1906 / 4 p. 28 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 05 Jan 1906 18:00:01 GMT) scan diff

/ Tapetenhändler Hei den-Cöln: Als Händler möchte ih Jhnen zu dieser Sache ein Beispiel dafür anführen. Vor zwei Jahren besuhte mich Herr Wundram, der Inhaber der Tapetenleistenfabrik Alb. Zander & Cie. in Berlin. Jch arbeite bereits lange Jahre mit dem Herrn, und er äußerte fih dahin: Herr Heiden! eigentlich darf ih Jhnen nichts mehr liefern, ih bin vom Tapetenring angegangen worden, die vom Ring gesperrten Händler niht mehr zu besuchen, aber ih habe meine Unterschrift niht gegeben, und Sie können doh weiter von mir beziehen. Jh möchte also damit nachweisen, daß auch Fabriken, die andere Artikel wie Tapeten herstellen, an- gegangen worden find, uns zu sperren.

Linkrustafabrikant Wankelmuth- Vallendar a. Rh.: Jm Anschluß an den Nachweis, den ich geführt habe, kann ih nur erklären: jeder Lieferant, der zu mir kommt, kommt unter dem Druck: Herr Wankelmuth, ih darf nicht für Sie liefern, ih tue es aber do! (Heiterkeit) Nun, meine Herren, wenn das der Fall ist, sehe ih wirklih nit ein, warum eine der- artige Bestimmung überhaupt noch besteht.

Direktor Holtkott-Bedburg: Jh möchte da doh wieder die Frage aufwerfen, ob Herr Wankelmuth sih nicht täuscht. Vielleicht treten die Lieferanten mit derartigen Sachen heran, um ihm das Angebot besonders verlockend erscheinen zu lassen. Jedenfalls haben wir eine solhe Bestimmung gar nicht im Statut und üben auch gar feinen Zwang auf Lieferanten aus, Herrn Wankelmuth zu liefern oder nicht zu liefern.

Tapetenhändler Klein-Cöln: Meine Herren, ih möchte zunächst den Brief einer Maschinenfabrik verlesen vom 10. Mai 1899:

Zu meinem großen Bedauern wurde mir vor einigen Tagen von vielen Mitgliedern des Vereins deutscher Tapetenfabrikanten die überrashende Mit- teilung gemacht, daß Sie aus dem obigeu Verein ausgeschieden sind. Da ih mi seinerzeit dem Vereine gegenüber verpflichten mußte nur an Mit- glieder desselben zu liefern und fortwährend an mein gegebenes Versprechen erinnert werde (wofür die jet wieder eingegangene beiliegende Drucksache Zeugnis ablegt), bin ih in die unangenehme Lage verseßt worden, jeßt von der Ausführung Ihres ge- gebenen Auftrags absehen zu müssen.

Es ist mir sehr peinlich und recht unangenehm, Jhnen solche Nachricht zugehen lassen zu müssen, ganz abgesehen von dem Schaden, der mir durch den Verlust Jhrer geehrten Kundschaft, hoffentlih nicht dauernd, entsteht. -

Im Augenblick bin ih genötigt, mich zu fügen, wenn ih niht mit dem Verein und mit der größter. Anzahl. meiner werten Herren Abnehmer in Streit geraten will und dann unsagbaren Nachteil erleiden würde.

Jch möchte auh erwähnen, daß einzelne Zeichner für uns nur Umzeichnungen respektive Zeichnungen nah Angaben ge- macht haben, da sie nicht direkt Originale liefern wollten. Andere Zeichner waren gezwungen, einen Teil ihrer Zeichnungen vor ihrer Geschäftstour an uns zu verkaufen, da sie befürch- teten, Vorwürfe der Ringfabrikanten zu erhalten, wenn diese, die von unsrer Firma ausgesuhten Zeichnungen bereits ge- fehen hätten. Ein Zeichner hat nah seiner Angabe eine Strafe von 500 M. zahlen müssen dafür, daß er an nns ge- liefert hat. Man ist sehr weit gegangen; sogar Lieferanten von Sackleinen oder Emballageleinen haben uns nicht liefern wollen, weil sie ängstlich waren, mit dem-Verein zu kollidieren.

Vorsigender: Es hat sih jezt Herr Liepmann ge- meldet. Ehe ih ihm das Wort erteile, möchte ich selbst ein paar Bemerkungen machen. Herr Langhammer hat vorhin Herrn Liepmann den Vorwurf gemacht, daß er gewisse Pa- piere beim Ausscheiden aus dem Verein nicht abgeliefert habe. Jch nehme an, daß Herr Liepmann sich dagegen wenden will, und ih habe ihn schon gebeten, sich möglichst kurz zu fassen, weil es sih um eine Streitfrage handelt, die hier nicht ausgetragen werden fann; denn die Herren find, wie ih an- nehme, darüber verschiedener Ansicht. Jh kann Herrn Liep- mann das Wort nicht abschneiden, bitte aber und wie ih annehme, mit ihrer Zustimmung —, daß er dies mit möglichst furzen Worten tut.

