1905 / 225 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 23 Sep 1905 18:00:01 GMT) scan diff

Königliche Akademie ber Künste.

Wettbewerb

um das Stipendium der Grsten Mihael Beerschen Stiftung für jüdishe Maler alier Fäter

für das Jahr 1906. 4

Der Wettbewerb um den Preis der Ersten Michael Beerchen Stiftung für Maler und Bildhauer jüdisher Religion wird ‘iermit für das Jahr 1906 für Maler aller Fächer eröffnet.

Die für die Preitbewerbung bestimmten Bilder ‘nüfsen in Oel ausgeführt sein; tie Wabl des darzustellenden Gege",ctands bleibt dem eigenen Ermessen tes Konkurrenten überlassen. ‘Außerdem find ein- zusenden verschiedene bizbcr gefertigte Arbeite, Und Studien nah der Natur sowie Kompositionsskizzen cigerzc Erfindung, die zur Be- urteilung des bisberigen Studienganges des Bewerbers dienen können. Indessen dücfen sämtliche Arbeiten, au wenn die Bewerbung auf mebrere Preise ausgedehnt wird. die Faul 10 nit überschreiten.

Die Ablieferung der für tiesen Wettbewerb bestimmten Arbeiten nebft \chriftlihem Bewerbung2gesuche an die Königliche Akademie der Künste, Berlin W. 35, Potsdamer Straße 120, mus bis zum 5. März N M E erfolgt sein.

Der Bewerbung find beizufügen : 5 :

1) cin ausführlicher Lebenslauf, aus dem insbesondere der Studien- gang des Konkurrenten ersihtiih ift,

2) eine amtliche Bescheinigung, aus der hervorgeht, daß der Be- werber zur Zeit der Einsendung ein Alter von 22 Jahren erreicht, jedo das 32. Lebensjahr noch nitt übershrüten hat und si zur jüdischen Religion bekennt, L,

3) eine Bescheinigung darüber, daß der Bewerber seine Studien auf einer deutshen Akademie gemacht hat, E.

4) eine schriftliche Versicherung an Gidesstatt, daß die eingereichten Arbeiten von dem Bewerber selbst erfunden und ohne fremde Beihilfe ausgeführt find, : i

5) f Verzeichnis der für die Konkurrenz bestimmten Arbeiten auf besonderem Bogen. f » E

Eing-sandte Arbeiten, denen die vorstehend unter 1 bis 5 auf- geführten Schriftstöcke nicht vollständig beili-gen, werden nicht berüdsihtigt. Die Ciaxfendung der Gesuche hat getrennt von den Arbeiten zu erfolgen. ;

Die Sinen Ta Ein- und Rücksendung hat der Bewerber zu

tragen. j: y Der Preis besteht in einem Stipendium von 2250 & zu einer einjährigen Studienreise nah Italien und ift zahlbar in vierteljähr- lichen Raten, deren erfte im Betrage von 900 „6 beim Antritt der Studienreise, die ferneren mit je 450 i in Jtalien jur Auszahlung gelangen. Der Stipendiat ift vervflihtet, si at Monate in Nom aufzuhalten und über seine Studien vor Ablauf der ersten ses Monate an die Akademie unter Beifügung eigener Arbeiten schriftlichen Bericht zu erstatten. 8

Bie Kosten für Ein- und Rücksendung dieser Nachweise werden ¡u Lasten des Stiftungsfonds übernommen. j E

Während der Dauer des Stipendienjahres wird dem Stipendiaten eins der von der Akademie im Interesse ibrer in Rom ftudierenden Stivendiaten gemieteten Ateliers mietsfrei überlaffen werden, wznn ältere Ansprüche auf sol&e nicht zu berücsihtigen sind. f:

Der Genuß des Stipendiums beginnt mit dem 1. Oktober 19%.

Die Zuerk-nnung des Preises erfolgt im Monat März 1906; nah getcoffener ExtsH-:idung kann auf Bestimmung des unter- zeihneten Senats einz öffeatlide Ausstellung der Bewerbungsarbeiten stattfinden. :

Berlin, den 1. September 1905, : h

Der Senat der Königlichen Akademie der Künste, S-ktion für die bildenden Künste. Johannes Ogten.

Wettbewerb

um den Preis der Zweiten Michael Beershen Stiftung für Kupferstecher für das Jahr 1906.

Der Wettbewerb um ten Preis der Zweiten Michael Beerschen Stiftung, zu welhem Bewerber aller Konfessionen zugelassen sind, wird für das Jahr 1906 für Kupfersteher eröffnet.

Der zum Zweck der Bewerbung einzusendende Kupferstih muß in Linienmanfter ausgeführt sin; es müssen demselben außerdem Zeich- nungen einer nah dem Leben ausgeführten Aktfigur, sowie einer aus dem Originalbilde eines guten Meisters entl-hnten Gewantfigur bei- gefügt werden. : L h

Die Ablieferung der für diesen Wettbewerb bestimmten Arbeiten nebst \chriftlihem Bewerbungsgesue an die Königliche Akademie der Künste, Berlin W. 35, Potsdamer Straße 120, muß bis zum 5. März 1906, Miitags 12 Uhr, erfolgt sein. Die Zabl der Arbeiten darf 10 nit überschreiten. j

Es baben außerdem die Konkurrenten gleihzeitig einzusenden :

1) einen ausführliben Lebenslauf, aus dem insbesondere der Studiengang des Bewerbers ersihtlih isi, i

2) eine amtlihe Bescheinigung, aus welcher hervorgeht, daß der Bewerber zur Zeit der Einsendung ein Alter von 22 Jabren erreicht, jedo das 35. Lebensjalir noch nit überschritten hat, S

3) eine amtlihe Bescheinigung darüber, daß der Bewerber seine Studien auf einer deutihen Akademie gemacht hat,

4) eine s{riftlie VersiHerung an Eideëstatt, daß die eingereichten Arbeiten von dzm Bewerber selbst ohne fremte Beibilfe ausgeführt sind,

5) ein Verzeichnis der für die Konkurrenz bestimmten Arbeiten auf besonderem Bogen. h

Eingesandte Arbeiten, denen die vorstehend unter 1 bis 5 auf- geführten Schriftsiücke nicht vollständig keiliegen, werden nicht berüd- sichtigt. Die Einsendung der Gesuche hat getrennt von den Arbeiten ¡u erfolgen. i

Die Kosten der Ein- und Nücksendung hat der Bewerber zu tragen.

