1906 / 32 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 06 Feb 1906 18:00:01 GMT) scan diff

Ministerium für Landwirtshaft, Domänen und Forsten.

Es sind versezt worden: der Kreistierarzt Krexa von Grottkau nah Gersfeld, der Kreistierarzt Hir\ch von Gers- eld nah Grottkau und der Kreistierarzt Schmidt von

orden nah Seelow.

Bekanntmachung.

Dem _ Markscheider Friedrih Knoblohch aus Borsig-

Mes Marti Bier vao s Mie Ne H Auanis gur Verrichtung rfcheiderarbeiten für den l

Staats erteilt worden. Ms s E

Clausthal, den 3. Februar 1906.

Königliches Oberbergamt. von Detten.

Nichkamkliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 6. Februar.

Seine Majestät der Kaiser und König konferierten heute vormittag mit dem Reichskanzler Fürsten von Bülow und hörten sodann die Vorträge des Chefs des Militärkabinetts, Generalleutnants Grafen von Hülsen-Haeseler, des Chefs des Admiralstabs der Marine, Admirals Büchsel und des Chefs des Marinekabinetts, Admirals Freiherrn von Senden-Bibran.

Die vereinigten Ausshüsse des Bundesrats für das Landheer und die Festungen, für das Seewesen und für Rechnungswesen hielten heute eine Sißung.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ift am 3. Februar von Cartagena nah gangen.

fw

__ S. M. S. „Falke“ ist am 2. Februar in Corinto (Nicaragua) eingetrossen und geht am 9. Februar von dort nach Punta Arenas (Costarica) in See. s __S. M. S. „Bussard“ ist am 3. Februar in Kilwa-

Kiwindze eingetroffen. S4M. Flußkanonenboot „Vaterland“ ist am 3.

in Wuhu eingetroffen und gestern von dort nah abgegangen.

S. M. S. „Sto\ch“ Cagliari in See ge-

ebruar iufiang

Bayern.

Der Infant Don Carlos von Spanien, der als Ver- treter des Königs Alfons dem Prinz-Regenten einen Ehrensäbel überbringt, ist gestern in München eingetroffen und vom S Mitgliedern der Königlihen Familie, dem spanischen Botschafter in Berlin und Vertretern der Be- hörden empfangen worden.

Jn der Kammer der Rei chsräte wurde gestern der von der Abgeordnetenkammer angenommene Wahlgese§- it beraten.

Nach dem Bericht des ,W. T. B.“ führte Seine Königliche Hobeit der Prinz Ludwig in einer Rede aus: jeder ovibe eke an dem Entwurfe einiges auszuseßen haben, beispielsweise wäre ihm [lieber gewesen, wenn als Grundlaze des neuen Wablgesetzes die jeweilige leßte Volkszählung genommen worden wäre, und wenn lauter einmännige Wahlkreise gebildet wären. Allein dann bätte die Wahlkreiseinteilung der Regierung überlassen werden müssen, denn es wäre unmögl:ch, nah jeder neuen Volkszählung eine neue geseßliche Wablkreiseinteilung zu maten. Alle Abänderungsanträge, die man jeßt einbringen würde, würden mit einer Ablebunna des Ent- wurfes gleihbedeutend sein. Seine Königlihe Hoheit gab sodann einen Ueberblick über die ganze Wablreformbewegung in Bayern und bob dabei hervor, daß der Ausfall der leßten Wahlen und die kürzlich erfolgte einftimmige Annahme des Wabhlgesetzentwurfs in der Abgeordnetenfammer gezeigt hätten, daß das Land ein neues Wabigeseß wolle. Alle Abänderungswünsche müßten jeßt zurücktreten vor dem Gedanken, daß, wenn der Reichérat jeßt seine Zustimmung gâbe, ein Geseg zustande komme, mit dem die große Mehrheit des Landes zufrieden sei.

g Der Reichérat Freiherr von Würtburg trat für die Re-

ierungsvorlage ein, der Reichsrat von Auer beantragte, die relative Majorität des Entwurfes dur absolute Mehrheit für den ersten Wablgang zu erseßen. Der Minister Graf Feilißs\ch bat, diesen Antrag abzulehnen’; der Ertwurf sei von konservativen, nit radikalen Tendenzen getragen. Der Reichérat Graf Törring befürwortete den Antrag Auer, der Reichsrat Freiherr von Hertling verteidigte nachdrüdcklich die Beschlüsse, der Abgeordnetenkammer. Der Reichsrat Fe E er E R A der Abgeordnetenkammer en zu wollen. In demselben Sinne i E u e i sprach fih der Reicéêrat Die Kammer nahm hierauf einstimmig den z

ganzen Wabhlgeseßentwurf an, nahdem der Antrag Auer abgelehnt worden war.

Deutsche Kolonien.

Um die Vili-Bili-Leute in Deut\ch-Neuguinea wegen ihrer Teilnahme an dem Ueberfall auf Friedrih-Wilheltas- midi am 26. Zuli 1904 zu bestrafen, hatte der Polizeimeister

eyer im Oftober 1904 zwei Streifzüge in die Dörfer Melamo, Menessee, S'gnor und Kul unternommen. Hierbei wurden 3 Bili-Bili-Leute getötet, 7 gefangen genommen und mehrere Hütten und Kanoes zerstört. Der Kaiserliche Bezirksamtmann Re- gierungsrat Stuckhardt in Friedrih-Wilhelmshafen, der shon am 19. Juni 1905 gegen die Bili-Bili-Leute vorgegangen war, berihtet nunmehr, wie . das „Deutsche Kolonialblatt“ mittelt, über weitere Maßregeln gegen die Bili-Bili-Leute folgendes :

Nacbdem ih bei der Anwesenbeit des „Seestern* im Fuli 1905 den Schlupfwinke] der Bili-Bili- Tamols an der Rayküste auf- prindht, jedo niemandea zu Sesiht bekommen hatte, befahl

den dortigen Eingeborenen, den Bili - Bili - Leuten feine Unterkunft zu gewähren. Sie find diesem Befehle nahgekommen, und die Bili-Bili-Leute baben fich daraufhia an der Südseite der Gogoimündung niedergelafsen. Ih knüpfte mit ihnen Unterhand-

P

Arbeit und bedräng 1 Magen N „a œiedetlafsung n Endli Dörfer, mir 4 Cu e R eguemten O O da seine Annahn

{luß i Érklaring ¿S S Saat die Feindseligkeiten fortseßen.

während ich mit meiner it : ¿urüd, Ra Sat Begleitung am Strande nah Friedrih-Wil gegen die Bili-Bili- diese zu

\ tet fung zu unternehmen. 9 Bili-Bili-Leute erschossen. I

L sich entspinnenden Gefeht wurden schossen. Jh habe nun wiederum den Friedens-

{luß bei Stellung von 15 Leuten anbicten lassen, Antwort ist niht eingetroffen. Die Maraga-Tamols fia vor nas _ gewarnt. Legztere sollen sih jeßt in Banup bei Jelso

Bili-Bili-Leute aufhalten.

