1905 / 295 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 15 Dec 1905 18:00:01 GMT) scan diff

den Regierungsrat Listemann daselbst zum Stellvertreter des ersten und S

den Regierungsassessor Dr. Höhnen daselbst zum Stell- vertreter des zweiten Mitgliedes dieser Behörde auf die Dauer ihres Hauptamtis am Sitze des Bezirksausschusses zu ernennen fowie

infolge der von der Stadtverordnetenversammlung zu St. Johann a. Saar getroffenen Wahlen den Rentner August Klein und den Sanitätsrat Dr. med. Karl Schoenemann daselbsi als unbesoldete Beigeordnete der Stadt St. Johann a. Saar auf fernere sechs Jahre zu bestätigen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

den Landgerichtsrat Heyer in Naumburg a. S. zum Landgerichtsdirektor in Stendal, :

den Landgerichtsrat Dr. Lote in Halberstadt zum Land- gerihtsdirektor in Hildesheim, |

den Geriht3assessor Dr. Laspeyres in Dortmund zum Amitsrichter in Bütow und

den Gerichtsafsesor Dr. Loewenheim in Jlfeld zum Amisrichter in Lauchstedt zu ernennen sowie

dem Landgerichtsrat Heinze in Görliz den Charakter als Geheimer Justizrat zu verleihen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

den Geheimen Regierungsrat und vortragenden Rat im Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal- angelegenheiten Steinmeß zum Geheimen Oberregierungsrat zu ernennen und - E i

die Wahl des Gutsbcsißzers, Rittmeisters a. D. Gustav von Bülow auf Wittmoldt zum Landschaftsrat der Schleswig- Holsteinishen Landschaft für die Zeit bis zum Januar 1912 zu bestätigen.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen

und Forsten.

Die Forsikassenrendantenstelle Battenberg im Regierungsbezirk Wiesbaden ist zum 1. Februar 1906 zu beseßen.

ZFustizministerium.

Der Rechtsanwalt Briken in Filehne is zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerichts Pojen, mit Anweisung jeines Amitssizes in Filehne, ernannt worden. E

Dem Notar, Justizrat Doemens in Stolberg (Rheinl.)

t ist der Amtssiz in Aachen angewiesen.

Nichtamtliches. Deutsches Reich. Preußen? Berlin, 15. Dezember.

In der am 14. d. M. unter dem Vorsiz des Staats- ministers, Staatsseiretärs des Jnnern Dr. Grafen von Posa- dowsky- Wehner abgehaltenen Plenarsißung des Bundesrats wurden der bereits erfolgten Ueberweisung der Vorlagen, betreffend den Entwurf zum Besoldungs- und Pensions?tat der Reichsbankbeamten für das Jahr 1906, be- treffend die Geseßentwürfe wegen Feststellung eines vierten Nachira2s zum Reichshaushaltsetat und zum Haushaltsetat für die Schutgebiete auf das Rechnunasjahr 1905, an die zuständigen Ausschüsse zugestimmt. Die Vorlage, betreffend die Ver- leihung des Rechts eines Kommunalverbandes an die deutschen Niederlassungen in Tientsin und Hankau, wurde den beteiligten Ausschüssen überwiesen. Es fanden Annahme die Ausschuß anträge über D

L me 01€ ZUSs Lj L En ; E : 2E die Erweiterung des Hamburgischen Freihafet é E G S N s “r E e E S i è aebietis, über den Vertrag mit der Schweiz vom 16

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Nuguiît

1905 über die Errichtung deuisher Zollabfertigungsstellen auf den lirksrheinishen Bahnhöfen zu Basel, betreffend die Ergänzung der Prüfungsvorichriften für Tierärzte, und über die Vorschläge D eutschen Arzneitaxe. Der

zur NUbanderung der de n Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Handelsbeziehungen zum britishen Reich, wurde angeno luf wurde Über eine Reibe von Eingaben Beschluß gefaßt.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. Kbt. „Jltis“ gestern in Hankau am Jangtse eingetroffen.

Der Dampfer „Roon“ mit der 3. Kompagnie der Matrosenartiilerieabteilung Kiautschou und der Ab- lôsung für die Marinefeldbatterie an Bord ist am 12, Dezember in Suez eingetroffen und an demselben Tage

weitergegangen.

Sachsen.

Fn der Zweiten Kammer des Landtags kam gestern die sozialdemokratishe Jnterpellation, betreffend die Straßendemonstrationen gegen das bestehende Wahlrecht in Dresden und Chemnitz, zur Verhandlung.

Nach Begründung der Interip. llation durch den Abg. Gold- Staa!êminister von Mezsh, wie

ftein (Soz.) erklärte der | T. B.° berichtet, die Regierung bedauere das volizeilihe Ein-

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schreiten, aber die Polizeibehörde hâtte auf keinen Fall ein Hinaus-

tragen von Wahblrechtékundgebungen auf die Straße dulden dürfen. F x c co n

Die Regierung habe die zur Aufrehterhaltung der Nube und Ordnung

ergriffenen Polizeimaßnahmen durchaus gutgebeißen und werde alle Miittel zur Anwendung bringen, der Wiederholung derartiger Gesetz-

begegnen. In bezug auf die Frage der Wabiretéänderung stehe die Regierung noch auf dem {hon wieder- holt gekennzeihneten Standpurfkt, daß bier eine Aenderung notwendig erscheine. Sie werde auch noch einmal die Initiative ergreifen, sobald Ae einen ‘geeigneten Weg gefunden zu haben glaube. Der Minister \chloß: „Lie Regierung und die sonst an der Gesetzgebung beteiligten Faktoren fönnen sih nie und nimmer die Aeaderung eines zu recht n benden Geseßes dur Andrchung von Gewaltmaßregeln abringen assen.“

widrigkeiten zu

Sachsen-Weimar-Eisenach.,

In der gestrigen Sitzung des Landtags wurde, laut Melt ung des „W. T. B.*, der Staatsvertrag mit Preußen über die Lotteriegemeinschaft ohne Debatte angenommen.

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" Oesterreich-Ungarn.

Das öôsterreihische Abgeordnetenhaus erledigte in seiner gestrigen Sißung, „W. T. B.* zufolge, das Geseß, betreffend die Ver- längerung der Geltungsdauer des Gesetzes über Subventionierung der Handelsmarine, wobei der Abg. Graf Sternberg die Nachahmung des Beispiels Deutshlants empfahl, dessen Kaiser für die Hebung der Handel8marine eintrete.

