ordnung. — Ersaßleistung für Verluste an Bord. — Meldungen in heimischen Stationsbereichen. — Unterstützung in Noth befindlicher Schiffe. — Schulverzeichnisse. — Personalveränderungen. — Benach- ritigungen.
Parlamentarismus gegenfibersteht, sie erkennt und beklagt. Jn folhen Momenten blicktt wohl auch das deutshe Volk mit doppeltem Vertrauen zu einem Staatsmanne empor, dessen Name, dessen Vergangenheit und Thatkraft dafür bürgt, d2ß er troß cines Parlamentariëmus, der nit selten mehr beengend als fördernd auf die Staatépolitik wirkt, das Ruder des Staates mit fester Hand führen und mit der Kraft seines eigenen Wollens und Handelns, mit flarem Blicke und unfehlbarem Geschike das Reih über alle inneren Schwierigkeiten hinwegleiten wird, wie er es groß und ge- waltig gemacht hat in Europa.“
_— Der „Schwäbische Merkur“ äußert sih über die RNeichstagsverhandlungen, wie folgt:
Mit eirem {önen Morgen, welcher einen ungetrübten Tag ver- spricht, läßt sih der Beginn der Reichétagsthätigkeit nicht vergleichen. Das schon so oft eingebrachte der Bestimmung der Verfassung wider- sprehende Gesuch um Diäten wurde, troß der früheren Ablehuungen und sicher Seitens der meisten dafür Eintretenden mit Gewißheit des Mißerfolgs, dennoch wieder zu Beginn der Wahlperiode erneuert. Die zu E E Cm Me ues I! S Gekund einem Rütteln an derselben. af in der Debatte geltend gemacht c ; riunden I werden wollte, Diäten würden das Ansehen des Reichstages erhöhen, D Wtederausahmen Personen 1 837, ist doch in vôlligem Widerspruch damit, daß geleistete Opfer mehr 3) Naturalisationen (Außer- ) Ürfunden 1462, Anspruch auf Anerkernung haben, als bezahlte Dienste. Der Nutzen deutscher) » | Personen 3611, der Debatte war indeß insofern kein geringer, als Fürst Bismarck mit 4) Entlafsungen nach deutschen ) Urkunden 418,
\{lusse wird ausdrücklih betont, daß die früheren bezüglichen Kairo, 2. Dezembir. (W. T. B.) Schlußnahmen des Bundesraths (Annullirung des Exeku-
tionsversahrens der Tessiner Regierung und Verantworkligh- Feit derselben für alle Folgen ihres ungeseßlichen Vorgehens) aufrecht erhalten bleiben. Damit wäre der Handel vorläufig
erledigt.
Großbritannien und Jrland. London, 2. Dezember (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung des Oberhausez vertheidigte der erste Lord der Admiralität, Lord North- Or ay Ens der na en Flotte und ex- klärte: die Regierung sei entschlossen, die Flottensupre- m s ; i E matie Englands aufrecht zu erhalten. Wie besits Reuters Bureau : Jn Massauah sind Duplikate von weit mehr Schiffe als Frankreih. Die jeßigen Aus- General Gordons leßter Depesche sammt einer anderen gaben Englands für den Bau von Panzerschisffen über- Depesche, datirt 28. August, eingegangen, in welcher der Ge- stiegen diejenigen Frankreihs bedeutend. Die Negies neral erf'ärt : es sei im Znteresse der Wohlfahrt und Ruhe rung betreibe die Fertigstellung der bereits im Bau begriffenen Fgyptens eine gebieterishe Nothwendigkeit, daß der Panzerschiffe so viel wie möglich und beabsichtige 4 neue ganze Lauf des Nils im Besiße Egyptens bleibe, und Panzerschisse, 2 Torpedowidder, 5 Kreuzer, 10 Avisos und dag alle üblen Wirkungen, die entstanden sein mögen, den 30 Torpedoboote zu bauen. Die Kosten hierfür würden, ein- Worten „Preisgebung des Sudans zuzuschreiben seien. — \{ließlich der Armirung der Schiffe und der Befestigung dex Der Khedive hat von Lord Wolseley ein Telegramm Kohlenstationen, auf 51/2 Mill. geshäßt, welche auf die nächsien empfangen , welhes meldet, daß dem Mahdi augen-
Sachsen-Colpg-Gotha. Coburg, 1. Dezember. Die Afrika. Egypten.
„Coburger Ztg} bringt in ihrer heute ausgegebenen Nummer an he&v{agender Stelle die Meldung von der am 29. November {Schloß Primkenau in Schlesien er- folgten Verl obun Jhrer Hoheit der Prinzessin Karo- line Mathilde} Schleswig - Holstein-Sonder- burg-Augustenbrg (Schwester Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Wil|m von Preußen) mit Sr. Hoheit dem Prinzen Fried Ferdinand von Scchleswig- Holstein-Sondewrg-Glücksburg.
Neuß à. L. [reiz, 1. Dezember. (T. C.) Die Be- wohner der hiesigFürstlihen Gebäude haben eine eigeneGemeinde bildet und haben zu der Gemeinde Greiz keine Beziehungen mx, nahdem ein Gutachten der juristischen Fakultät in Jenà enhieden, daß sie alsdann zur Entrichtung städtisher Abgaben 11t herangezogen werden könnten.