Der geschäf e Vizegouverneur Berg in Ponape berichtet, dem „Deutschen Kolonialblatt“ zufolge, Über die Con der am 20. April 1905 durch den Taifun betroffenen O are, : J ne eigen Hungersnot hat unter den Einçceb in den s{hlimmften Tagen, der Zeit von Mitte Zuli is Mitte

nit b Die Beschaffung von Nahrungs-

ht bestanden. gli weitere Fortschritte; troßdem bieten sh fort-

 Leute zur Arbeit an. Mit Hilfe der vermehrten Arbeits. kräfte ift es L n das Sekretärhaus in Ponape fertig- zustellen, die den - eren Molen auszubessern und zu er- höhen sowie den Schuppen auf dem Kopfe der Hauptmole zu voll- enden. Sehr zustatten kommt auh die teilweise Vernichtung des dihten Urwaldes durch den Taifun und die darauf zurückzuführende Abnahme der Regen . Der Motorshuner „Diana“ hat den Eingeborenen der Inseln durch Verabfolgung von Reis fowie von Aexten und“ Bushmessern zum Kanubau Hilfe gewähren

können.

Inzwischen hat sich auch der Verbleib des vermißten Missionars Srnellíng und der vermißten Personen aufgeklärt. Suellto verließ einem in welhem sih außer ihm noch acht Er- wahsene und ein Kind befanden, am 23. März 1905 Piberar. Das Boot trieb bei Truk vorüber, ohne daß Land gesichtet wurde. Der Versu, nah Piherar zurückukehren, mißlang, das Boot trieb 90 oder 93 Taçe auf hober See umber, ohne Land zu erblicken, bis es endlich Anrepik in den Westkarolinen erreihte. Von dort fuhr es mit Westwind nah Oleai zurück. Hier erlag Snelling den Entktehrungen und Anstrengungen, i e E A regen 6 F naben E pr dort ansässigen

[e L ei andere Bootsinsafsen un Kind waren während der Fahrt gestorben. N E

Ueber den Fortgang der Entwaffnung der Ponape- Jnsulaner berichtet Ver geschäftsführende Bie uva

E

meinen leßten Berihten über die friedlihe und allmählihe Entwaffnung in Ponape hatte ih darauf hingewiesen, daß diese ict Mitte Juli mehr und mehr stocke, niht allein wegen der verringerten Vorräte, sondern au als Folge verschiedener Gerüchte, für. deren Nichtigkeit dem m hen Teile der Eingeborenen die An- kunft eines hi zu einem so ungewöhnlihen Zeit- punkte, wie Mitte Juli, als icher Beweis erscheinen konnte. Nachdem vom 14. bis 31. Mai 51 Gewehre und 146 Patronen im Juni 178 Gewebxt und 13?Z Po‘ronen und vom 1. bis 15. Juli 56 Gewehre und 2/&SPpKtrontEübgetts nur ei _;¿: vom 16. bis 31. Juli 25Gewéhre und 139 P: webre u 149 Nronen und L ae uer 7

‘Für ¿ e dem ruhigen

n mißtrauischen Elementen - gegenüber ce reeeitE Ly die DRE bäuptlinge zu einer Versammlung mit anschließender Bewirtung einberufen, in welcher ich insbesondere das Gerücht, die Re ierung beabsihhtige, erft die Waffen abzunehmen und dann über die Boriaves Leute herzufallen, in jeder möglihen Art zu entkräften batte, unter wiederholter Betonung, daß ih mit keiner meiner Beweisführungen etnshüchtern, sondern nur über die Sinnlosigkeit des Geredes aufs Élären-wolle. Ueber die Zahl der noch in ihren Landschaften vor- handenen Gewehre befragt, per en die Oberhäuptlinge mit Be- stimmtheit, daß der größte Teil abgeliefert und nur no verbältnis- mäßig wenige Waffen zurückgeblieben wären, auf deren Abgabe sie hinwirken würden. Die gewünschte Folge trat in erfreuliher Weise ein. Es wurden gebracht: vom 25. bis 30. September 19 Gewehre und 190 Patronen, im Oktober 59 Gewehre und 681 Patronen und bom 1. bis 14. November 9 Gewehre und 106 Patronen. Die Gefamtzahl beträgt bisher 423 Gewehre und ‘3119 Patronen Sie stellt sich bereits als eine außerordentlich hohe dar, denn es fommt nahezu auf jeden siebenten Kopf der eingeborenen Gesamtbevölkerung

ein Gewehr. reude an seiner Waffe und ihrer Hand-

Lab Der dnapo-Maik hat abung. So kommt es au, daß viele Leute vor Ablieferung d Gewehre, gewissermaßen zum Abschied, noh - eine größere ® abl Patronen- daraus vershoffen haben. Noch vor einem Jahre, vor der Truk-Entwaffnung, wäre von dem selbstbewußten Eingeborenen das Ansinnen, seine Waffen herzugeben, nit viel anders als ein Scherz aufgenommen worden. Der Rest der Gewehre scheint recht gering zu sein; ih lasse sie ohne CCNS Hazea berausholen. Für die Land- schaft Kiti s as dus Ausga E n. ee auf Reisen befindlichen äuptling Hen anpet aufgespar ie Entwa wird i i 3 Monaten als beendet anzusehen sein. Mng Ma in 2

Oesterreih-Ungarn.

