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Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten.
Dem Oberlehrer an der Ritter-Akademie zu Branden- burg a./H., Dr. Hermann Hornung, und dem Oberlehrer am Gymnasium zu Oppeln, Dr. Ernst Wahner, isst das Prädikat Professor beigelegt worden.
Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.
Dem Domänenpächter Hugo Fechner in Unterwalden, Kreis Bomst, ist der Charakter Königliher Ober-Amtmann
beigelegt worden.
Bekanntmachung.
Die in Gemäßheit der Bekanntmahung vom 27. März 1878 (Centralblatt für das Deutsche Reih S. 160) nah dem Schlusse des laufenden Winter-Semesters an der hiesigen Thierarzneishule abzuhaltende thierärztlihe Fachprüfung be- innt am 10. März cr. ; die s{hriftlichen Meldungen zu dieser Brüfung sind bis spätestens zum 5. desselben Monats bei dem unterzeihneten Direktor einzureichen.
Berlin, den 6. Februar 1885.
Der Direktor der Königlichen Thicrarzneischule. Roloff.
17. Plenarsitzung des Hauses der Abgeordneten am Mittwoch, den 11. Februar 1885, Vormittags 11 Uhr. Tagesordnung:
Erste und zweite Berathung des Antrages des Abg. Bödiker auf Annahme eines Gesehentwurfs, betreffend das Spiel in auswärtigen Lotterien im Geltungsbereiche der Ver- ordnung vom 25. Juni 1867. — Mündliche Berichte der Kommission für das Gemeindewesen über Petitionen. (I. Deckung von Armenpflegekosten aus Staatsmitteln ; Petition des Gutsvorstehers Trödel zu Neuberun. — 11, Ent- \{ädigung der Bürgermeister in der Rheinprovinz in ihrer Eigenschast als Hülfsbeamte der Staatsanwaltschaft.) — Berathung des sechsunddreißigsten Berichts der Staatsschulden- kommission über die Verwaltung des Staats\huldenwesens. — Zweite Berathung des Geseßentwurfs, betreffend die Kündi- gung und Umwandlung der viereinhalbprozentigen konfoli- dirten Staatsanleihe. — Ersie und zweite Berathung des Geseßentwurfs zur Abänderung des Gesehes, betreffend die Landeskreditka\se in Cassel, vom 25. Dezember 1869 (Geseß- Samml. 1279). — Fortseßung der zweiten Berathung des Entwurfs des Staatshaushalts-Etats sür 1885/86, und zwar: Lotterieverwaltung.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 10. Februar. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen heute mititärishe Meldungen und hörten die Vorträge der Chefs der Admiralität und des Militärkabinets.
— Jhre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin besuchten gestern Abend 7 Uhr mit Zhren Königlichen Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Christian zu Schleswig-Holstein sowie den Prinzessinnen Victoria, Sophie und Margarethe die Ausf- führung der lebenden Bilder in der Aula der Kriegs-Akademie zum Besten eines Asyls für entlassene Strafgefangene.
— Der Ausshuß des Bundesraths für Fustizwesen hielt heute eine Sißung.
— Jn der heutigen (45.) Sißung des Reichs- tages, welcher der Vize-Präsident des Staats-Ministeriums, Staats-Minister von Puttkammer und die Staats-Viinister Dr, Lucius, von Boetticher und Bronsart von Schellendorff sowie mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundesrath und Kom- missarien desselben beiwohnten, begann das Haus die erste Berathung des Entwurfs eines Geseßes, betreffend die Ab: änderung des Zolltarifgeseßes vom 15. Juli 1879.
Der Abg. Rickert sprach seine Verwunderung darüber aus, daß von Seiten der verbündeten Regierungen es nicht für nothwendig erahtet worden sei, diese Vorlage hier im Hause noch mit einem erläuternden Vortrage einzuleiten. Und doch liege dieser Vorlage eine wichtige Bedeutung bei, nicht so sehr in finanzpolitischer als in sozialpolitisher Beziehung. Hänge doch von der Entscheidung über die Vorlage ab, ob der soziale Friede erhalten werden könne oder niht. Wäre diese Vorlage vor den Wahlen bekannt gewesen, so würde das Resultat derselben sicher ein anderes gewesen sein. Aber man habe wohlweislich mit derselben zurückgehalten, ja das Erscheinen derselben zeit- weise in Abrede gestellt, Redner wandte sih hierauf gegen die nationalliberale Partei, die dur ibr laues Verhalten die Schuld daran trage, daß jeßt der srühere mäßige Zoll auf Getreide-Einsuhr in einen kräftigen Ehußzoll umgewandelt werden solle. Und doch habe der frühere Führer der Partei, Herr von Bennigsen, gewarnt, j¿nen früheren Zoll gegen einen höheren cinzutaushen. Was habe auch bisher der seit 1879 eingeführte Schutzoll für Segnungen gebracht? Man wisse zwar viel! Rühmens von demselben zu erheben, aber blie man genauer hin, so ergebe
si als Resultat des Zolls doh nur eine Ueberproduktion, die unsere handelspolitishen Beziehungen verschlechtert und ins- besondere ungünstig auf unsere Ausfuhr eingewirkt habe. Zum Beweis für seine Behauptung habe er nur nöthig, auf den Aufshwung hinzuweisen, den der russishe Hafen in Libau nach Einführung des neuen Zoll- tarifs in Deutschland genommen habe. Auf die einzelnen
ollpositionen könne er nicht eingehen, aber in Betreff des
treidezolles, dessen Erhöhung in Aussicht genommen sei, behaupte er, daß damit nux der Sozialdemokratie eine mäch: tige Waffe in die Hand gegeben werde. Er halte es für ein A Schauspiel, daß eine kleine Klasse begüterter
änner für sich Vortheile auf Kosten der ärmsten
Mitbürger anstrebe. Nun sage inan zwar, die Landwirthschast
sei in Noth, und sie gehe zu Grunde ohne Staatshülfe.
