Bahnwärter und die mit der Streckenbegehung beauftragten Weichensteller erhalten, wenn sie sich auf ihrer Strecke be- wegen, weder Tagegelder noch Reisekosten.
S 6.
An Stelle der Tagegelder und Reisekosten wird eine von dem Minister der öffentlihen Arbeiten im Einvernehmen mit dem Finanzminister festzuseßende, die geseßlichen Säße nicht über- steigende Funktionszulage gewährt:
1) an Stations- und Abfertigungsbeamte, deren plan- mäßiger Dienst sih auf mehrere Stationen, Zechen oder andere an die Bahn angeschlossenen Werke erstreckt; :
92) an Bahnmeister, ove neben Wahrnehmung der eigenen Dienstgeschäfte einen benachbarten Bahnmeister vertreten, ohne daß sie außerhalb ihres Wohnortes ohnung nehmen müssen;
3) an Rottenführer, die in einer Nachbarbahnmeisterei Bahnunterhaltungsarbeiten ausführen, ohne daß sie außer- halb ihres Wohnortes Wohnung nehmen müssen; i
4) an Weichensteller, Bahnwärter und Rottenführer, die ur Unterstützung des ihnen vorgeseßten Bahnmeisters mit der Boacbund fremder Strecken beauftragt werden ; i
5) an Bahnwärter, die mit der Verrichtung von Weichen- stellerdiensten oder mit der Vertretung eines benachbarten Bahnwärters beauftragt, ohne daß fie außerhalb ihres Wohn- ortes Wohnung nehmen müssen, von ihrer Bude an gerechnet, mehr als 2 Kilometer zurüczulegen haben, um an den Ort ihrer dienstlihen Bestimmung zu gelangen.
I
Diese Verordnung tritt vom 1. April 1905 ab in Kraft.
Urkundlich unter Unserer ae Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Jnstegel.
Gegeben Nyland, an Bord M. J.
22. Juli 1905. (T S) Wilhelm R. Freiherr von Rheinbaben. von Budde.
„Hohenzollern“, den
Ministerium der geistlihen, Unterri chts- und Medizinalangelegenheiten.
Der bisherige Rektor Gustav Herter aus Kellinghusen ist zum Kreisschulinspektor in Prechlau und
der bisherige Rektor Daczko aus Lößen \hulinspektor in Tuchel ernannt worden.
zum Kreis-
Königliche Landwirtschaftliche Akademie Bonn- Poppelsdo r! in Verbindung mit der Nheinischen Friedrich Wilhelms-Universität Bonn. Winterhalbjahr 1905/06.
An der Landwirtshaftlihen Akademie zu Bonn-Poppelsdorf werden im Winterhalbjahr 1905/06 folgende Vorlesungen und Uebungen gehalten:
Geheimer Regierungsrat, Direktor, Professor Dr. Freiherr von der Goltz: Betriebslehre (I. Teil), 2stündig. Allgemeine Kultur- s (11. Teil, Be- und Entwässerung), 2stündig. Landwirtschast- lies Seminar, 1stündig. i i :
Professor Dr. Hansen: Allgemeine Tierzuht (TI. Teil, Fütterungslehre), 2ftündig. Nindviehzucht, 2stündig. Pferdezucht, 1 stündig. Landwirtschaftliche Demonstrationen tin der akademischen Gutswirtshaft Dikop8hof. :
Professor Dr. Remy: Boden- und allgemeine Pflanzenbaulehre, 2stündig. Hafrucht- und Handelsgewächsbau, 2stündig. Demonstra- tionen zur Boden- und allgemeinen Pflanzenbaulehre, 1stündia.
Geheimer Regterungs, Professor Dr. Giesel er: Experimental- physik, 2 stündig. Physifalishes und maschinelles Praktikum, 4stündig. Landwirtschaftlihe Maschinenkunde, 1 stündig. Elemente der Mechanik und Hydraulik mit Uebungen, 2stündig. :
Geheimer Regierungsrat, Professor Dr. Kreusler: Anorganische Experimentalchemie, 4/\tündig. Chemisches Praktikum, 4stündig Cgitenrie Stundenzahl nah Bedarf). Landwirtschaftliche Technologie, 2 stündig.
Professor Dr. Noll: Pflanzen-Anatomie und -Physiologie, 4stündig. Mikroskopishe Uebungen (gemeinsam mit Privatdozent Dr. Körn ie), 4stündig. ——
Professor Dr. Hagemann: Anatomie der Hausfäugetiere, 3stündig. Vererbung und Fortpflanzung der Säugetiere, 1stündig. Tierphysiologisches Praktikum, 2stündig.
rofessor Hupperß: Landwirtschaftliche Baukunde, 1stündig. Brücken-, Wehr-, Schleusen- und Wegebau, 3stündig. Bautechnische Uebungen, 4stündig. s Professor Múller: Tracieren, für I. Jahrgang, 2stündig. Aus- leihungérehnung, für 1. Jahrgang, 1stün ig. Ausgleihungsrehnung, ür 11. Jahrgang, 2stündig. Geodâtishes Rechnen, für 1. Jahrgang, 1stündig. Geodätishes Seminar, für 11. Jahrgang, 2stündig. Geo- dätische Uebungen (2 Tage). l
Professor Hillmer: Landesvermessung, für 11. Jahrgang, 2 stündig. Landmeß- und Instrumentenlehre, für L. Aahroang, 2 stündig. Geodätishes Seminar, für 11. Jahrgang, 2stündig. arstellende Geometrie, für I. Jahrgang, 1 stündig. Geodätische Uebungen (2 Tage).
Professor Dr. Furtwängler: Sphärishe Trigonometrie, für 1. Jahrgang, 1 stündig. Kartenprojektionen, für I. Jahrgang, 1 stündig. Analytishe Geometrie, für 1. Jahrgang, 2 stündig. Höhere Analysis, für I. Jahrgang, 3 stündig. Mathematishe Uebungen, 4stündig.
