1885 / 73 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 26 Mar 1885 18:00:01 GMT) scan diff

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pe-—fSandesckCEiscebalyenrat§e-in-§ahrs-1884..--

Es folgte die dritte Berathung des Geseßentwurfs, betreffend dieErgänzung des Geseßes vom 29. Mai 1873 über das Grundbuchwesen in dem Bezirk des S OBOI Langer dea u Kassel mit Ausf{luß des Amtsgerichtsbezirks Vöhl. G

Der Gesetzentwurf wurde ohne Debatte unverändert an- genommen.

Das Haus berieth sodann den vom Herrenhause zurück- gelangten Geseßentwurf, betreffend die Einführung der Geseße vom 3. März 1850 und vom 27. Juni 1860 über den erleihterten Abverkauf und Austausch kleiner Grundstücke in dem Regierungsbezirk Kassel ausshließlich der vormals Großherzo g- lih hessishen Gebietstheile und in den Hohen- zollernshen Lande.

Der Geseßentwurf wurde in der vom Herrenhause be- s{lossenen Fassung unverändert angenommen, nahdem \ih der Abg. Dr. Graf von Posadowsky-Wehner gegen die im Herrenhause wider ihn erhobenen Anklagen vertheidigt hatte.

Es folgte die Berathung der Verhandlungen des D-—- .—- 6

Der Abg. Dr. Natorp hob hervor, daß cs im Jnteresse des rheinisch-westfälishen Bergbaues liegen würde, wenn die Kostentarife nah den deutshen Exporthäfen noch weiter er- mäßigt würden, und ewpfahl die Einführung einer zweiten Stückgutklasse in den Tarif.

Der Abg. von Wedell-Malchow bat, die Vorlage dur Kenntnißnahme für erledigt zu erklären. Auch die Gegner der Institution des Landes-Eisenbahnraths würden heute an- erkennen müssen, daß derselbe eine ersprießlihe Thätigkeit entfaltet habe.

Der Abg. Dr, Windthorst beantragte, den Gegenstand an eine Kommission zu verweisen.

Der Abg. Dr, Langerhans {loß \sich diesem Antrage an und hob hervor, daß es ein Mangel des Staatsbahnsystems sei, daß es seine Tarife niht den lokalen Bedürfnissen an- s{ließen könne.

Der Abg. Dr. Hammacher bat, in Zukunft die Ver- handlungen des Landes-Eisenbahnraths io frühzeitig vor- zulegen, daß sie gleihzeitig mit dem Eisenbahn-Etat der Budgetkommission überwiesen werden könnten.

Der Regierungskommissar, Ministerial-Direktor Brefeld er- widerte, daß die Vorlage dem Hause bereits bei seinem Zu- sammentritt zugegangen sei. Die Frage der zweiten Stück- gutklasse sei durch die Bezirks-Eisenbahnräthe angeregt wor- den ; die Staatsregierung werde auf Grund dieser Anregung vorgehen.

Die Abgg. von Nauchhaupt und von Wedell:-Malchow be- stritten die Behauptungen des Abg. Dr. Langerhans über die Nachtheile des Staatsbahnsystems.

Die Debatte wurde hierauf geschlossen, und die Vorlage dur Kenntnißnahme für erledigt erklärt.

Es folgte die Berathung der Uebersicht über die Verwaltung der fiskalishen Bergwerke, Hütten und Salinen im preußischen Staate für das Fabr vom 1. April 1883/84.

Der Regierungskommissar , Ministerial-Direktor Dr. Huyssen, nahm Veranlassung, die vor Kurzem aufgestellte Behauptung, als ob die Arbeitslöhne bei den fiskalischen Bergwerken reduzirt worden seien oder als stände eine solche Reduktion in Aussicht, als völlig unbegründet zurüdck- zuweisen.

Der Regierungskommissar, Geheime Bergrath von Rönne wendete sih gegen die in früherer Sizung von dem Abg. Letocha gemachte Bemerkung , daß in den oberschlesischen fiskalishen Bergwerken die Ärbeitskraft der Arbeiter in Übermäßiger Weise ausgebeutet würde. Diese Behauptung sei unbegründet, au seien die Löhne durhaus angemessen. (Schluß des Blattes.)

Die Königliche Akademie der Wissenschaften hielt am 19, d. M. zur Vorfeier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers und Königs, einè öffentliche Sitzung, welcher der Staats-Minister Dr. von Goßler beiwohnte,

Der vorsißende Sekretar, Herr Mommsen, eröffnete die Sißung mit einer Festrede, in welcher er über die Einigung der Nationen durch die Abrehte der Fremdherrschaft prach.

Der zweite Theil der Sißung war die statutengemäß vorgeschriebene Erstattung der Jahresberihte über die fort- laufenden größen literarishen Unternehmüngen der Akademie sowie über die Thätigkeit der mit ihr verbundenen Stiftungen und Fnstitutionen gewidmet.

Herr Mommsen berichtete sodann über den Fort- gang des lateinishen Jnschriftenwerks, der Paläographie der römischen Quadratschrist und der Prosopographie, sowie der Herausgabe der griechishen Jnschriften, Herr A. Kirchhoff über die Fortführung der griehishen Jnschriften- sammlung, Herr Zeller über die Herausgabe der Aristoteles- Kommentatoren und Herr Duncker über diejenige der politischen Korrespondenz und der Staatsschristen König Friedrichs H, der vorsißende Sekretar über die Ausgabe der Werke Jacobi's. Der Leßtere trug ferner den Jahresbericht der vorberathenden Kommission für die Bopp-Stiftung vor, Herr du Bois-Reymond denjenigen des Kuratoriums der Humboldt-Stiftung für Naturforshung und Reisen ; endlich erstatteten die Herren Wait und Conze die Jahresberichte der Central-Direktionen bezw. der Monumenta Germaniae Historica und des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Jnstituts.

