1906 / 4 p. 24 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 05 Jan 1906 18:00:01 GMT) scan diff

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10 °/, bei 1000 Rollen beträgt. Der Herr kam im nächsten Jahre wieder, sah sih die Kollektion an und proponierte uns

ein Geschäft in Höhe von 50 bis 60 000 (Hört! hört!) -

Er - verlangte aber wenigstens 25 9/6 Rabatt. Wir sagten ihm: wir bedauern, das können wir niht machen. Er meinte dann, wir möchten uns die Sache überlegen, Order würde erteilt werden. Wir stimmten ihm dann zu; wir waren bereit, die 25 °/, zu geben, weil es uns einmal reizte, ein derartiges Geschäft mit dem Auslande zu machen. Der Herr erklärte fich sehr befriedigt und sagte, er hätte nur noch ein paar andere Herren zu besuchen er machte eine fkleine Rundreise, nur bei Ringfabrikanten, ih war der einzige nichtkartellierte Fabrikant —, und der Mann kam nicht mehr wieder! Troßdem ih billigere Preise als der

Ring habe, denn ih habe immer noch dieselben Prieise-

wie vor der Erhöhung und troßdem ih dem Mann 25%, zubilligte, troßdem er sih mit der Ware zufrieden erklärte denn er hat ja bedeutende Posten gekauft —, troßdem kam er niht wieder. Also gibt es doch nur die eine Erklärung dafür: / der Käufer fand, daß das Kartell ihm noch höhere Vorteile gewährte. So blieb “es denn bei dem einen Versuch, ein größeres Geschäft mit dem Auslande zu machen. Wir machen eben keine Geschäfte nah dem Ausland, wir ver- zihten darauf, Ware herzustellen, um sie dem Auslande für den halben Preis zu geben. Wenn wir unsere ganze Produktion in Deutschland nicht unterbringen können, dann halten wir an und legen uns eine Beschränkung in der Produktion auf. Wir machen aber niht mehr Ware, als wir verkaufen können. Wenn das das Kartell ebenfalls so machte, dann hätte es nicht nötig, zu sagen, wie das Herr Langhammer getan hat: wir haben ohne Nugzen gearbeitet, hätten die Spesen bloß verdient. Sie können ruhig noh einen Scheitt weiter gehen: es werden so ungeheure Mengen Tapeten nah dem Auslande billig verkauft, daß nicht nur die Spesen nicht gedeckt werden, sondern auch noch Geld zu- gegeben wird. Wenn ih meine Karten nah dem Auslande bringe ih versuhe das alle Jahre zwei-, dreimal —, dann bekomme ih von meinem Agenten die Nachricht: jawohl, die Muster vorzüglich, gefallen sehr, aber mit den Konditionen fönnen die Leute nicht rehnen: da Fnd so viele Fabrikanten, die billiger anbieten. Und wenn uns dann die Vorschläge gemacht werden: 25°/, und nochmals 109/,. und nohmals 5%, dann haben wir gedankt.

- Jch halte es für ein großes Unrecht, wenn der deutsche Fabrikant die Preise im Jnlande hoh hält und im Ausland so - weit herunterwirst. Jch meine, es ist das geradezu eine Einbuße an Nationalvermögen. Wenn fih jeder Fabrikant so beshränken würde, wie wir das tun, dann würden wir auch die kolossale Ueberproduktion, die jeßt vorhanden ist und die einen greßen Teil der Mißstände, die erörtert worden find, hervorruft, niht haben.

Tapetenfabrikant Klein-Cöln-Nippes: Jh möchte ganz kurz im Anschluß an die Ausführungen des Herrn Liepmann bemerken, daß wir auch nicht nah dem Auslande arbeiten konnten, troßdem wir von Cöln aus nah Holland fast keine Fracht haben. Wir sind gezwungen gewesen, in den leßten Jahren unsere Reisenden jedesmal nah einer Tour von acht Tagen zurückzuziehen, weil man uns teilweise Preise anbot, die .niht einmal den Papierwert der Tapeten decken. (Sehr rihtig!) Als Beweis führe ih eine Firma in Amsterdam an, die uns für eine achtfarbige Maschinengoldtapete 11 F bei einer Auflage von 100 000 Rollen geboten hat, wobei sie bemerkte: im Rheinland bekomme ih bei einer anderén Fabrik die Tapeten für den Preis gemacht.

Jn England haben wir dieselben Erfahrungen gemacht. Weil wir in Cöln sehr günstig liegen, besuhen uns fast sämtliche durchreisenden ausländishen Firmen, und wir haben Gelegenheit, mit fast allen Herren persönlih zu konferieren. Wir haben aber bis jeßt noh kein einziges Geschäft wegen der niedrigen Preise zustande bringen können.

Professer Dr. Liefmann- Freiburg i. B.: Jh möchte noch einmal auf die inländishen Preise zurückkommen. Herr Schäfer hat vorhin erklärt, daß die inländishen Preise des Kartells ziemli stabil gewesen wären. Nun ist aber, glaube ih, heute Morgen schon eine andere Ansicht vertreten worden. Jch glaube, Herr Liepmann hat die starken Preiserhöhungen betont, die unter dem Einfluß des Kartells hervorgetreten seien. Jch habe mir nun aus dem Bericht der Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin für 1900 eine Mitteilung notiert, wonah am 9. April 1900 das Tapetenkartell plößlih eine Steigerung der Preise bis zu 85 °/, des Werts beschlossen habe (Heiterkeit), und daß die Händler mit dieser Preis- erhöhung sehr unzufrieden gewesen seien, weil sie shon ihre Musterkarten versandt hatten und diesen Preisen daher nicht folgen konnten, daß daraufhin dann eine Herabsegung der Preise stattgefunden habe, sodaß im ganzen nur eine Er- höhung bis zu 50 9/, seitens des Kartells vorgenommen sei. Immerhin scheint mir das doh keine gleihmäßige Preis- festseßung zu sein, und ih möchte um Auskunft bitten, wie sih das verhält.

