1885 / 60 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 11 Mar 1885 18:00:01 GMT) scan diff

Dr. Kaehler, Assist. Arzt 1. Kl. vom Regiment der Gardes du Corps, unter Uebertritt zu den Sanitäts-Offizn. der Landw. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 60, Schaefer, Assist. Arzt 2. Kl. vom Füs. Regt. Nr. 37, unter Uebertritt zu den Sanitäts- Offizn. der Res. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 59, aus dem aktiven Sanitäts-Corps au€gescieden. Dr. Löwenberg, Afsift. Arzt 1. Kl. der Landw. vom Res. Landw. Regt. Nr. 35, Dr. Hadra, Assist. Arzt 2. Kl. der Ref. vom Res. Landw. Bat. Nr. 86, aus allen Militärverhältnifsen entlaffen.

XIIL. (Königlih Württembergisches) Armee-Corps.

Abschiedsktewilligungen. Imaktiven Heere. 1. März. Graf v. Dillen-Spiering, Major a. D., zuleßt à la suite des Ulan. Regts. Nr. 20, Frhr. v. Moltke, Major z. D., zuleßt Escadr. Ghef im Ulan. Regt. Nr. 19, der Charakter als Oberst-Lt., Bahn- müller, Hauptm. a. D., zuleßt Comp. Chef im Inf. Nr. 121, der Charakter als Major verliehen.

Kaiserliche Marine.

Ernennungen. Beförderungen, Versezungen 2c. Berlin, 3. März, Deinhard, Kapitän zur See, zum Komman- danten S. M. Panzerschiffes „Bayern“, Kohl hauer, Kapitän-Lt., zum Kommandaxten S. M. Panzer-Fahrzeuges „Mücke“, Tirpit, Korv. Kapitän, zum Chef der Torpedoboots- Flottille, Jaeschcke, Hasenclever, Zeye, Kapitän-Lts., zu Chefs je einer Torpedoboots- Div., v. Ahlefeld, Kapitän-Lt., zum Kommandanten j, % M. Tor- pedo-Schulscbiffes „Blücher“, v. Kyckbuscch, Kou „pitän, zum Kommandanten S. M. Kreuzer-Fregatte „Stein“, Apri1- warzlose, Korvetten-Kapitän, zum Kommandanten S. M nom. euzer-Korvette „Sophie“, Graf v. Haugwiß, Korvetten» 4apitän zum Kommandanten S. M. Kreuzerkorvette „Luise“, Piraly, Kapitän-Lt., zum Kommandanten S. M. Brigg „Mux?quito“, Rüdiger, Kapitän-Lt,, zum Kommandanten S. M. Avisos „Grille“, v. Rosen, Kapit än-Lt., zum Kommandanten S. M. Kanonenboots „Drache“, Stuben rau, Kapitän-Lt. zum Kommandanten S. M. Kanonenboots „Cyclop“, für die diesjährigen Frühjahrs-Indienst- ftellungen ernannt. Deinhard, Kapitän zur See, von der Stellung als Commandeur der 2. Werft-Div., v. Kyckbusch{, Korv. Kapitän, von der Stellung als Direktions: Offiz. der Marine-Akademie und Sule, Graf v. Haugwitß, Korv. Kapitän, von der Stellung als Commandeur der Schiffsjungen-Abtheil., mit dem Antritt _threr Bordkommandos entbunden. v. Wietersheim, Korv. Kapitän im Admiralftabe, mit dem 1. April cr., unter gleichzeitiger Versetzung in das See-Dffiziercorps, von der Stellung als Mtolied der Art. Prüfungs-Kommission entbunden.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 11. Mä1z, Se. Majestät dcrx Kaiser und König nahmen heute militärishe Meldungcn sowie demnächst den Vortrag des Wirklichen Geheimen Raths von Wilmowski entgegen und empfingen später den Land- grafen von Hessen.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin besuhte heute, in Begleitung Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Wilhelm, die 15, Volksküche in Moabit.

Se, Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz empfing gestern Vormittag 10 Uhr den Geheimen Ober-Regierungs-Rath von Bötticher, nahm um 11 Uhr mili- tärishe Meldungen entgegen und empfing um 121/, U hr den Grafen zu Stolberg-Wernigerode. Un

Nachmittags 21/2 Uhr begaben Sich Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz und FJhre Königlihe Hoheit die Prinze)sin Christian zu Schleswig-Holstein nah dem Mausoleum zu Char- lottenburg.

Abends 71/2 Uhr erschien Se. Kaiserlihe Hoheit im Opernhause. |

Jhre Kaiserlihe und Königliche Hoheit die Kronprinzessin wohnte Vormittags 11 Uhr einer Feier im Friedrih-Wilhelms-Stift und Abends 8 Uhr der Feier im Luisen-Stift bei.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für das Seewesen und für Handel und Verkehr sowie die ver- einigten Ausschüsse desselben für Handel und Verkehr und für Justizwesen hielten heute Sißungen.

—DieSchlußberichte über die gestrigen Sißungen des Neichstages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.

ias In der heutigen (64.) Sißung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Reichs-Justizamts, Dr. von Schel- ling, sowie mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundesrath und Kommissarien desselben beiwohnten, begann das Haus die zweite Berathung des von dem Abg. Junggreen einge- brachten Geseßentwurfs, betreffend die Verwaltungs- und Gerichts\sprahe in den zum Reiche gehörenden Landestheilen, in denen eine nihtdeutshe Sprache die Volkssprache ist. Für die zweite Berathung hatte der Antragsteller selbst folgendes Amendement beantragt : Der Reichstag wolle beschließen : a) die Ueberschrift zu dem vorgeschlagenen Gesezentwurfe wie folgt anzunehmen :

Gese, betreffend die Gerichtssprache und die Veröffentlihung der Gesetze in denjenigen Theilen des Deutschen Reiches, in welchen eine nicht- deutshe Sprache die Volks\prache ist.

b. §. 1 wie folgt zu fassen:

In denjenigen Theilen des Deutschen Reiches, in welchen eine nihtdeutshe Sprache die Volkssprache ift, sind alle, diese Landes- theile besonders angehende Geseße und Verordnungen in der Volks- sprache zu veröffentlichen.

e, 8. 2 wie folgt anzunehmen:

Gbenso find in diesen Landestheilen die Rehtsverhandlungen, wenn der Angeklagte es verlangt, in der Volkssprache zu führen.

