1905 / 274 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 20 Nov 1905 18:00:01 GMT) scan diff

40% des Nennwerts der neubewilligten oder umgewandelten Pfand- Briefe niht überstzigen. In einem solchen Falle kann nah EGr- messen der Umftände von einer weiteren Echöhung der Jahres- Teistungen neben der im § 16 vorgeshriebenen höheren Jahres- zahlung von mindestens einem halben Pro;ent der Pfandbriefsshuld

abgesehen werden.“ , IlT. Dem § 27 des Statuts der Zentrallandshaft wird folgender Absatz 2 hinzugefügt : : E eDie Zinsen des Zuschusses können halbjährlih aus den Amor- tisationsbe:trägen vorweg entnommen werden.“ E Ty. Dem § 29 des Statuis der Zentrallandshaft wird als Iegter Absag folgende Bestimmung binzugefügt: i „Die nah § 15 gewährten Zuschüsse können niemals durch Ein- lieferung von Pfandbriefen getilgt werden.“ V. Dem Absatz 2 des § 33 des Statuts der Zentrallandschaft wird folgender Satz hinzugefügt: O „Die öffentliche Bekanntmachung der Aufkündigung erfolgt nach Maßgabe des S 46 dieses Statuts durch den „Deutschen Reichs- anzeiger und Königlih Preußishen Staatsanzeiger".

Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinalangelegenheiten.

Dem Seminardirektor Dr. Thunert is das Direktorat des Lehrerinnenseminars in Lissa i. P. verliehen worden.

Am Schullehrerseminar in Pr.-Fri-dland ist der Lehrer Krueger von der städtishen höheren Mädchenshule zu Grau- denz als ordentliher Seminarlehrer angestellt worden.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

Der Assistent an der Königlichen Lehranstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau in Geisenheim Dr. Schander ist zum Leiter der pflanzenpathologishen Abteilung der Königlichen landwirtschaftlihen Versuchs- und Forshungsanstalten in Bromberg ernannt worden.

Minifterium für Handel und Gewerbe.

Der Gerichtsasscssor Mühlpfordt in Allenstein ift zum stellvertretenden Vorsißenden des Shiedsgerichts für Arbeiter- versicherung Negierungsbezirk Allenstein ernannt worden.

Sagesorduung

für die Sißung des Landeszeisenbahnrats am Diens- tag, den 5. Dezember 1905, Vormittags 10 Uhr.

1) Die Reform der Personen- und Gepäctarife der deutshen Eisenbahnen.

2) Ausnahmetarife für Steinkohlen und Braun- kohlenbriketts nah Schleswig-Holstein. :

3) Ermäßigung von Ausnahmetarifen für Steinkohlen und Koks zum Betriebe von Hochöfen, Siemens-, Martin-, Puddel- und Schweißöfen, Walz: und Hammerwerken nach verschiedenen Stailionen der Rheinprovinz und der Pro- vinzen Westfalen, Hannover, Hessen-Nassau und Sachsen.

4) Ermäßigung des Tarifs für Hohlglas nah den deutshen Seehäfen zur überseeishen Ausfuhr nach außer- deutschen Ländern. :

5) Einführung eines Ausnahmetarifs für Gletngrus

6) Ermäßigung des Tarifs für Schweine nah Pleß.

7) Frachtfreie Nücksendung der bei der Beförderung auf der Eisenbahn beshädigten unverpackten oder mangel- haft verpackten Eisengußwaren oder gußeisernen Be- standteile anderer Waren.

8) Uebersicht der Normaltransportgebühren.

9) Mitteilung über genehmigte Ausnahmetarife usw.

Berlin, den 18. November 1905. Der Vorsißende e R ION, F le j Wirklicher Geheimer Rat, Unterstaatssekretär.

BelauntmacGung

Für das nächstjährige Heeresersaßgeschäft wird denjenigen jungen Männern, welche in dem Zeitraum vom 1. Januar bis 31. Dezembcr 1886 geboren find, in Erinnerung gebracht, daß sie zur Vermeidung von Nachteilen und Weite- rungen sich mit Gcburtsscheinen, welche von den Standes- ämtern fostenfrei ausgefertigt werden, zu versehen haben. Der Zeitpunkt für die Anmeldung zur Rekrutierungsftammrolle wird in der ersten Hälfte des Monats Januar k. J. bekannt gemacht werden. Í

Berlin, den 14. November 1905.

Die Königlichen Ersaßkommissionen der Aushebungsbezirke Berlin. Dr. Frommesl.

Abgereist:

Seine Exzellenz der Staatsminister und Minister der öffentlichen Arbeiten von Budde, nah dem Rhein.

Nichkamlkliches. Deutsches Reich.

Preufen. Berlin, 20. November.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen vorgestern auf der Eisenbahnfahrt nah Kiel den Vortrag des Chefs des Militärkabinetts, Generalleutnants Grafen von Hülsen- Haeseler und gestern, „W. T. B.“ zufolge, in Kiel den Vortrag des Vertreters im Auswärtigen Amt, Gesandten von Tschirschky und Bögendorff entgegen. Heute vormittag hörten Seine Majestät an Bord des Linienschiffes „Kaijer Wilhelm I.“ die Vorträge des stellvertretenden Chefs des Zivilkabinetits, Geheimen Oberregierungsrats von Valentini und des Chefs des Marinekabinetts, Admirals Freiherrn von Senden-Bibran.

Der Aus\shuß des Bundesrats für Nehnungswesen, der Ausschuß für Handel und Verkehr, sowie die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen und

die vereinigten Aus\shüsse für Nehnungswesen und für Eisen- |

bahnen, Post und Telegraphen hielten heute Sißungen.

