1859 / 157 p. 4 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Der „Globe“ freut sih melden zu fónnen, daß Mr. C. Villiers an Mr. Milner Gibson's Stelle die Präfidentshaft des Armen- amtes mit einem Siz im Kabinei übernimmt.

ranfreich. Paris, 4. Juli, Zur Feier des Tedeums in vin Kirche Notre-Dame bemerkt der „Moniteur“ : „Die Kaiserin

und der Kaiserlite Prinz kehrten unter einem Berge von Blumen nah den Tuilerieen zurück; es war dàs erste Mal, daß der Sohn des Kaisers sich offiziell unter die Nation mischte.“ Gott verlieh ihm die Gnade, daß dies unter den Auspicien des Sieges geschah.“ Prinz Jerome konnte Unwohlseins halber der Feier nicht beiwoh- nen. Von Diplomaten, die zugegen waren, nenut der „Moniteur“ nur den sardinischen Gesandten mit den Gesandtschafts-Secretairéèn und dem sardini\chen Konsulate.

Ftalien. Das Abendblatt der „Wien. Ztg.“ vom 4. Juli enthält folgenden Bericht : :

Authentische Mittheilungen über die am 24. v. M. zwischen dem Mincio und der Chiese vorgefaPenen bedeutenden Gefechte seßen uns in die Laze, über den Gang derselben ncchftehend aus- führlicher beribten zu können :

Die K. K. Armee hatte am 21. Juni die ihr. hinter dem Mincio an- gewiesenen, Stellungen bezogen, und zwar stand das 8. Armeecorps am äußersten rechten Flügel zwischen Peschiera und Ca Nuova, das s. Armee- corps von Brentina bis Salionze, das 1. und 7. Corps in Reserve bei Quaderni und San Zenone di Mozzo, die Kavallerie- und Artillerie - Ne- serve bei Rosegaferro nächst Villafranca, wohin das Allerhöchste Haupt- quartier seit 20. Juni verlegt war.

Von der 1. Armee befand sich das 3. Armeecorps nächst Pozzolo, das 9. in und um Goito, das mittlerweile eingetroffene 11. Armeecorps bei Noverbella, die Kabvallerie-Division FML. Graf Zedwiß bei Mozzecane.

Das öôsterreichishe Heer war sonach mit den eingelangten disponiblen Verstärkungen vereinigt und demgemäß in die Lage verseßt, gegen den allerdings noch immer überlegenen Feind wenigstens mit einiger Aussicht auf Erfolg einen kräftigen Offensivstoß ausführen zu können. :

Eingezogene neuere Nachrichten über die Bewegungen und muthmaß- lichen Absichten des Feindes ließen überdies die möglichste Beschleunigung des Angriffes wünschenswerth erscheinen. Der 23, Juni ward demnach zur Ueberschreitung des Mincio-Flusses bestimmt.

Der Feind hatte sich vorderhand darauf beschränkt, die Linie der Chiese stark zu beseßen, ohne der Kaiserlichen Armee bei ihrem Nückmarsche über den Mincio zu folgen. Ein Streif - Kommando aus 1 Eskadron Kaiser - Husaren und 1 Eskadron Sizilien - Ulanen , dann 2 Kaballerie- Geschüßen unter Kommando des Majors Appell vom leßtgenannten Ula- nen-Regimente, mit Reognoscirung des Hügellandes zwischen beiden Flüssen beauftragt, war nirgends auf bedeutendere Kolonnen, sondern nur auf einzelne Abtheilungen gestoßen.

Vei Chiodino und Castel Venzago kam es zu Scharmügzeln, welche mit dem Rückzuge des Gegners endeten, jedoch den Verlust von 2 Offiz zieren, 5 Mann und 9 Pferden herbeiführten.

Von Seite der ersten Armee wurden gleichfalls Streifparteien gegen die Chiese entsendet, welche jedoch vom Feinde nichts entdeckten. :

Am 23, Juni, Morgens, begann die Vorrückung des österreichischen Heeres. Den äußersten rechten Flügel bildete die Brigade Reichlin des 6. Armee-Corps, welche aus Noveredo herangezogen durch das verschanzte Lager von Peschiera gegen Ponti vorbrach, um fich daselbst mit dem 8ten Armee-Corps zu vereinigen, wel leßteres den Mincio bei Salionze über- schritt und ohne auf feindlichen Widerstand zu stoßen Pozzolengo erreichte.

