1905 / 234 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 04 Oct 1905 18:00:01 GMT) scan diff

des Fürstlih Bulgarischen Militärverdienstordens sehster Klasse: dem Feldwebel und Stabshoboisten Mäurer, dem Sergeanten und Regimentsschreiber Bräutigam, beide im 6. Thüringischen Jnfanterieregiment Nr. 95.

Deutsches Reich.

Bei der Neichsbank find ernannt:

die bisherigen Bankvorstände Horn in Kreuznach, Desterreih in Brandenburg (Havel), Rosenow in Augs- burg, Lauster in Landsberg (Warthe), jowie der Ober- buchhalter Kern in Oppeln zu Bankrendanten und Zweiten Vorstandsbeamten; j

die bisherigen interimistishen Bankvorstände Buhrow in Sangerhausen, Häberlin in Beuthen (Oberschl.), Weber in Schwiebus, Schwarz in Heide, Lungershause in Olpe, Nichter in Hohenlimburg und Schröter in Arnstadt (Thür.) zu Bankvorständen ; i :

die bisherigen Bankbuchhalier Donle in Mülhausen (Els.), Kubnick in Mülheim (Ruhr) sowie die Buchhalterei- assistenten Nieschling in Erfurt, Zinsly in Dresden, Rother in Tilsit und Lenß in München zu Bankkassieren;

die bisherigen Buchhaltereiassistenten Schmiß in Cóln (Rhein), Sandhop in Göttingen, Husmann in Homberg (Rhein), Duwe in Berlin, Schwager und Neumann in Gleiwiß, Bußmann in Gladbeck (Westf.), Grumm in Frank- furt (Oder), Johnen in Essen (Ruhr), Anst o ck in Magde- burg, Schefold in Karlsruhe, Baumgarten in Dortmund und Evertsbusch in Straßburg (Els.) zu Bankbuchhaltern;

die bisherigen Kalkulaturassistenten Braß und Spiesecke in Verlin fowie der Kanzlist Schell hase in Düsseldorf zu Bankkalkulatoren ; J

der bisherige Geheime Registratura) Berlin zum Banfkregistrator; _ ]

der bisherige Kanzlist Weyßer in Stuitgart zum Kanzlei- sekretär.

sistent Hausigk in

Bekanntmachung.

Das Kaiserlihe Auffihtsamt hat die nachbezeihneten Erlaubniserteilungen ausgesprochen: j i:

I. durch Entscheidung vom 6. September 1905 gegenüber dem Wohlfahrts-Uebereinkommen der Eisenbahn- Fahrbeamten Deutschlands in Berlin zun Geschâfts- betrieb im Deutschen Reiche unter Anerkennung als kleinerer Verein und unter Genehmigung der in der Generalver})amm- lung vom 22. Mai 1905 beschlossenen Sazung (F 4 des Ver- siherungsauffiht8geseßes) ;

IT. durch Entscheidungen gegenüber : j E 7

1) der Allgemeinen Fluß-Versiherungs-Gesell- haft zu Riefa zur Ausdehnung des Geschäftsbetriebs auf bie preußischen Provinzen Sachsen, Brandenburg, Hannover, Pommern, Papen und Schlesiea sowie auf Anhalt unter Ge- nehmigung der in der Generalveriammlung vom 4. März 1995 beschlossenen Saßung (S 9% Sag 2 a. a. D.), j

2) dem Assekuranz-Vereine von Küstenfahrern in S@ulau zum Geschäftsbetrieb in den Provinzen Schleswig- F und Hannover sowie in Bremen und Hamburg unter [nerfennung als kleinerer Verein und unter Genehmigung der in der Generalversammlung vom 6. Januar 1905 be- schlossenen Saßzung 96 Sag L a. a. D)

3) dem Boykottshußverbande deutsher Braue- reien, Versiherungsverein auf Gegenseitigkeit zu Berlin, zum Geschäftsbetrieb im Deutjchen Reiche unter Genehmigung der in der fonstituierenden Versammlung vom 15. Juli 1905 beschlossenen Satzung (84 a:a:9).

Berlin, den 29. September 1905. |

Das Kaiserliche Aufsihtsamt für Privatversicherung.

SLCUÜer. -

vom 7. September 1905

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht : dem Direktor bei der Oberrehnungskammer, Wirklichen Geheimen Oberregierungsrat von N ofti ß den Charakter als Wirklicher Geheimer Rat mit dem Prädikat „Exzellenz“ zu verleihen,

Provinzialshulrat zu ernennen sowie

ÿ ET 2 o C C : ; = Q f | Á R ° - -_ c Fr ¿5 dem Bistumssyndikus a. D. Dominikus Laws Un | ¿mber in Tschenglin eingetroffen und geht am 7. Oktober von

dem Polizeidistriktskommifsar Pallaske in Kobylagora | dort nah Hankau ab.

aus Anlaß seines Scheidens aus dem Amt den Charakter als | il Tsingtau eingetroffen.

Frauenburg den Charakter als Justizrat,

Polizeirat und E L L dem Regierungésekretär Krönke in Lüneburg aus Anlaß

seines Uebertritts in den Ruheftand den Charakter als Kanzleirat ;

zu verleihen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: die Wiederwahl des Kammerherrn,

romsdorf zum Generallandschaftsdirektor der Schlesischen Landschaft für den verfassungsmäßigen sechsjährigen Zeitraum vom 1. Oktober 1995 bis dahin 1911 zu bejtätigen.

Auf Zhren Bericht vom 15. September d. J. genehmige Jch,

daß die dem Chausseegeldtarif vom 29. Februar 1840 (Geseß- | s S. 94 ff.) angehängten Bestimmungen wegen ;

im Kreise | Fer ihow 11, Regierungsbezirks Magdeburg, belegene Chaussee | von Nigzahn über Möthliß nah Bahnig zur Anwendung kommen, mäßig unterhalten wird. Die | ab sicht „W. T. B.“ zufolge als Kaufpreis 237 864 917 M ! vor; das ist der Betrag, über den im August 1904 ein Ein- | verständnis zwischen der Regierung uud den pfälzishen Bahnen | erzielt worden ijt.

er Chausseepolizeivergehen auf die

eingereichte Karte erfolgt anbei zurü. L Neues Palais, den 21. September 1905. Wilhelm R. von Budde.

