1860 / 190 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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fertig zu werden, und nach Ablauf dieser" Periode würden noch immer zehn Tage zur Erledigung der übrigen Geschäfte ‘erforderlich sein. Zhre Herrlichkeiten würden daher wohl begreifen, daß die Prorogation des Parlaments nicht so ganz nahe vor der Thür stehe. (Heiterkeit.) Die auf der Tagesordnung stehende, das indische Heer betreffende Bill wird MFtaul um. Zweitenmale verlesen. Eine Frage Lord Ellenborough's über die dur beantwortet der N von Somerset dahin, daß er sagt, dieselben seien auf 1,816,000 Pfd. verans{lagt worden.

Unterhaus-Sißung. "Bright" lenkt die Aufinerksamkeit des Hauses nochmals auf die Papiersteuer-Frage. Der Schaßkanzler, bemerkt er, habe in seinem Budget den Vorschlag gemacht, sowohl die Accise auf inländisches Papier, wie den Eingangszoll auf fremdes Papier ab- zuschaffen. Da aber die Bill, durch welche die Papiersteuer abgeschafft werden sollte, im Oberhause durchgefallen sei, so hätten die englischen Papier- Fabrikanten Grund zur Beschwerde. Die Accise sei eine Tyran- nei, welche in einem freien Lande nicht geduldet werden dürfe, und ein wichtiger Jundustriezweig leide unter derselben. Das Haus der Gemei- nen sei seiner Macht beraubt und eine Kontrole sei ihm entzogen worden, die es seit fünfhundert Jahren ausgeübt habe. Der Schaß- Kanzler sei einer neuen Behörde unterworfen worden , die in Zukunft in Finanzfragen Verlegenheiten stiften und Unheil“ anrichten twverde. Das Haus habe drei harmlose Resolutionen angenommen, die durch eine keineswegs harmlose Rede eingeleitet worden seien; und wenn nur ein Furke von männlichem Geiste in ibm lebe, so werde es irgend ein Mittel ergreifen, um sein Ansehen und seine Ehre wieder herzustellen. Er schlage der Negierung bor, eine Bill einzubringen, dur welche die Erhebung der Papier-Accise bis März oder April des nächsten Jahres suspendirt werde, oder den Vorschlag Lord Fermoy's anzunehmen, nämlich das Parlament bis zum November blos zu vertagen, nicht zu prorogiren, so daß beim Wiederzusammentritt desselben die Bill im Oberhause von Neuem in Er- wägung gezogen werden könne. Lord Palmerston sagt, er habe gehofft, dieernste Frage, welche einen Konflikt der beiden Häuser herbeizuführen drohte, seizur Genüge erörtert und endgültig erledigt worden. Wenn Bright wirklich die von ihm ausgedrückten Ansichten hege, so würde es ihm besser geziemt haben, damit zu einer Zeit bervortreten, wo die Frage im Unterhause debat- tirt wurde, wo das Haus noch stark besucht ward und wo der Vorgang, um den es si handelte, ein neuer war. Er (Palmerston) glaube, durch das von ihm vorgeschlagene Verfahren seine Pflicht gegen das Unter- haus und gegen das Land erfüllt zu haben, und in diesem Glauben sei er dur die ungeheure Majorität, mit welcher die Nesolutionen durcbge- gangen seien, noch bestärkt worden. Seines Erachtens habe die Gelegenheit nichts weiter erheischt, als die von ihm vorgeschlagenen und vom Hause ange- nommenen Nesolutionen, welche die Würde und Macht des Hauses der Ge- meinen wahrten. Wenn es irgend etwas Demüthigendes und Herabwürdi- gendes für das Unterhaus gebe, so sei es ein Lamentiren und Klagen, wo doch kein prafktisches Resultat in Aussicht stehe. Bright würde im Jnteresse seines Rufes und der Würde