Frankrei.

Der Senat beriet gestern das Geseg, durch welches die Stadt Paris zur Aufnahme einer Anleihe von 120 Mil- lionen zur Organisation der Gasverwaltung er- mächtigt werden soll.

Nach dem Bericht des „W. T. B.“ wurde der von der Deputierten- fammer genehmigte Wortlaut des Gesetzentwurfs abgelehnt, trogdem der Ministervräsident Rouvier für die Freiheit und die Verant- wortlichkeit der städtishen Verwaltung eintrat, und der Betrag der Anleibe auf 100 Millionen Francs herabgeseßt.

Die Deputiertenkammer verhandelte _gestern über cinen Geseßentwurf, betreffend ein vorläufiges Zoll- abkommen mit der Schweiz und den französisch- russishen Handelsvertrag.

Bei der Beratung des Gesetzentwurfs, demzufolge während der Verhandlungen über einen neuen französish-\ch{weizerisden Handels- vertrag auf die Schweiz ein vorläufiges Zollabkommen An- wendung finden foll, verlangte Lafferre, daß die französischen Weine in der Schweiz mindestens eine ebenso günstige Bebandlung erfahren, wie die italienischen und spanischen. Der Minister für Ackerbau Nuau erwiderte, er werde alle Interessen wahrnebmen, und der

Handelsminister Trouillot erklärte, daß die Verhandlungen auf gutem Wege seien. Der Geseßentwurf wurde darauf

mit 520 gegen 10 Stimmen argenommen. Bezüglih des fran- zôösisch-russishen Handelsvertrags wurde die Dringlichkeit er- flärt. Chastenet fand die Zellermäßigungen, die Frankreih von Rußland erlangt hat, ungenügend. Er wolle nicht den Abbruch der Handelsbeziehungen mit Rußland, er ftelle aber den Antrag, die Negterung zur Wiederaufnabme der Verbandlungen mit Rußland auf- zufordern. Mehrere andere Redner fanden gleichfalls die Zugeständ- nisse Nußlands ungenügend, besonders die für Weine.

In der Deputiertenkammer sind gestern zwei Gelb- bücher über die fretensishen Angelegenheiten und über Marokko verteilt worden. Das erstere umfaßt 283 Sqhriftstücke, die sih auf den Zeitraum vom 24. August 1904 bis zum 26. November 1905 beziehen, das zweite enthält 368 Schriftstücke, die vom 3. März 1901 bis zum 4. Dezember 1905 reichen.

Ueber das Gelbbuch, betreffend die marokfanishe Frage, liegt folgender Bericht des „W. T. B.“ vor: __ Viele der veröffentlichten Schriftstücke betreffen die ver- schiedenen Verletzungen des algerishezn Gebiets oder Anschläge von

Marofkkfanern gegen französis{he Untertanen, Zwischenfälle, die Beschwerden oder Kundgebungen beim Maghzen nötig machten, von denen die fremden Botschafter in Paris unterrichtet

Bihbourd

r wurden. In einer Mitteilung an den Botschafter hou dem xur!ten

vom 27. März 1904 über seine Unterredung mit

Radolin sagt Delcâsss, daß Fürst Nadolin ihn gefragt have, ob eine Vereinbarung zwischen Frarkreich und England unterzeichnet worden sei oder auf dem Punkte fei, unterzeihnet zu werden.

Delcassé antwortete: Nichts ist unterzeihnet, noch auf dem Punkte, unterzeihnet zu werden; aber wir unterhandeln seit iemlich geraumer Zeit mit dem Londoner Kabinett behufs gütliher Wsung der unsere beiden Länder interessierenden Frage. Das Einvetnehmen i als mögli ane:kannt worden, und es ift * waorshezinlch, daß es \chliGlich bergestellt werden wird. - Fürst Radolin fragte: Haben Sie über Neu-Fundland ‘gesprohen? Antwort: Ja. Ueber Marokko? Ant- wort : Gleihfalls. Aber Sie kennen ja unsecen Stundpunkt. Wir wollen Marokko in seinem gegenwärtigen politischen und territorialen Zustand belaffen. Um diesen Zustand zu einem dauerhaften zu ge-

stalten, muß derselbe gestüßzt und verbessert werden. Im letzten triftige und

2 n ° e -_- Jahre allein bat uns Marokko durch wiederholte Einfälle und berehtigte Ursahe ¿zur Intervention geboten Ich habe bisher den- jenigen, welze für das vergofsene Blut Rache forderten, Widerftand

Wir baben

geleistet, zer Q und beträhtli%e Ausgaben gzmacht, welche

S S o8 020 F : or AD Á G aber es ist dies immer s{wieriger geworden. untor Maston 7

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nur durch die Verbesserung ter Lage in Marokko verringert werden könzen. Der Sultan hat sh bereits von der Wüfkiamfkeit unserer Hlfe an ten Punkten, wo je verlar überz 2 1 Die Hilfe wird ibm fo gewät Nuten zieht, inébe'ondere im H durch die Herstell der Siche Lie Handelsfreibeit wird streng Spanien“ ? fraate Fücst Rad

» ? bin geäußert, ehen zu erwarten hat. Fürst Radolin ] natürlich und vernünftig gefunden und lebhaft für diefelben gedanft. Sie können sfih in Ibren Unterredungen mit dem deutschen Aus- wärtigen Amie von diesem Gespräch mit dem Fürsten Nadolin leiten

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englisck-franz0fif veröffentliht. Bihou: erdísten deutschen B

Am 8. April 1 Betreff Aegyptens unt 1 am 12. April, daß die | gend t das französisch-englische Abko n günstig äußern. Am berihtet Bihourd über die vom Reichskanzler am 12. und 14. April in Betreff} des franzésis{-englishen Abkommens abzegebenen Er- klärungen.

