1861 / 60 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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dinal, militairisch habe Frankreich sich in Jtalien ausgezeichnet benom- men; so wie es aber zu politisiren angefangen, sei Unsicherheit und Verwirrung entstanden. „Gestern hat man uns den Schlüssel dazu gegeben. Vis jeßt glaubten wir, Frankreih habe Jtalien retten, nicht einig machen, habe die weltliche Herrschaft des Papstes vertheidi- gen und Nom die Hauptstadt der Christenheit bleiben lassen wollen. Heute ist dieser Wahn zerstört. Man hat stets die Einheit JZtaliens gewollt. Zur Vollendung des Werkes zeigt man uns einen starrköpfigen und gegen Frankreih undankbaren Papst, Bei dieser neuen Lage, in cer nach dieser Nede (des Prinzen Napoleon) Frankreich und die Kirche lid befänden, bitte ih die Näthe der Krone, uns zu sagen, ob jene Rede die An- fichten der Negierung ausdrückt.“ General Hu sson: „Eie haben gut reden; die weltliche Macht ist todt.“ Minister Billault erhält das Work. Zeder, sagt der Minister, könne hier frei seineMeinung aussprechen, das wolle dex Kaiser, aber „Niemand hat das Necht, in Seinem Namen zu sprechen, Mee fann Zhn durch sein Wort binden ; Er ist nur an die Ertiärungen L ge unden, welche hier in Seinem Namen zu sprechen befugt sind. di (Schr gut !) ann gebt der Minister auf die vorliegende Frage cin. Es sei nicht das erste Mal, daß die Juteressen Frankreichs und des pâpstlihen Stuhles in Kollision geriethen. „Unsere Väter waren aufrichtige Katholiken, aber niemals haben sie die Sache des Staats der Sache der weltlichen Herr- haft des Papstthums und den Ansprüchen desselben geopfert. Ein Staatémann darf keine ausschließlih himmlische und spiritualistiscze An- shauungsweise haben: er muß die menschlichen Bedürfnisse berüdsichtigen. Deshalb muß ich Sie um Kaltblütigfeit bitten, die doch sonst Zhre Gewohn- heit und niemals nothwendiger gewesen ist als heute.“ (Beifall) Villault schildert nun übersichtlich alles das, was der Kaiser in den verschiedenen Phasen der italienischen Frage gethan und erzielt hat. „Als er den Frieden von Villa- franca s{chloß, was war damals seine vorgefaßte Meinung # Den heiligen Vater an die Spiße des italienischen Volkes zu stellen und den Traum, den Pius 1X, beim Antritte seiner Regierung gehabt, zu derwirklichen ; er wollte den Papst zum Haupte des üalienischen Bundes machen. Man darf nicht sagen, wie gestern Se. Kaiserliche Hoheit der Prinz Napol on, daß das Werk von Villafranca ein todtes war. Nein! der Kaiser wollte Jtalien ernstlicbe Elemente der Organisation geben u.d beide Parteien versöhnen. Aber weder die eine, noch die andere hat das annehmen wollen, was ihnen die Mäßigung des Kaisers anvot. Die RNatbschläge find hartnäckig und in blinder Ehrsucht zurücgestoßen worden. Aber es ist möglich, daß ‘die ferneren Begebenheiten sie die ganze Weishiit dieser Rathschläge erkennen lassen. Als die Revolution in Sicilien aus- brach, wandte fich der Kaiser an England mit der Frage, ob das, was in Sicilien geschebe, in Gegenwart der Flagge der Großmächte zulä}sig sei. Es bandelte sich darum , die Unternehmungen Garibaldi's zu bemmen. England antwortete abschlägig. Was sollte der Kaiser machen? Seine Politik ist immer gewesen, das Einverständniß mit den Großmächten auf- recht zu erbalten.“ Sodann antwortet der Minister auf die Frage, was Frankreich nun fernerbin thun werde, mit der Erklärung, daß in einer jo schwierigen Frage mitten unter der Eifersucht Europa's, zwichen den Kreuz- und Quergängen der Diplomatie jeßt nicht gesagt werden könne, was der Kaîiser künftig thun werde; das würde ibm nit einmal ein diplomatischer Anfänger zumuthen. (Beifall.) „Jch habe Jhnen zei- gen wollen, und boffentlih ist es mir gelungen ,„. daß alles, was möglich war, bom Kaiser geschah, um die italienische ¿Freiheit gleich- zeitig mit der Unabhängigkeit des Papstes zu vertheidigen. Glauben Sie das, so sprecben Sie es aus, bestimmt, aufrichtig.“ Hier unterbricht ibn Graf de Segur d’'Aguesscau mit” der Frage, ob die französischen Trup- pen vielleiht Nom verlassen würden. Der Minister erklärt, darauf nicht antworten zu wollen. „Niemand hat das Necbt, unsere Chrlichkeit, un- sere Hingebung an den heiligen Vater zu verdächtigen. Man bat den Kaiser angeklagt, man hat gedroht, man hat von Meincid gesprochen, man ift so weit gegangen, eine gehbässige Anspielung aus der Bibel (Auf- regung) zu machen. Eine Erklärung des Senats muß solchen €chmä- hungen Einhalt thun und alle diejenigen zur Acbtung mahnen, die fie vergessen. Man foll wissen, daß die großen Etaatskörper , welche den Herrscher umgeben , die Achtung zu gebieten wissen werden, welche dem Fürsten gebührt, der Alles für die Kirche gethan hat. Es giebt keinen Umstand, wo er nicht cine ganze Liebe zum heiligen Vater an den Tag gelegt bätte. Er hat ibn zum Pathen seines Sohnes genommen, dieses Sobnes, auf dem die Zukunft unserer Kinder ruht. Weisen Sie die un- würdigen Schmähungen zurück, welche gegen den Kaiser gerichtet werden. Jch weiß nicht, ob sie jein Herz kränken : ader fie werden weder seinen Glauben noch diese Politik ändern, welce sein Ruhm ist. Er wird fortfahren, mit der Ausdauer, welche Europa chrend anerkennt, die wahren Juteressen Frankreichs zu bertheidigen, die Unabhängigkeit des heiligen Vaters und die italienische Freibeit.“ (Veifall.) Kardinal Donnet bittet um das Wort und beantragt ein Amendement, „daß Frankreihs Schwert fortfahren möge, nicht nur die persönliche Eicherbeit des Papstes, sondern auch cine Un- abhängigkeit und die Aufrechthaltung der weltlichen Herrschaft zu verthei- digen.“ Minister Varoc e ertlärt, daß die Regierurg dieses Amende- ment zurückweise. E

