1905 / 154 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 03 Jul 1905 18:00:01 GMT) scan diff

Abg. Dr. Friedberg (nl.): Es wäre gut, wenn wir jeßt, nachdem der Minister uns das offizielle Material zur Beurteilung der Frage gegeben hat, zu ihr eine feste Stellung nehmen könnten. Wenn wir auch anerkennen, daß der Plan im großen ganzen den Grund- fägen entspriht, welhe das Haus selbst aufgestellt bat, so liegt doh darin nit, daß wir mit allen Einzelheiten einverstanden sind. Mit dem Fortfall der Rüfabrkarten find wir einverstanden. die Unzuträg- lichkeiten derselben sind niht zu leugnen. Aber die Reform wird er- kauft mit teilweiser Verteuerung, mit dem Schnellzugszushlag und der Aufhebung des Freigepäcks. Es ift durhaus gerechtfertigt, daß die Leute, die größer: Ansprüche auf der Reise stellen, etwas mebr be- zablen, aber nah der Verteuerung der I. Klasse wird diese, über deren geringe Benugzung der Minister shon jeßt zu klagen bat, noch weniger benußt werden. Ueber den Schnellzugs8zushlag hat der Minister nur eine unbestimmte Grflärung abgegeben; es ift selbstverständlih, daß der Zuschlag für die D-Züge erhoben wird, aber der Minister hat niht ausdrü@lih gesagt, daß er si darauf bes{ränken wolle, sondern fi freie Hand vorbehalte. Ih würde ihm dankbar sein, wenn er ein Kriterium da- für angäbe, was er unter Schoellzug versteht. Ih möchte ibm an die Hand geben, die Züge als zushlagëberehtigt anzusehen; die über 70 km fahren. Das wäre wenig!tens ein bestimmter An- halt, denn fonst fönnte der Minister vielleiht aus Rücksicht auf den Finanzminister auch Züge als zuslaaéberechtigte Scbnellzüge er- klären, die wir nit da bineingezogen sehen möchten. Der Minister rehnet für 800°/9 feine Verteuerung, für 12% eine Ermäßigung und für 89%%% unter Umständen eine Verteuerung heraus. Die 80 9/9 sind mir nicht obne Zweifel. Der Minister glaubt, auf die Leute, die nur einmal im Jahre reisen, nicht besondere Nücksiht nehmen ¿u brauchen, aber das find gerade Leute des Mittelstandes, wie mittlere Beamte, hrer u. dergl., die ter Sommerfrishe dringend bedürfen. 30 A Verteuerung der Reise für die Familien be- deutet eine Verkürzung der Ferienmuße von zwei bis drei Tagen. Mit Handgepäck sind die Coupés \chon überlastet, was wird ater alles erst hbineingeshleppt werden, wenn das Freigepäck aufgehoben ist! Ob die Annehmlihkeit des Reisens da- dur erhöht wird, möchte ih bezweifeln. Jh habe nirgends ein Publikum gefunden, das der christlihen Liebe weniger zugänglich ist, als gerade das Reisepublifkum, tessen sh immer eine gewisse Nervo- sität bemächtigt und das jeden anderen Reisenden als Feind betrachtet. Ih wünshte im Gegenteil eine Entlastung der Coupés von Handgepäck. Man hat Mühe, \sich den Raum im Ney zu beshaffffen, der einem zusteht, und den eigenen Plag. Man wird {ließli tie Hilfe des Schaffners reguirieren müssen, und eine allgemeine Kontrolle des Handgeväckz, wie sie einmal in Halle verfut ist, würde zu großen Unzuträgalichfeiten führen. Wenn die Reform cine Verteuerung des Reisens darstellt, sollte man sie sh nohmals sorgfältig überlegen. Die Aufhebung des Freigeväcks ist ein notwendiges Zugeständnis an die süddeutshen Staaten, und ih vershließe mich diesem Moment nicht. Wir {lagen die Ver- einheitlihung des Tarifs für das ganze Reih aus politischen und Verkehrszründen fo boch an, daß wir Opfer bringen wollen, aber vielleiht erreiht der Minister doch ncch eine Ermäßigung des Gepättarifs. Daß die Nundreisebefte beibehalten werden, ift mit Freude zu bearüßen, aber durch den filemetrishen Zuschlag für diese edeutet diz Reform an diesem Punkte weder eine Vereinfachung, noch eine Verbilligung. Die Plaßtkarten sebe ih als eine sehr wobltätige Ein- rihtung an; sih über einen festen Plaß ausweisen zu können, ist eine roße Annebmlihkeit. Ih möchte wenigstens wünschen, daß dieses We)en der Platzkarte, wenn auch in anderer Form, erbalten bliebe. Ich erkenne an, daß die Reform diz Grundzüge, die das Haus auf- gestellt bat, rihtig befolgt, aber ih weiß doch nit, ob meine Freunde ih mit ibr werden befreunden fönnen.

