1885 / 22 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 26 Jan 1885 18:00:01 GMT) scan diff

derselben Treue und Umsicht fahren Sie au jeßt noch, obwohl hoch- betagt, fort, der Großherzogin Marie zu dienen. Während mehrerer Jahre als Gesandter nah Berlin entsendet, sowie zum Kommendator der Mecklenburgishen Genossenshaft des Johanniter-Ordens berufen, ist es Ihnen vergönnt gewesen, in friedliben wie in kriegerischen Zeiten Meinem Lande vielfache Dienste zu leisten und si, weit über die Grenzen desselben hinaus, der allgemeinen Anerkennung und Ver- ehrung zu erfreuen. Für diese, Meinem Hause und Meinem Lande gewidmete lange und treue Dienstzeit gebührt Ihnen voller und auf- ritiger Dank, den Ich Ihnen hiermit von ganzem Herzen ausfprece und deß zum Zeichen Ih Ihnen das Portrait Meines hochseligen Vaters, Ihres unvergeßlichen Herrn, übersende, eingesblofsen in den Stern zum Großkreuz Meines Haus-Ordens der Wendischen Krone. SFndem Jch Gott bitte, daß Er Ihren Lebensabend so rei segne, wie Er Ihre ganze Lebenslaufbahn gesegnet hat, verbleibe Jh Ihr wohlgeneigter dankbarer Friedrih Franz. annes, den 14. Januar 1885. An den General der Infanterie, Ober-Kammerherrn Freiherrn von Sell zu Schwerin.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 23. Januar. (Wn. Abdp.) Jn der heutigen Sißung des Abgeordnetenhauses beant- wortete der Landesvertheidigungs - Minister Graf Welsersheimb die Fnterpellation der Abgg. Obern- dorfer und Genossen, betreffend die zeitlihe Befreiung vom Militärdienste, und der Handels-Minister Freiherr von Pino die von den Abgg. Stibiß und Genossen eingebrahte Jnterpellation, betreffend die Lokalver- bindung von Laun nah Böhmisch-Leipa. Sodann wurden die in der vorigèn Sißzung eingebrahten Regierungs- vorlagen den zuständigen Ausschüssen zugewiesen. Zur Vorberathung der beiden Anarchisten geseße wird ein be- sonderer Aus\chuß von 24 Mitgliedern gewählt werden.

Pest, 24. Januar. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung des Abgeordnetenhauses wurde in naméntliher Ab- stimmung mit 155 gegen 98 Stimmen der Schlußantrag Ugrons (äußerste Linke) betreffs der Autonomie der katholischen Kirche abgelehnt.

GroFbritannien und Jrland. London, 24. Januar. (W. B. B.) Heute Nachmittag um 2 Uhr 9 Minuten fanden im Parlament sgebäude zwei Explosionen statt, auch aus dem Tower wird eine solche gemeldet. Die Explosion im Parlamentsgebäude fand an zwei verschiedenen Stellen statt; die eine Explosion erfolgte in der unterirdischen Kapelle von Westminster Hall, die andere in einer zu den Zuhörer- tribünen führenden Vorhalle. Die Fenstersheiben an der Frontseite von Westminster Hall sind zertrümmert. i

24. Januar. (W. T. B. Weitere Meldung.) Die Explosion im Parlamentsgebäude hat bedeutenden Schaden in dem Raume des Hauses der Gemeinen und in den Vorzimmern nächst dem Stuhle des Sprechers angerichtet. Die Centralhalle, in welcher die Couloirs der beiden Kammern aus- laufen, ist schwer beschädigt. Jn Westminster-Hall wurden zwei Polizeiagenten schwer verrwundet ; der Zustand des einen derselben ift ein sehr bedenklicher. Auch ein Besucher von Westminster- Hall ist schwer verleßt. Die Explosion im Tower fand um 2 Uhr und zwar in dem Theile des weißen Thurmes statt, wo Gewehrvorräthe aufbewahrt werden. Es waren gerade viele Besucher anwesend. Alle Fenster wurden zer- brochen, auch kam Feuer aus, wurde aber bald ge- lösht. Das Gebäude ist in seinem Aeußern nicht beschädigt. Fünf Personen sind verwundet worden, darunter zwei Geazen \chwer. Verhaftungen haben bis jeßt noch nicht statt- gefunden.

24. Januar, Abends. (W. T. B.) Ueber die heute hier stattgehabten Dynamit-Explosionen wird weiter gemeldet: Wie die Untersuchung herausgestellt hat, muß ein Pacfet Dynamit in der zweiten Etage des Weißen Thurmes des Tower, im sogenannten Bankettsaal, hinter eines der vielen Gewehrgestelle gelegt worden sein. Es sind mehrere Hundert Gewehre beschädigt und auch sonst ist vielfaher Schaden dur die Explosion angerichtet worden. Sonnabends ift der Eintritt in den Tower frei und derselbe in Folge dessen viel mehr besucht als an anderen Tagen. Zur Zeit der Explosion befanden sich etwa 70 Menschen im Weißen Thurm, von denen, wie es jeßt heißt, nur 4 Personen verleßt wurden. Auch im Parlamentsgebäude wird das Publikum nur Sonnabends eingelassen. Vermuthlich U sih die Uebel: thäter unter das Publikum gemischt und sind nah Niederlegung des Dynamits eiligst entkommen. Jn Betreff der Explosion in Westminster wird angenommen, daß die beiden Polizisten ein auf der Kellertreppe liegendes Packet soeben aufgehoben hatten, als dasselbe explodirte. Der Zustand beider ist hoff- nungslos. Auch mehrere andere in der Nähe befindliche Per- sonen sind verleßt worden. Jn Folge dieser Explosion sind viele Leute, welche sih in diejem Augenblick in den Räumen des Hauses der Gemeinen befanden, nah Westminster: Hall geeilt, um die Ursache der Detonation kennen zu lernen ; sonst hätte die gleih darauf folgende Explosion im Hause der Ge- meinen ohne Zweifel Vielen das Leben gekostet, Zwei wegen Verdachts der Betheiligung an dem Verbrechen verhaftete Personen sind wieder freigelassen worden.

