1860 / 138 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Kirche Schulé) mit Absingung des Liedes 4 | begonnen worden und nah erfolgter QMpenung der Kirchthüren die Vorbereitung durch Gebet und Ansprache ftattgefunden hatte, ernannte der Dirigent der Wahl zu seiner Unterstüßung einen Schriftführer in der Person des Herrn N. und verpflichtete denselben durch Handschlag zu ge- wissenhafter Handhabung der geltenden Wahlordnung, wie solche in den g. 24—30 der Instruction des Königlichen Konsistoriums der Provinz

J d. enthalten ist. Die erwähnten Paragraphen dieser Jnstruction wurden hierauf verlesen. Demgemäß wurde die Liste der zu Mitgliedern des Gemeinde - Kirchenraths Vor- ges@dlagenen nochmals deutlich und laut vorgelesen, die Zahl der zu Wählenden wiederum genannt, und alsdann die einzelnen ftimmberehtig- ten Mitglieder der Gemeinde nach der sorgfältig aufgenommenen und, wie zuvor angekündigt, lis acht Tage vor dem Wahl-Termine, nämlich bis zum öffentlich auêgelegt gewesenen Liste der Wähler

aufgerufen, und. die Anwesenden unter der Erklärung, daß die absolute Stimmenmehrheit, (also mehr als die Hälfte aller Stimmen), zur Wahl erforderlich sei, aufgefordert, einzeln vorzutreten und die Namen derjenigen, denen sie ihre Stimme geben, zu nennen. Die abgegebenen Stimmen find

in der anliegenden Liste durch den Schriftführer genau verzeichnet, nach welcher sih die Stimmen der im Wahl-Termine erschienenen stimmberechtigten Gemcindeglieder auf die geschlagenen in folgender Weise vertheilt haben. 1)

2) 3)

Vor-

Die absolute Stimmenmehrheit haben erhalten und find also un- zweifelhaft gewählt : 1 2) 3) [Wenn nicht die ganze Zahl der zu Wählenden die absolute Stimmen- mebrheit erhalten hat, so folgt noch:

Da nur Vorgeschlagene die absolute Stimmenmehrheit erbalten haben, also noch Mitglieder am künftigen Gemeinde- Kirchenrath fehlen, so wurde von denjenigen, welche die relative Stimmen- mehrheit, also die meisten Stimmen überhaupt nach den bereits Gewähl- ten erhalten haben, die doppelte Zahl der noch erforderlichen Mitglieder in die Wahl gebracht.

Es waren dies: Stimmen

1) N. mit | Stimmen

i 2) D. mit

“Unter diesen zuleßt Genannten hat die absolute Stimmenmehrheit entschieden für: ¿

1) N:

2d Me] i O « i

Sonacy find durch die heutige Wahl in erster (und zweiter) Abstim-

mung folgende Gemeindeglieder in den Gemeinde- Kirchenkath berufen: 1) 2) 3)

welche (na vorangegangener Prüfung der Legalität der Wahl durch das Königliche Konsistorium) der Gemeinde bon der Kanzel angezeigt und so- dann in ihr Amt eingeführt werden sollen.

Hierauf wurde die Verhandlung mit einem kurzen Gebet geschlossen, die Versammlung entlassen, und von dem Vorsißenden, so wie dem Pfarrer, den Mitgliedern des bisherigen Kirchen - Vorstandes, der Orts - Obrigkeit, dem Herrn Patrone hiefiger Kirchen (dem N. als Bevollmächtigten des Patrons hiesiger Kirchen) und dem Schriftführer dieses Protokoll unter- zeihnet, nachdem es durch den Schriftführer deutlich vorgelesen und von den Unterzeichneten genehmigt worden war.

Geschehen w. 0. (Folgen die Unterschriften.)

F or mulax e. für die kirchliche Einführung der Mitglieder des Gemeinde- Kirchenraths.

