1905 / 290 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 09 Dec 1905 18:00:01 GMT) scan diff

Deutsche Kolonien.

Der Kaiserlihe Gouverneur von Deutsh-Oftafrika Graf von Gößzen berichtet, dem „W. T. B.“ zufolge, aus Daressalam:

Nach Meldung der Bezirkshefs von Muansa, Tabora und Kilimatinde erscheint die Ruhe in ihren Bezirken gesichert. Der englische Missionébishof Peel in Mpapua erbat wegen der zahl- reihen Frauen Schuß gegen etwaige Flüchtlinge aus Kilofsa. Da das Hochland dort gesund ist, wurden 25 Mann Marine- infanterie unter Leutnant von Engelbrecht aus Morogoro abgesandt. Die 5. Kompagnie unter Oberleutnant Wendland (150 Mann, ein 6 cm-Ges{chüg, ein Maschinengewehr) erreichte am 4. Dezember Morogoro und wird auch die Sicherung von Kilosfa übernehmen. Das Detachement von Wangenbeim marscierte am 6. Dezember von Kilofsa auf Mahenge ab. Die 15. Kompagnie, Massaua-Leute unter Hauptmann Wunderlich, wird am 12. Dezember von Daresfalam nach Véorogoro vorgeshoben. Das Bezirksamt Songea meldet über Kapstadt, daß die Lage wieder ernster sei, da die Station unter Lebensmittelmangel leide. Es if anzunehmen, daß inzwischen Major Johannes mit der 13. Kompagnie und Leutnant ScHblüter mit 30 Asfkaris und einer Proviantkolonne von Langenburg in Songea eingetroffen find. In den Küstenbezirken tritt eine merkbare Beruhigung ein. A :

Aus Windhuk in Deutsh-Südwestafrika wird ge- meldet, daß der Reiter Karl Beer, geboren am 27. Oktober 1883 zu Kindelbrück, früher im Feldartillerieregiment Nr. 75, am 4. Dezember auf Pferdewache bei Sandfontein verwundet worden ist (Schuß in linken Unterarm), und daß die Reiter Karl Bechler, geboren am 16. 9. 1885 zu Kraftshagen, früher im Dragonerregiment Nr. 1, und Wilhelm Tamm, geboren am 21. 3. 1885 zu Stade, früher im Dragonerregiment Nr. 16, seit dem 25. November bei Aukam vermißt werden und als

sicher tot anzunehmen sind.

Frankreich.

Die Deputiertenkammer nahm gestern vormittag die Beratung des Gesehentwurfs über die Handelsmarine wieder auf. Ueber den Verlauf der Verhandlung berichtet „W. T. B.“, wie folgt: i

Der Devutierte Bouhbevaller erklärte, daß das neue Gefeß mebr als bundert Millionen fosten und den Untergang der Handels- marine berbeiführen werde. Er beantrage die Verweisung des Ent- wurfs an die Marinekommission. Thierry behauptete, das Prämien- fystem habe vorzüglihe Wirkungen, und wies auf die bevor- zugte Lage der deutschen Marine hin, welche die Gunst der Regierungen genöfse. Es sei unmögli, für fremde Schiffe Frachten in deutschen Hâfen zu finden, wo die Fracht dem Reeder dur seinen Bruder oder

eiter gesichert werde, der Hüttenbesiger oder Zementfabrikant fei. Der Redner sckloß, es sei cine Notwendigkeit, die Handelêmarine zu unterstützen. Darauf wurde die Vormittagsfizung geschloffen.

In der Nachmittagssißzung wünschte der Nationalist Faure über die auswärtige Politik, besonders über die marokkanishe Angelegenheit zu interpellieren. Der Ministerpräsident Rou vier kündigte darauf das Erscheinen des Gelbbuches über Marokko für Donnerstag an und bean- tragte, daß die Jnterpellation bis zu dem Zeitpunkt der Beratung des Budgets der auswärtigen Angelegenheiten ver- tagt werde. :

Gegen diese Vertagung erhob Faure Widerspruch und forderte Erklärungen wegen der Veröffentlihung der Depesche des franzöfischen Botschafters in London Cambon, die eventuelle Hilfeleisturig Englands betreffend. Er führte aus, die „Agence Havas“ habe keïn Dementi gegenüber den Erörterungen der Zeitungen über die Depesche Cambons gebracht. Diese Depesche sei aver sowohl Rouvier wie auch dem

räsidenten Loubet mitgeteilt worden, Rouvier habe fih mithin des

odverrats \chuldig gemacht. Unter Beifallsrufen der Linken erhob Rouvier Widerspruch gegen derartige Worte. Faure brachte hierauf einen Antraz ein, den, der die Schuld an der Veröffentlihung der Depesche Cambons trage, in Anklagezustand zu verfeßen, und fügte hinzu, die Indiskretion könne nur von Delcassé, von Rouvier oder von Loubet begangen stin. Weiter erklärte Faure, sein Antrag auf Versetzung in ben Anklagezustand ziele nur auf Rouvier. Der Minifster- präsident R ouvier versprach, das Gelbbuh nälsten Mittwoch vorzu- legen; wenn die Kammer dann noch weitere Aufflärungen wünsche, werde er sie geben, -er werte aber nicht auf das Geshwäß und die Klatschereien antworten, von denen man nicht wisse, wo sie her- kommen. Faure erhob Einspruch dagegen, daß von der Tribüne der Kammer aus der Vorwurf der Klatscherei und des Geshwäßes erhoben werde, und zog dann feinen Antrag auf Verseßung in den Anklagezustand zurück. Im weiteren Verlauf der Verhand- lung über den Interpellationtantrag führte Sembat (Soz.) aus, die Enthüllungen der Presse, die Rouvier als Geschwäß und Klatschereien bezeichnet habz, hätten zu diplomatishen Verhandlungen Anlaß ge- geben. Der Ministerpräsident Rouvier erwiderte, keine Macht habe irgend welche Aufklärungen verlangt, und die Regierung habe keinerlei Auff{ärungen gegeben. Die Interp:llation wurde hierauf vertagt.

Die Kammer nahm sodann die Beratung der Fnter- pellation, betreffend die Arbeitsbörse, wieder auf.

