1905 / 159 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 08 Jul 1905 18:00:01 GMT) scan diff

Hauptverwaltung der Staatsschulden.

Bekanntmachung.

Bei der heute öffentlih in Gegenwart eines Notars be-

wirkten Verlosung der Prioritätsobligationen

TTI. Serie,

IT1T. Serie Lit. B und 4

TTI. Serie Lit. C 1. und 2. Emission : der Bergish-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft sind die in der Anlage verzeihneten Nummern gezogen worden.

Dieselben werden den Besißern zum 1. Januar 1906 mit der Aufforderung gekündigt, die in den ausgelosten Nummern verschriebenen Kapitalbeträge

vom 2. Januar 1906 ab egen Quittung und Rückgabe der Obligationen bei der Staats- Fiaildemrlilqungslafe in Berlin W. 8, Taubenstraße Nr. 29, zu erheben. Dabei sind O l a. mit den Obligationen TI. Serie die Zins- scheine Reihe Ÿ Nr. 19 und 20, S ; b. mit den Obligationen Ill. Serie Lit. B die Zinsscheine Reihe ŸY Nr. 8 bis 20, | : 6. mit den Obligationen T Serie Lit C 1. und 2. Emission die Zinsscheine Reihe TV Nr. 11 bis 20 O / E nebst Erneuerungsscheinen (Anweisungen) für die nächsten Reihen unentgeltlih mit abzuliefern. /

Die Zahlung erfolgt von 9 Uhr Vormittags bis 1 Uhr Nachmittags, mit Aus\{hluß der Sonn- und Festtage und der beiden leßten Geschäftstage jedes Monats. |

Die Einlösung geschieht auch bei den Regierungshaupt- kassen und in Frankfurt a. M. bei der Kreiskasse. 4

Zu diesem Zwecke können die Effekten einer dieser Kassen {on vom 1. Dezember 1905 ab eingereiht werden, welche sie der Staatsschuldentilgungskasse zur Prin vorzulegen hat und nach erfolgter Fesistelung die Auszahlung vom 2. Januar 1906 ab bewirft. S :

Der Betrag der eiwa fehlenden Zinsscheine wird vom Kapitale zurückbehalten. : i :

Mit dem 31. Dezember d. J. hört die Verzinsung der verlosten Obligationen auf.

Zugleih werden die bereits früher ausgelosten, auf der Anlage verzeichneten, noch rückständigen Obligationen wieder- holt und mit dem Bemerken aufgerufen, daß die Verzinsung derselben mit dem 31. Dezember des Jahres ihrer Verlosung aufgehört hat, und daß jeder Anspruch aus ihnen erlischt, wenn sie 10 Jahre lang alljährlih einmal öffentlih aufgerufen und dessen ungeachtet nicht spätestens binnen Jahresfrist na dem leßten öffentlihen Aufruf zur Einlösung vorgelegt sein werden.

Die Staatsschuldentilgungskasse kann sih in einen Schrift- wechsel mit den Jnhabern der Obligationen über die Zahlungs- [leistung nicht einlassen. S

Formulare zu den Quittungen werden von sämtlichen oben gedachten Kassen unentgeltlich verabfolgt.

Berlin, den 1. Juli 1905. :

Hauptverwaltung der Staatsschulden. von Hoffmann.

Bekanntmachung.

Von der Geologischen Spezialkarte von Preußen und benachbarten Bundesstaaten is vor kurzem die aus den Blättern Lüneburg, Lauenburg, Winsen und Artlen- burg bestehende Lieferung 108 erschienen, die ein an der Ab- dachung der Lüneburger Heide zum Elbtal, bezw. am Südende des Holsteinschen Diluvialrückens liegendes, von Steckniß und Elbtal begrenztes Gebiet zur Darstellung bringt, das entweder noch in das Elbtal hineinreiht, oder wie Blatt Winsen völlig in diesem liegt. 4

Die Lieferung kann sowohl als solche zum Preise von 800 M oder in Einzelblättern zum Preise von 2,00 # pro Blatt nebst Erläuterung dur die amtliche Vertriebsabteilung der Königlichen Geologischen Landesanstalt und Bergakademie zu Berlin N. 4, JInvalidenstraße 44, als auch durch jede Buch- handlung bezogen werden.

Berlin, den 15. Juni 1905. i

Königliche Geologische Landesanstali und Bergakademie. Schmeißer.

BVeranntimamun g

Von der Geologischen Spezialkartie von Preußen und benachbarten Bundesstaaten ist neuerdings die aus den Blättern Altenbeken, Etteln, Kleinenberg und Lichtenau bestehende Lieferung 70 erschienen, welche das südliche Egge- Gebirge und einen großen Teil des westlich anschließenden

Paderborner Landes umfaßt.

Die Lieferung kann sowohl als solhe zum Preise von 8,00 M oder au in Einzelblättern zum Preis von 2,00 pro Blatt nebst zugehöriger Erläuterung durh die amtliche Vertriebsabteilung der Königlichen Geologischen Landesarnstalt und Bergakademie zu Berlin N. 4, Jnvalidenstraße 44, oder

auch durch jede Buchhandlung bezogen werden. Berlin, den 16. Juni 1905. Königliche Geologische Landesanstalt und Bergakademie. Schmeißer.

Personalveräuderungen.

Aönizlih Preußische Armee. Beamte der Militärverwaltung.

Dur Verfügung des Kriegsministeriums. 16. Juni. Sntend. des IX. Armeekorps, zu

Intend.

D Armeekorps Seiffert, Wolf (Mar), bezw. 18. und 33. Div., zu denen des XV. Armeekorps bezw. der 16. Div. und des X1. Armeekorps, Ba illeul, Scholz (Alfred), Ambost, Intend. Sekretäre von den Intendanturen des XV. Armeekorps bezw. der 30. und 4. Div., zu denen des XVII. bezw. VI. Armeckorps und der 18. Div., Koenigs, Intend. Registrator von der Intend. des XV.

