1905 / 144 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 21 Jun 1905 18:00:01 GMT) scan diff

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Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 21. Juni.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute in Cuxhaven an Bord der Jacht „Hohenzollern“ die Vorträge des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Nats Dr. von Lucanus und des Chefs des Marinekabinetts, Admirals Freiherrn von Senden-Bibran entgegen. Um 11 Uhr gedenken Seine Majestät an Bord der Jaht „Hohen- zollern“ durh den Kaiser Wilhelm-Kanal nach Kiel zu gehen.

Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Plenar- sißzung; vorher hielten die Ausschüsse für Rechnungswesen und für Zustizwesen sowie die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Elsaß-Lothringen und die vereinigten Ausschüsse für Rechnungswesen und für Elsaß-Lothringen Sitzungen.

Der Kaiserliche Gesandte in Luxemburg Graf von Pückler hat seinen Posten mit kurzem Úrlaub verlassen.

Laut Meldung des „W. T. B." ist S. M. S. „Falke“ am 15. Juni in San Diego (Californien) eingetroffen und geht am 21. Juni von dort nah San Francisco in See.

Der Dampfer „Silvia“ mit dem Abl ösungstrans- poxt für die Ostasiatische Besazungsbrigade is auf der Ausreise am 19. Juni wohlbehalten in Port Said einge- iroffen und am 20. Juni weitergegangen.

Fn der Ersten und Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „NReichs- und Staatsanzeigers“ wird die vom Reichs- eisenbahnamt aufgestellte tabellarishe Uebersicht der Be- triebs E deutsher Eisenbahnen ur Ven Monat Mai 1905 veröffentlicht, auf die am Montag an dieser Stelle auszüglich hingewiesen worden ift.

Potsdam, 21. Juni. Jhre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin sind gestern nahmittag um 53/, Uhr, wie „W. T. B.“ meldet, von Hubertusstock auf dem hiesigen Bahnhofe eingetroffen, auf dem der Oberpräsident Freiherr von Trott zuSolz, der Regierungs- präsident von der Schulenburg und der Polizeidirektor von Stark zum Empfange anwesend waren, Beim Eintreffen des Zuges gab eine im Lustgarten aufgestellte Batterie einen Salut von 20 Schuß ab. Nach dem Abschreiten der Front der vom 1. Garderegiment z. F. gestellten Ehrenkompagnie nahm Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit den Parademarsch ab und bestieg sodann mit Jhrer Kaiserlichen und Königlichen Le den offenen Wagen. Neben diejem, der von einer Esforte vom Regiment der Gardes du Corps geleitet war, ritt rehts der Kommandant von Potsdam, Generalmajor von esternhagen, links der Kommandeur der Eskorte, Rittmeister von Tschirshky und Bögendorff. Der Zug, dem die Schlächterinnung wvoraufritt, bewegte nh durh die mit Bannern geshmückte Feststraße über die Lange Brücke zum Nathause. Auf dem Wege dorthin bildeten Vereine, Gewerke und Schulkinder Spalier. Vor dem Rathause hatten der gesamte Magistrat und die Stadt- verordneten jowie die Ehrenjungfrauen Aufstellung genommen. Der Oberbürgermeister Jähne hielt eine Begrüßungsansprache. Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz sprach darauf seinen herzlichen Dank aus und reichte dem Oberbürger- meister die Hand. Jhrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin wurde ein Blumenstrauß überreiht. Darauf wurde die Fahrt zum Marmorpalais fortgesezt. Vom Fortuna- portal des Stadtschlosses bis zum Neuen Garten waren sämt- lihe Truppen der Garnison aufgestellt. Als das Hohe Paar im Marmorpalais eintraf, wo es vom Hofmarschall von Trotha empfangen wurde, wurde auf der nahegelegenen Matrosenstation Salut gefeuert. Jhre Majestät die Kaiserin und Königin traf um 6 Uhr im Marmor-

palais ein.

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Oefterreich-Ungaru.

Fn der gestrigen Sitzung des österreihischen Abgeordneten - hauses griff, wie „O. V, De MêLden, bei der Beratung eines dringlichen Antrags, der von der christlich-sozialen Partei wegen des angeblich von Arbeitern verübten Ueberfalls auf den Abgeordneten Scheicher gestellt worden war, der Abg. Graf Sternberg heftig die sozialdemokratishe Partei an, die in Politik und Presse nur von

Beschimpfung und Verleumdung lebe. Zwischen den Sozialdemokraten |

und den Ckristlih-Sozialen kam es wiederholt zu Kontroverfen und beleidigenden Zurufen. Die Dringlichkeit des Antrags der christlih- sozialen Partei wurde \chließlich angenommen.

Sämllihe Fraktionen der ungarischen vereinigten Opposition beschlossen, gegen das Kabinett Féjórváry ein

Mißtrauensvotum in der beute stattfindenden Sitzung zu be- |

antragen. Die liberale Partei beschloß eine Erklärung, die besagt, daß die liberale Partei zu dem Ministerium, da es nicht ein parla- mentarishes sei, kein Vertrauen hege und dasselbe nicht unterstützen werde. Graf Tisza wurde damit betraut, im Hause einen dem- entsprehenden Antrag einzubringen.

Großbritannien und JFrland.

Das Unterhaus trat gestern, wie „W. T. B.* berichtet, nah den Pfingstferien wieder zusammen. In Beantwortung einer Anfrage

sagte der Premierminister Balf our, daß zwischen der englischen |

und der russischen Regierung ein Schriftwechsel in bezug auf das Ber- senken des englischen Dampfers „St. Kilda“ im Gange sei. Die englische Regierung sehe die Sache sehr ernst an, da von keiner Seite in Abrede gestellt werde, daß sie bestimmte Zusicherungen erhalten habe, daß keine der- artige Handlung von den russischen Kreuzern werde vorgenommen werden. In seiner Antwort auf eine Reibe von Anfragen, betreffend die be- trügerischen Norkommnisse bei den Lieferungen für die \üdafrikanishe Armee, {lug der Ministerpräsident vor, daß eine weitere Untersuchung dur ein parlamentarisch2s Komitee statt-

finden solle, versprach aber für heute eine bestimmte Antwort über

diese Sahe. Gibson Bowles (fkons.) fragte an, ob die britische Ne- | gierung von der russischen Genugtuung erhalten habe für die Versenkung des „Knight Commander“,

und wies darauf hin, daß ein zweiter

derartiger Verstoß vorgekommen sei. Der Premierminister Balfour erklärte, er glaube nit, daß der zweite Verstoß irgend eine Beziehung zu dem ersten habe, ausgenommen darin, daß dem von der britischen Negierung eingegan Vorgehen die Absicht zu Grunde gelegen habe, eine Wiederholung von solchen Verstößen gegen das Völkerrecht zu verhindern.

