1905 / 194 p. 27 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 18 Aug 1905 18:00:01 GMT) scan diff

Gründung des Stahlwerksverbandes erfolgt; es könnte also da nur gewissermaßen eine vorausgeahnte Wirkung entscheidend

B.: Meine Frage 12 artellenquete fritisiert*) und möchte auf Anregung des Herrn Assessors Albert darauf hin- weisen, daß es sih eigentlich um 3 Punkte handelt: 1) um die Frage der Beseitigung minder leistungsfähiger oder nicht

gewesen jein.

Professor Dr. Liefmann - Freiburg i. Herren! Jch habe die nicht ganz klare Fassung der hon bei Beginn der ganzen

leistungsfähiger Betriebe, die durch die großen Unternehmungen,

seien fe zum Kartell zustmmengeschlossen oder nit, unter-

drückt werden können; 2) kommt hinzu die pi der Fusio- nierung, die beim Kohlensyndikat eine jo große Rolle ge- spielt hat, dort aber wegen mißverständliher Auffassung dieser

Frage 12 nit erörtert ist: die Frage der Zusammenfassung

mehrerer gleichartiger Betriebe in einer Unternehmung, und

3) die Frage der Kombinierung, der Verbindung ver-

schiedener Produktionsstadien in einer Unternehmung.

Nun hat zu diesem dritten Punkte Herr Lippert hon die Fragen aufgeworfen, die ih auch erörtern wollte, und so mödte ih nur noch eine andere

Frage stellen: hat der Stahlwerksverband im Sinne einer zweckmäßigen Verteilung der Produktion gewirkt, in dem

Sinne, daß jedes Werk möglichst diejenigen Artikel produziert, für die es am besten geeignet is? Es ist klar, daß diese Frage volkswirischafilid von der größten Wichtigkeit ist, und ih habe hier gewisse Bedenken, ob das Kartell in diesem Sinne gewirkt hat, weil, soviel mir bekannt ist, vielmehr eine andere Wirkung große Bedeutung erlangt hat, nämlih die, daß sich die großen gemishten Werke in ihrem Ausdehnungs- bedürfnis ut die Herstellung aller möglichen Produkte werfen, für die fie ursprünglich vielleiht niht besonders geeignet sind, namentlich auf die Herstellung von Produkten, die nicht syndiziert sind. Jn den syndizierten Artikeln ist ja ee Pro- duktion beschränkt, und es liegt nun die Gefahr vor, daß diese großen gemischten Werke, um ihre Rohstoffe und Halbfabrikate verwerten zu können, sämtlih oder der größte Teil von ihnen die Herstellung aller möglihen weiterverarbeiteten Produkte in Angriff nehmen und so die vorhandene Ueberproduftion verstärken und den {hon vorhandcnen reinen Werken, die vorher diese Weiterverarbeitung allein besorgten, eine un- nôtige und volkswirtschaftlih niht nüglihe Konkurrenz machten. Auch wenn darüber noch kurze Aufklärungen erfolgen würden, wäre ih sehr dankbar.

Direktor, Regierungsrat a. D. Dr. Voelcker - Düssel-

dorf: Meine F Die Unterlagen, die wir Jhnen zu- gestellt haben, fonnten leider erst spät Jhnen zugehen, sonst konnte sih Herr Professor Liefmann diese Frage selbst beant- worten; denn aus der Tabelle, die wir zu Frage 12 vorgelegt haben, sehen Sie die Verteilung der verschiedenen Erzeugnisse auf unseren Werken, und die Verhältnisse sind tatsählih so, daß diese Erzeugnisse, die Produkte B, für die Werke des Stahlwerksverbands kontingentiert sind. Die Werke können über die festgelegte Beteiligungsziffer niht produzieren oder sie müssen für ihre Mehrlieferungen an diejenigen Werke, die weniger geliefert haben, eine Abgabe bezahlen. Die Fabrikation neuer Artikel, die sie vor Bestehen des Verbands nicht her- gestellt haben, können sie überhaupt nur in einer Fabrifat- gruppe aufnehmen, in der sie bereits eine Beteiligung besißen, zwar au nur in Höhe dieser Beteiligung.