Das 5, Armee-Corps vollführte den Flußübergang bei Valeggio und rückte nach Solferino, das 1. Armee-Corps folgte dem fünften und wurde nach Cavriana herangezogen.

Das 7, Armee-Corps und die Reserve-Kavallerie- Division FML. Graf Mensdorff überschritten den Mincio auf einer Kriegsbrücke bei Ferri zwischen Massimbona und Pozzolo und rückten ersteres bis Foresto, lezeres noch über diesen Ort hinaus bis le Tezze bei Cavriana,

Sämmtliche Heerestheile der unter den Befehlen des Generals der Kavallerie Grafen Schlick stchenden 2. Armee errcichten im Laufe des Nachmittags die ihnen durch die Disposition bezeichneten Punkte, ohne auf den Feind zu stoßen, und es wurden am Abende die Vorposten von Casa Zapaglia über Contrada Mescolara und Madenna della Scoperta bis le Grolle ausgestellt. :

Die 1. Armee unter dem Kommando des FZM. Grafen Wimpffen bildete den linken Flügel der Vorruückung und ging mit dem 3. Armee- Corps gleichfalls bei Ferri mit dem 9. und 11., dann der Kavallerie- Division FML. Graf Zedwit bei Goito über den Mincio. Leßtere, von JInfanterie-Abtheilungen des 9. Armee-Corps. unterstüßt, wurde bis Me- dole vorgeschoben, das 3. und 9. Armee-Corps lagerten um Guidizzolo, das 11. als Reserve bei Castel-Grimaldo.

Vom 2. Armee-Corps wurde die Division FML. Graf Jellacic aus Mantua nach Marcaria beordert, um an den Operationen der Haupt- Armee theilnehmen und über Castel Goffredo in die feindliche Flanke wirken zu können.

Der Corps-Kommandant FML. Fürst Eduard Liechtenstein übernahm persönlich das Kommando über diese Division. Das 6te Armeeccorps ward angewiesen, je nach Maßgabe der Umstände die weitere Vorrückung der Armee durh Detachirungen aus Süd-Tyrol zu unterftügen.

Während das Gros der österreichischen Armee somit am Abende des 23sten- eine Aufstellung von D L bis Guidizzolo genommen hatte, um sodann fkonzentrisch segen die Chiese zu wirken und das feindliche Heer in seinen Hauptstellungen bei Carpenedole und Montechiaro anzu- greifen, hatte der Gegner einstweilen, entweder von unseren Absichten unterrichtet -— oder in Verfolgung bereits vorgefaßter Pläne begriffen, gleichfalls eine allgemeine Vorrückung unternommen und am 23ften mit der ganzen piemontesishen Armee und einigen franzdöfischen Abtheilungen

. = 60- bis 70,000 Mann stark die Punkte Essenta ,

: j Desenzano und Rivoltella, so wie die vorgeshobenen Positionen von Caftel Venzago und San Martino erreiht, während die franzöfische Hauptmacht Castiglione delle Stiviere, Carpenedole und Montechiaro stark besezte und Abtheilun: gen gegen Solferino und Medole vorschob.

Es erfolgte ein Zusammenstoß beider Armeen.

Bereits am frühen Morgen des 2ásten unternahm der Feind mit be, deutender Macht einen allgemeinen Angriff gegen die Linie der österreichischen Marschaufstellung. '

Am rechten Flügel gelang es den Truppen des 8. Armeecorps unter Führung des FML. Benedek dem heftigen Anpralle der piemontefischen Armee von Anbeginn kräftigen Widerstand zu leisten uud ihren Angriff nicht nur entschieden zurückzuweisen , sondern auch bis San Martino vor. zudringen, die dortige günftige Position zu behaupten und daselbft das Ge- fet zum Stehen zu hringen.

