1905 / 264 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 08 Nov 1905 18:00:01 GMT) scan diff

den bisherigen Vorsteher der Diakonissenanstalt, Pastor Zoellner in Kaiserswerth a. Rh. zum Generalsuperintendenten der Provinz Westfalen, j den Oberlehrer an der Oberrealschule riedrih Seiß zum Direktor einer jechsstufigen höheren hranstalt, und den bisherigen Direktor der Realshule in Oschersleben Dr. Paul Diebow zum Direktor der Königlichen Turn- lehrerbildungsanfsialt in Berlin zu ernennen.

in Düsseldorf

Minisierium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinalangelegenheiten.

Der bisherige Privatdozent Dr. Heinrih Konen zu zum außerordentlichen Professor in der philosophischen und naturwissenschaftlihen Fakultät der Universität zu Münster ernannt worden.

Dem Direktor Seit is die Direktion der Realschule in Hechingen übertragen worden.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Der Lehrer Roberi Oréans isst zum etatsmäßigen Lehrer an der Königlichen Kunstgewerbe- und gewerblichen Beichenshule in Cassel ernannt worden.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Berlin, 8. November.

nig und Seine aben Sich gestern _nach der Kaserne des zunächst ein Vorexerzieren der alsdann nahmen die tück in der Offizierspeiseanstalt des itiags empfingen Seine Majejtät Spanien den Reichskanzler Fürsten von in Audienz.

Preußen. Seine Majestät der Kaiser und Majestät der König von Spanien beg nah der Vereidigung der Rekruten nach 2. Garderegiments zu Fuß, wo 1. Kompagnie des Regiments statifand, Monarchen an einem Früh} Negiments teil. der König von Bülow und darauf das diplomatishe Korps Abends um 61/2 Uhr fand bei Jhren Majestäten eine Familien- tafel fiati und um 8 Uhr war im höchsten Befehl Galavorste

Opernhause auf Aller-

Das Haus, das au *Fesishmuck aufwies, war in seinem Jnnern außer- geschmackvoll und unaufdringlich mit Teppichen und Blumengewinden dekoriert, die, in disfreien Farben gehalten, der Balkone und Logen entlang zogen.

sich an den Brüstungen / : folhen Gelegenheiten

Der Zuschauerraum zeigte das bei Gesellschaftisbild. men die Damen der Hofgesellshaft ein, das e geladenen Herren, während die Orchefter- eniumslogen den Botschaftern mit ihren Damen, Generalen und Admiralen eingeräumt waren. Pünktlih um die für den Beginn- der Vorstellung angesegte eit ershienen die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften

des Generalintendanten mittleren Hofloge Alfons führten J Seine Majestät der Kaijer Hoheit die Prinzessin Friedri Leopold. erlihe und Königliche Hoheit anwesenden Prinzen

glänzende zweiten Rang nah Parkett füllten di und Profsz den Minijtern,

Vorantritt von Hülsen der großen Seine Mazestäi der Konig Majestät die hre Königliche hre Majestäten sowie Seine Kais der Kronprinz und die anderen hier des Königlichen Hauses nahmen sämilih an der Logenbrüstung Play, und die Vorstellung nahm alsbald ihren Anfäng. Gegeben wurde das Ballett „Coppelia“ von Delibes in der bekannten Besetzung unter der Leitung des Professors Hellmesberger. Pause, die nach dem zweiten Akf stattfand, wo die Allerhöchsten Herrschaften Cercle

aiserin,

Jn der gro wurde im Foyer, hielten, der Tee eingenommen.

Heute morgen unternahmen, wie „W. T. B.“ meldet, Jhre Majestäten der Kaiser und der König von gemeinsamen Sz Seine Mazestät der Kaijer sprachen dann beim

eihsfanzler Fürsten von Bülow vor und hörten im König- lihen Shloß den Vortrag des Chefs des Zivilkabinetts, Geheimen Rats Dr. Majestät der König von Spanien statteten am Vor- mittag einer Reihe von Fürstlichkeiten, dem Reichskanzler und sämtlichen Botschaftern Besuche ab.

Spanien Spaziergang im Tiers

Wirklichen von Lucanus.

Der Ausschuß des Bundesrats für Handel und Verkehr, der Auëcchuß für Rechnungswesen, die vereinigten Ausschüsse für Rechnungswesen und für Justizwesen und die vereinigten Ausschüsse für Rehnungswesen und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen hielten heute -Sißungen.

Wer hiesige Königlich rumänische Gesandte Dr. Beldiman ift nach Berlin zurücfgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandt- schaft wieder übernommen.

Laut Meldung des „W. T. B.“ is die heimkehrende Besazung S. M. S. „Möwe“ gestern mit dem Reichs- {dampfer „Prinzeß Alice“ in Hongkong eingetroffen und setzt heuie die Reise nah Singapore fort.

Der Transport der abgelösten Besaßungen der Schiffe der westafrikanishen Station tritt heute mit dem Reichspostdampfer „Eleonore Woermann“ von Duala aus und läuft zunächst Victoria (Kamerun) an. M. S. „Stein“” ist gestern in m 11. November von dort nach

M. S. „Hánsa“ ist vorgestern in Yokohama ein- getroffen.

S. M. S

die Heimreise an } iume eitigetroffen

S. und geht a atras in See. S.

. „Iltis ist gestern in Schanghai eingetroffen und an demselben Tage von dort nach Tschingkiang in See

Der heimkehrende Transport der vom Kreuzer- eshwader abgelösten Offiziere und Mannschaften | estern mit dem Reichspostdampfer „Bayern“ in Neapel eingetroffen und hat an demselben Tage die Reise nah Genua fortgeseßt. :

i Oldenburg. :

| 3 TDer Landtag ist gestern, wie „W. T. B.“ meldet, er- offnet worden.

Der Minister Willich verlas die Thron- rede. Darauf wurde die Wahl des ersten- Präsidenten vor- genommen, die auf Landwirt Schröder-Nordermoor fiel.

Seutsche Kolonien.

Aus Deutsh-Südwestafrika wird dem W T D zufolge. amilih berichtet:

gend zwishen Nunub und Awadaob, öftlih voin Auob,

In der Ge fanden vom 27. bis 29. Oktober kleine Zusammenstöße mit Hotten- totten des Simon Kopper ftatt. Hierbei ‘fielen im ganzen dreißig es Auf deutscher Seite wurden drei Reiter verwundet. Die bisher in Aminuis stationierten Truppen unter Major von der Heyde und eine unter Hauptmann Morath bei Stamprietfontein gejammelte Abteilung seßen die Bekämpfunz dieser Banden fort.

