1884 / 298 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 18 Dec 1884 18:00:01 GMT) scan diff

stellen, das Kaufen der Tabacke nach Qualität zu bevorzugen, endli notorishe Mißstände im Maklerwesen zu beseitigen t e Hoffen wir, daß die dankenêwerthen Anregungen zu Gunften unseres Tabackbaues ret reibe Erfolge aufzuweisen haben, es dürfte bisher selten eine so große Versammlung zu finden gewesen sein, in welcher die 3 Erwerbskategorien, Landwirthschaft, Industrie und Handel so harmonisch einem Ziele zuarbeiten, um so wichtiger, als dieses Ziel E s volk8wirthschaftlich so hochbedeutendes i}, wie in ese all.

Gewerbe und Handel. Die „Swles. Ztg.“ meldet vom obersblesischben Stein-

teftantisben Kirbengemeinden gehabt; andere Anstalten sind Privatunter- nehmungen von Schulvorstehern oder Gründungen einer kleineren Anzakl von Familienvätern. Da finden \sich Kindergärten, einflassige und weiter entwickelte Elementarshulen, vollberechtigte Gymnasien und selbst Seminare und Universitäten bunt nebeneinander. Nur wenige dieser Schulen erbalten) einen Zushuß vom deutsben Mutterlande (Konstantinopel, Bukarest, Kairo) oder von den Regierungen der fremden Staaten (wie in Rußland, Rumänien und Chile); die meisten find auf si selbst angewiesen, und haben in Folge dessen mit vielen Schwierigkeitzn zu kämpfen. Sie stehen größtentheils unter der Leitung besonderer Schulkommissionen, und werden meist von Kindern aller Bekenntnisse und Nationalitäten besuct.

mit musterhafter Auffafsung und nobler Technik.

den übrigen Klavierpiecen verdienen Schuberts „Marche car téristique“ (zu vier Händen) und in Sonderheit Beethovens Septett (zu acht Händen) unsere volle Anerkennung. Besonderen Beifal errang eine neue Komposition „türkisher Marsh“ von A. Weiy welche auf Verlangen wiederholt werden mußte. Weniger originell, wenn aub nicht ganz wirkungéêlos, erflang eine weitere Komposittor von unbekannter Hand: ein Scherzo für Violinen und Bratschen Die Piecen für Streichinstrumente wurden ficher und rein gespieli, wenngleid hierbei die tiefe und gesunde Vortragsweise zu vermissen war, wel wir gerade bei den Klavierspielern lobend zu erwähnen haben. Der

zum Deutschen Reichs-Anz

Erste Beilage

Berlin, Donnerstag, den 18. Dezember

eiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

4,

x 298. E Nictamlliches.

Zustände hätten auch die Deutschen gehabt, die nur Zeit genug

au selbst Schuld daran getragen haben, aber gleih s{lechte | Er könne niht verstehen, warum die Gleichstellung der deutshen und polnishen Sprache bei Gerichtsverhand-

lungen in polnischen Landestheilen antinational sein solle ?

