1905 / 254 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 27 Oct 1905 18:00:01 GMT) scan diff

Ft eN

Auf Grund des §

Bekanntmachung, fend den Zeitpunkt, zu dem die Regierung in

llenstein ihre Tätigkeit zu eröffnen hat.

Vom 21. Oktober 1905.

2 der Verordnung, betreffend die

Bildung eines Regierungsbezirks Allenstein in der Provinz

Ostpreußen, vom dem die Regierung in Allenstein ih

14. Oktober 1905, wird der Zeitpunkt, zu re Tätigkeit zu eröffnen

hat, hierdurch auf den 1. November 1905 festgeseßt.

Berlin, den 21. Oktober 1905. Das Königliche St Schönstedt. Graf von Posadowsky. Freiherr von Rheinbaben.

von Budde. von Einem.

aaisministerium.

von Tirpit. von Podbielski.

reiherr von Nichthofen.

von Bethmann-Hollweg.

Minisierium der geistlihen, Unterrichts- un d Medizinalangelegenheiten.

Bekanntmachung.

Auf Grund des § 16 Abs.

die Prüfung der Na h Anstalten zur technischen Genußmitteln, an welchen die nah enannten Paragraphen nachzu

ildung erworben werden kann,

rungsmit

4 der Vorschriften, betrcffend tel chemiker, ist den staatlichen Untersuhung von Nahrungs- und Nr. 4 im ersten Absaÿ des ende prafkftiihe Aus- das städtishe Nahrung s-

mitteluntersuchunags3amt in Aachen gleichgestellt.

Berlin, den 21. Oktober 1905.

Der Minister der geistlihen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten. Jm Austrage:

Naumann.

Dem Privatdozenten in der philosophischen Fakultät der

iedrich ranz Martens worden.

zur öffentlichen Kenntnis gebracht, 1905 einshägbare Reinertrag aus d die in Preußen Ebelebener Eisenbahn auf

ilhelms - Universität zu Berlin. Dr. ist das Prädikat „Professor“

Friedri beigelegt

Bekanntmachung.

Der Vorschrift im S 46 des Kommunalabgabengesehes vom 14. Zuli 1893 (G.-S. S. 152) entsprehend wird hiermit

gelegene

Streckte der

daß der im Steuerjabre em Betriebsjahre 1904 für

Mühlhausen-

13 060 M 4 A

fesigestelli worden ist.

Erfurt,

den 24. Oftober 1905.

Der ne. Eacnbahutammioe:

Fuhrmann.

Angekommen:

der Unterstaatssekretär im Ministerium der dffentlichen Arbeiten Dr. Holle, von Bremen und Hannover.

Nichtamfkliches. Dentsches Reich.

Preufßen.

Berlin, 27. Oktober.

Seine Majestät der Kaiser und König sind heute Is 2 Uhr von der Wildparkstation nah Blankenburg abgerei]jt.

Jn der am 26. Oktober d. J. unter dem Vorsiß des Staatsministers, Staatssekretärs des Jnnern Dr. Grafen von Posadowsky-Wehner abgehaltenen Plentarsißung des Bundesrats wurden die Vorlagen, betreffend einen Geseß- entwurf wegen Abänderung der Gewerbeordnung, eine Denk- rift über die Ausführung der seit dem Jahre 1875 er- lassenen Anleihegeseße, eine Uebersicht der Reichsausgaben und -Einnahmen für das Rechnungsjahr 1904 den zuständigen

Ausschüssen überwiesen.

Die Zustimmung fanden die Aus-

shußanträge, betreffend den Entwurf einer Maß- und Ge- wichtsordnung, die Aenderung von Nummern der Anlage B zur Eisenbahnve: kehrsordnung und betreffend die Verleihung von Korporationsrehten an den in Tanga bestchenden „Tanga- Klub“. Außerdem wurde über den Vorschlag wegen Beschung einer erledigten Mitgliedstelle beim Reichsgericht und über eine

Reihe von Eingaben Beschluß gefaßt.

Der Königliche Gesandte in Weimar von Below-Rußau ist, vom Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrat, Königlich württem- bergisher Staatsminister der Finanzen Dr. von Zeyer, Großherzoglich badisher Präsident des Finanzministeriums Beer, Großherzoglich hessisher Minister der Finanzen Dr. Gnauth, Großherzoglih mecklenburgisher Vorstand des Finanz-

minijteriums von Pressentin, Staatsminister

Dr.

Großherzogli Rothe, Herzoglih braunshweigischer

sächsischer

Staatsminister Dr. von Otto, Herzoglich sahs-n-meiningenscher Staatsminister Freiherr von Ziller, Fürstlich [L

rudolstädtisher Staatsminister Freiherr von der

ede,

Fürstlich lippisher Staatsminister Gevekot, Groß“erzoalich

mecklenburgischer Oberzolldircktor Loren

ß und Senator der

Freien und Hansestadt Lübeck Dr. Fehling find von Berlin

abgereist.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Tiger“ am 25. Oktober in Schanghai eingetroffen. S. M. S. „Jaguar“ ist am 26. Oktober von Schanghai

nah Tsingtau in See gegangen.

S. M. S. „Zltis“ ist am 26. Oktober in Tschifu ein- getroffen und an demselben Tage nach Taku in See gegangen.

P Per RRE pw Er pt Iw rern wr

S. M. S. „Fürst Bismarck* geht mit dem Chef des Kreuzergeshwaders an Bord morgen von Tfingtau nach Schanghai in See. t :

S. M. S. „Bussard“ ist am X. Oktober von Tanga nah Pangani in See gegangen.

. Sachsen.

