1905 / 238 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 09 Oct 1905 18:00:01 GMT) scan diff

Land- und Forftwirtschaft.

Die große Brauereiaus stellung, die im Ans{luß an den in dieser Woche bier stattfindenden Brauertag auf dem Gelände des Instituts für Gärungsgewerbe veranstaltet wurde, ist am Sonnabend mit einer in ein Hoh auf Seine Majestät den Kaiser ausklingenden Ansprahe des Brauereidirektors Knoblauch - Berlin feierli eröffnet worden. Die Auestellung ist die erste ihrer Art, die mit einer Pferdeshau verbunden ift. Man will mit ihr der deutshen Pferdezucht Anregung geben zur Züchtung eines für den Brauereidienst geeigneten Pferdesh!ages, um Deutschland auch auf diesem Gebiete vom Ausland unabhängig zu mahen. Ausgestellt find in zwei 80 m langen Ställen 100 Pferde, d. \. die besten aus der weit größeren Zahl der angemeldeten Tiere. Die Pferde stammen aus Schleëwig - Holstein, aus dem Rheinland, aus Dänemark und aus Belgien; unter den Tieren, die täglih um 1 Uhr in Frei- gang und îm Geschirr vorgeführt werden sollen, befinden ih auch zwei Hengste. Ueberaus gut beschickt ift cine andere Abteilung der interessanten Schau, die Hopfenausfstellung; vorgeführt wird der Davies von 120 Züchtern. Weniger be- friedigend ift die Beshickung der Gerstenausstellung. Den 322 Ausstellern des Vorjahres \tehen diesmal nur 174 gegenüber. Der Ausfall ist durch die s{chlechte Ernte kedingt. Wintergerste haben außerdem 6 Züchter ausgeftellt ebensoviel bringen Brau- weizen zur Schau. Sachsen, die Altmark, Thüringen, Braun- {weig und Hannover sind die auf ter Ausstellung besonders ver- tretenen Anbaugebiete für Braugerste. Das meiste Interesse, auch für das große Publikum, gewährt die Brauereimaschinens» ausftellung, die von 134 Firmen, von 29 Firmen mehr als im Vorjahre, beschickt ist und die eine ganze Reibe wichtiger Neuheiten bringt. Die Schau bleibt bis zum 19. Oktober geöffnet.

Der diesjährige Brauerkongreß, die „Oktobertagung“ des 4132 Mitglieder umfassenden Vereins „Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei“, hat heute in der reih geschmüdten Lihthalle des Inflituts Gärungsgewerbe mit der Generalversammlung ihren Anfang genommen. Der Vorsitzende, Brauercibesizer Knoblauch- Berlin, erstattete den Jabresberi&t und den mit 512294 #4 abî{ließenden Kafsenkterit, der Gebeime Regierungsrat, Professor Dr. Delbrüdck berichtete über die Arbeiten der Versuchs- und Lebranstalt. Den Berichten zufolge ist das vergargene Vereinsjahr, das einen Mitalieder- zuwahs von 360 und eine Mebreinnabme von 42000 # brate, außerordentli bewegt gewesen. Die Lebranftalt des Vereins ist in beiden Semeitern zusammen von 230 Studierenden besucht worden, von 31 mehr als im Vorjahre. Die Rereinslaboratorien haben 7029 Honoraranalysen auëgefübrt gegen 5914 im Vorjahre. 4759 Analyfen wurden vom analvtishen, 858vondemStickstofflaboratorium, 206 von der euerungstehnis{hen, 12C6 von der Biologischen Akteilung erledigt. Reinbefe ist in großen Mengen geliefert worden, und zwar 1404 kg untergärige, 915 kg obergärige, 9955 Kg Brauereibefe und 565 Kg e Hefe. Die GSlasbläserei hat einen Umsaß von über 1000 Æ Die bau- und mascinentechnishe Abteilung hat ein Bau- projekt für die Errichtung einer obergährigen Vereinsbrauerei auf- estellt, man erbot die Unterstüßung des Staats bei der Durh- führung des Unternehmens. Die Nobstoffabteilung hat die Gersien- anbauversue mit neuen Scrten fortgesest. Der Neubau der Anftalt für Brotgetreide, die im Süden des Institutsgeländes errichtet wird, shreitet rüstig vorwärts. In unmittelbarem Anschluß an die General- versammlung taate die wirtschaftliche Abteilung, um Näheres über die Ergebnifse der Umfrage über die Hovfenbeftände zu hören und fich vom Rechtsanwalt Peltasohn über Wesen und Aufgaben des Bovfkottshußverbandes der deutschen Brauereien unterrihten zu laffen.

Ueber die Witterung und den Stand der landwirts- schaftliden Arbeiten und Ernten wird der „Schweizerischen Land- wirtihaftlihen Zeitschrift* vom 6. Oktober 1905 aus der Zentral- \chweiz geschrieben: Die Bauersleute hauen unmutig ins trübselige Wetter bîinaus, das seit Wochen die landwirtschaftlihen Arbeiten ver- zôgert, böchft unangenehm mat und wesentliben Schaden stiftet. Die sonnigen Tage des verfloffenen September find an den Fingern einer Hand abzuzählen. In böberen Lagen geht viel Emd zu Grunde, das scit 3 Wochen abgemäht, ausgebreitet oder ges{chelt dem ständigen Regenwetter autgeseßzt ift. In den Hogttälern ann auch das noch ungemahte Emdaras kaum mehr gedörrt werden, wenn au besser Wetter eintritt. Beim Weidgang tritt das Vieh viel Gras in den weihen Bcden und verunebnet leßtern dur Trittlöher und Schürfe, was die Grasnarbe auf näbftes Jahr \chêdigt. Ackerung und Aussaaten sind bei dec Botennäfse fast un- ausführbar und mit den G1as- und Düngerfuhren verfurhi man das Land, daß wahre Gräben selbst auf trockaern Böden den Gang der Wagenräder markieren. Die Kartoffeln können nicht eingebraht werden und faulen im Boden. Die Zwetscchgen sind vor der Reife infolge starker Beregnung rissig geworden und mußten gesammelt werden, da sie sonst in Fäulnis übergegangen und ab- genen wären. Die frühern Kernobstsorten sind größtenteils ge- sammelt und die spätern Sorten reifen langsam, aber vellflommen aus. Es kommt mebr Obst in Handel, als erwartet worden, weshalb die

