1884 / 296 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 16 Dec 1884 18:00:01 GMT) scan diff

Hn d L T E E Des ae

E

französishen Kriegeents{hädigungsfonds zur der Zdiotenanstalt zu Schwerin

rihtung eines Dammes dur den Krakower See, für welche bereits 31 200 M verausgabt sind, eine natträglihe Beihülfe _&n der Mittwochssizung ward über ein Schwerinsches Reskript, betr. die Aufbringung der Kosten der

von 9000 #

Justizverwaltung, berathen. Die Stände beharrten bei ihrem, wie bereits gemeldet, in der vorigen Woche gefaßten Beschluß, als Aversum für das Provisorium von Johannis 1885/86 statt der von der Regierung geforderten 640 000 / nur 525 000 e zu präfliren, und die Landtagsversammlung hat auh in der gestrigen Versammlung es abgelehnt, eine in einem neuen Regierungsreskript, welhes den eben referirten Beschluß wiëderum für unannehmbar erklärte, verlangte nah- träglihe Bewilligung von 100 000 zu machen. Die Kosten der Justizverwaltung beliefen sich pro Johannis 1883/84 auf 1689559 M 44 5, die Einnahmen dagegen nur auf 333 151 # 28 S, so daß ein Zushuß von 1356 408 M 16 .Z erforderlich war, zu dessen Deckung von den Ständen 500 000 # gezahlt wurden. Am Mitt- woh ward noch berichtet über die Berehnung des Antheils Medcklenburg:Schwerins an der französischen Kriegskostenentshädigung. Der Fonds bestand aus 8530 447 4 Ueber die Verwendung dieses Kapitals bis zum vorigen Jahre haven wir seiner Zeit, unter Anerkennung der musterhaften Disposition über das Geld, berihtet. Auch die diesjährigen Bewilligungen (Hoftheaterbau 500 000 M, S{hweriner Marien- Frauen-Verein 30 000 4) sind bereits referirt. Die Gesammt- summe der bisherigen Ausgaben (inkl. des vorhin aufgeführ- den Postens sür die Jdiotenanstalt) beträgt 10 089 498 4 20 Di lo daß von dem ganzen Kapital nebst Zinsen noh 181 900 6 vorhanden sind, wozu die in laufender Rehnung aufkommen- ten Zinsen hinzutreten. Eine längere Debatte verursachte am Donnerstag der Bericht des Landtags-Comités für Eisen- bahn- und Wegesachen über zwei Schwerinsche RNeskripte, be- treffend den Bau einer Sekundärbahn von Criviz über Schwerin nach Gadebush. Das Comité hatte sih in der Sache niht zu einigen. vermocht, und die Stände lehnten \hließlih die Vorlage mit 28 gegen 28 Stimmen ab. Als- dann ward beschlossen, daß die in unserem leßten Bericht er: wähnte Verordnung, betreffend die Bestrafung der Dienst- vergehen, niht au auf die freien Arbeiter si erstrecken solle. Auch verbleibe dem Dienstherrn die Befugniß, die zwangsweise polizeilihe Zurüdführung eines Dienstboten, der den Dienst- antritt verweigere, zu beantragen. Die vorgestrige Sißung war aussließlich Kloster-Angelegenheiten gewidmet. Man besprach den erachilichen (nit „rechtlichen“, wie in unserem neulichen Referat durch einen Druckfehler stand) Bericht der Vorsteher der Klöfter Dobbertin und Malchow, betreffend die Abtretung von Terrain zu einer Eisenbahn von Nöbel nach Waren auf zwei Klostergütern. Jn Gemäßheit der in dem Be- riht gemahien Vorschläge beshloß man, da es noch an be- stimniten Vorlagen hinsihtlih des Bahnbaues fehle, au die ZTrace noch nit feststehe, eine definitive Entscheidung auszu- segen. Jn der gestrigen Session ward die Landeëhülfe zum Yau einer Chaussee von Gnoien nah Neukalen und eine regierungsseitig proponirte Zinszahlung für der Rostock-Neu- brandenburger Chaussee pro Antoni 1885 bewilligt. Malchin, 16. Dezember. (W. T. B.) Der me&cklen- burgische Landtag ist gestern geschlos\sen worden. In dem Landta gsabschiede für das Großherzogthum Schwerin heißt es: der Großherzog wolle die von den Ständen wegen der Kosten der Justizverwaltung ge- faßten Beschlüsse annehmen, ungeachtet der Differenz, welche zwischen den landesherrlihen Vorschlägen und der ständischen Bewilligung geblieben sei.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 13. Dezember. Die „Els. - Lothr. Ldes.- Ztg.“ schreibt: Das Ver- bot der „Union“, des „Echo“ und des „St. Odilien- blattes“ beschäftigt die öffentlihe Meinung weit über das durch die Sache selbst gebotene Maß hinaus. Man geht sogar fo weit, zu behaupten, der Statthalter sei so bestürzt über den Eindruck gewesen, den das Verbot auf die katholische Geistlichkeit gemacht habe, daß er seine Stel- lung als kompromittirt angesehen und daraus Veranlassung genommen habe, sein Abschied8gesuch einzureichen, Hur Widerlegung dieser Behauptungen wird es am besten dienen , wenn wir die Ansprache veröffentlihen, welche der Statthalter am 1. Dezember an seiner Tafel, an welcher der Bischof Dr. Stumpf, der größte Theil der hiesigen Dom- kapitulare und andere katholische Geistliche Theil nahmen, ge- halten hat. Die Veranlassung zu diesem Diner war, daß einige Tage vorher die hier versammelten Mitglieder des ODber-Konsistoriums Augsburgischer Konfession bei dem Herrn Statthalter zu Tisch waren.

Eine gewisse politishe Bedeutung erhielt das Diner vom 1. Dezember erst durch die Antworten, welhe dem Herrn Statthalter auf seine Einladung von verschiedenen Geistlichen zugegangen waren.

Die Ansprache lautete:

Ich erlaube mir, hohwürdige Herren, einige Worte an Sie zu rihten, denn offene Aussprache is immer gut. Eincr der Herren Geistlichen, die ih gebeten habe, mir die Ehre zu erroeisen, heute hier zu essen, hat mir geschrieben, er käme nit, weil die Annahme der Einladung Einige zu der Vorauésetzung führen könne, er gehöre zu Denen, welche mir über die Frage berichtet hätten, ob die Ünter- drückung der „Union“ und des „Odilienblattes*" das katholische Ge- wissen beunruhigen würde. Ih habe Seiner Hochwürden meine Verwunderung ausgesprochen, daß man nur glauben könne, ih würde einen der Geistlihen des Reichslandes in die Verlegenhc-it verseßt habcn, mir seine Ansichten hierüber zu berichten. Da jene Mögiichkeit aber einmal angenommen wird, so nehme i Veran- laffung, vor Sr. bisöfliden Gnaden und vor Jhnen Allen, hoch- würdige Herren, zu erklären, daß auf meinen Reisen uud in meinen SpreÞbstunden nicht nur katholische Laien, sondern auckchb katholische Geistlicke mir ihr Bedauern über die Haltung jener Blätter ausge- sprochen haben, daß ih aber von keinem Geistlichen im Reichélande, wcß Ranges und welch amtlicher Stellung er sei, Informationen darüber eingezogen oder erhalten habe, ob dur Unterdrückung der „Union“ und des „Odilienblattes“ das katholische Gewissen beun- ruhigt werden könne.