Bei der vorgestrigen Galatafel zu Ehren Seiner Majestät des Kaisers im NResiderzschlosse in Dresden hielt Seine Majestät der König von Sachsen, nach einem Bericht des „W. T. B.“, folgenden Trinispruch:

Eure Majestät heiße ih heute in meinem Hause und meinem Lande berzlih willkommen als lieben werten Gaît und tue dies mit einer um so größeren Freude, als ich daraus den Beweis ersehe, daß Gure Mèojestät ejtiebt sind, die freundshafiliden Beziehungen, welche Sie mit méinen in Gott ruhenden Vorfahren, meinem geliebten Vater und Onkel, verbanden, auch künftighin aufrecht zu er- halten. Ich begrüße in Eurer Majestät nicht bloß das er- habene Oberhaupt des Deutshen Reichs, nit bloß den Herrscher des größten deutshen Bundetstaats, sondern, das kann ih wohl ohne Ueberbhebung sagen, meinen lieben Freund und mir stets wohlwollend gesinnten Gönner. Es ist nach meiner Ansicht die erste Pflicht für uns deutshe Bundedsfürsten, daß wir fest zusammenstehen in alter deutsher Treue und Freundsckchaft. Das ist zugleih das festeste und beste Band für unser geliebtes deutsches Vaterland, das erst zu Grunde gehen kann nah dem Tode des lezten von uns. Mir wird es besonders am Herz?n liegen, die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Häusern Hotenzoliern und Wettin immer enger zu gestalten, vas sie für die Zukunft unzerreißbar dastehen müssen, inen bedeutsamen Schritt in dieser Richtung erblicke ih darin, daß Eure Mojestät die Gnade hatten, die Stelle eines Chefs meines 3. Ulanenregiments Nr. 21 anzunehmen, cin Beweis von besonderer Gnade, für die zu danken in meinem Namen und in dem Namen meiner Armee mir ein liebes Bedürfnis ist. Ferner haben Seine Majestät dur die heute vollzogene Ver- leibung des hohen Ortens vom Schwarzen Adler an meinen ältesten Sohn es bewiesen, daß Sie: auch in Zukunft zu meinem Hause freundshaftiihe Beziehungen aufrecht erhalten wollen. War ih au nicht imstande, Eurer Majestät einen fo feftlihen Empfang bieien zu können, wie er mir im Januar in Berlin bereitet worden ift, so bitte ih doch, das Dargebotene als ein Zeichea auf- richtigen Dankes und herzliher Freude über den gnädigen Besuch zu betrahten. Alle Gefühle aber, welche mi erfüllen, bitte ih in die Worte zusammenfassen zu düfen: Seine Majestät der Kaiser und König von Preu en mein lieber Freund und werter Bundes8genofse,

, ho

er lebe bo, ho ch!

Seine Majestät der Kaiser erwiderte auf diese Rede folgendes:

Gestatten Eure Majestät, daß ih aus aufrichtigem, dankbarem Herzen für die schöônea und zu Herzen gehenden patriotischen Worte, die Sie soeben gesprochen haben, meinen innigsten und herzlichsten Dark aus’prehe. Ich kann wobl sagen, daß ih in fiefer Bewegung das, was wir sceben vernommen haben, in mein Herz aufgenommen habe. Kommen dicse Worte do von einer Stelle, an der {on mehrfach Sachsens Herrscher gespcohen haben; an "derselben Stelle versicherte mich Eure Majestät hochseliger Oheim als väter licer Freund und, Berater mir beizustehen, als ih als verwaister Neffe voË ihm ien nah dem Verlust meines Vaters. Von der- selben Stelle aus bat Eure Majestät erlauhter Vater Worte von zu Herzen gehender Wärme und inn'gster ILGEE gesprohen. Beide baben ihr Verspredwen gehalten. Ein innig verehrter und ge- liebter väterliher Freund if von mir geschieden . in meinem verehrten Oheim Albert, und ein treues deutshes Herz hat aufgebört zu schlagen, als Gurer Majestät Vater die Augen \{loß. Und nunmehr haben Eure Majestät in erhebenden Worten dieselbe Bahn zu beshreiten gelobt, die Ihre Vorgänger beschritten haben. Der Empfang, den Eurer Majestät Hauptstadt mir heute entgegengetragen hat, die freudigen G.sichter der jubelnden Be- völferung, haben von neuem mir, wie so oft schon, die loyale, patriotish-arbänglihe Gesinnung der Dresdner gezeigt, wie dieser Residenz Bevölkerung mit ibrem geliebten FKönig8haus verwachsen ist und seinem Bei!piel nahahmt, den großdeutsh:n Ge- danken zu pfl-gen. Zu der Uniforw, die ich {on lange zu tragen die Ehre habe, zu dem von mir geltebten Rockz meiner Grenadiere, haben Eure Majestät die Güte gehabt eine zweite hinzuzufügen, unnd ich ergreife hier nochmals die Gelegenheit, um meiner boben Fteude Ausdruck zu geben für die erneute Ehre, die Gure Majcstät- mir erwiesen haben, mich für würdig zu halten, Chef dieses s{önen, wenn auch jungen Negiments zu sein. Ich er- blicke darin, wie Eure Majestä: hon erwähnten, ein neues inniges Band, das zwischen uns beiden geknüpft wrd. Eure Majistät mögen überzeugt sein, daß bei den Gefinnungen, die Sie au? gesprochen haber, Sie in mic einen stets treuen, bilfsbereiten, arbeitiamen Freund finden werden. Wenn des Deutsäen Reiches Fürsten von ‘solchen Gedarken beseelt sind, wie Seine Majestät der König von Sachsen hier ausgesprochen hat, tann ift es leiht, den Hemm- nissen in der Welt entgegenzutreten. Denn von dem Veitrauen unjerer Fürsten getrag-n, unterstüßt von williger Mitarbeit unseres Volfes, kann man der Zukunft mit Nuhe entgegensehen. Eure Majestät haben unlängst die Gnade gehabt, mit warm?n und aner- fennerden Worten der Arbeit der vergangenen oder vielmehr des eben ablaufenden Jahres zu gedenken und in anerkennendfier Weise über

die Tätigkeit des obe:ften Reichebeamten \sich zu äußern. Ich bitte meinin herzlihsten Dank dafür entgegenzunehmen. Solche Worte tun wchl nach fo s{werer Arbeit, wi? fie diefer

Sommer gebroht hat. Wenn so das Deutsche Reich sich entwidelt wie ich vorhin \kizzierte, dann können wir ruktig mit aufgeschlagenem Visier und ficiem deutshen Véarneëmut, wie er verliehen wird durch ein ruhizes und gutes Gewissen, einem jeden ins Auge blicken, dem es belieben sollte, uns auf unserer Bakn entgegen- zutreten und uns bei der berehtigten Betätigung unserer Intercssen zu stören. Daß Eure Majestät gnädize Hilfe mir dabei slets zur Seite stehen wird, dessen bin ih beute gewiß und bitte darum, das Glas erheben zu dürfen zu eincm Se„enëwunsh für Eurer Maj-\tät Königliches Haus. Gott segne ud {üge Eure Majestät und die Mitglieder Ihres Hauses in Ewigkeit! Seine Majestät der König und Sein gesamtcs Hays hurra, hurra, hurra!