reise für Mostobst augenblicklich etwas zurückgechen. Der Haupt- Sbelstand der Lage dezr Landwirtschaft ist beute die Verzögerung fast aller Herbstarbeiten infolge des leidigen, niht enden wollenden Regen- wetters.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln. Schwe iz. er schweizerishe Bundesrat hat unterm 2. d. M. folgenden Beschluß erlaffen : - Der \chweizerishe Bundesrat, in Ausführung von Art. 50 der Verordnung vom 30. Dezember 1899 über die Maßnahmen zum Shuße gegen die Cholera und die Pest, soweit sie die Verkehrsanstalten, den Personen-, den Gepâdck- und Warenverkehr betreffen, : beschließt: Art. 1. Die vorgenannte Verordnung wird in folgendem Um- fang in Vollziehung gefeßt: a. Von Titel 11, Personenverkehr, der zweite Abschnitt : Ueber- wahung der Reisenden am Ankunftsorte (Art. 33 bis 39), b. der ganze Titel IIL, MWaren- und Gepädckverkehr (Art. 37 bis 48), mit der Einschränkung, daß das in Art. 37 enthaltene Einfubr- verbot si bis auf weiteres nur auf tolgende Waren und Gegenstände

edt:

1) Gebraute Leibwäsche und getragene Kleidun astücke (persönliche Effekten); benußtes Bettzeug. _ i G RIOIE _ Wenn diese Gegenstände indessen als Reisegepäck oder infolge eines Wohnungswech}els als UebersiedelungSeffekten (Umzugêgut) be- fördert werden, so unterliegen sie den in Art. 41 bis 43 der Ver- ordnung enthaltenen Bestimmungen.

2) Hadern und Lumpen.

iervon sind ausgenommen:

a. Neue Abfälle, welche direkt aus Spinnereien, Webereien, Konfektionsœerkstätten und Bleichereien kommen, ebenso Kunfiwolle (Shoddr) und neue Papierschnigel.

b. Ferner, aber nur soweit es sich um Herkünfte aus {olera- verseuchten Bezirken handelt, zusammengepreßte Lumpen, welche als Großhandelêware in mit Reifen umschnürten Ballen befördert werden.

Art. 2. Der Bundesratsbeschluß vom 19. Januar 1900, be- treffend die Vollziehung der Verordnung vom 30. Dezember 1899 über die Maßnahmen zum Schuge gegen die Cholera und die Pest, E sie die Verkehr8sanstalten, den Personen-, den Gepäck- und

renverkehr betreffen, ist aufgehoben.

Art. 3. Dieser Beschluß tritt sofort in Kraft. (Vergl. „R.-Anz.“ vom 22. Sanuar 1900, Nr. 20, und 6. Februar 1900, Nr. 34.)

| Stodcktbolm

Nah einem Beshluß des Sweizerischen Bundesrats vom 2. d. M. werden shweizertiherseits als vestverseucht betrachtet: Britis Indien, die Häfen des persishen Meerbusens, Ader, Hongkoxg, China, Japan und Formosa, die Philippinen, Queensland und Neu - Südwales, Mauritius, Zanzibar, Britis%-Südafrika, Feqpvien, Rio de Janeiro (Brasilien), Lima und Callao (Peru), ile.

E

MWetterberiht vom 8. Oktober 1905, Vormittags 8 Uhr.

Witterungs- verlauf der leßten 24 Stunden

Winds | [ribtuns, eiter Wind- | stärke |

j

and auf

Name der Beobachtungs-!| station

L

09 Meeresntyeau und

Barometer elsius Niederschlag in 24 Stunden

Tempecnint in

Schwere in 45°Breite

B E

Wetterberiht vom 9. Oktober 1905, Vormittags 8 Ubr,

tem

E Ï É

Wind- richtung, Wind- stärke

Name der Beobachtungs- station

elfius Niederschlag in

der leßten 24 Stunden

_24 Stunden E

Tamweraine in

Barometerstand auf 0°Meeresniveau und Schwerein 45° Breite

8 B

E |

Borkum . - Keitum Hamburg . . Swinemünde

NW ds5Regen NW d'bedeckt SW 5 Regen WSW 3'bedeckt Rügenwalder- |

münde . NW 4 [bededckt Neufahrwafser W 3'bedeckt Memel NW 3|bedeckt Aaten . WSW 2'bedeckt Hannover . W 2Regen

Nachts Nieder\{l. Regenschauer Nachts Niederschl. Regenschauer

Nachm. Nieders{[. Regenschauer Nachts Niederschl. meist bewölkt Regenschauer

O

S

j

[Nachts Nieders. 78 0 | meift bewêlft

68 0 | meist bewslft

Borkum . | 766,2 |NNW 2 beiter | Keitum . 766,8 |NO 4 wolkenl. | Hamburg . . 765,9 [D 3'heiter | Swinemünde | 761,0 NNW 3 Regen |__8,5/_13 sanhalt. Nieders{l. Nügenwalder- | | | münde . . | 759,1 |/NNO 6 bedeckt | 92/_9 Nachm. Nieders{[.

Neufabrwafer| 755,7 [NNW d'bedeckt |__9,8 Nacbts Niederschl. Memel . [755,5 [NO 2/Dunft | 6,6 Regenschauer Aachen . | 768,6 [W liwolkig | 5,0 NRegenschauer Hannover . . j 765,8 W 2bedeckt | 9,0 Regenschauer Berlin . | Dresden | Breélau | Bromberg | 758,6 |[SW Meß |_768,5 [NW

|

Ï

|

|

O O N

7643 W 3wolkig | 6,8 4|bedeckt | 6,6 Regen | 7,7 9'Regen 6,8

|__Regenschauer 'anbalt. Niederl. Nahm. Niederschl. | Nachts Niederschl. 2A Vorm. Niederschl. | 62/3 |Nahm.Nieders{l. [1 A! 10 ¡Nachts Niederi{[. | | | (Wilhelmshay.) 1\bedeckt | 10,0} | Regenschauer | (Kiel) meist beroölft (Wustrow i. M.) meist bewsölkt (Königsbg., Pr. Regenschauer ? (Cassel) Nachm. Nieders{l. Magdebur f R Tae GrünbergSchl. al, Ri erl (Mülhaus., Els.) meist bewslkt | (Friedrichshaf.)