Auf der Verfolgung des Cornelius fam es am 29. Oktober zu einem kurzen Gefecht der 4. Grsaßkompagnie am Chamhawib- revier. Ebe der die Verfolgung leitende Hauptmann von Lettow- Vorbeck mit seinen beiden anderen Kompagnien heran- fommen fonnte, batte sch Cornelius weiter zurüdckgezogen, durquerte abermals den Schwarzrand und überfiel {on am 2. November am Uibib-Revier nördli von Gellap einen Wagentransport, wobei vier deuts%e Neiter fielen. Außer der Abteilung Lettow nahm je eine Kompagnie über Berseba und Tses. seine Verfolgung auf. Die in der Gegend von Gründorn gemeldeten feindlihen Banden haben fi geteilt, eve Major von Estorff sie angreifen konnte. Einen Teil verfolgt Hauptmann Brentano in nördlicher Richtung, andere \chzinen fih Cornelius anges{lofsen zu haben.

_ Ein weiteres Telegramm aus Windhuk in Deutsch- Südwestafrika berichtet : h

Am 2. November sind beim Ueberfall «es Wagens bei Uibis gefallen: Unteroffizier Otto Velzner, ln am 15. 5. 1881 zu Bock und Teich, früher im PionierB. 7. ‘n Nr. 11, Unter- offizier Heinri Lorenz, geboren am s Un: 1882 zu Pogegen, früher im Ulanenregiment Nr... 12, *!, [t teroffizier Gustav Iedamzik, geboren am 9. 9. 1879 zu Snopf@n üher im Infanterie- regiment Nr. 65, Reiter Albert Koch, gebor&- ‘am 12. 2. 1882 zu Badertleben, früher im Telegraphenbataillon Nal 2,

Am 1. November ist im Feltlazarett 3 zu K1@fontein der Reiter Rudolf Labusch, geboren am 4. 8. 1882 zu Sinnanuowen, früber im Feldartillerieregiment Nr. 35, an der Ruhr und im Lazarett zu Dawignab der Reiter Johann Meyer, geboren am 27. 4. 15884 zu uidvoen, früher im Feldartillerieregiment Nr. 9, an Typhus ge- itorden.

Aus Berichten des mit der Erforshung der Shiff- barkeit des Nyong im Schußgebiet Kamerun beauf- tragten Hauptmanns Freiherrn von Siein, die infolge der Störung der Postverbindung durch die Unruhen im Süd- bezirk teilweise verspätet eingetroffen hind, entnimmt das „Deutsche Kolonialblatt“ folgendes:

Die Flußfahrt der Hauptervediiion von dem Lager am Uebergang der Jaundesiraße bis ‘in die Quellbawbusümpfe, vier bis fünf Tage östlih Akonolinga, is, wenn auh Felépartien, viele hohe Bäume und vor allem massenhafte Fischereianlagen der Eingeborenen häufig jehr binderlih waren und auch mehrere fleine Unfälle im Gefolge hatten, im ganzen gut aber langsam vorstatten gegangen. Sie hat ergeben, daß der Fluß für Dampfer in Größe des „Mungo“ und au für tiefer (bis zu 1: 2) gehende Barkafsen während aht bis neun Monaten des Jahr&S benußtzbar ist. Auch die sehr viel kleinere Landexpedition unter.dem Stationsassistenten Schlief, mit der unter- wegs mehrere Treffpunkte verabredet waren , und die ftreckenweise ni6rdlid, streckenweise südli tes Flusses sih vorwärts beweate, hatte einen Zwischenfall. auf dieser Strecke nicht zu verzeiwnen. Etwa an der Grenze der die Nyongquellflüßchen umshließenden, sehr großen und tiefen Bambusümvpfe wurde an einer etwa 200 m breiten und 8 bis 10 m tiefen Stelle (— sonst“ ist der Fluß- in diesen Gegenden 40 bis 50 m breit und 3 bis 4 m tief —) der Dampfer der Gesellschaft Sütkamerun vorgefunden, der vor Reiaigung des Flusses weiter aufwärts niht gelangen konnte. Die Fafktoreineus- anlagen mit den Verbindungen nah S. und S0. liegen noch zwei bis drei Tage weiter östlih. Die Fahrstraße dahin wird nah allerdings recht erbeblihen Reinigungsarbeiten sicher brauchbar sein, da die Wafsertiefe bei 30 bis 50 m Breite nirgend unter 3 m in der trodenften Zeit beträgt.