Der Preis besteht in einem Stipendium von 2250 e zu einer einjährigen Studienreise nach Jtalien und ist zahlbar in viertel- jährlichen Raten, deren erste im Betragesvon 909 4 beim Antritt der Studienreise, die ferneren mit je 450 4A in Italien zur Aus- ¡ablung gelangen. Der Stipendiat i1t verpflihiet, si aht Monate in Rom aufzuhalten und über seine Studien vor Ablauf der ersten sechs Monate an die Akatemie unter Beifügung eigener Arbeiten {chriftlihen Bericht zu erstatten.

Die Kosten für Ein- und Rücksendung dieser Nachweise werden zu Lasten des Stiftungsfonds übernommen.

Während der Dauer des Stipendienjabhres wird dem Stipendiaten eins der von der Akademie im Interesse ihrer in Rom ftudierenden Stivendiaten gemieteten Ateliers mietsfrei überlaffen werden, wenn ältere Ansprüche auf solche nicht zu berüdcksichtigen find.

Der Genuß des Stipendiums beginnt mit dem 1. Oktober 1906.

Die Zuerkennung des Preises erfolgt im Monat März 1906; nah gtroffezner Entscheidung fann auf Bestimmung des unterzeihneten Senats eine öfentlihz Ausstellung der Bewerbungsarbeiten ftattfinden.

Bælin, den 1. September 1905. f

Der Senat der Königlichen Akademie der Künste, Sektion für die bildenden Künste. Johannes Oßzen.

Mi nisterium für Handel und Gewerbe.

Den’ Baæ:gewerkschuloberlehrern Keil in Cassel, Neff in Magdeburg, Tannert in Stettin, Usener in Hildesheim, Gürshner #1 Görli, Vorländer in Münster i. W,, Schmalholz n Barmen, NÑNaabe in Cassel, Schär in

örter, Teerko1"n in Kattowiß und Pfaff in Stettin ist das Prädikat „Professo."“ verlichen worden.

__ “igtamlliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 23. September.

Jhre Kaiserlihen und Königlichen Majestäten sind gestern vormittag in Rominten eingetroffen.

Der Justizminister hat durch eine Verfügung vom 19.9 V effend die Auslieferung aus den Philippinen, bekannt gegeben, daß die Regierung -der Ver- einigten Staaten von Amerika die von ihr in den Jahren 1852, 1853 und 1857 mit Preußen und anderen deutschen Staaten abgeschlossenen Auslieferungsverträge für die Phi- lippinen für anwendbar erachtet. Auf Grund des Ausliefezungs- vertrags zwischen Preußen und anderen Staaten des Deutschen Bundes einerseits und den Vereinigten Staaten von Amerika andererseits vom 16. Juni 1852 nebst Additionalartikel vom 16. November 1852 wird sonach die Festnahme und Aus- lieferung von Personen, die nach diesem Vertrag aus den Vereinigten Staaten auszuliefern wären, auch auf den Philippinen herbeigeführi werden können.

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Vom 22. bus 23. September Mittags ind im preußi}chen Staat 8 choleraverdähtige Erkrankungen und 3 Todesfälle an Cholera amilihneugemeldet worden. Vonden Neuerkrankungen fommen auf die Kreise Graudenz 2 (eine Arbeiterfrau und eine Krankenpflegerin), Berlin 1 (ein Schiffer auf einem von der Neße herkommendenSchiffe im Hafen am Urban), Züllichau-Schwiebus 2 (zwei Brüder von fünf und einem halben Jahr), Wirsiß 1 (Arbeiter), Bromberg 1 (Arbeiter), Schubin 1 (Arbeiter). Von den früher gemeldeten choleraverdächtigen Erkrankungen ist eine iódlih verlaufene, welche den Sohn eines Schiffsmaschinijten an der Woltersdorfer Schleuse im Kreise Niederbarnim betraf, niht als Cholera festgestellt. i; : E

Ferner befindet sich ein versehentlih als gestorben ge- meldeter Knabe in der elerang: Die Gejamtzahl der Cholerafälle beträgt bis jegzt 243 Erkrankungen, von denen 81 tödlih verliefen. }

Die Stromüberwachungsstellen bei Berlin an der Char- lottenburger Schleuse und an der Einmündung des Berlin- Spandauer Schiffahrtsfanals in die Havel bei Saatwinkel, sowie der Ueberwachungsdienst auf der Spree wurden gejtern von Ministerialkommissaren einer eingehenden Prüfung an Ort und Stelle unterzogen.

Der Kaiserliche Gesandie in Brüssel, Wirkliche Geheime Nat Graf von Wallwiß is von dem ihm Allerhöchst be- williaten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die

Geschäfte der Gesandishaft wieder übernommen. j

Der Königliche Gesandte in Dresden, Wirkliche Geheime Nat Graf von Dönhoff ist von dem izm Allerhöchst be- willigten Urlaub auf setnen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandischaft wieder übernommen.

Der Wirkliche Gebeime Oberregierungsrat und Präsident des Königlich preußishen Statistischen Landesamis Dr. Blenck ist vom Urlaub zurückgekehrt.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist der heimkehrende Transport der von den Schiffen des Neuer E LEE abgelösten Besaßgungsteile mit dem Reichspostdampfer „Prinz Heinrich“ am 21. September in Southampton ein- getroffen und hat gestern die Reise nah Antwerpen fortge)eßt.

S. M. S. „Bussard“ ift am 21. September in Bagamoyo eingetroffen und an demselben Tage wieder in See gegangen.

Deutsche Kolonien.