761,6 [W

1 halb bed. 2|Negen 5!'bededckt

Frankfurt, M. | 768,1 |O Karlsrube, B. | 768,1 |NO München . 768,9 |[W

9

3

+

B +

762,8 |WNW 2/Negen |_7,0__2“ [Nachts Nieders.

1

3

1

1

1

3

| tornoway - | 769,2 |W

Malin Head | 771,6 /WNW 3bedeckt |_11,1)

Valentia . . | 773,4|N ___s\bedeckt

Scilly .

. |_770,9 [NNW 3\wolkig

Aberdeen j 770,4 |WSW 1 bedeckt

Shields

| 770,6 |[WNW 2\Regen Holvbead . . | 771,2 ¡NO 3|wolkig

Jsle d’Aix NNO 3bedeckt

St. Matbieu | 771,1 |N

767,6. ¡N a\wolken. | 10,6 [769,7 |SSW 1|bedeckt | 6,6 768,8 |Windft. [halb bed.| 8,7| 12 Helder . 768,1 |NNW 3/beiter 94 0 Bodoe . . | 766,5 |D 9\wolkenl.| —0,2/ 0 Christiansund | 766,7 |D 1iwolfenl.| 3,5| 9 Skudeënes | 767,7 O 2\heiter 42 0 Skagen . | 765,5|NO Awolkig Vestervig . . | 765,7 [NNO 4swolkig Kopenhagen | 763,1 |N 4'bededckt Karlstad | 765,2|NO A4woltig . | 760,1 |NNW 4/Regen | 7585 [N 8 Regen ‘765,7 [Windft. bededt | 767,4 |NND 2|\wolkig 750,0 [NNO 1/\bedeckt |_ 6,2 753,8 [W 1/bedeckt | 6,4 | 7545 [W 2'bededt 6,6 | 756,3 |SSO 2\|bedeckt | 7,1 765,9 'W Z3'halb bed. 6,6 765,0 W 2|Regen 7,0 762,6 N 1\bededckt 9,6 763,1 S 1\bededt 9,3 763,8 |[NNW 4\wolkenl. 14,0 770,3 W 2\reolkiz i 771,3 [N libededt | 7,0 770,8 |O 2'beiter 6,2 762,7 |D 1\heiter | 11,6 7614 W 4/bedeckt | 63/1 759,11 W 3lbedeckt | 5,2 764,6 |[SW 3lbeiter | 656 764,9 [Windst. |bedeckt 10,4 764,5 [JiNW Asbeiter | 17,2 761,4 |1NO Albedecki | 13,6 767,2 |[WSW l'heiter | 6,7 758,6 ItNO 3|/bedeckt | 5,8 7601D Abedeckt | 42 768,9 [D 1|bedeckt | 4,0) 768,8 [M 1'halb bed. 4,6) Lugano 765,7 [N 1llbededt | 7,0) Säntis. . |5625|W __2|Swhnee | —8,d| Wick. . . . | 771,5 |/NO 2jwolkig |_12,2| Warschau . . | 7568| W Z2bedeckt 6,0 Portland Bill 770,0 ‘NNW 3'halbbed." 11,1! _ Ein Maximum über 771 mm liegt westlich von Irland, ein Minimum unter 748 mm über Innerrußland. In Deutschland ift das Wetter, bei {wachen bis mäßigen Winden aus westlihen, an

der Küste aus nördlichen Richtungen, kühl und verse trübe; meist ift Negen gefallen. -— Auffklarendes Wetter ist wahrscheinli.

Deutsche Seewarte.

| 2 bedeckt meist bewölft

(Bamberg) Nachm. Niedersch[.

Griênez .. Paris

D |

D P

|

Wisby . Hernösand Havaranda Riga Wilna . Pinsk Petersburg Wien

Prag

Nom Florenz Cagliari Cherbourg Clermont . Biarrißz

s R... Lemberg . . Hermansftadt Triest . Brindisi Livorno Belgrad Helsingfors . Kuopio . Zürich _ Genf

O oa A CU Ca

-

| |olololtbl ola

Berlin . W 2wolfig Dresden SSW 3 bedecki Breslau 3ibedeckt Bromberg 4'bededt E; 2 Nebel Frankfurt, M. 1/bedeckt Karlsruhe, B. | 3\bedeckt München . . W ch“4heiter Î

[WNW 3'Regen

Borm. Nieders{l. Nachm. Nieders{l. Regenschauer Vorm. Nieders. Vorm. Nieders. Nachm. Niederschl. Nachm. Niederl. Nachts Nieders{[l. (Wilhelmshav.) Nachts Niederl.

(Kiel) Nachts Nieders{[. (Wustrow L M.) Nachis Nieders{l. (Eönigsbg., Pr.)

Negenschauer

| (Cassel)

[WNW 4|wolkig 2, [vorwiegend heiter | (Magdeburg) meist bewölft (GrünbergSechl. (rana E (Mülhaus., Els.)

Negenschauer (Friedrichshaf.) Nam. Niederschl. (Bamberg)

meist bewölft

O o N O A O05] 00

Stornoway Malin Head WSW3)bedeckt Valentia ONO 1 beiter Scilly 2 ¡NO 1 wolkig

Aberdeen .

Shields

WSW2 bedeckt j j Holybead . . | 774,3 |NNW 3\wolkig | j

Isle d’Aix . | 773, (f

O

7 beiter

St. Matbieu | 773,8|10 2|heiter

Î Ï j

Î | 771,6 |WNW 4'bededckt 773,3 |ND 1wolfig |__4,1 770,5 |W 3fhalbbed.| 10,4 767,6 |WNW 4 bedeckt |_ 12,0 756,510 Abedeckt 2,8 761,3 [WNW 4|bedeckt 8,1 762.0 |[NNW 6 wolkig 9,2 757,6 N __ 5\wolkig 9,2 759,4|NW blbalb bed.| 10,2 759,1 |WSW 2'Regen 6,0 . | 757,9 |Windst. |balbbed.| 3,4 . [757,1 |[Windst. sbeiter 3,0) | 757,5 [NW Aibalbbed.| 6,0) | 757,1 |[Windft. bedeckt | 2,2 . [756,1 |NNO 2 wolkig | —2,0) 5,3 \W 2halbbed.| 6,0) I'bedeck | 60 2ibedeckt | 6,6) I\bedeckt |_ 6,0) 8,6 |WSW 4 Regen |__ 6,0 8,1 |SW 2bedeckt | 6,7] | 2ibedeckt | 11,2] 6'bedeckt | 10,6; 3iheiter | 15,9] 3ibedeckt | 12,2) 2'bedeckt | 6,4 2 beiter | 7,6) I\beiter |_10,4 4/ 2ibedeckt | 95,8 766,0 |[SW 3\bedeckt |__6,4 | -| |