Frankreich.

Gestern fand, der „Agence Havas“ zufolge, ein Ministerrat statt, der sich hauptsächlih mit der auswärtigen Lage beschäftigte. Der Ministerpräsident Rouvier legte den augenblicklihen Stand der Verhandlungen mit Deutschland dar und machte Angaben darüber, in welcher Weise sie durch einen Austausch von Noten ihren Fortgang nähmen, die dazu bestimmt seien, über die bereits in vorausgegangenen Be- sprehungen ins Auge gefaßten Punkte genauere Feststellung zu treffen.

In der Deputiertenkammer wünschte der, Deputierte Archedeacon (Nationalist), wie .W. T. B.“ erfährt, die Regierung über deren auswärtige Politik zu interpellieren. Der Deputierte Binder (kons.) verlangte, über die diplomatishe Vertretung Frank- reihs im Auslande zu interpellieren. Der Ministerpräsident Rouvier beantragte, daß die Kammer die Besprehung der beiden Inter- pellationen vertage, und führte aus, es sei nicht Brauch der RNe- gierungen, Aufklärungen über noch \{chwebende Verhandlungen zu geben. Er versprach, Erklärungen zu geben, sobald dies mögli sei. Der Deputierte Archedeacon bestand darauf, daß die Inter- pellation vor den Ferien beraten werde. Die Kammer {ob die Fest- seßung des Datums für die Beratungen auf eine spätere Zeit hinaus. Hierauf wurde die Beratung der Vorlage, betreffend die Trennung von Kirche und Staat, wieder aufgenommen. Die Artikel 17, 18 und 19 der Geseßesvorlage, die die finanziellen Verhältnisse der Kultusgemeinshaften, das Recht solcher Gemeinschaften, Vereini- gungen zu bilden, und die Kontrolle über deren Finanzverhältnisse regeln, wurden angenommen.

Rußland.

Der Ministerrat fuhr vorgestern, wie „W. T. B./ meldet, mit der zweiten Lesung der Vorschriften für die p beratende Körperschaft fort und stellte die Redaktion der grundlegenden Artikel fest. Morgen wird der Ministerrat über das Wahlsystem beraten. i

In der Rede, die der Für] Tr ubeykoi vorgestern beim Empfange durch den Kaiser an Allerhöchstdiesen richtete, führte er, der Sk. Petersburger „Telegr.-Agentur“ zufolge, aus:

Die Vertreter der Scmstwos und der Städte seien dankbar, empfangen worden zu sein, und dafür, daß der Kaiser erkannt habe, daß nur die Liebe zum Vaterlande, die Pflicht gegen den Kaiser und das Be- wußtsein der gemeinsamen großen Gefahr sie zu ihm geführt hätten. Der Redner wies auf die allgemeine Desorganîijation hin und sagte dann, das russische Volk habe seinen Patriotismus, seinen Glauben an den Kaiser und die urershütterlihe Vaht Rußlands nicht verloren und fönne deshalb seine Niederlagen und die Verwirrung im VFnnern nit begreifen. Das russische Volk fühle s getäuscht und glaube, daß auch der Kaiser getäuscht werde, da cs sehe, daß das Gegenteil des Guten ge- \hehe, das der Kaiser wolle. Dieses Gefühl nehme fortwährend zu, und das Volk sehe überall Verräter, unter den Generalen, unter den Natgebern des Kaisers und unter allen an leitender Stelle stehenden Persönlichkeiten. Dur dieses Gefühl werde das Volk gegen die Grundeigentümer aufgereizt, und überall stahele die Intelligenz einen Teil der Bevölkerung gegen den andern auf. Der seit Jahr- hunderten der Unterdrückung aufgestapelte, durch das Elend der wirt- [Sa tlihen Verhältnisse und die Vorenthaltung bürgerlicher

echte noch vermehrte, heftige, unerbittlißhe Haß werde umso efährlicher, als er die Form des Patriotismus annehme und o noch leichter aufreizend auf die Volksmassen wirke. Der einzige Ausweg aus den inneren Leiden sei die Einberufung von erwählten Nertretern des Volkes. Von einer solhen Volksvertretung dürften aber feine Teile der Bevölkerung, feine gesellshaftlihen Schichten ausgeschlossen werden, damit die so Ausgeslossenen niht Feinde der neuen Organisation würden. Die Volksvertretung dürfe keine ständische sein; denn der Kaiser sei nicht der Kaiser eines oder des anderen Standes, sondern der Kaiser ganz, Rußlands. Die Erwählten des Volkes, die berufen seien, mit dem Kaiser ein gemein- \sames Werk zu vollführen, hätten den änteressen aller, niht aber denen einzelner Stände zu dienen. Die Volksvertretung müsse mit- wirken bei der Reorganisation des Staats. Eine Bureaukratie gebe es in allen Ländern, sie dürfe aber nur den Play einnehmen, der ihr gebühre, und sich nicht souveräne Rechte anmaßen, sondern sie müsse eine verantwortliche Institution sein. Die Volksvertretung dürfe niht ein ausgebessertes Abbild des alten Systems der bureau- fratishen Einrichtungen, sondern müsse unabhängig sein und zwischen ihr und dem Kaisec dürfe ih nicht eine neue, auf bureaufratisce Einrichtungeg gegründete Mauer erheben. Es müsse die Möglichkeit egeben werden, über die Reorganisation des Staats auf breitester Grundlage Erörterungen anzustellen, und zwar nicht erst in der ersten Versammlung der Volksvertretung, sondern schon heute in der Presse und in öffentlichen Versammlungen. Es würde ein ver- hängnisvoller Widerspru sein, weni man die Volkskräfte zur Mit- arbeit an den Fragen des staatlichen Lebens berufen und gleichzeitig öfentlihe Verhandlungen über diese Fragen verbieten wolle. Das würde das Vertrauen nehmen, daß die Reformen würden verwirklicht | werden, und deren Durchführung verhindern. Die Wiedergeburt | Rußlands müsse auf Vertrauen beruhen.