Abg. Graf von Pra schma (Zextr.): Auch meine politishen Freunde erkennen es dankbar an, daß dem Minister durch die Interpellation Gelegenheit gegeben worden ist, uns in großen Zügen ein Bild von der geplarten Neform zu geben. Anderseits find wir der Meét- nung, daß die Geschäftslage des Hauses es uns verbietet, auf diese Tarisfrage näher einzugehen, und wir find um so mebr dieser Meinung, als wir uns über die Grundsäße, nah denen die Re- form sih zu vollziehen hat, wiederholt auszesprochea haben. Ich möchte daher nur furz erwähnen, daß wir mit dem Personen- tarif, wie er uns vom Minister geschildert ist, im großen und ganzen einverstanden sind. Wir erk:nnen an, daß in erster Linie die I. Klasse bei der Verteuerung heranzuziehen tft; auch mit dem Schnellzugszuschlag können wir uns einverstanden erklären , aller- dings unter der Vorausseßung, daß nur besondere Züge nah der Art, wie jeßt die D-Züge, mit einem sfolhen Zuschlag belegt werden und daß nicht ein fomplizierter Tarif aufgestellt wird, sondern große Zonen mit Einbeitssäßen. Nicht ganz fo einverstanden sind wir mit dem, was der Minister bzzüzlich des Gepäcks gesagt hat. Er bat insbesondere auf die große Billigkeit bingewiesen. Wenn man aber die Sätze des uns vorgelezten Schemas mit denen der Post ver- gleiht, so ergibt sih doh, daß z. B. die Gebühr für ein Paket von 30 kg bei einer Entfernung von 300 km gleih ift, daß sich aber für ein solches Paket bei einer Entfernung von §800 km ein Unterschied von 7 Æ zu Gunsten des Gepädtarifs ergibt. Dieser Unterschied i doch sehr wesentli. Dann hat der Minister davon gesprcchen, daß das neue System der Gepäck- abfertigung viel einfaher sei. E3 fällt doch zunächst das sogenannte amerikfanishe Systen weg, wo das Aufstellen der Gepädckauéweise vollständig unterbleibt, sondern einfa gedruckte Formulare benußt werden. Ferner ändert ich das Verfahren, wenn beim Umt1teigen das Eepäck neu aufgegeben wird. Dadurch wird man nach dem neuen Tarif häufiz nit rechtzeitig sein Gepäck bekommen fönnen. Es wird also notwendig sein, daß erstens erheblich mehr durhgebhende Karten auch auf den kleinen Stationen geschrieben werden können als bisher, und daß ferner auch auf den kleinen Stationen die Zonentabellen vorliegen für möglichst alle Stationen des Deutschen Reichs, damit auh auf ten fleinen Stationen das Bepvädck durcherpediert werden kann. Wenn das riht der Fall ift, so geht der Vorteil der Verbilligung unzweifelhaft wieder verloren. Die Anregung des Abg. Gamp, niht gleich wegen eines einzigen Kilos Uebergewicht den böberen Saß zu erheben, begrüße ih. Allerdings hat man z. B. auch in England diese Bestimmung, sie wird aber dadurch aus- geglihen, daß man dort viel laxer vorgeht; dort kommt es auf 9 oder 10 kg nicht an. Wenn man also eine Vereinfahung ers reihen will, so muß man eben auch bei uns etwas laxer verfabren. Die Volksbewegung in dieser Frage hat ihren Hauptsig in meiner Heimatsprovinz Schlesien. Wir sind niht der Meinung, daß die Anstifter dieser Bewegung sih ein nationales Verdienst erwerben, wir balten es für fein großes Kunftstück, cine solche Volks- bewegung in Szene zu seßen. Wir halten es aber für ganz besonders bedenklih, daß eine solhe Bewezurg mit einer so \{wierigen Frage wie der Tariffrage befaßt wird. Der weit über- wiegende Teil der Land- und der Arbeiterbevölkerung hat ja au an dieser Frage gar fein Interesse. Das alles aber wird uns nicht abbalten, unsere Grundsäße für die Tarifreform festzuhalten, und wir hoffen, daß auch die Staatsregierung ih durch diese wenig sympathishe Art und Weise niht irre machen lassen wird. Wir haben auch nah den Erfahrungen der leßten Jahre das Ver- trauzn, daß der Minister mit der Tarifreform ein groß- zügiges Weik liefern wird, das unter Vermeidung fkleinlicher fisfalisher Grundsäße dem modernen Verkebréleben genügt.

Abg. Mün. sterberg (fr. Vgg.): Meine politishen Freunde würden es mit dem Minister mit Freuden begrüßen, wenn die Be- triebsmittelgemeinshaft zustande fäme. Das würde die guten Be- ziehungen zu den füddeutshen Staaten befestigen. In einer anderen Beziehung bin ih mit dem Minister niht einverstanden. Die Ein- führung der Zuschläge zu den Schnellzügen ist mir niht sympathisch. Wenn allerdings die Zuschläge erfolgten unter den Kriterien, die der Abg. Friedberg aufgestellt hat, dann würde sch mein Bedenken ver- ringern. An die kleine Gebühr, die für die Plaßkarte erhoben wird, hat ih ja das Publikum gewöhnt. Sebr gefreut hat es mich, daß der

Minister alle jet bestehenden Tarifermäßigungen für den Nahverkehr .

aufrecht erhalten will. Jh kann nur dem Wunsbe Ausdruck geben, daß der Minister von seinen VollmaSten für den Vorortverkehr einen recht ausgedehnten Gebrauch macht. Was die Gepäcktarife anbetrifft, so meine i, daß jede Aufhebung des Freigeväcks cine unmäßige Be- lastung des Reisegepäcks berbeiführen würde. Man sollte doch alles vermeiden, was zu einer Vermehrung des Handgepäcks nötigt. Sollte das Freigepäck aufgehoben wzrden, so würden in den Coupés mit Bezug auf das Handgepäck unerträglihe Zustände eintreten. Gerade den fleinen Leuten und dem Mittelstand würde die Auftebung des Freigepäds eine ganz erbeblihe Verteuerung des Reisens verursachen.

uf einen Punkt ist noch nicht hingewiesen worden. Diejenigen werden am meisten unter der Aufhebung des Freigeväcks zu leiden baben, die auf Grund der geographischen Lage zur Zurüclegung größerer Strecken gezwungen sind. Der Gepättarif ist eine Vorausbelastung für jeden Menschen, der das Unglück hat, im Osten geboren zu sein. Ein Lehrer z. B., der von Memel eine Ferienreise über Berlin nah dem Harz madÿt muß eine verbhältnismäßig große Summe für sein Gepäck bezahlen. Mit Herrn Wiemer \timme ih nicht überein, wenn er den Zonen- tarif in seiner Aufstellung gebilligt hat. Der Minister hat ein großes Gewidt auf die Deckung dec 155 Millionen gelegt; id sollte meinen, daß bei einem Umsaß von 14 Milliarden eine Differenz von 15# Millionen wirklih ni@ts Schreckhaftes bat. Bei den Cinnahmen und Ausgaben der Eisenbahn findet doh immer eine gewisse Wellen- bewegung statt.