Dem Regierungsassessor Grafen Clairon d’Hausson- ville in Posen ist die kommissarishe Verwaltung des Land-

Franffurt a. O., übertragen, der Regierungsassessor Bauer in Jserlohn der Königliden Regierung in Posen zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Panther“ in Jtajahy (Südbrasilien) eingetroffen und geht am 27. No- vember von dort nah Desterro (Südbrasilien) in See.

S. M. S. „Luchs“ ist am 17. November in Hongkong eingetroffen.

S. M. Flußkanonenboot „Tsingtau“ ist am 17. No- vember von Canton nah Hongkong in See gegangen.

S. M. S. „Charlotte“ geht niht, wie gee, am 20. November von Neapel nah Korfu, sondern bleibt bis auf weiteres in Neapel.

Kiel, 20. Nvvember. Seine Majestät der Kaiser und König sind, wie „W. T. B.“ meldet, vorgestern um 1 Uhr 15 Minuten in Kiel eingetroffen und von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrih auf dem Bahnhof empfangen worden. Seine Majestät ließen Sich im Fürstenzimmer sofort Bericht über den Untergang des Torpedoboots „S 126“ erstatten und begaben Sich dann mit Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen N nach dem Exerziershuppen der Matrosendivisionskaserne, wo die. Vereidigung der Rekruten vorgenommen wurde, an die Seine Majestät der Kaiser nachher eine Ansprache hielten. Sodann begaben Sih Seine Majestät zum Frühstück in das Offizierkasino der Kaserne und darauf an Bord des Linienschiffes „Kaiser Wilhelm IT.“/, wo Allerhöchst- derselbe Wohnung nahmen. :

Gestern begaben Sih Seine Majestät nach dem Gottes» dienst an Bord des Linienschiffes „Kaiser Wilhelm 11.“ nah der Germaniawerft und nahmen Abends an einer Tafel im Königlichen bee bei Jhren Nes Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Heinrich teil.

Bayern.

Der König von Spanien besuchte, nah einem Bericht des „W. T. B.7, vorgestern vormittag das Rathaus und fuhr von dort nah Schloß Nymphenburg zum Besuche des Prinzen Ludwig Ferdinand. Am Nachmittag fand in der Residenz große Galatafel statt, an der außer dem König von Spanien sämt- liche Prinzen und Prinzessinnen, Standesherren, Staatsminister, die Präsidien beider Kammern des Landtags, der Erzbischof von München, der Bischof von Augsburg und Undere teil- nahmen. Jm Verlauf der Tafel wechselten der Prinz- Regent und der König Trinksprüche. Um 51/2 Uhr ist der König, vom Prinz-Regenten nach dem Bahnhof geleitet, nach Paris abgereist.

Deutsche Kolonien.

Aus Windhuk in Deutsh-Südwestafrika werden, wie „W. T. B.“ berichtet, folgende Verluste gemeldet:

Am 9. November d. J. ist bei Alurisfontein der Reiter Georg Taraba, geboren am 22. 4. 1883 zu Klein. Friedrihs-Tabor, früher im Feldartillerieregiment Nr. 74, gefallen (Unterschenkel- und Hals- {huß). Verwundet wurden: Reiter Julius Rennwanßgt, geboren am 18. 12. 1884 ¡u Spital-Kolonie, fcöher im Feldartillerieregiment Nr. 71 (Streifshuß ans Gesäß); Neiter Franz Krebs, geboren am 26. 7. 18384 zu Czybulfken, früher im Feldartillerieregiment Nr. 71 (Lungenshuß); Reiter Andreas Kotecki, geboren am 6. 6. 1883 zu Samter, früber im Feldartillerieregiment Nr. 56 (Streifshuß an linken Unterschenkel). Zahlmeisteraspirant Ernst Pohle, geboren am 2. 10. 1879 zu Wolmirstedt, früher im Infanterieregiment Nr. 31, ist am 14. November d. J. im Lazarett zu Keetmanshoop an Typhus gestorben.

Oefterreich-Ungarn.

Die österreihishe Regierung wird, „W. T. B.“ zu- folge, den der Jnternationalen Vereinigung für ge- jeßlihen Arbeitershuß bisher gewährten jährlichen Beitrag zu den Kosten des von der Vereinigung erhaltenen Internationalen Arbeitsamts in Basel von 3000 auf 5000 Kronen erhöhen. : / E

Jn verschiedenen Bezirken Wiens fanden gestern 25 nah den Erwerbszweigen geordnete sozialdemokratishe Ver- sammlungen statt, um Propaganda für die am Tage der Parlamentseröffnung zu veranstaltenden Kundgebungen für das allgemeine Wahlrecht zu machen. Es wurden Beschlüsse angenommen, in denen in scharfen Worten zum Wahlrechtskampf, eventuell zum Massenausstande, aufgefordert wird. Zwischenfälle sind niht vorgekommen.

Die ungarische Negierung geht, wie das genannte Telegraphenbureau berichtet, gegen renitente Komitate mit aller Strenge vor. Sie hat vorgestern {on 14 solhen Komitaten den staatlichen Geldbeitrag, den die Ne- gierung der autonomen Verwaltung gewährt, entzogen. Den Overgespanen wird außerordentlihe Vollmacht erteilt, auto- nome Komitatsbeamte im Falle der Widerseßlichkeit vom Amte zu suspendieren. Die C Ne D a des Abaujer und Zemplener Komitats sind shon ihres Amtes enthoben worden.

Der Fraktion Andrassy find 20 früher der Partei Tiszas angehörende Abgeordnete beigetreten. Die so verstärkte Fraftion wurde als Verfassungspartei konstituiert, die auf der Basis des 1867 er Ausgleichs steht, jedoch mit der Koalition Hand in Hand geht.

Frankreich.