Ver Präfekt von Toulon, Vice-Admira] Jacquinot if hierher berufen und wird dort durch den Vice - Admiral Bouet Willaumez ersegl werden, Der Hafen von Toulon soll gründlich gereinigt und auf eine Normaltiefe von 12 Metres gebracht werden, fo daß die größten Schiffe dort einlaufeu können.

__ talien. Turin, 1. März, Die {on kurz erwähnte Kundmachung, welchbe der Kriegs-Minister Fanti unterm 15 ¿Fes bruar erlassen hat, lautet:

Mit dem Falle Gaeta's ist jede Spur eines bourbonisc{en Heeres bers- s{hwunden. Das Waffentragen unter einer Fabne, die nicht mebr besteht, ünd das Recht, „welches eine Nation besißt, in ibren Juteressen und Ge- finnungen, die fie durch einmüthige Abstimmung kund gegeben, nicht ge fôrt zu werden, bestimmen mi, Folgendes kund zu machen: „Die frem-

den Militairs, welehe den bourbonischen Truppen angehörten, oder die un-

ter den päpstlichen dienten und dienen, und welche mit den wenigen Ban- den, die noch einige Gebirgs8gegenden des südlichen Theiles der Königlichen Staaten verwüsten, gemeinsame Sache machen würden, werden, wenn sie

bon den National-Truppen gefangen genommen werden, nicht als Mi- |

R betrahtet, sondern nah der Strenge des Geseßes behandelt iverden. :

Neapel. Der Kardinal Erzbischof von Neapel, Riario Sforza, bat an den Statthalter geschrieben, um gegen die Auf- hebung der Klöster zu protestiren. Jn Folge dessen enthält die „Gazzetta di Napoli“ folgende Note: Wir vernehmen, daß Se. Königliche Hoheit der Prinz-Statthalter den Kardinal mittelst eines schr höflichen S cbreibens eingeladen hat, seine Anerkennung der legitimen Herrschaft Victor Emanuel's kund zu thun. Jm Weige- rungsfalle ift die Regierung entschlossen, demselben die längere Ausübung seines Amtes niht zu erlauben.