Nach dem Fürsten Trubeßkoi sprach Federow -St. Petersburg. :

Der Redner stimmte dem Vorredner bei und fügte hinzu, daß, wie der Kaiser die Frage auch lôfe, ob Krieg oder Frieden, der Krieg doch einmal zu Ende gehen müsse. Dann werde es notwendig sein, die der Volkswirtschaft und den Finanzen ges{hlagenen Wunden zu heilen. Es werde erforderli sein, das jährlihe Budget mit zahls reihen Millionen zu belasten, deren Deckung ungeheure Arbeit erfordern werde. Ein Fortschritt auf dem Gebicte der Zivilisation, eine Hebung | der produktiven Kräfte des Landes sei nur möglih, wenn man die | im Volke liegenden Kräfte benuze. Der Redner {loß mit den Worten : | Eure Majestät haben viele Leute von Talent, aber nur wenige, die ' fähig find, von ihren Bureaus aus den Bedürfnissen des Bolfkes ab- | zuhelfen. Das jeßige Werk fordert Jy e die wirkliche Lebens-

erfahrungen besitzen, deshalb {ließen die städtishen Behörden ih | den Ausführungen der Vertreter der Semstwos an. |

Spanien.

Die Deputiertenkammer hat gestern, wie dem „W. T. B.“ | berihtet wird, der Verlängerung des Handelsvertrags mit | der Schw eiz zugestimmt. Llorens brachte darauf den Antrag ein, | dem Kabinett das Vertrauen des Hauses auszusprehen. Der Minister | des Innern führte aus, das Kabinett besie das Vertraucn der Krone und könne auf Unterstüßung durch die öffentliche Meinung zählen, es bleibe also nur die Frage, ob es das Vertrauen des Parla- | ments besize. Der Minister griff Maura heftig an, der dem Kabinett

seine Unterstüßung zugesagt, dabet aber die Absicht gehabt habe, es | heimlich zu bekämpfen. Vaura erklärte, er habe durchaus nit den | Ehrgeiz, die Regierung wieder zu sibernehmen; das Kabinett Villaverde | könne nur mit seiner, des Redners, Unterstüßung leben. Der Antrag | WUorens wurde mit 204 gegen 49 Stimmen abgelehnt.

| Das Ministerium hat infolgedessen seine Entlassung

| eingereiht, die von dem König angenommen wurde. Belgien.

| Die Ratifikationen des Zusaßvertrages zu dem

' deutsh-belgishen Handelsvertrage nd, Dem

der Stadtrat

l

W. T. B.“ zufolge, gestern in Brüssel zwishen dem

Minister des Aeußern Baron de Favereau und dem deutschen Gesandten Grafen von Wallwiß ausgetausht worden.

Griechenland.

Der König hat, wie „W. T. B.“ erfährt, Nalli mit der Bildung eines neuen Kabinetts aus Mitgliedern der Partei Delyannis? beauftragt. Ralli hat sih zwei bis drei Tage Bedenkzeit ausgebeten.

Schweden und Norwegen.

Der \chwedische Neichstag ist gestern, wie „W. T. B.“ be- richtet, in Stockholm zusammengetreten. In der Ersten Kammer hieß der Alterspräsident Baron Essen die Mitglieder willkommen. Hierauf wurde mitgeteilt, daß der König den Grafen Sparre zum Präsidenten und Lundsberg zum Vizepräsidenten wiederernannt habe. Die Sißung der Zweiten Kammer wurde von dem Alterépräsidenten Hedin mit einer kurzen Ansprache eröffnet. Der Staatsminister Ramstedt teilte mit, der König habe den bisherigen Präsidenten Svarthing und den bisherigen Vizepräsidenten Perssan wiederernannt. Der Präsident Svarth ing hielt eine furze Ansprache, in derer hervorhob, daß die Hoffnung Schwedens, die Union aufrehtzuerhalten, geshwunten sei und daß die Unionsverneinung von seiten Norwegens in einer Form erfolgt sei, die alle Versuche, die Verhandlungen wieder aufzunehmen, erschwere. Die Mitglieder der Kammer fühlten voll ihre Verantwortung gegenüber der Nation und ihrer Zukunft, hefften jedo, daß das Ergebnis der NBerhandlungen dieses Reichstags die redlihen Absichten Schwedens zum Ausdruck bringen woerde.

Die \chwedische Regierung hat heute dem außer- ordentlihen Reichstag einen Gesezentwurf vorgelegt, in dem sie die Ermächtigung dazu verlangt, mit dem norwegi- schen Storthing in orbesprehungen einzutreten und eine bedingte Negelung der Geschäfte zu beschließen, deren Fesistellung für den Fall der Trennung für notwendig erachtet werde.

Jn dem Ministerrat, in dem der Gesezentwurf aufgestellt wurde, erklärte der Ministerpräsident Ram\tedt, es liege keines- wegs im Jnteresse Schwedens, sih etwaiger Zwangsmaßnahmen zu bedienen; er empfehle daher Vorverhandlungen, denn es sei wünschenswert, daß durch eine Uebereinkunft Bürgschaften für ein friedlihes gemeinsames Leben erlangt würden. Unter allen Umständen seien Vorverhandlungen zur Entwirrung und zur endgültigen Abiviäuna « Unél@gls. Dies könne sehr wohl dur Delegierte geshehen. Erst nah dieser bedingten Regelung und nachdem der Reichstag diese ge- prüft habe, werde Schweden si mit der Frage, betreffend seine endgültige Gutheißung der Auflösung und Un- gültigerfklärung der Unionsakte, zu befassen haben. Die anderen Mitglieder des Staatsrats erklärten, daß sie sich dem Ministerpräsidenten anschlössen.