Dr. Kanzki, Intend. Rat von der I: i X der des VI. Armeekorys zum 1. August 1905, Sinzingr Rat von der Intend. des X. Armeekorps, zu der des XI. A zum 15. Juli 1905, Seiffhart, Intend. Sekretäre von den Intendanturen der 16.

zu der des VIIT. Armeekorps, zum 1. Oktober 1905 verseßt.

E

f

Nickamfliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 8. Juli.

Seine Majestät der Kaiser und König find gestern an Bord der di „Hohenzollern“ und Jhre Majestät die Kaiserin un önigin mit Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Victoria Luise an Bord der Jaht „Jduna“ in Glüdcksburg eingetroffen. Am Vormittag hörten Seine Majestät den Vortrag des Vertreters des Auswärtigen Amts, Gesandten von Tschirschky und Boegendorff.

Der Nachweisung über die auf den größeren deutschen Eisenbahnen (ausfhlieklich der Dagegen) während der Dauer des Winterfahrplans (Oktober 1904— April 1905) beidenfahrplanmäßigenZügenmitPersonenbeförde- rung vorgekommenen Verspätungen ist folgendes zu entnehmen : Anza der in Vergleichung gezogenen Bahn- geo. o oe deren Gesamtlänge Ende April 1905 . davon zweigleisig . . e E é 16462 „. Befördert wurden : . ena, . 294905, Persone... « 2060810, gemischte Züge .“ . a 6 o LAO SDE Geleistet wurden:

/

14 44 962 km,

| auf 1 km im Tages- | (l

durhschnitt |

Betriebslänge im siebenmonailichen Durchschnitt

3 953

im ganzen

753 521 Zugkilometer.

Von den fahrplanmäßigen Zügen mit Personenbeförderung haben sih verspätet:

159 746 400

/ | gegen das im ganzen | Moriahr

Züge... E... 24048 | +9617 und zwar:

durch Abwarten verspäteter An- | shlüußzüge . E. . 13752 |

dur ten U bei den ver- späteten Zügen selbst i: 10 291 Von den Verspätungen der

leßteren Art entfallen auf:

1 Tausend Zu. 3,0 +11

1 Million Zugkilometex . : 64,4 + 236. Die Anzahl der versäumten

Añschlüsfe betrug -e- ¿ +5 596.

+ 5 430 + 4 187.

Der Kabinettsrat Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin, Kammerherr von Behr-Pinnow hat fich mii Urlaub nach Pinnow in Neuvorpommern begeben.

Der Kaiserlihe Botschafter in Washington Freiherr Speck von Sternburg hat einen ihm Allerhöhst bewilligten Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit werden die Geschäfte der Kaiserlihen Botschaft von dem Ersten Sekretär, Botschaftsrat Dr. Freiherrn von dem Bussche-Hadden- hausen geführt.

Der Kaiserliche Gesandte in Luxemburg Graf von Pückler ist von kurzem Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der Präsident des Kaiserlihen Aufsichtsamts für Privat- versiherung Gruner ist mit Urlaub nah dem Auslande ab- gereist.

Der Regierungsrat Dr. Neff in Arnsberg ist der König- lichen Regierung in Koblenz, der Regierungsassessor Klein aus Hagen der Königlichen Regierung in Arnsberg und der Regierungsrat Dr. Tiede in Hildesheim der Königlichen Regierung in Oppeln zur weiteren dienstlihen Verwendung überwiesen worden. i

Der Regierungsassessor Erich Poll aus Bromberg ist dem Landrat des Kreises Altenkirhen (Bezirk Koblenz), der Regierungsassessor von Stumpfeld aus Lüneburg dem Landrat des Kreises Pinneberg (Bezirk Schleswig), der Re- gierungsassessor Schapper aus Sigmaringen dem Landrat des Landkreises Bochum, der Regierungsassessor Dr. Jde aus Köslin dem Landrat des Kreises Mayen (Bezirk Koblenz), der Regierungsassessor Dr. Freiherr von Heinße aus Potsdam dem Landrat des Kreises Burgdorf (Bezirk Lüneburg) und der Regierungsassessor von Laer aus Düsseldorf dem Landrat des Kreises Fischhausen (Bezirk Königsberg) jur Hilfeleistung in den landrätlihen Geschäften zugeteilt worden.

__ S. M. S. „Bussard“ Ut am 6. Zuli in Pangani eingetroffen und geht am 10. Juli von dort nah Sadani in See.

S. M. Flußkanonenboot „Vorwärts“ ist am 6. Juli in Nanking eingetroffen.

Mecklenburg-Schwerin.

Zhre Kaiserlihe Hoheit die Großherzogin-Mutter hat sih, den „Meckl. Nachr.“ zufolge, auf der Reise nah NRuß- land gestern in Kiel auf der russishen Jacht „Zarnitsa““ ein- gelhift. Jhre Kaiserlihe Hoheit begibt sich_ zunächst nah

atshina, wo ihr Vater, der Großfürst Michael

Nikolajewit\ch sich befindet.

Deutsche Kolonien.

Ein Telegramm aus Windhuk meldet: Gestorben sind der Reiter Hermann Schmidt, geboren am 22. 7. 82 zu Woltersdorf, früher im Pionierbataillon Nr. 15, am 30. Juni 1905 in der Krankensammelstele Warmbad an Herz- shwähe nah Typhus, der Reiter Karl Nägele, ge- boren am 8. 9. 80 zu Herthen, früher im Sisaite regiment Nr. 142, am 30. 6. 1905 im Lazarett Keetmanshoop an Typhus. Am 3. Juli beim Ueberfall der Station Wasserfall ist der Reiter Josef Winkelhag, geboren am 28. 1. 79 zu Kirchheim, früher im Husaren: regiment Nr. 9, gefallen (Lungenshuß) und der Reiter Max

oser, geboren am 3. 4. 83 zu Dresden, früher im Jn- fanterieregiment Nr. 142, leiht verwundet worden (Fleishs{chuß linken Oberarm).