Am 21. April {reibt Bihourd an Delcassé, daß der Minister die volle Korrektheit der vom Reichskanzler abgegebenen

Erklärung würdigen dürfe. Er glaube, daß der Kaiser nah seiner Nückehr der deutschen Politik einen taikräftigen und fkfübnen Charak

geben dürfte. Er werde dazu durch seine Sinneëart soroie durch den Wunsch veranlaßt fein, zu zeigen, daß Deutshland weder ifolieri noc

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entwaffnet dastehe. Der Kaiser werde deéhalb wohl bei der Regelung der marokfanishen Frage intervenieren, entwede

lussung Spaniens oder direkt durch die For- Behandlung bewilligt Was die Bürgschaften

indirekt durch Beirfluss : derung, daß den deutsch:n Handcl dieselbe werde wie dem Englands, Bibourd fährt fort:

| anlangt, welche Deuts#land für seinen Handel in Marokko verlangen

| fönnte, so lassen

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elben insgesamt in dem die Handelsfreiheit zusichernden Artikel 4 der französis - enalishen Erklärung zufammen- fassen. Um diese unbestreitbare Auffassung zu begründen, werde ich darauf hinweisen, daß die von Frankrei und England übernommeren gegenseitigen Verpflihtungen ihre Wirkung auf alle mit Marokko in Handelsbeziehungen stehenden Mächte erstrecken. Der 30 jährige Zeit- raum der Handelsfreiheit ist ein Minimum, welches eventaell verlänzert werden könnte.

Ein Bericht Bihourds vom 7. Oktober 1904, in dem der Bot- {hafter mitteilt, daß er entsprehend den ihm erteilten Weisungen dem Staatssekretär Freiberrn von Richthofen das Uebereinkommen mit Spanien betreffend Marrokfo bekannt gegeben habe, besagt, Herr von Richthofen habe gefragt, ob Bibourd în der Lage fei, die Trag- weite dieses U-bereinfommens im Hinblick auf die Handelsinterefsen Deutschlands vorauszusehen. Bihourd antwortete, daß die englis» franzôsishe Erklärung vom 8. April alle Bürgscbaften in dieser Hinsicht biete, und daß der Beitritt Spaniens zu dieser Erklärung dieselben nicht ändern könne. Delczisss bestätigt diese Auffassung in zwei

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Depeschen vom 8. und 12. Oktober. z

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Am 15. Dezember 1904 rihiete Delcassé an Taillandier der im Begriff stand, nah Fez abzureisen, einen neuen Erlaß, be- treffend die mit dem Maghzen einzuleitenden Verbandlungen über das Programm dér militärischen, wirtshaftlihen und finanziellen Reformen in Marokko. Unter anderem heißt es darin, die Ruhe müsse überall gesichert werden, wo die einheimishen Elemente mit den europäischen in unmittelbarer Berührung ständen, um Zwischenfälle bintan-

zuhalten, welWe internationale WVerwicklungen herbeiführen fönnen. Frankreih müsse insbesondere in der Peripherie unter Leitung und Aufsicht seiner Offiziere die marokka- nishen Polizeikräfte organisieren. Sodann werden die Vor- \chläge, betreffend Errihtung von Polizeiposten, die Gründung einer marcffanishen Reichsbank, die Herstellung von Tele-

gravhenlinien, die Verbefferung der Häfen eingehend dargelegt und erflärt, daß dieses Neformwerk, welhes Frankreih unter Mitwirkung des Maghzen vollbringen wolle, Marokko sowie dem allgemeinen Interesse zugute kommen würde. Der nach der Abreise Taillandiers nah Fez in Tanger zurückgebliebene französishe Geschäftsträger, Graf Chérisey, berihtet am 11. Februar 1905 über ein Gespräch mit dem deutshen Gesck&äftsträger von Küblmann. Derselbe habe erklärt, Deutschland babe wahrgenommen, daß man es von allen Verband- lungen iu betreff Marokkos systematisch ferngehalten habe. Fürst Nadolin habe seine Haltung dementsprehend eingerihtet. Er habe hierauf bezüglihe Weisungen erbeten, und der Reichskanzler habe in wissen lassen, daß die Kaiserliche Regierung alle in betreff Marokfos abge- \{lofsenen Uebereinkommen ignonierte und fich in keiner Weise in dieser Frage als gebunden ?rachte. Am 4. Februar teilte Delcassé dem Botschafter Bihourd diese Aeußerung von Küblmanns mit und ersudte ibn, im deutshen Auswärtigen Amte an sein Gespräh mit dem Fürsten Radolin und an die Mitteilung in betref des Ueberein- fommens mit Spaniea zu erinnern. Bihourd teilte am 15. Februar mit, er babe sich bei dem Unterstaatssekretär von Mühlberg dieses Auftrags entledigt. Der Unterstaatëfekretär habe geantwortet, er müfse ih fragen, ob die Aeußerung von Kühlemanns nicht dabin auszulegen jei, daß die Kaiserliche Regierung, da sie den beiden Uebereinkommen mit England und Spanien fernsteße, sich in keiner Weise dur die- selben als gebunden erachte.

Am 22. März beridtet Bibourd, daß die Neise des Kaisers nach Tanger und die daran geknürften Kommeniare die deutsche Politik bezüglih der maroffanischen Frage zu- kennieihnen gestatten. Der Besuch des Kaisers in Tangec zeige die Absicht, Frankreich in Marokko keine überwiegende Stellung zuzuerkenren. Die Kaiserliche Regierung wolle die Umstände benußen, um den Interessen und der

T Eigenliebe Deutshlands Genüge zu leisten. Diese Umstände seien ja

dafür ganz besonders günstig. Die öffentliche Meinung Deutsc- lands verfolge seit Jahresfrist aufmerkiam die marckkanishe Angelegenheit. Die deutshen Kaufleute baben Zeit gehabt, ihre Forderungen darzulegen und z1 übertreiben. Die politischen

| Parteien bâtien dem Reichskanzler vorgeworfen, daß er Deutschland

eine allzu bescheidene Haltung aufnötige. Die ru und Nubestörungen hätten die Ungeduld der deut noch vermehrt. Bihourd meint weiter, er glaube, d Interesse daran hake, durch eine direfte Erklärung aus einer Situation erauszukommen, welhe durch die Zeitungefehden niht gelöst erden fônne. „Ih möchte wünschen, daß Fürst Nadolin von Erz-llenz beruhigende Versiherungen verlange. Œs re vorteilhaft, wenn dieselben jchriftlich gegeben würden, j Zweideutigkeit vorzubeugen.“ Am 831. März und 2richtet der franzósishe Geschäftsträger Chérisey über die Z ers in Tanger und dessen Antwort auf die Will-

