1905 / 291 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 11 Dec 1905 18:00:01 GMT) scan diff

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is wird aus den unabgerundeten Zahlen bereHnet. ch3 Spalten, daß entipre@éider Bericht felt.

demonstration genügt, und der

Zweite Beilage

zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.

2 291.

Deutscher Reichstag. 83. Sißung vom 9. Dezember 1905, 1 Uhr. (Bericht nah Wolffs Telegraphishem Bureau.)

Tagesordnung: Fortsezung der Beratung der Gesetz- entiwürfe, betreffend die Feststellung des eiGa aa haltsetats und des Haushaltsetats für die Shuß- ge iete auf das Rechnungsjahr 1906, die Ordnung des

eichshaushalts und die Tilgung der Reichsschuld, sowie des Entwurfs einer Novelle zum Geseß, betreffend die deutsche Flotte.

Ueber den Anfang der Verhandlungen ist vorgestern berichtet worden.

Abg. Bassermann (nl.) fortfahreod: Wir sind naturgemäß niht in der Lage, zu verzichten auf den Schuß, den die rôßzre Bedeutung unsercr überseeishen Interessen erfordert. Hierin gehen wir gerau so vor wie die anderen großen Staaten, wie Franfreih, England, Japan, Amerika. Wenn englische Polititer und Seeoffiziere uns verbieten wollen, unsere Rüstungen weiter auszubauen, jo stellen wir fest: wir haben zu bemessen, wie groß unsere Rüstung sein muß. Der Abg. Bebel hat gemeint, daß die Verschlehterung unserer internationalen Lage auf deutsche Febler, auf Febler der deutshen Diplomatie zurückzuführen sei, namentli hinsihtlich der marokfanisden Frage. Ich kann das namens meiner Freunde nur bedauern. Solche Kritik der Sozialdemokratie bleibt im Auétlande niht unbemerkt, und sie wird namentlich in Eng- land gegen Deutschland verwertet. Das gilt auch von den Vor- würfen der sozialdemokratischen Presse hinsihtlich cines Neutralitäts- bruchs Dcutschlands im japanischen Kriege. Es if ja nohch ein Glüd, daß diese Vorwürfe in der fozialdemokratishen Presse zumeist so

übertrieben werden, daß sie dadurch von felbst wirkungëlcs werden. |

Den Patrioten muß aber eine solhe selbstmö:derishe Politik weh- mütig berühren, und von einem fo hervorragenden Manne, wie dem Abg. Bebel, möchte ih es doch bedauern, daß er in allen seinen Aus- führungen immer nur mit der vernihtenden Kritik der ganzen deutschen diplomatischen Wirksamkeit arbeitzt und nirgends, au bei anerkannten Erfolgen nit, Anerkennung zollt. JInfolgetessen findet ec auch im Gegensaß zu früheren Perioden in der bürgerlichen Prise feinen Wider- ball mebr. Gin derartiges Verhalten beweist au, daß wir in dea großen Fragen der internationalen Politik, besonders was die Sozial- demofratie anbelangt, noch in den Kindershuben st-ckzn, und daß wir noch nit gelernt haben, es darin dem Auéland gleih zu tun. Daß auch in der deutshen Presse Fehler gemacht werden, steht fest. Ich rechne hierher auch die Beschimpfung fremder Monarchen ! in den Wigktlättern. Es gilt für alle diese Dinge der Satz, daß | jedes Land die Scheiben bezahlen" muß, die seine Presse dem Nachbar- lande einwirst. Was aber spielen diese kleinen Fehler für eine Rolle gegenüber der Friedengpolitik, die Deutschland tatsählich in den 35 Jabren seit Gründung des Neiches befolgt hat, gegenüber der Tatsache, daß unser Kaisec bei jeder Gelegenbeit betont hat, daß er ein Friedersfaiser sein will, daß ibm die Erhaltung des europäischen riedens am Herzen liegt? Es sind jeßt Bestrebungen im |

