1906 / 22 p. 9 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 25 Jan 1906 18:00:01 GMT) scan diff

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glaubte man auf diesem Wege sehr rasch vorwärts "zu kommen. Es wird ih au in diesem Jahre zeigen, daß nicht in dem erwarteten Umfange diese obligatorishe Fortdildungsshule zur Durchführung gelangt ist. Ich meine immer, ein Jahr oder anderthalb Jahre sind wir jeßt mit der Sache im Gange, und wir sollten do eine Réibe von Jahren erst abwarten und einmal sehen, wie die Sache sich ge- staltet. Jch kann aus meiner persönlihen Erfahrung nur sagen: in unserem Lande herrsht bei der bäuerlichen Bevölkerung ein gewisser Widerstand gegen die Fortbildungsshule. Die Bauern haben das Gefühl: Wenn wir sie erst freiwillig eingerihtet haben, eines Tages wird sie als obligatorisch ihnen aufgezwungen. Das hat ja auch eine gewisse Beretigung; die Leute fühlen, unter Umständen kommt naher der böse Staat und zwingt sie zu einer Menge von Auêgaben, die sie niht wünshen. Solange hier der Staat als der Geschenk- geber und der Unterstüßer ersheint und alles aus seiner Tasche mat, sind die Leute für vieles zu haben. (Heiterkeit.) Ja, meine Herren, so liegt es! So wie die Bauern aber irzendwie etwas bezahlen sollen, ändert sich sofort das Bild. Deshalb müfsen wir sehr vorsichtig mit der Einrichtung der obligatorischen Fort- bildungéschulen fein.

Meine Herren, es \ind gewisse verschiedene Auffassurgen nah dieser Richtung hin {hon zum Ausdruck gekommen, und ih möchte deshalb meinen vorher {hon geäußerten Standpunkt nohmals klar- stellen: Jh bin der Meinung, wir sollten nicht die Fortbildungs- schulen in unseren läntlihen Gemeinden zu landwirtschaftlichen Fortbildungs\{ulen machen. In kann Ihnen eine ganze Reibe von Beispielen anführen, wo der kleine Handwerker, der auf dem Lande von und mit uns lebt, Bedenken irägt, seine Jungen in diese Schulen zu \{chicken, weil sie einen zu prononziert landwirtschaftlihen Charalter iragen. Das ist mir von verschietenen Seiten vorgetragen worden. Wenn Sie die Lehrbücher durchschen, die von den verschiedenen Provinzen für unsere ländlihen Fortbildungss{ulen protegiert werden, so werten Sie finden, daß diese einen gewissen landwirtschaft- lihen Charafter tragen, wenn ich so sagen foll, das heißt: jeder deuishe Aufsatz, jedes Lesekapitel behandelt mehr land» wirtshaftliße Gegenstände als Gegenstände allgemeiner Natur. Das sind dech Momente, die man niht ganz aus den Augen verlieren darf. Ih stehe auf dem Standpunkt, daß es sich bei diesen Fort- bildungs\chulen nur um die Verbreiterung des Wissens derjenigen Dinge, die der Knabe auf dem Lande in der Volksschule gelernt bat, bandelt, damit er sie für sein Fortkommen im Leben besser verwerten kann, als wénn er mit 14 Jahren einfach aus der Schule in das Leben übertritt. Das möchte ich aber bitten doch festzuhalten: wir tun es im Interesse unserer gesamten ländlißen Bevölkerung. Wir wollen also nitt etwa der Schule einen cxklusiv landwirtschaftliGen Cha- rakter geben.

Meine Herren, ih mötte immer wieder hervorheben der Herr Abgeordnete, der vorher spra,’ hat ja nah dieser Richtung hin cin anderes Kapitel angeschnitten —: wollen wir von unseren Winter- \Mulen ctwas erwarten, dann gilt es, einen systematishen Aufbau zu hafen. Es Fiebt ja sehr verlockend aus, \olhe Fortbiltungtkurse zu veranstalten, d. h. fch einen Wanderlehrer kommen und fi einen Vortrag halten zu lassen, der gewiß vielfa interessant sein mag, aber doh des notwendigen Untergrundes entbehrt. Meine Herren, es gilt da, nicht ein Stü berauszureißen und plößglich den Leuten vorzu- führen, wie etwa cin Experiment in der Chemie oder Elektrizität vor- geführt wird, sondern es gilt, die Leute systematisch für ihren Beruf zu erziehen.

Nun, meine Herren, komme ich zu dem Geldpunkt, den ih ja auch son streifte. Ih möchte ¿unächst feststellen: der jeßige Fonds von 235 090 M hat zur Zeit noch eben ausgereicht, unter der Vor- ausfeßung, daß ich hin und wieder aus dem Fonds für die östliden Provinzen einzelne ländlihe Fortbilduncss{hulen habe unterstüzen fönnen. . Ich sftehe auf dem Standpunkt, daß 80 A pro Fort- bildungs\{hule notwendig find. Wir müssen an einem bestimmten Say festhalten. Da nun in unserem Vaterlande zur Zeit 3000 ländliche Fortbildungss{ulen im Gange sind, fo ergeben \fich insgesamt der Betrag von 240000 #4; 235 000 Me stehen in dem Etat. Also das gibt Ihnen ein Bild der Sachlage, und ih möchte Sie bitten, daran festzuhalten, daß wir, wo die Herren tätig sind im Fnteresse der Leute, mit denen sie leben und arbeiten, immer nur mit einer Staatsunterftüßung von 80 A für eine Fortbildungsshule im Winter rechnen können. Meistens gibt ja die Gemeinde der Schule das Lokal, Licht, auch Heizung, sodaß es sich also lediglih um die Bezahlung der Lehrmittel handelt, also einiger Bücher, und um die Entschädigungen der Lehrer an den Fortbildungëshulen, die in einem entsprehenden Stundengeld bestehen.