¡chen Niederlagen chen Bestrebungen

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fommenworte des Onfkels des Sultans. Am 7. April richtete Delcassé cin Handschreiben an die Botschafter Frankreihs in

St. Petersburg, Madrid, Wien, London und Nom, worin er die

Behauptung der deutschen Blätter, daß Deutschland über die Absihien und Vereinbarungen Frankreihs, betreffend Marokfo, niht auf dem Laufenden erhalten worden sei, als irrtümli bezeihnet. Am 9. April richtete Taillandier aus Fez an Delcassé folgende Depvese: Ais Antwort af die von der deutshen Presse gegzn uns aufgestellten Bebauptungen befträftige ih in kategorisher Weise, taß ih mih weder beim Sultan,

noch beim Magabzen jemals auf ein angeblihes europäisches Mandat berufen habe. Wenn ich den Maghzen auf die Gefahr aufmerksam gemacht habe, die darin liegt, den gesamten Handel dur ich{leckchte Verwaltung der Häfen unzufrieden zu stimmen, fo habe ich un!er Necht, dem Maghzen Ratschläge zu erteilen, nur mit unserer eigenen Situation bezründet, welwhe fktürzlih durch die Uebereinkommen mit derjenigen Mächten gesihert wurde, welhe die nähsten Nachbarn Maroïtfos und am meisten an den Angelegenheiten dieses Landes inter-

{Lili an Taillandier: Ich

esfiert sind. Am 9. April telegraphiert Delcass daß 1 [tan nabegelegt hat, oder e Regelung der

habe Urfache anzunehmen,

Kolons nabelegen

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wird, ene inte Konferenz zur

i T; Pearckfkoangelegenheit einzuberufen, das heißt vom Sultan verlangen, daß er sih selbst ‘unter Vormundschaft stellen möge. Der Sultan wird bei näherer Ueberleaung erfennen, daß Franfreih mehr als jede andere Macht cin Interesse daran hat, Marokko rubig und in gedeih- lier Entwidlung unter der anerkannten Autorität des Sultans zu sehen. Wir würden es nicht begreifen, wenn s\ch der Sultan ents{ließen sellte, eine Haltung anzunehmen, welche uns zwingen würde, nur das siritte Net als Grundlage für unsere Beziehungen zu ibm anzu- sehen. Am 14. April eilte Delcassé dem Botschafter Bihourd mit, daß (egentlih des ihm von Radolin gebenen Diners den deuten Botschafter an sein Ge- ipräh vom 23. Mär erinnert babe. Fürst Radolin hab2z geantwortet, daß Berlin berichtet habe, die Zeitungen aber bâtten von etner offiziellen Mitteilung gesprohen. „Ich konnte feine offizielle Mitteilung über etwas machen, rvas noch niht vorhanden w 5 vertcaulihe Mitteilang, ein Beweis des Ver-

ar. Es war eine

trauens, das ich Ibnen gab. Unsere Politik hat fih niht geändert, unsere Haltung ist so flar wie unsere Erklärung. Sollte troy alledem in Mißverständnis bestehen? In diesem Falle bin ih durchaus bereit,

daéselbe zu zeritreuen.

Am 18. April das Gesprähß Delcasch8

Bihourd h. De der todann dars-

übermittelt

mit dem Fürsten Radolin Herrn von Müßlberg, : legte, daß die deutie Regierung von Beunrahizung erfüllt worden sei, als sie erfahren babe, traß LTaillandier in Fez zu dem Sultan im

Namen der Ausländer geiprochen habe.

Am 25. April berihtet Bibourd, daß Herr von Müblberg den

Tert des Gesyräches Delcafsés mit dem Füriten Radolin vom 23. März

1904 als überflüssig abgelehnt habe, da Fürst Nadclin darüber bereits vollständig seinerzeit berichtet babe.

Es folgt ein Bericht Bihourds rom 28.

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Avril, in dem es heißt,

die deutshe Regierung beeile sich nicht, die Frage Delcafsés zu be- antworten. Dieses S&weigen entspre: der vom Reichskanzler im

Reichstage und der vom Kaiser îin Tanger angekündigten Politik. Durch diese Haltung solle der nationalen Eigenliebz Deutschlands eine glänzende Genugtuucg und der Fndustrie und dem Handel Deutsch-

lands eine Entschädigung geboten werden. Diese Lage bedeute eine beifle und gefahrvolle Krise in den Beziehungen Frank-

reis zu feinem mähtigen Nachbar im Often. In der Umgebung ces Kaisers fehle es niqzt an kriegerishen Ratgebern. Dieselben er- mangeln gewiß nicht zu behaupten, daß der Zweibund in der Man- dihurci einen {weren Stoß erlitten habe, und sie haben ein leihtes Spiel, den Augenkl:ck als günstig für einen Kampf mit den Waffen mit Frankceih hinzustellen. Bihourd empfiehlt sodann, die Konferenz- idee für Nechnung Frankreichs aufzunehmen. Da es Frankrei ver- webrt werde, eine direfte Verhandlung mit Deutschland zu führen, fo müsse es eine allzemeine Verhandlung herbeiführen.

__ Es folgt das Schreiben Delcafsés an die französishen Bot- schafter des Auslands vom 30. April, worin die Wichtigkeit der ab- gegebenen Erklärung betont wird.

___ Ein Telegramm Delcassés an Taillandier vom 3. Mai be» jagt: Es fann zwish2n der französishen und marokkanishen Regie- rung ebenfowenig irgendwelhe vermittelnde Mächte geben, wie es eine *Macht zwischen dem Algerien Frankreihs und Marokko gibt.

Am 30. Mai teilt Taillandier Delcassé mit, daß der Sultan den Maghzen beauftragt habe, alle Mächte zu ersuhen, in Tanger eine Konferenz über .die vom Sultan geplanten Reformen einzuberufen.

Am 8. Juni teilt Rouvier, der inzwishen die Leitung des Ministeriums des Aeußern übernommen hat, den Vertretern Frank- reihs im Aus[ande mit, daß der deutshe Geschäftsträger arm 6. Juni dem Ministerium des Aeußern eine Note überreiht babe, in der die deutsche Regierung entsprehend ihren früheren Erklärungen die An- sicht äußert, daß eine internationale Konferenz das beste Mittel zur Einführung der vom Sultan von Marokko geplanten Reformen wäre. Die in der deutshen Note ausgesprohene Annahme, daß Frankreich die Absicht habe, auf die inneren und äußeren Angelegenheiten Marokkos die Hand zu legen zu dem Endzwecke wie in Tunis, sei unrichtig.