Bei Schluß des Blattes begründete der Abg. Junggreen sein Amendement, indem er darauf hinwies, daß man in der ersten Lesung darauf aufmerksam gemacht habe, die Regelung der Verwaltungssprache sei Sache der Einzelstaaten ; er habe sih deshalb auf die Gerichtssprache beschränkt.

In der heutigen (38.) Sizßung des Hauses der Abgeordneten, welher der Vize-Präsident des Staats-Ministeriums, Minister des Jnnern von Putt- kamer, der Minister der öffentlichen Arbeiten Maybach, der

ustiz - Minister Dr. Friedberg, der Staats - Minister von oetticher, der Finanz - Minister Dr. von Scholz nebst Re- gierungskommissarien beiwohnten, ftand auf der Tagesordnung : die Fortsezung der dritten Berathung der Geseyentwürfe, betre}fend die Feststellung des Staatshaushalts- Etats für das Jahr vom 1. April 1885/86 und

betreffend die Ergänzung der Einnahmen in

diesem Etat. : ;

Die Etats des Seehandlungs-Jnstituts und der Münzver- waltung wurden ohne Debatte unverändert angenommen.

Beim Etat der Verwaltung für Berg-, Hütten- und Salinenwesen dankte der Abg. Shult-Lupiß dem Minister der öffentlihen Arbeiten für die zur Erweiterung des Absatzes von Kainit getroffenen Maßregeln.

Der Abg. Dr. Freiherr von Schorlemer-Alst wünschte, daß in einer Novelle zum Berggeseß gegenüber dem Recht der Bergwerke, Grubenwässer und Bäche abzuführen, das Juteresse der Landwirthschast besser denn bisher gewahrt werde. Auch gegen die Kalamität der Bodensenkungen müßten Maßregeln getroffen werden. E

Der Abg. Dr. Natorp erklärte, daß gegen billige An- sprüche der Landwirthschaft die Jndustrie sih nicht ablehnend verhalten werde. An der Regulirung der Frage bezüglich der Abführung der Oberwässer sei niht nur die Berg- und Hütten- verwoltung, sondern au die Jndustrie betheiligt. ;

Der Staats-Minister Maybach hob hervor, daß die Staatsregierung die Nothwendigkeit anerkenne, die gerügten Nachtheile abzustellen. Aber an dieser Frage seien niht nur das Ministerium der öffentlihen Arbeiten, sondern au noh andere Ministerien betheiligt. Eine Verständigung darüber, wie Abhülfe zu bringen sei, {webe gegenwärtig, aber man dürfe diese shwierige Angelegenheit nicht überstürzen. i

Nach einer kurzen Bemerkung Seitens des Abg. Dr. Frei- herrn von Schorlemer-Al| wurde die Debatte geschlossen und das Kapitel bewilligt. Das Haus berieth sodann den Etat der für Rehnung des Staats verwalteten Eisenbahnen.

Der Abg. von Eynern wünschte eine Einschränkung des Wirthschaftsbetriebes auf den Bahnhöfen, da insbesondere in den ¡Fndustriebezirken die Bahnhofssrestaurants zu Branntwein- shänken geworden seien. ; : :

Der Regierungskommissar, Ministerial-Direktor Brefeld erklärte, daß man dem Publikum den Zutritt zu den Bahn- hofsrestaurants niht verwehren dürse. Wo indessen das reisende Publikum dadur Belästigung erfahre, würden die Behörden sicher Wandel zu {afen bereit sein. /

Der Abg, Dr. Frhr. von Schorlemer-Alst wünschte, daß den Bahnhofsbeamten die Jnstruktion eingeschärst würde, und daß die Bahnhofsräumlichkeiten vor allem für die Reisenden zugänglich blieben. : L

Der Abg. von Lyskowski wünschte weitere Herabseßung der Tarife für oberschlesishe Kohlen. :

Der Regierungskommissar, Geheime Ober-Regierungs- Rath Fleck erwiderte, daß Anträge in dieser Richtung nicht vorlägen. Sollte das geschehen, so würden dieselben zuvor der Prüfung der Bezirks-Eisenbahn: Räthe unterbreitet werden.

Der Abg. Dr. Wehr {loß sich der Bitte des Abg. von Lyskowski an, die durchaus berechtigt sei. Auch die Tarife für Getreide nah dem Westen seien herabzuseßen.

Der Abg, von Tiedemann (Bomst) erklärte, daß leßtere Forderung nicht im Interesse der Landwirthschaft liege, da dann auch russishes Getreide billiger gefahren werden müßte.

Der Abg. Schultz-Lupiß meinte, es sei besser, wenn für

«billigere Dungfrachten gesorgt würde.

Der Abg. Dr. Wehr bestritt die Ausführungen des Abg. von Tiedemann. _ j

Dex Abg. Freihetr vón Minnigerode hielt die Forderung einer weiteren Herabsetzung der Kohlentarife für zu weitgehend. Dagegen empfehle sich wohl die Einführung niedrigerer Tarife für das Getreide.

Der Abg. von Tiedemann-Bo:1# wies darauf hin, daß auf Grund der internationalen Verträge an der Herabsezung En auc das ausländische Getreide partizipiren müßte.

Nach einer weiteren Bemerkung des Abg. Büchtemann wurde die Debatte geschlossen ; die Einnahmen wurden hier- auf bewilligt.

Bei Schluß des Blattes trat das Haus in die Berathung der Ausgaben ein.