Die im Reihs-Eisenbahnambt aufgestellte, in Nr. 72 des „Reichs-Anzeigers“ veröffentlichte Uebersicht der Betriebsergebnisse deutscher Eisenbahnen für den Monat Februar d. J. ergiebt für die 41 Bahnen, welche au schon im entsprehenden Monate des Vorjahres im Be- triebe waren und zur Vergleihung gezogen werden konnten,

. mit einer Gesammt-Betriebslänge von 31 171,16 km, nah-

ftehende Daten :

Die Einnahme aus allen Verkéehrszweigen war im Februar d. J.: a, beim Vergleiche der provisorisch ermittelten Ergebnisse des laufenden Jahres mit dem Definitivum des Vorjahres: bei 15 Bahnen mit zusammen 3507,75 km höher und bei 26 Bahnen mit zusammen 27 663,41 km niedriger, als in demselben Monate des Vorjahres, und auf das Kilometer Betriebslänge bei einer Bahn mit 1536,10 km unverändert, bei 14 Bahnen mit zusammen 2193,51 km höher und bei 26 Bahnen mit zusammen 27 441,55 km (darunter 7 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) niedriger, als in demselben Monate des Vorjahres; b, beim Vergleiche der pro-

visorisch ermittelten Sie des laufen- den Jahres mit den im Vorjahre ermittelten

provisorishen Angaben: bei 20 Bahnen mit zusammen 8729,72 km höher und bei 21 Bahnen mit zusammen 22 441,44km niedriger, als in demselben Monate des Vorjahres, und auf das Kilometer Betriebslänge bei 20 Bahnen mit usammen 6630,91 kw höher und bei 21 Bahnen mit zu- E aitba 24 540,25 km (darunter 6 Bahnen mit vermehrter Be- I DO geringer, als in demselben Monate des Vor- jahres.

Die Einnahme aus allen Verkehrszweigen war vom 1. Ja - nuar bis Ende Februar d. J.: a. beim Vergleiche der provisorisch ermittelten Ergebnisse des lau- fendenJahres mit dem Definitivum des Vorighres: bei 23 Bahnen mit zusammen 28 734,83 km höher und bei 18 Bahnen mit zusammen 2436,33 km geringer, als in dem- selben Zeitraume des Vorjahres, und auf das Kilo- meter VBetriebslänge bei 19 Bahnen mit zusammen 4903,87 km Höher und bei 22 Bahnen mit zusammen 26 267,29 km (darunter 7 Bahnen mit MEBGEE Betriebslänge) geringer, als in demselben Zeitraume des Vorjahres; b. beim Vergleiche der provisorisch ermittelten Ergebnisse mitedtn- -im-=Vorjabee ermætteltenchprovi-otch en Angaben: bei 25 Bahnen mit zusammen 29 592,20 km yöher und bei 16 Bahnen mit zusammen 1578,96 km ge- ringer, als in demselben Zeitraume des Vorjahres, und auf das Kilometer Betriebslänge bei 23 Bahnen mit zusam- men 6739,12 km höher und bei 18 Bahnen mit zusammen 24 432,04 km (darunter 6 Bahnen mit vermehrter Betriebs- länge) geringer, als in demselben Zeitraume des Vorjahres.

Bei den unter Staatsverwaltung stehenden Privatbahnen, ausschließlih der vom Staate für eigene Rech- nung verwalteten Bahnen, betrug Ende Februar d. J. das

esammte konzefssionirte Anlagekapital 160 280 000 ( (54 915 000 /6 Stammaktien, 44595 000 4 Prioritäts-Stamm- aktien und 60 770 000 6 Prioritäts-Obligationen) und die Län ge derjenigen Strecken, für welche das Kapital bestimmt ist, 643,20 km, fo daß auf je 1 km 249 192 M entfallen.

Bei den unter Privatverwaltung stehenden Privatbahnen betrug Ende Februar d. J. das gesammte konzessionirte Anlagekapital 632024829 M (314 769 650 #6 Stammaktien, 70914100 #4 Prioritäts- Stammaktien und 246 341 079 A Prioritäts-Obligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche dieses Kapi- E ist, 3326,21 km, so daß auf je 1 km 190 014 M entfallen.

Das neueste „Militär-Wochenblati“ enthält Bestim- mungen, betreffend die Kommandirung bezw. Beurlaubung der im aktiven Militärdienst be- findlihen Militäranwärter im FJnteresse ihrer Civilversorgung, vom 20. März d. J., welche mit dem 1. April d. J. in Kraft treten.

Generalstabs-Uebungsreisen werden in diesem «jahre bei dem Garde-Corps, IIL, IV., V., VI, VIL, VIIL, IX,, X, und XI. Armee-Corps stattfinden.

n Bezug auf die Uebungen der Ersaßtzreser- visten für das Etatsjahr 1885/86 is bestimmt worden :

Aus der Ersagreserve 1. Klasse sind einzuberufen:

a. zu einer ersten (10 wöhigen) Uebung: bei der Jnfan- terie 13 158 Mann, bei den Jägern 360 Mann, bei der Fuß- Artillerie 1100 Mann, bei den Pionieren 700 Mann, beim Train 180 Manp, zusammen. 15 498 Mann.

b, zu einer zweiten (4 wöchigen) Uebung : bei der Jnfanterie 8320 Mann, bei den Jägern 280 Mann, bei der Fuß- Artillerie 900 Mann, bei den Pionieren 500 Mann, zusammen 10 000 Mann und zwar in erster Linie Mannschaften, welche im Etatsjahre 1884/85 zum ersten Mal geübt haben.

c, zu einer dritten (14tägigen) Uebung: bei der Jnfanterie 7182 Mann, bei den Jägern 180 Mann, bei der Fuß- Artillerie 704 Mann, bei den Pionieren 434 Mann, zusammen 8500 Mann und zwar in erster Linie Mannschaften, welche im Etatsjahre 1882/83 zum ersten Mal geübt haben.

Jn der Armee treten aus Anlaß des Etats für 1885/86 u. A. folgende Formations- 2c. Aenderungen ein:

Die 1. und 2. Kavallerie-Brigade werden zur „Kaval- lerie-Division des 1, Armee-Corps“ vereinigt, deren neu zu formirender Stab in Königsberg i. Pr. garnisonirt.

Beim 1. und T1, Armee-Corps wird je eine „Landwehr- Inspektion“ unter der Bezeichnung 1. bezw. 2. Landwehr- „Fnspektion errichtet, deren Stab Königsberg i. Pr. bezw. Bromberg als Garnison erhält.

