1860 / 27 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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. Regierung des Königs vorbereitete und zum Theil hon erfolgte, Epoche machende Geistesentwicklung und Veredlung der Sprache in Deutschland als nit ohne inneren Zusammenhang dastehend hin- wies, deren neuester Glanzpunft Alexander von Humboldt's ernstes Ringen und großes Schaffen im Realen. in Verbindung mit hôchfier Anwuth der sprcchlichen Darftellung sei. Es erneure fih somit die Vorstellung des aus der Asche des altern- den periodisch neu erftehenden Phönix. Darauf wurde besonders Schillers in den Briefen an Körner hinterlassener mit Ernft speziell durchdachter Entwurf zu einer die Jliade Homers zeitgemäß überragenden Fridericiade, als ein Friedrich 11. Andenken besonders erleuchtendes Urtheil eines von Zeitgenossen und Nach- kommen hochgefeierten, bohbefäbhigten Mannes bezeichnet. Darüber, ob die Geifie3thätigkeiten der Menschen überhaupt, da fie als Blü- then und Resultat des | sich entwickelnden und reifenden Organis- mus erscheinen, auch dann nur‘als Modalitäten der im Organis- mus wirkenden allgemeinen phyfikalishen Naturkräfte anzu- sehen find,” wurden im Vorübergehen, durch Vergleichung der zunächst liegenden Elektrizität, einige Betrachtungen angeknüpft und darauf unter anderm hingewiesen, wie elektrishes Leuchten , Fun- keln und Bligen * fundamentale Verschiedenheit vom geifkigen Leuchten, Funkeln und VBliyen unzweifelhaft zu erkennen gebe, wie die elektrishen, leuhtenden Wasser - und Luft- Thiere, von denen die mikroskopisch kleinsten das größte wun- derbare Meeresblißen veranlassen, wahrsceinlich zwar sämmt- li elecftrisch hochgespannte, abec nicht dem Menschengeifte am nächften verwandte Verhältnisse sind und wie ftark elektrishe Men- schen, deren es viele giebt, niemals einen geistigen Vorzug: gezeigt haben. Aus dem geist- und wahrheitsvollen Auge und Worte des Kindes, des zarten Weibes und aus dem ernsten geisti- gen Ringen eines nah Erkenntniß und Energie erst ftre- benden Jünglings blize m:hr und tiefer eindringliher Geist, als aus der troßig sophistishen Redekunst und dem kräftig gehobe- nen Worte und Schwerte des mit großer Energie begabten Charakter- Mannes. Daß die gesammte Elektrizitätsmasse" dec Erde oder des Weltraumes sich vermehre oder vermindere, davon haben wir keine Anzeige, daß aber dec Menscheageift, allein von allen organischen Geistern, mit der Vermehrung der Generationen, durch Addition in denselben wächst, ist das ofene Resultat der Kulturgeschichte. So erscheine denn das Geistesleben niht als eine Modalität der Elek- trizität, vielmehr als eine, davon fundamental verschiedene, höhere Potenz des menschlichen Lebens. Am S@chluß wurde der fort- dauernden Krankheit des geliebten Königs und Herrn mit theil- nehmendem Wunsche zu dauernder Besserung gedacht und der freu- dig angeregte Blick dann bis in die ferne Zukunft geleitet, welche der am folgenden Tage glücklih erreichte erste Jahrestag des jungen Regenten - Enkels eröffnet, wobei Glück und Heil dem Königlichen Hause zugerufen wurde.

Rücksihtlih der dann vorzutragenden Personal-Veränderungen in der Akademie mußte bemerkt werden, daß niemals, so weit es sih übersehen lasse, so viele und so hohe Verluste im Kreise der Akademie im Jahres-Cyhklus zu beklagen gewesen, als im verflossenen, Es find 5 ordentliche Mitglieder durch den Tod geschieden : Herr Alexander von Humboldt am 6. Mai, Herr Dieterici am 30. Zuli, Herr Carl Ritter am 28. September, Herr Wil - helm Grimm am 16 Dezember. Das auswärtige ordentlice Mitglied Herr Dirichlet starb am 5. Mai in Göttingen. Das Ehrenmitglied Herr William Martin Leake starb zu London im Januar 1860. Von Korrespondenten der phyfifalish-mathema- tischen Klasse starben Herr Gergonne in Montpellier am 4. April, Herr Hausmann in Göttingen am 26. Dezember, Herr Poinsot in Paris am 5. Dezember. Von den Korrespondenten der philo- sopbish - historishen Klasse starben Herx Lenormant in Paris 1859, Herr Prescot in Boston am 28. Januar 1859, Herr Roß in Halle am 6. August 1859.