Tapetenfabrikant Liepmann-Berlin: Jch habe den Vorsig in der Kommission für den § 27 geführt vom 15. April 1900 bis 19. Mai 1900, dann schied ih aus. Jch bin, wie ih {hon gesagt habe, nah Eisena gegangen. Die Sigung, die dort abgehalten werden sollte, konnte aber niht abgehalten werden, da die Mitglieder nicht erschienen, und am nächsten Tage habe ih die Versammlung in Eisenach verlassen müssen und habe abgewartet, was kommen würde. Es kam dann das Rundschreiben der Vereinsleitung, das den meisten Herren bekannt ist, und zu gleicher Zeit wurden mir Telegramme von meinem Lieferanten zugeschickt: „An Liep- mann keine Ware liefern, abwarten, was passiert!“ Die Herren kamen zu mir und sagten: hier sind die Telegramme; fie sollen keine Ware mehr von uns bekommen. Jh wußte nihts davon und stellte daher fest, daß man, als ih dort war, meinen Ausschluß aus dem Verein bewirken wollte; man hatte aber nicht genügende Gründe und ließ es daher beim alten. Als nun das Flugblatt erschien, welches es mir absolut unmöglih machte, länger beim Verein zu bleiben, war folgender Zustand eingetreten. Acht Tage vorher hatte ih mich bemüht, sämtliche Lieferanten dazu zu verpflichten, sie follten nur an Vereinsmitglieder liefern, und am Tage darauf wurden die Herren, die sich durch mein Zutun dazu ver- pflichtet hatten, aufgefordert, mir nicht zu liefern. * (Heiterkeit.) Was sollte ich machen? Sollte ih, um den Herren den Gefallen zu tun, die Sache ruhig weiter gehen lassen? Dann hâtte ih in nächster Woche weder Farbe noch Papier gehabt. Man stellte also gewissermaßen das Ansinnen an mich, ih sollte mir einen Strick drehen, an dem ih mich selber auf- hängen sollte. Jch sollte mir die Lieferanten selber abschneiden. Jch sollte dafür sorgen, daß den ausgeschiedenen Mitgliedern

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keine Ware gegeben würde, nahdem ih selber ausgetreten war. problematisch vorkam ein Teil der Lieferanten hatte nicht geantwortet, ein ‘anderer hatte geantwortet, er würde mich dem Staatsanwalt übergeben —, die Papiere den Herren zurü- gegeben. Hätie ih die Papiere an den Verein gegeben, fo hätte ih den Herren damit die Unterlagen gegeben, meine Fabrik einfach still zu legen. Das konnte ih unter den da- maligen Verhältnissen absolut nicht, und infolgedessen habe ih mir gesagt, es wäre ein Unrecht gegen die Herren gewesen, die fich meinen Bestrebungen angeschlo)sen hatten und tatsächlich die Ver- sicherung gegeben hatten: wir wollen nur an Vereinsmitglieder liefern, und die nun dadurch geschädigt worden wären, weil ein großer Teil der Lieferañten ihre Zustimmung verweigerte. Deshalb packte ih die Papiere fein säuberlich zusammen und gab sie den Herren zurück. Andererseits hätte ih, wenn ih die Papiere dem Vorstand geschickt hätte, keine Ware mehr bekommen und mir also auf diese Weise selber die Existenz abgeschnitten. Uebrigens hat man mich dafür noch mit 3000 G Strafe belegt. Die Prozesse darüber sind jedoch bis jeyt verloren und bilden diese 3000 # einen Teil der jeßt eingeflagten 7000 M.

Vorsigzender: Meine Herren, wir müssen diesen Punkt verlassen; es handelt sich da nicht um eine Kartellfrage, sondern um éine Angelegenheit eines einzelnen Mitgliedes.

Tapetenfabrikant Engelke-Schwarmstedt: Jch fagte, daß die Kommission nicht weiter fungiert hätte teils aus Schwäche, teils aus anderen Gründen. Jh dachte dabei auch an den Fall Liepmann, wollte aber nit persönlich werden und habe deshalb die Sache umgangen. Da diese Angelegenheit aber angeschnitten ist, möchte ih betonen und das halte ih für wichtig, weil hier zum Ausdruck kommt, der Paragraph hätte etwas Unmoralisches an sich —, daß dies eine falsche Auf- fassung ist. Denn wenn wir uns zusammentun, finde ih es naturgemäß, daß wir unsere Lieferanten für uns binden, und ih möchte Herrn Liepmann namentlich in dem Punkte wider- sprechen, da die Outsiders sih anscheinend einbilden, daß wir aus moralishem Gefühl die Sache verlassen haben, und möchte meinen ‘persönlichen Standpunkt dahin klarlegen, daß wir sehr wohl das Recht haben, unsere Lieferanten zu binden und die Sache eigentlih aufs neue anfassen sollten. Dies ist dadurch etwas verfahren worden, weil Herr Liepmann, meines Er- achtens zu Unrecht, diese Verpflichtungsscheine den Lieferanten zurückgestellt hat, und weil die fkartellierten Fabriken nicht recht wußten: wie sollen wir uns jeßt den Lieferanten gegen- über stellen, die ihre Verpflichtungen jeßt wieder in den Händen haben. Aber rihtig das möchte ih ausdrüdlich betonen ist dieser Weg nicht gewesen, und wir waren sehr wohl im Recht, wenn wir die Lieferanten verpflichteten, nur uns fartellierten Fabriken zu liefern.