Der König von Spanien is gestern in Paris ein- getroffen und am Bahnhof vom franzöfishen Botschafter in Madrid Cambon in Vertretung des Präsidenten Loubet empfangen worden, dem er später einen Besuch abstattete.

Der Senat sehte in der vorgestrigen Sißung die Be- ratung der Vorlage, betreffend die Trennung der Kirche vom Staat fort. Ueber den Verlauf der Ver- handlung berichtet „W. T. B.“:

In der Beratung der genannten Vorlage sprach sich de Marcòre gegea den Geseßentwurf aus, der, wie er sagte, auf die Vernichiung der katholishen Kirhe in Frankreih abziele.

Der Kultu?minisier Bienvenu-Martin trat namens der Negierung für die Vorlage ein. Sie set gerechtfer1igt dur die Verstôße des Papsttums geçen die Verpflihtungen dg Konkordats, eines Paktes, der seit langer ? Zeit außer Kraft sei. Die Regierung sei nicht geneigt, mit dem Heiligen Stuhl zu verhandeln, denn niemals würde dieser Bürg- schaft dafür geben, daß er seine Verpflihtung respektiere. Die

. . . . j stt tli ti i 2 ì it: 4 ratsamtes im Landkreise Landsberg a. W., Regierungsbezirk | Gutstaatlibung der Kirche sei eine Notwendigkeit; sie werde der Kirhe

die Freiheit, stôrungen sei nicht zu denken; staatliibung. Dié Regierung

dem Staat seine Souveränität geben. An Ruhe, denn das Land wolle die Ent, ( 1 trage die Verantwortung für die Anwendung des Gesetzes. Die Ausgleichsleistung, die die Katholiken erhielten, übersteige ihre Erwartungen, Der Minister stellte s{lteßlich die Vertrauensfrage, ierauf wurde die Generaldickussion ges{hlofsen. Auf Antrag des ommissionévorsizenden Vallé und gemäß dem Wunsche ter Regie- rung wurde hierauf, nahdem sih de Maillard dageg-n au8gespro{en hatte, mit 171 gegen 108 Stimmen die Dringlichkeit be- \chlossen. Sodann wurde mit 195 gegen 97 Stimmen beschlossen, in die Einzelberatung der Entstaatlihungsvorlage einzutreten. Infolge der Weigerung der Anwaltskammer, den ehe- maligen Professor Hervé als Advokaten zuzulassen, beschlossen, „W. T. B.“ zufolge, die sozialistishen Deputierten- gruppen, in der Kammer die Abschaffung des Privilegs der Advokaten zu beantragen.

Rußland.

Der Minister der Verkehrswege hat, laut Meldung des „W. T. B.“ aus St. Petersburg, den Arbeitern erklärt, daß der Ministerrat die Forderung des achtstündigen Arbeitstages für die Eisenbahnarbeiter für unzu- lässig erklärt und beschlossen habe, den Arbeitern auf den Bahnhöfen und in den Werkstätten sowie in den Regierungsdruckereien während des Ausstandes keinen Lohn zu bezahlen. Das Komitee der Aus- ständigen hat, dcrselben Quelle zufolge, vorgestern folgende Resolution gefaßt:

„Der Ausstand der St. Petersburger Eisenbahnen und der Arbeiter von St. Peteréburg hat der Regierurg bewiesen, daß die Ausführung grausamer Maßregeln wie der Anwendung der Todes, strafe und der Einführung des Kriegszustandes stets in ter Arbeiter- klasse tâtigen Widerstand finden wird. Der Ausstand hat bewiesen, daß unsere Macht im Wachsen begriffen ift, sodaß, wenn etnes Tages das Komitee es für nötig findet, der Regierung einen entschiedenen Kampf zu bieten, wir siegen werden.“

Das Komite? schlägt im weiteren vor, den Ausstand heute mittag zu beendigen und fährt dann fort:

„Die Kameraden werden von nun an Kräfte sammeln. Wenn es für nôtig befunden wird, wieder in den Ausstand zu treten, werden alle Eisenbahnen zugleih und zwar folange streiken, bis alle politischen a wirtshaftlißen Forderungen von der Regierung erfüllt worden ind.“

In einer in der Nacht abgehaltenen Sißung des Nats der Arbeiterdelegierten wurde der in der obigen Nesolution enthaltene Vorschlag, den Ausstand heute zu beenden, angenommen. :

Der Kongreß der Semstwos und Städte ist „W. T. B.“ zufolge gestern in Moskau eröffnet worden. Zum Präsidenten wurde Petrunkewits\ch geei zu Vize- präsidenten Schepkin und Saweliew. Vertreten waren 26 Gouvernements und 39 Städte; aus Polen waren 23 Ab- geordnete erschienen.

Zuete sprach Golowin und erklärte, das Manifest vom 30. Oktober habe nicht alle Forderungen erfüllt, man müsse aber gegen die Anarchie kämpfen. Roberti führte aus, bei den Be- ratungen handle es sih darum, zu wifsen, ob der Kongreß die Re- ierung unterstüßen könne und unter welchen Bedingungen. Mehrere