Gesang der S&ülerinnen der Fortbildungs\chule befriedigte; nur bsz wir e Söwelider Baba ee RMLLCNE Liter Ide als die Îrusfühte Preußen. F u B e weiteren Ver- E E i ? ) etner Lôweschen Ballade (das Erkennen) und Curshmanns, Blumengaruß! estrigen (17.) Sißung des Reichstages wurde - A unde] und die eh , S O ; ; „Ol gruß!, der g y gethan. Wenn auc anzunehmen is, daß bei weiterhin anhaltend | erfreuen, R O f S E Ms eions u iee Weihnachts. Ausstellung, welche dem musikalischen Theile E erste Berathung des von den Abgg. Dr. von Jazdzewski warmer Witterung nach dem Fest die Bestellungen \sich verringern | sowie die Ostseeprovinzen Rußlands als Wébieto. iv Betracht, in Daaealten ibe pu A R aub auf dem Gebiete der A Genossen eingebrahten Geseßentwurfs, betreffend die de Cle Ae D als " iein E Lin rie ay qs denen die Deutschen einen großen Bruchtheil der Bevölkerung aus- | zu thun E E E A N E E Ahänderung Ls E ETRILGATFAITIRRSgETees, LEM i : : en haven, le Forde- | machen. Die Zahl d t 3 : C =——= 1877 fortaesett. C O E A EN U woe zu: Zu welhe 1860 nos He E a0 R E et belief P S Mntuda bai las Wortlaut : . ; ; Éa, 2 U- } 11ck im Fahre 1883 nur no 400; i i ü ; ; ; ; s A Rei lle besli : nahme tegrifen, da man bei den ringen Boreäiben und dem | gab o8 23% deute Voltes usen. daran nur 43 cinflalfige" Denlae | i crarisde Neuigkeiten und periodische SHrifte, F Lur nadliebaden Grfehentwurfe die vertejungemäßige Iu it Frs aat Ra N „Mr au ulpflihtige Kinder waren 1883 in Ungarn und Siebenbü Preußisches Verwaltungs-Blatt. Nr. 11. J (in theilen: mit gröberen Körnungen in Verlegenheiten kommen will. Aufbe- | 323 447 vorh Be tebendbUrgen j d L. ngs at Mr, 11, Inhalt; flimmung zu ertheilen: S : i A ° D2 vorhanden, von denen 263068 oder 81,3% die Schule be- | Die Größenverhältnifse der preuß. Kommunaleinheiten. Ze| Gele, E Dee Mae e F L E Seesen ee ju do, Le bi E E E nicht mehr in Ungarn, obwohl E De ind: N Bureaus. Polizeilihes mit bctreffend die Abänderung „des E RORLJANUnd Age EYeS vom t S I E R D, i : t and ] von ( bis 7 durchs{nittli 138 % aller Gymnasial- retten betr. Naumung eines Grabens. Baukonse 21, Zannar 187. D el A i Fe e E E Waggons oder \{üler Deutsche gewesen sind. Jn Siebenbürgen belteben 5 aal siedelungskonsens. Bau mit Baukonsens aber obne AnfiétatatE (Reichs-Gesetblatt Seite 74.) Konsumtions tao : erttilet ih aus O iese außerordentliche | vollständige Gymnasien, ein vierklassiges Üntergymnasium und ein | konfens. Polizeilibes Einschreiten in diesem Falle. Versagung b Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König \{ärft Lade Ss eiiiele el g die V Diesem Winter ver- | Unter-Realgymnasium; mit den erftgenannten stehen die 5 Lehrer- | AÄnsiedelungsgenehmigung in diesem Falle. Polizeiliches Einschreiten von Preußen 2c. E e g i; a r Berke rsanstalten bei- | seminare in Verbindung, in denen die lateinische Sprache neben der | segen die Benußung eines bisher zu anderen Zwecken benutzten Bau- verordnen im Namen des Reichs, na erfolgter Zustimmung des Dny verkebrs\ckwäd Mera it oi ien batten , als j in } deutschen und magyarischen ‘obligatorisch ist, Außerdem sind noch | werks (einer früheren Wächterbude) zu Wohnzwecken auf Grund des Bundesraths und des Reichstages, was folgt: lers fine N ne A er west iche Fs des Res | eine deutste Ober-Realschule (in Hermannstadt), 3 deutshe Bürger- | in Anlehnung an §. 12 Straßen- und Baufluchtengesetzes vom 2. Juli 7 Artikel I. E S Es saß 4 Zie hae oben an. Aber | s{ulen, 9 Gewerbeshulen (die genau unseren elementaren bezw. | 1875 emanirten örtlihen Rehts. Das Vorhandensein orts-baupolizej, Dem §. 186 des Gerichtsverfassungsgesees vom 27. Januar zugenommen Bei den Aus i n E Verkehr außerordentlich höheren Fortbildungs\{ulen entsprehen und 1882/83 von 1115 Lehr- | liber Bestimmungen über den Begriff fertig hergestellter Straßen als 1877 (Reichs-Geseßblatt Seite 74) ist hinzuzufügen: i L reie Mena 5 St velTobl tordrevier, welde früher be- | lingen besuht wurden), 3 landwirthschaftliche Lehranstalten und eine | Vorausseßung der Anwendbarkeit einer ortsstatutarischen Vorschrift Jn den der Krone Preußen seit dem Jahre 1772 zugefallenen (tes echt E Grube ohlen B Ae lind diese jeßt andels\chule vorhanden, dagegen feine deutshe Universität. | nach welher Wohngebäude, die einen Ausgang nah noch nit fertig polnischen Landestheilen ist die polnishe Sprache neben der Labes bie Betsieldvarcióhita n Eb T: f S ars Dstrevier | Früher bestand in Hermannstadt eine juristishe Fakultät mit deutscher | bergestellten Straßen haben, nit errihtet werden dürfen. Reini, deutschen gleihberechtigt. e “A er age ees, ie ostwärts } Unterritssprache; dieselbe wurde na 1867 magyarisirt und soll | gung und Beleuchtung der Verkehrsmittel (Wege und Strafen Artikel I. arube waren Lad O L Aufbs 8 d er anda-, Leopoldine- demnächst gänzli aufgelöt werden. Chausseen und Rampen 2c.) im örtlichen Vrrkehrsinteresse als Maß Jm §. 187 1. e. ist an Stelle des ersten Absatzes zu setzen: tba fa S Us Stra Eif bak ckchiffahrt auf der Przemza Die Ostsee-Provinzen Rußlands haben ein wohlgeord- | nahmen bezw. Veranstaltungen der örtlichen Polizeiverwaltung; di Wo sonst im Reichsgebiete unter Parteien verhandelt wird, v E Aa cbgrats N eee Co aat ImYst- | netes, vortrefflich verwaltetes und weilverzweigtes Schulwesen. “1882 | Kosten derselben fallen der Kommune zur Last. Verpflichtung L die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, ist ein Dolmetscher lebter als seit e 9 i je 0 “a e na Desterreih-Ungarn be- gab es außer der Universität Dorpat 26 Gymnasien (darunter auc Adjazenten zur Straßenreinigung. Genehmigungspflichtige gewerb- zuzuziehen und ist in diesem Falle ein Nebenprotokoll in dec Galaub Ebeuteabes R ha e auch der Absay ins | für Töchter), 4 Realschulen, 86 Kreiss{ulen mit dem Kursus der | lide Anlagen. Dampfkesselanlagen als solche, nit Zuckerfabriken Sprache der Parteien aufzunehmen. ; Außenhand-el8 w d E A A wirkend auf die Hebung des ] unteren Gymnasialklassen, 7 Lehrerseminare und 287 Elementar- und | Anwendbarkeit der Bestimmung des §8. 26 R. Gw. O. Einwirkung Nachdem der Antragsteller Abg. Dr. von Fazdzewski seinen “n A Roben @ 5 n R ane für die Beförde- Kircenschulen, zusammen 410 deutshe Scbulen aller Art, die von | der N. Gw. O. insbesondere des §. 96 derselben auf frühere Lamdel- Antrag begründet hatte ergriff der Bevollmächtigte zum ben nah der ¿aftli ra rg aas E E wg rers if in R aren. M den Landschulen wird O r N dg agung und Entschädigungs- j Bundesrath, Sta1tssekretär des Reichs-Justizamts Dr. von T (G 5 En LULWIg i urg- zer] de P der Unterr meist in efstuischer und lettisber Sprache ertheilt. Im | an]pru der Privatshlachtstättenbesizer. Kirchenbaulast. Bedürf ; 9 . e Loberen Roblendrellen fe 10 a starken Bedarfs wird auf | übrigen Rußland waren noch 26 deutsde Schulen G0 anden, da- | niß in Folge Versculdens der kirlichen a Dienftentlasiunz Na pret E and der Gerihts\prahe der vormaligen Nürnberg, 16. Dezember. (Hopf ktberi von 6 in St. Petersburg, 4 in Moskau und 6 in Warschau. Ein- | eines Beamten in Folge der Thatsache, daß derselbe in dem Geschäfte ben Landestbeile hat son zu wiederholten Malen den Gegen- Leopold Held.) Am aefirigen Marste A o 300 B M von | zelne der St. Petersburger und Moskauer Schulen stammen son | seiner Ghefrau dem Verbote der vorgeseßten Behörde zuwider (als piiaen Mile eberischen Entscheidung gebildet : Zuerst im preußi- fauft Sie de Me s a Me D Sa E Mitter A S cue a E anten deutschen Gebülfe) G ry eta E n obrigkeitli&e Anordnungen A N abenaesén E O D, Gerits- ein Umsay voa über 400 Ballen erzielt werden konnte. Die gezahlten | bergis mehr als 1500 Kindern befanden si in den 8 württem- | 1m Sinne des Z. 110 des K, Str. G. B. Strafbarer Ungehorsam erfassunasgeseß von 1877. Bei beiden Gelegenheiten sind in der Be- ; E N E 1 gischen Kolonien Transkaukasiens. gegen Polizei-Erekutivbeamte und deren konkrete Amtshandlunge versasjung8ge]eB V O As U Lts Pretle waren jedo ale sehr niedrig, und die Verkäufe bewetten fi | - «n ten übrigen Lünpern Europas sind im Ganzen noc 45 deutive | =- Doceite:Tanlustbarkelt als dfenilihe Tanclustbarkeit “Bie [F Ls 2er VsePse enten r walte ber Fee autgiebie p T L j Schulen vorhanden; davon befinden sich 11 in England, 7 in Italien, | tung bezw. Einhaltung der Polizeistunde, §. 365 N. Str. G. B,, in ibrem Rechte gelangt. Die verbündeten Regierungen sind nicht ge-