Die Akademie hat fi in folgenden Mitgliedern ergänzt und

verändert. Jn der physikalisch - mathematischen Klasse durch das neugewählte ordentlihe Mitglied Herrn Carl Reichert, und dur Herrn Carl Heinrich Weber, bisherigen Korrespondenten, welcher als auswärtiges ordentlihes- Mitglied gewählt und- Aller- höchst bestätigt wurde. Zu Korrespondenten der physikalish-mathe- matishen Klasse sind die Herren Hermite in Paris, Hasse in Heidelberg, Jacobi in Petersburg, Riemann in Göttingen, Rosenhain in Königsberg, Steenftrup in Kopenhagen, Stok es in Cambridge, Wurß in Paris erwählt worden, Zu Korrespon- denten der philosophisch-historishen Klasse wurden die Pee Bern- g in Breslau, Boecking in Bonn, Giesebrecht in Königs- erg, Renan in Paris, Renier in Paris und von S hbel in

München erwählt. Hierauf hielt Herr Jacob Grimm einen Vor- trag über das Alter S i

Mate eere

Akademie der Künste.

Große Kunfst- Ausftellung im Königlichen Aka- demie-Gebäude zu Berlin von Werken lebender

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Künftler des Jn- und Auslandes. 1860.

Die Kunft-Ausstellung wird am 1. September d. J: eröffnet und am 1, November geschlossen; während dieser Zeit wird dieselbe den Besuchen des Publikums an Wochentagen von 10 bis 5 Uhr, Sonntags von 11 bis 5 Uhr geöffnet sein, Nur die von den Künstlern selbs oder auf deren Veranlassung angemeideten Werke werden zur Ausftellung zugelassen, was auch dann gilt, wenn dieselben nicht mehr im Befize dec Künstler sind, indem weder die Echtheit der Arbeiten, noch die Bestimmung derselben für diese Ausftelung zweifelhaft sein darf. i

Die shriftlihen Anmeldüfgen der auszuftellenden Kunstwerke müssen vor dem 1. August d. J. bei dem Jaspektorat der

Akademie eingegangen sein, um in das zu druckende Ver-

zeichniß aufgenommen zu werden und außer Namen und Wohnort des Künstlers die Anzahl und Kunftgattung der einzusendenden Arbeiten nebs Angabe der dargeftellten Gegenstände, so wie die Bemerkung enthalten, ob das Kunst- werf käuflich ist oder niht. Wiederholte Anmeldungen eines und desselben Werkes find unzulässig; auch können mehrere Kunstwerke nur dann unter einer Nummer begriffen werden, wenn dieselben in einem gemeinschaftlichen Rahmen befind- lih find.

Die Anmeldungen find Zusagen der Einsendung der ange- meldeten Kunstwerke, allein die Aufnahme derselben in das gedruckte Verzeichniß berechtigt nicht zu dem Anspruch, daß die Gegenstände au wirklich ausgestellt werden.

Um die rechtzeitige Aufstellung der Kunstwerke möglich zu machen, müssen dieselben bis zum Sonnabend, den 14, August d. J, bei dem Jnspektorat der Akademie mit zwei gleich- lautenden Anzeigen, wovon die eine als Empfangs-Beschei- nigung gefiempelt zurückzegeben wird, abgeliefert werden. Später eintreffende Kunftwerke werden nur insofern berück- fihtigt, als zur geeigneten Aufftellung derselben noch Play vorhanden if. Eine Umsftellung zu Gunftea später eintreffen- der Gegenstände darf nicht gefordert merden.

Zur Bequemlichkeit des Publikums und zur Erleichterung der Geschäftsführung muß jedes Werk an einer sichtbaren Stelle mit dem Namen des Künstlers, wenn auch nur dur Anheften einer Karte bezeichnet, und bei Gegenftänden, wo eine Verwechse- lung möglich ist, als Prospekten, Landschaften, Bildnissen 2c. der Jnhalt der Darstellung auf der Rückseite des Vildes kurz angegeben werden.

Anonyme Arbeiten, Kopien (mit Ausnahwe der Zeichnungen für den Kupferftich),* aus der Ferne kommende Malereien und Zeichnungen unter Glas, musikalishe Jnstrumente, so wie mechanisce und Jnduftrie-Arbeiten aller Art werden nicht zur Ausftellung zugelassen. |

Vor gänzlicher Beendigung der Ausftellung kann Niemand einen ausgestellten Gegenfland zurückerhalten.

