1906 / 16 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 19 Jan 1906 18:00:01 GMT) scan diff

bei der Togobahn von Lome nah Palime. Das größte Bedenken bâtten wir dagegen, pas das Reich die Bahn selbs baut, namentlih nah den praktischen Erfaßrungen bei der Usambarabahn, wo der Reich8- betrieb jahrelang Zuschüsse zu den Betriebskosten allein erforderte während dann die pachtende Firma ohne jeden Zuschuß zu den Betriebskosten noch einen Gewinn von 300 000 A erzielte. Genehmigen wir hier der Kamerun - Eisenbahngesell- haft den Vertrag, so müßten wir doch niht erst nach 30 Jahren, sondern vielleiht hon nach 15 oder 20 Jahren dem Reich das Recht zum Rückkauf der Bahn vorbehalten. Schon im Jahre 1902 war einem Kamerunfyndikat eine Vorkonzession zum Bau der Linie erteilt worden. Inzwischen hat sich die neue Kamecun- Eisenbahngesellschaft gebildet; wir haben aber im vorigen Jahre keine genügende Kenntnis über die Verhältnisse der neuen Gesellschaft zu dem Kamerun-Eisenbahnsyndikat erhalten. Die Konzession des Syndikats ift vielmehr im Laufe des Jahres 1905 zwanglos ab- elaufen. Schon am 17. Februar 1905 verzihtete das Syndikat zu Gunsten der Kamerun-Eisenbahngesellshaft unter fünf Bedingungen: 1) Das Syndikat erhält als Ersaß für seine Auslagen 120 000 M. bar. 2) Es erhält 360000 (A Vorzugsaktien franko Valuta von dem niht garantierten Kapital. 3) Das Syndikat erhält in der neuen Gesellshaft drei Aufsichtsratsstellen. 4) Der Direktor des Syndikats erhält 50000 A 95) Der Erbauer der Bahn zahlt für das bekannte Buch über die Tschadfeebahn die bekannten 5000 In der vorjährigen Kommission ist mir nun auf meine Anfrage nur mitgeteilt worden, daß sich_ das Verhältnis zwischen beiden Gesell- schaften darauf beshränft, daß das Syndikat in der neuen Gesellschaft drei Aufsichtsratsstellen erhält. Von den 120000 bar und den 360 000 M Aktien ist uns nichts mitgeteilt worden. Der Ver- treter der Kolonialverwaltung hat jeßt ge?agt, von den 360 000 M Aktien habe er damals nichts gewußt. Ich zweifle nicht daran, aber bereits im Mai hatte die Kolonialverwaltung einen s\pezialifierten Kostenboranshlag des Bahnbaues, und darin ist die Summe von 120 000 & als eine besondere Summe des Anschlages ausgeseßt. Im Dezember vorigen Jahres sagte der Vertreter der Kolonial- verwaltung hier, wenn wir damals in der Kommission da- nah gefragt hätten, hätte er den Voranschlag mitgeteilt. Ih muß mihch wundern , daß ein Vertreter der Verwaltung mit dieser Auêrede vor das Haus tritt. Aber noch s{chlimmer : es ist damals in der Kommission danach gefragt worden, und zwar von dem Abg. Lattmann, der wegen der verschieden mitgeteilten Höhe der Kosten pro Kilometer danach fragte, aber die Vorlegung des An- \chlages wurde \chlankweg abgelehnt. Ich bitte den Kolonialdirektor im Interesse der s{chleunigen Verabschiedung der Vorlage, der Kom- mission alsbald den spezialisierten Kostenanshlag zugehen zu lassen. Noch lieber wäre es mir g2wesen, wenn er der Begründung der Vorlage beigegeben worden wäre, wie es bisher bei allen Kolonial- bahnen der Fall gewesen ist. Ich habe kein Bedenken, daß man dem Kamerun-Eisenbahnsyndikat sein Manko erseßt, aber man hätte das dem Hause mittcilen müssen. Im Dezember habe ich {on gefragt, woher das Geld für die 360000 Æ Aktien käme, die dem Syndikat gratis gegeben sind. Der Kommissar wußte es nicht, ob es von einem Bankenkonfortium oder von dem Erbauer der Bahn aus seinem Ge:winn käme, er sagte nur, die 360 000 Æ seien die Provision an das Syndikat. Nachher sagte ein Mitglied des Syndikats, das fei die Anteilnahme, der ganz legitime Gewinn des Unternehmer3, des Geheimen Kommerzien- rats Lenz. Das ist mir gleihgültig, aber die Vertreter des deutschen Volkes können dafür niht einen Pfennig hewilligen. Ich nehme es Fürsten und Adligen nit übel, wenn fie Gelder in den Kolonien verdienen wollen, im Gegenteil, das beweist nur, daß die Kolonien ih rasch und gut entwickeln, wenn fie dort verdienen, aber solde Verdienste dürfen nit auf Kosten des Reichs gegeben werden. Das trifft bier aber zu, denn diesz 380 000 Æ fköônnen den ersten Gewinn der Bahn absforbieren. Auch der geringstz Anschein ist zu vermeiden, als ob für folWe Manipulationea Gelder des Reichs in Anspru enommen würden. Die Hercen haben zwar zwei Expeditionen inausgeshickt, aber ihre baren Auslagen sind auf Heller und Pfennig erseßt worden, die Provision von 360000 M ift jedoch nicht durch Expeditionen, iondern durch einige Konferenzen hier in Berlin verdient worden. Wir müfsen €s daher als conditio sine qua non der Genehmigung dieser Bahn ansehen, daß das Aktien- kapital von 17 Millionen um diese 360 000 A ermäßigt wird. Die Herren, die aus pvatriotiscem Interesse die Unternehmung ins Leben ges rufen haben, müssen, nahdem es nit gelungen ist, sie zu finanzieren, zufrieden sein, wenn sie ihre baren Auslazen wiedererhalten. Meine politishen Freunde können fich nie und nimmermehr dazu entschließen, daß sie auf Kosten des Reiches entshädigt werden. Alle meine Aus- st:[lungen, die ih im Dezember in bezug auf diese Abfindung aemaŸht babz, baben si als vollkommen zutreffend erwiesen, das ift mir auch von einer größeren Anzahl von Kollegen bestätigt worden. Was die Mitteilungen des Kolonialdirektors über den Aufstand in Kamerun betrifft, die eine lebhafte Erregung im deutshen Vater- lande hervorrufen müfsen, so wäre es erwünscht, wenn er uns sagte, auf welhe Gebiete sich seine Befürchtungen erstrecken. Sollten sie sih auf den Südwesten beziehen, wo es zahlreihe waffenfähige Männer gibt, so müßten sich unsere Bedenken noch erheblich steigern. Es erfordert die denftar größte Sorgfalt in der Auswahl der Beamten, damit niht durch deren Benehmen ein Aufstand hbervor- gerufen wird. Es besteht ein Streit zwischen der Südkamerun- Gesell- schaft und den fogznanntezn Batanga-:Firmen, beide baben die Kolconial- abteilung angerufen, und ich möthte wifsen, welhes das Resultat der von diefer angeordneten Untersuhung gewesen ist, und welhe Maß: nabmen die Regierung auf Grund diefer Untersubungen angeordnet hat, um dem Raubbau auf Gummi ein Ende zu machen. Nach der Mitteilung der „Deutschen Reihspost*“ \follen auf Anordnung eines Beamten Eingeborene ibr Land baben verlassen müssen, bloß weil ein Kaufmann fich darauf niederlassen wollte. Wäre das rihtia, so müßte es bôscs Blut machen. Außerdem würde es mit der Kaiserlichen Ver- ordnung über die Beshaffung von Kronländern in direktem Wider- spruch fteken. Wenn der Kolonialdirektcr von dem drohenden Auz3- bru eincs Aufstandes spriht, so muß man do fragen, ob alles gztan ift, um nicht unnôtigen Zündstoff unter die Eingeborenen zu werfen. Ueber die Kamerunbahn selbit denke ih \o, wie Kollege Sáhwarß und ih es im vorigen Jahre dargelegt haben. Wir stehen iér sympathisch gegenüber und hoffen, in der Kommission einen Weg zu finden, um einzelne Mängel zu beseitigen und die E ¡um Grundstein einer reihen Entwicklung der Kolonie zu machen.