Aus einzelnen Schreiben der Herren Geistlichen, in denen fie theils meine Einladung annahmen, theils sie ablehnten, habe ic ferner entnehmen müssen, daß das Verbot jener beiden Agitations- blätter wie cin feindseliger Schritt gegen die katholische Kirche felbst aufgefaßt worden ist. Das is mir noch wunderbarer. Ich habe gleizeitig das agitirende protestantische Blatt, das „Echo“, verboten, aber der Gedanke ist mir nicht gekommen, daß ich dadur einen feindseligen Schritt gegen meine eigene evangelische Kirche beginge. Nicht anders lag es bei jenen beiden agitirenden katholischen Blât- tern, und nie und nimmer kann ih glauben, daß die Würdenträger der fkatholischen Kirhe die Agitation dieser Blätter unter ihren

Erweiterung

trübende Erfahrung mehr, die

deutung für die Zukunft vorzu das Wiederersheinen der „U

Elsaß-Lothringen“, als sie es

Verhalten scit länger als 5 Jahren gegen die katbolise Kirche des 20 000 M sowie zur Er- | Reichslandes wi vor jenem Vorwurfe nit bewahrte, ist eine be-

katholischen Kirche hat das Einschreiten gegen „Union“ und „Odilen- blatt“ nichts gemein; alle anderen fkatholishen Blätter des Reichs- [landes erscheinen nach wie vor, und das Gese gestattet das Er- seinen jedes neuen fkatholishen Blattes, schriebenen Formalitäten nahkommt.

Eo“, aub wenns unter anderem Namen geschähe, nicht dulde, wie ich vor drei Jahren das Wiedererscheinen der verbotenen „Presse von

nit geduldet habe. Zum Schluß, bochwürdige Herren, versichere ic, daß bei dem Allem es sich in meinem Gedanken nicht um die katho- lise Kirce gehandelt hat, sondern einzig und allein um die Er- füllung meiner Pflicht, den Frieden im Lande zu hüten.

ih mae. Mit meiner Stellung zur

sobald es den vorge- Um jedoch jeder neuen Miß- beugen, spreche i es hier aus, daß ich nion*, des „Odilienblattes“ und des

unter anderem Namen versuchte, auch

Oesterreich-Ungarn. Von dem Abgeordneten

angenommen. Pest, 15. Dezember.

des Monats Februar 1885,

Velgien. Brüssel,

sür die Wartegehälter 500 000 Fr. einstimmig be beshlossen, den seit einige

schädigen.

16. Dea ( Fraktion der liberal Abend eine

neuen Reglements ernannt. Franëreih. Paris,

befolgt hat. votiren, um der

sihtlih der Ausgaben verfahren: Die

«Jahres 1885 zu sichern.

theilen, indem sie sih jedo

Entscheidung zu reserviren. heute der Budgetkommission (Köln. Ztg.)

zu sein. Lo, Dezember, (W kammer Budgets des Unterrich Einspruch des Ministers, Kredite für die Fakultät logie.

wurde, so soll werden. - Die 9 Uhx llatt.

Der Munizipalrath den Antrag der Soziali

morgen nächste

verlangen. 16. Dezember,

öffnet. Die Kammer nahn bei 280 Abstimmenden det zwei Sitzungen zu halten.

Numänien. tourdza, heute eine Fn fuhr von Rindern ausgeseßt seien, sowie über

Ungarn

herrshenden Viehseuche ,

darüber wahen müssen, daß s{chwinde. Hierauf wurde

tung zu verschaffen. die einfache Tagesordnung,

Schuß ftellen und fih mit ihr identifiziren wollen. Daß aber mein

Die einfache Tagesordnung w

rungsvorlagen, betreffend die Verlängerung des Aus- nahmegeseßes für Cattaro und der Ausnahnmeverfügungen für Wien und Korneuburg, sowie das Rekrutenkontingent für 1885

genehmigte heute das provisorische Budget bis zu Ende

als Vertrauensfrage abgelehnt und der Minister-Präsident Tisza an das Vertrauen der Majorität appellirt hatte,

Zweite Kammer hat die von dem Minister des Innern

marishen Sißungsbericht abzuschaffen und die damit beauftragt gewesenen Redacteure mit 38 500 Fr. zu ent-

64 Versammlung ab, in wurde, sich von der alten [liberalen Vereinigung zu trennen. Gleichzeitig wurde eine Kommission zur Auzg®arbeitung cines

„Lemps“ giebt über die im heutigen Ministerrath unter dem Vorsiß des Präsidenten Grévy bezüglich der B Udget- frage gefaßten Beschlüsse folceade Auskunft: Da das recht- zeitige Votum des Budgets sür 1885 durch Kammer und Senat als materiell unmöglich allgemein anerkannt wird, so be- {loß der Ministerrath, die Kammern aufzufordern, das gleiche System anzunehmen, welches das Ministerium Dufaure- Léon Say im Dezember 1877 (nach der Affaire des 16, Mai) Nach diesem System wird die Regierung von beiden Kammern fordern, das Einahmebudget unverzüglich zu regelmäßigen kein Hinderniß oder Schwierigkeiten zu bereiten. Hin-

Regierung, ihre {läge als Basis nehmend, hat approximativ die Summen fest- gestellt, welche nöthig sind, um das ordentliche Funktioniren der staatlichen Dienstzweige während der ersten drei Monate des Sie wird die Bewilligung dieser Summen in Bausch und Bogen? beantragen, um dieselben dann durch Dekret unter die einzelnen Ministerien zu ver-

und Posten des Budgets, gegen welche in der Kammer Aus- stellungen erhoben oder welche von dieser gestrichen sind , also insbesondere beim Kultusbudget, vollständig bis zur definitiven

Der Marine-Minister hat eine Kommission ernannt, welche beaustragt ist, Kriegshäfen eine Marine-Veteranen-Compagnie zum Abfeuern der Torpedos zu bilden. scheint also bereits vollständig in Tongking aufgegangen