Nach einer Meldung des Kaiserlichen Gouvernements von Deutsch - Ostafrika hat, wie „W. T. B.“ berichtet, der Hauptmann Merker die Aufständischen zwischen dem 7. und dem 15. d. M. in mchreren Gefechten in den Kitschi - Bergen, nordwestlich oon den Matumbi- Bergen im Hinterland von Kilwa, geshlagen. Der Gegner erlint große Verluste, diesseits ist nur ein Farbiger ver- wundet. Dreißig Mann Marineinfanterie follten mit der Verstärkung für Morogoro unter Hauptmann Freiherrn von Wangenheim am 21. September mit S. M. S.“ „Bußjard? nah Bagamoyo gehen, um dann nach Morogoro zu marschieren.

ur Beendigung der Pazifizierung von Morogoro werden nah fintreffen dieser Verstärkung dem Hauptmann Freiherrn von Wangenheim über 160 Askaris außer der Marineinfantecie zur Verfügung stehen. Dreißig Mann Marineinfanterie und zwei Kompagnien Farbige werden Mitte Oktober in Kilwa zum Vorgehen auf Liwale—Songea bereit sein. Jm Bezirk Lindi fteht der Hauptmann Seyfried mit 30 Mann Marine- infanterie und 100 Askaris; erstere sollen eine feste Stellung bei der Missionsstation Mafsassi beseßten. Z

Der Benediktinerabt Norbert traf mit flüchtenden Missio- naren aus Kigonsera und Peramiho am Niafsa-See ein. Der Telegraph nah Tabora is in Ordnung. Von Mahenge und Songea liegen feine Nachrichten vor. Hauptmann Nigmann hatte mit der Kompagnie Jringa Mitte September ein sieg- reihes Gefeht in Uchunawe auf der Grenze der Bezirke Mahenge und Jringa gegen Wahche und ambunga. Diesseits wurden 3 Farbige getötet und 4 verwundet. Der Feind erlitt {were Verluste und zog si in der Richtung auf Sfafara zurüuück. Nigmann verfolgt ihn und sucht mit Mahenge Verbindung. ,

Aus Buea im Schußgebict Kamerun wird amtlih ge- meldet, daß der Oberleutnant Martin Sandrock, geboren am 2. Januar 1870 zu Neumarkt, früher im Jnfanterie- regiment Nr. 154, am 21. August in einem Gefeht s{hwer verwundet worden und am 6. September in Massanga der Verwundung erlegen ist.

Oesterreich-Ungarn.

Die Führer der ungarischen Koalitionsparitei die Grafen Andrafsy Aladar Zichy und Apponyi, Barg! Banffy und Kossuth sind in Wien eingetroffen und werdey wie „W. T. B.“ meldet, heute vom Kaijer in Audienz empfangen werden. :

Gestern fand in Wien die von der Gesamterekutive jy, Sozialdemokratie Oesterreichs einberufene Reichskonferen sämtlicher [og ner Parteivertretungen f j Die Konferenz beschloß, „W. » "M zufolge, einbellig, en Manifest an die Arbeiterschaft Oesterreichs zu erlassen, in dem geq die Stellungnahme des Ministerpräsidenten e Einen von Gautjz gegen die Wahlrehisreform inUngarn energî ch Einspruch erhotez und die Beseitigung des privilegierten Wahlrehts in Oes. reih sowie die Einführung des allgemeinen direkten Wahlre&z gefordert werden soll. Die Arbeitershaft Oesterreichs s ferner aufgefordert werden, den Kampf für das allgemein Wahlrecht mit aller Energie weiterzuführen. Den ungarist Sozialdemokraten wurde für ihr Eintreten für das allgemein MWaktlreht Anerkennung und Sympathie ausgesprochen.

Frankreich.

Der maronitishe Patriarch ist, „W. T. B.“ zufclg,

in Paris eingetroffen. Er wird mit dem Ministerpräideniz

Rouvier Besprehungen über die Buerelen der Maroniten in Orient und die der französishen Schußbefohlenen haben.

Rufßlaud.

Im Marinepark zu Wasa (Finnland) fanden my Donnerttagabend und im Sächsishen Garten in Warschaz gestern mittag Bombenexplosionen statt. Der angerichiy Schaden war in beiden Orten gering; in Warschau gelang @ den Täter, der selbst Verwundungen erlitten hatte, festzunehmen

Wie die „St. Petersburger Telegraphenagentur“ auz Baku - meldet, find nach Angabe des dortigen persisha Konsuls 15 000 persishe Arbeiter aus der Stadt auz:

ewiesen worden. Die A einer gleichen Anzall fiche noch bevor. Auch russische und armenische Arbeiter reisn in großer Zahl ab. Die Wiederaufnahme der Arbeiten i den Naphthawerken werde daher wahrsheinlich dur ta Mangel an Arbeitern sehr ershwert werden.

Jn Baku ist am Donnerstag der Kaiserliche Stati: halter zu mehrtägigem Aufenthalt eingetroffen, um ti dortigen E genau zu untersuchen und die Brandstätin im Naphthabezirk zu besichtigen. Der Statthalter wurde an Bahnhof von den Vertretern der Verwaltung undder Bevölkerung, sowohl Armeniern wie auch Muselmännern empfangen un) hôrte eine Ansprache des Bischofs Ananias an, der erklèry, die Armenier hofften, daß der Statthalter diesen blutiga Tagen ein Ende bereiten und unparteit)che Gerechtigkeit übn werde. Der Statthalter erwiderte darauf, er hoffe, daß di Armenier die Erfüllung dieses Wunsches durch ihr eigens Verhalten am meisten fördern würden. Coptchibascen, das Oberhaupt des mohammedanischen Klerus, erklärte darauf, tz Muselmänner erwarteten als fciedlihe und getreue Unt tanen die Wiederherstellung des Friedens, und er bitte um di Ergreifung von Maßnahmen zur Wiederherstellung der dur die Armenier gestôrten geordneten Verhältnisse. Der Stat halter erwiderte, er ege die Hoffnung, daß die Muselmänra die Ordnung wiederherstellen würden. Der Staithal empfing dann vershiedene Abordnungen und Privatleute, di

ihm die oörtlihen Bedürfnisse auseinanderscßten. einer unter feinem Vorsiß abgehaltenen Konser der obersien Militärbehörden wurde beschlossen, Vet