Grisnez Paris Vlisfingen Helder . Bode . Christiansund Skudeênes Skagen Bestervig . Kovenbagen Karlstad Stodtbholm Wisby Hernösand Haparanda A Wilna Pinsk ; Petersburg Wien

Prag Mon. Florenz Cagliari Cherbourg Clerment Biarrißz Nizza Krakau . Lemberg .. Hermanstadt Trieft Brindisi Livorno Belgrad Helsingfors . Kuopio Züri

Genf Lugano . Säntis . Wick

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768,0 |SO leiter 40 765,8 |ONO 6\wolkenl 9,2j 769,4 |SO 14,2 763,5 |NO 9,8 767,3 [NO 6,0 759,9 [NW 3) U 750,5 [N _ 2/Sthnee | —0,2 7717S 1/Nebel | 1,6 779,7 |[NNO 2\wolkenl.|__5,0 767,3 NW l\wolkenl.}__5,0 564,2 [WNW 2 beiter | —9,9 . [769,0 [NW 4bedeckt |_ 10,0 Warschau . . | 763,5 |W 2\bedeckt 6,3 Portland Bill | 774,1 NW 3'wolkig 11,7 Ein Marimum über 775 mm befindet sich über Irland, ein Minimum unter 745 mm über Westrußland. In Deutschland ift das Wetter, bei durchsnittlih mäßigen südwestlihen bis nordwest- lichen Winden, trübe; fast überall ist Regen gefallen. Im West ift Aufklaren, im Osten Fortdauer der jeßigen Witterung wahrscheinli.

Deutsche Seewarte.

Mitteilungen des Königlichen Aöëronautischen Observatoriums Lindenberg bei Beeskow, veröffentliht vom Berliner Wetterbureau. Drathenaufftieg vom 7. Oktober 1905, 8} bis 9x Uhr Vormittags:

s v4 : Seehöhe . . . . . [122 m | 500m | 1000 m | 1500 m | 2000 m| 2845 m

Temperatur C -——— 4,9 13 |—17 | —48 |— 10,1 Rel. Fchtak. (0/0) | 92 | 97 | 100 | 98(?) | 95 (?) | 90 (?) Wind-Richtung .| W |WNW WNW |WNW |WNW| NW

Geshw. mps etwa 15 etwa 20.

_ Untere Grenze der Stratuswolken bei 420, obere anscheinend bei 1250 m Höhe. Fier geringe Tembperaturzunahme und Abnahme der Feuchtigk Außerdem höhere Wolken. Feuchtigkeitsangaben von 1500 m ab wahrsheinlich wegen Rauhreifansaß zu hoh.

3\Negen 4'beiter l ¡Nebel 3Schnee

zum Deutschen Reichsanzei

Me 238.

a

Deutscher Kolonialkougreßf: 1905,

Am vorgestrigen, drittzn Verhandlungstage fanden Vormittags | l | Gemeinden dur Anstellung von ordinierten eingeborenen Geistlichen

nur Sigzungen der sieben Sektionen statt. In der erften Sektion be- richtete Grolinen Palauinseln und Marianen, Professor * cinhof (Groß- Lichterfelde) über den gegenwärtigen Stand der afrikanishen Spra- forschung und Missionar A. Hoffmann (Duisburg) übzr Sprache und Sitte der Papuastämme an der Astrolabe-Bai. Die Gegend an tec Astrolabe-Bai gebört zu den vielsprachigsten Gebieten der an Sprachen un» Dialekten überreihez Insel Neu-Guinea. Fast jedes vierte Döôrfchzn hat seinen bejonderen Dialekt. Die rheinischen ‘Missionare hatten sehr große Schwierigkeiten bei dzr Aufnahme der Papuasprathen im Gebiet der Astrolabe-Bai za überwinden, weil hier die Malaria am s{limmften auftcat und di-e meisten Leute, bevor sie sich in die Verbältnisse ganz einarbeiten konnten, wegraffte. Heute untersheidet man zwei größere Syprawhengruppen : die Siar-Bilibil- und die Bogadjim-Bongu-Sprahengruppe, ¿U welchen man die meisten Dialekte, die an der Aftrolabe-Bai gesprochen werden, ¿ählen kann. Die Siar-Bilibil-Svrachezn werden nördlih von Kap Gorima an bis Fap Croisilles, einchli-ßlich der Insel Dampier, und südli von Kap Rigny bis fast zum Kap Teliata (Dorfinsel) gesprohen. Die Bogadjim- Bongu-Sprachen haben nur 1m Herzen der Astrolabz-Baî, von Kap Gorima bis Kap Rignv, Verbreitung gefunden. Die Siar - Bilibil - Sprachen sind den melanesishen Sprachen nakße verwandt, während die Boaadjim - Bongu -SpraŸen papuanishen Charakter haben. Daß sich auh heute noch neue an der Ajtrolabe-Bai bilden, bâlt der Vortragende für mögli, und

er suht den Grund dafür in der mangelhaften Staatsbildunz, der } w : _ge er L t | die Reichsausfunftéstelle für Auswanderer der Deutschen Koloaial-

Sipvenwirtschaft, in der die Papua-Stämme stecken geblieben sind. Außer den Verkehrs\prachen eristieren unter den Papuas noch Geheim- sprachen, die man am besten als Gaunersprachen bezeihnen fann. Die scefabrenden Stämme an der Küfte baben eine Seesprache voll fräfticer Ausdrüde, die nur auf See gebraucht werden. Die Sitten und Gebräuche find bëi allen Stämmen faît dieselben. Der Vor- tragende besprah das private und offentlibe Leben der Papuas.