Die piemontesischen Truppen wurden mit bedeutenden Verluften bis Rivoltella und Desenzano zurückgeworfen.

Jm Centrum der ôsterreichishen Aufstellung, deren Schlüsselpunkt die beherrshenden Höhen von Solferino bildeten, war die Avantgarde Brigade Bils vom 5. Armeecorps in ihrer vorgeshobenen Stellung gleichfalls be- reits am frühesten Morgen heftig angegriffen und in ein lebhaftes Gefecht verwickelt worden. Der feindliche Angriff entwickelte sih bald auf der ganzen Linie des 5. Armeecorps mit bedeutender Uebermacht.

Tapfer und mit seltener Ausdauer hielten fich die beiden Brigaden Vils und Puchner (Kinsky und Culoz Jufanterie, 1 Bataillon Oguliner und das 4. Bataillon Kaiser-Jäger) in erster Linie, jeden Angriff mit dem Bajonette zurückweisend, ohne zu wanken bis 11 Uhr gegen den dreifach überlegenen Feind, der jedoch immer frishe Reserve heranzog, neue Batterieen ins Feuer brachte und auf fas 3000 Schri.te den Ort Solferino erfolgreich mit Granaten bewarf.

Als der Gegner jedo auch im Thale nördlich dieses Ortes und im

Val de Quadri mit einer starken Armee - Division vordrang und fomit die Stellung der genannten Brigaden zu überflügeln drohte, reichte au der Widerstand der mittlerweil: herangezogenen Brigaden Koller und aal des 2, Armeecorps nicht aus, um das Gefecht, welches bereits gegen Mittag eine ungünstige Wendung zu nchmen begann, erfolgreich herstellen zu können. : Durch das 1. Armeecorps nicht mit hinreichender Nachhaltigkeit unter- stügt, sahen fich die Truppen des 5. Corps, nachdem sie -— wiederhoit zurücgedrängt mit den Reserven abermals vorstürmend, die früheren Pofitionen wieder genommen hatten, endlih dennoch gezwungen, die beherrshenden Vorhöhen zu verlassen und sich zuerst auf die Kuppen des Monte Mezzana zurückzuzichen, dann aber, als starke feindliche Kolonnen auf der von Casftiglione über le Grole nach Solferino führenden Straß: heranrückten , den Ort Solferino zu räumen, sih auf die Besezung des Kastells, des Friedhofes und der Rocca zu beschränken und endlih au leßtere nah heldenmüthigem Widerstande zu räumen.

der Gegner jenen beherrschenden Punkt dem tapferen Regimente Reischach zu entreißen, welches mit aufopfernder Hingebung den Abzug der eigenen Truppen des Corps, so wie jene des 1. Armee-Corps s{chüßte und dete nicht ohne hierbei die nambaftesten Verluste zu erleiden. Erstere zogen fich gegen Mescolaro und Pozzolengo, leßtere wihen nah Cavriana und von da gegen Volta und Valeggio zurü. __ Das 77. Armee - Corps, einstweilen von Foresto theils in der Ebene über San Cassiano gegen Solferino, theils über die südlich von Cavriana gelegenen Höhen gegen leßteren Ort herangezogen, traf leider niht mehr rechtzeitig ein, um den Verluß Solferino's hintanzuhalten und dem Ge- fehte an diesem Punkte eine günftige Wendung zu geben. Hingegen lôste es noch erfolgreich die Aufgabe, den Rükzug des Centrums durch Beseßung Cavriana's und der umliegenden Hügelreihen und Kupper. so lange zu deen, bis auch legterer Ort dem von den beherrschenden Höhen von Solferino aus andringenden Gegner und den feindlihen Artillerie- fräften gegenüber niht mehr gehalten werden fonnte. j Die aus 3 Brigaden bestehende Kavallerie - Division Mensdorf war schon am Morgen in der Ebene über Val del Termine vorgerückt, um das offene für Kavallerie geeiznete Terrain zwishen Ca Mariana und San Cassiano zu gewinnen und griff die à cheval der Staße aufgestellten feindlichen Batterien und Kavallerie - Abtheilungen an, gerieth aber dabei in ein heftiges feindliches Kreuzfeuer von 4— Batterieen und mußte fi zurückziehen. Während der Vorrückung des 7. Corps versuchte diese Ka- vallerie-Division dur ihre Artillerie die Bewegungen desselben zu unter- stüßen, konnte jedoch gegen das weit überlegene feindliche Feuer nichts ausrichten.