Abg. von Erffa (kons): Meine Freunde baben zu dem vorliegenden Gegenstand einen Fraftionsbes{luß nicht gefaßt. Ich glaube aber, daß sie in ihrer großen Mebrbeit noch auf dem Standpunkte stehen, den ih in ibrem Namen am 8. März beim Eisenbahnetat vertreten babe. Ich {loß mich damals der Auffassung der Budgetkommission an : eine Vereinfahung der Personentarif2 obne wesentliche finanzielle Einbuße. In der Theorie sind nun die Herren alle für eine Ver- einfahung obne Verbilligung, selbstverständlih aber auch obne Verteuerung. In der Praxis dagegen sind sie dafür, daß womöglich alles verbilligt werden soll neben der Vereinfatung. Was Herr Wiemer sagte, kommt beinahe darauf binaus, daß die Reisenden der III. Klasse umsonst fabren und die der TV. womöglih noch etwas dazu bekommen sollen. Es ift furchtbar b-quem, solde Wünsche in das Land zu schleud2an. Herr Wiemer hat aber niht den geringsten Vors(lag g?maWt, wie der Einnahmeausfall der 154 Millionen gedeckt werden joll. Wenn man gesagt hat, der Minister werde, wenn man die Zuschläge zu den Schnellzügen einführte, allz Züge, die bis jetzt keine Swnellzüge sind, zu Schnellzügen maten, jo kann ih nur sfagen, daß das eine illovyale Verwaltungë8maßnahn:- scin würde; ih glaube nit, daß die gewöhnlihen Personenzüge in Schnell;üge verwandelt werden würden. Der Minister verbindet mit seirem Plane den Gedanke, daß beispielsweise Leute, die von Halle nah WVerlin fahren, wenn sie den Schnellzug benugzen, dafür einen Zuschlag bezahlen. Dem fkann ih nur zustimmen. Wenn dagegen die Herren aus dem Osflen sih darüber beshweren, daß sie diesen Zushlag von Königeberg nah Berlin bezablen sollen, so muß ih dieser Beshwerde cine gewisse Berechtigunz zusprehen, denn die Welt fängt eigentlih in Berlin an, urd deéhalb würte es richtiger sein, wenn auf solhe Entfernungen dem Bedürfnis Nechnung getragen würde. Bereits am 8. März babe ich Wert darauf gelegt, daß gleichzeitig mit der Reform des Personentarifs eine Reform des Gepädcktarifs stattfindet. Es ist ja niht gerade angeneßm, wenn jemand, der mit einer Familie von 6 Personen von hier nach Königsberg reisen will, 48 Æ für Gepäck zahlt. Aber die Herren haben doch übersehen, daß man das Ge- pâdckt als Fraht s{chicken kann. Man brauckt doch nicht das ganze Gepäck bei sh zu führen. Das gilt auch von dem Lebrer, auf den man Bezug genommen hat, er kann fein Geväck in die Sommer- frishe vorausschicken. Was die Herren sonst wünschen, fommt darauf hinaus: wir wollen alles bequemer aber womöglich noch billiger baben als biébher. Das können wir nit als berechtigt anerkennen. Es können keinerlei Reformen eingeführt werden obne Konzessionen auf der anderen Seite. Was das Handgepäck bztrifft, so hat kein Mensch einen größeren Anspruch als auf den Plaß, der über seinem Sitze sich befindet. Eventuell können Anweisungen an die Beamten erlassen werden, etwas strenger zu verfahren. Aber auch der Ab- schaffung der Nundreifebilletts und der verschiedenen Sonderkarten möchte ih das Wort reden. Es ift wirklich im deutshen Volke eine Rei!e- sucht vorhanden, ich gônne den Luten eine Sommererholurg und Aug- spannung von Herzen, daß aber in den kleinen Städten vi:lfach 20 bis 30 Vereine jeden Sonntag irgendeinen Autflug machen, gebt doch zu weit. Ich kann \{ließlih nur wiedcrholen, daß meine Freunde eine Reform der Persfonentarife obne wesentlihe Ermäßigung wünschen.

Minister der öffentlihen Arbeiten von Budde:

Ich bin den verschiedenen Herren Rednern dankbar für die reiche Zahl von Anregungen, die ih zu der vorliegenden Frage erbalten habe. Im allgemeinen brahten allerdings die Anregungen nichts Neues. Sie können si denken, daß das Für und Wider der einzelnen Punkte reihlich erörtert worden ist. Einige Punkte mö§te i nur bervorbeben, weil Anfragen darüber an mich gerihtet worden sind, bez¡w. weil sie von grundsäßliher Bedeutung sind.

Der Herr Abg. Dr. Wiemer bat gesagt, es sind ja doch nur rechnerische Ausfälle, man kann abwarten, ob sie eintreten, und dann den allgemeinen Grundsay angeführt, der ja auch nit neu ift: eine Verkehrsverbilligung bringt sofort Verkehrssteigerunz und also auhch eine größere Einnahme. (Abg. von Böblendorff-Kölpin : Sehr richtig!)

Meine Herren, das sind do nur allgemeine theoretische Lehren, die namentlich auf den Personenverkehr, der außerordentlih viel Unkosten macht, niht unmittelbar anwendbar sind. Ich gebe dem Herrn Abz. Dr. Wiemer vollkommen recht: es sind rehnerishe Ausfälle, die ih Ihnen vorgetragen habe, aber wenn eine Personentarifreform ge- bracht werden soll, so muß \ich doch der Aufbau gründen auf Be- rechnungea. Jch kann doch nit eine Personentarifreform einführen und nachher erst sagen: sfi2 macht fo und so viel Ausfälle oder wird so und so viel einbringen. Also wir mußten die Sache, die wir in dieser Hinsiht beschloffen haben, auf derartige Berehnungen ftüßen. Das war ih dem hohen Hause auf Grund seiner Resolution \{huldig.

Dann hat der Herr Abg. Dr. Wiemer gesagt ih war gerade nicht bier —, ih wäre ¡um Schluß elegisch geworden; dessen bin ih mir nicht bewußt, sondern ih werde auch nicht elegisch, wenn die Reform nit kommt; ih habe dann meine Quittung bekommen und Ihre Resolution ist geshäftsmäßig erledigt. Alle die Wünsche aus- zuführen, die die Herren vorgetragen haben, tazu bin ih nit in der Laze; denn die Reform beruht auf einem Kompromiß zwischen allen deutshen Staatseisenbahnverwaltungen. Jch bin aber überzeugt, daß in den Korporationen, die in den Bundesstaaten gehört werden, bezw. in den Landtagen, die darüber zu \prehen haben, noh eine ganze Menge anderer Wünsche zur Sprache kommen werden. Wir werden ja dann noch einmal zwishen den Eisenbahn- verwaltungen in Beratung eintreten können und sehen, was \ich von diesen Wünschen erfüllen läßt.

Das eine habe ih heute nur bekämpfen wollen und das ist au von keinem der Herren Redner hier wiederholt worden —, was im Lande behauptet worden is und Unruhe verbreitet hat, daß die ganze Reform auf nihts anderes hinausgehe als auf eine allgemeine Verteuerung des Reisens und nihts anderes sei, als eine Plusmacherei. Davon kann garnit die Rede sein. Fiskalishe Interessen haben bei mir absolut niht vorgelegen und bei den anderen deutshen Eisenbahn-

verwaltungen auch nit, wie ich Ihnen vurch Zablen ausführlih nach- gewiesen zu baben glaube.