Der leitende Aus\chuß der Koalition hat den authentishen Wortlaut der Verhandlungen veröfenilid die mit dem König im Namen der Koalition von dem Grafen Andrassy geführt worden find. Aus diesen Mitteilungen geht, „W. T. B.“ zufolge, hervor, daß die Krone die Koalition aufgefordert hat, da sie über die Mehrheit verfügte, die Regierung zu übernehmen; wobei in militärishen Fragen das Programm des Neuner- fomitees der liberalen Partei als Grundlage dienen sollte. Das gemeinsame Wappen für die Armee würde vom König festgeseßt und das gemeinsame Ministerium ebenfalls vom König ernannt werden. Die Handelsver- träge sollten vom Reichstag angenommen werden. Aus der Antwort, die der leitende Ausshuß auf diese Auf- forderung erteilt hat, ist noch hervorzuheben, daß die Koalition mit Desterreih kein Zollbündnis, sondern auf Grund freien Verkehrs einen Handelsvertrag bis 1917 ab- ließen wollte. Was die nationalen Armeeforderungen beträfe, so würde es Aufgabe des Koalitionsministeriurs ge- wesen sein, die Entsheidung der ‘Nation in Neuwahlen auf Grund eines neuen Wahlge ches anzurufen. Auch würde die neue Regierung si bemüht haben, den König für eine nationale Armeeform zu gewinnen. Schließlich erklärt der leitende Ausschuß, die Koalition habe zur Lösung der Krise alles auf-

lungen an und forderte die Stellung von 15 Mann für dreijährige

in Herbertshöhe. Sie zogen die Verhandlungen hin in, der Zwischenzeit wiederum die Bewohner

sodaß vielfade azu, 1 und diese auch nah Friedrih-Wilhelmshafen abe selbstverständlih dieses Anerbieten abgelehnt, ‘nah hiesigen Eingeborenenanschauungen, Friedens- b e 4 Leute habe ih zurückgeshickt mit der

1 i 1905 bot sich hierzu Gelegenheit. Na meiner Nückehr aus den Bergen licß ih den Polizeimeister ies mit der inzwischen auf 20 Mann verstärkten Polizeitruppe zurüdck,

Frommund erhielt den Auftrag, einen Strafzug tied Es gelang ihm,

Reichstags und des Hauses der sih in der Ersten und Zweiten Beilage.

des Reichst a3, welcher der Staatsmini

des Jnnern Dr. Graf von Posad owsky- L 1bohnte, stand zunächst die Posadowsky-Wehner bei

demokratischen Abgg. Albrecht und Genossen:

ob und zu beantworten, erwiderte der

{äftsordnung Beantwortung

der Interpellation einzutreten; ih beantrage die Besprechung.

fortgeseßt und die a Spezialetat des Rei Slagtasetrelärs) knüpft, wieder aufgen

Tempos3 der

Nation geriet, geshehen konnte. Namentlih habe sie j Durchführung nur für ihr wirtscchaftlihes Programm ce inneren Reformen gefordert und hinsichtlih dieses wirtschaft: lihen Programms der Neugestaltung der Wirtschaftspolitik Rehnung getragen, das militärische P

D

gramm hingegen sei auf spätere Zeit vertagt worden. 2 Programm zur Kabinettsbildung habe der j tiefsten Bedauern der Koalition zurückgewiesen un

handlungen abgebrochen.

Frankreich.

Die Jnventaraufnahme in den Kirhen der Dey». tements wurde gestern fortgeseßt. Feindliche Kundgebungg werden aus Besançon, Auch, Montpellier und anderen Orten gemeldet. Nach einer Depesche des „W. T. B.“ wurden von den Personen, die wegen der Ruhestörungen anläßli der Jnventaraufnahme verhaftet worden waren, mehrere zu Gefängnisstrafen von 8 Tagen bis 6 Monaten verurteilt.

Rußland. ck __ Die „St. Petersburger Telegraphenagentur“ meldet bei den Sparkassen die Einlagen ‘stetig * liebten In tab Woche bis zum 4. d. M. sind 8/4 Millionen Nubel mehr ein gezahlt als ausgezahlt worden; der LOE der Einlagen Uber die Auszahlungen in den ersten drei Woche des laufeils Jar stellt sh n its S Aa Fin an den Grafen Witte gesandtes Telegramm Omsfk meldet, daß die Ruhe dort völlig wieder ergestellt sei. Die energishen Maßnahmen des Chefs der transsibirischen Bahn und die Entfernung gewisser Angestellten der Bahn aus dem Dienste habe den besonnenen Elementen, welche die das Gi Mehrheit der Beamten und “Arbeiter bildeten das Gefühl der Sicherheit wiedergegeben. Die Verwaltung des Landes sei durch Einteilung in Sektionen organisirt worden, die auf Zeit gewählten Generalgouverneuren unter

stehen. | Spanien.

Die Deputiertenkammer erörterte gestern die cata- lanische Frage.

Der M inister des Innern erklärte nah dem Berit „W. T. B.* auf mehrere Anfragen, über die in bezug auf Catalodte beschlofsenen Maßnahmen werde erft Bericht erstattet werden, wenn in Barcelona in jeder Beziehung wieder Ruhe hergestellt sei.

die Ver-

Bulgarien. i Die Sobranje hat gestern die Handelsverträge mit Jtalien und Frankreich ohne Debatte dite "ie das „Wiener Telegr.-K spondenzb ; ie «Wiener legr.-Korre]pondenzbureau" meldet, w die Handelsverträge hinsihtlih der serbif ch-bulgarischen 2 union die ausdrückliche Bestimmung auf, daß die Meistbegünstigung weder auf die zollverbündeten Länder, noch auf sonstige Zu- ga im Fremdenve:kehr Anwendung findet. 2a ranzösishe Vertrag enthält günstige Einfuhrbedingungungen für französisse Weine, Liköre und Medikamente und gesteht der bulgarishen Regierung das Recht der Monopolisierung von Pulver, Tabak, Alkohol, Salz, Petroleum, ündhslzern, Zigarettenpapier und Spielkarten zu. Er sieht den Abschluß eines Sl efaungnerlzagos innerhalb dreier Jahre vor. -Der italienische Italien der Ka) das Gleiche tun. Nach einer Meldung des „W. T. B.“ hat der Handelssekretär Metcalf dem Bericht eines Sonder- ausschusses zugestimmt, der eine vollständige Umgestaltung der bestehenden Bestimmungen über die Einwanderung von Chinesen nach den Verein igten Staaten und ihren Auf- enthalt daselbst vorschlägt. Die Vorschläge der Kommission gehen dahin, daß die Einwanderung der Chinesen ohne Verzug ge- stattet werden und daß die Anwendung des Bertillonfchen Systems unterbleiben solle, ferner, daß den Chinesen, die das Land verlassen, die für eine etwaige Wiedereinwanderung in Betracht kommenden Bestimmungen bekannt gegeben werden. 24 Artikel der bestehenden Bestimmungen sollen Ves Vorschlag zufolge abgeändert oder außer Kraft geseßt werden.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sißungen des Abgeordneten befinden