stärkungen an Truppen heranzuziehen und ein Kriegs geriti einzusehen. Ferner fand am Freitag ebenfalls unter d Vorsiß des Statthalters und in Gegenwart eines Bevct mächtigten des Finanzministers eine Prüfung der für t \shleunige Wiederaufnahme der Arbeiten in de Naphtha- und Fabrikbetrieben notwendigen N nabmen stait, von denen vorläufig besonders die Napht: betriebe durch eine starke Truppenabteilung geschüßt werda müßten. Jn Baku und dem Naphthagebiete in seiner Ur ebung soll eiue hinreichend starke Polizezitruppe, für die t Ausrüstung von der Präfektur geliefert wird, durch die Regieru] aufgestellt werden. Jn der bei dem Generalgouverneur at gehaltenen Konferenz der Naphthaindujtriellen u Dampfbootseigentumer, bei der die Vertreter zw: russischer Häuser und je ein Vertreter jedes tatarischen u armenishen Hauses zugegen waren, s{lug der Kaiserli Statthalter vor, daß der armenische und der mujselmänns Klerus für die Wiederversöhnung ihrer Glaubensbrüder beta sollten, deren Abgesandte heute eine Aussöhnungs konf haben werden. Die Lage der Arbeiter im Naphihabezick [8 ebenfalls eine Aufbesserung erfahren. N Drei Tage find jezt, wie dieselbe Agentur meldet, 1 Baku vergangen, ohne daß Gewalttätigkeiten verd wurden, aber die Lage is noch immer gespannt; die Straz? werden wieder belebt und die meisten Läden geöffnet. rup? abteilungen sind eingetroffen. Der Statthalter hat das U suchen der Industriellen, eine Bürgerwehr zu bilden, abge! und eine Untersuchung über die Beschießung des Hop angeordnet.

Spanien.

Jn Barcelona wurden fünf Anarchisten, die hau! sählih in die Angelegenheit des dort am Anfang di Monats verübten Bombenanschlags verwidckelt sind, in stren Gewahrsam genommen. Das catalanistishe Ble: „Clucut“ is wegen Beleidigung der Armee pol beshlagnahmt worden. Die Catalinisten haben Sonntag neue Kundgebungen angekündigt.

Niederlande.

Der Finanzminister führte bei der Vorlegung des But für das Finanzjahr 1906 gestern in der Kammer aus, daß der So ein Defizit von 11311 925 Gulden voraussehe, in dem 6 o Gulden an außerordentlihen Ausgaben enthasten seien. Das 2 im ordentlichen Budget beträgt demgemäß 4 953 465 Gulden. P für die Kräftigung der Finanzen sind noch nicht festgeseßt Minister {lug aber einen Zuschlag von 10 Cents auf die e Z und auf die Einkommensteuer vor, der 796 000 Gulden Kapil2 750 000 Gulden Einkommensteuer mebr ergeben würde. Des df führung dieser Zuschlagsteuern würde fih das Defizit für 1 34 Millionen verringern.

Amerika.

Nach einer Meldung der „New York Tribune“ amerikanishe Generalkonsul in Panama Lee dem i departement in Washington berichtet, daß der Miner *, Aeußern in Panama De la Guardia bei einem -B1u9 5 San José über ein Einverleibungsabkommen

Stad

Costa Rica verhandelt habe. Der Vorschlag gehe von anama aus, und wenn er nit Bedingungen enthält, die von sta Rica als unannehmbar angesehen werden, werde er

unverzüglih angenommen werden. Das genannte Blatt be-

hauptet dann, nach der Anerkennung der Unabhängigkeit

Panamas habe der Gesandte von Costa Nica in Washington

die amerifanische Regierung in bezug auf ihre Haltung hin-

fihtlich der angedeuteten Verbindung sondiert, aber das

Staatsdepartiement habe sich niht darauf eingelassen.

Asien. :

Nach einer Meldung des „Reutershen Bureaus“ aus Tokio find bis jeßt nicht weniger als vierzig Denk- shriften direkt an den Thron gerichtet, in denen sowohl einzelne Personen wie ganze Körperschaften den Kaiser bitten, den Frieden nit zu ratifizieren; eine der Adressen soll von Professoren der Kaiserlihen Universität unterzeihnet sein. Einem Teil der in Japan in Kriegsgefangenschaft gehaltenen russischen Offiziere ist es jet gestattet worden, auf Ehrenwort in die Heimat zurückzukehren. Den noch in der Kriegsgefangenschaft verbleibenden ist größere Bewegungsfreiheit gewährt. Der Admiral Roschdjestwensky sol von seinen Verwundungen beinahe völlig wieder ge-

nesen sein. Afrika.

Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Tanger seien die Frau und die Kinder des ehemaligen Kriegsministers Menebhi, die fich von Marrakesh nach Tanger begeben wollten, in Mazagan von dem Gouverneur angehalten und zwei der Familienmitglieder gefangen gesezt. Der eng- lische Geschäftsträger Wyldbore Smith bemühe ih, die Frei- lassung der Gefangenen zu erwirken.

Statiftik und Volkswirtschaft.

7. internationaler Arbeiterversiherungskongr eß.

In seiner gestrigen Sißung befaßte si der Arbeiterversicherurg3- fongreß zu Wien, wie R T. B.“ berichtet, mit der Frage der Aufstellung einer iaternationalenUnfallstatistik. Regierungsrat Kaan s{lug eine Resolution des Inhalts vor, daß der Kongreß mit großem Intereffe jene Beshlüsse ¿zur Kenntnis nimmt, die bei der diesjährigen Tagung des Internationalen Statistischen Instituts in London über die Aufstellung einer internationalen Unfall- statistik gefaßt worden find. Der Kongreß beschloß seinerseits die Einseßung einer Kommission zum weiteren Studium der Frage und beauftragte die Kommiffion, \ich mit der vom Internationalen Statisti- hen Institut eingeseßten Kommission ins Einvernehmen zu seyen. Sodann referierte Klein über die Frage der Aufstellung einer internationalen Unfallstatislik auf der Grundlage der Grfahrungen der deutshen Unfallftatistik. Nah weiteren Referaten über die Grade der Unfallsinvalidität, über die Unfallversiherung und über die Berufs- krankheiten übernahm der Ehrenpräfident Dr. von Koerber den Vorsiß und verkündete, nahdem der Delegierte Magaldi unter [eb- baftem Beifall den Kongreß für die nädbste Tagung nah Rom eingelaten hatte, daß Rom der Ort des nächsten Kongresses sein solle. Es folgten dann die S(&lußreden, in denen Geheimer Rat Dr. Bödiker, Handelskammerpräsident von Kink und der Ehrenpräsident Dr. voa Koerber die Ergebnisse des Kongresses würdigten. Nach einer Rede, in der Paulet (Frankreich) den Dank für den den Kongreßmitgliedern zuteil gewordenen Gmpfang aussprach, wurde der Kongreß geschlo sf en.