Nun is ein Punkt meiner Ansiht nach ron höchster Be- deutung, dec von dem Abg. Reck auch berührt worden is. Der Abg. ReckX hat die ostpreußischen Verhältnisse geschildert, und ih gebe ihm völlig zu, daß es wünschenswert ift, daß dort Wandel geschaffen wird. Aber, meine Herren, ih muß, wie vorher bei der Fischercifrage, ebenso auch hier wiederum betonen: die Träger unseres gesamten landwirtshaftlißen Unterricts- wesens sind die Landwirtschaftskammern; wir kommen aus der Sache niht anders beraus. Ich bedaure es, wenn in einzelnen Provinzen Zentralvereine, Einzelvereine und dergleihen noch die Schulen halten. Man will sich immer nicht an ein bestehendes Gese gewöhnen; ih habe es ja des ôfteren hier vor dem hoben Hause bei anderer Gelegen- beit betonen müssen. Das Gesetz ist vor der Zeit, wo ih in das Amt getreten bin, von dem hohen Hause beschlofsen worden, und nach meiner Ansicht müssen alle Teile bestrebt sein, dieses Geseg auch voll und ganz zur Durch{führung zu bringen. Dahin gehört auch die Ordnung des Unterrichtswesens für die Landwirtschaft innerhalb der Provinz durch die Landwirtshaftskammer. Sie bekommt die Mittel, sie hat die Wanderlehrer unter sich. Die Wanderlehrer hängen aber mit den Wintershulen zusammen, wie die Herren {on ausgeführt haben. Ich bitte also die Herren, die Klagen vorgebracht haben, in ihrer Provinz dafür tätig zu fein, daß das noch nicht durch- geführte Gese auch dort zur Geltung kommt. Die Landwirtschafts- kammern müssen als Vertretung des landwirtschaftlihen Gewerbes die Träger des Unterrichtswesens sein. Wir werden freilich nie hindern föanen, daß eine reihere Provinz mehr Mittel aufwenden und da- durch bessere Lehrer heranziehen kann, und daß die anderen Provinzen hierdurh leiht bessere Kräfte verlieren. Jh bedauere das; ih weiß aber nit, wie wir das ändern follen.

Meine Herren, {hon in der Kommission habe ih mi dahin aus- gesprochen, in den Provinzen die Bildung von Winterschulen nicht zu

überstürzen; wir bekommen sonst minderwertiges Lehrperfonal. Erft wenn man Lehrpersonal hat, ite man die Schulen ein; sonst machen wir unglücklihe Erfakrungen, vor denen ih die ländlicze Bevölkerung bewahren möhte. Mein Wunsch ist, daß wir in etwa 15 Jahren in jedem Kreise eine Wintershule haben, wodurch wir den bäuerlichen Besitzern wesentlich helfen werden.

Die Anregung des Herrn Abg. Dahlem bilte ich zunächft der Landwirt schaftskammer zu unterbreiten. Ich bezweifele nicht, daß die Obstbauern große Verluste erlitten haben, aber die Beurteilung der Hilfsmaßregeln steht zunächst der Landwirtschaftskammer zu: was sind für Mißstände? foll Dünger, sollen Obstbäume gegeben werden ? Diese Fragen müssen zunäcsl den beru'enen Organen zugehen ; die fönnen Anträge stellen, und dann erst ist es mine Aufgabe, soweit ein Notstand festgestellt ist, mit ‘den mir zur Verfügung stehenden Mitteln zu belfen. j :

Meine Herren, ih freue mich immer über die rege Anteilnahme für dieses Gebiet der landwirtsafilihen Verwaltung; ih hoffe, daß wir in gemeinshaftliher Arbeit darin vorwärts kommen. Mein Herzenswunsch ift, daß, wenn ich mal aus dem Leben scheide, die Landwirtschaft endli wieder ein prosperierendes Gewerbe geworden ist. (Lebhafter Beifall im Zentrum und rechts.)

Abg. Barthold (freikons.) bestätigt, daß diz Landwirte wenig Neigung hätten, Fortbildungsshulen zu errihten, weil sie fürhteten, daß ihnen Lasten daraus erwachsen; den Leuten fehle eben das Verständnis dafür. Es feble auch an genügendem Lehr- personal. Das Verständnis für den Wert diesec Schulen müsse den Landwirten erst dadurch beigebraht werden, daß mehr Wander- lehrer angestellt werden. Winterschulen follten nicht errichtet werden, wenn nicht die bäuerlihen Wirte selbst das Bedürfnis dafür füßlten ; die Wintershulen seen noch nicht genügend besuht, und woher follten auch alle die Lehrkräfte kommen? Erfreulih fei jedoch, vom Minister ¡u hören, daß für die Ausbildung der kleinen Landwirte mehr getan werden solle. Aber vor allem sei die Anstellung von Wandeilehrern erforderli. ;

Abg. Wolgast. (fr. Volksp.) unterstüyt die Ausführungen des Abg. Johanssen zu Gunsten der Anstalt in Plôn. Nachdem Plôn fh jahrelang darum bemüht habe, habe es Verwunderung erregt, daß die Anstalt nah der Müggel gebracht sei. Es solle nit alles nach Berlin gebracht werd-n. Der Minister möge wenigstens die Plöner Anstalt für die Zukunft im Auge behalten. Er- freulih sei, V: jezt vom ganzen Hause für die Ausgestaltung der ländlichen Fortbildungs\{ulen so lebhaft eingetreten werde, na“ dem noch vor wenigen Jahren die Freunde des Abg. Hirt gegen die obligatoris&e Fortbildungsshule Front gemaht hbâtten. Das vom Minister gebrauhte Bild, daß die Bauern erst Feuer und Flamme seien und dann, wenn sie zahlen follten, das Bil» plöglich anders würde, könne man auf den Minister selbst anwenden, der \{chlicß- lih gcsagt habe: ums Himmels willen, übertreibt die Errichtung von Schulen niht! Der Minister {heine also {ließlich doch für den Geldbeutel des Staates zu fürhten. Falsh sei es, die Fortbildungs- \{hulen nicht zu landwirtschaftlihen Schulen zu machen. Wenn die jungen Leute Interesse an dem Unterricht baben follten, müsse dieser zurähst an den landwirtschastlicen Beruf angeknüpft werden, z. B. der Rechenunterciht müsse durchaus sich dem landwirtfchaft- lichen Bedürfnisse, ja sogar dem Bedürfnis der eigenen Wirtschaft anpassen. Die Leute müßten eine Buchführung lernen, wie fie sie in ihrer Wirtschaft brauchen könnten. i ?

Abg. Kret h (kons.) entgegnet dem Minister, daß, wenn die Lands wet BZttazutnetn die Träger der Fortbildungëshulen sein follten und die ärmeren Provinzen niht so reie Mittel dafür verwenden tónnien, gerade der Staat sür die ärmeren Provinzen eintreten müsse, damit nit eine Differenzierung eintrete, Die Tätigkeit des ost- preußishen landwirtschaftlihen Zèntr2lvereins werde allgenzein als fegensreih anerkannt, aber die Landwirtshaftskammer könne nicht aus- föômmlide Gehälter für die Lehrer zahlen. Die Wanderlehrer müßten -aber autkömmlihe Gehälter erhalten, damit si2 nicht ih Reisen ersparten, wenn sie sie auf eigene Kosten machen müßten. Des- halb müsse der Staat für ausfömmlihe Gehälter forgen.

Damit schließt die Debatte.