Auf der Tagesordnung der eutigen E) t gus er, Staatssekretär

Interpellation der sozial-

Ift dem Herrn Reichékanzler bekannt, daß am 10. Juli 1905 auf der Kohlenzeche „Borussia“ bei Dortmund fle i Schadt- brandes 39 Arbeiter getötet worden 4 Ist dem Herrn Reiché- Ee bekannt, weshalb die Ursachen . des furdtbaren Unglüds n immer nicht amtlich bekannt gemacht und die {huldigen Personen zur Verantwortung gezogen worden sind? Ist dem Herrn Reichskanzler bekannt, daß die Borussiakatastropbe durch Ascraplloisung der allernotwendigsten Arbeitershußbestim- mungen herbeigeführt wurde, und was gedenkt der Herr Reichs- kanzler zu tun, damit ähnlihen Grubcnunglüden vorgebeugt wird?

Auf die Frage des Präsidenten Grafen von Ballestrem, wann der Reichskanzler bereit sei, die Jnterpellation

Staatésekretär des Innern Dr. Graf von Posadowsky:

Der Herr Reichékanzler lehnt di ab, weil es sich bier e s * eouworhiuig bér Jutergenatos

gelebgebung und preußischer Ausführungsbestimmungen handelt.

eine Frage der preußischen -Berg- bg. Singer (Soz.) zur Geschäftsordnung: Nach unserer Ge- hat der Reichstag das Neht, au bei Ablb der seitens der verbündeten Regierungen in die Besprechung

Präsident Graf von Ballestrem: Dieser Antrag bedarf der

Unterstüßung von 50 Mitgliedern. (Für die Besprehung erheben ih die anwesenden Mitglieder des Zent L Hie Maaati demokraten und die Polen.) "G eriums, die Freisinnigen, tie Sozial lassen diesen Gegenstand.

Unterstüßung genügt nicht, wir ver- Darauf wurde die zweite Beratung des Etats für 1906 - emeine Erörterung, die sich an den Samts des FFnnern (Gehalt des mmen.

bg. Graf von Kaniß (dkons.): Ih kann mi hinsichtlih des

eboten, was ohne Verleugnung ihrer Grundsäße und ohne baß fie in Widerspruch mit dem Ande Willen der

punkt

ortführung der Sozialreform nicht den Stand- des . Trimborn stellen. Jh Ge Pm Hierbei auf

internationalen

önig jedo pi |

ein Konsularabko in sich, F onsu arc A ü ih wona

aus Washington |

ü der Leistungsfähigkeit und der Steuerfähigkeit des Landes

He Prie find 2E in der Lage, für die Bedürfnisse des Reichs

ue Steuern im Betrage von. mehreren hundert Millionen zu er- Titteln. Die Herren bier, in Berlin, haben nach meiner Meinung keine rechte Vorstellung davon, wie die sozialpolitishen Lasten auf das Land wirken. Die Regierungsvertreter machen sich die Sache leicht, sie

pellieren einfah ana die Opferwilligkeit der Bevölkerung. Der

taatésekretär dürfte für feinen eigenen Haushalt zu diefen Lasten nur eine Bagatelle beitragen; ganz anders drüdckt eine

ole Laít auf den Fleinen und mittleren landwirtschaft-

ichen Betrieb, der vielfah ein Meh1fabes des Grundsteuerbetrags datür aufzubringen hat. Bei uns in Ostpreußen absorbieren die fentlichen Lasten in manchen Jahren mehr als die Hälfte des ganzen Reinertrags; wie man solchen Verhältnissen gegenüber von einem Mangel an Opferwilligkeit reden kann, ist mir nicht . ganz verständlih. Die Landwirtschaft ist niht in der Lage, diese Lasten wie die Industrie, der die jeßige Kartellbildung das ganz außerordentli erleihtert, auf die Konsumenten abzuwälzen. Das Kodlensyndikat half sich seinerzeit mit einer Erhöhung des Koblenpreises, welche dem Deutschen Reiche jährlih 53 Millionen Mark auferlegte. Kommen einmal {were Zeiten, so wird die Industrie diese Belastung noch viel \{werec empfinden als in den heutigen Zeiten des Aufschwunges. Jeßt stellt der Graf von Posadowsky Unter- suhungen darüber an, wie es komme, daß ein Staat wie Deutschland, der so viel für die Arbeiter tue, 3 Millionen sozialdemokratische Stimmen aufweise, und kommt zu der Meinung, es liege das an der mangelnden Opferwilligkeit und dem wahsenden Maierialismus der besizenden Klassen. Den leßteren Vorwurf hat bereits der Graf Stolberg zurück gewiesen. Die Landwirischaft ist garnicht in der Lage, ih einm wachsenden Materialismus hinzugeben. Zu den Millionen, die von den Segnungen des wirtschaftlichen Aufschwungs nichts verspürt haben, zählen auch die Landwirte; diese Segnungen haben allein die Großindustrie und die Hautefinance davongetragen. Jh habe an die versöhnende Wirkung der sozialpolitischen Maß- nahmen nie geglaubt und bedauere, daß au der Graf von Posadowsky von dieser Täuschung niht ganz frei ist; ih fürchte, daß lediglich die Ansprüche der Sozialdemckratie dadur gesteigert werden.

(Schluß des Blattes.)