Einer Klage auf Zulässigkeitserklärung der Zwangsvollstrelung aus einem ausländischen Urtheil (§8. 660 der Civ.-Proz.-Ordn.) gegenüber ist na einem Urtheil des Reich 8gerichts, IV. Civilsenats, vom 5. Fe- bruar d. J., der Schuldner befugt, sowohl die Legitimation des Klägers, wenn er eine von dem in dem Urtheil Auf- geführten verschiedene Person ist, zu bestreiten, als auch die Tilgung des rechtskräftigen Anspruchs einzuwenden, Für diese Einwendungen is das mit der Judikatsklage befaßte in- ländische das Prozeßgericht, und eine Verweisung des Beklagten damit an das ausländische Gericht, welches über den Anspruch erkannt hat, niht gerechtfertigt.

Der General-Lieutenant von Alvensleben, Com- mandeur der 10. Division, ist mit Urlaub aus Posen hier angekommen.

Baden. Karlsruhe, 9. März. Die „Karlsr. Ztg.“ meldet: Von Sr. Königlichen Hoheit dem Erbgroßherzog sind andauernd befriedigende Nachrichten eingetroffen. Vor einigen Tagen wurde in Gegenwart des Professors Dr. Küster von dem Ober-Stabsarzt Friedel der Gypsverband abgenom- men. Die Untersuhung des Armes ergab eine be- deutende Verminderung der Anshwellung und eine fort- shreitende Resorption des Blutergusses. Die verlette Stelle am Ellenbogen wurde nun wesentlich als eine Quetschung erkannt, und Professor Küster hat sofort Massage angewandt, um die Blutzertheilung rascher zu bewirken. Es wurde nun ein gewöhnlicher Bandagenverband angelegt und der Arm in eine Drahtschiene gelegt sowie täglihe Massage verordnet, Gestern ist der Erbgroßherzog zum erstenmal aus- gefahren und in den Gärten bei Sanssouci bei herrlihem Wetter über eine Stunde spazieren gegangen. Sein Allgemein- befinden ist dem entsprechend sehr befriedigend.

Braunschweig. Braunschweig, 10. März. (W. T. B.) Jn der enn Sigzung des Landtages gab der Staats- Minister Graf Görtß-Wrisberg folgende (hon in kürzerer Fassung gemeldete) Erklärung ab: Es liege die Annahme nahe, daß seit Schluß des außerordentlichen Land- tages, am 17. Dezember v. L Schritte geschehen seien, um die wichtige Frage der Thronfolge zur Klärung zu bringen ; daher sei die Landesversammlung berechtigt, Mit- theilungen der Regierung zu erwarten, umsomehr als eine Menge Gerüchte in den Zeitungen verbreitet seien, daß die Landesregierung bereits in Verhandlungen bezüglich der Thron- folge eingetreten sei. Man habe auch auf die legte Anwesen- heit des Ministers in Berlin verwiesen; diese habe aber wesentlich zum Grunde gehabt, den Austaush von Ratifi-

I gm D E L res

kationsurkunden der Eisenbahnverträge herbeizuführen. Der Regentschaftsrath halte es für sahgemäß, dem Landtage davon Mittheilung zu machen. Was die gegenwärtige Lage der Thronfolgefrage betreffe, so sei die Sach age seit dem 17. De- zember wesentlich dieselbe wie damals. Es seien bei der Landes- regierung von keiner Seite und namentlih niht von Seiten des Herzogs von Cumberland, der ja bisher allein Rechte auf die Thron- folge im Lande beansprucht habe, irgendwelhe Schritte zur Klärung der s{webenden Thronfolgefrage geschehen. Ob in dieser Beziehung und inwieweit an anderer Stelle Schritte geschehen seien, darüber sei die Landesregierung nit in der Lage, der Versammlung irgendwelhe Mitthei- lung machen zu können. Ob in den kommenden Monaten bis zum Ablauf des Sterbejahres Ereignisse eintreten werden, die eine neue Phase in der Thronfolge- frage herbeiführen könnten, darüber stehe der Landes- regierung keine Kenntniß zux Seite; er vermöge darüber keine Mittheilung zu machen. Sollte bei Ablauf des Sterbe: jahres der Landesregierung eine Mittheilung, welche geeignet wäre, Verhandlungen herbeizuführen, niht zugehen, so werde die Landesregierung und der Regentschastsrath, gestüßt auf den §. 16 des Regentschaftsgeseßes, der Landesversammlung nach dem 18, Oktober diejenigen Vorschläge _Unterbreiten, welche dieser Paragraph an die Hand giebt. Bis dahin bitte der Regentschaftsrath, das demselben bei der Führung der provisforishen Regierung entgegengebrahte Vertrauen be- wahren zu wollen: das werde demselben bei der Lösung der obliegenden s{hwierigen Aufgabe eine Stüße gewähren. (Leh- haftes Bravo.)

Sachseu-Meiningen-Sildburghausen. Meiningen, 10. März. (Th. C.) Der Landtag des Herzogthums tritt später als gemeldet zusammen, weil zunächst die Beschlüsse der Generalversanmlung der Werrabahn, welche am 31, März abgehalten wird, in Sachen der Eisenbahn Sonne- berg—Lauscha abgewartet werden sollen.

Sachsen-Coburg-Gotha. Gotha, 10. März. (Th. C.) Der Landtag des Herzogthums Gotha ist nah seiner Kon- stituirung alsbald vertagt worden, da gestern der gemeinscha ft- lihe Landtag beider Herzogthümer zusammengetreten ist. Fn der Eröffnungsrede bezeihneteStaats-Minitter von Seebach den gemeinschaftlichen Etat, der dem Landtage be- reits zugegangen ist, als befriedigend und bat um die schleu- nige Berathung des dem Landtage ebenfalls bereits vorge- legten Kuratorengeseßes sür die Deutshe Grundkreditbank. Unter den sonstigen Vorlagen ist noch eine Uebereinkunft mit Sachsen, betreffend die Unterbringung verurtheilter jugend- liher Personen in eine Erziehungs- und Besserungsanstalt, zu erwähnen.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 9. März. (Wien. Ztg.) Jm Abgeordnetenhause wurde heute die Spezialdebatte über das Budget fortgeseßt. Der Voranschlag des Landes- vertheidigungs-Ministeriums wurde nach kurzer Debatte un- verändert genehmigt. Sodann gelangte der Etat des Ministeriums für Kultus und Unterricht zur Diskussion. Bei Titel 1, „Centralleitung“, entspann sich eine größere Debatte, an welcher sich Redner von beiden Seiten des Hauses

betheiligten.

