1885 / 17 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 20 Jan 1885 18:00:01 GMT) scan diff

p

E513 -Mectc L E E

Tp E

D M A R R I

Die Kollation, d. h. die Ausgleihung untex den Kindern des Erblassers wegen der Ausstattungen und anderen uwendungen, die ein oder mehrere Kinder bei Lebzeiten des blafsers erhalten haben, welhe nach §8. 303 ff. Th. [I], Tit. 2 des Preuß. Allg. Landrehts bei der geseßlihen Erbfolge ein- triti, findet nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV, Civilsenats, vom 8, Dezember v. J., bei der testamen - tarishen Erbfolge ebenfalls statt, soweit niht der Erblasser im Testament die Kollation überhaupt oder zu bestimmten Be- trägen ausgeschlossen hat.

Gemäß der bezüglihen Bekanntmahung des Ober- Präsidenten der Provinz Brandenburg, Staats - Ministers Dr, Achenbach, trat am 15. d. M. der 57. Kommunal- Landtag der Kurmark unter Vorsiß des Majors a. D. und Domherrn des Hochstifsts Brandenburg, von Rochow auf Plessow, im Ständehause zu Berlin zusammen. Der Vor- sißende eröffnete den Landtag mit einem Hoch auf des Kaisers und Königs Majestät, in welhes der Landtag begeistert dreimal einstimmte. Durh den Tod ist aus dem Landtage geschieden der Abgeordnete der kollektiv wählenden Städte der Kreise Zau - Belzig, Ost- und Westhavelland und Ruppin, Zimmermeister Kluge zu Nauen. Der Landtag ehrte das Andenken des Verstorbenen durch Erheben von den Sißen. Durch Ablauf des Mandats sind aus dem Kommunal-Landtage geschieden: der Abgeord- nete der Ritterschaft des Kreises Beeskow-Storkow, Ritt- meister a. D. von der Schulenburg-Ragow und der Abge- ordnete der Landgemeinden der Kreise Teltow 2c., Amts- vorsteher Pasewaldt zu Zehlendorf. Neu eingetreten in den Landtag sind: ODekonomie-Rath Scherz auf Kränz- lin als Abgeordneter der Ritterschaft Ruppinshen Kreises, Premier-Lieutenant Osterroht auf Hartmannsdorf als Abge- ordneter der Ritterschaft des Beeskow-Storkowschen Kreises und Amtsvorsteher Schulze zu Lamitsh als Abgeordneter der Landgemeinden der Kreise Teltow 2c. Als Stellvertreter sind onwesend: Graf zu Solms: Baruth zu Klitshdorf für seinen am Erscheinen behinderten Vater, den Grafen zu Solms-Baruth, der Rittergutsbesizer Kiepert-Marienfelde für die Ritterschaft Teltowschen Kreises und der Stadtrath Hübener zu Rathenow als Stellvertreter des verstorbenen Abgeord- neten Kluge. Neuwahlen stehen noch aus für die Ritterschaft des Teltowschen Kreises, für die kollektiv wählen- den Städte des Kreises Zauch:-Belzig, Ost- und Westhavel- land und Ruppin und für die Landgemeinden der Prigniß. Die Niederlausiß wird in Angelegenheiten der Land-Feuersozität vertreten durch die Herren Landrath Freiherr von Manteuffel und Landsyndikus Freiherr von Buddenbrock. Nah Mit- theilung dieser Personalien konstituirte der Vorsitzende die Versammlung, indem er den Abgeordneten der Stadt Branden- burg, Hammer, zum Protokollführer berief und drei Ausschüsse bildete : den 1. für die Angelegenheiten der Land-Feuersozietät, den 2. für diejenigen der Kurmärkishen Hülfskasse und die bezüglichen Petitionen und Unterstüßungsgesuche, welche in diesem Jahre noch reihliher eingegangen sind als im vorigen Jahre, und den 3, für das Kriegs\chuldenwesen. Zum Vorsißenden des 1. Ausschusses wurde der Geheime Regierungs-Rath und Landrath von Winterfeld und zu dessen Stellvertreter der Landrath Freiherr von Manteuffel, zum Vorsißenden des 2. Ausschusses der Wirkliche Geheime Rath von Klüßow und zu desser? Stellvertreter der Erbjägermeister von Jagow, und zum Vorsißenden des 3, Aus\husses der Baron von Knobelsdorff und zu dessen Stellvertreter der Kreisdepu- tirte von Kröcher ernannt. Diesen drei Ausschüssen und dem ritterschaftlihen Konvente wurden die bisher eingegange- nen 98 Sachen zur Bearbeitung überwiesen, soweit sie nicht, wie die Dankschreiben der von dem 56. Kommunal: Landtage bedahten milden Stistungen, durch Kenntnißnahme des Landtages zu erledigen waren. Die Präklusivfrist sür den Eingang der in der gegenwärtigen Session noch zu erledigenden Sachen wurde auf den 20. d. M. einschließlich, und die nächste Sißung des Landtages, mit Rücksicht auf die Arbeiten der Ausschüsse, auf Dienstag, den 20. d. M., Mittags 12 Uhr, anberaumt, in welcher zunächst die Wahlen des Vor- sißenden des Kommniunal-Landtages und dessen Stellvertreters

und diejenige der Mitglieder und deren Stellvertreter zur

Kommission für die außerordentlichen Revisionen der stän-

dischen Kassen vorgenommen werden sollen.

Der Kaiserlihe Gesandte am Königlich spanischen Hofe, Graf zu Solms-Sonnewalde, ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub nah Madrid zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Während der Abwesenheit des Königlih sächsischen Gesandten am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Wirklichen Geheimen Raths von Nostiß-Wallwiß, werden die Gesandtschafts- geschäfte durch den Militärbevollmächtigten, Major von Schlieben, wahrgenommen.

__— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Fürstlich shwarzburg-sondershausensche Staats-Minister Reinhard, ist von hier wieder abgereist.

Als Aerzte haben si niedergelassen die Herren : Dr. Kamniger in Allenstein, Dr. Sembritßki in Königsberg i. Pr, Dr. Simon in Palmnicken, Dr, Werner in Saalfeld, Dr. Hartwig in Arnswalde, Jansen in Münster i. W., und Dr, de Voys in Cöln.