Aber in dieser Allgemeinheit müsse er diese Behauptung be-
eine Staatshülfe nöthig mache, so möchten doch die Betreffenden ihre Bücher vorlegen. Was den Holzzoll betreffe, so zeige sih hier gerade, wie die neue Zollnovelle entstanden sei. Man verlange, daß der R Eder von seinen Forsten eine an- gemefsene Rente beziehe. Könnte aber nicht mit demselben Recht von dem Arbeiter ein angemessener Lohn beansprucht werden? Man sage, ohus die Erhöhung der Holzzölle werde eine Waldverwüstung eintreten. Dabei vergesse man aber, daß nur ein kleiner Theil der Wälder in der Hand kleiner Besitzer, die event., um die Erträge aus dem Holz zu steigern, größere Quantitäten Holz {lagen lassen könnten. Redner warnte zum Schluß nochmals davor, weiter auf der Bahn einer Wirthschastspolitik vorzuschreiten, die zum Unheil für unser Land ausschlagen müßte.
Bei Schluß des Blattes nahm der Staats-Minister Dr, Lucius das Wort.
— Der Shlußbericht über die gestrige Sißung es Dau tes der Abgeordneten befindet sih in der Ersten eilage.
— Eine in einen Handels-Gesellshaftsvertrag auf- genommene Bestimmung, wonach die Erben eines gestorbenen Gesellschafters kein anderes Recht haben sollen, als auf Grund- lage der leßten Bilanz ihre Abfindung zu verlangen, und daß ihnen die Einsicht der Bücher 2c. nit gestattet sein solle, ist nah einem Urtheil des Reichsgerichts, 11. Civilsenats, vom 30. Dezember v. J., rechtsgültig, und sie versagt ebenso den Erben eines erst später, nah dem Ausscheiden aus der Gefell- chaft, verstorbenen Gesellschasters wie den Erben des während Bestehens der Gesellschaft verstorbenen Gesellschafters die Ein- siht in die Bücher.
Meck&lenburg - Schwerin. Schwerin, 9. Februar. Den „Medckl. Anz.“ wird aus Cannes unter dem 5. Februar geschrieben: Die Großherzogin is von der Erkältung, welche sie sich in der vorigen Woche zugezogen hatte, so weit hergestellt, daß Jhre Kaiserliche Hoheit die gewohnten Spazier- gänge mit Su. Königlichen Hoheit dem Großherzog in den leßten Tagen wieder hat aufnehmen können. Nach einigen Regentagen im Anfang dieser Woche ist seit gestern klares Wetter eingetreten. Auch während der leßten Tage war der Großherzog täglih \tundenlang in seinem Zimmer be- \{chäftigt und arbeitete viel mit dem Staatsrath von Bülow. Gestern Mittag traf hier der Prinz von Wales zu mehr- wöchigem Aufenthalt ein und stattete sogleih nah der Ankunft den Großherzoglihen Herrschaften in der Villa Jiola Bella einen Besuch ab. Heute hat sich der Staatsrath von Bülow von hier über Paris nach Schwerin zurückbegeben, wo er agi uss am Dienstag nächster Woche wieder eintref- en wird,
Hesterreih-:Ungarn. Pest, 8. Februar. (Pr.) Die liberale Partei des Reichstages trat in ihrer heutigen Abendkonferenz in die Berathung der Oberhausreform ein. Nachdem der Referent die Vorlage eingehend motivirt und der Minister-Präsident sowie mehrere andere Redner das Wort ergriffen hatten, wurde die Debatte auf morgen vertagt. — Der vereinigte Dreier-Ausshuß des Oberhauses er- ledigte heute die Berathung mehrerer Ressortbudgets und wird mor- gen die Budgetdebatte fortseßen. — Die gemäßigte Oppo- sition beschäftigte si heute gleihfalls mit der Oberhaus- reform und faßte nah längerer Debatte eine Resolution, welche von einem Parteimitgliede im Hause eingebracht und motivirt werden wird. — Die Unabhängigkeitspartei hat die bekannte Resolution Jranyi's in Betresf der Ober- hausreform mit geringen Aenderungen angenommen.
Großbritannien und Jrland. London, 9, Februar. (W. T. B.) Es ist der Befehl ertheilt worden, daß 3 Bataillone der Jnfanterie der Königlichen Garde und 4 Bataillone Linien-Fnfanterie, von welchen 9 Bataillone in Malta und zwei in Gibraltar stationirt sind, nach Egypten abgehen sollen. Außerdem werden 2 Batail- lone englischer Jnfanterie und 1 Regiment englischer Kavallerie aus Jndien nah Egypten geschickt werden. Alle diese Truppen sind nah Suatim bestimmt, Die Admiralität trifft mit größter Eile die Vorbereitungen für den Trans- port, zu welhem Schiffe von mehreren großen Rheder- Firmen verwendet werden solien.
Die der Theilnahme an dem Dynamit-Attentat auf den Tower in London beschuldigten Cunningham und Burton wurden heute wiederum dem Polizei- gericht in Bowstreet vorgeführt. Der Königlihe Pro- furator theilte mit: die Nachforshungen der Polizei hätten ergeben, daß die von den Angeschuldigten bei den früheren Vernehmungen gemachten Angaben gänzlih unwahr seien. Cunningham traf am 20. Dezember v. F. von New York ein, und Burion kam am 24, Dezember v. F. an; Cunningham und Burton kannten sich und sahen sich auch in London; der Mittelpunkt und Ausgangspunkt der Komplotte befand sich in den Vereinigten Staaten. Der Staatsanwalt erhob gegen Cunningham und Burton die Anklage wegen Hoch- verraths, Brandstistung und derjenigen Vergehen, welche unter das Geseg über die verbreherishe Verwendung von Explosions- stoffen fallen. Der Staatsanwalt führte aus: die Angeklagten hätte mehrere Male London besucht, und ihr Aufenthalt in London sei stets mit einem Attentat zusammengefallen. Man habe daher Grund zu glauben, daß die Angeklagten auch Mitschuldige an den Dynamit-Aitentaten seien, die im Zunior-Carlton:Club und im Central-Polizeibureau im Scot- land-Yard im leßten Frühjahr vorkamen, und daß Cunnigham fih auch an dem Dynamit- Attentat auf der unterirdischen Eisen- bahn im Januar betheiligt habe. Bei Burton sei ein Plan des Legislaturgebäudes gesunden worden. — Die weitere Verhandlung gegen die Angeklagten wurde auf 8 Tage ver-
oben. 9 — 10. Februar, früh. (W. T. B.) Die formellen Anordnungen der Regierung zur Absendung der Truppenverstärkungen nach Egypten sind nunmehr ergangen: die Garde: Bataillone schiffen sh nächsten Sonnabend ein und gehen direkt nah Suakim. Der Abgang der Ver- stärkungen wird, so weit nur immer möglich, beschleunigt.