Siellvertrctender Direktor des Kolonialamts Ecbprinz zu Ho he n- lobz-Langenburg: Meine Herren ! Es sind soeben einige Anfragen alls gemeiner Natur gestellt worden, auf die iy sofort eingehen möchte. Es bantelt fi zunä@st darum, daß der Herr Vorredner gesagt hat, ih hâtte von einem drobenten Aufstande gesprohen. Ich weiß nicht, ob ih mich in derart stzrfer Weise au2gedrüdt habe ; jedenfalls liegt da insofern ein Mifiverftärdnis t als ich nicht von einem in einem be- fiimmten Teile des Kameruner SHhutgebiets drohenden Auf- flande sprechen, sfondera im allgemeinen die Tatsahen fkon- ftatieren wollte, auf die ein Bericht aufmerksam macht, daß nämlich die Aufstände in Deutsch - Oftafcika und -Südwestafrika aub, wie zu bemerken ist, unter den Eingeborenen anderer Schußz- gebieie, so au Kameruns, eine gewisse Erregung hervorgerufen haben, die niht ganz unteahtet bleiben darf. Fh möchte dem entgegen- tretzn, als bandle i353 nun um den unmittelbar bevorstehenden Aus- bru eines Aufstandes. (5 würde nicht richtig sein, das anzunehmen. Es handelt fic vielmehr um aligemeine Wahrnehmungen eines ge- wissen Erregungsz;ustandes, die ater gewiß von der Verwaltung nit gänzli unbeadiet bleiben türfzn. Jnfofern glaube ih Sie beruhigen zu können, taß wic nicht wie in Südwestafrifa nun plößlich vor ernften Ereignissen stehen würden. Aber Wachsamkeit ist, wie Sie mir alle ¡ugeben werden, am Plaßz, und Symptome dücfen nicht unbeachtet bleiben. Was den Kostznvorans&#lag betrifft, so sind bereits die Bor- bereitungen dazu getrcfen, ihn rehtzeitig ter Kommission vorleagea zu fönren. Es ift ferner gefr2gt worden, wie ih mih zu dem Prccej-ft der Fortführung der jeyt bezxbsihtigten Bahn weiter in das J na tem Tschadsee stelle. Meine Herren,

ih stehe auf dem Standpunkt, daß zunähst einmal abgewartet UAE muß, wie die gegenwärtige Bahn \ich entwickelt. Ein sofortiges hren der Bahn ins June binein ohne Er- fahrungen auf diesem Gebiete möchte ih wenlastegs is jegt noh nit befürworten. Jch möchte Sie bitten, meine Aeußerung über die Aus- dehnung der fkolonialen Eisenbahnen dahin aufzufassen, daß es sih niht um ein p es und uferloses einfahes Weiterbauen handelt, sondern daß die ( rfahrungen, die mit den bestehenden Bahnen (enan werden, und die Erkundung der wirtshaftlihen Ver- ältnisse der betreffenden Gebiete selbstverständlich die Basis für ein Weiterbauen der Bahnen ergeben müssen. Was den Streit der Südfirmen mit der Gesellshaft Südkamerun anlangt, so ift eine Untersuchung erfolgt. Der betreffende Kommissar, der die Untersuchung über den Aufstand , der mit dem Streit zusammenhängt, zu führen hatte, ist gegenwärtig unterwegs, und ih boffe, daß sein mündlicher Beriht uns demnächst vorliegen wird. Ueber die finanzielle Frage wird Herr Gekb,cimer Rat Helfferih dem hohen Hause Aufklärung geben. :

Geheimer Legationsrat, Professor Helfferich: Wenn wir mit dem Beginn der Arbeit für den Bahnbau nit warteten, bis die alte Konzession ablief, so hatte das seine guten Gründe. Einmal war die Frage nah der Rückkehr der zweiten Expedition in wirtshaftlicher und tehnisher Beziebung - im lezten Quartal des Jahres 1904 voll- kommen fpruchreif. Dies galt auch in finanzieller Beziehung. Die Verhandlungen wegen einer Finanzierung des Unternehmens ohne Reichs- garantie hatten si als resultatlos erwiesen; ganz abgesehen davon, war die Erbauung dieser Bahn außerordentlich dringlih. Von einem wie großen Nutzen die Bahn in wirtshaftliher Beziehung für das Schußz- gebiet voraussihtlich sein wird, davon will ich nicht sprechen ; so viel steht fest, daß sie aus politishen und militärisden Gründen notwendig war. Ih möchte Sie nur hinweisen auf die Erfahrungen, die wir mit dem Aufstande in Südwestafrika gemaht haben, und Sie vor die Frage stellen, was aus unserem Schutzgebiet Kamerun werden soll, wenn heute oder morgen ein Aufstand ausbriht. Unsere Truppen würden tagelange Märsche zu machen haben, bevor sie in das Operationsgebiet gelangen. Diese Strecke könnte durch die Bahn in ganz wenigen Stunden durheilt werden. Wir glaubten, so rasch wie möalih für die nötige Sicherung des Schußzgebiets Kamerun forgen zu müssen. Ih weiß nicht, ob man es für ein loyales Verfahren gehalten hâtte, wenn wir die Frist hätten ablaufen lafsen und uns an ein anderes Bankkonsortium gewendet hätten, um ihm die Konzession zu geben. Einen Vorgeshmack dafür hat uns ja der Abg. Erzberger in der „Köln. Volk3zeitung“ en. Was nun die 120 000 Entschädigung und die 360 000 M Abfindung betrifft, so ist in den Verhandlungen mit der Berliner Handelsgesellschaft als conditio sine qua non hbin- gestellt worden, daß ein Zuschlag zu den Mehrkosten, der über die eigenen Kosten des Syndikats binausgehe, unter allen Umständen unter- bleiben solle. Wir haben die Kostenanshläge genau prüfen lassen, und diese sind als durhaus sahgemäß befunden worden. Daß das Inter- esse des Neihs gegenüber dem Syndikat und dem Barkkonfortium energish vertreten worden ist, kann niemand bestreiten. Wir haben die Bedingungen für das Reich so günstig wie möglih gestaltet, wir baben 110000 Æ abgehandelt, und wenn die 360 000 nah dem Wunsche des Abg. Erzberger abgestrihen werden sollten, o würde nur ein geringer Teil von dem erspart werden, was wir tat- sählih erreiht haben. Jch muß dabei bleiben, daß in der vor- jährigen Budgetkommission die Vorlegung dieser Kostenanschläge niht verlangt worden ist. Wenn ein einziges Mitglied der Kommission die Bitte ausgesprochen hätte, diese Kostenanschläge vorzulegen, so wäre dem entsprohen worden. Ein genauer Kostenvoranshlag oder eine genaue Spezifizierung des Kapitals nah den verschiedenen Baukosten ist au bei der Mrogorobahn nit gegeben worden. Was die 360 000 betrifft, so habe ih bereits früher hervorgehoben, daß das Protokoll, das über die Verhandlungen mit der Kolonialverwaltung geführt worden ist, von nie- mandem unterschrieben, keinem Mitgliede des Syndikats zur Kenntnis gebracht ist, es handelt sich also kei dem Protokoll um ein apokryvhes Schriftstück, das nicht bei den Alten ist. Es banèelt fich hier um Abfindungen, die nur aus dem Gewinn heraus bezahlt werden. Was d18s8 Bankkonsortium mit seinem legitimen Gewinn anfängt, is seine Sache, wenn es si innerhalb des Nahmens bewegt, der im faufmännishen Lebzn üblich ist. Der Erwerber der Konzession gibt einen Teil des legitimen Gewiar s den Vor- inhabern der Konzession ab; daran würde azch nihts geändert, wenn von dem Hause die Abstreihung der 360 000 bes{lossen würde. Die Firma Lenz würde troßdem genötigt sein, sie zu zahlen. Jch möchte Sie wirklih bitten, die Dinge so zu betrahten, wie sie liegen. Bei solchen kolonialen Unternehmungen find wir auf die Opferwillig- keit und den Patriotiêmus des Großkapitals angewiesen, und wenn wir an die Kapitalisten die Anforderung stellen, sich mit ihrem Kapital in den Kolonien zu betätigen und ein Risiko zu übernehmen, so können wir ihnen nit vorwerfea, daß sie sich auch für berehtigt halten, einen Gewinn daraus zu ziehzn.