erte, bessere Beziehungen zwishen England und Deutschland herbeizuführen. Auch meine Frzunde begrüßen, wie wobl der anze Reich8tag, diese Bestrebungen aufs freudigste. Wir find der Insiht, daß diejenigen, die Deutschland und England in einen Krieg hineintreiven wollen, ein nicht nur gefährlihes, sondern verdammungêwürdiges Spiel treiten. Jh möchte wünschen, daß es dem neuen englishen Regime gelingen möge, dabin aufflärend zu wirken, daß wir friedlich gefinnt find, daß cine Befserung eintciit, wenn die englishe Presse aufhört, das Gegenteil zu behaupten. Der Abg. Bebel hat u. a. den Say aufgestellt, es sei ausgeschlcssen, daß England uns angreifen wird, dagegen wirke fchon das Schwergewicht der english-deutshen Hardelsbeziehungen. Dieses wird gewiß auch in England in Rechnung gestellt, die City

Berlin, Montag, den 11. Dezember

blieben. Das französishe Gelbbuch über Marokko, das demnächst ¿ugäanglih gemacht sehen. Es war nötig, zeigen, daß wir unsere Interessen jedenfalls zu wahren wifjen, auch auf die Gfahr eines Krieges hin; so haben wir uns die Provokation des Herrn Delcassé vom Leibe ge- balten. SelbstverständliG fkönuen wir keinen Krieg mit Franfkreih wünschen; wir wünschen auch mit der französishen Nation in Frieden zu leben. Der Ton der leßten Kanzlerrede ist niht heraus- fordernd, sondern rur ernst gewesen; besser, die Wahrheit auch im Parlament auêgesprohen, als Schönfärberei getrieben. Die neue Slottenvorlage ijt in der Presse überwiegend freundlih aufgenommen worden. Es gibt in Deutschland Leute, und zwar niht bloß Mit- glieder des Alldeutshen Verbandes und des Flottenvereins, die gegen die Vorlage den Vorwurf erheben, daß sie hinter den Er- fordernifsen der Zeit zurückbleibe. Tatsache ist aber andererseits, daß der Umfang der Flottenvorlage überrasht und verstimmt hat. Der „Vorwärts“ spricht von eirer unerhörten Provokation, andererseits hat ein früherer fozialdemofkratisher Kollege, Herr Calver, eine ftarcke ou als auÿ im Sinne der Arbeiterinteressen gelegen erflärt.

r hat klar anerfannt den Zusammenhang der Weltpolitik mit der Flotte und den Interessen der Arbeiter, die auf den Export ange- wiesen sind. Die reue Marinevorlage verlargt sechs neue Panzer- kreuzer mit Rücksi§t auf die Vertretung unserer maritimen Inter- efsen, auf die Entwicklung der deutsWen Seeinteressen in den leßten ¿ehn Jabren im Vergleich zu den Seeinteressen Englands und Frank- reihs. Im Ernstfalle würde man mit unseren Auslandskreuzern sebr bald fertig werden. Die Forderung der verbündeten Regierungen ift dana durchaus berechtigt. Der Staatssekretär von Tirpiß sagte, das Verhältnis der großen Linienschiffe zu den Panzerkreuzern müsse wie 2: 1 sein. Das ist rihtia, aber es wird auf dem vorgeshlagenen Wege shwer zu erreihen sein. In der Kommission wird zu erwägen sein, ob die Lebensdauer der Linienschiffe mit 25 Jahren niht zu hoch gegriffen ist, und ob nit auf einen s{leunigeren Ersaßbau Bedaiht genommen werdea muß. Vielleiht ist der Staatssekretär in der Lage, die Be- sorgnis, daß zu wenig Linienschiffe verlangt find, zu zerstreuen. Es ist das Verdienst des Flottenvereins, wenn sich die Stimmung im Volke für die Flotte verbessert hat, und ¿war dur die Aufklärung, die er durch Reden, Vorträge usw. verbreitet bat. Was die Kolonialpolitik betrifft, so sind meine Freunde bereit, der Reorganisation der Kolonialverwaltung