Sachsen-Weimar-Eisenah. Weimar, 19. Januar. (Thür. C.) Prinz Wilhelm von Sachsen-Weimar, ältester Sohn des Prinzen Hermann von Sawhsen-Weimar, hat sih mit der Prinzessin Gerta von Jsenburg- Büdingen-Wächtersbach verlo bt. Der Prinz (geb. 1853) ist Seconde-Lieutenant im 2, Badischen Dragoner-Regiment Nr. 21, die Prinzessin (geb. 1863) steht im 22. Lebensjahre.

Anhalt. Dessau, 17. Januar. (Lpz. Ztg.) Der Für st und die Fürstin von SG arburg Souberabnufes haben nah mehrwöchigem Aufenthalt gestern den Herzoglichen Hof verlassen, um nah Sondershausen zurückzukehren. Die ver- wittwete Herzogin von Bernburg ist mit ihrem Gefolge von Ballenstedt abgereist, um die Wintermonate in Montreux zu verleben. Heute werden die Erbprinzlichen Herr- [haften im Stadtschlo}e eine Deputation empfangen, welche ihnen die Ehrengabe des Landes zu ihrer Vermählung,

einen jeßt erst vollendeten, kol | überreichen wird. ossalen silbernen Tafelaufsaß,

Oesterreich-Ungarn. Wien, 19. Januar. (W. T. B.) Der Kaiser hat, wie die „Polit. Corr.“ meldet, dem König und der Königin vonSpanienanläßlih der Erdbeben telegraphish sein Bedauern ausgesprochen und 20 000 Fr. für die dur die Katastrophe Heimgesuhten gespendet.

20. Zanuar. (W. T. B.) Die heutige „Wiener Ztg.“ veröffentliht ein Kaiserlihes Handschreiben, durch welches Graf Hohenwart an Stelle des verstorbenen Fürsten Adolf Auersperg zum Präsidenten des obersten Rechnungshofes ernannt wird.

Agram, 17. Januar. (Wn. Abdp.) Der Serben- Klub beshloß heute Nachmittag, die serbishen Abgeordneten des kroatishen Landtages und des ungarischen Reichstages zu einer Konferenz für den 1. und 2. Februar nah Pest ein- zuberufen. Die Konferenz wird über das weitere Vorgehen der Serben in Ungarn und Kroatien sowie bezüglih der Gründung eines Klub-Organs zu beschließen haben. Eventuell soll auch der Ort und Zeitpunkt für eine alle Schichten der serbischen Bevölkerung umfassende große Konferenz bestimmt werden. Die Nachricht einiger Blätter von der bevorstehenden Aenderung der politishen Haltung des Serben-Klubs is voll: ständig unbegründet.

Niederlande. Luxemburg, 19. Januar. (W. T. B.) Der Präsident der Kammer hat die Abgeordneten benach- rihtigt, daß in Folge der noch nicht ganz beseitigten Ministerkrise keine Angelegenheit zur Berathung in öffent- liher Sißung vorliege und die Sißungen daher bis zu einer weiteren Einberufung ausgeseßt werden.

Großbritannien und Jrland. London, 19. Januar. (W. T. B.) Nach Malta is gestern der Befehl ergangen, ein Regiment Infanterie nah Egypten zu senden, welches in Alexandrien gelandet werden soll.

Frankreich. Paris, 19. Januar. (W. T. B.) Das Jour- nal „Le Monde“ erklärt die gestern vom „Figaro“ gebrach- ten Gerüchte vok einem Bruch zwishen Frankreich und dem Vatikan formell für unbegründet und hebt hervor: das nächste Konsistorium sei speziell dazu anberaumt worden, um die neuen französishen Bischöfe zu präconisiren. Das Blatt hält es auch nit für unmöglich, daß die Frage wegen der drei französishen Kardinäle demnächst gelöst wer- den werde.

Das an der Börse verbreitete Gerücht, der Admiral Courbet habe eine Niederlage erlitten, wird von der „Agence Havas“ als unbegründet bezeihnit. Eine Depesche des Generals Brière de l’Jsle konstatirt, daß die Lage der Truppen in Tongking eine gute und der Gesund- heitszustand vorzüglich sei.

Wie es heißt, wird der Kriegs-Minister der Kam- mer einen Geseßentwurf unterbreiten, welcher eine Mo - bilisirung im kleineren Maßstabe zum Gegenstand hat. Nach demselben sollen die in Tongking stehenden Bataillone durch Freiwillige aus der aktiven Armee, welhe mindestens ein Jahr lang gedient haven, kompletirt werden. Die auf diese Weise entstehenden Lücken in der Armee sollen durch die entsprehende Anzahl junger Leute aus der Kategorie der zuy ROONEN des Kriegs-Ministers Gestellten ausgefüllt werden. h

Spanien. Madrid, 19. Januar. (W. T. B): In der heutigen Sißung der Deputirtenkammer inter- pellirte der republikanische Deputirte Labra die Regierung über ihre au8wärtige Politik, insbesondere über die Stellung Spaniens zu Deutshland und Fratien und forderte eine kluge, aufmerksame und die Dinge voraus- sehende Politik... Der Minister-Präsident Canovas del Castillo wies aus die Widersprüche in den Aus- führungen Labras hin: Labra fordere einerseits eine weit- sehende Politik und tadele andererseits doch die hierzu er- forderlihe militärishe Entwicklung Spaniens. Jn Bezug auf Deutschland sprach sich der Minister-Präsident in der achtungsvollsten Weise aus; gleichzeitig bestätigte Cr; daß zwishen Spanien und Ftalien herzliche Freund- schaft bestehe, und daß er gesonnen fei, diese auf: ret zu erhalten, weil dieselbe im Jateresse Spaniens liege. Auf die die Beziehungen zwischen Jtalien und der päpstlichen Kurie betreffenden Fragen einzugehen, lehnte der Minister- Präsident ab, indem er erklärte, Spanien wolle der päpstlichen Kurie gegenüber seine Unabhängigkeit wahren, wünsche aber in Spanien den Katholicismus und die Achtung vor der Re- ligion erhalten zu sehen. Das unpatriotishe Bestreben der Opposition, Spanien mit den europäischen Mächten zu ent- zweien, werde keinen Erfolg haben. ]

Italien. Rom, 19. Januar. (W. T. B.) Bei der in der Deputirtenkam mer heute fortgeseßten Spezialberathung der Eisenbahnkonventionen beantragte VBillia die einfahe Tagesordnung bezüglich aller die Sitze der Centralstellen und Betriebsdirektionen betreffenden Anträge. Der Minister-Präsident Depretis acceptirte diesen An- trag und stellte die Kabinetsfrage. Jn namentlicher Ab- stimmung wurde darauf die einfache Tagesordnung mit 158 gegen 88 Stimmen angenommen. / 20. Januar. (W L B) Die Deputivten- fammer genehmigte die Eisenbahnkonventionen bis inclusive Artikel sechs, welcher die Dauer der Verträge gemäß den Entwürfen der Regierung festseßt.