Neuß j. L. zera, 2. Dezember. (Thür. Corr.) Gestern erfolgte bei ihtigem Winterwetter der Einzug des neuvermählten rbprinzlihen Paares in unsere festlih geschmüdte tadt. Die Erbprinzlihen Herrschaf-
n dem Prozeß der Staatsschuldenkasse gegen die
Die auf Grund dies Get V e auf Grun eses Geseßes ergangenen Verfügungen von Landes-Polizeibehörden verlieren que Gültigkeit. rfügung
Das gegenwärtige Geseßz ‘tritt mit dem Tage seiner Verkün-
digung in Kraft, Der Abg. Dr. Windthorst wies darauf hin, daß der An-
trag wiederholt vom *arlamente angenommen, aber von dem Bundesrath stets abgelehnt worden sei. Dieses Verfahren habe auf das ganze fatholishe Volk einen s{hmerzlichen Eindruck emadt, es habe aber au das Ansehen des Parlamentes wer geshädigt, Die Bemerkungen der ausländischen Presse hierüber zu lesen, müsse unser nationales Gefühl empfind- lih verlegen. Durch das Geseÿß werde über die gesammte katholische Geistlichkeit, die hohe wie die niedrige, ein Damokles- shwert gehängt, und es sei dasselbe schlimmer als das des Sozia- listengeseßes ; denn leßteres kenne doch die Vertreibung aus dem Vaterlande nicht. Man sage, der Zeitpunkt sei nicht richtig gewählt für einen solchen Antrag. Wer das sage, wolle den Antrag überhaupt niht. Der Grund für die Einbringung des Antrags sei, eine Beruhigung der Gemüther eintreten zu lassen ; er komme eben aus der Heimath unter dem frischen
ierung hat der Gerichtshof sein Urtheil dahin A ebaeben, daß die Handlungsweise der egyptishen Regierung eine ungeseß liche gewesen sei, injofern als das internationale Finanzcomité allein fompetent war, das Liquidationsgeseß abzuändern. Jn Folge dieses Geschlusses werden alle Beamten, welche Gelder an die Regie- rung, anstatt an die Schuldentkasse zahlten, dieselben zurück-
xstatten haben. zuersta le, Corr.) Aus Kairo, 30. November, meldet
Statistische Itachrichten.
Ueber den Erwerb und Verlust der Reihs-undStaats- angehörigkeit, soweit er durch Ertheilung einer Aufnahme- bezw. Entlassungëurkunde auf Grund des Geseßes vom 1, Juni 1870 er- folgt ift, enthält das neueste Monatsheft zur Statistik des Deutschen Reichs eine Nachweisung für das Jahr 1883, in der fowohl die aus- gestellten Urkunden als auch die Personen, auf welche sie sich bezie- hen, beziffert werden. Danach haben in den deutschen Bundesstaaten stattgefunden :
1) Aufnahmen (Deutscher aus | Zahl der Urkunden 4 080,
anderen Bundesstaaten) I: Denen E EID
Eindruck der Aufregung, welche der Beshluß des Bundesraths dort hervorgerufen habe. Ein fernerer Grund liege darin, daß die Centrumspartei bei den Wahlen die Weisung empfangen habe, für die verlezten Rechte der Kirche einzutreten. Die Kirche kónne nur dann wirken, wean sie auf festen Füßen stehe. Die Zeiten lägen so, daß die Autorität der Kirche gestärkt werden müsse. Denn wer die Autorität der Kirche stärke, der stärke zugleich die Autorität des Staats. Das seien die bitte die eine Wiedereinbringung des Antrags veranlaßt
en.
Der Abg. Graf von Behr-Behrenhoff gab Namens seiner Partei die Erklärung ab, daß dieselbe zur Zeit gegen den Antrag stimmen werde. Der Bundesrath habe denselben vor kurzer Zeit erst abgelehnt, und auf diesen anderen geseßgeberischen Faktor müsse doch auch Rücksicht genommen werden. So wie der Antrag eingebracht sei, bedeute derselbe eine Demonstra- tion, an der si zu betheiligen die konservative Partei keine Veranlassung habe.
Der Abg. Blos erklärte, mit seinen Parteigenossen für den Antrag stimmen zu wollen. Allerdings nicht aus Sym- pathien für die Centrumspartei. Die Taktik desselben lasse fih in jeder Session in drei Abschnitte zergliedern. Jm Be- ginn zeige sih dasselbe demokratish, dann komme die Periode der Hand.l politik und s{ließlich die Versöhnung. So sei es in der vorigen Session gegangen, und so hebe es au jet wieder an. Das Centrum berühme si seiner Leistungen auf sozialpolitishem Gebiete, es weise auch auf seinen jeßigen Antrag hin; aber derselbe enthalte doch nur an die Regierung die Aufforderung, Vorschläge zu machen. Ein Hort gegen die Sozialdemokratie werde die Centrumspartei nur so lange sein, als die Versöhnung mit der Regierung sih noch nicht voll- zogen habe. Das beweise die legte Wahlbewegung, und aus diesem Grunde könne seine Partei die Vollziehung dieser Aus- Ee a E E begrüßen.
Jei uß des Blattes ergriff} der Reich ; i von Bismarck das Wort. arif E
— Die starken Schneefälle, welche, verbunden mit Sturm, in den leßten Tagen im Osten des Staates eingetreten find, haben auf den Eisenbahnen in diesen Landestheilen erhebliche Betriebsstörungen verursacht.
So wird gemeldet, daß aus dieser Veranlassung am 1. und 2. d. M. auf den Strecken Schneidemühl—Dirschau, Greifenberg—Colberg, Ruhnow—Koniß, Stolp—Danzig, Danzig—Neufahrwasser, Thorn— Marienburg, Güldenboden— Mohrungen, Alenstein—Ortelsburg, Posen—Thorn, Alt- damm— Colberg der Eisenbahnbetrieb Unterbrechungen erlitten hat, welche troß aufgewandter Mühe zum Theil noch nicht beseitigt werden konnten.
Leider sind die Störungen nicht überall ohne Unfälle abgelaufen, leßtere scheinen indeß nicht {chwerer Natur zu sein.
— n bezügliher Abänderung der mittelst Allerhöchster Kabinets Ordre vom 16. August 1881 genehmigten Vecibrilte, der Schiffe und Fahrzeuge der Marine zu der Ost- beziehungs- weise Nordseestation ist dur u. d. 25. November d. J. an den Chef der Admüialität ergangene neuere Allerhöchste Kabinets-Ordre bestimmt worden, daß S. M. Panzerkanonen- boot „Camäleon“ fortan zur Nordsee-, S. M. Panzer- kanonenboot „Natter“ zur Ostseestation gehört.