Garteninspektor Beißner: Obstbau, 2stündig. Allgemeiner Gartenbau, 1 stündig. Demonstrationen im botanischen Garten. Kreistierarzt Bongarß: Seuchen und innere Krankheiten der
Haustiere, 3 stündig. i E Forstmeister Hoffmann: Forst- und Jagdgeschihte, 1 stündig. Forsteinrihtung, 2stündig. | E Negierungs- und Baurat Künzel: Spezielle Kulturtecnik, für F Jahrgang, 1 stündig. Kulturtehnishe Uebungen, für II. Jahrgang, 4 stündig. Geheimer Bergrat, Prolejjor Dr. Laspeyres: 2 stündig. Mineralogishe Uebun en, 1 stündig. / Geheimer Regierungsrat, ‘Professor Dr. Ludw1g: \caftlihe Zoologie (I. Teil), 3 stündig. y Amtsgerichtsrat, Professor Dr. Shumacher: Landwirtschafts- recht, 3 stündig. j E ; S S Medizinairan Srpig e Dr. Freiherr von la Valette t. George: Fishzucht, 1 stündig. Privatdozent r. Weber: Volkswirtschaftslehre , 2 stündig. Volkswirtschaftlihes Seminar, 1stündig. Dr. Wygodzinski: Landwirtschaftlihßes Genossenschaftswesen,
2 stündig. Privatvorlesungen: S i oft Privatdozent Dr. Fischer: Nüvtlihe und \{chädliche Pilze, ündig. Privatdozent Dr. Körnicke: Mikroskopische Uebungen (gemeinsam mit Professor Dr. Noll), 4stündig. 4 Privatdozent Dr. Quante: Abschäßungslehre von Landgütern, 1 stündig. Lehre von den Mitteln zur Hebung der Tierzucht, 1stündig.
Mineralogie,
Landwirt-
Betriebswirtschaftliche Uebungen, 1 stündig. Außerdem finden landwirtschaftliche, forstwirtschaftlihe, kultur- tehnische 2c. Exkursionen in die näbere Umgebung sowie in die be-
nahbarten Provinzen und in das Ausland (Belgien, Holland, England) statt.
Die Aufnahmen neu eintretender Studierender be- innen am Montag, den 16. Oktober, und finden bis einschließlich Montag, den 6. November 1905, statt. Später eintreffende Studierende haben die Genehmigung zur nachträglichen Immatrikulation bei der Universität, unter Angabe der Gründe ihrer verspäteten Meldung, \riftlih bei dem Kurator der Universität nachzusuchen. : Die Vorlesungen für Landwirte und Kulturtechniker beginnen am Montag, den 23. Oltober, für Geodäten am Vontag, deu 30. Oktober 1909. : i
An der Akademie werden sowohl Landwirte wie Kultur- techniker und Geodäten (Landmesser) ausgebildet. Die Land- wirte können nah zweijährigem Studium eine Abgangsprüfung ablegen, welche sie zu Lehrer- bezw. Direktorstellen an landwirtschaft- lien Wintershulen und Ackerbauschulen befähigt; die mit Maturitäts- zeugnis versehenen Landwirte werden nah dreijährigem Studium zur Staatsprüfung für Lehrer der Landwirtschaft an Landwirtschafts\chulen zugelassen. Außerdem fann die „wissen- \{aftliche Prüfung für Tierzuchtin] pektoren“ abgelegt werden. — Für Landmesser besteht an der Akademie eine Königliche Land- messerprüfungskommission. Die Prüfung für Landmesser ist für alle, die fi diesem Berufe widmen wollen, A E alige fann nach zweijährigem Studium abgelegt werden. — Mit der Prüfung für Landmesser ist diejenige für Kulturtechniker verbunden ; leßtere fann aber au getrennt von der ersteren stattfinden. :
Die an der Akademie aufgenommenen Studierenden werden bei der Universität Bonn immatrikuliert und genießen alle Neehte von Universitätsstudenten. : E
Neu eintretende Studierende haben bei der Meldung zur Auf- nahme außer den Nachweisen über Schul- und Berufsvorbildung ein Sittenzeugnis von der Polizeibehörde ihres leßten Aufenthalts- ortes beizubringen, Minderjährige außerdem eine Einwilligungs§- erflärung des Vaters oder des Vormundes. Kommen die Stu- dierenden unmittelbar von ciner anderen Hochschule, fo ist das Ab- gangszeugnis von dieser vorzulegen und ein besonderes Sittenzeugnis nicht erforderlich. S :
Ein Internat ist mit der Akademie niht verbunden. Die Aka- demiker wohnen in E in Bonn oder Poppelsdorf. Wohnungen mit und ohne Beköstigung, den verschiedensten Wünschen und Anforderungen entsprechend, sind in ausreichender Zahl vorhanden.
Die Miete für ein Zimmer beträgt monatlich etwa 20 , mit Beköstigung 60 4 und darüber. Mittagstisch im Restaurant kostet 60 & und mehr. Die Kosten für den gesamten Unterhalt eines Studierenden stellen sich bei mittleren Anfprüchen etwa auf 100 bis 120 M monatli, also im Jahr (für 8 Studienmonate) auf rund 800 bis 1000 M (ohne Studienhonorar).
Das Studienhonorar beträgt 120 (M für jedes Halbjahr und muß im Anfange des Semesters entrichtet werden. Bei nachgewiesener Bedürftigkeit und Würdigkeit kann das Honorar — innerhalb der zulässigen p von Freistellen — ganz oder teilweise zurückerstattet werden. Au werden an einzelne, dur Fleiß und Wohlverhalten sich auszeihnende bedürftige Studierende eitens des Ministeriums (in der Negel mit Honorarfreiheit U Stipendien gewährt.
