Die Tit. 11—13 wurden ohne Debatte bewilligt, ebenso Kap. 69a und 70a einmalige und außerordentlihe Aus- gaben.
Das Haus berieth sodann von demEtat der Bauverwa l- tung die einmaligen und außerordentlihen Aus- gaben. Ein hierzu vorliegender Antrag des Abg. Grafen Clairon d’Haufsonville und Genossen hat folgenden Wortlaut :
Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: j
Als Titel 18 einzustellen: „Für Anlegung eines Fischerboots- hafens bei Leba, erste Rate 50 000 4“ E
Der Berichterstatter, Abg. Frhr. von Minnigerode be- antragte Namens der Budgetkommission :
Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen :
In Erwägung, daß gemäß den Erklärungen der Königlichen Staatsregierung die Verhandlungen wegen Herstellung der noth- wendigen Einrichtungen zur Förderung des Fischereibetriebes an der Leba \chweben, über den Antrag zur Tagesordnung überzugehen.
Dieser Antrag der Kommission wurde ohne Debatte an- genommen. j
Es folgte die Berathung des Etats der Justiz- verwaltung, und zwar wurden zunächst die Kap. 73 u. 74, dauernde Ausgaben, berathen.
Der Berichterstatter, Abg. Dr. Hartmann (Lübben) bean- tragte Namens der Budgetkommisfion:
Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen :
Kap. 73 Tit. 1 bis inkl. 16, Kap. 74 Tit. 1 bis inkl. 23 der
dauernden Ausgaben unverändert zu bewilligen. /
Bei Schluß des Blattes sprach der Abg. Simon von Zastrow.
— Der Königliche Gesandte in Darmstadt, Legations- Rath Stumm, hat einen ihm Allerhöhst bewilligten zwei- monatlichen Urlaub angetreten.
Württemberg. Stuttgart, 8. Februar. (Allg. Ztg.) eute ist den Kammern der seit längerer Zeit vorbereitete eseßentwurf, betreffend die Abgabe von Brannt-
wein, zugegangen, der eine Kombinirung der Maischraum- steuer mit der Branntweinmaterialsteuer und der Steuerfixation befürwortet. Was den neuvorgeshlagenen Steuersaß von 13,10 / vom Hektoliter Branntwein zu 50 Proz. Tralles anbelangt, so stimmt derselbe mit dem dermaligen Uebergangs- steuersaß der Deutschen Branntweinsteuergemeinschaft und mit dem Steuersaß von Bayern genau überein, während die Steuer, welche bisher in Württemberg auf dem unter Verwendung von Malz hergestellten Branntwein ruht, sich nur auf 5,50 4 für 1 Hektoliter zu 100 Proz. Tralles berehnet. Die Maisch- raumsteuer soll per Hektoliter des Rauminhalts der Maisch- butten und von jeder Einmaishung 1,31 s betragen, und an Branntweinmaterialsteuer ist zu entrihten vom Hektoliter eingestampfte Treber von Kernobst, Trauben- und Beeren- früchte aller Art 50 Z, vom Hektoliter Trauben- oder Obstwein, flüssige Weinhefe und Steinobst 1 /( Auf ausgeführten Branntwein von 35 Proz. Stärke na Tralles wird, wenn die ausgeführte Menge mindestens 20 Liter beträgt, die Steuer rüdckoergütet. Was die Uebergangsbestimmungen anbelangt, so unterliegt der zur Zeit des Eintritts der Wirksamkeit dieses Geseßes im freien Verkehr des Königreichs befindlihe Branntwein jeder Art im Wege der Nachversteuerung einer Steuer von 10 35 _Z vom Hektoliter zu 50 Proz. Tralles, ein Saß, welcher der Differenz der seitherigen Uebergangssteuer von 2 H 75 und der künftigen von 13 # 10 S Z entspricht. Während die früheren Einnahmen aus dem Branntwein nur 510 000 4 betrugen, werden sie auf Grund der neuen Steuer auf 1 210 600 M veranschlagt, also ein Mehrertrag von 700 600 M4 in Aussicht genommen.
Hamburg, 12. Februar. (W, T. B.) Die Bürger- schaft wählte heute Abend an Stelle des zum Senator er- nannten Hahmann Dr. Otto Moendckelberg zum Prä- sidenten.
Elsaß-Lothringen. Straßburg, 11. Februar. (Ldes.- Ztg.) Jn der gestrigen (10.) Plenarsißung des Lande s- ausshusses bildete den ersten Gegenstand der Tages- ordnung der Antrag Gunzert auf Bewilligung einer Subven- tion von 25 000 # an das Straßburger Musik-Konservatorium unter der Bedingung, daß 100 Freistellen sür elsaß-lothrin- gische Schüler bei demselben errihtet werden. Der Antrag wurde s{hließlih der 3. Kommission zur Berichterstattung über- wiesen. Der zweite Gegenstand der Tagesordnung: Etat der Hoch- und Wegebauverwaltung (2. Lesung), führte nur zu einer kurzen Debatte. Bei dem dritten Gegenstande der Tages- ordnung: Etat der Verwaltung des höheren Unterrichts, sprach fih der Abg. Winterer über die Kosten des höheren Unter- richts aus, welche in erster Linie von den Privaten und den Gemeinden getragen werden müßten ; troy der Erhöhung des Schulgeldes sei dasselbe in Elsaß-Lothringen noch niedriger als in Preußen. Fm Uebrigen wurde der Etat des höheren Unterrichts ohne Debatte genehmigt und die im Anschluß daran als 4. Gegenstand auf die Tagesordnung geseßte Petition aus Wasselnheim, betr. die dortige Realschule, dem Antrage der Kommission gemäß der Regierung über- wiesen. Der 5. Gegenstand der Tagesordnung war der Etat der Unterrichtsverwaltung: Universität, Universitäts: und Landesbibliothek und Kunsi, zweite Lesung, Eine längere Debatte entspann sich über den Antrag der Kommission, die für Feuerungs- und für Beleuchtungsmaterial ausgeseßten Posten um 4000 resp. 3000, im Ganzen also um 7000 46 zu vermindern und dadurch die sählihen Ausgaben auf 60200 M4 herabzuseßen. Jn namentliher Abstimmung wurde der Antrag der Kommission angenommen. Eine weitere Diskussion entspann sich bei der Position für die Bibliothek, indem der Abg. Grad auf die Errichtung eines Kunst- und Gewerbe-Museums für Straßburg in den jeßt von der Bibliothek eingenommenen Räumen zu sprechen kam ; es würde dann allerdings nothwendig sein, ein neues Gebäude für die Bibliothek etwa in der Nähe der neuen Universität zu errihten. Der Staatssekretär wies darauf hin, daß die Frage eines Neubaues für die Bibliothek zur Zeit nicht auf der Tages- ordnung stehe, das Eine aber sei unleugbare Thatsache daß die Räumlichkeiten im Schloß für die Zwecke der Biblio- thek durchaus ungenügend seien. Den 6. Gegenstand der Tages- ordnung bildete die zweite Lesung des Etats der Zölle, der indirekten Steuern und des Enregistrements. Der Abg. Klein