Nach einem Bericht des „W. T. B./ hielt Seine Majestät der König Friedrih Augujt bei der gestrigen Eröffaung des Lar dtoges folgende Thronrede:

Meine Herren Stände! Als Jch bei der Eröffnurg des letzten außerorden:lihen Landtages die Stände des Land:8 um Mich ver- samm.lt sah, gab Ich der Hoffnung Ausdruck, daß ras teure Kleinod des gegenseitigen Vertrauens zwischen Fürst w d Volk auch unter Meiner Regi-rung dem Lande unverkümmert erhalten- bleiben möge. Ih habe Mich in dieser Hoffoung nicht getäuscht. Die zahlreichen Beweise der Anhänglichkeit an das Köni,,s- haus und an Meine Person, die mir scitber aus allen Kreisen der Bevölkerung, namentlich au bei Meinen Besuch-n dec verschiedenen Lantesteile entgegengebracht worden find, haben Mich in der Ueber- zeugung befestigt, daß Mein Volk nah wie vor in angestammter Trêéue zu seinem Könige fleht. Zu besonderer Befriedigung hat es

"Mir geccibt, daß Me ne Besuche im Lande vielfach den Anlaß gegeben

baben, durch Zuwendungen und Stiftangen aller Art der Hilfs- bedürftigen und Bediängten in werktätiger L ebe zu gedenken.

Unter der weitshauenden Führung Seiner Majestät des Kaise18, Allerböchstwelhea wir gestern mit Bege:sterung in Meiner Residenz

begrüßen durften, sind dem deutshen Volke die S-gnungen des Friedens erbalten geblieben. Im Schutze dieses Friedens ist, wie Ih

es mit Dank gegen die Vorsehung e kann, der Niederg der faft alleroriea auf dem wirtschaftlichen Leben gelastet bat, alf mählich im Weichen begriffen; die Verhältnisse ‘des Lant es befinden s in auffieigender Eniwidcklung.

Nach langwierigen mühevollen Verhandlungen, an denen g Meine Regierung teilzunehmen berufen war, ist es gelungen, die Zo verhältnisse des Reichs einer Neucrdnung zuzuführen und auf dieser Grundlage wichtige Beziehungen des deutides Handels ¡um Aus! ande anderweit vertr -gsmäßig zu regeln. ch hoffe, daß das große Wey in seinem Endergebnisse auch für Sachsen und seine gesamte weiten zweigte Volkswirtschaft, insbesondere auch für seine hochentwickelte Industrie, trop mancher Befürchtungen beteiligter Kreise, sich alz förderlih und nußbringend. erweisen wird.

Der Ihnen zugehende Stiaatshaushaltsetat auf die Jahre 1906 und 1907 läßt die fortschreitende Besserung der Finanzlage des Lande erkennen. Es ist möglich geworden, einerseits den außerordentlicher Etat von Ausgaben dec [laufenden Verwaltung weiter, obshon noÿ niht vollftändig, zu entlasten und andererseits die Tilgung der Staats, {huld zu steigern. Den s\taailihen und kulturellen Auf aben dei Landes sind, bei aller gebotenen vorsi&tigen und wirtschaftlichen Finanzgebarung, ansehnlihe Mittel zugewendet worden, wenn aug noch nicht alle beahtlihen Wünsche unter den gegenwärtigen Ver häitnissen ihre Verwiikiihung finden konnten.

Das finanzielle Verhältnis zum Neich, dessea grundsäßglihe New geln der Gegenstand ernster Sorge {hon Meincr GrlauWten

zorfahren auf dem Throne gewesen ist, hat sih für die Einzelstaaten nur noch ungewisser und drückender gestaltet. Es ist Mein lebhafter Wuns, daß die in dieser Richtung jeßt von neuem aufgenommenen Bestrebungen der verbündeten Megierungen zu einer Ver ständigung führen, welhe die Interessen des Reichs und da Bundeèstaaten gleihermaßen wahrt und die Bundesstaaten gegen die ungemessene Jnanspruhnabme von Landesmit!eln zur Dedckung des Reichsbedar!s sicherstellt. Solange nicht die unerläßlih geboten organische Reforin der Finanzen des Reis endlich zustande kommt, werden die unausgeseßten Vemühungen Meiner Regierung, das wirk, lih: Gleihgewiht der Einnahmen und Ausgaben im Staatshauskalt ohne Heranziehung des Staatstredits berzustellen und damit der ¡u Zeit wichtigsten und drängendfsten Aufgabe des Staatslebens voll gs recht zu werden troy aller auf dem betretenen Wege bereits er zielten Fortschritte nicht zum Abschluß gebraht werden können,

Die auf dem Gebiete der Geseggebung auêgearbeit-ten, in da Hauptsache ganz spezielle Materien betreffenden Vorlagen werda Ihnen demnächit zugehen. Auch kann nach dem gegenwärtigen Stande der Vorarbeiten die Vorlegung des Entwurfs eines Wassergeseß(4 nos für die bevorstehende Tazung des Landtages in Aussicht gestellt werden.

Was jedoch die bei dem lebten Landtage zugesagte neue geseßli Regelung der Gemeinde-, Kirchen- und Schulanlagen T e haben die sehr umfangreihen und zeitraubenten Arbeiten rncch nit so weit gefördert werden können, daß es mözglih g-wesen wäre, {on dem bevorstehenden Landtage eine neue Vorlage zu unterbreiten, dk insbesondere auch die Beseitigung der Heranziehung des in den Hände Andersg!äubiger befindlihen Grundbesiz?s zu den Kirchenan!agen da konfeisionellen Mehrheit ins Auge zu fassen haben wird.

Ih bin dessen gewiß, daß Sie, Meine Herren Stände, alles ein seßen werten, das unzertrennliche Wohl des Königs und Vaterlande auch in dieser Tagung zu fördern.