Frankreich. Paris, 24. Januar. (W. T. B.) Jn dem heute Vormittag stattgehabten Ministerrath machte der Minister-Präsident Ferry B orf Ga von der Ant- wort Englands auf die Vorschläge der Mächte bezüglich Egyptens. Danach ist England damit einvèr- standen, daß die aufzunehmende Anleihe von 9 Millionen Pfd. Sterl. von allen Mächten oder auch nur von einigen derselben garantirt werde, Ferner acceptirt England eine fünfprozen- tige Steuer auf die Coupons aller egyptishen Anleihen für die Dauer von 2 Jahren; nach Ablauf dieser Frist soll von den Mächten bestimmt werden, ob die Couponsteuer fort- erhoben werden foll und für welhe Zeitdauer. Jm Uebrigen scheine England geneigt, die Frage der Freiheit der Schiffahrt im Suezkanal mit den anderen s{chwebenden Fragen verbinden zu wollen. j

%. Januar. (W. T. B.) Die „Agence Havas“ sagt: die englishen Depeschen über den Mißerfolg des Admirals Courbet (f. u. China) seien sehr übertrieben. Courbet habe telegraphirt: eine Abtheilung leichter afri- kanisher Jnfanterie habe unvorsihtiger Weise ver- sucht, die schr stark befestigten chinesishen vorgeshobenen Werke im Süden von Kelung zu nehmen. Die Franzosen hätten hierbei 17 Mann verloren; 12 seien s{hwer, 14 leicht verwundet worden. Das Treffen habe vor der Ankunft der Verstärkungen stattgefunden, welche am 10. Januar in gutem B arSe nach einer glüdlichen Fahrt gelandet seien.

Bei den heutigen Neuwahlen zum Senat erhielten in Paris Spuller (Opportunist) 277, Gatineau (Autonomist)

. eine Stihwahl zwisehen

172 und Martin (Autonomist) 177 Stimmen; es is somit Martin und SE A erforder- lich. Jn Nizza wurde Léon Renault gewählt.

%. Januar, Nahm. 4 Uhr 50 Min. (W. T. B.) Nath den bis jeßt bekannten Resultaten der Senatswahlen wurden 40 Republikaner und 10 Konservative gewählt. Jn 11 Departements haben Stihwahlen stattzufinden. Fourtou und Broglie wurden nicht wieder gewählt, dagegen Chalemel- Lacour in Marseille, Die Republikaner haben 3 Siße ver- loren und 15 ewonnen.

26. Januar. Abends. (W. T. B.) Mit Ausnahme der Resultate in den Kolonien find nunmehr sämmtliche Ergebnisse der Senatswahlen bekannt. Gewählt wurden 48 Republikaner und 2ÆW Konscrvative; in den 14 Departements sind im Ganzen 18 Stichwahlen erforderlih. Waddington und Graf Saint Vallier wurden wiedergewählt. Jn Paris wurde bei der Stichwahl Martin (Autonomist) mit 344 Stimmen gegen Spuller (Opportunist), welher 293 Stimmen erhielt, gewählt.

%26. Januar, früh. W. T. B.) Nach dem nunmehr vorliegenden definitiven Ergebniß der Senatswahlen sind, einschließlih der aus dem zweiten Wahlgange hervor gegangenen, 67 Republikaner und 20 Konservative gewählt. Die Republikaner haben 22 Sitße gewonnen.

Ftalien. Rom, W. Januar. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer begann heute die Berathung, der auf die Kolonialpolitik bezüglichen FJnterpellationen. Der Deputirte Derenzis erklärte: er vermöge den Nußen der Okkupation von Assab oder von anderen Punkten im Rothen Meere nicht einzusehen, würde auch die Er- richtung von landwirthschaftlihen Kolonien der Errichtung von Handelskolonien vorziehen, mindestens aber müßten etwaige Okkupationen am Rothen Meere einen Weg nach dem Mittelländishen Meere bilden. Camporeale äußerte: er fürchte, daß Jtalien sich: ohne praktishen Zweck opfere und Gefahren ausfeße. Wenn der Zwet der italienischen Expedition lediglih darin bestehe, Ofkupationen am Rothen Meere vorzu- nehmen, so sei zu besorgen, daß Jtalien durch das Rothe Meer vom Mittelländishen Meere abgezogen werde. Pareyzo sprach sich gegen jede Kolonialpolitik aus; seiner Ansicht «h bedürfe es, um etwas Großes zu vollbringen, einer fsolideï Yccaanziellen und militärishen Grundlage, woran es Ftalien noch zicmlih mangele. Falls die Regierung andere Ziele als Assab im Auge haben sollie, müsse man das Resultat erst abwarten, bevor man sich zustimmend und billigend äußere. Oliva verlangte Auskunft darüber, wie man die koloniale Thätig- keit und die kolonialen Jnteressen Jtaliens, insbesondere in Afrika, zu s{chüten gedenke. Die Berathung wurde sodann auf nähsten Dienstag vertagt. s

Die „Agenzia Stefani“ meldet: Der Minister des Auswärtigen, Mancini, hat vorgestern dem fran- zösishen Botschafter Decrais die Note bezüglich der egyptishen Angelegenheiten überreicht. Das italienische Kabinet stimmt der Emission eines einzigen, zu 31/5 Proz. ver- zinslihen Anlehens im Betrage von 9 Mill. Pfo. Sterl. zu, welches zur Deckung der Bedürfnisse der egyptishen Ver- waltung und der Entschädigungssummen ‘für Alexandrien dienen soll. Es erklärt sih ferner bereit, vorbehalilih der Zustimmung des Parlaments, mit den anderen Regierungen an einer Kollektiv:Garantie für das Anlehen theilzunehmen, welches übrigens vor allen übrigen Lasten des egyptischen Budgets den Vorrang genießen soll. Das Kabinet acceptirt des Weiteren die Ausdehnung der! Besteuerung auf die in Egypten lebenden Fremden, erhebt keinen Einwand bezüglih der von den Gläubigern Egyptens zu fordernden Opfer, spriht sich aber für eine vorüber- gehende Besteuerung anstatt der Reduktion der Zinsen der Staatsschuld aus. Die italienishe Regierung erklärt sich bereit, an einer internationalen Enquete theilzunehmen, wenn dieselbe von allen Mächten übereinstimmend als unerläßlih angesehen werden sollte. Wenn keine Einstimmigkeit in dieser Bezie- hung vorhanden sei, so solle dies die Ausführung des über die anderen Punkte bereits gesicherten Einvernehmens, vorbehalt- lih der Vereinbarung eines anderen Mittels zur Prüfung der egyptishen Finanzlage, niht hindern, Die Note drückt \chließlich die Befriedigung der italienischen Regierung darüber aus, daß man die internationale Vereinbarung über die Freiheit der Schiffahrt im Suezkanal beschleunigen wolle, eine Vereinbarung, zu welcher die Regierung bereits gelegentlich der Konstantinopeler Konferenz die Jnitiative ergriffen habe.