Das Landwehr - Bezirs- Kommando Berlin, welchem ein zweiter aktiver Regiments:Commandeur hinzutritt, zerfällt in 2 Regimenter mit der Bezeichnung: Reserve-Land- wehr-Regiment (1. Berlin) Nr. 35, Reserve-Landwehr-Regi- ment (2. Berlin) Nr. 35.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Kaiserlicher Unter-Staatssekretär Dr. von Mayr und Königlich sächsischer Ta Regierungs-Rath Böttcher, sind von hier wieder abgereist.

—_— S_M S. „Stosch“, 16 Geschüße, Kommandant Kapitän z. S. von Nostit, ist am 25. März cr. in Kooktown eingetroffen.

Köln, 26. März, (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Prinz von Wales is mit seinem Sohne, dem Prinzen Albert Victor, gestern Abend 10 Uhr, von Darmstadt kommend, hier eingetroffen und alsbald nach Brüssel weitergereist.

Hessen. Darmstadt, 24, März. (Köln. Ztg.) Die Zweite Kammer berieth heute über die durch die Beschlüsse der Ersten Kammer zu dem Budget hervorgetretenen Mei- nungsverschiedenheiten. Dieselben wurden theilweise dur Nachgeben erledigt; über die nicht erledigten wird die Erste Kammer morgen Nachmittag beschließen. Am Donnerstag wird die Zweite Kammer über das Gemeinde-Umla gen - gesehß berathen.

Braunschweig. Braunschweig, 25. März. (W, T. B.) Von Seiten der staatsrechtlihen Kommission des Landtages wurde in der heutigen Landtagssißung nach- stehende Erklärung verlesen :

Die von der Landesversammlung eingeseßte Kommis- sion für staatsrehtlihe Angelegenheiten hat ihre Auf- abe nicht allein in der Vorprüfung etwaiger Vor- agen finden zu sollen, sondern den Absichten der ' Ver- fammlung auch dadurh zu entsprechen geglaubt, daß sie etwa zur Förderung der \{chwebenden Fragen dien- liche Ycaßregeln durch eigene Anträge anzuregen habe. Sie hat demgemäß die Frage erwogen, ob die von dem Staats-

Minister in der Sißzung vom 10. d. M. abgegebene Erklärung Veranlassung zu einer Gegénäußerung der Landesversammlung, insbesondere zu einer Erklärung bezüglih ihrer Auffassung der die Thronfolge betreffenden Fragen geben könne oder müsse. Die Kommission hat diese Erwägung mt ohne vor- gängige Verständigung mit der Landesregierung abschließen zu dürfen geglaubt und is in Folge der dieserhalb stattgefundenen Besprechungen zu der Ueberzeugung gelangt, daß ein derartiger Schritt Seitens der Landesversammlung bei der gegenwärtigen Lage der Sache einerseits nicht erforderli, andererseits nicht wünschenswerth sei. Sie hat e A von einer Anregung in dieser Richtung abgesehen, bält sihch indessen für verpflichtet. von der stattgehabten Prüfung der Landesversammlung diese Mittheilung zu machen. Die Kommission glaubt noch hervorheben zu follen, daß bezüglih des Regentschaftsgeseßzes vom 16. Februar 1879 zwischen der Landesregierung und der Kommission Einverständniß darüber herrsche, daß einerseits zur shleunigen Dur(hführung der nah H§. 6 dieses Gesetzes event. erforderlih werdenden Maßnahmen , soweit thun- lih s{hon vor Ablauf der darin festgestellten Frist, vorbe- reitende Srhcitte thun Tin wérdên, “dä aber andererstiks die Aufgaben und Befugnisse des Regentschaftsraths eintreten- arf ey erst mit der Durhführung der gedahten Maßnahmen erlöschen.

Diese Erklärung wurde ohne Debatte ad acta genommen, Auf die Anfrage eines Abgeordneten, wie es mit der Zahlung der Erbschastssteuer von einer halben Million Mark seitens des Herzogs von Cumberland stehe, erwiderte der Staats- Minister Graf Görß-Wrisberg: er sei zur Zeit niht in der Lage, diese shwierige und delikate Frage zu beantworten.

Sachsen-Kobnrg-Gotha. Koburg, 2. März. (W. T. B.) Der Herzog von Edinburg ist über Darmstadt nah England abgereist.

Gotha, 26. März. (W. T. B.) Jn der heutigen Sizung des gemeinschaftlihen Landtages wurde das Geseß, betreffend die Sanirung der Deutschen Grund- kreditbank, in der Fassung der Regierungsvorlage bei der Endabstimmung mit 16 gegen 13 Stimmen genehmigt.

Anhalt. Dessau, 24, März. (Lpz Zta..) Jn der jeßt geschlossenen Diät haben dem Landtage sechs Geseß- entwürfe vorgelegen und find durch Beschlußfassung er- ledigt worden: das Etatsgeseß; ein Geseßentwurf, betr. die Aushebung der Gesetze wegen Ueberweisung des vierten Theiles des Reinertrages von Leopoldshall an die Staatsschulden- verwaltung; ein anderer wegen Abänderung der Brandkassen- ordnung ; ferner eine Ergänzung des Gesetzes über die Ueber- weisung weiterer Staatsstraßen an die Kreise; eine Aenderung der Bauordnung, und eine Ergänzung des Gesetzes wegen Einführung von Grundbüchern. Der Haupt-Finanzetat für 1885/86 wurde in Einnahme und Ausgabe auf 9 138 000 M festgestellt. i

Oesterreich-Ungarn. Wien, 24. März. (Wien. Abdpst.) Heute waren abermals beide Häuser des Reichsrathes ver- sammelt. Das Herrenhaus verhandelte über die Congrua - vorlage, zu welcher zahlreihe Redner das Wort ergriffen. Vor Eintritt in die Verhandlung wurde eine Erklärung des Episkopats verlesen, worin derselbe seine Stellung gegenüber der Vorlage präzisirt. Im Abge- ordnetenhause wurde die Generaldebatte über di Nordbahnvorlage zu Ende geführt. Vei der Abstimmung wurde der Antrag der Minorität auf Uebergang zur Tagesordnung über die Vorlage mit 165 gegen 136 Stimmen abgelehnt. Desgleichen fiel det Antrag Zal- lingers auf Vertagung des Gegenstandes bis zum Herbste mit 164 gegen 144 Stimmen. Sodann wurde -der Antrag der Majorität, die Vorlage als Grundlage für die Spezial- debatte anzunehmen, mit 166 gegen 141 Stimmen zum Be- s{chlusse erhoben.