An den Minister der öffentlichen Arbeiten.

solange diese Straße chaussee

° E A “—— Mitgliedes des |feilweise beseitigen lassen.

Haren Freiherrn von Tshammer und Osten auf

Ministerium der geistlihen, Unterri hts- und Medizinalangelegenheiten. Der Provinzialshulrat Dr. Cauer ist dem Provinzial- shulkollegium in Münster überwiesen worden. O Dem Oberlehrer an der Prinzenschule in D Friedrich Wappenhans ist das Prädikat „Professor“ beigelegt worden.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. Die Oberförsterstelle Greiben im Regierungsbezirk Königsberg i. Pr. ist zum 1. November 1905 zu beseßen.

Abgereist : Seine Exzellenz der Präsident des Reichsbankdirektoriums, et Geheime Rat Dr. Koch, in Dienstangelegenheiten nach Kiel.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen, Berlin, 4. Oktober.

Seine Mdjestät der Kaiser und König nahmen heuie im Jagds{hloß Rominien die Vorträge des Staats- ministers, Staatssekretärs des Reichsmarineamts, Admirals von Tirpiz und des Chefs des Marinekabinetis, Admirals Freiherrn von Senden-Bibran entgegen.

Dievereinigien Ausschüsse des Bundesrats für Rehnungs- wesen und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen, die ver- einigten Ausschüsse für Rechnungswesen und für Handel und Verkehr sowie die vereinigten Ausschüßse für Zoll- und Steuer- wesen, für Handel und Verkehr und für Nechnungswesen hielten heute Sißungen.

Aus Anlaß der bevorstchenden Volkszählung laufen im Königlih preußishen Statistishen Landesamt nicht nur tägli zahlreihe Anfragen und Gesuche wegen Be- shäftigung jowie Empfehlungen jolcher Gesuche ein, fondern es werden Beamte der Behörde auch mündli, jowohl während der Dienststunden wie selbst in ihrer Häuslichkeit oder bei anderen Gelegenheiten fortgesezt in oft dringender* Weise dafür in Anspruch genommen. Es wird daher mitgeteilt, daß dur die vorhandenen Meldungen der Bed arf der ge- dachten Behörde an Hilfskräften bereits überreih gedeckt ist. Mit Rücksicht hierauf wird zugleih gebeten, von Meldungen und Empfehlungen der bezeichneten Art Abstand zu nehmen. Sollten sie sich troÿdem weiter häufen, fo fann ihre einzelne Beantwortung nit in Aussicht gesellt werden.

P

Von 3. bis 4. Oktober Mittags find keine {olera- verdächtigen Erkrankungen oder Todesfälle an Cholera im preußishen Staat neu gemeldet worden. Die Gesamizahl der Cholerafälle beträgt bis jeßt 261, von denen 89 tiódlih endigten.

Der Kaiserlihe Botschafter in London Graf Wolff- Metternich ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Poften zurückgekezrt und hat die Geschäfie der Botschaft wieder übernommen.

Der Präsident des Kaiserlihen Patentamts, Wirkliche Geheime Oberregierungsrat Hauß hat einen Urlaub an- getreten.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrat, Königlich bayerischer

| Staatsminister der Finanzen Ritter von Pfaff und Königlich

württembergisher Staatsminisier der Finanzen Dr. von Zeyer sind in Berlin angekommen.

-_

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M.S. „Condor“ am 24. September in Apia eingetroffen und geht am 27. Ol tober von dort nah Suva (Fidshi-Jnseln) in See.

S. M. S. „Falke“ ist am 2. Oktober in San Francisco

den Direktor des Städtischen Gymnasiums und Real: | eungearo en. gymnasiums in Düsseldorf, Professor Dr. Paul Cauer zum ;

S. M. S. „Sperber“ ist am 2. Oktober in Duala

(Kamerun) eingetroffen. fas S. M. Fiußkanonenboot „Vaterland“ ist am 30. Sep-

S. M. Flußkanonenboot „Vorwärts“ ist am 2. Oktober S. M. S. „JFltis“ ist gestern in Schanghai eingetroffen

und geht heute von dort nah Tsingtau in Se. Die Beschädigungen des an der westafrikanishen Küjteauf eine

| in der Karte nicht verzeichnete Unticfe aufgestoßenen und vor | einigen Tagen in Las Palmas eingetroffenen Schulschiffes | „Stosh“ am Ruder und an der Schraube haben sih, wie

I. T. B.“ aus Las Palmas meldet, mit Bordmitteln nur Da in Las Palmas fein genügend großes Dock zur Verfügung steht, wird S. M. S. „Stosch“

| voraussichtlich noch in dem ersten Drittel dieses Monats nah | Cadiz zur gründlihen Reparatur abgehen und zur Schonung ! pon Schraube und Ruder vorsihtshalber die Reije unter | Assistenz eines Seeschleppers machen. ! genannten spanishen Hafenplag wird vermuitilih nicht mehr

Die Reise bis zu dem als 5 bis 6 Tage erfordern.

Bayern.

Der dem Landtag vorgelegte Entwurf über den Erwerb der pfälzishen Bahnen vom 1. Januar 1909

Ti

Oesterreich-Ungarn.