Abg. Dr. Semler (nl.): Wir stimmen für diesen Bahnbau und find auc bereit, die Reichsgarantie in Anspruch zu nehmen. Was der Vertreter der Regierung uns heute darüber sagte, damit können wir zufrieden sein. Jch sreue mi, daß der Kolonialdirektor das

rogramm hat, daß nihts vertascht werdzn und nihts ins Uferlose incin gemaht werden soll. Die hoh?n Strafen gezen die Duala- Häuptlinge find in hohem Maße aufgefallen, und sie wären wobl gar niht denkbar, wenn ih das Erkenntnis niht auf eine ganzz Reihe von Straftaten stüßte. Ih will es dahingestellt sein lassen, ob man den Häuptlingen gegenüber überhaupt einfah unser Strafgesezbuch in Anwendung bringen kann. Jch wünsche aber dringend, daß auch der Richter vernommen wird, der sich zu diesem Urteil herbeigelassen kat. Es muß nicht nur flar gestellt werden, was da geschehen ist, sondern auch wer der Richler gewesen ist, der das Urteil gefällt hat. Die Mitteilung, daß noch niht unbedingt ruhige Ver- bâltnifse in Kamerun herrschen, erweckt doch mit Nücksiht auf die Erfahrungen in anteren Kolonien recht ernste Ge- danken. In Kamerun ist die Persönlihk-it des Hauptmanns Dominik unter den Eingeborenen geliebt und gefürdtet. Die Verwaltung beab- sichtigt, ibn mit seiner Kompagnie nah Ostafrika zu entsenden ; ih bitte aber zu erwägen, ob es nicht unter diesen Umständen richtiger wäre, diesen Offizier, der großen Einfluß in Kamecun zu haben scheint, dort zu belassen. Der Kolonialdireftor sagte, daß die Weiter- führung der Kamerunbahn ins Uferlose nicht beabsißtigt si. Nach der persönlichen Kenntnis, die ih im Sommer an Ort und Stelle ge- wonnen kbabe, und nach der ich mande meiner Anschauungen korrigieren konnte, bin ih so durchdrungen davon, daß die Bahn ge- baut werden muß, daß ih selbst kleine Wünsche, die ih erst an Ort und Stelle gefaßt habe, zurückstellen würde, wenn die Kommission die Bahn bewilligt. Aber es genügt gar nit, daß sie nur nat den Manenguba-Bergen gebaut wird, da diese Strecke niemals die Produkte des Landes im großen ershließen würde, fondern sie muß unbedingt weiter geführt werden, wenn ih auch niht weiß, wie weit. Sie muß bis dorthin geführt werden, wo Gummi und Oel wagen. Eine Firma hat in ihrec Faltorei im Hinterlande Gummi liegen, den sie gegen importierte deutshe Waren eingetausht hat, der aber nicht transpertiert werden kann. Die Firma hat sih nun entschlossen, eine Dampfschiffabrt auf tent Benue einzuriht:-n, um Anschluß an die große englische Nigersciffahrt zu gewinnen. Das ist möglih dank dem außerordentlichen Entgegenkommen der englishen Kolonial- verwaltung. Den E Kolonialbeamten sind die kaufmännischen Kreise zu außerordentlich vielem Dank verpflichtet. Die englische Kolonialverwaltung hat eaergishe, tüchtige Männer zu ihr:n Beamten. Uns:r Handel in den deutshen Kolonien ist nur ein bescheidener Bruchteil des deutschen Handels, der sih in den englischzn Kolonien vollzieht, wir haben daher mit Dank anzuerkennen, was die englischen Aunftionâce leisten fôanen. Jh freue mich zu beobahten, daß au in Kamerun das Prinzip der offfenen Tür gewahrt wird. Wir haben im Norden und Süden friedlih nebeneinander deutsche und englishe Niederlassungen. Mit Genugtuung und Freude habe ih es au begrüßt, daß der Gouvzrreur von Kamerun es verstanden hat, fh mii den enanglishen Funktioaären in freundlihes Ein-

vernehmen zu setzen, weil wir im deutshen Hinterlande die 4 bindungen mit den englishen Kolonien angewiesen a S diefer Bahnbau hier einen Zweck haben, so wuß er bis in jenes Hinter. land fortgeführt werden, wo die natürlihen Produkte des Landes sind. Unser Konsum an Palmkernen in Deuts#land wird bisher nur zu einem nen Teile aus der deutshen Kolonie gedeckt. Wir find erade zufrieden damit, daß diese Bahn niht durch das Reich ondern nur mit Reich3garantie durch Privatëapital gebaut wird - denn das Privatfapital ist selbft darauf angewiesen, die Bahn bis in das Hinterland zu verlängern. hofe, daß z5ics dann auch ohne JInanspruhnahme von Reichsgarantie möglih sein wird. Aber nur keinen Hemmschuh den Unternehmern beim Bahnbau an- legen! Der ganze Bau hat nur Zweck, wenn wir von vornherein klar find, daß weitergebaut werden muß. Dann wird auch der Hafen bon Duala große Bedeutung bekommen. Ih habe mid gefreut sehen zu können, wie wir in Duala einen Hafen haben, der si zu einem allere:sten an der Westküste gestaltet. Der Hafen und die große Bahn gehören beide zusammen. Die ganze prinzipielle Stellungnahme zu den Erörterungen des Abg. Erzberger wirs besser in der Kommission zu nehmen fein. Wenn wir deutsche Kolonien entwickeln wollen, wollen wir zuerst deutshes Kapital dafür auf- wenden, nit fremdes. Sie werden wohl mit mir einverstanden sein, wenn ih sage, daß die Spargroshen des kleinen Mannes hier nicht Anwendung finden können. Man könnte dann an das Kapital der großen Kaufleute oder der großen Industriellen denken; aber die Industriellen brauhen ihr Kapital in ihrer eigenen Industrie, und was die großen Kaufleute betrifft, so sind felbst große Handels- pläßze wie Bremen und Hamburg zu arm, um folhe Finanzierungen vornehmen zu können. Es bleiben also nur die großen Kapitalisten in Deulschland, die solche Geschäfte niht haben. Wenn wir aber im Neichstage irgend etwas tun, um diese Kapitalisten zurückzuschrecken, so werden wir ihnen die Freude und das Vergnügen daran versauern. Ich sehe nis darin, daß man einen Gewinn von 2 pCt. des Kapitals sih gefallen läßt, wenn man 120000 4 für zwei Ex- peditionen auf fein Risiko genommen hat. Die Herren follea gar nicht anders behandelt werden als andere; wir laufen sonft Gefahr, daß wir das Kapital nihi mehr finden. Aus Patriotismus ris?iert man wohl mal 20 000 #, aber nit solche große Summen. Nicht folgen kann. ich dem Abg. Erzberger in seiner Beschwerde über eine Maßnahme des Bezirksamts von Egea. Empfiehlt es sich nicht für uns, in diesen Fragen zunäthst den ver- fassung8mäßigen Weg an das Kolonialamt zu gehen? Wenn wir folhe Zuschriften hier sofort aufnehmen, fo ist das für die Sache selbst überaus unzweckmäßig, denn ‘dadurch öüffren wir dem Denunziantentum in den Kolonien Tür und Tor. Wir müssen die Dinge zuerst im Kolonialamt prüfen lassen. Ein dort sehr erfahrener Sanitätsoffizier hat mir gesagt, daß es, wenn die Europäer ohne Ge- fahr dort hausen sollen, unbedingt notwendig sei, daß das näthste Negerdorf 1 km, und zwar im sanitären Interesse, entfernt fei. Die Maßnahme des Hauptmanns Schmidt war also im sanitären Interesse notwendig. Wenn wir alle Klagen vor den Reichêtag ziehen, so zicht das das Denunziantentum groß und mat unseren Beamten dort das Leben zur Hölle. Ih kann nur wünsch:n, daß alle diese Dinge vom praktishen Gesichtspunkt behandelt werden.