; E aufrihtigiten Wünsche werden Sie bei Jhren Beratungen egleiten.

Möchte Ihren Arkeiten der göttliße Segen zuteil werden!

Deutsche Kolonien.

Aus Deutsh-Südw estafrika wird amtlihch gemeldet:

endrik Witboi, der am 8. Okiober vor Major von E ftorff von Aubes na Südosten geflüchtet war, hielt si zunächst in da Gegend von Gorachas, nöôrdlich von Koes, auf. Aus Wassermangd wollte er fi von dort nach Aminuis, zwishén Koes ul Gaibis, begeben. Dieses war aber {hon von Teilen der A teilung Lengerke beseßt worden, ‘die in halbstündigem Gefecht einen Angriff von 70 Hottentotten abwiesen. Hendrik Witboi ging in d Sanddèünen östlich von Aminuis zurück Majoc von Lengerke set mit 2 Kompagnien und 1 Batterie die Verfolgung fort und hat all Wasserstellen zwishen Koes und Hasuur beseßt. Zu seiner Unte stüßung rückte Major von Estorf mit 2 Kompagnien und 1 Geschüi von Gochas zunächst rah Koes und ließ außerdem die Wasserstella Fahlgras, Daberas, Usis, Goamus, Persip, Kowes und Aubes beseßt 2 Die Nachrichten über die Üeberfälle bei Jerusalem u Scuitdrift sind dabin aufgeklärt worden, daß Morenga u Morris am 7. Oktober Ferusalem nach Verrat eines ei geborenen Polizisten einnahmen. Hierbei fielen Leutnant Sur man und drei Neiter, ein Reiter wurde verwundet und starb späte Ueber zwei Reiter, die gefangen genommen waren, wird gemeldd daß sie sih jeyt auf der Station Utamas befinden. Der 8 Ma starke Rest der Besfagung ist bei Sguitdrift auf englisches Gebit übergetreten. Morenga if aus der Gegend von Jerufalem t 200 Kriegern und 300 Weibern und Kindern westwärts gezogf Oberstleutnant van Semmern verfolgt ihn in 2 Kolonnen ütt Eendoorn und Velloordrift.

Cornelius ift vor den ihm aus Keetmanshoop nag sandit Truppen an Besonderma‘d und Chamzsis vorbei in nordrwestlid Richtung abgezogen. Die Führung gegen ihn hat Major Meiste übernommen, der die Gegend von Hornkranz erreicht tat. I stehen im ganzen 3 Kompagnien und 15 Batterie zur Verfügung,

In erfolgreiden Gefechten deutscher Patrouillen am nöôrdlid Auob, in den Seeisbergen nördlih von Kowas sowie in der G29 von Kub, Hoachanas und Betharien fielen in den legten Tagl 928 Hottentotten; 13 Mäyner und 63 Weiber und Kinder wurden 6 fangen genommen. l _ Infolge der Gefe&te, die in den Zaris- und Achabbergen 1 September dieses Jahres stattfanden, sind jegt 107 Hereros Andreas auf engli'ches Walfishayzebiei übergetreten. (Es befand s darunter 45 Männer mit 28 Gewehren, die die engliscke Poli abgenommen hat.

Oesterreich-Ungarn.

Die österreihish-ungarishe Negierung erklärte fi wie „W. T. B.“ meldet, im Prinzip einverstanden mit da vom schweizerishen Bundesrat gegebenen Anregung wt} Einberufung einer diplomatishen Konferenz zur. wandlung der Beschlüsse der Berner Arbeiterschu konferenz in internationale Verträge.

Das siebenbürgische Konsistorium hat, „W. T. V zufolge, dem Kaiser ein Gesuch unterbreitet, in dem Standpunkt der siebenbürgishen Sachsen über die jüngst lassene Ministerialverordnung Beschwerde geführt wird, weld in den Volksschulen, die das Deutsche als Unte rihtssprache haben, die Aufnahme der ungarisd! Sprache als Lehrgegenstand fordert.

Rußland, l Die Ausstandsbewegung nimmt immer mehr t revolutionären Charakter an; namentlih in St. Petersbut Moskau und Warschau ist die Lage äußerst fritish. N90 einer Meldung des „W. T. B.“ ist die St. Petersburs Garnison durch die 24. Jnfanteriedioision verstärkt und du

einen vom Großfürsten Wladimir gegengezeichneten Kaiserl?

Erlaß dem Befehl des Generals Trepow unterstellt wol Jn einem Manifest ermahnt der Generalg ouverneurt

erschien troßdem,

purch Gerüchte von bevorstehenden Ma enunruhen aufgeregte Bevölkerung zur Ruhe, erklärt, daß aßregeln zur Aufrecht- erhaltung der Ordnung ergriffen seien, und fährt dann, der oben zitierten Quelle zufolge, fort:

„Ich bitte daher, den Gerüchten nit zu glauben. Etwaige Ver- fue zu Unrubestiftungen werden unverzüglich aufs energischeste unter- drückt werden und keine Ausbreitung gewinnen Falls bei Unterdrückung derselben Volkshaufen Widerstand leisten, werden die Truppen und die

olizei gemäß meinem Befehl nicht anfänglih blind, sondern sofort (bart schießen und keine Bs schonen. Ich gebe dies bekannt, amit jeder, der sih an Ansammlungen zu Unruhestifturgen beteiligt, weiß, was er zu erwarten hat, die besonnene Bevölkerung aber den Unruhen fernbleibt.“

Ferner verbietet der Generalgouverneur durch einen gestern abend veröffentlihten Erlaß die Schließung der Lebens- mittelläden und droht den Jnhabern solher Läden, die den Befehl nicht befolgen, die Ausweisung aus St. Peters- burg innerhalb 24 Stunden an. Nach einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphen - Agentur“ hat der

G

Ministerrat in seiner vorgestrigen Sihung die Frage der Einrichtung eines Ministerkabinetts end- in bejahendem Sinne entschieden. Der

ültig Premierminisier wird den Titel Präsident führen und das

eht haben, Kandidaten für die Ministerposten in Vorschlag u bringen, ausgenommen für die Posten des Ministers des Leeußers, des Kriegsministers, des Marineministers und des Hofministews. Ferner wurden die für das Etatsjahr 1906 ausgeworfenen Kredite zur Besserung der wirtschafilichen Lage der Eisenbahnbeamten bestätigt.