Am 10. Juni ersuchGt Rouvier Taillandier um Antwort auf diese eben erwähnte Behauptung Deutshlands sowie auf die Meldung, daß Frankreih dem Sultan mit militärisher Besetzung des Landes gedroht babe. Gleicbzeitig beauftragt Rouvier den Gesandten, jede besondere Aktion bis auf weiteres einzustellen.

Am 11. Juni teilt R ouvier Bibourd über eine Unterredung mit Nadolin mit, er wäre der Konferenzidee niht geneigt, aber geseßt den Fall, daß Frankreich das Prinzip derselben annehme, so könne man dies nur unter der Bedingung tun, daß vorber ein diesbezügliches Uebereinkemmen ins Auge gefaßt werde. Frankreih könne doch nit zu einer Konferenz gehen, wo seine fämtliwen Vorschläge von Deutsch- land bekämpft würden. Man müsse wissen, wie sih Deutschland die Reformen votrstelle. Am Schluß der Unterredung wiederholt NRadolin : Wir halten an der Konferenz fest. Wenn sie nit statifindet, dann ift us der status quo, und Sie sollen wissen, daß wir hinter Marokko tegen.

Taillandier telegraphiert am 15. Juli aus Fez, daß er niemals irgend etwas formuliert habe, was einem Ultimatum ähnli sehe, ebensowenig, daß Frankreih die Absicht babe, die Leitung der inneren oder äußeren Angelegenheiten Marokkos in die Hand zu nehmen.

16. Juni. Eine Note des Fürsten Radolin an Rouvier besagt, die deutshe Negierung kônne erst nah formeller Annahme der Konferenz in einleitende Verhandlungen über das Programm und die Ziele der Konferenz eintreten. Sodann werden verschiedene Reform- punkte angedeutet, wobei jedoch b-tont wird, daß es si keineswegs um Vors{läge Deutschlands handle. Hieran chließt sich eine Note und eia Erlaß, betreffend die Ver- handlungen, an, welde am 8. Juli die an gewisse Bedingungen ge- knüpfte Zustimmung Frankreihs zur Konferenz herbeiführten. Hervor- zubeben wäre eine Note NRadolins vom 24. Juni, worin es am Schlusse heißt: Die Kaiserliche Regierung gibt sich der Hoffnung bin, daß die Regierung der Nevublik ihre gegenwärtigen Zweifel aegenüber der Konferenz den Vorteilen unterordnen werde, welhe die VerwirkliHung des Reformwerks für Marokko und für die Ruhe der Welt zur Folge haben werden.

Es folgt ein Bericht Bih ourds vom 25. Juni über eine Untecredung mit dem Neichsfkanzler Fürsten Bülow, der mit Nach- druck erklärt habe, diz Konferenz beiwecke niht, der deuts{hen Divlomatie eine fleinlihe Senugtuung ibrer Eigenliebe zu geben, no® auc der Würde einer großen Nation Eintrag zu tun, sondern ledigli aus einer s{limmen Situation berauszukommen. Der Kaiser könne den Sultan, nahdem er sich ihm gegenüber verpflichtet habe, nicht im Sti lassen, aber die Zukunft gehöre dem, der zu warten verstehe. Die Unabhängigkeit des Sultans müsse proklamiert und eine Organisierung durh das Eingreifen der Mächte versuchßt werden. Wenn der Ver- such mißlinge, dann fônne Frankrei die Rolle übernehmen, welche es wünsche.

Nun folgen Berichte Taillandiers über die von deutsben Unternehmecn und Finanziers mit dem Sultan angebli unter Beis bilfe des Grafen Tattenbah abgeschlossenen Verträge, betreffend Au führung von Hafenbautea in Tanger und den Abs{luß einer An leihe von 10000000 A Die Angelegenheit führte zu längeren Verhandlungen mit der deutshen Regierung, die wieder- holt erklärte, daß diese Geschäfte unbedeutend und vrivater Natur seien, daß die Anleibe ein Vorshußaeschäft sei, und daß Deuts{hland mit Rückficht auf die Frankreih ag-madten Versprechungen verbindert babe, daß das Vorshußgeschäft von 10 090 000 -von irgendwelchen Konzessionen abhängig gemacht werde. Der Molenbau fei den deutschen Unternehmern vom Sultan vor dem 8. Juli übertragen worden.

Am 4. September berichtet Bihourd, Reichskanzler Fürst Bülow habe in betref des Zwischeafalls Bu Mzian die Hoffnung

5. ohen, daß Fraukreih allzu heftige Mittel vermeiden werde: er habe den Grafen Tattenbach angewiesen, dem Maghbzen den Rat eben, Franfkfreichs Verlangen nach Genugtuung zu bewilligen. Es wäre böse, habe Fürst Bülow gesagt, wenn, während wir eine Partie e fpielen, man rings um uns die Fenster eins{lüage.

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Den Schluß bilden das am 28. S

E : September von Rouvier und Nadolin unterzeihnete Abfommen über das Konferenzprogramtn und die von Nevoil und Nofen vereinbarte Note* über die Grenzvolizei, die Unterdrückung des Waffenshmuggels, die Auleihe- und Hafenfrage

sowie mehrere die Konferenz von Akgecir1s uad dere n Datum bes- treffende Schriftstücke

Rußland.