Der König erklärte darauf: „Es ist ein s{chmerzlicher Schritt, den zu tun der Staatsrat mich auffordert. Mein Gewissen sagt mir, daß ich während meiner langen Regierung auf das Ziel hingearbeitet habe, das ih mir bei meinem RNegierungsantritt g-seßzt habe: Das Wohl der Brudervölker. Es ist in der Tat für mich schmerzlich, mitzuhelfen an der Auflösung einer Union, in der ih die Un- abhängigkeit, Sicherheit und das Glü der vereinigten König- reiche zu sehen geglaubt habe. Wenn ich gleihwohl bereit bin, so zu handelv, so tue ih es nur, um ein noch \{limmeres Uebel zu vermeiden und in der Ueberzeugung, daß eine Union ohne gegenseitige Uebereinstimmung für Schweden keinen wirklichen Vorteil iGaffen wird.“

Das norwegische Storthing hat vorgestern abend folgende Adresse an den König Oskar und den {chwedischen Reichstag beschlossen:

Eure Majestät! Das Storthing Norwegens bittet ergebenst CGurer Majestät und durch Eure Majestät dem \{chwedishen Neichstag und dem \chwedischen Volk nachstehendes aus\prechen zu dürfen: Was jeßt in Norwegen geschehen ist, ist das notwendige Resultat der unton8politishen Begebenheiten ter leßten Zeit und läßt si nicht rückgängig machen, und da sicherlih auch keines der beiden Völker zu den früberen Unionéverbältnissen zurü ukehren wünscht, findet das Storthing es nicht angemessen, die Erörterung der ver- schiedenen konstitutionellen und fstaatsrechcktlihen Fragen aus- zunehmen, die_ in dem Schreiten Eurer Majestät an den Prâ- sidenten des Storthing in Verbindung mit den getroffenen Ent- scheidungen berührt worden sind und über die das Storthing und die Regierung #ich früher ausführlich auêgesprohen haben. Das Storthing versteht vollkommen die s{hwierige Stellung Gurer Majestät und hat keinen Augenblick bezweifelt, daß die Entscheidungen Eurer Majestät in Uebereinstimmung mit dem getroffen worden sind, was Eure Majestät als das Reht und die Pflicht des Königs an- gesehen haben. Aber es ist dem Storthing ein Bedürfnis, einen

ppell an Eure Majestät, an den Reichstag und das Volk Schwedens zu richten, zu einer friedlihen Durhführung der Beendigung des Unionéverhältnisscs mitzuwirken, zur Sicherung der Freundschafi und des Zusammenhaltens zwischen den beiten Völtern der Halbinsel. Aus Aeußerungen, die in Schweden gefallen sind, hat k as Storthing erfabren, daß der Beschluß, den zu fassen das Storthing für eine Pflicht gegen das Vaterland gehalten bat, indem es die Union zwishen den vereinigten Reichen für aufgelöst erklärte, in seiner Form und Durchführung als fkrärfend für Schweten oufgefaßt worden sei. Dies ist niemals die Absicht des Stcrihing g'wesen. Was in Norwegen gesckeben is und geschehen mußte, war allein ein notwendiges Verfehten der verfassungsmäßigen Rechte Norwegens. Die Ehre Schwedens hat d:s norwegi|che Volk niemals kränken wollen. Da Eure Majestät im Staatérat am 27. Mai er- flärten, den einstimmigen Beschluß des Storthing wegen Errichtung eines eignen norwegischen Konsulatswesens nicht sanktionieren zu können, und da von Curer Majestät keine norwegische Regierung ge- bildet werden konnte, waren die verfassungsmäßigen erhältnifse in Norwegen derart verschoben, daß die Union sih nicht länger aufrecht erhalten ließ. Das Storthing Norwegens twoar infolge- dessen in die Notwendigkeit verseßt, dem Lande ohne Verzug eine Regierung verschaffen zu müssen. Jeder andere Auêweg war versperrt, umsomehr, als die schwedishe Regierung Eurer Majestät bereits am 25. April neue Verhandlungen mit der Unions- auflôsung als Alternative, falls sih cine Einigkeit über neue Formen für die Union nicht erre!cen licße, av8drüdlid abgewtesen haite. Das Storthing hat bereits früher ausgesprochen, daß das norwegische Volk feinerlei Bitterkeit oder Unwillen gegen Gure Majestät und dat chwedische Volk fühlt. Aeußerungen in entgegengeseßter Richtung, die bci einzelnen Gelegenheiten gefallen sein mögen, haben in diesen Fällen einzlg und allein ihren Grund in der Unzufriedenheit mit Norwegens Stellung in der Union gehabt. Da diese Ursache zur Grbitterung und zum Unwillen dur die Auflösung der Union wegfällt, so werden au ihre Wirkungen verschwinden. Ein neunzig Jahre langes Zusammen- arbeiten auf materiellen und geistigen Gebieten hat bei dem norwegischen Nolke Gefühle aufrichtiger Freundschaft und Sympathie für das schwedische Volk geschaffen. Diese Gefühle werden jett, da Norwegen nicht länger in einer für seine nationale Selbständigkcit kiänkenden Stellung steht, von neuem rege werden und das gegenseitige Verständnis zwischen den Nzlkern befestigen und erhöhen. Im Vertrauen darauf, daß auch das \{chwedische Volk diese Auffassung teilt, stellt das Storthing der Regierung Schwedens anheim, unter Anerkennung der neuen Stellung Norwegens und seines Rechts als eines souveranen Reichs, auf die Verhandlungen einzugehen, die zur endgültigen Regelung des jeyt gelösten Untonsverhältnisses riotwendig sind-

Das Storthing ist seinerseits bereit, jedem billigen und bere tigten Wunsche nahzukommen, der aus dieser Veranlassung zur Sicherung der Selbständigkeit und Integrität der Reiche geäußert werden sollte. In staatsrehiliher Beziehung werden die Völker von jezt an getrennt sein, aber das Storthing hegt die sichere Ueber- jeugung, daß ch ein gutes und vertraven8volles Verhältnis zum Schutz gemeinsamer Interessen eutwick:.ln wird. Kann die bevor- stehente Regelung ohne Vorurteile und ohne Bitterkeit stattfinden, fo ist das Storthing davon überzeugt, daß das, was gescheßen ist, zum dauernden Glück für die Völker des Nordens sein wird. Im Interesse des Nordens richtet es diesen Appell an das Volk, das sih durch

sinn und Ritterlichkeit einen so hervorragenden Plaß in der Reihe der Nationen erworben hat, und mit dem das norwegische Volk von ganzem Herzen ein gutes Verhältnis aufrecht zu halten wünscht.

Amerika.