Der Kaiser empfing gestern vormittag, wie „W. T. B.“ aus Wien meldet, den ungarishen Ministerpräsidenten Baron Fejervary und den ungarischen Minister des Junern Kri in 2/4 stündiger Audienz. Der „Neuen Freien Presse“ zufolgs, hat es sih bei der Besprehung um die Kabinettsbildung und die ungarishe Wahlreform gehandelt ; der Minister des N vera E dem Kaiser einen ahlrehtsentwurf vorgelegt. Am

ahmittag wurde der ungarische Justizminister Lanyi vom Kaiser empfangen.

m öôsterreihishen Abgeordnetenhause wollte geftern der Abg. Morsey das Wort in der Debatte über die Ne gis- rungserflärung nehmen. Kaum hatte Morsey zu sprehen be- gonnen, als die Tshehisch-Radikalen gegen die Ministerbank vordrängten undumit stürmishenZurufen die Beantwortung der Inter - pellation wegen der Brünner Vorgänge dur den Ministsr des Innern verlangten. Der Präsident versuchte vergeblich, die Ruhe herzustellen, und appellierte an das Haus, die Geshäfteordnung zu wahren und Ordnung zu halten. Da die Tfchechish-Nadikalen un- unterbrohen auf Beantwortung der Interpellation drängten, unters- brach der Präsident die Sizung. Nah ihrer Wieder- aufnahme bradten die „BungG@eSen ißre Interpellation, betreffend die jüngsten Vorfälle in Brünn, tin. Interpellanten verwiesen auf den angzebliden Terroriémus der Deutschen, kritisierten aufs \chärfste das Vorgehen der Brünner Gemeindevolizei gegenüber den Tschechen und verlangten die Verstaat- lihung der Sicherbeitvolijei in Brünn. In einer weiteren Inter- pellation verwiesen die Abgg. Hybes und Choc auf die Ermordung einer Person durch eine Militäryatrouille anläßlih der Sa tumulte in Brünon und ersuhten um Aufklärung über diesen Vo all. Während einer neuen Lärmszene behaupteten die Tschechish-Nadikalen, in Brünn hätten geftern erneute große Unruhen ftattgefunden, bei denen ein TicheWe von einem Deutschen ers@ossen worden sei, und verlangten Vertagung der Beratung. Nach halbstündiger Unter- breGunz wurde die Sitzung wieder aufgenommen. Der Vizepräsident teilte zur Beruhigung mit, der Minister des Innern werde im Laufe der Debatte das Wort ergreifen. Hierauf setzte der Abgeordnete Mor sey seine Rede fort. Nachdem er sie beendet hat, erklärte der Mintster tes Innern Graf Bylandt-Rheydt auf Grund einer telephonishen Mitteilung aus Brünn, daß dort gestern kein SgHhuß gefallen sei und daß die umlaufenden üchte, daß cin Deutscher einen Tshechen erschossen habe, darauf zurückzuführen feien, daß ein Student einen Revolver gezeigt und ibn an einen reben ihm stehenden Studenten weitergegeben hat. Der Mirister \{chloß, er werde dem Haufe weitere Aufklärungen geben, fobald er neue Mit- teilungen erhalte. Hierauf sprachen die Abgeordneten Choc und Delvert. Der Abg. Choc warf dem Statthalter Böhmens und Mä3hbrens Sermanisierungstendenzen vor. Der Abg. Delvert \œilderte die Vorfälle in Brünn; er mahte der Regierung Mangel an Vorauésiht und Pflihterfüllung zum Vorwurf und kiitifierte ab- fällig das Regierungsprogramm, das eine schrofffe Sprache namentli aegen dic Deutschen Mährens enthalte. Der Redner bedauerte die BVor- fälle in Brünn, begrüßte jedoch den deutschen Volkätag als Beweis der Ginigkeit der Deut'chen Oesterreichs, die nie verloren gehen dürfe. Die Rede Delverts wurde wiederholt du: stürmische Protestrufe der Tscehen unterbrohen. Der Abg. Straneky, vor dessen Rede die Deutschen demonfrativ den Saal verließen, mate die deutshe Agitation sowie den hartnäckigen Widerstand der Deutschen gegen die tulturellen Forderungen der Tshehen für die Brünner Er- eignifse verantwortlih. Der Redner trat für das gleide Wahblrecht ein und verlangte die sofortige Auflösung des Hauses. Der Miaister des Innern Graf Bylandt-Rheydt nahm die Regiecung gegen die Vorwürfe Delverts in Schuß und sagte erforderlichen- fals eine Reorganisation des Brünner Sicherbeitédienstes zu. Am Schlusse der Sitzung brachten die Sozialdemokraten cinen Dringlihkeitsantrag ein, in dem die Regierung aufgefordert wird, eixe Gesege8vorlage, betreffend die Einführung des allgemeinen, gleichen, direften und geheimen Wahlrechts spätestens im Laufe des No- vember vorzulegen. Außerdem beantragte der JunatscheWeK o udela gegen den Deutsden Albrecht die Einsezung eines Mißbilligungsaussu}jes wegen des Zurufcs : Feiger Auékncifer. Nach der Sizung wurde der Mißbillicungausshuß gewählt, wobei die Deutschen nicht anwesend Maren

Zu den Ausschreitungen in Brünn wird „W. T. B.“ gemeldet, daß die Polizeibeamten gestern ahend wiederholt genötigt waren, von ihren NRevolvern Ge- brauh zu machen. Jm israelitishen Tempel wurden mehrere Fenstersheiben eingeschlagen; zwölf Personen wurden verhaftet, aht Personen erlitten Verlezungen, darunter eine Person \hwere. Jm Café Thonethof wurden die Spiegel- scheiben zertrümmert und in das Lokal shwere Eisenstücke geschleudert; in der Hofbuhhandlung von Winkler wurden die Schaufenster eingeshlagen und die Bücher auf die Straße geworfen; der Sohn des Buchhändlers wurde durch Stock- hiebe verleßt. Jn der Vorstadt Kroena gab ein von einem Haufen verfolgter Polizeibeamter 6 Revolverschüsse ab; es wurde niemand verlegt. Die Pläge, wo die Ausschreitungen stattgefunden hatten, sind militärisch bejeßt worden; um 101/32 Uhr herrschte Ruze. : :

Ferner meldet diz „Neue Freie Presse“ von gestern abend aus Brünn: Die t\shechi{chen Exzesse haben sich heute abend erneuert. Tausende von Tschehen haiten sih vor dem Besedni dum (flavishes Vereinéhaus) angesammelt und überfielen auf dem großen Plage davor mit Stocken und Steinwürfen die Deutschen, die dort Korso hielten. Polizei und Gendarmerie er- wiesen sich als machtlos. Es mußte Militär herbeigerufen werden. Die Soldaten wurden mit Steinwürfen empfangen. zerstreuten aber dur cinen Angriff mit dem Bajonett die Tscheczen. Diese flüchteten in die Renngasse und plünderten und zerstörten dort zahlreihe Läden. Bei der Jakobskirche wurde eine Gendarmeriepatrouille mit Ziegelsteinen geworfen. Die Patrouille gab Feuer; ein Tshehe wurde {wer verleßt. Die deutsche Bevölkerung ersuchte die Negierung dur ihre Abgeordneten um Maßregeln zu ihrem und ihres Eigentums Schus.

