1885 / 54 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 04 Mar 1885 18:00:01 GMT) scan diff

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Engler: spezielle Botanik mit besonderer Berücksichtigung der Nußz- pflan ; botanische Exkursionen. Professor Dr. Schneider: all- emeine Zoologie. Professor Dr. Lexis: allgemeine Volkswirth- saftslebre; aatêwifsenschaftlihe Uebungen. Professor Dr. von Miaskowski: Geschichte der nationalökonomischen und sozialiftischen Theorien ; fiaatswifsenschaftlihe Uebungen.

Bezüglich allgemein bildender Vorlesungen aus den Gebieten der Mathematik, Philosophie, Geschichte, Tie setcbidte 2c., sowie be- zügiih der für Studirende aller Cen bestimmten Vorträge aus der Lehre von der öffentlihen Gesundheitspflege, sowie endlich bezüg- [ih des Unterrichts in der französishen und englishen Sprache und in \{öônen Künften, wird auf das eben veröffentlihte Gesammtvor- [lesungsverzeihniß der Universität verwiesen.

eitere Auskunft über die Verhältnifse des landwirths{haftlichen Studiums an der K. Universität ertheilt gern der Unterzeichnete, insbesondere durch unentgeltliche Uebersendung einer kleinen, diese Ver- hältnisse darlegenden Druckscrift.

Breslau, im Februar 1885.

Dr. Walter von Funke, : ordentl. Professor, Direktor des landwirthschaftlihen Instituts an der Universität.

Bekanntmachungen,

betreffend Verbote und Beschränkungen der Ein- fuhr über die Reichsgrenze.

Verfügung des Ministeriums des JFnnern,

betreffend das Verbot der Ein- und Dur{fuhr lebender Schafe aus Oesterreih-Ungarn.

Jn Gemäßheit des Bundesrathsbeschlufses vom 29. v. M. wird auf Grund der §8. 1 und 2 des Reichsgeseßes vom 7. April 1869, Maßregeln gegen die Rinderpest betreffend, sowie unter Bezugnahme auf das Reichsgeseß vom 21. Mai 1878, betreffend Zuwiderhandlung gegen die zur Abwehr der Rinderpest erlassenen Einfuhrverbote, und auf die Ministerial- verfügungen vom 8. August und 12. November 1879 (Reg.-Bl. S. 149 und 475) die Ein- und Dur@&fuhr lebender Schafe aus Desterreih-Ungarn und aus Rußland, sowie die Ein- und Durchfuhr frischen Fleishes von Schafen aus Rußland nach beziehungsweise durch Württemberg verboten.

Stuttgart, den 28. Februar 1885.

Hölder.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 4, März, Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm gestern Vormittag 111/2 Uhr militärishe Meldungen entgegen.

Abends wohnte Höchstderselbe mit Jhren Königlichen Hoheiten der Prinzessin Victoria und der Prinzessin Christian zu S&leswig-Holstein der Vorstellung im Schauspielhause und jodann der Soirée bei dem Fürsten Radziwill bei.

Der Auss{huß des Bundesraths für Handel und Verkehr trat heute zu einer Sizung zusammen.

Die Stchlußberichte über die gestrigen Sißungen des Reichstages und des Hauses der Abgeordneten be- finden sih in der Ersten Beilage.

Jn der heutigen (58.) Sißung des Reichstages, welcher die Staatë-Minister von Boettiher und Bronsart von Schellendorff, der Staatssekretär des Reihs-Schaßamts von Burchard sowie mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundesrath nebst Kommissarien desselben beiwohnten, begann das Haus die dritte Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betressend die Fesistelung des Reichshaushalts-Etats für das Etats jahr 1885/86, auf Grund der Zusammen- stellung der in zweiter Bérathung gefaßten Beschlüsse.

Der Abg. Liebknecht unterzog in der Generaldebatte die Kolonialpolitik der verbündeten Regierungen einer eingehenden Kritik, Dieselbe sei nur inscenirt, um der drohenden Gährung im Fnnern des Reichs einen Abzug nah außen hin zu ver- schaffen. Allein man befinde sich dabei auf einem Jrrwege, und seine Partei, die Partei der wahren Sozialpolitik, werde denselben niht mit betreten. Man sage zwar, wie schr man auch die Politik des Reichskanzlers im Jnnern bekämpfen könne, die auswärtige Politik desselben müsse untex allen Umständen gelobt werden, da Deutschland ihr die größten Erfolge zu verdanken habe. Aber auch diese äußere Politik sei nur ein Blendwerk, und seine Partei bekämpfe des- halb den Reichskanzler niht minder auf dem Gebiete der äußeren wie der inneren Politik. Man dürfe nit vergessen, daß man die Errungenschaften der leßten Zahre drei blutigen Kriegen zu verdanken habe; und wenn Deutsch- land nah denselben der Friede erhalten geblieben sei, so sei das niht ein Resultat der Politik Bismarcks, sondern des Nihilismus in Rußland und der aufblühenden Demokratie in Frankreih, die in Wahrheit den Frieden bedeute, Die 20 000 / für die Direktorstelle würde man unter andern Umständen bewilligen können, aber nah dem Adressensturm sei es die Pfliht des Reichstages, sih gegen die Forderung zu erklären. Seine Partei werde, um zu dokumentiren, daß sie mit dem ganzen gegenwärtigen System unzufrieden fei, gegen den Etat überhaupt stimmen.

Der Abg. Grad erklärte, daß seine Partei die Kolonial- politik mit Freuden begrüße. So nur könne die Arbeits- gelegenheit für die Jnduftrie vermehrt und der soziale Frieden im Jnnern des Reichs gefördert werden.