eröffriete die Debatte mit einer ausführlihen Darlegung, welche sich gegen das Licenzsteuergeseß und insbesondere gegen das Branntweinsteuergesey wandte. Das leßtere trage die Schuld an der überhand nehmenden Trunksuht und müsse dur eine inländische Branntweinsteuer erseßt werden. Der Ünter-Staats- sekretär Dr. von Mayr erwiderte in einer eingehenden Aus-
steuergeseßes in Bezug auf die sehr wesentlihe Verminderung der Schankstellen (um 3500) hervorhob und die Behauptung als unbere{htigt zurückwies, daß das Branntweinsteuergeseß die Shuld an der Zunahme der Trunksucht trage. Was die Aufhebung dieses Reichsgeseßes für Elsaß-Lothringen betreffe, so sei dies Sache sämmtlicher Faktoren der Reichsgesezgebung, und ein Antrag auf Austritt Elsaß-Lothringens aus der Branntweinsteuer-Gemeinschaft würde im Reichstage auf außer- ordentliche Schwierigkeiten stoßen, ganz abgesehen von den si ergebenden finanzieller und tehnishen Bedenken ; die Regie- rung sei durch diese Verhältnisse genöthigt, sich die größte Reserve aufzuerlegen. Die Debatte wurde fodann auf Mitt- woch Nachmittag vertagt.
Oesterreich-Ungarn. Wien, 10. Februar. (Wn. Abdp.) Im Abgeordnetenhause wurde heute die Regierungs- vorlage über die Krankenversicherung der Arbeiter eingebraht. — Der Adckerbau-Minister Graf Falken- hayn beantwortete die Jnterpellation der Abgeordneten Ruf und Genossen, betreffend die Anpflanzung ameri ka- nischer Reben. Sodann wurde die Congruavorlage in dritter Lesung zum Beschluß erhoben und die General- debatte über die Gebührengeseßnovelle eröffnet. An derselben betheiligten sich Redner von beiden Seiten des Hauses sowie der Regierungsvertreter Ministerial-Rath Dr. Chiari. Am Freitag, den 13., wird die Debatte fortgeseßt werden. . Pest, 10. Februar. (Wn. Abdp.) Das Abgeordneten- haus begann heute die Diskussion über die Regierungs- vorlage, betreffend die Reform des Oberhauses. Referent Lang erstattete den Bericht des Ausschusses und beantragte in dessen Namen die Annahme der Vorlage als Grundlage für die Spezialdebatte. Es ist eine große Zahl von Rednern zum Worte vorgemerkt, so daß die Generaldebatte allein eine ganze Reihe von Sizungstagen in Anspruh nehmen dürfte,
Niederlande. Luxemburg, 11. Februar. (W. T. B.) Jn der Kammer erklärte heute der Staats-Minister von Blochhausen: die Ministerkrisis sei beendigt und die Frage der Thronfolge durch die Erklärung des Königs entschieden, daß er die Rehte des Herzogs von Nassau anzuerkennen gewillt sei. Ein Votum gab die Kammer nicht ab.
Großbritannien und Jrland. London, 10. Februar. (Allg. Corr.) Unter den Nationalisten in Frland hat der Fall von Khartum viel Shadenfreude über das Miß- geschick Englands hervorgerufen. Bei einem am Sonntag in Dalkey, unweit Dublin, abgehaltenen National: Liga-Meeting wurden drei stürmische Hohs auf den Mahdi ausgebracht. Bei einem anderen Meeting bemerkte D'Brien, Parlaments- mitglied und Redakteur des „United Freland“: der gegen- wärtige Stand der Dinge in England wäre höchst günstig für eine neue Agitation in Frland. ; : | Die engl ische Regierung hat ihre Pläne für die neue Expedition vervollständigt, und es werden vorläufig feine weiteren Kabinetsberathungen nothwendig sein. Jm leßten Kabinetsrath wundkèn ernste Zweifel darüber laut, ob die nah dem Sudan beorderten Verstärkungen zur Dutrch- führung des vereinbarten Programms hinreichen würden, und erörterte man die Maßregeln, welche nothwendig sein würden, um mindestens 10000 Mann aller Waffen- gattungen nach dem Sudan zu dirigiren. Der Vorschlag, eine große Anzahl von Truppen aus Indien zu requiriren, stieß auf beträchtliche Opposition. Zwei Mitglieder des Kabinets betonten die Nothwendigkeit, einen Appell an die Pforte zu rihten. Die Gooperation Ftaliens bildete ebenfalls Gegenstand der Erörterung. Es wurde jedo kein Entschluß über diesen Punkt gefaßt. Dagegen beshloß das Kabinet, die Reserven theilweise einzuberufen. — Der neue Feld- zugsplan läßt si in Kürze wie folgt _zusammenfassen: Lord Wolseley soll seine ganzen Streitkräfte in Metam- meh zusammenziehen und dort ein verschanztes Lager beziehen. Mittlerweile soll die neue Expedition von Suakim aufbrehen, Osman Digma den Garaus machen, Berber einnehmen und sich dann mit Lord Wolseley in Metammeh vereinigen. Von dort dürfte im April der allgemeine Borstoß auf Khartum erfolgen. |
— 11. Februar. (W. T. B.) Sir Gerald Graham ist definitiv zum Kommandanten der Expedition nach S uakim, Genexal Greaves zum Chef des General- stabes ernannt worden. Lord Roseberry wurde zum Lord- Geheim-Siegelbewahrer und Minister der öffent- lihen Arbeiten, Shaw Lefevre zum Post-Minister, beide mit dem Siß im Kabinet, ernannt. : L