gehabt hätten, sich aufzuraffen und aus diesen Zuständen zu befreien. Die Deutschen hätten auch niht von allen Seiten Nachbarn, die ihre Verlegenheit ausnußten. Die Polen hätten Anspruch auf die Dankbarkeit der Deutschen: Johann So- biesfi habe einst Deutshland vor der Barbarei bewahrt, Er bitte, die Polen so zu behandeln, wie die Deutschen selbst als Unterdrückte verlangen würden, behandelt zu werden.

Wer das Recht Anderer nicht achte, sei des seinigen verlustig. Er wisse aber auch gar nicht, was für eine Gefahr für Deutsch- land darin liegen follte, wenn bei den Gerichtsverhandlungen beide Sprachen gleichberechtigt seien; sei es doch früher hon einmal der Fall gewesen. Er gebe nun zu, daß die Durch- führung des Art. 1 im Augenblick nicht mögli sei, weil es Der Abg. Staudy bemerkte, seine politishen Freunde | an den geeigneten Personen mangele. Aber fange man einmal würden jeßt denselben Standpunkt gegenüber dem vorliegen- | an, den Wünschen der Polen nahzugeben, und man werde den Antrage einnehmen, wie schon früher, und diesen Antrag | sehen, wie die Sache fi reguliren werde. Habe man nur ein- wiederum ablehnen. Seine Partei könne den staatsrehtlihen | mal den Muth dazu. Für die polnisch redenden Deutschen Deduktionen des Abg. von Jazdzewski nicht so ohne Weiteres | sei es freilih nicht ermuthigend, sih der Jurisprudenz zu wid- folgen, und er vermisse auch in dessen Ausführungen die | men, wenn sie sähen, daß man sie mit Vorliebe möglichst weit rehte Logik. Es sei politis bedenklih, so wie in dem An- | nah dem Westen schie; es sei dies im Uebrigen nichts als Quälerci. trage hicr geschehen sei, einzelne Landestheile herauszugreifen, | Dazu komme, daß die Polen der Mehrzahl nach katholis und für diese besondere Betimmungen zu treffen. Der §. 186 | seien und Katholiken würden in Preußen nur mangelhaft be- gelte jeßt allgemein und müsse auch unbestreitbares Recht | fördert ; in der Masse würden sie freilih befördert, aber an bleiben. Die vom Antragsteller vorgetragenen Akten seien niht | bevorzugten Stellen wolle man von ihnen keinen Gebrauh beweisend für die seit 1772 preußish gewordenen Landestheile, | machen. Es sei Zeit, daß man dem Hause zu Gemüthe führe, wie denn dieselben bezögen sich fast ausschließlih auf eine einzige | es komme, daß, während bei dem protestantischen und jüdischen Provinz, auf die Provinz Posen, nicht auf alle polnisch sprehen- | Element das Studium zunehme, dasselbe bei den Katholiken den Landestheile, die einstmals zum polnishen Reiche | im Abnehmen sei; man grabe ihnen mit Bewußtsein die gehört hätten. Aus dem Jnhalte der Akten gehe das deutlih | Möglichkeit dazu ab. Dann sei von dem Abg. von Unruhe hervor, und ein Allerhöchster Erlaß sei direkt an die Bewoh- | die Frage der Germanisirung der polnischen Landestheile ner der Provinz Posen gerichtet. Es lasse sich daher die Frage | zur Sprache gebracht worden. Die Beamten thäten dort ge- au gar nicht abweisen, warum der Antragsteller sih so be- | wiß nihts, was gegen Geseß und Recht sei ; ihnen mache er schränkt habe, warum derselbe niht auch das Gleiche für West- | deshalb auch keinen Vorwurf ; aber daß die neuere Geseß- preußen und Oberschlesien beantragt habe. Schon früher sei | gebung in Bezug auf die Sprache die Tendenz der oft genug über den vorliegenden Gegenftand gesprochen worden, | Germanisirung habe, könne kein Mensch leugnen. Das und er wolle die Verhandlungen nicht reproduziren. Jn einer | sei auch im preußishen Abgeordnetenhause klargestellt Weise lasse sih indessen eine den Polen erwünschte Auskunft | worden. Der alte ehrwürdige Hr. von Gerlach habe treffen. Schon in der vorjährigen Kommission habe einer | für das Sprachengeseß nicht stimmen können, weil derselbe es seiner politishen Freunde einen Antrag gestellt, der den Polen | mit den Versprehungen für nicht vereinbar gehalten habe, wesentliche Erleichterung verschafft haben würde, die sih auch | die man den Polen gemacht habe. Er wünsche seines Theils, sehr leiht hätte durchführen lassen. Aber diese Dinge ließen | daß man alle die Landestheile germanisiren könnte, aber er sih hier vor dem gesammten hohen Hause nicht eingehend be- | wolle es niht gegen die Versprechungen thun, die man ihnen rathen; ihre Berathung geschehe besser in der Kommission, | völkerrechtlih und anderweitig gegeben habe. Der Abg. von wo eine eingehende Prüfung stattfinden könne. Er schlage daher | Cuny habe dem Antrag Jnkonsequenz vorgeworfen ; derselbe

vor, den Antrag zur Vorberathung an eine Kommission zu | gehe zu weit. Den Polen in Westpreußen sei das nicht ver- sprochen, was denen in Posen versprochen sei, und man müßte

koblenmarfkt: Der stattgefundene Witterungswechsel hat dem Ab- saß von Hausbrand- Kohlen, auf welche sid nah wie vor der Haupt- bedarf konzentrirt, auch bis jeßt noch nicht den mindesten Abbruch