__ Professor Dr. Liefmann - Freiburg i. B.: Jch habe die Frage gestellt, weil ih sehe, daß die B eaunmoeiuda in den Drucksachen des Stahlwerksverbandes nur bis Nr. 10 geht und die Frage 12 nicht ausdrücklich in einer Rubrik 12 be- antwortet ist.

___ Direktor Willikens - Dortmund: Meine Herren! Es hat sih bei der Zunahme der Produktion von Thomasflußstabeisen herausgestellt, daß mit ihr auch die Güte des Materials immer besser geworden ist. Das ist der Grund, weshalb das Handels- shweißcisen vollständig an die Wand gedrückt und aus dem Fe a ausgeschaltet ist. Jnfolgedessen haben die meisten Schweißeisenwerke nur noch Qualitäts)chweißeisen zu fabrizieren. Diese Fabrikation paßt aber in die Großbetriebe niht mehr hinein. Daher haben die meisten Stahlwerke in Rheinland und Westfalen die Herstellung von Schweißeisen aufgegeben. Die Gutehoffnungshütte in Oberhausen hat zuerst damit auf- pen es folgte der Hörder Verein, dann der Phönix und chließlih Haspe. Sie alle haben die Schweißeisenfabriktation eingestellt, und das kommt uns ja in etwas zu gut. Nun ist allerdings noch ein rheinisch-westfälishes Wert da, die Union in Dortmund, das noch Schweißeisen herstellt und liefert. JZch glaube, daß der Stahlwerksverband die Schweißeisenwerke sehr zu Dank verpflichten wücde, wenn er seine Macht dahin ausübte, daß er eventnell auch die Union veranlaßte, die Schweißstabeisenfabrikation aus ihrem Betriebe auszuschalten. Er paßt absolut in den Rahmen der heutigen Großbetriebe A Ie hinein, das wird Herr Direktor Schaltenbrand mir zugeben.

Direktor Schaltenbrand- Düsseldorf: Darin muß ih Herrn Willikens ret geben: Die Schweißeisenfabrikation paßt in den Rahmen der großen Betriebe \{lecht hinein, und es ift rihtig, daß die Union als einziges Stahlwerk in Rheinland- Westfalen diesen Betrieb noch Bat Jch habe mit den Herren au {on darüber gesprochen, aber die Antwort erhalten, daß dieses Schweißeisen für eine spezielle Fertigfabrikation noch nötig ilt ih weiß niht, für was. (Guruf: Nieten!)

Handelskammersekretär Gerstein- Hagen: P habe vorher schon das Wort zu diesem Punkt erbeten und bedauere sehr, daß Herr Geheimrai Wagner uns gleih nah seinem Vortrag verlassen hat; denn er hat ja Ms diesen Punkt er- wähnt. Herr Geheimrat Wagner sagte in der ihm eigenen bestimmten Art, daß er einen günstigen Einfluß der Kartelle empfunden hat in bezug auf die Hersteller der Fabrikate, einen ungünstigen Einfluß in bezug auf die Verbraucher und die Arbeiter. Das leßtcre hat er uns keineswegs begründet, und ih bedauere deshalb, daß er bei der Erörterung dieses Punktes nicht mehr zugegen ist.

Herr Rerchstagsabgeordneter “hae A hat uns ja gestern [Gon über die Lohnverhältnisse der verschiedenen Arbeiter- ategorien und der Arbeiter in den verschiedenen Provinzen berihtet, und dabei kam auch die mir bereits be- kannte Tatsahe zum Vortrage, daß die Entwicklung der Arbeiterlöhne am günstigsten gewesen ist bei der Rheinisch age Hütten- und Walzwerkindustrie, welche im wesentlihen zu der hier erörterten kartellierten Industrie, zum Stahlwerksverband gehört. Jch glaube nicht, daß Herr Professor Wagner seine Anficht, daß der Stahlwerks-

*) Val. Conrads Iabrbücher. II1. Folge Band 25 S. 641 ff.