Spalato, 24. März. (Wien. Abdpst.) Die Yacht „Mirama r“ mit Jhren K. und K. Hoheiten dem Kron- prinzen Erzherzog Rudolph und der Kronprinzessin Erzherzogin Stephanie an Bord is heute Morgens hier eingelaufen. Es herrscht Regenwetter.

Pest, 24, März. (Wien. Abdpst.) Der volkswirth- schaftlihe Ausschuß des Abgeordnetenhauses be: \{loß, die Vorberathung der Zolln ovelle auf den 9. April i“ ai Que Zum Referenten wurde Alexander Hegedüs gewählt.

Großbritannien und Jrland. London, 25.,März. (W. T. B.) Wie das „NReutersche Bureau“ erfährt, wären alle zur Zeit beurlaubten Offiziere der eng- lishen Truppen in Jndien und der eingeborenen in- dischen Regimenter heute zurückberufen worden.

Aus Malta wird unter dem heutigen Tage gemeldet, daß der Aviso „Jris“, mit Zebehr Pascha an Bord, nah Gibraltar abgegangen ist.

Frankreih. Paris, 23. März. (Köln. Ztg.) Die Regierung wünscht, daß die Kammer ihre Osterferien erst am 2. April antrete und bereits am 20. ihre Arbeiten wieder aufnehme, damit das Budget so schnell wie mögli erledigt werde. Der Finanz-Minister Tirard legte deshalb au heute das Budget für 1886 auf den Tisch des Hauses. Dasselbe unterscheidet sich nur wenig von dem für 1885; von den neuen Ausgaben wurden nur die un- umgänglih nothwendigen aufgenommen. Der Marine- Minister wird dieser Tage die neuen Kredite für den Kongo verlangen, die in Folge der Ab- machungen in Berlin nothwendig geworden sind. Für das erste Jahr {äßt man sie auf 21/5, für die späteren Jahre auf 11/2 Millionen. Das Gese über das Wahl- verfahren für bie Deputirtenkammer ist mit 412 gegen 99 Stimmen so angenommen worden, wie der Conseils- Präsident es gewünscht und vorbereitet hatte. Auch die Frage über die Frist für die neuen Wahlen is nach Herrn Ferry's Plan entschieden worden: die Regierung darf 60 Tage vor Ablauf der Vollmachten der Deputirten die allgemeinen Wahlen anberaumen.

Italien. Rom, 25. März. (W. T. B.) Der „Ysservatore Romano“ veröffentliht den lateinischen Text eines unter dem 1. Februar von dem Papst an den Kaiser von China gerihteten Schreibens, in welhem der Papst dem Kaiser empfiehlt, den Missionären und Christen in dem chinesishen Reiche stets, namentlih aber in so schwierigen Zeiten wie jeßt, seinen Schuß angedeihen

zu lassen.

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vöm 25. d. M., eingegangene Télegramm melô&t: Dec} —— In de „Berliner Zeltunßs-Kdrresponvenz“-

Türkei. Konstantinopel, 25. März. (W. T. B.)

Reli Riza Pascha ist nah Berlin abgereist.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 25. März. (W. T. B.) Das an der Londoner Börse verbreitete Gerücht, wona die Antwort Rußlands auf die Pro- positionen Lord Granville's vom 16. d. keine befriedigende sei, wird von der „Nordischen Telegraphen-Agentur“ als vollständig aus der Luft gegriffen bezeichnet ; dieselbe ist ermächtigt, mitzutheilen, daß die Antwort auf jene Pro- positionen von hier noch niht abgesandt ist. L

426. März. (W. T. B.) Anläßlih der Erklärung des Premiers Gladstone, daß es keinen Vortheil biete, an- gesihts der Fortdauer der Verhandlungen über die afghanishe Grenzfrage detaillirte Aufschlüsse zu geben, sagt das „Journal de St. Pétersbourg“: Dies ist ein weises und wohl angebrachtes Wort. Wir werden es nicht sein, die den Rath, welchen der englische Premier seinen Zu- hörern gegeben hat, unberücksitigt lassen werden.

_Mitfxl-Amerika. (W..T. B.), Ein über New-York,

Präsident von San Salvador befindet sich mit 10 000 Mann an der Grenze von Guatemala und is bereit, dem Präsidenten Barrios entgegenzutreten. Nach einer Depesche aus Panama sind die Führer der Auffstän- dischen und die Vertreter der Regierung in Panama zusammengekonmmen und haben beschlossen, eine Kommission zur Regelung der Streitfragen zu ernennen.

Afrika. Egypten. (Allg. Corr.) Ueber das Gefecht, welches am leßten Sonntag, sünf Meilen von Suakim, stattgefunden, hit der Kriegs-Minister von dem General Graham nachstehende Telegramme empfangen :

Suakim, 23. März. Mc Neill meldet: Berkshire Ne- giment getödtet Lieutenant Swinton und 12 Mann. See- truppen 8 Mann todt, 12 verwundet. Flottenbrigade : Getödtet Lieutenant Seymour und 6 Mann. Genietruppen : Kapitän Romilly und Lieutenant Newman todt. Fndisches Kontingent: Etwa 25 Todte, darunter Major von Bever- houdt, und 70 Verwundete. Es ist unmöglich, vorläufig wei- tere cFnformation zu erlangen. Der Feind drang in das Carré der Zeriba ein, das unvollkommen gebildet worden. Der Angriff dauerte etwa 20 Minuten. Der Feind verlor nahezu 1000 Mann. Der Verlust an Transport- Kameelen, Pferden und Mauleseln ist sehr groß. Gegen- wärtig feuert der Feind niht. Als das Schießen zuerst hör- bar wurde, um 2 Uhr 45 Minuten, ließ ih die Garden aus- rücken, mit Ausnahme eines Bataillons, das vorher mit einem Wagenzuge nah Haschin gesandt worden war. Die übrigen Bataillone rückten mit reitender Artillerie zwei Meilen in der Richtung der Zeriba vor, wurden aber nach Empfang eines Telegramms von Mc Neill zurückgezogen. Zwei Bataillone marschiren morgen mit weiteren Zufuhren aus. Jch werde die Garden begleiten und weitere Details senden. /