Auf dem linken Flügel waren die schon am Abend des 23ften nah

des Jufanterie - Regiments Erzherzog Franz Karl bei Tagesanbruch heftig angegriffen und nach hartnäckigem Kampfe gegen Guidizzolo zurüdck- gedrängt worden.

Der nachdrängende Feind bemächtigte fih des zwischen Guidizzolo und Medole gelegenen Dorfes Rebecco und seßte sich mit ftarker Macht daselbst fest.

Das 9, und 3. Armee - Corps rückten indeß aus Guidizzolo heran lehteres auf der Hauptstraße bis nah la Quagliara vorgeschoben, konnte nicht über diesen Punkt hinausdringen, da es dem 9. Armee-Corps nicht gelang, den Feind bei aller Anstrengung aus Rebecco zu delogiren.

Mehrere Stunden lang wogte der Kainpf um diesen Ort, wohin bom Gegner aus Medole stets frishe Neserven entsendet wurden, während unsererseits von dem mittlerweile von Castel Grimaldo herangerüdckten 11. Armeecorps sofort die Division Blomberg (Brigaden Dobrzensky und Host) zur Unterstüßung des 9. Armeecorps, die Brigade Baltim zur Oeckung des 3. Armeecorps disponirt wurde. Der Ort Rebecco wurde

holt zum Stehen gebracht, worauf jedesmal die Ergreifung der Offensive

angeordnet und begonnen ward.

Nur nach dem blutigsten Kampfe und ungeheueren Opfern vermochte

Medole vorgeschobenen Abtheilungen dex ersten Armee 2 Vataillons -

mehrmals genommen und wieder verloren und das Gefecht wieder-

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Allein wiewohl dur cinen energishen Angriff des 3. Armeecorps auf Medole unterstüßt, vermochten die Truppen des 9. und 11. Corps iroß großer Anstrengungen und namhafter Verlufte keine nachhaltigen Erfolge zu erringen. Hierdurch wurde au die Vorrückung des 3. Corps aufgebalten, welches mit bewunderungswürdiger Ausdauer den fih ftets verstärkenden heftigen feindlihen Angriffen widerstand.

Die zur Degagirung des linken Flügels unerläßlihe und beständig erwartete Unterstüßung dur die Kavallerie - Divifion Zedwiß unterblieb, da dieselbe in Folge des am frühen Morgen ftattgefundenen Gefechtes bei Medole bis Ceresara und Goito zurückgegangen war. Die angeordnete Flankenbewegung durch 2 Brigaden des 2. Armeccorps, welche eine ent- \{heidende Wirkung in Flanke und Rücken des Gegners auéüben konnte, wurde gleichfalls niht ausgeführt, da Nachrichten von dem Anmarsche

eines feindlihen Hauptcorps von Cremona und Piadena (we allerdings die Division d’Autemarre stand) diese Divifion nächst dem Oglio - Ueber- gange in Marcaria festhielt.

Noch einmal versuchte es der linke Flügel über Allerhöchfte Anordnung gegen 3 Uhr Nachmittag die Offensive zu ergreifen.

Nachdem son früher die Brigade Greschke des 11. Armee - Corps zur Aufnahme der bereits ershütterten Abtheilungen des eigenen und des 9, Corps nach Guidizzolo vorgerückt war, wurden die leßten zwei Neserve- Batterieen unter dem Schuße zweier Bataillone und zweier Divisionen Kavallerie ausgeführt, um die feindliche Kavallerie zu beschießen, während in steter Hoffnung auf Unterstühung durch die Reserve - Kavallerie die Truppen noch einmal gesammelt vorbrechen sollten. Allein vergebens in der linken Flanke beständig hart gedrängt, vermochten dieselten auch diesmal kein günstiges Nesultat zu erreichen.