Tapetenfabrikant Langhammer- Chemnitz : Meine Herren, der Vorgang ist hinreichend bekannt. Jch will nur eins richtig stellen. Die Depesche, von der Herr Liepmann gesprochen hat, ist niht

Vorsißender: Wir wollen dieses Thema verlassen; denn sonst wird Herr Liepmann wieder erwidern müssen. Der 8 27 an si ist von großer Bedeutung für die ganze Kartellfrage. Aber diesen Zwischenfall möchte ih ganz ausscheiden.

Tapetenfabrikant Langhammer- Chemniß: Herr Klein hat vorhin einen Brief vorgelesen. Der Brief von der be- treffenden Maschinenfabrik stammt aus dem Jahre 1899. Damals ist der § 27 durchgeführt worden, soweit es über- haupt möglih war. Nach dieser Zeit, nah 1900, ift nichts geschehen. Der Brief hat also keine Beweiskraft für den jeßigen Zustand.

Vorsißender: Die Rednerliste zu Nr. 11 des Frage- bogens ist ershöpft. Wir kommen zu Nr. 12:

Hat das Kartell einen Einfluß ausgeübt:

a) auf die Konzentration der Betriebe durch Aus- schaltung minder leistungsfähiger Betrieb2?

b) auf die Konzentration der Betriebe durch Zu- sammenfassen der verschiedenen Stadien des Produktionsprozesses dienenden Betriebe in einer Hand?

Meine Herren, Sie werden dieser Frage alle ansehen, daß ‘sie für den Tapetenring nicht bestimmt ist, sondern daß sie ganz andere Jndustrien im Auge hat. Es ist eine sehr wichtige Frage speziell für die Eisenindustrie; aber ih glaube, daß sie für die heutige Versammlung von geringer Bedeutung ist. Die negative Seite der Frage ist aber vielleiht von Bedeutung und darum möchte ih sie doh zur Diskussion stellen:

Hat das Kartell die Konzentration der Be- triebe durch Ausschaltung minder leistungs- fähiger Betriebe, sei es minder leistungs- fähig an Kapital oder minder leistungsfähig an Arbeitskraft usw., verhindert?

Es ist die Behauptung aufgestellt worden, im vorliegenden Falle in bezug auf die Tapetenfabrikation habe das Kartell gerade die Aufsaugung kleiner Betriebe dur die großen Be- triebe hintangehalten, und wenn jemand dazu sprechen will es kann si ja nur um eine allgemeine Erörterung handeln —, so möchte ih bitten, dazu das Wort zu nehmen.

Tapetenfabrikant Langhammer-Chemniz: Jh will be- merken, daß es Zweck und Aufgabe des Kartells ist, tatsächlich die wirtschaftlih schwächeren Existenzen zu stüßen, und der Erfolg beweist, daß es so gekommen ist. Durch das Kartell ist einer Zahl von kleineren Fabriken die Existenz erhalten geblieben. Es haben sih auch eine Reihe von diesen Existenzen fortentwickelt, und zwar zu sehr ansehnlihem Umfang. Jch möchte au dafür den Beweis erbringen und nicht bloß be- haupten. Jedes Mitglied, gleichviel ob es eine kleine oder große Musterkarte führt, ob es fapitalkräftig oder fkapital- {wach ist, ist in der Lage, zu demselben Preise seine Ware an den Händler abzuseßzen, und darin liegt ein wichtiges Moment gerade für die Erhaltung der kleineren und mittleren Existenzen. Diese Tatsache beweist, daß der Zweck, den wir

IJnfolgedessen habe ih, da mir die Sache sehr

im Auge gehabt haben, auch erfüllt worden ist. Es find von einzelnen Fabrikanten von Anfang an an diesem unserem Programm Ausstellungen gemacht worden. Jh beziehe mich da auf Unterredungen, die zwischen mir und einzelnen Kollegen stattgefunden haben. Man hatte einmal die Absicht, ganz diesen Zweck auszuschalten. einem kleineren Kreise von fkapitalkräftigen und leistungsfähigen Existenzen ein engeres Kartell, vielleicht in dem Sinne wie in England, zu bilden, um einen Kampf gegen die shwächeren Existenzen zu führen und diese . ch und nach_ zur Auflösung zu bringen. Diese Absicht hat bestanden. Sie ist aber auf Widerstand gestoßen, und ih meine, das ist niht nur im Interesse der Jndustrie, sondern auch des Tapetenhandels ge- wesen. Durch die große Zahl der verschiedensten Elemente, die wir im Gewerbe haben, wird auch der Eifer in funst- gewerblicher Beziehung mehr angeregt, und der Erfolg ist der gewesen, daß unsere Jndustrie tatsächlich nicht nur mehr geleistet hat, sondern daß auch der Tapetenhandel in der Lage war, seine eigenen Musterkarten besser auszugestalten, aís es früher der Fall war.

Vorsizender: Wird das Wort weiter gewünscht? Das ist nicht der Fall. Dann kommen wir zu Frage 13:

Hat das Kartell auf die Arbeiter- und Lohn- verhältnisse der syndizierten Betriebe Einfluß gehabt?

Hierzu ist eine Unterfrage eingereiht worden:

Sind die Händler und Fabrikanten seitens der Organisation angèwiesen worden, nur solche Arbeitskräfte, junge Leute, Reisende zu beschäftigen oder in ihre Betriebe einzu- stellen, welhe bisher bei organisations8- freundlihen Händlern oder Fabrikanten in Stellung waren, und niemanden zu enga- gieren, welcher in einem von der Vereins- leitung gesperrten Betriebe gearbeitet hat?