— Die Bestimmung des §8. 343 Th. I Tit. 5 des Allgem Landrechts, wona die O wegen Sew hp leistung für natürlihe Fehler einer übernommenen Sache mit dem Empfang der Sache beginnt, ist nah einem Urtheil des Reihsgerihts, V, Civilsenats, vom 15. Oktober d, J., in Bezug auf den Erwerb von Grund- stüden dahin aufzufassen, daß die einjährige Verjährung mit dem Termin der Auflassung des fehlerhaften Grundstücks beginnt, au wenn weit früher die thatsählihe Tradition des Grundstücks und ein darüber mündlih vereinbarter Ueber- lassungsvertrag vorhergegangen ist.
— Der Königliche Gesandte am Großherzoglich badischen Hofe, von Eisendecher, hat einen ihm Allerhö - O at hae ) / pat: / ährend der Abwesenheit desselben von seinem Posten ist der Legations-Sekretär bei der Königlichen Gesandiigett n e bte i N E e e Leitung der gesandt-
allen Geschäfte in Karlsruhe als interimistisher Ge- schäftsträger beauftragt. e /
Württemberg. Stuttgart, 1. Dezember. Wie dem „St.-Anz. f. W.“ aus Nizza mitgetheilt wird, befinden beide Königliche Majestäten sih in erwünshtem Wohlsein, eine leichte Erkältung abgerehnet, welche der König sich zu- gezogen hat, wodurch Se. Majestät übrigens nicht verhindert rve täglih zu Fuß und zu Wagen die freie Luft zu ge-
Baden. Karlsruhe, 1. Dezember. (Karlsr. Ztg. Der Großherzog und die E a sind e
Nachmittag nah 5 Uhr zu dauerndem Aufenthalt hier ein- getroffen.
Sachsen-Weimar-Eisenah. Weima r, 2. Dezember. (Th. Corr.) Der Rechnungsaus\huß des Santa os: der alsbald nach dem S@&luß der Session zu seiner vor- geschriebenen Berathung zusammengetreten ist, wird seine Ar-
ten hatten Morgen Leipzig verlassen und trafen gegen Mittag in Köstriß ei wo sie von den Behörden, Deputa- tionen u. \. w. festlî empfangen wurden. Nach kurzem Ver- weilen ward die Fak nah Gera fortgeseßt. Auf dem Bahn- hofe hier war eine Cen-Compagnie des Jnfanterie-Negiments Nr. 96 aufgestellt. ach Bewillklommnung Seitens des Ober- Bürgermeisters seßt sich der Zug in Bewegung: das junge Paar fuhr | einer sehsspännigen Gala-Equipage, an deren Schläger Major von Treskow und Adjutant von Ohlhoff-Grote ten; es folgten die Equipagen mit dem Gefolge, den Deputionen u. f. w. Bei einer am Markt er- richteten prächtigen hrenpforte fand die Begrüßung Seitens der städtischen Gemedebehörden, der Geistlichkeit, der Schulen und Korporationen itt ; ebenso empfing die Gemeinde Unterm- haus in festliher Lise das hohe Paar bei der weiteren Fahrt nah Schloß Ostersitn. Hier bewillklommneten die Fürstlichen Herrschaften dassel; worauf Empfang der Hosstaaten, der Spiyen der Behben und des ODffiziercorps stattfand. Nachmittags wuyrn die Abgesandten fremder Höfe, und zwar u. A. derköniglich preußishe Gesandte Graf Dön- hoff, der Königlic sächsische Gesandte von Minkwiß und der Großherzoglichachsen-weimarishe Ober-Jägermeister von Strauch, ferner le Vertreter des Ober - Landesgerichts, der Generaldirektit des Thüringishen Zoll- und Handels- Vereins und derOber - Postdirektion empfangen und zur Tafel gezogen. — der Fürst Reuß j. L. hat aus Veranlassung des Tages der Edt zum Bau der St. Johanniskirche und Ius Vertheilung d die Armen namhafte Summen überreichen assen. |
L
Qesterreichlngarn. Wien, 1. Dezember. Wie die „Wiener Abendpsstt“ meldet, wird der Einundzwanziger- Ausschuß des ngarischen Abgeordnetenhauses den Bericht über d Gesetzentwurf, betreffend die Reform des Oberhauss, erst gegen Ende dieser Woche im Abge- ordnetenhause eidringen, welches die Verhandlung bes Geseß- entwurfes nah Bindigung der Budgetberathung auf die Tages- ordnung seßen wid. Da das Abgeordnetenhaus nah Erledigung des BudgFts dieWeihnachtsferien antreten wird, kann die Oberhaus-Riorm erst im Januar zur Verhandlung gelangen. i;
__ Pest, 1. Dsènber. (Wien. Abendpost.) Jn der heutigen Sißung des Abgewrdnetenhauses wurde die General- debatte über das Tudget pro 1885 fortgesezt. — Der Abg. Alb. Szentkirälyi| besprah, als außerhalb der Parteien stehend, bie staatsrehlihe Frage. Er finde, daß das Aus- gleichsgeseb, auf dessen Basis auch er stehe, noch immer nicht ovrhgefüh:t würde (x könne daher dasjenige, was bisher geschehen, nur as tin provisorishes Uebergangsstadium betrahten. Da iber ein solcher provisorisher Zustand nicht über Gebülx virlängert werden dürfe, ohne die in dem Geschz wurzelnte Verfassung selbst zu gefährden, weil der Usus der gefährlihte Gegner des geschriebenen Gesehes sei, so könne er au ener Politik nicht zustimmen, welche einen solchen Zustand aufrchterhalte, Redner urgirte die Herstellung eines selbständigen mgarischen Heeres und behielt sich vor, seine Ansichten üer die außerhalb des Rahmens des G. A. X11, vom Jazre 1867 fallenden Fragen des wirth- schaftlihen Ausgléhes seinerzeit bei konkreter Ver- anlassung darzulegai. NRebdner stimmte \{ließlich für den Beschlußantrag des Abg. Ugron. — Graf Eugen Zihy votirte das Budget und erklärte, daß er, obwohl außer- halb der Parteien sehend, denno in die Regierung Ver trauen seße, deren sytematishe Wirksamkeit und guten Willen er anerkenne. Rednr plaidirte für ein selbständiges Zoll: gebiet. — Horánsz!y unterzog die Politik der Regierung vom oppositionellen Standpunkt einer \charfen Kritik. Er nahm das Budget zu! Basis der Spezialverhandlung an und behielt sich vor, die Lrtrauensfrage bei dem Budgetgeseß auf- zuwerfen, — Finanz-Minister Graf Szápáry wendete \ih gegen die Ausführun@n der oppositionellen Redner, nament- lih Horánszky’s und Eyedi’s, und wies auf Grund ziifermäßiger Daten nah, daß der Wranschlag ein reeller sei und daß sich die Budgetlage bedeutend çebessert habe, Der Minister erklärte, die günstige finanzielle Sit1ation werde in Zukunft durch Sparsamkeit ohne weitere Belastung noch gebessert werden können, da viele Einnahmequellen, darunter die Eisenbahnen, das Taback- monopol 2c. 2c., größere Einkünfte abwürfen und sich auch die gnvestitionen künftighin vermindern würden. — Nach dem Finanz-Minister \sprah Baron Andreánszki vom Stand- punkt der Antisemitenpartei und unterbreitete im Namen seiner Gesinnungsgenossen einen Beschlußantrag, wonach die Regierung anzuweisen sei, noch im Laufe der Session eine Vorlage bezüglih der Besteuerung der noch steuerfreien Cou- pons der Staats: und Werthpapiere vorzulegen. Er lehnte das Budget ab.