Geheimer Legationsrat Helfferich urn seine vorherige Aeuße- rung, daß auch für die Mrogoro-Bahn seinerzeit ein Kostenanschlag niht vorgelegt sei, noch dahin, daß im Jahre 1900, als man diese Bahn aus Reichsmitteln zu bauen beabsiÿŸtigte, im Etat zwar ein Teil des Kostenanschlages vorgelegt sei, aber niht ein genauer spezia- lisfierter Kostenanshlag, und ebensowenig später 1901, als sh t E nan aas auf über 13 Millionen Mark Höher stellte als vorher.

Abg. Ledebou r (Soz.): Ih muß meiner großen Vzrwunderung Ausdruck geben über das Verlangen des Abg. Semler, Beschwerden über die Vorgänge in den Kolonien niht fofort der Oeffentlichkeit zu übergeben, sondern im Instanzenzuge zu verfolgen. Geradz die unglaublichen Vorgänge in Puitkamerun baben j1 dazu geführt, daß man überall in der Oeffentlichkeit und auch im Reichstage das Verlangen nah Remedur mit Nachdruck geltend macht * und der Vertuschungspolitik eine Absage erteilt. Was hat der frühere Kolonialdirektor auf die erste Besprehung der Beschwerde der Häuptlinge gegen den Gouverneur von Puttkamer getan? Er hat ihm die Beschwerde mitgeteilt, und dieser, der darin offenbar einen Wink von oben gesehen hat, ist dann zu einem Nacefeldzug gegen die unglücklihen Häuptlinge ausgerückt und hat fie zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilen laffen. Dahin kommt man, wenn alles im geheimen und ungeniert um die Oeffentlichkeit betrieben werden kann. Auch das jeßt von dem Kolonialdirektor eingeshlagene Verfahrea halte ih niht für einwands- frei; auch dieses Verfabren ist von dem bisherigen fkolonial- bureaukratischea Geist beseelt; daß man die Häuptlinge im Gefängnis läßt, tcoßdem ein |{chwerer Mißbrauh der Amtszewalt gegzn fie vorliegt und ein widerrehtliches Urteil, zeugt dafür, daß man sich zu einem Bcruch mit der bisherizen Praxis nicht entschließen kann. Die Bezugnahme auf „unruhige Verhältnisse“ in Kamerun kann nichts vers{lagen, denn folhe „unruhigen Ver- hältnisse“ werden jederzeit in jeder unserer Kolonien vorhanden sein, dafür forgen hon die Mißgriffe der Verwaltung. Es handelt fi um nihts weiter als um Beleidigung, vielleicht auch um ver- leumderishe Beleidigung; selbst g?gen einen Landesfürsten wird folhe mit böchhstens 5, sonst mit böhstens 2 Jahren geahndet. Wenn also 9 Jahre Gefängnis erkannt worden sind, so liegt unter allen Umständen ein Mißbrauch der Amtsgewalt vor, und wenn man da no einen Augenblick zögern kann, die Häuptlinge in Freiheit zu seßen, fo muß man gänzli in bureaukratischen Vocurteilen befangen fern. Die Kamerunbahn gab {hon im vorigen Jahre Anlaß zu ähn- licher Kritik ; der Eindruck, daß unsere Verwaltungsbeamten gegen die SAgeorenes nicht die nôtige Nücksicht üben, ist heute durch den Abg. Erzberger nur noch gestärkt worden. Unsere vorjährigen Bedenken gegen die Vorlage haben keine Abschwächung erfahren. Es besteht der Plan des Ausbaues nah dem schadsee. Der Abg. Semler stellte das mit großer Lebhaftigkeit als selbstverständlih hin, während der Kolonialdirektor vorsihtig meinte, vorläufig bestehe diese Absicht nicht. So redet ja die Verwaltung immer; aber aus den Aeußerungen der Interessenten, zu denen der Abg. Semler als Helfer gehört, geht durhaus hervor, daß ohne diese Fortseßung die Badvnlinie überhaupt kein Leben hat. Der Abg. Semler s{chwärmt für den wuadervollen Hafen von Duala, den ec dem Lissaboner an die Seite stellt, obwohl er vielleiht 8 Tage an Ort und Stelle gewesen ist. (Zurufe des Abg. Storz.) Abg. Storz, Sie find jz nur ein Africanus minor gegenüber dem Africanus major Semler; aber Ihrer beider Autorität genügt mir nicht. Von sachverständiger ortskundiger Seite wird vor der Ueber- s{häßung des Hafens gewarnt. Der Abg. Semler sagte ja, mit der Bahn, wie sie jegt geplant ist, können wr nihts fkriegen, sie muß weiter gebaut werden, damit wir die Oelpz2lmen anzapfen können. Das natürlihe Handelszediet für die Produkte des Benuegebiets ist aber das Nigergebiet, die englishe Kolonie. Der Abg. Semler hat das ja selbst anerkannt und sih gefreut, daß England das Prinzip der offenen Tür dort aufrecht erhält. Das müssen auch wir; es würde die größte Torheit sein, dur Errrapne und dergleihen unsere Kolonizn abschließen zu wollen. ahren wir aber dieses Prinzip, so fônnen wir gar nit verhindern, daß die viel günstigeren Beziehungen nah Laacs und dem Nigergebiet den größten Teil des Handels und Verk:hrs aus dem Hinterlande von Kamerun an sih ziehen, auch wenn dort eine Bahn gebaut wird. Wir find tem Projekt selbst gegenüber nah wie vor der Auffassung, daß, wenn die Interessenten dort eine Babn haben wollen. sie dieje selbst bauen sollea. Die dunkle Provisioasfrage ist in dankenswerter Weise von dem Abg. Erzbzrger aufgerollt worden ; der Geheimrat Helfferich hat eine Verteidigung versucht. Das Kamerun-Cisenbahnsyndikat soll ron dem Konsortium abgefunden werden ; unter den Bedingungen befindet sih auch die Zahlung eines Betraaes von mindestens 50 000 #4 an den Vorsfizenden des Syndikats. Wie teht es damit ? Auch hierüber müssen wir Auskunft verlangen. Ob sich die Erstattung der 120 000 46