Zévadss (Soz.) versichert, daß seine Partei patriotisch gesinnt sei, und sagte: „Wir achten das Vaterland Schiliers und Goethes ebenso, wie wir das Vaterland Victor Hugos, Voltaires und Pasteurs nicht unterdrücken lassen werden.“ Der Redner erinnerte dann an die Haltung der Sozialisten im Jahre 1870 und erklärte, Desertion vor dem Feinde werde von den Sozialisten niht gzbilligt. Lasies (Antisemit) fragte, ob die Sozialisten nicht allein die internationale Doktrin zurück- gewiesen, sondern auch die Hilfe derjenigen abgelehnt baben, die fi zu dieser Doktrin bekennen. Jaurès erwiderte, das Ziel der Sozialisten sei, den Zusammenhalt und die Tätigkeit der Proletarier aller Länder zu fördern, um den Krieg zu vermeiden und eine syste- matishe Schied8gerichtspolitik herbeizuführen. Der Redner erinnerte an die Neise des Deutschen Kaisers nah Tanger, die, gegen den ein- stimmigen Willen aller Länder Europas, der Prolog zu dem eurcpäiidhen Drama gewesen fei, das eine Vermehrung der Nüstunzgen Deutschlands, Englands und Frankreichs herbeiführen werde. Die Arbeiterklasse werde erdrückt von fo viel Lasten und suche ratürlih die Gefahr zu beseitigen. Das Proletariat wolle dem Kapital und der Autokratie dos Szepter und die erdrückende Macht entreißen. Die Organisation der Proletarier sei eine nationale und etne internationale. Der Wille des Proletariats habe nicht die Macht gehabt, das Drama von 1870 zu verhindern, seitdem aber bilde das europätshe Proletariat eine Macht des Gleichgewichts, auf die man rechnen dürfe. D325 engli!he Proletariat würde in vollem Aufruhr eine Macht des Friedens scin. Selbst das russische Proletariat beginne, sein Necht zu fordern. In Oefterreih sei cs ecenso. Was Deutschland anbetreffe, fo entsprehe die Macht seines Proletariats nit der Las dieses Proletariats. Jedesmal aber, wenn das Leben Europas in Gefahr gewesen sei, habe der deutshe Sozialis- mus für den Frieden gekämpft. Jaurès besprach darauf die Politik der deuten Sozialisten, die mehr und mebr zu einem Stadium der Propaganda und der Tätigkeit übergehe. Auf dem Kongreß in Jena babe man zum ersten Male von einem allgemeinen Ausstande gesproden; in Dresden hätten ‘die Arbeiter zum erften Male in den Straßen das allgemeine Stimmreht verlangt. „Das ifi“, fuhr Jaurès fort, „ein Hauch, der aus ganz Europa weht. Von j-t an organisiert sih das Proletariat von einem Ende Europas bis zum andern, von St. Petersburg und Móskau bis London über Berlin und will eine Garantie für den Frieden werden. Wie groß

auch die Schwierigkeiten zur Zeit noch sein mögen, ih hoffe

mit Ihnen allen, daß der Friede erhalien bleiben möge. Zwischen Frankreich und England waren die ehungen vor einigen Jahren nicht weniger gespannt, als egen- wärtig zwischen ODeutshland und England find. Dieser Antagoniêmus ist bejeitigs und vergeffen. Warum sollte der Kenflikt zwischen England und Deutschland nit abgewendet werden ? deutshe Botschafter in London Graf Wolff-Metternih hat erklärt, vaß ein solcher Konflikt eine verbrecherishe Torheit wäre. Die englischen und deutschen Proletarier denken ebenso.“ Jaurès \sprach sodann über die Botschaft des Präsidenten Roosevelt, betreffend die Konferenz im Haag, worauf die Weiterberatung vertagt wurde.

__ Nach einer Depesche des „W. T. B.“ ist der von dem früheren Kriegsminister Berteaux vorbereitete Gesezentwurf, betreffend Errichtung eines fliegenden Gendarmerie- korps, das an Stelle der Truppen bei Strei k- unruhen verwendet werden soll, von dem mit der Prüfung betrauten Regierungsausshuß abgelehnt worden.

Rußland.

_ Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus St. Petersburg sind die militärishen Behörden energisch bemüht, die Truppen dur die Militärgeistlichkeit an ihre Pflichten erinnern zu lassen. Das Wort Militärdiktatur wird immer häufiger ver- nommen. Die Lage des Ministerpräsidenten Grafen Witte ist bis jeßt unverändert. Der Ausstand fla ut sich tlich ab. Der telegraphische Dienst, vine dag Innern, versagt noch. Jn der Provinz scheinen sich unterdessen wichtige Ereignisse abzu- spielen, die Nachrichten darüber sind aber spärlich und unzu- verlässig. Klar is nur, daß die Meuterei der Truppen fortshreitet. Vorgestern wären beinahe unter der St. Petersburger 14. und 18. Flottenequipage, die nah Kronstadt gebracht werden sollten, Unruhen ausgebrochen. Die Matrosen weigerten \sch, fo lange Kronstadt sich im Kriegsznstande befinde, dem Befehle nachzukommen. Der Zwischenfall endete mit der Zurückziehung der die Kasernen umgebenden Truppen. Die Matrosen blieben in St. Peters- burg. Nach Blättermeldungen waren in Riga bei den Re- gimentern Wjasma und Jsborsk Unruhen ausgetrochen. Die GONCTIGGeS der Truppen um Verbesserung ihrer Lage wurden gewährt.

Der neue Generalgouverneur von Finnland Gerard is am vergangenen Mittwoch in Helsingfors eingetroffen. Bei seiner Ankunft ereignete sih, dem „Aftonbladet“ zufolge, auf dem Bahnhof ein Zwischenfall. Ein russischer Holizist und mehrere andere Ruffen nahmen eine herausfordernde Haltung gegen die zur Begrüßung des Gouverneurs versammelte Volksmenge an und feuerten gegen fie mehrere Schüsse ab, durch die jedoh niemand getroffen wurde. Bei dem Empfange des Senats erklärte Gerard, daß er mit allen Kräften die Be- hörden bei Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung unter- stüßen werde. Der Vizepräjident des Senats Mechelin gab alsdann eine Darstellung der politishen Lage und sprah die Hoffnung auf gegenseitiges Vertrauen aus. Am anderen Tage wohnte der Generalgouverneur der Senatssizung bei. Wie dem „Svenska Telegrambyran“ aus Haparanda gemeldet wird, ist gestern der Eisenbahnbetrieb in Finnland voll- ständig wieder aufgenommen worden.

ae TZürféi.