Das Haus der Abgeordneten seßte in der heutigen 18.) Sißung, welcher der Minister des Jnnern Dr. von ethmann-Hollweg beiwohnte, die zweite Beratung des Staatshaushaltsetats für das Etatsjahr 1906 im

Etat des Ministeriums des Jnnern bei dem Titel der Ausgaben „Gehalt des Ministers“ fort.

Abg. Hansen (Däne) hringt die Regelung der Optantenfrage in Anregung. Wie es heiße, seien neue Verhandlungen zwischen der deutschzn und der dänishen Regierung angebahnt worden, und es sei dringend zu wünschen, daß diese Angelegenheit im Interesse beider Nationen geregelt werde: eine Hoffnung und ein Wunsch, der auh in der deutshen Presse allseitigen Widerhall gefunden habe. Es müsse zugegeben werden, daß die erhältnifse fich in der leßten Zeit gebefsert haben. Ausweisungen in größerem Um- fange hätten in den leßten Jahren niht mehr stattgefunden. Der Redner geht auf einzelne Fälle ein und bittet {ließlich den Minister, unter Hinweis auf eine Anweisung des vorigen Ministers vom Jahre 1902, diese Angelegenheit von neuem in die Hand zu nehmen.

Abg. Goldschmidt (fr. Volksp.): Als gestern der Abg. Strofser seine Rede begann, rief ich ihm das eine Wörthen „Ah!* zu, um meine Verwunderung darüber auszudrücken, daß Herr Strofser fein Wort der E-widerung auf die eindrucksvolle Rede des Abg. Broemel äußerte, sondern sofort scine Automobilshmerzen vorbrachte. Die Konservativen haben für die gerechte Aenderung unseres Wahl- rechts nichts übrig, und doch matt si unser Vaterland mit diefem MWahlreht vor der ganzen Welt lächerlih. Jh kann den Minister nur bitten, bei der Wahlrehtsreform seinen Liberalismus vor dem Lande zu beweisen. Wir werden niht zurückstehen, wenn er nfit wirkli liberalen Vorschlägen kommt. Herr von Zedlitz erhob den Einwand, daß man gerade ießt mit dieser Reform nicht vorgehen dürfe, weil die Sozialdemokraten, die sich seit Jahrzehnten niht darum gekümmert haben, jeßt auf diese Reform drängen, und man ihnen damit also einen Triumvh gönnen würde. Wir verlangen eine Reform nach der Art des Reichstagswahlrechts nit um der Partei willen, sondern um der sittlichen und sozialen Ge- rechtigfeit willen. Auch in der Gewährung der Diäten fieht Herr von Zedlitz einen Hinderungsgrund, weil durch sie der sozialdemo- kratishen Fraktion 4 Million zufallen würde. Schon ehe es im Reichstag S-zialdemokcaten gab, bei der Beratung der Reichsverfassung wurden Diäten verlangt. eßt werden den Sozialdemokraten aus der Parteikasse freiwillig Diäten gezahlt, und die sozialistischen Ab-

eordneten sind daher vom Parteivorstand abhängig, während sie ei Gewährung der Diäten durh das Reich unabhängiger daständen. Seitdem man überall empfindet, daß es der Sozialdemokratie nüge, ist die Sozialdemokratie wirklich ein Hindernis für alle eformen. Auf diesen Einwand dürfen wir nihts geben. Wir find durhaus dafür, E die Beiträge für die Krankenversiherung in gleiher Weise auf die rbeitgeber und die Arbeitnehmer gelegt werden, und daß NE auch beide zu gleihen Teilen im Kassen» vorstand vertreten sind; aber die Reform der Krankenkafsengeseh- ebung darf nicht von diesem Gesichtspunkt allein diktiert werden, Pdara muß von allgemeinen sozialpolitischen Gesichtspunkten aus» gehen. Dann wird es der Sozialdemokratie nicht mehr mögli sein, die Krankenkassen dur Beseßung der Vorstandsämter parteipolitish auszunußen. Eine zwangsweise Eingemeindung der Vororte in Berlin verlangen wir von dem Minister nicht, aber wir wünschen, er einer freiwilligen Eingemeindung durh Vereinbarung zwischen beiden Teilen fein Hindernis in den Weg legt. Sämiliche Vororte in Berlin einzugemeinden, hat überhaupt für lange Zeit keine Aus- t. Die Kosten einer Ausgleihssteuer würde ledigli die Stadt erlin zu tragen haben; da wäre do die Bildung von Zweckverbänden besser, die für Berlin und die Vororte mancherlei Vorteile bringen würde. Aber wir wollen au den Minister niht auffordern, die Gemeinden zur Bildung von Zweckvoerbänden zu zwingen; diese ist vielmehr \hon von den Gemeinden selbst angeregt worden. Der Regierungs- prâsident in Oppeln hat in einer Verfügung vom 1. Oktober 1904 an- Fc daß im oberschlesischen Industriebezirk an Lohntagen die Schank- tätten hon um 4 Uhr Nachmittags zu shli-ßen sind. Die Verordnung foll der Trunksucht an diesen Tagen entgegentreten. Dieser Zweck ist absolut nicht erreiht worden; im Gegenteil, es sind viel s{chlimmere ustände entstanden, denn die Leute holen sich nun shon vorher den ranntwein ins Haus. Eine Petition aus Oberschlesien behauptet, daß dadurh die Trunksuht in die Familie getragen worden sei. Der Schnapsverbrauch hat infolgedessen in Oberschlesien zugenommen, denn in den sogenannten Dreiviertel- Senkstätten und Winkelkneipen finden viel {chlimmere Trink- gelage statt, als in den öffentlihen Schenklokalen möglich wären. Mit Polizeimaßregeln kann man überhaupt gegen die Trunksucht nicht vorgehen. Will man da helfen, so muß man dafür sorgen, daß die Bevölkerung sich autreicend ernährt, aber gerade während der Fleischnot wuchs in Oberschlesien der Alfobelgenus. Der freie Mann, auch der Arbeiter, wird aus eigenem Antriebe fih vom Trunke fernhalten. Einzelne Städte, wie Gleiwiß, haben oen diese Beleidigung der obershlesishen Arbeiter Protest erhoben. er Minister versprach \sich ja felbst von so!chen Verordnungen nicht viel, und es ift zu hoffen, daß er den Regierungs präsidenten veranlassen wird, diese Verordnung wieder aufzuheben. Der Trunksucht kaun man nur dur Erziehung, durch Schule, Fort- ildungs\hule, Lesehallen und Arbeiterberufsvezreine wirksam entgegentreten. Als ih wor 10 Jahren in einer Versammlung von §00 Personen einen Vortrag hielt, tranken faft alle Shnaps. Nach 10 Jahren hielt ich wieder in derselben Stadt einen Vortrag, und tranken die meisten nur Bier. So ovolia hatten die Bes mungen der Organisationen gewirkt. Heute kann sich kaum ein