Die Ausgaben für die landwirtschaftlichen Lehranstalten werden bewilligt; die Resolution der Kommission wird an- genommen. L

Schluß 41/2 Uhr. Nächste Sizung Mittwoch, 31. Januar, 11 Uhr. (Etat für Landwirtschaft; Gestütsetat.)

Parlamentarische Nachrichten.

Dem Reichstage is die Denkschrift über die Ent- wickelung der deutschen Schußgebiete in Afrika und in der Südsee im Jahre 1904/05 zugegangen, aus der folgendes mitgeteilt sei:

Der Aufstand in Südwestafrika hat im Berihtsjahre au den Süden des Schußzgebiets ergriffen. Sowobl die Tätigkeit der Verwaltung als au) die private Erwerbstätigkeit haben infolgedessen ihr Gepräge fast vollsiändig durch den Aufstand erhalten; Unter- nehmungen zur wirtscaftlichen Ershließung des Landes konnten von dem Vorbau der Otavi-Eisenbahn abgesehen kaum qaes fördert werden, und der Außenhandel hat einseitig in einer sehr starken Einfuhr zur Versorgung und Ausrüstung der Schußtruppe und der übrigen weißen Bevölkerung bestanden. Unter diefen Um- ständen muß für das Jahr 1904/05 von der Voilegung eines Berichts über die Entwicklung Südwestafrikas abgesehen werden. Ueber den Verlauf des Aufstands sind dem Reicbstage bereits besondere, von dem Königlich Preußischen Großen Generalstabe ausgearbeitete D:nkschriften zugegangen.

In Kamerun und Neu-Guinea mußte au im Berichtsjahr wiederholt mit bewaffneter Hand gegen Nuhefiörungen von seiten der Eingeborenen vorgegangen werden; die Unruhen, die regelmäßig nur von lofaler Bedeutung waren, konuten in allen Fällen fchrell unterdrüdt werden. Die Kunde von einem großen Aufstande der Bulis im südlichen Teile des SHußgebiets Kamerun, der im Februar 1905 auftauhte, erwies si als cin Gerücht. In Ostafrika, Togo und Samoa ist die Ruhe nur ganz vereinzelt und unerkeblich gestört worden; in Dftafrika jede find nah S{luß des Berichtsjahres, im August 1905, größere Unruben namevtlich im Süden, teilweise au in den Küstenbezirken der Mitte des Schutzgebiets, ausgebrochza. Auf den Karolinen, Marianen und Marschallinseln herrschte vollständize Nuhe; im Gebtet der Ostkarolinen gelang es der Verwaltung, zunächst die Be- wohner der Trukinseln und nah Schluß des Berichtéjahres auch die Bewohner von Ponape zur Auslieferung ihrer Waffen zu veranlassen.

Die weiße. Bevölkerung der deutschen Schußgebiete hat, wenn von Südwestafrika abgeseben wird, um 581 Köpfe von 3434 auf 4015 Köpfe zugenommen. Von diefer Zunahme fällt der Hauptteil mit über 400 Köpfen auf Ostafrika, wo eine starke Zu- wanderung von Weißen stattgefunden hat, die sih teilweise als An- bats niedergelassen haben, teilweise beim Eisenbahnbau beschäftigt werden.

Die wirtschaftlihe Entwicklung ift in den verschiedenen Schußgeb!eten ungleihmäßig gewesen. Togo hatie wiederum jeßt hon im driiten Jahre unter großer Trokznheit zu leiden; €s vers dient aber hervorgehoben zu werden, daß trozdem diz Ausfuhc nur unerheblich zurückzegangen und die Einfuhr bedeutend gestiegen ift, sodaß ter Gesamthandel Togos 1904 die größte bis dahin erreichte Ziffer überstiegen hat. Für die Südseeshußgebiete fann ein wesentlicher Fortschritt nit festgestellt werden. Ein erheblicher Auf- \{wung dagegen ift für Ostafrika zu verzeichnen, dessen Außenhandel

um über 5 Millionen, von 18,2 Millionen auf 23,3 Millionen Mark gefliegen ift.

as die einzelnen Erzeugnisse der Schußgebiete an. langt, so hat die Gewinnung von Kautschuk in den hierfür in Betracht kommenden Gebieten sehr stark zugenommen. Die Aueéfuhr aus den drei tropischen deutshen Schußzgebieten Afrikas ist von 1903 auf 1904 von 11367 dz im Werte von 4881 000 Æ auf: 13 989 az im Werte von 6575 0(0 Æ geftiegen. Die Schußgebiete haben also aus der günsticen Weltmarkisfonjunktur für Kaut)@uk im Berichts, jahr erheblihen Nußen gezogen. An erster Stelle für die Produktion von Kautschuk steht Kamerun, wo im Süden des Schußgebiets die weißen Händler immer tiefer in das Innere eindringen und weitere Teile des Urwaldes für den Export von Kauts{uk erschließen : mehr als die Hälfte der Kautihukproduktion der Sußgebiete, \owohl der Menge als aub dem Werte nah, entfällt auf Kamerun. Jn Ostafrika und Samoa werden größere Verfuche mit dem plan- tagenmäßigen Anbau yon Kau!schukpflanzen gemacht und au in Kamerun ist mit dem Bau von Kautschukpflanzen in Plantagen anges fangen worden. Auch die botanischen Gärten in Amani und Victoria widmen der Frage fortgeseßt ihre Aufmerksamkeit; ihre Aufgabe ift es dabei, dur vergleihende Versuh- mit dem Anbau verschiedener Sorten von Kautschukpflanzen festzustellen, welle Kautsukpflanzen fi für den plantagenmäßigen Anbau in den Schußgebicten Ditafrika und Kamerun am besten eianen.

Die Produktion von Oelfrüchten hat im allgemeinen weitere Fortschritte gemaht. Jasbesondere war in Ostafrika die Steigerung der Ausfuhr von Sesam und Erdnüssen eine bedeutende. Jn Kamerun hingegen is die Ausfuhr von- Palmkernen und E im Jahre 1904 im Zusammenhang mit dec Stockung im

ndel, die nah der Zollerhöhung während einiger Monate tes Jahres 1904 eintrat, stark hinter der Ausfuhr der Vorjahre zurück- blieben. In Togo is die Ausfubr dieser Produkie gegenüber dem ungewöhnlich ungünstigen Vorjahr allerdings wieder etwas ge- stiegen, hat jedech, da die Trockenh-it im Küstengebiet auch während des Berichisjahres noch angzhalien hat, die Ausfuhrmenge der Jahre 1899 bis 1902 noch nicht wieder erreiht. Der Vorbau der Eisenbahn Lome— Palime, dur den Gebiete mit gleihmäßigeren Regenverbält- nifffsen ershlossen werden, wird hinsichtlich diesec wihtigen Ausfuhr- produkte tie wirtsha\tlihen Verßältnisse Togos auf eine ftabilere Grundlage stellen.