A (V. T. B.) Die Deputirten - stimmte bei der

Das Budget wurde s\{hließlich genehmigt. Die Kammer bes{chloß darauf, von morgen ab täglih 2 Sizungen abzuhalten. Da aber die Beschlußsähigkeit in Zweifel gezogen

noch einmal darüber Sitzung

disponible Wohnungen für

| C. S. B) Deputirtenkammer wurde un 9 Uhr Vorwittags er-

Bukarest, 13. Dezember. m Senat beantwortete der Minister des Aeußern,

Chicanen, welchen die rumänischen Exporteure Seitens der ungarischen Behörden durch Verhinderung der Ein- und Schweinen nach Ungarn

mungen der Handelskonvention. Der Minister erklärte, daß das Rindereinfuhrvert ot / welhe noch hörte, begründe und das Verbot der Schweineeinfuhr auf die in Steinbruch unter den aus Rumänien stammenden Schweinen ausgebrochene Klauenseuche stüge, und fügate hinzu, daß, wenn die Regierung ihrerseits das nothwendige Ver- langen um Aufhebung des Einfuhrverbotes stelle, die Bürger

bracht, welche die Regierung auffordert, der Konvention Ach- Der Präsident des Senats beantragte

Wien, 15. Dezember. (W. T. B.) hause wurden heute die Regie-

(W. T. B.) Das Unterhaus

nachdem die äußerste Linke dasselbe

13, Dezember. (Köln. Ztg.) Die

der entlassenen Lehrer begehrten willigt und in geheimer Sißung n Jahren veröffentlihten \um-

W, D. B) Die

,) gemäßigte en Bêveinigung

hielt heute welcher beschlossen

14, Dezember. (Fr. Corr.) Der

Erhebung der Steuern

wücde man folgendermaßen

eigenen Budgetvor-

verpflichtet, alle diejenigen Punkte

Herr Tirard wird dies System unterbreiten.

in den fünf

Die junge Mannschaft

heutigen Berathung des ts-Ministeriums, troß dem für die Aufhebung der en der katholischen Theo-

abgestimmt

findet morgen Vormittag

lehnte mit 69 gegen 2 Stimmen iten Vaillant und Chabert ab, nothleidende Arbeiter zu Die heutige Sißung der

mit 260 gegen 20 Stimmen 1 Antrag Lockroÿ's an, täglich

(Wien. Ztg.)

terpellation über angebliche

die Nichteinhaltung der Bestim-

mit der in Rumänien niht ganz auf-

die Ursache der Seuchen ver- eine Tagesordnung einge-

welcher der Minister beipflichtete.

Nußland und Polen. Gatschina, 16. Dezember (W. T. B.) Der Kaiser und die Kaiserin empfin gestern in seierliher Audienz Schakir Pascha, wel{er n Kaiser den Jmtiaz Orden und der Kaiserin den Schank, Orden überreichte. fil

Amerika. Washington, 12, Dezember. (Allg. Cor Der Auss\chuß des Repräsentantenhauses über d Staatsländereien hat einstimmig beschlossen si is Gunsten einer Bill zu äußern, welche verfügt, daß A Ausländer Ländereien in den Vereinigten Staaten i werben oder besißen dürfe. Ausländer, die ihre Absicht gese li erklärt haben, Bürger der Vereinigten Staaten zu wet dürfen indeß Heimstätten erwerben. n,

Afrika. Egypten. (Allg. Corr.) Der Correspondey des „Daily Telegraph“ meldet über die gegenwär; militärishe Situation aus Dongola unter ug 12. d. M.: Die ganzen Regimenter West Kent und Royal FJrish stehen noch in Halfa. Das Kamee!. Corps, die Marinesoldaten für die Kameelbatterie det Königlichen Artillerie, und das erste Detachement der Flotten: brigade sind von Sarras abmarschirt. Die ganze Stärt, der Flottenbrigade wird aus 100 Mann und 8 bis 10 Df; zieren sowie zwei Batterien Geschüßen bestehen. Eine Abtheilung Husaren steht noch in Halfa und vier Com: pagnien der Gordon-Ho{länder gleiGfalls. Ein Flügel des Süd-Sta ffordshirer Regiments befindet sih in Norden von Dongola, und ein anderer im Süden jene Orts, Fünf Compagnien des Royal Sus ex - Regiment stehen in Debbeh, und zwei Compagnien hier; eine ander verließ gestern Dal in südliher Richtung. Eine Compagni: der Genietruppen steht in Debbeh.

(W. T. B.) Eine telegraphishe Meldung ay Debbeh, vom 15,, besagt, daß General Wolseley q Morgen daselbst mit dem Generalstabe eingetroffen sei und sodann den Marsch nach Korti fortgeseßt habe. Eine Depesche aus Korti von demselben Tage meldet, Oberß Stewart sei mit seinem Generalstabe, der berittenen Garde-Jnfanterie und dem Corps der Kameelreite; dort eingetroffen. Der Weg nah Dongola sei gut. Dex Vor: marsh der Engländer gestatte den verschiedenen Stämmen ihre Acker zu bestellen, ohne die Aufständiste fürhten zu müssen. Lebensmittel seien reihlih vor: handen. Der Einfluß des Mahdi nehme täglih ql, Aus Korti wird weiter unter dem 15. Abends gemeldet: es sei dort ein Bote aus Khartum angekommen, weldhe; 11 Tage zu seiner Reise gebrauht habe. Derselte habe he: richtet, daß General Gordon sih wohl befinde und den Aufständischen eine \ch{chwere Niederlage bereitet habe, indem er die Forts von Omderman in die Lust \pren: gen ließ.

Zeitungsftinmteu.

e Wie dies Berliner Börsen-Zeitung“ meldet, is dem Reichskanzler aus Travemünde folgendes Telegramm zu: gegangen:

„Erster auf deutsher Werft Henry Koch Lübe vollständig aus deutschcm Material erbauter Süd}eedampfer vereinigt auf Probefahrt &estgenossenshaft, welche in Anwesenheit der Kaiserlichen Konsuln in Sidney und Tahiti dankbar des Begründers deutscher Kolonialpolitik im feurigen Hoch gedentt

_— Die „National-Zeitung“ schreibt über die gestrige Reichstagssizung :

Der Reichstag hat einen Beschluß gefaßt, welcer im Lande das höchste Befremden und die weitgehendste Mißbilligung erfahren wird: nah einer langen Debatte hat er mit 141 gegen 119 Stimmen 20 000 für cine neue Direktorstelle im Auswärtigen Amt ver- weigert, obgleih Fürst Bismarck dieselbe unter eingehender Begrün- dung als unbedingt nothwendig für die Erledigurg der Geschäfte der auswärtigen Politik bezeihnet hatte. Wir betlagen diesen Be- {luß im Interesse des Reichstages, dessen Ansehen dur keine

entfernt in dem Maße gefördert werden kann, wie es durch unsad- gemäße und unhaltbare Beschlüsse leidet; als éin folcer aber wird der heutige nah unserer Ueberzeugung überall in Deutschland, aud in den Reihen derjenigen Parteien, deren Vertreter ihn heute gefaft haben, betrachtet werden. Wir beklagen ihn doppelt im Interesse des Liberalismus, dessen cine Fraktion, die deutschfreisinnige mit der de Ausaahme des Abg. Dr. Horwitz heute zu der Majorität gehörte.