edner, darunter der Bürgermeister von Saratow, Ne mirowsky, bestanden darauf, daß man dem Grafen Witte bei der Beruhigung des Landes helfen und alle Einzelheiten der Duma überlassen müsse. Nemirowsky s\sprach sodann von den Schrecken der Bauernunruben . und sagte, das Heil beruhe allein in einem Zu- sammengehen mit dem Miknisterpräsidenten. Graf Heyden erklärte, es sei notwendig, daß die Regiecung ih nit in Wider- sprüche verwickle. Neben der Verfassung béstebe die autokratische Gewalt und diese könne das Manifest vom 30. Oktober aufheben. Man habe Freiheit verkündigt und gleichzeitig den Belagerungs- zustand prcklamiert und Beneraladjutanten mit unbeshränkten Voll- machten ausgestattet. Es bedürfe allerdings gegenwärtig einer starken Mattentfaltung, aber einer solhen, die gut und auf das Gesetz ge- gründet sei. Man müfse Senatoren entsenden, und nicht Generale, und den Bürgern ihre Rechte durch eine ordentlihe Justiz \sicher- stellen. Der gegenwärtige Justizminister sei dazu niht der Mann. Solche zeitweiligen Gesehe, die die Freiheit zu verwirklichen ver- möchten, seien wihtiger, als die Wahlrehtsfragen, die durch die Duma ausgearbeitet werten würden. Der Vertreter der Stadt Stawropol, Abramof f, spra sih gegen eine Bespre(ung mit dem Grafen Witte aus, da das Manifest vom 30. Oktober aufgehoben sei. Die Regierung habe an demselben Tage Akte der Willkür in ganz Rußland begargen. Man müsse fich im Namen des Kongrefses an das ganze russisch2 Volk wenden und es über die ear Lage aufklären. Roditscheff erklärte sodann, die Regierung begreife die Lage ni@t und verstehe das Manifest vom 30. Oktober nicht; sie wolle nickt zugleih tatkräftig und geseßlih vorgehen. Wenn die Re- gierung aber einer Stüße bedürfe, so müsse man ihr helfen, doŸ unter der Bedingung des feierlichen Versprechens, fi von der Reaktion zu trennen. Man müsse der Regierung helfen, das grundlegende Geseß vom 30. Oltober zu verwirklichen; aber zuvor müsse die Regierung etwas leisten, was Vertrauen zu ihr erwecken könne. Hierauf wurde die Beratung vertagt.

Nach einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphen- agentur“ laufen aus polnishen Städten in der Hauptstadt Nachrichten über die Beendigung der Ausstände und die Wiederherstellung des Eisenbahnverkehrs cin. Nach einer Depesche des „W. T. B.“ aus Warschau hielten vorgestern etwa 1000 Arbeiter des Meéetallwerks Starachs- wice, die von der Beendigung des Ausstands nichts wußten, einen gemischten Eisenbahnzug auf der Linie der Weichsel bahnen nach Ostrowiec auf und zwangen ihn, umzu- kehren. Der Telegraph is zerstört, eine Brücke beschädigt und der Bahnbetrieb unterbrochen.

Wie die St. Petersburger Telegraphenagentur aus Dorpat meldet, ist dort eine Abteilung der baltischen Konstitutionspartei in der Bildung begriffen. Jn ihrem gestern in russischer, deutscher und esthnisher Sprache veröffentlihtenPro gramm fordert die Partei Aufrechterhaltung einer starken Staatsgewalt zur Durchführung der Reformen und zum Schuße der bürgerlichen Freiheit, ferner politische und wirtschaftlihe Reformen zum Besten der arbeitenden Klassen, Armenverforgung, gerechte Besteuerung, Selbständig- keit der städtishen und bäuerlihen Selbstverwaltungsorgant, Zulassung der Landessprachen in der autonomen Hochschule und hei den Regierungs- und Gemeindeinstitutionen. Auch 1" Kiew hat sih eine konstitutionelle Partei gebildet, die sich die Durchführung von Reformen auf den Grundlagen des Manifestes vom 30. Oktober im Verein mit anderen Städten

Südwestrußlands zur Aufgabe macht.

Die Bauernunrußen nehmen nah einer Meldung der genannten Telegraphenagentur zu. Jm Bezirk Staryi— Osfol, Gouvernement Kursk, sind 17 Landgüter geplündert und in Brand gesteckt worden. Jufanterie und Kosaken sind dorthin entsandt. Die Gouvernements Kursk und Pensa, wo gleichfalls Bauernunruhen vorgekommen sind, werden als im verstärkten Verteidigungszustand befindlich erklärt.

Nach einer Depesche aus Tiflis ift auf Verwendung des Statthalters Soldaten, die in den leßten Jahren vorzugs- weise aus politischen Gründen desertiert sind, völlige Straflosigkeit zugesihert worden, wenn sie während der Abwesenheit von ihrem Truppenteil keine Verbrechen begangen haben und bis zum 14. Januar 1906 zu ihrem Truppenteil zurückfehren.

Der Minifter des Kaiserlichen Hofes Baron Fredericksz ift, wie die „St. Petersburger Telegraphenagentur“ meldet, unter Belassung auf seinem Posten zum Mitaliede des Neichs- rats und der Korpskommandant Baron Salza zum zeit- weiligen Generalgouverneur von Finnland ernannt worden.

Spanien.

Die „Gacetta de Madrid“ veröffentlicht einen Erlaß, durh den der Ministerpräsident Montero Rios ermächtigt wird, mit dem italienishen Botschafter das neue vorläufige Handelsabkommen mit FJtalien zu unterzeichnen.

Niederlande.

Naeh einer amtlihen Meldung aus dem Haag nahmen die niederländishen Truppen in Soppena (Insel Celebes) zwei Stellungen. Hierbei verloren sie einen Mann. Sechs Mann wurden verwundet. Der Feind hatte 41 Tote und 4 Verwundete. Zn Wotoe versuchte der Feind ebenfalls Widerstand zu leisten. Hierbei fielen der Anführer und 35 seiner Lexte. Der Verluft der Truppen betrug 2 Verwundete.

Têérkei.