Tapetenfabrikant Langhammer- Chemnig: Meine Herren, die Behauptungen find nicht rihtig. Wir haben einmal unsere Preise erhöht, wohl- im Jahre 1900 es ist mir nicht ganz gegenwärtig (Zuruf: 1899!) 1899 wohl —, und da hat es sih bei der Preiserhöhung für die Massenware oder für den größten Teil der Produktion nur um eine durch- \chnittlihe Erhöhung von 10, 15 °/, gehandelt. Jch brauche das gar nicht weiter zu beweisen, das Material steht bereits im Reichsamt des Jnnern zur Verfügung, und ih werde, wenn es notwendig ist, es vervollständigen, damit dann .noh weiter nachgewiesen wird, daß meine Behauptung richtig ist. Sie können das aber schon aus der Aufstellung ersehen, die ih mir erlaubt habe, dem Reichsamt zu übergeben. Wir find heute sogar noch billiger als im Jahre 1900. Auch das werde ih durch eine Aufstellung nachweisen.

Meine Herren, Herr Liepmann hat heute eine ganz merk- würdige volkswirtschaftlichhe Anshauung hier zu Tage ge-

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fördert. Der Herr betrachtet es als ein Unrecht, wenn der deutsche Fabrikant nah dem Auslande Ware billiger verkauft als nah dem Jnland. Wenn - man dieser Anschauung folgt, dann würde wahrscheinlich ein Teil des deutschen Exports überhaupt aufhören müssen. Jch betrahte die Sache so, daß es hon ein Gewinn für die deutshe Produktion ist, wenn wir bei unseren Preisen für das Ausland Arbeitslöhne, Generalspesen usw. wiederbekommen. Diese Anschauung ver- trete ih nah jeder Richtung hin. Wenn es aber Herr Liep- mann. als ein so großes Unrecht von den kartellierten Tapeten- fabriken ih nehme an, daß er nur uns das Unrecht vor- wirft betrachtet, dann meine ih, ist es ein viel größeres Unrecht, wenn Herr Liepmann und seine Freunde die Tapeten im Jnland viel billiger verkaufen als wir; denn ih bin der Meinung, daß die Preise, die wir in Deutschland haben, für den deutshen Markt shon so niedrig sind, daß nur bei einer außergewöhnlichen ‘Aufwendung aller wirtschaftlihen Einsicht und Sachverständigkeit überhaupt noch etwas hérauszuholen ist, namentlich wenn man billige Ware produziert.

Daß auch Herr Liepmann in dieser Beziehung eine andere Anschauung gehabt hat, kann ih auch dem Reichsamt des Jnnern nachweisen; ih werde den Nahweis später noch führen. Er hat seinerzeit wiederholt Zirkulare beim Beginn der Reisesaison erlassen, worin er den kolossalen Preisunterschied seiner und unserer Ware ganz besonders als Reklame hervorhob. Herr Liepmann ist ja an sih niht geneigt, für sein Geschäft Reklame zu machen, das haben wir ja heute. gehört; wenn es dem eigenen Vorteil gilt, kommt er von dieser guten Anschauung sofort zurück. Jch frage die deutschen Tapetenfabrikanten aufs Gewissen, ob die Preise, namentlich für billige Waren, so hoch sind, daß ein erheblicher Gewinn für den Fabrikanten übrig bleibt. Das ist durchaus nicht der Fall. Meine Herren, wenn also Herr Liepmann das als ein Unrecht betrachtet, möchte ih ihm nur empfehlen, vor allen Dingen das Unrecht, das er der ganzen Branche in Deutschland durch sein Verhalten zufügt, wieder gut macht. Es steht ihm s{lecht an, uns die billigen Preise im Ausland vorzuhalten. Jh bin der Meinung, daß unsere Preise in Deutschland sih heute in billiger Ware auf dem Niveau be- wegen, welches niht mehr bei normaler Produktionsweise unterboten werden darf.

Tapetenhändler Meißner - Berlin: Jh wollte nur konstatieren, daß ih deutshe Ringtapetenware aus Holland billiger kaufe, als wie sie von deutschen Ringtapetenfabrikanten hier verkauft wird.

Vorsißender: Soll ih die Behauptung dahin ver- stehen, daß Sie in Deutschland fabrizierte Tapeten von Holland bezogen haben?

Tapetenhändler Meißner-Berlin: Aus Holland franko Haus billiger, als wenn ih sie vom Ringfabrikanten direkt kaufe. Deutsches Fabrikat!

