1885 / 5 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 07 Jan 1885 18:00:01 GMT) scan diff

Finanz-Ministerium.

Die Ziehung der 4. Klasse 171. Königlih preußischer Klassen - Lotterie wird am 16. d. M., Morgens 8 Uhr, im Ziehungssaale des Lotteriegebäudes ihren Anfang nehmen.

Die Erneuerungsloose, sowie die Freiloose zu dieser Klasse sind nah den §8. 5, 6 und 13 des Lotterieplans, unter Vorlegung der bezüglichen Loose aus der 3. Klasse, bis zum 12. d. M., Abends 6 Uhr, bei Verlust des An- rechts, einzulösen.

Berlin, den 7. Januar 1885. i i

Königliche General-Lotterie-Direktion.

Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Dem Oberlehrer am Gymnasium zum grauen Kloster in Berlin, Dr. Richard Neubauer, ist das Prädikat Professor beigelegt worden.

Das Kunstgewerbe-Museum zu Berlin, Königgräzßerstraße 120, veranstaltet vom 10, d, M. ab im Hörsaal des Museums- gebäudes zwei Kurse von 10 resp. 12 Vorlesungen über a. Kunst und Kunstgewerbe in Japan, Hr. Direktorial-Assistent Pabst, Mittwoh Abend 6—7, b, Geschichte des deutshen Ornamentstihs, Hr. Bibliothekar Lihtwark, Sonnabend Abend 6—7, Karten zu 6 s für jeden Kursus im Büreau des Museums täglich von 10—3 Uhr.

Berlin, Januar 1885. : Grunow, I], Direktor.

Ministerium für Landwirthschast, Domänen und Forsten.

Der Forst-Assessor von Bentheim ist zum Oberförster ernannt und demselben die Oberförsterstele zu Wendyausen in der Provinz Hannover übertragen worden.

Abgereist: der Direktor _im Reichsamt des Jnnern, Bosse, nah Quedlinburg.

Karte des VeutsGen News im Maßstab 1 : 100 000. (Kupferbuntdruck.,)

Neben der bisherigen Ausgabe der Karte des Deutschen Reichs werden von jeßt ab einzelne Sektionen dieser Karte mittelst Kupfer - buntdrucks— (sämmtliche Gewässer blau eingedruckt) veröffentlicht werden.

Zunächst sind in dieser Manier die Sektionen:

Nr. 146 Hamburg und „149 Schwerin bearbeitet und dem Debit übergeben. : i ; .

Der Preis eines jeden Blattes beträgt, wie bei den früheren Ausgaben, 1 4 50 &Z§, Der General-Kommissionsdebit is der Simon Scropp schen Hof-Landkartenhandlung in Berlin, Char- lottenstraße Nr. 61, übertragen.

Berlin, den 3. Januar 1885. :

Königliche Landes-Aufnahme. Kartographische Abtheilung. / Steinhausen, Oberst-Lieutenant und Abtheilung8-Chef.

BeranntmaMung einer beabsichtigten Parochialveränderung.

Der noch jeßt zu dem Sprergel der Kirwe in Lichtenberg ge- hörige, aber {on mittelst Allerhöchster Ordre vom 30. März 1878 (bekannt gemaht durch Verfügung der Königlichen Regierung in Potédam vom 23. Mai 1878, Amtsblatt S. 168) unter Abtrennung von dem Gemeindebezirk Lichtenberg mit dem Stadtbezirk Berlin vereinigte Flächenabschnitt, der auf dem bezüglichen, bei dem Magistrat zu Berlin beruhenden Situationsplan vom 15. Juni 1876 dargestellt ist und dessen Grenze im Norden und Osten von der (derzeitigen) äußeren Eigenthumsgrenze der Verbindungsbahn und im Süden von der Süd- grenze der südliwben Promenade der Frankfurter Allee gebildet wird, joll jeßt dem Sprengel der St. Marcus-Kirhe in Berlin zugelegt werden.

Deshalb werden diejenigen zur evangelischen Landeskirche gehörigen Bewohner des bezeichncten Gebiets, welche glauben, gegen ihre beabsichtigte Auspfarrung aus der Parochie der Kirche zu Lichtenberg und gegen die Einpfarrung in die Parochie der St., Marcus-Kirche zu Berlin, gegründete Einwendungen zu haben, hiermit aufgefordert, solhe bis zum 1. Februar d. J. während der werfktägigen Geschästsftunden von Vormittags 11 Uhr bis Nach- mittags 2 Uhr in dem Amtszimmer 9 des Königlichen Konsistoriums, Schütenstraße Nr. 26, eine Treppe hoch, bei dem zur Entgegennahme beauftragten Konsistorial-Secretair, Hrn. Rechnungs-Rath Paude, unter geeignetem Ausweise Über ihre Person entweder \chriftlih ein- zureichen oder mündlich zu Protokoll zu erklären.

Berlin, den 3. Januar 188.

Königliches S E Provinz Brandenburg. egel.

Personalveränderungen.

Königlich Preußische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. Im aktiven Heere Berlin, 30, Dezember. Graf von Matuschka Frhr. v. Toppolczan und Spaetgen, Sec. Lt. vom Hus. Regt. Nr. 6, in das Drag. Regt. Nr. 20 verseßt. 3. Janitar, v. Leipziger, Sec. Lt, vom Hus: Negt. Nr. 12, Graf Kleist vom Loß, Sec. Lt. vom Hus. Regt. Nr. 10, in das Regt. der Gardes du Corps verseßt. v. Lieres und Wilkau, Sec. Lt, vom Kür. Regt. Nr. 1, vom 1. April cr. ab auf ein Jahr zur Gesandtschaft in Müncten kommandirt.