Auf Anfragen wegen Eintritts in die Akademie ist der Unter- zeichnete gern bereit, jedwede gewünschte nähere Auskunft zu erteilen.
rospekte und Stundenpläne versendet das Sekretariat der fademie auf Ansuchen kostenfrei. Bonn-Poppelsdorf, den 2. August 1905. Der Direktor der Königlichen Landwirtschaftlihen Akademie.
Dr. Freiherr von der Golß, i : Geheimer Regierungsrat und o. ö. Professor an der Universität Bonn.
Abgereist:
Seine Exzellenz der Präsident des Reichsbankdirektoriums, Ca Geheime Rat Dr. Koch, mit Urlaub nach Bad ajstein.
Personalveränderungen.
Königlih Preußische Armee.
Fm Sanitätskorps. Kopenhagen, an Bord S. M. Jacht „Hohenzollern“, 3. August. Dr. Schaefer, Stabs- und Bats. Arzt des 2. Bats. 3. Oberel sä}. Inf. Regts. Nr. 172, von dem Kom- mando auf den russischen Kriegsshauplag in Ostasien enthoben.
Nichtamtliches.
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 10. August.
Seine Majestät der Kaiser und König trafen heute früh um 8 Uhr auf dem Bahnhofe H e bei Cassel ein und wurden dort von Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin und Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Viktoria Luise begrüßt.
Der Direktor beim Rehnungshofe des Deutschen Reichs, Wirkliche Geheime Oberregierungsrat Frit \ch ist nah Wies- baden abgereist.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrat, Großherzoglich badishe Staatsrat Scherer ist von Berlin abgereist.
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Habicht“ am 6. August in Lome eingetroffen und am 8. August nah Monrovia weitergegangen.
S. M. Flußkanonenboot „Vaterland“ ist am 8. August in Cheuling eingetroffen und gestern von dort nah Schasi weitergegangen.
S. M. S. „Tiger“ ist am 8. August in Tschifu ein- getroffen.
Gnesen, 9. August. Nach der heutigen Kavallerieübung auf dem Posener Uebungsplaße begab Sih Seine Majestät der Kaiser und König in das Lager zurück und fuhr nah dem Frühstük zum Bahnhof Gerberdamm, von wo Allerhöchst- derselbe Sih um 2 Uhr 28 Minuten mittels Sonderzugs über Gnesen nah Station Grünfeld begab, um auf dem Truppen- übungsplaßze einer Uebung der 8. JInfanteriebrigade beizu-
wohnen. Auf dem Wege zum Bahnhof wurde Seine Majestät,
wie „W. T. B.“ meldet, von einer U Menge mit begeisterten Zurufen begrüßt. Nach der Gesehtsübung nahm Seine Majestät den Vorbeimarsh der beteiligten Regimenter ab und seßte Sih dann an die Spiße der Brigade, um in Gnesen einzureiten. Die Stadt Gnesen hatte einen allgemeinen und reihen Fesishmudck angelegt. Insbesondere zeigte die Straße, die Seine Majestät passierte, cine fortlaufende Dekoration von Flaggenmasien und Girlanden: die Häuser und Schaufenster waren überall ge- \{mückt. Den Weg von der Dragonerkaserne bis zur Park- straße hatte der Kreis dekoriert, und dort war eine Ehren- pforte in Form eines alten Stadttores errichtet. Von der Dragonerkaserne bis zum Stadttor am Eingang der Stadt hatten die deutshen Ansiedler Spalier gebildet, vom Stadttor durch die Warschauer Straße bis zum Markt bildeten die Kriegervereine, Gewerkschaften und andere Ver- eine Spalier, vom Markt durch die Friedrichstraße bis zum Bahnhof waren die Kinder von sämtlithen Schulen der Stadt und Umgegend aufgestellt. Der Einzug geshah unter dem Geläut aller Glocken. Auf die Begrüßung dankte Seine Majestät nah allen Seiten freundlich grüßend. Auf den Tribünen hatten die Damen und die Ehrengäste Plaß genommen, vor denen der Magistrat, an der E der Erste Bürgermeister S chop pen, mit sämtlichen Behörden stand. Als Seine Majcstät bis an die Tribünen herangeritten war, hielt der Bürger- meister eine Ansprache, in der er ehrfurhtsvollen Willkommen und ehrerbietigsten Dank für den Besuch darbrachte. Er erinnerte daran, daß zwar Friedrih Wilhelm IV. im Jahre 1842 Gnesen auf der Durchreise berührte und Kaiser Friedrich Ill. als Kronprinz und Kommandeur des [T. Armeekorps wiederholt in Gnesen gewesen sei, daß aber seit dem N Kaiser OttosTI. im Zahre 1000 keiner der Kaiser Gnesens Boden betreten habe. Darum sei es den Gnesenern ein Herzensbedürfnis, Seiner Majestät zu danken für das, was Er und Seine Vorfahren für die Provinz Posen und Gnesen getan haben. Der Redner fuhr dann fort :
„Wir sind allzeit bereit, mit Gut und Blut unserem Vaterlande zu dienen, und werden ets bemüht bleiben, das Beste zu leisten in Liebe und Treue zu Eurer Majestät. Mögen Eure Majestät noh ungezählte Jahre unser Kaiser, König und Herr sein zum Segen, Wohle und der Ehre unseres geliebten Vaterlandes! Eure Majestät bitte ih alleruntertänigst, den Ebhrentrunk der Stadt Gnesen in Gnaden entgegennehmen zu wollen.“
Seine Majestät erwiderte mit einer Rede und trank auf das Wohl der Stadt. Während Allerhöchstderselbe den Ehrentrunk entgegennahm, brachte der Erste Bürgermeister ein Hoch auf Seine Majestät aus, in das die Volksmenge begeistert einstimmte. Seine Majestät \prah alsdann dem Ersten Bürgermeister Seinen innigsten Dank aus für den s{hönen und warmen Empfang, der Jhm zuteil geworden sei.