Fn neuester Zeit haben \ich in Togo die Eingeborenen dem Anbau von Mais zugewandt; namentlih längs der Bahnlinien sind Maisfelder angelegt worden. Im Jahre 1905 hat fich bereits eine lebhafte Ausfuhr von Mais aus Togo entwickelt, sodaß Küsten- bahn und Landungsbrüdcke vollauf in Anspru genommen find. * Der Mais ift, wie die Hamburger Handelskammer in ihrem Jahresbericht für 1905 hervorgeht, von besonders guter Qualität. s

Ein bemerkenswerter Fortschritt ist im Anbau von Baumwolle in Ostafrika zu verzzichnen; zum ersten Mate hat dort die Produktion einen nernenswerten Umfang erreiht. Die Ausfuhr von Rohbaum- wolle übec die Küstengrenze Oftafrikas, die 1903 nur 9292 kg im Werte von 7313 4 betragen hatte, fiieg 1904 auf 188 149 kg im Werte von 123 892 f. Hierbei sei besonders darauf hingewiesen, daß von diesen 188 140 kg 150084 kg aus den Bezirken Tanga und Wilhelmstal stammen, deren Bevölkerung fich an den jü-gsten Un- ruhen in Osiafrika, die zum Teil auf die Heranziehung der Einge- borenen zum Anbau von Baumivcelle zurückgzeführt worden find, nicht beteiligt hat. In Togo sind in dem Anbau von Baumwolle eben- falls Fortschritte gemacht worden, wie die Steigerung der Ausfuhr anzeigt. Von den Bemühungen des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitecs, die Eingeborenen zum Anbau von Baumwolle als Zwischenkultur von Mais zu veranlassen, darf eine weitere Zunahme der Baumwoll- yroduktion in Togo erwartet werden. In Kamerun endlich, wo in verschiedenen Teilen des Schußgebietes Baumwolle geringzrer Qualität vorïommt, beabsißtigt die Verwaltung in Verbindung mit dem Kolenial- Wirtscbaftlihen Komitee, an gecigneten Plägen die Eingeborenen zum rationellen Anbau der Baumwolle anzukeiten.

Für die günstige Ens der europäischen Pflanzungéunternehmungen ist die Möglichkeit einer aus reichenden Beschaffung von Arbeitern eine der wichtigsten Vor- auésezungen. Für die großen Plantagen am Kamerunberg haben die Verhältnisse in dieser Beziehung während des Berihtsjahrs günstig

gelegen; es waren au3reiHend Arbeiter vorhanden. Als ein befonders

gutes Zeichen wird angegeben, daß sich dort häufig die alten Arbeiter wieder zur Arbeit auf dea Pflanzungen einfinden. Klagen über Mangel an Arbeitern sind dagegen in Ostafrika laut geworden. Samoa hat einen zweiten Tranéport chinesisher Arbeiter erhalten; die Erwartungen, die auf ihn gesezt waren, haben sib erfüllt.

Was die einzelnen Plantagenerzeugnisse betrifft, so kann für Kaffee die Ernte im Hauptkaffcegebiet Usambara als gürstia be- zeichnet werden. Der Ertrag ist, wie sich aus den Ausfuhrziffern eraibt, der Menge nah nit unerbeblih und troß Fallens des Kaffec- preises au dem Werte nah gestiegen. Zum erstenmal unter den Kaffeeproduzenten ersch2int Neu-Guinea, das eine einstweilen allerdings noch geringfügige Menge Kaffee exportiert hat. Die Kultur der Faservflanzen in Ostafrika -— abgesehen von der bereits besprohenen Baumwolle hat wiederum erhebliche Fortschritte gemaht. Die Ausfuhr hat sich so- wohl der Menge als dem Werte nah nahezu verdoppelt. Besonders günstig sind die Erfolge, die mit dem Anbau von Sisalhanf erzielt werden; sie haben zur Anlegung neuer Sisalpflanzungen von zum Teil erheblicher Ausdehnung längs der Usambarabahn, in Wilhel:nstal und in Lindi Veranlassung gegeben. Die Kakaoernte in Kamerun 1904 hat gegenüber dem Vorjahr einen Penoigerten Ertrag geliefert. In Samoa hat die Produktion von Kakao ebenfalls etwas zuge- nommen; die Ansfuhr ist auf den v'erfaben Betrag des Vorjahrs g?- stiegen, bleibt aber im absolut-n Betrag immer noÿ geringfügig.

_ Der Außenhandel der deutshen Schußgebiete aus shließlih detjznigen von Südwestafrika, der aus den im Eingang angeführten Gründen hier außer Betraht bleiben muß, hat in Einfuhr und Ausfuhr cinen Wert von 60937 590 A erreidht. Gegenüber dem Jahre 1903 mit einem Umsaß von 55 912 682 M bedeutet dies eine Zunahme von 5 024 908 6, die si fast gleichmäßig auf Einfuhr und Musfußr verteilt. Diese Zunahme ift fast aus- \{ließliŸ dem wirtschaftlihen Fortschritt Ostafrikas zu verdanken, dessen Handel allein um über 5090090 e gestizgen ist. Bei den anderen Schußzgebieten hat sh der Handel von Kamerun und Togo um cine Kleinigkeit geboben, der Außenhandel der Südsee- \chußgebiete dagegen ift hinter demjenigen des Vorjahres infolge einer beträhtlichen Äbnahme der Einfuhr zurückgebkTieben. j

Wenn Kamerun der Wert des Außenhandels nur wenig ih erböbt hat, so lag dies daran, daß nach dec Einführung dés neuen Zolltarifs am 1. Februar 1904 zunächst die Einfuhr in einer Reihe von Artikeln zurückging, und an der oben bereits erwähnten Stockung im Handel mit Palmkernen und Palmöl im Dualabezirk. Die Periode der Zuröckhaltung ist aber ncch im Berichtsjahr über- wunden worden, sodaß tas Ergebnis im ganzen doch noch etwas besser war, als das des Vorjahres. Im Jahre 1905 hat der Außen- handel Kameruns dann sehr beträchtlih zugenommen. Für die ersten drei Quartale stellt sih der Wert des Küsteahandels in Einfußr und Autfuhr auf 17 081 655 M, d. h. auf 5213931 4 mehr als in der gleihena Zeit des Vorjahres unß, auf 311314 4 mehr als im ganze Fahre 1904. :