Türkei. Ostrumelien. Philippopel, 23. Januar. (Allg. Corr.) Die Provinzial - Versammlung von Ostrumelien genehmigte heute das Budget für das kom- mende Finanzjahr. Dasselbe veranschlagt die Einkünfte auf 651 400 Pfd. Türk., die Ausgaben auf 615 772 Pfd. Türk. Die Kammer billigte auch den Vorschlag der Pforte, die Summe von 20 000 Pfd. Türk. auf Abschlag des rüdstän- digen Tributs zu zahlen. Es wicd angenommen, daß die Pforte zu der Herabseßung des Betrages des jährlichen Tri- buts, den die Provinz der türkischen Regierung zu entrichten hat und der von der Provinzialregierung vor drei Fahren festgeseßt wurde, ihre Zustimmung ertheilen werde.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 25, Januar. (W. T. B.) Der Senator von Plewe ist zum dritten Gehülfen des Ministers des Jnnern ernannt worden,

Dänemark. Kopenhagen, 23. Januar. Die Er- klärung, welhe der Minister des Aeußern, Baron Rosenörn-Lehn, heute im Folkething in Veranlassung der JFnterpellation des Nbg. Bajers, betr. eine Neu- tralitätserklärung Dänemarks, im Namen der Re- gierung abgegeben, hat folgenden Wortlaut :

Der Austrag, der den dänischen Bevollmächtigten in der Jn- struklion vom 22. Juli 1864 gegeben wurde, zu untersuchen, in wie weit sich bei den europäischen Mächten eine Geneigtheit zeigen möchte, die Neutralität des dänishen Staates auf dieselbe Weise zu garan- tiren, wie dies früher mit der Schweiz und Belgien geschehen, führte zu keinem positiven Resultat, da aus den vertraulichen Unterredungen, welcde unsere Abgesandten diesbezüglih mit dèn Bevollmächtigten der verbündeten Mächte pflogen, hervorging, daß ein solcher Vorschlag keine Aussit, Anklang zu finden, haben würde.

Wenn dies bereits zu einer Zeit der Fall war, wo doch noth- wendiger Weise die Frage wegen der Zukunft Dänemarks {ih der allgemeinen europäischen Aufmerksamkeit aufdrängen mußte, so war es leiht vorauszusehen, daß die Sache sih nicht anders stellen würde, wenn allmählich andere, wichtigere und dringendere Fragen diese in den Hintergrund gedrängt haben würden. In der That ist sie dethalb au später von keiner Seite angeregt worden, und die Andeutungen, welche von Zeit zu Zeit darüber in der europäischen Presse oder von einem einzelnen Diplomaten me wurden, haben bei den Kabi- neten irgend welhe Sympathie nicht gefunden,

Unter diesen Umständen if es natürli, daß eine Regierung wie gier Do dieselbe im Uebrigen aub sein mochte, daß die Er- langung einer solchen Stellung für das Reich wünschenswerth sei #ch nit veranlaßt finden konnte, cinen folhen Vorsclag zu machen, bezügli dessen sie im Voraus wissen konnte, daß derselbe unzeitgemäß

d folgli ädlih sein würde. j : E S E daß es nah der Ansicht des jeßigen dänisen

Ministeriums als im hôcbsten Grade zweifelhaft erachtet werden muß, inwieweit Dänemark durch einen solwen Akt Vortheile erlangen würde, welche die damit verbundene Verpflichtungen aufwögen. Denn wie sehr man auch siderlich darauf bedacht ist, fich außerhalb der politischen Verwickelungen zu halten, welche in Zukunft in Europa entstehen möchten, so ist doc ein großer Unterschied, ob man in dem betreffenden Falle wählt, neutral zu bleiben, oder ob man im Voraus und für immer uyd unter allen Umftänden seine Handlungs- freiheit mit allen denjenigen Konsequenzen aufgiebt, welche aus einer folhen Stellung resultiren, selbst außerhalb der Kriegsverhältnisse.

Als eine gefährlihe Jlusion muß es namentlich bezeichnet wer- den, wenn man glaubt, daß das Land durch einen solhen Akt gegen Angriffe hinlänglih würde gesichert sein. Belgiens Beispiel beweist zur Genüge, wie selbst eine allgemein anerkannte und für mehrere der Großmächte sogar politisch nothwendige Neutralität die Unterhaltung einer bedeutenden Kriegsmaht und fkostbarer Festungswerke nicht überflüssig waten kann. Selbst wenn man erwarten könnte, daß Dänemarks Neutralität von den europäishen Mächten auf eine noÞþ so vollständige Weise würde garantirt werden, fo würde die wesentlihe Bedingung dafür, erwarten zu können, daß dieselbe von den fkriegführenden Mächten unter allen Umständen respektirt werde, die sein: daß das Vertheidigungswesen des Landes in einem solchen Zustande erhalten wird, um wenigstens vorläufig seine Neutralität gegen einen plößlichen Angriff vertheidigen zu können und somit Zeit für die anderen Garantiemächte zu ge- winnen, in deren Interesse es läge, ibm zu Hülfe zu kommen.

Vorauss\ihtlih dürfte aber dasselbe Interesse vorhanden sein, wenn au eine vorhergehende Garantie nit gegeben ist, und man dürfte also kaum annehmen können, daß eine Neutralisation dem Lande andere Vortheile bringen würde als diejenigen, welche es auch ohne ein solches Recht erwarten könnte, während dasselbe unzweifel- haft viele internationale Rücksichten und Verpflichtungen auferlegen würde, welche sonst gar niht, oder jedenfalls nicht im gleiten Um- fange vorhanden sein würden.