Im Sani4äls(Cotps. - Berlin, 27. Dezember. Dr. Vater, Ober-Stabsarzt 2, Kl und Garn. Arzt in Spandau, zum Ober-Stabsarzt 1. Kl, Pr. Günther, Assist. Arzt 1. Kl. dec Res. vom 2. Bat. Landw. Reqts Nr. 20, zum Stabsarzt der Res. be- fördert. Die Aisift. Aerzte 1. Kl. der Landw.: Dr. Weiskorn, Dr. Bernstein vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 68, Dr. Hersing vom 1. Bat. Landro. Regts. Nr. 28, Dr. Prigge vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 29, Dr. Schulte, Dr. Kreuels vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 65, Dr. Wrede, Dr. Krämer vom Res. Landw. Regt. Nr. 40, Dr. W orch vom Res. Landw. Regt. Nr. 35, Dr. Dannenberg vom 1. Bataillon Landwehr-Regiments Nr. 8, Dr. Klamann vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 20, zu Stahbs- ärzten der Landw. befördert. Dr. Huyn, Ober-Stabsarzt 2. Kl.

Nr. 99, in die etatsmäß. Stelle bii dem Gen. und Corps-Arzt des

V. Armee-Corps, Dr. Eckstein, Assist, Arzt 2. Kl. vom Infanterie- Regiment Nr. 25, zum 2. Garde - Regiment zu Fuß ver- seßt. Dr. v. Kühlewein, Stabs- und Bataillons-Arzt vom Füs. Bat. Inf. Regts. Nr. 47, à la suite des Sanitätscorps gestellt. Dr, Lan ge, Ober-Stabsarzt 1. Kl. und Regts. Arzt vom Inf. Regt. Nr. 77. als Gen. Arzt 2. Kl. mit Pens. und seiner bisherigen Uniform, Dr. Mayer, Ober-Stabêarzt 1. Kl, und Garn. Arzt in Mainz, mii Pens., Dr. Marquardt, Ober-Stabsarzt 2. Kl. und Regts. Arzt vom Hus. Regt. Nr. 16, mit Pens. u. seiner bish. Unif, Struwe, Stabs- u. Bats. Arzt rom Füs. Bat. Inf. Regts. Nr. 18, Dr. Mei singer, Stabs- und Bats. Arzt vom Jäger-Bat. Nr. 11, beiden mit Pens. und ihrer bisher. Unif., Dr. Degener, Stabs- arzt der Landw. vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 75, diesem mit seiner bish. Unif., Dr. Remak, Stabsarzt der Landw. vom Res. Landw. Regt. Nr. 35, Dr. v. Wasmer, Stabéarzt der Landw. 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 85, Fischer, Assist. Arzt 1..Kl. der Landw. vom 2. Bat. Landw. Reats. Nr. 113, der Abschied be- willigt. Dr. Simon, Assist. Arzt 1. Kl. in der etatêmäßigen Stelle bei dem Gen, Und Corpsarzt des V, Armee- Corps, unter Uebertritt zu den Sanitätsoffizn. der Landwehr des 2. Bats. Landw. Regts. Rr. 10, Gescke, Assist. Arzt 1. Kl. vom Feld-Art. Regt. Nr. 9, unter Uebertritt zu den Sanitätsofffzn. der Nes. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 9, aus dem aktiven Sanitäts- Corps ausgeschieden. Dr. Abramowski, Assift. Arzt 1. Kl. der Landwehr vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 54, aus allen Militär- verhältnifsen entlaffen.

Königlich Bayerische Armee. : Ernennungen, Beförderungen und Versezungen. Im Beurlaubtenkmude. 28. Dezember. Köntg,

Stöhr, Kellermann, Sec. Lts. im Beurlaubtenstande vom 16, Inf. Regt: zum (E Megt., Weller, Pr. Lt, 1m Be- urlaubtenstande, Heyder, Hauptmann, Dürr, Schormayer, Weindler, Scheiber, Wöhrle, Scleinkofer, Grafer, Franck, Fohmann, Braza, Rosenberger, Vewinner, Rotte manner, Mepeler, BaUmoister. v. Müller, Glödckle, Ug, Hirscbinger, Zangl, Schaller, Piderit, Seiler, Linnarß, Streck, Schürenberg, Frank, Sec Lts, im Beurlaubtenstande, vom Inf. Leib-Regt. zun 18 Bn}. Negt, Bumiller, Pr. Lk. im Beurlaubtenstande, Marx, Lahm, Henn, Gamber, Scheidter, Lederle, Sturm, Gros Weidenreih, Perron, Köl\ch, Hâge, Franz, Hilgarb Bauer, Dreyvfuß, L. Liebert, W,. Lieberich, Fellmeth, Strunz, Geiger, Walter, Aign, Neuser, Ktrchner, Fa om Dorp, ODossmann, Bach? mayer, Sec. Lis. im Beurlaubtenstande, vom 4. Inf. Regiment zum 17. Inf. Regt, Sternter, Carl, Megzler, Pr. Lis, im Beurlaubtenstande, Hildenbrand, Pfeufer, Ader, Lang, Schulze, Berdel, Weh Wiest, Bruch, Keller, Willen- bacher, O. Bartel, E Thalheimer, Hessert, A. Bartel, Hartenet er, Ult, Krauth, Derzer, Sommer, Lehmann, Kammerer, Eßlinger, Schulz, Breith, Sec. Lts. im Beurlaubtenstande, vom 8. Inf. Regt. zum 18, Inf. Regt., Harsch, Sec. Lt. der Landwehr im 1. Pion. Bat,, zu den Res. Offizn. des Bats. verseßt. i :

Abschiedskewilligungen. Im aktiven Heere. 28. De- zember. Frhr. v. Perfall, Sec. Lt. des 3. Feld-Art. Regts , der erbetene Abschied mit Pens. und mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform, unter Verleihung des Charakters als Pr. Lt., bewilligt.

Hessen.

Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. Darmstadt, 1. Januar. Graf zu Ysenburg - Philippseich, Rittm. à la suite der Kavallerie, zum Major à la suite der Kaval- [erie ernannt.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich. :

Preußeu. Berlin, 7, Januar. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen heute militärisWe Meldungen und demnächst den Vortrag des Wirklichen Geheimen Raths von Wilmowski entgegen. ;

Ferner empfingen Se. Majeslät den General-Lieutenant von Albedyll, den Commandeur des 1. Garde-Ulanen-Regi- ments, Prinzen Croy, den Kaiserlih-Königlich österreichischen Feldmarschall-Lieutenant Prinzen Joseph Windischgräß, welcher si vor seiner Rückehr nach Wien verabschiedete, und den Grafen von Fürstenberg-Herdringen , welher für die Ver- leihung des Prädikats Excellenz seinen Dank aussprach.