Eine für diese Ausftelung aus Mitgliedern des akademischen Senats und der Akademie in einer Plenar-Versammlung zu wäßlende Kommission ist für die Beobachtung der Vorschrif- ten 2, 5, 6, 7 und 8, für die Aufstellung der Kunstwerke und die Aussc{ließung nicht geeigneter Arbeiten verantwort- lih, Erhobene Zweifel und Einsprachen entscheidet der akade- mische Senat, i Transportkosten übernimmt die Akademie nur für Arbeiten ihrer Mitglieder. Kunstwerke von ungewöhnlich \{chwerem Gewicht aus der Ferne dürfen auch von diesen nur nach vorgängiger Anfrage und Genehmigung der Akademie zur Ausstellung übersandt werden. Alle anderen Einsender haben die Kosten des Her- und Rücktransports selbs zu tragen. Die Vermittelung des Verkaufs der Kunftwerke und die Weiterbeförderung derselben an andere Kunst'- Ausstellungen, nebft den desfälligen Besorgungen und Korrespondenzen fönnen nicht von der Akademie übernommen werden, so wie auch die Einrahmung von Bildern, Kupferftichen 2c. von den Einsen- dern besorgt werden muß.

Wegen Beschädigung der Gegenstände während des Her- und Rücktransports kann die Akademie niht in Anspruch genommen werden. Unangemeldete Sendungen werden un- eröffnet zurückgewiesen,

Berlin, den 23. Januar 1860.

Königliche Akademie der Künste. Prof. Herbig, Vice - Direktor.

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Tages: Ordnung.

7. Sitzung des Hauses der Abgeordneten. Mittwocb, den 1. Februar 1860, Mittags 1 Uhr. 1) Erster Bericht der Kommisfion für das Juflizwesen Über ver-

schiedene Petitionen. 2) Zweiter Bericht der Kommisfion für Petitionen.

Ieicbtamtliches.

Preußen, Berlin, 30. Januar. Se. Königliche Hoheit der Prinz-Regent nahmen heute die Vorträge des Wirklichen Geheimen Raths Jllaire, des Wirklichen Geheimen Ober-Regierungs- Raths Costenoble, der Minister von Auerswald und von Scleinihz entgegen und empfingen den Gesandten Grafen von Oriolla, welcher fi heute Abend auf seinen Poften nah Stocholm begiebt. Ö

Zum Diner begaben sich Se. Königliche Hoheit zum Fürsten W, Radziwill,

Bonn, 29. Januar. Ernst Moritz Arndt, seit dem zweiten Weihnachtstage v. J. im 91. Lebensjahre, ist nach kurzer Krank- beit heute um die Mittagsftunde sanft verschieden. Sicherlih hat die Aufregung und Anstrengung seit seinem neulichen Fefttage die Abnahme seiner Kräfte beschleunigt. (Köln. Ztg.)

Frankfurt , 28. Januar. Jn der Bundestagssißung vom 26. d. M. wurde von Preußen und Lippe zur Anzeige ge- bracht, daß durch Staatsvertrag vom 17. Mai 1850 Se. Durch- laucht der Fürst zur Lippe alle Hobeitsrechte, welhe Höchftihnen als Mit - Lande8herr über die Sammtftadt Lippftadt zugeftanden hatten, an Se. Majestät ten König von Preußen abgetreten und Allerhöchstdieselben dadurch den ganzen Junbegriff der Landeshoheit ber diese Stadt erworben haben und bieran der Antrag geknüpft, daß vom 1. Januar d, J. an die in der Bundesmatrikel dem Fürsten- thum Lippe zugerechnete halbe Bevölkerung von Lippstadt mit 1330 Seelen dort abgeseßt und auf Preußen übertragen werde. Auf Vor- schlag Práäfidiums wurde sofort die Bundes-Kanzlei-Direction heauf- tragt, die Matrikel hiernah abzuändern, auch der Bundes - Kassen- Verwaltung und Militalr - Kommission hiervon Nachricht gegeben. Von Luxemburg wurde darauf angetragen, zum rechtlichen Aus- trag der von dem Festungs - Gouvernement zu Luxemburg auf ein Grundstü daselbs erhobenen und bestrittenen Eigenthums-Ansprüche ein Schiedsgericht oder Landesgericht zu bezeihnen; dieser Antrag wurde dem Militair-Ausschuß überwiesen. Sodann wurde zur Ab- ftimmung über den in der Sißung vom 12. d. M. vom Ausschusse in Militair - Angelegenheiten gestellten Antrag geschritten, besagend: die Königlich preußisbe Regierung zu ersuchen, in Gemeinschaft mit der Königlich hannoverschen und den übrigen zunächst betheiligten Re- gierungen der Uferstaaten Über den Schuß und die Verthei- digung der deutschen Nord- und Oftseefüften vor- bereitende technisde Erörterungen anzuftellen und. decen Ergeb- nisse demnächst der Bundesversammlung mitzutheilen. Nachdem der Königlich preußische Gesandte erflärt hatte, daß die von der Königlichen Regierung mit den zunächst betheiligten Uferstaaten über die Herstellung eines umfassenden Küftenvertheidigungssystems ein- geleitete Verständigung im Gange und zur Erörterung der teh- nischen Fragen eine Kommisfion niedergeseßt sei, auch je nach deren Ergebnissen bestimmte Anträge bei der Bundesversammlung würden eingebracht werden, leßtere daher bis dahin von einer eingehendern Behandlung der angeregten Frage noch absezen wolle, und Präsidium hierauf bemerkt hatte, daß der vom Ausschusse gestellte Antrag mit dem zuleßt geäußerten Wunsche im Einklang stehe, wurde dieser Antrag angenommen. Jm Uebrigen wurden laufende Geschäftsgegenstände behandelt. (Fr. Bl.)