23. März, 61/5 Uhr Abends. Jch langte um 12 Uhr Mittags bei der vorgeshobenen Zeriba mit den Garden und einem großen Wagenzuge an. Jh schicke die Verwundeten und Lastthiere mit der indishen Brigade und den Grenadier- garden unter Fremantle zurück und lasse zwei Bataillone der Garden hier bei McNeills Brigade. Eine starke Zeriba ist errichtet worden und ih halte die Stellung für gesichert gegen jede Anzahl des Feindes. Der gestrige Angriff war überaus plözlich und entschlossen und war unglücklicher- weise gegen unseren s{wächsten Punkt gerihtet. Die Sikhs griffen den Feind mit dem Bajonnet an. Das Berkshire- Regiment hielt sich ausgezeichnet, säuberte die Zeriba vom Feinde, wo er eingedrungen war, und erbeutete drei Stan- darten. Die Seesoldaten führten sih ebenfalls gut auf. Die Flottenbrigade war sehr exponirt und hat stark gelitten. Auch die Genietruppen haben stark gelitten, da sie während ihrer Arbeiten angegriffen wurden. Der Feind litt empfindlide Verluste; mehr als 1000 Leichen wuden gezault, Und mäe=glaubl, daß viele ans- gesehene Chefs gefallen sind. _ bedauere sehr unsere ernsten Verluste, bin jedoch der Meinung, daß McNeill Alles that, was unter den Umständen möglih war. Die Ka- vallerie, nämlich das 5. Ulanen-Regiment , that bei der Necog- noscirung ihr Bestes ; da jedoch das Terrain buschig war, war es unmöglich weit zu sehen. Die Truppen hielten sich außer- ordentlih gut. Alle Stabs- und Regiments-Offiziere thaten ihr Aeußerstes. Der Feind fstürmte mit tollkühnem Muthe heran. Er sprang über die niedrige Zeriba sicherem Tode entgegen, und obgleih er einen tempörären Erfolg durch Ueberrumpelung erzielte, hat er eine ernste Lektion erhalten und bis jeßt nicht wieder versucht, unsere Zeriba zu behelligen.

Zeitungsftimmen.

Aus dem Regierungsbezirk Stettin wird der „Nord- deutschen Allgemeinen Zeitung“ geschrieben : / i

daß dort die ländliche Bevölkerung allgemein Üübec wirtschaft- \chaftlihen Rückgang klage. Troß der größtentheils befriedigenden Ernte lasse sich bei den vielfah nicht einmal die Produktionkoften deckenden Preisen aller landwirthschaftlichen Erzeugnisse eine Wendung zum Befssern nicht bemerken. Man hoffe unter den Landwirthen, daß die Erhöhung der Kornzölle Wandel sbhafen werde. Wie sehr die auéländise Konkurrenz an dem niedrigen Stande der Getreidepreise betheiligt ift, beweist auch die Höhe der Einfuhr, welche im Jahre 1884 über Stettin ftattfand. Dieselbe betrug an Weizen 75 116 t gegen 44337 t im Jahre 1883, an Roggen 123 412 t gegen 193 498, an Gerste 14 861 gegen 36 473, an Hafer 114 641 gegen 61 013, an Erbsen 8411 gegen 5795 t. Danach hat also die Einfuhr, abgesehen von Roggen und Gerste, überall gegen das Vorjahr bedeutend zugenommen, troß- dem die Ernte besser war. Ausfuhr fand fast nur in Gerste ftatt, blieb aber auch darin unbedeutend Außer durch den niedrigen Stand der Getreidepreise hatten die Landwirthe auch noch unter den gedrückten Spirituspreisen zu leiden, welhe bis auf 49,10 M für 10 000 Liter- Prozent fielen und damit einen \o uiedrigen Standpunkt erreichten, wie er bisher kaum jemals dagewesen ist. Inzwischen ist zwar eine geringe Preisfteigerung eingetreten, die jedo den Absat: nicht wieder beleben konnte. Es lagern zeitweilig am Stettiner Play 22 bis 3 Millionen Liter Spiritus. Unter folchen ungünstigen Preiskon- junkturen arbeiten die Brennereien nur mit Verlust und steht daher der Schluß der Spiritusproduktion früher als sonst zu erwarten.

Das „Dresdener Journal schreibt:

Die sächsishen Sparkassen, deren Ergebnisse für das Jahr 1884 nun zusammengestellt sind, haben sib auch in diesem Jahre in Mer Weise weiter entwictelt, wie nachstehende Uebersicht ergiebt :

j um etwa 26 Æ für jeden Kopf der etwa 3 Millionen Köpfe zählen-

| Zahl j Einzahlungen Rückzahlungen : Gt LSS vi C E M E F E ps s Jahr Spar- Zahl Betrag Zahl Betrag faffen |(Tausend)| (Mill. 4) |(Tausend)| (Mill. M) | e 1880 175 769 | 87,7 595 78,8 1881 178 801 3,9 606 84,9 1882 182 938 88,4 605 j 87,1 1883 188 1085 | 89,0 642 | 83,1 1884 191 1187 | 96,8 648 83,2

Summa | 4780 | 4454 3066 | 417,1

Während der tetten 5 Jahre sind hiernach im Köniareich Sachsen 16 Sparkaffen entstanden, und bei sämmtlichen Sparkassen 445 Mil- lionen Mark in 4,8 Millionen Posten eingezahlt, sowie 417 Millionen Mark in 3,1 Millionen Posten zurückerhoben worden. Das Spar- authaben der Einleger wuchs in dieser Zeit ducch den Einzahlungs- übersWuß um 28 Millionen Mark, dur Einlagenzinsen um etwa 50 Millionen Mark, insgesammt also um etwa 78 Millionen, d. i

den Bevölkerung.