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Gegend auf dem Lande gut eingerichtete Arbeiterwohnungen gean haben, feine Leute in diese hineinbekommen können; die eute O lieber in der Stadt, namentli auch die Frauen, wo sie alle ihre Haushaltungsbedürfnisse allerdings bequemer, wenn auch teurer anschaffen können, als auf dem Lande. Jch sau also, ai die Arbeiter selbst wird ein ungünstiger Ein- fluß nicht festzustellen sein. Jh weiß auch aus einem Zweige der Kleineisenindustrie, daß in demselben Augenblick, wo die Preise infolge einer Verbandsbildung eine Aufbesserung er- fuhren, dasselbe mit den Löhnen geschah. L Direktor, Regierungsrat a. D. Dr. Voelcker-Düsseldorf : Meine Herren, bei den früheren fkontradiktorishen Verhand- lungen über diese Frage ist ihre Beantwortung von den Kartellen abgelehnt worden, aus dem Grunde, weil die Kar- telle als solhe sich mit der Lohnfrage niht beschäftigen und nicht in der Lage waren, hier unmittelbare Erfahrungen ge- sammelt zu E, Mir haben, um unser Jnteresse an den kontradiktorishen Verhandlungen zu beweisen, eine Umfrage bei unseren Mitgliedern veranstaltet, in welher Weise etwa das Bestehen des Stahlwerksverbands auf die Lohnverhält- nisse der Arbeiter eine Wirkung zur Folge gehabt 0 Wie schon bei der vorigen Frage, so muß ih auch hier jagen, daß unser Verband noch zu kurze Zeit besteht, als daß man gegen- über früheren Zeiten eine Einwirkung nachweisen könnte. Unsere Mitglieder haben sich deshalb auch nit darauf be- shränkt, ihre Antwort nur für die Dauer des Stahlwerks- verbands zu geben, sondern haben auch zurüdgegriffen auf die Zeiten unter den früheren Verbänden. Einige Werke haben die Frage, ob der Verband einen Einfluß auf die Arbeiter- und Lohnverhältnisse gehabt habe, verneinend beantwortet. Eine ganze Anzahl jedo betont den M Einfluß des Verbandes bezw. der Kartelle auf die rbeiter: und Lohnverhältnisse. Von diesen Werken sprechen sih einige dahin aus, daß dur die Verbandsbildung eine Stetigkeit in die Lohnverhältnisse gekommen sei, andere, daß die Lohne seit Gründung des Stahlwerksverbandes um mehrere Prozent gestiegen seien. Wieder andere betonen, daß der Stahlwerksverband, ebenso wie die früheren Verbände, einen indirekten Einfluß insofern ged habe, als die Löhne sukzessive gestiegen seien; ohne Verbände würden die Lohnsäße und Gesamtlöhne Reduktionen erfahren haben, da die Preis- stürze, die ohne Verbände je nach Konjunktur plaßggriffen, notwendigerweise zu Lohnkürzungen oder zu Lohnausfällen dur geringere Beschäftigung führen müßten. Die stabileren Verhältnisse, welhe durch den Stahlwerksverband geschaffen worden seien, müßten auf die Arbeiter- und Lohnverhältnisse ohne Zweifel und auf die Dauer günstigen Einfluß ausüben. olkenbuhr, M. d. R., Schöneberg: Meine Herren! Wenn eine gewisse günstige Lohnentwicklung in der leßten Zeit stattgefunden hat, so ist das wohl weniger auf die Tätigkeit der Kartelle zurückzuführen, als darauf, daß zu einer be- stimmten Zeit eine beflimmte Anzahl Arbeiter verlangt wurde, und, wenn man sie heranziehen wollte, wohl oder übel ge- sungen war, etwas höhere Löhne zu zahlen. Es ist