Oesterreich-Ungarn.

Im österreichischen Abgeordnetenhause erklärte gestern bei der Debaite über die Vorlage, betreffend die Kreditüber- shreitungen beim Bau der Alpenbahnen, der Minister- prâsident Freiherr von Gautsch, wie ,.W. T. B.* berichtet: die Regierung halte die Ueberführung der Bahnunternehmungen der Kaiser Ferdinand-Nordbahn, der Staatseisen- bahngesellschaft, der österreihishen Nordwestbahn sowie der süd-norddeutschen Verbindungsbahn und eventuell der Eisenbahn Wien- Aépang in das Staatsetigentum für ein mit allen Mitteln erstrebenswertes Ziel und werde zu dessen Er- reihung ihre Bemühungen voll einsezen. Die Regierung werde daher auch unverweilt den Vereinbarungsweg mit den Bahngesellschaften betreten, und wenn sich dieser einzelnen Unternehmungen gegenüber als aussihtslos erweisen sollte, mit aller Energie die Klarlegung der Ver- hältnisse auf demNechtswege anstreben. Die Regierung werde insbesondere in dem Falle, daß die Anforderungen der Privatbahnen \ich aus finanziellen oder rechtlichen Gründen als unannehmkar herauëéstellen sollten, von ihren Rechten, wie fie ihr konzessions- und vertragêmäßig, in bezug auf die Einlösung der betreffenden Bahnlinien, zustehen, vollen Gebrauh machen. Der Leiter des Eisenbahn- ministeriums rechtfertigte das Vorgehzn der Regierung und spra die Hoffnung auf eine segensreihe Wirkung des großen Werkes in Ee volkswirtschaftliher und felbst finanzieller Be- ziehung aus. L

Der Budgetaus\chuß des Abgeordnetenhauses nahm die Regierungsvorlage, betreffend die Fn einer italienishen Rechtsfakultät in Roveredo, unter Ablehnung eines Abänderungsantrags des Abg. Malfatti, wona eine Rehhts- fakultät in Triest errihtet werden solle, an. Der Aus\{huß bes{chloß die Streichung des § 5 der Regierungsvorlage, wonach mit der Er- rihtung einer eigenen italienishen Rechtsfakultät die zur Zeit be- stehenden Studien- und Prüfungs8einrihtungen in Graz und Inns- rie für Studenten italienischer Nationalität außer Wirksamkeit treten ollten.

Großbritannien und Frland.

Im Oberhause richtete Lord Muskerry an die Regierung die Anfrage, ob es Tatsache sei, daß die Hamburg-Amerika-Linie auf dem Nil Dampfer laufen lasse oder laufen zu lassen beabsithhtige, die dort mit Linien, die britischen Untertanen oder Untertanen der ägyptisdhen Regierung gehören, in Wettbewerb treten sollten. Der Staatssekretär des Aeußern Marquis of Lansdowne erwiderte, die Tatsache, wenn es eine Tatsache sei, sei von den Vertretern Englands in Aegypten niht gemeldet worden ; er werde Erkundigungen einziehen.

Frankreich.

In dem gestern im Elysée abgehaltenen Ministerrat machte der Ministerpräfident Rouvier, laut „W. T. B“, Mitteilung über den Stand der Verhandlungen mit Deutschland bezüglich Marokkos. Er äußerte, alles berehtige zu der Hoffnung, daß ein endgültiges Uebereinkommen in fkurzer Frist zustande ommen werde. Der Marineminister Thomson legte eine Depesche des Marinekommandanten in Biserta von gestern früh 9 Uhr vor, die besagt, man habe eine dritte und vierte Hebekette unter das gesunkene Unterseeboot „Farfadet“ gelegt, aber es sei noch nicht gelungen, es zu heben; die eingeshlossenen Mann- schaften hätten des Morgens auf die Signale der Taucher ge- antwortet. L :

Um eine eingehende Untersuhung über die Ursachen des Unterganges des Unterseebootes „Farfadet“ anzustellen, ist der Marineminister Thomson heute abend in Begleitung des Chefingenieurs seines Kabinetts nah Biserta abgereist.

In der gestrigen Vormiltagssißzung der Deputiertenkammer wurde die Beratung über die Zölle für reinseidene Gewebe fortgeseßt. Der Deputierte Augagneur trat im Interesse der Industrie von Lyon für die Erhöhung der Einfuhrzölle ein. Nach einer Erörterung der Handelsverträge, die Deutschland und Jtalien mit der Schweiz abges{lossen baben, betonte er zum Schluß, daß auch Frankreiß mit der Schweiz in Unterhandlungen treten müsse. Der Handelsminister Dubief sprach sihch gegen die geforderte Erhebung eines Zolles von 7,50 Frarcs aus, die in der Schweiz Mißstimmung hervorrufen müsse. Augagneur ftellte den Antrag, daß die Kammer in die Spezialberatung des Entwurfs ein- treten solle; dies würde bedeuten, daß die Regierung die Erhöhung des Einfuhrzolles verlange. Der Handelsminister erwiderte hier- auf, die Regierung müsse die Unterhandlungen vollkommen frei führen. Der Deputierte Dron führte aus, die Industrie stehe in Amerika und Deutschland, wo man Schhutzölle hake, in voLer Blüte. In der Nachmittagssizung wurde die Beratung He. Noël, der Präsident der Kommission, beantragte die Vertagung, bis die Negierung mit der Schweiz verhandelt habe. Der Handelêminister sprach sich für diesen Antrag aus. Die Kammer beschloß, die Bes ratung auf unbeftimmte Zeit zu vertagen.

Rußland.