lesen wir unter der Ueberschrift „Der hanseatische Geist der Bürgerschaft Bremens“:

Am 14. März d F. vollzog sich in der freien Stadt Bremen ein Ereigniß, dessen Bedeutung für Deutschland von der Presse eben- sowenig genugsam gewürdigt worden ist, als die Größe der Opfer, die dabei von den Bürgern dieses Kleinstaates zur Tragung über- nommen worden sind. Wohl noch niemals if von Einwohnern Bremens seit dem Wiederaufbau dieses Staates nah der Franzosen- zeit ein Beschluß voa größerer Tragweite gefaßt worden, als der, für den sich diese Bürgerschaft am obigen Tage in einer einzigen Sitzung entschied. Denn es wurde dec Ansbluß des Bremischen Gebietes an das Reichs-Zollgebiet beschlossen, ob- wobl hierdurch diesem kleinen, nur den dreihundertsten Theil der Be- völkerung Deutschlands umfassenden Staatswesen, eine Summe von mehr als 50 Millionen Mark Kosten aufgebürdet wird; denn ab- gesehen davon, daß Bremen für eigene Rechnung einen Freibezirk mit einem Kostenbetrage bis zu 224 Millionen auszugestalten hat, muß es weitere 30 Millionen für die nun bedingte Korrektion der Unter- weser auf sih nehmen. Der vom Reiche bewilligte Zuschuß hat auf diese beiden Installirungen keinen Bezug. L

Nachdem das Reich dem Bestehen der Freihäfen cin Ziel geseßt, stand Bremen vor der Wahl, auf seine Stellung als Emporium des Welthandels zu verzihten oder. unter Tragurg verhältnißmäßig ungeheurer Lasten in çanz neue, noch unsihere Verhältnisse einzu- treten. Hätte in diesem Kleinstaat nicht der Geist der alten Han- seaten fortgelebt, und hätten in ihm solche Éleinkrämerische Erwägungen Plaß gegriffen wie sie im Deutschen Reichêtage in einigen Reden bei Gelegenheit der Dampfersubventions- und Kolonialdebatten. zu Tage traten, so würden seine Bürger die zu bringenden wahrhaft großartigen Opfer gescheut und sich der Zukunft eben aufs Gerathe- wohl überlassen haben. Aber der fortlebende hanseatische Geist zog es vor, Bauwerke und Wasserstraßen für Jahrhunderte zu schaffen, um den Schiffen, die die gewohnte Freiheit in der Stadt niht mehr vo1 finden, eine stattiihe Herberge in dem Freigebiet anzuweisen, das mit allen sowohl bisher üblichen, wie auch in den Koukurrenzhäfen üblich gewordenen Anstalten auszustatten ist.

Die im Reicbêtage bei der Dampfersubventions- und bei der Kolonialdebatte aufgeworfene Frage, wo denn der Nachweis sei, daß solche Ausgaben sih auch wirklih rentiren werden, kam den Bürgern des Staates Bremen nicht in den Sian. Das Vertrauen in ihre eigene Thatkraft und der Glaube an Bremens Zukunft war zu mächtig, um sich auf solhe Erörterungen zu einer Zeit noch einlassen zu sollen, wo durch eine gewaltige Umgestaltung der volitishen Wer- hältnisse Deutschlands sih dem deutschen Arbeitsfleiße und der deutscben Handelsmarine mächtige neue Arbeitsfelder. eröffnen.

Wohl ift auch in Bremen vorher Jahrclang darüber kerum- gestritten worden, ob der Zollanshluß an das Reih Bremen Segen oder Unsegen bringen werde. Als aber die Frage in offizieller Form vor die Búrgecschaft selbs kam, _da zöôgerte man nit lange, um sch für den Ansbluß zu entsc{eiden. Aber noch mehr. Dieser sowohl hinsihtliÞh seinec Finanzen wie des gesammten Eiwerbslebens keineswegs auf Rosen gebettete Kleinstaat bätte sich8s auch noch überlegen können, ob er sih mit einem kleinen Hafen bescheiden will, so daß die Kosten von 30 Millionen für Korrektion der Unterwesec ganz in Wegfall hätten kommen können. Man entschied sih aber hochherzig sogleich für das Ganze, indem man die Hoffnung auf bessere Zeiten und auf den guten Stern Bremens setzte. Man besann sich, daß Bremen seither viel zu sehr nur mit den überseeischen Ländern verkehrt habe, und daß man jeßt ih viel enger a das deutshe Mutterland anschließen und weit mehr als seither mit dessen Jndustrie verkehren könne. Auch zog man in Betracht, daß Bremen jelbst Raum, Thatkraft und Kapital für eine eigene Industrie habe, und daß daher die {weren Lasten, die man sih nun auferlegt, dem Gemeinwesen, das sie zu tragen hat, vielleicht erst recht zum Segen gereichen. /

Diese Erwägungen erleucbteten die Bremer Bürgerschaft an dem Tage des denkwürdigen 14. März d. J., an dem sie in einer einzigen Sißung den Anschluß der Stadt Bremen und ihres ZolUgebietes an das Reich, und die Uebecnahme der dadur bedingten so überaus {weren Lasten bes{lofß. i :

Diese an den Tag gelegte Thatkraft, dieses Vertrauen in die eigene Schaffenskraft, sticht wahrlih sehr grell von dem Éleinkräme- rishen Geiste gb, welcher einigen Parteien des Deutshen Reichstages innewohnt, wênn es sih um Entscheidung von Vorlagen des Reichs- kanzlers handelt, welche dem ganzen Reiche eine große Zukunft er- {ließen sollen und bei denen es sich um Opfer dreht, deren Belang vershwindend gering im Vergleiche zu jenen Opfern ist, die der Kleinstaat Bremen im Vertrauen auf seine Thatkraft ganz allein übernommen hat.