Um 7 Uhr 30 Minuten erfolgte die Abreise Seiner
Majestät nah Wilhelmshöhe.
Hamburg.
Der Postdampfer „Eleonore Woermann“ ist gestern abend, wie „W. T. B.“ meldet, von Hamburg nah Westafrika abgegangen. An Bord befinden sich die ; dae die auf Ein- ladung Seiner Hoheit des Herzogs Johann Albrecht zu Mecflenbu rg eine Reise im Togo- und Kamerungebiet zu unternehmen beabsichtigen. Die Gesellschaft besteht aus olgen- den Herren: Reichstagsabgg. Dr. Arendt-Berlin, itter- Er von Böhlendorff-Kölpin, Oberförster Fries-
arksuhl, Oberregierungsrat Freiherr von Nichthofen- Damsdorffff; ferner Dr. Goller-Münchberg, Kaufmann Günter-Neidenburg, Landgerichtsrat Hagemann-Erfurt, Rechtsanwalt Dr. Semler- Hamburg, Rechtsanwalt und I E S torz- Heidenheim a. Br., Geheimer ‘ommerzienrat Lenz- Berlin und Redakteur Koehn von den „Hamburger Nachrichten“.
Deutsche Kolonien.
Ein Telegramm aus Wind huk meldet:
Reiter Robert Albel, geboren am 23. 4. 82 zu Schweidnitz früher Bezirkskommando Hagen, wurde am 5. ues im Gefecht bei Wortel s{chwer verwundet, Schuß in den linken Oberschenkel; Reiter Johann Sierks, geboren am 4. 11. 83 zu Christianshütte, früher im Husarenregiment Nr. 16, wird seit dem 22. Juli in der Näbe des großen Bruckaros vermißt.
Großbritannien und Jrlaund.
Der König nahm, wie das „Reutershe Bureau“ meldet, gestern vor Portsmouth eine Parade über die vereinigten Flotten ab. Die französischen Matrosen begrüßten den König mit Zurufen und s{hwenften ihre Müßen. Der König, der Prinz von Wales und der Herzog von Ad nahmen dann das Frühstück mit dem Admiral Caillard an Bord des Flagschiffes „Massena“ ein. Hierauf lief die französische Flotte in den Hafen von Portsmouth ein und ging unter
roßer Begeisterung der Menge, die sih troß des Ärömenden
Regens eingefunden hatte, vor Anker. Am Abend veranstaltete die Admiralität zu Ehren der französishen Offiziere ein Bankett.
Das Unterhaus nahm gestern, wie „W. T. B.* berichtet, die dritte Lesung der Vorlage, bctreffend die Marinebauten, mit 180 gegen 119 Stimmen an.
Rußland.
Nach einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphen- agentur“ ist gestern im Finan zministerium eine Konferenz zur ON einer Tarifermäßigung für die Ausfuhr von Petroleum eröffnet worden.
Ftalien.
Aus Anlaß des Jahrestages seiner Krönung wohnte der Papst, wie „W. T. B.“ berichtet, einer Feier in der Sixti- nischen Kapelle bei. Der Staatssekretär Merry del Val zelebrierte die Messe. Dem feierlihen Akt wohnten zahlreiche Kardinäle, das diplomatische Korps, die Schwester und die Nichte des Papstes sowie zahlreiche geladene Gäste bei. Nach dem Gottesdienste gab der Papst, der sih der besten Gesund- heit erfreut, den Segen.
Amerika.
Die Friedenskonferenz hat, wie „W. S, B.“ aus Portsmouth berichtet, gestern vormittag um 10 Uhr im Marinearsenal begonnen, wohin sich die Delegierten unter einer Bedeckung von Marinetruppen begeben hatten.
Die Konferenz währte etwa eine Stunde. Es
wurde lediglich über den Austausch der Beglaubigung®
das Programm für die Man kam dahin überein, das Protokoll französisch und englisch abgefaßt werden solle, und daß diese beiden Sprachen gemeinsam während der anzen Verhandlungen in Anwendung kommen sollten. Die ißungen sollen von 9/4 Uhr Vormittags bis 121/72 Uhr
\hreiben verhandelt und N, Sitzungen vereinbart. a
Nachmittags und von 83 bis 51/5 oder 6 Uhr Nachmittags stattfinden. Bei Vorweisung der Beglaubigungsschreiben, die für genügend befunden wurden, gab der Baron Komura eine mündliche Erklärung über den Jnhalt seines Ag \hreibens und erbot si, unverzüglih nahdem amtlichen Exemplar seines Beglaubigungsschreibens zu schicken, das er niht mitgebracht habe. Der Minister Witte versicherte ihm, dies sei unnötig, das Beglaubigungsschreiben könne am folgenden Tage bei- gebracht werden. Die Erklärungen des Barons Komura L sein Beglaubigungsshreiben wurden als genügend an- eschen.
gei Der chinesische Gesandte dinierte gestern in Oyster- bay bei dem Präsidenten Ro osevelt und legte ihm in der Lage der Hankau-Eisenbahn den Standpunkt Chinas flar. Der „Herald“ erfährt, die „Morgan Company“ seße die Verhandlungen über den Verkauf der Eisenbahn an die Chinesen fort. Da die Angebote verschiedener europäischer Syndikate nicht berücksichtigt worden seien, so scheine die „Morgan Company“ von dem Standpunkte aus zu handeln, C eatihaze Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und China anzubahnen.
Asien.