Die vorläufige Grenze der Schiffbarkeit, die mit einiger Arbeit sih aber noh weiter ostwärts wird verlegen laffen, liegt etwa einen Tag westlih genannter Route. Dort hat am Nordufer bereits die Gesellschaft Südkamerun ihr oberes Nyongdepot eins gerihtet und ‘die Verbindung mit Bimba (fünf Tage durch Bepsl) hergestellt. Etwas flußabwärts am Südufer ist die Erpe- dition mit Errichtung eines provisorishen Postens beschäftigt, der mit einer 1,5 km langen Brüe durch unüberschreitbaren Sumpf mit dem Nordufer verbunden werden wird und auf alle Fälle der sehr shwierigen Makaverbältnisse halber läriger teseßt bleiben muß. Nach- dem bereits mebrere Häadler der Gesellschaft Südkamerun auf dem Südufer zwishen Atok und dem oberen Nyonadepot autgeraubt und getôöt# worden waren, hat der Direktor der Gesellschaft fich klazend an die Venvaliung des Sanga-Ngoko-Gebiets und an die Expedition mit der Bitte um Hilfe gewandt. Es wurde ihm diese seitens der Expedition auch zugesichert. Noch ebe aber die Antwort der Verwaltung des Sanga - Ngoko - Gebiets eintraf, wurde ein vorausgefahrener Teil der Flußerpedition Abends im Lager vier Stunden unterhalb des oberen Nyongdepots \{charf beschossen. Sofort nach Süd, Südwest und West ausgesandie Patrouillen erhielten ebenfalls Feuer. Nah Oft wurde das nahe Grenz- flüßchen Mafa - Nordganguma (Nyzm) nicht überschritten. Ich habe nun die ganze Expedition berangezogen und vom neuen Posten Abong-mbang und dem Kriegélager Abong-ndume aus, die etwa Fahrftunden auseinanderliegen, vom 13. März ab Krieg geführt, obre aber bisher eine Unterwerfung ers zielt zu haben. Das Nordufer, an dem die Faktoreien liegen, ist bisher rubig geblieden. Auch hat die Teilerpedition Schlief, die dort zum oberen Nyongdepot der Gesellshaft Südkamerun marsciert ift, friedlid durchkommen fönnen. Unter Hinterlaffung einer Wache habe ih sie hierher gezogen. Die sämtlichen gefährdeten Angestellten der Geselischaft Südkamerun sind teilweise unter leb- haften Kämpfen in den Distrikt Nyongdepot—Bini überführt worden. Bis auf geringe Au:snahmen ist in diesem Flußabschnitt jeßt Ruhe, wenn au noG kein formeller Friede mit den Eingeborenen geshlossen worden ist. Der Abshni.t Bini—Amuna—Aiok if fast völlig niedergekämpft. Eine Anzabl der dortigen Häuptlinge habe ich in Gewahrsam. Die Njemroute vom oberen Nyongdepot nah Süd war zeitweise gesperrt, ist jeßt aber wieder gangbar, - wenn auch definitive Friedenss{lüsse dort noch nicht vorliegen. Der eg oberes Nyongdepot— Bimba Bertua ift neuerdings in der Nähe des Dume gesperrt. Es handelt sich um eine Partielle Erhebung in Bepsl, deren Ursachen und Umfang mir no unbekannt sind. Ein Vorgehen ist aber hier derzeit noch unmôg- lih, da zunähst die Etappenstraße nach West (Akonolinga) în Angriff - genommèn werden muß. Eine neue direkte Verbindung von Abong-mbang . nah Bertua, die hs im Osten läßt und etwa der Engelhardtshen Route folgt, ist in Angriff genommen (vier Tage). Eine aus dem Personal- der Gesellshaft Südkamerun und Bedeckungsmannschaften der Expedition gebildete Bergungs8- kfolonne untêèr Führung Schliefs hat fast kampflos den Dampfer der Gefellschaft Südkamerun von Atok-zum oberen Nyongdepot geschafft. Sglief hat ohne Unterstüßung eines anderen maschinenkundigen oder tätigen Weißen der Gesellshaft Südkamerun in überrashend kurzer

Zeit: diese \ e Aufgabe gelöst und damit gleichzeitig den von der leit des oberen Flußlaufes erbracht. Bewei

Von Atok nach West ist der Fluß noch an mehreren Stell, ansheinend nahhaltig gesperrt. So werden von den .verschiedenstey Quellen mehrere bedeutende Jebekolechefs, die etwa vier bj fünf Kanutage von hier wesiwärts sißen, als dauern Flußräuber angegeben. Auch die Makaenklave, die s an der Mündung des Longmapfok , fünf Tage (für Kanu) von hier entfernt, zwishen Jebekole und JIengone einschiebt, soll in Aufstand sein. Um über diese Verhältnisse im Westen Aufklärung jz gewinnen und die in Akonolinga lagernden Lasten der Erpediticz berbeizushaffen, wird Schlief mit einer: au2gefuchten Bedeckuna von 25 Mann in Marsch geseßt werden. An - eine suitive Berubigung der Jebekole—Longmapfok und JIengone-Flußstrecken ift dabei abz natürli nicht gedacht. Die Hauptexpedition wird" während der Aß, wesenheit dieser DurhbruchEpatrouille nah Möglichkeit die Fahrbar mahung der Flußstrede Atok—oberes Nyongdepot fördern und gleigß, zeitig die definitive Eröffnung einer brauchbaren Verbindung in di Berri—Bertua-Region anstreben.

Oesterreich-Ungarn.

In der gesirigen Sißung des böhmischen Landtages wia der Statthalter, wie „W. T. B.“ berichtet, in Beantwortung einer Interpellation der Abgeordneten Pacakë und Ge, nossen, betreffend die Vorfälle ia-den/lèßten Tagen in der -dieôffentlichen Organe - der.Ueberschreitung ibrer Macßtvoll, fommenbetten beschuldigt werden, darauf bin, daß die Regierung di Wablrechtsbzwegung nicht im mindesten beschränke, selbst nicht nabden am 4. November in Prag öôhne Veranlaffung organisierte Ueberfäll und blutige Angriffe auf Polizeibeamte und Wachorgane erfolgt seien. Auch die Kundgebungen am Sonntag seien nicht behindert worden. Die aufrührerishe Haltung der Dewonstranten habe j:do§ die Aufbietung großer Machtmittel notwendig gemacht, um die be drohte und \{werverleßte öffentlice Ordnung zu s{chüßen. Da Statthalter erklärte, er werde die der Regierung zu Gebote stehenden Machtmittel bis zur vollständigen Erreichung dieses Zieles anwenden. Redner stellte ferner mit Befriedigung feft, daß vorgestern in erfolg verheißender Weise zur Rube gemahnt worden sei. Die Polizei

“habe si nach den bestehenden Vorschriften verhalten; eine

eventuell durch genaue Untersuung festzustellende Ueberschreitung ibre Befugnisse würde gewiß nicht ungeahndet bleiben. Unbeteiligte Beobachter erklärten jedo, daß die Polizei allen Herausforderungez äußerste Langmut entgegengeseßt habe. Die Ausführungen des Statt halters wurden mebrfach durch laute Zwischenrufe der Jungtschehen und der T\hechish-NRadikalen unterbrohea, von den Großgrundkesizern und den Deutsen aber beifällig aufgenommen. j

Frankrei.

