergünstigungen noch eine Lohnerhöhung von 40 bis 1009/9 verlangten. Die Forderung konnte von den Fabrikanten nicht an- mos: Set trov as die Dee fu den alten Bedingungen nicht ) iten wollten, wurde sämtliche » Mitgli e Organisten di \ chen Formern und Mitgliedern ie Fahrer und Schaffner der elektrishen Kleinbahn i Emden iraten am Freitag in de s 2 ilfs nit antertált des Ln O g den Ausftand. Aushilfspersonal M üunchen baben sämtlich2 Metallindustriefi Sonnabend nach Arbeits\{luß ihre Etablissements bert Sa die Arbeiter die Arbeit nicht wiederaufgenommen hatten. Nur die Arbeiter, die erklären, keiner Organisation anzugehören, und Aus- ständige oder Ausgesperrte niht urterstüßen, sollen von heute ab wieder eingestellt werden, wenn nicht die Zahl der sich Meldenden zu gering für eine Fortführung des Betriebs sein sollte. n Lübeck haben ,W. T. B.“ zufolge beute sämtlihe Bau- E ES und Zimmerleute die Arbeit nieder- , um eine 15 prozentige, von den Unte Î â zugestandene Lohnerhöhung sofort durchzusetzen. R N

Kunst und Wifseuschaft.

Große Berliner Kunstausstellung 1905. V.)

___ Eines der leßten Bilder Oswald Achenbachs „Papst Pius 1

im Vatikanischen Garten“ (3) zeigt diesen Künstler E ai ali den Eigenschaften, durch die er sih den begeisterten Beifall aller Freunde Italiens erworben hat. Mögen jeßt au andere Ausdrucksmittel dem Maler zu Gebote stehen, und mag einer jüngeren Generation manches übertrieben und manieriert ersheinen, Ahenbach war doh einer der Esten, der an Stelle der rein zeihnerischen Autdrucksweise wie sie der Candschafter Koch und seine ule aus\chließlid zur Anwendung brachten, eine rein malerishe seßte, die vor allem dem Atmosphärishen und der Farbenpraht des Südens gerecht werden wollte. In einem sehr anspruchsvollen großen Format erzählt Albert Bach von einem „Ritt in Feindes Land“ (71), des Grafen von Brühl „Einwechsel“ (127) erinnert stark an die Art Körners, mit kräftigem Ausdruck schildert Wilhelm Degode eine „Wiese mit blühenden Narzifsen“ (155) und Hermann Clemenß weiß einen monumentalen Ausdruck für die Wiedergabe der „Dämmerung“ (138) zu finden. Das gleihnamige Bild Eugöène Düders (176) bringt ein von Künstlern gern benußtes Motiv uns wieder in Erinnerung; JIosse Goofens „erstes Spielzeug“ (313) wirkt recht ungeshickt und shülerhaft; gleich chwach in der Zeihnung wie in der grellen, harten Farbe ist Hermann Grimms „Elb- strandidyll bei Hamburg“ (323). Peter Greffs „Vorfübling“ (321) ist ein wenig leichter und duftiger als seine {wähliche „Waldwiese“ (323). Von den Porträts ist Anton Hakenbroichs rotes Damen- bildnis (341) zu erwähnen; das sauber durhgearbeitete, etwas lang- weilige Herrenporträt Rudolf Huthsteiners (508), das geshickt ge- malte Bild der eigenen Gattin bon Fritz Neusing (895, das anziehender ist als das [ediglih auf Eleganz gearbeitete andere Damenporträt (897) und s{ließlich Robert Seuferts auf grau gestimmtes Bildnis einer jungen Dame (10). Eine gute Studie, die nur dem Gegen-

ständlichen nicht ganz gerecht wird, ist Friy Lammerihs „betende Frau“ (673), während Eduard Massans „Klosterinterieur“ (743), dann der saucige „Klosterkoch“ Hubert Ritzenhofers (902) und das „verstaubte Stille“ genannte, fehr absihtlich zusammengebaute Still-

leben C. Seyppels (982) ebenso wie Carl Sohns „am Kamin“

(1050) an die Schwächen der Düfseldo er Schule erinnern. Im Gegensaß ju diesen stehen Meter Philippis eMorgenstunden“ (862) und „Besuch“ (863). Wir sind diesem Maler {hon einmal begegnet, aber auch in diesen beiden Bildern zeigt sh, daß, wenn überhaupt das Anekdotenbild alten Stils noch eine Zukunft hat, sie auf der intimen

*) Vergl. Nr. 97, 107, 115 und 122 d. Bl.