Amerika. Washington, 24. Januar. (W. T. B.) Im Senat brachte Edmunds heute einen Geseßentwurf ein, welcher die Verhi nderungund Bestrafung solcher Verbrechen, die mittelst Explo si vstoffen in den Ver- einigten Staaten und in anderen Ländern begangen sind, be- trifft und auch die Bestrafung jeder wissentlichen Betheiligung an der Transportirung und Ablieferuug von Sprengstoffen für verbrecherische Zwecke beantragt. Es heißt, daß der Geseßentwurf be- reits vor den gestern in London stattgehabten Explosionen im Staatsdepartement entworfen war, daß aber die Explosionen seine Einbringung beschleunigt hätten. Die Vorlage wurde einer Kommission zur Vorberathung überwiesen. Fin weiteren Verlauf der Sißung wurde die Berathung des Vertrages mit Nicaragua fortgeseßt. Edmunds sprah sich dahin aus, daß der Clayton-Bulwer-Vertrag für die Ratifikation des vorliegenden Vertrages kein Hinderniß bilde.

Asien. China. ongkong, 24. Januar. (W. T. B.) Ein Telegramm des „Reuterschen Bureaus“ berichtet : Nach einem heftigen Gefecht bei Kelung ist ein Angriff der französischen Truppen mit einem Verlust von 75 Todten und Verwundeten zurückgeshlagen worden. Wie es heißt, ftände ein weitcrer kombinirter Angriff gegen Kelung und Tamsui bevor. (Vergl. Frankreich.)

Afrika. Egypten. (W. T. B.) General Wol- seley meldet in einem Telegramm aus Corti, vom 24. d., Nachmittags, daß die mit Geschüßen, Kavallerie und einem Kameel-Corps versehene Colonne unter dem General Earl heute früh von Handab via Abudhemed nach Berber auf- gebrohen sei. Neuere Nachrichten von dem Obersten Stewart seien niht eingelaufen.

Zeitungsstimmen.

Jn der Reichstagsdebatte vom 24. d. M. über den Beschluß vom 15. Dezember und die dadurch in der Bevölke- rung des Reichs hervorgerufenen Entrüstungsäußerungen wurde von deutsch: freisinnigen Rednern auf einen Artikel der „Nationalliberalen Correspondenz“ Bezug genom- men, durch welchen die Adressenbewegung künstlih hervor- gérufen sein sollte. Darauf erwidert die genannte Correspondenz:

„Wir wären auf unseren Einfluß und unsere Macht sehr stolz, wenn wir mit eirem einzigen Artikel eine so tiefgehende Erregung zu erzeugen vermöchten. Zeitungsartikel wirken nur, wenn fie auf einen wohlvorbereiteten Boden fallen, wenn sie aussprechen, was viele Tausende fsühlen und denken, sie vermögen keine große volksthümlihe Bewegung zu erzeugen, wenn sie nicht wit einer weitverbreiteten, tiefgehenden Stimmung und Strömung im Volke zusammentreffen Einer solhen Stimmung Ausdruck zu geben, ist Recht und Pflicht der Presse, und das gute Recht des Volkes ist es, seine Gefühle, Meinungen und Wünsche öffentlich lund- zugeben, auch wenn sie gegen die Mehrheit des Reichstages gerichtet find. Am allerwenigsten eine freisinnige Partei sollte es bemäkeln und bekriteln, wenn der Volk8wille, sei es auch einmal in fstürmischer Weise, fich geltend zu machen sucht.“

Eine Correspondenz des „Hannoverschen Cou- riers“ aus Emden, vom 22. Januar, meldet, daß dieser Tage von Seiten des Stadt- und Landkreises Emden an den Reichstag eine Petition um Erhöhung der Getreidezölle werde gerichtet werden. Dieselbe werde folgendermaßen motivirt :

„Wir haben es hier in unserer Heimath täglih vor Augen, wie unser Markt übershwemmt wird mit ausländischem Getreide, und wie nothwendig daher cs ift, den Eingangezoll nicht nur zu erhöhen, sondern erheblich zu erhöhen, wenn die heimische Landwirthschaft Nuten davon ziehen soll, Unsere Landwirthschaft ift aber in so sehr bedrängter Lage, daß sie des oben erbetenen Schußes unbedingt bedarf, da die ausländishe Konkurrenz unter weitaus günstigeren Be- dingungen produzirt ; sie kennt keine Grundsteuer, keine Armensteuer, sie kennt auch keinerlei Verpflichtung gegen die arbeitende Klafse der Menschheit, während unfere Landwirthschaft die Trägerin des mate- riellen Wohles unseres gesammten Volkes ist.“ :

Die „Kölnische Zeitung“ erhält einen Bericht aus Pforzheim, vom 20. d. M., über die Beschlüsse des badi- schen Handelstages, welcher in diesem Fahre dort getagt hat. Wir lesen darin:

Die zweite Resolution : „der badische Handelêstag empfehle, von einer Erhöhung der Getreidezölle in Rüksicht auf die Verhältnisse derLandwirth- schaft, der Industrie und des Handels abzusehen“, findet nach eingehender Erörterung zwischen Dr, Landgraf, Mühlenbesitzer Hildebrand-Weinheim,

andelskammer-Präfident Stöfser-Lahr, Mez und Nau von Freiburg und Schneider-Karlsruhe nit allseitige Billigung. Zur Annahme kommt der Antrag Schneider: Im Hinblick auf verschiedene Ansichten, welche in den einzelnen Handelsfammern Über die Erhöhung der Getreide- zólle herrschen, sieht der badische Handelstag von einer Stellungnahme zu dem Antrage der Mannheimer Handelskammer ab, konstatirt jedoch

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zuglei, daß die Maforität aus finanzpolitiscken Gründen ciner mäßigen Erböhung der Getreidezölle zustimmen könne.

Aus Berlin wird der „Schlesischen Zeitung“ gemeldet :

Die Bewegung unter den Berliner Handwerkern zu Gunsten von Innungen macht immer größere Fortschritte. Zur Zeit sollen ungefähr 17 000 Meister in dem Innungsaus\chuß, der aus \sämmt- lihen Berliner Innungen gebildet if, vertreten sein. Am Montag ist nun zu den bereits beistehenden, über das ganze Reich sich erstreckŒenden Verbänden gleichartiger Innungen ein neuer, der Verband der Dachdecker-Innungen hinzugetreten. Die fonstituirende Versammlung fand in Berlin ftatt. Er- freulich if das Zusammenarbeiten von Meiftera und Ge- jellen und die gütlihe Verständigung unter ihnen, wie es ich jüngst in einer Versammlung des Berliner Tischlergewerks8 gezeigt hat. Die Berliner Tischlerei steht {on seit längerer Zeit anerkanntermaßen auf einer sehr hohen Entwickelungëstufe, ihr auter Ruf wird nur nachgerade immer mehr durch die wroohlfeile Magazin- und Schundwaare in Frage gestellt. Die Gesellen haben {on früher einen Minimal - Lohntarif aufgestellt, der bei Fest- haltung einer 9¿ stündigen Arbeitszeit einen Lohnaufschlag von 5 bis 15% verlangt, mit dem Hinweis, daß auf diese Weise auch die Schundkonkurrenz, unter der zunächst die Meister leiden, zu be- \{hränken sei. Das Bureau jener Versammlung bildeten vier Meister und vier Gesellen der Lohnkommission. Namens der Innung wurde die Erklärung abgegeben, daß die Kommissionen für die ver- schiedenen Zweige mit dem Tarif einverstanden seien. Somit scheint auf längere Zeit hinaus der Kampf zwishen Meistern und Gesellen beseitigt zu sein. /