Nachdem die Bekanntmachung der neugewählten Mitglieder des Ge- meinde - Kirhenraths von der Kanzel erfolgt is, geschieht deren kirhliche Einführung am nächsten Sonntage Vormittags nah geendigtem Haupt- gottesdienste durch den Pfarrer ; die Mitglieder des Gemeinde-Kirchenraths stehen vor dem Altar, und zwar die Mitglieder des bisherigen Kirchen- vorfsiandes, welche in den Gemeinde-Kirchenrath übergehen, zur Rechten der neu gewählten Mitglieder des Leßteren. Der Pfarrer spricht :

Gnade und Friede von Gott unserm Vater durch unseren Herrn ZJesum Ehristum im heiligen Geiste. Amen, Geliebte in dem Herrn. Es ehen hier die neuerwählter Glieder des Gemeinde-Kirchenraths, um heut in ihr Amt eingeführt zu werden, und mit ihnen vereinigt seht ihr die biéherigen Kirchen-Vorsteher dieser Gemeinde, welche berufen find, unbe- schadet ihrer bereits übernommenen Verpflichtungen in die Zahl der Ael- testen einzutreten,

n Vernehmet nun zuvor aus Goites Wort eine kurze Erklärung dieses [mites.

Es waren in der apoftolishen Kirche zweierlei Aeltesten. Die Einen arbeiteten am Wort und in der Lehre, ihr Amt war das Eyangelium zu ps und bie Sakramente auszuspenden; sie wurden genannt Hirten und Lehrer, Die Anderen dienten nicht am Wort, noch an den Safkra- menten, sondern hatten Aufficht auf die Gemeinde und waren denen, die am Worte arbeiteten, beh@lflich (1, Tim. 5, 17, Röm, 12, 8, 1, Cor,

12, 28) Ju der lehteren wichtigen Absicht find au j ; Aelteste bestellt worden. Es besteht aber e Umt in folgenten Cederum

Der Gemeinde-Kirchenrath soll unter der Leitung des geistlichen A E zunächst die Pflege ächt evangelischer Gesinnung, die Pflanzung und E Wachsthum ristlihen Lebens zu seiner Aufgabe haben. Zu dem E a follen seine Mitglieder offene Augen haben, um jegliche Unordnung Le wirrung und jeglihes Aergerniß auf diesem Gebiete wahrzunehmen D dahin zu wirken , daß denselben gesteuert und gewehrt werde, “l Schwachen und Fehlenden soll er sih annehmen mit heiligem Ernste, gp auch mit der Fülle der Liebe, die da nicht zuläßt, das zerstoß f Rohr zerbrochen , oder der glimmende Docht ausgelöscht werde, Ein: richtige Feier des Sonntags în und außerhalb der Kirche herbeizuführe, und zu erhalten, is eines seiner Hauptgeschäfte. Wo sfich an firchlice Segenshandlungen Unsitten angesch'ossen haben, hat er auf deren Ab, shaffung zu dringen und gute christliche Sitte an ihre Stelle zu pflan L und zu pflegen; den Besuch der Wochengottesdienste, der Vibel- Z Misfionsstunden zu fördern, die Verbreitung der heiligen Schrift und guter Erbauungs - Bücher, so wie die Pflege heilsamer Privat Vereine gehören zu seiner hülfreichen Thätigkeit. Die Beförde- rung eines christlich gesunden, wohlgeordneten Ebe- und Haus: standes , richtiger deim Worte Gottes entsprehender Kinderzucht, den pünktlichen Besuch der Schule und des Konfirmanden-Unterrichts, die Be, wahrung der eingesegneten Jugend, die Zucht des Gesindes hat er dur Berathung, Ermahnung, ernste Einwirkung auf die Einzelnen im Auge zu behalten. Auf gewissenhafte und gesegnete Führung der Vormund- schaften wird er seine Aufmerksamkeit richten. Spaltungen in der Ge meinde, oder gar Abfall von ihr und dem theuern evangelischen Glauben zu verhüten, ist eine seiner Aufgaben. Das ganze Gebiet der christlichen Liebe und Barmherzigkeit an Armen, Kranken, Verlassenen, Wittwen und Waisen, entlassenen Strafgefangenen der Gemeinde und an Fremdlingen und Reisenden ist ihm geöffnet, und hat er mit Zuziehung der in der Ge- meinde vorhandenen, zur freiwilligen Mithülfe sich darbietenden Kräfte auf diesem wichtigen Felde seine Thätigkeit zu entfalten. Die Noth der evangelischen Glaubens-Genossen sowohl im Vaterlande wie in anderen Landen, auch die Heiden- und die Juden-Mission werden ihm eine Fülle von Gelegenheiten darbieten, die Kräfte des christlichen Lebens in der Gemeinde darzuthun.