Nassau. Wiesbaden, 27. Januar. - Dem Landtag wird auch ein Geseh über Aufbesserung des Soldes der unteren Militär beamten und der Unteroffiziere unterbreitet werden, Man hofft, dieselben dadurch länger bei der Fahne zu behalten. (2FT, J)

Baden. Karlsruÿe, 28. Januar, Jn der heutigen Sihung Zweiter Kammer begründete der Abgeordnete Acvenbach die von ihm angekündigte Junterpellation, Er bat die Großherzogliche Regierung um Auskunft über den jeßigen Stand der s{chleswig- holsteinischen und der kurhessishen Angelegenheit und über den Standpunkt der Regierung bezüglich derselben, |

Nachdem der Staatsminister der auswärtigen Angelegenheiten in umfassendem Vortrage die gegenwärtige: Lage, wie die Ansichten der Regierung in beiden Fragen dargelegt hatte, begründete der Jnterpellant bezüglich der kurhesfishen Sache folgenden Antrag auf

Erklärung der Kammer zu Protokoll :

Die Großherzogliche Regierung wolle den Großherzoglichen Gesandten am Bundestag in Bezug auf die kurhesfische Ara fynge trage dahin in- ftruiren, daß die Verfassung vom 5, Januar 1831 nebst den auf ver- fassungsmäßigem Wege rechtsgültig entftandenen Erläuterungen und Ab-

änderungen wieder herzuftellen sei, vorbehaltlich der Ausscheidung der mit den Bundesgesezen unvereinbarlichen Bestimmungén.

Dieser Antrag wurde von dem Abgeordneten Mays ausführ- lid unterstüßt, und es entwickelte fich über die formelle Behandlung deffelben ‘eine lebhafte Verhandlung. Die Kammer beschloß, den Antrag in die Abtheilungen zu verweisen und dur eine Kommission über denselben Bericht erstatten zu lassen. (Karlsr. Ztg.)

Desterreich. Aus Venedig, 24. d., wird geschrieben, daß zahlreiche Verhaftungen von Tumultuanten , besonders von solchen Subjekten, welche die hellen Kleider der Frauen mit Scheide- wasser begossen, vorgenommen worden seien. Wie es heißt, würde 6 Regierung nöthigenfalls noch zu anderen energischen Maßregeln reiten,

Durch ein Edikt der Provinzial - Finanz - Jntendanz von Mantua werden 20 Finanzbeamte, die fich unbefug'er Weise H have aufgefórdert, fich zu fellen, widrigenfalls fie ihre Posten verlieren,

Großbritannien und Jrland. London, 27. Januar.