Pest, 9. März. (Wien. N Die liberale Partei verhandelte heute Abend den Geseßentwurf in Betreff der Pensonirung der Staatsbeamten , acceptirte denselben im Allgemeinen und begann hierauf die Detailberathung. Die zur Vorberathung des Geseßentwurfs über das Wasser- recht eingeseßte Kommission des Abgeordnetenhauses begann die Berathung des Entwurses. Derselbe wurde nah längerer Debatte einstimmig angenommen. Die Spezial- berathung wurde für Mittwoh anberaumt. Jm Laufe der Debatte wurde au die Frage der Bodenameliorations-Bank angeregt. Der Handels-Minister Szecheny i erwiderte: vor Allem sei ein Geseß nothwendig, welches die Bodenverbesserung und die Ableitung der Gewässer ermögliche, ehe zur Errich- tung der Bank geschritten werde.

Schweiz. Bern, 10, März. (Bund.) Der am 26. Fe- bruar gefaßte Bundesrathsbeschluß, betreffend die Anarchisten in der Shweiz, hat folgenden Wortlaut :

Der schweizerishe Bundesrath, in Betracht: daß die von den Polizeibehörden mehrerer Kantone angestellten Untersuchungen ergeben haben, m in einigen Orten der Schweiz Individuen unter dem Namen „Anarchisten“ Assoziationen bilden und offen Raub, Brand- stiftung, Mord und Vernichtung der bestehenden Gesellschaft empfehlen; daß solche Aufforderungen durch Zeitungen ver- breitet werden, die in der Schweiz erscheinen oder dort zur Aus- theilung gelangen; daß eine gewisse Anzahl von Indizien die Ver- muthung aufkommen lassen, daß behufs Sprengung des Bundes- palaftes in Bern von Anarc{isten ein Komplot angezettelt worden ift, und daß sogar dem leßtern äußere Handlungen nachgefolgt find, die als Anfang der Ausführung sih chcharakterisiren ; daß diese Thatsachen entweder Verbrechen oder Vergehen gegen das Völkerrecht, oder Ver- brechen oder Vergehen gegen die verfassungsmäßige Ordnung und die innere Sicherheit des Landes bilden ; daß es unter allen Umständen noth- wendig geworden ift, eine geritlihe Untersuchung über das Thun und Treiben der Anarchiften zu eröffnen und dieselbe einer einheitlichen Leitung zu unterstellen; nach Einsicht des Berichtes und der An- träge des eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements, und in An- wendung von Art. 4, 6, 11. u. ff. des Bundes8gesetzes über die Bundes- strafrechtspflege und von Art. 32, 36 und 37 des Bundesgesetzes über die Organisation der Bundesrehtspflege, beschließt :

Arlt). Gine ftrafrehtlihe Verfolgung wird eröffnet gegen diejenigen Individuen, die auf s{chweizerishem Gebiete zur Begehung von gemeinen Verbrehen im Jna- oder Auslande aufgefordert oder auf andere Weise versuht haben, die verfafsungsmäßige Ordnung und die innere Sicherheit des Landes zu stören.

Art. 2. Herr Fürspred und National-Rath Müller in Bern ift zum Generalanwalt der \{chweizerischen Eidgenossenschaft ernannt und wird bei Anlaß dieser Verfolgung die Funktionen erfüllen, die dem Generalanwalt durch die Bundeëgesetßgebung zugeschieden sind.

Art. 3, Der gegenwärtige Beschluß wird „dem Bundisgerichte mitgetheilt, mit der Einladung, die zwei eidgenössishen Untersuhungs- rihter davon in Kenntniß zu seßen, sowie den Kantonsregierungen und dur deren Vermittelung den kantonalen Polizeibehörden.

Art. 4. Das eidgenössishe Justiz- und Polizeidepartement ist

mit der Vollziehung des gegenwärtigen Beschlusses beauftragt. _ Von den in Bern verhafteten Anarchisten sind einige wieder freigelassen worden. Gegenwärtig sind „noh neun, gegen welche {were Belastungsmomente vorzuliegen scheinen, in Haft. Die Voruntersuchung, soweit sie Bern be- trifft, scheint bereits dem Abschluß nahe zu sein.

Velgieu. Brüssel, 10. März. (W, T. B.) Der e Ura ldent Bernaert übergab der Kammer heute die Aktenftücke bezüglih der Berliner Konferenz

und brate einen Geseßentwurf behufs Genehmigung der Konferenzbeshlü}e ein. Der Präsident der Ruoaner: Thibeau, shlug darauf die Ernennung einer Kommission vor, welche beauftragt werden soll, eine Glüdckwuns}ch- adresse an den König auszuarbeiten. Die Kammer nahm den Vorschlag Thibean's einstimmig an.