Zugleich is der Gemeinde-Kirchenrath aber auch berufen, die kirch lihen Jntercssen, der Gemeinde nah Jnnen und Außen zu vertreten. Wenn auch die unmittelbare Verwaltung des Kirchen-Vermögens nad Recht und Pflicht den bisherigen Kirchen-Vorstehern unter der geseßlich geordneten Aufsicht des Kirhen-Patrons ungeshmälert verbleiben soll, so wird es doc den gewählten Mitglicdern des Gemeinde-Kirchenraths unbe- nommen sein, durch Rath und Hülfe auch zu dem äußeren Gedeiben der Gemeinde mitzuwirken. Ein reichliher Ertrag der Kirchen-Kollekte wird durch den warmen Eifer des Kirchen-Gemeinderaths erzielt werden können. Auf die würdige Erhaltung und Ausstattung der Kirche und Kirchen- gebäude, auf Altar, Taufstein, Kanzel, Orgel und kirchliche Geräthschaften, auf Einfriedigung und Verschönerung der Kirhhöfe und Begräbnißpläße soll fih seine liebevolle Theilnahme richten. Aber auh üker den Kreis der einzelnen Gemeinde hinaus is er b¿rufen, an der Erbauung der ge- sammten Kirche Theil zu nehmen, indem nah dem Willen unsers aller: gnädigsten Regenten und Herrn, Abgeordnete der Gemeinde-Kirchenräthe auf den zu bildenden größeren kirhlichen Versammlungen erscheinen sollen.

Dies, geliebte Brüder, find die Pflichten, welche euch durch euer neues Amt aufgelegt werden. Damit nun Jedermann sehe, daß ihr dies Ami

,

- rihtig zu verwalten geneigt seid, so leget nun zunächst ihr, die ihr dur

die Wahl diesec Gemeinde zum Dienste der Kirche neu berufen seid, das Gelübde eines Aeltesten ab. Jhr gelobet vor Gott, des euch befohlenen Dienstes sorgfältig und treu, dem Worte Gottes und den Ordnungen der Kirche gemäß zu warten, und gewissenhaft darauf zu achten, daß alles ehrlich und ordentlich zugebe in der Gemeinde zu deren Besserung.

J das euer aufrichtiges Gelübde, so bekräftiget solches mit einem lauten Ja und durch Handschlag.

(Der Geistlihe nimmt den neugewählten Mitgliedern des Gemeinde- Kirchenraths den Handshlag ab und wendet fich darauf zu den bisber!- rigen Kirchen-Vorstehern.) :

Und nun leget auch ibr, die ihr als Mitglieder des bisherigen Kirchen- Vorstandes bereits im Dienste der Kirche stehet und derselben durch dies euer Amt verpflichtet seid, dies neue Gelübde ab. Jhr gelobet vor Gott auch die Pflichten, welche euch der Eintritt in den Gemeinde-Kirchenrath auflegt, sorgfältig und treu, dem Worte Gottes und den Ordnungen der Kirche gemäß zu erfüllen und gewissenhaft darauf zu achten, daß alles ehrlih und ordentli zugehe in der Gemeinde zu deren Besserung.

Jst das euer aufrichtiges Gelübde, so bekräftigt solhes mit einem lauten Ja, und erneuet die Handtreue, durch welche ihr dem Dienste der Kirche verbunden seid.

(Der Geiftliche nimmt jedem den Handschlag ab.) E

Der allmächtige Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi er leuhte euch dur seinen heiligen Geist, stärke euch mit seiner Kraft und verleihe euch seine Gnade, daß ihr dieses euer Amt treu und frucht- barlich zu Gottes Ehre, zur Erbauung der Gemeinde Christi und zu eurer eigenen Seligkeit verwalten möget, Atnen.