Den Abendblättern zufolge entdeckte die Polizei eine Quantität Dynamit in einer Buchhandlung im Westend von London, und zwar in einem vermietheten Zimmer, dessen Jnhaber seit den jüngsten Explosionen ver- \hwunden ist. : :
Der Erzbischof von Dublin, Kardinal Maccabe,
ist gestorben. E (W. T. B.) General Wolseley
— 12, Februar. j übermittelt dem Kriegs3amt eine Depesche des
Generals Brackenbury, der sih bei der Kolonne unter dem General Earle befindet. Die Depesche is datirt: Dulka-JFnsel, 10. Februar, und berichtet : An diesem Tage griff die Kolonne Earle die Rebellen, welche eine stark befestigte Stellung auf Anhöhen inne _ hatte, an. Britische Truppen umgingen die feindlihe Stellung, die sodann von vorn und hinten angegriffen wurde. Nach fünfstündigem Kampfe wurden sämmtliche Positionen des Feindes erstürmt. General Earle fiel während der Er- stürmung auf dem Gipfel der Anhöhe, worauf General Brackenbury das Kommando übernahm. Während die FJn- fanterie stürmte, nahm die Kavallerie das feindliche Lager. Oberst - Lieutenant Eyre fiel an der Spie des Staffordshire-Regiments. — General Brackenbury meldet weiter: Unser Erfolg ist ein volllommener. Wir erbeuteten zehn Standarten; die ganze Stellung is in unserer Gewalt. Das Treffen wird die Wirkung haben, die Straße na ch Berber ohne weitere Kämpfe aufzuschließgen. Der Verlust des Feindes, der mit entschlossenster Tapferkeit kämpfte, ist sehr beträchtlich; die meisten seiner Führer sind gefallen. Unser Verlust besteht in 12 Todten, darunter 3 Offiziere, und 25 Verwundeten, darunter 3 Offiziere. Der Feind bestand aus den Stämmen Monassir und Rabatab und einer Streit-
Calcutta, 9. Februar. (Allg. Corr.) Drei Compagnien des Oxfordshirer leihten Jnfanterie-Regiments mit 10 Kanonieren und einigen Haubißen sind nah Mallia- puram in Malabar gesandt worden, da ein neuer Mo- plah-A u fstan d erwartet wird.
Frankreich. Paris, 10. Februar. (Fr. Corr.) Der „Temps“ meldet: „Die Regierung wird sofort nah Be- endiaung der Debatte über die Getreidezölle die Berathung der Vorlage über das Listenscrutinium verlangen. Die Regierung wird gleihfalls an den Senat die Aufforderung richten, möglihs| rasch über die Wahlreform des Ah- geordnetenhauses fch{lüssig zu werden, damit diese noh vor den Osterserien von den beiden Kammern votirt und die Unterdrückung der Ersaßwahlen vor Ablauf der geseßlichen Frist entschieden werden könne. Bezüglich des Datums der allgemeinen Wahlen kann die Regierung heute noch keinen Beschluß fassen, da diese Frage nothgedrungen dér Wahlreform unterworfen ist.“ ;
— 11. Februar. (W. T. B.) Wie die Abendblätter melden, nahm die Polizei heute Vormittag bei mehreren ausländisshen Anarchisten Haussuchungen vor; ein Anarchist aus Oesterreih wurde verhaftet.
Spanien. Madrid, 11. Februar. (W. T. B.) Bei der hi herrschenden Arbeitslosigkeit hat sich die Gemeindeverwaltung veranlaßt gesehen, größere städtische Arbeiten in Angriff nehmen zu lassen. Gegen 2300 feiernde Arbeiter haben hierbei Beschäftigung gefunden,
Ftalien. Rom, 11. xzebruar. (W. T. B.) Die „Agenzia Stefani“ erklärt die Nachricht, daß die Regie- rung im Parlament eine Kreditforderung für die Expedition nah dem Rothen Meere einzubringen beab- sichtige, für unbegründet.
Die Kammer der Deputirten hat heute ein von Baccarini zu den Eisenbahn-Konventionen einge- brachtes, die Tarife betreffendes Amendement, welches die Regierung nicht acceptirt hatte, mit 174 gegen 106 Stimmen abgelehnt.
Der „Popolo Romano“ schreibt: die englische Negierung habe erklärt, daß sie den Feldzug im Sudan allein fortzusezen beabsichtige, jedoch ihrer Erkenntlichkeit für die Beweise der Sympathie JFtaliens Ausdruck gegeben, Das Blatt fügt hinzu: die italienishen Streitkräfte für die Bewachung der Küste des Rothen Meeres würden demnach 3000 Mann nicht übersteigen.
Neapel, 11. Februar. (W. T. B.) Die Einschiffung der Truppen der zweiten Expedition nach dem Rothen Meer, in Stärke von 1000 Mann, hat auf den Schiffen „Principe Amadeo“ und „Vincenzo Florio“ heute begonnen. Die Schiffe gehen morgen in See.
Asien. China. Shanghai, 11. Februar. (W. T. B.) Zwei französische Panzerfregatten und fünf fran- zösishe Kanonenboote werden von der Fnsel Gußlaff, nicht weit von der Mündung des Yangise - Kiang, signalifirt.
——5frika. Egypten. (Allg. Corr.) Aus dem Haupt- quartier Lord Wolseley's in Korti wird dem „Reuter- schen Bureau“ unterm 9. d. gemeldet: Sir Charles Wilson und seine Begleiter sind von Lord S Beresfords Dampfer von der Jnsel unweit des Sha bluka- Katarafts, auf welcher fie nah der Strandung ihres Dampfers auf der Rückfahrt von Khartum bivouakirten, aufgenommen worden. Nach Einschiffung der Mannschaften wurde der Dampfer von den Rebellen angegriffen, deren Gewehrkugeln den Kessel durhbohrten. Der Dampfer mußte unter feind- lichem Feuer Anker werfen, um den Kessel zu repariren, Der Feind wurde s{hließlich zurückgeworfen. Sir Charles Wilson ist hier argekommen, um Lord Wolseley Bericht über die Details seiner Rekognoszirung bis Khartum zu erstatten.
Suakim, 9. Februar. (A. C.) Jhrer Majestät Schiff „Cygnet“ is hier von Agig angekommen. Es meldet, daß die Hadendowas aus dieser Nachbarschaft gänzlich ver- {wunden sind und sich Osman Digma angeschlossen haben. Eingeborene Kundschafter melden, daß der Nebellenführer alle feine verfügbaren Streitkräfte in Tamai zusammenziehe und einen Angriff von Suakim aus erwarte.