Die Antwortnoie der Mächte auf bie Note der Pforte, die Annahme der mazedoñischen Finanzkontrolle be- treffend, ist, einer Meldung des „Wiener Telegr.-Korrespondenz- bureaus“ zufolge, gestern übergeben worden.

Parlameutarische Nachrichten.

Der heutigen (8.) Sißung des Reichstags wohnten die Staatsminister, Staatssekretär des Jnnern Dr. Graf von Posadowsky-Wehner, Kriegsminister Generalleutnant von Einem und Staatssekretär des Auswärtigen Amts Dr. Freiherr von Richthofen sowie der Staatssekretär des Reichsshaßamts Freiherr von Stengel bei.

Der Gesezentwurf, betreffend die Kontrolle des Reich s- haushalts, des Landeshaushalts von Elsaß-Loth- ringen und des Haushalts der Schußgebiete wurde in dritter Lesung unverändert durch endgültige Annahme ohne Diskussion erledigt.

Die Uebersicht der Einnahmen und Ausgaben des ostafrikanishen und südwestafrikanishen Schuß- gebieztes für 1901 ging an die Rehnungskommission.

Darauf wurde die Generaldebatte des Reichshaus- haltsetats für 1906, der Novelle zum Flottengeseß und der auf die Reichsfinanzreform bezüglichen Vorlagen fortgeseßt.

Abg. Bassermann (nl.): Dur die Thronrede und die Dar- legungen des Reichskanzlers klingt die Befürchtung hindur, daß wir mit einer Ifolierung Deutschlands zu rechnen baben. Auch im Volke ist das Gefühl laut geworden, daß es not tut, aus der veränderten Welts- lage die Konsequenzen zu ziehen und die freundshaftlihen Beziehungen, die uns mit einer Reibe von Staaten verbinden, zu erhalten. Den Ausführungen des Abg Fritzen über ursere Beziehungen zum Dreibunde kann ich mich namens meiner politishen Freunde ans{ließen. Auch wir legen den größten Wert darauf, daß der Dreibund fortbestebt, damii der Friede uns erhalten bleibt. Aber eins wird die Nation aus den Darlegungen des Reichskanzlers fich wohl unterstreichen müssen, daß es not tut, sich zu vergegenwärtigen, daß au einmal eine - Zeir kommen kann, wo wir allein stehen müfsen, und daß unsere Rüstung auf einen folchen Zeitpunkt zugeschnitten wérden muß. Das ist gewiß keine zu düstere Betracztung der Weltlage. Die Thronrede \priht von korrekten Beziehungen. Es gebört wenig Divination®gabe dazu, diese Wendung zu beziehen auf Franfkreih und England. Korrekte Beziehungen find wenig. Ein folher Sag erweckt leiht das Gefühl der Cisesfälte. Der Ausgangspunkt der ganzen auswärtigen Lage, darüber her:\{cht in weiten Kreisen des Volkes volles Cinverständnis, ift England. Es herrscht dort eine Mißstimmung, vielleicht hier und da Haß über das wirtshaft- lihe Vorschreiten Deutschlands. Es ist eine englis: Maulwurfs- arbeit vochanden. Nun wird ja der Einfluß der englischen Preffe, insbesondere der „Times*, auf das englische Volk vielleiht über- \chäßt; immerhin darf man ihre Wirkung nit untershäßen, wenn immer wieder derselbe Ton anges&lagea wird. Der Schwerpunkt liegt offenbar darin, daß man bemüht ist, Deutschland in der ganzen Welt als Störenfried hinzustellen, vielleicht auch als Raufdold, der überal Schwierigkeiten hervorrufen, vielleicht sogar frischen Muts in einen Krieg hineinsteuern will. Wir sehen folhe An- shauungen auch in Skandinavien, Belgien und Holland; überall herrsht die Tendenz, Mißtrauen gegen Deutshland zu er- wecken, um scließlich den Dreibund zu unterwühlen. Das ist ein MRänkespiel, das erbitten muß und auch die Presse in ihrer Kritik weiter füh:t, als es mitunter,

M

namentliß gegenüber England erwünscht sein mag. Im übrigen find die Gegensäße zwisden England und Deutschland tief genug, als daß ih sie von der Tribüne des Reichst noch ver. tiefen möhte. Wir wollen weiter nihts, als daß unjerem starken Bevölkerungsübershuß die Möglichkeit gegeben wird, fich friedlich über See zu betäâtigen.

Bei Schluß des Blattes fährt der Redner fort zu sprechen.

Das Haus der Abgeordneten ehrte in der heutigen (3.) Sizung; welcher der Finanzminister Freiherr von Rhein- baben beiwohnte, zunächst das Andenken des vorgestern ver- storbenen Abg. Hodler (Zentr.) in der üblichen Weise, nahm dann den Antrag des Abg. Marx (Zentr.), die Staats: regierung zu ersuchen, die Einstellung des gegen den Abg. Dr. Heisig wegen Uebertretung der Verordnu vom 3. Juli 1903 beim Amtsgericht zu Gleiwiß s{hwebenden Strafverfahrens für die Dauer der laufenden Session zu veranlassen, ohne Erörterung an und ging hierauf zur ersten Beratung- des Gesezentwurfs, beireffend die Abände- rung des Einkommensteuergeseßes und des Er- gänzungssteuergeseßes, über. Ander Diskussion über diesen Geseßentwurf beteiligten sich bis zum Schluß des Blattes der Finanzminister Freiherr von Rheinbaben, die Abgg. von Wenßel (kons), Dr. NRewoldt (fr. konf.) und Dr. Röchling (nl.).