Wie dem „Reutershen Bureau" aus Washington mit- geteilt wird, hat der amerikanishe Gesandte in Tanger (Gummere telegraphish die Einladung Marokkos an die Vereinigten Staaten, sich an der geplanten inter-

4 nationalen Konferenz zu beteiligen, übermittelt. Die

Einladung wurde in der heutigen Sigung des Kabinetts erörtert. Es verlautet, die Vereinigten Staaten würden die Einladung annehmen, wenn die anderen Signatarmächte es

Y ebenfalls täten.

Amtlich wird bekannt gegeben, daß der Streitfall, be-

treffend die von dem ehemaligen Gesandten in Venezuela

T Qoomis entschieden worden sei.

Bowen gegen den stellvertretenden Sekretär im Staats- departement Lo om1s vorgebrachten Anklagen, zu Gunsten von

é l Die Behörden hielten die An- shuldigungen für niht genügend begründet, um die Fort- sezung der Untersuhung zu, rechtfertigen. Loomis war be- huldigt worden, Geld für die Förderung der Jnteressen einer

Î mmerifanishen Gesellschaft genommen zu haben, als er Ge- | sandter in Carácas war.

Ï Erörterungen über die N japanischer und

M einigten Staaten. Î Regelung aller Einzelheiten vollständig sein werde. M Staatsmänner und den Reihe von Besprehungen stattgefunden, die sich mit der

Ï der Bevollmächtigten beschäftigt hätten.

Asien.

Das „Reutershe Bureau“ meldet, in Tokio dauerten die : geplante Zusammenkunft russisher Bevollmächtigter fort. Alle Mitteilungen geshähen durch die Vermittlung der Ver- Es sprächen Anzeichen dafür, daß die dieser Zusammenkunft bald Zwischen dem Rate der alten Ministern hätten eine

Auswahl Man glaube, da}

Frage der Friedensbedingungen und mit der

Ï es möglich sein werde, alles so zeitig zu regeln, daß die Be- Ï vollmächtigten mit dem für die Erfüllung ihrer Aufgabe not- Î wendigen Stabe von Hilfsbeamten, im ganzen etwa zwölf Î Personen, am 30. Juni auf dem Dampfer „Empreß of Jndia“

Ÿ ihre Abreise nah Washington antreten könnten. Ï nehme die

Inzwischen

militärishe Tätigkeit lebhaft ihren Fortgang.

Ï Wichtige Vorgänge würden auf allen Teilen des Kriegs- Ï shauplates in kurzem erwartet.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die im Rechnungsjahre 1903 als Gemeinde- und Kreis- steuern erhobenen Hundertteile des staatlich veranlagten Sollauffommens der Einkommen-, Grund-, Gebäude-

} und Gewerbesteuer in den preußischen Städten mit

10000 und mehr Einwohnern. In der hierunter zum Abdruck gebrachten Uebersicht find die von

J dem staatlih veranlagten Sollauffommen der Einkommen-, Grund-, Î Gebäude- und Gewerbesteuer in den preußishen Städten mit 10 000

und mehr Einwohnern im Jahre 1903 als Gemeinde- und Kreis-

s steuern erhobenen Hundertteile in Bruppen zusammengefaßt und E die auf sie entfallende Zahl der nah der Bevölkerungsziffer vom | 1. Dezember 1900 gruppierten Städte angegeben. Danach erhoben N mehr als die Hälfte sämtlicher Städte mit 10000 und mehr Ein- È wohnern 151 bis 200 Hundertteile des staatlichen Sollaufkommens Ì der drei Ertragssteuern, desgleihen 104 oder 4245 V Os „Der

Städte Zuschläge in gleicher Höhe von dem Sollaufkommen der

E Staatseinkommensteuer. Die nächst größte Städteziffer zeiate bei Ï der Gewerbesteuer mit 47 und bei der Grund- und Gebäudesteuer mit | 51 (19,18 bezw. 20/82 v. H.) die Gruppe von 201 bis 250 Hundert- teilen, während bei der Einfommensteuer 86 oder 35,10 von hundert } Städten Zuschläge von 101 bis 150 aufwiesen. Ueber 251 Hundert- N teile erhoben bei der Einkommensteuer noch nicht 3, bei der Grund- E und Ecbäudesteuer noch nicht 5, bei der Gewerbesteuer 7,35 von

È hundert Städten.

Umgekehrt tamen Anteile von 100 v. H. und

i darunter bei der Gebäudesteuer in 0,82, bei der Grundsteuer in 1,23, Y dei der Gewerbesteuer in 2,86 und bei der Einkommensteuer in 6,93 S von bundert Fällen vor.

Während die Städte von 10 000 bis 25 000 Einwohnern wohl in-

Ï folge ihres überwiegenden Anteils an der Gesamtzahl (149 von 245) J im allgemeinen an den einzelnen Gruppen von Hundertteilen ver- | bâltnismäßig gleih stark beteiligt waren wie die Gesamtheit der | Städte von mehr als 10000 Einwohnern, weichen die Anteile bei den Ï übrigen Städtegruppen z. T. ret erheblih von den Durchschnitts- } üffern ab. Bezeihnen wir fortlaufend die Städte von 10 (00 bis } 25 000, 25 C00 bis 50 000 usw. bis über 100000 Einwohner mit | Gruppe 1, IL, IIT und IV, so chwankt der Anteil vom Hundert der Städte Ÿ an den hundert und weniger Hundertteile betragenden Zuschlägen zur } Staatéeinkommensteuer zwischen 2 (11) und 20,83 (111), dedale Gen

| bei den vom staatlich veranlagten Sollauffommen der Gewer

esteuer

| erhobenen Hundertteilen zwischen 1,34 (I) und 13,64 (1V); ebenso bet Ï den 101 bis 150 betragenden Hundertteilen der Grund- und Gebäude-

T TENE

E jeuer zwisden 8 (I1) und 25 (II1), bei den Zuschlägen zur Ein- kfommensteuer von 151 bis 200 zwischen 29,17 (111) und 58 (11) usw.

Mit Ausnahme der Einkommensteuerzushläge der Städtegruppen

/ R und 19, welhe bei den Anteilsäßen von 101 bis 150 v. H. die i öhste Städteziffer aufwiesen, waren die zwischen 151 und 200 v. H. h shwankenden Anteile bei sämtlichen Steuerarten der vier Städte- Lippen weitaus am stärksten vertreten, bei den drei Ertrags\teuern

| der Gruppen 1, 11 und 1V mit mehr als 50 v. H.