Nach Meldung des „Wiener K. K. Telegr.-Korrefpondenz- bureaus“ hat vorgestern im Yildiz ein längerer außer- ordentlicher Ministerrat frattgefunden. Bis 1cht haben die Botschafter der Mächte ‘von der Türkei keine Kundgebung erhalten. ‘Ein ésterreihisch-- ungarisher und ein russischer diplomatischer Kurier sind, der „Agence Havas“ zufolge, vor- geftern mit Anweisungen für den Kommandanten des inter- nationalen Geschwaders von Konstantinopel na den: Piräus abgereist, ebendorthin sind au der Dragoman der österreichis- ungarischen Botschaft Brilinski und der Dragoman Nik o- lajew von der russischen Botschaft gereist.

Wie das „Wiener K. K. Telcgraphen-Korrespondenzbureau“ meldet, ist Schemsi Pascha gestern mit 4 Bataillonen und 3 Esfadrons und 4 Geschüßen von Prizren zur Strafs- expedition nah dem albanesishen Gebiet Ljuma abgegangen. An der Brücke des Drinaflusses hatte er unerwarteter Weise ein mehrstündiges Gefeht zu bestehen und ein kleines Gefeht beim Einmarsh in den Hauptort des Lriamesichen Gebiets Parmosi, 37 km von Prizren. Die Truppen hatten 3 Tote und 6 Verwundete. Die Albanesen verloren 27 Tote und 60 Verwundete. Es wurden Schemsi Pascha zwei ' Bataillone nachgesandt.

Der „Ügenzia Stefani“ wird aus Kanea geméldet, daß nah erfolgter Unterwerfung alle Aufständischen unter völliger Begnadigung in ihre Wohnorte urückfkehren werden; nur ditienigen, die sich gemeincr Verbrechen "schuldig gemacht haben, und die Deserteure bleiben von der Begnadigung ausgeschlossen. Die Führer und die hauptsählich an der aufständischen Bewegung Beteiliaten treffen ‘Vorbereitungen für eine Uebersiedelung nah Griechenland. Dem „Reutershen Bureau“ zufolge traf bereits gestern ein Trupp Aufständischer unter Führung von Johann Fumis beim St. Paulskloster ein, um die Waffen abzuliefern. Er wurde dort von einer Abteilung Engländer und Russen in Empfang genommen. Es wurden 338 Gewehre und 19 Kasten mit Patronen abgeliefert.

Norwegen.

Der Storthing hat vorgestern die durch feinen Beschluß vom 7. Juni, betreffend die Auflösung der Union, notwendig gewordenen Verfassungsabänderungen angenommen und für den Nachmittag eine Sitzung zur Vornahme der Königswahl angeseßt. Ueber diese Sigzung liegt folgender Vericht des „W. T. B.“ vor:

_ Nachdem der Storthingépräsident Berner unter Hinweis auf das Grgebnis der Volksabstimmung vorgeschlagen hatte, den Prinzen Karl bon Dänemark zum König von Norwegen zu wählen, erklärte der Pastor Erik sen (Soz), daß seine Partei für den Vorschlag des Präsidenten stimmen (werde, da durch die früher gefaßten Beschlüsse das Königtum bereits festgesegt sei und keine Veranlafsung vorliege, für einen anderen Vorschlag zu stimmen. Der Staatsadvokat C aft ber g erklärte, daßer und leine Gesinnungêgenossen si vor dem Willen der Mehrheit des Volkes beugten und für den Verschlag des Präsidenien stimmten. Auf Vor- |chlag des Prásidenten wurde hierauf der Prinz Karl von Däne- mark einstimmig durch Namensaufruf zum König von Norw egen gewähit. Von den 147 Mitgliedern des Storthings fehlte rur eins. Naeh der Abstimmung hielt der Präsident Ber nex elne kurze Ansprache, in der ex unter anderem ausführte mit diesem Beschlusse des Storthizgs sei der Sc{ußstein uf das Selbständig?eitswerk geseßt, das in diesem Jahre durhgeführt worden ‘sei. Er {l mit dem doppelter

unshe: „Gott bewabrz den neu erwählten König! Gott bewahre Wer teures Vaterland!“ Jn diesen Wunsch stimmten die Mit- glieder, die si während der Ansprade des Präsidenten von ihren Sven erhoben hatten, ein. In dem Augegbl:ck, als das Stortbing leinen Beschluß gefaßt batte, wurde von der Festung Akershus Königs- \alut abgeg ben. Der Präfizent wurde beauftragt, den Beschluß des Storthings dem König Christian von Dänemark und dem Prinzen

arl mitzuteilen. D Am Abend wurde die Sétzung des Storthings wieder eröffnet. - Ie verlas folgende Antwort des Prinzea Karl von

/ marf:

G „Mit Erlaubnis Seiner Majestät des Königs, meines erlauchten Sroßoaters, nehme ih die Wahl als König von Norwegen an, indem i den Namen Haakon VIT. annehme und meinem Sohn den Namen Slav keilege. Meine Gemahlin uad ih fl-hen Gottes reisten Segen p das norwegishe Volk herab. Wir wollen unser künftiges Leben einer Ghre und feiner Größe weihex.“

s Der Präsident brate darauf ein Hoch auf den König von Nor- dieüen aus, in das die Mitglieder stehend einftimmten. Dann wurde le Sigung geschloffen.

i Dänemark. as Die norwegishe Storthingabordnung, die den dnig nach Norwegen geleiten soll, ist, wie „W T.B.“ meldet,

Auf Anordnung des Königs von Dänemark wird, derselben Quelle zufolge, eine Flottenabteilung unter dem Kommando des Vizeadmirals Wandel, bestehend aus der Köniaéëjaht „Dannebrog“, dem Panzerschiff „Olfert Fischer“ und dem Kreuzer „Gejser“, das norwegische Königspaar nah Norwegen führen.

Afien. __ Die Mission des Marquis einer Nachricht des „Standard“ vollen Erfolg erzielt.