Um diese Zeit war auch Cavriana nach tapferer Gegen- wehr in feindlihe Hände gerathen, nahdem zwei Brigaden des 7. Armee-Corps, bon der persönlichen Gegenwart Sr. Majestät des Kaisers angefeuert, diesen Ort und die umliegenden Kuppen noch längere Zeit mit weselndem Glüdcke behauptet hatten, indeß der linke Flügel dieses Corps dur die zum dritten Male vorrückende Kavallerie - Divifion Mensdorff unterstüßt, noch einen leßten vergeblihen Versuch zur Abwehr des von S. Cassiano gegen Cabriana übermächtig vordringenden Feindes ge-

macht hatte.

Da somit das Centrum bei Solferino und Cavriana gewichen war, der linke Flúgel aber niht mehr durzudringen vermochte, ward um 4 Ubr Nachmittags der allgemeine Nückzug beschlossen.

Am linken Flügel wurde derselbe durch die zwei leßten intakten Ba- taillone des Jnfanterie- Regiments Erzherzog Joseph und des braven 10ten Jäger- Bataillons unter persönlicher Leitung des Armee-Corps-Kommans- danten FML. Veigl mit großer Umsicht gedeckt und der Ort Guidizzolo erst um 10 Ubr Abends verlassen, nachdem alle Truppen den Ort ges- räumt, die Verwundeten abgeführt und die Batterieen in Sicherheit ge- bracht waren.

Im Centrum wurde der Rückzug durch die Truppen des 7ten Armee- Corps mit Ausdauer und “Hingebung gedeckt und der Bosco Scuro binter Cabriana fehtend in bester Ordnung durchzogen.

Nachdem ein heftiges Gewitter den Kampf auf Eciden Seiten dur eine halbe Stunde unterbrochen hatte, stellte der Feind in dem genannten Walde seine Vorrückung gänzlich ein. Die Brigaden Brandenstein und Wusfin (die braven Negimenter Erzherzog Leopold und Kaiser-Jnfanterte, das 19. ZJäger-Vataillon und 1 Bataillon Liccaner) zogen sich unter Fühs rung des FML. Prinzen von Hessen woblgeordnet nah Volta zurüd, welchen Punkt sie gegen 8 Uhr Abends erreichten und angemessen beseßz- ten, um den Nückzug des Armee-Trains durch das schwierige Defilee- von Borghetto und Valeggio zu decken.

“Die Brigade Gablenz der genannten Divifion bielt mit 2 Bataillons Grueber Jnfanterie und dem 3. Bataillon Kaiser - Jäger die Höhen un- mittelbar gegenüber Cavriana bis 10 Uhr Abends beseßt zog fich \o- dann nachdem sie sämmtliche zurücziehende kleinere Abtheilungen auf- genommen in später Naht nah Volta zurück und überschritt erft bei Tagesanbruch auf der Brücke von Ferri den Mincio,

Am rechten Flügel hatte sich das 8, Armee - Corps fortwährend in den günstigsten Gefechtsverhältnissen erhalten. Erst als das: 9. Armee- Corps sein enNückzug nach Pozzolengo angetreten, ging auch FML. Benedek nach Salionze zurück, nachdem er noch zwei überlegene fcindliche Angriffe zurückges{lagen und 400 Gefangene gemacht hatte.

Pozzolengo blieb bis 10 Uhr Nachts von Truppen des 8. Armeecorps beseßt und bierdurch der geordnete Nüclzug der Truppen des 9. und 1. Corps ermöglicht.

Auch bei diesen Gefechten haben fich die Kaiserlich Königlichen Truppen mit bewunderungswürdiger Tapferkeit geschlagen.