| zuzustimmen durch Schaffung eines felbsiändigen Kolonialamts. Die

jeßigen Zustände sind unktefriedigend. Gegenüber der wirtschaftlichen Ent- wicklung wird auf größzren Ausbau der Eisenbahnen hinzuarbeiten sein. Vor allem wird aber bei der Auswahl der zu entsendenden Beamten die größte Vorsicht am Plate sein. Es sollten nur tadellose Leute, obne eine dunkle Vergangenheit, Hhinausgeshickt werden und, wie eine S{rift mit Recht hervorbebt, weniger Leute mit Monok-l und Lackstiefeln, so:dern praktisch geshulte Leute. Auch über den Wesel in den Distriktsstellen wird mit Recht geklagt. Was die Landkonzessionen- betrifft, so habe ih den Eindruck, daß wir bei den Unterhandlungen mit den sehr flugen Geschäftsmännern oft übers Ohr gehauen worden sind. Sparsamkeit ift gewiß sehr gut, aber eine falsde Sparsamk-it ift werig angebraht. Das find die Lebren des Aufstandes in Südwestafrika und auch in Ostzfrika. Aufstand hâtte nicht diese Höhe erreihen können, wenn mehr Truppen da gewesen wären. Unsere Kolonialverwaltung bat vielleicht in diefer Beziebung €s oft an der wünschen8werten Energie fehlen lassen. Ich hatte ab und ¿u den Eindruck, daß die Sachlage im Reichs- tag nicht so ungürstig lag, und daß- mehr zu erreihen gewesen râre, wenn die Kolonialverwaltung die günstigen Chancen, die im Reichstage vorhanden waren, mebr aufgegriffen bätte. Ich habe die Ueberzeugung, daß ein energischer Staatétsekretär den Schluß der vergangenen Session verbindet hätte, solange nicht wenigstens die Kolonialbahn“ bewilligt war. Die Anerkennung, die den deutschen Truppen in Südwestafrika gezollt wird, kat wohltuend berührt, aber im Volke {eint man doch den Eindruck zu haben, daß die Verdienste der Soldaten nicht genügend gewürdigt werden. Es fann auch die Tatsache niht geleugnet werden, daß unsere

ist friedlih, aber es gibi Elemente in England, die sagen, wenn die deutshe Flaage von dzn Meeren vers{wunden fein wird, fo kann es nur die englishe Flagge fein, die an deren Stelle tritt. Der Abg. | Bebel hat auch wieder den Saß vertreten, daß jede Flottenvermehrung ! sih gegen England rihte. Auch das erachten wir für unrichtig. Unsere Flotte soll weiter nichts sein als ein Schuß für unsere Handelsinteressen im Ausland und ein Schuß für unsere Küste; einen Krieg mit Englaud werden wir niht damit führen können. Auch seine Meinung, daß unsere Flottenvermehrung uns dem Kriege mit England näher bringt, balten wir für falsch; im Gegenteil, wir sagen: je geringer Deutshlands Ansehen zur See, desto näher die Gefahr der Brüskierung dur England. Der Kollege Paasche hat in Kreuznah nichts anderes getan, als auf den Ernst der Lage hirge- wiesen; das war sein gutes Recht, jede Sensation lag ihm fern. Daß ! aber die Lage damals ernst war, baben die Spaten in der Wilbelm- | ftraße von dea Dächern gepfiffen. Der Abg. Bebel wies dann auf Ruß- | Iand bin, dessen Expansionébedürfnis verstärkt in die Erscheinung treten werde, wenn es erft in die Reibe der konstitutionellen Staaten

müssen wir do erst reht auf alle Eventualitäten zu Lande und zur See gerüstet sein. Im übrigen hat Bebels Rede dem radikaleren Standpunkt entsprochen, den die Sozialdemokcatie seit Jena beobachtet. Wie es gedacht ist, daß die Sozialdemokratie sih erst überlegen wird, ob sie an einem künftigen Krieg teilnimmt, und ob da Abstimmung stattfinden foll oder sonst etwas, ist niht gesagt. Vielleiht denkt man daran, daß die Armee dann {on unterminiert sein wird, daß die Möglichkeit zum Putschen gegeben sei. Ich bin überzeugt, daß auf diese Gefahr der Unterminierung ursere deutsche Armeeverwaltung ihr Augenme1k/ rihten wird. Im allgemeinen leiden Bebels Aus- führungen dcch an einer Uebecshäßung der Macht der Sozial- demokratie. Er meint, sie würde imstande sein, den Krieg zu ver- bindern. Jh glavbe das nicht. Der Generalstreik ist zwar von Rosa Luxemburg in Jena glorifiziert worden; Herrn Frohme und anderen paßt aber diese Resolutionéromantik gar niht. Die Gedankencänge, die der Abg. Bebel für seine Auffassung verwertete, finden sih nit nur