Zur Arbeiterbewegung.

Eine außerordentlich zahlrei besubte Versammlung der Maler und Anstreicher Berlins und der Vororte hat, der „Voß. Zig.“ zufolge, am Donnerstagabend den von der Oris- verwaltung aufgestellten neuen Lohntarif mit großer Stimmen- mehrheit angenommen. Hauptpunkte des Tarifs sind: Arbeitszeit im Sommer 83 Stunden (gegenwärtig 9 Stunden), im Winter 64 Stunden (bisher 7 Stunden). Mindestftundenlohn für Maler 70 S (zur Zeit 55 4), für Anstreicher 65 4 (gegenwärtig 50 S). Afffkordarbeit ift gänzlih au2ges{hlofsen. Kündigung findet gegenseitig nicht statt. Der Tarif tritt am 1. April 1906 în Kraft und gilt bis 1. April 1907. Den Malerinnungen von Berlin, Charlotten- burg, Gr.-Lichterfelde und Lichtenberg-Rummelsburg foll der Tarif unterbreitet werden.

_In Cöln besbloß gestern, wie die „Frkf. Ztg." erfährt, eine zablreih besuchte Verjammlung von Damenschneidern und Sineiderinnen in eine Lohnbewegung einzutreten, und von der Schneiderzwangetinnung als Mindesilohn für selbftändige Arbeiter in der ersten Klasse 39 #, in der zweiten 33 , für selbftändige Arkeiterinnen 24 # und 18 „j bei 9 stündiger Arbeitszeit zu verlangen. Die Innung bezeichneie diese Forderungen als unannehmbar und bes{loß, der Lobnkommisfion keine Antwort zu geben. Da die Arbeitnehmer tis spätesiens zum 23. d. M. die Ant- wort erbaten, so ist für Montagmorgen die Arbeit3niederlegung zu erwarten.

_Aus Solin gen meldet die „Rh.-Westf. Ztg.“ : Die General- versammlung, des Vereins zur Wahrung der wirtshaftlihen Inter- esen der Solinger Industrie bes{loß einstimmia, daß wegen der zwischen dem Shlägereibesißerverein und dem Metallarbeiterver- band beftehenden Differenzen heute sämtlite Mitgliedec des Vereins allen in ihren Betrieben beschäftigten Arbeitern, soweit fie Mitglieder des Metallarbeiterverbandes sind, zu kündigen haben. Durch diesen Bes{luß werden die Arbeiter von 16 Solinger Firmen und 11 Firmen bon Ohligs, Wald und Höhscheid betroffen. (Vgl. Nr. 224 d. BL)

_In Leipzig find, wie der „Köln. Ztg.“ telegraphiert wird, die

Posamentiergebilfen in eine Lohnbewegung eingetreten. Sie fordern bei 53 stündiger wöchentlicher Arbeitszeit 55 4H Stundenlohn, Zuschlag für Ueberstunden, Einseßung einer Schlichtungskommission und Freigabe des 1. Mai. m _In Heidelberg ift, nah der „Frkf. Ztg “, der Ausftand der Maurer, der seit dem 1. Mai dauerte, auf Beshluß einer Strreik- gerlammlung auf den 1. März 1906 vertagt worden. An diesem Zage soll der Ausstand wieder beginnen bezw. ein Stundenlohn von 29 A von neuem gefordert werden.

Kunft und Wissenschaft.

Zu den an dieser Stelle wiederholt erwähnten römischen Aus- grabungen in Haltern teilt die „Köln. Zig.“ mit, daß das seit Woden gefudßte Nordtor des Großen Lagers nun endlich gefunden worden a Allen Mutmaßungen zum Trotz hat es seinen Plag nicht gegenüber E Südtoc, sondern nabe bei der nordwestlichen Umbiegung der das T einschließenden Spitzgräben. An dieser Stelle ist der hölhst- î N Punkt des Lagers, von dem aus mana eine prahtvolle Aus- L nah verschiedenen Richtungen genießen kann. Die Torftelle ist Oalitelt warden, indem mán mittels langer, dünner Stablstangen das e soadierte, ob man darunter gewahsenen oder eingefüllten Boden hör Gegenwärtig ist man damit beschäftigt, das Tor samt den dazu geYorenden Anlagen in weitem Umfang freizulegen.

Verkehr8anstalten. Im „Archiv für Posk und Telegraphie* veröffentlicht der Ober- bostsekretär Krüger die: Uebers eines interessanten Aussazes über inen Versuch Peters Les Groben, einn Ea

Artikel, den N. J. Sokolow in St. Petersburg für das russishe „Post- and Télegrapbeniournal* versaßt bat, entnebinen wir folgenbe A:

Als Peter I. seinem Riesenreiche mit eiserner Fauft die Kultur des Westens aufiwang, lenkte sh sein Blik au auf die Mangel- haftigkeit des russis@ten NVerkehr8wesens. Der Zar kannte die vom Großen Kurfürsten ins Leben gerufenen brandenburgischen Posten aus eigener Anschauung und bewunderte ibre Organisation. Es regte sich in ibm der Wunsch, eine ähnlide regelmäßige Personen- und Güterbeförderung in seinem Lande einzurihten. Zunächst ließ er den preußishen Geheimsekretär Bertram nach Skt. Peters- burg kommen und erteilte ihm unter Ernennurg zum russischen Generalpostdirektor durch Verordnung vom 13. Augusl 1722 den

ftrag, eine regelmäßige russishe Fahrposiverbindung ¡wischen allen größeren Städten Rußlands, vor allem aber von St. Petersburg nach Moskau, anzulegen. Dabei sollte fich Bertram die preußische Fahrpost ¡um Muster nehmen. :

_ Ein russishes Postwesen im eigentlichen Sinne gab es bis zu dieser Zeit noh niht. Es bestanden auf den Hauptstraßen zwar einige Stationen; sie dienten indes nur zur Beshaffung von Pferden für Suaige reitende Kaiserliche Kuriere, hohe Beamte, Militärs und dergl. Die Personenbeförderung war ganz in privaten Händen Bertram unternahm nun die. nötigen Schritte, und es entstanden ¡wei Ent- würfe zur Gründung einer Fahrpost: vom St. Petersburger Post- meister Krauß und vom Poftsekretär Pestel.