Tapetenfabrikant Engelke-Schwarmstedt: Soweit es sih in den Ausführungen des Herrn Liepmann um die Frage des Auslands handelt, pflihte ih ihm als Ringfabrikant bei. Es hat eine unerhörte Schleuderei nah dem Auslande Platz gegriffen. Aber auch diese Schleuderei ist nah meiner Auf- fassung nur zeitweise. Es haben fich im Laufe der leßten Jahre einzelne neue Ringfabriken aufgetan, andere bedeutend vergrößert, und um nun diese vergrößerte Produktion unter- zubringen, war man naturgemäß gezwungen, die Ware irgendwo abzuseßen, und da man in Deutschland gebunden war, warf man sie nach dem Auslande. Jch habe ver- schiedentlih mit Herren Rücksprache genommen, die gerade diese Sünden in leßter Zeit begangen haben, sie teilweise heute noch ‘in kleinerem Maße begehen, und. sie sagten mir ganz offen: das war nur zeitweise, wir waren eingerichtet, hatten ein größeres Lager, und das mußte einmal fort. Nun benußt natürlih der ausländishe Händler diese billigen Käufe dazu, um bei jedem Export zu sagen: sieh mal, das habe ih so und so billig angekauft er lügt dann noch ein bißchen dazu —, und dann erscheint die Sache ungeheuerlich.

Jch wollte nur konstatieren, daß diese Schleuderei im Auslande auch nur temporär war und daß, nachdem gesundere Verhältnisse eingetreten sind, - allerdings infolgédessen auch der Export sehr nachgelassen hat.

Tapetenfabrikant Kaumanns- Crefeld: Jh nehme Bezug auf die Worte des Herrn Engelke und des Herrn Meißner. Der angeführte Uebelstand liegt hauptsählih, wie ih mich vor kurzem in Holland überzeugt habe, daran, daß die meisten Fabrikanten niht genug Arbeit in Deutschland hatten und demgemäß ihre Ware nach Holland shleuderten, was mir von den Händlern in Holland persönlich und s\chriftlich angezeigt worden ist. Jch habe z. B. eine Preisskala hier: Es sind Vierdrucke mit zwei Effekten mit 10 Z und 10 9/, verkauft worden, welche in Deutschland mit 23 bis 26 Z verkauft worden sind; Dreidrucke, Decker mit Gold, rotes Papier, Gaufrage mit 13 F Z, kosten in Deutschland 30 ,Z; ih habe die Kommissionskopie gesehen. Zweidrucke, Decker mit Ueber- druck, sind jeßt von Berlin aus für 13 Z geliefert worden; Zweidrucke, die. 15 und 17 Z kosten, für 5, 6 und 7 S. (Hört, hört!) Linkrustaimitationen sind nah Schweden mit 65 H geliefert worden; diese Artikel kosten in Deutschland 1 M 50 S.

Tapetenfabrikant Liepmann-Berlin: Meine Herren, Herr Langhammer hat eben gesagt, daß die Erhöhung, die am 15. April stattgefunden hat, nur 15 °/, bei billiger Ware betragen habe. Jch habe zwei Preislisten, beide mit Verkaufs- Haa und beide vom Vorstand des Fabrikantenverbandes. Danach kostete im Jahre 1897 eine einfarbige Tapete 11 F, während sie im Jahre 1900 einfarbig mit anderer Farbe 15 fkostete. Die Preissteigerung beträgt 4 Z, macht ziemlih 30 °/,. Eine zweifarbige Naturelltapete, die früher 13 Z fostete, ist auf 16 § erhöht, eine zweifarbige Tapete von 14 Z auf 18 Z das sind 4 Z und ent- spricht einem Aufichlag von etwas über 20 °/,. Eine drei- farbige Tapete, leiht, ohne Decker, kostete hiernah 16 Z, während eine dreifarbige, leiht, ohne Deer, jeßt 20 Z

kostet. Das sind 4 H Z Aufshlag, macht 25 °/,. .— Dann kommen vierfarbige Tapeten: Preiserhöhung von 20 .Z auf 25 Z§. Das sind in Summa 25 °/,. Borden, die einen sehr wesentlichen Teil der Produktion ausmachen, sind von 40 auf 60, 65 und 75 S erhöht worden. Wenn man also von einer Preiserhöhung in Prozenten spricht, so bin ih der Ansicht, daß es vollständig berechtigt ist, wenn eine Borde, die vorher 40 Z kostete, auf 75 Z erhöht worden ist, von Erhöhungen von 95 °/5 zu sprechen.

nachfolgenden Sigßung in Eisena und in einer darauffolgenden im Juni in Hanndver von diesen hohen Preisen etwas herunter- gelassen hat. Als die Aeltesten der Kaufmannschaft im April die Preise feststellten, haben sie natürlih noch mit diesen Preisen rechnen müssen; denn das konnte man nicht vorhersehen, ‘daß im Mai/Juni und im September die Preise wieder herab- geseßt werden würden. Tatsächlih haben diese Shwankungen stattgefunden. Jch habe diese Shwankungen aus dem einfachen Grunde nicht erwähnt, weil sie in einem Jahre vorübergegangen find, und weil hon im Jahre darauf die Sache allmählich wieder - abgebröckelt ist und wir wieder auf ein Preisniveau gekommen find, wie es kurz vorher war. Jch gebe auch zu: es ist hwer, vor diesem Forum das näher zu erörtern, weil die Tapeten nicht einfach nach Ein- und Zweidruck betrachtet werden können. Es kommt hinzu,. ob die Tapete vergoldet ist, überdruckt ist, ob auch gaufriert ist. Für alles das hatten wir früher keinen besondern Preis oder nur in ganz geringen Grenzen; jeßt sind die Sachen sehr ausgedehnt. Sowie eine Fabrikationsmethode etwas erweitert ist, wird ein besonderer Preis gemacht. Dadurh kommen höhere Preise heraus. Jedenfalls aber sind im April 1900 diese Preiserhöhungen tatsächlih eingetreten. Die Preise ergeben sih aus den vom Fabrikantenverein veröffentlichten Listen für 1899 und 1900.