__ Abgesehen von Oesterreih, der Schweiz und Luxemburg, Ländern, in denen nur deutsch oder doch überwiegend deutsch gesprochben wird,

Aft i Lten fein: va:

Ba rie Ri Gat nta irgend e Si R

unverändert flau. Die Notirungen lauten: Markthopfen 55—70 4; Hallertauer 65—100 #4; Württemberger 65—100 4; Gebirgs- bopfen 75—90 K; Cliässer 60—75 M; Pojener 85—110 4; Wolnzacher und Auer Siegel 85—-110

_ Braunschweig, 17. Dezember. (W. T. B.) In der heutigen außerordentlichen Generalversammlung der Braunschweigischen Cisenbahngesellschaft is der Vertragsentwurf betreffs Ueber- ganges des braunsbweigiscen Eisenbahnunternehmens an den preußi- schen Staat gerehmigt worden.

Verkehrs-Anstalten.

Seit einigen Jahren ist die Reichs-Post- und Telegraphenverwal- tung dazu übergegangen, während der Semmermonate auf viel- besu chten Bergspißen und Aussichtspunkten, wie der Scneekoppe, dem Brocken, Inselsberg, Großen Feldberg, Niederwald, Wartburg, Bastei, ferner in Bade- und Luftkurorten am Seestrand und im Binnenland, sowie auch bei außergewöhnlichen Veranlafsungen für die Zwecke von größeren Auéstellungen und Versammlungen, auf Militär-Scießpläßen u. w. besondere Post- und Telegrapheranstalten in Betrieb zu seßen. Im laufenden Jahre haben sich 49 soldber Sommer- Postanstalten in Wirksamkeit befunden. Ihr Gefammtverkehr bezifferte sich während einer Betriebs8dauer von insgesammt 5680 Tagen auf 1586940 Sendungen, und zwar 1539006 Postgegenstände und 47 934 Telegramme. An diesem Verkehr waren die 10 Ver- fehrsanftalten auf Bergspißzen und berühmten Aussictspunkten mit 169 099 Sendungen, die 8 Verkehrsanstalten auf Militär-Scicß- pläßen mit 395 715 Stü, die 5 Verkehrsanfstalten bei Ausstellungen und Versammlungen 2c. mit 2464 Stück und die 26 Verkehrsanstalten am Scestrande und in klimatischen Kurorten mit 1019 662 Sendun- gen betheiligt. Die Postanstalt auf der Schneekoppe hat 41281 Sendungen, darunter 1600 Telegramme, diejenige auf dem Brocken 39 183, auf der Wartburg 29 901 Sendungen, darunter 1626 und 1368 Telegramme, diejenige des Baralkenlagers auf der Lockstädter Haide 94 564 Sendungen, darunter 1056 Telegramme zu behandeln gehabt. _Die Einnahmen der Sommer-Postanstalten haben in diefem Jahre 108 868 M, die Auëgaben 40 064 4 betragen, so daß si für die Reichskasse ein Uebersbuß von 68 804 4 ergeben hat.

: Bremen, 18, Dezember. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Rhein“, welher am 14. d. M. von hier ausgelaufen und am 16. d. M. von Southampton weitergefahren ift, stieß am 17. d. M., Morgens 2 Uhr, in der Höhe von Kap Lizard mit einem englishen Dampfer, wahrscheinli dem Dampfer „Vork“, welcher zuerst denselben Kurs hielt, wie der „Rhein“ spâter aber den Kurs des Leßteren zu kreuzen versuchte, zusammen. Der „Rhein“ kehrte nach Southampton zurück und wird nah Aus- N einer R O oUng heute nach New-York weiter- gehen. Der engliscwe Dampfer ift in Falmouth ein fen, {cher find Je n E verleßt ivorden; E

Hamburg, 18, Dezember. (W. T. B.) Der Postdamvfer E E r - Amerikanischen Pazct: fahrts- iengesellschaft hat, von New-York ko Früb 6 Uhr dar R York kommend, heute

New-York, 17. Dezember. (W. T. B.) Der mpf „Spátn’ von ' der National - C E Gai pagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.

Verlínu, 18. Dezember 1884.

JZhre Majestät die Kaiserin und Königin hat dem Comité zur Errichtung eines Geibel-Denkmals in Lübeck einen Beitrag von 200 4, überwiesen.

Die deutschen Schulen im Auslande. Seit langer Zei haben die Deutschen im Auslande deutsche Bildung und ger get Wesen durch Kirche und Schule gepflegt. Welche Erfolge diese stille Arbeit gezeitigt hat, ergiebt namentlich die Ausbreitung des deutschen Schulwesens, worüber uns sorgfältige neue Mittheilungen vorliegen.*) Bald ift die Absicht, ihren Kindern die Muttersprache erhalten zu wollen, bald die Werthschäßung der deutschen Unterrichtsmethode für die Gründung der deutschen Schulen im Auslande maßgebend gewesen. Den wesentlichsten Antheil an diesen Unternehmungen haben die pro-

__*) „Die deuts{hen Schulen im Auslande, ihre Geschichte und Sta- tistik,“ Unter Mitwirkung zahlreicher Scbulmänner U N

9 in der Türkei, je 4 in Dänemark und Rumänien, 3 in Frankrei, je 2 in Belgien, Holland, Portugal und Spanien, je 1 in Griecen- land, Schweden und Serbien. Einzelne dieser Schulen wirken {on seit Jahrhunderten, ¿. B, die St. Petri-Knabenkirchenshule in Kopen- hagen und die deutshe Schule zu Stockbholm, andere stammen aus dem vorigen Jahrhundert, wie mehrere Schulen in London, St. Petersburg und Motkau; die meisten find erst in neuerer Zeit er- ribtet. Die mehr als 5300 Kinder dieser Anstalten werden in 130 größtentheils gemischten Klassen von über 240 Lehrkräften in deutscher Bildung, Gesittung und Vaterlandsliebe erzogen.