— 10. Februar. (W. T. B.) Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Suakim, von heute, gemeldet, daß ungefähr 10 000 Jnsurgenten von Agig nah dem Lager Osman Digma's bei Tamai herangezogen wären. — Einer Meldung desselben Bureaus aus Bombay zufolge würden auch drei Regimenter Jnfanterie und ein Negiment
— 10. Februar. (W. T. B.) Nach einem Telegramm aus Korti, von gestern, sind Sir Charles Wilson und seine Begleiter durh den Dampfer „Lord Beresford“ von der in der Nähe des Katarakts von Shabluka gelegenen Jnsel, wo sie Schiff- bruch erlitten hatten, gerettet worden. Wilson is} bereits in Korti eingetroffen und wird dem General Wolseley über die Einzelheiten der Rekognoszirung von Khartum Bericht erstatten. Während der Reise wurde der Dampfer bei Gubat durch die Aufständischen angegriffen, die Leßteren jedoh zurückgeshlagen. : E '
— (Allg. Corr.) Ueber die Ereignisse im Sudan hat das Kriegsamt in London das nachfolgende Sthrift- stück veröffentlicht : i
Nachstehendes ist der detaillirte Rapport des Lieutenants Stuart Wortley, der Sir Charles Wilson na Khartum begleitete :
Wir begaben uns in Dampfern mit Sir C Wilson am 28. Ja- nuar nach Khartum, wobei wir bei Halfiyeh das heftige Feuer aus vier Geshüßen sowie ein anhaltendes Gewehrfeuer zu passiren hatten. Auch wurde auf die Dampfer von der íInsel Tutti, von Omdurman und Khartum ein energisches Feuer eröffnet. Sie konnten unter solhem Widerstande nicht landen, wandten um und fuhren stromabwärts. Auf dem Re- gierungspalast in Khartum wehte keine Flagge und das Gebäude
\chien in Trümmern zu sein. Auf den Dampfern hatte man nur einen Mann getödtet und fünf verwundet. Am 31. Januar scheiterte der Dampfer, auf welchem sch Sir C. Wilson und alle seine Begleiter befanden, ungefähr 4 Meilen oberhalb der feindlichen Stellung und am Fuße des Shabluka-Katarakts, nahdem der andere Dampfer bereits am 29. Januar zu Grunde gegangen war. Wir erreichten in kleinen Booten Gubat um 2 Uhr Nachmittags an dem-
selben Tage. L Lieutenant S. Wortley meldet ferner, daß über den Fall Khar-
tums am 26. Januar kein Zweifel herrshe; aber das Gescbick Gor- dons sei ungewiß, da die Gerüchte darüber sich widersprechen; aber die allgemeine Meinung sei, daß er getödtet worden, twenngleich die Beweise nah keiner Seite hin ein Uebergewicht haben. Einige sagen, er sei mit einigen Griechen in ciner Kire in Khartum einge|sch{lofsen. Der Fall von Kkartum hat die Shukriyeh-Stämme bestimmt, #ich dem Mahdi anzuschließen, so daß uns gegenwärtig sowohl das öft- lie Ufer des Nils, als auch das linke Gestade feindselig gesinnt ift. Unter den Eingeborenen herrs{cht große Furcht vor den Eng- ländern, dem Vorrücken General Earle's wird von ihnen mit großer Besorgniß entgegengesehen.
Die Eingeborenen sagen, daß der Mahdi in Omdurman großen Mangel an Lebensmitteln litt. Auch behaupten Eingeborene, daß es ihm große Mühe kosten wird, seine Emirs zu bewegen, uns anzu- greifen. Ein Bote vom Mahdi kam bei Sir C. Wilson an, als ih derselbe am 29. Januar im Dampfer befand. Der Mahdi theilte mit, daß Gordon seine Uniform angenommen habe, und forderte ihn zur Uebergabe auf. Er sagte: er würde nit noch einmal sch{reiben, aber wenn wir nicht zum mohamedanischen Glauben übergingen, würde er uns vom Angesicht der Erde vertilgen.
Es verlautet, daß Farag Pascha verrätherisbe Unterhandlungen mit dem Mahdi hatte und den Truppen des Leßzteren die Thore der
Stadt öffnete.
Lord Wolseley fügt hinzu, daß der Transportzug unter Talbot, der am 28. Januar Gakdul verließ, in Gubat glücklih angekommen ist, Der Feind in Metammeh feuerte am 28. Januar aus {weren Geschüßen Salven ab, da er augenscheinlich von dem Fall Khartums gehört hatte; aber seitdem hat er keine vermehrte Thätigkeit gezeigt. Die Streitkraft in Metammeh wird auf 2000 bis 3009 Mann ge- äßt, darunter 250 Reiter und etwa 400 bis 600 mit Gewehren
bewaffnet. : : Die Truppen befinden sich bei bester Gesundheit und die Ber-
wundeten machen befriedigende Fortschritte. L Gegenwärtig hat der Kabbabische Stamm sich bereit erklärt, uns
als Lastträger nah GBakdul zu dienen. : E Lord Wclseley hat Boten ausgesandt, um Gewisses über das
Scicksal Gordons zu ermittela. / : Die Truppen in Gakdul sind im besten Wohlsein, und die dor-
tigen Verwundeten gehen ihrer Wiederherstellung entgegen. f Die Regierung hat Irstruktionen an Lord Wolselcy gesandt, worin ihm vollständig freie Hand gelassen wird, alle solhe Maßregeln zu ergreifen, wie er fie zur weiteren Führung seiner Operationen für nöthig erachten dürfte; und er versichert wird, daß er irgend welche weitere Unterstüßung erhalten werde, die er wünschen dürfte, entweder durch die Entsendung von Truppen nah Suakim und Berber, oder in irgend einer anderen von ihm anzudeutenden Weise, Er wird natürlich jede Anstrengung machen, General Gordon zu retten, falls dieser noch am Leben sein sollte. Kriegeamt, 6. Februar 1835. : i Ottawa (Canada), 10. Februar. (W. T, B). Die canadishe Regierung beabsihtigt, besondere geseß- geberishe Maßnahmen zu treffen, um zu verhindern, daß sich in Canada eine Basis für die Operationen der Dynamit-Vershwörer gegen England und die fremden Staaten bilde.