Zeitungsftimmen.
Wie die „Neue Preußische Zeitung“ mittheilt,
hat der fränkishe Bauernverein ic in einer zu Gunzenhaufen abgehaltenen Versammlung der Regensburger Refolution, betr. die Erhöhung der Getreidezölle, angeschlossen. Zugleich hat der Verein dem Reichskanzler Fürsten von Biëmarck für das entslofsene Eintreten zu Gunsten des deutsben Bauernstandes eîn Dank- Telegramm übersendet. — Das „landwirthschaftliche Kränz- cen „Für Unter-Franken“, eine Vereinigung der Besitzer bezw. Bewirthschafter größerer Güter des Regierungs- bezirks Unter-Franken und Aschaffenburg, beschloß einstimmig, an den Bundesrath, den Reichskanzler und die bayerische Staatsregierung, fowie an sämmilihe Reichstags-Abgeordnete eine Eingabe um Erhöhung der Getreidezölle, und zwar für Mebl auf 4 4, für Gerste und Roggen auf 3 4, für Getreidemehl auf 10 e, für Malz auf 5 und für Wolle auf 40 4, zu richten.
— Zu der Behauptung, daß die Regierung durch die Zollvorlage die „Jnteressenpolitik“ befördere, bemeckt das „Bromberger Tageblatt“: O E
„In Wahrhcit treten die Freihändler für eine einzelne Interessen: gruppe gegen die Interessen der Gesammtheit auf... Aber fie können nicht verlangen, daß das Reich eine Zollpolitik, die für cs zelne Städte und Handlungshäuser gut, für das ganze Land eue ruinirend ist, wählt. Werfen sich diese „Interessenten den politi- \{en Oppositionsparteien in die Arme, fo treiben beide ein sehr un- fluges Spiel.“
— Der „Weserzeitung“ wird aus Pest geschrieben :
Allerdings muß ein Land, welches jährlich für über 100 Ave lt Gulden Getreide exportirt und welhes s[{chon in jüngster Zeit ih : das allgemeine Sinken der Preise für Bodenprodukte empfind : Ginbußen erlitten hat, seinen ganzen Erport gefährdet sehen, wenn derselbe in solcher Zeit auf seiner Hauptroute noch mit einer Steuer erhöhung bis zu 300% des bisherigen Satzes bedroht wird, me der Preis des Weizens, unseres hauptsäcblichsten Ausfubrartiten dadur abermals eine so exorbitante Preisrceduzirung erfahr L soll. Ist es doch für jeden hiesigen Erporteur eine ausgema!e Sade, daß die neuen deutschen Einfuhrzölle unter den gegenwäürte Verhältnissen des europäischen Getreidemarktes viel weniger e br höhung der Getreidepreise in Deutschland hervorrufen, als vie O das importirende Ausland treffen werden. Die anv kurrenz auf diesem Gebiete ist groß, und Länder wie Run und Amerika mit niederem Bodenwerth und billiger Produktion
kraft der Derwishe aus Berber. — Die Kolonne sollte am
einanderseßung, in welcher er die guten Wirkungen des Licenz-
11. d. M. den Vorstoß zu Wasser fortseßen.
fönnen immer noch einen Abzug vom Preise ihres Exports vertragen,
Én o O r O a E E S O A N
k , , j sp auptsahe auf einer geringeren Ausfuhr von gebleihtem oder ge-
ngarn aber mit dem höheren Preise seines Grund und Bodens, it den großen, die Bodenrente {wer belastenden eigenen Steuern as dur jede weitere Reduzirung der Getreidepreise der gefähr- lihften landwirthshaftlihen Krise verfallen.
— Die „Wiesbadener Zeitung“ sagt über die golldebatte in der vorgestrigen Sißung des Reichstages : V, Den Höhepunkt erreichte die Verhandlung erst durch Ein- reifen des Reichskanzlers in die Debatte. Hier konnte man so recht tutlidh den Unterschied zwischen der Schuldoktrin und den aus dem ¡fentlichen Leben ge\cchöpsten Forderungen erkennen. Die mancster- lien Lehren, und speziell das, was der Abg. Rickert anzuführen vermochte, hat man ebenso oft widerlegt, als aufgestellt. Dennoch iherrashten die Argumentationen des Reichskanzlers durch ihre Ariginalität, wie sie eben nur aus der fteten und unmittelbaren Berührung mit dem wirklichen Leben hervorgehen kann. Die
teressen der Arbeiter, der Handwerker, wie der industriellen Arbeiter an der Erhaltung einer konsumtions- und kaufkräftigen land- und torstwirthschaftliben Bevölkerung find ungemein mannig- faltig, so daß es dem Reichskanzler bei dem offenen Blick, den er dafür hat, nicht {wer fallen konnte, uns ein interessantes und überrasbendes Bild davon zu entrollen, bei dessen Anblick die manchesterlihen Doktrinen in ein Nichts zusammenshrumpfen. Mit Recht konnte der Reichskanzler, nachdem er in einem großen Rahmen das Interesse der weitesten Bevölkerungsklafsen an der Aufrechterhaltung der deutschen Produktionsfähigkeit , namentlich der landwirthschaftlichen, zusammengefaßt, der Opposition gegen den Schutz der vaterländischen Produktion die Frage entgegenhalten : Jst das Ihr Respekt vor der Majestät des Volkes ?* und mit Recht fonte er mit einem Appell an das Interesse der Volksvertretung an der Aufrebterhaltung und Förderung des gesammten nationalen Wohl-
staades s{ließen.