Dee umdrehen, ohne in eine Polizeischlinge zu fallen. Möge unter der Verwaltung des neuen Ministers der Polizeiweg verlassen werden. Prôâsident von Kröcher: Der Abg. Golbshmidt hat nah tem Stenogramm gesagt: „Jh muß auch sagen, ohne einen bärteren Aus- druck zu gebrauchen, unser Vaterland macht sih dur sein Wahlrecht vor der ganzen Welt lächerlich." Damit ist er über die Grenze dessen binausgegangen, was hier gesagt werden kann. Herr Abg. Gold- \chmidt, ich rufe Sie zur Ordnung.

Abg. Goldschmidt (zur Geshäftsordnung): Wenn man nit sagen darf, daß . ...

Präsident von Kröcher (unterbrehend): Sie dürfen gegen den Ordnungsruf nichts sagen, die Geschäftsordnung schreibt vor, was Sie dazu tun können.

Abg. Gold\chmidt: Dann habe ih nur zu sagen, daß das Wakbhlreht zum Weinen ift. Abg. de Witt (Zentr.): Die „Frankfurter Zeitung“ brachte unter der Ueberschrift „Eine neue Provinz in Sicht!“ einen Artikel, in dem darauf hingewiesen wurde, daß das rheinisch - west- fälishe Industriegebiet zu einer neuen Provinz zusammengefaßt werden solle; auch in Regierungskreisen werde der Gedanke er- wogen. Dieser Artikel hat in weiten Kreisen großes Aufsehen er- regt. Ih möchte den Minister fragen, ob die Regierung noch auf demselben Standpunkt steht, den der Justizminister im vorigen Fahre hier vertreten hat, und ihn bitten, eventuell jener Na@richt ein entshiedenes Dementi entgegenzusegen. Die Polizeibeamten in den Provinzen sind mindestens eben so gut wie die in Berlin. Trotzdem sind die Polizeikommissare in den Provinzen s{lechter ge- stellt als die Polizeileutnants in Berlin. Ih möchte den Minister bitten, seinen L Q bei dem Finanzminister dahin geltend zu machen, daß dieser Inkongruenz ein Ende gemacht werde.

Hierauf nimmt der Minister des Jnnern Dr. von Bet h- mann-Hollweg das Wort.

(Schluß des Blaittes.)

Dem Reichstage ist die Fortseßung der Denkschrift über den Verlauf des Aufstandes in Deutsh-Südwest- afrika sowie der Entwurf eines Geseßes, betreffend die Aenderung des Geseßes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit, zugegangen.

Nr. 3 des „Ministerialblatts für Medizinal- und medizinishe Unterrihtsangelegenheiten“, herausgegeben im Ministerium der geistlichen, Unterrihts- und Medizinalangelegenheiten, vom 1. Februar 1906, hat folgenden Inhalt: I. Personalien. I1. Allgemeine Verwaltungssachen : Erlaß vom 12. Januar 1906, be- treffend Anrehnung von Kriegsjahren aus Anlaß der Aufstände im südwestafrikanishen Schußgebiet. III. Prüfungswesen: 1) Ueber- siht über die Ergebnisse der medizinishen und pharmazeutischen Hauptprüfungen in Preußen während der Jahre 1909—1904; 2) Uebersicht über die in den Prüfungs8jahren 1899/1990 bis 1904/05 in den deutshen Bundesstaaten erteilten ärztlihen Approbationen. 1V. Verkehr mit Arzneimitteln: Bekanntmachung vom 10. Januar 1906, betreffend die Abgabe des Migränins in Apotheken. V. Be- fämpfung der Trunksuht: 1) Erlaß dez Ministers der öffentlihen Arbeiten vom 20. November 1905, betreffend Verbot des Genusses alfohoialge Getränke während des Dienstes ; 2) Erlaß vom 4. Januar 1906, betreffend die Bekämpfung des über- mäßigen Alkoholgenusses. V1. Seuchenbekämpfung: 1) Nachrichten über den Stand gemeingefährlicher Krankheiten; 2) Die Genidckstarre in Preußen; 3) Nachweisung der in der Woche vom 1. bis 6. Jas nuar 1906 gemeldeten Fälle übertragbarer Krankheiten; 4) Nach- weisung der in der Woche vom 7. bis 13. Januar 1906 gemeldéten Fälle übertragbarer Krankheiten. VII. Schulhygiene: Erlaß vom 5. Januar 1906, betreffend Waldshulen. - VIII. Witterungs- verhältnisse. IX. Rechtsprehung: Entscheidungen des ärztlichen

Ehrengerichtshofes.

Kunst und Wissenschaft.