igen läßt, ist mindefiens eine strittige Frage; der Geheimrat bar ree a O ih ibn verstanden habe, einen moralischen Anspruch atuiert. Ob es „nobel“ ift, daß dieses Geld an den Herzog Ernst Günther zu Shleswig - Holstein, an den Herzog von Ujest und eine Anzahl großer Kapitalisten gegeben wird, is doch nicht ohne weiteres selbstverständlih; die Herren haben eventuell eine igzlungene Spekulation gemacht und haben dafür doch wie ava andere die Folgen zu tragen. Der Geheimrat Helfferih sprach ves davon, daß das neue Konsortium dem alten Syndikat einen Anteil an dem zu erwartenden Gewinn zugestanden habe. Er hâtte recht, wenn es fich lediglich um ein Privatgeschäft handelte, dann Eandelte cs fich um einen Anteil an einem Spekulationsgewinn. Die 360 000 sind aber gegeben worden aus dem Aktienkapital. Ein derartiges Verfahren würde kein loyaler Kaufmann gutheißen. Die 360 000 K sollen auf Kosten des Reichs, der Steuerzahler gehen, auf deren Shultern die Zinsgarantie ab- ewälzt werden soll. Die [ahmen Entscbuldigungsverfuche der Re- Cierúng verfangen nicht; wir lehnen die Vorlage rundweg ab. Die Spekulanten mögen auf eigene Kosten fpekulieren. - :

Abg. von Richthofen (d. konf.) : Ich bin kein Sachkenner, aber ih muß sagen, daß i eine ganze Reihe von Fragen nicht gestellt bätte, die der Vorredner gestellt hat. Das Beshwerdereht des Publikums zu chmälern, liegt iht in unserer Absidt. Aber die Beschwerde- führenden sollten erst den Instanzenweg b2treten. Wir können uns niht fcüher damit beschäftigen, als bis dieser Weg beschritten ift. Der Abg. Semler verlangte, daß auch der Richter über das Urteil vernommen werden foll. Dieser kann doch nicht auf dem Ver- waltungswege aufgefordert werden, sich zu rehtfertigen. Es ift s{wer, zu beurteilen, ob die Häuptlinge aus der Haft ent- lassen werden können. Jedenfalls kann die Haftentlaffung, möge sie notwendig sein oder nit, verschoben werden, bis der Gouverneur hier in Berlin sich verantworten kann. Ich freue mi, daß der Abg. Erzberger sh von fachli@en Motiven hat leiten lassen, aber der Hinweis des Abg. Semler verdient auch Beachtung, daß man über gewisse Einzelheiten in der Kommisfion sprechen sollte. Die 129 000 Æ sind bare Auslagen für die beiden Expeditionen, also für Vorarbeiten für die Bahn. Was die 360 000 & betrifft, fo fann man es den Leuten niht verdenken, daß fie die Dinge fauf- männisch betraten und eine Provision beanspruchen, aber hier liegt die Sache doch anders. Lange bevor der Artikel der „Kölnischen Volkszeitung“ erschien, hat ein großer Teil der Bezugsberechtigten erflärt, daß sie persönlich auf die betreffende Beteiligung ver- zihten. Die Sache ist niht in die Oeffentlichkeit gekommen; vielleicht verzihtet noch ein weiterer Teil darauf. Jedenfalls ift die Angelegenheit sehr aufgebauscht worden, und man muß alles ver- meiden, das Publikum mit Mißtrauen zu erfüllen. Die Vorlage beruht beinahe garz auf den Beschlüssen der vorjährigen Kommission. Alles, was die Majorität gewollt hat, ist diefer Vorlage zu Grunde ge- legt ; es ist also gewissermaßen eine Vorlage der damaligen Majorität. Jch beziehe mih deshalb auf die damaligen Kommissionsbeshlüsse. Aber gleihwohl ift eine nohmalige Kommissionsberatung notwendig, weil die Abseßung der 360 000 A beantragt ist, und weil die Kosten- anschläge vorgelegt werden follen. Wir hoffen, daß die Kommission \{n:ll arbeitet und die Bahn bald zustande kommt.

Abg. Lenzmann (fr|. Volksp.): Was wir heute über den Gouver- neur von Kamerun gehört haben, genügt uns nicht; wir haben nur den Tenor des Urteils, niht seine Begründung, deren Vorlegung im Druck wir verlangen, und zwar im Plenum selbsi. Eine eigentliche Rechtspflege in den Kolonien gibi es nur gegen die Zugewandertezn, niht gegen die Eingeborenen. Der Assessor Semmermaan ist eigentlich nihts weiter als Verwaltungsbeamter, es liegt also kein Grund vor, ibn niht zu vernehmen. Gilt gegen tie Eingeborenen, die doch auch Menschen find, der § 193 hinsichtlich der Wahrnehmung be- rechtigter Intereffen? Das natürlihe Reht würde gebieten, ihn au auf fie anzuwenden, wenn sie nicht vollständig rechtlos sein sollen. Tatsählih find sie es. Sie bekommen keine Ant- wort auf ihre Beshwerden, sondern werden angeklagt wegen Buleidiaung. Der Gouverneur hat fie verklagen lassen, weil fie sid über ihn beshwert hatten, derselbe Gourerneur be- stätigt aber auH das Urteil. Das ist ein circulus vitio- sus. Entweder {ick man einen Unparteiishen hin, um die Sache zu untersuchen, oder läßt die Häuptlinge berkommen und hier vernehmen. Die paar „Monate“ sind auch für folche Leut? ein \{weres Unreht, der Abg. von Richthofen sollte sich nicht fo leiht darüber hinwegsezen. Dadurch, daß man das Necht gegen- über den Eingeborenen mit Füßen tritt, gewinnt man sie für uns nicht. Die Vorlage selbst wird ja glatt dur@gehen. Ein Teil meiner politishen Freunde ift aber nicht gewillt, so ohne weiteces diese Kolonialpolitik mitzumachen und mit Schuh uxd Strümpfen in den Himmel zu springen. Wie sehr wir mit unserer früheren Opposition gegen die Kelonialpolitik recht hatten, hat die Erfahrung gczeigt, be- weist die Gegenwart und das s{öône Steuerprojekt, das uns vor- gelegt worden ist. Von einem Wechsel auf die Zukunft, von dem ih nicht weiß, ob er bezahlt werden wird, halte ich_ nicht viel. Unsere Kolonien werden uns noch@ viel größere Opfer auf- erlegen. Was fkosten \{chon die ständigen Schußtruppen in Ostafrika! Die Aufstände fargen an, chronisch zu werden. Aber wir renen mit den gegebenen Tatsachen, wir haben -nun mal die Kolonien. Jch möchte am liebsten unsere Kolonien zum größten