Großbritannien und Jrland. London, 10. März. (W. T. B.) Jn der heutigen Unterhaussißzung erklärte der Unter-Staatssekretär Lord Fißmaurice auf eine bezüglihe Anfrage Gorsts: die Depeshe des Fürsten Bismarck vom 5. Mai vorigen Jahres sei Lord Granville nicht mitgetheilt worden; ein Theil derselben sei Granville vor etwa 10 Tagen vertraulih vorgelesen wor- den; er glaube nicht, daß irgend einem Staatsinteresse dur weitere Schritte in dieser Sache gedient werden würde. Auf eine Anfrage Slagge’'s erwiderte Lord rFiß- maurice: die englishen Handelsinteressen inner- halb des Gebiets des Sultans von Zanzibar seien durh einen Vertrag geshüßt; außerhalb des Gebiets des Sultans fielen dieselben unter die Bestimmungen für die Handelsfreiheit, die auf der jüngsten Berliner Kon- ferenz vereinbart worden seien. Dem Deputirten Hubbock erwiderte Lord Fißmaurice: auf die Note Lord Gran- ville's an den Botschafter Grafen Münster, vom 16. v. M., betreffs des deutshen Vertrages mit Samoa, sei noch keine Antwort erfolgt.

Im Oberhause antwortete Lord Granville auf eine Anfrage des Marquis von Salisbury: weder die englische Regierung noch die hiefige deutshe Botschast habe eine Bestätigung der Nachriht von der angeblichen Be- shimpfung der englishen Flagge in Victoria erhalten. Wie indessen auch die Sache fsich ver- halten möge, er sei auf Grund der freiwilligen Er- klärungen des Fürsten Bismarck damals, als das Gerücht von der Proklamirung des Protektorats über Samoa eintraf, sowie auch auf Grund der Thatsache, daß die Unte r- handlungen Englands mit Deutshland über die kfolonialen Angelegenheiten gegenwärtig in freundschaftlicher Weise geführt würden, davon über- zeugt, daß dieser Zwischenfall zu keinen unangenehmen Ver- widckelungen führen werde. Aehnlich sprach si der Pre- mier Gladstone im Unterhause unter lautem allseitigen Beifall aus.

Heute Nachmittag fand eine anderthalbstündige Kon- ferenz zwischen den Lords Granville, Harrington und Northbrook statt. Dem Vernehmen nach soll es sih dabei um Fragen betreffend die afghanishe Grenze gehandelt haben.

11. Malz. (W. T. B) Die Königin hat den englishen Delegirten bei der Berliner Kongo- Konferenz, Meade und Crowe, den Bath-Orden 3, Klasse verliehen.

De „imes glaubt. daß ein stoß an der afghanishen Grenze, da die Russen neuerdings in der Richtung auf Herat weiter vorge- gangen seien, niht unwahrscheinlich sei; die Afghanen seien unter Rath und Beistand der Vertreter Eng- lands auch vorbereitet, einer Fnvasion Widerstand zu leisten ; Lumsden sei angewiesen, unter Umständen die Verthei- digung Afghanistans zu organisiren. Der Emir von Afghanistan habe den Beistand der Engländer zur Ver- stärfung der Befestigungen von Herat gegen einen möglichen Angriff förmlih nachgesuht.

Frankreih. Paris, 10. März. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer beendigte heute die Berathung des Kultusbudgets und verwarf, troß dem Einspruch des Ministers, fast alle vom Senat vorgenommenen Modifi- kationen. Die Herabseßung der Gehalte für den Erzbischof von Paris, für die Prälaten von Algier und die Curés wurde aufrecht erhalten, ebenso die Aufhebung der Besoloung für die Domherren von St. Denis und des Kredits für Seminarstipendien. Nur einer theilweisen Wiederherstellung des Kredits für die Domherren wurde zugestimmt.

Spanien. Madrid, 10. März. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat den von den Liberalen ein- gebrahten Antrag, das Truppenkontingent von 70000 Mann auf 45 000 Mann herabzuseßen, mit 191 gegen 66 Stimmen abgelehnt.

Italien. Rom, 10. März. (W. T. B.) Jn der Depu - tirtenkammer wurde heute eine Jnterpellation an- gemeldet des Fnhalts: ob der Minister des Auswärtigen den Zeitpunkt für gekommen erachte, um Eröffnungen zu machen über die militärishe Aktion und Okkupation Ztaliens an der Küste des Rothen Meeres sowie über die Beziehungen Jtaliens zu England und den Centralmächten. Der Minister des Auswärtigen erklärte: er werde am nächsten Dienstag diese Anfragen, soweit es ohne Schädigung des öffentlihen Jnteresses möglich sei, beantworten.

Serbien. Belgrad, 9. März. (Wien. Ztg.) Der rumänische Gesandte Mitilineo überreichte heute dem König in feierliher Audienz sein Abberufungs- s\hreiben.

Amerika. New-York, 10. März. (W. T. B.) Nach in Washington eingegangenen Nachrihten aus New: Orleans ist in Folge des Vorgehens des Präsidenten Barrios zur Herstellung einer einzigen, aus den Staa- ten von Central-Amerika bestehenden Republik zwishen Guatemala und Nicaragua eine Kriegs- erklärun g erfolgt. Das Vorgehen des Präsidenten Barrios soll namentlih bezwecken, dem Bau des Kanals von Ni- caragua Hindernisse zu bereiten.

Süd-Amerika. Brasilien. Rio de Janeiro, 8, März. (Allg. Corr.) Das neue Parlament, welches na einem Appell an das Land über die Sklavenfrage erwählt worden ist, wurde heute vom Kaiser eröffnet, welcher in seiner Thronrede die Einbringung einer Regierungsvorlage für die Erleichterung der Sklaven-Emanzipation ankündigte und dem Parlament empfahl, diese Maßregel ernstlih in Berathung zu ziehen.

Afrika. Egypten. Korti, 6. März. (Allg. Corr.) Zum Lager für eine der beweglichen Kolonnen ift eine ausgezeichnete Stelle etwa 7 Meilen unterhalb Korti gewählt worden, Jn Merawi ist ein Sklave aus der Nähe von Abu Hamed an- gekommen, welcher meldet, daß die Rebellen unter Abu Hagel den Ort Kirbekan beseßt haben und eine Streitkraft unter Wad Abu Lekaley erwarten. Man glaubt, daß alsdann

Zusammen-

ungefähr 5000 Mann gegen die Engländer vorrücken werden. Der die Truppen des Mudirs in Merawi befehligende Offizier hat um Verstärkungen telegraphirt.