Die Führer sämtlicher deutlGunEactetes brachten im Abgeordnetenhause eine Interpellation über die Vorfälle in Brünn ein, in der betont wird, daß der deutshe Volkstag als eine würdige, ernste Kundgebung Deutsch-Oesterreihs gedaht gewesen sei, die durch bedauer- de uhejtörungen, zu denen die Deutschen keinerlei Anlaß

eboten hâtten, gestöct worden sci. Die _Jnierpellation schildert die Ausschreitungen des tshecishen Pöbels gegen die förperlihe Sicherheit und das Eigentum usw., die Angriffe auf die Polizei und das Militär. Die Inter- pellanten fragen, ob es im Jnteresse des Schußes der persôn- lichen Sicherheit und des Eigentums nicht geboten gewesen wäre, die für denselben Tag und dieselbe Stunde anberaumte Gegenkundgebung auf einen anderen Tag ju verlegen. Die Interpellanten werfen der Regierung Mangel an Voraussicht vor und fragen, welhe Vorkehrungen fie zur Verhinderung

einer Wiederholung solher Fälle zu treffen gedenke.

Frankreich. Zur Durchführung der von de Brazza vorge-

n folgende: schlagenen Reformen is, „W. T. B.“ zufolge, eine be- de

sondere Kommission vom Kolonialminister ernannt worden. Vorsißender der Kommission ist der ehemalige Generalgouverneur von - Indochina, Deputierter Lanessan.

Vertreten sind ferner die Generalgouverneure von Madagaskar,

Indochina und Wesftafrika. Rußland. riedrich Leopold von Preußen ist, wie estern in Jrkutsk eingetroffen; am eise fortgeseßt. Serbien.

Dem „Amtsblatt“ zufolge hat die serbishe Regierung der Einladung des Kaisers von Rußland zur Teilnahme an der zweiten Haager Konferenz zugestimmt und

ihre Beteiligung zugesagt. Dänemark.

Die Regierung hat dem Reichstage unter anderem einen Gesegentwurf, betreffend die Einrichtung einer Staatshypothekenbank, Dargetegt e ferner den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Gewährung von Darlehen aus der Siaat:kasse zur Förderung der Zerlegung von

roßen ländlichen Stunbbesiven, sodann Entwürfe, ficcifend die Aenderung der Verfassung, um die Anzahl der Mitglieder des Folkethings auf 132 zu erhöhen, sowie ein Gese über die juridische Verantwortlihkeit der Minister und die Durchführung des allgemeinen kommunalen Wablre@hts.

Im Folkething legte der Finanzminister heute das Budget für 1906/07 vor, das in Einnahme mit 85 700 000, in Ausgabe mit 83 000 000, also mit einem Uebershuß von 2 700 090 Kronen ab- \{lie;t. Unter den geforderten Krediten befindet sh ein Be- trag zur Beteiligung an der Errichtung des Internationalen Lantwirt- anbau Instituts in Rom. Die militäriïchen Ausgaben haben eine

enderung nit erfahren. Als Beitrag Dänemarks für den Betrieb eines Telegraph:nkabels über die Shetlands-Infeln nah Faröer und &sland sind 540090 Kronen in das Budget eingestellt.

Der Pr inz „W. T. B.“ meldet, Donnerstag wird die

Statistik und Volkswirtschaft.

Außenhandel des deutshen Zollgebiets mit asiatischen Ländern im Jahre 1904.

Heft XVT des den auswärtigen Handel des deutschen Zollgebiets im Jahre 1904 zur Darstellung bringenden 165. Bandes der „Statistik des Deutschen Reich3“ behandelt den Verkehr mit den Ländern in Asien außer Britisch-Indiex, China und Japan.

Die französishenBesißungen in Vorder- und Hinter- indien führten im Jahre 1904 in das deutshe Zollcebiet Waren im Gesamtwerte von 1,6 Millionen Mark gegen 676 000 # im Vorjabre ein und bezogen von da folche im Werte von 488 000 46

egen 371 0c0 im Vorjabre im Spezialhandel. Die beträht-

ie Steigerung der Einfuhr, die gegenüber dem Vorjahre

139,8 v. H. beträgt. berußt darauf, daß im Jakre 1904 für 770 000 A ungeshälter Reis eingeführt worden ift, und daß au bei Erdnüssen eire Mehreinfuhr zum Betrage von 339 000 stattgefunden hat. Die um 31,5 v. H. gegenüber dem Vorjahre gestiegene Ausfuhr be- stand bauptsä&lich aus feinen Eisenwaren, Maschinen, Kleidern.

Die Einfuhr aus Korea in das Zollgebiet ift geringfügig (13 000 4), die Ausfuhr dahin aus dem Zollgebiet stieg von 135 020 4 auf 286 090 ,

Die Einfuhr aus Niederländish-Indien is um 7,6 v. H. auf 99,3 Millionen Mark und die Ausfuhr um 25,2 v. H. ‘auf 27,3 Millionen Mark gestiegen. Die wichtigîten Einfuhrwaren sind: unbearbeitete Tabakbläiter (45,9 Millionen Mark), Kaffee (16,9 Mil- lionen Mark), Bankazinn (14,2 Millionen Mark); unter den Aus- fuhrwaren ragen hervor Maschinen, Eisenbahnschienen, Eifenwaren und S ene Da L nachgewiesene Handel2verkehr mit Persien ist gering (Ein- fuhr 1 Million Mark, Ausfuhr 1,3 Million Mark). n icli. keit dürfte der Verkehr größer sein, da er sich zum Teil über Britischs Indien u R TariO vollzieht. L :

Der Verkehr nt Portugie -Indien ist für die Einfuhr mit 4000 4, für die Ausfuhr mit 8000 bavedtet n

Zu Siam steht Deutsland in keinem Handelsvertrag83verhältnis.