dem General Liebert, sondern auch in Bismarcks Gedanken und Erinnerungen. Das Häuflein der Petenten Genofsen, das im Erunstfalle enischlcssn sein wird, bei der Mobilmachung die Heeres folge zu versagen, wird sehr klein sein. Des Abg. Bebel Etats- reden malen immer grau in grau und {warz in {warz; wir hören die Stimme des Prcphecten, aber wir glauben ihr niht im Hinblick

erzielt hat. Der Volkëêwohlstand hat {ih außerordentlih gehoben, und ebenso ist das Verständnis für Heer und Flotte auf cine viel breitere Basis gestelli als vorher. Wir werden auf diefem Wege weiter- \hreiten und den Kafsandrarufen Bebels nicht allzu viel Gewicht bei- messen. Was die marokkanishe Frage betrifft, so stellt sih die Politik des Kanzlers als eine korrekte dar, der wir vollen Beifall ¿ollen. Ob es wöglich war; in einem früheren Stadium schon diese Frage aufzurollen, darüber ein Urteil zu fällen, halten wir uns nicht für zuständig. Jedenfalls is das Eingreifen nicht zu spät erfolgt. Das Cinsezen des Kaisers mêchte ich nit für unbederklißh und vielleiht für fest, hätten wir eine größere Flotte, -dann hätte eine Flotten- esuch in Tanger wäre unter- !

r / eibe der 1 n ¡Der Abg. Erzberger hat die ganze Kolonialverwaltung in Grund und eingetreten sei. Wenn aber auch wirklich hier uns Gefahr droht, so | Boden verdammt. Seine Ausführungen gehen nun zum Teil in die

zu bedauern, und ich sollte meinen, daß ein Wort des Reichskanzlers, daß er si niht nur der energishen Förderung der Schaffung eines Kolonialamts oder einer sonstigen Reorganisation verwaltung annimmt, sondern sich au tie energische Förderung der Kolonien selbst angelegen sein läßt, das Vertrauen da, w! verloren gegangen ift, zurückbringt und da, wo es vorhanden ift, stärkt. Meine politishen Freunde haten zu dem Reichskanzler die Zuversicht, daß ec sih dieser Pflege der Kolonien annehmen wird, und daß er die Kolonien nach der Zeit der {weren Prüfungen besseren Zeiten ent- gegenführen wird. l el Worauf bei der Beschaffung derselben besonders Rücksicht zu nehmen ist, ist die Bédrohung der finanziellen Selbständigkeit der kleineren Staaten. Daß diese Selbständigkeit leidet, widerspriht der Ver- fassung, und man follte auch nicht mit indirekten Mitteln hierauf hinwirken. Von diesem Standpunkt aus ist es vielleiht bedauerlich, daß man nicht {on früber mit der Eneïgie, mit der nunmehr der Freiherr von Stengel diese Aufgabe in Angriff aenommen hat, an eine Lösung derselben herangetreten ist. Ob die Reichsfinanzreform mehr Sur WORRE automatisch gestaltet ist, kann niht maßgebend sein. ür die auf die Resultate, welche die deutsche Politik in den letzten 35 Jahren | daß die geshaffen entwicklung und die e Fôrl Mit der Regierung stimmen wir darin überein, daß die Reichsfinanz- reform notwendig ist, daß neue Mittel geshaffen werden müssen. Der Ausgangépunkt der ungünstigen Frandenstein zu finden, ( Î den Einzelstaaten große Mittel zuflossen, die vielleiht nicht immer zweckentsprehend verwendet worden sind. Nach mancherlei Befserungs- versuhen kommt jegt diese Vorlage. Wir wünschen und hoffen das Zustandekommen der Reichéfinanzreform. n i die Person des Kaisers gefährlich ansehen; aber andererseits steht t gp der Erledigung dieser Fragen wird ledigli die in Mitleiden-