Die Generaldiskussion wurde hierauf geschlossen.

gn der Spezialberathung wurden zunäthst Kap. 1, Kap. 2 Tit. 1—14, Kap. 3 Tit. 1—10 und Kap. 4 Tit. 1 ohne Debatte genehmigt.

Das Haus berieth sodann Tit. 2,

Feri lag folgender Antrag der Abgg. von Helldorff und Genoßsen vor:

Der Reichstag wolle beschließen:

Kap. 4 Tit. 2 der Regierungsvorlage wiederherzuftellen und in Folge dessen statt der in zweiter Lesung bewi igten Summe von 219 100 Æ die Summe von 239 100 4 zu bewilligen;

. Tit. 6, Wohnungsgeldzushüfse, statt der in zweiter Lesung be- willigten 106 000 Æ die Summe von 107 700 4 zu bewilligen

i und

in Konsequenz des Beschlusses zu Tit. 2, Tit. 5 Kap. 7 der Ein- nahme (Wittwen- und Waisengeldbeiträge) die Summe um 270 M, vorbehaltlich der kalkulatorishen Feststellung der Ziffer, zu erhöhen.

A Des Weiteren beantragten die Abgg. Dr, Arnsperger und ofen:

Der Reichstag wolle beschließen :

bei dem Etat des Auswärtigen Amtes Anlage 3

1) Kap. 4 Tit. 2 einzustellen noch einen Direktor mit einer Befoldung von 20000 Æ# (Wohnungsgeldzushuß 1 Nr. 2 des Lay und somit den Tit. 2 in Höhe von 239100 M zu be- willigen;

2) Tit. 6 Wobnungsgeldzuschü}e in Konsequenz des Antrages ad 1 den Wohnungsgeldzusbuß für einen Direktor mit Feitmusett zu bewilligen und somit den Tit. 6 in Höhe von 107 700 A estzusetzen ;

3) Kap, 7 Tit. 5 der Einnahme, Wittwen- und Waisengeld- beiträge, für den Fall der Annahme der Anträge ad 1 vorbehaltlich der falfulatorischen Festseßung der Ziffer um 270 4 entsprehend zu erhöhen;

4) Kap. 5. Tit. 33 für einen General-Konsul in Kapstadt die Besoldung von 24000 (h und für den Sekretär des General- Konsuls die Besoldung von 6000 4, zusammen 30 000 , in den Etat einzuftellen und L Konsequenz dieses Antrages den in zweiter Berathung formirten neuen Titel 53 a mit den in Ansatz gebrachten Besoldungen von 16 000 Æ für den Konsul und 6900 Æ für den

Sekretär zu streichen; 5) für den Fall der Annahme des Antrages ad 4, Kap. 7

Tit. 5 der Einnahme, Wittwen- und Waisengeldbeiträge, um 90 A weiter zu erhöhen. j i: Endlich beantragten die Abgg. Herzog von Ratibor und

Genossen: Der Reichstag wolle beschließen : Auswärtiges Amt. Kap. 4 der fortdauernden Ausgaben :

Titel 2 die Regierungsvorlage wieder herzuftellen und dem- gemäß ein Unter-Staatsfekretär und zwei Direktoren 2c. und in der Gesammtsumme 239 100 4 zu bewilligen. .

Titel 6, im Fall der Annahme des Antrages zu Titel 2, die gestrichenen 1500 M wieder einzustellen und demgemäß in der Ge- fsammtsumme 107 700 Æ zu bewilligen. ; :

Der Abg. Richter (Hagen) erklärte, daß seine Partei die Frage der Bewilligung der zweiten Direktorstelle als eine reine Budgetfrage aufgefaßt habe und auc jeßt noh auffasse. Der Adressensturm gegen den Beschluß vom 15. Dezember v. F. könne weder die Würde des Reichstages herabseßen noch seine Beschlüsse bestimmen. Der größere Theil seiner Freunde werde deshalb auch heute gegen die Bewilligung der Forderung stimmen. / z

Der Abg. Frhr. von und zu Franckenstein erklärte, daß nah den unerhörten Angriffen, die gegen den Beschluß des 15. Dezember erfolgt seien, seine Partei auch heute ein ablehnendes Votum abgeben werde. i

Der Abg. Graf von Dönhoff-Friedrichstein ‘begründete seinen Antrag auf Wiederherstelung der Regierungsvorlage.

Der Bundeskommissar Geheime Legations-Rath Humbert wies nohmals darauf hin, daß die Errichtung einer zweiten Direktorstelle ein dringendes Bedürfniß sei.

Der Abg. Dr. von Lenz befürwortete die Wiederherstellung der Regierungsvorlage. i E

Der Abg. Rickert hob hervor, daß er und ein Theil seiner politischen Freunde schon heute für die Bewilligung des Direktorpostens stimmen werde, da sie überzeugt seien, daß das Provisorium, das jet in Bezug auf die rledigung der betr. Geschäfte bestehe, auf die Dauer nicht haltbar se. Dieses Votum sei aber niht durch die künstlihe Bewegung bestimmt worden, die pn Folge“ des Beschlusses vom 15. Dezember in- scenirt worden sei. A

Der Abg. Frhr. von Wöllwarth bestritt die Behauptung, daß die Bewegung in Folge des Dezemberbeshlusses eine künstliche gewesen sei. Noch nie habe er seine Laudsleute so aufgeregt gesehen, wie nah jenem Beschluß. Der Reichstag könne nichts besseres zur Wiederherstellung seines Kredits thun, als wenn er jenen Beschluß vom 15. Dezember wieder um- stoßen wollte. :

Der Abg. Payer gab Namens seiner Parlei die Erklä- rung ab, daß dieselbe aus sachlichen und politischen Gründen gegen die Vorlage stimmen werde.