__ Schweiz. Bern, 1. Dezember. (Bund.) Jn der Sißung vom Sonntag Vormittag hat der Bundesrath in der Tessiner Angelegenheit einen weiteren Beschluß gefaßt. Gemäß demselben unterbleibt bis nach dem Entscheide in der Hauptsache (d, h. bis nach Erledigung des beim Bundes- rath anhängigen Rekurses des Gemeinderaths von Lugano) jede weitere Aktion des Bundesraths in der Sache. Ebenso wird die Piketstellung des Bataillons Nr. 45 aufgehoben und Kommissar Karrer bis auf Weiteres aus dem Tessin
beiten in den nähften Tagen zum Abschluß bringen.
zurückberufen. Jn den Erwägungen zu vorstehendem Be-
5 Jahre zu vertheilen wären.
Im Unterhause erklärte der Premier Gladstone: es sei wenig Hoffnung vorhanden, daß das Resultat der auf die Regelung der egyptishen Finanzen bezüglichen Vorschläge dem Parlament noch vor dessen nächst.r Ver- tagung mitgetheilt werden könnte, da auch noch die kleineren Mächte zu konsultiren wären und die in dem Liquidations- geseß vorzunehmenden Aenderungen ausgearbeitet werden müßten.
Durban (Süd-Afrika), 29. November. (Allg. Corr.) Die Ausschüsse des Afrikander-Bundes im Frei- staat und im Transvaal haben für den 24. Dezember einen Kongreß nah Potchefstroom einberufen, um die Frage einer politishen Vereinigung oder einer engeren Ver- bindung zwischen den beiden Rep ubliken zu erwägen.
Frankreich. Paris, 2. Dezember. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer nahm heute, troß dem Einspruch der Regierung, mit 372 gegen 135 Stimmen das von Perras eingebrahte Amendement zu dem Senats-Wahlgeseg an, nah welchem die Uebernahme eines Mandats als Senator unter benselben Bedingungen nicht statthaft sein soll, welche für die Verhinderung der Uebernahme eines Mandats als Deputirter gelten. Ferner wurde, ebenfalls gegen den Wider- spruch der Regierung, mit 260 gegen 246 Stimmen ein Amendement Floquets angenommen: die Wahlen zum Senat mittelst des allgemeinen Stimmrechts und Listenskruti- niums vorzunehmen. Fn Folge dieser beiden Abstimmungen gab Léon Renault seine Entlassung als Berict- erstatter der betreffenden Kommission. Die Berathung wird am Donnerstag fortgeseßt werden.
«In Folge der Annahme des Amendements Floquets ist der Ministerrath auf morgen früh zu einer außer- ordentlichen Sißung zusammenberufen worden, um die durh i dieses Amendements geschaffene Situation zu prüfen.
Jn parlamentarischen Kreisen glaubt man nitt,
daß die Annahme des Amendements Floquet eine Ministerkrisis herbeiführen werde. Der Minister des Jnnern, Waldeck-Rousseau, hatte zwar ziemlich ernsthaft die Abh- sicht, seine Entlassung zu nehmen, doch mathten ihn die ihm nahestehenden Persönlichkeiten darauf aufmerk- sam, daß er nicht persönlih angegriffen worden sei, und daß entweder das gesammte Kabinet zurücktreten oder intakt bleiben müsse. Man nimmt an, daß der auf morgen zusawmenberufene Ministerrath sich dahin entscheiden werde, die Berathung der Vorlage über die Neform der Wahlen zum Senat durch die Kammer beendigen zu lassen. Voraus- sichtlih wird die Vorlage im Senat mozifizirt werden, und dürste alsdann die so modifizirte Vorlage von der Deputirten- kammer angenon:men oder das betreffende Gese vom Jahre 1875 aufrecht erhalten werden. Der „Liberté“ zufolge hätte sich der Minister-Prä- sident Ferry darauf beschränkt, von den englischen Vorschlägen bezüglich Egyptens Akt zu nehmen, ünd sih vorbehalten, später seine Ansichten bezügli derselben mit- zutheilen.
In der heutigen Sißung der Tarif-Kommission sehte der Minister des AÄckerbaues, Méline, die Gründe für die Erhöhung der Getreidezölle aus- einander und erklärte dieselben für das annehmbarste Mari- mum. Die Regierung beabsichtige keine weitere Erhöhung, sondern im Gegentheil eine Verringecung oder Abschaffung derselben, sobald die Umstände es erlauben würden.