Fn ter zweiten Sektion behandelte Dr. Schilling (Berlin) den gegenwärtigen Stand unerer Kenntaifse von dea wichtigsten Tiers #rarfbeiten in den Tropen, Profeffor Dr. Wendelstadi (Bonn) die vharmafkotbecapeutische Bekämvfung der Trypanofomenkrankheiten, Oberveterinär Rafsau die Fortschritte in der Rinderpeft-_ und Terasfieberbetämvîung und Kaiierlihzer Regierungétierarzt Skerlo (Berlin) die Auesichten der Viebzuht in Südwest-Afrika, in der dritten Sektion Justizrat Preuf, (Köpenick) und Kammergerichiêrat Dr. Mever (Berlin) die Redtsprech ung in gemishten Angzlegen- beiten, in der vierten S:ktion apostolisher Präfekt Nachtwey (Wind- bufk) die Mission als Förderin der Kultur und Wissenshatt, Pater Ath. Gozite (Paderborn) die Frage „Was foll der Miffionar dem Heiden, was dem Vaterlande scia?“ und Missionsinspektor D. Merensky (Charlottenburg) die _äthiopis he Bes wegung unter den farbigen Christen Südafri kas. Der leßtgenannte Vortragende betonte zunächst, daß die „Eingeborenen- frage* ganz besonde1s wichtig und schwierig_in allen afrifanishen Kolanizn sei, da diz Neger- und Bantu-Rafse \sich lebensfräftiger ¡¿eigz, als man erwartet habe. In unseren Kolonien in Afrika leben, fo wurde ausgeführt, eiwa 12 Millionen Eingeborene; wir haben deshalb alle Ursache, der Frage, wie wir uns zu dle]en Leuten siellen sollen, alle Aufmerksamk:it zuzuwenden. Gelegen- beit zum Studium dieser Frage bietet uns Südafrika, wo cine Million weißer Kolonifien mit 9 Millionen Einageborer.en zusammen wohnt; deshaib ist es für urs wichtig und nüßlich, die g:waltige Bewegung unter dm chriftlichen Teil dieser iüdafrifanishen Eingeborenen, die man die äthicpishe Bewegung nennt, im Auge zu behaltea. Die Zabl dieser südafrikanishen Ghriiten aus den Eingeborenen it viel größer, als man biéber angenommen hat, se übersteigt 1 Million; allein in dec Kapkolonie leben nach der legten von der Kolonialregierung aufgenommenen Statistik 778 000 farbige Christen neben 9809 090 Weißen, es besuchen dort 89 000 farbige Kinder und nuc 58090 weiße Kinder Schulen; dlîes allzs zeigt, daß Bewegungen unter dielen Farbigen von großer Bedeutung find. Der Vortragende ging dann auf die Geschichte ter äthiopischen Bewegung ein, deren Spuren sih bis in den Anfang der atziger Jahre des vorigen Jahrhunderts zurüdckverfolgen lassen. Die Bes wegung nahm ihren Ausgang von eingeborenen Helfern der Missionare, die mit der ibnen zugewiesenen Stellung unzufrieden waren; von diesen Helfern trennten sih einzelne mit ibren Anhängern von den Mijsionskircen und bildeten eigene Gemeinschaften, in denen hinfort nur Farbize, keine Weißen, ein Lehramt befleiden sollten. Solche Vorgänge konnten für das Gesamtleben der Kolonien harmlos er- seinen und urgzfährlih fein, sie bêtten fb solchen Charafter au bewahrt, wenn nicht unerwarteterweise Einflüsse von Amerika aus die Bewegung in politisch: soziales Fahrwasser geleitet Lätten. Einer der ätbiopishen Führer, Dwane, zreiste nah Amerika, brachte von dort neue Gedanken über die Bedeutung des Kampfes der schwarzen gegen die weiße Rasse nah Südafrika und bewog hier im Jahre 1896 seine Aahbäager, fiH ter amerifanischen bischöflihen Metbodistenkirhe anzuschließen. Von dieser amerifanishen . Nezer- firhe fam dann tald der begabte fanatise Bischof Turner nach Südafrika urd schünte dort das Feuer des Rassenbaftes. Dwoane besuhte dann Amerika ein zweites Mal, und von Amerika aus kamen andere A-gesandte, sodaß die äthiopische Kirhe in Südafrika bald Tausende von Anbängern zählte, und ihr aufregender Einfluß auf die Stimmung der christlichzn farbigen Bevölkerung Südafrikas und teren - Stellung zu den Weißen mehr und mehr zunahm. Es war günstig, daß Rückwüirkungen nicht ausblieben; die_ Re- gierungen der füdafrikanishen Kolonien _ und die mit Misfionen in Verbindung stehenden Kirchengemeinschaften taten das Ihre, um die Bewegung möglichst einzuschränkzn; dazu fam, daß €s der necen Kirche an Geldmitteln feblte Dwane trat deshalb in Verbindung mit der erglish-kirliden Mission und aründete nun im Einverständnis mit jetnen nenen firdlihen Oberen einen äthiopishen Orden; auch ]onsl feblte cs unter den Farbigen Südafrifas rihr an befonnenen Männern, die ibre Volksgenofsen davor warnken, ih in «die - ge fährlihe politish- soziale Bewegunz hineinziebea zu lassen, es standen und steben feine8wegs alle von Farb!gen in Südafrika redi ierten Blätter oder Zeitungen auf seiten der Fanalifer, die ibrerseits fich immer bestimmter und unverblümter 21 der Lofung bekennen: „Afrika den Afrikanern“. Recht erfreulich ist es, daß neuerdings ein bedeutender äthiopisher Geistlicher, d-r Rev. Attawav in Kapstadt, der politisch - sozialen Agitation seiner Kirche entschieden entgegentritt und seine Lovalität der Regierung des englishzn Kolonialrei#s gzgenüber betont. Die Missionen tun tas Ihre, um der Be- wegung entgegenzutreten oder zu helfen, daß sie auf das kirchliche Gebiet beschränkt bleibt. Hier hat solize Bewegung ibre Berechti- gung. und man fann fi nur freuen, wenn €s den eingeborenen Christen Sütafrikfas gelingt, eigene [ebenéfräftige Kirchen mit einem eingeborenen Lebrförper zu gründen und eine Stellung zu gewinnen, in der sie der Leitung und Fürforge ausländischer issions- gesellihaften entraten fönnen: Von manchen englischen Missionen i für die Pflege der Volkseigentümlichkeit und für die Pflege der Volkésprachen wobl auch zu wentg, g:tan worden, sodaß eine Rüdwirkung gegen ihre Leitung verständlich ist.