Der Kaiser empfing, nach einer Meldung der „St. Peters- burger Telegraphen- Agentur“, vorgestern das Semstwomitglied des Gouvernements Orel Nariscktin, den General Kirew, eine Anzahl Kaufleute und Adlige, unter den leßteren den Grafen Scheremetiew und das Mitglied des Moskauer Gemeinderats Grafen Dorer, mehrere Vertreter der Alts erd g einen Bürger von Nowgorod sowie mehrere

auern, die Adressen überreihten und Ansprachen hielten, in denen sie den Kaiser der Ergebenheit der großen Masse des russischen Volkes versicherten, das die Fortführung des Krieges wolle und auf altrussisher Grundlage die Organisation einer Versammlung von Volksvertretern erstrebe, die dazu berufen sei, e der Gesehgebung teilzunehmen. Der Kaiser ant- wortete:

Ich danke Jhnen allen aufrihtig für die Gefühle und Ansichten, die Sie zum Ausdruck gebracht haben. Jch bin insbesondere glüdcklih zu sehen, daß Sie von der Anhänglichkeit an die alten Traditionen unferes Landes geleitet sind. Ein Staat kann nur s\tark und rest sein, wenn er seine alten Traditionen treu bewahrt. Wir selbft haben in diesem Punkte gesündigt, und vielleiht hat uns Gott deshalb gestraft. Ih muß Ihnen sagen, daß das Leben selbst uns die Wege weisen wird, wie die Fehler und Irctümer zu

beseitigen sind, die bei dem großen, von mir zum Wohle meiner

Lee und zwar jeder von Ihnen in seiner Umgebung, mir helfen

n Frieden und die Ruhe in unserem Lande wiederherzustellen me G hierdurch den Dienst erweisen, den ih von allen meinen üntertanen erwarte, und ih hoffe zuversihtlich, daß Gott Sie hierin unterstüyen werde. E Í N

Der „Regierungsbote“ veröffentliht eine Mitteilung der Regierung über die Unruhen in Lodz, in der es heißt:

Die Unrußen wurden durch die Agitation der revolutionären

rteien, insbesondere der Sozialdemokraten, der revolutionären Polen und Juden hervorgerufen und führten durch unaufhörlihe Ausstände den Ruin und die wirtschaftliche Zerrüttung der Provinz Polen her- bei. Kundgebungen, Ausstände, Einshüchterungen der Arbeitswilligen und Mordanschläge gegen Beamte und Arbeitgeber folgten ohne Unterlaß aufeinander. Die Bewegung, die wirtshaftlich durchaus un- begründet war und niht dur die örtlichen Existenzbedingungen der Arbeiter hervorgerufen worden war, führte zu den Ereignifsen vom 90. bis 23. Juni, die durch die äußecste Anspannung der dur die Sozialdemokraten, die Polen und die jüdische Organisation an- estahelten revolutionären Energie gekennzeihnet sind. Die

indgebungen begannen am 21. Juni, seßten sich am Abend des 99, Juni fort und erreihten in dem offenen Kampfe mit den Truppen, im Bauen von Barrikaden und im Wechseln von Schüfsen ihren

¿hepunkt am 23. Juni; an diesem Tage wurden 160 Aufständische getôtet und 152 verwundet. Ein Offizier und drei Soldaten wurden ebenfalls während der Unruhen verwundet, außerdem zwei Polizisten getötet und mehrere verlegt. Die Bevölkerung von Lodz verließ die Stadt. 20000 Juden reisten innerhalb zweier Tage ab. Nah der Regierung zugegangenen Mitteilungen veranlaßte die Terrorisierung durch die Sozialisten, die Polen und die Juden eine Reaktion unter den einheimischen polnishen Arbeitern, die \ich darin äußerte, daß diese Erklärungen erließen, in denen ausgesprochen wurde, daß die von den Sozialisten, den Polen und den Iuden ins Werk geseßten Auéëstände und Kundgebungen den Ruin der Arbeiter herbei- führten.

Der Befehlshaber des Shwarz-Meer-Geschwaders, Admiral Tshuchn in hat, laut „W. T. B.“, dem Generalgouverneur von Odessa telegraphiert, das Geschwader habe Befehl erhalten, das Panzerschiff „Knjäs Potemkin“ aufzusuhen und es gefangen zu nehmen oder zu vernihten. Eine gestern aus Sebastopol eingegangene Depesche meldet, daß das gesamte Geschwader von dort ausgelaufen sei. :

Der auf der Verfolgung des „Knjäs Potemkin“ befind- lihe Torpedobootszerstörer „Smetliwy“ lief gestern in en ia ein, um Kohlen aufzunehmen und dann die

erfolgung des „Knjäs Potemkin“ wieder fortzusezgen. Seine Besaßung besteht nur aus Offizieren ; das Boot hat Befehl, den „Knjäs Potemkin“ entweder zur Uebergabe zu ver- anlassen oder ihn in die Luft zu sprengen.

Türkei.

Das „Reutershe Bureau“ meldet aus Canea: Am 4. d. M. sind 30 Russen mit 5 Gendarmen aus Retimo aus- marschiert, um den Posten Margarytes zu beseßen; es entstand ein Streit mit dem Jn}surgentenkorps Birafkis, wobei ein Jnsurgent getötet wurde. Der Oberst Urba- nowitsch ging mit einer Verstärkung von 50 Soldaten ab, worauf sich die Jnsurgenten nah der andern Seite des Gebirges zurückzogen. Der französische Kreuzer Kleber ist nah Sitia abgegangen, um dort für die demnächstige Besezung dur franaésische Truppen die nötigen Vorbereitungen

u treffen. y Amerika.