Vor dem Diner nahmen Se. Majestät den Vortrag des Reichskanzlers Fürsten von Bismark entgegen.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin ertheilte vorgestern Abend, aus Anlaß der hundertjährigen Gedächtnißfeier für Jacob Grimm, dem Geheimen Regierungs- Rath Professor H. Grimm und dem Professor Dr. Scherer eine Audienz.

Se. Kaiserliche und Königlihe Hoheit der Kronprinz nahm gestern Vormittag 11/5 Uhr militärische Meldungen entgegen. . A

Abends wohnten Fhre Kaiserlichen und König- lichen Hohetten der Kronprinz Und die Kronprin- zessin mit Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Victoria der Vorstellung im Opernhause bei.

Ihre Majestäten der Kalsér Und die Kaiserin haben dem hiesigen Magistrat auf die beim Jahreswechsel an Allerhöchstdieselben gerichteten Glückwunsch: Ps die nachstehenden Antwortschreiben zugehen assen :

«Durch die Adresse, welche der Magistrat aus Anlaß des Jahres- wechsels an Mich gerichtet hat, bin Ich wiederum hoch erfreut worden. Ihre Glückwünsche zum neuen Jahre, welche Mir an diesem Zeits- abshniit zum Bedürfniß geworden sind, haben darin einen warmen Auêdruck gefunden; Ich fühle Mich gedrungen, sie mit dem aufrichtigen Danke zu erwiedern. Mit ungetrübtem Blick \chaue Ich in das vergangene Jahr zurüdck, das sich in Meinem Hause und sür das gesammte Land als ein gesegnetes erwiesen hat. Wie Ich des Allmächtigen Gnade preise, welche die Kaiserin, Meine Gemahlin, mit neuer Stärke zu fernerem Wirken ausrüstet, so er- kenne Jch dankerfüllt an Mir selbst das Walten der göttlichen Vor- sehung, welche Mich an Meinem Lebens8abend durch Erhaltung Meiner Kräfte zu pflichttreuer Ausübung des Fürstlichen Berufes befähigt Wenn Ich darin selbs Anstrengungen und Beschwerden nicht \ckeue, \o finde Ich außer der eigenen Befriedigung, welche jede ernste Arbeit im Vollbringen gewährt, Ecmuthigung dazu in dem Bewußtsein, daß fie der Förderung nationaler Wohlfahrt gewidmet sind und durch treue Liebe Meines Volkes reich vergolten werden. Getragen von foldem Vertrauen, gereicht es Mir zur besonderen Freude, daß Meine Bemühungen um die Befestigung des Friedens durch die persönliche

von glücklichem Erfolge begleitet gewesen sind. Jn der Bürgschaft des äußeren Friedens liegt zugleih die Gewähr für eine segensreiche Entwickelung der inneren Verhältnisse. Bei der Lösung dieser zwar umfassenden, aber auch dankbaren Aufgabe wird der Magistrat in der Fürsorge für die zunehmenden Erfordernisse der Reichshauptstadt nit zurückbleiben. Jch werde Sein Bestreben, das gemeinsame Interesse der Mitbürger zu fördern und mit bessernder Hand für das vielgestalteie Gemeinwesen Berlins neue durchgreifende Einrichtungen zu treffen, stets mit dem lebhaftesten Antheil begleiten.

Berlin, den 5. Januar 1885.

Wilhelm.“

„Mit aufrihtigem Dank beantworte Jch den Glückwunsch des Magistrats, indem Ich der Freude über die an der Schwelle des neuen Zeitabschnitts Mir wiederum gewidmete Begrüßung herzlichen Ausdruck verleihe. Meine s{wankende Gesundheit hat es Mir seit- her nicht gestattet, den Verpflichtungen Meines hohen Berufes in dem früheren Umfange zu entsprehen, und doch ge- währen die in dem Schreiben ausgesprohenen Worte Mir die Genugthuung, daß Meine Bemühungen in diesem Sinne verständnißvoller Theilnahme begegnen. Diese werde J auch im beginnenden Jahre sür jedes Streben erwidern und bethätigen, welches die Gegensäte unserer Zeit zu lindern, barmherzige Liebe zu unter- stüßen und gemeinnützige Werke zu fördern bemüht is. Möchte, wie im vergangenen Jahre, so auch in der nächsten Zukunft, Gottes Hand Über dem Kaiser, üker der Hauptstadt, wie über dem gesammten deutschen Vaterlande {ütßzend ausgebreitet fein.

Berlin, den 4. Januar 1885.

Augusta.“

Der Bundesrath trat heute zu einer Sißung zu- sammen.

Das Protokoll Nr. 6 über die Sigzung der asritanisWen Konserenz vom 22, Dezember V J: ve- findet sich in der Ersten Beilage zur heutigen Nummer.

Bundesrath, Königlich

Der Bevollmächtigte zum [ ) Kane Ut Pier als

bayerishe Ministerial-Rath von gekommen.