H. Seidel (Berlin) über die deutsche Forschungtarvei! auf den i

! in die landwirtihafilihen Distrifie der = | Regierungsrat a. D., Privatdozent Dr. Leidig (Berlin) die Reform | des dentshen Reich8gesetzzs über den : | angebörigfeit und Professor Dr. Thieß (Danzig) die Fürsorge

Dialekte }

j bekannten ¡ stehende,

Die deutschen :

Zweite Beilage

Berlin, Montag, den 9. Oktober

Missionen haben diesen Fehler vermieden, von ihnen ist in SHule und

- Kirche überall der Volkssprache die erste Stellung eixgeräumt worden,

es baben unsere Missionen aber vielleicht zu lange gezëgert, eingeborene selbständig werden zu lassen. Möchte es gelingen, der gemäßigten, loyalen Partei unter den Aethiopiern zum Siege zu verhelfen über die unbotméêßigen, unrubigen Elemente in ihrer Kirche; denn bei dem Rassenkamvf in Südafrika, der leider kaum ausbleiben dürfte, wird es von großer Bedeutung sein, ob die große Zabl von eingeborenen Christen auf der Seite der Weißen oder ihrer heidnishen Volks- genofien ftebt.

In der fünften Sektion erörterte Dr. Georg Hartmann (Hamburg) dzn wirtshaftlihen Wiederaufbau Deutsh-Südwestafrikas, ia der seten Regierungs- und Gewerbeshulrat Dr. Dunker (Berlin) die deutsche Auswanderung nah den Städten der Vereinigten Staaten von Amerika, Professor Dr. Sering (Berlin) die dzutshe Auswanderung Vereiniaten Staaten,

Erwerb und Verlust der Staats-

für die Auswanderung. Der legtgenannte Redner führte aus, wie

| zuerst die Hansastädte das Syftem des Auswanderershußzes an Stelle der

AuewandzrungSdefämbfung gesetzt hätten, und wie das Deutice Reich

| ibnen darin mit dem Aus vanderungsgeseße von 1897 auf umfafenderer

Grundlage acfolgt sei. Die Schuybestimmungen dieses Gesezes, die Konzessionierung der Auswanderungébeförderung, Normierung der Ausrandererverträge und Kontrolle der Auswanderershiffe wurden kurz erläutert, alsdann dem Auswandererschuß die positive Aus- wandererfürsorge gegenübergestellt, die kauptiählid jet dur

gefellshaft ausgeübt wird. Deren Tätigkeit wurde geschildert, ebenso

| die ergänzende gemeinnügiger Vereine, insbesondere des St. Navhaels-

Nereins. Weitere Ausführungen galten der Sorge der deutihen Reederei für immer bessere Auswandererbeförderung und für spezielle BeförderungS- einrihtungen, die tiz befser gebildeten deutshen Auswazderer von der Mae der osteuropäischen trennen. Als Ziele der deutiWen Auëwanderer- volitif bezeichnete der Referent eine Beratuna der Auêëwanderer, die auf j:den Fall ibr wirtschaftlihes Gedcihen voranstelle und diz die Erbaliung der nationalen Zugehörigkeit zu ibrem bestén wirtshaft- lien Fortkommen niemals in Gegensaß treten, sondern nur der wirtschaftlihen Förderung als weitere Annehmlichkeit binzutreten läßt. Die Auskunftëstelle und ibre Ergänzungen müßten noch bekannter werden und durch möglist eingehende Informationen, durch Ver- meidung bureaufratischen Vorgebens das Vertrauen aller BevêölkerungS- {ichten aewinnen. Alle Einrichtungen und Schußtzmittel, -die den deutschen Auëwanderer durch entsprechende Behandlung seitens der Bebörden und Reeder aus der untersiedslosen Masse des inter- nationalen Proletariats herausbeben und ihm das Gefühl geben, daß er einer bevorzugten Kulturgemeinschaft angeböre und sid diese nationale Zugebörigfeit unter allen Umständen erhalten und ibr durch seine Erfolge Ehre mahzn müssz, seien aufs bebutjamste zu pflegen. Ferner fei der neuen Masseneciheinung der Rückwanderung durch die amtlihe Statistik und die private sozialwissenshaftlihz Forihungs- tätigkeit sorgfältigîite Beachtung zu senken, und die Erfahrungen und Grfolge der Rückwanderer seien [e die Beratung der Au®- wanderer sorgfältig zu Rate zu ziehen. Ein Allbeilmitt:l, die elemen- iare Bewegung der Au8wanderung genau so zu aestaltez, wie wir sie ô Die weitere Pflege und schrittweise pagierung aller neuerdings eingeschlagenen Wege zu einer zurüdckhaltenden und allmäblihen Beeinfluffung im Intereffe der Auswandernden wie der deutshen Wirtscafts- und Kulturgemein- schaft verspräthe die besten praktischen Erfolge.

Einen interessanten Vortrag bielt in der siebenten Sektion Said NRuete (Berlin) über die wirtshaftlihen Verhältniste Babvlonien?. Die nah dem gegenwärtigen Stande mod?rner Forshungen um mehr denn drei Jabrtausende jenseits unserer Zeit- rechnung zurüdckceiherde Geschichte Babyloniens, führtz er aus, lebrt uns, daß das Land sich bis zum Autgarge der Abbassidishen Regie- rung um die Mitte des 13. Fahrbunderts einer außerordentlih hohen wirtshaftliden Blüte erfreatsz, daß es dea Historikern und Geogravben des Altertums als Inbegriff des Reihtums und der Fúlle galt. Die auf uns gekommenen Daten der Ernte. und Steuerertrage bieten für diese Anschauung den besten Beleg. Ein das System des Euvbrat und Tigris verbinteades Kanalnez, defsen Spuren noch beute mit Bestimmtheit verfolgt werden können, führte di befrubtenden -Wassermassen dem reich? Erträgnisse liefernde TFerlande zu und mate Babylonien zur Kornkammer des jzwei