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Volkszählung in der Stadt Breslau hat nach vorläufizer Feststellung, wie der „Schlesishen Zeitung“ mitgeteilt wird, eine am 1: Dezember 1905 ortéanwesende Bevölkerung von 470 018, und zwar 214 498 männlihen und 255 520 weiblichen Personen ergeben. Seit der Volkszählung von 1900, bei der 422 709 Einwohner ermittelt wurden, beträgt tie Zunahme 47 309. Zählt man bereits für 1209 die Bevölkerung der später (am 1. April 1904) eingemeindeten Ort, haften Herdain, Dürrgoy, Morgenau und Leerbeutel der Bréeêlauzr Bevölkerung hinzu, fo ergibt fi von 1999 bis 1905 eine Zunaßme von 43-826 Personen.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Ausstand der Straßenbahner in Kiel (vgl. Nr. 283 d. Bl.) hat, wie die „Köln. Ztg.“ berihtet, mit der Niederlage der Ausständigen geendet. Sie baben gestern die Arbeit in folhem Un- fange wieder aufgenommen, daß der Wiederbeginn des Betrieb3 auf allen Linien Mittags gesichert war.

In Leipzig sind, wie die „Frkf. Ztg.“ erfährt, die Noten- steher in eine Lohnbewegung eingetreten. Sie fordern achtftündige Arbeitszeit, entspcehende Lohnerhöhung und Einführung einer Lehrlingéfkala.

Kunst und Wissenschaft.

A. F. Die alt-orientalishe Zweiteilung des Tierkreises in 7 und 5, niht in 6 ‘und 6 Sternbiider gab in leßter Sizung der Vorderasiatishen Gesellschafi dem Professor Dr. Hugo Win ckler Anlaß, die Ursachen dieser unregelmäßigen Teilung zu untersuhen. Er findet die Erflärung in der Verschiedenheit der Tag- und Nachtbogen, die von der Sonne und den Eestirnen an den beiden extremen Puzkten der scheinbaren Sonnenbewegung, ¿zur Sommersonnenwende und zur Wintersonnenwende, beshriebe: werden. Die Verschiedenbeit der Tag- und Nachtlängzn bringt es in der Breite von Babylon (33° n. B.) mit fi, daß in der Naht der Sommersonnenwende nur 5, in der Nacht der Winter- sonnenwzende dagegen 7 Sterzbilder des Tierkreises gesehen werden (in unseren Breiten 4 und 8). Dem Sommerhalbjahr wurden auf Grund dieser Anshauung nur 5, dem Winterbalbjahr dagegen 7 Sternbilder und dementsprehend auch Monate zugeteilt, woraus \ich dann ergab, daß man den Sommer mit Anfang Mai, den Winter mit Anfang Oktober eröffnete und diese Jahreëteilung au im bürgerlichen Leben zur Anwendung brate. Ob es auf uralter babvlonischer Tradition berubt, daß mit Bezug auf Entlohnung des Hofgesindes noch bis in die jüngste Zeit in Mecklenburg und in der Gegend von Antba& die ganz gleiche Jabreseinteilung sogar in Mietékontrakten gang urd gâbe war, stellt der Vortragende als einz Vermutung auf. Ebenso dürkt es ibm wahrscheinli, daß die Bedeutung des 1. Mai in der Blod# bergsage auf jene Rolle, die Mai-Anfang als Sommers Anfang im alten Orient spielte, zurückzuführen ist. ;

Von Dr. Messershmidt wurde hierauf an der Hand einer Kontroverse, die sh zwishea zwei Orientalisten (Dr. Sahimarr- Wien und Oberlehrer Bauer-Jerusalem) ent:ponnen hat, die ia Alten Testament häufig von Palästina gebrauchte Bezeichnung als „dz Land, wo Milch und Honig“ fließt, einer Untersuhung unterzoger. Wenn die Bezeihnung wörtlich - zu verstehen sein follte, mein! Sahlmann, so würde sie weder auf das Palästina von heute, noŸ av dasjenige von ebedem passen. Denn weder bietet Palästina zusammen bängende gute Weidea für Viehzucht und hat zu irgend einer Zeit ein Milland genannt werden könnea, noch erfuhr jemals die Bienenzu@! aus der Beschaffenheit des Landes Förderung. Für beide Be- hzuptungen legt der hohe Preis der Kuh- und Ziegenmilch in Paläïtina in der Gegenwart (64—128 das Liter) und die äußerst geringe Honigproduktion des Landes Zeugnis ab. Das fann im Altertum faum anders gewesen sein, weil Wasserarmuï

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und geringe Regenmengen damals wie beute vorbanden waren. V! gegen führt Bauer die Statistik ins Feld, die beweist, daß es, au! das Ar bezogen, im beutigen Paläïtina mehr Schafe und Ziegen gibi als in Deutschland, allerdings erbeblich weniger Rinder. Das muß im alten Palästina aber anders gewesen sein, weil einmal z. B voi einem Ovfer von 22090 Rintern die Rede ist. Ueber Biene:zu! und Honiggewinnung ift allerdings nihts nachzuweisen; aber der Séluß sheint gewagt, das Fehlen dieses Nahweises betätige, daz die Israeliten, die das Land damals ja viel dich ter bewohnten, als es heute bewohnt ist, nicht Bienenzuht getrieben haber Beiden hier dargeleaten Aaschauunzen darf die Richtigkeit abe gesprohen wecden. Meteorologie und Statistik sind nit ins Fel? zu führen für eine Redewendung, die ofenbar nur ein Gleihnis ur? nur bildlich gemeint ist und fo viel besagt als: Palästina ift {lr Paradies. Die Bibel enthält viele folher Bilder und niemand würde es z. B. wörtlih verstehen, wenn von Jakob gesagt ist, er wäscht 1 Mein sein Gewand und in Traubenklut fein Kleid. Das als Be weismittel berangezogene große Opfer von Rindern aber ist eine lernt! Vebertreibungen, die nur zu erflärlih ift. wenn lange Zeiträum? zwish-n einem Geschehnis und seiner Aufzeichnung verstreihen. Dr. Pi ck spra übec den nachbaltigen Eirfluß, den babylonis? Astrologie noh bis in die neuere Zeit geübt hat und der noh deutlid erkennbar ift, z. B. in den Landbau- und Witterungsregeln, dit deutsche Kalender aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts enthalten. Zuweilen b:weisen diese an Vorgänge am Himmel anknüpfende? Regeln klar ihren orientalishen Ursprung, fvenn es vor Eintritt einer Konstellation heißt: „dann geschicht groß Ungiük im Lande Arabia ur? im Westlande“. Dr. Messerschmidt berichtete an der Hand einer Ber öffentlihung des Dr. Fr. Maurer über verschiedene uralte kanaanili und von den Israeliten teilweise übernommene Gebräuche. Die al mählihe Milderung der Sitten zeigt u. a. die Ablösung des in deri ältesten Zeiten geübten Menschenopfers dur das Tieropfer. Unter e Türschwellen ältester Gebäude gefundene Refte menschlicher Skelet! erzählen von Bauopfern, die zur Versöhnung der Erdgeister gebra! wurden; aber es ift arafteristisch, daß \chon die Babylonitt