— (Fr. C) Dec Deputirte Wilson, der Schwieger- sohn des Präsidenten der Republik, ist aus der Fraktion der gemäßigten Linken ausgetreten und hat sih bei der ra- dikalen Linken einschreiben lassen.
Spanien. Madrid, 3. Dezember. (W. T. B.) Die amtlihe Gaceta wird heute eine Verordnung publiziren durh welche die für Provenienzen aus Jtalien und Südfranfkreich angeordnete Quarantäne aufgehoben wird, Nur Reisende, die direkt von Paris kommen, sollen noch einer dreitägigen Beobachtung unter- worfen sein, auch diese Maßregel aber vom 20. d. M. ab in in Wegfall kommen.
Italien. Rom, 2. Dezember. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung der Deputirtenkammer erklärte der Minister des Auswärtigen: er werde die Jnterpella- tion über die Kolonialpolitik der Regierung nah Beantwortung der übrigen den Ministern vorgelegten Fragen, also in etwa 14 Tagen beantworten. Die Kammer s T die Berathung über die Eisenbahn-Konven-
ionen fort.
Türkei, Konstantinopel, 30. November. (Allg. Corr.) Die Pforte hat ihren Botschafter in Paris, Essad Pascha, angewiesen, der französischen 3egie- rung kundzuthun, daß sich die Türkei ihre Anrechte auf die jüngst von den Franzosen beseßte Bai von Tad- shura vorbehalte aus dem Grunde, weil dieses Terri- torium einen Bestandtheil des ottomanishen Reiches bilde.
Die Anarchie in Macedonien dauert fort. Wegen Betheiligung an der Meuterei der Garnison von Monastir wurden 10 bis 15 Offiziere verhastet. Vicle Albanesen- Chefs sind verhaftet worden, weil sie verdächtig sind, Maß- regeln zu treffen, um sich für eine Einverleibung Albanieus in Griechenland zu erklären.
| Artikel sagt die „Wiesbadener Zeitung“:
Î minderung des Ansehens des Reichstages abgesehen habe :
| Eympathien der Bevölkerung für das Parlamentarische abkühlen.
| die Koulissen gesehen, in das Fraktions- und Cliquenwesen hincin-
hlicklih der Proviant knapp sei, und daß unter seinen regu- láren Truppen Krankheiten grafssiren und allgemeine Un- zufriedenheit herrsche. Fünshundert Soldaten des Mahdi sollen in Chartum angekommen sein únd sich dem General Gordon ergeben haben. :
— (Allg. Corr.) Jn Dongola ist die Meldung einge- laufen, daß der Mahdi fortfährt, den General Gordon zur llebergabe aufzufordern, welches Ansinnen der General mit seinen Kanonen beantwortet. Die Rebellen verschanzen sich hei Wady Gamar. Lord Wolseley hat einen Preis von 1000 Pfd. St. ausgeseßt für das Regiment, welches die Bootreise von Sarras nah Debbeh am schnellsten
zurülegt.
—
Zeitungsstimmnen. Jn einem „Das Ansehen des Reichstages“ überschriebenen
In der ersten ordetntlihen Verhandlung, welche in dem neuen Reichstage am Mittwoch stattfand, bat das „Ansehen des Reichs- tages“ cine große Rolle gespielt, Einer der freisinnigen Redner erblickte in der Einschränkung des Mißbrauchs dec freien Eisen- bahnfahrt „cin Glied in der Kette jener Maßregeln, welche dar- auf hinzielen, das Ansehen des Reichstages auf einen mechr- beschränkten Kreis zu verweisen", ein anderer glaubte das Ansehen des Reichstages dadurch wahren zu müssen, daß er den Protest gegen jene thm sonst unbedeutend erscheinende Maßregel in die Worte faßte: „Keine einseitige Abhängigkeit vom Herrn Reichskanzler und vom Bundeérath“, ein dritter endlich drückte fich etwas deutlicher aus, indem er die Stelle näher bezeichnete, welche es auf die Ver- nicht der Krone — saate er — drohe jeyt Gefahr von der Volksvertretung, sondern das Umgekehrte sei der Fall.
Das Ansehen des Reichstages nicht nur unges{mälert auf- recht zu erhalten, sondern zu befestigen und zu erhöhen, ist in der That eine Nothwendigkeit im Intecesse des Volks und des Reichs. Gleichwohl seh:n wir, daß es im Vergleich zu den ersten Jahren nach Begründung des Reihs im Bewußtsein des Volks ab- genommen und gelitten hat. Die Gleichgültigkeit gegen die Ver- handlungen der hohen Körperschaft hat seit einer Reihe von Jahren um sich gegriffen. Die parlamentarishen Berichte werden nur aubnahmsweise, wenn es etwas Großes gegeben hat, gelesen. Bei den Wahlen zum Parlament bethciligen fich nur etwa zwei Drittel der wahlberechtigten Bevölkerung. Nach der Ehre, Abgeord- neter zu sein, streben im Ganzen immer weniger Leute, und viele Männer, welche, von der Begeisterung für diese nationale Institution getrieben, sich einmal haben in den Reichstag wählen lassen, sind nicht zu bewegen, ein zweites Mal ein Mar dat anzunehmen.
Diese Erscheinung mag beklagenswerth fein, beklagenswerther aber sind ihre Ursachen, denn es giebt deren viele. Zunächst ist e die im Verhältniß zur Dauer große Unfruchtbarkeit der par- lamentarischen Verhandlungen. Sodann aber namentlich die Art der Verhandlungen. Wenn man sieht, welche Anklagen, welche Beleidigungen von der Tribüne gegen die Gegner, gegen Außen- stehende und vor Allem gegea die Räthe der Krone heute ge- bräublih sind, für erlaubt gelten und durch die Würde des Par- laments ges{chützt werden, dann ist es wohl erklärlib, daß fich die
Dann das ganze parlamentarische Getriebe — wer einmal hinter
geblidt und beobachtet hat, wie die Beschlüsse zu Stande kommen, wie der Einzelne seine Freiheit und Unbefangenheit, durch den zwin- genden Einfluß des größeren Ganzen, dem er sih anges{lossen hat, verliert, — der wendet dem Parlament enttäusht den Rücken. Nicht die Diätenlosigkeit ist es, welche viele bestimmt, eine Wiederwahl ¡zum Reichstage abzulehnen, sondern — wie Hr. von Bennigsen auch einmol andeutete — die Scheu vor den bösen Erfahrungen, die das parlamentarische Leben mit sich bringt.