Jto nach Korea hat, aus Tokio zufolge, einen : Gestern in aller Frühe ist der Vertrag im Palast zu Söul unterzeichnet worden. Der Vertrag enthält zwei wichtige Punkte. Erstens übernimmt Japan die Besorgung der auswärtigen Angelegenheiten Koreas, bis Korea ftark genug ist, seine Unabhängigkeit zu wahren. Zweitens wird die Verwaltung der inneren Angelegenheiten unter die Ueberwahung eines e‘Japanishen General- gouverneurs gestellt, der gemäß dén Anordnungen des Kaisers von Korea handelt.

_ Aus Nagasaki meldet das „Reutershe Bureau“, daß fünfhundert russische Gefangene an Bord der russishen Transportshiffe „Wladimir“ und „Woronesh“, die nach Wladiwostok abgehen sollten, der Meuterei verdächtig schienen, weshalb si die Offiziere an die Japaner mit der Bitte wandten, ihnen Truppen zu Tenden. Ein Polizeioffizier und 100 Konstabler gingen beiaethin an Bord der „Worones{ch“, und vier Japaulihe Torpeoma umringten die Schiffe. Dec Admiral Roschdjestw enski ist an Bord der x Woronesch{ch“.

Afrika.

Dos „Reutershe Bureau“ meldet aus Bulaw ayo, vaß die dortige Bürgerschaft bef{lossen hat, gegen den mangel- haften Polizeishuß in der Stadt und dem Bezirk sowie da- gegen ‘Einspruch zu erheben, daß die Behörden die Ein- geborenen von Süd-Rhodesia im Gebrauch von A atien einüben, mveil dies eine sehr ernste Gefahr ür das Leben und den N niht nur der weißen Einwohner des Landes, wie sich im Aufstande von 1896 gezeigt habe, sondern auch für ganz Südafrika bilde. Weiter ift bes{lofsen worden, den Vorsißenden der britishen Südafrikanishex Ge- sellschaft von vorstehenden Beschlüssen in Kenntnis zu seßen und den Administrator von Süd-Rhodefia um Mitteilung der- selben an den Kolonialminister Lyttelton und den Dber-

fommissar für Südafrika Earl of Selborne zu ersu@en. Einer Meldung der „Agence Havas“ aus Tanger zufolge find die Leichterführer im dortigen Hafen in den Ausstand getreten und beharren in ihm unter dem Vorwand, daß der Maghzen ihnen die Lohnzahlung ver- weigere. zwungen, ihre Tätigkeit einzustellen. Torres tut nichts, um die Schwierigkeit zu lösen. Vorgestern abend wurde ein fpanischer Preletarier von benaffneten Marekkanern vor Raisulis Gericht geshhleppt unter dec Beschuldigung, eine eingeborene Frau auf dem großen Soffo gestoßen zu haben.

außerhalb der Mauern von Tanger einzugreifen.

Statiftilk und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

__ Die am Sonnabend in G\sen abgehaltene Revierkonferenz ailer Bergarbeiterverbände. des Overbergamtsbezirks Dortmund und der Zehen „Rheinpreußen“ bes{loß, wie ,W. T. B.* meldet, eine Eingabe an das Oberbergamt

Dortmund, in der es u. a. beißt, die von allen Verbänden und

preußen“ vom Oberbergamtsbezirk Bonn beshickte Nevierkonferenz wende sih «an das Königliche Oberbergamt mit dem Ersuchen, der von den Zechen eingereichten Arbeitsordnung die Genehmigung zu ver- sagen, weil sie in verschiedenen Punkten gegen das Gesetz versteße.

Erstens: -S 93 b des Berggesetzes beftimme, daß die regelmäßige Arbeitszeit durch Ein- und Ausfahrt nicht um mehr als eine halbe Stunde verlängert werden darf. Die neue Arkeitsordnung bringe aber eine unzulässizge Verlängerung der Arbeit8zeit.

Zweitens: 8 Abs. 2-der neuen Arbeitsordnung besage, daß nah Ablauf der Seilfahrtszeit die Arbeiter keinen Anspruh mebr auf die Seifahrt haben. Diese Bestimmung werde die Arbeiter veranlaffen, {on vor der festgesezten Zeit einzufahren, was3 auch die Zechen

ereitwilligft geftatten würden.

Dadurch werde § 93 b des Berggeseßes illufozisch welhem das Mer bei der Gin- und Ausfahrt auf die zurechnen ist.

_Drittens werde die Zulaffung von Uebershichten ohne vorherige achtitündige Rubezeit, wie sie in § 10 der neuen Arbeitsordnung vor- gesehen fei, als unzulässig erahtet. Der Begriffsunterschied Ueber- schicht und Zwischeaschicht sei niemals üblich geweien. Wenn § 93.4 Abs. 2 aus Gesundbeitsrücksihten die Notwendigkeit einer Rubezeit anerkenne, {o sei diese nah der regelmäßigen Schicht ebenso notwendig als vor derselben.

Viertens schreibe § 30 c des Bergges bei Nichtzustande- kommen des Gedinges die Zablung des vorher gültigen Gedinges bor, Abs. 4 tes § 13 der Arbeitsordnung bingegen nur F des dur- schnittlihen Netto-Tage8arbeitsverdienstes derselben Arbeiterklafse, welche im vorhergegangenen Monat erreiht worden sei,

Fünftens ent)prächen au die Bestimmungen über die Wahk und Tätigkeit des Arbeitsaus\huses in der neuen Arbeitsorizung nicht allenthalben dem Inhalt des Gescßza3.

Sechstens {ließe § 12 Abs. 2 der Arbeitsordnung sämtliche Anträge und Beschwerden, welche ledigli die Angelegenheit einzelner oder die von Kameradschaften seien, ven der Erörterung aus und ents Halte so eine Eiashränkung der Nechte des Arbeit3aus\chus}ses.