sicher, mit der Entwicklung der Werke auch immer höhere An- forderungen an die Arbeiter gestellt werden und infolgedessen immer entsprechend höhere Löhne gezahlt werden müssen. Wenn Professor Wagner darauf hinwies, daß diese Konzentration eine gewisse Gefahr für die Arbeiter in sh berge, 0 glaube ih, wird es wohl darauf zurückzuführen sein, daß Professor agne zu der Ansicht gekommen ijt, daß eine so gewaltige Verbindung von Fabrikanten, wie sie cinmal in den Stahlwerken dastehe, eine wirtshaftlihe Großmacht allerersten Ranges ist. Dieser Stahlwerksverband und die in ihm vereinigten Fabri- kanten beshäftigen, wie uns gestern mitgeteilt wurde, ungefähr 200 000 Arbeiter. Das ist eine kolossale Arbeiterzahl. Nun sind die Fabrikanten in einer etwas glücklicheren Lage, als sie ohne g H Verbände sind. Sobald fie niht in einem Verbande sind, und es kommt wegen shlechter Lohnverhältnisse oder wegen irgend etwas anderem zum Streik, dann müssen sie immer befürchten, daß ihre Konkurrenten ihnen die Kunden wegnehmen. Diese. Gefahr ist für den einzelnen Fabrikanten, soweit er Mitglied eines Syndikats ist, ausgeschlossen, denn in dem Augenblick, wo ich will sagen, irgend ein Werk des Stahlwerksverbandes zu einem Streik käme, würde der Fabrikant aus diesem Streik persönlich keinen Nathteil haben, auch gar niht Gefahr laufen, daß ihm ein Kunde verloren geht, sondern der Stahlwerksverband würde die Produkte, die sonst in dem Werk hergestellt werden, anderen Werken übertragen. Also die dringende Nach- frage der Kundschaft würde den Fabrikanten niht zum Nachgeben dem Arbeiter gegenüber zwingen. Und weil dieses treibende Element fehlt, ist theoretish an und für sih dies hon eine Schlechterstellung der Arbeitcr, weil die Möglichkeit, in irgend welhen Lohnkämpfen etwas durchzuseßen, für sie unbedingt sehr ershwert ist durch das Syndikat. Denn das liegt auf der Hand: wenn die Arbeiter irgendwo in einen Streik eintreten, dann fragen sie zunächst: ift in diesem Augen- blick die Geschäftslage eine solhe, daß der Fabrikant ge- zwungen is, nachzugeben? Wenn sie zu der Ueberzeugung kommen, fommen sie in der Regel mit ihren Forderungen, die bei shlechter Konjunktur zurückgestellt werden. Der Zwang, der sonst bei der freien Konkurrenz besteht, ist dur die Kartellbildung bis zu einem gewissen Grade für das einzelne Werk auégeschaltet, und daher konnte wohl Professor Wagner zu der Auffassung kommcn, daß allerdings die Lage der Arbeiter sih erheblich zu ihren ungunsten verschlechtert hat. Wenn jeyt die Werke vielleicht diese Machtstellung den Arbeitern gegenüber noch nit ausgenugßt haben, ift es sehr zu begrüßen, und wenn sich die Löhne an und für sih ein wenig gebessert haben, so ist das erfreulich. Nun ift aber eine merkwürdige Erscheinung gerade in den Bezirken vorhanden, wo die Kartelle am allerersten Einfluß haben. Ueberall spriht man von dem Segen der Organisation, denn diesen empfinden ja die Unternehmer, die si in Kartellen vereinigen, sehr, und überall sagen sie immer zu den Leuten, mit denen sie zu tun haben, wie wir z. B. vom Stahlwerks- verband hörten, daß er zu den Val eugverprälgers sagt :