Tapetenfabrikant Langhammer- Chemniß: Die leßte Unterfrage kann ich verneinen. Mir ist kein Fall von seiten des Vereins bekannt, daß in dieser Richtung irgend eine An- regung gegeben worden wäre. Jh möchte nur * ein paar Worte zu der Frage 13 selbst sagen. Wir haben versucht, eine Statistik über unsere Arbeiter- und Lohnverhältnisse aufs zustellen. Es ist mir das aber nur in ganz beschränktem Umfange gelungen; es hat nur ein kleiner Teil der Fabrikanten geantwortet. Die Druer, die wir beschäftigen, sind organisieri. Jh weiß allerdings nicht, ob alle zu der Organisation ge- hôren, wahrscheinlich nur ein Teil. Jedenfalls steht aber fest, daß die Organisation der Maschinen- und Handdrucker, die in Deutschland besteht, sehr wohl Kenntnis hat von dem Bestehen unseres Kartells, daß es infolgedessen auhch auf die Lohnverhältnisse eingewirkt hat, wenn auch nicht so ficht- bar wie vielleiht in anderen Branchen. Aus dieser Enquete, die sich auf etwa 14 Betriebe erstreckte, geht hervor, daß die Lohnverhältnisse in unserer Branche außerordentlich günstig sind. Eine große rheinische Fabrik hat z. B. ausgerechnet, daß das Durchschnitts- einkommen eines Arbeiters pro Jahr jeyt in den lezten Jahren circa 1293 F. beträgt. Dabei find auc die jugendlichen Arbeiter eingerechnet. Jch meine, ‘aus solchen Ziffern heraus kann man wohl \{ließen, daß die Lohnver- hältnisse bei uns außerordentlich günstige sind. Dazu kommt aber noch eins. Es ist nit jede Tapetenfabrik in der Lage, {nell Drucker. anzulernen. Es gibt Fabriken, die sich damit nicht abgeben, und es ist eine ziemliche Nachfrage ih weiß nicht, ob es jezt noch der Fall ist bei den Fabriken nah gelernten Druckern, und dabei hat man Angebote gemacht, die außerordentlich hoch waren. Eine nicht kartellierte Fabrik bot z. B. vor kurzem 36 # Wochenlohn für gelernte Maschinendrucker an. Daraus kann man sehen, daß unsere gelernten Arbeiter gut bezahlt werden. Die Lohnverhältnisse unserer Arbeiter werden si ja verschieden gestalten, je nad den an den betreffenden Orten bestehenden Lohnverhältnissen. Wir haben eine große Zahl von Arbeitern, die nit besonders angelernt sind, sondern in kurzer Zeit das lernen, was für die Arbeit bei uns nötig ist. Diese Löhne werden fich natür- lich nah den örtlichen Verhältnissen rihten. Es wird im ganzen so sein, daß wir unsere Handarbeiter so bezahlen müssen, wie es an dem betreffenden Orte üblich ist. Z. B. in Chemniy sind nach dieser Richtung die Lohnverhältnisse für die Arbeiter außerordentlih günstig; denn bei uns, namentli jeßt, wo das Geschäft im allgemeinen wieder gut geht, ist geradezu Mangel an Arbeitern vorhanden.

Tapetenfabrikant Liepmann-Berlin: Meines Wifsens ist ein fleiner Teil der Tapetendrucker dem Formstecher- verbande angegliedert, der fast sämtliche Gehilfen in Deutschland umfaßt, und es haben sich demselben au die Koloristen und Farbenmischer und -Drucker angegliedert. Die Beteiligung if allerdings von dieser Seite noch sehr gering, Was die Lohn- frage für die Maschinendruer betrifft, ta Fhábén wir es hier mit ungelernten Arbeitern zu tun. Die Leute werden von irgend welchen Betrieben herangezogen und an den Maschinen angelernt. Sie bezahlen dafür aber weder Lehrgeld, noŸ bekommen sie einen niedrigereren Lohn; sondern sie werden eben zu Druckern angelernt, ohne daß sie einen Pfennig dasul aufzuwenden haben. Die Sache geht so, daß ein Arbeiter, der vielleicht mit 16 Jahren in eine Fabrik eingetreten ift und bei einer Druckmaschine Hilfe geleistet hat, wenn er anstellig erweist, an eine kleine Maschine gestellt wird und einen höheren Lohn bekommt. Bei der nächsten Vakanz rüdt er dann an eine größere Maschine auf, erhält Zulage und gehen bei mir die Lohnsäße bis zu 36 # für den Drudcker in die Höhe. Die Lohnsäye der übrigen Arbeiter richten fi} nah den ortsüblichen Löhnen. Wir sind jeyt so well gekommen, daß die Hilfsarbeiter, die wir haben, einen Minimallohn von 15 # pro Woche bekommen Bursche die 15 Jahre alt sind und 15, 16, ja, auch 18 H verdiene? Die Löhne der Arbeiter sind im Durchschnitt 22, 23 R L Die Mädchen verdienen, sobald fie in Afkordarbeit see

| wenn fie den Akkord beherrschen, 12, 13 und 14 „H.