Mit 100 und meniger Hundertteilen begnügten \ih 1903

L bei wenige Stätte, bei der Einkommensteuer 16 oder 6,53 v. H., d der Grundsteuer 3 oder 1,23 v. H., bet der Gebäudesteuer 2 oder

82 v. H. und bei der Gewerbesteuer 7 oder 2,86 v. H. Hierbei

Ÿ war die Städtegruppe 1 bei der Einkomm ensteuer vertreten durch

Mer ohann a. S. (80 v. H.), Lehe (90 v. H.), Neisse, Saarbrücken, esel und Bunzlau mit je 100 v. H, Gruppe Il dur Malstatt-

} Burbach (100 v. H ), Gruppe 111 durch Schöneberg, Wiesbaden,

eladain, Münster i. W und Bonn mit je 100 v. H. und Gruppe IV ndlih durch Frankfurt a. M. (8663 v. H), Cassel (96 v. H.),

| Berlin und Charlottenburg mit je 100 v. H. Bei der Grundsteuer

| varen nur Gruppe 1 durch St. Johann a. S. und Bunzlau und

ruppe II dur Wandsbek mit je 100 Hundertteilen vertreten, ebenso i der Gebäudesteuer nur Gruppe I durch St. Iohann a. S.

¡Und Bunzlau. Schließlich waren es auch bei der Gewerbesteuer

wieder diese beiden Städte der Gruppe I, welche nur 100 v. H.

L erhoben, während in den drei anderen Gruvpen glei niedrige Zu-

shläge auch in Wandsbek (11) bezw. Münster i, W. (111), Frank-

allgemeine Steuern aufbrin ten. So waren 1903 die Volks- \{hulkosten nicht auf den en mußten

Münster i. W. sowie in Bonn (IIT).

Sollaufkommens der Einkommen-, Grund-, Gebä

_ Bei einigen von den genannten Städten erklärt ih die ver- bältnismäßig geringe Höhe der Hundertteile dadurch, daß in ihnen die Volks\hullasten durh Squlgesellshaften aufgebracht worden find im Gegensage zu der Mehrzahl der Städte, welche diese Lasten durch

tat übernommen in Wesel, Lehe (1) und Außer bei diesen wurden

der Gruppe 11 und je einer Stadt der Gruppe 1II und 1V; au die meisten dieser Städte zeigten im allgemeinen verbältniêmäßig niedrige Hundertteile des Sollauffommens der direkten Staatssteuern. Nicht zu ihnen gehörten die Städte St. Johann a. S. und Bunzlau,

welche von allen zur Beobachtung stehenden Gemeinden die günstigsten

ude- und

mit 10000 und mehr Einwohnern.

| ) [ zu beachten, daß in dem Cinkommen- und Gewerbef ebenfalls die gesamten Volksshullasten oder ein Teil von ihnen duch Aufkommen der Wohn- und Mietssteuer keine Berückiichtigung ge- Sghulgesellshaften aufgebraht in 15 Städten der Gruppe I, 2 Städten

Die im Rechnungsjahre 1903 als Gemeinde- und Kreis st

“Von den preußischen Städten,

Steuerverhältnisse aufwiesen. Bei Frankfurt a. M. ist {ließli noch

teuerzushlage das

funden hat; das gleiche ist bei Danzig der Fall. euern erhobenen Hundertteile des staatlich veranlagten

Gewerbesteuer in den preußishen Städten

deren Einwohnerzahl nah der Volkszählung vom 1. Dezember 1900 betrug

Zur Arbeiterbewegung.

Umgegend, beschlossen, der „Voss. Ztg.“

in ciner darauf einzuberufenden allgemeinen Versammlung endgültig aufgestellt werden.

Herne (nur Zimmerer) 120, Langendreer 800, Hagen 400, Unna 279, ort 275, Homberg 750, Wesel 300 und Lippstadt 500.

_ Aus Geestemünde wird dem „W. T. B.* telegraphie:t : Weil die ausständigen Kesselshmiede der Werften Johann Tecklenborg und G

10 9/6 Lohnerhöhung verlangen, während die Arbeitgeber 58 Stunden und eine der Zeitverminderung entsprehende Lohnerhöhung zugestehen. Von seiten der Metallwerke wird darauf hinzewiesen, daß in Nürn- berger Arbeiterversammlungen ofen aufgesprohen wurde, es handle sh darum, zu wissen, wer Herr im Hause sei, und A erklärt wurde, man habe zunächst in Bayern mit der Agitation begonnen, weil dort der Boden am besten vorbereitet sei. Danach wird der Streit von den Arbeitgebern als Prinzipiznkampf aufgefaßt und im Interesse einer energischen Selbstverteidigung durhgefohten werden. M Reichenberg (Böhmen) wurden, wie die „Frk#. Ztg." er- fährt, sämtlihe Bauarbeiter und Maurer, etwa 2000, dur die Baumeistergenossenshaft auszesperrt, weil sie bei Nichtbewilligung ciner höheren Lohnforderung mit Streik gedroht hatten.

_ Nah einer von der „Köln. Ztg.“ wiedergegebenen Mitteilung der „Korrespondenz für Textilindustrie“ melden russishe Blätter, daß in Zgierz (Gouvernement - Piotrkow) ein Ausstand in mehreren Tuchfabriken ausgebrohen ist. Jn einer Versammlung aller Arbeiter wurde beschlossen, nicht eher die Arbeit wieder aufzunehmen, bis die Fabrikanten die Forderungen der Arbeiter, Lohnerhöhung usrw., bewilligt haben.

Kunst und Wissenschaft.