In der gestrigen Sitzung der Deputiertentammer- wutte die Erörterung der Vorlage, betreffend die Arbeiterversicherung, aufgenommen. Ueber den Verlauf der Verbandlung berihtet ,W. T.B.': NVaillart (Saz) entwickelte ein Gegenprojekt, das jeden mittellosea Arbeiter beim Etntritt von Alter, Krankheit, Unfall und Invalidität sitterstellen soll. Der Berichterstatter bekämpfte dieses Gegenprojeït mit der Begründung, daß die Geldmittel fehlten, um es durchzuführen. Gegenprojekt Vaillants wurde hierauf mit 447 gegen 97 Stimmen ab gelehnt. Fournier (Soz.) entwidckelte ein anderes Gegenprojekt, defsen Erörterung auf die heutige Sißung vertagt wurde. Mehrere Sozialisten protestierten gegen das gegen die Lebrer eingeleitete Ver- fabren und nahmen für die Staat2bcamten das Recht in Anspru, ih zu organisieren. Der Unterrichtsminister Bienvenu-Martin er flärte, er müsse seinen Runderlaß, der den Lehrern verbietet, fich zu organisieren, ausrecht erbalten. Codet (Republikanec) verlangte die Ueberweisung des Antrags Lasies an die Arbeitskommiision. Jaurès (Sojzialift) erklärte unter dem Beifall der Linken, die Verfolgung der Lehrer fei eine reaktionäre Handlungsweise. Der Ministerpräsident Rouvier übernahm die ganze Verant- wortung für die Maßregel und fagle: „Allen Angestellten und Beamten der Regierung das Recht des Ausstandes zuzu- gestehen, das heißt die Anarhie hafen. Keine Regierung föonnte, ohne Selbstmord ¡u begehen, den Lehrern und den Post beamten das Recht verleihen, sich zu organisieren.“ Rouvier er flârte weiter, er fônne nur die Tagesordnung Groëdidier annehmen, welche die Erklärungen der Regierung billigt und die Verbandlung über die vorgeschlagenen Abänderungen des Gesetzes über die Berufs vereine aufshiebt. Die Tagesordnung Puech, die Einstellung der ge rihtlichen Verfolgung der Lehrer vorschlägt, wird mit 312 gegen 2 Stimmen abgelehnt und die Tagesordnung Grosdidier mi 301 gegen 32 Stimmen angenommen.

In der Nacmittagésitung begründete der Deputierte Lasiei Gieet einen Antrag, în dem er die Regierung auffordert, den

ngestellten und Arbeitern in Staatsdiensten die Er- mächtigung zu erteilen, Verbände gemäß dem Gefeß! vom Jahre - 1884 zu gründen. Der WMinisterpräfident Nouvier erwiderte, daß dieses Gese sih- niht auf Bexmt: anwenden lasse, sondern fkediglich für Arbeiter im eigenften Sinne de3 Wortes Gültigkeit besitze. Aus diesem Grunde habe die Regierung auch den Fall von 40 Lehrern, die einen Verband gründeten, den Gerichten überwiesen. Nachdem das Urteil in dieien Falle gefällt sei, stehe es der Kammer frei, das Gese einer Abinde rung zu unterziehen, wenn fie es für wünshenswert erachte.

Rußland.

Nah einer Meldung der „St. Petersburger Telv graphen-Agentur“ ist der Finanzminister Kokowzew von Amte zurückgetreten und an seiner Stelle Schipow zun Finanzminister ernannt worden. Kokowzew ist, laut „W. T. B“, unter Beförderung zum Wirklichen Geheimen Rat und untér Belassung in der Würde als Staatssekretär und Senator i? den Reichsrat berufen worden. Es besteht der Plan, jezt als Abteilung des Finanzministeriums bestehende De partement für Handel, Jndustrie und für die Verwaltung der Handelsschiffahrt zu einem besonderen Handel ministerium umzugestalten.

_ Der Ministerrat hat derselben Quelle zufolge el’ Ingen ne Bestimmungen für die Wahlen zur Reicht uma ausgearbeitet. Danach soll das Wahlreht auch_

Mietern übertragen werden, die eine Mietssteuer minde]t der dritten Klase zahlen; den Kaufleuten, die Gewerbesteuer der zweiten Klasse zahlen, und allen, die das Abgangszeugns

einer höheren Lehranstalt besißen; den Beamten, die ein halt von mindestens 1200 Rubeln in den Hauptftädten, 00 mindestens 900 Rubeln an anderen Orten beziehen, und den Eigel tümern, die Jmmobilien im Werte von shäßungsweise mindestens 300 Rubeln in Städten bis zu 25000 Einwohnern, p08 mindestens 1000 Rubein in Städten mit mehr als 25 000 Ein: wohnern besißzen. Die Zahl der Arbeitervertreter wird auf 21 festgesezt, ungefähr einer auf 250 000; die Wahken der Arbeitervertreter werden bezirksweise vorgenommen werde. Die Mitgliederzahl der Duma wird auf 600 erhöht. Ministerrat hat, wie ferner gemeldet wird, die Verhandlunge? über die Bestimmungen Le die Aufhebung der Präventivzensur für die Presse, beendet. : Die legten Meldungen aus verschiedenen Teilen Rußlands berihten nach einem von dem „W. L. B übermittelten Regierungscommuniqué von einer allge meinen Beruhigung. Es sei klar, heißt es in

fest, daß die scharfe Krise, die der Zusammenstoß wischen dem neuen System und veralteten Tendenzen ver- Ende entgegengehe. Die tragishen und isse der lezten Woche in verschiedenen eihs fönnten als eine -spontane Reaktion der Elemente der Bevölkerung gegen die vielleicht Kundgebungen der radikalen Elemente be-

Andererseits könne unmöglich daß in manchen Fällen diese Reaktion durhch lokalen Verwaltungen begünstigt worden sei. weit entfernt, der verhehlen zu wollen; sie-in der -alten anstatt auf dem Wege des den Agenten in der Lokalverwaltung einde des neuen Systems, Verwirklihung der Reformen entgegenarbeiteten. Yorker Bankier gerichteten Tele- daß er alle die vorgefallenen aber schwierig, sofort alle stung mit neuen Beamten zu beseßen, ohltaten einer ausgesprochen liberalen Andererseits könne man fest- der Verdacht aufkommen Lofalverwaltung gewaltiätige Nei- die Justizbeamten angewiesen seien,

cht habe, ihrem beflagenswerten Ereign Orten des R fonservativen übertriebenen trahtet werden. gestellt werden, Agenten der 1 Die jetzige Regierung

Tatsache zu ignorieren 0 wenn sie dies täte, Richtung weitergeh Fortschr it

itteln der In einem an einen gramm hábe der Graf Witte erklärt, Gewalttaten verabsheue, es jei Abteilungen der Verw die rücfhaltlos die Wohltat: Regierung zu würdigen wissen. stellen, daß in allen fönne, daß Beamte der gungen unterstüßt hätten, Untersuchungen einzuleiten.

weiteres Regierungscommuniqué verurteilt, Telegraphenagentur“ zufolge, die Versuche Anlaß der Unruhen die Autorität der hervor, daß in der Tätigkeit einungsverschiedenheit zwisd und Zivilverwaltungen be- Mehrheit der Gejellschaft werde bei ruhiger lung die Verdienste der Truppen bei

in Abrede

so würde

„St. Petersburger der Blätter, C Militärobrigkeiten zu erschüttern, und hebt aillgemeinen Beurteilung Truppen keine M den höchsten Y Auch die unparteiischer Beurtei Beruhigung des Landes anerkennen.