Leipzià, 17. Dezember. (W. T. B) ochverraths-

Prozeß wider Reinsdorf und Sas S, der Rade mittagssißung wurde RNeinsdorf vernommen. Derselbe erklärte, am Niederwaldattentat nicht ganz unbetheiligt gewesen zu sein, sondern scine Hand im Spiele gehabt zu haben. Ueber seine Motive befragt, wies Reinsdorf mit heftigen Worten so daß ihn der Präsident und der ODber-Reichsanwalt mehrfach unterbrahen auf die Lage des Arbeiterstandes hin. Das Werk der Befreiung aus dieser Lage müsse das Werk der Arbeiter selb sein? der von sozialdemokratischer Seite beliebte Stimmzettellampf sei Unsinn und Blasphemie. Die von anaristisher Seite vorgeschlagene Propaganda der That allein Tönne helfen; der Zweck heilige das Mittel; man dürfe nicht sentimental fein. Der Angeklagte \{loß: „Fh habe meine Pflicht als Anarcist erfüllt.“ Hierauf räumt derselbe ein, Rupsch und Küchler zu dem Attentat überredet, sie wegen der Moda- litäten „der Ausführung inftruirt, ihnen auchß das erforderliche Dynamit gegeben zu haben. Wenn er nit frank gewesen wäre, würde E wahrsceinlih selbst das Attentat ausgeführt haben. Vom Präsidenten {ließli befragt, ob er sib des in der Anklage ihm zur Laft gelegten Verbrechens \{Guldig bekenne, an1wortete Reins- Dr! S0 erwarte Ihre Entschließungen; das ist einfach eine Macht- frage ; geben Sie uns einige Armee-Corps, und der Stand der Sache wird si umdrehen.“ Im Laufe des heutigen Nachmittags wurde alsdann noch eine große Anzahl Zeugen vernommen. Der Unter- suchungérichter Schäfer aus Elberfeld erklärte: die Darstellung des Rupsch habe auf ihn den Eindruck der Wahrheit gemacht. S 18, Dezember. (W. T. B.) In der beutigen Sißung wurde zunächst der Zeuge Palm wegen des Niederwald- Attentats ver- nommen. Derselbe erklärt, daß der Angeklagte Küchler ihm erzählt habe: er und Rupsch seien nach dem Niederwalde gereist, um den Festzug zu stören; sie hätten in eine Drainage Dynamit gelegt ; durch Regenwetter set aber die Zündshnur naß geworden und die Explosion unterblieben. Zeuge giebt zu, den Betrag von 40 M i leihweise beschafft und ihn Küchler zu einer Reife nach London behufs Herbeischafung von Schriften gegeben zu haben. Der An- geklagte Neinsdorf will wissen, von wem der Zeuge Palm den Geld- betrag geliehen habe; er glaubt, daß er ihn von der Polizei erhalten habe. Der Zeuge verweigert jede Auskunft, da er im anderen p befürchte, selbst in die Angelegenheit verwickelt zu werden. Er bezeichnet es als richtig, daß Küchler zu ihm gesagt habe: er sei mit nab dem Niederwald gegangen, um das Attentat zu vereiteln, Der Zeuge pre: Kaufmann aus Barmen, will über einen an ihn gelangten Brief, unterzeichnet „Aus- chuß der fozial-revolutionären Partei in New-York“ nit das Ge- ringste wissen. gr An den Zeugen Polizeilommissar Gottschalk richtet Reinsdorf die &rage, ob er wisse, daß die Arbeiter in Elberfeld und Barmen viel Dynamit im Besiy hätten. Gott- \calk_ erklärte: es seien mehrere Steinbrüche vorhanden, und die Steinbreher benußten Dynamit; auß würde bei An- legung von Hausbrunnen Dynamit angewendet, Der Zeuge Bürgermeister Alberti aus Nüdesheim gab eingehende Mittheilungen über die Wirkungen der Explosion in der Festhalle, desgleichen der Wirth und der Küfer in der Halle. Die Zeugen Porsberger und Lauter sowie der Sacverständige Major Pagenstecher aus Mainz er- klärten, daß ein über den Wasserdur(laß fahrender Wagen und die darin befindlichen Personen auf das Höchste dur die Explosion ge- fährdet waren. In der Büchse, die in der Drainage lag, haben sich Be e der Sachverständigen 14 bis 2 Pfund Dynamit efunden.

Am Sonntag, den 14. Dezember, Nachmittags 6 Uhr, ver- anftaltete die städtische Blindenschule und rb as- \chul e für Bli nde im Versammlungssaal des Waisenhauses, Alte Jacobstraße Nr. 33, eine muskalische Aufführung. Ein sehr zahl- reiches Publikum war erschienen, dessen Jnteresse dur das mannig- faltige und gewählte Programm bis zum leßten Augenblick gefesselt wurde. Als Einleitung spielte Frl. M. Pagel Bachs Cis-dur