Beim Beginn der Sißung war ohne Weiteres die vielbesprocene Gehaltserböhung für die Bureaubeamten der Reichskanzl-i, dem An- trage der Budgetkommission gemäß, bewilligt worden. Wenn die deutshfreisinnige Fraktion, an ihrer Spitze der Abg. Richter, sh in diesem Falle willig hatteri überzeugen lassen, daß dem Interesse des Dienstes die Rücksicht ter Sparsamkeit untergeordnet werden mußte, dann durfte man erworten, daß dieselbe Erwägung um so mehr in der Frage des Direktorpostens im Auswärtigen Amt dur{hs{lagen würde; denn bei der Reichsfkanzlei handelt es sich um das Arbeitswerkzeug des Kanzlers für die gesammte auswärtige und innere Politik; bei der Forderung für das Auswärtige Ant aber kam lediglich die Führung der auswärtigen Angelegenheiten in Betracht, in deren Anerkennung alle Parteien einig sind. Nach unserer Ansicht haben der Kanzler und der Untker- Staatssekretär Busch die Nothwendigkeit einer neuen Direktorstelle aub fsablich fo weit nahgewiesen, wie in derartigen Dingen ein Bt weis für die Außenstehenden überhaupt geführt werden kann; ungleih dur{schlagender aber, als diese Einzelheiten, müßte auch einer Opposition gegenüber, welche die Leitung der aut wärtigen Politik als erfolgreiß und ruhmvoll anerkennt, jeln, daß der Leiter dieser Politik erkiärt: ich brauche diese neue Beamtenstelle, ich brauche diese, im Budget des Deutschen Reiches vers{windend kleine Summe von 20 000 4 Die Liberalen betrachten eine Regierungsweise, welche si der parlamentarischen so weit an nähert, wie es die geschichtliche Stellung der Krone, des Heeres und des Beamtenthums im deutschen Staatswesen gestattet, als noth- wendig und als unvermeidlich für die Zeit, wenn einmal die großen Persönlichkeiten aus der Epoche der Begründung des Reiches vom Schauplaß abgetreten sein werden; aber meint man, ein solhes MRegierungssystem anzubahnen und vorzubereiten, indem man für die ersten Voraussezungen dessclben dasjenige Ver ständniß bekundet, weles dur den heutigen Beschluß bethätigt wird ? In der Beurtheilung dec auswärtigen Politik steht doch aud die Linke zu dem Kanzler so, wie eine Majorität zu einer von lr unkerstüßten Regierung; aber selbst eine Opposition würde s{werlid in einem parlamentarish regierten Lande cine minimale Sum, deren der leitende Staatsmann für die ordnungsmäßige Führung der auswärtigen Geschäfte zu bedürfen erklärt, verweigern; denn sie würde erwägen, daß sie, befände \ie sid im Amte, empfinden würde, daß auf solche Art ein großes Land sih nit regieren läßt, Man brauchte nur Hrn. Richters Rede zu hören, um darüber außer Zweifel zu sein, daß selbs er unter dem Eindruck der Argu- mente des Kanzlers unsicher geworden war: deutete er do schon a" man werde vielleiht übers Jahr die Forderung bewilligen können,

urde hierauf angenonimen.

fals ihre Nothwendigkeit woran doch im Ernst Niemand zweifeln

Berufung auf die natürliben Befugnisse jedes Parlaments auch nur |

ann! auch dann von der Regierung noch behauptet würde. jese unsibere Haltung des Hrn. Ricbter führt zu der An- daß eine ausreihende Erwägung der unausbleib- Konsequenzen einer Stellungnahme, wie die heutige \{-freisinnigen Fraktion, nit stattgefunden hatte. Wie wir hóren, ist Freiherr von Stauffenberg krank, Hr. Rickert verreist, und uch einige andere namhafte Mitglieder der ehemaligen Sezessionisten- d e waren nicht anwesend; aber dies ändert nichts an der That- fache daß durch eine fortgeseßzte Haltung, wie die heutige, die ge- sammte deutsh-freisinnige Partei im Lande in denjenigen Ruf fommen muß, welchen die Fortschritteparctei sich erworben hatte : ohne Empfindung für . die Regungen der Volks- secle sch von subalternen Erwägungen leiten zu lafsen, zu lauben, daß man einen Sieg erfocten habe, wenn man im Stande 4 für die Stellungnahme in einer fabliden Frage eine Anzahl formaler Argumente aufzubringen. So unglücklih wie mögli hat r. Richter heute daran erinnert, daß die Opposition im preußiscen Plgeordnetenhause in den Jahren 1862—66 ihr Budgetrecbt gerade an dem Militäreiat ausgeübt habe, obgleih der damalige Minister Graf Eulenburg sie gemahnt habe, es nicht daran, sondern wo sie sonst wolle, zu erproben. Hat jene Taktik etwa der damaligen Tortschrittspartei genüßt, daß Hr. Richter fic beute als Analogie zu dem Entschluß anführt, das Budgetrebt des Reichstages am Etat des Auswärtigen Amtes zu versuchen? Und damals war doch noch ein gewisser moralischer Zwang und daher eine Ent- {uldigung für das Verhalten der Mehrheit des Abgeordneten- hauses vorhanden, insofern drr Verfafsungestreit mit der Mititärfrage sich komplizirte, Aber was in aller Welt fonnte heute dazu drängen, j allerlei Scheingründe zusammen- ¡usuben, um fih durch die Verweigerung von armseligen 20000 Æ in den Verdacht zu bringen, daß man einer auswärtigen Politik Schwierigkeiten bereitet, welche das Deutsche Reich geschaffen hat, ihm foeben feine Stellung in der Weltpolitik erringt und vor der die fremden Völker si in Anerkennung neigen?! Gs ist sclecht- hin unverständli, daß eine Partei si ohne Noth, ja ohne Ver- suchung, in cine solche Position begiebt. S N Hâtte es noch einer Warnung davor bedurft, jo mußte sie in der Haltung liegen, welche das Centrum während der Sibung beobachtete. Znmitten des Redekampfes zwischen de:n BundeërathstisÞ, der Rech- fen und der Linken gab es keinen Laut von si; die stärkste Partei des auses hielt es nit für nothwendig, ihre Abstimmung zu begründen; als es aber zu diejer kam, votirte das Centrum fammt feinen Annexen mit den Deutsch-Freisinnigen gegen die Regierungsforderung. : Kann irgend Jemand über den Sinn dieses Verhaltens im Zweifel fein? pr. Windthorst hat heute dem Kanzler die Quittung über die Ver- weigerung der Aufhebung des Gxpatriirungêgeseßes ausgestellt; aber er hat si sorgfältig gehütet, durch irgend ein Wort fich mit den Gründen der Freisinnigen für die Verweigerung der 20000 M, solidarisch zu machen ; diese haben dem Centrum geholfen, den Kanzler wieder cinmal an die klerikale Macht zu erinnern, aber sie selbft müssen natürlich darauf gefaßt sein, bei der ersten, Hrn. Windthorft angemessen ersheinenden Gelegenheit zu Gefälligkeiten für die Negie- rung vom Centrum im Stich gelassen zu werden. Auch von diesem Gesichtspunkt aus erscheint das heutige Verhalten der Deutschfrei- sinnigen im höchsten Grade verfehlt. Dasselbe ift nur zu sehr dazu angethan, die s{weren Bedenken zu rechtfertigen, welhe durh die Fusion erregt worden waren. Gs ist hohe Zeit, daß innerhalb der deutschfreisinnigen Partei die Traditionen des secedirten linken Flügels der alten nationalliberalen Partei von 1867—1878 entschiedener ver- treten werden, als es bisher geschehen ist...