Fraukreich. Paris, 8. Februar. (Köln. Ztg). Nach Depeschen aus Dongson, vom 6. d., betrug der Ver- lust der Franzosen in dem Kampfe vom 4. an Todten und Verwundeten 80 Mann. Die Verluste in dem Kampf vom 6. kennt man noch niht. General Brière beschränkte sich einfa auf die Meldung, daß sie gering seien, Neue Ver- stärkungen scheinen jedoch nothwendig zu sein, da der Kriegs-Minister gestern Befehl ertheilt hat, aus jedem Re- giment 15 bis 20 Freiwillige zu wählen, die den algerischen Zuaven-Regimentern einverleibt werden sollen, — Bekanntlich hat der Armee-Ausshuß Ballue beauftragt, einen Entwurf über eine Wehrsteuer auszuarbeiten, mit denen diejenigen belegt werden sollen, welche vom Militärdienst befreit sind. Diese Abgabe soll während der drei ersten Jahre, welhe die Befreiten unter der Fahne hätten zubringen müssen, die Höhe der Mo- biliarsteuer betragen, während der Zeit der Reserve die Hälfte und während der Zeit der Territorial - Armee ein Viertel. Man hofft auf diese Weise aht Millionen zu erhalten, d. h. die nämliche Summe, welche bis j:t die einjährig Freiwilligen für ihren Unterhalt (1500 Fr.) jährlih bezahlten. — Der Vertrag zwishen Frankreich und Spanien 1n Bezug auf die Eisenbahnlinien durch die Pyrenäen wird nächster Tage in Madrid unterzeihnet werden. Er be- stimmt die Linie zweier Bahnen, wovon die eine über Can- franc, die andere über Noquera Palareso führen wird. — Die Pariser Stadtzölle ergaben im Monat Januar 9 871 393 Fr., 650 806 Fr. weniger als vorausgesehen war und 461 731 Fr. weniger als im Januar 1884.
— 9, Februar. (W. T. B.) Die für heute Abend durch die Anarchisten beabsichtigte Versammlung unbe- \chäftigter Arbeiter auf dem Opernplaß hat nicht stattgefunden; nur einige Neugierige fanden sih ein. Die Polizei hatte alle erforderlihen Vorsichtsmaßregeln getroffen. Heute früh wurden drei neue Verhaftungen von Anarchisten vorgenommen.
Eine Depesche des Generals Brière de l'Jsle aus Dongsong, vom 7. d. M, 9 Uhr Abends, meldet:
Kavallerie eingeborner Truppen in der nähsten Zeit
streiten; wenn wirklich eine Nothlage vorhanden sei, welche
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nah Egypten eingeschifst werden.
„Wir haben heute fünf Forts, welche vom Feinde ohne
vir dur eine solche Politik die
Kampf geräumt worden waren, durchsucht und zerstört. Wir
ben sehr viel Proviant, Pulver und Munition vorgefunden. Fine bis auf 12 km vorgenommene Rekognoszirung er- ab, daß sämmtliche chinesischen Streitkräfte in shnellem Aückzuge auf Langson begriffen sind. Unsere Verluste belaufen sich auf 21 Todte und 162 Verwundete.
— 10. Februar, früh. (W. T. B.) Gestern Abend drang ein aus etwa hundert jungen Leuten bestehender Haufen, nah Zertrümmerung des Schaufensters, in den Laden eines MWajfenhändlers in der Rue Lafayette ein und raubte port mehrere Gewehre und Revolver. Mehrere der Plün- derer, darunter der 18jährige Führer derselben, wurden von der Polizei verhaftet. In dem Laden eincs Optikers auf dem Boulevard Poissonnière wurden von Ruhestörern gleich- falls die Fenster eingeschlagen.
— 10. Februar, Vormittags. (W. T. B.) Jm Laufe des gestrigen Abends wurde eine große Anzahl von Verhaftungen vorgenommen; etwa dreißig der Verhaf- teten wurden in Haft behalten, die übrigen wieder in Freiheit geseßt. Um Mitternacht herrschte überall völlige Ruhe.
Afrika. Egypten. Kairo, 9. Februar. (W. T. B.) Der Khedive erhielt erst heute früh Nachricht von der Be- sezung Massowahs. Auf verschiedene, angesichts der bevor- stehenden Beseßung Massowahs nach Konstantinopel
erichtete Anfragen wegen Verhaltungsmoßregeln, hatte
der Sultan nur erklärt: man dürfe die egyptishen Truppen aus der Stadt nicht zurückziehen. Jn Folge dessen werden weiGarnisonen,eineitalienische und eine egyptische dort bleiben.
Heitungsftimmen.
Wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ mittheilt, find dem Reichskanzler weitere Zustimmungen zu der heabsichtigten Erhöhung der landwirthschastlihen Zölle zuge- gangen : : ;
vom Direktorium des und Pyrmont,
vom landwirthschastlihen Kasino zu Heddesdorf (Kreis Neuwied), bestehend aus bäuerlichen Besitzern, Handwerkern, Kaufleuten, Beamten und Lehrern,
von den Bewohnern des Amtes Schwartau,
vom landwirthschaftlidben Kränzen in Unterfranken,
aus Gemünden am Main von mehreren unterfränkiscen land- wirthschaftlichen Vereinen.
Diese leßteren machen zu Gunsten der Getreidezölle insbesondere geltend, daß die Produktiorskosten des Weizens, welche sich in Nord- amerika auf 4} #, in Deutschland dagegen auf 74—84 #4 pro Zentner belaufen, den Marktpreis bereits erheblich übersteigen. Besonders belastet wird unsere Landwirthscbaft durch die hohen Gemeindeumlagen, die sich in Süddeutschland bis zu 509% der Staatssteuern belaufen.
Das landwirthschaftlihe Kränzen in Unterfranken macht auf die Konkurrenz des indischen Weizens aufmerksam, der ‘in London
6 #4 30 - per Zentner gilt.