des Parlaments besser gethan haben, wenn er sich der durch die große Masse der Nation gutgeheißenen Entscheidung der Mehrheit des Hauses gebeugt und die Sache hätte ruhen lassen. She- ridan fragt den Staatssecretair des Auswärtigen, ob die englische Regie- rung ihre Hülfeleistung bei der Jnterbvention in Syrien auf die Anwesen- beit eines englishen Geshwaders an -der syrishen Küste zu beschränken gedenke; ferner, ob, falls die furchtbaren Megeleien fortdauerten und die Unruben in Syrien weiter um sich griffen, sie Truppen zur Unterdrüdckung derselben absenden, oder Frankreih die ganze Ehre und den ganzen Nubm überlassen wolle, welhe aus einer aktiven militairischen Unter- stüßung der Christen gegen das furchtbare Treiben der Mohamedaner nothwendig entspringen müßten. Lord J. Russell: Was die erste Frage anbelangt, so baben wir unsere Einmischung nicht auf das bloße Erscheinen unserer Kriegsschiffe an der syrischen Küste beschränkt. Unser Geschwader wird alles, was in seiner Macht stebt, thun, um Vlutvergießen zu verhin- dern. Wenn es dies aber auf keine andere Weise thun kann, fo ist dex Admiral dabin instruirt, die Marine - Soldaten zu landen, damit sie die Wiederkehr ähnlicher Scenen, wie sie neulich vorgekommen sind, verhindern. Der türkische Botschafter hat mir mitgetheilt, es fien Nachrichten von Fuad Pascha eingelaufen, welchen zufolge 400 Personen als Theilnehmer an den neulichen Freveltbaten verhaftet, außerordentliche Gerichte eingeseßt und mebrere der eingezogenen Personen verurtheilt worden seien, so wie, daß diejenigen, welche der Theilnahme an den Meßeleien schuldig befunden wür- den, sofort hingerichtet werden sollten. Er zeigte mir ferner an, Fuad Pascha melde, daß alle woblgefinnten Bewohner von Damaskus der Negierung ihren Beistand lichen, um die Uebeltbäter zu verhaften, und daß die Trup- pen des Sultans fich mit der größten Loyalität benommen hätten. Als die Vertreter der europäischen Mächte sih in Paris versammelten, war es obne Zweifel ihre Anficht und die der Regierung Jhrer Majestät, in An- betrat des Mißverhaltens der türkischen Truppen und ihrer Befehlshaber Lege Grund zu der Befürchtung vor, daß die Sache der Ordnung von Seiten dieser Truppen nur {wache und unfichere Unterstüßung finden werde. Man hielt es daher für nothwendig, fich dahin zu einigén, daß eine Abtbeilung franzöfisher Truppen abgesandt werde, um die Autorität des Sultans zu unterslüßen, Blutvergießen zu verhüten und die Ruhe wieder herzustellen. Allein man bielt es für weit besser, wenn zuvörderst eine Ee Macht die Truppensendung in die Hand nehme. Für den Fall, daß es später nöthig sein sollte, mehr Truppen zu haben, würden e Mächte laut dem Protokolle, welhes dem Hause vorliegt, zu erwägen baben, welche dieser Mächte die noch erforderlichen Zruppen zu stellen hat, und natürli} würde Jhrer Majestät Regierung ihre Meinung über die- ien Punkt abzugeben haben und nöthigenfalls an den Operationen Theil nehmen. Jch hoffe jedoch, daß keine solche Nothwendigkeit ein- treten wird. pn Anbetracht der von Fuad Pascha ergriffenen nach- drücklichen Ma regeln bin ih der Meinung, daß, obgleich noch immer Mordthaten im Lande verübt werden, und obgleich die unglücklichen Christen fich fürchten, in ihre Heimath zurückzukehren, der Stand der Dinge fi bald bedeutend bessern wird, und daß die Streit-