Hesterreich -Ungarn. Wien, 5. Fanuar. (Wien. Abdp.) Auf der Tagesordnung der nächsten Sißung des Abgeordnetenhauses, am 20. d. M., befinden {ich fol- gende Gegenstände: erste Lesung des Antrages der Abgg. Friedrich Sueß, Dr. Exner und Genossen wegen Aenderung der Neichsraths-Wahlordnung ; erste Lesung des Antrages der Abgg. Ritter von Chlumecky und Genossen wegen Befreiung der Arbeiter-Kranken: und Jnvalidenkassen, Pensionsvereine 2c. von der Erwerbs- und Einkommensteuer sowie von Stempeln und Gebühren ; erste Lesung des Antrages der Abgg. Fux (Dr. Noser) und Genossen wegen Reform des Sparkassen- regulativs vom Jahre 1844; erste Lesung des Antrages der Abgg. Dr. Jaques und Genossen, betreffend die Exekution auf die Ruhegenüsse der im Privatdienste Angestellten und ihrer Hinterbliebenen ; erste Lesung des Antrages der Abgg. Nitter von Schönerer und Fürnkranz wegen Erlassung einer Preß- geseßnovelle; zweite Lesung des von der K. K. Regierung vorgelegten Gescßentrourfs, betreffend die Eröffnung eines Nach- tragsfredits zu dem Staats3voranschlage für das Fahr 1884 behufs Beschaffung einer Residenz für den griehis{:katholishen Bischof in Stanislau. :

Pe st, 5. Januar. (Wien. Abdp.) Der Kaiser und der Kronprinz Erzherzog Rudolph mit Gefolge begaben sih heute um 6 Uhr Morgens mittelst Separathofzuges der ungarischen Staatsbahn nach Asz0od und von dort mittelst bereit- stehender Equipagen nah Macsa, in dessen Umgebung eine große Hofjagd stattfand. Abends erfolgte die Rückkehr nah Pest. : Ï

(Presse.) Anläßlich der griechischen Weihnachtsfeiertage hat der Patriarh Angyelics ein umfangreiches, in versöhn- lihem Tone gehaltenes Hirtenschreiben erlassen, welchem gerade in diesem Augenblick in serbischen Kreisen eine unge- wöhnliche Bedeutung zugeschrieben wird. Der Patriarch weist darin auf die Bedeutung hin, welche der Kirche im nationalen Leben der Serben zukommt, und betont die Nothwendigkeit, den Charakter der Kirche in seiner Reinheit aufrehtzuerhalten und zu pflegen, sowie jenen Einflüssen entgegenzutreten, welche gegen den ökumenischen, apostolishen und wahrhaft christlihen Geist der griechishen Kirche wirksam sind.

Niederlande. Luxemburg, 7. Januar, früh. (W. T. B.) Jn der gestrigen Sitzung der Kammer legte der Staats-Minister von Blohhausen die Gründe dar, die ihn veranlaßt hätten, den Rückkauf der Prinz-Heinri- Bahn zu versuhen. Der Minister erklärte: bei seiner An- wesenheit in Brüssel habe er mit dem Vorsißenden der genanuten Bahn , vorbehaltlich der Genehmigung dur den Ministerrath, einen Vertragsentwurf vereinbart. Nach seiner Rückkehr nach Luxemburg habe er diesen Entwurf seinen Kollegen vorgelegt. Die Berathung über denselben habe 3 Tage gedauert, Er habe gehofft, seine Kollegen würden ihm zustimmen, doch habe damals bereits die Hausse der Börse in Brüssel begonnen. Die Regierung habe, um nicht Börsen- manöver zu begünstigen, von weiteren Verhandlungen Abstand ge- nommen und sofort ven Präsidenten der Prinz-Heinrih-Bahn da- von verständigt. Bei den Unterhandlungen sei Diskretion ver- einbart worden ; für die vorgekommenen Jndiskretionen sei er daher nicht verantwortlih. Da der Vertrag nicht existire, habe sih die Versammlung auch nit damit zu beschäftigen. Verhandlungen über den Rückkauf der Bahn \{chwebten nicht mehr. Nach diesen Erklärungen des Ministers wurde von der Kammer mit 29 gegen 2 Stimmen ein Vertrauens- votum angenommen.

Großbritannien und Jrland. London, 5. Januar. (Allg. Corr.) Prinz Albert Victor, der älteste Sohn des Prinzen von Wales, vollendet am 8. d. sein 21. Lebens- jahr und erreicht somit, dem englishen Geseß gemäß, seine Volljährigkeit. Das Ereigniß wiro in Sandringham, wo- selbst das Thronfolgerpaar gegenwärtig weilt, festlih begangen

werden. 6, Januar. (W. T. B.) Der Bischof von Lon-

und Regts. Arzt vom Inf. Regt. Nr. 118, als Garn. Arzt nach Mainz, Dr. Lindemann, Assist. Arzt 1. Kl. vom Inf. Regt,

Begegnung mit den beiden Herrschern unserer großen Nachbarstaaten

don ist heute plößlich gestorben.

Lord Wolseley hat an das Kriegs-Ministerium nachKehende Depesche gelangen lassen: Korti, 4. Januar. Jh habe Briefe empfangen von dem Brigadier Stewart aus Hambak, wo derselbe einen Posten beläßt, um die Wasser- zufuhr zu bessern. Er wird morgen Nachmittag hier ein- treffen. Er ließ das Garderegiment in Gakdul, 100 Meilen von Korti, stark befestigt in einer uneinnehmbaren Stellung mit vollauf gutem Wasser und Proviantvorräthen zurück. Einige Mannschaften des Mahdi wurden von ihm zu Ge- fangenen gemacht. Sein Marsh war eine völlige Ueber- rashung für die Araber in der Wüste.

Frankreich. Paris, 5. Januar. (Fr. Corr.) Der Conjeils-Präsident Jules Ferry empfing heute in Gegenwart des Unter-Staatssekretärs für die Kolonien, Faure, sowie des neuen französishen Gesandten in Marokko, Feraud, und des Professors Angeli vom College Saint-:Louis du Sénégal als Dolmetscher, den Abgesandten von Tim- buktu, Si-Hadji-Abd-el-Kader, der nah Paris ge- fommen ist, um der französishen Regierung die Freundschasts- bezeugungen seiner Landsleute zu überbringen.

6. Januar, Abends. (W. T. B.) Eine Depesche des Generals Brière de l’Jsle bestätigt den bereits in einer Depesche der „Agence Havas“ gemeldeten Sieg des Generals Négrier. Den Abendblättern zufolge hat der Kriegs-Minister Lewal in einem heute Vormittag statt- gehabten Ministerrath den Plan für die Organisation des Expeditionscorps für Tongking dargelegt. Nah demselben sollen in der nächsten Woche 6000 Mann Ver- stärkungen nah Algier abgehen und ein zweites Corps von 6000 Mann im Februar folgen, um die Operationen vor Ein- tritt der Regenzeit zu beendigen. General grier hofft, bei der Verfolgung der Chinesen, Langson Ende der Woche zu erreichen.