, Der Vorschlag des Krauß betonte zuerst die Notwendigkeit der Autbefserung der Straße von St. Petersburg nah Moskau in einer Länge von 737 Werst (1 Werst = 1,067 km). Von Meskau war nah der- Schilderung des Krauß die Straße nach der nächsten Station Bronnißki, trop des mangelhaften Zustandes der Brücken, noch einigermaßen fahrbar, der eie Teil aber in einem trostlosen Zustande, z. B. die Strecke ¡wishen Nowgorod und fa. Diese Strecke war seiner- ¿cit auf einer Unterlage von Balken angelegt worden, die mana in Gr- mangelung von zweckdienlichem Material etwa 30 cm bhoch mit Lebm bedeckt batte. Infolge anhaltender Regengüsse hatte sich diese Art Kunftstraße mittlerweile in ein Meer von Shlamm und Schmuß verwandelt, auf dem im Herbst und Frühjahr weder Pferd noch Wagen vorwärts famen. Dieser Fahrweg follte zu allererst von seiner Lehm- auflage gerzinigt werden.

Was den Pferdewehsel betraf, der damals auf der Straße von St. Petersburg nah Moskau nur etwa alle 40 Werst möglich war, bielt Krauß vor allem die Verdoppelung der Stationen für erforder- lib; wie in Brandenburg, sollten alle 20 Werft ses Pferde bereit stehen. Wo in der Nähe der zu errihtenden Stationen kein Dorf vorhanden war, sollten Bauernhäuser mit ¡wei Wohnräumen sowie Pferdestallungen gebaut und Futtervorräte besch2fft werden. Die Vergütung der Unternehmer sollte für jedes Pferd und jede zurüdck- gelegte Werst 1 Kop. betragen.

Die in Brandenburg eingeführte Form der Postwagen hielt Krauß für russishe Verhältnisse niht geeignet, weil die russischen Sireckten zu lang seien, die Wagen daber im Verglei zu Brandenburg fester gebaut und gegen Unfälle und Diebstähle bejonders gefichert werden müßten; er empfahl eine Art viecsiziger Reisehalbwagen, vorn und hinten mit großen Schiebekästen ¡ur Aufnahme des Gepädks. Wie fehr der Urheber des Plans glei von vornherein an Postunfälle dadte, zeigt die große Zahl ter veranshlagten Reserveräder und asen. Für den Winter sollten die Halbwagen dur Bauerrschlitten

ersegt werden. Als Bedeckung unterwegs {lug Krauß sogen. eWagenmeifster“ vor, deren Zahl er für die Stede St. Péters8- burg— Moskau auf vier berehnete. Die Wagenmeister sollten die Posten vor der Abfabrt besichtigen, den Fahrgäste die Pläße anweisen, die Post- und Pafsagiergüter übernehmen und chert weiter über- geben. Für die Stellung eines Wagenmeisters hoffte Krauß geeignete anständige Leute bei 4 Rb[. Monatsgehalt anzuwerben. Diese Be- zablung erscheint noch bedeutend, wenn man die Vergütung der Postillione in Vergleich zieht, die neben freier Au-rüstung, aus Ueberrock und Hosen von grobem Bauerntuch, Lederstiefeln, Hut und Postborn bestehend, ein Jabretgehalt von 4 Rbl. erhalten sollten.

Das finanzielle Ergebnis des Unternehmens verans{hlagtz Krauß auf einen U-bershuß von 30 Nbl. 52 Kop. für die jedesmalige Fahrt. Als einmalige Sesamtausgakte für die ganze Postanlage Beredmete der Aaios rur 40C0 Rbl. Zur Sicherheit der Post, ihrer Anlagen und Angestellten empfabl Krauß den Erlaß strenger Verordnungen und kie Fest- seßung harter Strafen ohne Anseben ver Person. Dieser legte Pafsus ift für die damaligen rufsishen Verbältniffe harakteristish, weil der Adelige, von jeher im Besize aller Vorrechte, die Unentgeltlichkeit aller îtaat- lihen Ginrihtungen gar ju gern für fich in Anspruch nahm. In der Tat mußte die Regiecung au spâter noch oft mit den schwersten und rüdsichtslosesten Strafen gegen bobe Personen einschreiten, die si den Verbältniffen einer fstaatlihen Post niht fügten und die Pofibalter und Postillone beshimpften und s{lugen.

der Vorschlag des Posifekretärs Peftel ift eiwas ausführlicher und gipfelt in den nachstehenden Fragen. 1) wie ift die Sicherheit auf der Straße zwishen St. Peters E ed Meosfau berzusftellen ? 2) läßt sih eine regelmäßige Post zwis den beiden Hauptstädten überhaupt einrihten und unterhalten? 3) [afen sih die erforderlichen Pferde und alles zu ihrer Urtzrtaltung Nötige befhaffezn? 4) können