— Jn der Wiener „Presse“ lesen wir:
Die Darlegungen, welce wir vor wenigen Tagen der parlamen- tarishen und publizistishen Behandlung der deutschen Kolonialpolitik gewidmet haben, wurden durch die leßten Ereignisse in der trübselig- sten Weise bestätigt. Eine Wiederholung der .… .. , wie sie de 1D Mezelorr V, D. ONeNVArie, ILeNt bezüglih der Postdampfervorlage neuerlich zu befürchten. Die Kommif- sionéberathungen haben ein negatives Resultat ergeben und die Parteicn der Opposition rüsten sih zu einem verhängnißvollen An- sturm gegen die ihnen so unbequeme Superiorität der Kanzlerpolitik. Das deutsche Volk ist freilih anderer Anficht gerade in Saen der Kolonialpolitik. Es will diese um ihrer selbst willen erörtert, ge- würdigt und gebilligt wissen, und fie niht zum Zankapfel partei- taktiser Manöver gemacht haben, Das arbeitende, gewerbthätige und handeltreibende Deutschland weiß, wie sehr es leidet an dem Mangel eines natürlichen übersceishen Absaßzgebietes für den Ueberschuß seiner Jndustric-Erzeugnisse und eines mit dem Heimathlande ver- bundenen Kolonialgebiets für den Uebershuß an Menschenmaterial, welches die Heimath nicht ernähren kann und das zum kleinen Theile durch Auswanderung verloren geht, zum größten Theile das Pro- letariat vermehrt und die sozialistishen Parteien verstärkt. Dieser wirthshaftlihen und sozialen Erstickungsgefabr soll vorerst dur deutsche Kolonien vorgebeugt werden.
In diesem Sinne versteht das deutsche Volk die Kolonialpolitik des Fürsten Bismark, Es begreift sich, daß eine solche Aktion aller Vorsichten und Rücksichten einer großen und \{wierigen diploma- tischen Campagne bedarf. Würde es sih um eine Grenzstreitigkeit ¡wischen Montenegro und der Türkei handeln, so würde jeder deutsche Parteimann begreifen, daß er während der Verhandlungen und ein- leitenden Schritte nichts zu thun habe, als im Vertrauen auf die Sorgfalt des Auswärtigen Amtes — zu |cchweigen. Weil es sih aber um eine große Aktion im Interesse Deutschlants handelt, fo verlangen Politiker und Rheder und Kaufleute und Industrielle, daß man ihnen frank und offen sage, was eigentli geschehen solle und geschehen werde. e Neugier erstreckt sich auf Dinge, welche heute überhaupt noch ee gesagt werden können, weil die Acteure selbst sie nod nicht wissen.
0 wenig ein Feldherr, der seine Vorposten nach allen Seiten hin aus- geshickt hat, anzugeben im Stande ift, wo er den Feind zu fasscn und zu {lagen gedenke, so wenig und noch viel weniger läßt fich in diesem Veldjuge des Friedens heute {on das Ziel, der Umfang und die Qua- R der Erwerbungen feststellen, welhe zum Zwelke der deutschen L onialpolitik endgültig gemacbt und festgehalten werden sollen. Mit èr Dampfervorlage verlangt Fürst Bismarck die Bewilligung von Fewvosten, von Eclaireurs, die ohne das Prestige der deutschen faheddflagge, mit den Mitteln und friedlichen Ansprüchen von Kauf- En Bersuchsstationen finden, erproben und entwideln helfen follen, mi C diesem Anspruche gegenüber haben die Parlamentsweisen sich
il em Bleistifte in der Hand in Rentabilitäts-Berechnungen und
llanzfragen vertieft. indisiba . Statt mit allem Tiefsinne auëzure{nen, daß uur die of-
1 : Linie einer Subvention würdig fet; statt mit allen mögliben ute n der Regierung die unerläßliche Aktionsfreiheit zu verkümmern, Kle ial sih ehrliche Patrioten die Frage folgendermaßen stellen : Die nate ‘politische Aktion bedingt eine Reihe von Versucven und Experi- wel Lun denen sich heut in keiner Weise sagen oder auch nur ahnen läßt, fieat Versuch oder welches Experiment gelingen wird. Schwierigkeiten noh uver, wirthsaftlicher und internationaler Natur stehen heute darf »g t, diefen Versuchen entgegen und um Bagatellen kann und a sih nicht handeln. ach Jahren wird sich bestimmen ositi: welche Positionen behauptet werden können, welche olüntaen wirthschaftlih und fklimatish den Handels- und M Ce entspreben. Inzwiswen muß eine sorgfältige durch lalpolitik alle möglihen Punkte ins Auge fassen und
9 entsprechende Mittel das Beste vom Guten sondern, das
landwirtb\chaftlihen Vereins von Waldeck
sjlgdtiche vom Unmöglichen, das Nüßlibe vom Unnüßlihen. Eine ortihr olonialpolitik darf nur auf Bafis praktisher Erfahrungen nige eiten und muß die Mittel haben, solhe Erfahrungen in ge- ahre em Maße zu machen. Eine solche Politik wird für die nächsten timmen Opfer fordern, dann wird sie erst ihre definitiven Ziele be- | n und anftreben und dann erft wird die Bevölkerung und dite Wirth-
sozialen aden versuden? Haben wir zu dem Staatsmanne Ver- trauen, der in diefer Campagne das von der Oeffentlichkeit unkontrolir- bare Kommando führen muß? Sind diese beiden Fragen bejaht, dann giebt es, dann fann e? feine Debatten geben, dann haben Parlament und Nation im eigenen Interesse die Pflicht, alle geforder- ten Mittel für einen Friedensfeldzug zu bewilligen, wie sie cs für einen Krieg thun würden, ohne den Feldherrn zur Enquete über seinen Kriegsplan einzuladen. Das Volk in Deutschland begreift diese Sachlage. Aber die Parteiea! „Die Wacht am Rhein“ wird zum Spottliede und die leßten Zeilen des Gesanges müssen lauten:
Lieb’ Vaterland, magst ruhig sein,
Dein Boi sagt: Ja — der Reichstag: Nein.
