1906 / 4 p. 23 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 05 Jan 1906 18:00:01 GMT) scan diff

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hat sich beim Buchhändlergewerbe gezeigt, daß eine Be- schränkung der Zahl der Händler niht durchgeführt werden konnte, weil jeder Verleger ein Jnteresse daran- hat, eine möglichst große Zahl von Sortimentern zur Verfügung zu haben, um möglichst viel verkaufen zu können. Solange also im Tapetenkartell die Ueberproduktion nicht eingeschränkt wird, also das Kartell eine Produktionsregelung niht vornimmt, scheint es mir zweifelhaft, ob die Verbindung mit den Händlern auf die Dauer wird aufrechterhalten werden können.

Tapetenfabrikant Lang hammer- Chemniy : Es ist jeden- falls die Aufgabe unserer Organisation, die Gründe für und wider zu erwägen, ob das Kartell in seiner jeßigen Form auf- recht erhalten werden fann oder niht. Uns stehen nach dieser Richtung nicht die Erfahrungen des Buchhändlerkartells zur Seite, sondern die Erfahrungen, die wir selber gemacht haben. Das gebe ih dem Herrn Professor Liefmann zu, daß auch unsere Organisation ausgebaut und verbessert werden kann, und nah der Richtung werden innerhalb unserer Organisation auch bereits Wünsche zum Ausdruck gebracht. Die Organisation muß aber nah der Richtung vor allem ausgebaut werden, daß wir eine gewisse Produktionsbeschränkung durchführen. Das wird sih am besten dadurch machen lassen, daß wir den Verkauf von sogenannter Lagerware unter Kontrolle stellen und wesentlih beshränken. Das aber, Herr Professor, kann ih versichern: es gibt auch heute nah zehnjährigen Erfahrungen

noch eine große Zahl von Männern, die den Glauben haben,“

daß das Kartell in der Weise, wie wir es begonnen haben, sich auch weiter durchführen läßt. (Sehr richtig!)

_ Vorsitzender: Jch hatte angeregt, ob nicht “einer der Fübrikanten, die außerhalb des Kartells stehen, zu der Frage Stellung nehmen wollte: „welhe Rückwirkung würde es auf die Fabrikation haben, wenn das Kartell nicht bestände oder niht mehr bestände. Es würde gerade für die Regierung von großem Jnteresse sein, auch etwa eine Ansicht dahin ver- treten zu hören: die Fabrikanten können ebensogut ohne Kartell bestehen. Jh möchte also fragen, ob sih jemand nah dieser Richtung aussprechen will.

Tapetenhändler Jungmann-Frankfurt a. M.: Meine Herren, ih möchte erläuternd dazu bemerken, daß meiner Auffassung nach die außenstehenden Herren jedesmal mit einem sehr bitteren Gefühl einen neuen Zukömmling eintreffen sehen, daß sie dagegen sehr froh sind, wenn das Kartell weiter be- steht, weil. fie nur dann in ihrer besonders bevorzugten Stellung weiter arbeiten können. (Sehr richtig! und Heiterkeit.)

Tapetenfabrikant Klein-Cöln: Meine Herren, auch nah unseren Anschauungen sind wir ja im Grunde genommen nicht unbedingte Gegner einer gewissen Preisfestseßung für die Fabrikanten. (Hört! hört!) Wir sagen vor allen Dingen: das shlimmste bei der Sache sind die Mißstände, die in der Vereinsleitung eingerissen sind. Man hat uns Versprehungen gemacht, die nicht gehalten worden sind. Wir sind nur durch Drohungen von seiten des Vereins, durch die Abschneidung des Rohmaterials, zum Beitritt gezwungen worden. Durch die Fortnahme (Sperrung) alter Kunden, die wir jahrelang bedient haben und vor allen Dingen durch die ungerechten Strafgeseßze es sind angebliche Verstöße unsererseits in einer Vorstands- respektive Gerichtssißung als erledigt erklärt worden, wegen denen später doch der Wechselprozeß eingeleitet wurde gegen diese Organisation eingenommen worden. Wir haben kaum ruhige Tage während der Zeit erlebt, wo wir im Syndikat gewesen sind. Unser Umsay is in einem Jahre, wo wir im Syndikat gewesen sind, bis auf ca. 70%/, hetuntergegangen, während jeßt, wo fortwährend neue Fabrikanten ausgetreten sind, unser Umsay in stets gleihmäßiger Weise in die Höhe gegangen ist. Wir sind in der Lage gewesen, unsere Kon- nexionen zu erweitern. Wir glauben also, daß der Fabrikanten- verein ruhig weiter bestehen kann und wir nebenher auch. (Große Heiterkeit.) Wir haben uns seit Jahren um die ganze Sache niht mehr gekümmert, weil wir gar keine Veranlassung hatten, Stellung dazu zu nehmen.