Bei der überaus großen Hitze, die im Sommer 1904 geherrscht hat, war man diesmal befonders gespann! auf die Ergebnisse der Gletschermessungen für das Fahr 1904. Sie liegen jeßt vor, und zwar von 73 Gletschern aus den vershiedensten Gegenden des \{hweizerischen Hochgebirges. Von diesen 73 Gletscern sind nah der „Frankf. Ztg.“ im leßten Jahre 44 zurückgegangen, bei 20 weiteren ist der Rückgang nicht icher festgestellt, aber wahrsheinlih. 4 Gletscher sind unverändert geblieben, bei 5 anderen ist es zweifelhaft, ob sie ge- wahsen sind. Bei keinem einzigen Gletscher ist ein R e mit Sicher- heit festgestellt worden. Aus diesen Zahlen ergibt sich, daß das Vorrücken der Gletscher, das in den Jahren 1902 und 1903 festgestellt war im Jahre 1903 sind 15, im Jahre 1902 13 Gletsher gewachsen im leßten Jahre aufgehört hat. Dabei mögen nun allerdings die ungewöhnlichen Wärmeverbältnisse etwas mitgewirkt _ haben ; der Gletshermefsungsausshuß stellt aber troßdem den Sah auf, die Messungen des Jahres 1904 seien als neuer Beweis der längst be- haupteten Tatsache zu betraten, daß die ganze \chweizeri\che Firnwelt in stetigem Rückgang begriffen sei und die Aus- nabmen, die da und dort si zeigen, eben auf rein örtlihe Zufälle prnn werden müssen. :

as die einzelnen Gletschergebiete anbetrifft, so dürften folgende Angaben von Interesse sein. Im Bündnerland ist der Noseg- gletscher um 10 m, der Morteratsch um 6 m, der Fornogletsher um 11 m, der Palu letsher um 15 m, der Zapportgletsher um 10 m, der Paradiesglet scher um 22, der Lavazgletsher um 42 m zurüd- gegangen. Seit dem Jahre 1895 hat der Roseggletsher um 127 m, der bekannte Morteratsh um 94 m, der Fornogletsher um 107, der Borabgletsher um 117 m abgenommen. Auch die Gletscherfelder der Zentralschweiz sind alle zurückgegangen, der Kahlefirn um 18, der Erstfelder Gletscher um 9 m; der Hüfigletscher hat seit dem Jahre 1895 bis heute 96 m, der Brunigletscher 99 m an Umfang verloren. Im Berner Oberlande hat der obere Grindelwaldgletsher seine Ab- lagerungstätigkeit, die er im Jahre 1900 begonnen hat, beendigt; er hat in einer gewaltigen Stirnmoräne von 10 m Höhe das Material ausgestoßen, das ihn bisher bededt hat. Gleichzeitig hat auh das Wachétum dieses Gletshers aufgehört; er zieht sich, je nah den Punkten, von 5 bis 45 m zurü. Die Bewegung der Moräne seßt ih indessen auf. der linken Flanke des Eletshers noch

urt g, M., Charlottenburg und Altona (1V) vorkamen.

fort; das Schmelzen ist dort noch im Rückstand, und man

Die im „Zentralverband der Maurer Deuilschlands* organifsierten Arbeiter der Gips- und Zementbranche Berlins und der ( : zufolge, am vergangenen Montagabend in zahlrei besuhter Versammlung, den am 1. Oktober d: D! ablaufenden Tarifvertrag zu kündigen. Sie beauftragten die Mitglieder der Zwölferkommission, mit der gleichen Kom- mission der Arbeitgeber zweck8 Abschlusses eines neuen Vertrages, in dem u. a. außer Lohnerhöbungen die Einführung der 8{stündigen Arbeitszeit erstrebt werden soll, in Verhandlungen zu treten. Die Einzelforderungen follen zuerst in Gruppenversammlungen beraten und

Der Stand der Bauarbeiterbewegung in den rhbeinisch- westfälishen Industriegebieten (val. Nr. 142 d. Bl.) ist, wie

: . Seebeck nit, wie gefordert, die Arbeit wieder aufgenommen haben, wurden gestern abend 6 Uhr sämtliche Arbeiter der beiden Werften, gegen 3000 Mann, entlassen und die

schläge der Industriellen verworfen haben (val. Nr. 141 d. BU). Der äußere Grund der Differenz best:ht noch darin, daß die Arbeiter Herabsetzung der wödentlihen Arbeitszeit auf 57 Stunden und

gestellt. um 221 erlitten. seit 1892

397 m.

vielseitig

daß man Christent führt er

Werften geschlossen. Vortrag Die Aussperrung der Arbeiter der sämtlichen | für das

bayerischen großen Metallwerke dürfte, dem .W. T. B.“ zu- | Thema

folge, heute abend zur Tatsache werden, nachdem die Arbeiter die Vor- | Calvinisr

Stellung erprobtes schauunge verbindet, bieten.

Gemüt Welträtfe Foerster.

S

Nachwelt. preis,

In d

Lage Das

Zwar

und die Ginbußen

Ziegen, 6

Doll. auf.

Straußenz einbürgern

immerhin

disponibel.

der seit 1892 um 426 m zurückgegangen ist. Í Rhoneglet scher, wo die Messungen, wie bekannt, besonders genau und

S L K in Princetown gehalt Bottrop 175, Borbeck 150, Stoppenberg 250, Oberhausen 300, Ruhr- aaa E

nur einzelne Den j fahr se Gr glaubt, daß dieser Gefahr nit durch Verzicht auf Einzelheiten,

allen Vorträgen |

Vierteljährlih (3 Hefte] 4 H, einzelne Hefte 1 4 50 S. gart, Greiner u. Pfeiffer) hat u. a. folgenden Inhalt : Wie man die

10 000 bis 25 000 | 25 061 bis 50 000 | 50 001 bis 100 000 | 100 001 und mehr E (1) O E f va D 10000 und mehr :

erhoben die in der Vorspalte bezeihneten Hundertteile des staatlih veranlagten Sollauffommens

Hunderiteile der / s

rern BnlEnenZEie 2 enBuSulEnl2uEnZulEneuZuEE FEEEEIFE EEIERIEEIEE M EHEEREFHEHEHEEEE 22S SSSS S E S SEISLZ DE m2 2EREREBE E S2 Se

B | O 20 | E E S O S

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100 Und Wene. 6| o E M M U 4—-|—| 216 01 E N O A 4 M O O45 8 B R 151 bis 200 E 60| 82| 84 S 29 ol) al 28 (Bu | 100 S 121 T 2104 135 [137 131 O E N 20 | 30| 30 29 8) B, 4 O) D 1 5 Sl 30 33 O L #4 L Und Me O 0) 9 4 Sl 2 2 U 1 1 1 622 S 149 | 149 | 149 | 149 0| 50| 50| 50] 24| 24| 24| 24| 22| 22 22| 221245 245 245 245.