Die Einfuhr ist gegenüber dem Vorjahre um 212,8 v. H. auf 3,7 Millionen Mark und die Autfubr um 49s v. H. auf 4,4 Millionen Mark gestiegen. Die Steigerung der Einfuhr erklärt d aus der Zunahme der NReiseinfuhr gegenüber dem Vorjahre. Diese

at aber noch nit die Höhe der Jahre 1902 und 1901 erreiht. Der

Cinfubrwert des Reis betrug im Jahre 1904 2,959 Millionen Mark oder 794 v. H. des Gesamteinfuhrwertes. Die wichtigsten Ausfuhr- waren find baumwollene Gewebe, Eisenwaren und Maschinen.

Für den Handel mit den Philippinen nebst Suluinseln und Guam kommen bei der Einfuhr (2,258 Millionen Mark) baupt- sählich Manilabanf und Harze, bei der Ausfuhr (4,7 Millionen Mark) baumwollene Strumpfwaren, Waren aus edlen Metallen, Eisenwaren und halbseidene Zeuge in Betracht.

E Der Handelsverkehr mit Afghanistan, Arabien und Maskat (Oman), der unter der Bezeichnung „übriges Afien“ zusammen auf- geiiiet wird, beziffert fih in der Einfuhr auf 26 009 4, in der Aus- ubr auf 100 000 4A

Da dds Jur Arbeiterbewegung. er Lohnkampf in der Berliner Elektrizitätsindustrie (vgl. Nr. 233 d. BI.) hat eine weitere Verschärfung erfahren. Außer den Maschinisten und Heizern der Berliner Glektrizitätswerke sind, wie hiesige Blätter melden, gestern noch die Arbeiter und Arbeiterinnen der Glühlampenwerïe der Allgemeinen Elektrizitätsgefellshaft und der Siemens u. Halske A.-G. in den „Sympathiestreik“ ea. In zwei stark besuchten Versammlungen wurde einstimmig folgende Erklärung angenommen : „Die versammelten Arbeiter und Arbeiterinnen erklären, daß, An sie Kenntnis von den Ursachen der Streiks und dem derzeitigen Stand der Ausësperrung ftantmen haben, sie es für ihre Pflicht erachten, ibre von den eftrizitätsfirmen au8gesperrten Ärbeitsgenossen zu unterstüßen. Die wirksamste Art der Unterstützung erblicken die Versammelten darin, daß aus sie die Arbeit niederlegen.“ Heute berrs{cht in den sämtlihen Werken Tr Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft, der Siemens u. Halske G. und der Cms Siemens8-SÄudckert fast völlige Arbeitsruhe, da E fast alle Gleftromonteure dieser Werke die Arbeit nieder- gelegt haben. Am morgigen Donnerstag sollen zahlreihe Volks- (Cgcmlungen ehalten werden, die sich mit dem Ausstande be- \ lgen Jes. m Straßenbilde hat sih wenig geändert.

Zur Arbeiterbewegung im Berliner Gips- und Zementbaus- gewerne (val. Nr. 233 d. BL.) wird ter „Vess. Ztg.“ geschrieben: A E Beschluß der Arbeitnehmerversammlung am leßten Sonntag, die A niederzulegen in allen Rabizgeshäften, die niht den von den : a ütern vorgelegten Tarif bewilligen, hat zu einm Ausstand von rund Sei Arbeitern geführt. Die Zementarbeiter haben noch die Ent-

E ung über die Führung des Lobnkampfes einstweilen vershoben. Die

citgeber, die im Berliner Betonverein organisiert find, haben nunmehr beschlossen, das Angebot des Bundes der Baugeschäfte sige dien, das dahin geht, Verhandlungen wegen Ab- E eung eines Tarifs zwischen Arbeitgebern und Arbeit- s ers der Gips- und Zemeatbranhe in die Wege zu leiten. Es wis gerer beshlofsen, einstweilen neue Arbeiter niht einzustellen, Tite - es nit innerhalb aht Tagen zu einem Vertrage kommen o ‘ee ie im Zementbaugewerbe beschäftigten Arbeiter auszusperren.

e Lobnforderungen der Arbeiter im Gips- und Heme aare a. Luginowandpußzer und Pußer auf Einschal-

% S die Stunde, b. Rabigkoksashenwand- und

Zementpußer sowie Plattenseger 990 4, e. Span 75 ; d. Zementieret und Flechtec 724 d, e. Einschaler 622 2 f. Puterträger für Lugzino- und Einschalwände 75 A, g. alle

übrigen Pugerträger 724 A, h. Hilfsarbeiter, bei der Zubereitung

und beim Transport von Beton 55 A, i. für alle übrigen Hilfs-

arbeiter in der Zementbranze 50 §4. Die Meßhrforderungen gehen bis zu 10 v. H. Es ist zu beachten, daß nicht nur die Hilfsarbeiter, sondern auch die unter den anderen Namen gehznden Arbeiter viel- fa ungelernt sind.

__ Zum Ausftand der lokalorganisierten Fahvereine bei der Firma Hammesfahr in Solingen, der nun schon 17 Wothen anhält, teilt die „Rh.-Westf. Ztg.“ mit, daß der Inhaber der Firma bei Gelegenheit eines Einigungtöversuhs erftlärte, er lehne es nah wie vor ab, mit den Fachvereinen zu verhandeln. Der Messer- \hleiferverein beschloß am Montag, den Streik so lange fortzu- seyen n Dae EaLos sei, S : R Faÿvereinen zu

c n. ie übrigen am Stre eiligten ver werden den Streik fortsezen.. ae

Gestern begingen die ausständigen Arbeiter in Mont- Saint-Martin bei Longwy (vgl. Nr. 217 d. Bl.) mehrfah Ausschreitungen; fie warfen, wie „W. T. B.“ meldet, auf die Truppen mit Steinen, wodurch ein Hauptmann und etwa 20 Soldaten verleßt wurden, unter ihnen einer s{chwer.