Führer in Südwestafrifka die Eingeborenen unterschäßt haben. Es find große und {were Aufgaben, die des neuen Herrn Kolonialverwaltung übernommen hat. Daß diefer neue Herr den Mut hat, diesen Aufgaben gegenüberzutreten und fie zu lösen zu versuchen, das er- füllt uns mit Sympathien für ihn. Wir möchten nur wünschen, daß er vemüßt sein möchte, die Kolonien auch persönlih kennen zu lernen. Im übrigen möchte ih auf ein kürzlih von dem bekannten Kolonia[kenner von Brandt dargelegtes Kolonialprogramm hinweisen, in dem Herr von Brandt auêtrücklih empfiehlt, sh die Hebung der materiellen und moralishen Lage der Eingeborenen angelegen sein zu lassen. Neulih bat ein Abgeordneter von der Kolonialmüdigkeit des deutschen Volks gesprochen. Ich halte eine solhe niht für vorhanden; dazu find viel zu viel Söhne des deutshen Vaterlandes gefallen, und diese weiden das Bindeglied sein zwishen Deutshland und seinen Kolonien. Möge man aber auf die kulturelle H:bung der Eingeborenen- bevölferung, auf die Schaffung von Transportmitteln, auf die Beachtung aller Erfahrungen, die uns nunmehr zu Gebote stehen, bedaht sein.

ganze kleire Zezntrumtêprefse über, obne daß die Vertreter der ver- bündeten Regierungen dem die nôtige Beachtung schenken. Das ist

der Kolonial-

wo es

Zu alledem siad neue Mittel * erforderlich.

verbündeten Regierungen muß es darauf ankommen, jezige Misere aufhört, daß die rôtigen Einnahmen werden für die Bedürfnisse der deutshen Matht- fulturelle Föôrderung des Reiches.

Finanzlage ift vielleicht in der lex die das Reich blutleer machte, während

Ein zu weites Hinaus-

¡ vorgzlegt werdea foll, würden wir sehr gern auch dem Reichätag i den Franzosen zu }

Der |

1905.