Nußland und Polen. S t. Petersburg, 19. Januar. (W. T. B.) Der „Neuen Zeit“ zufolge hat der Nei rath die Geseßvorlagen, betreffend die Einführung einer ergänzenden Prozent- und Repartitionssteuer von den Handel- und Fndustrieunternehmungen sowie erhöhte r- Zollsäße für einige Jmportartikel, angenommen.

_— 20. Januar. (W. T. B.) Dur einen Ukas des Kaisers wird angeordnet, daß während der Abwesenheit des Staatssekretärs von Reutern, welcher sih einer Kur Fit, Graf Pahlen dem Minister - Comité Prd- idire.

Gestern fand bei dem deutshen Botschafter, General von Schweinißt, ein Galadiner statt, an welchem zahl- reiche Mitglieder der Diplomatie theilnahmen. Helsingfors, 19. Januar. (W, T. B.) Die offizielle Eröffnung des Landtages hat heute durch den G e- neral-Gouverneur Grafen Heyden im Namen des Kaisers stattgefunden. Graf Heyden verlas die in russischer Sprache abgefaßte Thronrede, worauf ein Senator die- selbe ins Schwedishe und Finnishe überseßte. Hierauf ersuhten die Wortsührer der Stände den General- Gouverneur, dem Kaiser die Ergebenheit und Dankbarkeit

mitteln. Schließlih wurde das Verzeichniß der Vorlagen ver- lesen, welhe dem Landtage im Namen des Kaisers zugehen worauf der Landmarschall ein Hoh auf den Kaiser ausbrachte. Die Verhandlungen des Landtages werden in den Kam- mern des Adels und des Bürgerstandes in s{wedis{er, in den Kammern der Geistlichkeit und des Bauernstandes in finnisher Sprache geführt.

19. Januar. (W. T. B.) Die Thronrede, mit welcher der Landtag eröffnet wurde, giebt der Genugthuung über die Fortschritte im Staatshaushalt Ausdruck. Die Ein- nahmen hätten die Voranschläge derartig überschritten, daß die Ueberschüsse die Ausführung einer Reihe öffentlicher Ax- beiten, die Bildung eines Reservefonds für den Fall etwaiger künftiger finanzieller Erfordernisse, sowie eine Herabseßung der Steuern gestatten. Die Thronrede erwähnt ferner die ex- freulichen Fortschritte auf dem Gebiet der Volksaufklärung und spricht sih lobend über die aus Finnland hervorgehenden Truppentheile aus. Unter den Geseßentwürfen, welche dem Landtage zugehen sollen, werden u. A. angekündigt, solche über die Einführung des Motionsrehts, des Lehnsrehts, des Metersystems, der Postsparkassen sowie über den Bau ver- schiedener Bahnen und zwar: Heinola—Willmanstrand Kaipiais—St.-Michel—Knopio und Wasa—Brands. :

Schweden und Norwegen. Stockholm, 19. Januar. (W. T. B.) Die bei der heutigen Eröffnung des Rei hz- tages von dem König verlesene Thronrede kündigt unter Anderem Gesetzentwürfe an, betreffend die Einsetzung eines neuen Staatsdepartements sür Handel, Jndustrie und Ater- bau, betreffend Ausdehnung der Verpflihtung zu den mili: tärischen Uebungen, betreffend die Entwicktelung des Marine- wesens, und betreffend die definitive Regelung der Gehälter der Volksschullehrer. Das Budget is unter Voraussetzung einer Abseßung von 30 Prozent der Grundsteuer aufgestellt, Neue Steuern oder eine Steuererhöhung sind nit beantragt.

Afrika. Egypten. Kairo, 19. Januar. (W. T, B.) Ein Bataillon Fnsanterie, eine Escadron Husaren und 2 Geschüße sollen demnächst nah Suakim abgehen.

Alexandria, 18. Fanuar. (Presse.) Die Ent\chädi- gungsberechtigten verzihteten auf die beabsichtigte Manifestation, nachdem die Konsuln und Notabeln davon abgerathen hatten, damit Konflikte vermieden werden, welche man in Folge des eventuellen Aufgebots der englischen Mi- litärmacht befürchtet.

Zeitung®sftimmen.

Dem Reichskanzler sind, wie die „Norddeutsche All- gemeine Zeitung“ mittheilt, aus Anlaß der RNeichstags- abstimmung vom 15. Dezember v. J. weitere Zustimmungen zugegangen :

aus Tondern von Magistrat und Stadtverordneten, aus Scönhausen mit 135 Unterschriften, aus Stendal mit ca. 9000 Unterschriften, aus Barmen von über 28300 patriotishen Bürgern, aus Friedeberg (Neumark) vom neu gegründeten konservativen Verein aus Asch, Bezirk Blaubeuren (Württemberg), von einer Bürgerver- sammlung, aus Graben vom Vorstand des Militairvereins, aus Neisse eia Nachtrag zu der bereits erwähnten Adresse, mii zahlreichen Unterschriften aus zwei Gemeinden, aus Scheibenberg, Schlettau, Elterlein, Crottendorf, Mittweida,

Ober-Mittweida, Waltersdorf, Ober-Scheibe, Markersba;

Unter-Scbeibe, Schwarzbach mit über 1300 Unterschriftef, aus Halle a./S, und zwar aus der Stadt Halle mit 2735, aus

dem Saalkreis mit 5742, zusammen mit 8477 Unterschriften, aus Küstrin von über 599 Wählern der konservativen und libe-

ralen Partei, aus dem Wahlkreise Sagan-Sprottau mit 5482 Unterschriften, aus Wohlau mit ca. 150 Unterschriften, : aus Berlin mit. zahlreichen Unterschriften, aus Regensburg vom liberalen Verein für Regensburg und Um- gebung, aus Posen von ca. 600 Mitgliedern des die konservativen und ge- mäßtgt liberalcn Elemerte der Stadt und des Landkreises

Pojen umfassenden Deutschen Vereins, aus Stühlingen (Baden) von 354 Einwohnern der Stadtgemeindi

Stühlingen und Umgebung, : aus Daus von über 800 Wählern des 17. hannovershen Wakhl-

rel]es, aus Brandenburg a. H. von 940 Männern aller Lebensftellungen

und politischen Richtungen der Kreise Brandenburg und West-

Havelland, aus Macon (Missouri) von Privatpersonen, aus London von Privatpersonen.