eil, wenigstens die asfrifanishen, an den Mindestfordernden bver- kaufen. Die Reichsgarantie bei dieser Bahn klingt harmlos, aber das die Ende wird nahkommen. Redet doch {hon der Abg. Semler der Verlängerung der Bahn nah dem Tschadsee das Wort. Werden \sih die Bahnen rentieren? Aus Palmkernen und Kautschuk wird es nicht herausgeholt werden, denn Ausfuhr und Ein- fuhr sind dort in den legten Jahren zurückgegangen. Wir sollten so folonisieren wie die Engländer und Holländer, niht mit den Soldaten und dem Assessor, sondern „mit dem verständigen Kaufmann. Wir haben noch immer nit gelernt, uns von dem Militarismus und Assessorismus loszumachen. Der Fürst Bismarck agte mir einmal, als ih von ihm eines Gesprähes gewürdigt wurde, er kegriffe nicht, wie die Engländer von den Wilden überall aufgenommen und die Deutschen überall hinauëgeworfen würden. Der Engländer sieht cben in jedem. Wilden cinen Véenshen, wir dagegen einen Mann mit- den breiten Schulterr, den wir zu hauen berechtigt sind. Da ist die Zuneigung der Neger zu ihrem Wohltäter auf der einen und die Abneigung gegen ihre Unterdrücker auf der anderen Seite nicht verwunderlich. Die Banken könnten ja das Bahn- unternehmen machen, aber natürli ist es ihnen angenehmer, wenn die Reichsgarantie ihnen zur Seite steht. Daß man mit den e‘schwerden vor dem Reichstag das Denunziantentum in den Kolonten drosuithe: fann ih niht anerkennen, man muß sich nur die rihtigen Jnformationen verschaffen und nicht etwa alles vor- bringen, was einem von einer alten Frau zugetragen ist. Wenn aber die Eingeborenen bei den Kclonialbeamten kein Gebör finden, so ift es ihr gutes Recht, sich an den „Herrn Reichstag“ zu wendea. glaube nit, taß meine Partei cinstimmig für die Vorlage ein- tritt, aber auch nit einstimmig dagegen. Das ift für uns keine Fraftionsfah2. Wir werden das Für und Wider ernsthaft prüfen und danach stimmen. .

Abg. Dr. Arendt (Rp.): Diese Stellungrahme begrüße ih als Fortschritt. Jm vorigen Jahre hat noch der Abg. Kop! für seine Sreunde die Vorlage bekämpft, nachher allerdings gefehlt, und nur ein einziger aus seiner Partei stimmte dagegen, einer oder zwei dafür, die übrigen enthielten sich. Das berühmte Urteil aus Kamerun sollten wir erft mit seiner Begründung kennen lernen, vielleicht bâtte dann auch ter Abg. Lenzmann fi andz:8 geäußert, wenn er e niht nur auf die Zeitungénahrichten verlassen hätte, Das Urteil ijt noch nicht einmal rech1sgültig, fondern erst nech dem Ober- rihter der Kolonie Kamerun vorzulegen. Es kommt also erst noch ia die Hände des wirklichen Nichtecs, und wic müssen abwarten, was er elhließt. Die ausgesprochenen Strafen siad allerdings ganz erstaun- Uh. Die Beshwerden der Leute sind gauz fonfuses Zeug, es wäre sestzustellen, von wem die Eingabe cigentli ausgeht, si2 ift offenbar von einem Deutschen - geschrieben, war in der Sprah2 und