Man wollte darauf zukommeu, in |

haben also mit Löhnen zu rechnen, die beinahe 40°/, höher nd als vor 6 Jahren, und da die einzelnen Fabrikanten sehr wenig tun, um sich für ihre Drucker Nahwuchs zu besorgen ih habe, als ih noch im Verein war, angeregt, daß in jeder Fabrik obligatorisch eine Anzahl Arbeiter ausgebildet würden; das ist aber niht zum Geseß erhoben worden —, so müssen wir den Ersay auf dem Wege der Annonce und Reklame usw. suchen. Es ist geradezu ein Notstand bei uns, daß, wenn ein Drucker heute fortgeht, man sehr {wer einen neuen bekommt, da ein Arbeitsnachweis bei den Fabrikanten voll- ständig fehlt und die Organisation der Drucker eine sehr fleine ist. Deshalb haben sih die Berliner Herren, als es in Berlin etwas vorwärts ging mit der Fabrikation und die Preise sih erhöhten, zusammengetan, daß wir uns gegenseitig

- die Arbeiter niht fortnehmen wollen; aber dann bleibt nichts

übrig, als von Jahr zu Jahr den Lohn zu erhöhen. Jch

habe bei mir eingeführt, daß alle Jahre ein Wochenlohn bei

der Inventur als Prämie gegeben wird, und daß im nächst- folgenden Jahre eine Erhöhung um eine Mark stattfindet. Das ist das einzige Mittel, um die Leute zu halten.

Tapetenfabrikant Schäfer-Marburg: Herr Langhammer hat vershwiegen, daß die „Tapetenzeitung“ keine Annoncen für uns Outfider aufnehmen darf.

Vorsißender: Damit kommen Sie zu spät, wir sprechen jeßt von der Arbeiterfrage.

Tapetenfabrikant Schäfer-Marburg: aufnehmen darf, sodaß wir überhaupt keine Arbeiter bekommen können. Wir sind also nicht in der Lage, Arbeiter zu bekommen, und in- folgedessen sind die roten Zettel bei den Fabriken ausgeteilt worden, um den Arbeitern zur Kenntnis zu bringen, daß sie anderwärts mehr verdienen können und Arbeit finden. Wenn uns das Vereinsorgan verschlossen ist, müssen wir doch Mittel und Wege suchen, Arbeiter zu bekommen.

Tapetenfabrikant Wulf- Dresden: Jh möchte Herrn Liepmann mitteilen, daß der Zentralverein der Formenstecher feine Drucker und andere Arbeiter mehr aufnimmt. Früher hat er die Drucker mitaufgenommen, aber seit, wenn ih nit irre, drei oder vier Jahren, hat sich ein besonderer Verein gegründet, wo nur Formensteher aufgenommen werden. Jh glaube auch kaum, -daß der Verband der Drucker noch existiert.

Tapetenfabrikant Langhammer - Chemniz: Jn dem Worte, ih hätte vershwiegen, daß die Tapetenzeitung keine Annoncen von den Herren mehr aufnehme, liegt gewissermaßen ein Vorwurf. Dieser Vorwurf kann mich aber nicht treffen, denn ih habe feine Veranlassung gehabt, von der Tapeten- zeitung zu sprehen. Herr Schäfer muß also, wenn er den Brustton der Ueberzeugung anschlägt, etwas vorsichtiger sein. Die Sache liegt einfa so: die Tapetenzeitung ist das Organ der vertragstreuen Fabrikanten und Händler, und es kann uns doh wahrhaftig niemand verdenken, wenn wir in diese Zeitung nur das aufnehmen, was der Organisation dient. Wir sind ja an und für sich gutmütige Menschen, das wird Herr Schäfer aus eigener Erfahrung wissen, aber so gut- mütig sind wir doch nicht, daß wir unser Vereinsorgan für seine Zwecke zur Verfügung stellen. (Heiterkeit)

Jm übrigen haben die Herren ja andere Organe zur Verfügung, was Herr Schäfer allerdings vershwiegen hat, und das gehörte doch eigentlich auch zur Vollständigkeit des Bildes. Jch meine „Die Tapete“, welche in Berlin heraus- gegeben ist und sich eines großen Verbreitungskreises rühmt. Dort kann ja Herr Schäfer seine Annoncen erlassen, die er bei unserem Organ nicht anbringen kann.

Tapetenfabrikant Engelke-Schwarmstedt: Jch wollte nur zur Vervollständigung mitteilen, daß ein Verband der Tapeten- drucker existiert und zwar ein ziemlich sozialdemokratischer, und daß die Drucker durch ihre Verbandsbeiträge beweisen, wie gut sie bezahlt werden. So hat mir zum Beispiel ein Drucker gesagt wenn ih bisweilen Zeit habe, treibe ih Mohrenwäsche und unterhalte mich mit den Leuten —: ja, ih gebe 1,10 (E pro Woche an den Verband. Nun, ih meine, wer jährlich 50 # für eine politishe Agitationskasse zahlen kann, der zeigt damit, daß er nicht shleht bezahlt ist.

Vorsißzender: Die Rednerliste ist ershöpft. Wir kommen zu Frage 14:

Hat das Kartell einen Einfluß ausgeübt auf die Qualität und die Herstellungskosten der syndizierten Erzeugnisse?

Zu dieser Frage hat Herr Frick ums Wort gebeten.