Nach einer Meldung des „Reutershen Bureaus“ mußten fünf Mann der Besaßung des canadischen Regierungskreuzers „Canada“ wegen Jn}jubordination in Hafi genommen werden. Das Schiff hatte Befehl erhalten, nach dem St. Lorenz-Golf zu gehen, den Postdampfer „Virginian“ unterwegs abzufangen, sich von ihm die Post geben zu lassen und fie nah Sydney (Neu-Schottland) zu bringen, von wo die Jnterkoloniale Eisenbahn eine Schnelligkeitsprobefahrt mit der Post nah Montreal machen sollte. Die Besaßung weigerte sich in See zu gehen oder noch weiter Dienst zu tun, abgeblih wegen s{hlechter Behandlung.

Der Oberste Gerichtshof des Staates Kansas hat, wie „W. T. B.“ erfährt, entschieden, daß das Geseß, durch das Staatsmittel für den Bau einer unabhängigen Oelraffinerie bewilligt werden, verfassungswidrig sei.

Afien.

Gegenüber der von japanisher Seite Le Tenn Behauptung, die Russen, insbesondere die Abteilung des Generals Mitschenko, hätten Anfang Mai mongolisches Gebiet betreten und so die neutrale Grenze verleßt, wird der St. Petersburger „Telegraphenagentur“ aus Godsiadan unter dem gestrigen Datum gemeldet, daß diese Behauptung auf Grund beim Stabe des russishen Oberst- kommandierenden befindliher und jeden Zweifel aus\s{chließender Dokumente aregor O zurückgewiesen werden könne.

__ Das diplomatische Korps in Tokio gab, laut „W. T. B.“, gestern ein Abschiedsfrühstück zu Ehren des japanischen Be- vollmächtigten für die Friedenskonferenz, des Ministers Baron Komura, und seines Stabes. Der belgische Gesandte, als Doyen des diplomatischen Korps, führte den Vorsiß. Der Dampfer „Minnejota“, auf dem die japanischen Delegierten reisen, wird Heute früh in Jokohama erwartet und Abends nah Seattle in See gchen.

Es heißt, daß die Matrosen der in Manila inter- nierten russishen Kriegsschiffe „Awrora“, „Oleg“ und „Schemtshug“ starke Mißstimmung und Sympathie mit den Meuterern vom Schwarzen Meer an den Tag legten. Auf das Gerücht, daß sie einen Mordanschlag auf die Offiziere planten, hat si der amerikanische den Gr „Monadnock“

in die unmittelbare Nähe der russishen Schiffe gelegt.

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der gestern im 2. badishen Reichstagswah[- reise (Donaueschingen) vorgenommenen Ersaßwahl erhielten, wie „W. T. B.? berichtet, der Gutsbesißer Duffner (Zentr.) 10 891 Stimmen, der Oberschulrat Rebmann (Natl.) §438 und der Schuhmacher Grahl (Soz.) 866 Stimmen. Duffner is somit gewählt.

[E

Statiftik und Volkswirtschaft.

In dem soeben erschienenen Heft XIX des Bandes 165 der Statistik des Deutshen Reis, herausgegeben vom Kaiserlichen statistishen Amt, ist der auswärtige Handel des deutschen Zollgebiets im Jahre 1904 mit British-Nordamerika und den Vereinigten Staaten von Amerika dargestellt.

tanen geplanten Werke unterlaufen können. JIch bin sicher, daß!

Britisch-Nordamerika (Canada, Neu-Fundland, Labrador usw.) liefert hauptsählich Eisenerze, Asbeft, landwirtschaftliche Ma- shinen, Butter aus Milch, eingemahte Hummern, reines Aluminium sowie Erzeugnisse des Landbaues und Lebensmittel. Es bezieht da- gegen meist fertige Waren, insbesondere Kleider und andere Waren der Textilindustrie, Eisenwaren, Häute und Felle zu Pelzwerk, Porzellan, Spielzeug, fertige Schafpelze, Farbendruckbilder usw. Im Spezialhandel einshl. der Edelmetalle betrug die Einfuhr 9,1 Millionen Mark, die Ausfuhr dorthin 23,2 Millionen Mark. Die Einfuhr ift also um 6,2 v. H. und die Ausfuhr um 35,2 v. H. gegenüber dem Jahre 1903 gefallen. :

__ Die Vereinigten Staaten von Amerika waren seit 1898 im deutshen Spezialhandel das bedeutendste Herkunftsland, baben aber im Jahre 1904 diesen Plat an Großbritannien abgetreten. In der Aus- fuhr stehen sie an dritter Stelle. Die wichtigsten Einfuhrartikel von dorther dem Werte nah waren; rohe Baumwolle (337,5 Millionen Mark), robes Kupfer (120,1), Shweineshmalz (65,2), gereinigtes Erdöl (60,9), gesägtes Bau- und Nuzholz (26,7), Weizen (26,7), Oelkuhen (22,1), Mais (19,3), getrccknetes usw. Obst (19,2), Oleomargarine (17,9), Terpentin- und anderes Harzöl (16,8), natürliher phosphorsaurer Kalk (15,2), Terpentinharz (11,9); die hauptsächlichsten Waren der Ausfuhr dort- bin: Porzellan (29,1 Mill. Mk.), baumwollene Stickereien (26,4), Häute und Felle zur Pelzwerkbereitung (23,1), baumwollene Strumpf- waren (19,7), Spielzeug (19,1), Anilin- und andere Teerfarbstoffe (18,3), halbseidene Zeuge (16,9), Farbendruckbilder (15,4), Kalbfelle (13,2), baumwollene Spitzen (12,7), Chlorkalium (11,9) usw. Der Spezialbandel betrug einschließli der Edelmetalle in der infuhr Ausfuhr

1904 943,8 495,0 Mill. Mark

1903 943,4 469,2 z 7

1904 mehr 0,4 = 0,0 v. H. 25,8 = 595,9 v. H.

Die Einfuhr von Getreide und anderen Landbauerzeugnifsen aus den Vereinigten Staaten von Amerika, namentlich von Weizen, Roggen und Mais, ist gegen das Vorjahr um 84,3 Mill. Mark zurückgegangen; dieser erhebliche Ausfall wurde dur die Mehreinfuhr von Baumwolle und Kupfer mehr als ausgeglichen.