Benn das Parlament in der angedeuteten Weise etwas im Course gesunken ist, so trägt hieran die Hauptscbuld die sog. frei- [innige Opposition. Und doch sind diese Herren in Bezug auf das Ansehen des Meichstages außerordentlich empfindlich. Wir wollen ihnen dies nicht verübeln, sie suchen aber den Grund des Uebels an einer falschen Stelle. Was speziell die Eisenbahnfahrt- und Diäten- srage anbetrifft, so liegt es doch wohl auf der Hand, daß nicht die Giuschränkung des Mißbrauchs der freien Eisenbahnfahrt, sondern dieser Mißbrauch selbst dem Ansehen des Parlaments einen Stoß verseßen muß, und daß diejenigen, welche si aus ihrem Parteifonds Entschädigungen bezahlen lassen, am meisten zur Erschütterung des Ansehens des Abgeordneten beitragen und kein Recht haben, dafür einzutreten.
Das — wie zugegeben is — im Ganzen gegen früher verminderte Anschen des Reichstages wird weder von der Regierung oder gar der Krone im Allgemeinen, noch durch eine einzelne Maßregel erschüttert, tann aber auch nicht durch möglicbst kräftige und scharfe Angriffe gegen die Regierung, oder durch Einführung von Diäten und noch weniger — wie man sich einbildet — durch Erweiterung der ver- fassungämäßigen Rechte des Parlaments, am wenigsten aber durch eine Me Debatte, wie sie aus Anlaß der Eisenbahn- und Diätenfrage am h ittwoch geführt wurde, wiederhergestellt und erhöht werden. Erst wenn 0s Parlament si seiner hohen nationalen Aufgaben und Pflichten be- upt ist und sich im Einzelnen nur von solchen Rücksichten leiten gl, erst wenn das Fraftions- und Parteiwesen in den Hintergrund titt, und an Stelle desselben eine ruhige sachlihe B-chandlung der praktischen nationalen Aufgaben tritt, dann wird sih das Ansehen wr Neichstages gemäß der Bedeutung, die ihm als i A S nd des deutschen Volkes zukommt, zu seinem eigenen Vortheil
— Jn der „Wiener Abendpost“ lesen wir:
f Die epochemachenden Erklärungen, welche der deutsche Reichs- pindler Fürst Bismark jüngst im deutschen Reichstage abgegeben hat, den, wie leiht erklärlich, den hervorragendsten Gegenstand der jour- nalistishen Diskussion. n Das „Fremden-Blatt“ schreibt: „Es ist keine Versündigung n den konstitutionellen Prinzipkten, zu denen wir alle uns bekennen,
der ihm eigenen energischen Offenheit den Parlamentariern den Stand-
punkt darüber klar machte, daß es ihren Bestrebungen weder jeßt, noch in Zukunft gelingen werde, die Verschiebung der Kaiserlichen Macht in eine Parlamentsregierung durhzuseßen. Während im Bundesrathe troß der von den Fürsten dem Reiche gebrachten Opfer Einigkeit und gegenseitiges Wohlwollen herrs{t und er sih als einigendes Band der Nation darstellt, kann leider vom Reichstage zur Zeit das Gleiche nit behauptet werden. Zwietraht und Hader der Parteien unter sih und nur Vereinigung der in ihren Zielen am weitesten Auseinandergehenden, wenn es sich darum handelt, die Pläne der Reichs- regierung zu durchkreuzen, dies ift leider und unwidersprechlich die Signatur des Reichütages.- Aber nicht genug, daß ein wohlwollendes Entgegenkommen der Regierung gegenüber keine feste Mehrheit findet, sogar Elemente, welche das Bestehen des Reichs anfeinden und dessen Zusammenbruch mit Freuden begrüßen würden, finden sich dort. Was ist aus der Hoffnung geworden, der Reichstag werde ein erhebendes Bild deutscher Eintracht und cin alle seine Glieder in gleicher Liebe zu Kaiser und Reich umspannendes Band werden ? Vorderhand hat sich diese Hoffnung getrübt. Es is nur gut, daß die Zeiten sich auch wieder ändern können. Hoffentlich geschieht dies, ohne daß erst die Noth den Anlaß zum Insichgehen giebt.
— Die deutshe „St.- Petersburger Zeitung“ schreibt:
Das „Fournal de St. Pétersbourg®“ bespricht heute an einer Stelle, an der wir sonst offiziósen Auslafsungen in den, Rußland tangirenden Fragen der internationalen Politik zu begegnen pflegen, das Vorgehen der Freisinnigen in der Diätenfrage. Unser diplo- E Blatt spriht sich darüber recht offen und rückhalts- os aus.