Einem Bericht des „W. T. B.“ zufolge war geftern abend die Universität in St. Petersburg der Schauplaß einer großen Volksversammlung. Etwa 20000 Menschen waren in dem Hauptsaale und in den Nebensälen sowie in dem großen Hofe versammelt, darunter Angehörige aller Stände, Berufe und Erwerbsklassen. Die Ausführungen der Redner wurden úberall mit lauten Beifallsrufen aufgenomm-n. Jm Hofe sprachen Führer der Aftionspartei, die die Anwesenden aufforderten, die Lage durch Anwendung von Waffengewalt zu klären. Die bisherigen teilweisen Ausstände hätten sich zu einem gewaltigen vereinten Ausstand des russishen Voifkes ent- wickelt, dieser Generalausstand aller sei die Revolution. Man habe von seiten der Regierung die Waffen gegen das Volk angewandt; nihis könne mehr helfen, die Lage zu klären, als die Anwendung von Waffengewalt auch jeitens des Volkes. Die Versammlungen dauerten bis in die Nacht fort. Wie die „St. Petersburger Telegraphen-Agentur“ meldet, hat die Regierung die Abhaltung von Volks- versammlungen in b bh eren Lehranstalten verboten, und durch einen Kaiserlichen Erlaß ist das Geseß über öffentlihe Versammlungen durch zeitweilige Bestim- mungen, betreffend Versammlungen zur Beratung jtaat- liher und wirtshaftliher Fragen, ergänzt worden.

Die Leitung der sozialrevolutionären Partei in St. Petersburg hat, „W. T. B.“ zufolge, den Verkauf von

euerwaffen an die Ausständigen organisiert; zu jedem Gewehr werden 25 Patronen abgegeben.

Jn den Ausstand sind nah den vorliegenden Meldungen gestern in der neuer Admiralität die Arbeiter bei den im Bau be- griffenen Kriegsschiffen „Bajan“, „Giljak“, „Pallada“ und „Chiwi- ME sowie die Arbeiter in den Marinewerkstätten getreten. Ferner haben sih die Beamten der Generaldireftion der Staatsbahnen im Eisenbahnministerium ‘und die der Semstwoverwaltung des St. Petersburger Gouvernements dem Ausstande angeschlossen. Aus Warschau- wird berichtet, A bewaffnete Banden die agt Der: überfielen, die Platten vernichteten und

en Druck zu verhindern suhten. Der „Kuryer Warszawski“ wenn auch sehr verspätet. Andere größere Blätter erschienen gar niht. Die Lebensmittelpreise steigen dort und in Lodz rapid, Kohlenmangel droht. Jn Pabianice sind ebenfalls ernste Unruhen ausgebrochen ; in Kalisch und Lodz is} der Fabrik- und Eisenbahnbetrieb und in Kursk haben die Regierungs- und Selbstverwaltungsinstitutionen auf die Aufforderung der Streikenden hin iyre Tätigkeit ein- fene, Die neuesten Telegramme aus St. Petersburg ringen beunruhigende Nachrichten aus Minsk, Kiew und Saxatow. Jn Kiew haben sih die Zeitungen mit Aus- nahme des Blattes „Kiewljanin“ dem Ausstand angeschlossen. Fa Saratow sind alle Apoth:ken geshlossen. Die Stadt ist ohne Beleuchtung. Statt Zeitungen erscheinen nur Telegramme. Die Saratower Duma hat einen Aus\shuß zum Schuß der Bürger gebildet. Auf der sibirishen Eisenbahn ijt ein Streik ausgebrochen, der bis Dienstag dauern soll.

Ftalien.

Der Papst psing gestern, „W. T. B.“ zufolge, den Bischof und den Weihbischof von Straßburg.

Spauien.

Der Präsident Loubet ist gestern, laut einer Meldung des „W. T. B.“, von Madrid abgereist. Zur Verabschie- dung waren der König, die Königliche Familie und zahlreiche hohe Würdenträger auf dem Bahnhofe erschienen.

Belgien.

Der internationale ständige Zuckerausschuß ver- tagte sich, laut Meldung des „W. T. B.“, auf den 12. März 1906, ohne über die Anwendung der Ausgleichszólle für eine Reihe von Staaten zur Entscheidunge gekomnien zu sein.

In der gestrigen Sitzung der Deputiertenkammer wies der Minister des Aeußern de Favereau, , die internationalen Verpflitungen und die Verantiworilichkeit Belgiens gegenüber den Sarantiewähten bin, Verpflichtungen und Verantwortungen, die in dem Protokoll des Londoner Ver- - trages sriftlich niedergelezt seien, der die Neutralität Belgiens gewähileiste. Eine friedlißhe Rolle sei Belgien ugeteilt worden, es müsse aber imstande sein, seine Neutralität zu verteidigen. Seine Armee müsse ftarf genug sein, um etwaige Eindringlinge zurückfzuweisen. Der Minister erinnerte an Aeußerungen hervorragender ausländischer Staatsmänner, die be- sagten, daß Belgien in der Lage sein müsse, sid gegen einen Veberfall zu verteidigen. Es sei möglich, daß der belgishe Boden zum Schau-

play einer Völkershlacht werden föônne. Der Minister {loß mit den Worten: „Wenn wir verstehen, unser Land mit den Ver- teidigungsmitteln auszuftatten, die wir vorschlagen, wird die

Kammer ihre Pflicht getan haben, anderenfalls wird sie eine \{hrecklihe Verantwortung auf sih laden.“ Der Ministerpräsident Graf de Smet de Naecyer erklärte, die gesamte Regierung schließe sih den von hohem Patriotismus zeugenden Worten des Ministers des Aeußern an, und wies sodann den Vorwurf zurück, daß die seit lange geplante Vorlage eine Ueberras{chung sei. Der Einwand, daß die sich daraus ergebenden Lasten, die si auf kaum 14 Millionen im Iabre stellten, zu {wer seien, sei hinfällig. Was die Hafenbauten betreff, so verfolge die Ne- ierung das Ziel, die Schiffahrt auf der Schelde zu jeder Zeit und für Sthiffe jeder Größe möglich zu machen. Im weiteren Verlaufe

"zufolge, der Präsident vor

M. T. B.“ zufolge, auf .

der Sitzung wurde mit großer Mehrheit ein“ von der Regierung ge- billigter Antrag de uit UEE nah dem der für heute bestimmt ge- wesene Sdluß der Tagung vershoben wird, damit über einen Antrag auf Einsezuna eines Sonderausshusses zur Prüfung der Re- gierungsvorlage Beschluß gefaßt werden könne.