Der General Linewitsch meldete, dem „W. T. B.“ zufolge, unter dem 8. August aus der Gegend östlih der Man-
arinensiraße :
„Am 5. August wurde eine Armeeabteilung gegen den Engpaß in der Nähe des Dorfes Chagou vorgeshoben. Ungefähr 35 Werst südlich Taulu ergriffen die Japaner die Offensive und umgingen unsere beiden Flügel, unsere Abteilung hierdurch zum Rückzug nah Norden zwingend. In der Nähe des Engpasses von Madoulin stießen die Japaner gegen Teile dieser Abteilung vor. Als diese E mate und das Feuergefecht aufnahm, zogen fie sich in südlicher RNich- tung zurück. In der Gegend von Heilungtschöng beseute eine
unserer Abteilungen nah kurzem Feuergefecht das Dorf VYulangts| e.“
Laut Mitteilung des japanishen Marinedepartements ist der am 18. Februar 1904 auf der Reede von Ts\chemulpo gesunkene russishe Kreuzer „Warjag“ am Dienstagnach- mittag wieder flott gemaht worden.
„Daily Mail“ meldet aus Schanghai, ein Telegramm aus Kaifengfu in der Provinz Honan berichte, daß die dort stchenden Kaiserlich chinesishen Truppen gemeutert und sich dem christenfeindlihen Pöbel angeschlossen hätten. Die Meuterer, deren Zahl auf 2000 geschäßt werde, hätten Suitshianghsien genommen. Die Regierung in Peking sende Truppen gegen je aus.
Statistik und Volkswirtschaft.
Deutscker und fremder Seeschiffsverkehr in den größeren deutschen Häfen.
Wollte man die Nationalität eines Seehafens danach bestimmen, welche Nationalflagge in seinem Seeverkehr die Vorherrschaft hat, ‘so würde ein von der gegenwärtigen politishen Ge- staltung der Weltkarte wesentlich verschiedenes Bild erscheinen; denn es gibt eine sehr drope Anzahl Häfen, deren Haupt- seeverkehr nicht von der einbeimishen, sondern von fremder Flagge geschaffen wird. Namentlich England bestimmt in diesem ideellen Sinne die Nationalität ungezählter Häfen der ganzen Welt ; Deutschland als die zweite Schiffahrtsnation spielt, wenn auch noch lange nit in dem Maße wie England, an manchen ausländischen Siffahrtspläßzen bereits eine ähnlihe Rolle. Wie steht es aber mit den Häfen Deutschlands selbst ? Sind alle deutshen Häfen auch Stätten überwiegend deutscher Seeschiffahrt ? Auf diese Frage läßt fih an der Hand einer Statistik des neuesten „Nauticus* (Jahrbuch für Deutschlands Seeinteressen 1905) über den „Seeverkehr in den be- deutenderen deutshen Häfen im Jahre 1903 nah Flaggen“ folgende Antwort gewinnen: Unter den 25 bedeutenderen deutshen Häfen, die einen Seeverkehr von mehr als 100070 Registertons netto jährlih baben, waren im_ Jahre 1903 nur noch vier, in denen eine nichtdeutshe Flagge die deutshe Flagge _ nah dem Netto - Rauminhalt der ein- und ausgehenden Schiffe übertraf. Diese Häfen waren: Pillau und Geestemünde, die aber der fremden Flagge nur ein ganz unerhebliches Mehr einräumten, sowte Brake und Wilhelmshaven. Die ersten drei hatten überwiegend englishen, der leßte am meisten niederländishen Seeschiffsverkehr. In Pillau stand der ausgehende dänische Verkehr ebenfalls noch vor dem deutshen. In allen übrigen 21 Häfen behauptete aber der deutshe Seeschiffsverkehr den Vorrang mindestens vor jeder einzelnen anderen Nation, in 17 Häfen war der deutsche Seeschiffsverkehr größer als der aller anderen Nationalitäten des Hafensceverkehrs ¡ammnengenomanen, Zu der leßtgenannten Gruppe zählen heute er- reuliherweise auch die Mer deutshen Häfen, wie Hamburg, Bremerhaven, Stettin, Bremen, Neufahrwasser (Danzig), Kiel, Emden 2c., obwohl gerade sie die fremde Flagge natürlih am meisten anziehen. Die Vorherrschaft der deutschen Flagge in den deutschen Hâfen ift vielfach erst eine Errungenschaft neuerer, ja neuester Zeit — ein S Zeichen der Ausbreitung und der wathsenden Stärke deutscher Seeschiffahrt. Noch vor 15 Jahren hätte man Hamburg nach seinem Seeverkehr einen englishen Hafen nennen können, heute ift die deutsche Flagge dem mächtigen englishen Rivalen in Hamburg über den Kopf gewachsen. Die englische Flagge ist aber auh heute noch, was sich leiht erklärt, in den meisten deutshen Häfen die zweit- wichtigste; stattlich vertreten ist sie nament[lich in Hamburg (im Jahre 1903 6,3 Millionen Tons gegen 9,5 Millionen Tons deutsher Schiffe), ferner in Bremen und in Stettin. Bemerkt zu werden verdient, daß die niederländische Flagge während des Jahres 1903 in allen 25 größeren deiticden
äfen einkehrte, am meisten in Hamburg und Wilhelmshaven. ie Flaggen Norwegens, Schwedens und Dânemarks verkehrten in fast allen bedeutenderen Häfen; norwegishe Schiffe kamen besonders nah Hamburg und auch nach Stettin, \hwedishe nah Lübeck und Stettin, dänische nah Stettin, Kiel, Hamburg und Rostock. Seltenere Gäste in deutshen Häfen sind belgishe, spanische, französishe, italienische, pt Sandaet che und gge Se e tommen in e Tte mfange nur na amburg. inen reihlichen Verkehr russisher Schiffe hal namentlih Lübe. ÿ
Zur Arbeiterbewegung.