Der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ wird aus Stocholm geschrieben :

„Der dem Reichstage vorgelegte Staatshaushalts-Etat für das Sahr 1886 läßt die finanzielle Lage des Landes als eine sehr günstige erscheinen, denn der Abs{bluß des leßten Rechnungsjahres zeigt wiederum einen Uebershuß von uit weniger als rund sieben Millionen Kronen. Trotz dieser erfreulihen Finanzlage und der guten vorjährigen Ernte befindet sich aber der Haupt- nahrungszweig des Landes, die Landwirthschaft, in fehr ge- drücfter Lage, denn die amcrikanishe und australisbe Konkurrenz haben den reichen Segen der heimischen Ernte illusorisch gemacht, da die Grundbesißer ihre Produkte unter Kostenpreis vers{leudern müssen, wenn sie dieselben nicht verfaulen lassen wollen. Das Ver- langen derselben nah Schuß gegen jene Konkurrenz, d. h. nach Ein- fuhrzöllen auf (Getreide, mat fi deshalb allgemein geltend und hat au \chon in der üblichen Begrüßungsrede, welche der Präsident der Zweiten Kammer an den König bei Eröffnung des Reichstages gerichtet hat, einen Auêëdruck gefunden. Die Regierung hat sch noch nit darüber geäußert, welche Stellung sie zu der Frage, die das Wohl und Wehe Schwedens so tief berührt, einzun:-hmen gedenkt; jedoch ist wohl anzunehmen, daß fe einem von der Majorität des Meichstages gestellten Verlangen na Einführung von Getreidezöllen schließlich nachgeben wird. Es würde in dieser Beziehung gar kein Zweifel obwalten können, wenn nicht auc hier zu Lande das Dogma der Freihandelstheorie noch cine dominirende Stellung einnähme, namentli unter den Beamten und in der Prefse, sowie allgemein in denjenigen Kreisen, die von den Leiden derLandwirthschaft wenig erfahren und berührt werden, und sih für „supérieurs“ halten, wenn sie mit überlegenem Lächeln von den „veralteten“ Prinzipien des Schutzolles reden. Es ift zu hoffen, daß sie bald von dem Piedestal herabsteigen müssen, auf das Selbstüberhebung und Berounderung glei citler Ge- finnungsgenoffen sie gestellt haben, und daß die Wahrheit allgemein durchdringen wird: daß wohlthätiger Fortschritt auf dem Gebiete der Industrie und der Landwirthschaft nur auf den Bahnen des Schuy- zolls durchgeführt werden kanu.“

Neichstags- Angelegenheiten.

Dem Reichstage is folgender Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Feststellung eines Nachtrags zum Reichshaushalts-Etat für das Etatsjahr 1884/85, vor- gelegt worden :

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König

von Preußen 2c. verordnen im Namen des Reis, nach erfolgter Zustimmung des Bundesraths und des Reichstages, was folgt :

1

Der diesem Gesetze als Anlage beigefügte Nachtrag zum Reichs-

hausbalts-Etat für das Etatsjahr 1884/85 wird

in Ausgabe

auf E 200 Æ an einmaligen Ausgaben, un in Einnahme Í auf 107 200

festgestellt und tritt dem durch das Geseß vom 2. Juli 1883 (Reics- Gesetzblatt Seite 125) festgestellten Reichshaushalts- Etat {ür das Etatsjahr 1884/85 hinzu.

S

Die Mittel zur Bestreitung des im §. 1 beziffert:n Bedarfs find, soweit dieselben nicht dur Mehrerträge bei den außer den Matrikularbeiträgen zur Reichskafse fließenden regelmäßigen Ein- nahmen ihre Deckung finden, durch Beiträge der einzelnen Bundes- ftaaten nah Maßgabe ihrer Bevölkerung aufzubringen.

Die zu etatifirenden 107 200 Æ sind zu Arbeiten zur Sicherung der Fundamente des Botschaftsgebäudes (Palazzo Caffarelli) iy bestimmt, worüber eine Dentschrift sih, wie folgt, äußert :

In den leßten Jahren haben ih in dem westlichen und nord- westlihen Tkeile des Kaise:lichen Botschaftsgebäudes in Rom, dem Palazzo Caffarelli, Risse in den Mauern und Senkungen des Fuß- bodens in so erheblihem Umfange gzezcigt, daß der Kaiserlide Bot- schafter cs im Frühjahr 1883 für gerathen hielt, diese Schäden von cinem sfachverständigen Architekten näher untersuchen zu lassen. Die von dem italienishen Architekten Settimi vorgenommene Untersuchung ergab, daß die Urfache jener Risse und Senkungen 2c. in den unter jenen Theilen des Botschaftsgebäudes, bezw. in deren Nähe vor- handenen unterirdiswen Grotten lag. Der Arwitekt Settimi brachte in Folge dessen zur Ausbesserung des Botschaftéhotels und zur Siche- rung der Fundamente verschiedene zu cinem Kostenbetrage von 67 600 Lire (einscließliÞ der Bauleitung) veransclagte Arbeiten in Vorschlag, deren sofortige Ausführung er nach Lage der Umstände als geboten bezeichnete. Bei der Dringlichkeit der Sache wurde der Bot- 1chafter ermächtigt, die bezüglihen Reparaturen und Sicherungsarbeiten unverzüglih vornehmen zu lassen.