die Truppensendungen nah China verursahten Transportkosten

nah Nizza fahren.

kräfte: der Türkei und Frankreichs die Ruhe wieder herstellen werden. Jf das der Fall, so wird die franzöfische Regierung, statt daß die Sendung neuer Truppen erforderli ist, im Stande sein, die bon ihr abgesandten Truppen zurückzurufen. Wir wünschen, daß diese Operation cine rasche sein möge und daß wir bald von der Wiederherstellung der Ruhe und dem Aufhören der furchtbaren Mezeleien hören mögen. Natürlich kommt es vor Allem auf die allgemeine Wiederherstellung der Ruhe an, und wir werden erst naher zu erwägen haben, was für Maßregeln zu ergreifen find, um eine Wiederholung dieser Frevelthaten zu verhindern. Frankreich. Paris, 11. August. Am 23. August tritt der Kaiser seine Reise an, Zunächst begiebt er sich nach Dijon, wo ein großer Ball stattfinden“ soll, sodann über Lyon nah Sa- vohen, wo er im Ganzen aht Tage bleiben will. Darauf wird er zwei Tage in Toulon und drei in Marseille verweilen und dann ; Für Corfifa find 24, fúr Algerien 48 Stunu- den bestimmt.

Drei savoyishe Generale, Graf Mollard, Graf Jaillet de Clergens und de Rolland, find mit Generalsrang in die französische ATtIee übergetreten, Das bezügliche Dekret ist gestern ausgefertigt worden.

, Der Justiz - Minister Delangle is zum Großkreuz der Ehren- Legion erhoben worden.

Die Kaiserliche Waffenfabrik zu St. Etienne hat Erlaubniß erhalten, eine ihr vom sardinischen Kuiegs-Minister aufgegebene Be- stellung von 25,000 Gewehren anzunehmen und auszuführen.

Jm Lager von Chalons hat gestern, wie der „Moniteur“ mel- det, vor dem Kaiser bei prächtigem . Wetter das zweite große Ma- nover unter dem Kommando des Herzogs von Magenta statt- gefunden. Man hatte dabei die Dispositionen der Schlacht bei Auerstädt zu wiederholen gesucht,

Die sardinische Negierung läßt in Frankreich 10 Dampf- Kanonenboote anfertigen. Der Kriegs - Minister Randon hat si heute Morgen nach Chalons begeben.

Der gesehßgebende Körper hat in seiner diesjährigen Session (der längsten seit 1852) vom 1, März bis 21. Juli 200 Gesetze votirt, Hiervon sind 53 von allgemeinem und 147 von lofkalem Znteresse, Aber auch unter lehteren sind viele von Wichtigkeit, ¿. B. jene, welche die großen Arbeiten in den Provinzstädten be- treffen ; mehrere der von diesen Städten zu kontrahirenden Anlehen belaufen sih auf Millionen. Jn der diesjährigen Session versam- melte sich die Kammer 45 Mal in den Bureaux und 63 Mal in öffentlicher Sißung. 190 Kommissionen bereiteten die votirten 200 Geseße vor; auch die Konferenzen mit dem Staatsrathe erforder- ten viel Zeit.

_ 12. August. Ein Artikel des heutigen „Moniteur“ über die Arbeiten der lebten legislativen Session sucht darzuthun, -daß die Verfassung des Kaiserrcihs ihre Probe glänzend bestandeu habe und den Verglei mit den gepriesensten Verfassungen anderer Län- der nicht zu scheuen brauche.

l Ein Kaiserliches Dekret seßt den Zinsfuß der Schabbons auf s pEt. für fünf Monate und auf 2 pCt. für ein Jahr fest.

Jn der Nacht vom Freitag brach im Lager zu Chalons, ín der Lagerhütte des Kaisers, nahe bei der Kammer des Kaiserlichen Prinzen, Feuer aus. Dasselbe ward rash gelöscht, und der kleine Prinz crwachte niht einmal aus seinem Schlummer.

Eine Depesche der „Patrie“ von der Küste des Rothen Mee- res versichert, daß der König Theodor bei Saccara in Súüd- Abhss- finien eine neue Niederlage erlitten habe und selbst dabei verwun- det worden sei.

Spanien, Madrid, 9. August. Die „Corresp. autogr.* meldet, daß die Königin ihre Bewilligung zu der Vermählung des JZnfanten Don Sehastian mit der Znfantin Chriftina ertheilt hat.

Portugal. Nach den „Novedades“ vom 5ten d. beläuft sih das portugiesische Budget für 1860— 61 nach der &Seftstellung dur die Cortes auf 12,769,809,413 Reis Einnahme, gegen eine Ausgabe von 13,988,005,954 Neis.