In der lehten Generalversammlung des Berliner Ver- bandes der städtischen Arbeiter wurde, wie die „Vofs. Ztg.“ berichtet, mit aller Bestimmtheit erklärt, daß ein Massenausstand der Gasarbeiter der Stadt Berlin in Aussicht stehe, wenn die Direktion der Gaswerke nicht bald den Achtstundentag, der bereits in einer Reihe deutsher Städte eingeführt fei, bewilligen werde. Die Vorbereitungen dazu seien in vollem Gange. Die Gas- arbeiter sind heute zum größten Teil rgan er Sie haben ihren Rückhalt in dem Verband der s\tädtishen Arbeiter, der 5000 Mit-
Untergrundbahngesellschaft, dur Ans{lag bekannt gemaht wird, hat, zufolge, bei der Arbeiter\aft im Betriebe große Erregung gerufen. Es heißt darin u. a.: erhalten von jeßt ab einen Stunde (bisher waren es 50 S), steigend bei Tätigkeit bis auf 53 S. Für alle übrigen beträgt der Anfangslohn 40 A, steigend um
schlag, bis sie nah 10 Jahren 40 verdienen.
gleisungen, Zusammenstößen und dergleihen doppelter Sneearbeiten 2 4 4 mehr.“
Installateure in Cöln sind, Cinigungsverhandlungen der
für Cöln und Vororte, ein mit der Lohnkommission des
verbandes endgültig ges cheitert. glieder des leßteren
ges{ehen. — Im Hotelrestaurant
anfangs nächster Woche weiter beraten werden. Meerane entscheiden werden.
Ausständigen und die Unterne find Italiener.
Arbeiter sind {on abgereist.
arbeiter in dem Bezirk auszubrehen.
zwischen den ' | vorgestern abend in einer Generalversammlung angenommen.
Literatur.
Staatsarchiven. Archivverwaltung. Neunundsiebzigster Band:
Sophie von Hannover an mit einer Einleitung herausgegeben von Dr.
Die neue Lohnordnung bei der Berliner Hoh- und die soeben von der Direktion der genannten Zeitung hervor- „Kolonnenführer und Vorschlosser Anfangslohn von 45 A für die zehnjähriger Handwerker jährli 1 S bis zum Höhstsaße von 50 S nach zehn Jahren (früher wurden 40 bis 45 4 Anfangslohn gezablt mit Zulagen von 1 bis 5 -). ilf8- arbeiter sollen 33 4 erhalten, bis fie nah zehn Jahren den Höchstlohn von 38 S erreichen (früher bekamen fie 35 4 mit 1 bis 2 4 Zulage). Hilfsarbeiter, die bei Handwerkern als Helfer tätig D bekommen 2.4 Zu- Die Werkstättenarbeiter
der Station Zoologischer Garten erhalten 2 Zuschlag. Bei Ent- d obn und bei
(Früher betrug der Zuschlag 3 A und bei Schneearbeiten & H.) Eine Versammlung hat jeßt beschlossen, den Arbeitsautshuß zu beauftragen, wegen der dur die neue Skala bedingten Lohnreduktionen bei der Direktion Eins pruch zu erheben.
In dem Ausstande der Dachdecker, Bauklempner und der „Köln. Ztg." zufolge, die Kommission der Freien Ver- einigung der Arbeitgeber des Dachdecker- und Bauklempnergewerbes {ließlich von Mülheim und Kalk, christlih-sozialen Metallarbeiter- Eine Versammlung der Mit- erbandes hat erklärt, nicht mit einer neun- stündigen Arbeitszeit und einem Mindes1stundenlohn von 50 S im dritten Jahre nah beendigter Lehrzeit zufrieden zu sein, und beshlessen, wie der Meisterkommission mitgeteilt wurde, ebenfalls die Arbeit einzustellen oder die Kindigng einzureihen. Das ist gestern früh é aiser Friedri hat vorgestern abend die Kommission der Vereinigung der Installateure mit der Lohn- fommission des freien Verbandes und dem Bezirksleiter Spiegel- Düsseldorf getagt. Die beiderseitigen Vorschläge sollen den Mitglieder- versammlungen der Meister und Gesellen unterbreitet werden und
Färbereiarbeiterversammlungen in Glauchau nahmen, wie die „Voss. Ztg.“ erfährt, unter Ausschließung der Vertrauen8männer des Textilarbeiterverbandes, Vergleihsvorshläge der Fabrikanten entgegen, worüber morgen Ärbeiterversammlungen in Glauchau und
Die Arbeiter an dem Eisenbahnbau Locarno—Valle- maggia und der Drahtseilbahn Locarno—Madonna del Sals, o, etwa 1500, sind, wie die „Köln. Ztg.“ berihtet, ausständig. Sie verlangen die N der eidgenössischen Geseze. Die
mer Einige Hundert
In Hey wood (Grafschaft Lancaster) haben, dem ,W T. B." zufolge, 2000 Baumwollarbeiter angekündigt, am 16. d. M. in den Ausstand zu treten, wenn ihnen nit 5 9/6 Lohnerhöhung zugestanden würden. Der Arbeitgeberverband bat die Bewilligung bereits ver- weigert ; infolgedessen droht ein ausgedehnter Ausstand der Baumwoll-
In Lon u wy wurden die mündlihen Einigungs8abmahhungen ertretern der Fabrikherren und der Grubenarbeiter der Ausständigen
F. Publikationen aus den Königlich preußischen Veranlaßt und unterstüßt durch die Königliche riefe der Königin Sophie Charlotte von Preußen und der Kurfürstin hannovershe Diplomaten, l ing. ichard Doebner, Königlichem Arcivdirektor und Geheimem Archivrat in Hannover.