Der Ministerrat beendigte, laut Meldung der „St. Peters- burger Telegraphenagentur“, vorgestern die Beratungen über das Geseß, betreffend die Arbeitervereine. Diese Vereine können nah dem von dem Ministerrat beschlossenen Ge}eß fortan nur noch im gerichilihen Verfahren, also nicht mehr wie bisher auf adminijtrativem Wege, durch den Minister des Jnnern, die Gouverneure, die Polizei usw. aufgelöst ode geshlossen werden. Das Geseß hat zunähst provisorischen Charakter und wird in der nächsten Woche zugleih mit dem allgemeinen Geseg über das Vereinsreht zur Veröffentlihung gelangen. L S

Nach den heute vorliegenden Nachrichten ist Niga vom Reiche gänzlich abgeschnitten; alle Fabriken streiken dort, nur die Wasserleitung und die elektrishe Station sind im Betriebe. Bewaffnete Arbeiter verhindern selbst den Wagenverkehr auf den Straßen sowie das Betreten der Stadt. Die Zufuhr von Waren erfolgt nur noch auf dem Wasserwege. Wegen Truppenmangels steht der Kriegszustand nur auf dem Papier. „Syn Otetschestwa“ veröffentlicht folgendes Telegramm des livländishen Gouverneurs S wegingew an den Minister des Fnnern:

_ „Riga, 10. Dezember. Die Kommandos aller Flußdampfer sind ausfländig. Mit den ankommenden Dambpfern besteht deshalb keine Verbindung. Es ift notwendig, einen Kreuzer und zwei Torvedoboote bierherzufenden. In den vom Aufstand ergriffenen Kreisen ist der Betrieb der baltischen Bahn eingestellt. Truppen sind auf dem Wasserwege zu entsenden. Schleunige Sendung bedeuteader Truppen- majjen 1st notwendig.“

___ Dasselbe Blatt berichtet, daß die Letten nach Niga siromten und sich mit den Arbeitern vereinigten. Die Negierungsgebäudè ständen in Flammen. Bahnhof und Telegraph befänden sich in den Händen der Aufständischen. Vie russishe Regierung erklärte auf eine an sie gerichtete Anfrage, daß in Riga Truppenverstärkungen in großem S Lange erfolgt wären und daß alles geschehe, um den Schutz der deutschen Kolonie zu gewährleisten.

Wie die „St. Petersburger Telegraphenagentur“ berichtet, fand bei der Station Petrowo der Mosfau-Kasaner Bahn ¿wischen einer 50 Mann starken bewaffneten Bande und Stationswächtern ein zweistündiger Kampf statt. Die

Stationswächter mußten sich zurücziehen. Die Bande, die

| wurde, den Schuß der griehishen Untertanen

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die dringenden Vorstellungen der Botschafter im Verein mit jenen der Î

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40 Waggons ausgeplündert hatte, suhte beim Eintreffen von Militär das Weite. Aus Lodz wird gemeldet, daß vorgestern und gestern das s{chwarze Hundert mehrfach Ausschreitungen, besonders gegen die Juden, verübte und deren Häuser und Läden zerstörte. Kosaken feuerten auf die Ruhestörer und ver- wundeten eine- Anzahl von ihnen. Der Kommandant der Festung Kuschka meldet, daß die Oase Merw si seit dem 13. Dezember im Kriegszustand befinde. Der Eisenbahn- und Telegraphenverkehr zwishen Merw und Aschabad sei unter- brochen, in Kuschka herrsche Ruhe.

Ftalien.

In der Deputiertenkammer leate der Minister des Aus- wärtigen Tittoni, ,W. T. B.* zufolge, gestern cinen Gesetzentwurf vor, betreffend die neue Verlängerung der gemischien Gerichte in Aegypten. Im weiteren Verlaufe der Sißung seßte die Kammer die Beratung über den handelspolitischen Modus vivendi mit Spanien fort. Der Handelsminister Nava trat in längerer Rede für den Abschluß eines Uebereinkommens mit Spanien ein.

Niederlande.

_ Amilih wird aus dem Haag gemeldet, daß sih zwei Söhne und drei Enkel des Nadscha von Boni unter- worfen haben.

Türkei, _ Vie der „Daily Telegraph“ aus Konstantinopel meldet, sind die Pforte und die Botschafter zu einem voll- ständigen Einvernehmen gelangt.

Rumänien,

Der Senat beschäftigte sich in seiner gestrigen Sitzung mit dem Konflikt zwischen Rumänien und Griechen- land, über den der Minister des Auswärtigen Lahova ry in Beantwortung einer Arfrage nach dem Bericht des „W. T. B.“ folgendes bemerkte: | Ich habe es nicht unterlassen, unseren Gesandten im Ausland alle | von Griehen an unseren Landsleuten in Mazedonien begangenen telegravhiich mitzuteilen. Täglib wurde ein Ver-

Verbrechen als Bilanz an die Minister des Aeußern Bon den Großmächten wurden im ibrer Vertreter in

¡eihnis diese t R E TTa der Großmächte übermittelt. Von Wege ibrer Botschaften in Konstantinopel und Athen gemeinsame Schritte zu Gunsten der Rumänen unternommen. Ich bin glücklih, erklären zu können, daß, was die Pforte betrifft,

Vertreter Rumäniens eine beilsame Wirkung bervorgerufen baben. Türkische Truppen wurden aufgeboten und mehrere griechis{che Mörder- Griebenland scheint sich jedo nicht ents&hlicfen Ich bitte niht zu vergessen, daß nicht ohen Macht beauftragt in Rumänien und der rumänishen Untertanen in Griechenland zu übernehmen. diesen Umständen war der Höflichk-itsbesuch, den unser Gesandter in

banden aufgehoben. ¿u können, die Lage zu verbessern. unsere Beziehungen zu Griechenland sind, und daß fkein Vertreter einer

offiziell Tremden

Wien dem König von Griehenland mate, indem er feinen Namen in ein ausliegendes Buch eintrug, unerläßlich. Der König der Hellenen erwiderte den Besuch durch Ent- sendung eines Flügeladjutanten in die rumänishe Gesandt- haft. Dieser Höflichkeitsaustausch hat an dem Wesen der Sache nihts geändert. Solange griehische Mörderbanden be- steben, die Rumänen in der Türkei mafsakrieren und plündern, solange der griechische Patriarch und die griehischen Metropvoliten die rumänischen Priester verfolgen, solange wird es keinen Frieden geben zwischen uns und dem Königreih Griechenland. Wir werden alle Mittel anwenden,

um die Griehen unseren Groll fühlen zu laffen.“ Serbien. Meldung des „Wiener Telegraphen-Kor-

Nach einer T hat der Miniser des Aeußern Zujowitsch en f sei 3

respondenzbureaus“ 1 sein Entlafsungsgesuch wegen Schwierigkeiten in seinem Wirkungskreise eingereiht. Das Entlassungsgesuch ist vom Könige angenommen worden. S

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die gestriae Sißung des Neihs- tags befindet sih in der Ersten und 2weiten Beilage. S

Der heutigen (13.) Sißung des Neichstaas wohnten der Staatssekretär des Reichsshazamtis Freiherr von Stengel und der stellvertretende Direktor der Kolonial- abteilung des Auswärtigen Amts Erbprinz zu Hohenlohe-