Zeitungsstimmen.

_ In der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ findet sich folgende Mittheilung :

Mehrere Mannheimer Holzhändler haben an den Reichstag die Bitte gerichtet, die von der Holzkomwission vorges{lagenen Zollsätze zu genehmigen und zu bes{chließen, daß dieselben sofort in Kraft treten, damit dem Auslande die Möglichkeit genommen werde, noch sein ganzes disponibles Material an Holz auf den deutschen Markt zu werfen. Zur Begründung dicses Antrages weisen die Petenten na, daß dur die Konkurrenz des Auslandes sowobl unsere Waldbesißer als aub unsere Se und die Händler in deutschem Holz \{on seit längeren Jahren außerordentlich gelitten haben. Die Erträgnisse vom Hektar Wald betrugen:

1868/1871 1880/1883 in Bades 70 M 23,15 M in Württemberg. . 28,05 , 24,90 n Bavern E N E , Der Säger verliert an einem Quantum Waare , das nit ganz einen Waggon von 19000 kg ausmacht , bei der Bretterproduktion etwas über 17 # Der Gesammtverdienst des Händlers an 1400 Stück deutschen Brettern beläuft sih auf 20,78 « und davon müssen noch Staatésteuern, Gemeindeumlagen, Platzpacht und Komptoir- spesen gedeckt werden. ; Die Petenten weisen ziffermäßig na, daß die Verdienste an- der fchwedischen Hobelwaare si dagegen auf 120,42 4 per Waggon à 10000 kg belaufen. Sie \{ließen mit dem Saz: „Die \Üd- deutshen Waldbesißer, Sägemüller und Händler bedürfen nothwendig eines Zollshußtes gegenüber der Mafseneinfuhr ausländischen Holzes.“

Die „National-Zeitun g“ schreibt :

Im Abgeordnetenhause wurde bei der dritten Lesung des Etats na einer heftigen, aber ergebnißlosen Generaldisfkussion, u. A. der wieder eingebrachte Antrag auf Vermehrung der Lotterieloose mit 162 gegen 152 Stimmen abgelehnt. Aus „Gthik*“ wird man also weiter den Finanz - Verwaltungen von Sachsen, Braun- {weig und Hamburg überlafsen, in Preußen eine Anzahl Millionen durch den Vertrieb ihrer Loose aufzubringen, Die geplante Erhöhung der Strafe für das Spiel in nichtpreußischen Lotterien wird daran nichts ändern. Die Majorität such{te ihre eigenen Bedenken über diesen großmüthigen Verzicht auf 4 Millionen Mark jährlich durch einen Beschluß zu beruhigen, wonach die Regierung ersucht wird, „entweder im Wege der Netich8gesetgebung oder, wenn das nit zu ermsglichen sein sollte, durch besondere Ver- handlungen mit ten Regierungen derjenizen deutshen Staaten, welche „noch_ Staatsklotterien haben, darauf hinzuwirken, daß sämmtliche Staatslotterien im Deutschen Reiche baldmöglichst auf- gehoben werden.“ Die Finanz-Minister von Sachsen, Braunschweig und Hamburg werden si aber mit Recht durch diese harmlose Re- folution nicht in ihrer Freude über den Beschluß, daß die Zahl der preußischen Lotterieloose unverändert bleiben soll, {tren lassen.

Dem „Hamburgischen Korrespondenten“ wird vom Niederrhein, den 6. März, berichtet :

Die Handelskammer in Barmen konstatirt in ihrem soeben er- statteten Rückblick auf die Lage der Industrie und des Handels im Jahre 1884 ein zufriedenstellendes Gesammtergebniß. Jn den wesent- lichsten Zweigen der Barmer Industrie (den Besatzartikeln) wird das verflossene Jahr fogar als ein gutes hervorgehoben. Freilich ist die in einem Bezirk, dessen Industrie so vielseitig dem Wechsel der Mode unterworfen ist, nie ganz \{windende Erscheinung, daß die befriedigende und stellenweise sogar s{wungvolle Lage nicht eine allgemeine zu sein pflegt, auch im abgelaufenen Jahre wiederum hervorgetreten. In mehreren Branchen is} eine Besserung nicht zu verspüren gewesen. So z. B. lautet der Bericht über Knopf- und Konfektionéstoffe nicht befriedigend, und auch über die Lage der Seidens- und Halbsfeidenindustrie .. . wird Ünbefriedigendes berichtet. Doch im Gndresultat, wie gesagt, kommt der Bericht zu dem Schlusse, „daß das geshäftlihe Gesammtergebniß ein zufriedenftellendes gewesen und eine Wendung zum Besseren nicht zu verkennen ist.“

Nirgendwo hat der „Freisinn“ vollständiger abgewirthschaftet, als im Wupperthal. Zuletzt if diese Partei am 15. Januar in Elber- feld in einer sie selbft un glaublih bloßstellenden Weise vor die Oeffentlichkeit getreten. Trotzdem beruft dieselbe nunmehr auf nächsten Sonntag eine allgemeine Wählerversammlung ein, in welcher ein redegewandter Elberfelder Bäckermeister gegen die Kornzölle sprechen will. Gewiß find in dem industriellen Wuppertthal die Getreidezölle nicht eben populär. Da jedoch die freisinnige Partei in Elberfeld für si sclber absolut Nichts mehr erhoffen kann, arbeitet sie mit dieser ohnehin verspäteten Azitation, wie so oft s{on, im Endresul- tate wieder einmal lediglich der Sozialdemokratie in die Hände. Weiter hat es keinen Zweck.