— Der ungarishe „Nemzet“ bringt über die Haltung der Opposition im deutshen Reichstage gegenüber der Kolonial- politik der Regierung einen Leitartikel, dessen wesentlicher Inhalt folgender ist:
__ Nit eine einzige der Reichstagsparteien ist im Stande, irgend eine Idee, sie sei groß oder klein, den groß angelegten Plänen d.s8 Fürsten Bismarck entgegenzustellen, und doch seßt si aus den hete- rogensten Elementen stets eine zufällige Mehrheit zusammen, welche den u Bismarck verhindert, einen Schritt vorwärts zu thun. Man indet den Riesen mit Stecknadeln nieder, so daß er sich nur in starken Worten Genugthuung verschaffen und seine geistigen und politiscen Ziele dem Publikum darlegen kann. Nach den Begebenheiten vom 15. Dezember v. J., als die öffentlidbe Meinung einen ftarken An- griff gegen die regierungsfeindlihen Reichstagsparteien führte, so daß diese in ihren eigenen Organen in aller Form das Bedauern über das Geschehene zu höôren bekamen, konnte man annehmen, daß die Opposition in si kehren und die Lage objektiv beurtheilen würde. Wie es scheint, haben aber die deutshen Parteien nichts vergessen und nits gelernt. Man hat in den Kommissionen abermals eine fleinlihe Taktik beobachtet; man strich von den geplanten Seefahrtélinien die afrikanischen und australis{en, und aks blos der einzige asfiatishe Postweg übrig blieb, wurde auch dieser niedergestimmt, um in solher Weise die Ge- sezvorlage zum Falle zu bringen. Jedermann sollte wiffen, daß ohne ständige und sichere. Schiffahrtêverbintungen eine Kolonisation oder ein überseeisher Handel nicht möglich ist; denu nur eine direkte Ver- bindung mit dem Mutterlande sichert einerseits die stabile Geschäfts- verbindung und andererseits das politische Band zwischen den Aus- gewanderten und der Heimath. Man Tann allo nur n dieser Weise eine Kolonialpolitik und überbaupt eine dauernde internationale Geschäftsverbindung sibhern. Andernfalls kann wohl der Handel und tie Bevölkerung des betreffen- den Staates zur Kolonisirung fremder Länder und zur Hebung des Hantels derselben beitragen; aber für das Mutterland sind diese Elemente vom Standpunkte sowohl materieller, wie nationaler Inter- essen vollkommen verloren. Eben deshalb hat Fürst Bismark seine Aktion damit begonnen, daß er einerseits die deut\chen Niederlassungen unter deutschen Schuß stellte und neve Punkte besetzte, andererseits eine ständige Überseeische Schiffahrtsverbindung mit den fr.mden Weltthcilen anstrebte. Wer keine Shhiffs- verbindung will, der will auch die deutshen Kolonien, Niederlassungen und den überseciswen Handel niht nähren und hüten, und wer si von der überseeischen Konkurrenz zurückzieht, der liefert die Kolonialkonk11rrenz des vaterländisben Marktes den Fremden aus. Die kleinlihe Auffassung, welche die deutschen Parteien bekunden, wird Deutschland in den wicbtigsten Fragen entweder zur Unthätigkeit verdammen, oder sie wird in der öffentlihen Meinung die Ueberzeugung zur Reife bringen, daß das parlamentarische System für eine große Politik nachtheilig ift.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Der Verein für Lübeckische Geschichte und Alter- thumskunde hat über seine Thätigkeit im Jahre 1883 Bericht erstattet. Was die Publikationen des Vereins betrifft, so hat das Werk, dessen Veröffentlichung die wesentlichste Aufgabe des Vereins ausmacht, das von Hrn. Staatsarhivar Dr. Wehrmann bearbeitete Urkundenbuch der Stadt Lübeck im Laufe des Jahres seinen regelmäßigen Fortgang gehabt. Es erschienen das dritte und vierte Doppelheft (Lieferung 5—8) des siebenten Theiles, welche die Urkun- den vom Juli 1429 bis Oktober 1435 enthalten, Mit dem Druck eines neuen Heftes der Zeitschrift ward begonnen. Cbenso sind die Arbeiten für das gemeinsam mit dem „Verein von Kunstfreunden“ herauszugebende Werk über die Lübelkishen Bau- und Kunstdenkmäler auf das Eifrigste weitergeführt worden. Die Munifizenz des Senats, welcher auf den Antrag der Vorsteherschaft der „Gesellschaft zur Beförderung gemeinnüßiger Thätigkeit“ als eisernen Fonds zur Förderung des Unternehmens vorsbußweise die Summe von 4300 4 der Gesellschafi bewilligte, hat es ermöglicht, daß mit der Herstellung des ersten Hests jenes Werkes begonnen werden konnte Dasselbe enthält die Aufnahme der Domkirhe und threr Kunstshäße und ift bis auf die Bearbeitung des Textes vollendet. — Ferner hat der Verein eine neve Publikation unternommen. Es bewogen ihn dazu in- gleichem Maße äußere wie innere Gründe. Da der Verein bemüht ist, den Grundsaß zu verwirklichen, daß in die Zeitschrift nur fsolhe Aufsäße Aufnahme finden, die den Forde- rungen gerecht werden, welche die strenge historische Wissenschaft an die Behandlung vergangener Dinge stellt, so vermag die Zeitschrift niht regelmäßig zu ers{Weinen, und ein reues Heft derselben gelangt immer erst nah Verlauf eines längeren Zeitraums zur Ausgabe. Sie findet auch nur cinen verhältnißmäßig kleinen Leserkreis. Es mußte deshalb für wünsen8werih erachtet werden, ein häufiger erschei- nendes Organ zu begründen, welches geeignet sei, dem in cinem großen Theile der Bevölkerung regen Interesse für die vater- städtische Geschichte Rechnung zu tragen und dasselbe zu fördern und zu beleben, Diese Erwägungen veranlaßten den Beschluß