diesen BrauG nur noch symbolis@ übten, was für viele Ge- bäude Bakbylons bewiesen {eint durch die Ta T Hohlräumen, menshliche Figuren aus Ton enthaltend, unter der Stelle, wo die Angeln der Türen \ih drehten. Uralt seinen die Begriffe von rein und unrein, heilig und unheilig. Eng zusammenhängend mit diesen Begriffen ift die den Jiraeliten eigentüm- lihe Institution des Bannes, merkwürdig die Erklärung der Krank, heiten als Besuche der Abgeshiedenen und in ihrer Art einzig da- stehend die Sitte, daß der noch ledige Bruder die Witwe des kinderlos gestorbenen Bruders zu heiraten habe.

_ Bei Eduard Schulte beginnt am Sonntag eine neue Aus- ftellung von Sammlungen und Werken von Martin Brandenburg- Berlin, Hans Unger-Dresden, Hans von Volkmann- Karlsruhe, Adolfo Levier- München, Marie Simrock-Michzel, J2m. Geny, Heinr. Lessing, Julie Wolfthorn, sämtlich Berlin, Carlo Jeannerat-Münghen u. a.

Der Profefsor des Sanskrits an der Universität Berlin, Gehei Regierungsrat, Professor Dr. Pischel ift, wie ,W. T. B.* vai wr von der Akademie der Inschriften und der Wissen- schaften in Paris zum korrespondierenden Mitglied ge- wählt worden.

Literatur.

Der Kaiser und die Jugend. Die Bedeutung der Reden Kaiser Wilhelm 11. für DeutsYlands Jugend. Erläutert von Werner Wilm. Mit einem Seleitroort von Hofprediger Keßler, Potédam. Verlag von Hempel, D. m. b H., Berlin. (4 4) Der O hat es trefflih verstanden, aus den Kundgebungen Seiner Majestät des Kaisers diejenigen auszuwählen und mit kurzen orientierenden Erläuterungen zu versehen, tie von der deutschzn Hheran- wachsenden Jugend verstanden werden und ihr zur Belebung des patrioti- hen Sinnes und zum Verständnis der großen, unsere Zeit belebenden Fragen dienen fönnen. In einzelren Abschnitten find Kundgebungen des Kaisers über das Hrer, die Flotte, die soziale Frage, die Religion, die Schule und die Kunst zusammengestellt; in anderen ift das Leben des Monarchen im Kreise Seiner Familie und auf Reifen geschildert. Das auch äußerlih würdig bergestellte Buch ist durhaus für Lehrer-, Schüler- und Volkébibliotheken zu empfehlen und dürfte dazu bei- tragen, in feinen Leitern den Wuns und Vorjaß zu stärken, ihrem Kaiser als leuchtendem Vorbild in treuer Arbeit an der Größe des Vaterlandes und an eigener Vervoliklommnung nachzueifern. Au Eltern, Geisiliche, Lehrer und Erzieher werden in dem Buch ein treflihes Hilfsmittel für ihre erzieherische Tätigkeit finden.

Hermann von Wissmann, Deutschlands größter Afrikaner. Sein Leben und Wirken unter B-nuzung des Nachlasses dargestellt von C. von Perbandi, Hauptmann a. D, G. Richelmann, Oberstleutnant ¿. D.,, und Rochus-Schmid, Major der 3. Gens darmeriebrigade, unter Mitwirkung von Oberstabsarzt a. D. Dr. Becker und Oberstabsarzt Dr. Steuber. Mit zahlreihzn Ab- bildungen, Faksimiles und Karten. Berlin. Verlag von Alfred Schall. (Geb. 19 4) Die Herausgeber waren als ehemalige Mitarbeiter und Begleiter Wifsmanns durchaus zur Abfassung dieses Buches berufen, zumal der allzu früh Verstorbene selbst die Absicht hatte, gemeinsam mit ihnen eine GSeschihte seiner afri- fanishen Erpeditionen und Kricgs8züge z14 verfassen, auf denen er ihr Kührer gewesen war, sobald er Ruhe, Zeit und Muße füc ein solhes Unternehmen fände. Der plögliche Tod des bewährten Mannes hat die Auéführung diefes Planes un- möglih gemacht ; so muß man es den Herausgebern Dank wissen, daß fie als die zunähst dazu Berufenen dieses Buch verfaßt haben, das nicht nur ein wahrhaftes Lebensbild des als Mens, Truppenführer und Kolonifator glei ausgezeichneten Hermann von Wifsmann bietet, fondern zugleich auch als wertvolles Quellenwerk für die erste Zeit unserer folonialen Unternehmungen zu betrachten ift. Die Witwe des Ver- storbenen hat den Herausgebern aus dem Nachlaß reihes handshrift- liches und Bildermaterial zur Verfügung get1tellt, sodaß das Buch auch mit Wissmann und seinem Lebeznëwerk Vertrauten viel Neues bietet. Die Auéstaitung des Buches ist reich und gut, feine Be- arbeitung dur mehrere Autoren maŸt si nirgends jtörend fühlbar.