Der Aufschwung, den der Handel Ostafrikas im Berichtsjahre genommen hat, beruht neben anderen Momenten wesentlich darauf, daß große Teile des SHhußzgebiets, die früher wegen des- weiten Weges zur Küste von dem taternational-n Warenverkehr so gut w!e abgeschlossen waren, dur die englishe Ugandabahn die Möglichkeit erhalten haden, ihre Erzeugnisse nah fremden Ländern zu verkaufen und dagegen ausländishe Waren einzuführen. Die Belebung des Handels, die hierdurch in den Gebizten längs der Grenze gegen Briti]ch-Ostafrika und am Victoria-Njansa stattgefunden hat, kommt in der Statistik deutli zum Ausdruck. Der Warenverkebr über die Binnengrenze Ostafrikas bat von 1903 auf 1904 von 814 549 auf 2732 587 M zugenommen Von diesem Warenverkehr entfällt weitaus der größte Teil auf den

Verkehr an der deutsh-englishen Nordgrenze und am Victoria®ee (679 261 M von 814 549 6 im Jahre 1903 und 2472 511 A von 9 732587 #4 im Jahre 1904). So is der Ee Au‘s{wung des

andels am V'cioriasee ein überaus lehrreihes Beispiel für die be- fruchtende Wirkung, welGje der Bau ciner Eisenbahn auch im Herzen von Afrifa au?zuüben vermag. i

Angesichts dieser Feskstellungen über den Einfluß der englischen Ugandabahn ist es doppelt erfreulih, daß der Bau von Eisen- bahnen in den deutschen Schußgebieten Afrikas im Berichttjahr einen ‘wesentlihen Schritt weiter gekommen ist. In Ostafrika ist der Ausbau der Usfambara-Eiseabahn bis Mombo vollendet und der Bau der Eisenbabn von Daressalam nah Mogo:o begonnen worden. In Togo konnte am 18. Juli 1905 die Küstenbahn voa Lome nah Aneho dem Verkehr über-

eben werden und der Bau der Inalandbahn von Lome nah

Palime, für dessen Ausführung durch das Gefeß vom 23. Juli 1904 die notwendigen Mittel bereitgestelt wurden, ist so erfreulich fortae\schritten, daß am 27. August 1305 die 27 km lange Strecke bis Noëpe in Betrieb genommen werden konnte. In Südwestafrika hat die Otavi-Gesellschaft den Bau ihrer Eisenbahn von Swakopmund nah Tsumeb troß des Aufítandes energisch fort- esezt; am 18. Mai 1905 hat die Bahn über Daguati den geplanten Ans{luß an die Regierungsbahn in Karibib erreiht und am 24. Angust wurde die zweite Teilstrede von aua nach Omaruru (236 km) eröffnet; die Erdarbeiten waren Ende November 1905 bis km 312 vollendet und das Gleis bis km 304 vorgestreckt. Nah dem Fort- gange der Arbeiten kann angenommen werdea, daß die Eisenbahn Anfang 1907 Tsumeb (570 km) erreichen wird. ;

Die beiden Koloniälbanken, deren Errichtung im vorigen Bericht angekündigt wurde, haben im Sommer 1905 ibren Betrieb eröffnet. Die Deutsh-Westafrikanishe Bank, die außer in Togo auch in Kamerun arbeitet, ist von der Dreéduer Bank in Dreéden und Berlin in Verbindung mit der Deutsch - West- afcikanishen Handels8ge*ellschaft in Hamburg gegründet worden. An der Errichtung der Deutsch-Ostafrikanischen Bank ist neben der Deutsch - Ostafrikanishen Gesellschaft das Banken- fonsortium der Morogorobahn unter Führung der DeutsBen Bank beteiligt. Da auf diese Weise einerseits die Geschäfisfenntnis und Erfahrung bedeutender, seit Jahren in den in Betracht kommenden Schußagebieten ansässiger Firmen den Zwecken der Bank dienstbar gemacht sind, andererseits die Banken an großen heimischen Finanzinstituten den notwendigen Rückhalt haben, so darf erwartet werden. daß die Tätigkeit der beiden Banken für die wirtschaftliche Entwickelung unserer tropisch:n Kolonien in Afrika eine wesentlih2 Förderung bedeuten wird. Die Landungs8- anlagen, die der Norddeutshe Lloyd in Simpsoahafen bei Herberts- hôhz hat herstellen lasszn, find Anfang Oktober 1905 in Betrieb genommen worden. Der Norddeutsche Lloyd hat dort einen Mittel- punkt für seine Linien zwischen Australien auf der einen und Hongkong und Japan aaf der anderen Seite geialsen. Zu Beginn des hres 1905 ift ferner unter Mitwirkung der Berliner Handelsgefell- schaft cine Deutshe Kolonial-Eisenbahnbau- und Betriebs- gesellschaft gegründet worden, welche durch Vertrag vom 90./28. März 1905 den Bztrieb der Usambarabahn unter für das Reich vorteilhaften Bedingungen übernommen hat.

Im Jahre 1905 ist der Versuch gemacht worden, eine Uebersiht über das in den deutshen Shußtzgebicten in Afrika und der Südsee in der Form von Gesellschaften (Kolonialgesellschaften, Aktiengefell- gesellshaften odec Gesellschaften mit befchränkter Haftung) arbeitend? deutsche Kapital zu (afen. Unberücksichligt mußten dabei solche Gesellsaften bleiben, deren Interessen zum großen Teil außerhalb der SHuyzebiete liegen, wie es z. B. kei den großen deutshen Schiffahrts- gesellschaften, deren Schiffe neben andecen Plätzen au Häfen der Schußz- biete anlaufen, der Fall ist. Troßdem zeigt sich, daß neben den statistisch niht zu erfassenden beträhtlihen Mitteln, die in der Hand von Einzek- unternehmern, offenen Handelsgesell haften und nah fremdem Recht eorunve Gefell'haften in den SHugtgebizten arbeiten, durch deutsche

esellshaften nicht unerheblihe Kapitalien in unseren Kolonien investiert worden sind. Fnsgesamt betragen die Kapitalinyestierungen der deuishen Gesellschaften 103 832 875 6, von denen 98 126 875 M auf eingezahltes Gefellshazftsfkapital und 15 706 090 M auf Anlehen entfallen. Das Nominalfapital der G-sellshaften stellt sich auf 123 367 500 „A :

Die Nehnungsergebnisse der leßten Jahre zeigen, daß die Bemühungen der Kolonialverwaltung, die in früheren Jahren ret erbeblihen Fehlbeträge in der Wirtschaftsführung der Schutgebiete zu vermeiden, nit ohne Erfolg geblieben sind. Die folgende Ueber- iht über die Gesamteinnahmen und -auégaben der Schußtgebiete (eins@ließlich Südwestafrika) während der Jahre 1896/97 bis 1904 erweist dies deutlich:

Ausgaben

Einnahmen (einshließlich Ersparnis Fehlbetrag Restausgaben) 1000 M 1000 1000 A 1000 c. 1896/97 . , 12 223 13 485 1262 1897/98 . . 11677 15 087 3410 13 902 17 525 3623 1893 ‘7 20600 23 079 2479 1900 24050 27 266 +3216 1901 BOTOL 28 897 3396 1902 a 25 256 26 277 1021 1900... «80.0969 29 286 1277 1904 ., 135283 134 200 1083

Während demnach für die Gesamtheit der Shußtgebiete die zur Ver- fügung stehenden Mittel in den Rechnungsjabren 1897/98 um 29.2 9/0 und 1901 noch um 13,390 überschritten worden waren, sank die Vebershreitung 1902 auf 40/9 der zur Verfügung stehenden Mittel, u. n die Rechnungéjahre 1903 und 1904 haben sich Ersparnisse ergeten.

Wenn man die R-chaungsergebnifse der einzelnen Swußgebiete betraŸtet, zeigt h allerdings niht durchgängig das gleihe Bild. Die Abschlüsse der Kameruner Rehnungen weisen auch für 1903 und 1904 noch Fehlbeträge aus. Diese sind aber im Verhältnis zu den Fehlbeträgen der Jahre 1901 und 1902 doch er- heblih zurückgegangen von 14450090 A und 1507000 M in den Jahren 1901 und 1902 auf 565090 # und 375000 A in den Fahren 1903 und 1994. Neu-Guinea ferner, das sür 1903 eine kleine Ersparnis aufweisen konnte, {ließt für 1904 vorautsitlich wieder mit einem Fehlbetrag ab. Bei allen anderen Schutzgebieten hingegen find für 1903 und 1904 Ersparnisse zu verzeihnen; in Ostafrika sind regelmäßig seit 1902 Ersparnisse eingetreten, in Togo seit 1901, und die Verwaltung der Karolinen, Palauinseln und Marianen hat bisher immer mit Ersparnissen abges{lossen. j : ¿

Durch den \üdwestafrikanishen Aufsiand und in geringerem Maße dur die Unruhen in Ostafrika sowie dur die für Kamerun er- forderlih gewordene Verstärkung der Schußtruppe haben die Finanzen der Shußgebiete cine erheblihe Verschieburg erfahren, die insbesondere 6 Les Len Steigerung der einmaligen Ausgaben in Er-

einung tritt. -

Die Verstärkung des militärischen Schußes in Kamerun und Ost- afrika in Verbindung mit der für 1906 geplanten völligen Trennung der Zivil- und Militärverwaltung in Ostafrika haben ferner zur Folge, ‘daß für 1906 die fortdauernden Ausgaben der Schutzgebiete wesentlih höher angeseßt werden müssen als bisher. Hierdurch ist in der günstigen Entwiklung des Verhälinisses der eigenen Einnahmen zu den fortdauernden Auszaben der Schußgebiete ein zeitweiliger

Rüdshlag eingetreten, da die eigenen Einnahmen der Schußgebiete-

nicht sofort der Steigerung der fortdauernden Ausgaben cntsprechend höher veranschlagt werden können.

Die alljährlihe Denkschrift über die Entwickelung des Me a ie Dent ti cis ist im Reichstage ebén- falls zur Verteilung gelangt. Ste umfaßt die Zeit vom Oktober 1904 bis Oftober 1905, gibt aber in den wichtigsten Punkten Nachrichten, die bis zum Ende des Jahres 1905 reichen, sodaß sie ein unmittelbares, anschauliches Bild von der gegenwärtigen Lage der Kolonie gewährt. L

Das diesmalige Berichtsjahr if insofern besonders geartet, als si in dem größten Teile desselben die Einwirkungen des russisch- japanishen Krieges sowohl in ganz Oftasien als au in der deutschen Kolonie für den Handel und im besonderen für die Schiffahrt geltend gemacht baben. Üm fo bemerkenswerter ist es, daß troß dieses hem- menden Moments die Kolonie in allen Gebieten des wirtschaftlihen Lebens erfceuliche Fortschritte der Entwicklung aufweist.

Die Einnahmen des Schußgebiets sind während des Be- ri@tsjahres um 99 v. H., nämli von 501 946 Æ auf 1 001 170 Æ gestiegen; der Schiffsverkehc ist von 337 Schiffen mit 388 383 Re- gistertonnen auf 413 Schiffe mit 420 517 Registertonnen angewaisen. Avf der Schantung-Eisenbahn hat sich der Verkehr von 495 905 auf 780 228 Personen und von 125 303 auf 279 740 Tonnen Fradtgüter

esteigert Die Einkünfte des Whinesisben Seczollamts in Tsingtau

Paben sich von 618 000 Doll. auf 796 000 Doll. vermehrt, und der Wert des Durcgangshandels, der im Vorjahre 24 861 282 Doll. betrug, hat die Summe von 32 426 596 Doll. erreicht. i

Bem Bedürfnisse des wachsenden Handels entsprehend ift eine Angliederung des deutschen Kiautshou-Gebiets an das chinesische Zollgebiet zum 1. Januar 1906 vzreinbart worden. Qu dieser wirtschaftevolitisch wichtigen Maßnahme hat die Marine- derwaltuna si auf Antrag der Kaufmannschaft der Kolonie und ncch Befragung der heimishen Interessenv-rtretungen ents{lossen. Von der neuen Regelung des Zollwesen3 wird cine Erleichtcrung des Handelsverkehrs und [namentli ein Aufschwung der industriellen Entwickelung der_ Kolonie erwartet. Das Freihafengebiet, das bisher das ganzz Schubgebiet umfaßte, ist auf den Hafen selb und das anstoßende Gelände beshränkt worden. Als Ersatz für die Mehreinnahmen aus dem Zollanshlusse führt das cinesishe S-ezollamt jährlich 29 v. H. der Einnahmen aus den Einfuhr- zöllen an das Gouvernement ab. Für die Ausfuhr ift das Zoll- verfahren. dasselbe wie früher geblieben. A

Die Gesundheitsverhältnisse find, dank den guten byagieni- {hen Einrichtungen, die besten an der ganzen ostasiatischen Küste. Dem- gemäß war auch in diesem Jahre der Besuch Tsingtaus durh Bade- gäste wieder sehr lebhaft. : q

Eine Folge der zunehmenden Bedeutung Tsingtaus als Handels- plaß war die Bildung einer einheitiichen, die gesamte Kaufmannschaft umfassenden Handelskammer. A

Infolge des wirtschaftliben Aufshwungs war die Nalhfrage nah Land lebhaft und dementsprechend auch die private Bautätigkeit rege.