Tapetenfabrikant Langhammer- Chemniß: Wenn man etwas vergleichen will, muß man auh Gleiches mit Gleichem vergleichen. Herr Liepmann hat sih zuleßt ganz richtig ein- geshränkt. Die Sache steht nämlich folgendermaßen: Früher war der einzelne Minimalpreis festgelegt. Jm Laufe der Zeit hat natürli jeder Fabrikant sich Mühe gegeben, seine Technik fortzuentwickeln, und dadurch sind eine Reihe anderer Arten entstanden, die in der Herstellung wesentlich mehr Aufwand ‘erfordern, als die früheren Arten. Wenn man z. B. von einem Minimalpreis von 11 Z spriht, so ist das seinerzeit der niedrigste Preis für eine ganz bestimmte Art von Tapeten gewesen. Es steht fest, daß wir heute für. dieselbe Art zum Teil nur noch 10 „Z Minimalpreis haben. ‘Kurz und gut, wenn man sorgfältig die Tabelle durhgeht, die Arten, die man früher hatte, mit den jeßigen vergleiht, dann wird sih herausstellen, daß die Arten, für die früher Minimalpreise festgesest worden sind, in der Hauptsache im Preise nicht gestiegen sind. _

Dazu kommt nun etwas anderes. Früher, als wenige Arten mit einem Minimalpreise in der Preisstaffel festgelegt wurden, galt bei den meisten Fabrikanten noch der vernünftige pardon, ih wollte sagen der gute Grundsaß, für wert- vollere Nummern höhere Preise als die Minimalpreise zu, fordern. Nah und nah sind einzelne Fabriken, um ihren Absay zu steigern Herr Liepmann wird. auch dasselbe getan haben —, dazu übergegangen, zum Minimalpreise auch die wertvolleren Nummern zu liefern. Dadurch wurde eine weitere Ausgestaltung der Staffel notwendig. Wer der Sache niht nahesteht und die Vergleiche des Herrn Liepmann als richtig hinnimmt, der muß allerdings an Preissteigerungen von 30, 40 °/, glauben. Abèr wenn ih Jhnen durch Vor- lage von Musterblättern nahweise, wie die Preise ih gehalten haben, dann wird -das eine daraus hervorgehen, daß nur in dem einen Jahre es war wohl 1900 eine Preissteigerung von 10, 15 °/, und bei einzelnen Arten auch von 20 °/, stattgefunden hat.

Meine Herren, es sind von verschiedenen Ouisiders dann eine Reihe von Behauptungen hier vorgeführt worden," dem- gegenüber muß ich allerdings sagen: wenn man solche Be- hauptungen in einem Kreise vorträgt, der für die Beurteilung der ganzen Sachlage ein sicheres Fundament schaffen soll, dann hat man doch die Pflicht, auch Beweise für seine Behauptungen hier vorzubringen. Darüber is gar kein Zweifel, daß im Auslande von uns, den Kartellierten und den Herren, die nicht kartelliert sind, billiger verkauft wird als im Julande. Dort waltet die freie Konkurrenz unter uns und gegenüber den ausländishen Produzenten, und natürlih werden wir ge- zwungen, Arten, die jeder anbieten fann, dort billiger an- bieten zu müssen als in Deutschland. Meine Herren, ih will nicht nur behaupten, ih kann es Jhnen auch nachweisen, daß z. B. Herren, die niht zur deutschen Organisation gehören, im Auslande die allerbilligsten Offerten gemacht haben. Dazu gehört auch Herr Liepmann, der heute allerdings sagt: wenn ih nichts verdiene, dann verkaufe ih niht. Herr Meißner hat uns ein Beispiel angeführt, und ih würde die Herren von der Regierung dringend bitten, sih einmal das Beweis- material von ihm sich geben zu lassen —, er hat uns erzählt, daß man er war es wohl selbst aus Holland deutsche Ringware billiger kauft als in Deutschland selbst. Da stelle ih die Frage: ist die Ware über die Grenze ge- gangen oder niht? Mir sind nämlich diese Vorgänge gerade bekannt. Jh war als Vorsißzender des Vereins Deutscher Tapetenfabrikanten gezwungen, mih mit diesem Vorgang zu befassen. Es hatten Mitglieder von uns, die nit ganz dicht sind, wie man so zu sagen pflegt, angeblih die Ware an einen holländishen Händler verkauft (Heiterkeit), und dieser hat durh Decadressen die Ware an Herrn Meißner oder irgend einen gesperrten Herrn gehen lassen. So ist es aller- dings gemacht worden, und daraus wird nun auf einmal die Behauptung: man hat aus Holland deutsche Ringware billiger gekauft als in Deutschland selbst. Wer das behauptet, muß es hier auch unter Beweis stellen. -Woher kennt denn gerade

Herr Meißner diesen Vorgang? Wenn man billige deutsche

Zum Ausdruck ist hierbei nicht gekommen, daß, nahdem

der Fabrikantenverein seine Aprilsizung gehabt hat, er in einer Ff wir von unseren Mitgliedern verlangt, daß bei der Ausfuhr

Ware, Stapelware, zu den Preisen, wie sie z. B. die holländische Firma Wolf in Möppeln zahlt, unter Bezahlung des Zolles nah Holland und zurück nah Deutschland wieder einführt, so bleibt von der ganzen Kaufsumme überhaupt nichts übrig. Man muß also fragen, ist es wahr, daß man aus Holland nach Deutschland deutshe Ware billiger gekauft hat, als in Deutschland selber.