Bei Schluß des Blattes sprah der Abg. von Vollmar.

Die im §8. 30 des preußishen Enteignung s- eseßes vom 11. Juni 1874 bestimmte sech8monatlihe Frist ür die Beschreitung des Rechtsweges gegen die in Bezug auf

die Entschädigungssumme getroffene Entsheidung der Re-

ierung ist nah einem Urtheil des Reihsgericht s, V. Civil- enats, vom 14. Januar d. FJ., auch dann gewahrt, wenn innerhalb der Frist die Klage auf Erhöhung resp. Ermäßi- gung der Entschädigungssumme mit Angabe eines bestimmten Quantums angestellt worden ist, und im Laufe des Klage- verfahrens, jedoch nah Ablauf jener se{chs8monatlihen Frist, der Kläger seinen Klageantrag durch Aenderung der beantrag- ten Klagesumme (der Enteignete durch Erhöhung der anfäng- lich geforderten Entschädigungssumme oder der Unternehmer dur Herabseßung der anfänglih von ihm zugebilligten Ent- schädigung) erweitert.

_— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Senator der freien Hansestadt Bremen, Dr. Gildemeister, ist von Berlin wieder abgereist.

Das „Marine-Ver.-Bl.“ veröffentliht folgende Nah- rihten über Shiffs8bewegungen (das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunst daselbst, nah dem Orte Abgang von dort). S. M. Kreuzer „Albatroß“ 830./11. 84 Auckland 15./12. 84 27./12, 84 Apia. (Poststation: Sydney [Australien].) S. M. S. „Ariadne“ 9./12. 84 Monrovia 25./12. 84 28./12. 84 Sangareeah Bucht 6./1. 6,/1. Ponga Rhede 7./1. 7./1 Los Jnsel 8./1. 8./1. Freetown 10./1. 15./1. Porto Grande. (Poststation: Plymouth.) S. M. S. „Bismardck“, leßte Nachrichten aus Kamerun vom 30./12, 84. S. M. S. „Elisabeth“ 2./1. Yokohama. Nation: Hongkong.) S. M. S. „Friedrih Carl“ Wilhelmshaven 23./2. zu einer sechstägigen Uebungsfahrt. (Poststation : Wilhelmshaven.) S. M. S. „Gneisenau“ 27./1. Zanzibar. S. M. Kreuzer „Habicht“ 3./2. Plymouth 7./2, 20./2, Madeira 22./2. S. M. S. „Hansa“ Kiel 11./2. 18./2. Kiel. (Poststation : Kiel.) S. M. Knbt. „Hyäne“ 21./10. 84 Matupi 29./1. Cooktown 17./2. (Poststation: Sydney [Australien].) S. M. Knbt. ltis“ 22./12. 84 Chemulpo (Korea). (Poststation : Hongkong.) S. M. Aviso „Loreley“ 24,/1. Malta 12./2. 17./2. Ns 28./2. (Poststation: Konstantinopel.) S. M. S. „Marie“ 1,/12. ‘884 Matupi (Poststation: Sydney [Australien].) S. M. Kreuzer „Möwe“ 7./12. 84 St. Paul de Loando. (Poststation : Madeira.) S. M. Kreuzer „Nautilus“ 19./8. 84 Tientsin. (Poststation: Hong- kong.) S. M. S. „Nymphe“ 19./12. 84 Prince Ruperts- Bay (Dominica) 2./2. 6./2. La Guayra 11./2. nah Puerto Cabello. (Poststation : St. Thomas [Westindien].) S. M. S. „Vlga“. Leßte Nachrihten aus Kamerun vom 30./12, 84,

S. M. S. „Prinz Adalbert“ 1./11. 84 Honolulu 10./11. 84 80./11. 84 Papeete (Tahiti) 4./12, 84—11./1. Callao. (Post- station: Vaiparaiso [Chili].) S. M. Brigg „Rover“ 20./1. St. Vincent 10./2. Heimreije. (Poststation : Plymouth). S. M. S. „Stosch“ 17./12. 84 Hongkong. Leßte Nachricht aus Hongkong vom 25./2. (Poststation : Sydney [Australien].)

Schleswig, 3. März. Heute Nachmittag fand - die Sg@hlußsißung der am 22. v. M. begonnenen XVIIL. Diät Ent SeN Provinzial-Landtags att.

Jn dieser Diät sind in 11 Plenarsizungen 5 Vorlagen der Königlichen Staatsregierung (Errihtung von Gewerbe- kammern, §. 25 des Entwurfs einer Landgüterordnung für Schleswig-Holstein, Kreisstatut für den Kreis Süder- dithmarshen, desgl. für den Landkreis Kiel, Erhebung einer Wegestrecke des Wesselburener Koogs in die Klasse der Nebenlandstraßen); 10 Vorlagen des ständischen Verwaltungs- aus\s{usses, außer dem von demselben erstatteten Jahres- beriht; 3- Privat-Propositionen (Abg. Ohrt, betreffend Sub- ventionirung eines Bootshafens bei Stein, Abg. Edding, betreffend Aufhebung des Verbots der weihen Bedachung in geschlossenen Ortschaften, Abg. Gurlitt, betreffend Nah- zahlung von Pensionen an die vormärzlichen Offiziere der vormaligen S(hleswig-Holsteinischen Armee) erledigt.

Es find im Ganzen 56 Petitionen eingegangen, wovon 37 denselben Gegenstand (Aufhebung des Verbots der weihen Bedahung in geschlossenen Ortschasten) betrafen und durch die Proposition Edding ihre Erledigung fanden. ge Petitionen wurden zurückgenommen ; drei sind dur eshlüsse zu Vorlagen des ständischen Verwaltungsausschufses erledigt, eine wurde zur Privatproposition erhoben; die übrigen dreizehn sind dem Petitionsausshuß zur Bearbeitung überwiesen.