Armee-Verordnungs-Blatt. Nr. 4. Inhalt: Ein- führung eines vereinfachten Liquidationsverfahrens hbinsichtlich des Servises für Kantonnements- und Marschquartier. Wegfall der Einstellung von Offizier Aspiranten kei den Train-Bataillonen. Naturalquartier für Mitglieder der Landgends'armerie bei den Kom- mandos zu den größeren Truppenübungen. Badekurkosten. Dienstauszeihnungen. Nathtrag zur deutshen Wehr- und zur Heers ordnung. Die von der Artillerie-Werkftatt zu Spandau gelieferten Hufeisen. Beschwerden über die Beschaffenheit der an die Truppen im Jahre 1884 verabreichten Naturalien. Bekanntmachung der Lebens8versicherungs- Anstalt für die Armee und Marine. Vorräthig- haltung von Formularen.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 10. Inhalt: Nichtamtliches: Die Regulirung der Weser zwishen Münden und Karlshafen. (Schluß.) Vermischtes: Preisbewerbung zum neuen Reichsgerihtshaus in Leipzig. Längenausgleih-Vorrichtungen an Eisenbahngeleisen auf eisernen Brücken. Abdichtung {wer be- \hädigter eiserner Schiffe mit Hülfe von Beton. Ueber den Ur- sprung des Wortes „Tramway“. Bücherschau.

Statistische Nachrichten.

Der Kreis-Auss{chuß des Kreises Beuthen veröffentliht alljährlich seinen auf Grund des §. 127 der Kreisordnung zu erstattenden Bericht über die Verwaltung und den Stand der Kreis-Kommunal- angelegenheiten des Kreises Beuthen durch den ODruck. Dem neuesten, die Zeit vom 1. April 1883 bis 31, März 1884, um- fassenden Bericht entnehmen wir folgende Daten:

Das Staatsfteuer-Soll betrug pro 1883/84 1884/85

M.

M. 160 146 165 402 162063 171612

19115 13084 E L L E S AIO . Gewerbesteuer des platten Landes I A O Sewerdtlièuer des Kreises der 12960 12996

Mata . Gewerbefteuer der Stadt Beuthen 24225 24546 15024 15081

, Gewerbesteuer der Stadt Königs- « BeGumma L55057 O O

. Einkommensteuer . Klassensteuer . . Grundsteuer

hütte

& Pro 1884/85 kommen auf den Kopf der Bevölkerung 4,40 6, szgen 4,36 M des Vorjahres.

Die Zabl der einkommensteuerpflihtigen Haushaltungen beträgt 688 gegen 639, und die der flafsensteuerpflihtigen Haushaltungen 24 872 gegen 23 581 des Vorjahres.

Die Provinzialabgaben, sowie die Landarmenkosten baben wiederum eine Steigerung erfahren.

Von dem Kreise Beuthen wurden gezablt :

a. Provinzialabgaben 1883 11 645,60 1884 16 878,71 46, mithin mebr 5233,11 M b. Landarmenkoften 1883 22 212,03 A 1884 28 956,50 M, mithin mehr 6744,47 M. __ Auf den Kopf der Bevölkerung entfallen 0,40 ( gegen 0,30 4 im Vorjahre. 4

Von den 20 Landgemeinden des Kreises wurden im Etatsjahre 1883/84 an Kommunal- und Sculabgaben 172534 erhoben, d. i. im Durcschniit pro Kopf 341 4. Den Durhschnitt über- steigen 12, unter demselben bleiben 8 Gemeirden. Fn Brzezowißz wurden 2,12 K, in Mittel-Lagiewnik 4,74 4 Kommunalabgaben pro Kopf erhoben.

__ Der Prozentsaß der Zuschläge zu den Staatssteuern bewegt fich zwisben 80 Proz. (Ober-Lagiewnik) und 500 Proz. (Chropaczow). _ In den Landgemeinden kamen 1883/84 auf den Kopf der Be- völkerung im Durwschnitt H,: an SIagIG Un «4 498 b. an Gemecinde- und Schulabgaben . 341 , c. an Kreis-Kommunalabaaben . . . 08 , : ( / in Summa 8,63 M.