Anwendung auf geschlossene Gesellschaften. N Beihcft zum Marineverordnungsblatt. Nr. 56. Inhalt: Ueber Hospitalsbiffe, von Dr. Bugge. Literarisches. Deutsche Landwirthscbaftliche Presse. Nr. 101. Jn- halt: Zum Rückgang der Getreidepreise. Bezahlt die Viehzucht ihre Kosten ? Von Frhrn. von Stein-Kocbberg (Schluß). Feuille- ton. Die Ausstellung der Dairy Farmers Association (Schluß). Die vorläufigen Grnte-Ergebnisse des Jahres 1884 in Preußen. Sradt T: Gorrespondenzen: Berlin. Cöln. Sprecsaal. Deutscher Reichstag. Literatur. Personalien. Hande gtng N E Vie Sparkasse. Nr. 68. Inhalt: Einladung zum Bel- tritt in den Deutschen Sparkassen-Verband event. zum n N e Die konstituirende Versammlung des Deutschen Sparkassen- Verbandes. Oesterreichische Postsparkassen im November, Be- {luß des Bundesraths über das Pofstsparkassen-Gesetz. Unter- s{lagungen in Verden, Böhmische Boden-Credit-Gesell schaft. Grfter Brandenburgischer Sparkassentag. Postsparkassen-Gesetz in Württemberg. Sparkasse Sondershausen. Poesie über Post- sparkassen. Zakbllung preußischber Staatspapiere. Zahlung von Versicherung8geldern. Reichs-Versicherungsgesetßz. Lebensversiche- rung bei der Gothaer, Germania, Reichspost. Hypothekenbank- elen. Drucksachen-Porto. Kombinirte Rundreise-Billets. Juristisches. _— Literatur: Dr. Walder, Handbuch der National- ökonomie. Stöppel, soziale Reform. Briefkasten für Verbands- mitglieder. _ Forstwissenschaftliches Centralblatt. Heft 12, Vriginal-Artikel: Der Ecksche Numerirhammer. Von Prof. Dr. Heß in Gießen. Der Matthes\{he Höhbenmesser. Vom Gr. Sächs, Ober- förster Brock in Dermbah. Mittheilungen: Die Y. Wanderyer- fammlung oberbayerisher Forstwirthe zu Landsberg am 30. Juni und 1. Juli 1884 Mittheilungen aus der Forstverwaltung des Groß- herzogthums Hessen. Von Schnittspahn, Großh. Oberförster. Literarische Berichte. Notizen. FDlätter für höheres Shulwesen. Nr. 129. Jnhaäll An die Herren Dirigenten und Lehrer an höheren Unterrichtsanftalten. Slegel (Berlin), Die Organisation unserer höheren Schulen. Prof. Vogrinz (Leitmeriß), Die Irrwege der Gymnasiallehrmethode in Oesterrei (Schluß). Dr. Thimm (Tilsit), Statistische Tabellen, betr. die Anstellungsverhältnisse. Dr. Knape (Ratibor). Zur Befoldungsfrage. Prof. Dr. Hachtmann (Dessau), Bon der XXXV11. Versammlung deutscher Philologen und Schul- männer. 12. Generalversammlung des Provinzialvereins Pommern. Kleine “Mittheilungen. Büchershau. Personalia (vom 11, Dfktober bis 15. November). Mittheilungen der Großherzoglich hessischen Cen- tralstelle für die Landesstatistil, Nr. 324, Inhalt Octroi-Rechbnungen 1883—84, Vergleihung der Tage mit voll- ständiger Schneedecke. Metecorologishe Beobachtungen zu Darm- stadt Oktober 1884. Meteorologisde Beobachtungen zu Schweins- berg Oktober 1884. Volks\&ulen, Fortbildungs\{ulen und Privat- unterrihtsanftalten Frühjahr 1883. Anzeige. „Die gefiederte Welt. Zeitshrifst für Vogelliebhaber, -Züchter und -Händler. Nr. 51, Inhalt: Zum Vogelshuß: Sollen die Möven ges{üßt werden? Das S{warzkehlhen. Aus meiner Weber-Bogelstube. Aus Haus, Hof, Feld und Wald. Bricflicbe Mittheilungen... Aus den Vereinen : Berlin („Ornis“); Berlin; Copenhagen; Cöln; Dresden ; Meerane; Ausstellungen. Anfragen und Auskunft. Bücher- und Schriftenshau. Brief- wechsel. _- Anzeigen. Is is. Zeitschrift für alle naturwissenschaftlichen Liebhabercien, Nr. 91. Inhalt: Zoologie: Seltsames Gebiß eines Nagers. Nocmals über die Ueberwinterung des Himberspinners. Beitrag zu der Uebersicht der Tödtungsmittel für Schmctterlinge (Fortsetzung). Botanik: Farbenveränderungen beim Trocknen der Herbarium- pflanzen. Einheimische und frembländishe Wasserpflanzen: II. Die \{chwimmenden Pflanzen. 111. Die unter dem Wasserspiegel wachsen“ den Pflanzen. Narichten aus den Naturanstalten: Berlin. Jagd und Fischerei. Manherlei. Aus Haus, Hof, Feld und Wald. Bücher- und Schriftenschau.

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (S ch olz). Druck: W. Elsner. Fünf Beilagen (einschließli@ BörsenoBeilage).

Berlin:

von Joh. Paul Müller, Dr, phi]., Direktor der Allgemeinen deut Schule zu Antwerpen. Breélau 1885, D , E

Präludium und Fuge“ (aus dem „Wokhltemperirten Klavier")