Denkweise der Schwarzen abgefaßt, aber korrekt deuish niederaeshrieben. Darunter sind viele Handzeichen als die Namen der Hiuptling-, es fehlt aber jede Angabe, wer diese Leute wirkli find. Auch der Ort, wo die Eingabe her ist, ist nit festzustellen. Man sollte überhaupt nicht von einer Eingabe der Kameruner Häuptlinge reten. Jch habe son in Duala davon gehört, und zwar nicht von B-amten, sondern von deutshen Kaufleuten, die sich über die Gingabe [lustig machten und sagten, das ist eine ganz verkommene GesellsZaft, die sih bei uns herumtreibt und Schnaps bettelt. Die Leute wollten die Eingabe den deutshen Abgeordneten, von deren Kommen fie ge- hôrt batten, vorlegen, die Kaufleute shenkten ihren dann abe 20 Pfennig. damit sie sie nah Deutschland s{icken fkonrten. Die allgemeine kolonialpolitis@e Erörterung des Abg. Lenimann gipfelt darin, daß uns jeßt der koloniale Wesel auf die Zukunft ausge- stelt würde, einlêésbar nach hundert oder tausend Jahren. Ich muß meinerseits, nachdem ih an Ort und Stelle gewesen bin, meiner Hoffnungsfreudigkeit bezüglich der Kolonien ganz besonderen Auêdruck geben. Wir, die wir von links und rechts, von Nord und Süd die Informationsreise machten, find mit dem gleihen ein- stimmigen Urteil zurückgekehrt. Für den Abg. Ledebour kommen wir ja nit in Betracht. JIch habe an Ort und Stelle in Duala (Lachen bei den Sozialdemckraten) ja, Sie kennen die Verhältniffe dort noh gar nit, etwas besser als Sie kenne ih sie also jeden- falls ih habe eine Reibe Auétflüge unter Führung des sehr tôhtigen Hafenmeisters von Kamerun gemacht und kann nur sagen, der Hafen von Duala is einer der großartigften der Welt. Von Tanga bis Kapstadt ift kein Hafen, der sih nur annähernd mit Duala vergleichen läßt. Das englishe Kriegsschiff, das die Flaggenbifsung für England vornehmen sollte, kam ja nur wenige Stunden zu spät. Wir müssen mit modernen Verkebrsraitteln in die Kolonien eingreifen, sonst wird der Verkehr nit ershlofsen. Gegen die Vorlage habe ih nur einzuwenden, daß sie erst jeßt kommt, daß sie 10 Jahre zu spät kommt. Im Vorderland von Kamerun haben wir die Oelpalme, den Gummibaum und deren kostbare Produkte. Die Frage des Abzugs der 360000 hâtte besser erst in der Kommission angeregt werden sollen; den Standpunkt des Abg. Semler aber kann ih in dieser Frage nicht teilen. Hier handelt es si nicht, darin muß ih dem Abg. Ledebour zustimmen, um ein prvates Geschäft, sondern die Herren sind an ein grofes foloniales Unternehmen berangetreten. Ich kann au nit die Auf- fassung des Geheimen Legationsrats Helfferich teilen, wona es sich hier um eine kaufmännische Provision handelt. Ich stehe grundsäßlid auf dem Standpunkte, daß folche Konzession8gewinne unstatthaft sind. Wäre ein Teil der betreffenden Herren nicht unzufrieden gewesen mit dem, was sie bekommen follten, so wären sie ni@t zu dem Aba. Erzberger ge- gangen und hätten ißm nicht ihr Material mitgeteilt; wir bätten niemals etwas davon erfahren, und die Sache wäre in der Kommission begraben worden. An Beshwerden darf man hier im Plenum nur vorbringen, was man auch sachlich erhärten fann, in allem übrigen haben wir erst an die zuständige behördlie Stelle zu gehen und fie um Auskunft zu bitten; sons maven wir uns zu Verbreitern von Ver- leumdungen g2gen Personen, die sih nit verteidigen können. An eine Gefahr in Kamerun glaute ich nicht. Der bedeutendste Häuptling in Duala, King Bell, ijt reich, bat sich ein großes Haus gebaut und ift von zuverlässiger deutshfreundliter Gesinnune. Dem King Akwa ift das Jagdreht entzogen worden, weil er Mißbrauch damit getrieben hat ; seitdem beginnen diese Klagen, die uns jeßt beschäftigen. Auf die Fort- führung der Bahn hoffe ih, und an sie glaube ih; abec für die praktische Entscheidung der Vorlage scheidet diese Fortführurg gänzlih aus. Heute kann nicmand fagea, ob die Fortführung eintreten soll oder nicht; das bängt vom Erfolge ab. Rentiert fie sih gut, so wird die Fortführung als unkedingt sicher erscheinen und von feiner Seite be- kfämpst werden. Nachdem ich an Ort und Stelle gewesen bin, ist mein Giaube an die Zukunft unserer Kolonien fo gestärkt, daß ih glaube, wir könnten die Garantie übernehmen, auch wenn fie gar niht den Kclonien zugute käme. Man wird s{ließlich viele Tausende von Kilometern in den Kolonien bauen, und das wird für unsere nationale Arbeit ein außerordentliÞh wichtiges Feld des Exports und der Betätigung werden. Schon gestalten sich mit dem Beginn des Bahnbaues die Verhältnisse in Togo voll- ständig um, ebenso in Ostafrika. Wir haben uns în der englischen Kolonie Lagos überzeugen können von der Bedeutung der Bahnbauten für die Entwicklung. Dazu kommt, daß die Küstenbevölkerung in Kamerun nicht fo gut ift, wie die in Togo. Wir müssen Kru-Neger aus Liberia beschaffen. Der Bahnbau wird in dieser Beziehung aründliche Aenderung bewirken. Es wird unsere Aufgabe sein, die \hwarze Bevölkerung niht als Sklaven zu behandeln, fondern sie der Kultur zugänglih zu mahen. Jedenfalls sind die Verhältnisse der Neger im freien Negerstaat Liberia viel s{chlehter als bei uns. Die Kolonie Kamerun ist so wunderbar \{chön und fruhtbar, daf, wenn aus ihr nichts wird, es nicht an der Kolonie, sondern an uns liegt. Aber die traurigen Verkehrsverbältnifse dort müssen endlih aufkören. Das jeyt vorgeshlagene System des Baues durch Privatkapital mit Reich3garantie empfiehlt sich sehr. Mii dem Bau aus Reihsmitteln haben wir s{lechte Erfahrungen gemackt; wir baben s{lecht und teuer gebaut und teuer verwaltet. Ich hoffe, die Reichëgarantie wird vielleiht 2 bis 3 Jahre in Anspru genomwen, tana werden die eigenen Einnahmen ausreichen; wir beschleunigen nur diz Möglichkeit des Baues mit dieser Garantie. Das Gespenst ciner revolutionären Bewegung hat uns der stellvertretende Kolonialdirektor nicht an die Wand malen wollen, sondern nur ausgeführt, daß au die Bahn die Unterdrückung von kleinen Revolten erleichtern wird. Besser, wir geben unfer Geld für Eisenbahnen als für Shußtruppèn aus. Wollen wir lernen aus den Verkbältnissen in Südwestafrika, so ist die erste Lebre die, daß wir von der falshen Sparsamkeit abgehen müssen, die bisher dort getrieben worden ift. : A i Abg. Lattmann (wirth. Vgg.): Als Richter bin ih aufs bôhste ershüttert über die Höhe der verhängten Strafen in Kamerun. Ob man die Häuptlinge fo lange aus der Haft entlaffen fann, ift von bier nicht zu beurteilen; vielleiht fönnte eine Erleichterung eintreten. Die Ershließung von Kamerun is notwendig, das sieht auch das Volk im allgemeinen ein. Der Abz. Ledebour mit seinen Freunden will eben nicht überzeugt werden. Der Abg. Storz hat im Schwädbishen Merkur einen Bericht ge- schrieben, über den ih meine belle Freude habe. Er spriht mit Begeisterung über die paradiesishen Fluren von Kamerun, und er empfindet eine Sehnsuht nah diesem Paradies. Hoffentlich färbt diese Schwärmkrei etwas ab auf die Herren, die links n:ben ibm sigen. E hat fi die Foo N au des Zentrums etwas gehoben. Jch bedauere, daß ich nit persönli nah Kamerun gegangen bin, um persönlich Material zu sammeln. Ih möchte bei dieser Gelegenheit der Erinnerung gegen den [eider in Kamerun ver- storbenen Abg. Fries Ausdruck geben, den ih als einen treuen Mann \chägen gelernt habe. D2s Organ des .Abg. Patzig bat mi angzegriff?-n, weil ih einen Artikel geschrieben batte, daz ih gewisses Gzgenden in Kamerun und Togo mit meinem Rade durchfahren Tönnte; dieselbe Auffassung wird aber von einer ganzen Anzahl von Missionaren und Kaufleuten geteilt. J verlange ja nicht, daß die Nationalliberalen vor mir einen Kotau mzhen, wie sie es vor dem Abg. Erzberger gemacht haben. (Präsident: Die Beziehungen von Abgeordneten untereinander in dieser Weise zu kennzeihnén, ift niht parlamentarisch!) Jh sehe nicht ein, warum wir gerade in Kamerun von einer Kolonialbahn absehen sollten, die in Südwestafrika möglih sein soll. Auf die Provisionéfrage will i niht näher cingehen. Ich sehe nicht ein, warum eine Provisioy g?zahlt werden foll für etwas, was gar niht geleistet worden iît. Darin, daß die EGisenbahngesellshaft in den Verhandlurg-n mi?! der Kolozialverwaltung die Sache vershwiegen bat, jebe ich

etwas Uamoralish:s, und daß sie es selbst so empfunden j

hat, geht aus dem Verzicht hervor. Daß die Frage 1904 spuuäreiî war, muß ih bestreiten. Das Kartenmaterial der Regierung ist daraus mangelhaft. Mir ftebt viel befseres zu Gebote. Nah Miitteilungen des Kolonialwirtschaftliten Komitees hzt über diese Trace eine wirischaftliGe Erkundung gar nicht stattgcfunden. Der Ingenieur Neumann hat fich gegen diese Traceführung erklärt, doch wurde er von einflußreiten Leuten aus der Nordkamerun-

Gesellsaft überstimmt. Es gibt doc eiaz andere viel billigere Tracz, die zu prüfen Sate ter Kommwissior scin wird. Die beiden urs vor- gelegten Karten weichen darin von einander ab, daß diz crîte auf eine bestimmte Entfernung hiz sehr wasserarmes Terr2in aufmeist, während die zweite von Flüichen gzradezu wimmelt. (in Ingenieur hat mir mitgeteilt, daß das Kilometer für böcbfens 60- bis 80000 Æ gzbaut werden fann. Es wunte:t mi. daß der Kommiffar sich uicht erinnerí, daß ih in der Kommisfion nah den Kostenanshläzen gefragt habe. Nicht ein-, soûdern mindestens ein halbes Dagend mal hate ic namentlih nah dem Kartenmaterial gefragt. Wahrscheirlid hat er meine Frage überhört. Notwendig ift eine Aenderung des § 4, der die Festseßung der Persoaen- uad Gütertarife enthält. Die Fesilegung auf 10 Jahre ift viel ju lang. Ferner wünsche ih in dem Vertrag im Namen der Misfionare und Kaufleutz eine Besiimmung, welde die Einführung des Branntweins in den von ter Bahn berührten Gegenden regelt und möglist eindämmt. Bisher ift Kamerun eine Zuschußkolonie gewesen. Es wird daraus nur etwas Gutes, finanziell Starkes werden, wenn die Regierung diz Konz:isionrspolitif v

Gebzimer Legationsrat Dr. Seitz vertecidigt die Tracenführung. Die Durchführung der anderzn Führung, von der die Rede war, ift viel shwieriger. Dec Jagenieur Neumann ift derselben Meinung gewesen. Den Unterschied zwisen beiden Karten habe er schon im vorigen Jahre aufgeklärt. Ein ipzzifizierter eriter Koftenanschlag kabe überhaupt nit exifiiert. Auch bei der Vèrogoro- bahn ift ein tolcher Koftenanshlag nicht verlangt worden. Wenn der Abg. Lattmann glaubt, daß die Bahn billiger gebaut werden fönnte, so würde die Verwaltung dem Abgeordneten dankbar fein, in der Kommission das Material vorlegen würde.