des Ver- eins, nach dem Vorgange des Geschichtsvereins der Schwesterstadt Hamburg, binfort neben der? Zeitschrift und als eine Ergänzung der- selben „Mittheilungen“ herauszugeben. Von denselben soll alle zwei Monate_ ein Stück erscheinen. Sie haben die Aufgabe, namentlich Aufsäße von allgemeinerem Interesse sowie kürzere Mittheilurgen zur lTübishen Geschichte zu bringen. Die „Gesellschaft zur Beförderung gemeinnüßiger Thätig- keit“ hat dem Verein in dankenswerther Weise die Autführung des Unternehmens erleichtert, indem sie als cinen Beitrag zu den Kosten desselben sür das Jahr 1883 die Summe von 209 #6 bewilligte. Von diesen „Mittheilungen“, deren Redaktion der Sekretär des Vereins, Dr. Haçedorn, übernommen hat, sind im Laufe des Jahres sechs Nummern zur Ausgabe gi:langt. Sie wurden allen Mitgliedern der Gesellshaft zur Beförderung gemein- nütziger Thätigkcit zugestellt ; einzelne Artikel derselben find durch Wiederabdruck in den Tagesblättern, welchen der Verein bei Angabe der Quelle gern gestattet, dem großea Publikum zugänglich gemacht worden. Die „Mittheilungen“ haben in Lübeck gleichwie aus- wärts eine günstige Aufnahme gefunden, und ein Beweis, daß ste ihrer Aufgabe entsprechen, liegt darin, daß die „Gesellshaft für Be- förderung gemeinnüßiger Thätigkeit“ ihren Beitrag für das Jahr 1884 auf 300 M erhöht hat. — Die monatlichen Winterzusa1n- menkünfte des Vereins haben unter reger Betheili- gung regelmäßig stattgefunden. Jn denselben wurden u. a. folgende Vorträge gehalten: von Hrn. Dr. Staunau „über Analogien zwischen dem Rechte des Sachsenspiegels und dem älteren Recht: Lübecks, besonders auf dem Gebiete des Prozesses“ ; von Hrn. Dr. Th. Hach „über die Kursttopographie des Lübectischen Staats“; von Hrn Staatsarchivar Dr. Wehrmann „über Schuld- und Kreditverhältnisse in Lübeck während des 15. Jahrhunderts nah VFnscriptionen in den Niederstadtbüchern“; von Hrn. Hauptmann von Rüdgish „über die alten Befestigungen von Lübeck"; von Hrn. Senator Dr. Brehmer über „Lübecks messingene Grabplatten aus dem 14. Jahrhundert“; von Hrn. Dr. Hagedorn „über die Schützengilden
1473“. Außerdem gaten die Versammlungen BVeranlaÿsuna zu ver-- schiedenen kürzeren Mittheilungen. Namentlih verdient eine solche von Hrn. Dr. C. Curtius Erwähnung, welcher zur Kenntniß brate, daß die Pergamentblätter, in welde 12 Hefte der dem Verein gehörigen Rebbeinschen Chronik eingebunden wurden, Fr mente ciner Plinius-Handschrift des 15. Jahrhunderts seien. Diese Fragmente hat ter Verein der Stadtbibliothek überwiesen. — Die Berbandlungen über die Trennung der Sammlung von Gipsabgüfsen von dem kulturhistorishem Museum úünd die Ueberweisung derselben an den „Verein von Kunstfreunden“ gelangten zum Abschluß, indem die „Gesellschaft zur Beförderung gemeinnüßiger Thätigkeit“ die Ver- waltung und Beauffichtigung jener Sammlung auf den genannten Verein übertrug. — Gemeinsam mit dec Geographishen Ge- sellschaft richtete der Verein eine Eingabe an die Schul- deputation für das Katharineum, durch welche dieselbe ersucht wird, die Verwaltung der Stadtbibliothek anzuweisen, auf die Bearbeitung eines Lubecensien-Kataloges Bedacht zu nehmen. — DieB ibl iothek des Vereins ift, wie das mitgetheilte Verzeichniß beweist, dur Geschenke sowohl wie im Wege des Schriftenaustausches nit unbeträchtlih vermehrt worden. Der Kreis der Institute, Ge- sellshaften und Vereine, mit denen der Lübecker Verein 1m Schriften- austaus steht, bat sih wiederum erweitert. — Der angehängte Jahres- beriht der Vorstehersbaft des kulturhistorishen Museums kann eixe Vermehrung von gegen 300 Nummern aufweisen. “ Die neu hinzugekommenen Gegenstände bestehen zum größten Theil aus Ge- \chenken, unter denen namentli einige von der Hand im Auslande lebender Lübecker besonders hervorgehoben zu werden wver- dienen, Hr. Hermann Gröfser, welcher seit mehreren Jahren in der von dem Handlungshause Robertson u. Hernéheim in Ham- burg auf der Insel Jaluit begründeten Faktorei thätia ist, überwtes dem Museum abermals eine reie Sammlung von Waffen und Ge- brauhsgegenftänden ter Südsee-Jnsulaner. Der Geographischen Ge- sellshaft dankt das Muscum die Uebermittelung werthvoller Ge- \chenke der Herren Carl Pantaenius (Vater des in letzter Zeit so viel genannten beflagenêwerthen Opfers 1ublofen Mordes von der Hand der Kamerun-Neger) und Kapitän Voß in Kamerun (Waffen und Ge- braubsgegenftände der Eingeborenen), sowie des Hrn. Jörß in Papete (Gögenbilder von den Neu-Hebriden). Endlich hat Hr Prof. Grupe dem Museum einen Theil der von ihm tin China und auf den Philippinen gesammelten ethnographishen Gegenstände zur Verfügung geftellt. — Das Museum Lubecensec hat gleichfalls, wie das diesem Berichte angeslossene Verzeichniß ausweist, mannigfache Bereicherung erhalten. Der Verein übergab demselben eine werthvolle Sammlung von Aqua- rellen Lübecktisher Baudenkmäler und historisher Kostümbilder welche Hr. Chr. W. Stolle autgeführt und dem Verein zum Geschenk gemacht hat. — Das spezielle Verzeichniß der einzelnen Erwerbungen für die kulturbistorishe Sammlung und für das Museum Lubecense bildet den Schluß des Berichts. — Auf den Inhalt der „Mittheilun- gen“ und der „Zeitschrift“ des Vereins kommen wir noch zurü.
wi Getwoerbe uud Handel.