Der „Berliner BöLsen-CoUuvrier“ dhemerkt in derselben Angelegenheit :

,, Die Redner der Freisinnigen Partei haîten bei ihrer Be- fämpfung dieser Forderung von vornherein einen {weren Stand. Mit Recht konnte der Leiter unserer auéwärtigen Politik auf feine große und verantwortliche Thätigkeit hinweisen, mit Recht auf die Erfolge, die er errungen hat, auf die Arbeitslasft, die er und die Beamten des Auswärtigen Amtes zu bewältigen haben. „Die Thatsache steht zweifellos fest, daß an die Beamten dieses Ressorts Ansprühe gestellt werden, die zu _ bewältigen selbt die angespannteste Thâttgkeit nit im : Stande U Mit Recht kounte Fürst Bismark auf die üblen Folgen hinweisen, welhe die Ueberbürdung mit Arbeit für die bisberigen Direktoren im Auswärtigen Amte gehabt hat. und wir möcbten es daher bezweifeln, ob unsere Parteigenossen im Reichstage Recht daran gethan haben, auch wenn es ihnen gelungen ift, für ihre Anschauung dur die eigen- thümlide Parteigruppirung des Reichstages einen Erfolg zu erzielen, cine Forderung zu bekämpfen, welche dur so triftige Argumente unterstüßt wird. Wir halten die Sparsamkeit in diesem Punkte nicht für gerechtfertigt, halten e um so weniger gerechtfertigt, als bei der gegenwärtigen Strömung im Lande diese Ablehnung eine üble Deutung erfahren und auf persönlide Motive zurückgeführt werden wird. Derartige Jusinvationen sind denn au den Rednern der Linken von Seiten der Konservativen nit erspart geblieben und haben Hrn. Hänel zu einer Zurückweisung veranlaßt, in der er auszuführen versuchte, daß wir hier einer einsahen Budgetfrage gegenüberstehen. Einem Einfluß der ungünstigen Finanzlage auf das Budget könne sid auch der Neichs- kanzler nicht entziehen, „und weiter*, so sagte Hr. Hânel, „(ingen die Des duktionen der Opposition nicht." Es ist die Frage, ob man geneigt sein wird, diese Deduktionen gelten zu lassen. Wenn es richtig ift, was Fürst Bismarck mit Nachdruck hervorhob und die bekannt ge- wordenen Thatsacben bestätigen in vollem Maße Das, was er gesagt hat daß die Arbeitslast der Direktoren im Auswärtigen Amt eine den Gesundheitszustand derselben gefährdende ift, fo liegt für die Ver- mehrung derselben eine zungende Veranlassung vor, die durch keinerlei Budgetrücksichten verhint werden kann. Bei einem Budget, wie dem- jenigen des Deutschen Reiches, hat ohnedies die von der Regierung aufgestellte Forderung keine irgendwie {wer ins Gewicht fallende Bedeutung, und wie die Dinge nun einmal liegen, sollte es die deutshfreisinnige Partei unseres Erachtens vermeiden, das O hafte Recht der Volksvertretung zur Budgetbewilligung dazu zu be-

nuben, solhe Forderungen zu bekämpfen, bei denen die öffentliche

Meinung auf Seiten der Regierung steht. Sie tritt, selbst wenn sie einen Etat Erfolg erzielt, dadurch in cinen Gegensaß zu er im Reiche herrshenden Strömung, der für ihre Partei- interessen von bedenklichen Folgen werden kann. Wenn es si darum handelte, irgend ein Prinzip aufrecht zu erhalten, das von der (egierung oder von den Kon}ervativen bekämpft wird, so würden wtr die größte Konsequenz auf Seiten der freisinnigen Partei auch dann für gerechtfertigt halten, wenn die momentane „Strömung in den breiten Schichten der Bevölkerung nicht mit ihren Anschauungen übereinstimmt. Allein wir stimmen durchaus mit den citirten Acuße- tungen des Abg. Hänel überein, daß es si hier lediglid um eine udgetfrage handelt, um eine Ersparnißrücksict, die, 0 wünschenswerth le erscheinen mag, doch unter den obwaltenden Verhältnissen nicht durch- führbar erscheint, Eine solhe Frage aber zn einer Prinzipienfrage aufzubauscben, halten wir weder für erforderlich noch für ¡zweckmäßig, und wir glauben, daß die deutscfreisinnigen Abgeordneten dur ihre baltung der Partei einen {l chten Dienst erwiesen haben. Gerade weil wir die grundlegenden Prinzipien der Partei theilen, glauben wir, mit der offenen Darlegung unseres dissentirenden Staudpunktes n dieser, wie in mancher anderen Frage, au wenn fie von dem arteishematismus abweicht, den Interessen des Freifinns einen seten Dienst zu leisten, als at Abs Fe, ißen wir für einen hler der Parteitaktik halten, stillshweigend gutheißen. - Der iE ae hat E namentlicher Abstimmung den Abstrih der Dosition beschlossen. Cin solcher Sieg des von der en artei vertretenen Standpunktes ist nur dur das Votum e fen trums, das bei dieser Gelegenheit feinen einzigen Redner ins e vesidt hat, aber einstimmig für die Streichung stimmte, ermögli

sfinnige Partei nur durch die Unterftüßung des Centrums er-

rungen hat.