Die erwähnten Arbeiten wurden noch im Laufe des Jahres 1883 begonnen und haben sich bis Anfang Sommer 1884 erstreckt. Ge- legentlih der Vornahme dieser Arbeiten hat sich ergeben, daß dieselben nicht genügen, um die dem Botschaftsgebäude drohende Gefahr äuf die Dauer abzuwenden. Bei Fundamentirung der Nordwestecke des Palazzo Caffarelli find nämlich weitere, bîs dahin gänzlich un- bekannt gewesene unterirdishe Grotten entdeckt worden, deren Ein- gang bisher und wohl seit Jahrhunderten vershüttet war. Diese Grotten ziehen sich unter dem ganzen Botschastsgebäude hin und machen eine erheblihe Erweiterung der Sicherungsarbeiten noth- wendig. Die hierdurch erwachsenden weiteren Ausgaben werden von dem Architekten Settimi auf 126 800 Lire (einschließlich der Bau- leitung) geschäßt. Die Gesammtsumme der Anschläge beträgt somit 194 400 Lire.

Von dieser Gesammtsumme sind für die früher ausgeführten Arbeiten verwendet 62 549 Lire 39 Cts,, welche Kosten im Herbst 1884 zur Liquidation gekommen find und bei dem laufenden Bau- fonds („Zur Uaterhaltung der Dienstgebäude“) Kapitel 5 Titel 92 des Etats zur Verausgabung gelangen werden. Es bleiben sonach

noch übrig die bieher nicht ausgeführten Sicherungsarbeiten mit einem Kostenaufwande von 131 850 Lire 61 Cts. oder rund 107 200 (A (123 Lire = 100 M).

Bei dem Umfange dieser Arbeiten, welhe im Wesentlichen in der Errichtung zablreiher Stüßpfeiler und der Herstellung von Ge- wölben und Verbindungsbögen zwischen den einzelnen Pfeilern bestehen, erschien es geboten, zunächst einen deutshen Sach- verständigen zur Bezutacbtung der Vorschläge Scttimi's nah Rom zu entfenden. Es hat sich zu diesem Zwecke der König- lih preußische Regierunzs- und Baurath von Tiedemann vor Kurzem na Rom begeben, derselbe hat in allen Punkten sich der Auffassung des Architekten Settimi angeschlossen und erachtet die von diesem in Vorschlag gebra&tea Sicherungsarbeiten, sowie die Kostenanschläge für angemcssen. Da die Angelegenheit dringlih und der Winter in Rom die geeignetste Bauzeit ist, wird von Sachverständigen empfoh- len, die Sicherungsarbeiten niht weiter hinauszuschieben. Bei der Natur der Arbeiten und der Höhe der Kosten erschien es indessen an- gemessen, diese leßteren nicht bei dem Fonds zur Unterhaltung der Dienstgebäude, Kap. 5 Tit. 92 des Etats, welcher hierzu keine aus- reicenden Mittel bietet, zu verausgaben, sondern die Bewilligung im Wege eines Nachtrags-Etats noch für das laufende Rechnungsjahr 1884/85 zu erbitten.

Landtags- Angelegenheiten.

Die XI, Kommission des Hauses der Abgeordneten zur Vorberathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Zusammen- legung der Grundstücke im Geltung8gebiete des Rhei- nishen Rechts, hat sid folgendermaßen konstituirt: Janssen, Vorsitzender; Dr. von Cuny, Stellvertreter des Vorsißenden ; Lehmann, Schrififührer; Weihe, Schriftführer; Westerburg, Schriftführer ; Hahn, von Haugwiß, Althaus, Seyfarth (Rotenburg), Boht, Claefsen, Graf (Hohenzollern), Limbourg, Frißen, Knebel, Tannen, Dr. Claus- wiß, Schaeffer, Vopelius, Hammacher (Lennep), Simon (Fraustadt).