Tapetenhändler Frick- Berlin: Meine Herren, das Kartell hat einen wesentlich günstigen Einfluß auf die Qualität des Fabrikats ausgeübt. Bevor das Kartell bestand, haben die Fabrikanten \sih gegenseitig im Preise unterboten. Der eine machte die Ware billiger als der andere, und der eine machte sie niht viel besser als der andere. Die Tapeten waren herabgesunken zu einem Stapelartikel. Seitdem das Kartell besteht, haben die Herren einen Minimalverkaufspreis festgeseßt, zu dem sie verkaufen. Jnfolge dieser Festseßung bemühen fih die Herren, in dieser Preislage etwas hervor- ragend Schönes zu bringen. Das war ihr Wetteifer und das ist ihnen gelungen. Jch habe hier einiges Material mitgebraht. Sie sehen hier eine Tapete, die jegt für 18 Î verkauft wird, diese hier ebenfalls für 18 Z, und diese Ton- streifen sind beim Publikum sehr beliebt. Jn blau und grün wird diese Tapete zu 20 Z verkauft. Bevor das Kartell

bestand, wurde eine andere viel geringere Ware in den Handel -

gebraht. Jch habe aus alten Restern noch einiges heraus- gesuht. Da kostete diese Tapete hier 18 Z im Vergleich zu dieser Tapete hier. Sie können sehen, wie die Fabrikation seit Bestehen des Kartells Fortschritte gemacht hat. Dies hier sind Tapeten, die früher für 20 und 30 Z verkauft wurden. Es ist also ganz klar, daß seit dem Bestehen des Kartells die Qualität der Tapeten ganz erheblich gewonnen hat zum Besten des Publikums, welches heute für einen geringen Preis \höne, moderne und geschmadckvolle Tapeten bekommen kann. ___ Tapetenfabrikant Langhammer- Chemniß: Meine Herren, ¿ih nehme an, daß wir am Schlusse unserer Verhandlungen stehen und möchte mir, ehe wir schließen, ein kurzes Wort

erlauben. Jch habe den Eindruck, als ob alle anwesenden geladenen Herren den Wunsch haben, daß das Kartell aufreht erhalten bleibt, die Mehrzahl deshalb, weil sie den Nugen des Kartells ohne weiteres zugeben, ein anderer Teil will es im beschränkten Sinne aufreht erhalten wissen und zwar mit dem Fallenlassen der Händlerbeschlüsse, und ein dritter Teil wünscht die Aufrechterhaltung des Kartells deshalb, weil dann der eigene Weizen am besten blüht, als wenn freie Konkurrenz unter uns wieder eintreten würde.

Vorsizender: Das gehört aber nihb zu Nr. 14. Zu Nr. 14 ist noch folgende Unterfrage eingebraht worden:

Entspricht es nit den Tatsachen, daß die Klagen über minder gute Papiere Farben, sowie slechte Haltbarkeit derselben in den leßten Jahren in er- \hreckliher Weise zugenommen haben?

Warum ist es niht möglich, heute eine Tapete von Fabrikanten des Ringes zu erhalten, deren Halt- barkeit eine ebenso unbegrenzt gute ist wie die der Tapeten, welche aus den Jahren 1860 bis 1880 stammen.

Tapetenhändler Heiden-Cöln: Meine Herren, ih möchte dazu kurz folgendes bemerken. Jh nehme bezug auf eine Kochsche Tapetenzeitung, welhe im Jahre 1899 erschien. Daraufhin haben sich 78 bekannte Händlerfirmen zusammen- geschlossen, dieselben sind mit schweren Klagen über die shlehte Haltbarkeit der Farben hervorgetreten und haben ih deshalb an die Farbenfabrikanten gewandt. Die Farbenfabrikanten haben darauf geantwortet, daß bessere Farben lieferbar wären, aber die Tapetenfabrikanten wollten das Geld dafür nicht auf- wenden, sondern nur billige Farben haben. Jch kann übrigens auch nohch einen anderen Beweis dafür erbringen, daß es bessere Farben geben kann oder wenigstens früher gegeben hat. Jh habe zu diesem Zweck einige Tapetenbogen mitgebracht. Dies hier ist eine Tapete von J. Zuber & Cie.. aus dem Jahre 1878, fie ist eht, ich habe es zu Hause ausprobiert, sie kostete damals 64 Z oder 80 Centimes. Der heutige Preis ist vielleicht 10 °/, billiger. Nun, meine Herren, es ist etwas schauderhaftes im Geschäft, wenn man eine bessere Tapete liefern soll und sich dementsprehend bezahlen läßt, und nah 11!/, Jahren is die Tapete hon verschossen. Jch habe hon Tapeten gehabt, die 3 H. im Einkauf kosteten, und fie waren nah einem Jahre total vershossen. (Zuruf: Was für Tapete?) Vom sogenannten Tapetenring! Jawohl! Ob das Vereinsware ist oder nicht, ist ganz gleihgültig. Hier ist eine Tapete von August Schüß aus dem Jahre 1877, es ist tadelloses Gold. (Zuruf: Sie hat ja nicht gehangen!) Das wissen Sie ja nicht! Hier ist eine Tapete von J. Zuber & Cie. aus dem Jahre 1873. Das Gold ist heute noh wie neu. (Zuruf: Was kostet sie?) Liefern Sie uns solche Tapete, wir bezahlen sie Jhnen gern! Wir können aber tatsächlih keine bessere Tapete in haltbarer Farbe mehr bekommen; auch vom Ring niht. (Unruhe und Zurufe.) Hier ist eine Tapete aus dem Jahre 1878. Sie hat si tadellos gehalten. (Zuruf : Gerollt! Heiterkeit.) Wenn ih heute so etwas kaufe, ist es in einem Jahre sogar gerollt vershossen. Hier ist eine Tapete von H. Engelhard aus dem Jahre 1876. Das Not hier in dieser Tapete von Zuber ist auch wieder tadellos. Meine Herren, ih wollte damit nur beweisen, daß“ wir heutzutage wirklich gute Tapeten nicht mehr bekommen, während, wie diese älteren Tapeten zeigen, es sehr wohl möglih ist, gute Farben zu liefern. Die Firmen, z. B. die Firma Meyer & Leiffmann, v. Wittgenstein, die ziemlich die Ersten im Verbande sind, sagen: wir wollen mehr zahlen, aber ihr Herren Fabrikanten habt jeßt 10 Jahre den Verband und liefert uns doch nichts gutes.