Nun kommt noch das eine hinzu. Daß derartige Ge- schäfte gemacht werden, haben wir ja gewußt. Darum haben

deutsher Ware von unseren Mitgliedern der Beweis erbracht werden muß, daß die Ware die Zollgrenze überschritten hat. Es wäre interessant, wenn Herr Meißner der Reichs- behörde diesen Fall vorlegte, damit wir vielleicht unser Mit- glied noch nachträglih, wie man sagt, bei den Ohren kriegen fönnen. (Sehr richtig! und Heiterkeit.) : : Tapetenfabrikant Kaumanns-Crefeld: Jh möchte eine Behauptung von mir richtigstellen. Jh behauptete eben, eine Berliner Firma hätte Zweidruckdecker mit Ueberdruck zu 13 S verkauft. Das ist nicht rihtig. Es war eine mittel- deutsche Fabrik. : Vorsitzender: Jh weiß nicht, ob Herr Meißner noh das Wort nehmen will zu dieser Frage? e Tapetenhändler Meißner-Berlin: Jh konstatiere noch einmal ausdrüdlih, daß die Ware tatsählih über die Grenze gegangen ist und deutsche Tapetenringware gewesen ist. (Vorsigender: Und beide Zölle gezahlt hat?!)

Daß beide Zölle hin und her gezahlt worden sind! (Langhammer-Chemnig: Das ist unmöglich! das ist aus- geschlossen!) (Zuruf: Das ist Ramsch gewesen!)

Tapetenhändler d'Arragon- Hamburg: Die Schwankungen der Preise im Jahre 1900 hätten niemals eine solche Unruhe herbeigeführt, wenn der Erhöhungstermin der Preise geseß- mäßig gewesen wäre. Es war bisher Usance, daß die Fabrikanten im Juni bis September, Oktober auf die Reise gehen und den deutschen Tapetenhändlern ihre Ware für das nächste Jahr verkaufen. Die Händler machen nun ihre Muster- farten und müssen natürlich die Preise darauf seßen. Die Musterkarten werden an die Privatkundschaft ausgegeben, und es ist Usance, daß die Fabriken das ganze Jahr die Tapeten zu dem ursprünglich festgesezten Preise nachliefern, weil der Händler im Laufe des Jahres seine Preise auch nicht ändern fann. Jegt kommen die Fabrikanten am 15. April zusammen und beschließen die Preiserhöhung, und wer soll die Kosten zahlen? nur der Händler. Deshalb ist eine solche Unruhe damals entstanden. Der deutsche Händlerverband unter dem Vorsig von Herrn Jungmann legte Protest dagegen ein und ‘verlangte, daß die Preiserhöhung wieder zurückgezogen würde. Es hat dann eine Versammlung, soviel ih weiß, in Frankfurt stattgefunden, auf der Herr Langhammer au zugegen war. Es find da sehr viel s{hóne Reden gehalten worden, die Quintessenz aber war die, daß die Herren Fabrikanten sich bewogen fühlten, 10°%/, ‘nahzulassen. Weil wir uns jedoch damit nicht einverstanden erklärten und darauf hinwiesen, daß es überhaupt usancemäßig und solange, wie die Branche exisliere, immer so gehalten worden wäre, daß die Tapeten stillschweigend zum selben Preise das ganze Jahr nahgeliefert würden, haben wir von Hamburg aus in Verbindung mit ‘dem Leipziger Verein eine Protestversammlung nah Leipzig einberufen, in der ich den Vorsiß führte. Von seiten des deutschen Händlerverbandes war der Vorschlag gemacht worden, auch die Vorstände des Fabrikantenvereins hinzuzuziehen; dieser Vorshlag wurde aber nicht angenommen, weil es eine Versammlung von deutschen Tapetenhändlern war. Es wurde nun eine Resolution gefaßt, daß wir die Preise niht zahlen wollten und uns nur auf gesezmäßigem Wege mit den Herren Fabrikanten auseinandersegen würden. Die Folge is die gewesen, daß nochmal eine Fabrikantenversammlung in Hannover stattfand, und zwar 8 Tage, bevor die Herren Fabrikanten mit ihren neuen Kollektionen wieder auf die Reise gingen. Hätten Sie damals diese Versammlung nicht an- beraumt, dann hätten Sie wahrscheinlich keine Aufträge für das nächste Jahr bekommen; dann hätten die Händler sich etwas zurückgehalten und die Fabrikanten wieder zurügeschickt. Jn der Versammlung zu Hannover wurden neue Beschlüsse gefaßt, und die deutshe Händlerschaft brauchte den Aufschlag niht zu bezahlen. Wenn die Fabrikanten diesen Aufschlag für die nächste Kollektion gemacht hätten, so wäre das gerecht- fertigt gewesen; aber so wollten sie uns Händlern einfach diesen Aufschlag aufoktroyieren, und wir hätten das ganze Jahr dann für nichts gearbeitet. Deswegen ist damals die Unruhe entstanden. ; :