Der Herr Abg. Dr. Friedberg bat an mich die Frage ge- richtet, weshalb denn ein Zushlag an die Rundreisebefte ge- bunden wäre. Zunächst bemerke ih, daß die Nundreisehefte verbilligt werden; denn die Rundreisehefte waren bis jeßt etwas teurer als die halben Nückfahrkarten. Dann i} es unliebsam empfunden worden bei der Erhebung der D-Zugzushläge, daß diese ertra im Zuge eingesammelt wurden, daß namentlih Reisende, die vom Auslande kommen, es nicht verstehen, daß sie eine Fahrkarte haben und dann noch einen Zuschlag bezahlen müssen. Nun soll der neue D-Zugzushlag in allen großen Relationen, die vore kommen, also Berlin— Frankfurt, Berlin—Cöln, Berlin—Königck- berg, gleih in dem Fahrpreis der zu löôsenden Karte ent- halten sein. Aber zwis{hen Orten, wo niht viele Stnell- zugfahrkarten gezbrauht werden, foll an der fafse gleich die Schnellzugszuschlagkarte gekauft werden können. Kommt nun ein Reisender von einer Nebenbahnlinie auf die Haupt- bahn, dann soll er in diesem Falle, wenn er eine Sthnellzugfabrkarte niht hat lôsen können, auch die Möglichkeit hxben, von dem Schaffner eine Zuschlagkarte, wie fie tarifarisch vorgesehen ift, kaufen zu fönnen. Es soll also die Einziehung der D-Zugskarte in der Negel niht mebr in derselben Form erfolgen wie früher. Dagegen ist es in Aussickt genommen, daß die Vorausbestellung eines bestimmten Plaßes nah wie vor mögli ist. Nun bat man sih gesagt, wenn einer mit einem Fahricheinheft ko:nmt, so ist diese grundsäßliŸe Lösung einer besonderen Schnelliugzuschlagkartie unbequem und namz:ntlih in Nücksicht darauf, daß die zusammengestellten Fahrscheinhefte hauptsählich von Aus- ländern benußt werden, auß nit zweckmäßig. Aus diesem Grunde und auch deéhalb, weil die Eisenbahnverwaltung mit diesen zusammen- gestellten Rundreiseheften doch erbeblich mehr Sterereien hat als mit den zukünftigen einfahen Fahrkarten, sind ganz geringe Zuschläge von 0,2 beziehungêweise 0,3 4 auf die zusammengestellten Fahrs{heinbeste gelegt werden, wobei sich ergibt, daß immer noch die dritte Klasse billiger ist als sie biéher gewesen ist. Also rein betrieblihe und für den Reisenden nüßlihe, zweckmäßige Gründe sind es gewesen, daß wir den Schnellzugszuschlag gleih in das Fahrscheinheft aufgenommen haben. Ih wiederhole aber nochmals: selbst wenn bezüglich der Schnellzugtzuschläge cs nicht notwendig wäre, den Ausfall zu decken - so würde ich als Verkehr?minister es troßdem im Interess2 des reisenden Publikums für nüglich halten, cinen folhen Zuschlag wie jeßt bei den D-Zügen zu erbeben, um eben den Lokalverkehr von ibnen abzuhalten, der andere Züge benußen kann, und zwar, um bei dem Beispiel des Herrn Abg. Freiherrn von Erffa zu bleiben, bei Halle— Berlin, nickt nur Personenzüge, sondern auch s{hnellfahrende Schnell- züge, die aber nicht mit Zuschlägen belegt find.

Nun hat der Herr Abg. Dr. Friedberg die Forderung an mich gerichtet, ih solle definieren: was ist Schaellzug in diesem Sinne? Ja, meine Herren, darüber baben sich die Eisenbahnverwaltungen auch den Kopf zerbrochen, es ist aber niemandem urter den Fachgelehrten gelungen, eine solhe Definition zu geben. Die naheliegende Definition, nah der Schnelligkeit des Zuges, kann man nit nehmen, denn ein Schnellzug, der über das Gebirge mit nur 59 bis 60 km Reise- geshwindigkeit fährt, kann unter Umstänten viel schneller sein, wenn man die virtuelle Länge der Strecke und ihre Schwierigkeiten, die Anspannung der Lokomotiven, die Kosten usw., in Betracht zieht, als ein Zug mit 80 bis 90 km Geschwindigkeit in der Ebene. Derselbe Zug, der mit 59 bis 60 km Reisegeshwindigkeit über das Gebirge fährt, kann aber deshalb doch große internaticnale Reiseverbindungen darstellen, bei denen es wünshen8wert ift, den Lokalverkehr zu beshränken. Dethalb saze ih, der Schnellzug kann nur bestimmt werden aus den betrieblißhen und verkehrlißen Rücksichten ; eine Bindung in dieser Hinsicht dem Eisenbahnminister auszu- sprechen, würde ih für einen Fehler gegen den Verkehr balten. Der Eisenbabnminister hat vicl wichtigere Dinge zu bestimmen, die seiner Verantwortung unterliegen, als diese Bestimmung der Schnellzüge, und ih glaube, meine Herren, bei der Ausbildung des Fahrplans, die in den leßten Jahren ftattgefunden hat, dürfen Sie das Vertrauen zu der Staatseisenbahnverwaltung haben, daß diese Bestimmung der Schnellzüge in verständiger Weise gehandhabt werden wird. Daß sie niht ledialih nah fisfalischen Gesihtépunkten getroffen werden fann und getroffen werden wird, das beweisen Ihnen die Zahlen, die ih Ihnen heute angeführt habe über die Verbilligung des ganzen Reiseverkehrs in den leßten 25 Jahren.

Es ist dann sehr viel vom Handgepäck gesprohen worden, und die Bemerkungen, die ih darüber gemacht babe, sind mehr oder weniger beanstandet worden. Das hätte ih selb tun können. (Heiterkeit) Die ganze Misere mit dem Handgepäck kenne ih eben so gut wie Sie. Ich habe aber au generell nur behauptet, es ließe sih praktisch und sparsam in Ländern reisen, die Freigepäck haben, und in solchen Ländern, die es niht haben in Belgien, Oesterrei, in der Schweiz- Süddeutschland, auf 26 %/9 der deutshen Eisentahnen, wo man jeßt auh kein Freigepäck hat reisen die Leute doch. IH habe das Freigepäck nur {weren Herzens preisgegeben die Gründe dafür habe ic angegeben aus Konzession gegen diejenigen Bahnen, die kein Freigepäck bis jeßt hatten und die nicht roch mehr Opfer bringen konnten im Interesse des Reiseverkehrs, und außerdem meine Herren, weil die Mehrzahl dieses hohen Hauses, wenn früher davon ge- sprohen worden ift, die Aufhebung des Freigepäcks befürwortet hat (schr rihtig!) und weil außerdem die Vertretung sämtlicher deutschen Handelékammern, der deutshe Handelstag, sich für die Aufhebung ausgesprochen hat.