Tapetenfabrikant Liepmann-Berlin: Meine Herren, ih habe meinen Standpunkt zu dieser Frage eigentlih schon \hriftlich niedergelegt, kann aber das, was Herr Jungmann gesagt hat, niht unwidersprochen lassen. Wenn wir Outsiders in den Verein gehen, dann bekommen wir nicht einen, sondern 42 Konkurrenten zu. Wenn ich klipp und klar erklärt habe, daß ih dem Kartell freundlich gegenüberstehe, nahdem ih vorhin auseinandergesegt habe, daß man mich ja eigentlich gewaltsam aus dem Kartell entfernt hat, so brauche ih weiter auf die von dem Herrn Max Langhammer gegebene Darstellung wohl kaum zu antworten, aber wir unterscheiden uns, wenigstens ih und ih habe gehört, daß einige andere Herren auf demselben Standpunkt stehen nur dadurch von dem Kartell, daß wir zwar das Kartell haben wollen, daß wir aber nicht mitmachen wollen, was wir jeßt durhgemacht haben. Wir wollen diesen aufreibenden Kampf nicht mehr haben, wir wollen nicht Sperren haben, von denen wir uns sagen müssen, daß, wenn die Sache auf alle gleihmäßig angewendet würde, sie ganz gewalige Kreise ziehen müßte. Es sind Leute wegen Vergehen gesperrt worden, die duyende und aberdugende andere auch begangen haben, die aber nicht bestraft worden sind. Sobald wir uns in den Kampf der Händler unter sich einlassen, kommen wir auf einen Standpunkt, wo wir überhaupt nicht mehr weiter können, wenn die Händler niht Folge leisten. Wenn ich heute in den Verein eintreten soll und mich bereit finden lassen soll, die Händlerbeschlüsse zu shüßen, so müßte ih verlangen, daß fie absolut geschüßt werden müssen, nit bloß bei Schulge, weil er Schulße ist, sondern weil er Tapetenhändler ist. (Sehr richtig!) Wenn wir heute das hätte ih vorhin noch gerne ausgeführt einen Juristen an die Spiße des Vereins seßen, so nimmt der einfah das Gesezbuch in die Hand und wird rücksihtslos, was vorkommt, sperren. Es wurde hier gesagt: einmal wird der § 27 fallen gelassen und ein anderes Mal der § 28 niht streng gehandhabt, und vor allen Dingen ist von ver-

chiedenen Seiten zugegeben worden, daß tatsächlih zahlreiche Uebertretungen vorkommen. Nun, meine Herren, mit einem

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solchen Material kann ih nicht arbeiten. Wenn Uebertretungen vorkommen müssen, dann darf keine Bestrafung festgeseßt werden; denn das würde ja geradezu die Unzufriedenheit unter den Händlern und Fabrikanten hervorrufen, wenn die Sperren in so seltsamer Weise gehandhabt werden, daß man den einen sperrt und den andern niht. Jch habe die Fakturen und Briefe, daß einem Baugeschäft Versprehungen gemacht worden sind und daß man einem Baumeister Extra- _prozente versprochen hat, gesehen. Da soll nun sofort gestraft werden! Wenn Sie mir den Nachweis bringen: jeßt ist alles in Ordnung; die Händler folgen alle, dann erkläre ih ofen meinen Beitritt. Wenn Sie aber diese Garantie nicht geben können und es immer quallenartig heißt: hier kann ih nicht zufassen, der Mann darf nicht gesperrt werden, dann bekommen Sie mich nicht in den Verein und die anderen Herren auch niht. Jch habe vorhin gesagt: wir wollen das Erreichbare festhalten. Können Sie mir den Nachweis bringen, daß das, was Sie jegt anstreben, glatt durhzuführen ist, so bekommen Sie von mir heute noch die Unterschrift zum Beitritt. Jch habe ja in meinem Schriftstück auseinandergeseßt, eine wie große Gefahr über unserem Gewerbe s{hwebt, wenn das Kartell auseinandergehen sollte. Es ‘ist shade, daß nicht einer von den Herren hier ist, die mih besuht und gefragt haben, ob ih niht wieder etwas mitwirken würde, wenn Aenderungen in der Vereinsleitung einträten, so daß ein Jurist an die Spitze kommt. Jch habe darauf: gesagt: nein, ih tue nichts, was dem Verein Schwierigkeiten machen könnte. Jch habe mich stets dagegen gesträubt, irgend etwas zu tun, was dem Verein einen Knüppel zwischen diè Beine wirft, oder seine Auflösung herbeiführen könnte. (Hört! hört!) Jh habe Material genug gehabt, und wenn ich im November meine Prozeßliste in der Zeitung veröffentlicht habe, so habe ih es nur getan, um den Mitgliedern zu zeigen: ihr wißt nicht, was in dem Verein vorgeht, so und so geht es zu. Jch und einige andere Qutsiders, die da oben sigen, stehen also alle auf dem Boden: wir wollen das Kartell haben und haben auch nichts gegen das Kartell der Händler. Aber wenn Sie uns nicht Mittel an die Hand geben können, s\trikt und klar und geseymäßig alle Forderungen durchzuführen, dann müssen wir uns eben darauf beschränken, das zu bestrafen, was wir bestrafen können, nämlih Ueberschreitungen des Verbots der Musterbücher, der Reklame, des Aushängens der Preise im Schäufenster, des Annoncierens: ih bin der Billigste oder ih zahle 20 °/, usw. Alles, was den Nachbar schädigen kann, soll unter Strafe gestellt werden, und was man nicht fassen kann, wovon man sih nicht ein Bild machen kann, wie und auf welche Weise gestraft werden soll, das soll nicht unter Strafe gestellt werden. Bei Uebertretungen, die mit der Sperre bedroht sind, muß auch die Sperre eintreten. Jch sehe aber keinen Grund, warum jemand, der die Vereinssaßungen nicht hält, gesperrt wird, und in dem Moment, wo die Sperre wegen derselben Uebertretung über eine größere Zahl verhängt werden soll, davon abgesehen wird.