Neichôtags - Angelegenheiten.

Dem Reichstage is noch eine dritte Denkschrift vorgelegt worden , betitelt: Os Interessen in der Südsee. Dies elbe hat folgenden Inhalt: L ; : 6 Ae Verwesers des Kaiserlichen Konsulates in Apia. Einreichung ¿weier Denkscbriften: 1) die Deutsche Handels- und Plaatagen-Gesellshaft der Südsee-Jnseln in Hamburg, 2) die fremde Konkurrenz der deu! chen Handels- und Plantageninteressen in dew unabhängigen Theile des westlichen Stillen Meeres. Anlagen die beiden erwähnten Denkschristen im Auszug. gas Ver- zeihniß der Niederlassungen und Stationen der Deutschen Handels- und Plantagen - Gesellshaft der Südsee - Insekn zu Hamburg auf den Inseln im Großen Dcean in 1883. Zusammen- stellung Über die Besißungen der Firma Hernsheim u. Co. in der Südsee in 1883. Berit des Kaiserlihen Konsulates in Apia. (Auszug.) Die Verhältnisse im westlichen Melanesien speziell mit RNücksihi auf den Bezug von Arbeitern für die Plantagen auf Samoa. Denkschrift des Verwesers des Kaiserlichen Konsulates in Apia über die deutschen und fremden Interessen in dem Archipel von Neu-Britannien. (Auszug.) Erlaß an den Verweser des Kaise r- lichen Konfsulates in Apia. ( Auszug.) Gnisendung eines kommissarischen Reichsbeamten nach Neu-Britannien und Neu-Irland. Bericht des Verwesers des Kaiserlihen Konsulates in Apia. (Auszag.) Noth- wendigkeit, in dem Archipel von Neu-Britannien eine ständige Berussvertretung zu \{afffen. Bericht des Verwesers des Kaiser- lichen Konsulates in Apia. (Auszug.) Einreichung einer Denkschrift über die politishen und kommerziellen Verhältnisse auf-den Gilbert-, *yearshall-, Karolinen-, Cllice- und Tokelau-Infeln. Erforderniß der Einrichtung einer Berufsoertretung für diese Inseln und des hâufi- geren Besuches derselben dur deutsche Kriegsschiffe. Axalage: Die erwähnte Denkschrift im Auszug. Bericht des Verwesers des Kaiserlichen Konsulates in Apia. (Auszug.) Einschreiten cines englischen Kriegtsciffes gegen Angestellte deut]cher Firmen. Bericht des Verwesers des Kaiserliben Konsulates in Apia. (Auszug.) Nothwendigkeit der Errichtung einer Berufsvertretung auf den Tonga-Inseln.

Statiftische Nachrichten.

Gernäß den Veröffentlihungen des Katserlihen Gesund» heitsamts find in dec 49. Jahreswoche von je 1000 Einwohnecn, auf den Jahresdurcbschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 236, in Breslau 29,7, in Königsberg 28,7, in Cöln 22,0, in Frankfurt a. M. 18,8, in Hannover 21,4, in Cassel 13,6, in Magdeburg 228 in Stettin 20,7, in Altona 26,8, in Straßburg 13,1, in Mey 17:8, in München 27,3, in Nürnberg 36,6, in Augsburg 24,4, in Dreb den 23,4, in Leipzig 23,4, in Stuttgart 15 5, in Braunschweig 22,3, in Karlsruhe 24,0, in Hamburg 27,7, in Ube —, in Wien 26,5, in Budapest 21,6, in Prag 29,6, in Triest e Ul Krakau 28,2, in Basel 20,1, in Brüffel 29,4, in Amsterdam 33,9, in Paris 29,4 n in London 22,4, in Gla8gow 37,5, in Liverpool 26,0, in Dublin 33,2, in Edinburg 22,1, in Kopenhagen 32,5, în Stockholm 241 in Chri: stiania 15,9, in St, Petersburg 23,2, in Warschau 33,3, in Ddefja 29,4, in Rom 23,4, in Turin 36,8, in Bukarest 26,5, in Madrid 36.1, in Alexandrien 31,2. Ferner aus der Zeit vom 9. bis 15. November cr.: in New-York 24,3, in Philadelphia 22,2, in Chicago —, in Cincinnati —-, in St. Louis —, in Say Fran

i 79 in Kall i #,C wiadras 37,0. sko 17,9, in Kalkutta 27,1, in Bombay 22,9, (u Vatas 34, N dée aa und “in ben erften Tagen der Berichtswoche