Armee-Verordnungs-Blatt. Nr. 6. Inhalt: General- \stabs-Uebunas8reisen bei den Armee-Corps im Jahre 1885. Weg- fall der Schießprämien bei den Landwehr-Bezirks-Kommandos. Uebungen der Ersatzreservisten für das Etatsjahr 1885/86. For- malions- 2c. Aenderungen aus Anlaß des Etats für 1885/86. Kommandirung bezw. Beurlaubung der im aktiven Militärdienst be- findlihen Militäranwärter im Interesse ihrer Civilversorgung. Verhütung von Flurbeschädigungen dur das Publikum 2c. bei den größeren Truppenübungen. Einfetten der Schußwaffen. Matertalienverkehr im Garnisonhaushalt. Quittungsausstelung. Wohlthätigkeit.

Amtsblatt des Neibs-Postamts. Nr. 10. Jrhalt: Verfügungen vom 16. März 1885, Durchfuhr von Tafeltrauben in Fäfern durch das Reichsgebiet. :

Nr. 11. Jnhalt: Verfügungen: vom 15. März 1885, Vollziehen der Postanweisungen und Ablieferungs\cheine Seitens der preußischen Justi;kafsen. :

Nr, 12, Jnhalt: Verfügungen: vom 19. März 1885. Leitung der Briefsendungen nach Persien.

Nr. 13. Inhalt: Verfügungen: vom 21. März 1885. Seepost- verbindung mit Norwegen,

Central-Blatt der Abgaben-Geseßgebung und Ver- waltung in den Königiich preußischen Staaten. Nr. 6. Inhalt: Anzeige der in der Geseßz-Sammlung und im Reichs-Gesetz- blatte erschienenen Geseße und Verordnungen. Allgemeiue Ver- waltungsgegenstände: Veränderungen in dem Stande und in den Be- fugnissen der Sen und Steuerstelen. Zulafsung der Prioritäts- Anleihen der Berlin-Stettiner und der Cottbus-Großenhainer Eisen-

bahnen zur Bestellung von Amtskautionen. Indirekte Steueru :

Abänderung der Tarasäße für Wollengarne. Ausstellung von Ursprungszeugnissen bei der Einfuhr von Roggen. Berechnung der Stempelabgabe für Lotterieloose. Personalnachrihten. Beilage: Handels- und Schiffahrtsvertrag zwischen dem Deutschen Reih und

o/ Griechenland vom 9. Juli 1884.

Centralblatt derBauverwaltung. Nr. 12A. Inhalt: Nichtamtliches: Herstellung der Preßcylinder für fenkcechte S vbifffs- hebevorrihtungen. Die Preisbewerbung für Entwürfe zum Reichs- gerichtshause in Leipzig. TTl, Getreidebeförderung und Elevatoren in Amerika. Vermischtes: Honigmanns feuerloser Dampfkessel. Dr. von Quintus-Jcilius F.

Eisenbahn-Verordnungs-Blatt. Nr. 7. Inhalt: ;

Allerhöchster r vom 9. März 1885, betr. Einseßung einer König-

lichen Direktion für die Verwaltung des durch das Geseß vom 23, Februar 1885 auf den preußischen Staat übergehenden Braun- \chweigischen Eisenbahnunternehmens , anderweite Abgrenzung der Eisenbahn-Direktionsbezirke und Errichtung von Betriebsämtern in den Eisenbahn -Direktionsbezirken Berlin, Breslau, Altona und Köln (rechtsrheinis{). Erlasse des Ministers der öffentliben Acbeiten : vom 11. März 1885, betr. die vom 1. April 1885 ab festgeseßten Betriebsamts-Bezirke der Staatseisenbahn-Verwaltung, vom 14. März 1885, betr. Wageumieth-Berehnung, vom 16. März

-18857- betr: Abänderun-und-Ergänzung: des- BetriebsKilemènts für

die Eiscnbahnen Deutschlands. Nachrichten.

Statistische Nachrichten.

Die Mittheilungen des Statistishen Bureaus der Stadt München, VI. Band, 3. und 4. Heft, bringen au für das Jahr 1883 in einer Tabelle eine Uebersiht der wichtigsten auf Geburten und Sterbefälle bezüglihen Zahlen aus einigen größeren deutschen Städten, wie eine solche bereits im Vorjahre gegeben wurde.

Nach dieser Tabelle zeigt die höchste Geburtziffer wie im Vorjahre Elberfeld, das mit 38,07 n&{hs Hamburg (37,39) über München steht; leßterem reihen sich an Wien mit 36,89, Berlin mit 36,63, Breslau mit 36,17. Viel geringer ift die Geburtziffer {on in Nürnberg mit 33,48, dann in Augêburg mit 33,06 und in Stuttgart mit 30,43 und am geringsten wie im Vorjahre in Frankfurt mit 28,62 und in Darmstadt mit 23,12. | i

Die allgemeine Sterblichkeitziffer hält nicht die gleiche Reihenfolge ein. Sie steht wie im Vorjahre am höhsten in München mit 31,98, außerdem in Breslau mit 31,20; dann folgen Berlin und Augsburg, jedes mit 29,04, Wien mit 28,27, Nürnberg mit 26,69, Hamburg mit 26,31, Elberfeld mit 23,40, Darmstadt mit 23,87, Stuttgart mit 20,84 und wie im Vorjahre Frankfurt mit 19,56.

Die Kindersterblichkeit für si betrachtet, d. h. das Ver- hältniß der in ihrem ersten Lebenéjahre gestorbenen Kinder zur Zahl der Lebendgeborenen, {teht am höchsten, wie im Vorjahre, in Augsburg mit 36,16 und in Müncben mit 3521; daran reihen sich Breslau mit 30,62, Berlin mit 29,52, Nürnberg mit 27,95, Stuttgart mit 26 09, Darmstadt mit 21,54, Hamburg mit 21,53, Wien mit 19,27, Elberfeld mit 17,41 und Frankfurt mit 16,34.