v. A Die Ausstellung von Bruno Liljefors? genialen Jagd- und Tierbildern ist bei Schulte dur die alljährlih wiederkehrende JFagd- und Sportausstellung abgelöst worden. Die schnelle Aufeinanderfolge dieser Arbeiten, die ein gleiches Gebiet be- handeln und doch fo überaus verschieden find, ist nit günstig für die jeßige Ausftellung. Noch hängt im Fenster der gewaltige Adlerkampf von Liljefors, der in allen Einzelheiten die sichere, kühne Meisterhand und den großen, umfassenden Blick verrät, während die Arbeiten drinnen - wohl hübsches BeobaŸhtungstalent zeigen, manche nette Naturstimmung bringen und oft cin eingehendes Studium bekunden, aber all die unmittelbare Kraft, man mte fast sagen Einfalt des Schweden ganz und gar vermissen lassen. Nun ist es gewiß nicht gerecht, einen solhen Ver- glei, und besonders in diesem Fall, überhaupt anzustellen, und doch fann er dazu dienen, auf einen wunden Punkt gerade in unseren Zagd- bildern hinzuweisen. Das ist die außerordentlih starke Betonung des Anekdotishen. Den wenigsten unter den Malern liegt daran, das Wild in Wald und Feld in seinem ein- samen Leben darzustellen, es soll immer etwas sein, was das Auge des Schügen, wohlgemerkt nicht des Jägers, erfreut, ebenso wie die Hundebilder immer eine niedliche, anekdotishe Beigabe haben, etwa bei Sténgl in, daß ein s{chwerer Bulltèrrier es \sich auf einem Seidensessel behaglich mat oder bei Sperling, daß ein junger, drolliger Dahshund Jagd auf einen Käfer midt Das Gewollte, ja, Zugestußte drängt sih auf. Diese Maler malen für ein gewisses Publikum und schmiegen ih dessen Wünscen an, aber sie sind weit davon entfernt, in dem, was fie dar- stellen, zu leben und zu atmen. Dieselben Künstler wie in den vorher- Sahren tellen auch diesmal aus. Ernst Otto besißt ein feines, landshaftlihes Empfinden, das Wild ist ihm oft nur Staffage, das seine Bilder aber sehr glüdcklich beleót. Auh Karl Wagner und Karl Zimmermann sind am wirksamsten dort, wo sie eine wärmere Naturschilderung geben. Von Richard Friese ist ein kleines Pastell „Hirsh im Wald“ ausgestellt, das in der fraftvollen Auffassung und prächtigen Zeichnung zu den allerbesten Bildern hier gehört. - Eine Bereiherung gegen das Vorjahr bedeuten die zahlreien Kleinplastiken. „Die Treiber“ von Janensch in ihrer drolligen Vebertriebenheit muten so an, als seien sie dem bekannten Paebus von Heider entnommen. Ferner sind noch Pleßner, Pallen- berg und Pflug mit ihren Plastiken zu erwähnen,

Fn dem großen Lichtsaal ist eine Sammelausstellung von Naffael Schuster-Woldau. veranstaltet. Es ist ledi inter- cjlant, vom diesem eigentümlichen Künstler, der immer seine eigenen

zge gegangen ist, einmal eine größere Anzahl von Werken vereinigt zu sehen. Sein gro Können und außerordentlich ernstes Wollen erfordern die Höbite chtung. Er gehört zu den wenigen Künstlern, deren Stärke im (P urenbild liegt und die wirklih ausdruckóvolle und au in der Linie döne Kompositionen zu hafen vermögen. Seine Arbeiten verraten dem ersten Bli, daß er sein Bestes den italienishen Meistern - verdankt. Darin liegt seine Kraft und auch seine Schwäche. Arbeiten wie die Madonnengruppe, wie „Herbst* und „Das Leben* konnten nur unter diesem Einfluß entstehen. Aber sie

gehenden

ind nicht etwa Nachahmungen, haben nichts Shwächliches, Epigonen- R Tin O ein durchaus lbstindices Gepräge. Nur die

Art, wie er in „Herbst“ und „Madonna" den Körper und die Ge- sihter modelliert, mit fast herber Strenge, erinnert an die frühen Florentiner. Das starke, südlihe Licht, das hell und dunkel scharf voneinander scheidet, liegt über diesen Bildern. Im „Leben“ dagegen umspielt den Körper der ruhenden Frau ein Duft, Schimmer und eine Weichheit, wie «r nur den venezianishen Meistern eizen war. In der Vereinigung des unbestimmten Spiels von Licht und Luft um die doch * bestimmt gegebenen Linien und Formen liegt ein wunderbarer Reiz. Das Einzige, was ein restloses Behagen nit aufkommen läßt, ist, daß S(uster-Woldau uns in so mannigfacher Gestalt gegenübertritt. Hiêr herb, dort wei, hier {wer und charaktervoll, dort süß und elegant, hier etwa in dem Bilde „Im Wehen des Windes“, wie auf«einem anderen Stern lebend, dort in dem „Kind mit Wärterin“ mitten im realistishen Leben stehend. So bleibt auch vor den Bildern, die starkes Empfinden verraten, eine ängstlibe Zus rückhaltung in uns und die Frage: „Ist das niht nur eine Maske, die der Künstler beliebig zu wechseln vermag?®“ Die Zeit muß erft lehren, ob er aus den mannigfahen Anregungen, die er fo glüdcklich- verwertet, sich eine-eigene Art zu gewinnen vermag.

Neben ihm stellt Theodor Hummel aus, der ganz in der Wirklichkeit lebt und seia Auge dafür {ärft, das Schöne in unserer Umgebung zu sehen. Ein paar in der Zeichnung gar zu unbestimmte, in den Farben aber zarte Stilleben treten zurück vor den beiden festen und charaktervollen Kinderbildnissen. Die stärkste Begabung verrät aber vielleicht die stimmungsvolle Havellandshaft im Morgendunst, der fühle Flußlauf, die herabhängénden, rötlih {chimmernden Birken- zweige. Ferner hat Rudolf Sieck eine Anzahl Gouachen ausgestellt, in denen er {licht, aber mit viel Empfinden sommerlihe Natur \{hildert. Alfred Sohn-Rethel ist mit einem Herrnbildnis von besonders guter Zeichnung vertreten.

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Ueber einen bedeutenden Münzfund in Ilanz in der Schweiz {reibt der Berner „Bund“: Im Oktober 1904 wurde beim Bau der Straße Ilanz—Raschein im Bündner Oberland unter der Ruine „Grünedck* ein höchst wertyoller Münzfund gemaht. Die Münzen find vom Rätishen Museum in Chur erworben worden. Jn der leßten Sitzung der bündnerishen historish-antiquarishen Gesellschaft hielt der Stadtarhivar F. Iecklin von Chur einen interessanten Vortrag über diesen Fund, in dem er u. a. folgendes ausführte: Ungefähr an der heutigen Fundstelle ist {hon 1811 ein Münz- fund gemacht worden, dessen Stücke in die Zeit von 850—900 ge- bôren. Unterhalb des Burghügels Grüneck führte einst die alte Reichsstraße vorbei, und von dieser zweigte ein Fußweg durch die gele ce des Hügels ab. Dieser Fußweg führt zunächst auf ein