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Der neue (19.) Jahrgang 1885 der Zeitschrift „Kunst und Ge- werbe“ (herausgeçceven vom Bayecischen Gewerbemuseum zu Nürnberg), dessen erstes Monatsheft für Januar uns vorliegt, er- scheint unter der Redaktion von Dr. J Stocktbauer und in der Verlags- anstalt des Bayerischen Gewerberauseums (C. Schrag). In einem Vor- wort an die Leser darf die Zeitschrift mit Ret darauf hinweisen, daß sie, ireu ihrem Geundfaß, dahin zu wirken, „daß das Kunitgewerbe gut, zwecmäßtg, {chön und preiswürdig erzeuge“, und daß im Publikum das Verständniß für s{öne Formen und die Freude an denselben sich verbreite“, nit blos dem Kunstgewerbe fortwährend neue Anregungen geboten. fondern auch den Krets ibrer Leser immer mehr erweitert hat. Sie ift die einzige größere threr Art und ein Centralorgan, das die gesammte fortschreitende Entwidelung des Kunstgewerbes wie in einem Spiegelbilde vereinigt und zur Darstellung bringt. Nicht weniger als 50 Künstler liefern die JÜustrationen und Kunstbeilagen, und für den Text sind zahlreihe Mitarbeiter gewonnen worden, veren Namen in der kunstgewerblihen Literatur den besten Klang besißen, rämlid die Herren Hermann Billung aus Cöln, Prof. Dr. Blümner aus Zürih, G. Dahlke aus Bozen, Kustos J. Folnesics aus Wien, Dr. . Glinzer aus Hamburg, Direktor E. Garnier aus Paris, Architekt G. Humann aus Essen, Fr. Jännickte aus Mainz, Prof. Dr. P, Krell aus München, Direktorial-Assistent Leinhaas aus Berlin, Bibliothekar Dr. Leitschuh aus Bamberg, Direktor F. Luthmer aus Frankfurt, Prof. Dr. M. Rosenberg aus Karlsruhe, Dr. A. Rosenberg aus Berlin, Architekt F, O. Schulze aus Rom, Direktor C. Sitte aus Wien, Prof. Dr. R. Steche aus Dresden, Prof. Dr. F. Ujfalvy aus Paris. Dazu kommen noch die Mitarbeiter desBayerischen Gewerbemuseums selbst: Di- rektor Dr. von Stegmann, C. Friedri, Dr. R. Kayser, L. Kröller, Dr. von Schorn, der Redacteur Dc. J. Stockbauer u. A. m. Seit dem Beginn der Zeitschrift hat ein besonderer Abschnitt: „Für die Werk- statt" Rathschläge und Vorschriften für gewerbliche Zwecke gebracht und über Verbesserungen und neue Erfindungen auf dem Gebicte der technischen Arbeitsthätigkcit berichtet, Juzwischen ift eine bedeutende gewerbliche Fachliteratur erwachsen, welche diese Aufgabe für die ein- zelnen Gewerbe im Allgeweinen umfangreih lös. Dem Zusammen- gehen von Kunst und Technik, wie dasselbe sich im Kunstgewerbe vollzieht, glaubt vie Redaktion deshalb besser zu dienen, wenn bet der kunstgemerblichen Leistung beide gleihmäßig und im Zu- fammenhange betont werden. Und darauf foll nunmehr Bedacht genommen werden, Der Handel mit Kunstwerken nimmt nicht blos immer größere Dimensionen an, sondern er trägt auch wesentli dazu bei, das Verständniß für alte Kunst- und Gewerbe- Erzeugnisse zu verbreiten und ihre Werthshäßzung zu fördern. Die Zeitscbrift hat deshalb nunmehr an Stelle des Abschnitts „Aus der Werkstatt“ einen solhen , Aus dem Kunsthandel“ erhalten und wird dazin über Kauf und Verkauf, Auktionen, deren Inhalt und Erget- niß, über Privat-Sammlungen und Kunstwerke berichten, um auch auf diesem Gebiet die Leser anregend zu fördern. Die rein technischen Nachrichten, welche früher in der Abtheilung „Für die Werkstatt“ veröffentliht wurden, finden jeßt in erweitertem Umfange in den „Mittheilungen des Bayerishen Gewerbemuseums“ Aufnahme, und zwar werden daselbst nur sole Vorschriften , Verbesse- tungen und Erfindungen angegeben und besprochen, welche ent- weder im Laboratorium und in den Werkstätten des Bayerischen Gewerbemuseums selbs oder anderweitig erprobt worden find. Der Jahrespreis für beide Zeitsriften hat auf 20 4 erhöht werden müssen (für Mitglieder des Bayerishen Gewerbemuseums be- trägt der Jahrespreis die Hälfte, also 10 4). Die große Zahl von fürnstleriswen Abbildungen und Illustrationen, die mit weniaen Aus- nahmen nach Origiaalzeichnungen hergestellt werden, und der Umstand, daß ter Text ebenfalls fast ausschließlich Originalarbeiten enthält, lassen diese geringe Preiserhöhung gereÞtfertigt ersheinen. Um den Verkehr mit den Abonnenten zu erleichtern, ist die Verlagsanstalt des Bayerishen Gewerbernuseums (Carl Schrag) in Nürnberg errichtet worden, aa welche alle auf Abonnement, Expedition und Anzeigen s\ch beziehenden Zuschristen zu richten find. Der neue Jahrgang ist unter die Auspizien des Virgil Solis ge- ellt worden, dessen O sowohl den Titel wie eine von O. Häberle gezeichnete Kopfleiste schmüdckt. Die leßtere ist mit feinstem Ge- \{chmack unier Verwendung ornamentaler Motive dieses darin so fruchtbaren und \chöpferisWen Kleinmeisters entworfen und dient dem Heft zur ganz besonderen Zierde. Solis" Bedeutung für das alt- deutsche Kunstgewerbe wird in dem ersten Artikel des Hefts gewür- digt, welhem auch mehrere Reproduktionen von ornamentalen Ent- würfen, sowie solchen für einen Pokal und für Elfenbein- Gravirungen beigegeben sind. Der zweite Beitrag, von G. Humann, handelt von den neu aufgedeckten Wandmalereien in der Salvator- kirche zu Duisburg (mit Abbildungen), der dritte über die orientalis- keramishe Ausstellung in Wien (mit sorgfältigen Darftellungen zweier der schönsten tbinesiswen und einer japanischen Prachtvase). Die Nachrichten aus Museen, Vereinen, Schulen, Über Ausstée(ungen 2c, werden mit einem Nekrolog über den viel zu früh verstorbenen, genialen Ober-Baurath A. Gnauth eingeleitet. Dann folgen Mitthei- lungen über die Permanente Ausftellung ves BayerischenGewoerbemuseums und neue Erwerbungen für die Mustersammlung desselben, über die Baugewerks{chule in Nürnberg, über den Kunstgewerbeverein und die Kunstgewerbeshule in München, über das Kunstgewerbemuseum und das Märkische Provinzialmuseum in Berlin 2c. Daran reihen sich zum ersten Mal die angekündigten Mittheilungen aus dem Kunsthandel, literarishe Besprech{ungen, eine Uebersiht über die periodische Kunst- und Tkunstgewerblihe Literatur, sowie \{ließlich kleinere Nachrichten. Von den 3 Beilagen zeigt die erste eine sorgfältige farbige Aufnahme einer s{önen Gewölbe-Deckenmalerei aus

der Certosa bei Pavia (gezeichnet von Häberle, chromolithographirt von J. Herr in Nürnberg); die zweite (Lichtdruck von J. Einberger in Nürnberg) eine präcbtige Kanne von rergoldetem Silber, mit reichen getrieberen Ornamenten; die dritte ein altindishes Kupfer- gefäß (Zinkographie von Thuringer u. Co. in Nürnberg) mit gravirten Verzierungen, beide S Stüde aus der Mustersamm- lung des Museums. Auch im Text fiaden sich noch manterlei Ab- bildungen verstreut. Gleichzeitig und als Beilage zu der monat- lih ersheinenden Zeitschrift wurde die 1. Nummer der 2wötentlih publizirten „Mittheilungen tes Bayerishen Gewerbemuseums“ aus-

gegeben, Gewerbe und Handel.

Breslau, 24. Januar. (W. T. B.) le beutige General- versammlung der Vereinigten Breslauer Oel-Fabriken, Aktiengesellschaft, beschloß cine Reduktion des Aktienkapitals dur Rückkauf von Aktien im Betrage von 510000 4 zum Durchscbnitts- courje von richt über 689%%/6 exfl. laufenden Zinsen. Die Ausführung wurde dem Aufsichtsra!h zusammea mit dem Vorstande übertragen.

London, 24. Januar. (W. T. B.) Bei der gestrigen Woll- auktion waren Preise unverändert. Ton fest.

Glasgow, 24. Januar. (W,. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 579 390 Tons, gegen 588 100 Lons im vorigen Jahre. Zahl der im Betcieb befinvlichen Hochöfen 93, gegen 97 im vorigen Fahre.

New-York, 24. Januar. (W. T. B.) Der Werth der Waareneinfuhr in der lezten Woche betrug 5400 000 Dollars, davon entfallen 1 900 000 Dollars auf Manufakturwaaren.