(Stat. Korr.)

hat dort legtes Jahr sogar einen Zuwahs von 30 m fest-

Der untere Grindelwaldglet scher, der von 1895 bis 1903 m zurückgegangen ist, hat im Jahre 1904 keine Veränderung Der Gamchigletsher nimmt in die Tiefe enorm ab, bis zur

Gamdhilücke hinauf; au der Blümlisalpgletsher hat si verkürzt. Der große Alatschgletscher ist um 20 m zurückgegangen; sein Rückgang

beträgt 135 m. Der Zanfleurongletsher am Sanetsch hat

4 I

132 m Verlust zu verzeihnen; seit 1892 stellt si sein Rückgang auf

Uebertroffen wird er nur vom Durandgletscher bei Zinal, Die Angaben über den

vorgenommen werden, sind für das Jahr 1904 noch nit

bekannt geworden.

Literatur.

die „Rh.-Westf. Ztg.“ mitteilt, unverändert. Vom Ausstande be- Reformation wider Revolution, Sechs Vorlesungen troffen find von den bei den dortigen Mitgliedern | über den Calvinismus. Gehalten zu Princetown von Dr. Abraham des Arbeitgeberbundes für das Baugewerbe beschäftigten | Kuyper. Ueberseßt von Martin Jäger - Gr -Lihterfelde, Reich 40 000 Bauarbeitern rund 25 000. Auf Dortmund entfallen | Christi-Verlag. 4 A Die sech8 în dem vorliegenden Buche ver- hiervon, wie {hon cemeldet, 2000, auf Bochum 1200, Lünen 800, | einten Vorträge hat der holländishe Premierminister Dr. Abraham

P Jal Kuyper vertritt die Ansicht, daß tiefgehenden ge1iltgen Bewegurg der Gegenwart nicht Dogmen, sondern das Chrisientum selbst in Ge-

sondern nur dadurch zu begegnen fei, Prinzip gegen Prinzip stellt. Die reinste Offenbarung des ums feht er im Calvinismus und dessen Wesen und Lehren gegen den anstürmenden Unglauben ins Feld. Der erste „Der Calviniëmus in der Geschichte“ will das Verständnis was Calviniämus is, vermitteln, der zweite behandelt das „Calvinismus und Religion", der dritte beleuhtet den nus als politishe Erscheinung; die folgenden find der des Calviniëzmus zu Wissenschaft und Kunst gewidmet, während

der Schlußvortrag einen Nusblick auf seine Zukunft bietet. Aus

Î \pricht ein tiefes religiôses Gefühl, ein im Leben festes Vertrauen auf die als wahr erkannten religiô!en An» n. Da der Verfasser mit diesem positiven Glauben eine

tiefe Kenntnis der menschlichen Natur und der äußeren Lebensformen

wird die ernste Schrift auch denen, die seinen calvinistischen

Standpunkt nicht teilen, mannigfahe Anregung uad Belehrung

Das letterschienene Heft des „Türmer", Monatsschrift für

E. Freiherr von Grotthuß. Stutt-

und Geist (Herausgeber

l 18. Von Dr. E. Dennert. Vor der Sündflut. Ers

zählung von Rungholts Gnde von Johannes Dose. (Fortseßung.) Zur ethishen Beurteilung politisher Attentate.

] i Von Dr. Fr. W. Der Einzige und fene Liete. Novelle von Timm Krözer. Das „Christus-Problem“. Von Chr. Rogge. Zum

ubiläum des Don Quixote. Schiller im Urteile der Mit- und

Von Dr. Carl Ad. Neubauer. Sängerkrieg um Liebes- Puppe und Mädchenseele. Persönlichkeit. Von Dr. Ernst

Kliemke. Türmers Tagebuch.

Land- und Forftwirtschaft. Weizenetinfuhr Marseilles,

Nah den Wocenübersichten des in Marseille erscheinenden E hat die Weizeneinfuhr Marseilles auf dem Seewege etragen :

in der Zeit vom 14. bis zum 19. Mai d. S, . 201 162 de davon aus Rußland . . « «_ 280A in der Zeit vom 21. bis zum 26. Mai d. S, «19807 bäbon aus uind. «10809900 5 in der Zeit vom 28. Mai bis zum 2. S 80194 , N C20 5 in der Zeit vom 4. bis zum 9. Juni d, D. O S davon aus Rußland . - - 180 119

en Marseiller Docks und Entrepots befanden sih am

7. Suni d. I. 7b 340 dz.

der Landwirtshaft in Mexiko im Jakhre 1904. Fahr 1904 kann für die Landwirtschaft Merxikos als ein

gutes Durchschnittéjahr bezeihnet werden.

hat die langanhaltende, ununterbrochene Regenzeit manche

Ernten beeinträchtigt, aber andererseits wentger gute Bezirke begünstigt

Viehzucht vor den sonst in der Trockenheit nicht seltenen bewahrt, abgesehen davon, daß genügend Wassermengen

für die landwirtshaftlichen Neservoire aufge\peichert werden konnten. Der Viehreihtum des Landes wird auf etwa 120 Millionen Doll. beziffert, und zwar auf 81 Millionen Doll. Rindvieh 11 Millionen Doll. Pferde, 10 Millionen Doll. Maultiere, 7 Millionen Doll.

Millionen Doll. Schafe, 2 Millionen Doll. Schweine und

2 Millionen Doll Esel. Jalisco weist für 11 Millionen Doll. Rind- vieh; Chihuahua für 9 Millionen Doll. ; Michoacán und Veracruz für je 8 Millionen Dol. ; Durango und Guanajuato für je 7 Millionen

Bemerkenswert ist, daß es der Hacienda Cardona im Staate

Guerrero gelungen ift, Strauße von Kalifornien zu afklimatisieren ; man nimmt nah den -gemahten Erfahrungen an, daß sich die

ucht auch in manchen anderen Teilen der Republik wird lassen. Wenn sih au die ursprünglich veranschlagte, ganz

enorme Ernte von Mais auf die Hälfte reduziert, fo dürfle diese

ausreihen, um den Konsum des Landes für volle 2 Jahre

zu bestreiten, und dabei sind noch 80% der legten Ernte dafür

Trotzdem sind auf die Aussichten des Minderertrages hin

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