Aus Württemberg hat, demselben Blatt zufolge, der Reichskanzler nachstehende Zuschrift erhalten :

„Ich bitte meine Freiheit entschuldigen zu wollen, indem ich mir erlaube, einige Zeilen an Sie zu richten; nämlich ich und einig? Be- kannte haben eine Bauernversammlung ausgeschrieben, in welcher der Beschluß gefaßt wurde, den hohen Reichstag zu bitten, den Fruchtzoll von # auf 3—4 A zu erhöhen, welche Eingabe ich heute im Austrage an das Präsidium abgeschickt habe mit 153 Unterscriften, und zwar nur aus Z Orten der Um- gegend. Insbesondere aber erlaube ich mir Ihnen aufrichtig zu danken für Ihre Standhaftigkeit im Reichstage, und habe an den Unbilden, welche Sie erfahren haben am 15. Dezember 18834, sowie am 9. Januar 1885, großen Antheil genommen. Seien Sic versichert, daß ih die größte Sympathie für Sie habe, die nur ein Mensch haben kann: Die Jahre 1866—1879 sind in meinem Herzen als die größten Greignisse eingravirt; ib bin 1813 geboren und habe viel erlebt, und wünsche nur noch, daß ter Reichstag aus seiner Zer- fahrenheit heraustreten möchte und ih einer besseren Verständigung und Uneigennüßigkeit mit der Reichsregierung befleißigen möge.“

Das „Leipziger Tageblatt“ sagt in einem „Der Gouverneur von Kamerun“ überschriebenen Artikel :

Mit der Bewilligung der 180000 # für einen Küstendampfer und die Dampfbarkasse für den Gouverneur von Kamerun hat dic Mehrheit des Reichstages sich mit der bisherigen Kolontalpolitik des Reichskanzlers einverstanden erklärt und die Verantwortung für die- selbe übernommen. Das ift ein so wichtiges Ereigniß, daß damit eins der Haupthindernisse, welche der gedeihlihen Entwickelung der deutschen Kolonisation bisher entgegenstanden, aus dem Wege geräumt ist. Das deutsche Volk in seiner großen Mehrheit hatte {on längst für die Kolonialpolitik entsbieden, bevor der Reichstag dem Volks- willen Rechnung trug. Es ift das wohl nur bei uns in Deutschland möglich, daß die Abgeordneten ciner bestimmten Partei glauben, ihr Mandat unabhängig von dem klar ausgesprochenen Willen der Wähler ausüben zu können, denn das ist seit Gröffnung des Reichstages am 20. November geschehen. Die Abstimmungen vom 15. und 16. Dezember und vom 9, Januar standen in direktem Widerspruch mit dem Volkswillen, welcher dem

Reichskanzler die von ihm geforderten Mittel zur Führung der aus-

der Stände anläßlih der Eröffnung des Landtages zu über-

wärtigen Politik ohne jeden Abzug gewährt wissen will. Die Mehr- heit des Reichstages wird es auc nicht vermeiden können, in

dritter Lesung das Gehalt des zweiten Direktors im Aus- wärtigen Amt und das volle Gehalt ohne Abzug für die General-Konsuln in Kapstadt und Korea und für die drei Vize - Konsuln in der Südsce und die 150000 für Bestrebungen zur Erscbließung von Central-Afrika zu aewähren. Endlich ist jeßt auch mit Sicherheit die Bewilligung der Dampfer-

subventionen zu erwarten unter Ablehnung des Bambergerschen

Antrages, die Subvention für die Linien nah Australien zu streichen Die ganze ungebeuere Aufregung bätte vermieden werden können, wenn der vorige Reichstag die Dampfersubvention angenommen hätte. _, . . Aber gerade der Kampf, welcher das ganze Volk bis auf die gleichgültigsten Glieder desselben ergriffen hat, ist für die weitere Enfkwickelung von der größten Bedeutung. Ein großer Theil der Wähler is sch _dadurch erft bewußt geworden, wohin die grundsäßlihe Opposition führt; die Wähler, welhe gewohnt waren, blindlings ihren Führern zu folgen und blos auf bestimmte althergebrahte Sclagworte zu hören, sind inne geworden, daß die bisherigen Parteiunterschiede sich überlebt haben, und daß es gilt, neue Bahnen aufzusuchen, wenn die Gesammiwohlfahrt nicht {weren Schaden leiden soll.

Neichstags- Angelegenheiten.

Dem Reichstage ist folgender Entwurf eines Gesegzes, betreffend die Ergänzung des Gerichtsverfassungs- geseßes, vorgelegt worden: _

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König

von Preußen 2c. Í S verordnen im Namen des Reichs, nach erfolgter Zustimmung des Vundesraths und des Reichstages, was folgt :

Artikel L. : S

Hinter den §. 17 des Gerichtsverfassung8geseßes vom 27. Januar 1877 (Reichs-Gejeßblatt Seite 41) wird der folgende neue §. 17a eingestellt :

S LA.

Ein nicht zum Deutschen Reich gehöriger Staat, sowie das Oberhaupt eines solchen Staates unterliegen der inländischen Gerichis- barkeit nit. : e

Auf Familierglieder des Staat?oberhauptes findet die vorstehende Bestimmung so lange Anwendung, als sie sich iz Begleitung desselben im Deutschen Reich aufhalten.

Das Gleiche gilt von den zum Gefolge tes Staatsoberhauptes gehörigen Personen und von solchen Bediensteten desselben, welche nit Deutsche sind.

Artikel IL.