Italien. Turin, 8. August. Das Sthreiben, welches Garibaldi an die Königin Victoria gerichtet und durch den Fürsten eis al San Giuseppe in London hat überreihen lassen, autet:

Majestät! Durch meine Pflicht gegen das italienishe Vaterland be- rufen, dessen Sache in Sicilien zu vertheidigen, habe ih die Diktatur eines edlen Volkes übernommen, das nah langwierigen Kämpfen nichts wünscht, als an einem nationalen Leben, so wie an der Freiheit unter dem Scepter eines hochherzigen Fürsten, dem Jtalien sich anvertraut hat, Theil nehmen zu dürfen. Der Äbgesandte, welcher Ew. Majestät fih im Namen der in diesem Lande errichteten provisorishen Regierung bvorfstellt, macht keinen Anspruch darauf, einen besonderen und unabhängigen Staat darzustellen, aber er erscheint als Dolmetscher der Gedanken und Gefühle von drittehalb Millionen Jtalienern. Kraft dieses Rechtstitels ersuche ich Ew. Majestät, daß Sie geruhen mögen, ihn zu empfangen und, indem Sié ihm eine Audienz bewilligen, ihm ein geneigtes Gehör zu \{enken, um welches er Ew. Majestät zu Gunsten dieses {önen und edlen Theiles von Jtalien ehrerbietigst ersuchen möchte.

P 22. Juni 1860. Garibaldi,

n : ZJhre Majestät die Königin von Großbritannien und Jrland,

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Baron Talleyrand, der französische Minister an unserm Hofe, hat sich nah Genua begeben, um die Bewegungen der Garibal- distishen Expeditionen sowohl als auch unserer Flotte besser beob-

u können. Ver pailand, 11. August, Die heutige „Perseveranza* mel-

: Eine Depesche aus Reggio in Calabrien an den Marine- Minister in Neapel berichte: es seien 150 Kanonenboote in Sicht. Garibaldi habe vier Korvetten und fieben Kauffahrteischiffe erhal- ten. Wie es heißt, habe sich das Spital der barmherzigen Brüder in Mailand auf Bertani's Ansuchen bereit - erklärt, die Kranken und Verwundeten von Sicilien aufzunehmen. Aus Turin wird gemeldet: Jn Brescia seien 26 Soldaten wegen versuchter Desertion zu ‘sechsmonatlichem Kerker verurtheilt worden. Das weite Armee - Corps soll am 1. September in das Lager von

Montechiari abgehen. (W. 3. i j ih 2644 15. Aug dei eda idi, wird Victer Emanuel

i iland erwartet.

4 T: 10, August. Am 10. August beginnen die Wahlen zum Parlamente in Neapel. Die. Zahl der Abgeordneten beträgt 164, die naþ dem Wahlgeseze von 1848 gewählt werden. Das neapolitanisde Wahl-Comité hat an die Syndiken (Bürgermeister) des Landes einen Aufruf erlassen, worin es auffordert, nur Män- ner zu wählen, welche als der Sache der Nationalität und Unah- hängigkeit ergeben und dur einen guten Namen als feste Charak- tere bekannt seien; im LUge möge man Männer aus allen Klassen wählen, damit kein Theil der Bevölkerung unvertreten sei.

Wie die mailänder „Perseveranza“ meldet, hat der Munizipal- rath den General Garibaldi zum Bürger Mailands ernannt.

Aus Rom, 7. August, wird der „Patrie“ gemeldet, daß Oberst von Pimodan zum Brigade-General und Befehlshaber des päpstlichen Observations-Corps an der toscanishen Gränze ernannt wurde,

Türkei. Konstantinopel, 10, August. Kaiserlihi Abmeb ift zum Gouverneur von Saida, Osman Pascha zum Gouverneur von Smyrna ernannt, i i t

Jm Bosporus wurde ein Ueberwachungsdienst organisirt, Boote cirkuliren zur Nachtzeit und halten alle Varken fest, die sich nah 11 Uhr im Meere betreten lassen, mit Ausnahme der Fischer- harken und der Kaiks, die Beamten gehören. Auf Boote, die nach dreimaligem Anrufen nicht stille halten, wird Feuer gegeben.