In dem neuen großen Hafen ist ein Schwimmdock, das Schiffe bis zu 16 000 t aufnehmen fann, vom Stapel gelaufen und bereits in Benutzung genommen. Ein großer Kran von 150 t Tragfähigkeit ist aufgestellt. L i :

Zum ersten Male wurden Schantungkohlen in größeren Mengen nach Tsingtau, Tschifu, Tientsin, Schanghai und Hongkong ausgeführt.

Entsprechend einer im Vorjahre aus der Mitte des Reichstags bervorgetretenen Anregung, macht die Denkschrift Mitteilungen über die mit den Laienbeisißern des Gerihts des Schugzgebtets sowobl in Zivil- als auch in Strafsachen .gemachßten Er- fahrungen. Diese werden auf Grund von Aeußerungen der Nichter, insbefondere des OberriŸters, als durchweg günsiig bezeichnet. Das Zufammenarb-iten der Richter mit den Beisigern ist fehr befricdigend. Findet der Richter in Fragen der praktischen Geiäfts- kenntnis bei den Beisigern Unterstüßung, so gehen diese in Nehts8- fragen auf die Ausführungen und Vorschläge des Richters bereit- willig ein. Die Denkschrift betont „weiterhin, daß die Mitwirkung des Latenelements, insbesondere von Männern .aus der Praxis tes wirtschaftlichen Lebens, niht nur für die Rehisprechung auf Grund des geltenden Kolonialrechts erwünscht sei, sondern auch für dessen innere Fortbildung. Dies bezieht \ich sowohl auf den Ausbau eines Handel8gewohnheitsrechts als au auf die bedeutsamen Aufgaben, die der Aa auf kolonialrechtlihem Gebiete ‘noch gestellt fein werden.

Der Denkschrift sind auÿh diesmal eine Anzahl von Abbildungen beigefügt, die ein anshaulihes Bild der baulichen Entwicklung der Kolonie und ihres wirtschaftlichen Hinterlandes geben.

Handel und Getoerbe.

(Aus den im Reichsamt des Innern zusammengestellten „Nachrichten für Handel und Industrie ".)

Ftalien.

Ursvrungszeugnisse für gewisse Einfuhrwaren. Außer für die in Nr. 16 des „Reis- und Staatsanzeigers" vom 19. Januar d. I. genannten Waren werden bei der Einfuhr na Jtalien noch für Wein in Fässern und Flaschen, Waren aus Horn und Bein (ausgenommen Kämme und Aufsteckämme) und Fächer Ursprungszeugnisse verlangt. Für medizinishe Spezialitäten wird der Ursprungsnaweis nicht verlanät, wenn sie in Verpackungen eingehen, die den Namen und den Wobnort des Herstellers tragen. Für Poslpakete und Fahrpost- ftüde find keine Ursprungs8zeugnisse erforderlih. Die Ursprungs- zeugnisse müssen nah den geltenden Beftimmungen die eigenhändige Unterschrift der ausstellenden Behörde tragen und außerdem ent- balten: Name und Wohnort des Absenders; Name und Wohnort des Empfängers; Anzahl, Zeicen und Nummern der Pie die Eandelsübliche Bezeichnung der Ware; Rohgewicht der ackstücke oder andere genügende Angaben über die Warenmenge (Stückzahl); Art der Betôrderung ; Tag der Ausstellung.

Die Unterschrift dzr das Zeugnis ausstellenden Behörde muß dur den Amtsstempel beglaubigt und unmittelbzx unter die Be- schreibung der Waren geseßzt werden, niht an den Fuß des Zeug- nisses. Werden Ursprungszeugnisse in anderen Sprachen als der italienischen oder französischen vorgelegt, so sind die italienischen Zoll- ämter berehtiat, auf Kosten der Wareneigentümer eine amtliche Ueber- seßung in italienischer Sprache zu verlangen. Ein besonderes Formular ist niht vorgeschrieben.

Die Ursprungszeugnisse können angenommen werden, auch wenn fie ein \späteres Datum als das der Ankunft der Ware tcagen, so lange kein Zweifel über ihre Echtheit besteht und darin das Datum des Abgangs der Ware aus dem Ursprungsort angegeben ist. Gefamt- zeugnisse für mehrere Sendungen an vershiedene Empfänger sind un- gültig, au wenn die Sendungen gleichzeitig eintreffen. (Ebensowenig genügt bloß ein Zeugnis für vershiedene Sendungen, die nach und nach im Zollamt anlangen.

Die Zeugnisse müssen in der Regel bei der Zollabfertigung vor- liegen. Jedoch können sie auch nahträglich noch für Waren beigebracht werden, die (in Ermangelung d:8 Zeugnisses) bereits nah dem General- tarif abgefertigt sind, sofern die Ware sich N Zollamt befindet.

(Schweizerisches Handelsamtsblatt.)

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Columbien.

“Erhebung der Einfuhrzölle.— Zollermäßigun gen usw. Mittels Dekrets Nr. 1249 vom 21. Oktober 1905 hat der Präsident der Republik die geltenden Bestimmungen über Einfuhrzölle zusammen- gefaßt. Die wictigsten dieser Bestimmungen sind folgende:

In den Zollämtern von Arauca, Varranquilla, Buenaventura, Cartagena, Orocué, Riohacha und Santa Marta werden die Einfahr-

e os Maßgabe des Dekrets Nr. 15 vom 27. Ianuar 1905 !) erhoben. i

Anmerkung. Die über das Zollamt von Buenaventura ein- geführten Waren deoenen eine Ermäßigung von 25 v. H. nah Maß- gabe tes Dekrets Nr. 35 vom 17. Februar 1905.

Sn den Zollämtern von Jpiales und Tumaco werden die Ein- fubrzölle nah Maßgabe des Gesetzes Nr. 63 vom Jahre 1903 ?) er- hoben, ohne irgendeine Erböhung oder Ermäßigung.

Anmerkung. Bayetas und Lienzos, die über das Grenzzollamt von Jpiales eingeführt werden, genießen eine Ermäßigung von 50 v. H. auf die Zollsäße des Geseßes Nr. 63 vom Jahre 1903.

Die Waren, welde über die Häfen von Tumaco» und Jpiales eingeführt werden und nur den in dem Gesehe Nr. 63 vom ahre 1903 festgesezten Zollsäßen unterliegen, können nur dann wieder aus- geführt oder nah Buenaventura oder dazwischenliegenden Orten be- fördert werden, wenn dafür in diesem Zollamt die Zölle entrichtet werden, als ob die Waren zum erstenmal eingeführt würden.