Der 8 20 des Gerichtsverfassungs-Gesees wird durch nach- stchende Bestimmung ersetzt: 8. 20. : Dur die Bestimmungen der §8. 17 a, 18, 19 werden die Vor- \{riften über den ausschließlichen dinglichen Gerichtsstand in bürger- lihen Rechtsstreitigkeiten nicht berührt.

Die neueste Sammlung von Aktenstücken, welche den Üüber- secisben Landerwerb deutscher Reichs8angehöriger behandeln, ift im Ncichs- tage zur Vertheilung gelangt und führt den Titel: „DeutscheLand- reflamationen auf Fidschi.“ Es sind nicht weniger als 33, mitunter sehr umfangreiche Aktenstücke, welche ein recht stattliches Volumen von 75 Seitea Großfolio bilden. Dieselben umfassen den Zeitraum vom 31. Oktober 1874 bis 16, September 1884, alfo nahezu 10 Jahre.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserliwen Gesund- heitsamts sind in der ersten Jahreswoche von je 1000 Einwohnern, auf den Jahresdur{scnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 24,1, in Breslau 29,7, in Königsberg 25,3, in Cöln 22,3, in Frankfurt a, M. 23,8, in Hannover 19,8, in Cafsel 21,6, in Magdeburg 28,7, in Stettin 28,5, in Altona 27,3, in Straßburg 23,0, in Mey 17,8, in München 30,8, in Nürnberg 30,7, in Augsburg 21,9, in Dres- den 25,3, in Leipzig 15,8, in Stuttgart 17,9, in Brauns{bweig 27,4, in Karlsruhe 29,0, in Hamburg 27,3, in Lübeck —, in Wien 25,0, in Budapest 24,4, in Prag 28,3, in Triest —, in Krakau —, in Basel =— n Brissel 234, in Amsterdam 320, in Paris 206 in London 25,0, in Glasgow 35,6, ‘in Liverpool 27,5, in Dublin 31,2, in

—_— _

Edinburg 29,8, in Kopenhagen 24,1, in StoW@holm 31,1, in Chri

ftiania —, in St. Petersburg 26,6, in Warschau 34,4, in Odessa 26,8, in Rom 25,1, in Turin 36,0, in Bukarest 26,5, in Madrid —, in Alexandria 352, Ferner aus der Zeit vom

14. bis 20. Dezember: in New-York 25,3, in Philadelphia 209,2, in Chicago —, in Cincinnati —, in St. Louis —, in San Franzisko 17,7, in Kalkutta 38,9, in Bombay 28,1, in Madras 50,0. Beim Beginn der Berichtêwocbe waren an den östlichen, west- lihen und rordwestliben Beobachtungëorten meist s{chwackce }üdliche und südöstlihe, in Münchcn nordöstlice, an den mitteldeutschen Stationen und in Karlöruhe westli&e und südwestliche Lufströmungen vorherrschend, die am 6. und 7. Januar in Koniß, Brs8lau und Cöln gleihfalls nah Südwest, in Müncen nah West drehten, aber nur in Bremen und Berlin bis an das Ende der Woche aus dieser Richtuug wehend blieben. Am 8. und 9. ging der Wind in Konitk, Breslau, Heiligenstadt und Cöln wieder na Süd und Südost, an den süddeutshen Stationen nach Nordoft, zu Ende der Woche jedo, vielfa sftürmishen Charakter annehmend, nach Süd und Südwest, Die Temperatur der Luft war eine niedrige und entsprah an den östlichen Stationen und in Bremen fast der normalen; an den übrigen Stationen lag sie über derselben, in Münden bis zu 4, 59 C, Die Morgentemperaturen fanken fast täglich an allen Stationen unter ken Gefrierpunkt, in München bis zu 14,79 C, Niederschläge, meist Schnee, fielen selten. Der beim Wochenbeginn hohe Druck der Luft nahm unter mäßigen Scchwankungen bis zum 7. zu, sank dann vom 8. an bis zum Schluß der Woche rapid. E :

íIn der Berichtswoche hat die Sterblichkeit in den meisten Groß- städten Europas wicderum zugenouimen. Die allgemeine Sterblich- keitsverhältnißzahl für die deutshen Städte stieg auf 25,0 von 24,1 der Vorwoche (pro Mille und Jahr berechnet). Sowohl der Antheil des Säuglingsalters als der der höheren Altersklafse (über 60 Jahr) an der Sterblichkeit war ein größerer. Von 10000 Lebenden ftarben (aufs Jahr berechnet) 75 Säuglinge gegen 73 der Vorwoche, in Berlin 59, in München 106. ;

Unter den Todesursachen haben von den Infektionskrankheiten Scwarlach, typhôse Fieter und Kindbettfieber weniger, Masern, Diph- therie, Keuchhusten und Nuhr mehr Todesfälle hervorgerufen. Sterbe- fälle an Darmfkatarrhen und Brechdurchfällen der Kinder zeigen keine wesentliche Veränderung, Pocken führten in vielen Orten, aber meist vereinzelt zum Tode. Masern herrschen in Rostock, Schweidnitz, München, Freiberg in Sachsen, Potsdam, Berlin, Paris, Stockholm epidemisch, in Nürnberg, Frankfurt a. M., Mainz, Colmar, London, Glasgow, Liverpool, Kopenhagen, Amsterdam hat die Epidemie er- beblich abgenommen. Das Scarlacbfieber zeigte in Elbing, Stolp, Greifswald, Leipzig, Bochum, im Haag, Stccckholm eine Steigerung, in Danzig, Berlin, Amsterdam, Londen eine Verminderung der Sterbe- fälle. Große Verbreitung gewannen besonders in den märkishen Städten Diphterie und Croup. Die Zahl der durh diese Krankheitsformen veranlaßten Todesfälle war namentlich in Königsberg, Danzig, Thorn, Bromberg, Dresden, Chemnitz, Mühlhausen i. Thür., Berlin, Frank- furt a. O., Brandenburg, Dessau, Braunschweig eine größere. Auch in Breslau, Cassel, Gera, Aschersleben, Meerane, Charlottenburg, Spandau, Zeitz, Merseburg, im Haag, Amsterdam, Paris, Warschau, Stockholm, Malaga nahm die Zahl der Opfer zu, in München,