Ute Konstantinopel 83 Januar (A, C) Fabri Bey, der frühere osmanishe Gesandte beim per- sischen Hose, ist zum Musteschar (Unter-Staatsminister) der Auswärtigen Angelegenheiten, und Artin Effendi an Stelle Achmed Beys zum Chef der geheimen Polizei in Yildiz ernannt worden. Das Demissionsgesuch des Finanz- Ministers wurde niht angenommen.

4. Zanuar. (A. C.) Das neue türkische Panzer- \chiff „Hamidie“ wurde heute in Gegenwart des Marine- Ministers Hassan Pascha, Hobart Paschas, Woods Paschas und Starke Paschas sowie einer großen Zuschauermenge vom Stapel gelassen.

Numänien. Bukarest, 5. Januar. Kammern treten am 18. d. wieder zu}ammen.

Bulgarien. Sofia, 4. Januar. (Allg. Corr.) Ungefähr 2000 Macedonier veranstalteten heute hier vor sämmtlichen fremden diplomatischen Agenturen eine Kundgebung, um die Ausführung der Art. 23 und 62 des Berliner Vertrages als das einzige Mittel zur Pazifizirung Macedoniens zu verlangen.

Rustshuk, 5. Januar. (Presse.) Die Ergänzungs- wahlen für das Sob1ranije konnten an mehreren Orten nicht stattfinden, da das gesezmäßig vorgeschriebene Minimum der Wähler nicht erschienen war. Das Sobranije wird bis Mitte Februar tagen.

__ Amerika. Washington, 6. Januar. (W. T. B.) Eine weitere Resolution, welhe heute in der Reprä- sentantenkammer eingebraht worden ist, beantragt die Angabe der Gründe, welche die Unionsregierung veranlaßt haben, der Theilnahme Amerikas an der Berliner Kon- ferenz zuzustimmen, sowie die Mittheilung von Abschriften der den amerikanischen Delegirten ertheilten Beglaubigungs- schreiben und der in Bezug auf die Konferenz geführten diplomatischen Correspondenz.

I Cavpien. Korti, & Januar, (A C) General Wolseley telegraphirte unterm 4. d. an den Kriegs-Minister in London : „Gestecn ruderte das Staf- fordshire-Regiment glücklich bis zu dem sogenannten Gerendid-Katarakt und hat nunmehr in Hamdab ein Lager bezogen. Jch werde dort bald eine Streitkraft zum Vorstoß in das Monasir-Land bereit haben. Alles nimmt seinen guten Fortgang.“

(Presse.) Die

Zeitungsftimmen.

_Die „Norddeutsche Allgemeine Beru Vevs zeichnet die nachstehende weitere Reihe von Zustimmungen, welche dem Reichskanzler anläßlich des Reichstagsvotums vom 15. Dezember v. J. zugegangen sind:

aus Löbau i, S. von 4458 Wählern des 2. sächsischen Reichstags-

wahlkreifes,

aus Hirzenhain (Os*erkbessen) mit ca. 250 Unterschriften,

aus Stadtoldendorf (Braunschweig) mit circa 150 Unterschriften,

aus Freiburg a. d. Elbe von 1411 Mitgliedern des nationallibe-

ralen Vereins für den 19. hannoverschen Netchstag8-Wahlkreis, aus Plagwiß und Reudnitz von ca. 9000 Wählern von Leipzig Land, aus Rotenburg (Hannover) von ca. 150 Perfonen,

aus Kottbus von Privatpersonen,

aus Sinsheim (Baden) von 353 Einwohnern,

aus Gruibingen (Württemberg) mit zahlreichen Unterschriften der

Einwohnerschaft,

aus Solingen vom Lokalkomité der nationalliberalen Partei mit

ca. 1000 Unterschriften,

aus Baden-Baden von ca. 660 Einwohnern der Stadt,

aus Schönau i, W. von ca. 300 Eingesessenen des Amtsbezirks,

aus Mindelheim mit ca. 150 Unterschriften,

aus Vöhrenbach (Baden) mit zahlreihen Unterschriften,

aus Sonderburg desgl.,

aus Pôßneck (Sachsen-Meiningen) mit 231 Unterschriften,

von 1933 Bürgern des Kreises Mettmann,

aus Landau (Pfalz) von einer sehr zahlreihen Versammlung der

Nationalliberalen des Kantons.

Wie der „Anhaltische Staats-Anzeiger“ mel- det, hat am legten Sonntag Nachmittag 5 Uhr im Bahnhofs- hotel zu Dessau die zweite Versammlung des nationallibera- len Vereins stattgefunden. Hauptzweck war die Beschluß- fassung über eine Resolution, welhe in Hinblick auf die Reichstagsabstimmung vom 15. Dezember das unbedingte Vertrauen der Versammlung zu der Politik des Reichskanz- lers aussprechen jollte. Der Wortlaut der von der zahl- reihen Versammlung einstimmig angenommenen Resolution ist folgender :

Diese Versammlung reihstreuer deutscher Männer

1) \spriht ihr tiefes Bedauern aus, daß am 15. Dezember 1884 im Deutschen Reichstage ein widernatürliches Bündniß verschiedener

Parteien eive Abstimmung zu Wege gebracht hat, durch welche wohl- begründete Anträge der Reichsregierung auf dem Gebiete der aus- wärtigen Angelegenheiten zurückgewiesen wurden,

2) erblickt in einem solchen Parteitreiben eine Gefahr für das Gedeihen des Deutschen Reiches und insbesondere auch für das An- sehen des Deutschen Reichstages,

_3) spriht die Erwartung aus, daß der Fürst Reichskanzler \ich nicht werde beirren lafsen in feinen Beftrebungen für die Größe und Wohlfahrt des Deutschen Reiches, und daß alle Patrioten im Reichs- tage sih dem Terroriësmus der Parteileitung entziehen und {ich zu einem Beschlusse vereinigen mögen, der der Reichsregierung die Mittel gewährt, um ihre seit Jahren bewährte auswärtige Politik auch ferner verfolgen zu können,

4) beschließt dem Fürsten Reichékanzler von dieser Resolution ehrerbietige Kenntniß zu geben und sie durch die Presse zu ver- öffentlichen.