M osfau sind, na einer von „W. T. B.“ wiedergegebenen Meldung der „St. Petersburger Telegraphen-Agentur“, die Mechaniker und Arbeiter in denReparaturwerkstätten der elektrischen Straßenbahn in den Ausstand getreten ; fie weigern si, die Straßen- bahnwagen zu reinigen usw., jodaß die Wagen nach und nah für den Verkehr niht mehr zu verwenden find. Gestern früh vers suchten die Ausständigen die Ausfahrt der Wagen aus den Bahnhöfen zu verhindern. Der Ausstand der Schrift]ezer dehnt sih immer weiter aus, zur Zeit ruht die Arbeit in fieben großen Druckeceien.

In Gent ist, nah einem Telegramm der „Rh.-Westf. Ztg.“, der Ausstand in 18 Baumwollspinnereien (vgl. Nr. 229 d. Bl.) nah dreimonatiger Dauer nunmehr beendigt, da in dem RNeferendum am Sonntag fünfzehn Fabriken fich für eine wöchentliche Arbeitszeit von 642, nur e DOES dagegen für eine folche: von 66 Stunden aussprachen. Die Arbeitgeber haben demnach 645 Stunden, die alte Forderung der Arbeiter, bewilligt.

Kunst und Wissenschaft.

Die philosophish-historisde Klasse der Königlichen Akademie der Wissenschaften hat den am 1. Oktober d. I. in den Ruhestand getretenen früheren Generalsefretär bei der Zentral- direktion des Kaiserlih Deutschen Arhäologifäen Instituts, Profeffor Dr. Conze zum zwölften Mitgliede der Zentraldirektion gewählt.

A. F. Allem Anschein nah gewinnt der „Luftshiffahrts-Sport“ immer mehr Freunde. Das Anwachsen der Mitgliederzahl des Berliner Vereins für Luftsiffabrt und die Gründung neuer Vereine in verschiedenen großen Städten Deutschlands geben den Beweis. Wer einen fo begeistzrten Anhänger dieses Sports hört, als welcher Herr Professor Dr. Pôschel-Meißen fich gestern in einer Erstaufführung im wissenshaftlihen Theater der „Urania“, Tauben- stráße, erwies, der empfängt eine Vorstellung von den Reijen der Ballonfahrt, und wird von manchen Vorurteilen dagegen nicht nur geheilt, sondern unmittelbar dafür gewonnen werden. Die Aufführung trug den Titel „Mit der Camera im Ballon“ und s{ilderte mit Hilfe einer großen Anza®l im Ballon aus Höhen bis zu 3000 m aufgerommener Landschastsbilder eine Luftreise von Berlin nah dem Riesengebirge. Vor Antritt der Reise aber gab der Vortragende eine bei aller Gründlichkeit sehr unterhaltende, au durch Lichtbilder erläuterte Belehrung über die heutige Ballon- tenik, * einshließlich der Vorbereitungen und ersten Stadien einer Luftschiffahrt. Der Vortragende erklärte auch, w8halb die Insassen eines Ballons kein Schwindelgefübl fenren, nämli, weil ihnen jede Schäßung der Höhe, wie sie bei Türmen und Felsen vorhanden fei, vollftändig fehle. Aebnlih wurde mit anderen Vorurteilen aufgeräumt, vor allem mit der viel verbreiteten Annahme, daz die Luftshiffer dur den Wind und dur Schwankungen zu [eiden baben. Ganz das Gegenteil sei der Fall, da ja der Ballon mit dem Winde und von ihm angetrieben fegele. Cs herrshe deshalb um den Ballon eine fast vollkommene Stille, in die nur aus großer Ferne die Erdgeräushe gedämpft hineintönen. Diese feierliche Stille, vereint mit dem weiten, die irdishen Dinge fo klein zeigenden Blick, sei es im wesentlichen, die einer Ballonfahrt ibren hohen Reiz verleiße und der Seele eine Erhebung bringe, der nihts vergleihbar sei. Nach dieser Einleitung, die gleich dem n2- folgenden Vortraz durch humoristishes Beiwerk gewürzt war, lies ßch Professor Pöschel auf seiner fiebenstündigen Fahrt nah den fernen Bergen durch die Zuhörershaft begleiten. Schon über Berlin, das von der Charlottenburger Gasanstalt aus in südöstlicher Richtung überflogen wurde, war die photograpbische Camera, regiert von einem fehr sachkundigen Begleiter, dem Hauptmann Härtel, in beständiger Tätigkeit. Die meist sehr scharfen, später in diskreter Weise kolorierien Lichtbilder geben von der Leistungsfähigkeit jener, aber auch von dem großen Geschick bei ihrer Bedienung Zeugnis. Das erfte Bild zeigte gleich nach dem Kommando „Laßt los!“ aus mäßiger Höhe die Zurükbleibenden, dem Ballon nachblickend, wie er binnen kurzem bis auf 1000 m stieg, und aus diefer Höbe - nunmehr den Lütßzowplaßt, den Winterfeldtylaßz, den alten botanishen Garten und den Anhalter Bahnhof. Oberhalb des Tempelhofer Feldes, auf dem Truppen üblen, war die erreihte Höhe bereits 1309 m, und eine der nach rüdckwärts gerihteten Cameras brachte hier ein Bild von Charlottenburg aus der Ferne, der nordwestliche Horizont begrenzt dur die ausgedehnte Fläche des Tegzler Sees. Es folgten dann in reizvoller Abwechselung von Ortschaften, Wasserfläshen, Wald und Feld Königs-Wusterhausen, die blauen Spiegel des Päter Sees,