Forst, Hamburg, Altona, Wien, London, St. Petersburg ab. An-

febnlih vermehrt waren auch Totesfälle an Keuchhusten, besonders in Breslau, Ingolstadt, Amfterdam, London, Glasgow. Auch akute entzündliche Prozesse der Athmungsorgane führten vielfach, besonders aber in London in großer Zahl zum Tode. Typhöse Fieber wurden im Allgemeinen seltener, in Kicl, Magdeburg, Paris, Turin häufiger Todesveranlafsung. Sterbefälle an Flecktyphus kamen seltener zum Vorschein; es wurden aus Braunschweig 2, aus Odessa und Granada je 1 gemeldet. Darmkatarrhe und Brech- durbfälle der Kinder zeigten keine wesentliche Veränderung in ihrem Vorkommen. Poentodesfälle wurden aus Graudenz, Mannheim, Pest, Prag, Brüssel, Rotterdam, Liverpool, Warschau, Rom, Odessa vereinzelt, aus Kalkutta, Paris, St. Petersburg, Wien mehrfach ge- meldet, In größerer Zahl traten Pocken in Turin, Lissabon und London auf. Aus Paris wird kein weiterer Todesfall an Cholera gemeldet; in den Hospitälern befanden fi zu Ende der Woche noch 3 Cholerakranke. In Kalkutta stieg die Zahl der Cholera-Todesfälle in der Zeit vom 16.—22. November auf 51, in Madras sank sie auf 2, in Bombay (Anfang Dezember) auf 11. *

Den im Bureau der Handelskammer zu Lübeck zusammen-

gestellten „Tabellarishen Uebersihten des Lübecäischen | Handels im Jahre 1883“ find folgende Mittheilungen ent-

nommen: In Lübeck kamen in 1883 überhaupt 2012 Seeschiffe an, davon kamen mit Ladung 1892, in Ballast 120. Der Raumgehalt der Schiffe mit Ladung betrug 1 000014 cbm, in Ballast 30 858 cbm, in Summa 1030872 cbm. Die Besaßung sämmtliter Schiffe betrug 18 716 Mann. Es kamen u. A. von Rußland und Finnland 569 Schiffe mit 432 356 cbm mit Laduno, von Schweden 364 Scbiffe mit Ladung und 1 Schiff in Ballast mit zusammen 236 465 cbwm, voa Dänemark 444 Schiffe mit Ladung und 65 in Ballast mit zusammens 222 936 cbm, von Schleswig-Holstein 306 Schiffe mit Ladung und 44 in Ballast mit zusammen 31 619 cbm, von Preußen (ohne Swleëwig-Holstein) 99 Schiffe mit 40 829 cbm mit Ladung, von Mecklenburg 39 Schiffe mit Ladung und 10 in Ballast mit zu- fanimen 5011 cbm, von Großbritannien 46 Sciffe mit 53 342 cbm mit Ladung. Von den angekommenen 2012 Scwiffen führten 871 die deutsche Flagge ‘(376 Lübecker, 8 Bremer, 2 Hamburger, 52 Mecklenburger, 13 Oldenburger, 63 preußische aus\{chl. Schleswig- Holstein, 357 \ch{leswig-holsteinische), 176 die dänische, 11 die eng- lische, 278 die russisbe, +51 die s{wedisbe Flagge 2c. Eine Ver- gleihung mit den Vorjahren ergiebt: es kamen an 1883 2012 Seeschiffe mit 1030872 cbm, 1882 2167 Sch(iffe mit 1067 401 cbm, 1881 2116 Schiffe mit 875167 cbm, 1880 2314 Swiffe mit 890 549 cbm. Die Zahl der in 1883 von Lübeck abgegangenen Seeschiffe betrug überhaupt 2015 mit 1025399 cbm und 18632 Mann Besatzung, davon gingen mit Ladung 1528, in Ballast 487 Sciffe, und zwar gingen nah Rußland und Finnland 384 Schiffe mit Ladung und 191 in Ballast, nah Scchbweden 147 mit Ladung und 192 in Ballast, nah Dänemark 513 mit Ladung und 25 in Ballast, nad S({leswig-Holstein 320 mit Ladung und 21 in Ballast, nach Preußen (ohne Sleswig- Holstein) 116 mit Ladung uvd 44 in Ballast, nah Mecklenburg 39 mit Ladung und 8 in Ballast 2c. Eine Vergleicbung mit den Vorjahren ergiebt: es gingen von Lübeck ab in 1883 2015 Secschiffe mit 1025 399 cbm, 1882 2171 Schiffe mit 1063 505 cbm, 1881 2118 Schiffe mit 867 733 cbm, 1880 2358 Schiffe mit 909 949 cbm. Von den in 1883 angekommenen 2012 Seeschiffen waren 845 Segelschiffe mit 225 570 cbm und 1167 Dampfschiffe mit 805 302 cbm, 1882 von 2167 Seeschiffen 1034 Segelschiffe mit 279282 cbm und 1133 Dampsschiffe mit 778 119 cbm, *1880 von 2314 Seeschiffen 1300 Segelschiffe mit 9292 605 com und 1014 Dampfschiffe mit 597944 cbm, 1875 von 1923 Seeschiffen 1211 Segelschiffe mit 308 682 cbm und 712 Dampf- chiffe mit 391 874 cbm, 1870 von 1694 Seeschiffen 1249 Segel- {bie mit 237 220 cbm und 454 Dampfschiffe mit 187 925 cbm,

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

„Geschichte des römischen Kaiserreichs von der Schlacht bei Actium und der Eroberung Egyptens bis zu dem Einbruch der Barbaren" von Victor Duruy. Aus dem Französischen über- tragen von Professor Dr. Gustav Herbßberg. Mit ca. 2000 Illustrationen in Holzschnitt und einer Anzahl Tafeln in Farben- druck. 4, u. 5. Hest (Pr. d. H.-80 Z,) Verlag von Schmidt & Günther in Leipzig. Von diesem Werke liegen uns wieder 2 Hefte vor, Wir lernen darin das großartige Organisationstalent des Augustus in der Verwaltung, seine Maßregeln zur Sicherung der öffentlihen Ordnung und des bürgerliden Wohlstandes kennen und müssen seinen \{arfen Verstand, der überall das Richtige traf, bewundern. M wollen hier nux zwei Geseße erwähnen, die Lex Julia de * maritandis ordinibus und die Lex Papia Poppaea, die, besonders das leßtere, höchst wichtiae Bestimmungen über die ehelichen Verhältnisse, über Scheidung, Mitgift, Schenkungen unter Eheleuten, Erbschaften und Vermächtnisse enthielten. Montecéquieu sagt von diesen Geseßen: „Sie find so cinsichhtig entworfen und auf eine so vielseitige Wirkung berechnet, daß sie in der That den schönsten Theil der römischen Civilgeseßgebung auëmachen.“ Hoch interessant ist au, wie Augustus die Verwaltung der Provinzen organisirt. Es ift hier nit der Naum, auéführliher über das Werk zu sprechen oder interefsante Belegstellen aus dem Text abzudrucken, wir müssen unsere Leser viel- mehr auf das vortreffliche Werk selbst verweisen, das wir Jedem empfehlen, der sich für die römische Geschichte interessirt. Aub die diesen neuesten Heften beigegebenen Illustrationen find musterhaft.