Für Waren, die über das Zollamt von Cúcuta nah den Pro- vinzen im Innern des Departements von Santander oder nah anderen Orten der übrigen Departements des Freistaats eingeführt werden, sind die Zölle nah Maßgabe . des Tarifs vom 27. Januar 1905 zu entrichten. Demnach wird das Geseß Nr. 63 vom Jahre 1903 nur auf Waren Anwendung finden, die zum Verbrauch in den Provinzen Cúcuta und Pamplona eingeführt werden. [

Die nachstehend genannten ausländischen Waren follen bei der Einfuhr in das Bundesgebiet, wie folgt, -verzollt werden : : Zollfag für

1 kg Rohgewicht Pesos Gold Gedrudte Bücher 0,01 Weizen im Korn 0,01 Nudeln und forstige Nährteigwaren 0,15 Anis 0,15 Stearin, verarbeitet 0,10 Stearin oder Stearinsäure, unverarbeitet . . 0,01 Walrat, zu Kerzen und Lichten verarbeitet . . . . 0,15 S{wefelsäure, Salpetersäure, Salzsäure, chlorsaures Kali für Bergwoerke 0,91 Petroleum, ungereinigt, und Gasolin für Motoren zum Antrieb von Maschinen, niht zur Beleuch- tung dienend Petroleum, gercinigt, zur Beleuchtung Plombagin oder Graphit Dynamomaschinen Queckfilber für Bergwerke Blei în Blöen für Bergwerke Gespinsie, Wollen-, Jute- und Hanf- Gespinste aus Baumwolle, gebleiht oder farbig, appretiert Seide in jeder fo L Weine, herbe, helle und dunkle, in Stückfässern, Fässern, Korbflaschen oder Flaschen, deren Alkohol- gehalt 16 Zentefimalzrad übersteigt Weine, süße, in Stückfäfsern, Fäfsern, Korbflaschen oder Flaschen .___ e 0,03 Notweine in Stückfäfsern, Fässern oder Korbflaschen 0,02 Notweine in Flaschen 0,03 Es versteht si, daß alle Weine nach dem Gesegdekret Nr. 15 vom 27. Januar 1905 dem Zollzushlage von 70 v. H. unterliegen. : Romanzement und Wassermörtel frei Gips, gepulvert, Kreide, Feldspat, Kiesel, Ton, Kaolin, pulverisierte Knochen und sonstige Rob- stoffe zur Herstellung von Porzellan 0,01 Platten und Fliesen aus gebranntem Ton und fünst- : liden Steinen oder Zement : 0,01 Fliesen und Platten aus Marmor, Jafpis allen anderen natürlißhen Steinen 0,01 Mineralwasser, natürlih oder künstlih, z. B. von Bichy und derglei. ¿aaa ooo 0,01 Sirup, konzentriert 0,02.

_ Von dem durŸ Dekret Nr. 15 vom 27. Januar 1905 festgeseßten Zuschlag auf die Einfubrzölle sind befreit Fichtenharz, Aeßkali und Aeßznatron, neutrale Silikate, Fette zur Herstellung von Seifen, Stearin und Stearinsäure, unverarbeitet, Gasolin und Petroleum, ungereinigt, zu Brennzwecken sowie Steinkohle, solange als nicht an der Küste des Atlantischen und des Stillen ODzeans- Kohlenbergwerke in Betrieb gestellt werden, sowie chlorfaures Kali für Bergwerke. Gedruckte Bücher sollen eine Ermäßigung von 50 v. p. auf die Ge- bühren für Beglaubigung der Geschäftsfakturen!) genießen.

Personen, die Weine über die geöffneten Bundeshäfen versenden wollen, haben außer den nach Artikel 42 des Fiskalgeseßes erforder- lihen Fafturen dem Konsularagenten oder dessen Vertreter an dem NVerladungsorte eine mit seiner Unterschrift versehene eidesstattliche Erklärung oder den Verkaufs\hein (vendi) vorzulegen, auf denen die Alkoholstärke der Weine angegeben ist. j

Das Fehlen oder die mangelhafte Anfertigung der genannten Urkunden wird nah Maßgake des Artikels 2 (3?) Absay 9 des Gesetesdekrets Nr. 1145 vom 16. Dezember 1903 ?) bestraft.

Die Dekrete Nr. 99 vom 29. Januar“) und Nr. 116 vom 4. Fe- bruar 19045), Nr. 261 vom 15. März ©), Nr. 861 vom 24. Juli?) und Nr. 845 vom 20. Mat 1995 über Einfuhrzölle und alle anderen Dekrete, soweit sie den vorstehenden Bestimmungen zuwiderlaufen, find aufgehoben. (Diario oficial vom 30. Oktober 1905.)

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Kohlenproduktion in den hauvptsächlichsten Löndern im Jahre 1904.

Einer englishen Parlamentsdrucksache sind die nahstehenden Zahlen über die Kohlenproduktion einiger Länder entnommen : 1903 1904 Länder 1000 Tons 1C00 L 1000 Tons 1000 £

Großbritannien . . „230 334 88 228 232 428 83 852 British-Indien . . . 7438 1 309 8 217*) Canada 6 825 3103 6 705*) 3 001 Australasien 2616 6 853 2 328 Neuseeland 763 1 538 769 Natal 419 858 457 Tranévaal z 878 9 151 884 Rußland 19 318*) Schweden**) .. 141 321 135 Deutschland **) . . 116 638 50 258 120 816*) 51 700 Belgien**) 23 797 12 360 23 507*) Frankreih**) .. . . 34218 19 302 33 838*) Spanien*®*) 2 697 994 3 023 1182 Oesterreih**) . . . . 11 493 4 060 11 868 3 979 Vereinigte Staaten von

Amerika 319 068 104 943 314 563 92 670,

*) Vorläufige Zahlen. **) Metrishe Tonnen.

Gründung eines Eisenhüttenwerks in Zurfontein (Transvaal).

Eine Gesellschaft amerifanisher Unternehmer, die Transvaal Iron and Steel Company, will versuchen, eine Eisfen- und Stahls industrie in Zurfontein, einer Station der südafrikanischen Eisenbahn in der Mitte zwishen Pretoria und Johannesburg, ins Leben zu rufen. Ein großes Erzlager soll von der Gesellshaft erworben sein, und

Deuts&es Handels-Archiv 1905 1_S. 1163 ff. ) Ebenda ¿drt E Ls Ebenda 19041 S. 552. 4) Ebenda 1904 L S. 413 (Fußnote 1). *) Ebenda S. 412 (Fußnote L). *) Ebenda 1905 I S. 1412. ’) Ébenda S. 1413.