Es sind nur zwei Ausshüsse mit je sieben Mitgliedern niedergeseßt gewesen: der Petitionsausshuß und der Aus\huß. zur Begutachtung der Gewerbekammer-Vorlage. Der leßtere hat einen, der Petitionsausshuß dagegen sieben schriftliche Berichte erstattet.

Eine Ergänzungswahl für den provinzialständishen Ver- waltungsausschuß hat stattgefunden.

Um 21/2 Uhr ward die Landtags-Diät von dem Ober- Präsidenten Steinmann mit nachstehenden Worten geschlossen :

„Hochgeehrte Herren!

Eine arbeitsvolle Session liegt binter Ihnen. Jn unverhältniß- mäßig kurzer Zeit ist es Ihnen gelungen, sowohl die an Sie ge- langten Vorlagen der Staatsregierung mit gewohnter Gründlichkeit zu erledigen und eine Reihe von Privatpropositionen und Petitionen Jhrer eingehenden Berathung und Beschluß- faffung zu unterziehen, als auch die Etats der provinzial- ständischen Verwaltung für 1885/86 zu prüfen und feftzustellen. Dieses Resultat is nur zu erreichen gewesen dur die unbedingte Hin- gebung, welche sämmtliche Mitglieder der hohen Versammlung, vor Allem aber der hochverehrte Herr Vorsitzende, wiederum an den Tag gelegt haben. In der That dürfen Sie mit Befriedigung auf Ihre Arbeiten zurückblicken, und \sich überzeugt halten, daß denselben die Anerkennung der Provinz in reihem Maße zur Seite stehen wird. Warmen Dank und hberz;lihe Anerkennung Ihnen auch Namens der Staatsregierung auszusprechen, is mir eine besonders angenehme Pflicht. Indem ih mi dessen Eee und Ihnen die besten Wünsche in die Heimath mitgebe, erkläre ih im Namen Sr. Majestät des Königs den XVIII. S(hleswig-Hol steinischen Provinzial-Landtag für geschlossen.“

Nach einem von dem Landtags-Marschall, Grafen zu Rangau-Rastorf ausgebrahten dreimaligen Hoh auf Se. Majestät den Kaiser und König trennte sih sodann die Versammlung.

Anhalt. Dessau, 3. März. Wie der „Anh. St.-A.“ meldet, ist die Erbprinzessin in der vergangenen Nacht von einer Prinzessin entbunden worden.

Oesterreih-Ungarn. Wien, 2. März. (Wien. Abdp.) Der Kaiser hat an den Minister-Präsidenten Koloman von Tisza anläßlih dessen Minister-Jubiläums folgendes Tele- gramm gerichtet :

„Empfangen Sie Meine innigsten Glückwünsche an diesem Tage, an welhem Jh, in dankbarer Anerkennung Zhrer Mir und dem Lande ein Jahrzehent hindurch geleisteten Dienste gedenkend, mit der Versicherung Meiner unveränder- ten Gnade und Meines Vertrauens dem aufrichtigen Wunsche Ausdruck gebe : die göttlihe Vorsehung möge Jhnen in Jhrer für Thron und Vaterland mit Aufopferung gewidmeten her- vorragenden Thätigkeit noch eine Reihe von Jahren hindur Gesundheit, Kraft und Ausdauéer verleihen.“

Schweiz. Bern, 3, März. Wie der „Bund“ hört haben die in Bern in den Wohnungen der verhafteten Anarchisten vorgenommenen Durhsuchungen ein reichhaltiges Material zu Tage gefördert. Namentlih werthvoll für die Untersuhung dürfte ein im- Vereinslokal des Anarchisten- vereins „Freiheit“ aufgefundenes Verzeichniß der anarchistishen Sektionen in der Shweiz und ihrer sämmtlichen Mitglieder sein. Die in Bern wegen anarchistisher Umtriebe verhasteten Personen sind, wie der „Bund“ weiter meldet, in Einzelzellen im Staatsgefängniß am Bollwerk untergebracht und stehen unter strenger Ueberwachung, damit kein Verkehr unter denselben stattfinden kann. Von den Verhasteten (22 Männer und 2 Frauen) wurden 2 wieder freigelassen, nämlih eine S{hweizerin und ein Schristseßer aus Oester- reih. Dagegen wurde am Freitag ein neu Verhafteter ins Antersuhungsgefängniß gebraht. Dem Berufe nach gehören die meisten, nämlich 14, der Schneiderzunst an; 3 sind Schrift- seßer. Neun Verhastete sind Schweizer (worunter zwei Berner, je ein Shwyzer, Thurgauer, Zuger, Freiburger und Aar- gauer) ; die übrigen find Ausländer deutsher Nationalität. Täglich finden durch den Bundesanwalt und die Unter- suhungsrihter mehrstündige Verhöre statt. Die Verhafteten erhalten die gewöhnliche Gefängnißverpflegung.

Velgien. Brüssel, 3. März. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung der Repräsentantenkammer wünschte Frère-Orban zu wissen, ob die Regierung keine Mit- theilung über die Berliner Konferenz zu mahen habe, und verlangte die Vorlegung der betreffenden Aktenst ücke. Der Minister-Präsident Beernaert erwiderte: die Regierung wérde nah der Rückkehr der Bevollmächtigten die erforderlihen Aufklärungen geben.