Das Heft IX desselben Bandes enthält eine Darstellung des auswärtigen Handels des deutschen Zollgebiets mit Norwegen und Schweden im Jahre 1904. ;

Mit Norwegen hat der Spezialhandel eins{l. Edelmetalle gegen das Vorjahr in Ein- und Ausfuhr zugenommen. Es betrug die Einfuhr 26,0 Mill. Mark, d. h. 20,2 v. H. mehr als im Vorjahre, und die Ausfuhr 67,6 Mill. Mark, d. h. 7,8 v. H. mehr als im Vorjahre. Haupteinfuhrwaren : gefalzene Heringe, Kleie, weihes Bau- und Nutholz, Fish- und Robbenspeck. ra tfanriwaren : Zucker (6,2 Mill. Mark), Roggen (5,7), unbedruckte wollene Tuh- und Zeug- waren (5,5), Mehl, Maschinen, Kleider aus Baumwolle usw.

Die Einfuhr eins{l. Edelmetalle aus Sh weden im Spezial- handel (99,9 Mill. Mk.) hat um 10,9 v. H. und die Ausfuhr (151,0 Mill. Mk.) hat um 14,1 v. H. gegenüber dem Vorjahre zu- genommen. Haupteinfuhrwaren: Bau- und Nutholz (31,9 Mill. Mk.), Eifenerze (25,3), rohe oder bloß bebauene Steine (10,4), grobe robe Tischlerarbeiten (4,6). Hauptauëfuhrwaren: Weizen (10,0 Mill. Mk), Roggen (9,8), unbedruckte wollene Tuh- und Zeugwaren (6,3), Maschinen (5,4), Wollengarn (5), Hafer (3,9).

Veber die Tätigkeit der Gewerbeaufsiht8sbeamten in reußen*) entnehmen wir den „Jahresberihten der Königlich preußi- cen Regierungs- und Gewerberäten für 1904“ folgende Angaben: Das erbâltnis der Gewerbeaufsichtébeamten zu Arbeitgebern und Arbeit- nehmern wurde in fast allen Berichten als befriedigend bezeichnet, wenn auch in vielen Bezirken einzelne Trübungen infolge eingeleiteter Strafverfahren vorgekommen waren. Etwas hbäufiger als in den meisten anderen ezirken mußte die sachgemäße Ausführung von Maßnahmen der Gewerbeinspektionen im Gewerbeinspektions- bezirk der Stadt Cöln dur gerihtlihe Bestrafung erzwungen werden, wo 17 derartige Fälle vorkamen. Der dortige Beriht führt diese Erscheinung auf den in den Kreisen der Gewerbetreibenden und der gewerblichen Arbeiter si vollziehenden Zusammenschluß zu Fah- und Interefsenverbänden zurück. Die meisten Berihte melden von einem ziemlich regen Verkehr der Gewerbeaufsihtsbeamten mit den Arbeit- gebern und Arbeitern, der sih zum Teil mündlih in den Amtszimmern der Beamten, zum Teil shriftlich vollzog.

Besonders rege war der Besuch seitens der Arbeitgeber, der in fast allen Bezirken gegen das Vorjahr eine Zunahme érfaliren hatte. Der Besuch der Arbeiter blieb jedoch in den meisten Bezirken sehr bedeutend hinter dem der Arbeitgeber zurück; in 2 Bezirken war die Besuchsziffer noch riht den zehnten Teil von der der Arbeits geber, während bei der Gewerbeinspektion Posen ein Besuch von

rbeitern ebenso wie im Vorjahr überhaupt niht stattgefunden hat. Die geringere JInanspruhnahme der Gewerbeinspektion für Rats- erteilung seitens der Arbeiter wird von einigen Berichten auf die Scheu der Arbeiter, persönlich mit den Gewerbeaufsichts- beamten in Verbindung zu treten, zurückgeführt, M Ne fürchten, dann von ihren Arbeitgebern gemaßregelt zu werden. rbeiter, die Be- {werden vorbringen wollcn, ziehen daber vielfah den \chriftlihen Weg vor, oder sie wenden \ih an die Geschäftsführer ihrer Organi- sationen, die dann ihrerseits zum Teil sih an die Gewerbeinspektoren wenden. Am bäufigsten gaben Fragen aus folgenden Gebieten Ver- anlaffung zum Aufsuchen der Gewerbeinspektoren: Genehmigungsgesuche, Fragen überSonntagsruhe, Streitigkeiten aué dem Arbeitsrertrage undaus dem Arbeitsverhältnifse, Lehrlingeangelegenheiten, Ansprüche aus der Invaliditäts- und Altersversicherung, Vermittelungen bei Belästigung durch gewerblihe Anlagen, Beschwerden über Steuerveranlagung, Ab- züge der Gewerbegerihtsfosten vom Arbeitélohne fowie eine große Anzabl anderer Fragen über Auslegung und Durhführung von Vor- schriften der Gewerbeordnung. :