Der Gothaishe Genealogishe Hofkalender nebft dirlomatis(-statistishem Jahrbuch ist sceben in neuer Auëgabe für das Fahr 1906 im Verlage von Justus Perthes in Gotha erschienen. Dieser 143. Jahrgang, der mit den Bildnissen Ihrer Kaiserlichen und und Königlichen Hokteiten des Kroaprinzen und der Kronprinzessin des Deutschen Neihs und von Preußen sowie denen Ihrer König- lichen Hoheiten des Herzogs und der Herzogin von Sächsen-Coburg und Gotha ges{müdt ift, wurde wieder nah den altbewährten Grund- sägen ergänzt. In die Abteilung 11[ wurden zwei neue Fürstliche Hâuser eingereiht: das des deutschen Reichskanzlers Fürsten von Bülow und ein italieniîhes, das Haus Ginori Conti. Der Schwerpunkt für die Redaktion lag auch diesmal darin, die im Laufe des Jahres im diplomatishen Corps, innerhalb der Ministerien und bei den übrigen Behörden vorgekommenen zahlreihen Personalveränderungen zuver- lässig zu verzeichnen. Die gleihe Sorgfalt ist auf die Ergänzung des sonstigen statistishen Materia!s verwandt; in einzelnen Fällen sind bier die Angaben vereinfaht worden, um Play für die notwendig gewordenen Ecgänzungen zu hafen. /

Gleichzeitig sind in demselben Verlage die GothaisWea Genea-

Togishen Iashenbüher der Giäflichen, Freiherrlihen und Adeligen

Hrae für das Jahr 1906 erschienen. Das Genealogische Taschen- uh der Grä flihen Häuser liegt im 79. Jahrgang vor. Ihm ift das Bildnis des Staatêministers, Staatssekretärs des Innern Dr. Arthur Grafen von Posadowtky-Wehner* beigegeben. Die Familienartifel konnten durch so!che der Gräflihen Häuser Caîtell (Rüdenhausen), Fugger-Blumentbal, Hohenfelsen und Schack B be- reihert werden. e Der neue 56. Jahrgang des Genealogishen Taschenbuchs der Freiherrlihen Häuser ist mit dem Bildnis tes Königlich preußishen Gen-ralleutnants und Inspekteurs der Kriegsschulen Gustav Freiherrn von Seckendorff geshmüdckt. Der Band konnie dur Artikel über folgende Freiherrlihe Familien bereihert werden: Bülow, C I. und 11. Linie; Craigher von Jachelutta; Drosie, l. Linie; Kettler, 1. Linie; Müllenhcim - Rechberg A a; Münch- hausen A, weiße Linie; Spiegel, I. Linie 4 und B; Teuffel von Birkensee und Wersebe, B. Die Personalbestände der Artikel Amelunxen, Sohr von Nahrstett, Malzabn A und Malgan und Vittinghoff B haben eine Erweiterurg erfahren. __ Von dem Genealogiscen Taschenbuch der Adeligen äuser ershien der 7. Jahrgang; ihm ist das Bild des eneralintendanten der Königlichen Schauspiele Georg von Hülsen beigegeben. Zu den bisher veröffentlichten Artikeln von 439 Ge- \chlechtern konnten 28 neue binzutreten, nämlich Artifel über die Familien Berkefeldt, BockX von Wülfingen, Bradel, Falckenberg, estenberg gen. Packish, Gamm, Haugwig, Kauffung, Köniß, Krat, Möllendorff, Natmer, Peny, Pfuel, Posern, Prizelwiß, Romberg, Shenckendorf, Schierfiedt, Shkovp, Schmeling, Schnehen, Spiegel, Stangen, Steuben, Tramp, Trenck und Ziegesar.

Der Verlag von Herm. I. Meidinger in Berlin hat zum Weihs nachtsfes eine Anzahl von Büchern für die Jugend herausgegebzn, die im Gegensaß zu vielen ähnlihen aber wertlosen Publikationen durh- aus empfohlen werden können. Zunächst seien zwei Bäade hervor- gehoben, die unter den Titeln „Goldenes Geshihtenbuch* und eGoldenes Mädchenbuh" recht wertvolle Sammlungen ent- halten: jenes Erzählungen von H. von Schubert, Jules Verne, Chr. von Schmid und O. Glaubert, dieses folHe von Jere- mias Gotthelf, Maria von Nathbusius, von Horn und Christoph von Schmid. Beide Bände, je 3 #4 Tosiend, find gut ausgesiattet und mit Bildern von A. Stroedel geshmüdt. Ein drilter, von Franz Müller - Münster

illustrierter Band, enthält Ausgewählte Erzählungen der be- liebten Jugendschriftstellerin Maria von Nathusius und ein vierter, zu dem Franz Stassen den Buntshmuck geliefert hat, die \chönsten Erzählungen von Christoph von Shmid; auch jeder dieser Bände kostet 3 # Ein fünster Band zu dem gleichen Preise und ebenfalls von Franz Stafszn illustriert vereinigt, Er- z¿ählungen von O. von Horn. ‘Alle diese Bände köanen als Jugendlektüre empfoblen werde. :

_Zu der wertvollften Jugendlektüre zählen ferner die prähtigen Märchen von Wilhelm Hauff, vondenen die DeutscheVerlagsanftalt in Stuttgart und Leipzig cine sehr ge\{madckvoll ausgestattcte vnd von Woldemar Friedrich urd Leinweber ansprehend illustrierte Auëgabe veranstaltet hat (geh. 4 4). Möge fie auf vielen Weihnachtstischen ihren Plaß finden.

_ Der Aus\{huß zur Pflege beimatliher Kunst und Bauweise in Sachsen und Thüringen bat, um die Liebe zur Heimat zu fördern und auf ihre Shönheit mit ihren simmungsvollen Motiven und Kultur- bildern binzuweisen, Künstlereinzeihnungen unter dem Titel „Aus der sähsishen Heimat“ erscheinen lafsen, deren Herausgabe die Verlagsbuchhandlung B. G. Teubner in Leipzig in die Hand ge- nommen hat. Die erste Serie, enthaltend : Sächsische Dorfstraße von Friß Beckert, Aus alter Zeit von Arthur Bendrat, Wendische Bauern- stube von Friy Kleinhempel und Dresden von Walter Zeisfing, ist soeten erschienen, jedes Blatt kann ju 2,509 Æ, di- ganze Serie mit Mavpe zu 10 Æ von genannter Firma bezogen weiden. Den Mit- gliedern des Bundes Heimatshuß und den an defsen Bestrebungen teilnehmenden Vereinigungen werden diefe Bläiter zu Vorzugépreisen von je 1,25 4 einschl. Zustellungsgebühr abgegeben.