Großbritannien und Jrland. London, 2. März. (Allg. Corr.) Das Kabinet trat am Sonnabend Nach- mittag zu einer Sigung zusammen, um die durch das Ergeb- niß der Abstimmung über den Northcote'’ schen Antrag

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im Unterhause geschaffene Sachlage in Erwägung zu ziehen. Es handelte sich um die Frage, pu e spärliche Majorität, mit welcher dieser Antrag abgelehnt worden, angezeigt sein würde, die Leitung der Staatsgeschäfte fortzusezen. Diese Frage bildete den Gegenstand einer fast vierstündigen lebhaften Erörterung, die mit dem Beschluß endete, von einem Amtsrücktritt vorläufig abzusehen. Maß- gebend für diesen Entshluß war die Anschauung, daß, da die irishe Partei en bloc mit der Opposition gestimmt, die Majorität von 14 Stimmen nit zu klein sei, um das Ministerium zu befähigen, die Zügel der Regierung in Händen zu behalten.

Die Fen ppe tan onagen nach Suakim dauern immer noch fort. Das für Suakim bestimmte Ostheer soll aus 10 000 Soldaten, 15 000 Kameelen, 3000 Maulthieren und 1000 Pferden bestehen, abgesehen von den einheimischen Arbeitern, die an Ort und Stelle geworben werden. Da das Wasser in Suakim und auf dem Wege nah Berber nur für die Landesbewohner ausreitt , so wird eine Menge von Destillirapparaten mitgenommen, um die täglih nöthigen 60 000 Gallonen Wasser zu schaffen.

Die Admiralität hat bei der Schiffsbaufirma Thomson in Glaëgow sechs Torpedokreuzer bestellt und fich ferner von einer Anzahl von Firmen am Clyde und anderwärts Submissionen für zwei Panzerschiffe von je 11000 t und fünf Kreuzern von je 5000 t Deplacement erbeten. Die Gesammtherstellungskosten werden 3 000 000 Pfd. Sterl. betragen.

(Allg. Corr.) Das Armeebudget für 1885/86 veranschlagt die Bedürfnisse für das britishe Heer im kom- menden Finanzjahr auf 17820700 Pfd. Sterl. gegen 17 905 600 Pfd. Sterl. im Jahre 1884/85 und 15 975 537 Pfd. Sterl. im Fahre 1883/84. Verglichen mit dem laufenden Finanzjahr, weist das neue Budget eine Minderung von 84 900 Pfd. Sterl. auf. Diese verwandelt sih jedoch in eine Erhöhung von 1890100 Pfd. Sterl., wenn die dur die Expeditionen nach dem Nil und dem Bechuanalande nothwendig gewordenen Nachtragskredite in Berech- nung gezogen werden. Die Kosten des Feldzuges im Sudan sollen durch einen außerordentlihen Kredit gedeckt werden. Der Esffektivbestand der regulären Armee (mit Aus- {luß der in FFndien stationirten Truppen) is auf 142194 Mann angegeben, was gegen das Jahr vorher eine Zunahme von 1880 Mann darstellt. Es ist im Plane, zwei neue Corps zu bilden, nämlich ein kleines Corps Fußpolizei für den hei- mischen Dienst und ein Corps malayischer unterseeisher Mi- neurs behufs Vertheidigung der Kohlenstationên in Singa- pore, Hongkong, Ceylon und Mauritius.

3. März. (W. T. B) Jm Oberhause erklärte heute der Staatssekretär für Fndien, Kimberley: Hyderabad, Bhopal, Puttiala und Jhend hätten Truppen für die} Expe- dition im Sudan angeboten. Dies sei ein befriedigender Beweis für die Loyalität derselben. Er wisse freilih nit, ob es möglich sein werde, diese Offerten anzunehmen. Die Erinne- rung an diese Anerbietungen werde aber Englands Stellung in Jndien und die Bande, welche England mit diesem Lande verbinden, stärken. Lord Granville theilte mit: nah den neuesten Berichten Lumsdens hätten die russishen Vorposien an derx afghanishen Grenze den Zulfikarpaß und Sariyazi besezt; ein Posten befinde sich in Yulatan. Oberst Glikhanof habe fich vermuthlich nah Sariyazi zurückgezogen. -Es würden jeßt der russischen Regierung Vorstellungen gemacht und ernstlih darauf gedrungen, ihren militärischen Befehlshabern den strikten Befehl zu ertheilen, von weiteren Vorwärtsbewegungen abzustehen, die eine Kollision zwischen den afghanishen und russishen Vorposten herbeiführen könnten. Die russishe Regierung habe in ihrer Ant- wort auf die Vorstellungen Englands unter dem 24. v. M. es abgelehnt, sich von Sariyazi und dem Zulfikarpaß zurückzuziehen, have aber die Versicherung gegeben, daß sie ihren Offizieren befohlen habe, sorg- fältig Konflikte mit den Afghanen zu vermeiden und daß Verwickelungen nur zu befürchten seien, falls die Afghanen die russishen Vorposten angreifen sollten. Lumsden, der bemüht gewesen fei, Kollisionen zu verhindern, habe den Afghanen empfohlen, sich in den von ihnen beseßten Stel- lungen zu behaupten. Diesen Rath habe die englishe Regie- rung gebilligt und Lumsden gleichzeitig instruirt, den Afghanen ans Herz zu legen, nicht über ihre jeß.gen Stellungen hinaus vorzudringen. Mit Rußland dauerten vie Verhandlungen noch fort. Während derselben könne er nicht sagen, wie die genauen Grenzen sind. Ellenborough fragte an, ob das Haus diese Erklärungen so verftiehen jolle, daß es ih um einen Vormarsch der Russen in der Richtung auf Herat handele. Der Staatssekretär Kimberley erwiderte: Jeder, der die Landkarte zu Rathe ziehe, werde sehen, daß es si um einen sehr bedeutenden Vormarsch in der Richtung auf Herat handele. Lothian wünschte zu wissen: ob das Haus glauben solle, daß die Frage eines Krieges zwishen England und Rußland von der Chance eines Konflikts, zwishen den afghanishen und russischen Vorposten abhänge. Lord Granville verlangte, daß über diese Frage eine bezügliche Interpellation angemeldet werde.