Erdfreises. Dec bis auf den beutigen Tag dur Vernatbläisigung und Zerstörung des Kanalipsie bedinate wirishaftlihe Niedergang des Landes bat das einst reiche Eulturland verôdet und entvölfert. Um ein dem Verlöschen nahes Produktionegebiet von so bedeutendem inneren Werte zu alter Blüte zurüdckzuführen, bedarf es angesits der geringen wirtschaftlichen Stärke der Türkei, die, wie billigerweise zugestanden werden muß, bereits cinen

ustand völligen Verfalls vorfand, als sie în den Besiy des Deppel- itromgebiets gelangte, der fördernden Hand des Abendlandes. Das Deutschs tumist gegenwärtignur in sehr bescheiderem Maße in Babylonien vertreten. Hingegen wird uaser Interesse an der wirtschaftlichen Ershli-ßung de Lan- des bedingt durch eine der unter dezutser Kontrolle stehenden Anatolisen Gisenbabngesellihaft seiten der ottomanishen Regierung im Jahre 1902 erteilte, reich außgestattete Konz?]ion zum Bau und Beirieb cines den Bosporus mit dem Persischen _Golf verbindenden Sgzienenstranges dur Fortführung der Anatolishen Eisenbahn über Konia binaus. Deutscher Arbeit und deutshem Unternehmungs- geiste eröffnete sih somit ein zukunftsreihes Feld der Betätigung, für das allerdings nit in leßter Linie zum eigensten Vorteile des Lande3 einz Wiederberstellung des alten Kanalneges Vorausseßung ist. Daß für eine derartize große Kulturarbeit Anregung uad Unterlage ge- Hafen wurde, verdanken wir der Tatkraft eines Hydrologea von höchiter Kompetenz. Sir William Willcocks, tin anerkannter Meister auf dem Gebiete der künstlichen Bewässerung, bat es sich zur Aufgabe gemacht, das Interesse seiner Landeleute für die N konstruktion der alten Wass:radern Chaldäas auf Srund eingehender Studien wa- zurufen. Eine im vorigen Jahre an Ort und Stelle urternommene rahwissenschafilihe Untersubung hat Willcocks von der sowobl tes nisen wie finanziellen Durchführbarkeit etner Pläne überzeugt, und mit sahfundigem Urteil tritt er für eine gleichzeitige Inangriffnahme der seinerseits vorgeshlagenen Frrigationsarbeiten und des Baues der Babvlonien durckquerenden Strecke der Bagdadbahn ein, um aus Ghaldäa, dem Lante der großen Wechselfälle, cia zweites Nildelta, ein zweites Pendschab zu shaffen. Sein Vorschlag beruht auf ter richtigen Erkenntnis, daß nur die enge Vereinigung beider Unternehmen zu cinem bogrentablen Kulturwerk von bleibendem Wert führen kann. Der Vortragente {loß: Da der türfishe Staatéshay noch auf lang? Zeit außzrstande sein wird, die shweren Lasten, die eine mit der Konzession der Bagdadbahn verbundene filometrische Einnahmegarant!te auferlegt, zu tragen, und für uns begründetes Intere)e besteht, unser2 auf dem Papier erzielien Erfolge in fruhtbringende, einem gesunden Drange nach wirtschaftlicher Expansion ent- sprehende Arbeit umgesegt zu seben, sollten wir jeder Anregung, die uns dem anzustrebenden Ziele näher ¿u bringen vermag, gebührende Beachtung senken. Die Willcockschen Vorschläge scheinen diese in besonderem Maße ju verdienen. Unter diesem Gesihtépunkte wäre es

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ger und Königlih Preußischen

Staatsanzeiger. 1905.

von nationalem Standpunkte aus freudig zu begrüßen, [ließe si auf \fizzierter Unterlage eine Kombination finden, die eine braubare Handhabe für die in Babvlonien unserer barrenden bohen wirtshaft- lichen Aufgaben bietet.