errs{ten an_ den ostbeutschen Beobachtung8orten und in Berlin nord- Se an den füddeutfcen Stationen fowie in Heiligenstadt und Cöln nordöstlihe, in Bremen nordwestliche, aber {on am 30. No- vember nach Südwest gehende Luftströmungen. Am 2. und 3, Dee zember drehte der Wind auch an den übrigen Stationen, in Münden und Côln nah vorübergehendem Wechsel mit Südost, nach Süd, MWest und Südwest und blieben diese Windrichtungen, an vielen Stationen bis zu Stürmen ausartend, bis zu Ende der Woche über- wiegend. Beim Veginn der Woche und bis zum 3. Dezember infl. herrschte an allen Stationen ftrenges Frosiwetter; Heiligenstadt meldet bis zu —18,6 Grad, Konitz bis ¿u —19,7 Grad C. Den 4, Dezember trat Thauwetter ein und stieg die Luft:cärme bis zu Ende der Woche an den meisten Stationen erheblich. Niederschläge, in der ersten Wochenhälfte meist Schnee, in der zweiten Regen, fielen häufig und ergiebig. Der beim Wochenbeginn niedrige Druck der Luft nahm in den ersten Tagen der Woche zu, sank vom 2. Dezember an rasch und tief, stieg jedoch in den leßten Tagen der Woche an allen Stationen : i i : Die Sterblichkeit hat in E E A in E ropäishen Großstädten, namentlih in den deutsGen, a nen. G S Sterblibkeitöverbälinißzahl für die deutschen Städte sank (pro Mille und Jahr berechnet) auf 24,1 von 24,6 der Vor- woche. Die Theilnahme des Säuglings8alters an der Sterblichkeit war im Allgemeinen eine geringere. Von 10000 Lebenden starben (aufs Jahr berebnet) 70 Säuglinge, in Berlia 58, in München 106. Unter den Todesursachen führten die Infektionskrankheiten meist seltener, nur Masern und typhöse Fieber häufiger zum Tode. Masern gewanneu in Königshütte, Berlin, Leipzig, Hamburg, Barmen, Elber- feld, Neuß, Frankfurt a. M., Mainz, Warschau, Kopenhagen größere Ausdebnung, in Nürnberg, Iserlohn, Hagen, Glaëgow, Liverpool ist eine Abnahme der Epidemie ersichtlih, namentlich hat in Nürnberg die Zahl der Neuerkrankungen sehr abgenommen. N Das Swarlach- fieber rief in Elbing, Stolp, Greifswald, Breslau, Bromberg, Königshütte, Amsterdam, Rotterdam, Stockholm, Warschau, Glas- gow, Liverpool viel Todesfälle hervor, in Berlin und in Christiania wurde die Zahl der Opfer etwas kleiner. Diphtheritis und Croup herrscht in einer großen Zahl von Städten in ansehnlicher Verbreitung, und veranlaßte namentlich in Stettin, Elbing, Breslau, Münwen, Augsburg, Eßlingen, Dresden, Mühlhausen i. Th., Apolda, Leipzig, Halle, Brandenburg, Barmen, London, Stockholm, Watschau, Madrid zahlreicbe Todesfälle. In Königsberg, Berlin, Magdeburg, Frank- furt a. O, Hamburg, Paris, Odessa nahm die Zahl derselben etwas ab. Typhöse Fieber wurden im Allgemeinen häufiger Todes- ursachen, so stieg in Hamburg, Cöln, _Paris, Budapest, Turin die Zahl der tödtlich endenden Fälle. An Flecktyphus kam aus Danzig, Braunschweia, London, St. Petersburg, Madrid je 1 Todes- fall zur Mittheilung. Der Keuchhusten verlief vielfach milder, nur in Elbing, Breslau, Ingolstadt, Glasgow war die Zahl ver Todesfälle daran eine größere. Darmfkatarrhe der Kinder zeigten ein beschränktes Vorkommen. Dem Kindbettfieber erlagen in deutshen Städten 25 Frauen. Potcken zeigten sich in vielen Orten seltener. Aus Cöln und Rom kamen vereinzelte, aus Wien, Prag, Paris, Warschau, Venedig, Madrid, Lissabon mehr- fache, aus London zahlreie Todesfälle an Pocken zur Anzeige. Die Cholera ift in Paris im Erlöschen. In der Becichtswohe er- lagen derselben noch 21 Personen, in den Hospitälern befanden fi nur noch 37 Erkrankte. Auch aus den indischen Städten Kalkutta, Bombay, Madras werden nur wenige Cholerafälle gemeldet.

Kunft, Wiffenschaft und Literatur.

„Die Uniformirung des Deutschen? Reichs8heeres.“ 4. verbesserte und bedeutend vermehrte Auflage. Berlin, Verlag der Lieb-lshen Buchhandlung. 1885. Preis 75 H. Vie vorliegende Schrift enthält in knapper Form eine genaue Beschreibung der Uni- formirung der Fußtruppen, der Kavallerie, der Artillerie, des Trains

worden, Daß bei diesem Votum des Centrums andere als die blos salichen a Clara mitgewirkt haken, kann Fen Zweifel unterliegen. Wir bedauern diesen Sieg, den die deut|

der Generalität, des Kriegs-Ministeriums und Generalstabes, der

schen Neitenden Feldjäger-Corp8, der Offiziere von der Armee, der

Swloß-Garden und der Königlih bayerishen Leibgarde der Hart-

\{iere, der Leib-Gensd'armerie, des Sanitäts-Corps, des Militär-

Veterinärwesens, des Auditoriats, der Militär-Intendanturen, der

Zahlmeister und Zahlmeister-Aspiranten, des Zeug-Personals, der

Büchsenmacher, der Regiments-Sattler, der Invaliden, der Kadetten,

der Unteroffizier-Vorschulen, des Militär-Kaaben-Erziehungs-Instituts

zu Annaburg und des Militär-Waisenhauses zu Potédam.