Gleiche Pflichten bedingen gleihe Rechte.

Tapetenhändler Frick-Berlin: Herr Klein sagte vorhin, daß er, als er früher Mitglied des Fabrikantenvereins ge- wesen sei, geringere Geschäfte gemacht hat als jeßt. Das lag wohl daran, daß seine Musterkollektion nicht den Beifall der Händler gefunden hat. Wenn die Herren, welche außerhalb des Kartells stehen, jeßt ein besseres Geschäft machen, so ist das ein Beweis dafür, daß das. Kartell eben segensreich gewirkt hat, denn die Kollektionen der- selben müssen doch jeßt besser als früher sein. Herr Liepmann sagte, daß die Statuten des Fabrikantenvereins von zwei Seiten im Laufe der Zeit zu dicken Bänden angeshwollen seien. Ja, Herr Liepmann, wenn Sie die Strafen, die Sie heute einführen wollen, in das Statut aufnehmen wollen, so kommen Sie mit zwei Bänden nicht aus, sondern müssen noch einen Band hinzufügen.

Tapetenfabrikant Langhammer- Chemniß: Die Aus- führungen des Herrn Klein will ih nur ganz kurz berühren. Er hat von Dingen gesprochen, die überhaupt nicht existieren. Wer über eine Organisation \sprehen will, muß wenigstens über die tatsächlihen Vorgänge orientiert sein. Herrn Liep- mann bin ih für seine legten Ausführungen dankbar, ih werde es bei anderer Gelegenheit er weiß wohl, was ih damit meine verwenden. Herr Liepmann ist bei seiner ersten Aussprache aber viel offener gewesen, da hat er erklärt: ih bin gegen die Durchführung der Händlerbeschlüsse in dem jeßigen Umfang. Das is auch des Pudels Kern der Aus- führungen, die er jeßt gemacht hat, er will zu den früheren Zuständen zurückkehren, wo wir für die Händler bloß die Reklamebestimmungen durchführten.

Professor Dr. Liefmann- Freiburg i. B: Meine Herren, es ist während der Verhandlung verschiedentlich gedrucktes Material vorgebraht worden, und ih möchte bitten, daß dasselbe, z. B. die älteren Statuten des Vereins, dem Protokoll beigegeben werde.

Vorsißender: Soweit uns dieses Material zugeht, werden wir diesem Wunsche gerne nahkommen. Jh nehme an, daß Herr Langhammer bereit sein wird, uns das Material zur Verfügung zu stellen. (Vergl. Anlage 1.)

(Pause.)

(Nah der Pause.)

Vorsißender: Meine Herren, bei den Fragen, die wir zulegt erörtert haben, den Nummern 5, 6 und 7 unseres Fragebogens, hat eine Art Generaldebatte stattgefunden, wie es ja wünschenswert ist und wie es sich niht vermeiden läßt. Es ist eine Reihe von Fragen gleichzeitig auch durcheinander besprochen worden. Jch hoffe, daß es möglich sein wird, sich bei der weiteren Erörterung mehr an das einzelne Thema zu halten und auch dabei zu verbleiben.

Jch nehme an, daß die Fragen 5, 6 und 7 erschöpft sind und daß hierzu keiner mehr ums Wort bittet. Jh würde daher fortfahren im Fragebogen bei Ziffer 8:

Werte nach: a) nah dem Inlande, b) nah dem Auslande seit Bestehen des Kartells und während der lezten drei Jahre?

hierzu das Wort nehmen.

Referent Regiérungsrat Albert: b Mittel, durch die der Absay geregelt worden ist, find in unserer Generaldebatte hon zur Sprache gebracht worden. Jch möchte nur noch einmal kurz dahin referieren, daß das Kartell auf die Regelung des Absayes nicht durch Produktionskontingen- tierung eingewirkt hat, daß ebensowenig ein gemeinsamer Verkauf und ebenfalls niht eine Einteilung der Absaßgebiete stattgefunden hat. Vielmehr hat sih das Kartell ausschließlih darauf beschränkt, Mindestpreise für seine Produkte festzuseßen und diese Mindestpreise dur eine Vereinigung mit den Händlern zu sichern. Die Grundlage für die Vereinbarung zwischen Fabrikanten und Händlern war die Abmachung, die auch in den Sazungen der beiden Verbände enthalten ist, daß die Fabrikanten sih verpflichten, lediglih an solhe Händler zu liefern, die sich entweder der Organisation angeschlossen oder sih verpflichtet haben, sih an die Beschlüsse der Organisation

nur von den Fabrikanten des Ringes zu kaufen. Die Durch- führung der Beschlüsse ist in der Regel durch zwei Maßnahmen, die der Herr Vorsißende des Fabrikantenverbandes schon hervor- gehoben hat, erfolgt, nämlih durch Verhängung der Konven- tionalstrafe und zweitens durch die Sperre. Wie ih mir gestattet habe hervorzuheben, hat die Sperre eine ganz besondere Nolle gespielt. Jch glaube aber, daß wir hierauf besser im Anschluß an Frage 10 eingehen werden.