Jm Unterhause kündigte Wolff an: er werde am Donnerstag die Anfrage an die Regierung richten: wie Lord Granville's Erklärungen über die egyptishe Angelegenheit mit der gestrigen Rede des O Bismarck in Einklang zu bringen seien. Der

nter-Staatssekretär Ashley erwiderte auf eine bezügliche Anfrage Bartletts: die Unterhandlungen mit Deutsch- land bezüglich Neu-Guineas dauerten noch fort; daher sei es unmöglih, Mittheilungen darüber zu machen. Der Unter-Staatssekretär Fißmaurice erklärte: Aus- züge aus dem Bericht Northbrooks sollten vorgelegt werden, sobald die L über die egyptishen Finanzen abgeschlossen seien. Der Premier Gladstone wohnte der heutigen Sißung wieder bei.

4. März. (W. T. B.) Die „Times“ drückt die Hoffnung aus, daß die zwishen England und Deutsh- land bestehende diplomatishe Spannung bald vershwinden werde. Jn den unbebauten Strichen der Erde sei Raum genug für England und Deutschland. Es sei kein Grund vorhanden, weshalb sie jenseits der Meere, wo immer sie sih begegnen, nicht ebenso befreundet sein sollten, wie sie es lange Zeit in Europa gewesen.

Der Kolonialsekretär in Fidshi, Thurston, is zum britischen Kommissar für die Verhandlungen, betreffend die Lösung der internationalen, die englishen und

ob es im Hinblick auf die-

die deutschen Jnteressen auf den wesilihen Süds ee-Jnseln berührenden Fragen ernannt worden. Sidney (Australien), 3. März. (W. T. B.) Das zur Verstärkung der englishen Truppen in Egypten bestimmte Kontingent von Neu-Süd-Wales ist heute nach Suakim aNgogangen. ombay (Indien), 2, März. (W. T. B.) Heute ist der leßte der Truppentheile, welhe für Suafkim be- stimmt find, von hier abgegangen.

Frankreih. Paris, 3. März. (W. T. B.) Der neu ernannte spanishe Botschafter Cardenas überreihte dem Präsidenten Grévy heute seine Beglau- bigungsschreiben.

Der Senat genehmigte heute mit 226 gegen 28 Stim- men das außerordentlihe Budget. Die Rechte ent- hielt sich der Abstimmung. Jm Laufe der Debatte sprachen Buffet und Chesnelong auf das Hestigste gegen dieses Budget. Freycinet rehtfertigtee das außerordentliche Budget, indem er auf die Nothwendigkeit hinwies, die Eisen- bahnen, Brücken- und Wegebauten zu verbessern. Gleich- zeitig hob Freycinet die auf diese Weise bereits erzielten glänzenden Resultate hervor und erkannte die Nothwendigkeit an, in Folge der gegenwärtigen Umstände die Ausgaben zu vermindern ; die begonnenen Arbeiten jedoch müsse man beenden. Schließlih wandte sich Fréeycinet gegen die pessimistischen Anschauungen der Vorredner und gab dem Vertrauen auf die Zukunst Ausdruck. Die Rede wurde sehr beifällig aufgenommen.

Die Deputirtenkammer beschloß, daß von den neuen Zushlagszöllen die vor dem 30. November 1884 eingeschissten Kornfrühte ausgenommen werden sollen. Die Zusagzzartikel zu der Tarifvorlage, wonach für Weizengriges ein Zoll von 51/, Fr, eingeführt wird, wurden angenommen,

Die Kommissioë für die Weltausstellung im Jahre 1889 schte heute die Summe zur Bestreitung der Kosten für tie Herstellung der Ausstellung definitiv auf 50 Millionen Francs fest.

Ein Telegramm des Generals Brière de L SLE, vom 28, v. M., meldet: er habe Phudoan verlassen und marschire auf Tuyenquan. Die chinesische Armee in a habe ihm den Weg versperrt, aber er werde ih in seinem Marsche nit aufhalten lassen. Die Besaßung von Tuyenquan habe in der Nacht des 25. v. M. einen heftigen Angriff zur Lg, die Verluste der Feinde seien bedeutend. General Négrier habe die Chinesen angegriffen und dieselben am Morgen des 23. v. M. in der Richtung auf Langson in die Flucht geshlagen. Die Transportschiffe seien am 24. Februar angekommen und die Truppen ausgeschiff worden. Ein Telegramm des Admirals Courbet, vom 1. d. M., meldet : er befinde si jeßt vor dem Flusse Ningpoo und habe sein Kreuzer- geschwader vor die Mündungen des JFangtsekian g gelegt, um die Reisausfuhr zu hindern. Der Fluß sei durch drei Kreuzer versperrt. Die Chinesen hätten si{ch bis 3400 Meter hinter die Absperrung geflüchtet. Mit den Forts am Ein- gange des Flusses sci eine Kanonade gewechselt worden. Eine Depesche aus Tientsin, vom heutigen Tage, meldet: der Preis des Reises habe sich um 20 Proz. erhöht.

Italien. Rom, 3. März. (W. T. B.) Jn der Deputirtenkammer erklärte heute bei der Berathung über die landwirthschaftlihe Krisis der Finanz- Minister Magliani: die Regierung werde nicht auf eine Erhöhung des Getreidezolls eingehen ; sie könne aber auh eine Herabminderung der Steuern nicht acceptiren, weil das Bubget im Gegentheil gestärkt werden müsse, um es vor jeder Störung zu bewahren.