Tapetenfabrikant Langhammer- Chemniß: Nur ein kurzes Wort, meine Herren! Jch habe vergessen, vorhin etwas Wesentliches hinzuzufügen. Warum verkaufen wir denn nach dem Ausland billiger? Um einen Teil unserer Ueber- produktion abzusezen. Das is ja das zwingende Moment. Darüber sind wir doch vollständig klar, daß, wenn wir die Produktion in Deutschland einschränkten, wahrscheinlih viele unserer Fabriken und namentlich solche, die billige Stapelware fabrizieren, . dazu gelangen werden, Auslandsgeschäfte, die ganz gewiß keinen oder doh nicht viel Nußen bringen, nicht mehr zu machen. Das würde nur eins beweisen: daß wir in bezug auf den Ausbau unserer eigenen R V in diesem einen Punkte noch nicht weit genug gegangen 1nd. :

N Nun hat a An ‘uns erzählt, welche Umstände bei der plößlichen Preiserhöhung 1900 mitgespielt haben. Ja, meine Herren, wir standen damals vor einer ganz plöglichen Preiserhöhung namentlich des Papiers. Es war eine ganz außergewöhnlich schnelle Erhöhung; wir waren gezwungen, die höheren Papierpreise zu bezahlen, wenig|tens die Fabriken, die

nicht ein großes Lager hatten und unter Abschluß standen.

Jch 'gebe zu, daß ein solher Vorgang jedenfalls für eine Droanisatton und besonders für die Beziehungen zum Händler nicht von Nugzen ist. Aber der Rat, den uns Herr d'Arragon damit gibt, kommt zu spät oder vielmehr ist nicht mehr nötig;

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abe nach der Richtung hin jedes Jahr recht viel Mühe H B Anforderungen, die an den Vorstand in bezug auf Preiserhöhung gestellt werden, zu bremsen. A Tapetenfabrikant Engelke-Schwarmstedt: Die Aus- führungen des Outsiders Herrn d'Arragon (Heiterkeit) sind im großen ganzen richtig. Es soll der Ausdruck „Outfider fein Vorwurf sein; es handelt sih doch um die. Gegenüber- stellung der Ansichten von Ring- und Nichtringmitgliedern. E Der damalige Beschluß war ein ziemlich unglülicher,. und es läßt sih darüber | streiten, ob der Fabrikantenverein gut daran tat, eine derartige Erhöhung derzeit eintreten zu lassen. Es sind aber auh unter den Fabrikanten die Ansichten mehr- fah hervorgetreten, die sagten: wir müssen das tragen den Verlust —, denn die Händler sind niht in der Lage, sich für die Erhöhung Ersaß zu schaffen, fie sind gezwungen, ihre Preise zu halten. Nun soll man si doch aber auch die Lage der Fabrikanten unparteiisch vor Augen stellen. Uns wird eine solche Erhöhung von den Papierfabrikanten 2c. in Aussicht gestellt, daß auch wir Kartellfabriken nicht in der Lage gewesen wären, wenn die Erhöhung eingetreten wäre, mit Verdienst zu den bisherigen Preisen weiter zu fabrizieren. Es fam dann glücklicherweise, nachdem dieser stark angegriffene Beschluß zur Ausführung kommen sollte, niht zu der in Aussicht gestellten bedeutenden Erhöhung des Papiers und deswegen haben die Kartellfabrikanten sofort die Preise zurük- gebremst. Wenn die Outsiders hiermit und das ist wohl | der Zweck beweisen wollen, daß die fartellierten Fabriken | willkürlih, nah Laune zu irgend einer beliebigen Zeit die Preise erhöht hätten, nur um mehr zu verdienen, so ist das ein Jrrtum. Wir waren tatsächlich zu diesem Beschluß ge- zwungen, haben aber sofort zurücgebremst, als sih heraus- stellte, daß wir unser Papier und die Rohstoffe niht soviel ‘höher bezahlen mußten, wie es den Anschein zuvor hatte. Tapetenfabrikant Engel hard-Mannheim: Meine Herren, es ist hon wiederholt hervorgehoben worden, daß man ein vollkommen schiefes Bild erhalten würde, wenn man die Preis- bildung unserer Produkte, wie sie si wirklich vollzogen hat, rein nah dem Stande der von unserem Verein festgeseßten