393 S. Leipzig, Verlag von S. Hirzel. Preis 9 A — Ueber die Briefe, die in diefer neuesten Publikation aus den Königlich preußischen Staatsarchiven vorgelegt werden, urteilt ihr Herausgeber in der Ein- leitung, sie gehörten nah Inhalt und Form zu dem Besten, was fürstlihe Frauen über ihre Zeit geschrieben haben. Sie sind gerichtet an die Gesandten von Bothmer und ven Shüg im Haag und zu London sowie an drei Geistliche, die Abbés Balati und Steffani und den Bischof von Marckfo. Die Kurfürstin Sophie von Hannover und ihre geistvolle Tochter, die Königin Sophie Charlotte von
i verbreiten sich in ihren Briefen in elegantem ranzösish über Naheliegendes und Ertferntes, über ihre persönlihen Neigungen und über die hohe Politik, über
die NReibungen an ihrem Hof und über die diploma- tischen Aktionen in den europäishen Kabinetten. Die philosophische Königin auf dem Thron erweist sih als eine besorgte Mutter: immer wieder kehren ihre Gedanken zu der Erziehung ihres Sohnes, des Kronprinzen Friedri Wilhelm, zurück; se feht ihn selten und meint, man suche ihn in Unwissenheit zu erhalten, sie hofft von einem neuen Erzieher, er werde im Gegensaß zu seinem Vorgänger dem Kron- prinzen die Wahrheit sagen, und verspricht sid viel von seiner Reise nah Holland, indem ße darauf vertraut, daß Bothmer dort einen guten Einfluß auf ihn ausüben werde. Da ihr Sohn ein gutes Per und einen gesunden Verstand habe, so hoffe sie, daß die große
elt ihn bilden werde. Sehr absprehend und mit \{chneidender Schärfe urteilt die Königin über den Grafen Wartenberg und seine Gemahlin. In stolzer Gelassenheit schreibt sie An: „Ich sehe alle diese Dinge vom Parterre aus an und überlasse andern, die Komödie zu spielen, während ich in meinem Haufe bin. Obwohl Einsiedlerin, habe ich meine Freuden und die Nuhe des Geistes, die diese armen Leute mit ihrem Ehrgeiz entbehren.“ Bei aller Zurückgezogenheit ist die Königin über die Zeitgeschichte wobl unterrichtet und hat ein sicheres Urteil über alle berühmten Männer wie Wilbelm 111. von England und Karl XII. von Schweden, über Marlborough und den Prinzen Eugen. In überaus anmutigem Ucht erscheint die jugendlihe Königin als S{loßherrin von Liezens burg, dem späteren Charlottenburg, in dem die Erinnerung an ihren Namen fortlebt. Hier, wo sie mit dem Schloßbau und der Einrich- tung des Gartens beschäftigt war, gab ihr die Unterhaltung mit Leibniz erwünschte Aufheiterung, hier erfreute sie sih an den Klängen der italienishen Musik und sah mit Vergnügen dem Spiel der Komödianten zu. Die Liebe zur Musik ist au das Thema ihrer Briefe an den Abbá Steffani, der einst als armer Sängerknabe im Chor von San Marco zu Venedig mitgewirkt hatte, dann als Opern- komponist bekannt geworden war und in Hannover, wo man ihn auch wegen seiner allgemeinen Bildung und guten Verwendbarkeit hoh- hätte, dem Hof als Kapellmeister diente, bis Händel an seine Stelle trat. Ihm, dessen Duette sie entzückten, \chreibt die Königin : „Die Musik ist eine treue Freundin, die Sie nicht vers [assen oder täushen wird, die niemals grausam war, die Sie alle himmlishen Reize genießen ließ, während die Freunde lau oder trügerish und die S undankbar sind." Die Mutter sah die Tochter, die erste Königin von Preußen, ins Grab sinken und beklagt ihren frühen Tod in ergreifenden Worten. Die verwandtschaftlihen Bande zwischen den Hohenzollern und Welfen wurden durch die Heirat des Kronprinzen Friedrih Wilhelm mit der Prinzessin Sophie Dorothea von Hannover noch enger geknüpft. Mit einem charfen Verstande begabt und eine gute Menschenkennerin, fürchtet sie, daß der Kronprinz, ihr Enkel, in das Extrem seines Vaters verfallen werde. Auch sie rührt in ihrem regen Geist an s{chwierige Probleme, wie die damals viel erörterte Wiedervereinigung der Konfe onen, hat aber ihr evangelishes Empfinden treu bewahrt. Als der ihr bekannte Prälat Valerio Maccioni, zugleih ein Priester, Doktor und Ritter, zum Bischof von Marokko geweiht ist, stellt Sophie dem neuen Bischof ihren Gemahl, den protestantishen Bischof auf Grund des Westfälishen Friedens, als Bruder zur Seite. Indem sie halb \herzhaft für seine Sorge um ihre und ihres Gemahls Seelen dankt, bekennt sie doch mit Ernst und Ueberzeugung: „Ich glaube, daß man nit irren fann im Glauben an Jesus Christus, da er gesagt hat, daß dies genüge.“ So bilden die Briefe, troßdem Ne im Geshmack der Zeit franzöfisch geschrieben sind, einen wertvollen Beitrag zur Geschichte des deutschen Geifteslcbens.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungsmaßregeln.
Stand der Tierseuchen in Oesterreich am 31. Juli 1905. (Nat den vom K. K. österreihishen Ministerium des Innern veröffentlihten Ausweisen.)