„Jeder für ich — is eine iener Elementarregeln, welche im Privat- und selbst im öffentlichen Leben zulässig sind, aber von Par- lamenten nur mit Unrecht allzu dringend auf ih felbst angewandt werden. Die Majorität des Deutschen Reichstages hat Unrecht gehabt, wie uns dünkt, indem fie den Reichsboten Entschädi- gung. zusprah, und hat ihr Unrreckt dur den Umständ voch erschwert, daß der Reichstag mit diesem Votum seine Arbeiten begonnen hat. Praktisch genommen is das Votum ohne Gültigkeit ; die, welhe so votirt haben, wissen das sehr wohl, denn der Beschluß ist \{chon manches Mal erneuert worden und dec Bundesrath hat sib immer geweigert, thn zu billigen. Den Erwä- gungen, die Fürst Bismark entwickelt hat, um den Antrag zu be- kämpfen, hätte er hinzufügen können, daß in dem Moment, wo die Zahl der sozialistishen Mitglieder sich verdoppelt hat, der Vorwand unstatthaft ist, das Fehlen einer pekuniären Entschävigung hindere die unteren Volksklassen, sich ver- treten zu lassen. — Es ist nicht an uns, in diesen Kampf uns zu mengen, aber wir können nur unserem Erstaunen Ausdruck geben, daß die Fortschrittler sich keine Nechensbaft von der Unpopularität geben, die von ihrem Drängen auf sie zurückprallen muß. Man könnte sagen, daß sie keine Kenntniß von dem Nachtheil haben, den die berüchtigten 25 Fr. per Tag den Gliedern der fran- zösischen Assemblée von 1851 brachten, die „das Volk“ ihnen am 2, Dezember nur all;usehr vorwarf. Aber die Parteien haben ihre Steckenpferde, welche sie Prinzipien nennen, und von dem Moment an, als die ersten Fortschrittler des ersten norddeutschen Parlaments Besoldung forderten, haben alle ihre Nachfolger sich verpflichtet geglaubt, die Forderung zu wiederholen. Fürst Bismark hat seinen Gegnern harte Worte zu hören gegeben, Angenommen — was kaum wahrscheinlich ist, wie wir uns beeilen hin- zuzufügen — aber angenommen, daß die Regierungen si entshließen, den Reichstag sofort aufzulösen: glaubt man, daß den Fortschrittlern und ihren Schildknappen vor ihren Wählern ein guter Dienst erwiesen würde, wenn man ihnen ins Gedächtniß ruft, daß die erste Frage, bei der sie, die Fortschrittler, einen Konflikt geschaffen und die einzige, die fie zur Diskussion gebracht, diejenige ihrer eigenen Entschädigung auf Kosten des Steuerzahlers war.“
— Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ be- spricht den kürzlih erschienenen 10. FFahrgang des „Statistischen Jahrbuchs der Stadt Berlin“ und jagt: |
._, . Der Abschnitt V. des Jahrbubs: „Handel und Industrie“ ist der umfangreichste und übertrifft hiertn noch denjenigen, welcher die Armenpflege 2c. behandelt. Er bietet aber auch zuglei die er- freulibsten Aufschlüsse über das Emporblühen zahlreiher und aus- gedehnter Industriezweige. Es trifft dies die metallurgishe Pro- duktion, die Bierbrauerei, die landwirthschaftlichen Fabrikate fast eben so sehr, als die Halb- und Ganzfabrikate der Texrtil- industrie (worunter Teppich-, Tuch- und Shawlfabrikation eben so begriffen ist, wie Konfektion von Wäsche und Herren- und QDamenrkleidung); ferner die Fabrikate der Papter-, der Leder und der Holzindustrie, Besonders wichtig ift im V, Abschnitt auch die Uebersicht der Lohnverhältnisse, welhe na den hundertfältigen Gewerben und Beschäftigungen tabellarisch geordnet ist, In Verbindung mit dem Abscbnitt VI des Jahrbus, welcher das Versicherungêwesen und die Anstalten für Selbsthülfe behandelt, bietet jene Uebersicht cin erwünschtes zuverlässiges Material zur Be- urtheilung manches brennenden Punktes in den sozialen Fragen. Professor Boeckh ist für die in Abschnitt V. aufgenommenen Er- mittelungen aus den Hirsh-Dundcterschen Gewerksvereinen, welche ibm von den Vorständen zur Verfügung gestellt worden find, besonders dankbar und fordert andere Genossenschaften und Vereine angelegentlich auf, das Jahrbuch durh solche im allgemeinsten Interesse liegende Mittheilungen zu fördern. Wir fönnen uns diesem Wunsche nur anschließen, möchten aber demselben noch einen anderen hinzufügen, den nämli: daß das überaus reie, in 10 Abschnitten übersichtlih geordnete Material des Statistischen Sahrbu(s der Stadt Berlin nicht blos von den Interessenten und Fachkundigen benußt, sondern daß sein Inhalt auch von der Presse in den weitesten Kreisen verbreitet werde. Nichts kann in der That in unseren öffentlichen Zuständen ersprießlicer wirken, als eine Beleh- rung auf Grund zuverlässiger thatsähliher Angaben über Verhält- nisse, in denen sih so Viele von falschen Vorausseßungen oder von einseitigen Parteiansichten leiten lassen.
Marineverordnungsblatt. Nr. 24. — Inhalt: S. M. Panzerkanonenboote „Camäleon* und „Natter“. — Schiffsgattungen,
Staaten l Personen 1021,
5) Entlafsungen nah dem Aus3- s Urkunden 18 954, lande I Perionel 8a 040: Den Umfang der thatsächlich vorgekommenen Wanderungen lassen diese Zahlen, die eben aus\{licßlich die beurkundeten Fälle betreffen, nicht ersehen. Ebensowenig ist festzustellen, welher Brucbtheil der Wandernden cine Urkunde genommen hat, Daß dies aber jedenfalls nur ein geringer ist, geht daraus hervor, daß in der Statistik der überseceishen Auswanderung für das Jahr 1883 als über deutsche Häfen und Antwerpen nach den Vereinigten Staaten von Amerika ausgewandert 159 894 Personen nachgewiesen sind, während nur 27 220 na denselben entlassen wurden. Wenn man also auch an- nehmen wollte, daß alle na den Vereinigten Staaten ausgewanderten Deutschen über deutshe Häfen oder Antwerpen gegangen seien, so würde die Zahl derjenigen dieser Auswanderer, welhe mit Ent- lassungéurkunden versehen waren, doch nur 17% betragen. In Wirk-
lichkeit wird sie noch geringer gewesen sein.