Fn Einer gestrigen Ansprache an die Kardinäle hob der Papst noch hervor: es betrübe ihn, in vielen Reichen und bei vielen Nationen das Wirken der Kirche verkannt zu sehen, während doch vornehmlich von der Kirche die Rettung der gegenwärtigen Gesellschaft zu erwarten sei. Diejenigen, welche behaupteten, er könne sich mit dem gegenwärtigen Zu- stande ausföhnen, fügten dem Schaden noch Spott hinzu. Selbst in der Leitung der Kirche besiße er, der Papst, keine Freiheit. Der Papst wies hierbei auf die Angelegenheit der Propaganda, auf die Verzögerung in der Besetzung vakanter Bischofsstühle und auf die Unmöglithkeit hin, auch nur Rom gegen die einbrechende Häresie abzusperren.

Numäánien. Bukareß, 2. März. (Wien. Abdp.) Der rumänische Gesandte in Belgrad, Mitilineo, wurde in gleicher Eigenschast nah Brüssel (und dem Haag) ver- seßt, und der diplomatische Agent in Sofia Emile Ghika zum Gesandten in Belgrad ernannt. Georges Ghika, Gesandter in Athen, wurde nah Konstantinopel verseht und der Erste Gesandtschafts-Sekretär in Rom, Obedenare, zum Gesandten in A then befördert.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 4. März. (W. T. B.) Die deutsche „Petersburger Zeitung“ be- merkt gegentheiligen Meldungen gegenüber: es sei wenig Aussicht dazu, daß der gegenwärtig in St. Petersburg befin d- lihe Gesandte Butenieff seine frühere Stellung in Rom wieder einnehmen werde, es sei denn, daß die Beziehungen zwishen Rußland und dem Vatikan si günstiger gestalteten, als dies gegenwärtig nach den Vorgängen in Wilna der Fall sei. :

Amerika. Washington, 28. Februar. (Allg. Corr.) Der Senat hat es abgelehnt, die Frage betreffs der E in - stellung der Prägung von Silberdollars in Be- rathung zu ziehen. Diese Entscheidung seßt allen weiteren Sghritten in dieser Richtung während der gegenwärtigen Kongreß-Session ein Ende. Clevelands jüngster Brief, der an die Mitglieder der Silberpartei im Kongreß über die Silber- frage gerichtet war, hebt die Uebel hervor, die aus der fort- geseßten Prögung von Silber entstehen dürften. Es würde dadurch nämlich Gold aus dem Lande vertrieben werden. Die Arbeiterklassen würden insbesondere unter der verringerten Kaufkraft des Silbers leiden. Der Brief fährt fort: „Die- selben von den bevorstehenden Kalamitäten, die eine Folge der fortgeseßten Prägung von Silber jein würden, zu be- freien, ist sicherlich die patriotishe und dankbare Pflicht der Vertreter des Volkes.“

(W. T. B.) Die „Times“ meldet aus Phila- delphia vom 4. März: das Kabinet Clevelands sei, wie folgt, zusammengeseßt: Bayard: Auswärtiges, Manning: Finanzen, Lamar: Jnneres, Whitney: Marine, Endicott : Krieg, Vilas: General-Postmeister, Garland: Sustiz. Das Kabinet werde Clevelands Anschauungen zu Gunsten der Einstellung der Silberprägung unterstützen.

Asien. Japan. Yokohama, 23, Februar. (Alg, Corr.) Graf Jto und General Saigo sind zu japanischen Kom- missaren für die mit China anzuknüpfenden Unter- handlungen für die Schlichtung der coreanishen Diffe- renzen ernannt worden und haben heute die Reise nah Peking angetreten.'

Afrika. Egypten. Alexandrien, 4. März. (W. T. B.)

Auf Verlangen der Mitglieder der Staatsschuldenkasse ist die Verhandlung über die Berufung der Regie- rung gegen das Urtheil erster Jnstanz in dem Prozeß der Staatsschuldenkasse gegen die Regierung wiederum, und zwar bis zum 19, d. M., vertagt worden. _ Korti, 1. März. (Allg. Corr.) General Buller ist hier von Gafdul angekommen. Lord Wolsfeley hielt beute eine Ansprache an die s{hwarzen Truppen General Gordons, in welcher er dieselben für ihre Tapferkeit und Treue gegen Gordon belobte. Der Oberbefehlshaber zollte besondere Anerkennung dem FJngenieur und dem ein- geborenen Offiziere, die den Dampfer befehligten, auf welhem sih General Wilson und seine Mannschaften nach Khartum begaben. Lord Wolseley versprah den Truppen allen rüdck- ständigen Sold zu bezahlen und sie sobald als möglich mit neuen Kleidungsstücken zu versehen; auch erklärte er, daß er alle von General Gordon gemalten Versprechungen aner- kennen werde.

83. Värz. (W. T. B.) Ein Telegramm des „Reutershen Bureau“ berihtet: Die Truppena btheilung des Generals Brackenbury hat den Stamm der Monassirs wegen des an dem Obersten Stewart begangenen Mordes zur Strafe gezogen und marschirt in Gemäßheit der ihr inzwischen ertheilten Befehle nach dem Ingen Wo Merawi; der Marsh nach Abuhamed is auf- gegeben.

/ Madagaskar. Tamatave, 15. Februar. (Allg. Corr.) Ein französisches Kriegs\chiff ist hier angekommen, welches die 4. Compagnie der Bourbon-Freiwilligen, einige berittene Gens8d'armen, sowie Proviant und Munition für das französishe Okkupationscorps brachte. Kleine Verstär- kungen werden nach Vohemar und Diego Suarez gesandt ; leßteren Hafen haben die i bos unlängst besetzt. Von der Nordostküste der Jnsel liegen Nachrichten vor, wonach der dortige Handel vollständig stockt, da die Eingeborenen fürchten, daß die Sakalavas, welche die Franzosen in deren jüngsten Angriff auf das Hovalager unweit Vohemar unter- stüßten, einen Einfall in das Jnnere machen könnten. Es herrschen hier viele Krankheiten.