verband einen ungünstigen Einfluß auf die Arbeiterverhältnisse hervorgerufen hat, aufrecht erhalten kann. J persönlih wüßte einen ungünstigen Einfluß nur darin zu finden, daß die Leute mehr und mehr in die großen Jndustriezentren zusammen- gedrängt werden, indem die großen Werke, wie es heute hier vielfa erörtert i, au die Fertigfabrikation mehr und mehr aufnehmen und deshalb die Arkteiter aus den ländlihen Be- zirken in die großen Städte hineinziehen. Die Arbeiter selbst empfinden das, soviel ih weiß, indessen nicht als einen Schaden, denn ich kann berichten, daß Fabrikanten, die in sehr s{höner

Wahrung ihrer Jnteressen

zu Kartell läßt sih doch viel besser verhandeln. Aber sobald ie Arbeiter in Frage kommen, sagt man nit: organisiert euch doch, daß wir mit euch durch eure Organisation ver: handeln können, sondern da tritt man in der Regel un- gefähr so auf, daß man sagt: wer sich einer Organisation anschließt, wird entlassen. Das hat wenigstens eine Anzah[ Werke getan, die hier in Frage kommen. Nun is cs do aus: geschloffen, daß 200 000 Arbeiter jeder einzelne mit dem Syndikat unterhandeln kann. Da sollte man do in Erwägung ziehen, oh der Rat, den Sie den andern Unternehmern erteilen, und der Vorteil, der an und für fich in der Organisation selbst liegt, wie Sie selber anerkennen, nicht auch für die Arbeiter anzu- erkennen 1st. Die Arbeiterorganisation kann unter Umständen für den Unternehmer auch von Vorteil sein. Jh will hier an ein Gewerbe erinnern, wo das der Fall ist, wo das Unter- handeln der Unternehmer mit der Arbeiterorganisation besteht: das ist das Buchdruckereigewerbe. Jm Buchdruckereigewerbe sind die Arbeiter organisiert, da unterhandeln die Fabrikanten mit den Gehilfen, und da werden regelmäßig die Tarifverträge auf 4, 5, 6 und 10 Jahre festgelegt, da weiß man: für dieje it arbeiten die Arbeiter für den und den Lohn. Wenn die

eit ‘abgelaufen ist, werden wieder neue Tarifverträge ab: geshlossen, aber während dieser Zeit sind do die Unternehmer in der Buchdruckerei vor jedem Streik und jeder Störun estchert, sie wissen, daß in dieser Zeit bestimmte Lohn: Bieber en niht auftauhen. Vielleiht wäre zu erwägen, ob niht auch die Verbände dahin kommen, daß sie ein ähnliches Verhältnis anstreben, wie es im Buchdruckergewerbe besteht, wo 1a eine gewisse gute Lebensstelung für die Arbeiter vor- handen ist und andererseits durch die abgeschlossenen Tarif- verträge gleichzeitig eine gewisse Sicherheit für das Gewerbe egeben ist, indem man si sagt: für die Zeit find wir gegen Streik gesichert.

Direktor Willikens-Dortmund: Herr Regierungsrat Voelcker hat schon gesagt, daß für die Anfrage noch nit die nötigen Unterlagen bei den einzelnen Werken haben beschafft werden können. Als Vorstandsmitglied der Rheinish-Wejt- fälishen Berufsgenossenschaft, insbesondere der Sektion VI Dortmund, der ih lange und zwar seit Bestehen derselben an- gehöre, habe ich einiges Material. Es sind wenige Zahlen. Sie fönnen aber aus ihnen ersehen, in welher Weise die Steigerung der Löhne erfolgt ist. Für 1886 hatten wir einen Durchschnittslohn von 973,31 M der sih bis 1890 auf 1096,40 M erböhte, dann 1895 auf 113063 # und bis 1900 auf dem Höchstpunkte von 135432 #( ankam. Jn diesen 15 Jahren haben wir aber wiederholt auf- und abgehende Konjunkturen gehabt, troßdem jedoch ein ununterbrochenes Steigen der Löhne. Daraus läßt sich doch wohl der Schluß zichen, daß, wenn bei einer günstigen Konjunktur die Löhne einmal erhöht sind, es in unserem Bezirke absolut unmöglich ist, die Akfordsäße jemals wieder herunterzu- segen. Das geht auch daraus hervor, wenn ih Jhnen die legten Jahre vorlese. 1900 also hatten wir den höchsten Sag von 1354 M, dann gingen 1901 bei dem Sturz der Jndustrie die Löhne zurück auf 1310 Æ, also nur um 44 M; sanken 1902 um weitere 8 S, also auf 1302 M, stiegen 1903 aber wieder auf 1324 M und haben für 1904 die höchste Höhe erreicht, also noch über 1900, mit 1356,55 #

Ich glaube, die Zahlen sprechen für sich.

Vorsißender: Wollen Sie die Zahlen vielleiht als An- lage zum Protokoll zu den Akten geben? *) (Zustimmung.) Direktor Schaltenbrand-Düsseldorf: Jh möchte Herrn Molkenbuhr erwidern, daß ihm nicht bekannt zu sein scheint, daß unser Verband mit den Arbeitern unserer Werke absolut nichts zu tun hat. Wir kaufen die Produktion unserer Werke und verkaufen sie; das is das Ganze, was wir zu tun haben. Im übrigen erhalten wir die Selbständigkeit unserer Werke. Die Werke verfügen also in ihren Arbeiterangelegenheiten so, wie es ihnen für richtig ersheint. Wir sind da gar nicht in der Lage einzugreifen und irgendwie mit den Arbeitern zu verhandeln.