fahrende Post obne Schädigung der Staatskasse eingerichtet werden ? __ Für die Sicherheit der Poft sollte eine Militärabteilung sorgen, indem sie die Straße dauernd beobahte und alle in Frage kommenden Ortschaften rah verdähtigem Gesindel durhsuhe. Zum Schuge der Posten sollte eine Kaiserlihe Verordnung erlafsen, außerdem jedem Posiwagen ein Soldai als Wathe beigegeben werden. Für die Instandsezung der Strafe soliten dauernd geztignete Arbeiter Sorge tragen. Die die Post begleitenden Soldaten bätten au auf den Zustand der Straße zu achten und den Arbeitern {lechtie Stellen zu bezeihnen. Die Frage wegen der Einrichtung der nötigen Poststationen löste fich nah Pestels Meinung sehr einfach. Man hätte sh nur mit geeigneten Personen wegen Uebernahme der Station und Beschaffung und Pflege der nötigea Pferde in Verbindung zu seßen. Die Ent- fernung zwischen den einzelnen Stationen follte auf 20 bis 25 Werft bemessen werden. Bei der Wabl des Playes für die Station wäre großer Wert darauf zu legen, daß der Unter- nehmer einen Heushlag und das erforderlige Land zum Anbau von Hafer und dergl. in der Nähe habe. Für diefen Fall bielt der Vorschlag eine Vergütung von 1 Kop. für jedes Pferd und jede zurüdgelegte Werst und ein Jahresgebalt von 75 Rbl. für den Unternehmer für ausreidend. Läge die Station jedoch zwischen Süwpfen, sodaß das Futtec und dergl. von auswärts herbei- geshzffft werden müßte, so sollte daz garezgehalt auf 100 RéL. erbêbt werden. Weiter sah ter Vorscklag eine Aenderung der Jahres3- gebühr für den Fall vor, daß der Unternehmer seine Pferde im Sommer auf die Weide senden, selbst aber, zwishen den einzelnen Posten tagelang unbeschäftigt, irgend eine gewinnbringende Tätigkeit ausüben könnte. Außerdem hielt Peftel die Erhebung einer Nebengebühr von 1 bis 2 Kop. von den Fabrgäften für jede zurückgelegte Station zu Gunsten der Unternehmer für erforderlich. Mit diesem Gelde sollten etwa nôtig werdende Hilfskräfte besoldet werden.

Gine Schwierigkeit bestand in der Fürsorge für die Beköstigung der Fahrgäste unterwegs, da sich diese für eine Fahrt von 100 Meilen nicht mit Mundvorrat versehen konnten. machte den Vor- schlag, auf jeder Station einen Raum zum Aufenthalte für die Reisenden zu beshafffen und Lebensmittel vorrätig ju halten. Die Abgabe der Speisen sollte, wie in Preußen, nah festen Sätzen erfolgen. Zur Vermeidung von Reibereien zwischen Unters nehmern und Publikum émpiabl der Vorschlag für jede Station eine amtlihe Verordnung, durch welche die Passagiere Unter Strafandrohung angehalten wurden, ihre ung für Beköstigung und für etwa dem Wirte zugefügten Schaden vor der Abfahrt zu

Teichen.

Die vier bis sech3 nötigen Wagen sollten nah Pestels Plane in Kaleschenform und viersitig aus festem, trockene mit Eisenbeslägen rEUa aus fen E

St. Petersburg und Moskau ins Leben zu rufen. Dem

An einmaligen Ausgaben wies Pestels Borschlag auf : 4000 Rbl.

die Fahrgäste unterwegs auch Lebensmittel erhalten? 5) fann die

SIedenfalls Baue Pestel mit dieser Summe alle Ausgaben des Unternehmens bestreiten ju können. Als Einnahme bätte die Post bei voller Besezung und bei Erhebung von 15 Rbl. für die Strecke St. Petersburg—Moskau (bei 60 Pfund Freigepäck) jährlich den Betrag vonx 68409 Rbl. aufbringeu müfsen; er war aber vor- fihtig genug, diesen Betrag nicht voll in seinen Anschlag E Nah seiner Meinung war nur auf die Hälfte zu nen wegen der Abnahme des MReiseverkehrs im Winter. „Entweder wird es im Winter nicht möglich sein“, meinte Pestel, „vier Reisende nebst Sepäck auf einem Schlitten zu befördern : tann muß die Post mehrere Schlitten und die entsprehenden Kutscher und Pferde einstellen; oder die adeligen Reisenden wollen mit eringeren Leuten nicht zusammen fahren, dann entstehen Mifk- [ligfeiten. Dazu kommt, daß im Winter Privatfuhrwerke überall billig zu mieten find. Jeder Reisende kann auf diese Weise für etwa 6 Rbl. niht nur sih selbt, sondern auch feine Familie auf größere Entfernungen befördern lassen. Derartige Privat- fuhren zu verbieten, wird niht möglih sein, weil einzelne Herrschaftzn für die Beförderung ihrer Familie und ihres Gepäcks manhinal 20 Sólitten brauchen.“ Die Frage der Rentabilität der ju grün- denden Poft glaubte Pestel aus den vorerwähnten Gründen verneinen zu müfsen. Die Fel würde zwar infofern einem „AllerböHften Kaiserlichen Interesse“ dienen, als die geplante Verbindung das Land verbessere, Handel und Industrie den Weg ebne und der Bevölkerung durch Hebung des Reiseverkehrs und des Waren- austaushes, besonders im Frübling, Sommer und rbît, großen Nutzen shaffe. Um auf alle Fälle ein etwaiges jährlihes Defizit de oft zu decken, {lug Pestel die Einrichtung eines allgemeinen rüdckenzolls nah preußischem Muster für jede Art des Personenverkehrs8 vor. - Alle Privatfuhren sollten künftig bei Erledigung der Paß- formalitäten diese der Staatskafse zufließende Abgabe entrichten.

Die geplante sonenpost ift unter er I. nicht aus dem Vor- bereitung8ftadium herauëgekommen. Nit das fehlende Bedürfnis ließ das Unternehmen scheitern, sondern vor allem der Mangel an geeigneten Unternehmern. Aus demselben Grunde konnte der Plan auch richt verwirklicht werden, als die Kaiferin Anna Jobannowna 1732 die Einrichtung kur- und lio- ländis@er Posien anordnete. Ebenso mußte die von Katharina II. im Jahre 1770 eingerichtete Fahrpost zwishen St. Petersburg und Narwa wieder aufgehoben werden. Das Unternehmen scheiterte an dem Wettbewerb mit den Privatfuhrwerken; der solide Kaiserliche Postwagen war gegen den leichten, billigen Bauernrwoagen zu kostspielig ; dazu mangelte es an geeigneten Unterrebmern. /

Zwischen St. Petersburg und Moskau kam eine regelmäßige Personenpost erst 1821 zustande, und zwar als privates Aktiens unternehmen. Diese Einrichtung übernahm der Staat im Jahre 1340, “o rw Verbindung zur Beförderung von Personen und Postgütern zu enugßen.

Theater nnd Musik.