Der Erfolg, welcher hinsichtlich der Regelung des Ab- sazes erzielt worden ist, ist ebenfalls zur Sprache gekommen, und wir haben die Schwierigkeit gesehen, in dieser Richtung. bestimmte Angaben darüber zu machen, inwieweit gerade die Kartellierung, die Tätigkeit des Kartells, auf die Erweiterung und Regelung des Absayes eingewirkt hat. Jmmerhin geben die Zahlen der allgemeinen Statistik, die Jhnen in dem vor- gelegten Material mitgeteilt worden sind, einen Anhaít. Wir haben auf Seite 9 eine Zusammenstellung der Ziffern der Einfuhr und der Ausfuhr, und wir sehen daraus zunächst, daß die Einfuhr seit dem Jahre 1898, wo sie mit 5262 ds im Werte von 631 000 M ihren Höhepunkt erreiht hat, allmählih heruntergegangen ist und im Jahre 1904 nur 3382 dz betragen hat im Werte von 496 000 (4 Diese Tatsache ist insofern von Jnteresse, als nah den Unterlagen der Statistik als feststehend betrahtet werden kann, daß die Einfuhr von Tapeten sih im wesentlihen auf höherwertige Tapeten erstreckt hat. Der Niedergang der Einfuhr dürfte daher beweisen, daß die deutsche Jndustrie in der Tat immer mehr in der Lage gewesen ist, die höherwertigen Tapeten, die bisher vom Auslande eingeführt wurden, ihrerseits selbst herzustellen.

Ein Ueberblick über die Ausfuhr ergibt, daß sich die Ausfuhr in ununterbrochen steigender Richtung bewegt hat. Es sind’ im Jahre 1891 ausgeführt worden 23 164 dz im Werte von rund 2 Millionen Mark, während im Jahre 1904 die Ausfuhr betragen hat rund 103 000 dz im Werte von etwa 8 Millionen Mark.

Wie gesagt, es ist \{hwierig festzustellen, inwieweit die Abnahme der Einfuhr und die Steigerung der Ausfuhr auf die Tätigkeit des Kartells zurückzuführen ist. Jh möchte jedoch gleihwohl nochmals die Frage stellen, ob die Herren nicht in der Lage sind, hierüber genauere Angaben zu machen.

Tapetenfabrikant Schäfer- Marburg: Meine Herren, Sie haben heute ‘Morgen von Herrn Jungmann gehört, daß unser Export ein bedeutender, ein gestiegener ist; die Statistik, ‘die uns von dem Reichsamt ‘des Jnnern in dem Material geliefert worden ist, gibt uns darüber Aufschluß. Sie haben sich die Zahlen gewiß angesehen und konstatiert, daß Deutschland nicht unbedeutend in seinem Export ist. Wenn wir aber nun Be- rehnungen anstellen, dann finden wir, daß Deutschland den niedrigsten Durchschnittspreis hat. Jch habe die verschiedenen Länder einer einfahen Berechnung unterworfen und kann Jhnen die Einzelheiten mitteilen. Die Höhe der einzelnen Ausfuhrsummen hat der Herr Regierungsrat Jhnen ja eben genannt. Jch will weiter darauf eingehen und Jhnen sagen, S sih das auf die einzelne Rolle im Durchschnittspreis be- rechnet.

Zunächst stelle ih fest, daß Deutschland die billigste Ware liefert, und zwar kostet bei uns der Doppelzentner 80 M, dann folgt Belgien mit dem Durchschnittspreis pro Doppel- zentner von 90 #4, hierauf Großbritannien mit 102 #4, Frankreih mit 116 4 Von Amerika läßt es sih nicht fest- stellen, obgleih das ja mit am „interessantesten gewesen wäre, weil dort das Geschäft sehr blüht und schon seit dem ver- gangenen Jahre der Export ein wesentlih gestiegener ist. Nun komme ih bei den einzelnen Ländern auf den Durchschnitts- preis zurück und kann konstatieren, daß der deutshe Export einen Durchschnittspreis von 27 bis 28 Z erziekt hat, Belgien jedoch einen Durchschnittspreis von 30 Z, Großbritannien einen solchen von 34 bis 36 Z und Frankreich von 38 bis 40 Z. Wir sehen also, daß Frankreich den höchsten Durch- schnittspreis erreiht hat. Meine Herren, Sie wissen, daß der Durchschnittspreis bei der Kalkulation im Fabrikbetriebe der wesentlih \pringende Punkt ist, und daß man danach nicht allein die Leistungsfähigkeit, sondern au die Produktion des Einzelnen richtig beurteilen kann. Jh möchte bitten, daß das Reichsamt bei den Nachfragen, die vielleicht gehalten werden über Umsag usw.,- darauf hinwirkt, daß der einzelne Fabrik- betrieb auch seinen Durchschnittspreis angibt, den er in seiner

Mit welchen Mitteln und mit welchem Erfolge i|: die Hebung und Regelung des Absazes nah dem Jnlande und dem Auslande versucht worden?

und dann als spätere Frage: : Wie groß war der Absay der Menge und dem

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Zunächst möchte der Referent, Herr Regierungsrat ‘Albert, Meine Herren, die

zu halten, und daß andererseits «die Händler sih verpflichteten,

Fabrikation erzielt: es wird dieses erheblich zur Klärung der Statistik beitragen.