Aus Lodz meldet das „W. T. B.“, der Genera ouverneur habe gesiern durh M daß Demonstrationen

lungen nicht zugelaffen

aueranshläge bekanni Volfksversamn und mit Waffengewalt unter Straßenbeleuchtun; Verkehr von tersagt werden. vernagelt; Die Zeitungen sind nur die Telegramme

Laut Meldung Bevölkerung, die

Falls die unterbrochen würde, würde jeder Abends bis früh Morgens un sind zum Teil in größter Unruhe. niht erschienen ; veröffentlicht werde! Petersburger Telegraphenagentur“. Saratow ijt die

einigermaßen thig! dortigen Bischofs dieser Proklamation fordert der Bischof nde des Staats auf, zu weiblichen Entfernung beruhigen.

Schienengleise

Geschäfte d Bevölkerung ist

dieser Agentur aus sich bereits Proklamation des erregt worden. 1 l zu Gemwalttätigkeiten geg:n die Fei männlichen 2E Gymnasien des Bischofs Bevölkerung Stellen die und Brücken Station Supjsa sind 5 Kosaken und auf der Stationsvorsteher und zwei Ba! Am 2. November griff die dene von

an vielen schädigt, auf der Station Kobuleth der wärter getötet worden. in dem Orte Nassakvirali Bezirk8chef 105 Kojaken

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begleiteten 17 Stunden.

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Die Polizeibeamter Ortes wurden sämtlich getötet, von der Miliz fielen nur 4 Ma MWütende Kosaken zünden die Baulickfkeiten in den Dörfc an. Da es an Landsiraßen fehlt, werden die Truppen auf dem Seewege nah dem Schauplaß des Blutige Zusammenstößze Landschafi Gurien statigefunden. abgehaltene Versammlung richtete an j Forderung, die Truppen aus Gurien zurüc{zuzi der Beschluß g-faßt worden, bis zu einer günjtic in den allgemeinen Aussiand einzutreten. sind durch Bomben der K ichter und dessen Frau sowie eine große nzahl Kosaken getötet worden.

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Aufstandes bc fördert. mit den Truppen haben auch i Eine in dem dortigen Theater den Statthalter die ehen, und es isi en Entscheidung Ja dem Kreise Osurgety Kreischef, der riedensr

Spanien, Der Ministerrat hat, T. B.“ zufolge, beschlossen,

Norwegen als selbständigen Staat anzuerkennen.

Schweden.

Nach einer Meldung des Ministerium endgültig mit gebildet worden: Min der bisherige Minister o

weiten Kammer;

ist das neue folgender Zusammersezung isterpräsident und Justizminijter: hne Portefeuille Staa ff, Mitglied der der bisherige

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Minister des Aeußern: esandte in Kopenhagen, Kammerherr Trolle; Kriegs- rst Tingsten; Marineminister: Minister des Jnnern: Amts- der bisherige Finanz- en Kammer; Kultus- Miiglied der Zweiten tsminijter: Hofstallmeister Tamm, Minister ohne Porte- ürtemberg, Bureauchef und Dr. nf Mitglieder iesert, Tamm, Kammer der dem Ministerium den Charakter

minister: wie bisher Obe Kontreadmiral Sidner; j sekretär Schotte; Finanzminister: minister Biesert, Mitglied der Zweit minister: Volksshullehrer Berg, Kammer; Landwirtschaf Mitglied der Zweiten Kammer; feuilfe: Justizrat Marks von W im Justizministerium Dr. Hellner Bergstrôm, Mitglied der Zweiten Kammer. des neuen Ministeriums, die Minister Staaff, Berg und Bergsiröm gehören liberalen Partei an und geven eines Ministeriums der Linken.

Die deutshen Unterhändler vertragsverhandlungen sind, „W. T. B.“ z in Gegenwart des Gesandten von Müller vom Audienz empfangen worden.

Amerika.

Zum Bürgermeister von New York ist, wie „W. T.B.“ meldet, der Tammany-Kandidat Mc Clellan wiedergewählt

zu den Handels- ufolge, gestern König in

um Gouverneur von Ohio ist, nach derselben Quelle, e Kandidat Pattison, zum Gouverneur

der demokratisch ; i setts der republifkanishe Kandidat Guild ge-

von Massa wählt worden.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Bevölkerungsbewegun g; die Ebes{ließungen nach Berufsklassen, die Ehesheidungen, die Geborenen nach demBerufihres Vaters unddieSterbefällein Berlin1904.

Die erste Volks¡äblung fand in Berlin im Jahre 1709 statt, im Fahre der Wiedervereirigung der Städte Berlin und Cölln unter Beitritt der Städte Friedrihswerder, Neustadt und Friedrichstadt. Damal!s zählte Berlin mit den ihm einverleibien Städten nach dem jeßt ershienenen 29. Jahrgang des „Statistischen Jahzbuchs der Siadt Berliín* erst 57 000 Einwohner, im Jabre 1750 113289 (nämlih 65 375 männliße und nur 47914 weitlihe), i. J. 1800 172 132 (88267 männl. und 83165 weibl.), i. J. 1825 219968 (113 523 männl. und 106 445 weibl. ), i. I. 1950 418733 (216 857 männl. und 201 876 weibl), im Iahre 1860, in dem Charlotten- burger, Schöneberger, Temp:lhofer Gebiet, die Gutsbezirke Moabit, Wedding und Gefundbrunnen Berlin einverleibt wurden, im neuen Weichbilde 528 876 (270 334 männl. und 298 542 weibl.), am S&luß des Jahres 18790 774498 (379897 männl. und 394601 weibl.), Ende 1880 1123749 (542794 männl. und 580959 weibl. während des deutsch-französich:n Krieges war die weiblihe Bevölkerung vorübergeh2nd, seit 1876 ift sie dauernd größer als tie märnlihe —), Ende 1890 1578516 (757 963 männl. und 820 553 weibk.), Ende 1900 1 888 574 (901 960 männl.