neigt, sich an der Erneuerung des Streites zu betheiligen, welcher dur jene gesetzgeberishen Akte ges{lichtet worden ift, und sie werden ihrerseits nicht dazu mitwirken, die übereinstimmende Lösung, welche die Angelegenheit damals gefunden hat, wieder in Frage zu stellen. Der Abg. Frhr. von Unruhe-Bomst erklärte, ehe er näher auf den Antrag eingehe, wolle er ein Paar allgemeine Bemer- fungen zu den Ausführungen des Abg, von Jazdzewski vor- ausshicken. Er müsse zugestehen, daß der Abg. von «Fazdzewskti die Frage diesmal objektiver als bei früheren Gelegenheiten behandelt habe. Derselbe habe auch die Freundlichkeit gehabt, ihm persónlih und den Landräthen überhaupt eine Schmeichelei zu sagen, derselbe habe aber niht unterlassen, den Landräthen dagegen eine Stellung zu vindiziren, gegen die er im Namen | seiner Kollegen denn doch Protest einlegen müsse, Er wiederhole, was er früher hon ausgesprochen habe: er sei seit einer langen Reihe von Jahren Landrath eines Kreises, der zur Hälfte aus polnisher Bevölkerung bestehe. Man könne ihm keinen Fall anführen, in dem dort eine Benachtheiligung der polnischen Bevölkerung oder das Bestreben der Germanisirung statt- gesunden habe. Die Tendenz der preußishen Regierung sei ] also nicht eine derartige, wie sie der Abg. von Jazdzewski ge- | schildert habe, denn sonst hätte die Regierung ihn nicht bei einer ihr widersprehenden Praxis so lange im Amte belassen. Venn in den Schulen dort die deutshe Sprache bevorzugt werde, so geschehe dies nit, damit die Kinder nicht polnisch lern- ten, sondern damit sie deutsh nicht verlernen follten. Wenn | übrigens gesagt worden sei, daß die Unkenntniß der deutschen | Sprache viele bei Geriht ihr Recht suchende veranlasse, sich | der Volksanwälte zu bedienen, so sei dies bei den jeßigen theuren Rechtsanwaltsspesen gar nicht so zu beklagen, win es eben nur ein guter Volksanwalt seîi. | Venn dem Antrag stattgegeben werde, so komme man wieder | zu der alten Praxis zurück, wonach es im Belieben der Par- | teien gelegen habe, für ihren speziellen Fall die Gerihtssprache | zu bestimmen, was ja zu noch viel shlimmeren Unzuträglich- | keiten führe, wie \. Z. bei Berathung des Gerichtsversassungs- geseßes besonders der Abg. Lasker hervorgehoben habe. Dann müßten nicht blos polnische Richter, sondern auch polnische Gerichtsschreiber, polnishe Rechts- und Staatsanwälte da sein, und sämmtliche Behörden müßten des Polnischen ebenso mächtig sein, wie des Deutschen. Diese Beamten habe man aber nit. Vezliglich des 8. 187 des Gerichtsverfassungsgeseßes habe er stets gewünscht, daz es möglih wäre, den Wünschen der Antragsteller irgendwie entgegenzukommen. Jn der vorjährigen Kommission aber, deren Vorsißender er gewesen sei, habe man si ver- gebens bemüht, eine genügende Formulirung zu finden ; immer | mehr seien - die Schwierigkeiten gewachsen, besonders der Vegriff des „Nebenprotokolls“ sei gar niht zufrieden- | slelend zu fixiren, und die Kommission habe ihre Verathungen geshlossen, ohne zu einem bestimmten Resultat gelangt zu sein, Was die geschäftlihe Behandlung des An- trags diesmal anlange, so glaube er nicht, daß man zu einem anderen Ergebniß wie 1876 gelangen werde, Man könnte vielleicht dem geltenden §. 186 hinzufügen: „Anerkenntnisse, etzihte, Vergleihe müssen auf Verlangen der Parteien in Wen Sprachen aufgenommen werden“, aber auh einem solhen Passus ständen erhebliche Bedenken entgegen ; denn ann könnte auch jeder beliebige Japanese, Chinese oder jede andere wilde Völkerschaft verlangen, daß ihre Dolmetscher zu- gezogen würden. Da die Kommission des leßten Reichstags Wer ihre Arbeiten nicht vollendet habe, so könnte wenigstens n0mals versuht werden, ob sich in erneuter kommissarischer erhandlung ein Ausweg finden lasse. Ergebe sich diesmal, daß absolut eine andere Fassung der §8. 186 und 187 als die heutige unmöglich sei, dann würde dem Hause die Ab- wcung des wiederholt eingebrachten Antrages durch den Hin- as auf dieses bestimmte Resultat erleichtert. Er beantrage ne Kommission von 14 Mitgliedern.

überweisen. Der Abg. Liebkneht erklärte, seine politishen Freunde und er würden für den Antrag stimmen. Schon vor 1848 habe er die Stellung der Polen als eine unwürdige empfunden. Damals habe das Schicksal der Polen Aller Herzen bewegt, denn sie hätten des Deutschen noch ein trauriges Bild ihrer eigenen Zerrissenheit geboten. Er könne sih nit enthalten, es auszusprechen, er halte die Wieder- herstellung Polens für einen Aft der Gerechtigkeit und für eine politische Nothwendigkeit. Allerdings hätten die Polen die Unterstüßung seiner Partei nicht verdient, denn ste selbst hätten sih dazu hergegeben, einem aroßen Theile der Bevölke- rung politische Fesseln anzulegen. Sie hätten felbst dazu mit- gewirkt, Deutsche zu knehten, denn nur durch die Polen fei in der leßten Legislaturperiode die Gewerbeordnungsnovelle zu Stande gekommen. Wenn also auch die Sympathie für die Polen bei seiner Partei nur eine geringe und fast ganz geshwunden sei, so übe das doch auf die Abstimmung seiner Partei keinen Einfluß. Die Polen seien unterdrückt, und Unterdrückte würden stets auf die Sympathie seiner Partei und wenn es möglich sei, auch auf ihre Hülfe rechnen können. Der Aba. Dr. von Cuny bemerkte, er könne einer Wieder- herstelung Polens auf Kosten seiner deutshen Landsleute nicht zustimmen. Die Gesühle des Abg. Junggreen verstehe er, er mache denselben aber darauf aufmerksam, daß der An- trag kein nationaler sei, es sei ein historischer, der auf politisch unnationalem Boden stehe, und niht zu ersüllen sei, ohne die Rechte anderer Nationalitäten zu beshränken. Man wolle ein Privilegium nicht nur für die polnishen Landes- theile, sondern für einen weit darüber hinausgehenden Be- reih. Man wolle Oberschlesien ausschließen, Westpreußen und die Neytedistrikte mit hineinziehen. Die Städte Danzig, Marienwerder, Marienburg seien doch -durhaus deutsche und der Netedistriklt werde fast ausschließlich von Deutschen be- wohnt. Das deutshe Nationalgefüh!k stehe in diesem Falle dem patriotishen Sinne der Polen entgegen. Westpreußen sei. Ur die Deutschen der „Kultur“ - gewonnen worden, vorübergehend in polnishen Händen gewesen und dann zurückerobert worden. Die Schlußakte des Wiener Ver- trages gebe nur den vertragschließenden Mächten gewisse Rechte. Die Polen aber seien kein vertragschließender Theil gewesen, sie hätten sich mit den Beschlüssen der anderen Mächte begnü- gen müssen. Zur Ausführung einer fsolhen Bestimmung habe man nit die nöthigen Beamten, die der polnishen Sprache mächtig seien, es bestehe thatsählih keine Gleichheit zwischen der deutschen und polnischen Sprache, weil jeder gebildete Pole Deutsch lerne. Es sei viel seltener, daß ein Deutscher das Polnische erlerne. Jn allen jenen Provinzen müßten also im Wesentlichen nur polnishe Richter angestellt werden. Auf diese Weise würde wieder unter dem Schein der Gleichbereh- tigung die größte Ungerechligkeit gegen die Deutschen ent- stehen. Der Antrag sei also unausführbar, wenigstens der Artikel 1 desselben. Etwas sympathischer stehe er dem Artikel 2 desselben gegenüber, und schließe er sich der Meinung an, daß sein Jnhalt in einer Kommission von 14 Mitgliedern eingehender erörtert werde. Gerade die Frage des Neben- protokolls sei bei Einführung des Sprachengeseßes vielfach er- örtert worden und er habe nichts dagegen, wenn diese ganze Erörterung wiederholt werde. Gerade dadurh wünsche er den Antragstellern zu zeigen, daß seine Partei auf wirklich natio- nale Wünsche und Forderungen einzugehen gern erbötig sei. Der Abg. Dr. Windthorst erklärte, wer die heutigen Ver- handlungen gehört habe, könnte meinen, es handle sich um die Frage, ob Polen wiederhergestellt werden solle oder nicht. Der Antrag beschäftige sih aber wesentlih mit der Frage der Gerichtsverhandlung. Das habe mit der Frage der Herstellung Pokens gar nichts zu thun, und Alles, was die Herren in dieser