Referent Regierungsrat Albert: Wollen Sie Jhre Aus- führungen nicht dahin ergänzen: wie hat das Kartell auf die Absazmenge und auf die Einheitspreise gewirkt? Das ist für uns das Wichtige, zu wissen, welhe Wirkungen das Kartell gehabt hat; die allgemeinen Zahlen der Statistik liegen uns ja vor. :

Schäfer- Marburg: Jawohl, Herr Regierungsrat, das läßt sich nicht zahlenmäßig nachweisen. Jch kann hier nur Aussage machen über die Berichte unserer einzelnen Händler in den überseeishen Ländern, und da muß ‘man sagen, daß gerade das Kartell die billigsten Preise ausseßt, und daß von Jahr zu Jahr die Preise immer. mehr geworfen sind. Es steht notorisch fest, daß die Herren, die hier im Jnlande die Preise hoh halten, dem Ausland so billig verkaufen, daß heute über- haupt nur noh die Schweden damit konkurrieren können.

Vorsizender: Auf diese Frage kommen wir nachher noch. Die Frage des Herrn Regierungsrat Albert bezog sich mehr darauf, in welcher Weise das Kartell auf eine Steigerung des Exports, die Sie: auh konstatiert haben, eingewirkt hat. Wenn Sie diese Frage im Anschluß an die Preise erörtern wollen und können, so würde ih Jhnen nachher noch das Wort geben, wenn wir an die Frage kommen: Welche Er- wägungen waren für die Festseßung der Jnlands- und Auslandspreise maßgebend?

Tapetenfabrikant Schäfer - Marburg: Die Auskunft kann ih nicht geben. Das könnte vielleicht der Vorsiyende des Fabrikantenvereins tun.

Vorsigender: Jh würde diese Frage gern von beiden Seiten beleuchtet haben.

(Schäfer-Marburg: Zahlen kann ih nicht anführen!)

Zahlen find auch nicht notwendig. , (Schäfer-Marburg: Bloß Erfahrungen!) Jhr gesamter Eindruck!

Tapetenfabrikant Langhammer-Chemniß: Meine Herren, der Herr Schäfer hat „die Durchschnittspreise angeführt, die das Ausland erreiht hat bei der Einfuhr ausländischer Tapeten in Deutschland. Man muß das in Zusammenhang bringen mit der Tatsache, daß die Einfuhr ausländischer Tapeten nah Deutschland überhaupt zurückgegangen ist. Wir faufen in Deutschland heute aus dem Auslande nur noch einzelne Spezialitäten, die samt und sonders in besseren Preis- lagen liegen. Daher erklärt es sich, daß der Durchschnittspreis sich heben mußte. Auf der anderen Seite steht aber die Tatsache fest, daß die Einfuhr ausländisher Tapeten in billigeren und mittleren Konsumartikeln zurückgegangen ist. Und weshalb? weil sich die Leistung deutscher Fabrikanten ganz wesentlich gehoben hat. Jn Deutschland ist man in bezug auf die tehnische Volllommenheit der Ware, auf die kunstgewerbliche Leistung so weit gekommen, daß man aus- ländische Tapeten fast niht mehr brauht. Umgekehrt aber bezieht das Ausland in verstärktem Maße unsere sogenannte Stapelware. Man darf nämlich bei der ganzen Sache das eine nicht vergessen: die Produktion im Auslande ist in bezug auf tehnishe Vervollkommnung und auf kunstgewerbliche Ent- wicklung selbstverständlih auch nicht stehen geblieben, sie ist auch gewachsen. Jch erwähne Länder wie England, wie Frankreich, au wohl in beschränktem Maße Jtalien. Schweden- Norwegen kommt ja nur für ganz ordinäre Stapelware in Frage, die wir in Deutschland fast niht gebrauchen fönnen. Troßdem also auch die Leistungen im Ausland fortgeschritten sind, bezieht das Ausland heute von uns mehr marktgängige Mare als früher. Zwei Umstände wirken dabei mit. Einmal die vorteilhafte Herstellung deutscher billiger Ware. Wir sind heute in der Lage, im Ausland verhältnismäßig billig an- bieten zu können, auch die Konkurrenz der entsprechenden Export- länder in billiger. dort fabrizierter Stapelware bekämpfen zu fönnen. Das will ich ohne weiteres zugeben, daß wir im Auslande nichts verdienen. (Zurufe.) Jch will das Wort: „nichts verdienen“ etwas einschränken; wir verdienen unsere Generalspesen. Wenn man berücksichtigt, daß die Zölle im Ausland hoch sind und bei Eintritt des neuen Zolltarifs zum Teil noch höher werden, so wird man verstehen, daß wir nur noch im Ausland konkurrieren können, wenn wir ähnliche Preise machen wie das Ausland, wohin wir unsere Ware ausführen wollen. Aber die Tatsache besteht, daß wir in bezug auf unsere kunstgewerblichen Leistungen fortgeschritten find und deshalb selbst billigere Ware im Auslande noch ab- segen können. |