Zeitungsftimmen,

Dem Reichskanzler ist, wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ mittheilt, aus Goldbah das nachstehende Telegramm zugegangen:

„Die versammelten Mitglieder des Vereins bäuerlier Guts- besißer zu Goldbach in Ostpreußen bitten, ihre herzlichen Glückwünsche zu dem fo kraftvollen Wirken Gw. Durchlaucht um das fernere Be- a aa der Landwirthschaft im Vaterlande hiermit huldvoll anzu- nehmen.“ Í

Die „Neue Zeitung“ äußert über die vorgeftrige Rede des Reichskanzlers:

Wer khâtte geglaubt, daß die heutige Sißung den Reichstag zum ersten Male auf dem Gebiete der Kolonialpolitik einig zeigen, ja in einem starken Zuge nationaler Begeisterung einig zeigen würde ?

Dem gewaltigen Eindrucke der großen Rede des Fürsten Bismarck vermochte sih keine Partei zu entziehen, Kein Wunder! Wenn Fürft Bismark in die Arena des Parteikampfes hinabfteigt, versuht man sih mit ihm, wie mit jedem Anderen, heute aber sah man ihn in der Höhe seiner einzigen Weltstellung, und vor seiner Größe senkten ih die Waffen. Wir sind uns bewußt, wenn wir so den Eindruck seiner heutigen Rede nach allen Sciten hin kennzeichnen, damit nicht zu Übertreiben.

Nachdem bereits der Vertreter des Auswärtigen Amtes die

Kolonialpolitik der Regierung in einem Rükblicke ge\cildert und gegen die Behauptung verwahrt hatte, sie fei über die Grenzen ihrer Prin- zipien hinausgegangen, führte der Reichskanzler diese Betrachtung noch weiter aus. W328 wir aus den thatsählihen Schritten der Bis- marckschen Kolonialpolitik als das ihr Charakteristische wiederholt hergeleitet und dargeftellt haben, das finden wir nunmehr aus dem kompetentesten Munde bestätigt, und wir zweifeln nit, daß das Vertrauen der Nation zu einer Politik nur aufs Neue bestärkt werden kann, wele es als ihren Grundsaß aufstellt, die Dinge si frei aus der wirthschaftlihen Kraft und aus dem kolonisatorischen Bedürfniffe der Nation heraus organish entwickeln zu lasen, und welche nur je lange selbst handelnd eingreifen will, als sie sich dabei getragen wetß von dem Willen der Nation. _ Daß auch der Reichstag der Kolonialpolitik der Regierung cine überzeugungsvolle und ents{lossene Unterftüßung entaegenbringt, ift eine Nothwendigkeit namentlih dem Auslande gegenüber, aber roir freuen uns, daß der Reichskanzler nicht mehr so weit geht, vor jeder beliebigen Reichstagsmehrheit in seiner Kolonialpolitik zurück- zuweichen, sondern anerkennt, daß über der Volksvertretung das Volk selbst steht, und daß bei dem offenbaren Wider- spruhe zwischen der Haltung der Reichstagsmehrheit nnd der Volks\stimmung die Regieruna zunächst die Pfliht haben würde, in Neuwahlen an die Nation zu appelliren, ehe sie ein von dieser wohl erkanntes wichtiges nationales Interesse preisgäbe.

Von noch größerer Bedeutung war der zweite Theil der Rede.

. . Der Eindruck dieser Mittheilungen im Reichstage ‘war ein gewaltiger, weil man die ethishe Maht der großartigen Politik empfand und ehren suußle. welche sich darin enthüllte und in diefer Stimmung sahen wir heute auch Deutschfreisinnige und Centrums- redner, ja Windthorst selber den Ton eines warmen Patriotiêmus finden, der das Ausland belehren soll, daß Deutschland nach außen allezeit einig ift, und daß kein Deutscher seinen großen Staatsmann selbft wenn er klein genug denkt, ihm ein winziges Zeichen des natio- nalen Dankes vorzuenthalten wenn es denn einmal ernstlich gilt, nicht im Stiche lassen wird.

Möte diese Stimmung den heutigen Tag überdauern, den wir als einen nationalen Ehrentag nah so manchem Tage, der die Nation verunehrte, mit Genugthuung buchen können,

Die „Berliner Zeitung“ sagt:

„Die gestrige erste Sitzung des Reichstages na der Vertagung bot ein Bild so allgemeiner Uebereinstimmuag, wie es in unseren Parlamenten' zwar nur selten, aber mit Sicherheit allemal dann zu erblicken ift, wenn es gilt, die Einigkeit und Geslofsenheit Alldeutsch- lands gegenüber dem Auslande zu dokumentiren. Mag der Partei- hader die politischen Kämpfe auchß noch so zerfrefsen und vergiftet haben, sobald an die Volksvertretung die Mahnung herantritt, die Regierung gegenüber dem Auslande zu stützen, dann giebt es keinen Fraktionszwift, keinen Parteiuntershied mehr: einig und geschlossen stehen alle Parteien zusammen und jeder Zwiespalt hat ein Ende.“

Der „Schwäbische Merkur“ schreibt:

,_ Die kleinen, an si recht überflüssigen Ferien, welhe Windthorst kürzlih dem Reichstag diktirt hat und die nun vorüber find, haben doch cine gute orge gehabt, Die Reichsboten seinen zu Hause etwas gelernt zu haben, sie scheinen mit den gesunden Ansichten des