Nußland und Polen. S t. Petersburg, 27. Februar. Laut allerhôöcbsten Ukases vom 11. (23.) Januar 1861 wird in An- erkennung dessen, daß die Volksbildung das treueste Unterpfand für die Wohlfahrt des Reiches ist, der neue Etat für die Gym- nasien und Kreisscchulen unter dem Ministerium der Volks- Aufflärang bestätigt und zu gleicher Zeit zur Verstärkung der Etats der Gymnasien und Kreiss{bulen des dörptschen Lehrireises auf Rechnung des Reichs\{aßes 17,000 Nubel angewiesen, indem dem Minister der Bolksaufklärung überlassen wird, die nöthigen Anordnungen zur Verwendnng dieser Summe ihrer Bestimmung gemäß zu treffen.

Ein hiesiges Blatt meldet, daß der P:äsident det Conseils der Haupt- Gesellschaft der russischen Eisenbahnen, Baron Meiendorff, seinen Abscbied genommen und an seine Srelle Herr Abasa getreten zum Vice-Präsidenten aber ürst Obolensky ge- wählt worden.

Warschau, 1: Márz, Notable Einwohner der hiesigen Stadt haben nacbfolgende Adresse an den Kaiser von R ußland gerichtet :

„Stré! Die s{merzlichen Ereignisse, die fih in Warschau zugetragen haben, die Erbitterung, die denselben borausgegangen ist, und das tiefe Gefühl der Trauer, die alle Herzen durchdrungen, haben uns ermuthigt,

gegenwärtiges Gesuch im Namen deé ganzen Landes Etv. Majestät in der Hoffnung zu Füßen. zu legen, daß Zhr edles Herz, Sire, nicht taub gegen die Stimme einer sebr unglücklichen Nation bleiben werde. Die Ereig-

nisse, deren sbmerzlihe Auftritte wir zu beschreiben uns enthalten,

| wurden feineswegs durch subversive Leidenschaften besonderer Bevöl-

ferungs Klassen berborgerufen, dieselben find im Gegentheil die einmüthige und beredte Kundgebung mit Geringshäßzung zurückgewiesener Gefühle und verkannter Bedürfnisse. Nachdem mehr als cin halbes Jahrhundert lang

| der ganzen Nation Leiden auf Leiden auferlegt worden und zwar einer

Nation, die Jahrhunderte lang dur freie Jnstitutionen regiert wurde,

| sieht diese Nation fich sogar der geseßmäßigen Stimme beraubt, ihre Schmer- | zen und den Ausdruck allgemein gefühblter Bedürfnisse zum Throne des | Herrschers dringen zu lassen. Dieser ganze Stand der Dinge hat dieses Volk

nothwendig dabin gebracht, daß es seine Stimme nur durch den Schrei seiner

Opfer vernebmbar machen kann; daber bringt es solche in Ueberfluß dar. | Jm Grund der Seele eines jeden Bewobners dieses unglüdcklihen Landes

glübt das ticfe Gefübl der besonderen Nationalität, welche bon derjenigen der übrigen Völker Europa's verschieden ist. Dieses Gefühl troßt den Einflüssen der Zeit und der Ereignisse; weit entfernt, es abzusbwächen, hat das Unglück es nur noch gesteigert. Alles, was dasselbe verleßt oder vas ibm Abbruch thut, bekümmert und beunrubigt die Gemüther. So hat denn dieser unbeilvolle Einfluß alles Vertrauen zwischen der Negierung und den Negierten untergraben. Aub kann das Vertrauen nit wieder erwachen, so lange die Anwendung gewaltsamer und durchaus wirkungés- loser Repressiv-Maßregeln foridauert. Unser Land, das einft auf der Höbe der Civilisation seiner europäischen Nachbarn stand, kann si geistig und materiell so lange nit entwickeln, als seiner Kirche, seiner Geseßgebung,

seinem öffentlichen Unterricht und seiner ganzen gesellschaftlichen Organi-

sation nit tas Siegel seines Nationalgeistes und seiner bistorisben Ueber- lieferungen ausgeprägt ist Die Bestrebungen der Nation sind um so glühender, als sie sih in der aroßen europäischen Völkerfamilie gegens- wärtig beinabe allein Jener absoluten Eristenzbedingungen beraubt fiebt, obne welche feine Gesellschaft den ibr von der Vorsebung bescbiedenen F 1 Falis & \ * Aly 4 4 Was ? A ; A E Entwickelungêgang durhmachen fann. „Zudem wir den Ausdru& dieses Schmerzes und unserer beißen Wühßsche an den Stufen des Thrones nicder- legen, „wagen wir, tes im Vertrauen auf den boben Villigkeits - und Gerechtigkeitssinn Et, *lajestat, an Jhre Großmuth zu appelliren,