Bei dem Absay billiger Ware kommt für uns ein er- s{hwerendes Moment in Frage. Der französische, überhaupt der ausländishe Händler, der mit Deutschland Geschäfte

macht, sucht ebenso wie der deutsche Händler seine Ware möglichst in der Nähe zu beziehen wegen des schnellen Nach- bezuges. Troßdem dieses Moment ungünstig für uns ist, bezieht man marktgängige Stapelware in verstärktem Maße von uns, weil sie zum Teil besser ist. Allerdings müssen wir Opfer bei den Preisen bringen. Es ist zuzugeben, daß das Kartell die Hebung kunstgewerblicher Leistungen wesentlich unterstüßt hat und dadurch auch die Exportfähigkeit der deutschen Tapetenindustrie gefördert hat. Und warum? weil wir dur die Einführung der Minimalpreise verhindert haben, daß wir unter eine verlustbringende Grenze mit unseren Preisen herabgehen mußten, weil wir dadurch in der Lage gewesen sind, uns mehr zu konzentrieren auf die Hebung unserer kunstgewerblichen Leistungen. Diese Umstände haben mitgewirkt, und ih behaupte, daß das Kartell mit dazu bei- getragen hat, daß die Exportfähigkeit, namentlich auch in mittlerer und billigerer Wäre, sih gehoben hat.

Tapetenhändler Jungmann-Frankfurt a. M.: Jch wollte genau dasselbe sagen, was der verehrte Herr Vorredner aus- geführt hat. J beschränke mich jeyt nur noch darauf, zu betonen, daß die deutshe Tapetenindustrie gerade deswegen den fkunstgewerblichen Aufshwung nehmen konnte, weil die kartellierte deutshe Händlershaft das Opfer gebracht hat, die

M4 ' Bezüglich des Durchschnittswertes des Imports habe ih

zu bemerken, daß natürlich die deutsche Händlerschaft nur das

vom Auslande bezieht, was wir im Jnlande nicht haben können. Bei den englischen höheren Preisen kommen aber die japanischen Ledertapeten in Betracht, die bekanntlich sehr teuer find und außerdem noh den Zoll von echtem Leder bezahlen müssen; es spricht da mit, daß auch Japan seine Ueber- produktion auf dem Wege über England teilweis zu relativ sehr billigen Preisen bei uns einführt, sodaß der englische Durchschnittspreis natürlich in die Höhe geschnellt wird. Das ist eine ganz einfache Erklärung dafür, daß gerade England in besonders günstigen Verhältnissen zu sein scheint. * Tapetenfabrikant Schäfer - Marburg: Herr Jungmann hebt England hervor. Frankreih ist das Land, das die höchsten Ausfuhrpreise hat, und Frankreih kann unmöglich mit japanischen und anderen Tapeten dominieren in der Weise, wie es England zu tun in der Lage ist.

Tapetenhändler Jungmann-Frankfurt a. M.: Gewiß, von Frankreih werden aber auch noch sehr viele Ledertapeten bezogen. Von Frankreich beziehen wir namentlich in der jüngsten Zeit der Import von Frankreih ist ja wieder etwas gestiegen; Sie werden das bemerkt haben sehr viele bessere Tapeten, während England gleichzeitig sehr viele billige Sachen importiert, sodaß der Durchschnittspreis natürlich bei England wieder etwas gedrückt wird durch die Naturelltapeten, während Frankreih von billigen Tapeten fast nichts mehr einführt. Wir beziehen von dort nur bessere Sachen und gewisse Genres von Blumentapeten und Cretonneimitationen. Quantitativ ist aber Frankreich niht auf der Höhe von England. i

Tapetenfabrikant Liepmann - Berlin. Meine Herren! Jch nehme einen anderen Standpunkt ein. Jch halte es geradezu für ein Unrecht, nah dem Ausland die Waren sogar billiger zu liefern als in Deutshland.

Vorsizender (unterbrehend): Auf die Frage kommen wir nachher noh. Das is} die Frage 9. Hier handelt es sih darum: mit welhen Mitteln ist die Hebung und Regelung des Absayes nah dem Jnland und Ausland versucht worden. Frage 9 behandelt die Preise. Jch bin aber_ gern bereit, weil diese Frage eng damit zusammenhängt. und zu der Frage 8 das Wort nicht weiter gewünsht wird, die Verhandlung auch darüber zu eröffnen. Jh möchte aber dann zunächst dem Herrn Referenten das Wort geben, der zu der Frage 9, die ih hiermit auf die Tagesordnung seße, noch einige Ausführungen machen wollte. Darauf würde ih Herrn Liepmann das Wort geben. el

Referent Regierungsrat Albert: Bei der Preisbildung sind zu unterscheiden einmal die Preise, die der Fabrikanten- ring festsegt, und dann der Aufschlag, der von den Händlern darauf erhoben wird. Beides wird in den gemeinsamen Beschlüssen der Organisationen festgestellt. Es hat nun der Herr Vorsißende des Fabrikantenvereins in dankenswerter Weise eine Uebersicht über die Entwicklung der Preise gegeben, die sih auf Seite 51 befindet. Diese Uebersicht behandelt die Preise seit dem Jahre 1894 bis 1905 für Naturell- tapeten, grundierte (Fond-) Tapeten, Jngrains und dann für Borden. Für die Aufschläge der Händler finden Sie die Unterlagen in der von dem Vorsißenden des Händlervereins überreichten Denkschrift, die in dem Material auf Seite 76/77 abgedrucktt ist. Jh möchte bitten, die Debatte zunächst auf die Inlandspreise zu beschränken und sich an Hand der erwähnten Unterlagen, und zwar insbesondere auch seitens der außenstehenden Herren zu äußern, ob die - Angaben richtig, bezw. in welcher Weise fie zu berichtigen sind, und in zweiter Linie dann die Exportpreise in die Erörterung zu ziehen.