Diese Resolution wurde einstimmig von der sehr zahlreichen Versammlung angenommen.

Die Adresse an den Fürsten Bismarck, welche von deutshen Reichsangehörigen in St. Petersburg im Lokal „Palme“ angenommen und mit 772 Unterschriften bedeckt wurde, hat nach der deutschen „St.Peters burger Zeitung“ folgenden Wortlaut:

Anläßlich des traurigen Gebahrens der Reichstags - Majorität

bei Berathung und Feststellung des Budgets für das Auswärtige Amt, fühlen fi die hiesigen Angehörigen des Deutschen Reiches ge- drungen, Ew. Durchlaucht bierdurch die Versicherung ihrer höchsten Verehrung, ihres vollsten Vertrauens entgegenzubringen. __ Die neuen Maßnahmen Ew. Durchlaucht, den Deutschen au in fernen Welttheilen Achtung gebietenden Schuß zu gewähren und Er- leihterungen für ihre Unternehmungen zu afen, reihen fi den früheren unsterblichen. Verdiensten Ew. Durchlaucht um die Einheit und Macht des deutschen Vaterlandes würdig an. Und Angesichts der gerade tagenden Congo-Korferenz, Angesichts der Genialität, mit welcber die Angra Pequena- Frage dem mißgünstigen, seemächtigen Gngland gegenüber durchgeführt ist, Angesihts der glänzenden Perspektive, welhe si durch Ihre übersecishe Politik der Gewerkthätigkeit und dem Handel Deutschlands neu eröffnet, wagt es eine aus Minoritätêparteieu unnatürlich zusammengefundene Majorität des Reichstages, Cw. Durchlauct die verhältnißmäßig ge- ringen Mittel für Beschaffung der Arbeitskräfte zu verweigern, deren Ew. Durchlaucht zur Erreibung Ihrer hohen Ziele bedarf, wagen es Deutsche, Abgeordnete des Volkes, da den elementarsten Pflichten der Dankbarkeit ins Gesicht zu s{blagen, wo selbst das Ausland der Größe Ihrer auswärtigen Politik die Bewunderung nicht versagt und uns um unseren großen Staatsmann beneidet! . , . f

_Wir sind, obwohl wir, und zum großen Theil {on lange Jahre, im fremden Lande wohnen, noch in jeder Faser unseres Seins und Denkens mit unserem Vaterlande verbunden, wir fühlen unmittelbar den segensreihen Einfluß, den seine gesteigerte Machtstellung dem in der Fremde lebenden Deutschen bietet, unser Blick und Gefühl für das, was daheim geschieht und für des Vaterlandes Ehre und Vortheil nöthig ist, find nit dur kleinli(e Parteizänkereien getrübt und deshalb empfinden wir mit Schmerz, daß man im eigenen Reichstag keinen Anstand nimmt, das Ansehen Deutschlands und der Deutschen im Auslande herabsetßzen zu wollen.

In dieser Denkweise hoffen wir zu Gott, daß er Ew. Durh- laubt Leben und Gesundheit noch lange zum Wohle des Vaterlandes und zur Vollendung Jhrer ruhmreichen Aufgabe erhalten wolle.

St. Petersburg, den 16, Dezember 1884.

__— Qn den „MeéElenbuUrgishen LandesnasGe- rihten“ lesen wir:

Die üblichen Jahresrückblicke bieten der mancesterlichen Presse willkommene Gelegenheit u. a. au der Wirthschaftspolitik des Reiches eins anzuhängen und zu behaupten, daß die S(cutzzölle der Industrie wenig nützen, da 1884 in so mancen Geschäftszweigen nicht Erhöhung, fondern sogar Herabsetzung der Arbeitslöhne stattgefunden habe. Wir geben zu, daß dies ein ungünstiges Anzeichen für den Sland der Dinge ist; an dem hohen Gewinn der Unter- nehmer ist uns weniger gelegen als baran, daß die Arheiter ein austömmliches Dasein haben. Den Zusammenhang der Erscheinung mit der Scbutzollpolitik leugnen wir aber bestimmt. Was das Sinken der Preise und damit au das des Arbeitslohnes verschuldet, ift die Ueberproduktion auf dem Weltmarkte, keineswegs in Deuts\h- land allein, die freilib auch vorhanden sein mag. Ueberall übersteigt das Angebot die Nachfrage, und die sich von Jahr zu Fahr vervoll- ständigenden Verkehrsmittel aller Art machen cine Anhäufung jedes beliebigen Produkts in jeder beliebigen Höhe an jedem beliebigen Punkte so leit, daß die Wirkung dieser Thatsache bis in die letzten Winkel hinein empfunden wird und sich überall in derselben unlieb- samen Weise geltend macht, Immerhin aber würde diese Wirkung noch viel empfindlicher sein, wenn gar kein Schuß vorhanden wäre; wir haben das bis 1880 zu gründlich fennen gelernt, als daß es jeßt {on vergessen sein könnte. Mit diesen früheren Zuständen verglichen, ist die Lage der deutschen Industrie, troy der genannten Uebelstände, noch immer eine sehr günstige; sie ist es aber aub im Vergleich zu der der Nachbar- und Konkurrenzländer, wie Frankreih und England. Stillsbweigend erkennt das selbst die manchesterlihe Presse an, da sie niht mit dem Vorschlage kommt, zu dem status quo aute 1879 zurückzukehren, sondern sich nur in einer Kritik der gegenwärtigen Lage ergeht, ohne ihrerseits irgend etwas Positives beizubringen. Er- wähnenswerth ift nur die Behauptung, daß die Ueberproduktion in Deutscbland durch die Schutzölle begünstigt sei. Das mag ein Körn- lein Wahrheit enthalten, entscheidend aber is es in keinem Falle, da dieselbe Ueberproduktion si auch in den Ländern des Freihandels vorfindet, wenn die sonstigen Bedingungen günstig sind, d. h. wenn man den Konkurrenzkampf bestehen zu können hofft. Daran ist eben nichts zu ändern, Wo die Menschen Gewinn zu sehen glauben, da werden sie ihre Neße auswerfen, gleichviel, welhes zollpolitische System am Ruder ift .