Direktor Kap al-Berlin: Der Oberschlesishe Stahlwerks- verband hat neben seiner Verkaufsorganijation auch eine Neuerung insofern geschaffen, als er ein Verteilungsbureau L t hat, das von der Verkaufsstelle die sämtlichen Aufträge übernimmt, um sie auf die einzelnen Werke zu ver- teilen. So jung diese Einrichtung ist, L hat sie sh doch außerordentlich bewährt, und unsere Werke haben uns au unsere Anfrage bezüglih der Lohnverhältnisse mitgeteilt, da gerade diese Einrichtung außerordentlih segensreich gewirkt hat, indem diese Verteilungsstelle in der Lage war, den Werken erstens gle manig die Aufträge zu überweisen, und zweitens entsprehend ihren Betriebeeinrihtungen. Die Werke sind also in der Lage gewesen, in bezug auf ihre Arbeitsdispositionen ganz klar zu sehen, diese Dispositionen rechtzeitig vorher zu treffen, und das hat auch eine durhaus günstige Wirkung auf die Arbeiterlohnverhältnisse gehabt insofern, als diese Ver- hältnisse stetige geworden find, es niht nötig geworden ist, in den einzelnen Betrieben eine Pause eintreten zu lassen oder diese Betriebe einzushränken. Also diese Art der Verteilung der Aufträge, die nur durch den Verband möglich gewesen ift, hat eine durchaus aünstige Wirkung auf die Gleihmäßigkeit, die Stabilität der Beschäftigung der Werke und irfolgedessen auf die Lohnverhältnisse Gedan,

Molkenbuhr, M. d. R., Schöneberg: Es wurde esagt, daß eine fortwährende Steigerung der Löhne stattgefunden hat. Aber diese Steigerung ist niht so bedeutend, wie es aussieht, wenn man dem vielleicht die Steigerung der Woh- nungsmieten für die rheinishen Orte in derselben Zeit gegen- überstellt. Man wird dann finden, daß der weitaus größte Teil der gesteigerten Löhne von den gesteigerten Mieten wieder absorbiert wird. Dann haben wir auch, wie hervorgehoben wurde, seit 1900 dort wieder einen Rückgang erlebt, ohne daß irgendwo sonst die Krise so scharf Oen bat außer viel- leiht bei den Roheisenwerken, das will ih zugeben. Aber die Löhne sind doch erheblih weiter zurückgegangen, sobald der Stahlwerksverband oder der frühere Halbzeugverband zu- stande kam; der hat es verstanden, die Preise zu halten. Aber das ist ja das Wenigste dabei. Jch E zu, daß gegenwärtig die Verbände sich niht mit en Arbeiterverhältnissen befassen. Es sind aber doch dieselben Personen, die in den Werken sind, die sih mit den Arbeiter- verhältnissen sehr wohl befassen, und ih wollte rur anregen, daß diese selben Leute, die ja so Anhänger der Organisationen ind und allen anderen Fabrikanten den Rat geben, zur sh zu organisieren, sih den Ar-

*) Anlage 9.

organifiert euch do, schaff doch auch ein Kartell, von Kartell

i nisa ß d v bei dem weitaus größten

Lal ist, deren Besizer so großen Nußen aus der Organisation

gehen irektor Willikens-Dortmund: widern, ift, das

aben, : dagegen 'Lohnfragen sprechen. Mein

rer Werksleiter, t ihnen zu sprechen und fragen oder um

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Vielleicht ist die gige damit erledigt, E furze Zeit ei Also stehen wir am Schluß unserer Ver-

andlungen. Weise noch

merkung bitte ih machen zu dürfen we

d- und d die ausländishen Abnehmer.