M i D K. K. Majestät getreue Untertbanen“

« Pp 1 Q y A Amerika. Mexiko. Aus Monterey wird gemeldet, d r Präsident Miramon mit 2000 Mann in die Stadt N igebrocen ist, 200 Einwohner derselben getödtet und die bft niedergebrannt hat. Ï

legra phie

dem Wol ffen

epescen. elegraphen-Vüreau.) 9, 4. März, Abends Jun der heutigeu ses griff Henne sey die sardinische Po- litif, La hard die päpstlice Regierung an. V o neys bält Franfk- rei und England für die über Ztalien zu fassenden Beschlüsse B ; N

verantwortlich. Die Disslussion wird vertagt

Paris, Dienstag, 5. März, Morgens. Der heutige ,Mo- niteur“ enthält einen Bericht des Justizministers Delan gle über Mirès. Jn demselben heißt es: Dem Kaiser seien Gerüchte be- kannt geworden, daß Mirès durch Protection gerettet werden solle und daß die Regierung den Skandal unterdrücken werde. Der Justizm'nister sagt, man könne nicht dulden, daß man eine ehren- hafte Regierung für fähig halte, sie werde einen Schleier über eine Handlung werfen, die dem Strafrechte unterliegt. Die Jnstruction des Prozesses wird mit Sorgfalt geführt. D elangle erklärt s{ließlich, die Gerechtigkeit werde einschreiten, wenn solche Beschul- digungen wider Erwatten nit aufhören sollten,

Von der polniscen Grenze, Dienstag, 5. März, Mor- gens, Nach hier eingetroffenen Nachrichten aus Warschau hât- ten sämmtliche Adelsmarschälle des Königreichs Polen ihre Demis- fion genommen und würden alle Polen, die in russischen Diensten stehen, ihrem Beispiele folgen.

Literatur, Kunst und Wilsens\MGaff,

München , 2. März. Gestern hat im Foyher des Königlichen Hof- Theaters eine seltene Feierlichkeit stattgefunden : Sophie Schröders, der größten deutschen Schauspielerin , 80. Geburtstag, wurde von dem gesammten Hoftheaterpersonale festlib begangen. Hr. ZJnspektor Schmitt Überreichte der großen Jubilarin im Namen Sr. Majestät ein Königliches Handbillet nebst einer goldenen Medaille, die Mitglieder der Königlichen Hofbühne brachten ihr einen filbernen Pokal auf silberner Platte als Ehrengabe dar; Frau Dahn - Hausmann überreichte ihr ein Album nebst einem Lorbeerkranze und die zu einer Reihe von Gastrollen so eben ein- getroffene berühmte dramatische Künstlerin Frau v, Bulyowski überreichte ihr im Namen der Dresdener Hofbühne eine Lorbeerkrone nebst Adressen. Mit tiefster Rührung empfing die greise Künstlerin diese Beweise von Liebe und Verehrung.

Dex te. Band von Lord Macaulay’s Geschichte Eng - lands, der am 15ten d. (als Fragment) erscheinen wird, enthält außer cinem Jnhaltsverzeichniß zum ganzen Werke die Geschihtsperiode von 1698—1701, eine Schilderung des Todes des verbannten Königs und der allgemeinen Wahlen von 1701. Die Schilderung dieser Geschichtsperiode ist bom Verfasser beinahe ganz für den Druck vollendet worden. Für den spätern Zeitabschniit fanden sich blos bingeworfene Noten im Nachlaß vor, aus denen sfich eben nur eine Skizze bon Wilhelm IV. Lebens- und Re- gierungsende zusammenstellen ließ. Die Herausgeberin hat Alles so drucken lassen, wie es der Verstorbene hinterliefi.

Erms Ote A

Zu Brüssel starb am 27. Februar Se. Durchlaucht der Hex- i

zog Prosper Ludwig von Aren berg im T7Tösten Lebensjahre. Am 28. April 1785 zu Enghien geboren und während der Nevolution mit seiner Familie aus Frankreich emigrirt , übernahm er 1803, da sein (1820 gestorbener) Vater freiwillig zurücftrat, die Negierung des Herzog- thums. Jm spanischen Feldzuge ward er von den Engländern gefangen genommen und bei Errichtung des Königreichs Westfalen seines Landes beraubt. Als mediatisirter Fürst gehörte er zu den Standesherren Preußens und Hannovers, Sein ältester Sohn Engelbert ift am 11ten Mai 1824 geboren.