Das Merkwürdige bei der Preisbildung ist im vorliegenden Falle, daß seitens der Abnehmer wesentlihe Klagen nicht vorliegen. Natürlich haben die Abnehmer ein Interesse daran, die Ware nicht von der einen Stelle teurer zu beziehen als von der anderen. Jm allgemeinen scheint aber eine Beschwerde über die Höhe der Preise nicht vorzuliegen, eine Erscheinung, die im Verlauf unserer heutigen Debatte ja schon damit begründet worden ist, daß für die Hauptabnehmer, die Bauunternehmer, der Preis der zu verwendenden Tapeten im Verhältnis zur Bausumme nur eine geringe Rolle spielt.

Hinsichtlich der. durch den Ring angestrebten Stabilität der Preise liegen verschiedene Aeußerungen vor. Während auf der einen Seite behauptet wird, es wäre in der Tat eine Stabilität der Preise erzielt worden, die im wesenlichen darauf beruhe, daß die Preise für ein Jahr dauernd festgelegt würden, wird von anderer Seite gerade die Stabilität der Preise bestritten und darauf hingewiesen, daß durch die Maßnahmen des Kartells eine besondere Unsicherheit in die Preisbildung hineingekommen wäre. Es wird das darauf zurückgeführt, daß der Händler angesichts der vielfahen Umgehungen, die gegenüber den Beschlüssen des Kartells siattfänden, bis zum lezten Augenblick die Hoffnung - hege, daß es ihm noch gelingen werde, unter der Hand Ware billiger zu beziehen, als sie nah den offiziellen Festsesungen der Mindestpreise eigentlih zu beziehen wäre. ¿

Vorsigender: Wer wünscht das Wort zu dieser Frage, speziell +zu den Jnlandspreisen? Wenn ih nicht irre, ist im Laufe der Generaldebatte schon auf diese Frage eingegangen, und es ist auch wohl hervorgehoben worden, daß die Jnlands- preise zu einer Zeit, wo es. nit notwendig gewesen wäre, mit Rüsiht auf den Preis “der Rohmaterialien, in über- triebener Weise in die Höhe geseßt worden wären. Es wäre mir. interéssant, wenn diese Frage an der Hand von Zahlen weiter beleuchtet werden könnte.

Tapetenfabrikant Schäfer - Marburg: Die Jnlands- preise sind ziemlich stabil. Allgemein hier auf bestimmte Normen einzugehen, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit; man fönnte hier nur davon reden: wie stehen die Jnlandspreise im Verhältnis zum Ausland. Und da ist Holland das Land, das die niedrigsten Preise offeriert erhält. Es steht unter dem Druck von Schweden und Norwegen. Bekanntlich sind

weil sie keine so große Musterspesen (kaufen fast nur alte Walzen) haben und Kohle und Papier billiger haben als wir in Deutschland. Ein viel krasseres Verhältnis besteht aber gegenüber Frankreih. Da find es hauptsählih die Kon- ditionen, die mehr mitsprehen als die Preise. Wenn wir diese Konditionen, die der deutsche Fabrikant, der nah Frank- rei liefern will, erfüllen muß, mit den hier üblichen ver- gleichen, dann müssen wir sagen: der deutsche Fabrikant ver- kauft nicht allein umsonst, sondern er legt noch bares Geld beim Geschäft nah Frankreich zu. Jch will Jhnen hier die einzelnen Punkte anführen, wie sehr der Export belastet ist. Für Frankreich ist zunächst Usance 15 °/, Vertreter- provision, Zoll und Fracht machen inkl. freier Lieferung ins Haus 25 °/, aus. Der Franzose besteht darauf, nicht, wie es hier in Deutschland üblich ist, franko Station sondern franko fractfrei Haus geliefert zu erhalten. Dann ist bei Tapeten Usance 4 °/, Ueberrolle, die in Natura gegeben, nicht prozentual abgeschrieben werden, bei Borten sogar 10 °/»- Extrarabatt wird bis zu 10 °/% und Skonto 3 bis 5 9/, gewährt. Das macht Summa summarum 64 bis 70 °/6. (Heiterkeit.) Das ist so ungeheuerlih und haarsträubend, daß gewöhnli der Fabrikant es bloß eine kurze Zeit versucht, sich in Frankreih Kunden zu erwerben, und wenn er die Er- fahrung gemacht hat, daß die Zahlungsverhältnisse so erbärm- lih sind, daß fast nur ein Drittel des nah Frankreich Gelieferten dabei übrig bleibt, dann verliert er die Lust, weiter nah Frankreich zu liefern.