der Finanzen foll au erreiht wecden u. a. die Sicherung der Befser- stellung der Unteroffiziere, auf die wir den größten Wert legen, denn je größer die Auêwahl unter den Kavitulanten, desto mehr wird die ründlihz Ausbildung der Truvpen garantiert, und desto eher wird der Schandfleck in der Armeeverwaltung, die Mikhandlungen, verschwinden. Ebenso wird dann die Militärpensionsgesetgebung endlih reformiert werden können und hoffentlih den betreffenden Geießen au rückwirkende j Kraft und Geltung für die Friedenspensionäre gegeben werden. ¡ Desgleichen sollen die Säße für Szrvis und Naturalver- pflegung erhöht werden; von meinen Freunden halten viele die vor- geslagenen höheren E für noch nicht weitgehend genug. Was das Steuerbukeit beirifft, so können au wir die betreffenden Vorlagen niht als untrennbare Einheit anerkennen, müfsen uns vielmehr vorbehalten, diesen oder jenen Vorfchlag abzulehnen und andere Vorschläge zu machen. Eine Steuerpolitik und eine Steuerreform, die in ibrem Endresultat nur die Zabl der sozialdemokratishen Vertreter im Reichstage ver- mehrt, ist feine zweckmäßige und empfehlenswezrte. Die Verkehrs- steuern bringen eine Belästigung des Verkehrs mit fich und erfreuen sich im Publikum weitgehendster Antipathie. Beim Tabak werdzn wir sehr genau zu erwägen haben, ob dur die neuen Vorschläge nicht eine sehr wichtige Industrie {wer getroffen wird, eine Industrie, die einer Menge kleiner und mittlerer Eriftenzen die Mittel zum Leben gewährt. Den Grundgedanken einer Neichserbschaftésteuer akzeptieren wir ohne weiteres; wir halten ah im Hinblick auf die in auëwärtigen Staaten damit erzielten Erfolge ihre Ausgestaltung für sehr wohl ausführbar. Auch der Gedanke der Heranziehung von Ehegatten und Descendenten bei hohen Vermögen ift nah meiner persönlihen Meinung ein sehr verständiger, und der Einwand, der ton dem Eingriff in die Familie bergeleitet wird, kann demgegenüber und angesichts der Stim- mung weiter Volkékreise nit standhalten. In dem Steuerbufkett ver- missen wir die Wehrsteuer, die gerade bei den Neuforderungen für Heer und Marine sib als eine angemessene Steuerguelle darbietet. Auf den Etat des Neichsamts des Innern einaehend, möchte ih vor allem erflâren, daß meine Freunde zwar alle Eingriffe der staatlichen Organe in die kirchlihe Freiheit verwerfen, aber ten Tolerarzantrag des Zentrums wegen seiner Eingriffe in die staatlie Kirhenbobeit für zu weitgehernd erachten. Die Thronrede spricht von der Fort- führung der Sozialreform. Es muß gesagt werden, daß die Freudig- keit, die sich im Volke für die Sozialreform seit 20 Jahren zeigte, sih vielfah niht mehr findet. Dieses Unbebagen begründet sich in dem Wachstum der Sozialdemokratie und ihrer immer radikaler werden- den Haltung. Kommen neue Vorlagen auf diesem Gebiete, so mögen sie vor allem der Vereinfahung der Verwaltung und des Verfahrens bei der Arbeiterversiherung gewidmet sein. Weiter wünschen wir eine Reform des Krankenkassenwelens, die dem unfinnigen Verhältnis von 2:1 bei der Verwaltung eia Ende macht, einem Verbältnis, das die Uebermacht der Arbeiter festgelegt und hauvtsählih die Mifstimmung | der Aerztewelt erzeugt hat. In der Partei der äußersten Linken find die Revisionisten geschlagen und bershwunden ; die Radikalen find oben- auf, fie erôrtern das Thema des Massenstreiks und find bereit, auf die Straße zu steigen. Wie die Dinge augenblidlich liegen, bat gestern Herr Jaurès im französischen Parlament mit aller Deutlichkeit g?sagt. Wir ftehen beute vor der Tatsache arofer Arbeitgeberorganisationen, die einen Gegendruck bervorrufen. n geger über grcßen Aus | \sperrungen, die au Unschuldige treffen. Diese Au€sperrurgen haben

1904 über 23C09 Personen betroffen; 1905 ift diese Zahl g-waltig gestiegen, namentli durch den Streik der Elektrizitäts1:beiter usw. Sch(hwzre Kämpfe liegen hinter uns, shwerere liegen vielleiht vor urs. Diese Zastände drängen darauf hin, Friedensmaßregelin zu treffen, darum haben wir wieder den Antrag auf Schaffung von Arbeitskammern eingebracht. Der Staat sollte die Hand dazu bieten, um fagen zu können, daß er das Seinige getan hat, cine Verftändigurg herbeizu- führen zwischen Arbeitern und Arbeitgebern. Möge der Staatésekretär des Innern die Lösung dieser großen volkswirtshaftliden Maßnahmen in die Hand nehmen, auch im Interesse der christlihen Arbeiter, die niht der Sozialdemokratie angehören. In Ausficht steht das Gesetz