Serbién.

In der gestrigen Sizung der Skupschtina wies, „W.T. B.“ Eintreten in die Tagesordnung dite Abg. Rankowitsh, daß er ih

vorgestrigen Aeußerungen des ermordet aufgefunden würde,

freuen werde, wenn Nikolajewitf, ¡urúück und ermahnte die Abgeordneten, die Würde des Hauses zu wahren. Hiéërauf wurde die Adreßdebatte fortgesezt. Der Minister des Innern wandte egn die Be- hauptung der Nationalifsten, da die Sicherheit d-es Lebens und des Eigentums bedroht sei, und wies an der Hand statistischer Daten na, daß die Kriminalität in Serbien geringe sei al8-in den übrigen Kulturstaaten. Ueber die Worte des Abg. Nikolajewitsch, daß seit der Tat vom 11. Juni keine Verfassungsmäßigkeit herrsche, glaube er, dec Minister, kein Wort verlieren zu ‘müssen. Er sei überzeugt, im Namen aller zu sprehen. wenn er der Zuversicht Ausdruck verleihe, daß die von Nikolajewitsh als unausbleiblihe Folge dieser Tat hingestellte Gefahr für Serbien nur cine leere Hoffnung Nikolajewitsch3 bleiben werde. Der Abg. P o powit\ch (Nationalist) hob hervor, der Minister habe beim Vergleich der Kriminalistik Serbiens mit der anderer Länder die Unterschiece der sozialen Verkälinisse außer act gelafien. Durch die Grflärung, daß die Polizei überbürdet sei, habe der Minister unwill- fürlih bestätigt, daß der Unsihherheit nicht ent prechend vorgebeugt sei. Auf diese Umstände müsse die Skupschtina in der Adresse hinweisen. Nachdem noch drei Redner gesprochen hatten, wurde die Verhandlung

vertagt. Schweden.

Die Regierung hat vorgestern, einem Bericht des „W. T. B.“ zufolge, beschlossen, in Uebereinstimmung mit dem Beschlusse des Reichstags ein Gesetz zu erlassen über die Aufhebung der Reichsakte \chwedischerseits, das in Kraft treten soll, sobald die Traktate auf der Basis des

Karlstader Uebereinkommens unterzeihnet worden sind, ferner Norwegen als ein von der Union mit Schweden losgelöstes Land anzuerkennen, sobald

diese Traktate unterschrieben sind. Der König beauftragte den Minister des Aeußern Grafen Wachtmeister, als Be- vollmächtigten Schwedens die auf der Basis des Karlstader Uebereinkommens in shwedischer, norwegischer und französischer Sprache formulierten Tráäktate und Abmachungen, die ohne Natifikation in Kraft treten, zu unterzeichnen. Graf Wacht- meister für Shweden und der frühere Gesandte in Rom von Ditten für Norwegen haben darauf die Traktate und Abmachungen untergelQNn et, und die \hwedishe Regie- rung hat voraestern den inister des Aeußern beauftragt, den fremden Mächten, mit denen Schweden in diplomatischer oder fonsularer Verbindung steht, den Beschluß der Regierung, betreffend Anerkennung Norwegens als ein von der Union mit Schweden losgelöstes Land, zu notifizieren.

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Afrika. es

Fine amilie Depesche aus St. “Paul de Loanda meldet unter dem 25. d. M., daß die Portugiesen sich troß heftigen Widerstands von etwa 3000 Eingeborenen, die aus einem Hinterhalt heftig schossen, eines Kraals bei Quissango bemäh- tigten, wobei zahlreihe Eingeborene getôtet wurden. Eine portugiesische Abteilung rückte vor in der Absicht, einen andern im Gebirae etwa 800 m hoh gelegenen Kraal bei Quissango zu nehmen. Die in fünf Stellungen vershanzten Eingeborenen \hossen von der Höhe berab. Der Kraal wurde nach sieben- stündigem Kampfe endlich durch Sturm genommen. 200 Ein- geborene und 3 Portug'efen wurden getötet, zwölf Portugiesen verwundet.

A2 S 0B A L E C I D E A

Die Enthüllung des Moltke- Denkmals.

Gestern mittag um 12 Uhr wurde auf Allerhöchsten Befehl das Denkmal für den Ge1eralfeldmarshall Grafen von oltke auf dem Königsplaß, en Werk des Prefessors Uphues, enthüllt. Das Wetter war \chön; die Feier war großzügig und würtig vor- bereitet. Auf dem breiten marmornen Rondel, welche8s des Denkmal nach hinten abschließt, waren wie „W. T. B * berichtet, di? Fahnen | und Standarten der Berliner Regimenter auf. estellt, za fciten des | Denkmals s\tanten zwei Ebhrenkompagnien, vom Grenadier- Regiment Graf von Sneisenau und vom Füsilierreaiment Generalfeldmarschall Graf von Moltke. In den Wegen, die den Königéplaß durhschneiden, standen kombinierte Bataillone sämtlicher Berliner Gardeinfanterieregimenter, Schwadronen der vier Berliner Gardekavallerieregimenter und je eine Batterie des | 1. und 3. Gardefeldartillerieregiments, auch die berittenen Truppen zu | Fuß, sämtlihe Truppenteile mit ihren Musifforys. Kriegervereine hatten das Plateau der Siege?säule mit ibren Fahnen eingenommen, auf zwei Tribünen zur Seite des Denkmals nahmen Damen Plaß | und rechts und links von dem gegenüber in Gold und Not errihteten, | prächtig n Kaiserzelt sammelten si die zur Feier Befohlenen und Geladenen.