Die Tätigkeit der Gewerbeinsvektoren erstreckte \sich auch in mehreren Bezirken auf die Vermittlung bei Streitigkeiten über Lohn- und Arbeitsbedingungen. So wurde der Gewerbeinspektor in Potsdam, als ein allgemeiner Streik im Baugewerbe au8zubrechen drohte, von beiden Parteien um die Uebernahme von Ausgleichsverhanklungen er- sucht, die dann auch zu einem beide Teile befriedigenden Abschlusse führten. Ebenso wurde der Regierungs- und Gewerberat in Münster bei ciner Meinungéêverschiedenheit zwischen Arbeitgebern und Arbeitern einer Maschinenfabrik mit Erfolg zum Vermittler angerufen. Aehn- liche erfolgrei&e Vermittlungen werden noch aus anderen Bezirken berihtet. Ein Gewerbeinspektor wirkt im leßten Jahre als Vorsitzender eines Königlichen Gewerbegerihts. In Hagen gründeten die Ärbeit- geber und Arbeitnehmer ein Einigungsamt und wählten den dortigen Gewerbeinspektor zum Vorsigzenden dieses Einigungsamts, das inzwischen schon zweimal Gelegenheit gehabt hat, erfolgreih ein- zugreifen und zu vermitteln. Von einem Gewerbeinspektor wurde es als eine wünshenswerte Aenderung in der Gesetzgebung bezeichnet, wenn den Gewerbeaufsihtsbeamten die Befugnisse übertragen würden, die den Ortsvorstehern zur RNehtsprehung in gewerblihen Streitig- keiten gemäß § 71 des Gewerbegeriht8geseßes zustehen.

Bei der Ueberwachung der verschiedenen Arbeiterschußbestimmungen ergeben sich nah den vorliegenden Berichten eine Anzahl Schwierig- keiten, fo z. B. bei der Beschäftigung \{hulpflihtiger Kinder. Ein Bericht sagt, sehr s{hwer sei es, die Beschäftigung folher russisch- polnisher Schulkinder zu hindern, die in Rußland wohnten und täglich über die Grenze zur Arbeit in die nahegelegenen fabren kämen. „Falls überhaupt Personalsausweise vorhanden

nd“, so heißt es in dem betreffenden Bericht, „sind sie ‘in russischer Sprache abgefaßt und geben nur dem Sprachkundigen Auskunft, und au diesem nicht sehr siher, wie mancherlei Vorkommnisse beweisen. Der Beamte is auf seine Abshäßung angewiesen, und nur in wenigen

Fällen gelingt es, Namen und Alter der noch niht gewarnten Kinder

*) Vergl. Nr. 150 und 154 d. Bl.

durch Fragen so sicher festzustellen, daß die unwahren Behauptungen über das Alter der Kinder als solhe nahgewiefen werden können.“ Vèit großer Schwierigkeit is au die Kontrolle über die Beschäftigung von Kindern in der Heimarbeit verknüpft. Auch in der eng der Arbeitsbücher für Minderjährige dauernd auf Ordnung zu halten, tößt in mehreren Bezirken auf Hindernisse.

Eine größere Anzahl von Gewerbeaufsihtsbeamten suchten durch Vorträge in Vereinen Kenntnisse über gewerberechtlihe Fragen in weiteren Bevölkerungsshihten zu verbreiten.

Im Gewerbeaufsihlsdienst waren am Ende des Berichtsjahres in Preußen 245 Beamte, nämlich 29 Gewerberäte, 125 Gewerbes inspektoren, 87 Hilfsarbeiter und 4 Hilfsarbeiterinnen, beschäftigt. Neu hinzugekommen sind am 1. April d. J. ein Gewerberat für Marienwerder und sechs Gewerbeinspektoren, nämlich in Graudenz, Berlin Il1, Berlin S0., Berlin SW., Flensburg und Wandsbek ; dagegen ist der Hilfsarbeiter für Marienwerder in Wegfall gekommen.

Zur Arbeiterbewegung.

ur Lohnbewegung der Berliner Kürschner (vgl. Nr. 158 d. BL) berichtet die „Neue Pelzwaarenzeitung*, die Zentralstelle des Arbeitgeberverbandes der Pelzwarenbranhe von Berlin, daß in der am vergangenen Donnerstag von etwa 225 Arbeitgebern besuchten Hauptversammlung vier Resolutionen in namentliher Abstimmung einstimmig zum Beschluß erhoben wurden, nah denen die Ent- s der Arbeitnehmer, am Sonnabend, den 8. Juli, die Arbeit einzustellen, mit einer Ausfperrung aller organisierten Arbeiter beantwortet wird. Die Resolutionen enthalten Konventional- strafen in sehr bedeutender Höbe und sind für sämtlihe Mitglieder des Verbandes (etwa 300 mit rund 2000 Arbeitern im Hause) bindend. Nah dem weiteren Inhalt der Resolutionen dürfen au keine Hautindustriellen beschäftigt werden, welche die Arbeiterfordes rungen bewilligen oder organisierte Arbeiter beschäftigen.

__ In- Düsseldorf nahm, der „Köln. Ztg.“ zufolge, am 5. d. M. eine außerordentliße Ger eralversammlung des Arbeitgeber- vereins der Holzindustrie und der Shreinerinnung zu dem Ausstand der dortigen S{reiner Stellung (vgl. Nr. 154 d. Bl.). Es wurde gegen die Bebhaupturg Verwahrung eingelegt, daß es sich bei den 1000 Schreinern, die größtenteils seit dem 1. d. M. ausftändig seien, um eine Aussperrurg handele. Die Erklärung, die einstimmig beschlossen wurde, spriht des weitern bei aller Entschlossenheit, die unberechtigten Forderungen der Arbeiter zurückzuweisen und dem ungeseßlihen Verbalten der Arbeiterorgani- sation nachdrücklich entgegenzutreten, die Bereitschaft zum Absc{luß von Tarifverträgen mit mehrjähriger Dauer aus, falls es den Organisationen der Arbeiter darum zu tun sei und sie Verhandlungen darüber ausdrüdcklich wünschen sollten.

Die Zahl der ausftändigen Baumwollarbeiter in Gent (vgl. Nr. 153 d. Bl.) beträgt nah demselben Blatte kaum noch 20C0. In den Fabriken von Bierman, de Hemptinne und Vincent nahmen fast 1000 Mann die Arbeit wieder auf.

Infolge von Meinungsverschiedenheiten zwishen Arbeitern und Arbeitgebern der Fabriken von Verviers ist, wie ,W. T. B.“ meldet, ein ernster Streit ausgebrcchen. Die Fabrikanten kündigten für beute die Q tr qung von 43 Werken an. Hiervon werden mebrere Tausend Arbeiter betroffen.