V „ShUvingische Korrespondenz“ meldet aus Weimar unter dem 5 Januar:

Seitens der Thüringischen Landwirthe wird cine Erhöhung der Getretdezölle auf 3 M dringend gewünsbt. Einige landwirth- schaftliche Vereine lassen Petitionen an den Reichskanzler in diesem Sinne zirkuliren, denen es voraussi{tlich an Unterschriften nichi fehlen wird.

Ministerial-Blatt für die gesammte innere Ver- waltung in den Königlich preußischen Staaten. Nr. 11. Inhalt : Allgemeine Verwaltungssachen. Zweiter Nachtrag zum Re- gulativ für den Geschäftêëgang beim Ober - Verwaltungsgericht. Behandlung der Rekursbeshwercke über eine Entscheidung 1. Instanz. Behörden und Beamte. Verwendung von Papier im Amts- gebrau nach Normalformaten. Beilegung des Amtscharakters «Königlicher Rentmeister“ an Verwalter der Königl. Kreissteuerkafsen. Polizeiverwaltung. Im Allgemeinen. Periodisde Berihte der Kommunal-Armenärzte über Krankheitsfälle. Komwmpetenz-Erkenntniß; Für Scwadensansprüche gestüßt auf Versehen der Beamten von Stadtgemeinden bei Ausübung der Polizeigewalt, Rechtsweg zuläfsig. Ueberlieferung von Gefangenen aus Gerichtégefängnissen an Kor- rektionsanstalten. Unzulässigkeit der Festseßung von Exekutivstrafen für durch das Strafgeseß mit Strafe bedrohte Handlungen. Ge- werbebetrieb mit Loosen. Prämienpapieren oder Antheilscheinen ; Warnung vor Uebervortheilung. Handhabung der polizeilihen Er- laubniß für den Gastwirthschaftebetrieb. Gefängnißwesen, Straf- und BesserungLanftalten. Strafvollstreckung an \{hwangeren Frauen- zimmern. Denselben Gegenstand betreffend. Verwaltung der öffentlichen Arbeiten. Krankenversicherung der bei den Stromarbciten beschäftigten Arbeiter. Verwaltung für Landwirthschaft, Domänen

und Forsten. Uebertragung der Entscheidung über Anträge auf Pen-

- handen. Als

fionirung von Forstbeamten auf die Provinzialbehörden. Militär- und Marine-Angelegenheiten. Nachtrag zum Verzeichniß der höheren Lehranstalten, welche zur Ausstellung von Zeugnissen für den einjährig- freiwilligen Dienst berehtigt sind. Litecarishes. Das Werk „die Erhaltung der Denkmäler in den Kulturstaaten“ betreffend.

Neichstags - Angelegenheiten.

Neustrelitz, 5. Januar. (W. T B.) Der Abgeordnete für den 4. mecklenburgischen Wahlkreis (Malchin), Freiherr Rudolf von Maltzahn, Gutsbesißer auf Marxhagen, ist gestern Nacht plöglich gestorben.

Statistische Nachrichten.

__ Das diesjährige Novemberheft zur Statistik des D. utschen Reichs enthält Nachweisungen über den Stand der Branntweinbren- nerei und über die Branntweinbesteuerung im deutschen Zollgebiet während des Etatsjahres 1883/54, in denen die Angaben bezüglich derjenigen süddeutswen Staaten, in welchen nah Art. 35 der Reichsverfassung die Besteuerung des Branntweins der Landesgesetgebung vorbehalten geblieben ist, nur summaris{, diejenigen bezüglich des Reichs\teuergebiets dagegen aueführlicer behandelt sind. Aus den leßteren ist zu entnehmen, daß die Gesammtzahl der im Betriebe gewesenen Brennereien erheblih größer war als im Bo: jahre. Gs waren nämlich in Elsaß-Lothringen allein 23 714 und im übrigen Reicbssteueracbiete 8804 Brennereien im Betriebe, gegen 8229 bezw. 19972 im Vorjahre. Von der Gesammtzahl der Betriebsanftalten haben verarbeitet mehblige Stoffe 7241 (7117 im Vorjahre) und nit mehlige Stoffe 25 277 (21084 im Vorjahre), und unter den ersteren befanden sid 1327 (im Vorjahre 1316), welche die Branntwein- erzeugung in Verbindung mit Hefenfabrikation betrieben. Der Brutto- ertrag der Branntweinstever ist gigen das Vorjahr im Ganzen erheblich gestiegen (61,2 Millionen 4, gegen 58,8 Millionen M4 im Ctatsjahr 1882/83), doc nit aleibmäßig in allen Theilen des Reichssteuergebiets; denn in den Direktivbezirken Oft- und West- preußen, Posen und St@lesien war die Kartoffelernte im Jahre 1883 ungünstig ausgefallen und ist demzufolge der Steuerertrag binter demjenigen des Vorjahres zurückgeblieben. Jn den übrigen Direktiv- bezitken dagegen hatte eine recht gute Kartoffelernte stattgefunden, auch war der Ausfall der Getreideernte, sowie der Wein- und Obsternte durchweg ein befriedigender, zum Theil sogar sehr ergiebiger gewesen, und gleichzeitig hatte die Verwendung von Melasse zur Branntwein- gewinnung wieder erheblich zugenommen, da in Folge des Sinkens der Zuckerpreise weniger Melasse entzuckert worden, die Preise derselben daher wieder auf einen Stand zurückgegangen waren, der die Ver- arbeitung auf Branntwein verlohnte. Der Nettoertrag der Branut- weinabgaben im Reichssteuergebiet zuzüglich des Eingangszolls, der Uebervangs- und Ausgleichungsabgakte und abzüglich der Rükvergütung für ausgeführten und zu technischen Zwecken verwendeten Branntwein ist von 45 966 418 4 im Jahre 1882/83 auf 48 911 372 4, 1883/84 gestiegen und berechnet sich für das leßtgedahte Jahr auf den Kopf der Bevölkerung zu 1,35 4. gegen 1,27 #4 im Vorjahre.