Œs fanden si ein die Generalfeldmarshälle und Generalobersten, die fommandierenden Generäle, die Generalität und Admiralität, viele alte höhere Offiziere, der Reichskanzler, die aktiven und inaktiven Staatsminister und Staatssekretäre, die Mitglieder des Bundeêrats, der Oberpräsident und die Spizen der Zivilbebörden, die | Rektoren der Hohshulen, die Vertreter der Stadt Berlin, die Gefolze und die Herren des Hauptquartiers, der Oberpräsident Graf von Moltke, der Generalquartiermeister G-neral von Moltke und andere Herren und Damen der Familie von Moltke. Unater dem Kaiserzelt nahmen Aufstellung Ihre Majestät die Kaiserin und Königin und Jhre Königlichen Hobeiten die Prinzessin Friedrich Leopold mit ihrer Toct-r und ihren drei Söhnen, die Prinzessin Heinrich und Ihre Hoheit die Prinzessin Ernst von Satsen-Altenburg, Seine Kaiserlihe und Königliche Hobeit der Kronvrini, Ibre Königlichen Hoheiten Prinz Eitel Friedrich, Prinz August Wilhelm, Prinz Heinrich, Prinz Albrecht, die Prinzen Leopold und Arnulf von Bayera und die änderen bier anwesenden Prirzen des Königlichen Hauses. Seine Majestät der Kaiser und König in der Uniform eines G-?nerals feldmarschalls ersien mit Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Friedrich Leopold, der ostasiatishe Felduniform trug. Die sämt- lihen Truppen präsentierten.

Den feierlichen Akt leitete der Chef des Generalstabs der Armee, Generaloberst Graf von Schlieffen mit nahstehender Ansprache ein :

„Eure Kaiserlihen und Königlichen Majestäten! Die Sule hier auf diesem Plat ist ein Zeugnis der großen Taten des großen Kaisers. Zweiten seiner drei Paladine sind bereits am Fuße der Säule Standbiider errihtet worden Ein drittes, zu

dessen Herstellung die gesamte deutshe Arm-e einmütig und wetkt- eifernd beigetragen hat, soll heute auf Eurer Majestät B-fehl enthüllt werden. Es ist für deajenigen der drei bestimmt, welcher das, was

die beiden anderen eingeleitet und vorbereitet hatten, in die Tat über: [ept hat. Dieser Mann der Tat war, als er berufen wurde, etwas ür die Unsterblichkeit zu tun, bereits 65 Jahre alt. Ec kam vom

jeßt 39 Jahre hinter uns liegt, erkundigte fi ein höherer Offizier, wer der General Moltke sei Achtundvierzig Stunden später fragte

niemand mehr. Da buhstabierten den wundersamen Namen die Schulkinder in den entlegensten Dörfern. Was war geschehen? Eine S(hlacht war geschlagen, ein Sieg war erfohten worden. Nicht ein Sieg, wie es deren viele gibt, der nah einiger Zeit einen neuen und wieder einen neuen Sieg verlangt, nah deren Ablauf die Lage der Dinge ungefähr dieselbe if, wie im Anfang, sondern ein Sieg, der mit einem Sw&lagze Klarheit hat, der den gordishen Knoten, welchen Jahrhunderte verwirrt, und welchen Fahrhunderte zu enlwirren vergebens versucht hatten, mit einem Hiebe durhschneidet. Das war der Mann der Tat. Er war nit Feldherr, er war nur Chef des G-cneralstabs, er war nicht Befehlshaber, er war nur Ratgeber, er hat nie im Felde den Degen gezogen oder den Stab, das Zeichen der bêdsten Rommando- würde, in der Hand gehalten. Er war ein Mann der Karte,

des Zirkels, der Feder. Aver dennoH hat ihn die Ge- shihte neben seinen glorreichen Kaiser in die Reihe jener wenigen großen Kriegsheroen gestellt, wele im Laufe langer

Fahrhunderte erstanden sind, und dennoch bat die Nachwelt sich darüber gestritten, ob er Napoleon erreicht, ob er ihn übertroffen, oder ob er binter ihm zurückgebiieben ist. Freilih, er kann sih nicht rühmen, 19 Fahre lang eine militärische Promenade durch Europa gemacht zu baben, aber er hat es zustande gebraht, innerhalb 6 ochen 3 stolze Armeen einzuschließen. Seine Siege sind nicht so zablreich, rote dies jerigen, welche mit 1796 anfangen und mit 1815 abschließen, an Glanz aber übertreffen sie alle anderen, denn er siegte nit, er vernichtete. Es fehlte ja dem greisen Gelehrten das die Phantasie Packende, das Legendenhafte, welches die kriegerische Laufbahn des jugendlichen Korsen auszeichnet, so die Brücke von Lodi, die Fahnen von Arcoïe, der Uebergang über die Alpen, die Pyramiden als Hintergrund eines Sl -chtbildes, aber es fehlten ihm auch das Flammenmeer von Moskau, die Schreckzn dec Beresina, die Flut von Leipzig, der Zusammenbruch von Waterloo. Solche Sghidsalssch!äze durfcen sich nit an das Haupt eines Mannes herannahen, der da3 „Erst wägen, dann wagen“ zur Richtschnur seines Handelns gemaHt, damit das Unglück gebannt und die Niederlage unter seinzn Fuß gebracht haite.

Mar er dabei zu vorsichtig? Hat hinter dem Wägen das Wagen zurüdstehen müssen? Gewiß niht. Was war gewagter, als der Ein- marsch in Böhmen mit getrennten Armeen und getrennten Armeckorps angesichts eines feindlichen Heeres ?

Fa, er hat Glüûdck gehabt, heißt es. Also das war wirkli Glüd, daß in dem Augenblick, wo äußerste Eile geboten, eine Armee nur langsâm vorrüdckte, von der anderen ein Armeekorps vor einer Minder- heit zurückaing, während ein anderes unbekümmert um den Kanonen- donner rets und links sih damit begnügte, die ihm angeroiesenen Marschziele zu erreichen? Und das wäre nur Glüdck gewesen, daß troß alledem der Drang nah vorwärts aufrecht erhalten wurde, daß am Tage der Entscheidung die Armeen von drei Seiten zusammenströumten, auf dem Schlachtfelde sich eine Masse vereinigt fand, wie man fie faum vorber ge|ehen hatte, und daß ‘niemand fehlte, niemand ver- gessen war?