dies andererseits au den Oberschlesiern gewähren. Sei man

doch nur konsequent, indem man zunächst den Posenern gegen- über einmal Wort halte. Diesen sei das Versprechen in den

Verträgen bei der Besißergreifung von den preußishen Königen g g

gegeben worden, und an diesen Worten jfollte die Nehte am Wenigsten deuteln. Was von den Polen beansprucht werde, liege also für Posen in den Verträgen, jür die andern polnishen Landestheilen sei es in der Natur der Dinge begründet. Denn es sei ein Gebot des Naturrechts, daß Jeder in der Sprache sein Recht erlangen könne, welche ex verstehe und welche seine Mutterfprache fei. Die Nationalliberalen verleugneten aber jeden Liberalismus, wenn sie glaubten, etwas Nationales leisten zu können. Jn Oesterreich beständen folhe Jnstitutionen , und gerade die Polen in Galizien seien die treuesten Vertreter der österreichi- {hen Monarchie. Lese man doch die neuere Geschichte! Die Posener hätten nationale Jnstitutionen, und sie seien von denen geschaffen, die die Verträge geschlossen hätten, die also am Besten gewußt hätten, welches die FJntention derselben sei ; aber man habe sie ihnen genommen. Nun verlangten ja abec die Polen gar nicht diese nationalen FJnstitute, son= dern nur, was ihnen in Bezug auf die Sprache zukomme; und dagegen sollte man sich nicht sträuben. Deutschland sei ja so glücklih, daß es die Macht habe; es sei neulich vom Reichskanzler hier gesagt worden: „noblesse oblige“; er rufe dies auch Anderen für andere Gebiete zu. Für ihn bestehe die Noblesse darin, daß er der Minderheit gewähre, was ihr versprochen sei und was das Naturrecht verlange. Er schließe sich dem Antrage auf Kom- missionsberathung an und. bedauere nur noch, daß der Ver- treter der deutshen Justiz dem Hause von vornherein erklärt habe: die Reichsregierung beschäftige sich mit der Sache gar nicht und verweigere jede weitere Betheiligung an der Be- rathung. Es sei dies ein neuer Beweis für die besondere Achtung, in welcher der Reichstag bei den Bundesregierungen

stehe.

Der Abg. Fürst Radziwill betonte, er könne sich auf eine kurze Erklärung beschränken, um so mehr, als er nah dem Verlauf der Debatte die Hoffnung hege, daß der vorliegende Antrag nicht a limine dieses hohen Hauses abgewiesen, son- dern in der Kommission einer leidenschaftlosen Prüfung unterzogen werden werde. Wenn er troßdem sich zum Worte gemeldet habe, so sei das mit Rücksicht auf eine Aeuße- rung des Abg. von Unruhe-Bomst geschehen, die ihn fehr leb- haft und nicht angenehm an die Ausführungen erinnert habe, welche der Reichskanzler in der leßten Zeit bei verschiedenen Gelegenheiten gegen die polnische Nationalität gerichtet habe. Man habe nicht erwarten können, daß er die Unterschiebung von Tendenzen, welche fast an Hochverrath streiften, hier unbeant- wortet lasse. Er könne niht annehmen, daß, wenn der Reichskanzler bemüht gewesen sei, dem Hause den Stand der öffentlihen Meinung in den polnischen Landestheilen diesseits und jenseits der Grenze zu schildern, derselbe diesen Eindruck von seiner jüngsten Anwesenheit im russishen Polen mitge- bracht habe. Wenn der Kanzler dem Hause ein Bild ent- worfen habe, als ov sih Polen an der Shwelle des Aufruhrs befinde, so müsse er einer solhen Schilderung jede Berechti- gung in diesem Augenblicke absprechen, wo der Reichskanzler selbst jenseits der Grenzen den vertrauensvollen Verkehr der polni- {hen Bevölkerung mit dem russishen Herscherpaar habe wahrneh- men können, das zum erften Male in Polen anwesend gewesen sei. Und sollte der Reichskanzler die preußischen Polen vielleicht gemeint haben, als ob sie jeden Augenblick zum bewaffneten Aufstande bereit wären, so seien das Schrecckbilder, und er müsse diese Auslassungen als solche bezeichnen, die, soweit seine Kenntniß und die der öffentlihen Meinung reiche, jeder fjahlihen Grundlage entbehre. Er frage, gebe es zwischen

er Abg. Junggreen erklärte, man könne nicht leugnen, daß den Polen großes Unrecht geschehen sei: Möchten sie

Hinsicht vorgebracht hätten. falle von felbst hin. Gegen Art. I habe der Abg. Cuny angeführt, derselbe sei niht national.

einer bewaffneten Auflehnung und zwischen dem Systein, auhch