Seid allesammt treu in eurem heiligen Berufe. Behaltet das Gee heimniß des Glaubens in einem reinen Gewissen und seid Vorbilder der ganzen Gemeinde in einem gottseligen Wandel, so werdet ihr euch selbst erwerben eine gute Stufe und große Freudigkeit im Glauben in Christo Jesu, und einst eingehen zu eures Herrn Freude,

Du aber, geliebte Gemeinde, nimm diese Männer und den ganzen Gemeinde-Kirchenrath auf als Knechte Gottes, und achte fie um ihres wichtigen Amtes willen aller Ehre werth, Unterwerfet euch insgesammt willig der Aeltesten Aufsicht. Seid wohlthätig ihr Reichen und Wohl- E, gebet gerne von den Gütern, womit euch Gott gesegnet hat, um er Heiligen Nothdurft zu stillen, Und ihr Armen haltet euch gegen eke Pfleger und Wohlthäter ehrerbietig und dankbar. Lasset uns Alle suchen

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Christo anzugehören in wahrem Glauben und ihm nachfolgen in dienst- ertiger Liebe unter einander, so wird er uns dermaleinft auch aushelfen zu seinem himmlishen Reiche.

Weil wir aber zu alledem aus uns selbst nicht tüchlig find, so lasset uns Gott von Herzen also anrufen:

Herr Gott, himmlischer Vater! Wir danken Dir, daß cs Dir gefallen

hat, zu mehrerer Beförderung der Erbauung Deiner Kirche neben den-

Hienern am Wort zu verordnen Helfer und Pfleger, dadurch Deine Ge- meinde in gutem Frieden und Wohlstand erhalten und die Armen versorgt werden mögen und daß Du auch an diesem Orte dazu gegeben hast Mánner von gutem Zeugniß, welche bereit find, Dir in der Gemeinde ; dienen. E Wir bitten Dich, verleihe ihnen die Gaben Deines heiligen Geistes, Weisheit und Kraft von oben zu ihrem Amte. Verleihe auch Deine gött- liche Gnade dieser Gemeinde, darüber fie geseßt sind, daß sie fih den guten Weisungen ihrer Vorsteher unterwerfe. Wee den Glauben, stärke die Geduld und den Eifer der Liebe, damit, wenn Jeder sein Amt wohl aus- richtet, Dein Name dadurch verherrliht und das Reich Deines lieben Sohnes ausgebreitet werden möge, in dessen Namen wir unser Gebet be- shließen und also sprechen: ,

Unser Vater 2c.

(Segen. ) (Schlußgesang.)

Angekommen: Der General - Post - Direktor Schmückert aus der Provinz Preußen.

Abgereist: Se. Durchlaucht der Erbprinz Friedrich zu Schleswig-Holstein-Sonderburg- Augustenburg, nach Wittenberg.

Se. Excellenz der General - Lieutenant und Commandeur der 6, Division, von Korhfleish, nah Brandenburg.

Se. Excellenz der Großherzoglich mecklenburg-strelißsche E taats- Minister von Bernstorff, nah Dresden.

Berlín, 13. Juni. Se. Königliche Hoheit der Prinz-Regent haben, im Namen Sr. Majestät des Königs, Allergnädigst geruht: Dem gegenwärtig in Paris sih aufhaltenden Musikalien - Verleger Brandus aus Berlin die Erlaubniß zur Anlegung der von des Königs von Württemberg Majestät ihm verliehenen goldenen Me- daille für Civil - Verdienf am Vande des Kronen - Ordens zu er- theilen.

Nichtamtliches.

Preußen. Bexlin, 13, Juni. Se. Majestät der König von Hannover trafen heute Morgen mit dem Courier- ¡uge, von Hannover fommend, hier ein, und statteten Sr. König- lichen Hoheit dem Prinz-Regenten einen Besuch ab, welchen Se, Königliche Hoheit sofort erwiederte.

Se. Königliche Hoheit der Prinz-Regent empfingen heute den Minister des Auswärtigen, Freiherrn von Schleiniß, den Ober- Hofmarschall Grafen von Keller, den Ober - Ceremonienmeister Grafen von Stillfried, und nahmen den Vortrag des General- Majors Freiherrn von Manteuffel entgegen. Außerdem“ nahmen Se. Königliche Hoheit im Beisein des Kommandanten die militairi- hen Meldungen an.