Vorsißender: Jh habe die Schlußfolgerung nicht ganz verstanden. Jst das auf das Kartell zurückzuführen?

Tapetenhändler Heiden-Cöln: Jawohl, daß das Kartell seit seinem Bestehen, also seit 16 Jahren, es noch nicht fertig gebracht hat, bessere Tapeten in lihtehten Farben herzustellen. (Heiterkeit und Zurufe.) Beweisen Sie das Gegenteil, dann bin ih zufrieden, ih glaube aber, daß ih lange darauf warten muß.

Vorsißender: Jh will hier eine kurze Bemerkung einflehten. Wir hatten auch Vertreter von Farbenfabriken geladen, und es sind mehrere hier gewesen; der eine hat sich aber entschuldigt und den andern sehe ih auch nicht mehr. Jh bedaure sehr, daß die Frage nicht weiter erörtert werden kann, aber es ist kein Vertreter einer solhen Fabrik hier.

Tapetenfabrikant Jven-Ottensen: Die Frage, weshalb die Farben nicht besser sind, hängt unbedingt mit den Preisen

zusammen. Dazu sind die Preise niht hoh genug, um Farben

in der Form und Art, wie sie früher zu verhältnismäßig sehr hohen Preisen gebraht wurden, jeßt noch zu bringen, und unser Verein bezw. der Verein, der die Preise festsezt, würde au einen Fehler machen, wenn er im allgemeinen die Preise in die Höhe seßen würde, denn dann würden die Sachen nicht mehr verkäuflih sein. Es wird immer von einigen Firmen versucht, nah dieser Richtung etwas besseres zu leisten, und es werden auch Sachen gemacht, bei denen bessere Farben verwandt werden. Diese Sachen werden aber natürlich zu einem etwas höheren Preise verkauft. Jm allgemeinen sind aber die Farben, die zu mittleren Tapeten, worüber ih nur sprechen will, verwandt werden, nicht {hlechter als früher, sondern wesentlich besser. Es hat die Farbenfabrikation in dieser Beziehung einen großen Fortschritt gemaht, und wenn jeßt die Farben sehr lihtempfindlih find, so liegt dies daran, daß man zu den Tapeten in den meisten Fällen viel intensivere Farben nimmt als früher, und die ganz außerordentlich empfindlih sind, aber doh noch besser sind, als die Farben derselben Qualität von früher. Früher wurden sehr viele matte Farben gebraucht und die waren niht echter als jeßt die intenfiven. Wenn es wieder Mode würde, matte Farben zu verwenden, dann würden die Tapeten auch besser und haltbarer sein. Die Farbenfabrikation macht immer Fort- schritte. Gestern habe ich wieder einen solchen Fortschritt gesehen, der sehr bewundernswürdig war, und ih glaube, wir

werden im Laufe der Zeit und zwar in nicht sehr langer Zeit dazu kommen, daß wir für eine bestimmte Art von Farben und zwar in einer nicht geringen Anzahl erreichen werden, daß wir verhältnismäßig gute, brauchbare und auch Hs Tapeten für verhältnismäßig billige Preise herstellen önnen.

Tapetenfabrikant Langhammer - Chemniz: Nach den Ausführungen des Herrn Vorredners kann ih mi ganz kurz fassen. Zunächst bezieht Herr Heiden in der Hauptsache Tapeten von außenstehenden, nicht organifierten Fabrikanten (Zuruf: die Hälfte!), und es wäre zweckmäßig, wenn er dort seine Klagen anbrächhte, und diese seiner Aufforderung Folge leisteten. Wir würden dann den außenstehenden Fabrikanten sicher ohne weiteres folgen. Die Herren sind huld, daß die Preislage so niedrig bleibt, und ohne weitgehende Erhöhung der Preislage ist es überhaupt niht möglich, lihtechte Farben zu verwenden. Die Preislage müßte so weit erhöht werden, daß darunter der Konsum billiger Ware außerordentlich leiden würde. Jch behaupte, daß die ausschließlihe Anwendung lihtehter Farben zum Druck überhaupt niht mögli ist. Es gibt nämlich nur einzelne lihtehte Farben. Es kommt aber noch dazu, die Papiere, die heute verwendet werden, sind zum Teil von intensiver Färbung. Früher hat man hauptsächlich matte Farben beliebt und dazu Papiere genommen, die wenig Färbung hatten. Heute sollen sie stark und intensiv gefärbt sein. Ein Herr, der der Papierbranche angehört, hat mir gesagt, daß es nicht möglih sei, Papiere mit intensiver Färbung lichteht herzustellen.