Der Kreis-Aus\chuß hatte in dem Geschäftsjahr vom 1. Dezbr. 1882—1883 36 Journalnummern zu erledigen und hielt 36 Sißungen. An \treitigen Verwaltungssachen liefen 166 neu ein, und 4 waren vom Vorjahre übernommen. Von diesen 170 Sachen blieben 144 unerledigt. Der Kreis hat eine Obligationenschuld von 329 900 M, deren Zinsfuß auf 4 Proz. herabgeseßt worden if, und eine Darlehens- \{uld an die Kreis-Sparkasse im Betrage von 174000 #4. Die leßtere ist von dem Reichs-Juvalidenfonds übernommen worden, wo- durch dem Kreise eine Zins- und Amortisationsersparniß von 527 4 jährlich erwachsen ift.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Von dem „Neuen Archiv der Gesellschaft für ältere deutshe Geshichtskunde zur Beförderung einer Ge- sammtausgabe der Quellensch{riften deutsher Ge- \chichten des Mittelalters“ ift soeben das zweite Heft des 10. Bandes erscbienen (Hannover, Hahnsche Bucbhandlung), welcbes diesen Band des Archivs zum Abs{luß bringt. Das von Profeffor W. Wattenbach redigirte „Neue Archiv“ erstattet bekanntli über den Fortgang des aroßen Unternehmens der Monnmenta Germaniae Bericht, theilt ‘die Resultate der für dasselbe unternommenen wifsen- schaftlichen Reisen mit und giebt über die in auswärtigen Biblio- theken untersuhten Handschriften Nachricht. Das vorliegende Heft berichtet zunächst über die von O. Holder-Egger und G. Waitz in den Jahren 1883 und 84 nah Frankreich. Belgien und Italien unternommenen Reisen. Der Erstere hat die Bibliotheken in Nordfrankrei% und Belgien für die Supplemente zu den Leber sbeschreibungen und anderen kleinen Monographien der farolingischen bis salischen Epoche, welche der 15. Band der „Seriptores“ bringen soll, durhforscht und zugleich einige Arbeiten jür die übrigen Gebiete dieser Abtheilung benußt sowie auf seiner späteren Reise nah Jtalien die bevorstehende Ausgabe der italienishen Gescbichts\{hreiber der Staufischen Epoche, besonders die, welhe der Herausgabe durch ihn selber harren, ferner die Supplemente der „Vitae“, welhe im 15. Bande der „Scriptores“ gesammelt werden, und andere Gebiete des aroßen Arbeits\eldes der Konumenta durch Studien gefördert. Hauptsächlich kam die Vatikanische Bibliothek in Betracht, aber auch die kleineren Bibliotheken in Rom fowie die in Afsisi und Modena wurden benußt. Hr. Waitz hatte als Hauptzweck seiner Reise nah Italien (die er mit Dr. Holder-Egger gemeinschaftlih ausführte), die Vorarbeiten für die Ausgabe des Liber pontificalis im Auge. Nachdem von ihm bereits früher der Ambrosianus in Mailand näher untersucht, der Catalogns Cononianus in Verona genau verglihen worden war, wurden diesmal die Handschriften in Rom und Florenz vollständiger, als es von Dr. Pabst gesehen war, benußt und die früher gemachten Collationen der beiden ältesten Handschriften in Neapel und Lucca einer Revision unterworfen, Ueber die wihtigen Resultate dieser Arbeiten gedenkt Prof. Wait später ausführlicher zu berihten. Aus Rom hat der- selbe auch einc Abschrift des Gedichts über die Kämpfe Friedrichs k. in Italien, eines sehr interessanten Venkmals mittelalterlicher Hifto- riographie und Poesie, für die Ausgabe der „Scriptores“ gewonnen. Einige andere Studien bezogen si avf eine früher übersehene Hand- schrift von Paulus’ Historia Langobardorum, die bisher nicht benußte dec Lorsher Chronik, mehrere Stücke für die „Scriptores“, Einhards Translatio S8, Petri et Mar- cellini, die Translatio 8. Germani, Ebonis apologeticum, Angilbert de constructione ecclesiae S, Richariüi, den Liber Gra- tissimus des Petrus Damianus für die Sammlung der Streit- riften u. a. Erschöpft, sagt Wait, sind die Reichthümer der Vaticana aud so noch keineswegs: sowohl in ihr wie in anderen Bibliotheken Italiens würden in der nächsten Zeit noch weitere Arbeiten nöthig sein. Den Reiseberihten sind Beilagen, betreffend die Historia Longobardorum des Paulus, das Chronicon Laurissense, die Salzburger Fortseßung der Chronik des Deutschordensbruders und die Weltchronik eines Minoriten von Assisi, beigegeben. Es folgen dann Beiträge von Robert Dorr zu der Frage, ob Theile der Ánnales Laurissenses majores und die sogenannten Annales Ein- hardi von dem berühmten Biographen Karls des Großen verfaßt seien. Diese neue Arbeit des Verfassers {lit sich an einen früher erschienenen Aufsat desselben über die historischen Schriften Ciihards sowie an Arbeiten von Manitius und Simfon an. Mit vielem Fleiß hat der Verfasser das Beweismaterial zusammen- getragen, um die Aehnlichkeit des Sprachschatßzes und einzelner Rede- wendungen in den Lanurissenses und den erwiesenermaßen von Ein- hard herrührenden Schriften darzuthun. Troßdem spricht si H. v. Sybel in einem Nachwort zu der Arbeit wiederholt gegen die Ansicht Dorrs aus, daß Einhard die Lanissenses geschrieben habe. Man injuriire denselben auf das Graufamsfste, sagt H. v. Sybel, wenn man ihn mit dem Verfasser der Laurissenses auf eine Linie stelle. Denn dieser stehe noch auf der Stufe geistiger Entwickelung wie die Mönche, welche die ersten annalistisben Notizen ia ihre Ostertafeln eintrugen. Ein gebildeter Mann, ein erfahrener Staatsmann wie Einhard, bätte niht mehr in der Weife der alten Annalisten \{riftstellern können, es wäre denn, daß er sein Publikum planmäßig hätte mystifiziren wollen, woran man vei Einhard doch nicht denken werde.— Der dritte größere Bei- trag des Hefts, von S. Löwenfeld, enthält cine E über die Kanonsammlung des Kardinals Deusdedit und das Register Gre- gors VII. Dann theilt E. Dümmler eine Reihe von ihm gesammel- ter lateinisher Gedihte des 9, bis 11, Jahrhunderts mit. Weiter folgen eine ganze Reihe von Miscellen, nämlich: Mainzer Chroniken-Handschriften, von C. Hegel ; Aus Handschriften, von O. Holder-Egger; Die Anfänge des Klosters Rheinau, von G. Meyer von Knonau in Zürih; Beschreibung eines alten Palaftes, von G. Schepß in Würzburg; Zu der Ausgabe der Gesta Apollonii, von Ludwig Traube; Der Maior domus in Marculf I, 25, von K. Zeumer; Vorrede des Abtes Ramwold von S. Emmeram zu einer vomiliensammlung, von K. Zeumer; Ein Beitrag zur Quellenkunde der Historia Polonica des Johannes Diugosz, von Boleëtaw Ula- nowsfi; Eine Frankfurter Handschrift des Bernardus Guido zur Ge- {ichte des Dominikanerordens, beschrieben von F. W. E. Roth; Drei ungedcuckte Kaiserurkunden und eine Erzbischöflich Mainzer Ur- kunde, mitgetheilt von F. W. E. Rotb ; Zu den Versen im Neuen Archiv 1X, S. 628, von K. E. H. Krause in Roftock; Aus Handschriften von W. Wattenbach ; Akten zum Schisma des Jahres 530, von P. Gwald. Aus den „Nachrichten“ am Schluß des Hefts sei zunächst mitgetheilt, daß die Gesellshaft durch den im vergangenen Sommer erfolgten

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