Jedoh darf man das Kind nicht mit dem Bade aus- \hütten. Es gibt einige sehr gute, von alters her eingeführte deutshe Tapetenfabriken, die auch mit den ersten Tapeten- handlungen arbeiten; mit denen ist es eine ganz andere Sache. (Aha!) Da macht die Regel eine Ausnahme, die Herren er- halten andere Preise und verkaufen auch unter günstigen Bedingungen. Wenn wir aber, das Gros der deutschen Fabrikanten uns ansehen, welhe nach Frankreich verkausen, dann müssen wir konstatieren, daß diese sih den allgemeinen Konditionen, die Frankreich uns diktiert, anpassen; sonst hört das Geschäft auf.

Das ist das; was ih hauptsählich habe anführen wollen, daß nämli der Unterschied zwischen dem deutschen und dem französischen Geschäft in den Konditionen gipfelt und nicht in den Preisen. Jch bemerke noch nachträglich, daß wohl der deutshe Fabrikant einen Aufschlag nimmt, der Aufschlag aber nie so groß ist, daß er diesen Prozentsaß erreicht. Jm all- gemeinen ist es richtig: es wird nach Frankreich billiger ver- kauft als nah Deutschland.

Tapetenfabrikant Langhammer-Chemnig: Meine Herren, Herr Schäfer muß in Frankreih recht s{hlechte Erfahrungen gemacht haben. Jh glaube nicht, daß meine Herren Vereins- follegen alle solhe Erfahrungen gemacht haben wie er. Er führte uns eine Reihe von Vorgängen hier vor, und ih muß annehmen, daß er an diesen Vorgängen zunächst als Konkurrent beteiligt gewesen ist. Das steht fest: wer heute in ganz billiger Stapelware noch mit einem Lande wie Frankreich arbeiten will, das selbst stark Tapeten produziert, der muß in der billigen Ware bluten, d. h. sehr billig verkaufen, wenn er überhaupt dort Absaß finden will. Darüber ist gar kein Zweifel. Aber ic stelle fest, und ih glaube, das werden auch viele Herren, die hier anwesend sind, bestätigen, daß eine Reihe von fkartellierten Fabriken bessere Erfahrungen gemacht haben, wie Herr Schäfer; sie finden in Frankreih Absag zu Preisen, die noch einen Verdienst lassen, und weshalb? weil ihre Leistungen auf einem höheren Niveau stehen.

Nun sage ih mir aber: worauf sollen denn die Aus- führungen des Herrn Schäfer hinausgehen? Wahrscheinlich darauf, daß wir Kartellierten uns auch für das Ausland die Hände binden. Nun, meine Herren, dafür werden wir uns bedanken, denn unsere deutschen Outsider würden wahrscheinlich da einseßen, wo wir aufhören; sie würden sih dort an die Bindung, die wir uns auferlegen, nicht halten. Jch möchte meinen . Herren Kollegen allerdings empfehlen, das bisherige Verhältnis zu dem Auslande solange fortzuseßen, als die deutschen Tapetenfabrikanten niht samt und sonders geneigt sind, für Deutschland und für das Ausland sih eine Preis- grenze und eine strafe Durchführung der Bedingungen auf- erlegen zu lassen.

Tapetenfabrikant Consmüller-Dresden: Jh möchte Herrn Langhammer entgegnen, daß er sih darin irrt, wenn er annimmt, daß wir Außenstehenden dann einsegen würden, wenn die Ringfabriken mit dem Geschäft nah dem Auslande aufhören. Jh habe selbst vor vier Jahren die Erfahrung gemacht, daß mir ein überseeisher Vertreter geschrieben hat, daß meine Preise um 20 °/, teurer seien als die der Ring- fabrikanten.

Tapetenfabrikant Liepmann- Berlin: Meine Herren, ih begann vorhin schon und habe dem noch folgendes hinzuzufügen. Wenn Herr Langhammer meint, daß die nichtkartellierten Fabriken warten sollten, bis die fkartellierten im Auslande Geseße machten und festseßten, die auch den nichtkartellierten das Arbeiten möglich machen, so irrt er sih bezüglih meiner Fabrik darin. Jch arbeite niht nach dem Ausland. Jch habe die Erfahrung gemacht, daß es keinen Wert hat, große Posten von Tapeten anzufertigen, um sie nah dem Auslande für die Hälfte des Preises zu geben. Wir bekommen alle Jahre Besuch von Amerikanern. Die Herren haben in Amerika einen Ring geschlossen, der eine Zeit lang sehr stark zusammenhielt, und um sich nun Ware zu verschaffen, die nicht vom Ring ist, für die sie einen anderen Preis nehmen

fönnen als für Ringware, deren Preise ja bekannt sind, kommen sie nah Deutschland und besuchen da die Fabrikanten. Eine besonders große Firma war vor zwei Jahren bei mir und hat mir einen Versuchsauftrag gegeben in recht ansehn- lichen Quantitäten; es wurden Posten von 10 000 Rollen von einer Sorte ausgeführt. Der Mann verlangte von uns einen größeren Skonto. Wir gaben ihm nur den Skonto, den wir den anderen gewähren, und legten nur die größere Nollenzahl

höheren Preise freiwillig zu bezahlen.

diese Länder in der Lage, am billigsten liefern zu können,

zu Grunde, die bei uns nach dem althergebrahten Skonto