Ich muß dem Herrn Abg. Freiherrn von Erfa zustimmen, daß ih allerdings manche Herren Redner früher etwas anders babe reden hören über die Personen- und Gepäcktarifreform und daß ih die vielen kleinen Wünsche, die jeßt vorgebraht worden sind, früher n'ch@t gehört zu baben glaube. Jh habe mich kaum in einer Frage für so einig mit diesem hohen Hause gehalten wie in der Frage dieser Personen- und Gepättarifreform. Ich habe geglaubt, daß ih nach der leßten Resolution die Wünsche bis zur äußersten Linken erfüllt hätte. Nun bin ich allerdings beute ein klein bißchen enttäusht worden dur die vielen Wünsche, die beute ausgesprohen worden sind.

Ih habe dann niht mit dem Herrn Finanzminister gedroht, daß die Tarifreform \{heitern würde, wenn die 154 Millionen nicht gedeckt würden nein, meine Herren, ih babe, wenn Sie den Ausdruck weiter nehmen wollen, mit Ihnen selbst gedroht; denn Sie baben mir das selbst auferlegt, ich solle keine erheblihen Ausfälle

Stations-

baben, und infolgedefsen war es ganz natürli, daß ich Ihnen einen Reformplan vorlegte, der Jhren Wünschen entspricht.

Auf die übrigen Einzelheiten gehe ih nicht weiter ein. Alles in diesen Fragen hat etwas für \sich, und alles hat etwas gegen si. (Sehr richtig!) Mathematishe Grundfäge lassen sich hierbei nicht

F aufítellen; ich werde aber gern die einzelnen Wünsche weiterhin prüfen, insoweit die deutshen Eisenbahnverwaltungen mit mir gehen

F fönnen, und ih bof nochmals, daß an kleinen Unstimmigkeiten und tleinen SGönbeitéfehlern die Reform des Personen- und Gepäcktarifs nit scheitern wird, sondern daß wir zu einer einheitlichen deutschen Norm kommen werden. (Bravo!)

Darauf wird auf Antrag des Abg. Herold (Zentr.) die Diskussion geschlossen. j e

Zur Geschäftsordnung ftellt der Abg. Kret h (kons.) fest, daß ibm durch den S&Whluß der Bespre{ung die Möglichkeit genommen sei, den etwas abweihenden Standpunkt zu vertreten, den eine Minderheit der Fraktion gegenüber Herrn von Erffa einnehme. L S

Abg. Dr. Wagner (frkons.) bedauert ebenfalls, daß der SHluß ihn verbindert hat, auf die Ausführungen des Gafen Praschma und auf die Erörterungen in der Breslauer Volksversammlung einzu-

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: Damit wird der Gegenstand verlassen.

Auf der Tagesordnung befinden sich nòôch einige Kom- missionsberihte über Petitionen. E #

Entsprehend dem Antrage der Justizkommission, überweist das Haus die Petition des Bürgermeisters Stankait in Alten- Essen um Errichtung eines Amtsgerichts daselbst der Regierung zur Erwägung. - .

Nach Erledigung der Petitionen erbittet das Wort zur Geschäftsordnung der : i 5

Abg. Hobrecht (nl.): Unsere Beratungen nähern \sich dem Ende. Ich bitte um Ihre Zustimmung, wenn ich Sie ersuche, vor Ï Shrem Auseinandergehen unserem verdienten Präsidenten den Dank Ï dafür auszusprechen, daß er mit der Hingabe und Freundlichkeit, die Ï wir an ihm gewöhnt find, mit Umsicht und unparteiish die Geschäfte I des Hauses geleitet hat. Sie haben sich erhoben und damit meinen Worten die Zustimmung ausgesprochen. | S Präsident von Krôöcher: Ich danke dem Vorredner für die Ì Worte, die er gesprchen, und Ihnen, meine Herren, für die sym- Ï pathishe Art und Weise, wie Sie diese aufgenommen haben. Ich Ï alaube aber den Dank nicht allein auf mi beziehen zu dürfen, und Ï erlaube mir deshalb, den Dank auch auszudehnen auf die beiden Ï Vizepräsidenten und die Schriftführer, die das Bureau bilden, denn ih bin ja der berufenste Zeuge dafür, zu wifsen, wie viel die Herren mitgeholfen baben. Meine Herren, wir {ließen unsere Beratungen, wie_wir sie eröffnet haben, indem wir einstimmen in den Ruf : Es lebe Seine Majestät der Kaiser, unser Allergnädigster König Y und Herr! Hoh! hoh! und nohmals hoh! (Die anwesenden Mitglieder haben sich erboben und stimmen begeistert in Ï den dreifahen Hochruf ein.) Ich schließe die Sizung.

Schluß 28/4 Uhr.

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Vereinigte Sißzung beider Häuser des Landtages. Sonnakend, den 1. Juli 1905, Nahmitiags 5 Uhr. s Am Ministertishe: der Ministerprästdent Fürst von MWBulow und die Staatsminister Dr. Schönstedt, Dr.Studt, A Freiherr von Rheinbaben, Möller, von Budde, von

Einem, Freiherr von Richthofen und von Bethmann- F Hollweg. ; Der Präsident des Herrenhauses Fürst von Knyphausen N eroffnet die Sizung um 5 Uhr 5 Minuten mit folgenden F Worten: E Meine Herren, die Sitzung ist eröffnet. Als Schriftführer fun- M gieren die Herren Viereck, Graf Arnim-Boigenburg und Dr. von M Burgsdorf. Ich erteile das Wort dem Herrn Präsidenten des ks Staatsminifteriums. B Minifterpräsident Fürst von Bülow: d Ich habe den beiden Häusern des Landtags eine Allerböchste M Botschaft zu verkünden. (Die Mitglieder erheben \sich von den M Plätzen.) Die Botschaft lautet: i „Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen, haben auf Grund des Art. 77 der Verfafsungsurkunde vom 31. Januar 1851 den Präsidenten Unseres Staatsministeriums Fürsten Bülow beauftragt, die gegenwärtize Sitzung der beiden Häuser des Landtages Unserer Monarchie am 1. Juli in Unserem Namen zu \{ließen.