Die von der Berliner Verlag3gesellschaft (Charlottenstraße 2) herausgegebene illustrierte Monatsschrift „Berliner Leben“ (jähr- liher Abonnementéêpreis 6 #4, Preis der Einzelnummer 0,50 #4) voll- endet bald ihren achten Jahrgang. Die ges{chmadckvoll ausgestatteten Hefte bringen eine reiche Anzahl von Bildern in künstlerisch vollendeter Ausführung. So enthalten die leßten Nummern neben vortrefflichen Berliner Ansichten und Landschaftsbildern, wie z. B. das idyllish gelegene Jagdshloß Grunewald, aud Gruppen- und Porträtaufnahmen von Persönlichkeiten, die im öffentl:chen Leben Berlins etwas bedeuten, wie z. B. in Heft X das Lehrerkollegium der Reinhardshen Schau- spielihule und in Heft XT die Radecke-Feier, die viele hervorragende Musiker vereinte, die Friedri@-Haase-Feier in der „Urania“, die Er- öffnung des Lyzeumklubs in der Pottdamer Straße. Außerdem bralhten die leßten Hefte u. a. die Bildnisse der bedeutendsten Tbeater- und Musikkritiker Berlins, Aufnahmen von Politikern, Dichtern, Künstlern und Kürstlerinnen, die gerade im Mittelpunkt des Interesses stehen. Auf gleicher Höhe wie der bildlihe steht auch der \chrift- stellerische Inhalt der Monatshefte.

Land- und Forftwirtschaft.

Ausfuhr von Getreide aus Argentinien und die Preise desselben für den Monat September 1905.

Menge

N : ; B Verschiffungsziel in Tonnen

Getreideart

Großbritannien 19 103 Frankrei 417 Belgien i 26 377 Deutschland 20 341 Spanien 496 Niederlande y 16 000 Afrika 958 Brasilien 9 600 Ghile | 242 Paraguay | 742 Uruguay 200 Order l 23 573

zusammen 118 049

Großbritannien 6 640 Frankrei 860 Belgien | 2018 Deutschland 10 764 Niederlande 459 Brasilien 2 Verschiedene Länder 30s Order S 505 29 554

Weizen

Leinsaat

zusammen

28 593 19 383

24 570

Großbritannien reis Belgien Deutschland 18 146 FStalien 11 339 Spanien 3 394 Niederlande | 7 098 Portugal | 913 Afrika 207 Cuba 38 Brasilien Chile Paraguay Uruguay Order

zusammen

Großbritannien Deutschland Italien Spa

¡ufammen

Gegenwert der bôöchsten und niedrigsten Preife in Mark nach dem DurWschnittskurse von Ê m/n | = 6 1,80

Preise im Großhandel für 1 dz

Weizen: Barletta Saldomé . . französischer

Tufella

§ m/n bis § m/n 1 12 78

11,70

15/84 17,10 Mais, gelber j 8,55 9 Hafer j 7,65 9, —,

Verkehrsanftalteu.

Näthsie Postverbindungen nach Swakopmund und Lüderizbucht: 1) für Briefsendungen und für Pakete mit Woermann-Dampfer „Profeffor Woermann", ab Curxhaven am 15. Dezember, Nachmittags, in Swakopmund etwa am 8. Januar. Séluß in Hamburg am 15. Dezember für Briefe 6,0 Morgens, für Pakete 4,2 Morgens; letzte Beförderungen ab Berlin Lehrter Bahnhof am 14. Dezember für Briefe 11 22 Abends, für Pakete 1,27 Nahmittags; 2) für Briefsendungen mit englishem Dampfer über Kapstadt, ab Southampton am 16. Dezember, in Lüderißbucht am 9. Januar und in Swakopmund am 12. Januar. Legte Beförderungen am

J

15. Dezeuber ab Cöln 6,1 Nachmiitags, ab Oberhausen 7,¿2 Nath- mittags, ab Berlin S@lesisher Bahnhof 11,24 Vormitta3s.

Die nächste Poft aus Swakopmund, Abgang am 21..No- vember, ift zu erwarten am 17. Dezember.

_ Laut Meldung der Königlichen Eisenbahndirektion in Bromberg ist der Personenverkehr über Wirballen mit denStationen der Baltischen und Pskow-Rigaer Bahn wieder auf- genommen, dagegen ist der Personenverkehr nach Rußland über Grajewo wieder gesperrt. Der Güterverkehr über Grajewo nach Stationen der Moskau - Kursker Bahn über Moskau ist wieder eröffnet. Ueber Grajewo ift der Güterverkehr zur Zeit noch gesperrt: mit der Strecke Kiew— Poltawa und den Hinterbahnen, mit Stationen der Charkow- Niko- lajewer Bahn über Snamenka—Jelifsawetar-d, mit der Strecke Baladshary—Baku—Ssurashny der Tranékaukasishen Bahn, mit der Strecke Nishni-Nowgerod und den bintergelegenen Stationen der Moskau-Kasaner Bahn. Wegen Ueberfüllung der Bahnhöfe find Güter na Rufsi1ch-Herby bis auf weiteres nicht anzus nehmen, rollende find weiter zu senden.

Wi sby, 3. Dezember. (W. T. B.) Der deutsche Damvfer „Dortmund*, von Reval nah Gent unterwegs, lief beute den Hafen von Slite an, um Postsahen und Telegramme ab- zuliefern.

Theater und Musik.

Aenderung im Spielvlan des Königlihen Opern- bauses: Morgen, Sonntag, wird statt der angekündigten Auf- fübrung ven „Leonore“ wegen Erkrankung der Frau Plaichinger „Mignon“ mit Fräulein Farrar in der Titelrolle geg-ben. In den übrigen Hauptrollen sind die Herren Philipp, Bachmann, Nebe, Falke, Krasa und Fräulein Dietrih beschäftigt. Am Montag geht „Götterdämmerung“ von R. Wagner in nachstehender Besetzung in Szene: Siegfried: Herr Kraus; Brünnhilde: Fräulein Reinl; Hagen: Herr Wittekopf; Waltraute: Frau von Scheele-Müller : Gunther : Herr Berger; Gutrune: Fräulein Hiedler; Alberih: Herr Krasa; Rhb-in- iöhter: die Damen Dietrib, Rothaufer, Pobl a. G. (Anfang 6# Uhr).

Im Königlihen Schauspielhause wird morgen „Der S@wur der Treue" wiederholt. Am Montag wird „Die Ver- s{chwörung des Fieëéco zu Genua“ aufaeführt. Die Be- fezung lautet: Fieëco: Herr Matkowsky: Muley Hafsan: Herr Heine, Andreas: Herr Nesper: Gianettino: Herr Keßler; Verrina : Herr Kraußneck: Bourgognino: Herr Stägemann; Julia: Fräulein Lindner ; Leonore: Fräulein Wachner; Bertha: Fräulein von Mayburg.