C L 10 Z L . 05 wurde die Be-

und 986 614 weibl.), und zu Anfang tes Faßres 1905 die völkerung der Stadt auf 20000009 Personen ber-chnet (im De- zember 1904 953 745 männl. und 1045449 weibl). Der Be- völkerungzzuwahs im Jahre 1904 überstieg 43000 und woar um fast 8000 böber als der des Jahres 1903, wozu die starke Vermehrung der Zugezogeren (266 000 gegen 254 090 im Vorjahre) wesentli beigetragen hat. Wie {hon seit langer Zeit, so zeigten auch 1904 die innere Stadt und die si an diese ansczenden Bezirke eine Abnahme, sodaß die Zunahme auf einem rur verbältnismäßig keinen Teile ter Stadt {in 134 von 376 Bezirken) vor sih ging. In den NBRororten war das Anwawlhsen der Bevölkerung recht beträchtlich. Während in Berlin die Zunahme 1904 2,16% betrug, hat Chars lottenburg um 6,08%, S@&öneberg um 7,849%/0, Wilmersdorf um 17 9/9, Friedenau um 11,06 9/9, Sckchrnargendotrf um 1498 9/0, Srunes wald um 6,76 9% zugenommen. Unter den südstlicen und öftlichen Vororten hat Rixdorf eine Zunahme von 16,47 9%, Treptow von 21,13 9/6, Siralaz bon! 25-949, Rummelsburg von 18,50 © ihr. „Greß-Berlin® hatte“ im Oltober 1

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Mas den Beruf der von Berlin Ab- und de belangt, so zcigt eine im „Statistischen Fahrbuch“ ten großen Anteil der minder bemittelten Voikéklassen, beim weibs lien Geshlecht speziell der Dienstmädchen (49 427 zugezogene und 37 023 fortgezogene Dienstmädchen). Daß die Arbeiterbevölkerung im besonderen dauernd zunimmt, beweist das Anwa@sen der Mit- alicderzablen der Krankenkassen. Im Januar 1904 hatten diese insgesamt 431 070 mêncrlihe und 231 560 weiblide, im Januar 1905 460 095 mänrlide und 242 203 weiblide Mitglieder. Auf das Tausend der männlichen Bevölkerung kamen im Januar 1894 311, im Januar 1904 404, im Sanuar 1905 427, im Juni 1905 447 männlite, auf das Tausend der weibliden Bevölkerung im Januar 1894 105, im Sanuar 1904 178, im Januar 1905 188, im Juni 1905 194 weibliche Kassenmwitglieder. Aber auch die steuerz2blende Berölkerung wird ans iccinend in ibrem Bestande durch die Zuzüge und Abzüge ungünîtig

beeinfluzt. Wenigstens haben die Auszählungen der Steuerüber- reisungen der Staatssteuerzabler ergeben, daß in den Stufen bis zu 1800 A Einkommen ein ZuzuesübersGuß (von 8109 Personen) zu verzeihnen, in den Stufen von 1800 an aufwärts

dagegen ein Abzugeübersœuß (von 2600) vortanden war (im Jahre

1903 beliefen sich diesz Zahlen auf 6700 bezw. 2600). Bon den 2609 Steuerzahlern der Einkommensteuerstufen von 1307 # aufwärts, tie mebr fort-- als zuzogen, entfielen fati 2000 auf & arlottenburg

S&öreterg und Wilmertdorf. Es kann nicht ausbleiben, daß die Fortdauer dieser Verbältnisse den fozialen Charakter der Berliner Bevölkerung allmähßlick verändert. i

Die Zahl der Eheshließungen 21220 war im Jaßre

1904 größer alé je zuvor; im Vergleich mit der Bevölkerung freili war das Anwachsen nit ganz so stark. Es heirateten vom Taufend der Bevölkerung 21,5, zwar mehr als im Vorjahre (20,85 aber nidt so viele wie in den leßten Jahren des vortzen Fahr-

i tr hunderts (1900 22,26 °o, 1899 21,92 °/oo, 1898 22,07 °/o0, 1897 22,20%, gegen 27,02% im - Durchschnitt - der Iahre

1871,75), vom Tausend der unverheirateten Männer über 20 Jahre 92,0 (gegen 89,1 im Vorjahre, 90,8 i. I. 1900, 93,1 i. J. 1897), vom Tausend ter unverheirateten Frauen über 15 Jahre 52,1 (gegen 50,3 im Vorjahre, 53,5 i. I. 1909, 52,8 L

1897). Von je 1000 beiratenden Männern waren 264 20 bis j;

25 Jahre, 432 25 bis 30 Jahre alt, von je 1000 heiratenden Frauen

dagegen 427 20 bis 25 Jahre und nur 239 25 bis 30 Jakbre alt. Dem Berufe na waren von den 21220 heiratendenMännern ; 12 194 Abbängige in einem näher bezeihneten Indtu!triezwetige, im