sogenannten Minimalpreise beurteilen wollte, wie sie vor 10 Jahren waren und heute sind. Es ist richtig, und das liegt auch in dem gewählten Ausdruck Minimalpreise: es sollten gar nicht die Preise sein, zu denen wir unsere Ware durhschnittlih verkauften, sondern das ist ja au heute hon nachgewiesen worden es sollten die Preise sein, unter denen eine bestimmte Ware unter keinen Umständen verkauft werden durfte. Vor 10 Jahren war es noch Uebung, daß man alle diejenigen Muster, die einen fünstlerishen Wert hatten, die etwas vorstellten, die besonders gangbar waren, wesentlich über diesen Minimalpreisen verkaufte. Die Ent- wickelung aber, die der Verein und die Dinge überhaupt genommen haben, ging darauf hinaus, daß die früher nur als unterste Stufe gedahten Minimalpreise mit der Beit zu Normalpreisen wurden; es war mit der Zeit gar nicht mehr möglih, daß man ebenso für die ganz billigen Artikel wie auch für die mittleren und feineren Artikel einen höheren Preis von der Händlerschaft bekam als diesen Normalpreis. Menn die Reisenden mit den Mustern hinauskamen, und wenn es auch die s{hönsten Muster waren, und mehr dafür verlangten, als den Minimalpreis, dann sagte der Händler, der ja die Preisskala sehr gut im Kopfe hat, ja, mein Lieber, das fkannst du zu dem und dem Preise verkaufen, warum verlangst du denn hierfür mehr? So ist es denn ge- kommen, daß, wie schon gesagt, unsere Minimalpreise Normal- preise geworden sind. Und zu gleicher Zeit konnten wir, namentlih die Fabrikanten der besseren Artikel, die Wahr- nehmung machen, daß die Preisbildung des Vereins, die Festseßung der Minimalpreise, für uns nicht allein feine Besserung brachte, daß sie allein nicht einmal den Stand der Preise von 1895 aufrecht erhielt, sondern daß sie mit einem ganz wesentlichen Preisabschlag verbunden war. Das hat bis in die allerlezte Zeit hinein vorgehalten. E Jch habe eine Anzahl von Proben mitgebracht, Fabrikate meiner Firma, wie diese sie heute vor 10 Jahren heraus- gebracht hat. Jh habe mir notiert, welchen Preis ih damals bekam und zu welchem Preise ih ähnlihe Muster mit etwa denselben Aufwendungen heute verkaufen muß. Jch wiederhole, die Preise, die ih vor 10 Jahren gemacht habe, waren nicht die Minimalpreise; ih hätte die Sachen damals schon billiger verkaufen können. Es waren aber die Preise, die ih zu jener Zeit bekam und die die Kundschaft tatsächlich zu geben willens war, und zu denen ih große Partien verkauft habe. Jch habe hier beispielswei]e ein Muster, das ih für 65 Z verkauft habe. Demgegenüber sehen Sie ein Muster mit ähnlihem Aufwand an Farbe und dergleichen, das ih heute mit 35 FZ verkaufe. Hier ein anderes Muster; vor zehn Jahren habe ih dafür 59 D bekommen, heute bekomme ih dafür 22 Z. Das sind die Minimalpreise! Hier eine bessere Tapete, eine gepreßte Salontapete; vor 10 Jahren verkaufte ih die Rolle mit 5,50 H, heute verkaufe ih die Rolle von diesem Muster mit 3,50 # und von diesem mit 2,50 M. (Hört! hört!) Das Muster is ebenfalls gepreßt, ganz genau dasselbe Genre. Es ist also eine ganz wesent- lihe Erniedrigung der Preise eingetreten. Aber diese be- schränkt sih nicht darauf allein. Hier habe ih eine rote Tapete, ein stumpfes Rol: dafür habe ih vor zehn Jahren 80 Z bekommen, heute muß ih diesen Artikel mit etwas lehhafterem Rot und mehr Aufdruck für 55 HZ verkaufen. Hier noh ein anderes Blumenmuster: dafür bekam ih vor zehn Jahren 1,15 A für die Rolle, für dieses Muster, ein Fabrikat aus der legten Kollektion, erhalte ih heute 65 S. Der fkrasseste Abschlag der Preise ist an besseren Ma- shinen-Goldtapeten zu konstatieren. Hier habe ih beispiels-