Langenburg bei. Der Präsident Graf von Ballestrem eröffnete die

Sißung um 11 Uhr Vormittags. _ Auf der Tagesordnung stand die zweite Beratung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststellung eines eiten Nachtrags zum Neichshaushaltsetat as Nehnunasjahr1905 und zum Haushaltsetatf 4

die Shußgebiete auf das Rechnungsjahr 1905, sodan eFortsezung der ersten Beratung des Entwurfs eines Geseßes, betreffend die Feststellung des Reichshaushaltsetats für das Rechnungsjahr 1906 2. :

Die Budgetkommission beantragte, die Vorlage unverändert

anzunehmen, jowie folgende Resolutionen zu bes(ließen :

__a. die verbündeten Regierungen zu ersuhen, dahin zu wirken, daß fämtlihes für den Bahnbau nebst Arlagen sowie die für den Betrieb der Babn notwendigen Quellen, au soweit diese von der Trace entfernt liegen, erforderlide Gelände voa ten Besitern dem Fiskus des Schutzgebiets unentgeltlih zur Verfügung geftellt wird, soweit nit nach dem für die Kolonien geltenden Enteianuras8- indes die Unentgeltlihfeit der Abtretung geseßlihe Folge des Bahn- aues ift ;

b. den Herrn Neichskanzler zu ersuhen, zu veranlassen, daß dem Reichstag s{leunigst ein Gesetzentwurf vorgelegt wird, durch den bestimmt wird, daß in den deutshen Schugzgebieten der von der NReichsverwaltung zu gewährende Polizeishußtz auf je einen möglihst engen Bezirk da beschränkt wird, wohin die wirtshaftlihen Interessen gravitieren.

_ Der Abg. Prinz von Arenberg (Z.) verweist als Be- rihterstatter der Budgetkommission auf den \criftlihen Bericht und macht einige ergänzende Mitteilungen. * : :

_ Abg. Müller -Sagan (fr. Volkép.): Mit Rücksiht auf die Geschäftslage dieses Hauses sowie auf die Beratungen der Budget- lommisfion beshränke ih mich auf eine kurze Erklärung. Meine politishen Freunde halten an der Ueberzeugung fest, daß vom wirtshaftlihen Standpunkt aus das Reih für einen folhen Bahn- bau nicht in Anspruch zu nebmen is. Nach den Mitteilungen jedo, die uns inébesondere vom Obersten von Deimling in der Kommission gemacht worden sind, können wir uns nicht der Ueberzeugung ver- \hließen, daß der Bahnbau aus militärishen Gründen unerläßlich ersheint. Wir werden deshalb für diesen Bahnbau stimmen unter auêdrücklihem Vorbehalt, daß daraus keine Konsequenzen zu ziehen find für die Weiterführung dieser Bahn über Kubub hinaus.

Aba. von Richthofen (d. konf.) verzihtet mit Nücksiht auf die

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| Tolofsal sind, daß sih jeder dage |

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1 | übrig, als nunmehr an die Vertreter des de | um zu versucen, auf diesem Wege eine Auf

Kommissionsverhandlungen aufs Wort.

] Abg. Sh weickhardt (Volksp.): Au meine Freunde haben sih der Einfiht nicht verschließen können, daß die Bahn im Interesse der Versorgung mit Lebensmitteln und zur Vermeidung weiterer Kosten notwendig ist. Wir werden deshalb für den Babnbau stimmen.

_ Abg. Lattmann (wirth. Vgg.): Mit Nücksicht darauf, daß die Regierung die bestimmte Erklärung abgegeben hat, daß im Fanuar eine UntersuGungsfommission zusammentreten wird, stelle i den in der ersten Lesung angekündigten Antrag bezüglih der Beteiligung des Reichs an der Wertsteigerung durch die Landgesellshaften richt, und sage kurz und bündig: wir bewilligen die Babn.

Abg. von Arnim (Nv.): Wir sind überzeugt, die Bahn wird eine Waffe sein, welche die Eingeborenen lehren wird, daß ein wziterer Widerstand überflüssig ist und daß sie zum Gehorsam zurückehren müssen. Aus diesem Gesichtspunkte freue ih mich, daß diese Bahn so schnell bewilligt wird. Wenn irgend wo, so ift hier das Wort am Plate: „time is money“.

Abg. Bassermann (nl.): Auh wir freuen uns, daß die Vorlage noch vor Weihnachten verabschiedet wird, und werden ibr zustimmen.

__ Die Nathtragsetats werden in ihren einzelnen Be- stimmungen angenommen, ebenso die von der Kommission vorgeschlagenen Resolutionen.

_ Hierauf wird die Generaldisfu Etat, die Finanzvorlage und di Flottengeseßt forigeseßt.

Die Abgg. Werner (dts. Reformp.) und Stö Fer (wirtsch. Ver.), denen das Wort erteilt wird, sind nicht da. _ Abg. Ablaß (fr. Volksp.): Dem Aba. Erzbe feiner Kritik über die Schäden in unferer Kolonialv e

Gerade in der legten Zeit haben sich in unserer K: stände von geradezu ershreckendem Umfange h Recht hat {on der Abg. Erzberger darauf hingiwie!en Kolonialverwaltung in der Auswahl ihrer Beamten unigeshickte Hand bewiesen hat. Jch will auf einig2 Fälle, die sich in neuerer Zeit in den Kolonien zugetragen haben, näßer eingehen und bemerke ausdrüdlih, daß ic mich auf amt- lihes Material, das mir amtlich äingig gemabt ist, stüge. Ich komme zunächst zu dem gegenwärtig noch schwebenden Verfahren

zugängig

gegen Pegelau. Der Staatssekretär hat gestern au8zesührt, daß | Pegelau nah dem Urteil der Aerzte als Querulant zu betrahten war. | Man hat dann spätec ein Disziplinarverfahren gegen ibn anbängig gemacht, da man ihn beshuldigte, amtlihe Sthriftstücke rets drig

| in Besiß genommen und davon Gebrau gzmaht zu haben, indzm er | ¿Ferner joll er fh unebr-

| thren Inhalt dem Abg. Roeren mitteilte.

| erbietiger Aeußerungen gegen den Reichékanzler {uldig aemadt baben.