Wer jeßt über die Höhen westlich Met zwishen Point du Jour und Amanweiler wandert, die Manceshlucht besucht und die Schräg- ebene von St. Privat, der sagt „unangreifbar“. Ünd diese Meme A bare Stellung wurde verteidigt von einer Armee, deren kriegerische Tugenden seit alters her in der ganzen Welt anerkannt und gepriesen wurden. Und diese Stellung mußte angegriffen werden, niht vou Deutschland, sondern von Frankreih her, während jeden Augenblick eine neue feindlihe Armee im Rüen erschzinen fonnte. Troß dieser gewagtesten aller Lagen wurde die Stellung genommen, wurde gesiegt, wurde der Feind eingesloffen. d

Man braucht nur zu erinnern an jene fleine Festung an der belgishen Grenze, man braucht nur zu nennen das Datum des 1. und 2, September, um in jedem die Vorstellung einer _grenzen- losen Niederlage und eines noch nie dagewesenen Sieges ‘zu erwecken, eines Sieges, der mit so einfahen Mitteln ge- wonnen zu sein scheint, daß man versuht sein möchte, ihn seit zu nennen, wenn man nicht wüßte, daß im Kriege gerade das Einfachste das Schwerste ist. Mit einem Drittel der Zahl, welhe vor wenigen Wochen die Grenze überschritten hatte, langten die Sieger vor der größten und stärksten Festung der Welt an, welche von niht weniger als 400 000 Mann verteidigt wurde. Die Kräfte reihten kaum aus, um in dünner Linie den gewaltigen Umfang der Werke zu umspannen. Die Verbindung mit der Heimat sollte dur eine lange, {male Eisenbahn hergestellt werden, die noch, durch Festungen und Zerstörungen unterbrochen, erfi erobert und brauchbar gemadt werden mußte. Ersaß der Verluste, Vei stärkungen kamen nur langíam und sparsam an. Mittel zur Be- lagerung wurden nur allmählich in ganz ung?nügender Menge heran- gescafft. Aber dafür traten, wie aus der Erde gestampft, von allen Seiten neue feindliche Armeen auf. Jedem anderen würde die Lage als eine v:rzweifelte ershienen sein, nur diesem unerschütterlichen Willen zu siegen, diesem fruchtbaren Geist, der aub auf die verwidckeliste Frage die cinfahste Antwort und für diz aröëite Schwierigkeit die einfachste Lösung zu finden wußte, und diesem wunderbaren Wagemut des

tebzigjährigen Jünglings konnte es gelingen, daß die feindlichen rmeen zum Teil vernichtet, zum Teil zerstreut wurden, daß die Tore sich öffneten und die Bollrerke fielen.

Schon lange hatte niemand mebr an einem glüdlih:n Aus8zang ezweifelt. In der garzen Armee vom Erften bis zum Legten hielt feiner für mögli, daß es dem General von Moltke fehl gehen könne, jeder war überzeugt, daß, die Lage mocte so \chlimm werden, wie sie wollte, der Gene:al von Moltke einen Auêweg finden würde, einen Ausweg, der binterher als ganz selbstverständlich erscheinen, aber dem Feinde ¡um Verderben gereihen würde. Mochte ein Unterführer Fehler machen und bôse Tage heraufbeshwören, der General von Moltke würde alles wieder in die rechte Bahn bringen.

Solches Vertrauen konnte nur - einem Manne entgegengebracht werden, dec sih niht durch die Drangfale des Augenblicks bemeistern ließ, der den ewig ruhigen Blick nach vorn gerihtet hielt und die Zukunft kannte, nit als Prophet und Seher, sondern als einer, der Aus dem Buch der Vergangenheit herauëzulefen gelernt hat, was da fommen wird und was da kommen muß, der {on damals auf der Höhe von Sadomwa, als es shle4t zu stehen schien und alles bestürzt und sorgenvoll fragte : wie wird das enden, was wird da kommen ? imstande war, zu melden: Eure Majestät haben den Feldzug gewonnen. Dieser erhabene Geist hat das Seinige getan, um einen Bau zu gründen, der dauerbaft is, den Stürmen der Zeit troyen und si immer stolzer erheben wird. Es ist ihm niht gegangen, wte anderen voc ihm, die unter den Trümmern dessen, was sie triumphierend errihtet hatten, begraben wurden. Aber freilih, dieser Mann, der das „Selbst“ und das „Ih* nicht kannte, der über alles, was uns an die eigene Person fettet, weit erhaben war, kämpfte und arbeitete niht füc h, für seinen Ehrgeiz, für seinen Ruhm, er kämvfte und arbeitete für einen Höheren. Sein Ehrgeiz, seine Selbstsuht war nur darauf gecihtet, nicht der erste, sozdern der treueste Diener seines Königs zu sein.

Die Armee, die ihm dieses Denkmal gesezt hat, in dankbarer Ver- ebrung des Mannes, der ihr Ruhm und Edre versch:fft hzt, wird ibm in allen Dingen nacheifern, nicht ihn in allen erreihen. In einem möchten wic alle es ihm gleihtun: In der felbstlosen Hingabe an den Alle:höchsten Kriegsherrn. Darauf rufen wir: Seine Majestät dzr Kaiser und König Hurra!“

Begeistert stimmten alle Anwesenden in den Ruf ein, die Truppen präentiect-n, die Kapellen intoniert-n die Nationalbymne. Der Generaloberst Graf von Schlieffen erbat sodann die Erlaubnis zur Enthüllung. Seine Majestät der Kaiser gab wiederum das Kommando, zu präsentieren, und, während Allerbhöchstderselbe und alle Anwesenden salutierten, fank die Hülle und gab das Marmorstandbild Moltk:s in seinen gewalti zen Dimensionen den Blick-n frei. Die Truppen ließen ein dreifaches Hurra erschallen. Seine Majestät der Kaiser \{;itt mit den Fürstlihkeiten zum Denkmal hinüber, an dessen Sockel

Sqreibtish, aus der Einsamkeit des Arbeitszimmers. Wenige kannten

ihn. Niemand beachtete ihn. Noch am Morgen jenes 3. Juli, welcher

er einen großen golddurhwirkten Lorbeerkranz niederlegte, dessen Schleife die Inschrift trug: „Des großen Kaisers größtem General. *