In derselben (siebenten) Sektion behandelte noch Dr. Georg Wegener (Berlin) die wirtschaftliche Bedeutung des Yangtsegebietes und Dr. Julius Wolff (Buenos Aires) das Deutshtum und die deutshen wirtshaftlihen êInteressen in Argentinien. Die Stellung, die Argentinien heute in der MWeltwirtshaft einnimmt, dankt es, wie diefer Redner ausführte, neben der Gunst der natürlichen Nerbältnifsz wesentlih englishem Kapital und italienisher Arbeit ; aber der Anteil, den deutshes Kapital an der wirtshaftlih:n Entwickelung der argentinishen Republik hat, ist gleichfalls nicht unbedeutend, und in den leßten anderthalb Dezennien ift er stetig und erbeblih ge- wacsen. Schon 1897 waren in Handel und Indufirie 200 Millionen Mark, in Grundbesiß 160, in Kreditgeshäften 160, in Hvvotheken 20 und in der Landwirt|haft 20 Millionen Mark deutich:s Kapital in Argentinien investiert; 1901 wurde das in wirtishaftlihen Unter- nehmungen angelegte deutsche Kapital auf 609 Millionen Mark ges\chäßt, und beute ist es auf mindesiens 700 Millionea zu veranschlagea, da gerade in den leßten Jahren die deutschen Kapitalanlagen si bedeutend vermebrt haben. In diesec Zt bat die deute Transatlantische Elektrizitätszesellshaft in Buenos Aires nabezu eine Monopolstellung in der Gleftrizitätsbranhe erlangt und auf ihre Lidbt- und Kraft- anlagen sowie auf eine Straßenbahn 50 Millionen Mark verwendet ; bei der „Elektrisierung* der größten Straßenbabn von Buenos Air:s und ibrer Fusion mit der zweitgrößten war deutihes Kavita! beteiligt ; eine deutihe Gesellschaft hat die Straßeabahnen der Stadt Rosario erworben und große Summen find neuerdings von deutiher Seite in Ländereien, Estanzien, Hvpotheken und gewerblidben Unternehmungen (z. B. Quebrachoinduftrie) angelegt worden. Stärker noch als die deutschen Kapitalanlagen if dec Handel Deutschlands mit Argentinien gewachsen. Ein- und Ausfuhr. zusammengefaßi, ist von 1893 bis 1993 sein Wert von 1354 Millionen Mark auf 341 Millionen, d. k. um 1529/6 geftiegen, während der Handel mit dem ganzen übrigen Südamerika nur von 381 Millionen Mark auf 412 Millionen, d. bh. um 89/6 zugenommen bat. 1903 famen von dem deutséen Handel mit Südamerika nicht weniger als 45 °/s auf Argentinien, 24,5 ®/o auf Brasilien, 18% auf Chile und 12,9 ?/o auf alle anderen süds amerifanifchen Staaten. 1893 entfielen uf Argentinien nur 26 °/o, auf Brasilien ‘aber 36 °/o, auf Czile 26 ®/o, auf das übrige Süd- amerifa 189/60. Die Einfuhr Deutschlands aus Arzentinien ist aller- dings erbebliher und rascher gewahsen, als seine Aaéfubhr nah de argentinishen Republik. Die erstere ist 1893 bis 1903 vo 93 Millionen Mark auf 271 Millionen, die leßtere von 4 Millionen auf 71 Millionen Mark gestiegen, aber au zeigt eine stetige. günstige Eniwidelung und die Tendenz zu rascherer Zunabme, da fie sih 1904 auf mebr als 100 Millionen Mark und im ersten Halbjahr 1905 auf 58 Millionen Mark belief. Son beute bat die deutsche Industriz in Araentinien ibr aufnahme- fähigstes Absatgebiet în ganz Südamerika. Von unbedeutenden vors übergehenden Schwankungen abgesehen, bat Deutschland seit 1891 in der argentinischen Einfubr die ¡weite Stelle behauptet, und das Gleiche gilt von den Kapitalanlagen und der Schifahrt. Die deutsche Flagge war 1903 in den argentinishen Häfen mit 226 cingebenden und 269 ausgehenden Dampfern mit 548 325 bezw. 654 199 t vertreter, Enaland mit 1265 (2454 325 t) und 1639 (3258 196 t), Frankrei nur mit 79 (216 373) und 104 (227 268), Ftalien mit 114 (282 947) und 116 (271 637). Diese für Deutschland wie für Argentinien aünstigè Entwickelung ift zum guten Teil der Tätigkeit und dem Ein- flu der Deutschen in Argentinien zuzuschreiben. Ihre Zabl fällt allerdings dort niht ins Gewicht, da_ es neten mebr als §{ Million Ftalienern, 200 0009 Spaniern, 100000 Franzosen, 30 000 Engländern nur 30 000 Reich8deutihez und böhstens 40 0093 Deutschredende in Argentinien gibt ; aber gerade ihr Beispiel zeiat, daß die wirksame Förderung der wirtschaftlichen Interessen der Heimat viel weniger von der Zabl der im fremden Lande ansäsfigen Deutschen als von ihrer Stellung im MWirtschaftsleben dieses Landes und von ibrer eigznen wirtshaftlihen Lage vängt. Nur wenn fie in der Wirt]haft des fremder Staates etwas Le ihre eigene Lage eine gute ift, können die Deutschen im Auslande in arößzrem Maßstabe NRerbrauder deut‘cher Waren bleiben und ibnen über dieien beschränkten Kreis hinaus ein sid stetig erweiterndes Ab- saßgebiet gewinnen. Wenn Dzutschland beute mehr Waren _nach Argentinien ausführt als nab Brasilien, das bei einer dreimal größeren Bevölkerung drei bis viermal so viel Deutshe zählt, so liezt dies nidt zum wenigsten daran, daß die Mebrzabhl der Deutschen in Brasilien fienz Landwirte von mäßigem Woblftand sind, während in Argentinien das deutsch2 Element im Import- und Ervortbandel neben dem eng- lischen eine führende Rolle ivizelt und die Lagz der Deutschen vom Großfaufmann bis zum Ö ndwerter und Arbeiter fast durhweg eine günstige ist. Diese beiden Momente find au von großer es tür die Echaltung der vationalen Eigenart. Ihnen ift es wesentli zu danken, daß der bobe Stand ibres Schulwesens, ibrer Woblfabrts- einrihtungen, ibres Vereinélebens und ihrer Prefse von dem zähen Fefts halten der Deutschen Argentiniens am Deutichtum zeugt und dieses viels lei%t nirgendwo geringere Verluste zu beklagen hat, und der innige Zusammenhang mit der Kultur der Heimat wirkt seinerseits um 19 fräftiger und nabaltiger auf die Förderung der gesamtdeutschen Intercfien zurück, als er nicht, wie teilweise in Brasilien und Paraguay, dur völlize Abschließung von dem fremden Rolfêtum erleihtert wird, sondern in beständiger Reibung mit diesem gewahrt werden muß. Was- zur Kräftigung des Deutschtums in Argentinien beiträgt, wird auch cin wirksames Mittel zur Förderung der teutschen Wirtschaftês interefsen in diesem Lande sein, das für Deutschland als BezugEquelle von Nahrungëmitteln und Rohstoffen, vor allem aber als der wichtigfte iñdamerifanishe Markt seiner Industrie von Bedeutung ist und _ als solher umsomehr Beachtung verdient, weil er der einzige in Süds amerifa ift, von dem sih mit Sicherheit vorauésehen läßt, daß seine Aufnabmefäbigkeit rasch und stetig wachsen wird. ;

Am Nachmittag folate die dritte und [egte Vollversamm- lung, die von dem Präsidenten des Kongre}jes, Seiner Hoheit dem Herjog Jobann Albrecht ¿# Mecklenburg, mit der Mitteilung eröffnet wurze, daß das Mitglied Profefsor Dr. Freiherr von Richthofen am Freitagabend gestorben sei; der Verblichene babe sib ein dauecndes Rubmesblatt in der kolonialen Bewegung erworben. Die Anwesenden erboben sid zum Zeichen des Beileids und der Hohachtung. Alsdann gab der Präsident bekannt, daß aus dem Zivilkabineti Seiner Majestät des Kaisers und Königs auf das Huldigung®tele- aramm des Kongresses folgende telegravhish: Antwort eingegangen sei (die Mitglieder erboben \ih): / :

Seine Majesiät der Kaiser und König baben den freundlichen Gruß d-chs uater Gurer Hoheit Präsidium tagendea 2. Dertschen Kolonialkongrefses mit besonderer Freude entgegengenommen und lassen Eure Hoheit ersuhen, allen" Konagareßmitgliedern für die)e _Kunds gebung wie für ibre in jeßiger Zeit besonders wertvolle Mitarbeit an den großzn und s{wierigen Aufgaben des Vaterlandes auf folonialem Gebiete Allerhöchstibren wärmsten Dank gütigst zu über- mitteln. Seine Majestät begleiten die Beratungen des Kongresses mit lebhaftem Interesse und wünschez ihnen einen glüdiihen V.rlauf und auten Erfolg.“ i

Nath Eintritt in die Taze8ordnung spra zunächst der Geheime Bergrat Schmeißer (Berlin) über geologishe Untersuhungen

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