Im Verlage der R. Gärtnerschen Buchhandlung (Hermann Heyfelder) hierselbst erschienen soeben, herausgegeben von der Armen- dicektion zu Berlin, Ausgabe für 1885: „Formulae Magistrales Berolinenses in usum panuperum,“ mit einem Anhange, cnthaltend: 1) Anleitung für die Armenärzte zur Kostenersparniß beim Verordnen der Arzneien; 2) Die Handverkaufs3preise, näch Verein- barung mit dem Vorstande des Vereins der Apotheker Berlins. (Gr. 89, gebeftet und beschnitten 6,50 F) Diese für die Armen- direktion zu Berlin maßgebenden Vorschristen werden namentlich behufs Durchführung des Gesetzes, betr. die Krankenversicherung der Arbeiter vom 15. Junt 1883 auch in anderen Kreisen interessiren.

„DieWerkstatt, Meister KonradsWochenzeitung,“ nennt sich ein Blatt, welches in diesem Jahre neu erscheint und dessen Probenummer uns vorliegt, Dasselbe ist für den Handwerker und Kleingewerbetreibenden bestimmt und {lägt einen besondega frischen, gesunden Ton an, indem es in einfacer und kerniger, gemüthvöller und volksthümliher Weise zu seinen Lesern spriht. Der mannigfache Inhalt der Probenummer bringt an 20 vers{biedene Artikel, welce für alle Handwerker von Interesse sind, wie {hon die Ueberschristen an- deuten: Was gehört zu einer guten Werkstatt; Wozu der Lehrjunge da ist; Wie flickt man Holz; Ein Hammer aus Amerika; Handwerker im Reichstag u. st w. In weiteren Artikeln aber ist für jedes Handwerk besonders eine oder die andere wichtige Neuerung auf- geführt, so daß jeder Handwerker auch noch etwas für sein bestimmtes Fach in dem Blatte findet. Eine politishe Wochenübersicht sowie ein Feuilleton mit kleinen Erzählungen und Shwänken runden den Inhalt wohlthuend ab. Herausgeber is Franz Woas in Saarbrücken. Der Preis beträgt 60 Pfg. vierteljährlich. ,

Joseph Bär & Co., Buchhändler und Antiguare in Frank- furt a. M. und Paris, haben 2 Lagerkataloge, 155 und 156, ver- sandt. Nr. 155 enthält unter dem Titel „Russic0o-Polonica“ ein Verzeichniß von 962 Schriften, welche Rußland und Polen be- treffen, übrigens sehr vershiedenen Inhalts sind. Nr. 156 führt unter der Ueberschrift „Philosophie Scholastik* 748 auf die V auth Materien bezüglihe Schriften aus älterer und neuerer Zeit auf.

Gewerbe und Handel.

Der Vo1stand des Deutschen Sparkas]}en-Verbandes hielt am 14. d. M. zu Münster eine Sißung ab, in welcher haupt- \ächlich über die Mittel und Wege berathen wurde, wie die in der

konstituirenden Versammlung zu Dortmund am 6. Dezember v. =, beschlossene Ausdehnung des Verbandes praktisch einzuleiten und

durchzuführen sei. Es wurde dort von verschiedenen Seiten hervor- gehoben, daß es der Bindemittel viele und von der mannigfaltigsten Art gebe, welhe ein gemeinsames Zusammentvoirken der deutshen Spar- fassenverwaltungen als begründet und nothwendig erscheinen ließen, für welche der Verband den Mittelpunkt bieten wolle; daß andererseits aber im deutshèn Sparkassenwesen eine partis fularistishe Zersplitterung herrsche, welche bei der Einigung des deutshen Vaterlandes weit zurückgeblieben s{chcine. Sei doch bis vor Kurzem eine Uebersicht über die Thätigkeit und Ausdehnung der deutschen Sparkaffen nicht zu erlangen gewesen, und fstoße au heute noch die Sammlung der verschiedenen Geseße und Organisationen des Spar- fassenwesens in cinzelnen Bundesländern auf Unwillfährigkeit und Mißdeutung. Der Vorstand verhehlte sib die Schwierigkeiten nit, welche bei der deutlschen Vielseitigkeit in Wort, Schrift und Thaten, der oft ängstlihen Absperrung wegen Gleichartigkeit der Geschäfte, und der weit verbreiteten „Jndokenz unter den Verwaltungsorganen“ {ih ihm auch ferner entgegenstellen würden. Dennoch faßte er den Entschluß, muthig vorwärts zu gehen, bis sein Ziel cit L G: Vi A u m O Tas an alle Sparkassen Deutscblands wenden, welche dem Verbande noch nicht angehören und sie zum Beitritt auffordern. Mit dem Ver- sandt des Verbands-Organes, der volkswirtb\caftlicben Zeitschrift „Die Sparkasse“ wird der Voi stand fortfahren und dasselbe dementsprechend für die Anspornung zur Theilnahme an den gemeinsamen Bestrebun- gen benußen. Das Verbandsorgan wird der Sammclpunkt sein für die Uebersiht derjenigen Sparkassen, welche den Uebertragbarkeits- Verkehr eingeführt haben. Der Vorstand will ebenso alle deutschen Sparkassen zur Annahme des letzteren auffordern und ver- schiedene Neuerungen empfehlen, welhe zur Bequemlichkeit des Publikums, zur Verbreitung der Sparsamkeit und Auf- reh terhaltung eines guten. Erträgnisses der bestehenden Syar- fassen beitragen sollen. Ec wird die Fortschritte der Postspar- fassen genau beobachten und dana Aenderungen der eigenen Kassen vorschlagen, welche in Betr:ff der Annahme und Verzinsung der Ein- lagen oder der Unterbringung und Verwaltung der Sparkafsengelder sich als zweckmäßig erweisen. Auch hofft der Vorftand auf entgegen- kommende Hülfe von Seiten der Regierungen und der Kommunal- 2. Behörden. Das Postsparkafsengeseß, welches der Versammlung in der Fassung der Nei stagêvorlage übermittelt war, gab nur zu wenigen Beme:kungen Veranlassung, da dasselbe dem früheren Entwurf gegenüber, welcher in der Generalversammlung vom 6. Dezember v. J. eingehend erörtert worden war, nur wenige Abwrocichungen bietet. Die Aenderungen, welhe jeßt noch wünschenswerth erscheinen, werden waßrscheinlih in einer Petition an den Reichstag ¿zum Ausdruck gebracht werden, und zwar, da dem Verbande als solhem das Petitionsreckt nit zusteht, aus- gebend von einzelnen Sparkassen, welche dieserhalb mit dem Vor- stande in Verbindung treten werden. Es berührte angenehm, daß das Verbandsorgan in der Begründung des Gesetzes \sih mehrmals angezogen findet, woraus hervorgeht, daß die Wünsche des Verbandes schon jeßt die Aufmerksamkeit der Regierung und der vorbereitenden Gesetzgebung nicht entgangen sind. Die Kooptation von 12 Vorstands- mitgliedern wurde vertagt, da der Beitritt einer größeren Zahl von Sparkassen für die nächste Zeit in Ausficht steht.