— Das in Stuttgart erscheinende „Centralblatt für den deutschen Holzhandel“ berichtet zur Holzzollfrage: Der Landeskulturrath für das Königreich Sachsen hat dieser Tage cine Denkschrift betreffs Abänderung des Zolltarifs vom 15. Juli 1879 an die Mitglieder des Reichstags versendet, worin er „in Pahrnehmung der ihm durch die Nothlage der sächsischen Undwirthschaft auferlegten Verpflichtungen“ die Bitte stellt, der Reichstag wolle für? eine Erhöhung resp. Ergänzung der Eingang8zölle auf sämmtliche Produkte der Land- und Forst- wirthschaft sib entscheiden.“ In der umfassenden Motivirung ist her- yorgehoben, wie dem Waldbau, diesem wicbtigen Zweige der Boden- wirthschaft, ein vermehrter Schuß durch Erhöhung des Zolles auf Rok;- holz, namentlich aber auf gesägte und auf anderem Wege vorgearbeitete oder zerfleinerte Bau- und Nußthölzer und ähnliche Säge- und Schnitt- waaren verliehen und ein angemesseneres Verhältniß zwischen dem Zoll auf rohe und dem auf verarbeitete Waare hergestellt werden müsse, als jetzt besteht, um dadurch die Waldpflege zu fördern und der Einschränkung des Waldbestandes entgegenzuwirfen; auch sei die Zollerhöhung für sonstige Waldprodukte, wie Harze, Rinde, Lohe und fonstige Gerb- materialien geboten, und nicht unbeachtet dürfe bleiben, daß dem Malde auch das Espartogras Konkurrenz bereite, indem es gleiche Ver- wendung finde, wie der in Holzschleifereien zur Papierfabrikation her- gestellte Holzstoff, und so die sehr aufstrebende deutshe Industrie gefährde, weshalb au ein entsprechender Zoll auf Holzstoff, Cellulose, sowie auf sonstige Stoffe, die als Ersay für den Holzstoff dienen lönnten, zu legen sei. Der bezüglihe Beschluß des- Landeskulturrathes kam wit Ein- \immigkeit zu Stande, nur Ober-Forstrath Dr. Judeich, Direktor der Forstaklademie Tharandt, sprach dagegen.
Statistische Nachrichten.
Nah dem für den Monat Dezember 1884 ausgegebenen Heft der Statistik des Deutschen Reichs war die Ausfuhr von Fabrika - ten der Textilindustrie im Jahre 1884 im Vergleih zum Jahre 1883 folgende:
1884 1883
: 100 ke netto Dihte Baumwollenwaaren . N. 149 782 136 768 Uudihte Baumwollenwaaren, baumwol-
lene Spißen und Stickereien . 9 132 7787 Baumwollene Strumpyf- und Posamen-
N 89 068 83 303 Leinenwaaren a E A 36597 34738 Seiden- und Halbseidenwaaren. . .. 52 320 47912 Wlenlvaaren aler At 248 575 241 628 Kleider, Leibwäschbe und Putzwaaren . 62 863 54 960
zusammen 648 537 607 C96.
Die Ausfuhr von Fabrikaten der Textilindustrie hat demnach im Jhre 1884 im Vergleich zum Jahre 1883 um 41241 Doppelcentner jigenommen. Die Steigerung entfällt bei dichten Baumwollenwaaren insbesondere auf gefärbte und bedruckte Waaren dieser Art, bei Leinen- waren auf Dammast, Tischzeug, Bänder, Borten und Zwirnspitzen, dlso auf Artikel von größerem Werthe, bei der Position ,Seiden- und dlbscidenwaaren“ auf Zeugwaaren aus Seide in Verbindung mit Baumwolle, bei Wollenwaaren auf unbedruckte Tuch- und Zeug- fauren Dieser beträchtlichen Ausfuhr steht eine Einfuhr von Fabrikaten êt Tertilindustrie in einer Gesammtmenge von nur 105 658 Doppel- (entnern gegenüber, wovon auf: dichte Baumwollenwaaren 7931 Indihte Baumwollenwaaren, baumwollene Spitzen und Stickercieu E , baumwollene Strumpf- und Posamentierwaaren 600, Leinen- s 65 664, Seiden- und Halbseidenwaaren 4834, Wollenwaaren tf l und Kleider, Leibwäsche und Pußwaaren 2401 Doppelcentner D en Im Vergleich zum Vorjahr hat diese Einfuhr um §067 p reicentner abgenommen. Der Ausfall beruht in der Hauptsache
„ciner geringeren Einfuhr von roher Leinwand mit 17 bis Ma auf 4 qcm Gewebefläche (Zollsay 12 4), denn bei einem ntg o, des Nachweises über die Einfuhr von Leinwand mit dem A êr im Dezemberbheft des Vorjahres veröffentlichten ergiebt sich, Gron solcher Leinwand allein 16 850 Doppelcentner weniger im
4 1884 zur Einfuhr gelangten.
M Nem Verkehr an Ganzfabrikaten gegenüber hat sich die Ein-
hr uésuhr von Halbfabrikaten der Textilindustrie im
Wre 1884 im Vergleich zum Vorjahre folgendermaßen gestaltet: Einfuhr Ausfuhr
1884 1883 1884 1883
100 kg netto. 100 kg netto. A v « « AOTAOD DORlY (1045 BUTN Voll garn und lein. Zwirn « 100/009 191992 20913 20853 heiten R 189 979 166573 51843 48136 Vei eund ungefärbte Floretseide 37763 33726 10423 9942
inte und gefärbte Seide . 4221 4290 4978 4249
Die Cint zusammen: 603 425 576 053 160 000 164951 in Jah infuhr von Halbfabrikaten der Textilindustrie hat demnach t e 1884 im Vergleih zum Jahre 1883 um 27 372 Doppel- nen zue, die Ausfuhr dagegen um 4951 Doppelcentner abgenom- T3 Devetell von rohem eindrähtigem Baumwollengarn wurden ie ee f centner weniger, von rohem zweidrähtigem Baumwosllen-
Bumwollengarn :
key gen 7612 Doppelcentner mehr eingeführt. Bei dec Ein- Whrdräht gebleihtem oder gefärbtem, fowie von drei- und iden Gtigem Baumwollengarn und von baumwollenem Näh- wem rgtlebt si gleichfalls eine Steigerung. Die Einfuhr von benen diiengarn ist um 5414 Doppelcentner zurückgegangen, drit : e Einfuhr von gefärbtem 2. Leinengarn und von leinenem lrn Ge 3475 Doppelcentner gestiegen. Die Einfuhr von Wollen- Wenon, um 23406, die Ausfuhr hiervon um 3707 Doppelcentner
men. Die Minderausfuhr von Baumwoltengarn beruht in
bellen und zweidrähtigem sowie von rohem eindrähtigem Baum-
zugleich beim Ober-Landesgeriht zugelassen.
für 1879 immatiikfulirt waren.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
torienklage und Vollstreckungspfändung. — Stobbe O., Handbuch des
N. mit Verücksichtigung des gemeinen R. und der neueren Geseßz- bücher. — König, Bernishe Civil- urxd Civilprozeßgeseßze nah den Entscheidungen des Appellations- und Kassationshofes und tes Bundes- gerichts erläutert und herausgegeben. — Lyon-Caen, Ch., und Renault, L, Précis de droit commercial comprenant le commentaire du code de commerce etc. — Poliger, Fr.. Das Verhalten des allgemeinen deutschen Handel éegeseßbuhes zum Jmmobiliarverkehr. — Röll, V. Desterreichisbe Eijenbahngeseße. — Cosack, K., Das Anfehtungs-R der Gläubiger eines zahlungsunfähigen Schuldners innerhalb und außerhalb des Konkurses nah deutschem Reibs-R. — Canstein, v., Das österr. Civil-Prozeß-R. — Ullmann, D, Das öfterr. Civil- Prozeß-R. — Leuthold, C. E., Oeffentlicbes Interesse und öffentliche Klage im Verwaltungs-R. — Wussow, A. v., Die Erhaltung der Denkmäler in den Kulturstaaten der Gegenwart. — Lorimer, P., Principes de droit international.