Verkehrs-Anstalten.

Das JInxernationale Postbureau in Bern hat soeben die von demselben aufgestellie „S8tatistique générale du service postal dans les pays de l’union postale universelle“ für das Jahr 1883 veröffentli&t, Diese Sta- tistif gewährt einen interessanten Ueberblick über die Post- verhältnisse in den verschiedenen zum Weltpostverein gehörigen Ländern, wenn auch bei einer Vergleichung des Verkehräumfangs der einzelnen Postverwaltungen mit Vorsicht zu Werke zu geben ist, da die Erhebungen über den Umfang der Postsendungen in verschiedenen Ländern richt immer nach cinheitliben Grundsäßen stattgefunden. hàâben. So ist beispielêweise bei Großbritannien in der angegebenen Anzahl der Briefe im internen Verkehc au die Zahl der Briefe aus fremden Ländern mit enthalten, ferner in der angegebenen Anzahl der Briefe nah fremden Ländern und aus fremden Ländern auch die Anzahl der Postkarten mit einbegriffen. Deutschland nimmt mit dem Umfang seines Postverkehrs in vielen Beziehungen die erste Stelle in der Reihe der europäischen Staaten ein, und zwar bezüglich des internen Verkehrs mit 187 903 900 beförderten Postkarten, mit 472.721 300 Zeitungsnummern, mit 53 935 600 Postanweisungen über 4 040 555 500 Gr., mit 79245 700 Packeten ohne Werthangabe ; es besigt 15 416 Poitanstalten und 66 466 Postbriefkasten. Jm inter- nationalen Verkehr steht die deutsbe Postverwaltung in erster Linie mit 7169200 nach dem Auslande abgesandten Postkarten, 15 768 400 Drufachen, 3 232 000 Packeten ohne Werthangabe. In dem Verkehr aus dem Auslande hat Deutscbland die größte Anzahl von Postanweisungen, nämlich 1 146 500 Stück über 64 895 700 Fr., und die meisten Packete ohne Werthangabe, nämlich 1 600 800 Stück E :

remen, 26. Januar. (W. T. B,) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Werra* ift gestern Nadmitia, 5 Uhr in New-York eingetroffen.

Hamburg, 24. Januar. (W. T. B.) Der Postdampfer „Allemannia“ derHamburg-AÄmerifanishenPaletfahrt- f O T hat, von Westindien kommend, heute Lizard

irt,

25. Januar. (W. T. B) Der Postdampfer „Wieland“ der Hamburg - Amerikanischen Padetfahrt - Aktien- gesellschaft hat, von New-York kommend, beute Morgen 5 Uhr A passirt.

Antwerpen, 24, Januar. (W. T. B) Die Swiffahrt auf der Schelde ist für Segelschiffe des Eises wegen Fade unterbrochtn. Der Dampfer „Noordlandt“, welcher heute früh nah New-York abgino, war des Eises wegen gezwungen, nah Antwerpen zurüctzukehren, wird jedo versuchen, wieder auszulaufen.

Sanitätswesen und Quarantänewesen.

S Oesterreich-Ungarn.

Die K. K, Seebehörde zu Triest hat die für Seeprovenienzer aus Frankreih bestehende d tägige Beobachtungsreserve (,R.-A.“ Nr: 307 vom 31. Dezember 1884) aufgehoben. Die gedahten Pro- venienzen werden im Ankunftshafen nur einer strengen ärztlichen Unter- sfuchbung unterworfen.

Griechenland.

_Die Königlich griehishe Regierung hat unterm 1./13. Januar 1885 die für Provenienzen aus Frarkreich und Tunis bestehende Quarantäne („R.-4.“ Nr. 306 vom 39. Dezember 1884) auf eine 24stündige Beobachtung, und die Quarantäne für Provenienzen aus Spanien und Jtalien auf eine 3tägige Beobachtung herabgesetzt.

In Quarantäne befindliche Provenienzen, welche die vordem fesk- geseßte Quarantänedauer noch niht durbgemaht haben, werden von diesen Vergünstigung8maßregeln gleichmäßig betroffen.

Berlin, 26. Januar 1885.

Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.)

Bei der heute fortgeseßten J eung der 4. Klasse

171, Königlich preußischer Klassenlotterie fielen:

1 ewinn von 60000 /6 auf Nr. 32 994.

1 Gewinn von 30000 6 auf Nr. 46 122.

3 Gewinne von 15 000 /¿ auf Nr. 21 797. 34013. 71 150. 3 Gewinne von 6000 #4 auf Nr. 32874. 45 407. 53 307. 36 Gewinne von 3000 #4 auf Nr. 3129. 4446. 6404, 700565. 10 912. 17 176, 18 928. 19 425. 25 741. 30 569. 36.72L 36852. 38195. 39546. 39939 40732. 43938. 46797. 50980. 52904. 53814. 68575. 60022, 61067. 61 588. 65 594. 65 948. 67408. 75841. 79814. 81062. 81 756. 86 669. 89 557. 90234. 983 486,

53 Gewinne von 1500 46 auf Nr. 3825. 5004. 5141.

5199. 5304. 6036. 6523. 7159, 8389. 11 776. 11832. 12 039. 14262. 14329. 15343. 19.644: 19737. 2000 Q HK 28 104. 29 001. 31642, 32316. 34381. 37367. 37 392. 38 926. 39452. 40499. 40947. 40951. 45801. 46 852. 48 010. 49444. 50022. 52 282. 52829. 59068. 59 430. 61/360. 63800. 65779, 67644, 71265. 76137. 77 278. 77 800. 79403. 80 944. 83147. 87460. 91382. 75 Gewinne von 550 6 auf Nr. 239. 4171. 4456. 4697. 0729... 8397; 9016. 10678. T1E88 12 E 13222. 17 681. 17766. 18410. 20733. 21068. 9980 22478. 22884. 26198. 30271. 30512. 31014. 32454. 33 053. - 34717. 35169. 38310. 38615. 39249. 44 444. 44494. 50136. 51248. 55423. 56285. 56467. 556911. 58080. 58355. 61342. 61898. 62152, 64360. 64520. 64868. 65143. 66637. 66765. 67 062. 68098. 68 448. 68556. 68652. 70304. 70586. 70722. 71432. 72102. 72584. 75020. 75500. 76628, 79354. 79588. 81133. 81 231. 81421. 83233. 83636. 85233. 85 632. 87 313. 90773. 92 341.