Im Neuen Königlihen Operntheater wird morgen „Uriel Acosta® aufgeführt.

Im Deutschen Theater wird am Montag und Donnerstag „Das Kätbden von Heilbronn“ gespielt; an allen anderen Abenden der Woche geht Shakespeares „Kaufmann von Venedig“ mit Agnes Sorma als Porzia und Rudolf S{ildkraut als Sbylock in Szene.

Das Lessinatbeater bat für nä®ste Wothe folgenden Sviel- plan aufgestellt: Morgen abend und Sonnabend „Die Wisldentz“ ; Montag: „Stein unter Steinen“, Dienstag: „Zwischenspiel“, Mittwoch: „Die Er:iehung zur Ebe“ und „Die sittlihe Forderung“; Donnerstag: „Zwischensviel*; Freitag und näHstfolgaenden Sonntag- abend: „Stein unter Steinen“. Als Nachmittagévorftellung ift für morgen „Die versunkene Glocke“, für nächstfolgenden Sonntag „Rosen- montag“ angeseßt.

Im Stillertbeater wird die Novität „Wanjushin8 Kinder“ von A. S. Naidjonow die ganze Woche hindurch gegeben, und zwar im Scillertheater O. (Wallnertheater) am morgigen Sonntagabend fowie Montag. Dierstaa, Freitag und Sonnabend, im Schiller- theater N. (Fricdri® Wilbelmfst. Theater) am Mittwoh und Donnerstag. Diesen und nächsten Sonntagnachmittag gebt auf der Bühne des O.-Hauses „Nora*", Mittwoch und Donnerstag Anzen- grubers Weihnachtsstück „Heimg'funden“, nächsten Sonntagabend „Die Braut von Messina“ in Szjene. Das Sgillertheater N. (Friedri Wilbelmstädtishes Theater) bringt morgen und nächsten Sonntagnahmittag „Crainguebille“, „Die Bäuerin® und „Abschied vom Regiment“, morgen abend sowie Montag und Freitag „,Zavfen- trei". Am Dienstag wird „Heimg funden“, Sonnabend „Gyges und fein Ring“ gegeben, näbsten Sonntagabernd „Flahsmann als Erzieber*. Im Bürgersaale des Rathauses zu Berlin wird morgen ein „Händel-Abend", im Charlottenburger Rat- hause ein „Ernst von Wildenbruh-Abend" veranstaltet.

Im Theater des Westens wird Florencio Conftantino am Dienstag in „Rigoletto®* ein Gastspiel eröffnen. Am Donnerétag tritt er im „Barbier von Sevilla" auf und \{liezt sein Gafl-

Morgen abend geht „Die Fledermaus* in ; nädsten Sonntagabend „Der Overnball*, welche Operette am Montag wiederhoit wird. Am MittwoH wird „Der Freishüß" aufgeführt und Freitag, bei auf- gebobenem Abonnement, „Der Zigeunerbaron“. Für morgen nad- mittag i „Der Opernball“ für nädsten Sonntagnachmittag „Die Zauberflöte" angeseßt. Am MittwoH und Sonnabend gebt Nach- mittaas „S{laraffenland*" in Szene. Als nähste Schülervorftellung wird am Dornerstagnahmititag „Die Grille“ aufgeführt.

Fn der Komishen Oper werden morgen sowie am Freitag und Sonnabend „Hoffmanns Erzählungen“ gegeb-n. Die Erst- auffübrung von Leoncavallos lyrisGer Over „Die Bobème® findet am Montag statt. Wiederholungen dieses Werks sind für Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und nächsten Sonntag angeseßt.

Im Neuen Theater wird auch in der nähsten Woche au allen Abenden Shakespeares „Sommernachtstraum“ gespielt.

m Lustspielbhause wird morgen sowie am Montag, Mitiwoh und Freitag Arthur Vserhofers Lustspiel „Nemesis" wiederholt. Am Dienstaa, Donnerstag, Sonnaberd und nähften Sonntag wird „Der Familientag“ gegeben Morgen nahmittag wird die Komödie „Biederleute“ und näSsten Sonntagnahmittag „In Behandlung“ aesvielt. Am Sonnabend azht als Kindervorftellung Gabriele Reuters Mären!viel „Das böse Prinzeßchen“ in Szene.

Sm Thaliatheater gebt morgen nahmittag „Charleys Tante“, allab:nèlich „Bis früh um Fünfe* in Szene. Am Mittwochnahmittag wird „Frau Holle“ aufgeführt.

Im Zentraltheater wird morgen nahmittag in erster Be- sezung „Die Fledermaus“ aufgeführt. Fräulein Wini Grabig singt die Adele und Oskar Braun den Eisenstein. Abends und an den folgenden Tagen wird „Musette* gegeben, während als Abonnementt- vorstellungen am Dienétag „Die Fledermaus* und am Freitag „Der Bettelstudent" in Szene gehen.

Im Kleinen Theater wird morgen nabmittag „Das vierte Gebot“, Abends „Nachtasyl“, Montag „Ghetto® gegeben. Am Dienstag wird „Cin Feiertag“ in Verbindung mit dem „,Zerbrochenen Krug* aufführt. An diesem Abend spielt Willi Thaller - zum leßten Male vor Antritt eines längeren Urlaubs den Dollereder und den Dorf- rihter Adam, am Freitag den Schalanter im „Vierten Gebot". Am Mittwoch geht zum ersien Male Frank Wedekinds Schauspiel „Marquis von Keith* mit dem Verfasser in der Titelrolle in Szene. Am Donnerttag, Sonnabend und nächsten Sonntag und Montag finden die ersten Wiederholungen des Stückes statt. Nächsten Sonntag- nahmittag werden „Der zerbrohene Krug" und „Angele“ aufgeführt.

spiel am Sonnabend in den „Hugenotten“.

G aro WIene ,

Die Konzertdirektion Hermann Wolff kündigt für die näbste Wotbe folgende Konzerte an: Sonntag: Saal Beh- stein: IL. Konzert von Paul Lußzenko, Mitw : Alexander Heinemann, Alfred Laliberté (Klav.); Singakademie (Mittags 12 Uhr): Matinee

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