Der „Schwarze Prinz“, so heißt die zweite eisengepanzerte Fregatte, die England bauen läßt, ist am 1. März im Beisein einer ungeheuern Menschenmasse auf dem Clhdeflusse bei Glasgow vom Stapel gelassen wor- den. Sie wird als Muster der Schiffbaufkunst gepriesen, soll 40 der shwversten Armstrong - Kanonen führen, bis zum Juni bollständig aus- gerüstet sein und gleicht im Wesentlichen der auf der Themse gebauten Eisenfregatte „The Warrior“.

Kairo, Mitte Februar. Chirullus, der jüngft verstorbene koptische Patriarch, ist mit großem Pomp und allen nur erdenklichen Ehren be- erdigt worden. Die hohe und niedere Geistlichkeit aller Konfessionen war bei dem großartigen Leichenzuge vertreten und koptische Frauen und Män- ner folgten zu Tausenden dem Leichenwagen, auf welchem in seinem Pracht- ornate der hohe kirchliche Würdenträger in einem {wer vergoldeten Lehn- stuble saß, das Bild cines ehrwürdigen s{chlafenden Kirchenfürsten. Zwei Neihen Kawassen, welche theils die Polizei, theils die europäischen Kon- lulate gestellt hatten, um den Todten zu ebren und Ordnung im Zuge zu erhalten, folgten mit ihren silberbeshlagenen Stôcken zu beiden Seiten, und ein Bataillon mohamedanischer Soldaten, das von der Negierung zur Leichenbegleitung kommandirt ivar, beschloß den Zug. Der immense Menschenstrom, welcher unterwegs immer mehr anwuchs, bewegte sich bom Palaste des verstorbenen Kirchenfürsten nach der neuen kfoptischen Kirche, wo die Ueberreste des Patriarchen beigeseßt wurden. In früheren Jahren Jugendlehrer des kühnen abhssinischen Kaisers Theodosius L, wurde er bon Said Pascha bor einigen Jahren zu einer diplomatischen Misfion nah Habesch ausersehen, um die freundnachbarlichen Beziehungen des abyssini-

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hen Kaiserstaates mit den türkischen Sudanländern wieder herzustellen. Die Achtung vor Chirullus veranlaßte Theodosius I. auch wirkli , dem Vicekönig von Aegypten na Chartum entgegenzureisen, wo kostbare Geschenke ausgetauscht wurden und wo Theodosius I. erklärte, „er sei von der Idee zurücgekommen, den Nil auszudäinmen und somit dem Lande Aegypten seine Lebensader zu rauben“, welche Eröffnung Said Pascha sehr zur Be- ruhigung gereichte. Chirullus war es später, welcher ten Gencral-Statt- balter von Aegypten beranlaßte, die Söhne koptischer Eltern von dem Militairdienste freizusprehen. Er errichtete eine Bibliotbek und eine Scule, welche dazu beitragen sollten, die koptishe Nation in Aegypten aus ihrer Verdumpfung herauszureißen und sie wieder lebens‘ähig zu machen. Er projektirte s{ließlich den Bau einer neuen Kirche, der auch in Angriff genommen wurde, dessen Vollendung er jedo nicht mehr sah; er wurde in denselben Gewölben beigeseßt, zu denen er den Grundstein gelegt hatte.

Faarkitpreiae,

Berlin, 4. Mirz.

Zu Lande: Roggen 2 Thlr, auch 1 Thlr. 22 Sgr. 6 Pf. Grosse Gerste 1 Thlr. 28 Sgr. 9 PE. auch 1 Thlr 27 Sgr. 6 Hafer 1 Tie. T Sgr. 6 Pf., auch 1- Thlr. 5 Sgr. und 1 Thlr. 2 Sgr. 6 PE

Das Schock Stroh 9 Thlr., auch 8 Thlr. 15 Sgr. und 8 Thlr.

Kartoffeln, der Scheffel 22 Sgr. 6 Pf., auch 20 Sgr. und 17 SgT. 6 Pf, metzenweise 1 Sgr. 6 Pf., auch 1 Sgr. 4 Pf,

E E E E É E E R E T Ä E D T E —_—————_—___D-

Beriner Gatreidehtrae vom 9 März.