Auf die Nachricht hin, daß in Bosnien im Laufe von 11 Mo- faten 4500 Christen in den Gefängnissen gestorben, hatte die Pforte eine Untersuchung anstellen lassen, aus: welcher fih ergab, daß wäh- rend der bezeichneten Zeit im Ganzen nur 1100 Personen gefangen saßen. A, j , Aus Alexandrien, 24. Juli, wird nach Konstantinopel gemeldet, daß sich auch in Cairo eine gewisse Bewegung unter dem fanatischeren Theile der Bevölkerung zeigte; allein das kräftige Einschreiten der Lokalbehörde, welche auf Befehl des Bice - Königs glei 10—20 Executionen vornehmen ließ, und die Warnung an die Ulemahs, daß sie mit ihren Köpfen für jede Ruhestörung verantwortlich seien, beugten einem Ausbruche vor. (W. 8

Nußland und Polen. St. Petersburg, 6. August,

Seit dem August des vorigen Jahres erfreute sich der östliche Kaukasus einer Ruhe, wie sie seit lange nicht geherrscht hatte. Die gewohnten Räubereien und Mordthaten hatten aufgehört; überall war vollständige Sicherheit eingetreten ; in allen Theilen des Ge- biets wurde eine neue e A Ap TT, Geseh und Ordnung wieder hergestellt, gute Wege angelegt. ;

Leider L diese Ruhe Zita in einigen Theilen des Ter'schen Gebiets gestört. Hier konnte sih die unbedachte und unruhige Bevölkerung, mit dem neuen besseren Leben, wie es schien, nicht vertragen, : j |

Nachdem das ganze Gebict seine Ergebung erklärt, konnte die Partei, welche Über die Masse des Volks herrschte und welche ihre [enhere Bedeutung und die damit verbundenen materiellen Vortheile verloren hatte, sih mit der neuen Lage der Dinge nicht zufrieden

geben.

Es war zu erwarten, daß, ungeachtet der geringen An- zahl, diese Partei manchen Versuch zur Wiederherstellung der früheren Verhältnisse machen würde, indem sie auf die Möglichkeit rehnete, sih durch eine Menge von Gefindel zu verstärken, dur unruhige Landstreicher, welche während des langdauernden Krieges fich gewöhnt hatten, ihre Mittel zum Unterhalt des Lebens nur im

Die örtliche Obrigkeit uuterließ daher nicht,

Raube inden. a Gebiet, alle

ohne Rüdsiht auf die scheinbare Maßregeln zur Verhütung von verbrecherischen welhe von s{lechtgesinnten Leuten unternommen werden fonn- len, zu treffen. Zu diesem Zweck wurden die für die Wege- Bauten bestimmten Truppen derartig vertheilt, daß jede Unord- nung bei ihrem ersten Entstehen unterdrücst werden konnte. Die bezeichnete Partei der Unzufriedenen fing an, in der Absicht, einen Aufstand im Volke hervorzurufen, falsche Gerüchte zu verbreiten, in der Thetschna von einem Aufstand in Dagestan, in Dagestan aber von einem Aufstand in der Thetschna, Böswillige Menschen ershreckten das Volk dur alberne Gerüchte und suchten es zum

Nuhe im

Versuchen ,

Aufruhr anzureizen, Zuerst wurden dur solche Gerüchte die Benoëzen angestachelt. Der Aul Benoi hatte sich immer dur eingewurzelte Feindseligkeit gegen uns ausgezeichnet und sih später als alle andern unterworfen, naht em s{on der ganze östliche Kau- kasus unterjoht war. Zur Sicherung der Ruhe in diesem Gebiêt war es nôthig, die Niederlassung an einen andern Ort zu ver- legen und so wurden die Bewohner in verschiedene Auls zerstreut. Jn der Nacht aber vom T7ten auf den 8ten Mai flohen viele derselben, gegen 50 Familien, aus ihren neuen Wohnftätten, ver- bargen sih wieder in die Waldestiefen des gebirgigen Jtischkeriens, von wo aus sie kleine Raubzüge zu unternehmen begannen. So überfielen dieselben am 4, Juni einen Unteroffizier und zwei Sol- daten des Regiments Kabarda und tödteten sie; am 8. Juni bei dem Aul Gersel eine Heerde Pferde des 32, Regiments, wobci fie zwei Kosaken erschlugen.

Zur selben Zeit versammelte der Naïb Uma-Dujew im Arpun- shen Kreise eine Bande von Aufrührern , von denen gegen 200 Mann am 14, Juni einen Proviant Transport überfielen und da- bei einige Soldaten und Führer tödteten ; hierauf beseßten sie die Gelsen bei dem Thurm Baschin -Kalé und begannen mit der dorti- gen Garnison und 2 Abtheilungen Soldaten, welche zum Rejnigen des Weges ausgeshickt waren, Schüsse zu wechseln; der andere Theil der Bande aber, gegen 100 Mann, erschien vor der Festung Jewdokimow, wurde aber dur 4 Kartätschenshüsse zerstreut.