Lustsvielhaus.

Im Lusispielbause kam getern Walter Harlan, der ehemalige Dramaturg des Lessingtheaters, mit einem Schwank zum Worte, dem er tiefere Bedeutung beigemefsen wissen möchte, einem Schwank, so zu jagen, mit philosopbishem Ginshlag. „Jahrmarkt in Pulsnig“ nennt sich das Werk, das in Dresden bereits mit Erfolg gegeben worden ist und auch bier, wie gleih vorau3geschickt sei, allgemeinen Beifall fand. Um die tiefgründigen pbilosophishen Anshauungen des Rentners Aßmann, der si einen modernen Dionysoëkult zure{htgelegt hat und sein Leben im Taumel einer ewigen Jabhrmarkisstimmung verbringen will, befümmerte sih das Publikum freilich wenig; „Was man ver- spricht, das follít Du rein genießen“, sagt Mevbistopheles vor Abschluß des Pakies zu Faust, und von dem, der ibm einen Schwank verheißt, verlangt das Publikum im Grunde nihts anderes als die Einlösung des Versprechens, von dem es ih dur literarishe Absichtez, welcher Art auch immer, nihts abj¡wacken läßt. In Harlans Pulsniger Philosophen, der ernst genommen fein will und von dem Darstelier, wohl auf des regieführenden Verfassers Anordnung hin, furchtbar ernst gespielt wurde, erblickte es denn auch weiter nichts als einen närrishen Kaujz, der für Nichtigkeiten sein Geld mutwillig vershwendet, nur um erbs{leihende Verwandte zu ärgern, und der {ließli durch das zur rehten Zeit gesprohene vernünftige Wort eines woblmeinenden Freundes von seinem „Spleen“ geheilt wird. Man kennt zwar diese Heilprozefse, die sh auf der Bühne leihter und schneller als im Leben vollziehen, aus hundert alten Pofsen und Schwänken, aber man läßt sie in diesen Stücken, in denen die Un- wabrsceinlihkeit an der Tage2ordnung ist, auch gern gelten. „Der Jahrmarkt in Pulsnigz* ift also ein Shwank wie andere mehr, der noh lustiger ausgefallen wäre, wenn es den Theaterleuten überlaffen worden wäre, ibn auh ganz in diesem Stil zu spielen. Um die Dar- stellung maten sib die Damen Mallinger und Marba, die Herren Marx, Impekoven, Ba, Paulmüller und Berger u. a. verdient. Der anwesende Verfasser wurde mehrmals hervorgerufen.

Im Königlichen Overnhause findet morgen ein? Wieder bolung von W. “A. Mozarts komisher Oper „Figaros Hochieit“ statt. Vertreter der Hauptrollen find die Damen

Plaichinger, Heriog, Rothauser, Lieban - Globig, Deey sowie die Herren Hoffmann, Knüpfer, Lieban, Nebe, Krasa und Philipp. Am Montag geht „Der Freis{üß*“ ron

C. M. von Weber zum ersten Male în dieser Spielzeit in Szene. Die Agathe fingt Fräulein Destinn, das Aennchen Fräulein Dietrich, den Mar Herr Grüning, den Kaspar Herr Mödlinger, den Ottokar Herr Berger, den Kuno Herr Nebe, den Eremiten Herr Bahmanm. /

Im Königlichen Sthauspielhause wird morgen Blumen- thals Lustspiel „Der Shwur der Treue“ wiederholt. Am Montag wird „Wilbelm Tell“ aufgeführt.

Im Neuen Königlichen Operntheater wird morgen „Margarete“ von Ch. Gounod gegeben, in den Hauptrollen dur Fräulein Farrar (Margarete), die Herren Kraus (Faust), Wittekop ‘Mepbisto), Berger (Valentin), ferner durch die Damen von Scheele

iller (Martha), Parbs (Siebel) besezt. Im Vacchanal des vierten Aktes wirken die Solotänzerinnen und das Corps de ballet mit.

Das Ses bringt in nähfier Woche Wiederholungen von Eduard von Keyserlings Zweiakter „Benignens Grlebnis" in Ver- bintung mit Gerhard Hauptmanns Traumdihtung „Hanneles Himmelfabrt® außer morgen abend noch am Dienstag, Donnerstag und nähstfolgenden Sonntagabend; „Die Erziehung zur Ehe“ und „Die sittlihe Forderung“ gus am Montag sowie am Mittwoch und Sonnabend in Sjene. Am Freitag wird „Elga® aufgeführt. Als g me m pEvga r a find angeseßt: für morgen „Die ver- sunkene Glode“, für nächstfolgenden Sonntag „Die Weber“.

Im Wochenspielplan des Schillertheaters O. (Wallner- theater) ersheint Grillparzers dramatishes Märchen „Der Traum ein Leben“ am ia L Mittwoch, Freitag und Sonnabend, Thilo von Trothas Lustspiel „Hofgunst“ wird morgen abend, ferner am Dienstag und Donnerstag wiederholt. Am nächften Sonntagabend wird Shakespeares Schauspiel „Ein Wintermärchen“ gegeben.

ImSchillertheater N. (Friedrih Wilhelmstädtishes Theater) wird morgen abend sowie am Dienstag und Freitag „Nora“ auf- geführt. Am Montag und Mittwoch s „Die Logenbrüder“, Donnerstag geht es im Frieden“ in Szene. Für Sonnabend ift die Erftaufführung von Vito Ernsts Komödie „Flahsmann als Grzächer“ angeseßt, die am nächsten Sonntagatend zum ersten Male wiederholt wird. Nachmittags wird an beiden Sonntagen „Fuhrmann Hensche[“ gegeben. Im Bürgerfaale des Rath auf es findet morgen abend der erfte der vom Shillertheater in diesem Jahre veranstalteten „Dichter- und Tondihterabende“ statt. Er ist Schiller ge- widmet, während der nächste, ein Tondichterabend, Albert Lortzing bringt.

Im Theater des Westens beberrscht „Der Opernkall“ fast aus\{hließlih den Spielplan nächster Woche. außer morgen noch am Mont Sonntag wiederholt. Am

Die Operette wird Donnerstag, Sonnabend und nächsten enétag findet, neueinstudiert, eine Aufs

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