„von Dossows Dienfstunterriht für den Infan-

teristen des deutscchen Heeres.“ Bearbeitet von Paul

von Schmidt, Major und Bataillons-Commandeur im 4. Thü-

ringishen Infanterie-Regiment Nr. 72. 25. na der „neuen Gar-

nifondicaft- und Scießinstruktion* umgearbeitete und verbesserte Auf-

lage. Berlin, Verlag der Liebelschen Buchandlung. 1885. Preis

50 S. Dieses in militärishen Kreisen weitverbreitete und wohl-

b kannte kleine Buch zerfällt in 2 Theile: den „Rekruten-

unterrihi* und den „Dienstunterriht der älteren Mannschaften“

(vom deutschen Heere, Theorie des Schießens, das zerstreute Gefecht,

Marschdienst, Aufklärungs- und Sicherheitsdienft, Cantonnements- und

Lagerdienst) und is mit 57 Abbildungen im Text und einer Figuren-

tafel ausgestattet. Für die vorliegende Auflage wurden eingreifende

Aenderungen, die durch die 2 neuen Instruktionen „die neue Garnifon-

dienst-Jnstruktion“ und die „Schießinstruktion“ herbeigeführt worden,

nothwendig. Der Abschnitt über das zerstreute Gefecht wurde in

derselben abermals verbcfsert und erweitert. E E

Im Verlag von Carl Krabbe in Stuttgart is vor einigen Woten ein „Lehrbuch der evangelischen Volksschulêunde zum Gebrauch an Lebrerseminarien und zum Selbstunterriht von Heinrich Beckh, Seminar-Rektor in Künzelsau (Württemberg)“ erschienen, welches durch die klare und übersichtlihe Darstellung, wie dur den reihen Inhalt und die liebevolle Behandlung gerade der in Betracht kommenden ethiswen Fragen \ich vortheilhaft auszeichnet. Das Lehrbuch ift zunächst unter besonderer Berücksichtigung der würt- tembergischen Schulverhältnisse bearbeitet worden ; nichtsdestoweniger darf es auch wohl im übrigen Deutschland auf eine freundliche Auf- nahme bofen, da es aus den gemeinsamen Anregungen heraus- gewachsen ist, welche von der gemeinfamen Arbeit an der Schule und für die Schule im ganzen evangelischen Deutschland cusgegangen find. Denn „troy aller Verschiedenheiten im Einzelnen geht durch die ganze evangelishe Volkss{ule von der Refor- tnation bis heute ein einheitliher Zug hindur, den dies Lehrbud weiter pflegen und fördern helfen soll“. Der VBer- fasser erkennt freudig die fortschreitende selbständige Entwicklung der Volksschule an, wünscht aber bei aller Werthshäßung derselben den evangelishen Charakter der Volksschule na allen Seiten grund- säßlih gewahrt zu wissen. Durch die übersichtlihe Klarheit der Anlage, durch die umfassende und do knappe Behandlung aller zur Sache gehörigen Punkte, sowie durch das Bestreben, Theorie und Praxis miteinander in Ginklang zu bringen, wird si das Lehrbuch als ein \chäßbares Hülfsmittel für Lehrer und auch jüngere Theologen ausweisen. Wie der Verfasser in der Einleitung bomerft, hat die Volks\chulkunde die Aufgabe, die Arbeit der evangelischen Volksschule und die Einrichtung und Geschichte derselben zusammenhängend dar- zustellen. Um diese Aufgabe zu erfüllen, ift vorher cine grundlegende Berücksichtigung der allgemeinen Fragen und Aufgaben der Erzichung nöthig, ebenso wie eine Besprechung der perfön- liden Stelluna des - Volksschullehrers, als des lebendigen Trägers der Schule, unerläßlich „ersheint. Der Verfasser hat deshalb sein Werk in drei Haupttheile getheilt, nämlich erstens den grundlegenden, welher von den geistigen und etbischen Vorausseßungen und den allgemeinen Aufgaben der Grziehung handelt, zweitens den aufbauenden Theil, welcher die Volks\{ule bespricht, und drittens den abschlicßenden Theil, welcher sich mit der Vor- und Fortbildung des Lehre1u9, mli setner Stellung im Beruf und seiner Lebensführung in Gemäßheit seines Berufes beschäftigt. Das Hauptgewiht fällt selbstoerständlih auf den zweiten Theil, welcher den breitesten Raum in Anspruch nimmt. Derselbe zerfällt wieder in drei Abschnitte mit zahlreihen Unterabtheilungen, und handelt von der Stellung der

B chule unter den Faktoren Scott wr Cry Werbe uus Bo ltoldule (Schulunterriht und Schulerziehung) und von der Ge- \chichte der évangeiiGen Volks\chule im Zusammenhang mit der Ge- schichte der Erziehung. . :

ï M Bon I W.Hadländers „Soldatengeschiten® Verlag von Carl Krabbe in Stuttgart) sind die Lieferungen 23 bis 25 er- schienen, die den „alten Lehnstuhl“ und den Anfang der Erzählung „cin Schloß in den Ardennen“" bringen. Zu dem „alten Lehnftuhl hat Hr. Friß Berzen fehr gelungene Illustrationen geliefert. Für Denjenigen, welcher die Soldaztengeschichten, in denen des Soldaten Leid und Freud, vom mühsamen Puyten bis zum flotten „Parade- marsch, vom Arrestlokal und Lazareth bis zum fröhlichen Nitt und den lustigen Manöverscenen, in die si graziós ein k(eincc Roman einfügt, mit Lebenstreue und herzgewinnendem Humor geschildert wer- den, als Weihnachtsgeschenk verwenden will, find dieselben auch in einzelnen Bänden zu haben unter dem Titel eSoldatenleben ÎmM éFrieden“, N n G R J 2 ent stellt fi der Preis au -3 für die Lie E E 8 C. C. Brunschen Verlage (Minden i. W.) erschien soeben: „England und Amerika“, fünf Büher englisher und amerifanisher Dichtung in deutschen Ueberseßzungen, herausgegeben von Julius Hart. Der Autor, dessen im gleichen Verlage erschienene Antóologie: „Vom Orient zum Occident" wir erft kürzlich an diefer Stelle besprochen haben, bietet hier eine ähnliche Gabe, welbe ih auf einen kleineren Raum beschränkt, dafüc aber, wie es in der Natur der Sache liegt, reihhaltiger und erschböôpfender ist als die ebengenannte. Bot er uns in jener einen Ueberblick über die gesammte Weltliteratur, so führt e Uns M dem vorliegenden Bande das geistige Leben zweier großer, nahe verwandter Völker vor Augen. Es is dies die erfte englische Blüthenlese in deutswer Sprache, weclche in chronologiscer Anordnung eine vollständige Uebersicht der Entwickelung der Poesie in England wie in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, von ihren Anfängen bis auf die Gegenwart, giebt. Während die übrigen Anthologien\chreiber oft willkürlich einzelne wenige Geister aus der Menge herausgreifen, fehlt in der vorliegenden Sammlung keine hervorragende und arafkteristische Erscheinung, welche leuhtende und tiefe Spuren in der Geschichte der britischen Dichtkunst zurügelasfen hat. Sie giebt ein vollständiges und abgerundetes Bild und kann denjenigen, welhe ihre . Belehrung am liebsten bei den Dichtern selbst suchen, eine Literaturgeschichte erseßen, be- sonders, da ausführliche literarische Daten die Proben ergänzen. Dieser Umstand allein dürfte bei der Wichtigkeit und dem Umfange der englischen Literatur sowie bei der großen Zahl ihrer deutschen Be- wunderer ausreichen für die Daseinsberedtigung des Bucbes. In der Autwahl der Proben hat sih der HerauëLgeder hauptiähUch voa rein ästhetishen Grundsätzen leiten lassen und dana gesucht, nur solebe Dichtungen darzubieten, welche von wahrhaft poetischem Geist und Leben erfüllt und Muster ihrer Art sind. Nur hier und da noch hat er auch dem literarhistorisGen Standpunkte Konzessionen gemabt und zwar dort, wo die Zeiten allgemeiner poetischer Dürre oder falscher poectisher Anschauungen in Betracht kommen. Was den Proben dieser Art an Schönheit und Tiefe abgeht, erseßen sie theilweise dadur, daß sie carakteristisch sind für den Geist ihrer Zeit. Die Namen der Ueberfezer beweisen schon, daß der Herausgeber auch nah dieser Hinsidt das möglichst Beste anstrebte. Eine nicht unbeträcht- liche Anzahl dec Ueberseßungen ift völlig neu und bisher ungedrudckt; die meisten auch von diesen dürften vollendet genannt werden. Das erste Buch giebt eine ausgewählte Uebersiht über die Anfänge der englishen Literatur, von Beowulf bis Chaucer, das zweite behandelt die englishe Literatur im Zeitalter der Renaissance von Chaucer bis Milton, das dritte von Milton bis Burns, also das Zeitalver der englisen Classicität; das vierte Buch bringt Proben aus der modernen Literatur von Burns bis auf die Gegenwart. Das fünfte Bub betrachtet sodann die nordamerikani- {en Dichter, von Dr. Sheckburg, der den Yankee daodls in die

| Flügeladjutanten, der Adjutanten der Königlichen Prinzen, des preußi-

Welt seßte, bis auf Edward Rowland Sill, dessen sinniges Ge-