Namentlich war die Haltung der mit großer Umficht, Thätigkeit und

persônlicher Aufopferung geführten Truppen des 5. und &. Armeecorps über alles Lob erhaben. _ Vom 1. Armeccorps findet das italienische Regiment Wernhardt Jns- fanterie, welches sich sehr tapfer {chlug, in der Detail-Relation des Armee- Kommandanten ehrenvolle Erwähnung. Von der Kavallerie verdient vor- zugsweise das Husaren - Regiment König von Preußen rühmlich genannt zu werden , welches mit seltener Kühnheit im heftigsten Feuer der feind- lichen Batteriecn eine Attaque auf das französische Regiment der Chass- seurs d'Afrique ausführte, demselben bedeutenden Schaden zufügte und dem Feinde zahlreihe Gefangene abnahm.

Ünser Verluft, namentlich an Offizieren, ist sehr bedeutend, bei ein- zelnen Truppen-Körpern beträgt er den vierten Theil des Gesammtstandes. Die detaillirten und namentlichen Verlust-Eingaben find durch die „Wiener Zeitung“ bereits bekannt geworden. Allein auch der Feind hat nament- lih beim Sturme auf Cavriana und Solferino ungeheure Verluste erlitten.

Auf feinem Punkte wagte er es den Rückzug unserer Truppen auch nur im Mindesten zu belästigen.

_Jm Centrum drang er nicht über Cavriana hinaus, auf den beiden Flügeln hatte der Gegnex unseren Truppen oh nehin kein Terrain abzuges-

Auf unserer Seite haiten das 1., 3., 5., 7., 8., 9. und 11. Armee-

Corps, dann eine Brigade des 6. Armee-Corps am Gefechte Theil genom- men; auf Seite des Gegners standen nah den Aussagen der Gefangenen 9 Regimenter Kavallerie, dann die Armee-Corps von Niel und Mac Mahon am rechten Flügel, dem österreichischen linken Flügel gegenüber; im Cen- trum die Armee-Corps von Canrobert und Baraguayh d'’Hilliers, dann die Garden, endlich die ganze piemontefishe Armee am linken Flügel; es be- fand fich somit die feindliche Gesammtmacht im Kampfe. ___ Die österreichische Armce steht ungebrochen und kampfesmuthig in den ihr von ihrem obersten Kriegsherrn angewiesenen Aufstellungen. Ward ihr auch diesmal durch feindlihe Uebermacht und ein Zusammentreffen widriger Umstände abermals die Palme des Sieges entwunden, so fühlt sie fich doch durch das Bewußtsein ermuthigt und gehoben , dem über- müthigen Angreifer niht nux wiederholte Beweise ihrer Tapferkeit und Ausdauer gegeben, sondern ihm bei diesem erneuerten Zusammenstoße auch schwere Verluste beigebracht, seine Kraft wesentlih ershüttert und hier- durch wenigstens theilweise zur Erreihung des endlichen Erfolges beige- tragen ¿u haben.

Tat „Moniteur Universel® läßt der bald nah der Schlacht bei Solferino erschienenen, dem Marschall Vaillant zugeschriebenen Skizze und dem ausführlichen Bülletin jezt die Detail-Berichte der Marsálle folgen, welhe die Armee-Corps befehligten, die am 24. Juni im Feuer waren. Diese Aktenstücke, welhe im „Monis teur“ neun Spalten füllen, . find für Männer vom Fah von Interesse; ihre allgemeinere Bedeutung beschränkt fich jedoch darauf, daß fie dem vom Generalstabe ausgegangenen Bulletin zur Grund- lage, zur Vervollständigung und Beglaubigung dienen. Neue Züge von erheblichem Jnteresse sind in ihnen nit enthalten. Dasselbe gilt von dem Berichte aus dem piemontesischen Hauptquartier, den der „Moniteur“ gleihfalls bringt. Verluft-Listen find diesen Be- richten nicht überall beigegeben; dicselben sollen später folgen.

__ Am 28. Juni trafen-in Verona die ersten wiener Freis- willigen ein.

Trieft, 4, Juli. Ein von Liverpool angekommener englischer

Dampfer meldet, daß am 26. v. M. zu Mésfina Üirälei ta gefunden haben sollen, die j:-doch unterdrückt wurden, Vor dem

dortigen Hafen lagern vier sardinische Kriegsschiffe; drei davon gin- sah er vier eng-

gen nah dem Adriatishen Meere. Vor Ancona lische Linienschiffe und drei englische Dampfer.