Bautwwvesen.

Ein Wettbewerb um Skizzen zu einem Verwaltungs- gebäude für die Südwestlißhe Baugewerks-Berufs- genossenschaft ist unter den Architekten von Elsaß-Lothringen, Baden und Sigmaringen ausgeschrieben. Ausgesezt sind drei Preise von 1000, 600 und 400 Æ; ein weiterer Entwurf kann für 800 A angekauft werden. Die Unterlagen sind vom Genossenshaftsbureau in Straßburg i. E., Hagenauer Play 9, zu beziehen.

Wettbewerb für Entwürfe zu einem Waisenhause in Kolmar. Als Bauplatz ift ein Eckgrundstück von 3 ha Flähe an der Staufenstraße und Rebenstraße vorgesehen. Die dritte Seite liegt außerdem an einer neu anzulegenden Querstraße der Staufenfstraße. Das Gebäude soll durch einen 12 m tiefen Vorgarten von der Strafe getrennt sein und außer dem Erdgeshoß böhstens noch ¿wei Stock- werke haben. Es muß Naum bieten für 100 Knaben und 100 Mädchen bis zum Alter von 18 Jahren ohne konfessionelle Trennung. Die Anstalt soll ein Säuglingsheim mit Hof oder Garten und eine Abteilung für je 60 \{ulvflihtige Knaben und Mädchen ohne Sqculzimmer, aber mit Räumen für Handfertigkeits- unterriht, Beshäftigungs- und Turnspiele erhalten. Von diesen beiden Abteilungen möglichst getrennt ift eine Haushbaltungss{hule für 30 schulentlassene Mädchen und ein landwirtschaftliher Betrieb für 30 schulentlassene Kngben vorzusehen. Weiter wird verlangt eine Direktorwohnung, Geld als Festsaal dienender Speisesaal, ein Refektorium sowie Wohn- und Schlafraum für zehn Waisenpflegerinnen und ein Sißzungszimmer. Ueber Baustoffe und Bauformen werden Vorschriften niht gemacht. Besonderer Wert wird auf einfade und praktishe Ausführung gelegt. Die Baukosten dürfen 250 000 4 nicht überschreiten. Die Spitalverwaltung behält sih vor, außer den preis gekrönten noch vier weitere Entwürfe anzukaufen.

Wettbewerb um Vorentwürfe zu einer Kreistaub- stummenanstalt in Würzburg. Als Bauplaßz ist ein von Straßen umgebener Block von 21 000 qm Größe vorgesehen. Die

auptfront foll nah Süden an der Sieboldstraße liegen. Ein genaues

rogramm enthält die einzelnen Räume mit Angabe der Grundfkächen.

uf \{lichte Formen und malerische Gruppierung wird Wert gelegt. Dem Kostenübershlag sind 16 Æ für 1 cbm umbauten Raumes zu Grunde zu legen. 140 Zöglinge, und zwar 80 Knaben und 60 Mäd@en, die stceng zu trennen sind, sollen untergebraht werden. Die Anstalt muß enthalten eine Schulabteilung von 14 Zimmern für Knaben und Mädchen gemeinsam, ein Internat, Räume für die Verwaltung, eine Krankenabteilung und Räume für den Wirtschaftsbetrieb. Bei der Schulabteilung }oll die Lihtzuführung in die Schulzimmer wegen des Abjehens vom Munde au von den Flurgangwänden aus erfolgen.

Technik.

Die Technishe Hochschule in Berlin wird im Sommer- halbjahr 1905 nach vorläufiger Feststellung von 2596 Studierenden (gegen 2897 im Sommer 1904 nah endgültiger Feststellung) und 614 (688) Gasthöôrern oder font zur Teilnahme am Unterriht Be- En oder Zugelafsenen, insgesamt also von 3210 (3585) Hörern esucht.

Von den 2596 Studierenden \ind 1891 aus Preußen, 389 aus den anderen deutshen Siaaten, 316 aus dem Auslande, und zwar: 1 aus Belgien, 4 aus Bulgarien, 2 aus Dänemark, 1 aus Frank- reih, 1 aus Griehenland, 15 aus Großbritannien, 7 aus Italien, 15 aus Luremburg, 8 aus den Niederlanden, 31 aus Norwegen, 92 aus Oesterreich - Ungarn, 1 aus Portugal, 40 aus Numänien, 53 aus Rußland, 6 aus Schweden, 10 aus der Schweiz, 6 aus Serbien, 2 aus Spanien, 2 aus der Türkei, 13 aus Amerika und 6 aus Asien.

Gasthôrer und Personen, die auf Grund der §8 34 bis 36 des Verfafsungsftatuts zur Annahme von Unterricht berehtigt bezw. zugelaffen sind: a. Gasthöôrer, zugelassen nah § 34 des Verfassungs- statuts: 250. Von diesen hôren im Fachgebiet der Abteilung für Architektur 94, Bauingenieurwesen 26, Maschineningenieur- wesen 89, Elektrotehnik 12, Schiffbau 6, Schiffêmaschinenbau 6, Chemie 12, Hüttenkunde 5. Unter ihnen befindet sich ein Auéländer (axs der Schweiz); b. Personen, berechtigt nach § 35 des Ver- assungsftatuts zur Annahme von Unterricht: 97, und zwar 7 RNe- gierungsbauführer, 88 Studierende der Universität, je 1 Studierender der Akademie der Künste und der Landwirtschaftlihen Hochschule ; c. Personen, denen nach § 36 des Verfafsungsstatuts gestattet ist, dem Unterricht beizuwohnen (darunter 11 kommandierte Offiziere und Maschineningenieure der Kaiserlihen Marine, 107 Offiziere der

Militärtehnishen Akademie und 19 Damen).