mmerforst, Wendish-Buchbolz, der von Wolken etwas beschattete Spreewald fund ¿Schloß Straupiß. Dreimal während der langen De erlebten die drei Luftshffer ein plôglihes Fallen des

allons aus verschiedenen Ursachen, u. a. durch die feuchten Dünste oberhalb eines ausgedehnten Forstes. Dann sah man, wohl in größerer Annäherung an die Erde, den eigenen Schatten des Ballons über die Fluren hushen und vermohte ihn zu photo- graphieren. Das Fallen machte sid stets bemerklih durch ein Brausfen in den Ohren, gleich dem eines entfernten Wehres oder Wasserfalls, au flog zuweilen der ausgzworfene Sandballast um die Reisenden, wenn nämlich der Ballon s{neller fiel als jener. In allen drei Fällen, mit Ausnahme des leßten, an den sich der selbst- gewollte Abstieg anschloßs, war man glüdcklich, als aus- geworfene Papiershnißel durch ihr Fallen bekundeten, daß der

lon wieder am Stkleigen sei, um dann jedesmal größere Höhe zu erreichen als vorher. Zweitausend Meter über dem Tas nahmen die Luftschiffer ihr Frühstück ein und hielten diesen

oment dur mehrere E oar pie Aufnahmen fest, die, als eine weitere Abschwächung der verbreiteten gruseligen Vorstellungen über die Aufregungen einer Ballonfaßrt, zwei der Sunsafsen sehr vergnüat, mit den gefüllten Sektgläsern just anstoßend, zeigen. Der zweite Teil der Fahrt führte jurächst über Kottbus, ron dem mehrere sehr gelungene Aufnahmen vorhanden find, dann über die Muskauer Heide, wobei man dur vlößlichen Fall bis auf 180 m beinahe zur Landung genötigt worden wäre. Später wurde ein Waldbrand an der Kohlfurt-Görliger Bahn beobachtet und vhotographiert, Rothenburg und Lauban überflogen und beide auf die Platte gebraht, letzteres aus 3000 m. Bis bierhin war das Wetter fehr günstig und klar ge- wesen. Oberhalb des Queistales aber geriet man in ein Wolkenmeer und verlor die Erde aus dem Gesicht, doch nur um gleich nachher oberhalb der Wolken den herrlihen Anblick dieses wogenden Gebildes, von der Sonne besirahlt, zu iten: ier er- freute man sich auch des niht jedem Luftschi er beschiedenen

be Anblids des Brodckengespenstes, d. |. des Ballons, umgeben - von einem in glänzenden S

strablenden Kreise, der bekannten Aureole. Kurze Zeit nachher war der Himmel wieder wolkenlos, und nunmehr fah 2 ge E dem Zuge des Riesengebirges, das sich vom Tal aus gesehen indefsen besser auênimmt als vom Ballon aus, ter z. Z. j erheblih höher als die Schneekoppe s{chwebte. Das ph cadbilde Bild des Kammes enttäuscht dezhalb, doch für nicht lange hält diese Wirkung vor, weil über Warmbrunn bei der Annäherung an das Gebirge der Ballon ins Fallen kam und bald erheblich tiefer als in Kammßböhe shwebte. Hier beschloß man zu landen. Eine Fuß- wanderung auf die Schneekoppe beendete den gelungenen Ausflug.

Literatur.

In Paris ist, wie „W. T. B." meldet, der Dichter José Maria de Heredia gestern gestorben. Heredia, der von kreolisch-französischen Eltern stammte, war 1842 in Fortuna-Cafeyere (Cuba) geboren und wurde in Paris erzogen. Unter seinen Werken ist die Gedichtsamm- lung „Les Trophées“ (1895) bervorzuhebzn, meist Sonette ent- en die gro griGaiage “er ide in gtiliger Bildersprache

andeln. Im Mai 1895 wurde redia Mitglied der Akadem und 1901 Direktor der Arsenalbibliothek. Y A