¡ Das Disziplinarverfahren, in das weder der Abg. Erzberger noch ich fi pro oder contra einmishen wollen, ift nur mögli gewesen, weil Pegelau \ih in einem \chweren Konflikt der Pflichten befand, indem er sich nämli einerseits gedrängt fühlte, Mißstände zu rügen, die fo

ausbaumen muß, und 1n

g gegen i F 5 n Cx = M 4 u S pr anan _ APEMR er auf der andecn Seite als Beamter Amtsvershwiegenheit wahren

mußte. Er hat den rihtigen Ausweg aus diesem Konflikt geroäblt, indem er sh dur eixe Beschwerde an die vorgesetzte Behörde wandte, aber auf alle seine Beschwerden hat er, weil ret wahnsinnig, keine Antwort bekommen. In ts

too §72 ohen ork An e Tal M S | diesem Borgeben erblicki man nun sein Vergeben.

5 vorden orma kno 4 «n Ar ; s s Ga aetadi a C ee shwerden erwähne i zunächst die über den Hauptmann von Besser, M2 5411 4 4+ 4 y 5 r y G2 S der Angeîtellter der Schußtruvvze von Kamerun war. Es wurd 1e

N s oon Ra é E t nol 24, Bergebens im Amt eingeleitet,

frieg8gerihtlihe Untersuhunag wegen

| die durch eine Eingabe der Baseler Mission veranlaßt war. Während | dieles Berfahren noch schwebte, ging ein Bericht ein von einem voll L E s K unparteiishen Manne, dem Oberleutnant der Shußtruppe, Grafen

berg, der dem Hauptmann von Besser zugeteilt war. J: lichen Bericht sagt der Oberleutnant, ec war Zeuge folgende Ss find von den zur Expedition des Hauvtmanns gehöriger

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| 60 bis 70 vor Hunger gestorben, Lebensmittel waren | Maße vordanden, dagegen aus der Nachbarschaft lei | wle sle au spater durch ausgeshickte Patrouillen le

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geshafft find. Auf die Vorstellungen des Oberleutnants Dn

| Assistenzatzites erwiderte der Hauptmann, er bätte fe

| Gründe, über die er sich aber niht geäußert h

| gerade, daß die Schweine verreckten ; er täte der Regierun

| einen Gefallen. Er habe au dazu aufgefordert, die Träg

| ntederzuschlagen und ihm die Köpfe zu bringen. Der

| aus einem Gefecht ein verwundetes Weib mit in das Lc

| Der Hauptmann rügte dies aufs s{härfste, indem er sagte

| das Weib liegen lassen oder in B verfen sol

| Bericht, der von einem Offizi t

| spricht Bände. Wenn wir uns ve

| von Besser wegen aller dieser Tat Festung8haft bestraft worden ift, die durch die Untersuchun büßt erahtet wurden, so ist die Mifßstimmun euti gegen die Kolonialverwaltung 1 ¿u t zu Was ift aus dem Hauptmann von eworden ? If wieder in die Kolonialverwaltung übernommen worden ? Mann wäre eines Kolonialamts nihi mehr würdig. De berg ist aus dem Kolontialdienst geschieden und Bezrksoffizie Grade dieser Mann hätte sich am besten für den Kolontaldiens eignet. Der Hauptmann von Besser ist mit Festung3haf worden, also mit der custodia honesta, die besagt getan ift, was mit der Gbre in Widerspruch stebt. Ger do eine entehrende Strafe am Plate gewesen. Auch

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n zberger erwähnten Hauptmann Kannenberg geiïebe ilt, müssen wir erfahren. Er ift wegen Tötung mit Dienstentlafu g und 3 Jahren Gefängnis bestraft, aber im Gnadenwege ist ibm seine geseßlihe Pension bewilligt und nah 14 Jahren die Gefängnisstrafe in Festungêhaft umgewandelt worden. Der mar Brandeis im Schutgebiet Neuguinea at in geborene mit Hieben bestrafen lassen, was dur die un von 1890 als unzuläßlich erklärt ist. An amtlicher Stelle war ma früber gegen die Prügelstrafe auf Grund der reihen Erfaßrungen des GSeneralkonsuls Kaappe, ncch dessen Ansiht die Prügelstrafe auf die Süd]ecinfulaner den ungünstigsten Eindruck mache. Deshalb bätte man gegen Brandeis mit voller Entschiedenheit vorgehzn sollen. Um d : ?

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rung zu verhindern, soll Brandeis die Strc das Strafregister haben eintragen lassen. Zur Aht1 sollten. niht nur die Farbigen gezwungen sein, f Beamten. Ich erbitie ferner Auskunft über den Fall Kamerun, der sih nah amtlicher Anzeige unerbörter ( schuldig gemaht und Eingeborene an den Ges eile: versitümmeln lassen. Was ist auf die Anzeige amtlih festgestellt ? Ein Hauptmann in Lome (defsen Name auf der Tribüne nit ver- ständlid wird), der inzwischen bei den Unruhen dur den Pfeilscuß eines Schwarzen getötet ist, hat, nah einem Missionsbericht, etnen Etn- geborenen vom Baume beruntergeschofsen, weil er niht berunterkommen wollte. Au Vielweiberci foll er getrieben haben. Gegen die Vielweiberei der Eingeborenen wird scharf eingeshritten und desbalb muß Erbitterung in die Kreise der Eingeborenen einziehen, wenn sich ein Hauptmann de3- selben Vergebens s{uldig mahen darf. Ein Fall ferner bat merk- würdiger Weise mit der Freisprehung des Angeklagten geendet. Er betrifft den Gouverneur Horn. Ein Schwarzer hatte Kafsengeld ge- stohlen und weigerte si, den Versteck anzugeben. Er bekam zunäHst 25 Hiebe auf Anordnung des Gouverneurs, und als er noch kein Ges ständnis ablegte, wurde er an einen Pfahl gebunden und bei einer Hitze, die jo stark war, daß ein Dabeistebender ohnmächtig wurde, so lange de-n glühenden Sonnenftrahlen ausgeseßt, daß er, alé er endli losgebunden wurde, tot war, weil er verschmachtet war, denn es wurde ibm selbst auf seine wiederholten Bitten kein Waffer gereiht. Der Gouverneur Horn war felbst darüber vollständig konsterniert, wünschte aber, daß nihts davon nach Berlin komme. Er wurde dann von anderen Beamten gezwungen, abzureisen, hatte aber noch mit einem