Jh möchte aber noch auf etwas anderes aufmerksam machen. Jn vielen Fällen ist an dem schnellen Verschießen der Tapeten nicht die Qualität der Tapete und der Farbe huld, sondern die Art des Tapezierens. Jch weiß, daß oft Kleister verwendet wird, der einen Zusaß von Alaun hat und dadurch üble Wirkungen ausübt. Jm allgemeinen steht fest, daß es überhaupt nur eine beshränkte Zahl von Farben gibt, die lichteht sind, es gibt Nuancen, die gar nicht lichtecht herzustellen find. Jch bedaure, daß Herr Beringer, der Jn- haber einer hochbedeutenden Farbenfabrik, nicht hier ist, er würde das bestätigen.

Die Preisunterschiede zwishen lihtehten Farben und Farben, wie wir sie jeßt verwenden, sind sehr groß, die ersteren sind wesentlich teurer als die nit vollständig ehten. Aber ih möchte ausdrücklih betonen, und zwar in derselben Richtung wie Herr Jven, daß im allgemeinen die Mehrzahl der Tapeten nicht so widerstandslos ist, wie Herr Heiden es dar- stellt. J kann damit schließen, Herrn Heiden zu empfehlen, daß er sich zunächst an seine Freunde, die außenstehenden Fabrikanten wendet und diese veranlaßt, vollständig lichtechte Tapeten herzustellen.

Papierfabrikant Raitelhuber-Kirhheim a. Neckar: Was Herr Langhammer ausgeführt hat, kann ih in jeder Beziehung bestätigen. Die Anforderungen an das Papier sind seit den leßten 5 bis 10 Jahren, troßdem, wie ih ausgeführt habe, die Preise im allgemeinen nicht gestiegen sind, wesentlich größer geworden. Das ist doch wohl ein Beweis dafür, daß der Ring sich auch große Mühe gegeben hat und gibt, die Qualität der Tapeten mehr und mehr zu vervollkommnen.

Tapetenhändler Schroeder-Elberfeld: Jh wollte auch die Beweisführung des Herrn Heiden kurz kennzeihnen in- sofern, als er mit Waffen kämpft, die stumpf und seine Be- weise nicht stichhaltig sind. Er hat unter anderem eine Spezialität, die Estampetapeten von Zuber und Engelhard, an- geführt. Jch kann nur konstatieren, daß diese Tapeten in derselben Qualität wie früher auch heute noch fabriziert werden und auch heute noch den Händlern zugänglih sind.

Vorsißzender: Es steht niemand mehr auf der Redner- liste, ih nehme also an, daß die Debatte ershöpft ist. Wir stehen damit am Schlusse unserer Verhandlungen, und es bleibt mir nur noch übrig, den Herren den Dank der Regierung auszusprechen, daß die Debatte in so sachlicher Weise und so fôrdersam geführt worden ist. Jch weiß, daß sehr heftige Gegensäßge bestehen zwischen den Tapetenfabrikanten und den Händlerkreisen, ih weiß, daß auch gewisse persönliche Gegensäge bestehen, und es hat mich gefreut, mit welcher Meisterschaft es den Herren gelungen ist, die persönlichen Gegensäge hintanzuseßen und sachlich diese Fragen zu disku- tieren, die von fo großer Bedeutung find für Jhr Gewerbe wie für die ganze deutsche Jndustrie und auch zur Information für die Regierung für die Stellung, die sie zu diesen Fragen einnehmen soll.

Hiermit schließe ih die Versammlung.

(Schluß: 7!/, Uhr.)

Anlage x.

Material

für die kontradiktorishen Verhandlungen in der Kartellenquete am 30. November 1905.

(Verbände in dec Tapetenindustr'e.)

Megranans der Enqueteverhandlungen vom 30. November find die Verbände in der Tapetenindustrie und die durch ihre Tätigkeit in der Industrie geschaffenen Verbältnisse. Dabei kommt hauptsächlih der Verein Deutscher Tapetenfabrikanten fowie die Vereinigung der Tapetenhändler in Betracht, welche unter dem Namen „Haupt- verein Deutscher Tapetenhändler* die in Deutschland bestehenden lokalen Unterverbände von Händlern zusammenfaßt. Beide Vereine baben sich zu geineinsamem Vorgehen zusammengeslofsen und werden infolge- dessen in der O-ffentlichkeit vielfah unter der Bezeichnung „Tapzten- ring* erwähnt. Der Verständigung ift der Verband der deutschen Linkrustafabrikanten beigetreten. Insbesondere find die Bestimmungen über dem Wiederverkauf von Linkrufta dem Verein Deutscher Tapeten- fabrikanten zur Durchführung überwiesen. Endlich besteht noh eine „Freie Vereinigung der Tapetenhändler“, die darauf hinarbeitet, daß die Bedingungen nit nur für ein Jahr, fondern immer für mehrere 6