— Das soeben erschienene Oktoberheft zur Statistik des Deutschen Reichs enthält das endgültige Ergebniß der Erhebungen über die Produktion der Bergwerke, Salinen und Hütten im Deutschen Reich und in Luxemburg für das Jahr 1883. Die betreffenden Uebersichten sind in Folge des Bundesrathsbeschlufses vom 8. November 1883 (8. 424 der Protokolle) auf einen erheblich geringeren Umfang zusammengedrängk, als die für die- Vorjahre ver- öffentlichten entsprehenden Nachweisungen, enthalten jedoch die in fürzerer Form gemachten Angaben gegen die Vorjahre in sofern volU- ständiger und richtiger, als zwei Eisenwerke von hervorragender Bedeus tung ihre Pvoduktion, welche bisher \tets nur in sehr unvollkommener Weise geschäßt werden konnte, für 1883 erstmals felbst mitgetheilt haben. Da nunmehr diejenigen Werke, welche eigene Angaben über ihre Produktion ni cht gemacht haben, im Vergleich zur Gesammtheit der betreffenden Werke nur von geringem Umfange sind, fo ist die Statiftik der Eisenverarbeitung, welhe bisher an Zuverlässigkeit sehr zu wünschen übrig ließ, wesentlih besser geworden. Mit Cinschluß der Schätßzungen über die Produktion diefer Werke stellt fi, wenn Menge und Werth aller bei der Weiterverbreitung des Roheisens gewonnenen verkäuflihen Produkte, also der Roh-, Halb- und Ganz- fabrikate zusammengerechnet werden, die Gesammtsumme davon auf 661 163 t Eisengußwaaren zweiter Schmelzung im Werthe von fast 121 Millionen Mark, 1573411 t Schweißeisenfabrikate im Werthe von fast 233 Millionen Mark und 1060 609 t Flußeisenfabrikate im Werthe von etwas über 169 Millionen Mark.
Im Uebrigen ist die Produktion der hauptsächlichen Bergwerks-, Salinen- und Hüttenp: odukte für die Jahre 1883 und 1882 folgender- maßen angegeben:
Es betrug vie M ée | die Menge der Pro- |,, 5 L | duktion in Tonnen f ag et o
u 1000 he | MHOR E R A L 1880 L LOSO O0 LOOR . 55 943 004/52 118 595) 293 628 267 859 . 14 499 644/13 259 616 39 007 36 156 | 336401 322 442 2 090 2108
bei den folgenden Produkten :
Steinkohlen .
Braunkohlen G Kainit und andere Kali- | | falze h LASD 008 Eisenerze . „1-8 756 617 KZinkerze . 677 794 Bleierze . 169 754 SUUDICOCTIE 4 e 613 211 Silber- und Golderze 25 302| Roi ‘ 468 851 459 499 Chlorkfalium | 147496 148 403] Roheisen . . | 3469719 3 380 806) nt, 116854 113 418 Blei . 90 732 92 591) Kupfer 17936 16292 Ko 235 063| 214 982 kg kg | Wo E O 376|
Schwefelsäure u. rauchen- | des Vitriolôsöl |
11 673 39 182 11 912 20 621 14 721
4 331 12 423 19 978 195 708 35 950 25 192 22 627
32763
11 652 39 319 8 890 18 091 16 069 4 400 12 617 19 666 184 984 33 730 21 928 24 384
35 088
1 278 |
14 380!
1 201 392| 8 263 254] 694 711) 177 656| 566 509) 92 977|
Silber 1051
297 437] 14 307
KFuufst, Wissenschaft und Literatur.
Bon der vollständig umgearbeiteten und mit Abbildungen und Karten auf besonderen Tafeln und im Text reich ausgestatteten 13. Auflage des Brocckhaus\{hen Konversations - Lexikons, das in 16 Bänden oder 240 Heften im Verlage von F. A. Brock- haus in Leipzig erscheint, sind vor Kurzem wiederum 5 Hefte, Heft 131—135, veröffentliht worden. Dieselben führen den Text von „Inthronisieren“ bis zu „Kades* fort und bringen außerdem 4 Bildertafeln (Hirsche, Insekten, Industriepflanzen Il, Es KFnsekten) und 6 kolorirte Kartenblätter (Jsothermen, Ober- und Mittel-Ftalien, Italien, Unter-Jtalien, das alte Jtalien, Jerusalem). — Mit dem 135. Hefte i} der 9. Band von Brockhaus? Konver- sations-Lexikon zum Abs{luß gelangt. Derselbe geht von .Hede" bis zum Stichwort „Kades*“ und enthält im Ganzen 6486 Artikel, über 4000 mehr als derselbe Band in der vorigen Auflage. Allen Fächern und Wissensgebieten ist diese bedeutende Ver- mehrung zu gute gekommen, vornehmlich aber den Natur- wissenshaften, der Medizin, der Technologie und Mechanik, denjenigen Gebieten also, auf welhen unsere Zeit die gewal- tigsten Fortschritte zu verzeihnen hat; auch die Darstellung des mo- dernen Heerwesens ward durch zusammenhängende Artikel und tabel- larische Uebersichten vorzugsweise bereihert Stoffe aus dem Leben der Gegenwart behandeln die Artikel über: Heimathsrecht, Hülfs- kassen, Hypnotismus, Impfung, Internationale, Jrredenta, wogegen Abhandlungen wie die über Sndien, Irland, Italien, Japan, den Islam, die Juden, abgerundete historisch-geographishe Gemälde ent- rollen. Zur Erläuterung und JUuftrirung des Textes dienen 152 Fi- guren in Holzschnitt, 17 besondere Bildertafeln und 8 in Farbendruck ausgeführte Karten. Sehr beachtenswerth erscheinen auch die Tafeln mit Abbildungen aus den Gebieten der Zoologie und Botanik, die in der naturgetreuen Wiedergabe die Hand bewährter Fachmaler und in der Ausführung eine vollendete künstlerishe T: chnik bekunden.
— Oie vor Kurzem bei Scholze in Leipzig erschienene Schrift
wenn man mit offenem Auge den Auswüchsen und Gebrechen des
Zutheilung der Schiffe und Fahrzeuge zu denselben. — Werftdienst-
„Die Rückstände der Oelfabrikation als Futtermittel