Das Februarheft enthält Folgendes: Dernbura, H.,, Die Be- deutung der Rechtêwissenschaft sür den modernen Staat. — Rönne, L. v., Ergänzungen und Erläuterungen des A. L. R. für die preuß. Staaten. — Annnaire de Législation française publié par la société de législation comparée contenant le texte des principales lois votées en France 1883. — Poft, A. H., Die Grundlagen des R. und die Grundzüge seiner Entwickelungëgesihte. — Hermann, E., Die Ständegliederung bei den alten Sachsen und Angeljachsen. — Mitteis, L., Die Lehre von der Stellvertretung nah r. R. mit Berücksichtigung des österr. R. — Eisele, F., Civilistishe Kleinigkeiten. — Steinfeld, H., Ueber den Grundsaß der benevolentia für die Gültigkeit lett- williger Zuwendungen. — Francke, Sammlung der bauernrechtlichen Entscheidungen des Ober-Appellations-, Appellations- und jetzigen Ober-Landeëgerichts zu Celle aus den Jahren 1860 —1884. — Bunsen, Sr., Das geseßlide Pfand- und Zurücbehaltungs-R. des Verpäcbters und Vermiethers. -—— Chironi, G. P., Della non retroattività della legge in materia civile. — Wharton, Fr., A commentary on the Law of contracts. — Hanausef, Die Haftung des Verkäufers für die Beschaffenheit der Waare nach röm. und gem. R. mit besonderer Berücksichtigung des Handels-N. — Späing, W, Handels- und Firmenregister nah deutschem und außerdeutschem R. — Slater, I. H., The Law relating to Copyright and Trade Marks, treated more particularly with reference to infringment. — Lewis, W., Das deutsche See-R. — Urbanic, Fr., Mjenbeni zakon (Das Wechsel- géscß). — Steinbach, E., Kommentar zu den österr. Gesetzen vom 16 /IIL. 1884. — Riehl, A., Die Konkursordnung erläutert durch die Sprucpraxis. — Walter, H, Die Gebührenordnung für Rets- anwälte vom 7./VII. 1879, — Everest, L. F., und Strode, Ed., The Law of Estoppel — Bliß, Ph., A Treatise upon the Law of Pleading under the Codes of Civil Procedure. — Dalcte, A., Straf-R. und St1rafprozeß. — Vargha, Das Strafprozeß-R. — Harris' Prin- ciples of the Criminal Law. — Lawson, J. D, Leading cages simplified. — Geigel, F., Das franz. und reihsländ. Staatsfkirhen-R. — Beck, C., Grundriß des gemeinen Kirhen-R. nah Richter-Dove. — Entscheidungen des Königl. preuß. Ober-Verwaltungsgerichts. — Meyer, G., Lehrbuh des deutschen Verwaltungs-R. — Stein, L. v., Die innere Vetwaltung — Grünwald, F., und Haas, R., Unfall- versicherungsgeset für das Deutsche Neich vom 6./VI. 1884. — Lorimer, La doctrine de la reconnaissance, Fondement du droit international. — VWerger, A., Des Mariages contractés en pays étrangers d’après les principes du droit international et du droit civil. — Fusfinato, G., L’esecuzione delle sentenze straniere in materia civile e com-
merciale.
_ Land- und Forstwirthschaft. Dem „Bericht des Ministers sür Landwirthschaft, Domänen und Forsten, Dr, Lucius, an Se. Majestät den Kaiser und König über Preußens landwirthschaft- lihe Verwaltung in den Jahren 1881, 1882 und 1883“ (Verlag von Paul Parey in Berlin) entnehmen wir ferner Folgendes : Das Jahr 1882 bewegte sih durchweg in den \chärfsten Gegensätßzen zu dem Jahre 1881, Durch die Ungunst der Witterung im Sommer wurde eine sehr aussihtévolle Ernte im großen Umfange stark beschädigt. Die Hauptfrüchte erreihten in den meisten Landestheilen nit den Werth einer durchschnittlihen Ernte, Gerste fiel gering aus und Kartoffeln mißriethen. Nur ein bevor- zugterer, aber kleiner Theil der Monarchie hatte reiche Erträge. Durch die sehr ergiebigen Ernten unserer Nachbarländer beeinflußt, sanken die“ Preise für alle Hauptfrüchte. mit Ausnahme der Kartoffeln, von Monat zu Monat bis auf einen S and, welcher kaum im Stande war, die Produktionskosten zu decken. Umg«kebrt lieferte das Jahr 1882 ganz im Gegensaye zu dem Vorjahre reiche Futtermittel, die Viehwirthschaft gestaltete sich gewinnbringend, die Pceise für Vieh aller Gattungen und für die Produkte der Viehzucbt hielten sih dauernd auf sehr ausfömmslicher Höhe und cine rege Nachfrage erlcichterte den Abjay. Die beiden wichtigsten landwirthschaftlihen Nebengewerbe dagegen, die Spiritus- und Zuckerfabrikation, hatten bei übrigens günstigen Verhältnissen mit fallenden Preisen zu kämpfen. Trotz aller widrigen Umstände wird man das Jahr 1882 für unsere Landwirthschaft immerhin zu den besseren renen dürfen. Kein Jahr aber kann mehr geeignet sein, die alte Erfahrung zu bestätigen, daß in der Viel- gestaltigkeit des landwirthschaftlihen Betriebes und in dem Juein- andergreifen seiner einzelnen Zweige eine ausgleihende Macht liegt, welche s{ütend über jeder einfichtig geleiteten Wirthschast wacht. Was die Ernte des Jahres 1882 speziell anlangt, so waren troy der günstigen Witterung im Frühjahr und bis in den Monat Juli hinein die Aussichten glänzend. úIndessen diese Aussichten trübten sich sehr durch einen während der ganzen Ernte andauernden starken Regen, der die ganzen Feldfrüchte derartig s\chädigte, daß es troß der angestrengtesten Bemühungen der Land- wirthe nicht mwmöglich war, den reihen Erntesegen zu bergen. Mit Ausnahme der Provinzen Ostpreußen, West- preußen, Schleswig-Holstein, zum Theil auch Hannooer und
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i Ms ugenommen hat dagegen die Ausfuhr von baumwol- ‘m Nähfaden und von Vigognegarn.