Baugewerbe, Hardel oder Verkehr8gewerbe, weitere 2480 „Arbeitetr obne nähere Angabe, 1089 Dierstboten 2c, 863 im fiékalishen Posft-, Telegraphen- oter Eisenbahndienst Stehende, 437 niedere Reichës, Staats- 2c. Verwaltungébeamte, 212 Unteroffiziere 2c. der Armee oder Flotte, 259 in der großen Mehrzahl ebenfalls zu den Abs bängigen zählende Schriftsteller und bei der Prefse Beschäftigte; Selbst- ständige in einem näher bezeihneten Gewerbe waren 2249, gewerblih, aber nit in einem bestimmten Geweibe, waren “außerdem 6573 tätig ; 199 gehörten der Berufsflasse der Künstler an, 160 zählten zum Heil- versonal, 120 zum Lebr- und Erziehungëpersonal, 87 waren böbere Neich3-, Staats- 2c. Verwalturgébeamte, 53 Offiziere der Armee oder Flotte, 37 standen im Dienst der Kirche, 67 waren Pensionäre, 63 Rentiers. Die Zakl der abkängigen und den arbeitenden Klaffen angehörigen Männer, die in die Ebe getreten sind, hat bedeutend zugerommen, dagegen ‘ist die der heiratenden Selbftändigen urückgeaangen. Es \chloîen im Sabre 1904 1444 in Gewerbe und Handel be- schäftigte Abbängige mehr als im Vorjahre und 2196 mehr als i. J. 1962 eine Ebe, nur die ebenfalls hohe Zahl der „Arbeiter“ obne nähere Angabe, die heirateten, war um 261 ksciner als im Vorjahre und um 147 geringer als i. J. 1902. Von den männlichen Dienstboten 2c. gingen 58 mehr als im Vorjahre eine Ghe ein. Zugenommen hat au die Zabl der heiratenden Schrifisteller und bei der Presse Beschäftigten (78 mehr als im Vorjahre und 162 mebr als i. F. 1802), die der heiratenden Unteroffiziere 2c. (19 mehr als im Vorjahre), die der heiratenden böberen Reichs-, Staats- 2c. Beamten (16 mebr als i. Vorj ), die Zahl der im Kircen- dienst Stebenden (17 mebr) und die der hciratenden Pensionäre (22 mebr). Dagegen war die Zabl der heiratenden Selbständigen in Gewerbe und Handel 1904 um 127 kleiner als im Vorjahre. Au in allen übrigen Berufsklassen hat die Zahl der beiratenden Männer abgenommen ; von den niederen Reihs-, Staats- 2c. Verwaltungs8- beamten gingen 81 weniger als i. Vorj. und 167 weniger als i. J. 1902, von dem Personal des Post-, Telegraphen- und Eisenbabndienstes 63 weniger als i. Vorj. und 74 weniger als i. J. 1992 eine Ehe ein. Von den 21220 beiratenden Frauen waren 7356 Abbängige in einem näher bezeihneten Industriezweige, im Handel oder Gast- wirtschaftsgewerbe, 2747 „Arbeiterinnen“ ohne nähere Angabe, 4191 Dienstmädchen 2c, 1630 Selbständige in einem näher bezeichneten Gewerbe, 175 in nit bestimmtem Gewerbe Tätige, 135 zählten zum Heilpersonal, 112 zum Lehr- und Erziehungépersonal, 60 zur Berufs- klafse der Künstler; 4127 waren ohne Beruf oder in Berufsvor- bereitung, und 555 haben feine bestimmte Berufsangabe gemaŒ@t. Geschieden wurden im Jahre 1904 1376 Eben, eine erheblich größere Zahl als in den Jahren vorher, aber niht so viel wie in den leßten Jahren vor Einführung des die Eh: sckeidung ershwerenden Bürgerlichen Gesezbuchs. 348 der geschiedenen Ehen batten noch nicht 5 Jahre gedauert, 343 sind nah 5—10jähriger, 309 nach 10— 15jähriger, 164 nah 15—20jähriger, 64 nach 20—2dsjähriger, 31 nah 25 bis 30jähriger, 13 nah 30—3ö5jähriger, 2 nah 35—36jähriger und 1 nah

| farben im Jahre 1904 einschließlich der

45jähriger Dauer geschieden worden, bei 1 Ehe fehlt eine Angabe über deren Dauer. j

“Die Zahl der Geborenen war im Jahre 1904 sehr niedrig. Seit 1897 wies nur das Jahr 1903 eine ncch niedrigere Zabl 3 Es wurden 1904 (ciüs{ließlich der Totgeborenen) 26 023 Knaben und 24 693 Mädchen, zusatnmen 50716 (1903 49571) Kinder geboren, auf das Tausend der Bevölkerung 25,72 (gegen 25,66 im Jabre 1903, 27,71 i. J. 1900, 29,41 i. I. 1895, 32,8 i. J. 1890, 26,4 i. I. 1885, 41,5 i. J. 1880 und 47,2 im Jahre 1876, nah tem der Rückgang begann). Vor biefen-würtén 4254 Kaabén und 4018 Mädchen, zu- sammen. 8269 Kinder außerehelich geboren, das find 16,30 %/ der Gesamtzahl der Geboreneir (gegen 15,63 9% im Jabre 1993, 14,96 9% L F. 1900, 14,56 9% f. J, 1895, 12;3 %/ i. J. 1890; -135 % i. J. 1885 und 13,0 9% i. I. 1876), auf das Tausend der Bevölkerung 4,19 (gegen 4,01 im Jahre 1963, 4,14 i. F. 1900, 428 î. J. 1895, 4,1 i. J. 1890, 4,9 i. J. 1835 und 6,1 i. I. 1876). 49 550 Geburten waren einfahe, 574 (daruniér 74 außerehelihe) Zwillings- und 8 (darunter 2 außereßeli@é) Drilling8gebüurten. 1037 Knaben und 794 Mädchen, zusammen 1831 Kinder oder 3,61 % ter Gesamtzaßl der Geborenen (im Vorjahre 1747 oder 3,53 9%) wurden tot geboren; darunter befanden si 421 uneheliche (228 Knaben und 193 Mädchen). Von den ebelich Geborenen waren 3,32 96, von den außereheliß Ge- borenen 5,09% tot geboren. Vergleicht man die Zahl der chelih Geborenen mit der mittleren Zahl der Ebefrauen, so entfielen

egen 113,1 im Vorjahre,

(2 32

L auf 1000 Eßefrauen 111,5 Geborene gege 127,0 i: F. 1300, 163,7 i. J. 1890, 205,0 i, J. 1880 und 240,3 i. F. 1876, seit welcher Zeit dieser Rückgang andauert.

Eine Tabelle des Jahrbuchs über den Beruf der Väter der ebelicen und den der Mütter der unebelihen Kinder ergibt, daß mehr als die Hälfte der 41037 ehelichen Leberdaeborenen, rämlih 21 986, zu Vätern Abbängige in einem näher bezeihneten Industriezweige, im Baugewerbe, Handel oder Nerkehr2s gewerbe hatter, weitere 5775 Lebendgeborene „Arbeiter“ ohne nähere Angabe, 2214 Diensiboten 2c, 1940 im Post-, Telegraphen- oder Eisenbahndienst Stehende, 1254 Lebendgeborene niedere Neichs-, Staats- 2c. Verwaltungébeamte, 198 Unteroffiziere der Armee cder Flotte, 309 Schriftsteller und bei der Pr fe Beichäftigte; Selbständigen in einem räber bezeihneten Gewerke wurden 5298 ehelideLebendgeborene, in nitt b:itimmtem G-werbe Tätigen 269, Künstlern 259, Lehrern und Erziehern 258, zum Heilpersonal ¡ählenten Vätern 194, böberen Reihs3-, Staats- 2c. Verwaltungsbeamten 69, Offizieren der Armee und Flotte 50, im D!enste der Kirche Stebenden 43, Pensionären 94, Rentiers 42, Vätern obne Beruf oder in Berufsvorbereitung 39 Kinder geboren. Im Vergleih mit dem Vorjahre ftizg die Zahl der ebelichen Ledendgeborenezn erbeblih in . den Familien der Athängigen in Gewerbe und Handel, der männlihen Dienstboten 2c., sowie in denen der Schriftsteller und bei der Presse Beschäftigten, unwefentlih in den Familien der Lehrer und Erzieher, der im Kirchendienst S chenden, der Unteroffiziere 2c. und der Pensionäre; in den Familien der Selbständigen in Gewerbe und Handel blieb sie ungefähr gleih niedrig; ia allen übrigen Berufsklassen aber ging sie weiter zurüd, verbältritmäßing am bedeutentsten in den Familien der niederen Reibs-, Staats» 2c. Beamten. Bei den unehelichen Kintern ist der Beruf der Mütter angegeben: Unter den 7848 Lebendgzhorenen waren 2599 von Dienstmädd&en 2c geboren, 2277 von in näher bez-ihnetem Industriezweige, im Handel oder in Gaftwirtschaften beschäftigten ab- bängigen weiblihen Personen, 1870 von „Arbeiterinnen“ ohne râhere Angabe, 343 von Selbständigen in Gewerbe oder Handel, 50 von Lehrerinnen und Erzieberinnea, 45 von zum Heilpersonal zäblenden weiblichen Personen, 36 von Künstlerinnen, 15 von Schriftstellerinnen und bei der Presse beschäftigten weiblihen Personen, 4 von im Post-, Telegrayhen- oder Eife tenst Stebenden, 3 von Pensicnärinnen, 2 von Rentierez: die Mütter von 199 unehelichen Lebendgeborenen haben üter ibren Beruf keinerlei An