Der Großherzeglih oldenburgische Premier - Lieutenant Graf Wedel hatte die Ehre, die Orden des verstorbenen Grafen von Wedel-Gödens Sr. Königlichen Hoheit dem Regenten überreichen zu dürfen.

Die Abreise Sr. Königlichen Hoheit nah Baden wird heute Abend 65 Uhr erfolgen.“

Côln, 12. Juni, Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin Karl von Preußen kam gestern Nachmittag um 4 Uhr von Aachen hier an und fuhr um 5 Uhr 20 Minuten nah Brühl. Höchstdieselde benußte den kurzen Aufenthalt hierselb! zu einem Besuche des Domes und einer Spazierfahrt dur die Stadt.

(Köln. Ztg.)

Sachsen. Gotha, 11. Juni, Dem heute wieder zusam- mengetretenen Speziallandtage wurden zwei Anträge mitgetheilt, von denen der eine die Vorlegung eines Schulgeseßes, der andere die Revision der gesehlihen Bestimmungen über die Feicr der Sonn- und Festtage, eventuell die Vorlegung eines entsprechenden Gesehentwurfs von der Staatsregierung postulirte. Seitens der Staatsregierung wurde in heutiger Sihung die Erklärung ab-

| gegeben, daß das vorgelegte Forststrafgeseh zurückgezogen sei.

Der Landtag beschloß, den Gesehentwurf wegen Einführung freier

Gerichtstage abzulehnen, dagegen aber einen Entwurf wegen Ein-

führung von Friedensgerihten zu beantragen. (Weim, Zkg.) Nasau. Wieshaden, 11. Juni. Der Ausschuß der

Zweiten Kammer für den Antrag des Abg. Giebeler, die kurhessi- he Verfassung betreffend, hat heute seinen Bericht erstattet, welcher | mit folgenden Anträgen schließt:

Die hohe Kammer wolle sich dahin aussprechen: 1) daß nah

/ Art. 26 der Wiener Schlußakte ein Eingreifen d d in d [ E S greifen des Bundestags in das h urhessische Verfassungöret nicht gerechtfertigt si, so wie daß 2) der

undesbeshluß vom 27. März 1852 und der daraus hervorgegangene

Ï bom 24. März 1860 mit der Bundesakte (Art, 56 und 61) in Wider-

spruch stehen und daher eine Verleßung und Bedrohung der Verfassungs- rechte der Einzelnstaaten enthielten ;

IT. die Herzogliche Regierung ersuchen , daß sie bei dem Bundestage auf Wiederherstellung der Verfassung von 1831 nach Möglichkeit hinwirke und verhiadere, daß der am 30, Mai 1860 von der kurbessischen Regie- rung publizirten sogenannten „Verfassung“ die Garantie des Bundes er- theilt werde. (W. Bl.)

Württemberg. Stuttgart, 11. Juni. Jhre Majestät die Kaiserin-Mutter von Rußland is gestern Mittag mit dem Kronprinzen und der Kronprinzessin nah Wildbad abgereist und wird etwa 4—5 Wochen daselbst zubringen. Se. Majestät der König reist am Freitag nach Baden-Baden ab. (Fr. BL)

Desterreich. Wien, 12. Juni. Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin haben sich nach Laxenburg begeben, um daselbst Allerhöchstihren Aufenthalt zu nehmen.

Großbritannien und Jrland., London, 11, Juni, Die „Army and Navy Gazette“ meldet: „Oberst T. W. Hamil- ton von den Ga1de-Grenadieren, Ritter des Bath-Ordens, wird demnächst der britischen Legation in Berlin provisorish als Militair- Kommissar attachirt werden.“

Der „Great Eastern“ hat vorgestern und gestern seine an- gekündigte Probefahrt in den Kanal hinausgemacht, aber was die Schnelligkeit betrifft, die er erreichen kann, is fie nihts weniger als glänzend ausgefallen, Jm Maximum erreichten die Schaufel- räder 104, machte die Schraube 39 Umdrehungen, wodurch die Geschwindigkeit des Schiffes auf 12; Knoten per Stunde gebracht wurde. Jm Uebrigen hielt sih das Schiff vortrefflich.