Die Direktion der Deutschen Grundkreditbank in Gotha macht bekannt, daß bis jeßt in Folge der Aufforderung an die Inhaber der Pfandbriefe des Instituts definitiv 65 000 000 M in runder Summe zur Konvertirung angemeldet worden sind, und daß noch erheblihe Anmeldungen von den Correspondenten in Aussicht gestellt worden sind. - In Folge dcssen ist die Anmeldungsfrifst zur Konvertirung bis zum 31. Januar cr. verlängert worden.

Debreczin, 19, Zanuar W. L. B) Sn beœ lein Generalversammlung der Zudcckerfabriks-Aktiengesellschaft wurde die Liquidirung der Gefellscbaft beschlofsen.

Glasgow, 19, Januar. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 6000 gegen 9200 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Bradford, 19. Januar. (W. T. B.) Wolle ruhig, Garne ruhig, gebotene Preise Spinnern zu niedrig, in Stoffen gutes Geschäft. :

St. Petersburg, 20. Januar. (W. T. B) Die Sub- \kription auf die Obligationen der Wladikawkas-Eisen- babhn-Gesellshaft ift hiersclbst beute Vormittag geschloffen worden.

Submissionen im Auslande.

I. Dänemark.

4, Februar. Verwaltung der Eisenbahnen von Jütland und Fünen zu Aarhus. Lieferung von 70 Tonnen Reifen für Räder von Lokomotiven und Waggons.

IT, Jtalten:

1) 31. Januar, Mittags. Neapel. Schiffsbaudirektion des II. See-Departements. Lieferung von rohem Leinöl, Vorans{lag: 49 970 Lire. Kaution : 5000 Lire.

2) 31. Januar. Rom. Ministerium der öffentliben Arbeiten. General-Direktion der Wasserbau- Arbeiten. Arbeiten und Lieferungen für den Bau ei.es neuen Hafens an der nördlihen Seite der Bucht von Cotrone. Voranschlag: 2755980 Lire. Kaution prov. 130 000 Lire, defin. 1/10 der Lieferungssumme. L

3) 31. Januar. Dieselbe Behörde. Arbeiten und Lieferungen für den Bau eines neuen Ableitungékanals am Fluß Anhbrone. Vor- anschlag: 145 790 Lire. Kautioz prov. 10000 Lire, defin. 1/10 der Lieferungssumme.

Näheres an Ort und Stelle.

T1, Spanten.

19, Februar, 125 Uhr. Junta economica des Departements von Ferrol. 3630 m Eisenschienen im ungefähren Gewicht von 58020 g (Voranschlag: 1000 kg für 285 Pes.) und 9100 Bolzen im ungefähren Gewicht von 2184 kg (Voranschlag: 1 kg für 0,50 Pes.).

Näheres an Ort und Stelle.

Verkehrs8-Anftalten.

Cöln, 20. Januar. (W. T. B.) Wegen des sehr niedrigen Wasserftandes und des Treibeises, welches si bei einer Kälte von 5 Grad gebildet hat, ist die Schiffahrt auf dem Rheine geschlossen. Die Sciffbrücke foll demnächst abgefahren werden.

Bremen, 19. Januar. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Neckar“ ift geftern Abend 9 Uhr in New-York eingetroffen. :

Hamburg, 20. Januar. (W. T. B.) Der Postdampfer „Westphalia" der Hamburg-AmerikanishenPaccketfahrt- Aktiengesellschaft ist, von New-York kommend, heute Morgen 5 Uhr auf der Elbe eingetroffen. i

Paris, 19, Januar. (W. L. D) Auf der italien den Grenze, am Mont Cenis, liegt 2 m hoher Schnee. Die Eisenbahnverbindung ist auf mehrere Tage unterbrochen.

Sanitäts8wesen und Quarantäunewesen.

Elsaß-Lothringen.

Die Seitens der elsaß-lothringishen Landesverwaltung Frank- reih und Italien gegenüber erlassenen Einfuhrverbote vom 10. Juli und 24. September 1884 sind aufgehoben. Wegen Einstellung der ärztlichen Kontrole des Personenverkehrs an den Eisenbahngren;- stationen, sowie wegen Aufhebung der Bezirkspolizei-Verordnungen, betreffend die ärztlihe Untersubung der aus Frankreich zugereiften Ausländer, if Anordnung getroffen worden.

Brasilien. :

Nach einer Mittheilung der französishen oberften Poftbehörde werden die französishen Postdampfer in den brasilianischen Häfen nur einer einfahen Beobachtung unterworfen und sind au seither nicht behindert worden, die für Brasilien bestimmten Briefsäcke in

den Bestimmungshäfen zu landen.