Die überseeishe Auswanderung Deutscher über deutsche Häfen und Antwerpen betrug in der Zeit von Anfang Januar bis Cnde November 1884 141 056 Personen, d. i. 21021 Perfonen weniger als im gleihen Zeitraum des Vorjahres, während dessen 162 077 solche Auswanderer gezählt wurden. In den ersten 11 Monaten der Jahre 1882 und 1881 belief sich die Zahl auf 139 531 (1882) und 206 047 (1881).

E Krankenversicherung in Deutschland. (Stat. Corr.) Während über obligatorische Hülfskassen der gewerblichen Arbeiter schon bisher von Zeit zu Zeit abgerissene Nachrichten in die Oeffentlichkeit drangen und das seit Kurzem in Geltung getretene Gese vom 15. Juni 1883 für die Zukunft allgemeine Ausweise hierüber verspricht, entbehrt die niht auf bestimmte Berufsftände beschränkte Kranken- _ versiherung noch immer jeder systematischen Berichterstattung. Des- halb werden die nafolgenden Ausweise über die Krankenversiche- rungs-Gescbäfte von vier in den Königreihen Sachsen und Württem- berg ansässigen Gesellschaften, welche zugleih Lebensversicherungen übernehmen, willkommen fein.

Der Dresdener allgemeine Krankenkassen- und Lebensversicherungs- Verein bat in den ersten zwanzig Jahren seiner Thätigkeit überhaupt 13 268 Versicherungen abge\ch{chlosen, für Krankenunterstüßung 243 650, für ärztlihe Hülfe und Arznei 56 700 und an Sterbegeld 65400 M gewährt, wonach fein Schwerpunkt in der Krankenversicherung liegt und 190% der Beihülfe an Kranke auf Kurkosten fallen. In dem letzten Jahre (1882), über welbes uns Nachrichten vor- liegen, wurden 53266 Beiträge geleistet, worguf 13 % Verwaltungskosten entfielen, 37843 # ausbezahlt und 16510 M Dividende an die Mitglieder zurückgegeben; das Vereinsver- mögen verminterte sich{ch um 6308 auf 63658 #6, und die Kapitalreservc betrug 17 654 A4 Am Sclusse des gerannten Jahres waren versichert 2475 Mitglicder auf 21 587 oder dur{\chnittlich 7,92 A. wöchentlihes Krankengeld, 1309 auf freie ärztlihe Behand- lung und Medizin im Erkrankungsfalle und 2044 auf 337415 M Sterbegeld. Die niedrigen Durchscbnittszahlen deuten an, daß in diesem Vereine, wie in den drei anderen, cine ni6t wohlhabende Be- völkerungsklasse dur Kostenaufs{lag (hier eines Siebentel8) auf das Bedürfniß einen größeren Rabatt an Krankheitskosten dur gemein- same Tragung derselben zu erzielen hofft. |

In der Bilanz der Allgemeinen deutschen Kranken- und Sterbe- kasse „Schuß und Trußz" in Dresden für Ende 1883 finden si als Scadenreserve der Krankenkasse 150, als Beitragsreserve 4258 (gegen das Vorjahr 287 weniger) und als Beitragsüberträge 151, als ge- stundete Beiträge aber 2311 4 aufgeführt. Einem Zugange von 792 stehen 1943 X Abgänge an Krankenversicherung gegenüber, und die Zahl der Mitglieder verringerte fih von 455 auf 325 (worunter ein Siebentel Frauen) mit einem wöchentlichen Krankengelde von 3071 4 oder durbschnittlich 9,45 4, was im Hinblick auf bisherige Erfahrungen als günstig für die Gesammtanstalt betrachtet wird. Das mittlere Lebensalter der Versicherten ist 35x Jahre und der Jahresbeitrag 22,30 Æ- Zu vergüten waren in 102 Krankheitsfällen, also durc- \{nittlih einem auf je vier Versicherte, 1961 Tage oder 5,03 im Mittel für jeden Versicherten mit 2896 # statt erwarteter 63 Fälle mit 2109 Tagen und 2839 # Die gezahlten Krankengelder absorbirten 56,08 9/9 der vereinnahmten Beiträge. Der „Allgemeine deutshe Versiberungs8verein“ in Stuttgart unterhält als dritte Abtheilung cine Krankenkasse, welcher nah Auf- nahme von 251 und Abgang von 231 am Schlusse des Jahres 1883 1037 versicberte Personen angehörten und 44 äußere Verleßungen bezw. 135 innere Erkrankungen gemeldet wurden, zusammen etwas mehr als ein Fall auf je sech8 Theilnehmer. Als Einnahmeyoften des Jahres 1883 figuriren die Prämienreserve mit 2597, die Schaden- reserve mit 1232, ein Gewinnvortrag von 421, Aufnahmegebühren mit 474 und Prämien mit 13248 Æ (oder durchschnittlich 12,65 4 pro Jahr). Ausgegeben wurden: an Schadenvergütungen 6600, an Scbadenreserve 1550, an Provisionen 897, an Rückäufen 20, an Unkosten 2869, an Prämienreserve 2686 und als Rest der Abschrei- bung auf Organisation 1434 Æ, bei einem Stande des Reservefonds von 1915 M Am wichtigsten für die Statistik ist die von eirer bekannten Fachautorität, dem Profcssor Dr. Karl Heym, geleitete Leipziger Kranken-, Jnvaliden- und Lebens-Versicherungsgesellshaft „Gegen- seitigkeit.“ Zwar sind in dem uns vorliegenden 29. Rechen- \chaftsberihte für 1883 nur wenige auf die Gebahrung bezüglide Daten nah Zweigen gesondert angegeben, desto reihliher aber solche auf Krankheitsdauer bezüglihe vor- Einnahmeposten des Jahres 1883 fanden

sid 35476 M Prämien auf den Erkrankungsfall, als