e E ho .. S waren obne Beruf oder in Berufsv

4 J

bercitung.

An Sterbefällen wies das Jahr 1904 35 256 eins{ließlich der Totgeborenen auf, niht’ unerbeblih mehr als die beiden Vorjabre (1903 33 629, 1902 32569). Gleihwohl war im Vergleich mit der Bevölkerung das Ergebnis ein sehr günstiges: 17,88 auf das Tausend derselben (1903 17,41 °/5, 1902 I LI 2/09, Lazegen L E 1900 19,98 ° 60 1895 21,24 °%0, 1890 22,47 °/0o, 1880 31,28 90). Seit dem Jahre 1895 bat die SterbliWfeitszifer nicht mehr 209/59 erreiht. In der Zeit von 1891 bis 1895 war nur im Fabre 1894 die Sterbeziffer unter 20, und in den Jahren von 1881 bis 1820 war nur einmal (1888) 21,5 erreiht worden, von 1870 bis 1820 aber war die

L günstigste Ziffer 29,35 (1879). Es ift bekannt, daß die Sterblichkeit der Alterétlafscn sehr verschieden ist. Im ersten Lebensjahre stirbt 1 bis 7 aller lebenden Kinder dieser Alterskiasse, während schon im zweiten Xabre dieser Anteil auf etwa { seiner Höhe berabgeht und dann dauernd weiter sin!t bis zur günstigsten Zeit im Alter von 19 bis 15 Jahren; dann beginnt wieder ein Ansteizen bis ¡ur Höhe des ersten Lebensjahres und Höher in den legten Alte sstufen. Von den beiden Geshlehtern jeigt dann das weibliche fast duréwez eine nit unerbeblih günstigere Sterblichkeit. Es

Da

L Totgeborenen 18 580 männlide und nur 16 676 weiblihe Perionen, das sind 19,77 auf das Tausend der männlichen bezw nur 16,15 auf das Tausend der weibs lihen Bevölkerung (gegen 19,23 bezw 15,77 i. I. 1903, 19,06 bzw. 15,34 i. I. 1902, 22,15 bezw. 17,99 i. J. 1900, 23 74 beiw. 18,98 i. F. 1895). Im ersten Lebentjabre starb:zn 9783 Kinder (gegen 9452 i. F. 1903), d.- f. - auf das Tausend . der B völkerung 5,89 (gegen 5,80 i. J. 1903, Bo E R O 5 L O L E L R L S I I L S. 1600, 1661 f S. 1879, in wee oie Kindersterblihkeit am höchsten gewesen ift). Von den 1904 im ersten Lebensjahre gestorbenen Kindern waren 5531 Knaben und 4252 Mädchen (1903 5189 Knaben und 4263 Mädchen), darunter 1289 bezw. 996 außerehelich geborene (1903 1217 bezw. 985). Weitaus die hävfigste Todesursache bildeten die vershiedenen Formen der Tuberkulose (4734 Fälle). Es folgen dann Darmkatarrhe, Krebs, Gebirnihlag. Von den einzelnen Altercklafsen waren ‘die bis 5 Jahre alten Kinder zumeist durch Lungenentzündung gefährtet, in den übrigen Altersklafscn übers wiegen bis zum 55. Jah1e bei den Männern, bis zum 45. Jahre bei den Frauen Lungenshwindsuht, dann bei den Männern Herzkrank- beiten, bei den Frauen meistens bis zum 65. Jahre Krebs, dann ebenfalls Herzkrankheiten.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Bochum berichtet die „Rh.-Westf. Ztg.*, daß die Ver- waltung des „Alten Bergarbeiterverbandes“ an die Bergs- leute Mitteldeutshlands und des Königreihs Sachsen einen Aufruf rihtet, der unter den Belegschaften eine stazke Er- regung verzeihnet. Der Verband befürchtet cine Arbeitsniederlegung. Die Bergleute werden dringend ersucht, von einer Arbeiténiederlegung Abstand zu nehmen, die man durch Verhandlungen zu vermeiden suchen wolle. Die a!eice Mahnung wird‘an die Bergleute Sachsens, welche eine Lobnerhöbung rerlangen, gerichtet.

In Solingen wurde, wie dasselbe Blatt mitteilt, zwischen einer Kommission des Verbandes der Buchbindergebilfen und der in der Kartonagenindustrie beshäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen einerseits und den Vertretern der verefnigten Arbeitgeber dieser Branche im oberen Kreise Solingen andererseits ein Lohn- urd Arveitstarif vereinbart. Der Tarifvertrag soll zum 1. Dezember d. I. in Kraft treten; er set u. a. die Arbeitszeit auf 97 Stunden fest.

Aus Gera wird der „Frkf. Zig.“ telegraphiert : Auf die Erklärung der Färberkonvention', eventuell am nächsten Sonnabend sämtli Betriebe zu ließen, haben die Presser und Drucker in Gera m der sofortigen Ar iténiederlegung geantwortet. Die Zabl der arbeit3- willigen Weber ist seit Montag zurückgegangen. (Vgl. Nr. 262 d. BL)

Die Hafen- und Arsenalarbeiter von Brest, Cher bourg, Lorient und Toulon hielten, wie „W. T. B.“ meldet,