Ferner wird das Oberbergamt gebeten, seinen Einfluß geliend zu machen, daß die Verhältniswahl mit gebundenen Listen überall fest- gelegt und das Wahlgeheimnis nah dem Wahlreglement für die Reichstagêwahlen gefichert werde. Die Zahl der Arbeiteraus\{uß- mitglieder müsse auf fünf erhöht werden, dagegen müßten die Stell- vertreter wegfallen, damit unließfame Aués{ußmitglieder von der Zee nit abgelegt und „zechenfreundlihe“ Stellvertreter an die Posten ge- stellt werden können.

Auch in die Verwaltung der Ünterftüßungskassen sollen die Werks- Ora TR0 niht hineinzureden haben, wenn fie keine Beiträge zu ihn zahlen.

Zu der Eingabe waren noch zwei Nah träge eingebracht, die eben- falls angenommen wurden. In dem ersten heißt es, ein Verstoß gegen das Gefeß liege au darin, daß die Arbeitsordnung nicht zeitig genug zur allgemeinen Kenntnis gelangt sei, um den Arbeitern die Möglich- keit zu geben, von ihrem Kündigungsreht vor Inkrafttreten der Arbeitéordnung Gebrauch zu machen. Der zweite Nachtrag be- zeichnet die Bestimmungen der Arbeitsordnung über den Schadenersaßz- anspruh von Arbeitern, die vor Ablauf der Kündigungsfrist entlassen worden find, als gesetwidrig.

Angenommen wurde ferner eine Resolution, die Einspruch da- gegen erhebt, daß eine Reihe von Zecben offenbar ein Abkommen ge-

emaGt, nah rbzit8zzit an-

gestern nahmittag in der dänischen Reat eingetroffen DO von dem Ministerpräsidenten, dem Präsidenten des Reichs- 28es und dem norwegischen Gesandten empfangen worden.

troffen bätten, das einer Aufhebung des freien Arbeitsvertrags

FUÜnf Schiffahrtsgesellshaften sind ge- È

Der Maghzen beruft |ch darauf, daß er nit imstande sei,

NRevieren des Oberbergamtsbezirks Dortmund und den Zechen „Rhein- |

abgekebrte Leute vón den anderen Zechen nux gegen Vorzeigung eines Ueberweisungéscheins angenommen würden. Dieses System gestatte die ständige Aussperrung mißliebiger Belegschaft: mitglieder und ermögliche es den Zechenverwaltungen, den Kamerad|ichaften das uneinfömmlihste Gedinge aufzuzwingen. Durch dieses Verfabren, das einen Verstoß g?gen die guten Sitten und eine Geseßzesbeugung darstelle, würden die Arbeiter in der Lobnfrage \chußlos der Willkür der Grubenbeamten preis egeben. Die Konferenz {ließe ch daher dem von der Siebene:kommission an den Reichskanzler gefandten Protest an. Schließlich fand au ein Antrag Annahme, nach weclchera der Siebenerkommission aufgegeben wird, sofort nach dem Erhalten einer niht befriedigenden Antwort des Oberbergamts auf die Eingabe oder bei einer Nichtbeantwortung innerhalb 4 Wochen eine neue Revierkonferenz einzuberufen.

Zu der obenerwähnten Eingabe der Bergarbeiterrevierkonferenz an das Dortmunder Oberbergamt erklärt der Bergbauliche Verein :

1) Unrittig ist, daß die neue Arbeitsordnung eine Verlängerung der Arbeitszeit herbziführe. Es besteht keine Veränderung gegen früher und kein Verstoß gegen § 93 B des Berggesetzes.

2) Die Ausführungen zu Punkt 2 der Eingabe entstammen einer falschen Auffassung des Wortlauts der Arbeitsordnung. Dort ist keineswegs gesagt, daß nach Ablaufen einer halben Stunde Seilfahrtdauer niemand mehr auf Seilfahrt Anspruch habe. Die Dauer der Seilfahrt iff abbängig von der Anzahl der Belegshaft und der Leistungsfähigkeit der Förder- einrihtung. Die Angriffe der Eingabe sind völlig verfeblt. Die Behauptungen, daß nach einem Anschlag auf der Zeche „Holland“ die Markeuau8gabe 10 Minuten vor Beginn der Seilfabrt geschlofsen wird, ift eine Entstellung der Tatsahen. Nah dem Wortlaut der Bekanntmachung auf Z:-he Holland erfolat der Schluß der Marken- iere 10 Minuten vor Schluß der Szilfahrt, niht vor ihrem

eginn.

3) Die Bemängelungen wegen falsher Definitionen zwischen VebersSicht und Nebenschicht sind unzutreffend. Jn der Regierungs- vorlage ist die Definition gegeben, nämlih: Uebersicht ist als eine unmittelbare Verlängerang der regelmäßigen Arbeits\chicht, Neben- idt als eine von der regelmäßigen Arbeits\{icht durch eine mebr- stündige Pause getrenate besondere Schicht zu betrachten. Falfck ift die Behauptung, daß ein Unterschied zwishen Ueber- und Néebenschichtzn bisher niht bestanden habe. Der aus dem Jahre 1392 stammende, dur die diesjährigen Entwürfe unberührte § 80 E spricht autdrücklih von einer Festseßung der Arbeitszeit über die otdentlihe Dauer der Axbeitsjeit hinaus, im Unterschied von dere be- sonderen Nebenschi&zten. Die ‘jetzige Fassung des Abs. 4 & 12 stellt die Erbeiter günstiger als bisker. Bei der Fortsezung der Arbeit au demselben Arbeitsort 80c des Berggesetzes) bleibt das abgeschlossene j Sedinge bestehen.