Abg. Dove (fr. Vgg.): Namens meiner politisSen Fre erfläre ih, vorbteßaltlich der Prüfung im einzelnen, unfere Zzftimm zu der Vorlage. Wir sind keine Kolonialschæwärmer. Die Herren, in Kamerun waren, {einen ja als Kolonialshw: jz gekommen zu sein. Jedenfalls legt uns der Besiy der Kol die Pflicht auf, sie zu erschließen und aus ihnen ¿u mate ihnen zu machen ift. Die Ferderurg, einen Teil der Kolonien anz den Mindeftfordernden zu ve:kaufen, würde bier keine Wehr fi Die Opfer, die hier gebrachßt werden, fi-.d cine gute W3s wir bier sparen, würdzn wir für die Shußtrupven mehr auf wenden müfsen. Die Verurteilung der Afrikaner bis zu 9 Jahrer Gefängnis wegen blofer Beleidiguna ist dech erxorbitant. j liche Personen wegen mangelnder Zazrehnungsfähiakeit wegen folche Beleidigung nit bestraft werden, jo kênnen jene Eingeborenen do erst recht nicht fo bcch bestraft werden. Allerdings darf man au Gouverneure niht unzebört verurteilen. ; fien alles tun, um unerfreulihe Zustände in den Kolonien zu beseitigen.

Abg. Dr. Gollexr (HVospitant deréfc. Volksp.): Jch baltz angebracht, daß auch einz An‘Yauung zum Auédruck o die €s mit dem entschiedenen Liberalismus für v:reinbar bält, Tonial- politik gegenüber eine etwas wmärmerz Haltung einzunehmen. Ih tue dies auch deshalb, weil ih einen Wab!kreis vertrete, der an der Baumwolls kultur cin Interesse hat. Die Ereigniffe sSeinen denen redht zu geber, die zur Kolonialpolitik eine feindlihe L Aber es {eint nur so. Jch stelle mih auf den Standpunkt voilzcgener Tatsachen. Diez Kolonien find einmaï da, und ih bedauere, daß ih meinem Frakticn8genofsen Lenzmznn iht beitreten fann, die Kolonien an den Meitibietendea zu verkaufen. Er wird darin auch die große Mehrheit des Volkes nicht hinter sich haber. Die Missionen follen gewiß gefördert werten. Wenn wir aber gegen den Afffsefsorismus und Militarièmus anlämpfen, d mus ih sagen, eine Pfaffenwirtsaft wollen wir j In tem Bezuge der Nobprodukte müffen wir uns so un ie mögli marbhen. Dies gilt namentli für den Bezu; Baumwolle. Deshalb unterstüßz ich die Kolonialpolitik. [liegt au im Interesse urserer beimish:zn Terxtilarbeite. Da die Bahn in ein Gebiet führen soll, das heute bereits Baumwolle produziert, so balte ih fie für durhaus notwendig. Der engliste Kolonial- besi ist do auch nit durchweg alten Datums. Lagos z. B. ist erst 1861 von England erworben worden. Die Vorlage hat den durchaus rihtigen Weg beschritten, sie enthält ein gesundes Bahn- systen. Unser Hauvtziel mus în den Kolonien fein, die Warenausfubßr möglichst auf einen Hafen zu konzzntrieren. Die Lohn- verhältnisse find dort keineswegs ungünstige. Es werden 2 F den Trägern vro Tag bezadlt, ein Lobn, den viele deutsche Arbeiter nicht haben. Sie können fi denken, wie sehr durch dzn Bahnbau an diesen Ausgaben gespart werden kann. Wir müfsen in unferen Kolonien etappenweise vorgehen und den Hafen Duala möglihft fruftifizieren. : e

Präsident Graf von Ballestrem teilt mit, daß ein Vertagung8- antrag eingegangen ift, stellt aber dem Hause anbeim, noch den Adg. Storz zu hören, weil diejer eine wihtize Reise vorhabe. Damit it das Haus einverstanden. Î i l

Abg. Storz (d. Volkspy.): Kolonialshwäirmer bin ich nit, sondern ein Politiker, der von nüchternen Erwägungen aus die Kolonial- politik unterstüßt. Ob die Häuptlinge aus der Haft entlaffen werden sollen, das zu entscheiden, if sehr s{hwierig, jeden- falls sollte man sie freundliÞh behandeln. Stellt ih dann heraus, daß ße sich \{hwerer verfehlt haben, kann man immer noch \chäcfer gegen sie vorgehen. E3 würde mit Genugtuung aufgenommen werden, wenn die Herren, von denen beute so viel die Rede gewesen ist, auf die Ents@ädigung verzichten würden. Die Klimaverhältnisse in dem von der Eisenbahn berührten Gebie sind nah dem Urteil der Sachverständigen sehr günstig. Die Kolonie wird \sich am beften entwideln, wenn die wirtshastlihen Inter- essen der Weißen und der Eingeborenen Hand in Hand gehen. Was der Abg. Bebel in seinem bekanntzn Buche über die Mafsen- olonifation ges{rieben hat, päßt ganz genau auf Kamerun. Wenn der Abg. Bebel glaubt, daß Kamerun ein fruchtbares Land ist, so kann er ganz gut au für diese Eisenbahn stimmen. Es handelt sich hier niht um eine politishe, fondern um eine volkswirtschaftlihe Frage. Bei richtiger Verwaltung kann die Kolonie si sehr fruhtbringend gestalten. Ih werde für die Bahn stimmen.

Nach persönlichen Bemerkungen der Abgg. Liebermann von Sonnenberg und Ledebour wird die Weiterberatung auf Freitag, 1 Uhr, vertagt. Außerdem Militärpensionsgeseße;: erste Beratung des Geseßentwurfs, betreffend die Wertibestim- mung der Einfuhrscheine im Zollverkehr, und kleinere Vorlagen.

Sgluß 61/2 Uhr.

1 r

Statiftik und Volkswirtschaft.

Neuere Strömungen im Armenwesen.

Der dem Reichêtag vorgelegte Entwurf einer Novelle zum Unter- stüßungswohnsitzgeseg Uenkt wieder die allgemeine Aufmerksamkeit auf die Fragen des Urmenwesens. Die ‘wichtigsten Probleme, die in dieser Beziehung in Betracht kommen, mit denea sih auch der deutshe Verein für Armenpflege und Wohltätuigkeit bei sciner legten (25.) Versamm- lung befaßt hat, sind in mehreren von Mitgliedern dieses Vereins dabei erstatteten, seit furzem im Druck vorliegenden Berichten *) und im Anschluß an leztece von dem Direktor der Zentrale für private Fürsorge in Franffurt a. M. Dr. Cbr. F. Klumkcr in einem fehr b:ahteaöwerten Aufsaß über „neuere Strömungea im Armenwesen“, der im Januarheft der „Kritishen Blätter für die gesamten Sozialwisse:. schaften“ enthalten ist, eingebend behandelt. deutihe Verein für Armenpfleg2? und Wohltätigkeit fet fich rocsentlih aus Veriretern der öffentlichen Armenbpfl-ge zu)ammen, zu denen eine Minderheit aus der privaten Fücforge (Vereine und Anstalten) binzukommt. Dem entspricht es, daß er fein: Aufgabe

| nit fo sehr in der Anbabßnung neuer Reformen, als in der Dar-

telluna, Prüfung und Zusammenfafsung der heutigen Fürsorge erblickt. aus l b Tr. ffliches B diesem Nahmen leisten ließ, hat Stadtrat

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