_St. Petersburg, 1. Februar. Die neuen Zollsäge*) für Heringe, Thee, Traubenweine, gesponnene Seide, Oliven- und Baumöl find am heutigen Tage mit der Bekanntmachung im hiesigen Gesetz- blatt in Kraft getreten. i ___— Dem Geschäftsberiht der Schlesischen Aktienge sell- \cchaft für Portland-Cement-Fabrikation zu Groschowiß bei Oppeln entnehmen wir Folgendes: Der seit Jahren steigende Bedarf an Portland-Cement, die Vergrößerung der Produktion fast aller bestehenden und die Begründung neuer, umfangreicher Etablifse- ments legte der Gesellschaft das Bedürfniß nahe, aub ihrerseits den Zeitverhältnissen entsprewende Erweiterungen ins Auge zu fassen. Behufs Beschaffung der nöthigen Gcldmittel wurde der außer- ordentlihen Generalversammlung der Beschluß zur Erhöhung des Aktienkapitals von 1950 000 46 auf 2739000 M zur Beschlußfafsung vorgelegt. Dieselbe genehmigte die Vorlage. Die nothwendigen Er- gänzungsbauten für die beiden älteren Fabriken find fertiggestellt und die Steinbrüche erworben. Der Bau einer dritten Fabrik nebst An- lagen ist soweit vollendet, daß die Inbetriebseßung im März cr. zu gewärtigen ist. Durch die bereits fertig gestellten Erweiterungen ist die Produktion auf 207 808 Notmaltonnen, um 25 939 Normal- tonnen gegen das Vorjahr gewachsen, während der Absatz 200414 Normaltonnen betrug gegen 180 395 im Fahre 1883. Der erzielte Gesammtgewinn betrug 640 924 M, wovon 139 492 „M für Ausgaben in Abzug kommen, so daß sid ein Reingewinn von 501432 Or A 14 K aewedaia auf die Aktien I, Emission vertheilt, auf neue Rechnung vorgetragen und der Ref Abschreibungen verwandt werden. dia N
_— Die Nassauische Landesbank erzielte im Jahre 1884 einen: Reingewinn von 370424 4 (1883 396 144 (A). Da die Reserve (1 604411 M) den statutarishen Betrag von 3% aller Verbindlich- keiten bereits um ca. 200000 4 überschritten hat, \teht der Ge- sammtgewinn zur Versügung der Kommunalstände, ebenso der mit 106 293 A (1883 106 399 M) resultirende 1884er Gewinn der Spar- kasse. Ueber den 1883er Gewinn der Landesbank wurde in der Weise verfügt, daß 309 050 M (1882 266 650 4) der allgemeinea ständischen Verwaltung, 15000 # der Unterstüßungskafse für verunalüdckte Feuerwehileute und deren Hinterbliebene und 72094 # deur Bau-Fonds der Heil- und Pflegeanstalt Eichberg überwiesen wurden. Ende 1884 \chuldete die Landesbank aus den Anlehen von 1840/42 noch 0,31 Mill. Mark (Ende 1883 0,51 Mill. Mark) und hatte an verzinsbaren Obligationen 35,50 Mill. Mark (Ende 1883 32,22 Mill, Marf), an fkündbaren 8,19 Mill. Mark (Ende 1883 8,21 Mil. Mark) in Umlauf. Ausgelieben waren an Gemeinden und Verbände 47,30 Mill. Mark (1885 45,93 Mill. Mark). Das eigene Vermögen wo E berag Les e N die Reserve 1,60 Mill. Mark.
ie Einlagen der Sparkasse betrugen 10,45 Mill. Mark : 9,43 Mill. Mark). s _ BDresbau,. 10. Februar. (W. T. B) In der gefirigen Sitzung des Verwaltungsraths der Schlesischen Bodenkredit- bank wurde die Dividende für das abgelaufene Jahr auf 69/0 fest- geseßzt und beschlossen, die ordentliche Generalversammlung auf den
13. März einzuberufen. (W. T. B) Die Allgemeine
Leipzig, 9. Februar. Deutshe Kreditanstalt hat die Dividende auf 95%, fest- B.)
geseßt.
Lübeck, 10. Februar. (W. T. Die Einnahmen der Lübeck-Bücbener, Lübeck-Hamburger und Lübeck-Trave- münder Eisenbahn betrugen im Monat Januar d. J. provi- sorish 284 145 #, gegen Januar 1884 definitiv 288 497 4, mit- hin im Januar 1885 weniger 4352 4 Die provisorischen Einnahmen im Januar des Vorjahres beliefen fich auf 272062 M, folglich im verflossenen Monate gegen das vorjährige Provisorium mehr 12 083 4 - VONDON f Februar. (Allg. Corr.) Na dem heute veröfent- libten Handels-Auswei]e belief sih der Werth der im Januar aus dem Vereinigten Königreih exportirten Waaren auf 18 109 525 Pfd. Sterl, oder 1 243 016 Pfb. Sterl. weniger als im Januar 1884, welche Abnahme hauptsächlich der verminderten Ausfuhr von Metallen und Metallwaaren, sowie von Maschinen zuzuschreiben ist, Dec bri- tische Import erreichte im Januar einen Werth von 36 049 005 Pfd. Sterl. oder 403 784 Pfd. Stecl. mehr ais in dem entsprechenden Monat des Vorjahres, welche Zunahme meistens von der erhöhten Zufuhr von Rohstoffen für Tertilfabrikate herrührt, während die Einfuhr voa Brodstoffen mit einer Abnahme von 512861 Pfd. Sterl. unte (W. T
— ebruar. . T. B.) Bei der am Sonnabend abge- haltenen Wollauktion waren Preise unverändert. M Glasgow, 9. Februar. (W. T. B.) Die Verscch{iffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 6500 gegen A T O gde dei vorigen Jahres.
radford, 9. Februar. . T. B.) Wolle ruhig, flauer Kreuzzucht fest, Garne ruhig, St offe geschäftslos. h E St. Petersburg, 10. Februar. (W. T. B.) Die Verwal- tung der Russishen Gesellschaft für mechanische und-—
baft die nationale Arbeit der e Sea s beginnen können. Wollen
eilung unserer wirthschaftlichen und
E E I 28 y 2 n Mia Pur Lat S E rit ait E a A A M r A ai E V O Ea Aa I ata O M S D R a e en era a Ei E S M et a M D A 4 ael E m
im Mittelalter und über das Schütenfest zu Straßburg im Jahre
*) Vergl. „Reichs-Anzeiger“ vom 7. d. M. Nr. 33.
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