Die von der Revierkorferenz gegen die Satzungen der Arbeiter-- auéschüfse und Unterstüßungs8fkassen erhobenen Bemängelungen wegen Angeseßlihkett find hinfäßtig durch den Hinweis darauf, daß diese în- ¡wischen die geseßlih vorg-|chriebene Genebmigung des Oberbergamts erhielten, welche gemäß & 80 des Berggesetzes bei einem Verstoß gegen die Gesetze versagt werden muß. Durch die erfolgte Genehmigung ift auch dieser Punkt der Eingabe als gegenstandslos erwiesen.

, Aus Emden wird dem ,W. T. B.“ gemeldet, daß die aus- | wärts væbreitete Nachrißt, daß infolge Aussperrung 600 Hafen- { arbeiter ausständig ‘zien, niht den Tatsahen entsprehe. Da von dem Verbande troß des von den Arbeitgebern und Arbeit- è nehmern gemeinsam fefigestellten Lohntarifs Ansprüche erboben wurden, j die von den Arbeitgebern für unerfüllbar angesehen werden, babrn diese einstimmig beshiossen, nur ncch Arbeiter zu beschäftigen, die aus | dem Verbande treten und einem neuen von den Arbeitnehmern und j} «gebern zu gründenden Ven O ansehen. c einer von „W. T. B.* wiedergegebenen Meldung des „DberschleF schen Wanderers“ aus Gleiwiß ist auf der der Sieva F Borsig getörenden „Ludwigsglückgrube* die gesamte Beleg- I: schaft in Stärke bor 700 Mann in den Ausstand getreten. Es wird E Ee fe eitzeth L Schichtzulage von 20 9/6, eine euerangéazulage und beffere Bebandlung durch die L 2g S 263 ck Bl). f g dur die Vorgesezten (vgl. r Verband [ähsish-thüringisher Webereien erklärt De B zufolge, gegenüber den mehrfach aufgetretenen Ge- rüchten, ‘daß in den nächsten Tagen die Wiedereröffnung der Betriebe beabsichtigt sei, daß er nah wie vor auf seinem gegenwärtigen Stand- punkt beharre und seine Betriebe nur öffnen werde, wenn die Arbteiter- schaft vorbebaltlos unter Anerkennung des neuen Lohntarifs und ter allgemeinen Bedingungen gleichzeitig in allen Verbandsbetrieben die Arbeit wieder aufzunehmen sich bereit finde. Ebenso seien alle Nach- rihten über etwaige erneute Verhandlungen irrtümlich. Aus Sera (Reuß) wird ferner gemeldet, die Vertreter der Arbeitnehmer ¿ätten die Bürgermeister der an dem Ausstand beteiligten Städte b ns E unen n den Bs ersuht. Diese lehnten jedo ¡Ein weiteres Gntgegenkommen und die Einleitung Ye 1 a5. (Val. Nr. 267 d. Bl) A E

Theater und Musik.

9 R. Feutraltheater.

„m Zéalraltheater sang am Sonnabend Fräulein j

dée seit l'urzemn dem Verbande tes Theaters ede u i: die Titelpartie in der Operette „Musette* von Herblay. Die junge Dame ift im Besitz einer niht sehr großen, aber \y mvatbischen Stimme. In ibren Bewegungen ist sie zwar noch etwas unfrei, aber fie ist fchaufpielerish begabt, und hat Humor, \odaß man ibrer künstlerischen Weiterentwicklung mit berehtigten Hoffnungen entgegensehen kann Die Aufführung wirkte dur vorgenommene Kürzungen gegenüber ter ersten Vorstellung lebhafter und hatte starken Erfolg. -

Im Königlichen Opernhause wird morg ienst „Der \{chwarze Domino*, komische Oper in drei Gas ben Au nstag, der befannten Beseßung der Vauptrollen wiederholt. Die nächste Wiederholung von Beethovens „Lecnore* kann, da Herr Kraus und Frau Plaichinger einen kontraftlih zugesi§erten Urlaub antreten, erft am 1. Dezember, eíne weitere am 10. Dezember stattfinden. Un ae iernagen der Königlichen Oper sind für die nächste Zeit in

| nommen: „La Traviata*, aus 00. Auffi und „Tannhäuser“ von R. Wagner. L E O E

Im Köntglihen Schauspielhause findet am Sonnabend den 29. d, die erste Aufführung einer dreiaktigen Komödie Der Era S Eri ages statt. Oskar Blumenthals Luft,

eer Schwur der Treue“ wird mo )i ( Sue E morgen (Dienstag) und am

Jagd.

Dienstag, den 21. d. M., angesegzte wegen des inzwischen eingetretenen

Die für morgen, Parforcejagd fällt Froftwetters au s.

Mannigfaltiges, Berlin, den 20. November 1905.

Der Hauptausschuß für Berlin und die r Brandenburg des Deutschen Flottenvereins iee A Dienstag, den 28. November, Abends 8 Uhr, im Neuen König- lien Operntheater einen Vortrag8abend. Der Oberft von Deimling, Abteilung3shef im Großen Generalstab, bis dahin Kommandeur des 2. Feldregiments, wird über den Aufstand in Südwestafrika sprechen Hinterher findet die Vorführung von Lichtbildern nach Originalaufnahmen statt. Ein- trittékfarten zum Preise von 3, 2, 1,50 und 0,50 4 sind auf dem Ge- \{häftszimmer des _Hauptauss{husses (Bernburger Straße 35 1) zu haben. Die Mitglieder des Deutschen Flottenvereins und ihre nächsten An ehörigen bezahlen auf allen Plätzen die Hälfte. Der Vebershuß ift für unsere Südwestafrika-Krieger bestimmt.

unnd der Freizügigkeit der Bergleute gleichkommt, indem von einer Zeche