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Die Kranken- und Begräbniskasse des Verbandes deutscher Handlungs8gehilfen zu Leipzig (eingeschriebene Hilfskasse) zählte nah ihrem Bericht über das Jahr 1904 bei Beginn des Jahres 29 061 und am Schlusse desselben 33434. Das Monatsmittel ergab 31414 gegen 23 042 im Vorjahre. Die Mitglieder verteilten h auf die Hauptstelle Leipzig (Stadt) mit 2429, auf 83 Verwaltungsstellen mit 21210, auf 370 Zahl- stellen mit 7325 und auf 2183 einzelne Orte im Reiche mit
2470. Neu errihtet wurden Deren ngtitellen in 10 Orten znawen Bernburg, Bielefeld, Brandenburg, Eschwege, Frei- urg {. Br.,, Hohenstein-Ernstthal, Potsdam, Rheydt und
Tilfit). An Krankmeldungen gingen bei der Hauptstelle 10 528, bei den Verwaltungéstellen 20761, im ganzen 31289 ein, davon 7850 mit Erwerbsunfähigkeit; zu leßteren traten noch 313 Fälle aus dem Vorjahre hinzu, sodaß in 8163 Fällen, und zwar für 164 219 Tage S EON gezahlt wurde (gegenüber 5812 Fällen mit 115 339 Tagen im Vorjahre). Auf je 100 Mitglieder entfielen 99 Krankmeldungen überhaupt, oder 25 der mit Erwerbsunfähigkeit gemeldeten Kranken- fälle. Erwerbsunfähig kcank waren 35 Mitglieder über 52 Wochen, 104 über 26 bis 52, 244 über 13 bis 26 und 593 über 6 bis 13. Von den 1879 Unfällen ereigneten sih 593 bei Ausübung der Berufs- tätigkeit, 117 kamen beim Radfahren vor.
Unter den Erkrankten litten 2300 an Augenkrankheiten, 2100 an Blasen- und Harnröhrenleiden, 226 an Brust- und Rippenfell- entzündung, 53 an Diphtherie, 840 an Drüsen- und Mandelkrank- heiten (nit \ypbilitisch), 29 an Epilepsie und Geistesstôörung, 125 an Gelenkentzündungen, 1188 an niht \yphilitishen Geshwœüren, 487 an Gliederbrüchen, Verstauhungen usw, 1741 an Hals-, Rachen- und Kehlkopfkrankheiten, 1450 an nicht syphilitishen Hautkrankheiten, 401 an Pen 1425 an Influenza und Folgekrankheiten, 127 an Knothenhaut- und Nagelbettentzündungen, 179 an Leberleiden und Gelbsuht, 183 an Leistenbrüchen, 1324 an Luftröhren- und
glieder umfaßt.
Bronchtalkatarrh, 479 an akuten Lungenkrankheiten, 2519 an Magen-
“und Mde Ange l Pocken NRäude Rau ir r Blüschen- Tollwut Klauen- Er | ; ollwu Länder eue brand | seuhe | 9gurm | brand | S&weine (Seine aus\lag Zabl der verseuchten Orte :
Niederösterreih . . 2 1 — L — 8 : alie Oberösterreih . . . 4 — — -— — — T 8 2 2 — Salzburg. . ... — — — — — 1 1 — — - | -— Seiermare é ti f — — — f — 2 17 _ | 2 A — _— — — — — — 14 1 ias E SEUTIENIONO — — — 2 — — — 5 1 — — E 4 — — —- — — 8 7 4 8 — 1 Vorarlberg . — E —_ — — — 1 — — — — Böhmen . . ... 7 3 — 2 — 1 — 26 16 6 3 N A T 16 0 0 4 S S 7 Bukowina . — 7 — —- — 6 — 9 4 — 3 Dalmatien . . — s — — — L — — — — _,
und Darmkrankheiten, 658 än Nasenkrankheiten, 1583 an Nerven- frankbeiten, 127 an Nierenkrankheiten, 734 an Obhrenkrankheiten, 1588 an Rheumatismus und Gicht, 38 an Sharlach und Masern, 289 an Svyphilis, 262 an Tuberkulose, 11 an Typhus und anderen Fie erkrarkheiten, 4090 an Zahn- und Kiefer- frankbeiten. Verleßungen kamen 1433 mal vor. Gestorben sind 163 Mitglieder. Todesursachen waren in 54 Fällen Tuberkulose, in 22 Herzkrankheiten, in 15 Magen- und Darmkrankheiten, in 13 Selbst- mord, in 12 Nervenkrankheiten, in 8 akute Lungenkrankheiten, in je 7 Influenza und Fol ekrankheiten sowie Nierenkrankheiten, in je 5 Leberleiden und elbsuht, sowie Luftröhren- und Broncialkatarrb, in 4 Brust- und P S ER An in je 2 Gpilepsie und Geistes\törung, Rheumatismus und G A sowie Verunglückungen, in je 1 Falle Diphtherie, Drüsen- und Mandelkrankheiten, Syphilis, Typhus und andere Fieberkrankheiten.
; Die wesentli{ften Einnahmen der Kasse während des Bericht3- jahres bildeten 936 955,36 Mitgliederbeiträge und 20 758,57 4 Zinsen, die hauptsäli sten Ausgaben 347 841,75 4 Krankengelder, 259 888,72 \ Arzthonorar, 90 507,21 # Arzneimittelkosten, 50 257,90 A Krankenbauskoften, 21410 Æ Begräbnisgelder und 117 113,08 „6 Verwaltungskosten.
Die Geburts- und Sterblichkeitsverhältnisse in England und Wales 1903.
Nach dem 66. Annual report of the Registrar-General wurde die Bevölkerung für die Mitte des Jahres 1903 auf 33 378 338, darunter 17 244 994 weiblihe, Personen berehnet. Lebendgeboren wurden 948 271 Kinder, darunter 37 302 außerehelich. Die Zahl der lebendgeborenen Kinder war zwar um 7762 höher als während des Vorjahres, doch hat die auf je 1000 weiblihe Personen gebärfähigen Alters errechnete Fruchtbarkeitsziffer in England während der