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andere rote Maschinentapete: vor zehn Jahren verkaufte ih fie mit 85 S, heute nach zehn Jahren mit 55 S, in einem wesentli feurigeren Rot gehalten. Noch eine Tapete mit s{werem Golddruck; dieses Muster vor zehn Jahren 1,50 M dieses Muster heute 60 F! , a Meine Herren, ih glaube, daß man angesichts dieses Beweismaterials nicht sagen kann, daß der Verein deutscher . Tapetenfabrikanten in den legten zehn Jahren durch die vor=- genommene Syndizierung die Preise höher geseßt hat. (Bravo!) Tapetenhändler d’Arragon-Hamburg: Jch möchte auf die Worte des Herrn Engelke zurückkommen, der vorhin davon sprach, daß die Outsiders möglichst das Kartell in den Shmuß ziehen (?) wollten, oder wie der Ausdruck lautete, ih habe ihn nicht recht verstehen können. Ih möchte nur kon- statieren, daß ih damals, als diese Preisshwankungen ent- standen, Vorsizender des Hamburger Tapetenhändler-Vereins war. Außerdem habe ih auch nicht beabsichtigt, für die Außenstehenden gegen die Ringfabrikanten zu reden. Im Gegenteil, die Herren können ihre Preise nehmen, so hoh fie wollen, das fann uns ganz egal sein. Es handelt sich nur darum, daß die Herren den richtigen Termin einhalten und uns Händlern nicht unnötigerweise das Geld aus dem Portemonnaie nehmen, wie es damals der Fall war. Tapetenfabrikant Engelke-Schwarmstedt: Jh glaube, Herr d’Arragon hat mich falsh verstanden. Jch erinnere mich nicht, daß ih einen derartigen Ausdruck gebraucht habe; jedenfalls habe ih ihn nicht gebrauchen wollen. Damit ist das wohl erledigt. 8 Die Ausführungen des Herrn Engelhard waren mir sehr interessant, und wir werden alle ihnen wohl beipflichten fönnen. Da es nun jedenfalls auch interessiert, über das Empfinden des einzelnen hier etwas zu hören 2G daraus bildet sich doch \cließlich das Gesamtbild —, so wäre es mir sehr lieb gewesen, wenn Herr Engelhard noch etwas weiter gegangen wäre und zu ergründen versucht hätte, woher es fommt, daß wir troy des Kartells in den Preisen so weit zurückgekommen sind. Es gibt einige Firmen in unjerem Verein, die die ih will niht sagen: allgemeine Ansicht vertreten, aber doch zu hören sind; ih will mich nicht ent- scheiden, ob die Ansicht richtig ist oder nicht, es fann auch ganz gleichgültig sein, ob es die meinige ijt; ih halte es nur für angebracht, daß man sie hier zu Gehör bringt. Diese Ansicht geht dahin, daß von dem Augenblick an, wo die Jvensche Fabrik in Deutschland auffam das ist eine Fabrik mit englischem Kapital, ein sehr bedeutendes Werk; ih bitte Herrn Jven, die Sache nicht persönlih aufzufassen, sondern wir wollen ja hier nur ein Gesamtbild geben —, daß von diesem Zeitpunkt an die Preise wesentli gefallen sind. Wenn wir nun einmal annehmen, diese Ansicht hätte etwas Richtiges für sih, und wir sagen weiter: eine Kartellbildung ist an und für sich uicht richtig, is beinahe ein Unfug —, so wäre die natürliche Folge gewesen, daß diese große Firma mit ihrem bedeutenden Kapital ohne das Gegengewicht un}eres Kartells eine große Reihe deutscher Fabriken erdrückt hätte. Es er- scheint mir wichtig, zu konstatieren, daß auch hier durch das Kartell wieder der deutshe Jndustrielle geshügt wurde. Also es wäre immer angenommen, daß die Ansicht, die ih hier äußere, rihtig ist durch das ausländische Großkapital ein blühender deutscher Jndustriezweig wenn nicht erdrüdkt, so doch sehr stark geschädigt worden, wenn wir nicht das Kartell ge- habt hätten und durch das Kartell auch das Ausland zu zwingen vermocht hätten, Deutschland derartige Verhältnisse zu gestatten, und uns in die Lage zu versezen, auch unseren Arbeitern halbwegs gutes oder vielleicht ganz gutes Aus- fommen zu gewähren. / Tapetenfabrikant Langhammer- Chemniß: Meine Herren, ih bin Herrn Engelhard sehr dankbar, daß er hier der Ver- sammlung an Mustern gezeigt hat, daß gerade unter dem Kartell der Konsument nicht schlecht gefahren ijt. (Sehr richtig!) Es ist nämlih dadurch die Tatsache festgestellt worden, daß heute der deutsche Konsument zu billigeren Preisen als früher bessere Ware erhält. (Sehr rihtig!)) : , | Was hat denn nun der Minimalpreis verhindert ? Zweierlei! Erstens, daß wir bei billigerer Ware zu verlust- bringenden Preisen hätten verkaufen müssen. Dadurch wäre eine Reihe von kleineren und mittleren Existenzen ganz gewiß zu Grunde gegangen. Auf der andern Seite aber steht fest, daß wir durch die Begrenzung der Preise nah unten in die Lage kamen, unsere funstgewerblichen Leistungen zu heben. Das ist dem Konsum in Deutschland zugute gekommen, das hat auh unseren Export gefördert. Diesen Schluß möchte ih aus dem, was Herr Engelhard uns gezeigt hat, ziehen. Direktor Holtkott-Bedburg: Jch kann es für den Artikel Linkrusta bestätigen, daß auch da während der Dauer der Konvention die Preise allmählich immer niedriger ge- worden find. Es hat eine Verbilligung des Artikels statt- gefunden. Teilweise ist sie mit Absicht herbeigeführt worden, um den Konsum mehr anzuregen. Allerdings kam sie nicht voll dem Konsumenten zugut, sondern es wurde vor allen Dingen dem Händler ein angemessener Nuvten, ein größerer als bisher, durh die Preisgestaltung eingeräumt. Jedenfalls ist während der sechs Jahre, wo der Linkrustaverband besteht, der Durchschnittspreis nicht unerheblih heruntergegangen. Professor Dr. Liefmann-Freiburg 1. B.: Es wurde heute morgen schon die Ueberlegenheit der großen Fabrik „Hansa“ hervorgehoben. Jh möchte die Frage stellen, ob diese Ueberlegenheit nur in dem großen Kapital oder auch in besonderen technischen Fortschritten begründet ist ? S Tapetenfabrikant Langhammer- Chemniß: Auf die leßte Frage kann man doch unmögli antworten, das würde wohl kaum hier im Rahmen dieser Verhandlungen angängig sein. Der Nachweis wäre auch, glaube ih, außerordentli {wer zu führen. Jch möchte behaupten, daß die Firma in

weise eine Tapete, für welhe ih vor zehn Jahren noch 1,30 M bekam, heute muß ih sie für 50 F fortgeben. Für dieses Muster mit „einem kleinen Golddruck bekam ih vor zehn Jahren 1,25 #, heute erhalte ih für dieses Muster

venn den haben wir uns schon lange selbst gegeben, und ih

in der Fabrikation genau dasselbe 50 Z. Eine

bezug auf die Leistungen nach jeder Richtung hin auf einer guten Stufe steht, aber nicht auf einer höheren Stufe als ein | großer Teil der sonstigen deutschen Tapetenfabriken. Darüber ist gar kein Zweifel, daß dur Zuführung des grosien Kapitals i