Frankrei. Paris, 11. Jun. Morgen wird der Staatsrath sich vollständig versammeln und das Senatskonsult, . welches Savoyen und Nizza nunmehr für französische Departements erklärt, entgegennehmen. Am Donnerstage soll dann zur Feier des erfreulichen Ereignisses in Notre - Dame ein großes Le Deum und sodann eine große Revue vor dem Kaiser, Abends aber eine Jllumination der öffentlichen Gebäude stattfinden. Am Freitage begiebt si Se. Majestät nah Baden - Baden und wird daselbst am Sonnabend und Sonntag verweilea.

In der vorgestrigen Sißung der Legislative interpellirte Paul Dupont die Regierung zweimal wegen der Gerüchte über die Papier- Steuer-Projekte: aber beide Male antwortete die Regierung mit tiefem Schweigen, weil die Deputirten verfassungsmäßig das Interpellationsrecht nicht befißen,

Man liest im „Flotten -Moniteur“: „Es heißt, die Kommis-

| fion des gesetzgebenden Körpers, welche mit Prüfung des Geseß-

entwurfes, die Verwendung einer Summe von 40 Millionen zu Vorschüssen an die Jndustrie betreffend, beauftragt ist, sei bei fole genden Combinationen stehen geblieben: Es soll ein Jndustrie- Comptoir gebildet werden, welches auf lange Fristen ausleihcn würde mit Rückzahlung in zehnjährigen Raten vom zweiten Jahre an. Das Comptoir soll spätestens in 12 Jahren rückzahlbare und vom Staate garantirte Obligationen bis zum Betrage von 400 Millionen ausgeben können. Diese Garantie würde bis zum Be- trage von 40 Millionen auf die Resultate der Liquidation der in den Jahren 1860 bis 1862 geleisteten Vorschüsse beschränkt sein.“

Spanien. Aus Madrid, 10. Juni, wird- telegraphisch gc- meldet, daß der Kongreß mit 200 gegen 26 Stimmen den Antrag der Progressisten auf Einschaltung cines Adreß-Paragraphen, worin die Nothwendigkeit der Aufrechterhaltung des Verbannung8gesehßes der Familie des Don Carlos ausgesprochen wird, verworfen hat. Jn Folge von Aufschlüssen, welche General Dulce veranlaßt hatte, sprach eine Versammlung der Freunde Ortega's die Ueberzeugung aus, daß das Benehmen des Generals in dieser Angelegenheit stets vollkommen rechtlich und edel gewesen sei.

Italien. Turin, 10. Juni. Bei der in der lehten Senats- sizung vorgenommenen Berathung des Abtretungs - Vertrages sprachen Arrivabene für, Pallavicino und Trivulzio gegen den Vertrag. Cadorna nannte die französische Allianz nothwendig, weil das Regierungs-Programm noch nicht erfüllt sei. Manzoni war zum ersten Male erschienen.

In dem am Zten in Neapel abgehaltenen Ministerrathe, wel- chem der Grafvon Trapani, der Fürst von Cassaro, Baron Brennier und die Advokaten Ferigni und Manno beiwohnten, wurde von den beiden Lebteren vorgeschlagen, die piemontesishe Verfassung ein- zuführen, aus Sicilien ein getrenntes Königreich zu bilden, und Neapel und Sicilien zu einem integrirenden Bestandtheile der ita- lienischen Confederation zu machen.

Graf Cavour hat der Senats-Kommission erklärt, daß die beiden entgegengefeßten Abhänge der Seealpen bei Sardinien ver- bleiben, und das Fort Lesseilon geschleift werde. Abermals haben Haussuchungen bei Geistlichen stattgefunden. Gegen den Kardinal- Bischof von Jmola - ist der Prozeß eingeleitet. Jn Kasalpuster- lengo wollen si die Bauern der Verhaftung des Pfarrers wider- seßen, Kardinal Korsi verläßt nächstens Turin, um fih nah dem Landsiße seiner Schwester zu begeben.

Garibaldi verkündigte den Waffenstillstand dur folgende Proclamation :

Sicilianer! Der Feind hat uns einen Waffenstillstand vorgeschlagen,