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_ — Nath dem neuesten, kürzlich ershienenen Jahresbericht des Vor- standes der Anwaltskammer im Bezirk des Ober-Landes- gerichts zu Rostock beträgt die Zahl der Anwälte in beiden Groß- berzogthümern Mecklenburg zur Zeit 199 und zwar im Bezirk des Landgerichts zu Rottock 62, zu Schwerin 63, zu Güstrow 38 und zu Neustreliß 26, wozu noch 10 Rechtsanwälte kommen, die ihre Zu- laffung nur bei einem Amtsgericht erhalten haben. Von den bei den Landgerichten in Neuftreliz und Rostock Gen Anwälten sind 57 Bor der Justizreform (1. Oftober 1879) hat es noch allein in Midi E 310 Rechtsanwälte oder, "uie es damals hieß, „Kanzlei-Advokaten“ und „Prokuratoren“ gegeben, von denen 96 bei der Justizkanzlei (Ober- geriht) in Schwerin, 45 bei der in Güstrow und 169 bei der in MNostock nah Ausweis des Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalenders
_ Centralblatt für Rechtswissenshaft. Unter Mit- wirkung von Prof. D. Bierling, Prof. Brie, Geh.-Rath A. Bulmerincg, Prof. v. Holtendo! ff, Geh.-Rath Hübler, Reg.-Rath Kayser, Kammer- gerihtsrath Keyßner und anderen Rechtsgelehrten herausgegeben von Dr. von Kircenheim, Dozent der Rechte in Heidelberg. Vierter Band. Viertes und fünftes Heft. Januar und Februar 1885. (Stuttgart. Verlag von Ferdinand Enke. 1885.) — Es wird zur Kennzeichnung dieser Zeitschrift hervorgehoben, daß dieselbe keine Kritik giebt, sondern objektiv über den Inhalt dcr einzelnen Werke berichtet, so daß der Leser Auékunft über die neuesten Erscheinungen der Literatur erhält.
Das Januarheft giebt den Jnhalt folgender Werke und Schriften aù:
Schulte, F. v., Karl Friedri Eibhorn. — Merkel, A., Ju- ristishe Encyklopädie. — Jahrbuch der Entscheidungen des Kammer- gerichts, herauê8gegeben von Johow und Künzel. IV, Band. — Leist, B. W., Graeko-italishe Rehtsgeshihte. — Franklin, O., Die freien
Herrn und Grafen v. Zimmern. — Engelmann, F., Die Leibeigen- schaft in Rußland. — Sqay,. J. v., Begriff und Wesen der mora creditoris im öfterreihishen und im gemeinen R. — Voß, Nega-
deutschen Privat-N. — Randa, A., Das Eigenthums-R. nach österr.
Jahre 1882 geerntet: Roggen: Winterroggen : 42 985 545 Doppel- Centner Körner (88 603 881 D.-Ctr. Stroh); Sommerroggen: 679 114 D.-Ctr. Körner (1 351 312 D.-Ctr. Stroh), durchs{nittlich pro Hektar Winterroggen 987 kg Körner (2 034 kg Strob), Sommer- roggen 591 kg Körner (1176 kg Stroh); — Hafer: 26 706 067 D.-Ctr. Körner (37 388 590 D.-Str. Stroh) oder durch{schnittlich pro Hektar 1083 kg Körner (1517 kg Stroh); — Kartoffeln: 116 733 138 D.-Cir.; — Weizen: Winterweizen: 12944423 D.-Ctr. Körner (22746 214 D. -Ctr. Stroh); Sommerweizen : 613 713 D.-Ctr. Körner (995 704 OD.-Ctr. Stroh), durcscwnittlich pro Hektar Winterweizen 1328 kg Körner (2333 kg Stroh), Sommerweizen 1184 kg Körner (1920 kg Stroh); — Gerste: Wintergerste : 729 308 _D.-Ctr Körner (838 872 D.-Ctr. Stroh), Sommergerste: 10 212 397 D.-Ctr. Körner (12 599 389 D.-Ctr. Strob), durscbnittlih pro Hektar. Wintergerste 1388 kg Körner (1596 kg Stroh), Sommergerste 1238 kg Körner (1528 kg Stroh). ;
e Durcschnittspreise im Jahre 1882 betrugen für 1000 kg: für Weizen 208 4, für Roggen 161 #4, für Gerste 154 ÁÁ, für Hafer 146 M Der Zuschuß der Einfuhr abzüglich der Ausfuhr betrug im Jahre 1882 Weizen 6 247 390 D.-Ctr., Roggen 6 425 242 D.-Ctr. Gerfte 2929 050 D.-Ctr., Hafer 2490891 D.-Ctr.
In der Thierzucht waren die Verhältniffe im Jahre 1882, wie der Bericht konstatirt, im Gegensaß zu dem Vorjahre den in allen guten Wirthschaften seit Jahren auf Hebuna der verschiedenen Zweige der Thierzubt gerichteten Bestrebungen durchaus günstig. Eine gute Klee- und Wiesenheuernte, sowie reilihes Stroh in allen Futter- gattungen gestattete eine reihe Viehhaltung, gute Fütterung und reihliche Dungproduktion. Die Landwirthe, welche ihre Viehbestände im Jahre zuvor wegen Futtermangel vermindert hatten, fanden Gelegenheit , dieselben wieder zu kowylettiren. Dadurch gingen die Biehpreise zunächst für Nuß- und Zuchtthiere, später au für Mastvieh erheblih in die Höhe. Im Herbst entstand eine sehr rege Nawfrage nah Vieh „aller Gattungen. Mehr und mehc kamen die Landwirthe zu der Einsicht, daß tie auf die Thierzubt verwendeten Kapitalien und Mühen fich im Allgemeinen rect einträglih erwiesen haben und daß die Viehwirthschaft es gewesen is, welce bei d?r mangelhaften Ernte der leßten Jahre der Landwirthschaft überhaupt, namentlich aber den kleinen Landwirth in die Lage gesetzt hat, die shweren Zeiten zu tragen. Ueberall wurde den Thierbeständen ver- mehrte Aufmerksamkeit zugewandt. Der Gesundheitszustand der Thiere war normal. Die Zahl der Rinder wurde vermehrt, während . besonders die Zahl der Schafe abnahm. Es wurde mehr intensiv gewirths\chaftet. (Schluß folgt.)