D Lt ige ielleicht ein al Be cschiedenheit achen könnten. daraus geworden ist. darauf verzichten müßten, sich nicht so ei handlungsberi daß wenigstens heit

i | l i indlich verhalten loien E A lo lle oe Werke der

Jch wollte nur er- daß die Lohnsteigerung do 50 Prozent gegen 1886 i i ige. E :

S O U jagen; i rg als. Werksleiter nichts

[rbeiter zu uns kommen und mit wenn unjere Arbeiter Treund, Herr Schmieding

S ft und mit uns eine Reihe É era even, wenn die Arbeiter kommen, ihnen ihre Wünsche in Lohn- Abstellung von Uebelständen vorzutragen. Vorsißzender: Das Wort ist nicht weiter verlangt. Wir olgenden Frage: i S n Tus Kartell einen Einfluß ausgeübt auf die Qualität und die Herstellungskojien

dizierten Erzeugni] ]e: A daß das Kartell noch

auf demselben

Es bleibt mir nur übrig, dem versammelten

den Dank E G i K â - Berlin: co e- Generalsekretär Dr. Soetbeer n dec Sd levenlieit Preises für die inlän- Es arbe aon daß während des Fortgangs der Verhandlungen ur Beuriteilung jener

Herren L dien R S Ie Razen 908 wenn wir hier

Auslandpreises, des

würde bedauern, wenn O indem ih E daß t Soe zglih in einer Beilage zu dem Ver- erti ¿Ds Jedenfalls möchte ich, die Regierung noch genau über die Angelegen- ihten läßt. i / i n E ation: Wir können O wissen, wie die englischen Walzwerke walzen; das ijt sehr ve i chieden gerade in den Blechwalzwerken. Da irgendwie e L ere ‘Handhabe u haben, it Hi custellen unmöglich, e ere Normen nicht aus}telen. i f i t ets Jh glaube, im Rahmen der heutgen Verhandlung läßt sich die Sache nicht weiter erörtern. g A werden den Versuch machen, bestimmte Kalkulationen no E: e n daß Herr Direktor Mannstädt nohch ag

e auf die Tagesordnung geseßt wissen wollte.

s Die ist erledigt durch die

irektor Mannstädt-Kalk:

bandes! Í Zuloge n S Then noh u Dank auszusprechen für

nd für Jhre lebhafte Teilnahme an den Ver- I Enn, die ‘Sie Ti Tage, manche sogar drei Tage Ee festgehalten haben, zur esp ‘ai rat ie S

i enteils sehr nahe angehen. i

q Ol Direktor a tenbrand- Düsseldorf: Meine Ee ehe wir auseinandergehen, glaube ih, mujjen wir noch as lebhafteren Dank aussprehen un}erem verehrten Herrn E fißenden, der diese anstrengenden Verhandlun en in einer sach- lihen und vornehmen Weise geführt hat. (Bravo!)

(Schluß der Sißung: 3% Uhr.)

Anlage 1. Statistishes Material

für die kontradiktorischen Verhandlungen in der Kartell-Enquete am 20. und 21. Juni 1905.

(Stahlwerksverbände.)

Zusammengestellt im Reichsamt des Innern.

i C f ks delspreise von Kokskoble, Hohofenkoks, Dur E T aror Minette und Somorrostro N in den Jahren 1885—1909.

(Aus der Zeitschrift „Stabl und Eisen“.)

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100, 140 145,— 145,—

140,— A0 137,50 137,50

127,50 127,50 129, 129,

112,50 112,50 112,50 112,50

1A E 122,50 132,50 100

Ta 140,— 140,— 140,—

140,— 140, 140,— 140,—

140,— 147,50 180,—

185,—

„Fluß- stabeisen 2 105,— 112,50 120,— 126,—

130,— 130,— 130,— 130,—

117,50 I 120. 129,

140,— 172,50 185,—

185,— O 190,— 100,

120,— O 105,— 100,—

105,— 110 112,50 100,—

105,— 108,75 108,75 107,50

von Kesselblechen, 0 ch9 S alitätspuddeleisen

Eisen“.)

Kesselbleche

M. 157,50 157,50 152,50 142,50

142,50

133,50

110, 112,50 100,

100.— 105, 109,— 100

105,— 109, 105,— 100 105,— 105,— 105,— 105,— 105,—

Grob-

Schweiß-

stabeisen

M. 110 109,— E 101,50 100,—

97,50

92,50

92,50

107,50