Gegeben zu Kiel, an Bord Meiner Jacht Hohenzollern, den

25. Juni 1905.

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1 Wilhelm. J Gegengezeihnet vom Königlihen Staatsministerium.“ Î Ich habe die Ehre, dem Herrn Präsidenten die Urkunde zu über- F geben. Auf Grund des mir erteilten Allerböchsten Auftrages erkläre H ih die Sitzungen des Landtages für ges{losen.

Y Präsident Fürst von Knyphausen: Ich fordere Sie auf, f} dreimal freudig einzustimmen in den Ruf: Hoch lebe Seine Y Majestät, unser Allergnädigster Kaiser und König! (Die F Mitglieder stimmen dreimal lebhaft in diesen Ruf ein.)

Schluß 5 Uhr 7 Minuten.

Verdingungen im Auslande.

Oesterreih-Ungarn. ,_ 20. Juli 1905, 12 Uhr. K. K. Staatsbahndirektion in Krakau: Lieserung von Arbeitsmashinen und mechanischen Einrichtungen für die Werkstellen in Neu-Sandec. Näheres bei der genannten Dérektion.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten uud Absperrungs- maßregeln.

Jtalien.

h Die italienische Regierung hat durch seesanitätepolizeiliGe Ver-

ordnung vom 23. Juni d. I. den Hafen von Alexandrien für Ipestverseuht erklärt. 4 Scchweden. n Die \chwedishe Regierung hat laut Bekanntmahunz vom #27. Juni d. I. den Hafen von Amoy in China für pest- verseucht erklärt. H Aegypten. h Der internationale Gesundheitérat in Alexandrien hat die für TDerkünfte von Bhavnagar angeordneten Quarantäne- napregeln gas aufgehoben. (Vgl. „R.-Anz.* vom 1. April F « ¿Jes SUL: (V:

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Stand der Tierseuhen in Ungarn am 21. Juni 1905. (Nah den wötentlihen Au8weisen des Königlich ungarishen AFerbauministeriums.)

B s | BMilie p E e [Bläen Rotlauf | S Hreine- brand | Wut Haut- | Klauen- | Blattern aus\{lag Ne ck M seuhe | wurm | seuche | Schweine E | | | Zahl der verseuhten Orte. .. 1 N30 | O S M 0e 954 Handel und Gewerbe. Wien, 1. Juli. (W. T. B.) Gewinnziehung der s ster-

Im August d. J. wird in Bilbao (Spanien) von der dortigen Stadtgemeinde unter regierungs\eitiger Unterstüßung eine Pädas- gogische Ausstellung veranstaltet werden. Die Ausstellung bat die Förderung des Schulwesens zum Gegenstand; sie soll sh sowohl auf die Organisation des Shulwesens als au auf die Lehrmethoden und Lehrmittel bezieben und die Kindershule, die Elementar\shule sowie die höhere Shule umfassen. Nach den Beschlüssen der Stadt- gemeinde in Bilbao follen die Ausftellungspläze kostenfrei vergeben werden; die Ausstellung8gegenstände sind vor dem 39. Juli d. I. an den Bürgermeister in Bilbao zu senden, der für ihre Aufstellung und Aufbewahrung Sorge tragen wird.

(Aus den im Reichsamt des Innern zusammengestellten „Nachrichten für Handel und Industrie “.) Ausschreibungen.

Bau vonWasserleitungen in Desterreich. Die Munizipal- delegation von Triest hat behufs Versorgung der Karstdörfer im Triester Stadtgebiete den Bau einer Wasserleitung nah dem Hoch- plateau mit einem Kostenaufwande von insgesamt 665 000 K. be- schlossen. Der Gemeinderat von Salzburg hat die obligatorische Einführung von Wafsermessern angeordnet und das Bürgermeisteramt mit der Einholung von einschläzigen Offerten beauftragt. Des weiteren ift der Bau einer Nußwasserleitung mit einem Koftenaufwande von 200 000 K. bes{lofsen worden. (Desterreichisher Zentralanzeiger für das öoffentlihe Lieferungê8wesen.)

Die elektrishe Beleuchtung der Stadt Turnu-Severin (Rumänien) foll am 10. September 1905 vom Bürgermeisteramt vergeben werden. (Bukarester Tagblatt.)

Lieferung von Medikamenten nach Sofia für Zwette des Alerxanderboîpitals. Anschlag: 20 699 Fr. Die Vergebung erfolgt am 11./24. Juli 1905 in der Kreisfinanzkommission in Sofia. (Bul- garishe Handel8zeitung.)

Konkurse im Auslande.

Bulgarien.

Durch Beschluß des Varnaer Kreisgerihts vom 24. Juni 1905 wurde über das Gefamtvermögen der Manufakturwarengroßbändler Gebrüder G. Demirdjian in Varna® der Konkurs eröffnet. Brovisorishe Mafseverwalter sind die Advokaten Georg Passarof und Dr. N. Bakardjief; die Wahl der endgültigen Mafseverwalter er- folgt am 13. Juli. Termin zur Anmeldung der Forderungen an die Masse am 24. Juli, zur Feststellung der Ansprüche der Gläubiger am 12. August d. J.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Nuhr und in Oberschlesien.

An der Nuhr find am 1. d. M. geftellt 18265, niht rechi- ¡eitig geftellt keine Wagen.

In Oberschlesien sind am 30. v. M. gestellt 6166, nicht recht- ¡eitig gestellt keine Wagen.

Nach einem foeben bei der Schantung-Bergbau-Ge- fellshaft eingetroffenen Telegramm der Bergbaudirektion in Tsingtau ist der Fangtse-Schaht des Steinkohlenbergwerks in Schantung, defsen Betrieb am 27. Juni durch eine Explosion unter- brohen worden war, wieder betri?bsfähig geworden.