Weizen loco 70—82 Thlr. pr. 2100 Pfd, hochbunt poln. 81% Thlr. und gelb, schles. 772 Thlr. pr, 2100 Pad. bez

Koggen loco nach Qualität 45% 47: Thlr. pr. 2000pfd. ab Bahn bez., schwimmend T9pfd. 457 Thlr. pr. 2000 Pfd. bez, Mrz n März- April 454 —%_-46 Thlr. bez. u, Br., 457 G., Frühjahr 46 —45;—AGL Thur. bez: u. Br; 46% G Mui Juni 46% { 47 Thlr. bez. u. Br., 46% G., Juni - Juli 47— 472 Thir. bez., Br. u. G., Juli allein 48 Thlr. bezahlt.

Gerste, grosse u. kleine, 42 —47 Thlr. pr, 1/00DTO.

Battr loco 254 271 Thlr. , Lieferung pr. März 295 Thlr. bez., Frühjahr 25% £ Thlr. bez., Mai - Juni 25!% Thlr, bez., duui - Juli 26; Thlr. bez.

Erbeen, Koch- und Futterwaare 46 57 THlE:

Büböl teco 112 Thlr. Br.., März, März- April 114 Thlr, bez. u. G., 117 Br, April - Mai I © Thir. Ves C5 UA. 117 G., Mai - Juni 115—5. Thlr. bez. ‘u, Ber., 115 G., September - Oktober 115—5— % Thlr bez. .u Br., 112 Gld.

Spiritus loco ohne Fagcs 205 Thlr. bez., März u. März - April 205 !Z Thlr bez. u. Br., 205 G., April - Mai 20% 3 Thlr. bez., Br. u. G., Mai-Juni 204— 21 Thlr. bez., Br. n. G., Juni - Juli 217 bis 21% Thlr. bez.. Br. u; G, Juli-August 215—23 Thlr, bez., August- Septbr. 213—4- Thlr. bez, September-Oktober 20521 Thlr. bez.

Weizen wegen höherer Forderungen beschränkter Umsatz. Roggen loco in feiner Waare spärlich offerirt und zu festen Preisen gut zu lassen, Mittelsorten ohne Beachtung. Termine verkehrten bej guter Kauflust in steigender Richtung und sebliessen fest. Gekündigt 6000 Ctr. Rüböl etwas besser bezahlt bei lebhafterem Handel. Spirituse neuerdings gestiegen -bei aus „edehntem Handel, namenil:ch auf späte Lieferungen.

Eeipziz, 4. Miürz. Leipzig - Dresdener 214% Biuef Löbau- Zittauer Litt. A. 252 Br.; do. Litt. B. —. Magdeb.-Leipziger 188! Br. Berlin - Anh:!ter Litt. A., B. u. C. —. Berlin - Stettiner —. Cöln- Mindener —. Thüringische 103! G. Friedrich - Wilhelms - Nordbahn —. Altona - Kieler —.- Antalt-Dessaner Landesbank - Actien 18 Br, Braunschweiger Bank - Actien —. Wetimarische Bank - Actien —. Oeaterreichizche S5proz. ques —. 1{85der Loose —. 1854et National-Anleihe 514 Br. Preugeische Prämien-Anleihe —.

ESreatlaus, 5. Mirz, 1 Uher 30 Sinoten Nachmittags. (Tel. Dep. des Staats-Ánzeigers.) Oesterreichische Banknoten 675 Br. Frei- burger Stamm - Actien 933 G. Oberschleaische Actien bitt: A: u. C. 124% Dr: do, Litt B. —, -«Ghomelliai e Prioritäts - Obligatienen Litt. D., áproz., 8% DBr.; do. Litt: F. 47prez., 955 Br. do. itt. E., 34Pprez., 76; G. #osel-Oderberger Stamm - Actien 371 Br. Neiaze- Brieger Actien —, Oppeln - Tarnowitzer Stamun - Actien 35% Br. Preussische 5proz. Anleihe von 1859 1067 Br. j :

Sziritus pr. 8000 pCt. Tralles 202 Thlr. E, Weizen, weisser T5 - 93 Sgr., gelber 74—92 Sgr. Roggen 59-63 Sgr. Gerste 40—56 Sgr. Hafer 28 34 Sgr. i

Die Börse war matt und geschüstslos und die Course wenig ver- ändert, Oppeln-Tarnowitzer allein wurden höher bezahlt.