asenpläßhen, das senkrecht über der Fundstelle, etwa zehn Meter hoh liegt. Es ist nun anzunehmen, daß jemand beim Aufflieg zur Burg auf dem unterhalb dieser liegenden Nasen- pläßhen die heutigen Fundgegenstände niederlegte oder vergrub und diese dann in der Folge in die Felsylatte hinunterrutshten, die dur die Sprengung geöffnet wurde. Die 115 Münzen sind zum Teil golden-silbern, zum Teil silbern. Etwa 30 sind geprägt vom Langobardenkönig Desiderius, 9 von Pipin, 32 von Karl dem Großen, 1 von Paladinen Karls, 2 von angelsähsischen Königen, 2 von arabishen Kalifen. Die Münzen Karls des Großen sind zum Teil in fitalienischen, zum Teil in fränkishen Städten ge- prägt. (Eine in Chur.) Einzelne tragen die Jahreszahl 774. 773/74 führte Karl der Große Krieg mit den Langobarden, deren Reich wurde vernichtet, die Städte geplündert und auch der langobardische Arg, bente Die Beute wurde zum Teil, wie wir wissen, an die Krieger Karls verteilt. Aus dieser Zeit stammt ein Teil der gefundenen Münzen; viele tragen völlig frische Prägung. Es ist nun anzunehmen, daß der und den Sold oder die Beute eines fränkishen Kriegers ildete, der auf dem Heimweg aus Italien in Grüneck einkehrte. Diese Burg gehörte dem Kloster Disentis und es is wahrsheinlih, daß sie für das Kloster die reisenden kaiser- lichen Leute aufnehmen und bewirten und eventuell geleiten mußte; ähnlihe Verpflihtungen des Klosters Reichenau und seiner Be- sißungen sind aus Urkunden bekannt. Es is nun also möglich, daß ein heimkehrender Krieger Karls im Jahre 775 die Münzen auf dem erwähnten Rasenplaß zurückließ. Ein Gefäß des Fundes ist nicht ‘nachzuweisen. Einzelne Münzen und Schmuckobjekte sind beshädigt. Die Analyse des Professors Nußberger hat ergeben, daß der Metallgehalt der Münzen mit dem anderer Münzen jener Zeit übereinstimmt. Die goldenen enthalten 33 bis 41 v. H. Gold, 55 bis 63 v. H. Silber, das übrige Kupfer. Der gefundene Goldschmuck besteht aus zwei kunstvollen großen Ohrringen (Körbchenform), zwei Ringen, einem Fibelfragment 2c. ; die Arbeit ist langobardish. An zwei Klümpchen geschmolzenen Goldes ist nichts weiter zu erkennen.

Land- und Forstwirtschaft.

Fm Jahre 1899 hat Berlin auf dem „Hippodrom“" eine „Erste allgemeine deutsche Pferdeausstellung“ gehabt, die eine systematische Vorstellung aller deutshen Zuchtgebiete bot und daher von großen FInteresse war. Eine Wiederholung dieser Pserdeausstellung ist nicht erfolgt, weil seit dieser Zeit die Deutshe Landwirtschafts- esellschaft ihre Pferdeabteilung \o ausgestaltet hat, daß es ch erübrigte, besondere deutshe Pferdeausstelungen abzu- halten. Die Deutsche Landwirtschaftsgesellshaft folgte dann im Fahre 1894 mit der Zuchtpferdeausstellung innerhalb ihrer allgemeinen landwirtshaftlihen Wanderausstellung im Treptower Park. Seit dieser Zeit haben Ausstellungen von Zuchtpferden in Berlin nicht stattgefunden, während Berlin Preisbewerbe und Prüfungen von Reit- und Wagenpferden alljährlich, allerdings mehr als sportlihe Ver- anstaltungen, hat und als Handelsplag für Pferde“ eine bekannte und gewichtige Rolle spielt. Die diesjährige Ausstellung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft in Berlin-Schöneberg, die in den Tagen vom 21.—26. Juni stattfindet, ist daher in hippo- logisher Beziehung ein Eceignis für den großen Kreis der Pferde- sachverständigen, denn es gilt die Beantwortung der Frage: Ist das deutshe Zuchtpferdematerial tauglih, die Reit- und Wagenpferde zu erzielen, die der deutshe Markt braucht, und die jept zu einem wesent- lichen Teil aus dem Auslande bezogen werden? Cs ist Aussicht vor- handen, daß die Zuchtgebiete des edlen R: und Neitpferdes die Gelegenheit niht versäumen werden, si in einer gewissen Vollständig- keit in Berlin zu zeigen. So wird das ostpreußishe, das west- preußishe und das Posener Stutbuch an der Ausstellung Lo betetligen, ebenso die pommershen und brandenburgischen Pferdezuht- vereine sowie das Gestütbuh für edle Pferde im Großherzogtum Medlenburg-Schwerin und der Verband “der Pferdezüchter in den holsteinishzn Marschen, der Verein der Hamburger Marfchen und der Verband der Züchter des Oldenburger eleganten Nees, Au ist es wahrscheinlich, das Hannover vertreten sein wird. So werden die Zuchtgebiete des edlen Wagen- und Reitschlages vollständig ver- treten sein, und es wird interessant sein, zu sehen, wie zur Zeit das Zucht- material für das Reit- und Wagen- und das Militärpferd beschaffen ist. Deckhengste werden von den Landgestüten außer Preisbewerb vorgeführt werden. Ferner wird aber auch das fkaltblütige Arbeitspferd ezeigt werden, und zwar von Mitgliedern des rheinischen Pferde- tammbuchs, die bekanntlih in der Züchtung des belgischen Pferdes von Jahr zu Jahr größere Fortschritte gemaht haben, und von dem Verband Schleswiger Pferdezuhtvereine, der die altbewährte dortige Zucht bringen wird. Außerdem sind noch Kaltblutzüchter auh aus anderen Provinzen zu erwarten, die die Einführung dieser Zucht für den Gebrauch in der Landwirtschaft als notwendig erachten.

Die Viehzucht Großbritauniens im Jahre 1905.

Die „Agricultural Returns“ für das Jahr 1905 enthalten die nachstehenden Zahlen über den Viehbestand Großbritanniens fowie der einzelnen Teile desselben im Jahre 1905 und in den vorher-

gehenden Jahren.