Gewerbe und Handel.
‘s Aus dem "Geschäftsberiht der Anhalter Kohlenwerke in Frose in Anhalt für 1884 entnehmen wir Folgendes: Die För- derung betrug im verfloffenen Jahre 2 760 260 hb], gegen 2 565 815 hl in 1883; verkauft wurden 1 857 234 hl, geaen 1749646 hl in 1883. Gs verblieb ein Haldenbestand von 2537 hl. Die Briguettfabrik produzirte 482 566 Ctr. Briquetts, 514405 Ctr. wurden verkauft. Die Einnahme betrug 674893 M. (1883 214638 46). Die Erweiterungsbauten veranlaßten einen Stilistand von einem Monat und cinen Ausfall von 50000 Ctr. Nunmehr ift die Ge- sellsbaft in der Lage, 7—800 000 Ctr. Briquetts zu fabriziren. Die Erhöhung des Aktienkapitals um 300 000 (4 hat stattgefunden Der Reingewinn 186 370 A4 Davon kommen zum Reservefond 9187 , zur Spezialreserve 7000 MÆ, auf Tantiemen entfallen 21112 , die alten Aktien erhalten eine Dividende von 11 2%, die jungen Aktien 94/0. Der Reservefond figurirt mit 48500 #4, die Spezialreserve mit 20 000 #Æ. unter den Passiven.
Nürnberg. 11. Februar. (Hovpfenmarktberiht von Leopold Held.) Die erste Hälfte dieser Woche brachte einen Umsatz von ca. 500 Ballen. Für wirkliche Ausstihwaare herrschte gute Frage und wurde bis 100 M bezahlt, Sonst ist die Tendenz flau und weichen alle anderen Sorten langsam im Preise. Der Export kaufte mehrere größere Poften Markthopfen Mitte der fünfzig. Troßdem die Lager außerordentli überfüllt sind, is \{öne Waare sehr E, __ Wien, 12. Februar. (W. T B.) Die heutige außerordent- [iche Generalversammlung der Nordwestbahn genehmigte ein- stimmig das bekannte Uebereinkommen der Regierung vom 28. De- zember 1884. Falls dasselbe in Wirksamkeit tritt, wird der Verwal- tungêrath ermächtigt, in Gemäßheit difselben eine 49% in Silber verzinsliche, längstens innerhalb 67 Jahren rückzahlbare steuerfreie Prioritäts-Anleihe von 11 Millionen Silber aufzunehmen und in geeignetster Weise zu begeben.
London, 11. Februar. (W. T. B.) Bei der gestrigen Wollauktion waren Preise unverändert.
Submissionen im Auslande,
Niederlande.
___ 1) 16. Februar, 1é Uhr. Hollandshe Yzeren Spoorweg-Maat-
s{appy im Central-Administrationsgebäude am Droogbak zu Amster-
dam, Zimmer Nr. 46:
Loos Nr. 351, Lieferung des Oberbaues einer Drehscheibe von 15,5 m Durchmesser auf der Güterstation Amsterdam—Riet- landen. LTaxwerth 5200 Fl.
Bedingungen für 1,00 Fl. und Auskunft im Bureau des Jn-
genieurs, Zimmer Nr. 154 des obengenannten Central-Administra-
tionsgebäudes.
2) 23. Februar, Mittags. Kolonial-Ministerium im Hagg: Loos Nr. 66. Lieferung von eisernen Quershwellen und Schienen für die Staatseisenbahnen auf Java.
Bedingungen und Zeichnungen liegen vom 12, Februar ab im
Technischen Bureau des vorgenannten Ministertums zur Einsicht aus
und sind für 1,50 Fl. bei dem Buchhändler Martinus Nyhoff im
Haag (Nobelstraat Nr. 18) käuflich.
__3) 2. März, Mittags. Kolonial-Ministeriuum im Haag (Tec-
nishes Bureau): 5
Loos Nr. 64. Lieferung von Eisenwerk für eine Perronüber-
dahung, Güter-, Lokomotiv- und Wagenshuppen für die
Staatseisenbahnen auf Java.
Verkehrs-Anstalten. Ueber einen Unfall, der den Hamburger Postdamvfer „Gellert* auf der Fahrt nah New-York betroffen hat, liegen folgende Telegramme vor: Penzance, 11. Februar. (W. T. B) Der Hamburger Postdampfer „Gell ert“, nach New-York bestimmt, pasfirt soeben Lizard. Derselbe is ruderlos; ein Bugsirdampfer if zur Assistenz von Falmouth abgegangen. Hamburg, 12. Februar. (W. T. B.) Wie die Direktion der Hamburg- Amerikanischen Padcetfahrt- Aktiengesel]- \cchaft mittheilt, hat der Dampfer „Gellert* nur auf kurze Zeit gestoppt und nach dem Bericht des von dem Agenten der Gesellschaft in Falmouth abgesandten Bugsirdampfers alsbald die Reife nach New-York fortgesetzt. Bremen, 11. Februar. (W. T. B) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Habsburg“ ift heute Vormittag 11 Uhr in Southampton eingetroffen. New-York, 11. Februar. (W. T. B.) Der Dampfer „France“ von der National-Dampfscbiffs-Compagnie
(C. Messingsche Lin ie) ist heute bier angekommen.
Berlin, 12. Februar 1885,
Die Thätigkeit der preußischen Staats archive im Fahre 1884.
Berlin, 9. Februar 1885, Während des Jahres 1884 haben die preußischen Staats-
Westfalen, die weniger vom Regen zu leiden batten, wurde die Ernte in einem wenig befriedigenden Zustande eingebraht. Es wurden im
archive 653 amtlihe und 1335 außeramtlihe Benußungen zu verzeihnen gehabt. Die entsprehenden Zahlen des Vorjahres
A T E E R I D E E L T E C R