Das „Giornale di Roma“ vom 28. Juni bringt den Wort- laut des päpstlichen Encyhklicums, das vom 18. Juni datirt ist, und der päpftlichen Allocution, die Se. Heiligkeit Papst Pius 1X. am 20, Juni im geheimen Konsistorium hielt.

Das erstere dieser beiden Aktenftücke lautet nah dem ,Gior- nale di Roma“: :

Enchklicum Sr. Heiligkeit Papst Pius IR. an die Patria Iris maten, Erzbischöfe und Bischöfe ber Chriftenheit. E va

- und Aaron, die, auf die Erde niederftürzend , ausriefen :

winnen vermocht,

Der Papst Pius IX. Gruß u vofoli Se e As / würdigen S ß und apostolisher Segen an seine ehr je revolutionairen Bewegungen, die in verschiedenen, an den päpft- lichen Grenzen liegenden Staaten gegen die ie ineA Fürsten “cit worden , find wie die Flammen einer Feuersbrunft in einige Unserer Provinzen gedrungen, welche, durch ein sehr bedauernswerthes Beispiel aufgereizt und von den Aufheßzereien des Auslandes in Aufregung versezt, fih gegen Unsere väterliche Regierung empört haben und fih einer Regierung zu unterwerfen verlangen, die in den leßten Jahren gegen die Gebote und legitimen Rechte der Kirche und gegen die Rechte der Geistlichkeit auftrat. Jndem Wir derartige Handlungen mißbilligen und beklagen, womit ein Theil der Bevölkerung dieser nämlichen Pro- binzen auf Unsere Liebe und Fürsorge geantwortet hat, erkläcen Wir zugleich eben so offen, daß der heilige Stuhl einer weltlichen Herr- schaft benöthigt ist, um zum Wohle der Religion die geistliche Autorität in boller Freiheit ausüben zu können; es ist diese Regierung, welche die Feinde der Kirche ihr rauben wollen. Jnmitten dieser Umsturz - Be- mühungen richten Wir diese Briefe an Euch, um unseren Schmerz einiger Maßen zu lindern. Und. bei dieser Gelegenheit fordern Wir Jeden bon Euch auf, in Eurer Frömmigkeit und Aufopferung für die Freiheit des heiligen Stuhles das zu thun, was, wie Wir wissen, Moses ecinft dem Hohenpriéster der Juden zu thun befahl: Tolle timba!um ete. Und wir fordern Euch ferner auf, Gebete zu fagen, wie Moses „V'ortissime ehrwürdige Brüder, richten worin Wir einen großen Troft finden ; denn Wir haben das Vertrauen, daß Jhr Unseren Wünschen und Unserer Fürsorge entsprechen werdet. Uebrigens erklären Wir öffentlich, daß Wir, gestärkt in der Tugend, welche Gott unserer Shwäche verleihen wird, und Dank den Gebeten der Gläubigen, bereit find, eber alle Ge- fahren zu bestehen und alles Unglück zu erdulden, als daß Wir in irgend einer Weise Unserer Mission zuwiderhandeln und irgend cine Sache thun, die gegen die Heiligkeit des Eides ist, den Wir in den erften Tagen ohne irgend ein Verdienst von unserer Seite leisteten. Nah dem Willen Gottes find Wir gestiegen auf die Kanzel des Fürsten der Apostel, welche die Rüstung und die Shußmauer des katholischen Glaubens is. Jndem Wir Euch alles Glück und alles Wohl wünschen in der Erfüllung Eurer heiligen Functionen, ertheilen Wir Euch, ehrwürdige Brüder, so wie allen Sue Gläubigen aus dem Grunde unseres Herzens den apoftolischen egen. f Gegeben zu Rom, am 18. Juni 1859, im 12, Jahre Unseres Pon- tificats.

Türkei, Konstantinopel, 24. Juni. Für die Verwun- deten der österreihishen Armee. wird au hier eine Kollekte ge-

Deus etc.“ Aus diesem Grunde, Wir an Euch diese Briefe,