Die bellenische Kultur. Dargestellt von Fri Baum- arten, Franz Poland und Richard Wagner. Mit 7 farbigen Tafeln, 2 Karten und gegen 409 Abbildungen im Text und auf 2 Doppeltafeln. Leipzig und Berlia. Verlag von B. G. Teubner. (10 Æ, geb, 12 4) Die Verfasser beflagen in der Einleitung zu ibrem Buche den offenbaren Rückgang des Interesses am klassischen Altertum, das, von den großen Dichtern und Denkern des 18. Jahr- bunderts neu erwedckt, seine befreiende Kraft oftmals am deutschen Volk bewährt habe. Sie schen mit Recht die Hauptursache diefer Abtkehr der Geister von der Antike ia der kritishen Grundrichtung unserer Zeit, die auch vor dem klassischen Altertum viht Halt gemacht hat, und in der Menge großer und neuer Eindrücke, die die geistigen und wirtschaftlichen Errungenschaften der Neuzeit dem heute shaffenden und heranwatsenden Geschlehte zu verarbeiten auf- geben. Eine Ursache aufzuzählen haben sie aber vergessen, eine Ursache, die vielleicht für das Gros der Gekildeten nur von jekundärer Bedeutung war, die aber gerade bei der empfängliheren Minder- heit ficher zur Gntfremdung gegenüber der Antike erheblich mitgewirkt hat: die verständnislose, jedes tiefere Interesse ertôtende Behandlung die die alten Sprahen lange auf unseren Gymnasien fanden. Was bei der Scullektüre eines Cicero und Xenovhon bingehen mag, ja im Interesse der wihtigen Bildung des logishen Denkens ge- boten ist, wurde auch an Homer und Sophokles getrieben, und die Zeiten liegea erft in naher Vergangenheit, in denen man an ihren er- habenen Versen die Künste der Syntarx übte. Diz Verfasser berühren, wie gesagt, diesen Margel nicht, sie scheinen ihn aber gefühlt zu haben, denn ibr Bu will doch gerade die Gebildeten, d. h. zum großen Teil Leute, die das Symnasium durhgemacht baben, und die Schüler der oberen Klafsen diese? Anstalten felbst tiefer in das Verständris des Altertums einführen und sie für die Schönheit und Harmonie der bellenischen Kunft begeistern ; ein Zugeftändnis, daß der SHulunterriht das auv beut: nit, oder den neu hinzugefkommenen Hemmungen gegenüber nicht mehr vermag. Sicher ist eine Belebung dieses Interesjes ein sehr verdienstlihes Vorhaben. Es ist auch nit zu leugnea, daß die Verfaffer in- der Hauptsache mit Geschick an ihre schwierige Arbeit gegangen find; neben einer tüchtigen Fahbildung sind ibnen dabei ihre pâdagogishen Erfahrungen zustatten ‘gekommen. So kann es nur gebilligt werden, daß überall, wo die Daritellung es ¡wanglos zuließ, die Wechselbteziehungen zwishen Altertum und Jeßt- zeit kräftig hervorgehoben wurden, daß der innere Zusammenhang der Einzelersheinungen und die großen, ijr Werden beberrshenden Gesichtspunkte in den Vordergrund gerücki wurden. Auch das Bestreben, die Einzelheiten zurückzudrängzen, ist erkennbar. Es bâite in dieser Hinsicht aber roch mehr geschehen sollen. In die Darstellung, die im übrigen geshickt, knapp und doch fklar ift, wird oftmals und zwar sowohl wo es fich um Historisches, ‘als wo es fiŸh um die Sgilderung von Sitte und Kunft handelt noch viel zu viei Detail hineingebracht das, an si geschickt gruvpiert, sowohl dem Wissen wie der Dar- stellungsgabe der Verfasser Ehre macht, für dzn gegebenen Zweck aber das Buch unnüß belastet. Einige Abschnitte gleihen so, zumal der überreihe Stoff eine möglichst gedrängte Darstellung zur Pflicht mäâdte, einem vollständigen CGrxtrafkt gegenständlißean Wissens. Sehr angemessen hingegen und dankenswert ift, daß auf die Ergebnisse der neuesten Ausgrabungen, an denen ja deutiche Gelehrte in erster Linie beteiligt find, ausfüßrliher eins egangen wurde. Die Dreizahl der Bearbeiter tritt nirgend fiörend hervor. Dr. Poland hat innerbalb der großen Zeitperioden die Gr- ihzinungen im Staat, im öôffentlihen Leben und in der Götter- verehrung, Baumgarten die der bildenden Kunst, und Wagner die Er- scheinungen der geistigen Entwickclung und im Schrifttum geschildert ; dennoch ist das Bu aus einem Guß. Die zablreihen Abbildungen sind tehnisch meisterhaft wiedergegeben und reiwlich und mit Ver- ftändnis ausgewählt. So bleibt als einziger Maagel dieses an ih recht wertvollen Buches, daß es für feinen Zw-ck noch immer zu „Philologish" ist. Seine Vorzüge berehtigen aber doch zu der Hoffnuna, daß si der Wunsch seiner Verfasser, es möchte den Freunden des fiassishen Altertums Genüge tun und ihm neue hinzuerwerben nicht unerfüllt bleiben wird. i Der „Kunstwart“, die bekannte, von Ferdinand Avenarius berausgegebene Halbmonatshau über Dichtung, Theater, Musik, bildende und angewandte Künste mit Bildern und Noten (Verlag- von Georg W. Callwey in München ; vierteljäbrlih 3,59 6) beginnt mit dem eben ausgegebenen ersten Oktoberbeft ihren 19. Fahr- gang. Selten hat eine Kunstzeitschrift \sih einen fo großzn Leserkreis zu verschaffen verstanden, wie der Kunstwart, und selten einen so fördernden und segensreihen Einfluß au8geütt. Besonders erfreulich ist, daß die Zeitshrift in unserer überkritishen Zeit trog ihrec oft strengen Kritif stets positiv gewirkt hat und ihre Hauptaufgabe nicht im Zerset2n, sondern im Aufbauen und Förzern gesehen hat und, indem sie stets die Beziehungen zwischen Kunst und Æben betonte, allezeit modern geblieben ift. So kann man der verdienstvollen Zeitschrift für ihre Weiterentwicklung aufrichtig alles Gute wünschen. Hoffentlich tritt die persönliche Polemik in dem „Kunftwart“ niht in den Vorder- grund; in dem Siceit mit Lienhard war das leider allzusehr der Fall; auch wäre es im Interesse der günstigen kinftlerishen Wirkungen, die die Zeitschrift unstreitig ausgeübt hat, zu wünschen, daß den harafter- vollen Herausgeber eben seine Eigenart niht zu einer Orthodozie auf künstlerishem Gebiete verleitete, zu der fich Ansäße in den leßten Fahren bemerkbar maten. ;

Verkehrsanftalten.

_ Näthste Postverbindung nach Swakopmund und Lüde- rißbuht für Briefsendungen mit englishem Dampfer über Kapstadt, ab Southampton am 7. Oktober, in Kapstadt am 24. Ok- tober, von da weiter mit nähfter Gelegenheit. WÆyte Beförderungen am 6. Oftober ab Göôln 6,1 Nachmittags, ab Oberhausen 7,24 Rach- mittags, ab Berlin S{lesisher Bahnhof 11,24 Vormittags. Die nächsten Posten aus Swakopmund, Abgang am 17., 19. und 24. September, find zu erwarten am 15. und 16. Oktober.

e„Merkwürdigkeiten“ aus der Stiffahrt heute und vor G 90 Jahren. m neunten Bande des allen Bibliophilen wohlbek Werkes von Bertuch, Portefeuille des Enfants, L Es 1816 in Weimar erschien und unter Beigabe überaus sorgfältig

handkolorierter Jllufirationen Merkwürdigkeiten aus den ver- schiedenen Reihen „der Natur, der Künste und Wissens(aften“ nebeneinander in deutsher und französisher Sprahe \{hildert, ndet „sich unter anderem eine kurze Beschreibung des „Dampf- ootes“, wie man es im Jahre 1816 kannte. ¡Dieß ist eine der