Der Ueberschuß der Geburts- über die Sterblickeit-Ziffer beträgt 14,67 in Elberfeld, das auch im Vorjahre an erster Stelle fi befand, 1108 in Hamburg, 9,59 in Stuttgart, 9,06 ia Frankfurt, 8,62 in Wien, 7,59 in Berlin, 6,79 in Nürnberg, 4,97 in Breslau, 4,95 in München, 4,02 in Augsburg, 2,25 in Darmstadt, das auch im Vor- jahre den Schluß bildete. / j

Die meisten todtgeborenen Kinder nah dem Verhältnisse derselben zur Gesammtheit der Geburten finden si{ch in Nürnberg mit 6,28, in Darmstadt mit 5,99 und in Breslau mit 5,00, dann in Wien mit 477, Augsburg mit 468 und Elberfeld mit 4,04; daran reihen sich Franffurt mit 3,94, Stuttgart mit 375, Berlin mit 3,72, Hamburg mit 3,33, während München hier mit 285 den besten Play einnimmt. Auch hier war im Vorjahre Nürnberz an der Spiße, Münden am Swhlufse der Reihe.

Der höchste Prozentsaß der außerehelichen Kinder trat wieder in Wien auf mit 42,35; dann folgt München mit 28,78, Augéburg mit 18,20, Nürnberg mit 17,78, Breslau mit 16,04, Berlin mit 13,21, Frankfurt mit 10,24, Darmstadt mit 9,89, Ham- burg mit 8,05, Elberfeld mit dem auffallend geringen Antheile 3,42 während für Stuttgart die Angaben fehlen. Wien und Elberfeld bildeten aub im Vorjahre die Gndpunkte der Reihe, diz überhaupt nur durch die neu einbezogenen Städte geändert ift. i

Das männliche Gesblecht war auch in diesem Jahre wieder in allen Vergleichstädten unter den Lebendgeborenen vorherrschend und zwar am stärksten mit 52,15 in Hamburg, mit 52,11 in Frankfurt, mit 52,02 in Augéburga, mit 51,92 in Elberfeld, mit 51,32 in Stutt- gart, 51,30 in Darmstadt, 51,05 ia Wien und 51,04 in München, weniger mit 50,97 in Berlin, 50,72 in Breslau und 509,50 in Nürnberg.

Auch unter den Gestorbenen war das männliche Geschlecht in fast fämmtliben Vergleichstädten im Ucbergewichte und zwar am ftärkiten mit 54,07 gleichfalls in Hamburg, mit 5344 in Frankfurt, 53,22 in Stuttgart, 53 10 in Wien, 53,06 in Breslau, minder stark mit 52,48 in Berlin, 52,08 in Elberfeld sowohl als in Nürnberg, 51,39 in München, 50,05 in Darmstadt während in Augsburg die Zahl der männlichen ganz gleih mit jener der weiblichen Gestorbenen ift.

Der Prozentanthetil der Sterbefälle aus dem ersten Leben sjahre an der Gesammtsterblichkeit des Jahres war am höchsten, wie im Vorjahre, in Augsburg mit 41,16 und in München mit 40,66. Dann folgen Stuttgart mit 38,11, Berlin mit 37,24, Breslau mit 35,50, Nürnberg mit 35,06, Hamburg mit 30,59, Elberfeld mit 28,33, Wien mit 25 14, Frankfurt mit 23,90 und Darmstadt mit 23,86, das auch im Vorjahre den Scluß bildete. Die Reihe ist demna wieder eine vielfah andere, als fie oben nah dem Verhältnisse der jüngsten Gestorbenen zu den Lebendgeborenen des Jahres ausgewiesen wurde.

Das erste Lebens-Jahrfünft zeigt den höcbften Prozent- antbeil an der Gesammtsterblicbkeit, niht etwa in München oder Augsburg, sondern wie im Vorjahre in Berlin mit 57,73; dann folgen München mit 52,92, Augsburg mit 51,57, Nürnberg mit 49,59, Breslau mit 49,25, Stuttgart mit 49 15, Elberfeld mit 47,71, Hamburg mit 46,79, wogegen Wien mit 37,42, Frankfurt mit 35,53 und wie im Vorjahre \{ließlich Darmstadt mit 35,93 fich bedeutend atheben.

Für die Altersgruppe vom 6. zum 15. Lebensjahre steht Berlin voran mit 5,93, dagegen München mit 289 am Schlusse der Reibe,

für die Altersgruppe 16/20 wieder Wien mit 3/62 an oberster und München mit 1,24 an unterster Stelle,

für die Gruppe 21/30 gleichfalls Wien mit 10,61 an erster und Augsburg mit 4,88 an leßter (München mit 4,98 an vorletzter) Stelle,

für die Gruppe 31/40 dagegen Frankfurt mit 10,84 an erster und Augéburg mit 5,26 wieder an leßter (München mit 6,41 gleich- falls an vorletter), ' :

für die Gruppe 41/60 gleihfalls und wie im Vorjabre Frankfurt mit 18,77 an erster und Berlin mit 11,56 an leßter (München im leßten Jahre mit 13,70 auch hi.r an vorletzter),

für die Gruppe 61/80 ebenfalls Franffurt mit 19,87 an erster und wie im Vorjahre Berlin mit 9,18 an leßter (München mit 15,41 an dritter, mit Cinrebnung von Darmstadt, das mit 19,59 unmittelbar an Frankfurt fi anschließt, an vierter) Stelle.

Für dte Gruppe über dem 89. Lebensjahre endlich zcizen Darmstadt, das {hon im Vorjahre sih an erster Stelle fand, mit 5,40, Hamburg mit 3,55 und Frankfurt mit 3,25 die höchsten Antheile; es folgen Elberfeld mit 2,83, Augsburg mit 2,55, München mit 2,45, Stuttgart mit 2,32, Wien mit 2,13, Nürnberg mit 1,96, Berlin, das im Vor- jahre den Schluß bildete, mit 1,87 und Breslau mit 1,81.

In allen genannten Städten ift das erste Lebensjahrfünft mit den größten Prozentantheilen in der ganzen Reihe der Altersgruppen vertreten. Na dieser jüngsten Grvppe zeigt die stärkste Vertretung die Gruppe 41/60 in Berlin, Wien, Hamburg, Breslau und Elber- feld, dagegen die Gruppe 61/80 in Müncher, Frankfurt, Stuttgart, Augsburg, Nürnberg und Darmstadt. c

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H E R E E: P