Wir stete

arren, der die

über die Berufsvereine. Möge dieses Gesetz ein gutes sein und sih fern-

| halten von Polizeishikanen. Mögen die Berufsrereine sih aber nit

auswachsen zu Vereinen zur Behinderung. der Industrie. Jede Sozial- reform hat zur Voraussetzung die Sicherheit decs Reichs und ein starkes Heer zu Wasser und zu Lande. Daß das Gesetz über die Bauarbeiter nunmehr fertig if, erfüllt mich mit Befciedigung, ebenso notwendig if aber der Ausbau des Gesetzes über den unlauteren Wettbewerb. Es müßte ferner gescßlich festgelegt werden, daß nur der geprüfte Meister Lehrlinge ausbilden darf. Die Vorgänge in Rußland zeigen die Taisahe, wie {wer cin Volk bestraft werden fann durch den Unverstand feiaer Bureaukratie. Das sollte für andere Staaten eine Warnung sein. Derartige Beunruhi- gungen in der Nachbarschaft pflegen für den Nachbarn gefährlih zu lein. Der monarhishe Gedank-: steht ja troß Bebel fest da; aber es ist Zeit zu sagen, daß die Monarchie Fehler vermeiden muß. Heutzutage prüft man die Institutionen auf ihrea Wert. Gerade in diesen unruhigen Zeiten sollten manche Institutionen in den Einzel- staaten freibeitliher ausgestaltet werden. Man foll niht damit warten, bis dies unter dem Druck von Straßendemonstrationen geschieht. Bismarck hat seinerzeit aus nationalen Gründen das aligemeine direkte Wahlrecht gegeben. Wir hören manthe Klagen hinsichtlich der diplomatishen Begabung urserer Auslandébeamten, daß die Bureaukratie wirtschaftliche Fragen niht immer richtig beurteilt. Es gibi Leute genug, die glauben, daß namentlich hbinfsihtlich der Vertragsverhandlurgen mit Amerikz eine bessere Auswahl unserer Vertreter am Plaße wäre. Diese Vertragsverhandlungen mit Amerika find von bober Wichtigkeit, und wir hoffen, daß sie zu einem guten Ende führen angesihts der Weltlage. Hinsichtlich der Politik im Inlande ift oft über eine gewisse Unstetigkeit geklagt worden. Was bei der Zollpolitik uidalid war, eine gewisse Großzzügigkeit, solle auh in der Mittelstandspolitik geübt werden. Auch in der Justiz is nicht alles in der Ordnung. Der Staatésekretär des Neichsjustizamts hat sch große Verdienste erworben um die Geseßgebung, aber neben den Geseßen steht ihre Handhabung, und die (ébt manches zu wünschen übrig. Der Hand- werker bedarf einer {nellen und billigen Prozeßführung, darum tut dringend not eine großzügige Prozeßre form. Die Zuständigkcit des Einzelrichters müßte erweitert und auch dafür gesorgt werden, daß er nit so oft seine Stelle zu wechseln in die Lage kommt. Es werden Stimmen genug laut, die behauvten, daß die Qualität der Richter niht mehr so vortrefflich if wie früher. Der vorzeitige S&{&luß des Reichstags hat auch uns verstimmt. Gesetze, wie das Börsensteuergesez und andere, waren zur Verabschiedung reif; manche Abgeordnete waren erpreß dazu berzekommen, und der Reichskanzler kann fih wobl denken, welhe Urteile man über den {nellen Schluß des Reichstages gefällt hat. Der Reichstag wird jeßt mit Vorlagen förmlich übershüttet, und es ift unerfindlih, wann wir damit fertig werden sollen. Iedenfalls empfieblt es sch, die fertig ge- estellten Vorlagen mögli frühzeitig durch die Fee efannt zu geben und den Reichstag früher cinzuberufen. amit bängt die Diätenfrage zusammen. Ob Diäten gut oder s{hlecht sind, kommt gar nicht mehr in Frage. Sie find eine dira necessitas. Die Leistungsfähigkeit des Hauses hängt von ihnen ab. Wir sind kaum 2 bis 3 Tage bes{chlußfähig, viele von uns sind niht in der Lage, fo

aft gezogenen Industrien, namentlih die Tabakindustrie, treffen; je P rascher die Gntscheidung fällt, desto beffer.

Dur die Neuordnung |

große Opfer zu bringen, und es ist auch nit gut, wenn der Staat reußen für den Reichstag gewissermaßen Diäten zahlt. Große wihtige Aufgaben stehen uns bevor, und es ift ein unwürdiger