Auf die erste Nachricht von diesen Ereignissen ging der Com- mandeur des Regiments Nawagino, Oberst Fürst Tumanow, mit 8 Compagnieen der Bande enkgegen, ohne fie jedoch zu treffen. Bei seiner Annäherung hatte si ein Theil in die Häuser zurück- gezogen, der andere aber, welcher bei der Festung Jewdokimow ge- standen, warf sich in die Gemeinde Akino und überfiel nahe bei Datich den Tabun des 21. Regiments vom Don, wobei 2 Kosaken getödtet und Z verwundet wurden.

Ungeachtet dieses ersten mißglückten Versuchs gegen den Thurm Baschin Kalé, versammelte sich die Bande ein zweites Mal am 21. Juni bei dem Agumer Engpaß und indem sie die Verbindung mit dieser Festung abschnitt, umzingelten die Aufrührer dieselbe. Da schritt der Oberst, Fürst Tumanow, zum zweiten Mal aus der getrag Schatojewsk, zerstreute am selben Tage einen Theil der Bande, bei Baschin Kalé und zur Festung JZewdokimow gelangend, griff er unverzüglih den übrigen Theil an. Der Angriff von 2 Ssotnis des Kosaken - Regiments Mosdok und dem Convoi - Koms mando des Chefs des Kreises ausgeführt, war so heftig, daß die Verräther mit Zurücklassung von 40 Todten si zerstreuten,

Darauf beschränkte sich bis jeßt der Aufstand. Den leßten Nachrichten zufolge von dem General-Adjutanten Grafen Jewdokimow ist die Mehrzahl der Ansiedler in der Tschetshna und Ztschkeria selbst, treu und“ ruhig. Aus einigen Dörfern wurden die fih nähernden Aufrührer jogar mit Schüssen empfangen. J

Zur Unterdrückung neuer Versuche der Aufrührer und zu Zer- stôórung der Reste ihrer Bande wurde “eine Abtheilung Truppen unter dem Kommando des General « Majors Baschenow abgesandt, der, falls es nôthig sein sollte, in Gemeinschaft mit der Abtheilung unter dem Obersten Fürsten Tumanow zu operiren hat. Zu gleicher Zeit wurden auch in Jtschkerin Maßregeln getroffen, um die auf- rührerishen Benoëzen zum Gehorsam zurückzuführen, (St. P, Z.)

Asien. Hongkong, 23. Juni. Die Rebellen haben Soochow beseßt und daselbst gemordet und geplündert. Die Kais- serlichen find entmuthigt, die einheimishe Bevölkerung flieht.

Jn Shanghai selb hat man keine Besorgniß. Elgin und Gros sind am 21sten in Hongkong angekommen; die lehten Trans- portschiffe find nah dem Norden abgegangen. Aus Batavia vom 23sten wird gemeldet: Das Königreich Banjermasfing wurde förm-

lih mit Niederländisch Jndien vereinigt.

München, Sonntag, 12. August. (Wolffs Tel. Bur.) Der Kaiser von Oesterreich ist in Begleitung von sechs Erzherzogen mit dem Könige von Bayern von dem glänzenden Feste bei der Eröffnung der Eisenbabn in Salzburg hier eingetroffen, Auch die Kaiserin von Oesterreih ist aus Pofsenhofen hier angelangt.

Salzburg, Sonntag, 12. Auguft, Nachmittags. (Wolffs Tel. Bur.) Bei dem Festmahle, welches bei Gelegenheit der Ein- weihung der Eisenbahn stattfand, brachte der Kaiser folgenden Trinkspruch aus: Die Feier des heutigen Tages eröffnet eine Epoche mächtigen Aufshwunges des Verkehrs für weite gesegnete Länder, aber diese Feier, Sie alle fühlen es mit Mir, bean- spruht auch noch eine höhere Bedeutung. Deutsche Brü- derstämme find es, die fih von heute ab näder treten. Oesterreids Söhne freuen sich, ihren Brüderw von Bayern

die Hand zu reichen, ihnen für ihre Liebe und Treue zu danken