In der vorgestrigen Sitzung des Aufsichtsrats der Oft- deutshen Bank, Akt.-Ges. vorm. J. Simon Wwe. u. Söhne in Königsberg, wurde, laut Meldung des ,W. T. B.*“, beschlossen, einer auf den 12. August cr. einzuberufenden außerordent- liden Generalversammlung von neuem die Fusion mit der Ostbank für Handel und Gewerbe in Posen vorzuschlagen. In dem Fusionévertrage kommt die Zuzahlung von 100 auf sechs Aftien der Ostdeutshen Bank in Wegfall, sodaß bei An- nahme durch die Generalversammlung auf sechs Osftdeutshe nur fünf Ostbank-Aftien gewährt werden. Indessen nahm der Auffichtsrat von der Erklärung des für die Fusion eintretenden Konsortiums Kenntnis, wonach das Konsortium bereit ist, bei freiwilligem Umtausch den Aktionären der Ostdeutschen Bank noch bis zum 6. Juli die oben er- wähnte Zuzahlung von 100 Æ zu gewähren.

Laut Meldung des ,W. T. B.* betrugen die Einnahmen der Anatolishen Eisenbahnen vom 11. bis 17. Juni 1905: 206 717 Fr. (+ 23 280 Fr.), seit 1. Januar 1905: 3982851 Fr. (+ 1 104 005 Fr.). i 4

Washington, 1. Juli. (W. T. B.) Die Regierungs- einnabmen im Monat Juni betrugen 47 950 777 Dollars, die Aus- gaben 35 607 600 Dollars. i

New York, 1. Juli. (W. T. B.) Die „New York Times“ meldet: Zwischen den Stahlschienenfabrikanten Englands, Frankreihs, Deutschlands und Belgiens und der United States Steel Corporation \und anderen amerikanischen Concerns ift ein Abkommen geschlossen worden, das die genannten Interessenten zu einem Pool vereinigt, der die Welt- märkte in freundshaftliher Weise unter ih verteilen will. Die Amerikaner werden unbestritten den Schienenmarkt von den großen Seen bis zur Magellanftraße beherrshen, während die Europäer auf ailen anderen Märkten von amerikanisher Konkurrenz frei sein sollen. Der Vertrag ist \Gon in Kraft getreten, und in London ist ein Zentralbureau errihtet worden mit Unterbureaus für die einzelnen nationalen- Gruppen. Die englishen und französishen Werke haben ein Vorrecht für die Versorgung der Kolonien, jedoch niht über ihre Beteiligungsziffer hinaus, die deutshen Werke haben ein Vorrecht auf den Absay in Schweden, Norwegen und Dänemark.

New York, 1. Juli. (W. T. B.) Die Goldausfuhbr in der vergangenen Woche betrug 3 333 000 Dollars nah Frankreich, 24 000 Dollars nah anderen Ländern; die Silberaus fuhr betrug 506 000 Dollars. Eingeführt wurden in der vergangenen Woche 7000 Dollars Gold und 27 000 Dollars Silber. j

New York, 1. Juli. (W. T. B.) Der Wert der in der vergangenen Woche eingeführten Waren betrug 11 000 000 Doll. geoen 10 510 000 Doll. în der Vorwoche, davon für Stoffe 2000 000

oll. gegen 2 310 000 Doll. in der Vorwoe.

Meiningen, 1. Juli. (W. T. B.) Serienziehung der Meininger 7Guldenlose: 124 265 458 474 483 548 655 929 1054 1080 1270 1277 1292 1322 1332 1343 1392 1561 1564 1635 1720 1754 18E9 1889 1909 2024 2154 2193 2426 2485 2689 2690 2806 2898 3018 3161 3166 3288 3289 3435 3776 3844 3878 3881 3900 3939 3970 4160 4169 4277 4432 4434 4455 4515 4602 4620 4872 5264 5318 5784 5788 5880 5974 6100 6231 6311 6328 6829 6913 7031 7142 7464 7767 7863 7886 7957 7988 8168 8200 8222 8280 8301 8617 8700 8725 8856 8877 8993 9176 9244 9408 9454

9487 9624 9867 9908,

reihischen Kreditlose von 1858. 300000 Kronen Serie 4081 Nr. 38, 60000 Kronen Serie 2452 Nr. 6, 30009 Kronen, Serie 2969 Nr. 93, je 10000 Kronen Serie 3667 Nr. 27, Serie 3838 Nr. 69, je 4000 Kronen Serie 2935 Nr. 30, Serie 3838 Nr. 100, je 3000 Kronen Serie 741 Nr. 16, Serie 2035 Nr. 53, Serie 3296 Nr. 95, je 2000 Kronen Serie 159 Nr. 62, Serie 3838 Nr. 6, Serie 4081 Nr. 9. Geizogene Serien 11 64 106 159 229 434 741 937 1211 1522 1570 1592 1877 1920 2035 2364 2452 2543 2935 2969 3142 3296 3382 3462 3496 3571 3667 3668 3717 3776 3838 4009 4081 4154.

, Die Preisnotierungen vom Berliner Produktenmarkt sowie die vom Königlichen Polizeipräsidium ermittelten Marktpreise in Berlin befinden sih in der Börsenbeilage.

Berlin, 1. Juli. Bericht über Speisefette von Gebr. Gause. Butter: Die Kauflust für gute, reinsGmeckende Butter bleibt eine äußerst rege, sodaß die Zufubren feiner Butter zu böberen Preisen geräumt wurden. Auch für russishe Molkereibutter wurden die böberen Forderungen bewilligt, da sih immer mehr die Ansicht Bahn bricht, daß auf billigere Preise für russisbe Butter in diesem Jahre nit mehr zu rechnen sein dürfte. Die heutigen Notierungen sind: Hof- und Genofsenschaftebutter Ta Qualität 108—111 4, Ila Qualität 105—109 # SMhmalz: Eine Veränderung der Marktlage ist nicht eingetreten, auch die Preise sind unverändert geblieben. Während infolge der Hize der Lokobedarf gering ist, zeigt fih für später Kauf- lust. Die beutigen Notierungen sind: Choice Western Steam 447 bis 457 #, amerikanisches Tafelshmalz (Borussia) 457 #4, Berliner Stadt|chmalz (Krone) 46 #4, Berliner Bratenshmalz (Kornblume) 48 4, în Tierces bis 52 A Spe ck: Gute Nalhfrage.

Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Schlachtviehmarkt vom 1. Juli 1905. Zum Verkauf standen 3405 Rinder, 1436 Kälber, 14951 Schafe, 10 082 St{hweine. Marfkt- preise nach den Ermittelungen der Preisfestsezungskommisson. Bezahlt wurden für 100 Pfund oder 50 kg S{lahtgewiht in Mark (bezw. für 1 Pfund in Pfg.):

Für Rinder: Ochsen: 1) vollfleishig, au38gemästet, höchsten S(hlachtwerts, höchstens 7 Jahre alt, 70 bis 74 S; 2) junge fleisdige, niht ausgemästete und ältere ausgemästete 65 bis 69 c; 3) mäßig genährte junge und gut genährte ältere 62 bis 63 ; 4) gering Tee jeden Alters 58 bis 61 # Bullen: 1) voll- fleishige, böhsten Shlachtwerts 66 bis 70 4; 2) mäßig genährte jüngere und gut genährte ältere 62 bis 65 e; 3) gering genährte 97 bis 60 #— Färsen und Kühe: 1) a. vollfleishige, ausgemästete Färsen b3&bsten Schlachtwerts bis M; b. vollfleishige, aus gemästete Kühe höchsten Schlahtwerts, höchstens 7 Jahre alt, 62 bis 64 M; 2) ältere ausgemästete Kühe und weniger gut entwidelte jüngere Kübe und Färsen 59 bis 61 ; 3) mäßig genährte Färsen und Kühe 54 bis 57 #; 4) gering genährte Färsen und Kübe 47 bis 52 M :

Kälber: 1) feinste Mastkälber (Vollmilhmast) und beste Saug- falber 77 bis 81 Æ; 2) mittlere Mastkälber und gute Saugkälber 68 bis 74 Æ; 3) geringe Saugkälber 52 bis 60 ; 4) ältere gering genährte Kälber (Frefser) 53 bis 58 M

Schafe: 1) Mastlämmer und jüngere Masthammel 70 bis 73 4; 2) ältere Masthammel 66 bis 69 : 3) mäßig genährte Hammel und Schafe (Merzschafe) 60 bis 62 #4; 4) Holsteiner Niederungs- shafe bis #, für 100 Pfund Lebendgewiht bis

Schweine: Man zahlte für 100 Pfund lebend (oder 50 kg) mit 209%/9 Taraabzug: 1) vollfleishige, kernige Schweine feinerer Naffen und deren Kreuzungen, höchstens 1} Jahr alt: a. im Gewicht bon 220 bis 280 Pfund 62 bis Æ; b. über 280 Pfund lebend bis M; 2) fleishige Schweine 59, bis 61 4; gering entwidelte 56 bis 58 M; Sauen und Eber 58 bis M

Berlin, 1. Juli. Wochenbericht für Stärke, Stärke- fabrikate und Hülsenfrüchte von Mar Sabersky. Der Geschäftsverkehr in Kartoffelfabrikaten bleibt andauernd ftill ; ee Abiaß ift gering, da . der Konsum nur das Nôt-

wendigste kauft. Es sind zu notieren: Ia. Kartoffel- stärle 27}—28} FÆ, Ia. Kartoffelmebl 272 —284 M, IT. Kartoffelmebl 24—26 #, feuhte Kartoffelstärke, Fracht-

parität Frankfurt a. D. —,— F, gelber Sirup 31—314 H, Kap.-Sirup 313—32 #4, Erxportsirup 33—334 , Kartoffelzucker gelb 30}7—31 Æ, Kartoffelzucker kap. 31—32 #, Rumcouleur 42—43 Æ, Biercouleur 42—42} F, Dertrin gelb und weiß Ia. 334—34} Æ, do. sefunda 30—32 #, Halleshe und Stlesishe 41—42 Æ, Weizenftärke fkleinst. 37—39 #, großft. 38—40 , Reisstärke (Strahlen-) 47—48 Æ, do. (Stücken-) 47—48 H, Schabestärke 32—33 #, Ia. Maisstärke 35—36 c, Viktoriaerbsen 17—23 #, Kocherbsen 18—24 A, grüne Erbsen 19—22 A, Futtererbsen 14}3—163 #Æ, inl. weiße Bohnen 30—32 %, flade weiße Bobnen 31—32 Æ, ungarishe Bohnen 28—30 A, galizish- russische Bohnen 28—30 Æ, große Linsen 37—44 4, mittel do. 33—36 H, kleine do. 28—33 , weiße Hirse 42—48 A, gelber Senf 24—32 #, Hanfkörner 25-—27 #, Winterrübsen 21—212 4, Winterraps 213—22 Æ, blauer Mohn 44—50 , weißer Det 64—70 Æ, Pferdebohnen 16—17 Æ#, Buchweizen 16—19 M, Mais loko 134{—14 #, Wicken 15—16 &, Leinsaat 25—28 4, Kümmel 48—52 A, Ia. inl. Leinkuhen 147—16 #, Ia. ruff. do, 15—15è Æ, Rapsfuhen 125—134 #Æ, Ia. Marseill. Erdnußkuchen 1453—16 Æ, Ia. doppelt gesiebtes Baumwollsaatmebl 54—62 0/9 147—145 Æ, belle getr. Biertreber 113—12} Æ, getr. Getreide- shchlempe 15—16 Æ, Maisshlempe 12—124 #4, Malzkeime 104 bis 11 Æ, Roggenkleie 11}—11} , Weizenkleie 103—11 A (Alles per 100 kg ab Bahn Berlin bei Partien von mindestens 10 000 kg.)

Kurs8berichte von den au8wärtigen Fondsmärkten.

Hamburg L Sul. (V E. B) (EDS) Gold in Barren: das Kilogramm 2790 Br., 2784 Gd., r in Barren: das Kilogramm 79,75 Br., 79,25 Gd. Wien, 3. Juli, Vorm. 10 Uhr 50 Min. (W. T. B.) Einh. 4%/ Rente M.-N. p. Arr. 100,35, Oefterr. 4%/ Rente in Kr.-W. per ult. 100,35, Ungar. 40/9 Goldrente 117,05, Ungar. 4 9/9 Rente in Kr.-W. 97,05, Türkishe Lose per M. d. M. 140,50, Buschtierader Eisenb.-Aktien Lit. B —,—, Nordwestbahnaktien Lit. D per ult. 453,00, Oesterr. Staatëbahn per ult. 668,25, Südbahn- gesellshaft 86,50, Wiener Bankverein 549,00, Kreditanstalt, Oesterr. per ult. 656,25, Kreditbank, Ung. allg. 774,00, Länderbank 447,75, rürer Koblenbergwerk —,—, Montangesellhaft, Oesterr. Alp. 524,00, Deutsche Reichsbanknoten per ult. 117,45. London, 1. Juli. (W. T. B.) (Shluß.) 23% Gg,

Kons. 90/6, Plaßdiskont 2, Silber 26"/;.