Jn der gestrigen Oberhaus-Sizung zeigte der Marquis von Normanby an, erx werde in der nächsten Sißung an die Regierung die Frage richten, ob sie irgend welche Nachrichten über die angebli zwischen Sardinien und Frankreich im Hinblick auf die: Einverleibung des Herzog- thums Savoyen und der Grafschaft Nizza in leßteren Staat \{chwebenden Unterhandlungen erhalten habe. Er benugzt diese Geleg:nheit, um cin Miß- verständniß zu berichtigen, das seine Aeußerungen von Dienstag bervorgerufen hätten, vermuthlich, weil er zu leise gesprochen. Er habe damals gesagt, er hege die Hoffnung , die verschiedenen Länder Mittel-Ftaliens würden feiner fremden Jntervention unterworfen werden, gleichviel, ob dieselbe für oder gegen einen neuen Zuftand der Dinge arbeite. Er fügt hinzu, er hoffe, daß man Sardinien in Bezug auf alles, was die Landesgrenzen betreffe, eben so gut als ein fremdes Land betrachten werde, wie Oesterreich, daß, wenn der geeignete Zeitpunkt da sei, die verschiedenen Staaten Mittel - Ftaliens in der Lage sein würden, ihr zukünftiges Geschick dur ihr eigenes un- abhängiges Handeln zu entscheiden, und daß man allen sardinischen Ein- fluß, möge derselbe nun in der Gestalt der JIntervention- oder als Anwen- dung der Exekutivgéwalt auftreten, beseitigen werde. Lord Brougham be- merkt, er könne durchaus nit einräumen, daß Sardinien in demselben Sinne, wie Oesterreih oder Frankreich, eine fremde: Macht sei, da das ganze sardinische Gebiet in Jtalien liege. Der Marquis von Normanby bestreitet die leßtere Behauptung. Eine auf Verbesserung der Prozedur im Kanzleigericht abzielende Bill wird auf Antrag des Lord-Kanzlers zum ersten Male verlesen. z

Jn der Unterhaus-Sißung wird eine Motion Bouverie's, welche darauf abzielt, dem Unfug Einhalt zu thun, daß am Freitag ge- legentlich des Antrages auf Vertagung des Hauses bis Montag alle möglichen Gegenstände aufs Tapet gebraht werden, die dann doch nur oberflählich erörtert werden fönnen, mit 166 gegen 48 Stimmen ver- worfen. Sonnabends finden in der Regel keine Sißungen statt. Dieser Brauch ist Herrn Bouverie zufolge kein sehr alter, sondern stammt aus den Zeiten Robert Walpole's, welcher gern einen Tag in der Woche frei haben wollte, um dem edlen Waidwerke nachgehen zu können. Die Sitte, am Freitage die verschiedensten Gegenstände zur Sprache zu bringen, wird, wie der Erfolg lehrt, von der Mehrheit der Parlaments- Mitglieder nicht als Unfitte betrachtet. Sie hat aber bauptsächlich den Zweck, Publikum und Minifter au eurant zu halten und auf die Wichtigkeit bon Dingen hinzuweisen , die sonst vielleicht einschlafen würden. Eine auf Sparkassen bezügliche -Resolution des Schaß-Kanzlers, welhe als Vorläuferin einer diesen Gegenstand betreffenden Bill dienen soll, wird angenommen.

Die auf Marokko bezüglihe diplomatische Korrespondenz zwischen England und Spanien, welhe am ersten Sißung8abende dem Parlamente vorgelegt worden war, enthält nichts als die wenigen bezüglichen Depeschen, die {on im Monat November, nah den englischen Blättern, mtgetheilt worden sind.

28. Januar. Jhre Majestät die Königin ertheilte geftern dem Oberfthofmeister Earl S. Germans und dem Controleur des Königliden Haushalts, Lord Proby, Audienz, um aus ihren Hän- den die Antwortsadressen des Ober- und Unterhauses auf die Thronrede in Empfang zu nehmen. l ; i

Der Prinz von Oranien befindet sih seit geftern hier.

Die Maschinerie zur Herstellung von Armftrong-Geschüßen in Woolwich ist jezt so weit ausgedehn t, daß von nun an wöchentlih nicht mehr 20, sondern 45 Geschüße abgeliefert werden föônnen. Waren bisher blos 12pfündige gegossen worden, soll von nun an mit der Anfertigung von 25pfündern begonnen werden.

Die frühere Mittheilung, daß die Sammlungen des British- Museums wegen Raummangel getheilt werden, bestätigt sid, Es ift beslossen, daß die Bibliothek und die Antiken im jeßigen ,Ge- bäude bleiben, während sämmtliche naturhistorishen Sammlungen

in einem anderen Stadttheile (wahrscheinlich Kensington) untet-

gebracht werden. ;

In der gestrigen Oberhaus-S ißung sprach Lord Ellenborough seiu Erstaunen und Bedauern darüber aus, daß man die indishe Armee 27 Jahre nach der Zerstörung von Delhi noch immer auf die ihr ge- bührenden Prisengelder warten lasse. Der Herzog von Arg yl[l ent- gegnete, man habe vorerst die den Meuterern oder indischen Staaten ab- genommene Habe von dem Eigenthum geplünderter Privatleute, die ihre Loyalität beweisen können, zu sondern, und dies sei „eine langwierige Arbeit; von unnöthiger Säumniß könne keine Rede sein. Lord Brougham leitete eine Motion auf Vorlegung bon Vany le BMWpost- Austveisen mit einigen allgemeinen Bemerkungen ein, Seit Auf-